Passivhaus Objektdokumentation Wohnprojekt 13 in der Telemannstraße 24, Hamburg Eimsbüttel Verantwortliche Planer Christine Reumschüssel, Büro Dittert & Reumschüssel Colonnaden 43, 20354 Hamburg www.dr-architekten.de Mehrfamilienwohnhaus mit 18 Wohneinheiten, einem Gemeinschaftsraum und einer Tiefgarage. Die Wohnfläche des Gebäudes beträgt 1540 m², es wurde 2003 fertiggestellt. U-Wert Außenwand 0,112 W/(m²K) PHPP Jahres- 0,138 W/(m²K) Heizwärmebedarf U-Wert Kellerdecke 0,107 W/(m²K) U-Wert Dach 0,098 W/(m²K) PHPP Primärenergie- U-Wert Fenster 0,86 W/(m²K) Kennwert Drucktest n50 0,3 h-1 1 15 kWh/(m²a) 106 kWh/(m²a) 1 Kurzbeschreibung der Bauaufgabe Passivhaus Wohnprojekt 13 Telemannstraße, Hamburg In dem 5- bis 6-geschossigen Gebäude sind 18 unterschiedlich große Wohnungen (55m² - 105m²) und ein Gemeinschaftsraum realisiert. Die Bewohner haben sich vor Baubeginn in einer Genossenschaft organisiert. Sie übernahmen damit das finanzielle Risiko für die Errichtung des Gebäudes, waren aber dafür von Anfang an, an der Planung des Gebäudes verbindlich beteiligt. Ein Teil der Wohnungen sind gemäß der DIN 18025 Teil 2 barrierefrei konzipiert. Ein kompakter Baukörper mit einer luftdichten und wärmebrückenfreien Außenhülle ist Voraussetzung für die extreme Reduzierung des Energiebedarfs des Gebäudes. Nordorientierte Fensterflächen wurden vermieden. Eine Verschattung der süd- und westorientierten Fenster, zur Vermeidung der Überhitzung der Räume, ist notwendig und wird durch Bäume, Balkone und Sonnenschutzelemente geschaffen. Alle Fenster können sowohl im Sommer wie im Winter jederzeit geöffnet werden. Zusätzlich zur Fensterlüftung verfügt das Haus über eine Lüftungsanlage, die dauerhaft für frische, staub- und pollenfreie Luft in den Wohnungen sorgt. Die Wohntemperaturen können von den Bewohnern wohnungsweise individuell gewählt werden. In der Planung des Energiekonzeptes und in der Nutzung eines Passivhauses wird auch der Energieverbrauch für Lüftung, Warmwasserbereitung und Haushaltsgeräte berücksichtigt. Ein Passivhaus ist Wohnkomfort pur bei geringen Betriebskosten! In den Wohnräumen herrscht immer, Sommer, wie Winter, ein angenehmes Wohnklima bei dauerhaft niedrigem Energieaufwand zum Betrieb des Hauses. Ein Passivhaus braucht 10% der Heizenergie eines konventionellen Gebäudes. 2 2 Lageplan Die Lage des Gebäudes auf dem Grundstück war im Rahmen der vorgegebenen Baugrenzen unter Berücksichtigung des vorhandenen Baumbestandes zu optimieren. 3 3 Ansichtsfotos Passivhaus Wohnprojekt 13 Telemannstraße, Hamburg Westseite Passivhaus Wohnprojekt 13 Telemannstraße, Hamburg. Haupterschließung über transparente Treppenhausanlage und Laubengänge. Geschlossene Giebelansicht in nördlicher Ausrichtung. 4 Gebäudefront und Ein Teil der 18 Wohneinheiten werden an der Frontseite des Gebäudes über Laubengänge erschlossen. Die großzügige Laubengangerschließung dient als Ort der Begegnung und Erweiterung des persönlichen Wohnraumes. 5 4 Querschnitt durch das Passivhaus Wohnprojekt 13 Telemannstraße, Hamburg Die wärmedämmende Hülle ist rot umrandet dargestellt. Das Kellergeschoss befindet sich außerhalb der Passivhaushülle und wird durch eine von unten gedämmte Kellerdecke entkoppelt. 