Dr. med. vet. Otto Egbering Fachtierarzt für Schweine Praxisinfo Tierarzt für Bestandsbetreuung und Qualitätssicherung im Erzeugerbetrieb–Schweine– Tierarztpraxis für Großtiere Praxisinfo für Schweinehalter Bei Fruchtbarkeitsstörungen immer auch an Leptospirose denken! Klinisches Bild der Leptospirose: Die Leptospirose ist eine chronische, ansteckende Infektionskrankheit die sich im Sauenbestand durch erhöhte Umrauschquoten, nicht rauschende Sauen, Kleinwürfigkeit, Aborte, Totgeburten und eine erhöhte Anzahl von lebensschwach geborener Ferkel bemerkbar macht. Da die Leptospirose auch auf den Menschen übertragbar ist gehört sie zu den meldepflichtigen Krankheiten. Beim Menschen führt sie zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, begleitet von Schüttelfrost mit Kopf- und Muskelschmerzen. Bild 1: Abort bei einer Sau aufgrund einer Leptospiren-Infektion Wie wird Leptospirose übertragen? Die Übertragung des Erregers geschieht überwiegend durch das Eindringen des Erregers über die Schleimhaut oder durch feine Wunden der äußeren Haut. Er kann aber auch durch direkten Kontakt von Schwein zu Schwein übertragen werden. Auch die Infektion über das Sperma ist möglich. Die Leptospiren besiedeln bevorzugt die Nieren. Über den Urin werden sie über Wochen und Jahre in unterschiedlich großer Menge ausgeschieden. Bild 2: Ablauf einer LeptospirenInfektion Es kommt sehr häufig zu Dauerausscheidern! Schadnager spielen bei der Verbreitung des Erregers innerhalb verschiedener Stallabteile eine große Rolle. Die Einschleppung in den Betrieb erfolgt meist über Zukauf infizierter aber klinisch unauffälliger Jungsauen. Die phasenweise Leptospiren-Ausscheidung führt zu einem wechselhaften Infektionsdruck in der Herde. Zusammen mit Hygienefehlern kommt es wiederholt zur Kontamination des Stalles und damit zu einem immer größer werdenden Bestandsproblem. Das Ergebnis ist eine fortschreitend schlechter werdende Fruchtbarkeitsleistung der Sauenherde mit den oben aufgeführten Symptomen. Die Diagnose durch blutserologische Untersuchungen absichern! Durch blutserologische Untersuchungen lassen sich die unterschiedlichen Leptospiren-Stämme relativ einfach nachweisen. Zu den besonders krankmachenden Stämmen (Serovaren) Seite 1 von 3 gehören vor allem Leptospira pomona und Leptospira bratislava. Bei den TestErgebnissen ist zu beachten, dass niedrige Antikörperwerte nicht unbedingt eine Aussagekraft für das Ausmaß der klinisch sichtbaren Symptome im Stall haben. Die Antikörperwerte steigen erfahrungsgemäß erst 10 bis 14 Tage nach einer akuten Infektion. Es sollte daher bei niedrigen Antikörperwerten, die nicht zu den schweren klinischen Symptomen passen, zur Sicherheit derselbe Test ca. 14 Tage später noch einmal durchgeführt werden. Bei der Bekämpfung ist es besonders wichtig die Infektionsketten zu unterbrechen! Leptospiren sind in der Lage, in feuchtem Milieu sehr lange zu überleben. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, eine Austrocknung von feuchten Stellen im Kontaktbereich der Tiere (feuchte Ausläufe und Arenen, feuchte Sammelbuchten, Gruppenbuchten mit feuchten Teilspaltenböden) durch den Einsatz von Stallosan oder andere kalkhaltige Produkte zu erreichen. Weiter kann man die Krankheit nur wirksam aus dem Betrieb eleminieren, wenn gründliche Hygienemaßnahmen wie Schadnagerbekämpfung sowie Reiningungs- und DesinfektionsMaßnahmen zur Unterbrechung der Infektionsketten durchgeführt werden! Im anderen Fall kann das eine Sanierung zum Scheitern bringen. Schadnagerbekämpfung ist in diesem Fall besonders wichtig! Eine Bestandsbehandlung sollte mit Doxycyclin durchgeführt werden: Um die Erregerausscheidung zu reduzieren oder besser noch zu stoppen muss man eine GesamtbestandsBehandlung durchführen. Als Mittel der Wahl sollten man hierfür Medikamente mit dem Wirkstoff Doxycyclin verwenden. Dieser Wirkstoff wird gegenüber den bisher verwendeten einfachenen Tetracyclinen wie Chlortetracyclin (CTC), Tetracyclin- hydrochlorid oder Oxytetracyclin (OTC) besonders gut im Nierengewebe, dem Rückzugsort der Leptospiren, angereichert und über die harnableitenden Wege mit dem Urin ausgeschieden. Bild 4: Im Bild 4 wird der Therapieerfolg beim Einsatz von einfachen Tetracyclinen wie Chlortetracyclin (CTC), Tetracyclinhydrochlorid oder Oxytetracyclin (OTC), im Diagramm unter A aufgeführt und Doxycyclin, im Diagramm unter B aufgeführt miteinander verglichen. Es ist unter B deutlich zu sehen, dass nach einer Doxycyclinbehandlung keine Leptospiren mehr über die Nieren ausgeschieden werden. Bild 3: Seite 2 von 3 Autoren: Neu zugekaufte Jungsauen bilden generell ein erhebliches Einschleppungsrisiko für Leptospiren: Von den neu zugekauften Jungsauen geht erfahrungsgemäß ein sehr großes Einschleppungsrisiko für Leptospiren aus! Es ist daher ratsam, bei den zugekauften Jungsauen im Quarantänestall eine 14-tägige Doxycyclin-Behandlung durchzuführen. Literaturquellen: 1) Tierarzt Peter Latell DLZ Agrarmagazin Primus Heft 5/2009 „Leptospirose erkennen und gezielt bekämpfen“ 2) Dr. Martin Petzold Nutztierpraxis Aktuell, Ausgabe 31 – Dezember 2009 „Jungsauen-Management vor dem Hintergrund bakterieller Infektionen“ 3) Tierarzt Peter Latell Vortrag bei der 7. AVAHaupttagung in Göttingen im Feb. 2008 „Feldversuchsergebnisse zum Einsatz von Doxycyclin bei der Leptospirose von Sauen“ 4) Dr. Otto Egbering und Tierärztin Catharina Hölscher Erfahrungen im Zusammenhang mit Leptospiren-Infektionen bei Sauen in der eigenen Tierarztpraxis Dr. Otto Egbering Fachtierarzt für Schweine Kalksbecker Weg 122 48653 Coesfeld Tel. 02541 / 81488 E.mail: [email protected] 5) Katrin Strutzberg-Minder Vortrag bei der 7. AVAHaupttagung in Göttingen im Feb. 2008 „Ergebnisse diagnostischer Untersuchungen zum Nachweis von Leptospiren-Infektion“ Seite 3 von 3