Ingenieurbaukunst Dies ist eine Veröffentlichung des Der Fachbereich Ingenieurbaukunst umfasst die dem konstruktiven Ingenieurbau nahe stehenden Institute für Baustatik, Betonbau, Stahlbau & Flächentragwerke, Holzbau & Holztechnologie, Materialprüfung & Baustofftechnologie, Baubetrieb & Bauwirtschaft, Hochbau & Bauphysik, Bauinformatik und Baumechanik der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Graz. Dem Fachbereich Ingenieurbaukunst ist das Bautechnikzentrum (BTZ) zugeordnet, welches als gemeinsame hochmoderne Laboreinrichtung zur Durchführung der experimentellen Forschung aller beteiligten Institute dient. Es umfasst die Laboreinheiten für konstruktiven Ingenieurbau, Bauphysik, Baustofftechnologie und Holzbau & Holztechnolgie (Lignum Test Center). Der Fachbereich Ingenieurbaukunst kooperiert im gemeinsamen Forschungsschwerpunkt „Advanced Construction Technology“. Dieser Forschungsschwerpunkt umfasst sowohl Grundlagen- als auch praxisorientierte Forschungs- und Entwicklungsprogramme. Weitere Forschungs- und Entwicklungskooperationen bestehen mit anderen Instituten der Fakultät, insbesondere mit der Gruppe Geotechnik, sowie nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die Lehrinhalte des Fachbereichs Ingenieurbaukunst sind aufeinander abgestimmt. Aus gemeinsam betreuten Projektarbeiten und gemeinsamen Prüfungen innerhalb der Fachmodule können alle Beteiligten einen optimalen Nutzen ziehen. bauphysiktagung 2008 FACHBEREICHS INGENIEURBAUKUNST (IBK) AN DER TU GRAZ bauphysiktagung 2008 new dimensions! V-8-01/2008 Durch den gemeinsamen, einheitlichen Auftritt in der Öffentlichkeit präsentiert sich der Fachbereich Ingenieurbaukunst als moderne Lehr- und Forschungsgemeinschaft, welche die Ziele und Visionen der TU Graz umsetzt. Peter Kautsch (Hrsg.) Institut für Hochbau und Bauphysik Nummerierungssystematik der Schriftenreihe: S – Skripten, Vorlesungsunterlagen | F – Forschungsberichte V – Vorträge, Tagungen | D – Diplomarbeiten Fortlaufende Nummer pro Reihe und Institut / Jahreszahl ISBN 978-3-85125-026-8 V-8-01/2008 Institutskennzahl 1 – Baumechanik | 2 – Baustatik | 3 – Betonbau 4 – Holzbau & Holztechnologie | 5 – Stahlbau & Flächentragwerke 6 – Materialprüfung & Baustofftechnologie | 7 – Baubetrieb & Bauwirtschaft 8 – Hochbau & Bauphysik | 9 – Bauinformatik Forschungsberichte | Diplomarbeiten | Skripten | Vorträge/Tagungen Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Tagungsband zur Bauphysiktagung 2008 am 19. November 2008 an der Technischen Universität Graz / Österreich Hrsg.: Univ.-Prof. DDr. Peter Kautsch Institut für Hochbau und Bauphysik Technische Universität Graz www.ihb.tugraz.at Konzeption: Dipl.-Ing. Herwig Hengsberger Design: Heiko Tischler, Jakob Waldhör Druck: styriaPrintshop / Büroservice der TU Graz Verlag der Technischen Universität Graz www.ub.tugraz.at/Verlag ISBN 978-3-85125-026-8 Vorwort Sehr geehrte Tagungsteilnehmerin! Sehr geehrter Tagungsteilnehmer! Mit Freude darf ich Sie zur mittlerweile fünften Bauphysiktagung an der TU Graz begrüßen. Diesmal verbunden mit einem interessanten Rundgang durch unser Labor für Bauphysik und gefolgt von der Präsentation der neuen Wege und Ziele unseres erweiterten Instituts für Hochbau und Bauphysik. Bedingt nicht zuletzt durch EU-weite Zielvorgaben bilden Energieoptimierung und -effizienz einen aktuellen und spannenden Themenschwerpunkt. Bei unseren Bauphysiktagungen wird stets auch der Architektur ein bedeutender Stellenwert eingeräumt und verspricht „Beyond the Blue“ interessante Einblicke in die Kraft der Vision. Schließlich runden neue Trends bis hin zur Robotik im Bauwesen und innovative Forschungsthemen die Bauphysiktagung 2008 ab. Dazu wünsche ich Ihnen spannende Vorträge, interessante Pausengespräche und Gewinn bringende Information von unseren Sponsoren. Peter Kautsch Programm und Inhaltsverzeichnis 11:30 Uhr Begrüßung durch den Rektor der TU Graz O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Hans Sünkel 1 Neue Wege und Ziele des Instituts für Hochbau und Bauphysik Univ.-Prof. DDr. Peter Kautsch, TU Graz 5 12:30 Uhr Mittagsbuffet / Industrieausstellung 2 14:00 Uhr ClimaDesign – ganzheitliche Planungsstrategien für energie- und raumklimaoptimierte Gebäude Dr.-Ing. Michael de Saldanha, TU München 21 3 Beyond the Blue HR Dipl.-Ing. Dr.techn. Wolfdieter Dreibholz Coop Himmelb(l)au, Wien 31 4 Energieoptimiertes Bauen und Sanieren Simulationswerkzeuge und Anwendungsbeispiele Univ.-Prof. Dr.-Ing. John Grunewald, TU Dresden 35 15:30 Uhr Kaffeepause / Industrieausstellung 5 16:15 Uhr Innovationen in der Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Klaus Sedlbauer Universität Stuttgart & Fraunhofer-Institut für Bauphysik 49 6 Energieeffizienz für Gebäude – Umsetzung der EU-Richtlinie erfolgt? Dipl.-Ing. Wolfgang Jilek Energiebeauftragter des Landes Steiermark 59 7 Robotik im Bauwesen Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. techn. Igor Kovac, TU Graz 73 Neue Wege und Ziele des Instituts für Hochbau und Bauphysik Univ.-Prof. DDr. Peter Kautsch Institut für Hochbau und Bauphysik Technische Universität Graz Wir befinden uns an einem Zeitpunkt des tiefgreifenden Wandels in der nationalen und internationalen Universitätslandschaft. Dies zum einen bedingt durch ein vielfältiger gewordenes nationales Angebot an höheren Studieneinrichtungen, zum anderen durch die Internationalisierung des Arbeits- und Forschungsmarktes. Mit dem erweiterten Institut für Hochbau und Bauphysik wird nicht nur ein lang gehegter Wunsch der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften nach Stärkung des Fachbereiches Bauphysik Realität, sondern auch die damit verbundene Herausforderung als ideale Chance zur Neupositionierung gesehen. Gilt es doch in Übereinstimmung mit dem Entwicklungsplan der TU Graz eine innovative, leistungsstarke und international anerkannte Universität aktiv mit zu gestalten und zugleich einen wichtigen Motor für die Sicherung und den Ausbau der regionalen und nationalen Bauwirtschaft darzustellen sowie die Brückenfunktion zwischen den Fakultäten für Architektur und Bauingenieurwissenschaften wahrzunehmen. Dies zu einem Zeitpunkt wie er günstiger kaum sein könnte, da das lange geforderte gesellschaftliche und förderungspolitische Verständnis für eine interdisziplinäre Bauforschung Früchte zu tragen beginnt und die Europäische Gemeinschaft über die Rahmenprogramme für Forschung und technologische Entwicklung zahlreiche Umsetzungsmöglichkeiten bietet. Zieldefinition „Die Bautätigkeit in der Europäischen Union ist sehr zurückgegangen. Heute haben wir ein großes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Die Welt ist zugebaut“1 und „Ohne Utopie ist alles nichts“2 . 