6 5 Grundrisse Passivhaus Wohnprojekt 13 Telemannstraße, Hamburg Grundriss des Kellergeschosses Die grün und hellrot hervorgehobenen Wände bezeichnen solche mit notwendig statischer Funktion und die Türkisfarbenen solche mit thermisch entkoppelten Verbindungen zur Erdgeschossdecke. Grundriss des Erdgeschosses Die rote Linie bezeichnet die wärmedämmende Hülle. Die blaue Linie umrandet das nicht beheizte Treppenhaus mit dem Fahrstuhlschacht. 7 Grundriss des 1. Obergeschosses Die grünen Bereiche bezeichnen die Installationsschächte, die Grauen Bäder und WC's. Grundriss des 2. Obergeschosses Die grünen Bereiche bezeichnen wiederum die Installationsschächte, die Hellroten die Deckenbereiche, die für die Unterbringung der Lüftungskanäle ca. 25 cm abgesenkt werden. 8 Grundriss des 6. bzw. Dachgeschosses Die rote Linie bezeichnet die wärmedämmende Hülle, die grünen Bereiche bezeichnen wiederum die Installationsschächte und die Hellgrünen die Technikzentrale. 9 6 Passivhaus - Berechnung und Zertifizierung Die Berechnung des Passivhausstandards erfolgt in unserem Projekt in drei Schritten. 1. Schritt - Passivhausvorprojektierung im Vorentwurf Auf Grundlage der Grundrisse/Ansichten/Schnitte M 1:200 wurden die Energiebezugsflächen (Außenmaße der Wohnflächen innerhalb der thermischen Hülle) und die Hüllflächen der unterschiedlichen Bauteile ermittelt. Die Fensterflächen sind gesondert nach Himmelsrichtung erfasst. Die Verschattung wurde nicht berücksichtig, da sie in dieser frühen Planungsphase noch nicht exakt ermittelt werden konnte. Aus diesem Grunde wurden auch die Abminderungsfaktoren aus Wärmebrücken pauschal angesetzt. Ergebnis dieser Berechnung war die Vordimensionierung der U-Werte der Außenbauteile. Der errechnete Energiekennwert Heizwärme lag bei 14,79kWh/(m2a) Es stellte sich heraus, dass bei einem kompakten Gebäudekörper dieser Größenordnung die Orientierung des Gebäudes für die Umsetzung des Passivhauskonzeptes von untergeordneter Bedeutung ist. 2. Schritt - Entwurf Auf der Grundlage der Entwurfsplanung im Maßstab 1:100 erfolgte eine differenzierte Berechnung gemäß PHPP, unter Berücksichtigung der Verschattung durch Nachbarbebauung, Balkone, Laubengang, Bäume. Abminderungsfaktoren aus Wärmebrücken wurden pauschal angesetzt Errechneter Energiekennwert Heizwärme: 14,9 kWh/m2a In dieser Planungsphase lagen wir zu nahe an dem Zielwert von 15,0 kWh/m2a. Wir mussten also den Energiebedarf des Gebäudes weiter reduzieren. Zusätzlich wollten wir den Zielwert möglichst unterscheiten, da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine detaillierte Berechnung der Abminderungsfaktoren aus Wärmebrücken erstellen konnten. Zur Reduzierung des Energiebedarfs des Gebäudes standen verschiedene Maßnahmen zur Auswahl: • • • • Verbesserung der Wärmedämmung durch die Verwendung eines Baustoffes mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK Einbau von Fenstern mit besserem g-Wert des Glases und/oder besserem UWert des Rahmens Verbesserung der Wärmerückgewinnung von 85 % auf 91 % durch Einbau eines größeren Wärmetauschers in der Lüftungsanlage Verringerung der Nordwest- Fensterflächen um 25 % der bisher geplanten Flächen. 10 Nach Abwägung der Baukosten und unter Berücksichtigung der Bauherrenwünsche bezüglich Belichtung wurde entschieden, die Wärmedämmung und die Wärmerückgewinnung zu verbessern. 