Presseinformation Passivhaus – was ist das? Ein Passivhaus ist ein Wohngebäude oder ein Nichtwohngebäude, das durch das Zusammenspiel von wärmebrückenfreier Konstruktion, luftdichter Bauausführung, hervorragender Wärmedämmung, dreifachverglasten Fenstern und einer kontrollierten Belüftung mit Wärmerückgewinnung einen besonders niedrigen Heizwärmebedarf hat. Einen wesentlichen Beitrag leistet auch die passive Nutzung (deshalb Passivhaus) von internen Wärmegewinnen und Sonneneinstrahlung. Anforderungen Gemäß Definition des Passivhaus Instituts Dr. Wolfgang Feist ist das Passivhaus im Wesentlichen durch folgende Kriterien definiert: Jahresheizwärmebedarf < 15 kWh/(m²a) Weitestgehend wärmebrückenfreie Konstruktion U-Wert der opaken (nicht lichtdurchlässigen) Außenbauteile von unter 0,15 W/(m²K) U-Werte der Fenster unter 0,8 W/(m²K) Hohe Luftdichtheit, gemessener Wert im Differenzdruckverfahren: Luftwechselrate n50 < 0,60/h (0,6-facher Luftwechsel pro Stunde) Solare Ausrichtung für energetische Gewinne durch die Fenster im Winter, effektive Verschattung im Sommer Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Architektur Der Architektur eines Passivhauses sind kaum Grenzen gesetzt; das angeblich „typische Aussehen“ eines Passivhauses gibt es nicht. Grundsätzlich gilt: Ein kompakter Baukörper hat wegen seines günstigen Oberfläche-zu-VolumenVerhältnisses (A/V-Verhältnis) Vorteile. Aber auch mit Schrägdach, Vor- und Rücksprüngen sind Passivhäuser möglich und vielfach umgesetzt. Die Planung des Passivhauses erfordert Erfahrung, viel Fachwissen und ist wesentlich zeitaufwendiger als bei „herkömmlichen“ Gebäuden: Für die gelungene Architektur des Passivhaus ist dies meist von Vorteil. Gebäudehülle Die perfekte Gebäudehülle ist der Schlüssel zum Passivhaus. Die zentralen Anforderungen beziehen sich auf die Gebäudehülle. Die Kernelemente der Gebäudehülle sind: Bodenplatte Im Passivhausneubau muss auf die Dämmung unterhalb der Bodenplatte großen Wert gelegt werden, um eine wärmebrückenfreie Konstruktion zu gewährleisten. Dabei ist das Material sorgfältig zu wählen, um dauerhaften Wärmeschutz zu garantieren. In der Regel kommen Bodenplattendämmungen aus XPS oder EPS zum Einsatz. Wand Der gesamte Wandaufbau weist im Passivhaus einen U-Wert von unter 0,15 W/(m²K) auf. Der Wandaufbau ist mit allen gängigen Bauweisen und Baustoffen machbar: Holz, Kalksandstein, Ziegel, Porenbeton etc. Gängige Dämmstoffe sind Mineralwolle, EPS, Holzfaserdämmung, Zellulose, PUR oder auch Vakuumdämmung. Auch Schalungssteine sind im Passivhausbau verbreitet. Außerdem ist ein monolithischer Wandaufbau mit Ziegeln inkl. Dämmstofffüllung möglich. Dach Für das Dach gelten die gleichen Anforderungen wie für Außenwände. Häufig sind im Dach deutlich bessere U-Werte erreichbar, vor allem bei kombinierter Aufsparren- und Zwischensparrendämmung. Die hoch wärmedämmende Dachkonstruktion des Passivhauses zeichnet sich auch im Sommer aus, wenn die Räume unterm Dach selbst bei hohen Außentemperaturen angenehm temperiert sind. Fenster Die Anforderungen an die Fenster werden nur von speziell entwickelten Passivhausfenstern erfüllt. Das Geheimnis liegt dabei einerseits im Fensterrahmen, der aufwendig konstruiert und gedämmt sein muss. Entscheidend ist andererseits die Verglasung selbst, bei der mit gasgefüllter Dreifachverglasung und thermisch trennenden Abstandhaltern gearbeitet wird. Haustechnik Lüftung Durch die hohe Luftdichtheit im Passivhaus reicht der „natürliche“ Luftwechsel des Gebäudes auch bei unterstützender Fensterlüftung nicht aus, um ausreichende Lufthygiene zu gewährleisten. Außerdem würde bei konsequenter Fensterlüftung wertvolle Heizenergie verloren gehen. Das Passivhaus braucht deshalb eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Die angesaugte Außenluft wird durch mehrere Filter gereinigt und nimmt die Wärmeenergie der verbrauchten Luft auf, bevor Sie in die Wohnräume einströmt. Aus den feuchten und geruchsbelasteten Räumen (Küche, Bad, WC) wird die verbrauchte Luft abgesaugt. Die Lüftungsanlagen für das Passivhaus sind technisch weit entwickelt und haben eine Vielzahl von Regelungs- und Steuerungsmöglichkeiten. Bedarfsabhängig kann die Lüftungsintensität variiert werden, zum Teil erfolgt dies mittels CO2-Fühler automatisch. Über einen integrierten „Bypass“ kann der Wärmetauscher umgangen werden, sodass im Sommer kühle Nachtluft einströmen kann, ohne vorerwärmt zu werden. Warmwasser Der Heizwärmebedarf im Passivhaus ist extrem gering, über die Herstellung des Brauchwassers ist damit noch nichts gesagt. Aber auch das lässt sich mit guter Haustechnik lösen. Klassischerweise trägt Solarthermie im Passivhaus den Löwenanteil zur Warmwassererzeugung bei, unterstützt z. B. durch die Wärmepumpe, die möglicherweise auch den Restheizwärmebedarf erledigt. Aber auch andere Konzepte sind denkbar. Etwa ein Stückholzofen, der überschüssige Wärme der Wassererwärmung bereitstellt. Wie so oft beim Passivhaus führen auch hier viele Wege zum Ziel. Zusatzheizung Auch das Passivhaus braucht Wärme! An kalten Wintertagen reicht die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage nicht aus, um das Gebäude angenehm warm zu halten. Wieder sind viele haustechnische Lösungen mit dem Passivhauskonzept kompatibel: Ob Fußbodenheizung oder Wandheizung im Wohnbereich, Infrarotstrahler oder Handtuchwärmer im Bad, Holz- oder Ethanolofen. Fast alles, was man vom Hausbau kennt, kann auch im Passivhaus als Wärmequelle eingesetzt werden – freilich mit jeweils geringstmöglicher Heizleistung. Übrigens: In kleinen und mittelgroßen Wohneinheiten reicht häufig schon die Lüftungsanlage, um über direkt erwärmte Zuluft das Haus behaglich zu halten. Kaufbeuren, 09.05.2014