54 Technik Technik Haustech November 2010, Nr. 11 November 2010, Nr. 11 Haustech Baukultur und die Art der Kommunikation leiden jedoch darunter. Aus Teamplayern wurden Einzelkämpfer. Eine grosse Anzahl Spezialisten sind heute bei anspruchsvollen Elektro-Grossprojekten am Werk – früher deckte der Elektroingenieur als Generalist den ganzen Bereich ab. HKG hat diese Entwicklung erkannt und kann heute ohne externe Spezialisten und Schnittstellen die Gesamtplanung Elektrotechnik, die Gebäude-Automation und das Sicherheits-Engineering abdecken. ‹Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.› Inwiefern hat diese Aussage auf Ihrer Website eine Relevanz für HKG? Herzog: Dieses Zitat soll die Kultur und Ingenieurtechnik unserer Firma widerspiegeln. Wir untermauern und begründen alle unsere Entscheidungen. Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit bei HKG? Welche zukünftigen Entwicklungen sehen Sie bei diesem Thema? Herzog: Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Alles, was mit Energie zu tun hat, sollte nachhaltig sein. Wir nehmen diese Aufgabe sehr ernst und fokussieren uns noch mehr auf Kernthemen, welche für unsere heutige und künftige Gesellschaft es- «Die Baukultur hat sich gewandelt» hat sich aber auch die Bauzeit verkürzt. Hatte man früher viel, sehr viel Zeit, so fehlt diese heute in den meisten Projekten. Entsprechend muss der Elektroingenieur sehr schnell die Projektidee des Auftraggebers und Architekten umsetzen können. Vieles ist durch die heutige Technik natürlich auch professioneller geworden. Die Welcher Bereich innerhalb der HKG wird in den nächsten Jahren stärker wachsen? Herzog: Wir verstärken unsere Spezialdienstleistungen. Dazu gehören die Bereiche Energie und Umwelt, das Sicherheits-Engineering und die GebäudeAutomation. Werden Sie noch mehr Standorte in der Schweiz aufbauen? Herzog: Das wird sich situativ entscheiden. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, dass Firmen, die gut zu uns passen würden, auf den Markt kommen. Oder wenn sich plötzlich ein neuer Bereich auftut, dann ja. Wir haben uns jedoch nicht auf die Fahne geschrieben, die ganze Schweiz zu erobern. Und wo ist die HKG in zehn Jahren? Herzog: Ich bin davon überzeugt, dass unser qualitatives Wachstum anhalten wird. Ich bin auch davon überzeugt, dass sich unser Dienstleistungsspektrum ausweiten wird und wir weiter Marktanteile dazugewinnen werden. Die Gelegenheit, eine komplette Geschäftsleitung zur aktuellen Situation in ihrer Branche zu befragen, bietet sich nicht jeden Tag. «Haustech» unterhielt sich mit der Gruppengeschäftsleitung der Herzog Kull Group (HKG), einem Elektro-Engineering Unternehmen. Interview Monika Schläppi Sinn: Zeichnungsmaschine, Reisszeug, Pergamentpapier und Tochterpausen, Tusche und Rasierklinge. Lernende brauchten wirklich viel Geduld, bis sich ein Werk auch sehen lassen konnte. Heute konstruiert ein guter Praktiker und EDV-Anwender bereits in kürzester Zeit die tollsten Installationspläne und Schemata. Im gleichen Tempo Was sind die zukünftigen Herausforderungen für HKG? Herzog: Erstens wollen wir unseren Qualitätsstandard auf diesem Niveau halten. Zweitens wollen wir immer unsere Kostenstruktur im Griff haben, denn dann sind wir auch ein attraktiver Arbeitgeber. Dies sind die grössten Herausforderungen für uns. Wie schätzen Sie die Entwicklung in der Baubranche in den nächsten Jahren ein? Herzog: Solange der Zustrom von Einwanderern in die Schweiz anhält und die Schweiz weiterhin ein attraktives Land bleibt, denke ich, dass es der Baubranche auch künftig gut geht. Die Aufgabe, Wohnraum zu