3. Schritt - nach Vergabe Auf Grundlage der Ausführungs- und Detailplanung, sowie der detaillierten Produktangaben für Fenster, Außentüren, Befestigungen in der Fassade, und der aktualisierten PHPP-Berechnung erfolgt die Zertifizierung durch die Passivhaus Dienstleistung GmbH. Die Kosten für diese Zertifizierung betragen für unser Gebäude ca. 5.000 DM. Ein Mitarbeiter der Passivhaus - Dienstleistung - GmbH hat an mehreren Sitzungen des Bauteams teilgenommen, und im Detail Beratungen zur Reduzierung von Wärmebrücken gegeben. Notwendige Unterlagen für die Zertifizierung sind: • • • • • Lageplan mit Höhenangaben der umliegenden (verschattenden) Bebauung, Baumbestand, Lage und Größe geplanter Bäume. Bauantragspläne Produktangaben zu Glas, Abstandshalter, Fensterrahmen, Haustüren als Detailzeichnungen Fenstereinbau, Wandkopf KG, Attika, Einbindung der Treppenhauspodeste in Wanddämmung, Befestigung der Balkone in der Fassade, Ausführung der Balkongeländer zur Abschätzung des Verschattungsgrades verschiedene Angaben zur Haustechnik Nach unserer Erfahrung stellen die PHPP-Berechnungen ein gutes Hilfsmittel dar, in den einzelnen Planungsschritten den Passivhausstandard abzusichern. Um möglichst exakte Berechnungen erstellen zu können, haben wir bereits in der Entwurfsplanung wesentliche Details der Hülle geklärt. Insbesondere fand eine frühzeitige Detailabstimmung mit dem Statiker statt über Wärmebrücken im Bereich Kellerwände/Kellerdecke, diverse Anschlusspunkte im Bereich der Tiefgarage, Ausführung der Attika, statische Trennung des Treppenhauses, der Balkone und des Laubenganges von dem Hauptbaukörper. Die Dimensionierung des Rohbaus erfolgte frühzeitig, um die Energiebezugsfläche genau ermitteln zu können. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für die Richtigkeit der energetischen Berechnung. Im Zuge der PHPP - Berechnung wird die Entwicklung dieser Flächenansätze nachgehalten. 11 7 Ausführungsplanung In allen Details der Gebäudehülle stellen wir die Lage der Dämmebene und der Dichtigkeitsebene dar. Die Anschlusspunkte beheizter / nicht beheizter Bereich in der Tiefgarage/Treppenhaus/ Erdgeschosswohnung haben wir uns durch Modellbau erschlossen. Sollten diese Punkte erst während der Durchführung der Baumaßnahme erkannt werden, könnte eine erhöhte Wärmebrückenwirkung die erwünschte Kennzahl für den Heizwärmebedarf von 15,0 kWh/m2a gefährden. Wesentliche energetisch relevante Details der Hülle: • • • • • Fenstereinbau Anschlusspunkte Wohnungseingangstür am Laubengang Attika - Flachdachaufbau Wärmebrücke Wandkopf KG Treppenpodeste Die Realisierung des Passivhausstandards setzt eine gute Qualität der Bauausführung voraus. Neben der Arbeit im Bauteam trägt die Qualitätssicherung vor Ort zum Erreichen dieses Zieles bei. Für eine örtliche Bauleitung bedeutet dies u.a. • Kontrolle der eingebauten Materialien für Dämmung und Dichtung auf ihre Übereinstimmung mit der geplanten Qualität • Steuerung des Bauablaufes für die Durchführung von Blower-Door-Tests • Teilabnahmen von Dämm- und Dichtungsebenen nach Baufortschritt Die luftdichte Hülle des Passivhauses: Das Passivhaus hat eine sehr dichte Gebäudehülle. Diese kann nur durch eine genaue Detailplanung, insbesondere bei den