1 2 Gerkan v., M., Die Welt ist zugebaut, alpbach news S. 6, 20.08.2005 Böttcher, W., Universität Münster – Politische Programmatiken, Alpbach 2005 5 Im Spannungsfeld zwischen ersterer, wenn auch etwas zu pessimistisch anmutenden, im Kern jedoch sicherlich zutreffenden und zweiterer, zu allen Zeiten gültigen Aussage sowie im Hinblick auf die zunehmende Internationalisierung des Studien- und Arbeitsmarktes vollzieht sich gegenwärtig die Positionierung und Ausrichtung eines wichtigen Instituts der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften an der TU Graz. Dies nicht zuletzt im Hinblick auf den härter werdenden Wettbewerb um Studierende und die damit verbundene Position gegenüber anderen Ausbildungsstätten wie z.B. Fachhochschulen oder Akademie- und postgradualen Lehrgängen im In- und Ausland. Gerade in diesem Zusammenhang wird die bewusst breite, grundlagenorientierte und wissenschaftlich angelegte Ausbildung an der Fakultät als Chance zur Persönlichkeitsbildung in einer Atmosphäre der intellektuellen Freiheit und Verantwortung verstanden, was neben dem notwendigen technischen Wissen als die bedeutendste Voraussetzung für die Übernahme verantwortungsvoller Positionen in der Gesellschaft angesehen wird. Der Integration von internationalem Kontext und nationaler Identität kommt dabei besondere Bedeutung zu. 6 Ebenso bedeutet die fächerübergreifende, zunehmend interuniversitäre und internationale Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Bewertung neuer Baumaterialien und Bausysteme sowie deren Eingliederung in die, je nach Nutzungsanforderungen oft unterschiedlichen Lebenszyklen von Neu- und Altbauten eine ökonomische und gesellschaftspolitische Herausforderung. Dabei kommt dem Institut für Hochbau und Bauphysik in Abstimmung mit dem Institut für Architekturtechnologie als zentrale Drehscheibe und vermittelnde Schnittstelle der immer komplexer werdenden gegenseitigen Abhängigkeiten und manchmal gegenläufig agierenden Fachbereiche der modernen Bauwirtschaft eine hohe Bedeutung zu. Diese Position gilt es durch Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen am Bauprozess beteiligten Disziplinen im eigenen Haus und darüber hinaus in Forschung und Lehre auszubauen. In diesem Sinne ist der nach wie vor zu verfolgende Studiengang „Hochbauingenieur“ geeignet, die Anknüpfungspunkte zur Architekturfakultät in geregelten Bahnen weiter zu entwickeln und wird seitens der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften großteils vom Institut für Hochbau und Bauphysik abzudecken sein, ergänzt um die Kompetenz der übrigen konstruktiven Institute (Baustatik, Betonbau, Stahlbau, Holzbau). Ziel ist die integrierende Vermittlung von Grundlagen des Bauens als Basis für eine architektonisch anspruchsvolle und konstruktiv richtige Umsetzung – den Hochbau der Zukunft! Abb. 1: Interdisziplinäre Ausrichtung in Forschung und Lehre Neben der angewandten Forschung soll insbesondere über die grundlagennahe Forschung unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie mit angeschlossener TVFA der TU Graz auf die Entwicklung von Bauprodukten und ihre Einbindung in ökologische Kreisläufe Einfluss genommen werden. Im Allgemeinen wird die institutseigene Forschung in Abstimmung mit jener der Fakultät sowie den einschlägigen Forschungsschwerpunkten unter anderem im Rahmen der Austrian Construction Technology Plattform – ACTP erfolgen. Trotz der weiterhin bestehenden zentralen Bedeutung der Auftragsforschung ist dabei die absolute Unabhängigkeit des Institutes sicherzustellen. Unterstützt durch das 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung wird die multidisziplinäre Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen ausgebaut, wobei insbesondere die Öffnung des südosteuropäischen Raumes als besondere Chance verstanden wird. 7 Lehre Die Ausbildung im Hochbau und der Bauphysik erfolgt für das Bauingenieurstudium fachübergreifend und -integrierend im Kontext mit der naturwissenschaftlich konstruktiven Lehre an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften, bereitet die Studierenden auf die konstruktive und numerische Problemlösung von Hochbaudetails vor und fördert das Verständnis für die Sichtweisen anderer Fachgebiete. Dabei wird der Entwicklung einer integrativen Basis der Verständigung und Kooperation insbesondere mit den Kollegen der Architekturfakultät ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Von besonderer Bedeutung ist im Hinblick auf die immer komplexer werdenden Bauaufgaben einerseits und die immer größer werdende Fülle an Informationen andererseits die systematisierte Aufbereitung und Kommunikation des Fachwissens. Bei der Vermittlung der Lehrinhalte soll das zur Verfügung stehende Stundenkontingent vorzugsweise zur Erörterung von Fragen und den persönlichen Kontakt mit den Studierenden genutzt werden, während das notwendige Basiswissen in Zukunft verstärkt durch selbstständiges Erarbeiten durch die Studierenden vermittelt werden soll. Dazu sollen z.B. über die TUG-Plattform TeachCenter vorhandene Instrumente des e-Learning genutzt werden und wird der erfolgreich angelaufene, internetbasierte, viersemestrige Weiterbildungsstudiengang „Master-Online Bauphysik“3 der Universität Stuttgart als geeigneter Anknüpfungspunkt an internationale Lehrplattformen gesehen. 8 Während sich die Hochbauausbildung im Architekturstudium vorrangig mit der nutzungsspezifischen Notwendigkeit, der philosophisch-künstlerischen Aussage und der ganzheitlich koordinativen Sicht beschäftigt, ist im Bauingenieurstudium die konstruktiv-bauphysikalisch richtige Durchbildung allgemeiner bis sehr hoher Bauwerke sowie von Industrie- und Sonderbauten das Ziel. Dies insbesondere im Wissen um den hohen Primärenergieaufwand bei Errichtung und Betrieb, die deutlich unterschiedlichen Nutzungs- und Erneuerungsintervalle verschiedener Bauweisen und Bauteile, die mannigfaltigen Einwirkungen aus der Umwelt – inklusive der in letzter Zeit vermehrt auftretenden Elementarereignisse - und nicht zuletzt um den geordneten Rückbau. Gerade dieser Aspekt gewinnt im Hinblick auf möglichst vollständige Wiederverwendbarkeit der Baustoffe bzw. die Deponieproblematik zunehmend an Bedeutung. Aber auch der immer bedeutender werdenden numerischen Analyse von Tragwerken und Baukonstruktionen in Verbindung mit experimentellen Untersuchungen wird verstärktes Augenmerk geschenkt. Das Ziel der Hochbauausbildung ist daher neben der Beherrschung der Grundprinzipien schadenfreien Konstruierens insbesondere die Vermittlung des 3 Siehe auch www.mob.uni-stuttgart.de (19.10.2008) Verständnisses für nachhaltiges Bauen. Dies auch unter besonderer Beachtung der Konstruktionsprinzipien der Natur, der Lebenszyklen von Baustoffen und Bauwerken im Roh- und Ausbau sowie deren sinnvolle Wiederverwertung. Dabei bestimmt der Nutzungszweck die ökologisch vertretbare Materialwahl und volkswirtschaftlich sinnvolle Vorgangsweise und bildet die klare bauliche Trennung verschiedener Nutzungszeiträume eine wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Gebäudemanagement - ebenso wie das Bewusstsein für die Bedeutung der Gebäudebetriebs- und Instandhaltungskosten gegenüber den reinen Errichtungskosten zu schärfen ist. Generell sollte auch dem bionischen Ansatz ein höherer Stellenwert eingeräumt werden, wo der möglichst geringe Energieaufwand einschließlich dem Transport bzw. der Produktion von Materialien vor Ort (samt ansässiger „Arbeitskräfte“) nachahmenswerte Verhaltensmuster vorzeigt und auch die nachhaltige Nutzung, Wiederverwendung und ev. Nachnutzung gelebt wird. Aktivitäten auf höchster Ebene z.B. durch eine neue Global Marshall Plan Initiative4 mit dem Programm „Bring die Welt in Balance durch eine Ökosoziale Marktwirtschaft“ können der „alternativen“ Herangehensweise an baupraktische Problemlösungen durchaus den Rücken stärken. Bedingt durch die Bedeutung, die die moderne Bauphysik im Rahmen des Bauwesens sowohl in Lehre und Forschung, als auch in der Praxis für die Planung und Bauschadensanierung erlangte, soll eine fundierte Etablierung der konstruktiven Bauphysik mit den Teilbereichen Wärme-, Feuchte- und Schallschutz, Raum- und Bauakustik sowie Lichttechnik und Brandschutz erzielt werden. Sinnvollerweise ist auch der maschinenbauorientierte Technische Ausbau zu integrieren. Neben der Erziehung zu konzeptionellem Denken spielen gerade in der Bauphysik numerische Methoden zur Vorhersage der Auswirkungen geplanter Maßnahmen eine immer bedeutendere Rolle und ist dieser Bereich durch gezielten Einsatz insbesondere instationärer Verfahren deutlich zu stärken. Numerik