Immer noch akut: Die Leptospirose Sie gehört weltweit zu den am meisten verbreiteten Infektionskrankheiten, die Tiere und Menschen befallen können. Doch trotz regelmäßiger Impfungen steigen die Fälle. Woran liegt das? Die Leptospirose ist eine sehr ernstzunehmende Infektionskrankheit, die sich durch Fieber, meist blutigen Brechdurchfall und Gelbsucht äußert und in akuten Fällen schnell tödlich verlaufen kann. Normalerweise wird jeder Hund regelmäßig mit dem üblichen Fünffach- oder Sechsfachimpfstoffes dagegen geimpft. In den letzten Jahren hat sich leider herausgestellt, dass die fürchterliche Krankheit beim Hund immer noch aktuell ist – und ihre Verbreitung sogar bedenklich zu nimmt. Die Krankheit Leptospirose ist die am meisten verbreitete bakterielle zoonotische Erkankung – was bedeutet, dass sie also auch auf den Menschen übertragbar ist. Es gibt über 200 verschiedene BakterienUntergruppen. Auch wenn nur eine sehr überschaubare Anzahl davon für den Hund gefährlich werden kann, sind in den letzten Jahren zu den bisher üblichen noch drei bis vier weitere hinzu gekommen. Normalerweise wird jeder Hund regelmäßig mit dem üblichen Fünffach- oder Sechsfachimpfstoffes dagegen geimpft. In den letzten Jahren hat sich leider herausgestellt, dass die fürchterliche Krankheit beim Hund immer noch aktuell ist – und ihre Verbreitung sogar bedenklich zu nimmt. Das Problem Die Herstellung von Impfstoffen gegen bakterielle Erreger ist schwierig, weshalb man trotz aller Bemühungen der Pharmakonzerne nicht schnell genug mit neuen Impfstoffen reagieren konnte. Noch dazu schützen Impfstoffe gegen Bakterien meistens keine vollen zwölf Monate, sondern häufig nur sieben bis neun Monate lang: Viele Hunde sind also gegen Ende eines Jahres trotz regelmäßiger Impfung nicht mehr gegen Leptospirose geschützt. Impfte man zudem bisher klassisch gegen die Untergruppen (Serotypen) Leptospira (L.) Icterohaemorrhagiae und Canicola, stellte sich in den letzten Jahren heraus, dass die Krankheitsauslöser bei Hunden häufig L. Grippotyphosa, seltener Saxkoebing, Bratislava und gelegentlich Pomona waren. Die Übertragung Leptospiren werden direkt oder indirekt übertragen. Die direkte Übertragung geschieht bei direktem Kontakt mit Harn oder Blut von erkrankten Tieren (hauptsächlich wild lebenden Nagern wie Ratten, Mäuse oder Igel), bei der Paarung oder durch Bißwunden von erkrankten Tieren. Eine indirekte Übertragung des Erregers ist durch Ratten-, Mäuse- oder Igel-Urin in Pfützen möglich, Urin in der Erde oder der Nahrung und Einstreu. Vor allem im Sommer gilt Pfützen- oder Brackwasser als eine der Haupt-Ansteckungsquellen, denn die Bakterien sind in Wasser und feuchtem Milieu wochenlang überlebensfähig. Die Leptospiren dringen durch kleinste Hautverletzungen besonders im Bereich zwischen den Zehen, oder die Schleimhäute von Nase und Maul in den Körper. Sehr wichtig für den Krankheitsverlauf ist der jeweilige Immunstatus des Hundes. Hat ein Tier, das mit Leptospiren infiziert wird, einen hohen Antikörpertiter (wie z.B. ein Welpe mit mütterlichen Antikörpern oder ein vollständig geimpfter ewachsener Hund) kann der Erreger meist eliminiert werden, ohne dass es überhaupt zu einem Ausbruch der Krankheit kommt. Bei einem etwas niedrigeren Antikörpertiter, kommt es zu einer wenig schweren oder kurzen Leptospirämie mit milden klinischen Anzeichen. Hat der Hund aber einen niedrigen Antikörpertiter oder gar keine Antikörper, so kommt es nach der Leptospirämie zu einer Vervielfältigung der Bakterien in Nieren, Leber, Milz, zentralem Nervensystem, Augen und im Genitaltrakt . Die Symptome Weil ihre Anzeichen so unspezifisch sind, wird eine Erkrankung (eine Leptospirämie) häufig nicht auf Anhieb erkannt. Wertvolle Zeit geht verloren, weil beispielsweise zuerst auf Verdacht auf Vergiftung behandelt wird. Nach einer Inkubationszeit von sieben bis zwölf Tagen kommt es zu klinischen Symptomen: vorwiegend Schlappheit, Futterverweigerung, Dehydratation, Durchfall, Erbrechen, Fieber oder erhöhtem Ausscheiden von Urin. Bei perakutem Verlauf führt das Schockgeschehen ohne Ausbildung