schaffen und damit auch Infrastrukturaufgaben zu erfüllen, wird anhalten. Deshalb wird die Schweiz für die Baubrache ein guter Standort sein. Die Gruppengeschäftsleitung der Herzog Kull Group: (v.l.n.r.) Christian Lüthi, René Herzog, Rosmarie Müller, Walter Schraner, Volker Wouters und Marcel Pfrunder. Fotos Peter Frommenweiler Haustech: Sie sind seit über 30 Jahren in der Elektroplanung tätig. Wie hat sich die Branche in dieser Zeit verändert? René Herzog: Tatsächlich hat sich die Elektroplanung stark verändert. Wenn ich nur an den früheren Arbeitsplatz des Planers denke, so kommt mir Folgendes in den sentiell sind. Beispielseise Energie-Erzeugung, Energie-Effizienz, Wasser und Abwasser, Abfall und Verkehr. Alle diese Bereiche müssen eine grosse Nachhaltigkeit aufweisen, sonst schaffen wir für die nächsten Generation unlösbare Probleme. René Herzog, 58, Elektrotechniker TS, Vorsitz Gruppengeschäftsleitung. Welches sind Ihres Erachtens die relevanten Faktoren, die eine erfolgreiche Weiterführung des heutigen Erfolgs der Herzog Kull Group sicherstellen? Marcel Pfrunder: Die wichtigsten Faktoren sind motivierte Mitarbeiter, die bestens funktionierende Infrastruktur sowie das über die Jahre durch Fachkompetenz erarbeitete Netzwerk. Durch ständige Weiter- Marcel Pfrunder, 43, Dipl. El.-Inst./Telematiker, MAS-BA Betriebswirtschaft, Stellvertreter Vorsitz Gruppengeschäftsleitung Region Zentralschweiz. bildung sind wir auf dem aktuellen Stand der Technik und können die Bedürfnisse des Marktes optimal befriedigen. Das Kader trifft sich in regelmässigen Abständen, um neue Kundenbedürfnisse zu erkennen und um Verbesserungs- und Optimierungspotenzial in den Prozessen zu erarbeiten. Wir geben uns nicht mit durchschnittlichen Leistungen zufrieden. Der Markt fordert kompetente Partner, die im ganzen Spektrum der Elektrotechnik zu Hause sind. Deshalb bieten wir die entsprechenden Dienstleistungen selber an, ohne unnötige Schnittstellen durch externe Spezialisten zu verursachen. Welchen Stellenwert hat bei Ihnen die interne und externe Weiterbildung? Pfrunder: Unsere Branche hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es sind neue Technologien dazugekommen, die Gebäude beinhalten immer mehr Technik. Zusätzlich gibt es auch immer mehr neue Ausbildungen, beispielweise das Studium zum Energieingenieur. Wenn wir immer neue Dienstleistungen anbieten wollen, müssen wir dafür auch die richtig ausgebildeten Mitarbeiter haben, um die Kundenbedürfnisse optimal abzudecken. Dazu müssen wir unser Personal kontinuierlich entweder intern aus- 55 56 Technik Technik Haustech November 2010, Nr. 11 bilden oder ihnen die Möglichkeit geben, ein Zusatzstudium zu absolvieren. Dann gilt auch bei Ihnen, dass lebenslanges Lernen unabdingbar ist? Pfrunder: Absolut. Wenn Sie sehen, wie in den vergangenen 15 bis 20 Jahren geplant worden ist und welche Technologien zum Einsatz kamen, ist das ein riesiger Unterschied. Heute gibt es beispielsweise die LED-Technik, und wenn man diese planen möchte, muss man diese Technologie auch verstehen. Deshalb müssen wir uns auch in Zukunft zusammen mit den neuen Technologien immer weiterentwickeln und ausbilden. November 2010, Nr. 11 Haustech Normen wie Minergie oder Ecobau erfüllt werden können, ist eine enge Zusammenarbeit unabdingbar. Alle diese neuen Anforderungen haben dazu geführt, dass der Koordination der einzelnen Gewerke eine noch höhere Bedeutung zukommt. Für den Generalunternehmer sind die Kosten ab der ersten Stunde ein gewichtiger Faktor. Die Herzog Kull Group kann auf eine langjährige Kostendatenbank zurückgreifen und