ist jedoch nur ein Teil der Gesamtplanung, dem ob der steigenden Rechnerleistungen nur allzu gern ein zu hohes Gewicht zugemessen wird - die hochbautechnisch vollendete Konstruktion erfordert darüber hinausgehende materialspezifische, statische und herstellungsbedingte Überlegungen, bis hin zur Wartung und Instandhaltung sowie dem Rückbau. Im Hinblick auf das steigende Angebot an Fachhochschul-, Akademie- bzw. sonstiger außeruniversitärer postgradualer Lehrgänge wird in Zukunft besonderes Augenmerk auf die Vermittlung forschungsorientierter Lehrinhalte unter intensiver Einbeziehung von umsetzungsorientierten Fragestellungen aus der Praxis zu legen sein. Ziel ist es, die immer größer werdende Kluft zwischen universitärer Wissens- 4 Fischler, F., et al.: Global Marshall Plan – Bring die Welt in Balance durch eine Ökosoziale Marktwirtschaft, www.globalmarshallplan.org (19.10.2008) 9 vermittlung und den Erfordernissen der Baupraxis zu verringern. Dazu sollen über Kontakte zur Wirtschaft und Industrie beispielsweise studienbegleitende praktische Tätigkeiten der Studierenden gezielt gefördert werden. Umgekehrt soll den Studierenden in den höheren Semestern eine intensivere Einbindung der oft international tätigen Alumni interessante Ausblicke in ihr zukünftiges Betätigungsfeld ermöglichen. In diesem Zusammenhang kann auch auf die Reihe der erfolgreichen Bauphysiktagungen mit hochkarätigen Referenten zurückgeblickt werden, deren erste im Jahr 1998 die wissenschaftliche Eröffnungsveranstaltung dieses Hörsaal 1 darstellte. War es stets die interdisziplinäre Verbindung mit scheinbar bauphysikfremden Themen, die dem Tagungsprogramm eine unkonventionelle Note verliehen, so bildeten trotz auf den ersten Blick unterschiedlicher Fragestellungen ähnliche Herangehensweisen auf Basis derselben naturwissenschaftlichen Grundlagen schnell die verbindende Lösung und interessante Anknüpfungspunkte zu Kollegen anderer Fachrichtungen. Dass dabei stets auch die Architektur zur Wort kommt und der Ausrichtung des Institutes folgend dem Hochbau ein entsprechender Stellenwert eingeräumt wird versteht sich von selbst. Forschung 10 Obwohl die Bauwirtschaft einen der größten Wirtschaftszweige Österreichs darstellt, besteht hinsichtlich der Intensivierung der Bauforschung im Allgemeinen – nur etwa 0,2% F&E-Quote in der Bauwirtschaft im Vergleich zu etwa 2,5% der österreichischen Wirtschaft insgesamt, bei EU-weit angestrebten 3% 5 – sowie der Positionierung ökologisch verträglichen Bauens im Besonderen deutlicher Entwicklungsbedarf. Die Ende 2006 gestartete „Brancheninitiative Bauwirtschaft“ – BRAIN trägt diesem Bedarf erfreulicherweise ebenso Rechnung, wie die o.a. Austrian Construction Technology Plattform – ACTP, wobei unter anderem die Programmlinie „Bridge“ als Bindeglied zwischen reiner Grundlagenforschung und Wirtschaftsforschung eine hervorragende Möglichkeit bietet, den Anteil von Doktoranden und Post-Docs signifikant zu erhöhen. Weiters sollen die Möglichkeiten im 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung (2007 – 2013) verstärkt genutzt werden. Die guten Kontakte zu internationalen Forschungseinrichtungen sind dafür äußerst dienlich und erleichtern die Ausweitung des bestehenden Kooperationsnetzwerkes. Aber auch die Intensivierung der Kooperation „im eigenen Haus“ stellt in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Aspekt dar, da die an der TU Graz 5 Cervinka, T., in bau.zeitung 4/08, S. 40, 2008 beheimateten Fachgebiete eine ausgezeichnete Basis für ein breit gefächertes Angebot an internationale Interessensvertretungen darstellen und somit zahlreiche wissenschaftliche Dienstleistungen abgedeckt werden können – ein Potenzial, das zur Zeit im Baubereich nur in Ansätzen genutzt wird. Nicht zuletzt könnte das Engagement des Instituts neben dem Field of Expertise (FoE-3) „Design & Construction Science“ auf weitere vier der sieben interdisziplinären FoE ausgeweitet werden – im konkreten (mit den beispielhaft angeführten Anknüpfungspunkten) auf die FoE Nr. 1. Advanced Materials Science (Nano- und Biokomposite), 3. Human- & Biotechnology (Krankenhaustechnik), 5. Production Science & Management (Management and Organisation, People and Performance) und 6. Sustainable Systems (Risikobewertung von Bauteilen und Bauwerken aus ökologischer Sicht). In diesem Sinne kommt auch der Entwicklung ökologischer Verfahren zur Sanierung von bestehenden Wohn-, Büro- und Industriebauten besondere Bedeutung zu, da die Wiederverwertung bereits bestehender Objekte sowohl im Hinblick auf den Baustoff- als auch den Infrastrukturverbrauch einen wesentlichen Schritt zu einem nachhaltigeren Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen darstellt. Damit ergeben sich u.a. wichtige Anknüpfungspunkte zur Städtebauarchitektur und Raumplanung, um dem derzeitigen Trend des Wohnens im Grünen und Arbeitens in der Großstadt mit zahlreichen ungelösten Problemen und enormem Ressourcenverbrauch entgegenzusteuern. Probleme, die mit der bloßen Ausführung von Gebäuden als Niedrigenergie- oder boomende Passivhäuser noch lange nicht gelöst sind! Der stete Ruf nach Klimaschutz und CO2Einsparung und Prognosen, wonach sich in Österreich in den nächsten 40 Jahren die Hitzetage mit über +30°C Lufttemperatur vervierfachen (auf ca. 25 Tage / Jahr) und die Frosttage halbieren werden (ca. –25 Tage / Jahr 6) bedeuten unter anderem, dass die Sommertauglichkeit mit zu vermeidendem Kühlenergiebedarf die Planungen zunehmend dominieren wird. Auch rütteln Meldungen über Naturkatastrophen immer wieder auf, wobei aber die Betroffenheit meist nur von kurzer Dauer ist, da diese oft nur indirekt oder auf Distanz wahrgenommen werden. Wahrscheinlich wird auch diesbezüglich das ökologische Gewissen von ökonomischen Vorgaben in Form von unleistbaren Energiepreisen überholt werden. Der Wechsel von konventionellen Energieträgern hin zu regenerativen Quellen (Solar-, Bio-, Wasser-, Wind- oder Geothermieenergie, …) fördert zwar deren Weiterentwicklung und Verbreitung. Zusätzlich ist jedoch die Energieeffizienz zu erhöhen und der Energiebedarf zu senken, um das Unvermeidbare zu beherrschen und das Unbeherrschbare zu vermeiden7. Dem „1. Hauptsatz der Bauphysik“ ist daher uneingeschränkt zuzustimmen: „Zuerst klimagerecht bauen, 6 7 Beck , A., Dorninger, M., Formayer, H., Gobiet, W., Loibl, A., Schöner, W. (Eds.): reclip:more – research for climate protection: model run evaluation – Klimazukunft Österreich, Kleinräumige Klimaszenarien 1981 – 1990 und 2041 – 2050; Signale des Klimawandels, Wien / Graz, 2007 Kromp-Kolb H., z.B. in Report 7 / 2007 11 dann bauwerksgerecht klimatisieren!