Anschlüssen des Trocken- an den Massivbau und bei den Fenstern und Türen, sowie bei den Durchdringungen erzielt werden. Die Luftdichtigkeit wurde im BlowerDoor Verfahren nachgewiesen. Die Luftdichtigkeitsebenen werden gesichert durch: • • • • Betonplatte der Sohle und der Dachkonstruktion Abklebung der Fenster und Türen bis auf die Schlemme der Außenwand Innenputz bis auf die jeweiligen Geschoss, bzw. Boden- und Deckenplatten und auch in allen massiven Innen- und Außentürleibungen (oberhalb der Abklebungsebene) Durch das stellen der Leichtbauwände gegen den Innenputz 12 7.1 Bauteile und detailierte Ausführung Vertikal-Schnitt durch ein Fenster Rot umrandet ist die Außenseite der letzten wärmedämmtechnisch wirksamen Schicht und Gelb die Luftdichtungsebene. Das Detail zeigt die Position des Fensters in der Dämmebene. Im Rahmen der Ausführung kam nicht dieser Fenstertyp, sondern ein Fenster der Fa. Rehau zur Ausführung. Vertikal-Schnitt durch den Anschluss Außenwand-Tiefgaragendecke Rot umrandet ist wiederum die Außenseite der letzten wärmedämmtechnisch wirksamen Schicht 13 7.2 Kellerdeckendetails Zur Reduzierung der Wärmebrücken liegt die Decke nur punktuell auf dem Fingerauflager auf. Isomursteine (Wärmedämmsteine) werden auf die Kelleraußenwände aufgemauert, um die Wärmebrücke zwischen Kellerwänden und Erdgeschosswänden zu reduzieren. Dämmung der Kellerdecke Aufbau der Kellerdecke über Tiefgarage: Kellerdecke/ Bodenplatte 10 mm Putz, 300 mm außenliegende Dämmung, 180 mm Stahlbetondecke (luftdichtende Ebene), 40 mm Dämmung, 15 mm Trittschalldämmung und 55 mm Estrich auf Trennlage. 14 U-Wert 0,108 W/(m²K) 7.3 Konstruktion inkl. Dämmung der Außenwände Detail des Übergangs zwischen Kellerdecke und Erdgeschossaußenwand. Hier in der Spalte wird die 30 cm dicke Wärmedämmung herangeführt. Dämmung Die Wanddämmung wird auf eine Hilfskonstruktion aufgestellt. Später wird dort die Perimeter Sockeldämmung verklebt. Außenwand 10 mm Außenputz; 240-300 mm PS oder MW Wärmedämmung als WDVS, 175 mm KS Mauerwerk, 15 mm Innenputz (luftdichtende Ebene). 15 U-Wert 0,112-138 W/(m²K) 7.4 Dachdetails Dachrand Zwischen und vor den Holzpfosten wird später die Wärmedämmung eingebaut. Die Flachdachdämmung läuft dann - nur durch die geringfügigen "thermischen Schwachstellen" der Holzquerschnitte gestört - gegen die Außenwanddämmung. Dach Dachabdichtung, 380-400 mm Gefälledämmung, 180 mm Stahlbetondecke, 15 mm Innenputz (luftdichtende Ebene). 16 0,090-0,090 W/(m²K) 7.5 Einbaudetails von Fenstern und Türen Ausschäumen der Hohlräume an Fenstern bei der Fassadendämmung. Die außen anschlagenden Fenster sind auf einem Purenitstreifen aufgesetzt und rundherum luftdicht angeschlossen. Die Leibungen, sowie die Fensterbänke werden geputzt, damit keine Undichtigkeiten im Mauerwerk verbleiben, durch die ein Luftwechsel erfolgen würde. Daten zum Fenster und Türen Fenster Dreifach-Wärmeschutzglas Kunststofffenster, Uf = 0,77 W/(m²K), PSI (Glasrand) = 0,035 W/(m²K), UG = 0,7 W/(m²K) nach BAZ, g = 53% nach DIN 67507 Fabrikat: Fa. Rehau Uw = 0,86 W/(m²K) Türen Wohnungseingangstüren Uf = 0,74 W/(m²K) 17 8 Entwurfs- und haustechnische Planung Im Rahmen des Planungsprozesses ist ein kontinuierlicher Austausch zwischen den Architekten und Haustechnikern