garantiert so eine frühe Kostensicherheit. Hat sich die Zusammenarbeit mit den Planungspartnern wie Architekten, Generalplanern, Generalunternehmer in den letzten Jahren verändert? Christian Lüthi: Die Haustechnik, im Speziellen die Elektrotechnik, gewinnt von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Es wurde erkannt, dass eine innovative Gebäudetechnik für jedes Gebäude unverzichtbar ist und im Einklang zur Architektur stehen soll. Um den hohen ästhetischen Ansprüchen der Architekten gerecht zu werden, ist es wichtig, dass man innerhalb des Planungsteams die gleiche Sprache spricht. Damit die Volker Wouters Ist HKG ein attraktiver Arbeitgeber? Rosmarie Müller: Ja, da in der Herzog Kull Group eine Unternehmenskultur gepflegt wird, in der Teamgeist und Eigenverantwortlichkeit gleichermassen wichtig sind. Unser Arbeitsklima ist geprägt von Fairness, Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Wir anerkennen die persönliche Einsatzbereitschaft, das Wissen und die Erfahrung der einzelnen Mitarbeiter als unser höchstes Gut. Darum unterstützen und fördern wir unsere Mitarbeiter individuell in ihrer Weiterbildung. Unseren rund zehn Lernenden verhelfen kompetente Ausbildner zu einem erfolgreichen Start ins Berufsleben. Was bedeutet das konkret für den Kunden? Lüthi: Im ganzen Elektrobereich haben sehr grosse Entwicklungen stattgefunden, besonders bei Minergiebauten, mit neuen, effizienten Leuchten und intelligenten Bussystemen. Die Elektroplanung spielt dabei eine wichtige Rolle, die vom Projektentwurf bis zur Fertigstellung mit berücksichtigt werden muss. Dabei ist unsere Branche gefordert, innovative Lösungen anzubieten. Schliesslich sind nicht nur die Fassade und die Architektur massgebend für den Erfolg eines Gebäudes, sondern auch die ganze Infrastruktur. Was erachten Sie als die grössten Herausforderungen für eine erfolgreiche Elektroplanung im heutigen Umfeld? Walter Schraner: Die technisch erfolgreiche Umsetzung eines Projektes ist fundamental. Unsere Aufgabe besteht darin, vermehrt zu erkennen und zu ermitteln, welchen Bedarf an Technik der Kunde hat. Dies bedingt einen enge Zusammenarbeit und eine frühzeitige Auseinandersetzung des Bauherrn mit dem Thema. Christian Lüthi, 45, Energietechniker TS, Mitglied Gruppengeschäftsleitung Region Mitte. «Je besser das Wissen in einem Ingenieurbüro verankert ist, desto bessere Dienstleistungen kann man dem Kunden bieten.» Ist eigentlich das Wissen beim Bauherrn überhaupt vorhanden? Schraner: In der Regel ist es heute so, dass der Bauherr weiss, dass er ein Gebäude benötigt und wie viel Arbeitsplätze er darin unterbringen möchte. Was das Gebäude aber können muss, weiss er noch nicht. Meistens tauchen dann seine Bedürfnisse erst während des Planungsprozesses auf. Unsere Schwierigkeit ist es, wie wir zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Informationen gelangen. Die Problematik dabei ist, in einer frühen Phase den direkten Kontakt mit dem Bauherrn zu finden. Der Bauherr steht natürlich einer sehr breiten und komplexen Materie gegenüber, die sich technologisch auch noch extrem schnell weiterentwickelt. Schraner: Das ist so. Mit der Elektrotechnik Walter Schraner, 43, Energie-/Wirtschaftstechniker TS/NDS, Mitglied Gruppengeschäftsleitung Region Zürich-Ost. Finden alle Lernenden nach der Ausbildung einen Platz bei HKG? Müller: Die meisten der jungen Leute, die ihre Ausbildung beendet haben, möchten bei uns weiterarbeiten. Worüber wir natür- setzt man sich meist am wenigsten auseinander, da die Elektrotechnik mit Ausnahme der Beleuchtung nicht direkt physisch wahrgenommen