“8 Dies wohl wissend, dass einerseits die Behaglichkeitsansprüche – verwöhnt durch Lebensbereiche außerhalb von Wohngebäuden – stets steigen, andererseits der zunehmenden Elektronisierung des täglichen Lebens und ausgereiften Sensortechnik folgend, sich auch in bautechnischen, raumklimatischen Belangen die technischen Möglichkeiten stets weiterentwickeln. Eine weitere Herausforderung – insbesondere für die Hochbauforschung – stellt die im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft richtige Entwicklung von Verbund-, faserverstärkten und / oder nanostrukturierten Baustoffen dar. Die internationale Tendenz zu diesen Werkstoffen muss jedenfalls eine Evaluierung hinsichtlich der Rückbaufähigkeit und sortenreinen Wiederverwendbarkeit erfahren. Im Hinblick auf das immer komplexer werdende Spezialwissen auch im Bausektor stellt sich zunehmend die Frage nach einem durchgängigen Wissensmanagement, welches in Zusammenarbeit mit dem diesbezüglich gleich benannten Institut der TU Graz für den Baubereich zu adaptieren und implementieren ist. 12 Das Baugeschehen wird neben den oben erwähnten Anforderungen in fundamentaler Weise von den Erfordernissen der Energieeinsparung, des Feuchte- sowie des Lärm- und Umweltschutzes geprägt. Die Bauphysik nimmt sich dieser Probleme an und überträgt physikalische Grundsätze in das Bauwesen, womit Ergebnisse aus Theorie und Experiment derart umgesetzt werden, dass praktische Erkenntnisse für das Bauen abgeleitet und künstlerisches Wollen ökonomisch und praktisch realisiert werden können. Überdies gewinnen die bauphysikalischen Zusammenhänge durch ständig neue Baustoffe und Bauverfahren immer stärker an Bedeutung. Das derzeit z.T. mangelnde Verständnis für derartige naturgesetzmäßige Abläufe dokumentiert sich beispielsweise durch Planungsfehler und Bauschäden in den fast schon bis zum letzten ausgereizten Bauwerken. Beispielhaft seien in der Folge fünf Forschungsgebiete bzw. –themen benannt, die sich insbesondere aus bauphysikalischen Fragestellungen ergaben, die hochbautechnische Realisierbarkeit aber selbstverständlich ebenso zum Ziel haben: 8 Gertis, K., z.B. in Bauphysik – H. 4.2008 1. Wärme und Feuchte Innendämmungen zur thermisch-hygrischen Sanierung von Bestandobjekten Entwicklung fehlertoleranter Systeme ohne Dampfsperre auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Die Verbesserung des Wärmeschutzes bei Altbauten ist nicht nur Voraussetzung für energieeffizientes Wohnen, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Behaglichkeit. Sind konventionelle Außendämmmaßnahmen z.B. bei denkmalgeschützten Gebäuden, bei Überschreitung der Baufluchtlinie o.ä. nicht realisierbar, stellen Innendämmungen eine überlegenswerte Alternative dar. Insbesondere die Kondensationsproblematik stellt allerdings hohe Anforderungen an die Planenden und Ausführenden. Kommt es zu Kondensatausfall, sind folgende Problempunkte zu bedenken: Schimmelpilzbildung (z.B. an Wärmebrücken oder in der Grenzschicht zwischen Bestandsmauerwerk und Wärmedämmung), Salzschäden (z.B. Salzausblühungen an den Grenzflächen), Frostschäden (z.B. Abplatzungen im Fassadenbereich), Korrosion (z.B. von Befestigungselementen) oder Fäulnis (z.B. von Deckenbalkenköpfen oder Fachwerkhölzern). Bei richtiger Materialauswahl ist aber auch mit Innendämmungen übermäßige Feuchtebelastung in der Konstruktion nicht zu befürchten; d.h. dass mögliches Bauteilkondensat durch geeignete Baumaterialien vermieden oder zumindest auf einem unschädlichen Niveau gehalten werden kann. Außenwände typischer Altbauten weisen einen U-Wert von etwa 1,5 W/m²K auf, der mit 5 cm Wärmedämmung unter 0,6 W/m²K gesenkt werden kann. Damit reduzieren sich die Transmissionswärmeverluste um 60 % und steigen die inneren Oberflächentemperaturen um ca. 4 K (te ≈ -10°C). Kondenswasserbildung bzw. Schimmelpilzwachstum ist damit an der Innenoberfläche der Außenbauteile nicht mehr zu erwarten. Ein entscheidender Parameter für die Gefährdung durch Bauteilkondensat bei Innendämmungen sind die Außenwandmaterialien selbst und hier insbesondere diejenigen, bei denen auf Grund fehlender Kapillarleitung Feuchtigkeit konzentriert an der Grenzschicht zum Bestandsmauerwerk entsteht. Unter Ausnutzung der hohen Sorptionsfähigkeit sowie der kapillaren Leitfähigkeit von bestimmten Dämmstoffen können bei innengedämmten Bauteilen zum einen durch den Wegfall der oftmals fehleranfälligen Dampfsperren erhebliche baupraktische Vorteile gewonnen werden, zum anderen wird mit dem Wegfall dieser meist aus Kunststoff bestehenden Bahnen und der Verwendung nachwachsender Dämmstoffe dem Trend zu ökologischen und nachhaltig produzierten Bauprodukten in besonderer Weise Rechnung getragen. 13 Abb. 2: Austrocknungsverhalten einer 5 cm dicken Zellulose-Innendämmung 14 Zellulosefasern kommen als Altpapier-Dämmstoff im Einblasverfahren schon seit über 100 Jahren zur Anwendung. Sie zeichnen sich durch einen äußerst geringen Primärenergieaufwand bei der Herstellung, ein geringes Versäuerungspotenzial und aufgrund des Rohstoffes Holz durch weitgehende CO2-Neutralität aus; zudem weisen sie eine hohe Sorptions- und kapillare Leitfähigkeit auf. Dieser Einblasdämmstoff wurde zu einer aufsprühbaren Dämmung weiterentwickelt, bestehend aus vermahlenem Altpapier, dem mineralische, nicht flüchtige Brand- und Insektenschutzmittel zugesetzt werden. Unter Befeuchtung mit einer Bindemittelmischung können die Zelluloseflocken auch über Kopf auf nahezu jedem, z.B. unebenem oder gekrümmtem Untergrund Vorort kraftschlüssig und feuchtigkeitsbündig aufgebracht werden – eine, für kapillaraktive Systeme unumgängliche Notwendigkeit. Auf die Diffusionsoffenheit ev. vorhandener Wandfarben oder Tapeten ist zu achten, widrigenfalls diese abzulösen sind. Wesentlicher Entwicklungsbedarf ergab sich dabei in der Fördertechnologie und der Entwicklung eines speziellen Spritzkopfes, da das Material über relativ lange Strecken in einem Förderschlauch möglichst pulsationsfrei zu transportieren ist und am Schlauchende kontinuierlich austreten muss, um dort einer gleichmäßigen Befeuchtung von innen und außen unterzogen zu werden. Es wurden sowohl ein spezielles Schaumverfahren, als auch das klassische Wasser-Klebstoffgemisch-Verfahren untersucht. Der Vorteil des Schaum-Verfahrens liegt darin, dass der Zelluloseschaum geglättet werden kann und bis zu einer Dicke von 12 cm in einem Arbeitsgang hergestellt werden kann; der Nachteil ist die als Putzträger zur Zeit noch zu geringe Festigkeit. Als unverputzte Kellerdeckendämmung in der Altbausanierung ist dieses System jedoch durchaus geeignet. Zwar wird durch innere Dämmmaßnahmen auf die wärmespeichernde Masse der Außenwand verzichtet, jedoch bleibt durch massive Innenbauteile (ggf. inkl. Fußböden und Geschoßdecken) und Mobiliar meist doch ausreichend Wärmespeichermasse erhalten. Auch mögliche Auswirkungen auf den Schall- und Brandschutz in positiver ggf. aber auch in negativer Hinsicht seien der Vollständigkeit halber erwähnt, ebenso wie der Nachteil der reduzierten Nutzfläche, der eingeschränkten Befestigungsmöglichkeit schwerer Gegenstände oder der größeren temperaturbedingten Formänderungen der Außenbauteile. Wärmebrücken und Anschlüssen (z.B. Holzbalkendecken) ist besonderes Augenmerk zu schenken. Für weiter führende Informationen siehe9. 2. Schall Verputzte Kompaktabsorber Nach der weitgehend erfolgten Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit der Energieeinsparung im Bauwesen besteht nach wie vor erheblicher Forschungsbedarf hinsichtlich der Reduktion des „Schadstoffs des Jahrzehnts“ wie manche Wissenschafter die Lärmbelastung bezeichnen. Dabei spielt einerseits der Schallschutz im Wohnbau der Zukunft - Untersuchungen zeigen trotz höchster schalltechnischer Anforderungen noch immer rund 30% Unzufriedene in Bezug auf Lärmbelastung im geförderten Wohnbau - unter anderem in Form des Schallschutzes von Außenbauteilen in Leichtbauweise unter Verwendung neuer Dämmstoffe (z.B. Vakuumdämmung) oder –systeme (z.B. Innendämmung) eine wichtige Rolle. Zum anderen hat die zunehmende Sensibilisierung gegenüber Lärm ihren Niederschlag unter anderem in der gestiegenen Bedeutung einer zweckentsprechenden akustischen Qualität von „Alltagsräumen“ gefunden. Insbesondere die oftmals unzumutbar hohen Lärmpegel in Schul- und Bildungseinrichtungen aber auch in Büro- und Aufenthaltsräumen bedeuten konkreten Handlungsbedarf für alle Beteiligten. Wegen zu geringer verfügbarer Raumhöhen oder dem unerwünschten Erscheinungsbild klassischer Loch- oder Kassettendecken bereiten vor allem tieffrequent wirksame Schallabsorber Probleme. Gerade die Bedämpfung der tiefen Frequenzen ist jedoch für die Sprachverständlichkeit von besonderer Bedeutung, da hohe und ggf. mittlere Frequenzen durch Einrichtungsgegenstände und Personen oftmals ohnedies ausreichend bedämpft werden. Bekannte Schallabsorber für den mittleren und tiefen Frequenzbereich sind der Plattenabsorber und der Schlitzabsorber. Das in einem weiten Bereich durch die 9 Kautsch, P. et al.: Zellulose-Innendämmung ohne Dampfsperre – Untersuchungen zur grundsätzlichen Eignung aufgespritzter und verputzter Zelluloseschichten, Berichte aus Energie- und Umweltforschung des BMVIT 84/2006, Wien 2006 15 Schlitzgeometrie abstimmbare Absorptionsmaximum des Schlitzabsorbers ist für die akustische Planung von Vorteil, allerdings verbunden mit dem Nachteil der sichtbaren Schlitzstruktur. Schlitzabsorber bestehen meist aus einem porigen, fasrigen Absorberkörper, auf dem plattenförmige, schallharte Abdeckungen mit dazwischen liegenden Schlitzen angeordnet sind. Die Absorptionseigenschaften können durch Variation des Dämmstoffes, sowie der Breite und Dicke der Abdeckung bzw. der Schlitzbreite auf den jeweiligen Bedarf abgestimmt werden. 