Sichtbarkeit der Himmelskörper Günther Wuchterl Didaktik der Astronomie V, SS 2008 Objekt­Sichtbarkeit: Faktoren ● Position ● Helligkeit ● Helligkeit des Himmels ● Typ (Stern, Komet, Nebel, Milchstraße) ● Atmosphäre ● Helle Nachbarn ● Instrument Gestirnposition und Koordinaten ● ● ● ● Position: Rektaszension, Deklination („Himmelslänge/­breite“) Jahres(zeitliche) Sichtbarkeit: Sternzeit = Sternzeit im Meridian (S – Zenit ­ N); Ö: Gestirne mit Deklination < ­42° nie über dem Horizont (Kreuz des Südens); Unsichtbar für N geografische Breite, φ: Deklination < φ - 90° Helligkeitsmaß: Die Größenklasse ● genauer: scheinbare Helligkeit ● gemessen in Größenklassen (Magnituden) ● Sterne: hell: 0 mag schwach (freiäugig): 6 – 7 ● Definition: Helligkeitsdifferenz zweier Sterne I1 Größenklassen m1 und m2 m1−m2=−2,5 lg I2 ● 5 Größenklassen == Faktor hundert Helligkeit und Beleuchtung Sterne als Lampen ● ● ● Helligkeit [Größenklasse]: Maß für das (empfunden) Licht dass von einer Quelle ausgeht; Beleuchtungstärke [Lux (lx)]: Maß für die (wahrgenommene) Aufhellung einer Fläche (zB Boden); Subjektiver Anteil aufgrund der spezifischen Farbempfindlichkeit des Auges (gelb/grün; „Wär' nicht das Auge sonnenhaft ...“) Helligkeiten verschiedener Objekte Achtung ● ● Unterscheidung zwischen scheinbarer Helligkeit, m und absoluter Helligkeit, M (= scheinbare Helligkeit in einem Standard­ Abstand von 10 pc (parsec) = etwa 32 Lichtjahre) Helligkeiten werden in Spektralbereichen „Farben“ angeben (zB visuell mV oder infrarot mK) Himmelshelligkeit ­ Quellen ● Sonne am Tag ● Sonne nach dem Untergang: Dämmerung ● Mond ● ● Künstliche Nachthimmelsaufhellung (Lichtverschmutzung) Nachthimmelshelligkeit und Nordlicht Tageshimmel ● ● ● ● Tageshimmel von der Sonne erhellt; Punktförmige Objekte ab Größenklasse ­4 , (kurz; ­4 mag) sichtbar (zB Venus im größten Glanz); Helle Sterne im Fernrohr; Abstand von der Sonne und Klarheit des Himmels wichtig (nicht in die Sonne schauen); Daumentest: Sonne mit Daumen abdecken, je blauer der Himmel daneben desto besser. Dämmerung ● ● Sonnenhöhe ­6° bis ­12° : Nautische Dämmerung: Helle Sterne und Horizont sichtbar ● ­12° bis ­18° Astronomische Dämmerung ● ab ­18°: Astronomische Nacht ● Sonnenuntergang bis Sonne 6° unter dem Horizont: Bürgerliche Dämmerung – keine Sterne (Venus, Jupiter, Mond); Zeitunglesen Dauer der Dämmerungen bei uns jeweils etwa 30 min Mond ● 1/100 000 der Sonne ● ca. 100 000 mal heller als Sterne ● Vollmond verschluckt Großteil der Sterne visuelle Grenzgröße (schwächste Sterne mit freiem Auge ca. 4 mag) ● helle Sternbilder leichter zu finden ● üblicherweise keine Milchstraße sichtbar Atmosphäre ● ● Lichtabschwächung (Extinktion): Absorption von Teilen des Lichtes beim Durchgang durch die Luft: Zenit: 0,2 mag; 20° Höhe: ca. 1 mag; Horizont: jede Menge (zB 15 mag; Sonne bei U so hell wir Vollmond!) Strahlenbrechung (Refraktion): Krümmung des Lichtweges bei schrägem Einfall durch Änderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit in Luft ­­> Objekte werden angehoben (0,5° am Horizont: Achtung bei Aufgängen: 8 Minuten) Günstige Bedingungen ● Niedrige Luftfeuchtigkeit (kein Dunst); ● Seehöhe (jeder Meter hilft; 800m +; 1800 m ++: ● – Kürzerer Lichtweg heißt weniger Abs. und Streuer – Aerosole nehmen ab (Inversionschichten) Saubere Luft – Emissionsgebiete vermeiden (Berg, Wüste, Insel) – Atmosphärenwäsche (Regen; optimal Schneefall) – rasche