erforderlich. Die Abstimmung bezieht sich vor allem auf: Festlegung der Lage und Abmessungen der Haustechnikschächte Schachtabmessungen von 1,70 m x 0,50 m (ein Schacht pro Wohnung für alle Ver- und Entsorgungsleitungen) erfordern eine frühzeitige Integration der Schächte in den Grundriss. Gemeinsam mit dem Haustechnikbüro wurde die Lage von Schächten, Küchen und Bädern optimiert. Festlegung der Leitungsführung der Lüftungsleitungen in den Wohnungen Die Lüftungsleitungen für die Zuluft werden innerhalb der Wohnungen in abgehängten Decken vom Lüftungsschacht zu den einzelnen Räumen der Wohnung geführt. Innerhalb der Wohnräume und Küchen sind keine Lüftungsleitungen installiert. Sie enden an der Weitwurfdüse, die in der Trennwand Flur/Wohnraum installiert ist. In der Regel benötigen wir abgehängte Decken in Bädern und Flurbereichen, deren Raumhöhe dann statt 2,50 m im Lichten 2,30 m beträgt. Entscheidung über die Lage der Technikzentrale Wesentliches Kriterium für die Lage der Zentrale auf dem Dach war die notwendige Anbindung aller Lüftungsleitungen an den zentralen Wärmetauscher. Die Lüftungsleitungen sind innerhalb der thermischen Hülle zu führen. In unserem Gebäude sind die Leitungen über Dach in einem gedämmten Lüftungskanal zusammengeführt. 18 9 Haustechnische Ausstattung - Ausführungsdetails Lüftung: Heizung: Warmwasser: semizentrale Lüftung: Dachlüftungszentrale mit 2 Gegenstrom-Wärmetauschern und Ventilatoren für Grundlast; dezentral je WE Ventilatoren und Heizregister für individuelle Volumen und Heizungssteuerung; kein EWT Gas-Brennwertkessel, dezentrale WarmwasserHeizregister Gas-Brennwertkessel Nach der Installation wird das Schalungselement abgestützt und zwischen den Leitungen vom oben mit Beton verfüllt. Diese Ausfällung gewährleistet eine luftdichte und brand-schutztechnisch dichte Abschottung zwischen den Geschossen. 19 Als Schalungselemente für das Schleifen der Deckendurchbrüche nach dem Installieren der Leitungen wurden folienbespannte Gitter verwendet, in die die haustechnischen Gewerke die notwendigen Löcher hineinschneiden. Die Leitungen werden durch das Schalelement geführt und im Durchdringungspunkt verklebt. Die Luftdichtigkeit der Außenwände wird erst durch den Putz erreicht. Die Elektroleitungen an der Decke werden mit Abstand verlegt, damit der Wandputz sauber bis an die Rohdecke gearbeitet werden kann. 20 Montage der Zuluftleitungen Die Flure (in Teilen die Küchen u. Bäder) erhalten in diesen Bereichen abgehängte Decken. Durch die Lage der Lüftungszentrale auf dem Dach ist die Luftzuführung geräuschlos Die Zuluft wird aus den senkrechten Schächten im Bereich der Flure in die einzelnen Räume geführt. Die über dem Wärmetauscher vortemperierte Luft strömt durch ein Luftgitter aus und verteilt sich im Raum. Die Zu- und Ablufträume: Durch die kontrollierte Be- und Entlüftung wird frische Zuluft gezielt in die Wohn-, Arbeits-, Kinder- und Schlafzimmern geführt. In diesen Räumen gibt es jeweils mindestens einen Zuluftauslass. In den durch Gerüche und Feuchtigkeit mehr belasteten Räume (Küchen und Bäder) findet die gezielte Entlüftung statt. Das Überströmen in die Räume mit Entlüftungsöffnungen erfolgt über Überströmöffnungen die in der Telemannstraße durch die Verkürzung des Türblatts im Schwellenbereich ausgeführt wurden. 