16 Abb. 3: Verputzter Kompaktabsorber Das auch auf unebenem oder gekrümmtem Untergrund aufzubringende, verputzte Zellulose-Dämmsystem entspricht akustisch dem Plattenabsorber und wurde zu einem optisch einheitlich wirkenden Schlitzabsorber mit strömungstechnisch optimierter Zelluloseschicht weiterentwickelt. Dabei stellen die Innenputzbereiche die schallharten Flächen dar, die in einem zweiten Arbeitsgang ebenso wie die dazwischen liegenden Schlitze mit einer dünnen schalloffenen Beschichtung versehen werden. Dadurch wird eine fugenlose Oberfläche gebildet und dem Bedarf vieler Planer nach „Unsichtbarkeit“ der akustischen Maßnahmen bei gleichzeitiger Bedämpfung tiefer Frequenzen Rechnung getragen. Überdies bleibt im Gegensatz zu den meisten tieffrequent wirksamen Schallabsorbern der ursprüngliche Raumcharakter erhalten und bietet der Spezialdeckputz aus einiger Entfernung den Eindruck einer konventionellen Oberfläche. Für weiter führende Informationen siehe10. 10 Kautsch, P. et al.: Aufgespritzte und verputzte Zellulose-Kompaktasorber - Untersuchungen zur grundsätzlichen Eignung aufgespritzter und verputzter, hygrothermisch aktiver ZelluloseSchallabsorber, Berichte aus Energie- und Umweltforschung des BMVIT 52/2006, Wien 2006 3. Gesundheit Entwicklung eines Verfahrens zur Vermeidung von Schadstofffreisetzungen aus Fußbodenkonstruktionen nach Wasserschäden zur Reduktion der „Hintergrundbelastung“ z.B. für Allergiker oder immunsuprimierte Personen. Neben dem in den letzten Jahren intensiv beforschten sichtbaren Auftreten von Schimmelpilzen insbesondere infolge Oberflächenkondensat an Bauteilen gewinnt die Betrachtung des nicht sichtbaren Bakterien- und Schimmelpilzbefalls von Hohlräumen zunehmend an Bedeutung. Derartige Belastungen werden immer häufiger als mögliche Ursache von gesundheitlichen Beschwerden – die sehr verschieden sein können – in Betracht gezogen. Grundsätzlich muss nach örtlich begrenzten Wasserschäden oder Elementarereignissen davon ausgegangen werden, dass Schimmelpilzwachstum bei Vorliegen geeigneter Randbedingungen hinsichtlich Temperatur und Feuchtigkeit bereits nach 72 Stunden einsetzen kann. Neben den vorhandenen Fußbodenaufbauten ist für die Beurteilung der Sinnhaftigkeit einer technischen Trocknung primär Art und Verschmutzungsgrad der verursachenden Feuchtigkeit (z.B. Regen-, Leitungs- oder Schmutzwasser) von Bedeutung. Hinsichtlich der eingesetzten Geräte sind Überdruck-, Unterdruck- oder Kombinierte Verfahren zu unterschieden. Insbesondere beim Überdruck- aber auch beim kombinierten Verfahren besteht die Gefahr, dass über die Estrichrandfugen große Mengen an kontaminierter Trocknungsluft an den Raum abgeben werden. Dies hat in der Vergangenheit oftmals dazu geführt, dass der Sanierungsumfang nach Wasserschäden durch die Notwendigkeit zur Dekontaminierung weiter Gebäudeteile beträchtlich erhöht wurde. Abb. 4: Gängige Methoden der technischen Fußbodentrocknung 17 Weiters muss davon ausgegangen werden, dass zwar durch eine vollständige technische Trocknung der Fußbodenunterkonstruktion mittels o.a. Gebläsetrocknungsverfahren den Schimmelpilzen die Lebensgrundlage entzogen wird, abgestorbenen Pilze und ihre Stoffwechselprodukte jedoch nicht vollständig aus dem Gefüge von Trittschalldämmplatten entfernt werden können. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Freisetzung von Schadstoffen auch nach abgeschlossener Trocknung zu unterbinden. Dies nicht zuletzt deshalb, da infolge wiederholter „Pumpwirkung“ durch das Begehen von schwimmenden Estrichen Schimmelpilzpartikel in die Raumluft gelangen können. Ziel der gegenständlichen Forschungsaktivitäten ist es, nach Abdichtung der Estrichrandfugen mittels spezieller Regelungstechnik eine Vergleichmäßigung des Trocknungsluftstromes und damit eine vollständige Trocknung bei kürzerem Geräteeinsatz herbeizuführen. 4 Fassade „Multifunctional Plug & Play Facade“ 18 Das Ziel des vor kurzem angelaufenen, fünfjährigen K-Projektes „Multifunctional Plug&Play Facade“, welches im Rahmen der Programmlinie COMET vom BMVIT und BMWA gefördert wird, ist die Entwicklung einer Technologieplattform für intelligente, multifunktionelle Fassaden in Modulbauweise mit einem möglichst hohen Vorfertigungsgrad für den Neubau von größeren Gebäuden sowie die Renovierung von bestehenden Objekten. Wesentliche Charakteristika für diese Technologieplattform für Fassaden sind: • Neben modernsten Profil-, Glas- und Plattensystemen sind Beschattung, Lichtlenkung, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, Energieerzeugung durch Solarthermie und Photovoltaik sowie die Steuer- und Regelungstechnik bzw. Automatisierungstechnik integriert • es sollen optimale Energieverbrauchswerte erzielt werden, die den neusten europäischen Richtlinien entsprechen und somit die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen im Gebäudebereich unterstützen sowie ein optimales Wohlbefinden für den Nutzer garantieren • die Produkte sollen in einer industriellen Umgebung (vor-) gefertigt und an der Montagestelle mittels spezieller Verbindungstechniken in kürzester Zeit montiert werden können. Abb. 5: Aufbau des K-Projekts Um das Projektziel zu erreichen ist es notwendig, prinzipiell neue Varianten von Fassadensystemen zu entwickeln, diese zu simulieren und zu evaluieren. Im Besonderen stehen die Weiterentwicklung von Einzeltechnologien und -produkten im Bereich Solarthermie, Photovoltaik, Heating, Ventilating, Air Conditioning HVAC und Steuer- und Regelungstechnik für den Einsatz in der Fassade im Vordergrund. Parallel dazu erfolgt die grundlegende Entwicklung eines Gesamtkonzept für ein integriertes Modulsystem, das als Plug&Play Anwendung für unterschiedliche Bauaufgaben geeignet ist. Für die österreichische Bauindustrie bietet das Projekt eine hervorragende Gelegenheit, die Innovationsrate signifikant zu steigern sowie F&E strategisch zu verfolgen. 5 Baustellenautomation Entsprechend den internationalen Tendenzen zur Automatisierung von Bauabläufen insbesondere im asiatischen Raum sollen Strategien zum sinnvollen Einsatz und zur Vermeidung der Risken derartiger Systeme im europäischen Kontext erarbeitet werden. Die Zukunft des Bauens wird unter anderem in der Vorfertigung gesehen - die Baustelle wird zur Montagestelle. Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang sei auf die folgenden Beiträge unserer Bauphysiktagung 2008 verwiesen, die neue Trends und Forschungsthemen vorstellen, welche zumindest teilweise in Kooperationsprojekte übergeführt werden sollen. 19 Univ.