Frischluft­Advektion (Wind vom Atlantik) Künstliche Nachthimmelsaufhellung ● ● ● Faustregel: Stadt mit 1 Mio Einwohner verschluckt >1 mag bis 100 km Entfernung Rückstreung des Lichts ist stark abhängig von Wetter und Aerosolen Direktes Licht blendet: Pupille verkleinert sich; Stoffwechsel des Auges stellt sich um: Nachtsehen geht verloren: mindestens 15 min (rotes Licht schont das Nachtsehen) Beginn und Ende einer Sichtbarkeitsperiode ● ● ● ● Beginn: Objekt taucht erstmals kurz in der Morgendämmerung auf: heliakischer Aufgang Ende: Objekt zuletzt kurz in der Abenddämmerung sichtbar: heliakischer Untergang Zusammenspiel von Dämmerung, Extinktion und Objekthelligkeit Werkzeug: Seehungsbogen ­ Sonnentiefe wenn Gestirn im Horizont steht: > 10° für hellste Sterne Kontrast – Nebelige Objekte ● ● ● ● ● Sterne praktisch punktförmig: maximaler Helligkeitsunterschied (Kontrast) zum Himmel; Helligkeit ausgedehnter Objekte (Kometen, Nebel, Planeten am Tag) auf Fläche verteilt; Doppelt so groß; Vierfache Fläche; ¼ Kontrast! Kontrast wird schwächer (wie unscharf); Optimaler Kontrast bei dunklem Himmel und „kompaktem“ Bild (Fernglas mit kleiner Vergrößerung); Sichtbarkeitstest: Stern mit gleicher Helligkeit so lange im Fernglas defokussieren bis so groß wie das Objekt. Helle Nachbarobjekte ● ● ● Helle Objekte in der Nachbarschaft hellen den Himmel auf und blenden; Abdecken des helleren Objektes (Lampe, Mond, heller Planet); „Auseinanderziehen“ mit Fernrohr oder Fernglas. Sternschnuppen ­ Meteore ● ● ● ● ● ● ● Maximum wenn Erde jahreszeitlich durch alte Kometenbahn fliegt ­­> Sternschnuppenkalender: zB Kuffner­Sternwarte.at ­­> Am Himmel; Schnuppen werden nach Fluchtpunkt benannt: Perseiden aus dem Perseus; Leoniden aus dem Löwen; Radiant (scheinbarer Fluchtpunkt) muss hoch am Himmel stehen; notfalls Mond möglichst weit weg; Je heller desto seltener: dunkler, mondloser Himmel abseits der Städte; Häufigkeit: Stundenrate im Zenit (ZHR); Faustregel Faktor 2 weniger (Horizont,Gesichtsfeld,Extinktion) Am meisten Schnuppen in Richtung zum Fluchtpunkt; meist östlich; Erde fliegt durch Kometentrümmerfeld; die meisten Sternschnuppen in Flugrichtung: zweite Nachthälfte; je später desto besser aber vor Morgendämmerung. Hinschauen und Geduld (mindestens eine Stunde) Die Hohe Schule: Kometen ● ● Sonnennähe: Kometen hell aber Dämmerung ● Großflächige Kometen: Kontrast ● Kometen: Sublimation von Eisen aus km­ Körpern bei Annäherung an die Sonne Strategie: Erst ausprobieren bei optimierten Bedingungen: ab nautischer Dämmerung; ohne Mond; maximale Höhe. Zusammenfassung Die sichere Seite der Sichtbarkeit ● Astronomische Dämmerung abwarten ● Höhe mehr als 30° über dem Horizont ● Monduntergang sicherstellen ● Künstliche Nachthimmelsaufhellung minimieren ● Berg oder Hügel suchen ● Nach Niederschlag beobachten ● Fernglas zur Hilfe Sichtbarkeit ­ Übungen ● ● ● ● Bestimmen Sie mittels der sternhell.at Methode die visuelle Grenzgröße in Abständen von 15 min während der nautischen und astronomische Dämmerung (Sommernachstabend); ... Grenzgröße mit und ohne Mond (bei astr. Nacht); Suchen Sie drei nebelige Objekte (Messier­Objekte mit M­ Nummern bzw. „Deep­Sky“ Objekte) die in den kommenden Sommernächten am leichtesten sichtbar sind; [Bestimmen Sie die Uhrzeiten des Erscheinens der ersten fünf Objekte die in der Abendämmerung. Welche Objekte sind das?] Das NutbuchGrab Ramses IV, Theben (um ­1155)