weiterer Symptome zum Tod. Häufig kommt es zu akuten Niereninsuffizienzen, Blutungen oder Leberfunktionsstörungen wie Gelbsucht. Durch den Zerfall der roten Blutkörperchen bei Leptospirose kommt es zu einer ausgeprägten Anämie, also „Blutarmut“. Die klinischen Symptome können sehr variabel und unspezifisch sein und sind vom Immunstatus des Hundes abhängig. Häufig erkranken junge Hunde (<6 Monate) besonders schwer. Die Diagnose Sie basiert nicht auf einem einzigen Test, sondern auf einer Kombination bestimmter klinischer Symptome, Laborergebnissen sowie direkten oder indirekten Erregernachweisen. Üblich ist zunächst der Antikörper-Nachweis mittels Mikroagglutinationstest (MAT). Ein weiteres serologisches Testverfahren ist der sogenannte ELISA, der eine gute Methode zur Unterscheidung von Impf-Titer und Infektions-Titer darstellen kann. Auch der indirekte Erregernachweis hat große Bedeutung bei der Diagnose: Etwa eine Woche nach Infektion treten die ersten Antikörper im Blut auf. Die Titer erreichen ihren Höhepunkt etwa drei bis vier Wochen nach Infektion und sinken langsam über Wochen bis Monate ab. Der Erregernachweis mit Hilfe der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist sehr spezifisch und im Gegensatz zu den serologischen Nachweisverfahren im frühen Stadium der Infektion positiv. Dieser Nachweis kann über Urin und Blut erfolgen. Die Therapie Bei allen Hunden mit Leptospirose- typischen Symptomen muss sofort eine antibiotische Behandlung mit einem Breitband-Penicillin eingeleitet werden. Die Therapie ist vom Schweregrad der Symptome, der Nieren- und/oder Leberbeteiligung und den Komplikationen wie Lungenbeteiligung abhängig. Zusätzlich wird meist eine zweiphasige antimikrobielle Therapie durchgeführt. Je früher mit der antimikrobiellen Therapie begonnen wird, umso wahrscheinlicher ist die Heilung der durch Leptospiren bedingten Organschäden. Aus diesem Grund, aber auch wegen des potentiellen Zoonoserisikos ist bei Verdacht auf Leptospiroseinfektion mit antimikrobieller Therapie zu beginnen, auch wenn endgültige Ergebnisse der Diagnostik noch fehlen. Die Vorbeugung Die Leptospirose-Impfung ist gewöhnlich Teil der jährlichen 5-fach-Impfung. Anders als bei anderen Impfstoffen, die, wie die Impfkommission mittlerweile empfiehlt, nur alle drei Jahre nachgeimpft werden müssen, besteht die Wirksamkeit des Leptospirose-Impfstoffes meist nur über sechs bis neun Monate. Prof. Reinhard Straubinger, Bakteriologe und 2. Vorsitzender der Ständigen Impfkommission empfiehlt daher eine Wiederholung der Leptospirose-Impfung alle sechs Monate. „Aufgrund der Art der Impfstoffe sollte man die Impfungen gegen Leptospirose, Tollwut und/oder Borreliose auch möglichst auseinanderziehen, um mögliche Impfreaktionen zu vermeiden“, rät er. Einen Hund nicht oder nicht regelmäßig gegen Leptospirose zu impfen, hält er für grob fahrlässig. Denn: Nur mit genügend hohem Antiköper- Titer können Leptospiren eliminiert werden. Ist der ungenügend hoch, kann es zu einer milde verlaufenden Leptospirämie kommen. Bei gänzlich fehlenden Antikörpern allerdings kommt es zur raschen Vermehrung der Erreger im Gefäßsystem mit anschließender Besiedlung verschiedener Organe und Gewebe wie Nieren, Leber, Milz, Gefäßwänden, Lungen, Augen, Gebärmutter, Skelettmuskulatur, Herzmuskel und der Bauchspeicheldrüse – und dem Tod des Hundes. In Deutschland stand bis vor kurzem im Gegensatz zu den USA lediglich ein bivalenter Impfstoff (Serogruppen Icterohaemorrhagiae und Canicola) zur Verfügung. Heute werden Erkrankungen allerdings vor allem durch Serovare ausgelöst, gegen die Impfstoff in der Regel nicht schützt, aber: die klinischen Symptome können durch eine unspezifische Impfung wenigstens deutlich gemildert werden. Seit diesem Jahr sind in Deutschland von verschiedenen Herstellern drei- und vierfache Impfstoffe gegen Leptospirose erhältlich, die zusätzlich zu den beiden bisher üblichen noch die Serovare Grippotyphosa und Bratislava enthalten. Impfstoffe für den europäischen Markt, die zusätzliche Serogruppen enthalten, warten auf die Zulassung und werden folgen.