-Prof. DDr. Peter Kautsch 20 Geboren am 24. August 1954 in Graz Verheiratet, 2 Kinder (Sohn 22; Tochter 18) 1973 - 1980 Bauingenieurstudium (Dipl.-Ing.) an der Technischen Universität Graz 1985 Promotion zum Doktor der technischen Wissenschaften (Dr.techn.) 1975 - 1985 Studium der Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz (Mag.iur.) 1986 Promotion zum Doktor der Rechte (Dr.iur.) 1990 Lehrbefugnis als Universitätsdozent (venia docendi) für das ganze Gebiet der Bauphysik, Assistenzprofessor (1997 Ao.Univ.-Prof.); Befugnis eines Zivilingenieurs für Bauwesen und Ernennung zum allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen 1995 – 2003 Vorsitzender des Senates der TU Graz und ab 2001 Sprecher der Senatsvorsitzenden der 18 österreichischen Universitäten 2007 Ständiges Mitglied im Denkmalbeirat des Bundesministeriums für Kultur sowie Mitglied im International Advisory Board des Master-Onlinie-Studienganges „Bauphysik“ der Universität Stuttgart 2008 Berufung zum Univ.-Prof. für Hochbau und Bauphysik bzw. Vorstand des Institutes für Hochbau und Bauphysik der TU Graz ClimaDesign - ganzheitliche Planungsstrategien für energie- und raumklimaoptimierte Gebäude Dr.-Ing. Michael de Saldanha Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik TU München ClimaDesign hat das Ziel, Gebäude zu entwickeln, die mit einem Minimum an Energie ein Maximum an Behaglichkeit bieten. Der Energieaufwand bezieht sich dabei nicht nur auf die Heizenergie, sondern auf alle am Gebäude relevanten Energie- und Stoffströme. Mit Behaglichkeit ist nicht nur thermische Behaglichkeit gemeint, sondern ein allumfassendes Wohlbefinden des Menschen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen Städtebau, Architektur, Bauphysik und Gebäudetechnik aufeinander abgestimmt werden. Diese Abstimmung muss während des gesamten Planungsprozesses, von der Konzept-, Planungs- und Umsetzungsphase bis hin zur Inbetriebnahme, erfolgen (Abb. 1). Auf diese Weise können disziplinenübergreifende Synergieeffekte realisiert werden. Um die Auswirkungen von Entwurfsentscheidungen quantifizieren zu können, sind mit zunehmendem Planungsfortschritt immer detailliertere Planungswerkzeuge erforderlich. Angefangen von Abschätzungsgrafiken und Diagrammen bis hin zu dynamischen Simulationsprogrammen. Aber auch Planungserfahrung ist notwendig, die sich auf der systematischen Analyse realisierter Projekte gründet. Insofern gehört zum Entwurf leistungsfähiger Gebäude der Zukunft auch ein kritischer Blick auf bereits Gebautes. Im Folgenden soll auf die Wechselbeziehung von Bauphysik und Gebäudetechnik bei der Fassadenkonzeption von Verwaltungsgebäuden im Hinblick auf das Raumklima im Sommer eingegangen werden. Als Schnittstelle zwischen dem Nutzer im Gebäude und dem Außenklima hat die Fassade eine besondere Bedeutung für das Raumklima, die Gebäudefunktion sowie den erforderlichen Energie- und Technikaufwand. Je flexibler die Gebäudehülle auf die klimatischen Bedingungen und nutzungsspezifischen Anforderungen reagieren kann, desto weniger Energieeinsatz ist erforderlich. Nicht zuletzt ist die Fassade ein wesentliches gestaltbildendes Element der Architektur. 21 22 Abb. 1: Wechselbeziehungen und Auswirkungen von Anforderungen und Gegebenheiten im Planungsprozess. Nutzungsspezifische Anforderungen und standortspezifische Gegebenheiten sind Ausgangspunkt der Planung. Sie prägen die folgenden Planungsschritte und haben Auswirkungen auf den Energieverbrauch, das Raumklima, die Funktion und die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes. Potentiale und Zielkonflikte In Bezug auf Energieverbrauch und Technikaufwand liegt bei Verwaltungsgebäuden das Hauptaugenmerk mittlerweile auf dem Raumklima im Sommer. Der vermehrte EDV-Einsatz hat erhöhte interne Wärmelasten zur Folge und die erforderliche Flexibilität führt aufgrund von Doppelböden, abgehängten Decken und leichten Trennwänden zu verminderten Speichermassen. Der Wunsch nach Transparenz, mit dem Ziel den Außenbezug zu maximieren und die Hülle aufzulösen, um Gebäude leicht und dynamisch wirken zu lassen, führt zu einer erhöhten solaren Einstrahlung. Deshalb kommt der Ausbildung eines effizienten Sonnenschutzes eine besondere Bedeutung zu. Dabei ist die Wechselwirkung mit der Tageslichtversorgung und dem Außenbezug zu berücksichtigen. Die natürliche Lüftung kann das Raumklima im Sommer ohne Energie- und Technikaufwand verbessern. Bei sehr hohen Außenlufttemperaturen können sich jedoch auch unerwünschte Wärmeeinträge ergeben (Abb. 2). Besonders günstig ist ein hoher Luftwechsel während der Nacht in Verbindung mit hohen Speichermassen. 23 Abb. 2: Funktionale und thermische Wechselbeziehungen je nach Fassadenorientierung. Dargestellt sind funktionale Anforderungen, der Verlauf der Außenlufttemperatur und die Besonnungszeit an einem warmen Sommertag [Würzburg 1. August]. In den frühen Morgen- stunden und am Abend kann der Sonnenschutz komplett geschlossen werden, da weder Tageslicht im Raum noch Ausblick notwendig sind. Während der Nutzungszeit von 8:00–18:00 Uhr müssen die Behaglichkeitsgrenzen eingehalten werden, der Ausblick gegeben sein und eine ausreichende Tageslichtversorgung sichergestellt werden (dunkles Kreissegment). In den Nachtstunden bis zum Mittag des folgenden Tages liegt die Außenlufttemperatur unter 26 °C und kann zur Wärmeabfuhr genutzt werden (helle Fläche). Steuerung des Strahlungseintrages 24 Der Energieeintrag durch transparente Fassadenflächen wird bestimmt durch den Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung und den Abminderungsfaktor des Sonnenschutzes. Der g-Wert kann durch Beschichtung des Glases oder durch Sonnenschutzmaßnahmen im Scheibenzwischenraum beeinflusst werden. In der Regel ist der g-Wert jedoch nicht variabel, so dass erwünschte Strahlungseinträge im Winter ebenfalls ausgeblendet werden. Der Fc-Wert hängt maßgeblich davon ab, ob der Sonnenschutz innen oder außen angeordnet wird. Ist er außen liegend, so ist die Effizienz um den Faktor 3 bis 5 höher, allerdings muss er bei Wind hochgefahren werden. Innen liegende Systeme sind wartungsarm, kostengünstig und witterungsunabhängig benutzbar. Neben der eingeschränkten Effizienz können sie aufgrund der höheren Oberflächentemperatur und der damit verbundenen Abstrahlung in die Aufenthaltszone des Nutzers als unbehaglich empfunden werden. Bei der Anordnung im Fassadenzwischenraum von Doppelfassaden oder in Kastenfenstern werden eine hohe Effizienz und Witterungsunabhängigkeit erreicht. Sonnenschutz und Orientierung Die Ausbildung des Sonnenschutzsystems steht in Wechselwirkung mit der Orientierung. Horizontal gestellte Sonnenschutzlamellen können auf der Südseite direktes Sonnenlicht ausblenden und dabei den Ausblick nur wenig einschränken. Das diffuse Tageslicht kann in den Raum dringen und dadurch den Strombedarf für die Beleuchtung und die damit verbundenen internen Lasten vermeiden. Auch fest stehende Verschattungseinrichtungen wie Auskragungen, Dachüberstände oder Balkone können an der Südfassade im Sommer als Sonnenschutz genutzt werden. Im Winter kann die flach stehende Südsonne tief in den Raum dringen und dabei den Heizenergiebedarf vermindern. Bei der Ost-West-Orientierung sind beide Fassadenflächen im Sommer von einer niedrig stehenden Sonne besonnt. Der niedrige Sonnenstand erfordert bei horizontalen Lamellen eine nahezu geschlossene Lamellenstellung, die den Ausblick verhindert und das Tageslicht ausblendet. Der Strombedarf für Beleuchtung und die internen Lasten steigen und dem Nutzer geht der Außenbezug verloren. Eine Möglichkeit, Ost- und Westfassaden zu verschatten, sind bewegliche Vertikallamellen. Durch den einstellbaren