21 10 Zertifikat - Luftdichtigkeit der Gebäudehülle Prüfung der Luftdichtigkeit durch das BlowerDoor Verfahren: Das Ergebnis von n50-Wert = 0,3 h-1 besagt, dass ein Wert aus Einzelmessungen aller Wohnungen und Gemeinschaftsflächen ermittelt wurde. Somit gibt es „dichtere“ Wohnungen die ein Ergebnis von 0,19 h-1 und Wohnungen die ein bis zu max. Ergebnis von 0,40 h-1 aufwiesen. 22 PHPP-Berechnungen 23 11 Bau- und Betriebskosten Hochbau und technische Anlagen Das PassivhausTelemannstrasse wurde im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus der Stadt Hamburg errichtet. Die Wohnungsgrößen und Ausstattungsstandards entsprechen den Vorgaben für Wohngruppenprojekte der Baubehörde, Amt für Wohnungswesen und Wohnungsbaukreditanstalt. Ausgenommen sind die Bauteile, die Passivhausanforderungen zu erfüllen haben. Die Baukosten Kostengruppe 1 - 6, incl. 16 % MWST lagen um 300 DM/qm Wohnfläche über den anerkennungsfähigen Baukosten des geförderten Wohnungsbaus. Die Baubehörde Hamburgs trug im Rahmen einer Pilotförderung davon 150,00 DM/qm Wohnfläche. Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau wurde der Passivhausbau durch ein zinsgünstiges Darlehen gefördert. Das Förderprogramm wurde über die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt mit abgewickelt. Die erhöhten Baukosten sind begründet in passivhaustauglichen Fenstern passivhaustauglichen Außentüren erhöhter Dämmung Außenwand, Dach und Sohle erhöhten statischen Aufwand durch thermische Trennung der Kellerwände, freistehende Balkone und Laubengang Lüftungsanlage Da die Bauherren sowohl Investoren als auch Nutzer des Hauses sind, kommen Sie selbst in den Genuss des Vorteils ihrer erhöhten Investition - die sehr geringen laufenden Betriebskosten. Die Nebenkosten für Heizung und Warmwasser reduzieren sich in einem Passivhaus bei heutigen Energiepreisen um ca. 5,00 DM 10,00 DM/qm Wohnfläche im Jahr. In einer 70 qm großen Wohnung sind pro Jahr bis zu 700 DM zu sparen. 24 12 Planungsbeteiligte Konzept, Planung, Ausschreibung und Bauleitung: DR-Architekten Collonaden 43 D - 20354 Hamburg Telefon: 040 - 97 077 68 - 30 Fax: 040 - 97 077 68 - 59 Planung + Ausschreibung Haustechnik: innovaTec Energiesysteme GmbH Im Graben 5 34292 Ahnatal Telefon: 0 56 09 - 80 92 - 0 Fax: 0 56 09 - 80 92 - 22 Bauleitung Haustechnik: ökoplan Büro für zeitgemäße Energieanwendung Hummelsbütteler Weg 36 22339 Hamburg Telefon: 040 - 5 39 41 43 Fax: 040 - 5 39 41 44 Statik: Dr. Ing. Joachim Baseler Beratender Bauingenieur Prüfingenieur für Baustatik vpi Grotenhoff 6 22359 Hamburg Telefon: 040 - 6 41 29 22 Fax: 040 - 6 41 29 24 25 13 Resümee nach einem Jahr Passivhausplanung Passivhäuser sind flexibel Die Gestaltungsmöglichkeiten eines Passivhauses unterscheiden sich von denen anderer Gebäude, sind aber nicht weniger vielfältig. Wir erleben den Entwurfsprozess eher so, dass zu all den bisher bekannten Entwurfsgrundlagen eine weitere dazugekommen ist. Die Charakteristika eines Passivhauses bieten die Chance für neue gestalterische Lösungen. Die Grundrissvariabilität und Nutzungsmöglichkeiten eines Passivhauses entsprechen denen aller sonstigen Gebäude. Die Qualität der Ausführungsplanung steigt Ein Passivhaus verlangt eine gründlichere