wird. Dazu kommt die Komplexität der Elektroanlagen, die durch die Verschmelzung der Gebäudetechnik mit der Elektronik und Informatik für nicht Fachleute immer weniger nachvollziehbar ist. Ist die Zusammenarbeit mit den Architekten nicht ebenfalls eine grosse Herausforderung für Sie? Schraner: Die Anforderungen an die Technik mit den gestalterischen Ansätzen der Architektur in Einklang zu bringen, ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Elektroplanung. «Die Anforderungen an die Technik mit den gestalterischen Ansätzen der Architektur in Einklang zu bringen, ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Elektroplanung.» Walter Schraner lich froh sind. Wir bieten ihnen zudem auch die Gelegenheit, in eine andere unserer zahlreichen Niederlassungen zu wechseln. Sie sind unter anderem Dozent an der Hochschule Luzern, Technik und Architektur. Da sind Sie an der Quelle, um gut ausgebildeten Nachwuchs für die HKG zu rekrutieren? Wouters: Ich bemühe mich, meine Funktion in der Firma und diejenige an der Hochschule zu trennen. Es ist sicherlich so, dass gute Leute auf dem Markt gefragt sind. Deshalb versuche ich Studenten dafür zu begeistern, ein Praktikum bei der HKG zu absolvieren. Wenn ein Praktikum gegenseitig, zufriedenstellend verlaufen ist, kann es natürlich auch zur Imagepflege der Firma einen Beitrag liefern. Gleichzeitig ist es für uns klar, dass die Betreuung der Studenten eine anspruchsvolle Aufgabe ist, die wir sehr ernst nehmen. Welchen Beitrag liefert die Herzog Kull Group zur Förderung und Weiterentwicklung der Elektroplanungs-Branche? Volker Wouters: Die HKG hat einen direkten Zugang zur Hochschule Luzern, Technik und Architektur, wo die schweizweit einzige Ausbildung im Bereich Elektroengineering Gebäudetechnik auf Hochschulniveau stattfindet. Zudem arbeitet die Herzog Kull Group in den massgebenden Brancheninstitutionen der Elektroplanung, namentlich dem SIA und dem SWKI, aktiv im Bereich der Normierung und Weiterbildung mit. Getreu dem Motto, wer gute Mitarbeiter für sich beansprucht, muss selber investieren. dete Mitarbeiter. Es werden Leute gesucht, die sich ständig weiterbilden. Sonst sind die Firmen nicht mehr in der Lage, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Jedes Ingenieurunternehmen, welches sich gut im Markt positionieren will, ist dringend auf gut ausgebildete Leute angewiesen. … und wer nicht in seine Mitarbeiter investiert, ist mittel- oder langfristig nicht mehr wettbewerbsfähig? Wouters: Das kann ich so unterstreichen. Wie schon mehrfach betont, schreitet der Technologiewandel sehr schnell vorwärts. Wir brauchen immer mehr gut ausgebil- Können es sich nur grosse Firmen leisten, ihre Mitarbeiter ständig ausund weiterzubilden? Wouters: Natürlich ist die Weiterbildung auch eine Kostenfrage. Da haben sicherlich Firmen in der Grösse der HKG einen Vorteil gegenüber kleineren Unternehmen. Volker Wouters, 42, Dipl. El.-Ing. HTL/SIA, Mitglied Gruppengeschäftsleitung Technik/ Wissenschaft. Zur Firma Rosmarie Müller, 56, Kauffrau, Mitglied Gruppengeschäftsleitung HR, Finanz- und Rechnungswesen. Die Herzog Kull Group wurde 1978 gegründet und beschäftigt heute über 100 Mitarbeitende an den Standorten Aarau, Baden, Basel, Bern, Lausanne, Luzern, Rheinfelden, Rotkreuz, St. Gallen und Zürich. Als unabhängige SIA-Ingenieure bietet die Gruppe im Bereich Elektro-Engineering die Gesamtplanung der Elektrotechnik und der Gebäudeautomation an. Das Geschäftsfeld Consulting umfasst das Themenspektrum Energie und Umwelt, Sicherheits-Engineering, Expertisen und Spezialdienstleistungen. www.hkgroup.ch 57