Lamellenwinkel ist die Ausblendung der direkten Strahlung in Verbindung mit einem partiellen Ausblick möglich. Einfluss der Regelstrategie Die Regelstrategie des Sonnenschutzes hat erheblichen Einfluss auf das sommerliche Raumklima. Aus der Sicht des sommerlichen Verhaltens ist es oftmals sinnvoll, den Sonnenschutz zu schließen, auch wenn keine direkte Strahlung auf die Fassade trifft. Insofern ist eine raumtemperaturabhängige Sonnenschutzsteuerung eine günstigere Lösung. In der Praxis jedoch kann dies auf Akzeptanzprobleme beim Nutzer stoßen, da ein geschlossener Sonnenschutz ohne Sonne nicht der Erwartungshaltung entspricht. Zudem müsste der Sonnenschutz automatisiert werden, da der Nutzer den Sonnenschutz üblicherweise nicht raumtemperaturabhängig betätigt. Auch die Dauer der Zeiträume, an denen der Sonnenschutz geschlossen ist, wird von der Regelstrategie beeinflusst. Wird die Grenztemperatur, bei der der Sonnenschutz schließt, z. B. auf 24 °C gelegt, ist bei besseren sommerlichen Verhältnissen der Zeitraum mit geschlossenem Sonnenschutz nur etwa halb so lang wie bei einer strahlungsabhängigen Steuerung. Wird bei einer strahlungsabhängigen Steuerung der Grenzwert erhöht, so dass teilweise auch direkte Strahlung in den Raum dringen kann, so ergibt sich bei kaum verkürzter Schließungszeit ein erheblich ungünstigeres Raumklima. Mit einer raumtemperaturabhängigen Sonnenschutzsteuerung können bessere sommerliche Verhältnisse geschaffen werden, obwohl der Sonnenschutz weniger geschlossen werden muss. Der Einfluss des Nutzers wird jedoch eingeschränkt und die Sonnenschutzstellung ist nicht unmittelbar nachvollziehbar. Wechselbeziehung mit dem Fensterflächenanteil Der ohne aktive Kühlsysteme realisierbare Fensterflächenanteil steht in erheblicher Wechselwirkung mit der Ausbildung des Sonnenschutzes (Abb. 3). Bei der Wahl des Systems ist darauf zu achten, dass der Ausblick möglichst wenig eingeschränkt wird, damit der Nutzer den Sonnenschutz optimal bedient. Ebenso sollte das erforderliche Tageslicht durch den Sonnenschutz dringen können. Die Fenster sollten so angeordnet werden, dass die Fensteroberkante möglichst weit oben liegt, damit das Tageslicht möglichst weit in den Raum dringen kann. Abb. 3 (siehe nächste Seite): Realisierbare Fensterflächenanteile in Abhängigkeit vom gewählten Sonnenschutz auf der Südfassade (T >28 °C unter 50 h/a Nutzungszeit) Legt man als Grenzwert für das Raumklima im Sommer fest, dass an nicht mehr als 50 h pro Jahr während der Nutzungszeit die operative Raumtemperatur von 28 °C überschritten werden darf, so ergeben sich für verschiedene Sonnenschutzkonzepte nebenstehende realisierbare Fensterflächenanteile. Die Maximaltemperaturen liegen alle bei ca. 30 °C. Die Übertemperaturstunden > 26 °C liegen in der Größenordnung von ca. 200 h/a, bei geringen g-Werten ca. 10 % darunter [Grundlage: Thermische Simulationen mit TRNSYS]. 25 26 Lüftung und Raumklima Die Lüftung hat einen erheblichen Einfluss auf die sommerliche Behaglichkeit von Gebäuden. Bei sehr hohen Außenlufttemperaturen können sich Wärmeeinträge ergeben. Diese Wärmeeinträge können sich durch eine fassadenbedingte, zusätzliche Temperaturerhöhung weiter erhöhen. Liegen die Außenlufttemperaturen unter der operativen Raumtemperatur, so können durch Lüftung Wärmelasten abgeführt werden, insbesondere bei hohen Temperaturdifferenzen. Deshalb ist die Nachtlüftung besonders zur Wärmeabfuhr geeignet. Lüftung am Tag Die Wärmeabfuhr durch Lüftung wird vom Luftwechsel und der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen bestimmt. Deshalb können mit einer Stoßlüftung am Morgen Wärmelasten besonders effizient abgeführt werden. Der Luftwechsel ist im Sommer bis zum frühen Nachmittag eher höher als zu niedrig zu wählen, auch wenn in der Praxis nicht davon auszugehen ist, dass der Nutzer die Fenster temperaturoptimiert bedient. Selbst bei Zulufttemperaturen, die in Höhe der mittleren operativen Raumtemperatur liegen, kann Wärme über Lüftung abgeführt werden, da die internen Lasten von Geräten auf einem höheren Temperaturniveau freigesetzt werden. Zudem ergibt sich ein Behaglichkeitsgewinn, der sich durch eine erhöhte Luftbewegung einstellt. Um die sommerlichen Verhältnisse durch Lüftung nicht zu verschlechtern, sollte bei Außenlufttemperaturen, die über der Raumtemperatur liegen, der Luftwechsel begrenzt werden, insbesondere wenn die Zulufttemperatur durch fassadenspezifische Einflussfaktoren weiter erhöht ist. Die Fassadenoberfläche kann sich je nach Farbe erheblich aufheizen. Dadurch bildet sich eine Grenzschicht mit erwärmter Luft direkt vor der Fassade aus. Die Temperatur der erwärmten Luft liegt dabei bis zu 10 K über der Umgebungstemperatur. Im Zwischenraum von Kastenfenstern oder Doppelfassaden ergeben sich durch die am Sonnenschutz absorbierte Solarstrahlung, je nach Öffnungsgrad der äußeren Hülle und dem Luftwechsel, Temperaturerhöhungen von 20 bis 30 K. Eine weitere Erwärmungsgefahr der Zuluft besteht hinter Sonnenschutzsystemen, insbesondere dann, wenn sie markisenartig ausgebildet sind. Generell ist es günstiger, im Sommer die Zuluft über die sonnenabgewandten Fassadenseiten einströmen zu lassen. Nachtlüftung Bei der Nachtauskühlung werden die tieferen Außenlufttemperaturen während der Nacht genutzt, um durch Lüftung die freiliegenden Speichermassen des Raums auszukühlen. Diese stehen dann am folgenden Tag als Kältequelle zur Verfügung. Somit bietet die Nachtlüftung eine wirksame Kühlmöglichkeit ohne weitere Betriebskosten. Die Nachtlüftung eignet sich insbesondere für Gebiete mit hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Günstig ist es, wenn die 27 28 Außenlufttemperaturen in der Nacht auf etwa 15°C absinken. Da thermisch nutzbare Speichermassen die Wirksamkeit der Nachtauskühlung erhöhen, sollten die Decken aus Beton sein und keine abgehängten Decken sowie Doppelböden aufweisen. Ideal ist es, wenn auch die Innenwände massiv ausgeführt sind. Gegebenenfalls können PCM die baulichen Speichermassen ersetzen bzw. ergänzen (Abb. 4). Um den erforderlichen Luftwechsel sicherzustellen, sind ausreichend große Lüftungsöffnungen vorzusehen, die witterungsgeschützt und einbruchsicher sein müssen. Steuerbare Lüftungsöffnungen ermöglichen es, die Auskühlung zu optimieren und zu niedrige Raumtemperaturen in der Übergangszeit in den Morgenstunden zu vermeiden. Andererseits ergeben sich hohe Kosten für Beschläge und Steuerung. In der Praxis ist dies nur dann wirtschaftlich, wenn steuerbare Öffnungen ohnehin notwendig sind, z. B. für die gesteuerte natürliche Lüftung oder die Entrauchung. Eine thermik- oder windinduzierte Durchströmung des Gebäudes verbessert die Auskühlung. Dafür sind entweder vertikale Lufträume notwendig oder gegenüberliegende Fassadenöffnungen vorzusehen. Mit einer Nachtlüftung haben Räume mit moderaten thermischen Lasten im Sommer gute klimatische Verhältnisse. Aufgrund der Abhängigkeit vom Außenklima können jedoch keine Grenztemperaturen garantiert werden. Bei günstigen Außenklimabedingungen und umfangreichen Speichermassen lassen sich auch höhere Lasten kompensieren. Dabei kann es jedoch zu kühlen Raumtemperaturen am Morgen kommen. Bei niedrigen Luftwechselraten, die auch mit konventionellen Fenstern in Kippstellung erreicht werden können, lassen sich zwar keine optimalen Verhältnisse erzielen, dennoch stellt sich eine erhebliche raumklimatische Verbesserung ein. Abb. 4 (siehe nächste Seite): Exemplarische dynamische Temperaturabschätzung der verschiedenen Speicherfähigkeiten bei Nachtlüftung. Die Speicherfähigkeit hat einen erheblichen Einfluss auf die Effizienz der Nachtlüftung. Mit PCM kann bei leichter Bauweise das Raumklima erheblich verbessert werden. Da sie erst ab dem Schaltpunkt (24 °C) wirken, ergibt sich im Vergleich zur schweren Bauweise ein höheres Temperaturniveau. In der Praxis hängt die Leistungsfähigkeit von PCM von vielen Einflussfaktoren ab, insbesondere der energieübertragenden Fläche und dem Wärmeübergang. Deshalb sind die Ergebnisse nur als Größenordnung anzusehen, sie stellen eher den Idealfall dar. Annahmen: Südbüro mit 70% Fensterfläche und außen liegendem Sonnschutz. Optimierte Lüftung am Tag, 4-facher Luftwechsel während der Nacht. 