Ausführungs- und Detailplanung, in die auch die Fachingenieure für Haustechnik und Statik verbindlich einbezogen sind. Die extreme Reduzierung des Energiebedarfs eines Passivhauses setzt eine lückenlose Planung der Dämm- und Dichtungsebenen der thermischen Hülle voraus. Das gesamte Gebäude ist auf der Suche nach Wärmebrücken konsequent durchzuplanen. Die Lösung von Detailproblemen lässt sich nicht auf die Bauphase verschieben. Diese vorausschauende Planung hilft auch, sehr genaue Ausschreibungen zu erstellen und so Mehrkosten während des Baues zu vermeiden. Architekten sind Motoren des Passivhausbaus Architekten können den Bau von Passivhäusern aktiv befördern. Sie können Bauherren motivieren und beraten, Ihnen zu Beginn eines Projektes die Chancen und Risiken eines Passivhausbaues darstellen. Architekten haben eine zentrale Position in der Gestaltung des Planungsprozesses. Sie koordinieren die unterschiedlichen Beteiligten im Sinne einer erfolgreichen Zusammenarbeit zur Realisierung des Passivhausstandards. Über die Zusammenarbeit mit Architekten lernen die ausführenden Bauunternehmen die Anforderungen einer energiesparenden Bauweise kennen. Das Passivhaus der 2. Generation Wir sind sehr dankbar, bei der Planung des Passivhauses Telemannstraße von dem Wissen der Planer zu profitieren, die bereits Erfahrungen in dieser Bauweise gemacht haben. Uns stehen Berechnungsverfahren, Kennwerte, Ausführungsbeispiele, Produktlisten und Praxiserfahrungen zur Verfügung, die Ergebnis einer ca. 10 jährigen Pionierarbeit sind. Die Besichtigung des Passivhauses in Kassel hat in unserem Projekt wesentlich zur Entscheidung für den Bau eines Passivhauses beigetragen. Erst auf der Grundlage dieses Wissens anderer, das uns zugänglich gemacht wurde, konnten wir den Bauherren tatsächlich den Schritt zu einem mehrgeschossigen Passivhaus empfehlen. Rückblickend erstaunt es uns 26 mittlerweile, wie vorsichtig und unsicher wir und alle anderen Beteiligten damals mit diesem Thema umgegangen sind. Mittlerweile fühlen wir uns sehr sicher in diesen Planungsanforderungen und nehmen das Besondere daran kaum noch wahr. Das trägt auch dazu bei, dass das Passivhaus sich für uns zunehmend in die vielfältige Realität des Bauens in der Stadt einfügt. Denn Energiesparen ist sicherlich ein wichtiges, aber nicht das einzige Thema beim Neubau eines Gebäudes. Aber wie am Passivhaus Telemannstraße zu sehen ist, sind Qualitäten wie Bewohnerbeteiligung in der Planung, nachbarschaftsorientiertes Wohnen, barrierefreies Bauen, verdichtete Bauweise auf innerstädtischen Grundstücken durchaus im Passivhaus zu realisieren. Wenn Passivhäuser vermehrt in der Stadt gebaut werden, dann tragen Sie nicht nur durch die Reduzierung des Energieverbrauches beim Wohnen zur Entlastung der Umwelt bei. Sie stellen dann auch eine Alternative zur weiteren Zersiedelung und Versiegelung der Landschaft (auch mit öko - und Passivhäusern) dar. Und sie bieten ihren Bewohnern die Chance, durch Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel auch ihre Energiebilanz im Verkehr deutlich zu verbessern. 27 14 Veröffentlichungen http://www.passivhaustelemannstrasse.de/ "Hamburgs größte WG", Hamburger Abendblatt, 20.März 2002 28 "Häuser ohne Heizung", Hamburger Abendblatt, 9. Oktober 2001 29