Energiespar-Meister Energie sparende Häuser sind längst kein Geheimtipp mehr. Wem die KfW-Effizienzstandards jedoch nicht reichen, der sollte sich für ein Passiv- oder Energie-Plus-Haus entscheiden. Nach Schweizer Minergiestandard gebaut, birgt dieses Haus ein technisches „Geheimnis“: Hinter der südlich orientierten Schieferfassade hat der Bauherr zusätzlich noch einen selbst entworfenen experimentellen Schiefer-Solarkollektor installiert. Rund 200 laufende Meter Kupferrohr wurden unsichtbar hinter der grünen Schieferfassade verlegt. Die Solarflüssigkeit in den Rohren nimmt die Wärme der Schieferfassade auf. Diese einfachen Kupferrohrschleifen hinter der Schieferfassade liefern, so der Bauherr, einen unerwartet hohen Eintrag in den Wärmehaushalt des Gebäudes. Von ähnlichen Systemen ist bekannt, dass bei dunklen Schiefern im Sommer Temperaturen von rund 60 Grad Celsius mit einem Schieferkollektor gewonnen werden können: Eine interessante solare Perspektive für die ästhetisch anspruchsvolle Schieferfassade und das Schieferdach. Rathscheck Schiefer G ut gedämmt, intelligent geplant und mit moderner Technik ausgestattet, sind Neubauten heute wirkliche Energiesparer. Ein modernes Niedrigenergiehaus beispielsweise hat einen Heizwärmebedarf von 40 bis 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Zum Vergleich: Wohnhäuser, die in den 1960er und 1970er Jahren gebaut wurden, benötigten etwa 300 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Wer jedoch durch und durch „grün“ leben will, entscheidet sich – nicht zuletzt aus umweltfreundlichen Gründen – für ein Passivhaus oder eines, welches mehr Energie erzeugt, als es selbst benötigt. Ein solches Haus zu bauen ist jedoch mit detailgenauer Planung verbunden! Diese betrifft nicht nur die Architektur an sich, sondern auch die ver- 26 50plus: bauen, wohnen, leben mit Komfort wendeten Bauelemente und -stoffe: Die Vorgaben, um die hohen Energiestandards zu erreichen, sind streng definiert. Unterm Strich ist die Investition in ein solches Bauvorhaben um einiges höher als in ein „normales“ Energiesparhaus. Dennoch: Langfristig ist es lukrativ, auf diese Weise zu bauen. Immerhin sparen Sie jede Menge Energie(-kosten), schonen die Umwelt und steigern zudem den Wert der eigenen Immobilie. „Passiv“ oder „Plus“? Beleuchten wir beide Begriffe genauer, wird klar, wo die Stärken der Haustypen liegen. Ein Passivhaus besitzt kein separates Heizoder Klimatisierungssystem. Seinen niedrigen Heizwärmebedarf von weniger als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr erzielt es allein durch die Vermeidung von Wärmeverlusten sowie der Optimierung freier Wärmegewinne, wie zum Beispiel der Nutzung von Sonneneinstrahlung und der körpereigenen Wärme, die etwa die Bewohner des Hauses abgeben. Beim Plusenergiehaus wird im Jahresmittel mehr Energie erzeugt, als verbraucht wird. Ein erster Prototyp von Rolf Disch, das „Heliotrop“, wurde 1994 in Freiburg im Breisgau errichtet. Mittlerweile gibt es zahlreiche weitere Häuser, die nach diesem Prinzip gebaut wurden und funktionieren. Im Gegensatz zum Passivhaus hat sich in diesem Bereich jedoch bisher keine Bezeichnung als fester Begriff für diese Art von Häusern etabliert. Deshalb heißt es, genau hinzuschauen – denn nicht überall, wo „Plusenergie“ oder „Energieplus“ drauf steht, ist auch ein Plus passivhäuser | hausbau 1 2 2 3 1 Hier haben Transmissionswärmeverluste keine Chance: Die zellulosegedämmte Holzständerkonstruktion dieses Hauses wird außen von einem Inthermo-Wärmedämmverbundsystem auf Holzfaserbasis ummantelt. Der U-Wert der Gebäudehülle (Wand, Dach und Bodenplatte) beträgt vorbildliche 0,1 W/m²K. Caparol Farben Lacke Bautenschutz | 2 Versetzte Pultdächer und eine frische Fassadengestaltung in Rot und Weiß – so präsentiert sich das in Ransbach-Baumbach eröffnete Musterhaus aus der Reihe „Plus-Energie-Haus“. In dem modernen Einfamilienhaus steckt zukunftsorientierte Haus- und Energietechnik: Abluftwärmepumpe, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, Solaranlage zur Brauchwasserbereitung, Erdwärmetauscher zur Heizungsunterstützung und Kühlfunktion im Sommer sowie eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Das durchdachte Technikpaket erzeugt fast doppelt so viel Energie, wie seine Bewohner benötigen und erfüllt damit auch die strengen Standards des Passivhaus-Instituts Darmstadt. Preis: schlüsselfertige Grundversion ab 284.900 Euro ab Oberkante Kellerdecke. Kern-Haus | 3 Mit seinen witterungsbeständigen Aluminium-Komponenten ist das „Prestige“-Fenster selbst für den Bau eines Passivhauses verwendbar – dank Ug-Werten bis zu 0,4 W/m²K. Bachl | 4 Ein Holzzubau, gleichzeitig Eingang zum Haus, schließt das Grundstück, auf dem dieses Passivhaus steht, als blickschützender Rahmen im Osten ab. Das massiv gemauerte Gebäude wird definiert durch einen kompakten, südorientierten Baukörper, Architekt Thomas Abendroth verzichtete auf nach Norden orientierte Fenster, auf der Süd- und Westseite hingegen öffnet sich das Haus dem Licht und der Sonne. Ein Erdkollektor unterstützt die Lüftungsanlage, die wiederum das Haus temperiert und zur Warmwasserbereitung beiträgt. IG Passivhaus Oberösterreich | 5 Xella bietet mit dem „Ytong PP 2-0,35“ einen Porenbeton-Planstein der Steinfestigkeitsklasse 2 in Kombination mit einem Lambdawert von 0,08 W/mK. Selbst ohne zusätzliche Dämmung sind die Anforderungen der EnEV 2009 deutlich übererfüllt und erreichen die voraussichtlichen Dämmstandards der geplanten EnEV 2012. Xella | 6 Fünf Anwendungsmöglichkeiten für das Holzfaser-Wärmedämmverbundsystem (WDVS) von Inthermo stehen Bauherren zur Wahl. Die natürlichen, ökologischen Dämmsysteme für den Neubau und die Sanierung eignen sich für Holzhäuser und Mauerwerksbauten. Inthermo 4 5 6 50plus: bauen, wohnen, leben mit Komfort 27 1 Anforderungen ... an das Passivhaus: ■ U-Wert der Außenwände kleiner gleich 0,15 W/m²K ■ Uw-Wert der Fenster kleiner gleich 0,8 W/m²K ■ g-Wert um 50 Prozent ■ kompakte Architektur ■ keine Wärmebrücken ■ luft- und winddichte Gebäudehülle ■ Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ■ Nutzung solarer Wärmegewinne ■ Nutzung regenerativer Energien 2 1 Mit dem „solar-aktivhaus“ ist es möglich, den Gesamtenergiebedarf eines Hauses das ganze Jahr über ausschließlich mit Sonnenenergie abzudecken. Die intelligente Verbindung von moderner Architektur, Solarthermie und Fotovoltaik wird zum Schlüssel für eine CO2-neutrale Haustechnik. Diese neue Systemlösung verbindet thermische Solarenergie mit einer Luft-Wärmepumpe, welche über einen gemeinsamen Solekreis gekoppelt sind. Diese Kombination setzt auch neue Maßstäbe in punkto Technik und Ästhetik und ermöglicht einen extrem hohen Wirkungsgrad beziehungsweise 25 Prozent mehr Solarertrag im Vergleich zu bisherigen Solarsystemen. Weitere Informationen unter www.solar-aktivhaus.com. Sonnenkraft | 2 Im Main-Tauber-Kreis entstand 2006 das erste Passivhaus der Stadt Weikersheim. Das Gebäude wird mittels einer Fernwärmeleitung aus dem bestehenden Firmengebäude mit Energie versorgt. Die innovative Wandheizung, eingearbeitet in die Lochung der Kalksandsteinwände, ist ein technisches Novum und sorgt für höchste Behaglichkeit und individuelle Regelbarkeit der einzelnen Zimmer. Mit seiner Südausrichtung und der großzügigen Dachterrasse setzt sich das Gebäude als Solitär in das bestehende Gewerbegebiet. Im Gartenbereich werden mit der Installation eines Wasserlaufes einschließlich Schwimmbadtechnik die betrieblichen Fähigkeiten demonstriert. In Kombination mit den Sichtbetonwänden als Umrahmung und der neuen freitragenden Stahl-Holz-Stellplatzüberdachung wird das Grundstück insgesamt neu definiert. Weitere ökologische und innovative Einbauten sind die Regenwassernutzung sowie eine Businstallation. green X/Limberger Architekten passivhäuser | hausbau EEWärmeG Beim Neubau eines Einfamilienhauses müssen Sie das Erneuerbare-EnergienWärmegesetz (EEWärmeG) berücksichtigen. Folgende Heizsysteme und Energiestandards erfüllen die gesetzlichen Vorgaben: ■ Ein Passivhaus erfüllt die Auflagen generell. ■ Erdgas/Heizöl Solar: Die Kollektorfläche muss mehr als drei Prozent der Nutzfläche betragen und die Anlage das Zertifikat „Solar Keymark“ besitzen. ■ Holzpellets Solar: Der Kesselwirkungsgrad der Anlage muss größer 86 Prozent sein und nach der DIN EN 303-5 berechnet werden. Die an Energie drin! Einige Anbieter verkaufen selbst nach den Regeln des Feng Shui gebaute Häuser als „Energieplus“-Immobilien. Worauf kommt’s an? Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen oder im Idealfall sogar ein Plus an Energie zu produzieren, sind einige maßgebliche architektonische wie bautechnische Grundlagen zu beachten. Dazu gehören die hochwärmedämmende Ausführung der opaken Transmissionsflächen, Wärmebrückenminimierung beziehungsweise -freiheit, Fenster mit gedämmten Rahmen sowie Dreischeiben-Wärmeschutzgläsern, eine luft- und winddichte Gebäudehülle in Verbindung mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und die Nutzung regenerativer Energien. Eine kompakte Architektur zahlt sich obendrein aus: Die Größe der Außenfläche im Verhältnis zum Gebäudevolumen spielt eine zentrale Rolle für den Energiebedarf. Je kleiner Kollektorfläche muss mehr als drei Prozent der Nutzfläche betragen und die Anlage das Zertifikat „Solar Keymark“ besitzen. ■ Wärmepumpe Solar: Die Jahresarbeitszahl muss größer als 3,8 sein.Die Kollektorfläche muss mehr als drei Prozent der Nutzfläche betragen und die Anlage das Zertifikat „Solar Keymark“ besitzen. ■ Fernwärme: Die Wärmeversorgung aus einem Nah- oder Fernwärme netz ist möglich, wenn die Erzeugung der Wärme zu mindestens 50 Prozent aus der Nutzung von Abwärme, aus einer Kraft-WärmeKopplungsanlage (KWK) oder zu einem wesentlichen Anteil aus erneuerbaren Energien die Außenfläche, desto geringer der Verbrauch. Vor- oder auch Rücksprünge in der Fassade sollten Sie daher ebenso genau abwägen wie die generelle geometrische Form des Hauses. Mehrgeschossigkeit zahlt sich bei gleicher Wohnfläche meist gegenüber Ebenerdigkeit aus. Generell sollte das Gebäude nach Süden orientiert und frei von Verschattung sein – beispielsweise durch Gebäude, Pflanzen aber auch auskragende Bauteile oder Fensterlaibungen. Große Fensterflächen oder auch ein Wintergarten auf der Südseite des Hauses bringen zusätzlich solare Wärmegewinne, die auch in den Wintermonaten dazu beitragen, den Heizwärmebedarf zu reduzieren. Da Fenster allgemein – trotz Wärmeschutzverglasung – noch recht hohe Transmissionswärmeverluste aufweisen, ist es nötig, deren Größe möglichst präzise auf das Gebäude abzustimmen. Räume, in denen Sie sich oft aufhalten, werden ebenfalls nach Sü- den ausgerichtet, während sich Hauswirtschaftsraum, Schlafzimmer oder Treppe nach Norden hin orientieren. Für die Warmwasserbereitung können Sie auf Solarkollektoren oder auch eine Erdwärmepumpe zurückgreifen. Ein Holzpelletofen kann Bedarfsspitzen – an besonders kalten Wintertagen etwa – abdecken. Energieeffiziente Hausgeräte oder Lampen etwa runden das Energiesparkonzept ab. Im Energieplus-Haus sorgen darüber hinaus Fotovoltaik-Module auf dem Dach für die Erzeugung von Strom aus Sonnenkraft. Dieser Strom lässt sich ins öffentliche Netz einspeisen – auf diese Weise entsteht aus dem Plus an Energie unterm Strich ein finanzielles in Ihrem Geldbeutel. Für eine durch und durch gute Umweltbilanz heißt es jedoch, bereits im Vorfeld „grün“ zu denken: Denn auch alle Bauteile, die Sie für den Hausbau verwenden, müssen selbstverständlich auch hergestellt werden. Wer hier ebenso konsequent auf nachhaltige und ökologische Konzepte setzt, kann sich schlussendlich mit der Gewissheit die Seele baumeln lassen, mit dem Bau der eigenen vier Wände auch einen wesentlichen Beitrag für die Umwelt geleistet zu haben. (len) Weitere Informationen finden Sie im Internet: www.hurra-wir-bauen.de www.passivhaus-info.de www.ig-passivhaus.de Seniorengerecht, barrierefrei, ausgestattet mit einem natürlichen, allergenfreien Raumklima ohne künstliche Belüftung präsentiert sich dieses BioSolar-Haus. Lediglich eine kleine Anlage, bevorzugt Stückholz-Ofen in Kombination mit Solarthermie und Wandheizung, ist zum Zuheizen im Winter nötig. Mit einer Wohnfläche von 83 Quadratmetern kostet dieses Passivhaus schlüsselfertig ab Oberkante Kellerdecke 200.000 Euro. Es lässt sich auch als Selbstbau- oder Ausbauhaus realisieren. BioSolar-Haus Alle Preise sind Zirka-Preise inklusive Mehrwertsteuer. Adressen ab Seite 96. 29