29 Conclusio Um eine hohe Behaglichkeit bei geringem Energie- und Technikaufwand zu gewährleisten, ist ein ganzheitlicher Planungsansatz erforderlich. Bauphysik und Gebäudetechnik dürfen dabei nicht seriell geplant werden, sondern müssen ein abgestimmtes Gesamtsystem bilden. Wird die Fassade an die Nutzung des Gebäudes angepasst und ist sie in Bezug auf Strahlungseintrag und Lüftung flexibel ausgebildet, können technische Systeme eingespart und der Energiebedarf, insbesondere für Kühlung und Beleuchtung, reduziert werden. Die Optimierung von baulichen Parametern bildet somit die Basis um passive und regenerative Energiesysteme wirtschaftlich einsetzen zu können. Dr.-Ing. Michael de Saldanha 05.04.1966 geboren in München Energieanlagen-Elektroniker, Siemens Architekturstudium, FH München und Universität Kassel Studium Energie & Umwelt, Universität Kassel Tätigkeit im Ingenieurbüro Hausladen Projektplanung und Energiekonzeptentwicklung Internationale Architekturwettbewerbe WM Uni Kassel, Fg. TGA, Prof. Hausladen Gründungsmitglied des Zentrums für umweltbewusstes Bauen, Kassel WA Technischen Universität München Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik, Prof. Dr.-Ing. G. Hausladen Gründungsmitglied ClimaDesign e. V. TU München sowie Gründungsmitglied und Beirat Studiengangs Klimaengeneering, Univ. Krems Mitautor der Fachbücher: ClimaDesign, ClimaSkin, Einführung in die Bauklimatik 30 Beyond the Blue HR Dipl.-Ing. Dr.techn. Wolfdieter Dreibholz COOP HIMMELB(L)AU, Wien Zu den international bekanntesten Projekten von COOP HIMMELB(L)AU gehören der Dachausbau Falkestraße in Wien (Fertigstellung 1988) der Masterplan für die Stadt Melun-Sénart in Frankreich, der Ostpavillon des Groninger Museums in den Niederlanden (1994), das Design der EXPO.02 Arteplage im schweizerischen Biel, der multifunktionale Dresdner UFA Kinopalast (1998), die Akademie der bildenden Künste (2005) und die BMW Welt (2007) in München sowie das Akron Art Museum in Ohio (2007). 31 In Wien haben wir in den vergangenen Jahren weitere wichtige Projekte realisiert, darunter der SEG Apartment Tower (1998), die SEG Apartment Block Remise (2000), der Wohnbaukomplex Gasometer B (2001) sowie die Büro- und Wohnanlage Schlachthausgasse (2005). Unter den aktuellen Vorhaben, die unser Atelier weltweit verfolgt, ist die Central Los Angeles Area High School #9 for the visual and performing arts in Los Angeles (2008) zu nennen, das Musée des Confluences in Lyon (2010) und das House of Music im dänischen Aalborg. Im Jahr 2004 hat unser Atelier den ersten Preis für den Entwurf zum Bau der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main gewonnen, dessen Vollendung für 2011 vorgesehen ist. Im Jahr darauf hat sich die Jury im Wettbewerb um den Busan Cinema Center (2011) in Südkorea ebenfalls für einen Entwurf von COOP HIMMELB(L)AU entschieden. Auch im Wettbewerb um die Erweiterung und den Neubau des Messezentrums Cloud Roof in Riva del Garda, Italien (2010), erhielt unser Büro 2006 den ersten Preis. 32 Für den Entwurf um das Museum of Contemporary Art & Planning Exhibition in Shenzhen, China wurde COOP HIMMELB(L)AU im Jahr 2007 als Gewinner nominiert. Im gleichen Jahr hat unser Büro den Auftrag für das Center of Performing Arts in Zarautz, Spanien erhalten. Ausstellungen (Auswahl) Als wegweisend für die Architektur der Gegenwart, sind Arbeiten von COOP HIMMELB(L)AU immer wieder Gegenstand internationaler Ausstellungen. Zu den größten und bekanntesten zählen Construire le Ciel, die 1992 im Centre Georges Pompidou in Paris zu sehen war, sowie Deconstructivist Architecture, die Philip Johnson und Mark Wigley als Kuratoren 1988 im New Yorker Museum of Modern Art präsentiert haben. Weltweit angesehene Institutionen wie die Getty Foundation in Los Angeles, das Österreichische Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst (MAK) in Wien und das Centre Pompidou zeigen Werke von COOP HIMMELB(L)AU in ihren Dauerausstellungen. Im Jahr 1996 wurde COOP HIMMELB(L)AU als Repräsentant Österreichs zur 6. Internationalen Architektur Biennale in Venedig eingeladen. Seither ist unser Atelier dort regelmäßig vertreten und hat Projekte wie das Lyoner Musée des Confluences und das Opera House Guangzhou präsentiert. Das Lyoner Musée des Confluences wurde darüber hinaus von 2002 bis 2003 bei der Ausstellung Latente Utopien in Graz vorgestellt. Auch in der Aedes East Galerie in Berlin war COOP HIMMELB(L)AU mehrmals vertreten, etwa in den bekannten Ausstellungen Skyline 1985, The Vienna Trilogy + One Cinema 1998 und in einer Ausstellung zum Wettbewerb um das BMW Erlebnis- und Auslieferungszentrum im Jahr 2002. Im selben Jahr war COOP HIMMELB(L)AU mit den Projekten BMW Welt und einem Entwurf für das neue World Trade Center auf der 8. Architektur Biennale in Venedig präsent. In 2007/2008 war unser Atelier Gegenstand der Ausstellung COOP HIMMELB(L)AU.Beyond the Blue des MAK in Wien. Auf der 11. Architektur Biennale in Venedig ist COOP HIMMELB(L)AU mit zwei Beiträgen vertreten: Astroballon 1969 Revisited - Feed Back Space im Arsenale und Brain City Lab im Italienischen Pavillon. Nicht zuletzt zeichnete COOP HIMMELB(L)AU selbst für das Design mehrerer Ausstellungen verantwortlich, beispielsweise für Paradise Cage: Kiki Smith and Coop Himmelb(l)au, die 1996 im Museum of Contemporary Art in Los Angeles gezeigt wurde. Zu den bekanntesten gehört die Ausstellung Rudi Gernreich: Fashion will go out of fashion aus dem Jahre 2000 für den Steirischen Herbst in Graz, die später in Philadelphia, USA, zu sehen war. 33 Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl) Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist COOP HIMMELB(L)AU mit zahlreichen, internationalen Preisen ausgezeichnet worden. So haben wir 1982 in Berlin den Förderungspreis für Baukunst erhalten, 1988 den Preis der Stadt Wien für Architektur, 1992 den Erich Schelling Architektur Preis und in den Jahren 1989, 1990 und 1991 den P. A. Award. Im Jahr 1999 folgte der Große Österreichische Staatspreis und 2001 der Europäische Stahlbaupreis. Im Dezember 2002 wurde COOP HIMMELB(L)AU mit der französischen Auszeichnung Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres geehrt sowie mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Für den Entwurf des Akron Art Museums erhielt unser Büro 2005 den American Architecture Award. Der 2007 International Architecture Award wurde uns für gleich vier Projekte verliehen: für den Busan Cinema Center, die Akademie der bildenden Künste, das Great Egyptian Museum bei den Pyramiden von Gizeh und die Experimentelle Kunsthalle in Cordoba. Im Jahr 2008 wurde COOP HIMMELB(L)AU mit dem RIBA International Award für das Akron Art Museum und dem RIBA European Award für die BMW Welt geehrt. 34 HR Dipl.-Ing. Dr. techn. Wolfdieter Dreibholz Geboren 1941 in Wien. 1966 Diplomingenieur der Architektur TU Wien. Von 1968 bis 1974 Assistent an der TU Graz 1977 Doktor der Technischen Wissenschaften“. 1978 bis 1998 Planungsreferat Land Steiermark. Ab 1990 Direktor Planungsreferat Land Steiermark. 2000 Geschäftsführer COOP HIMMELB(L)AU Mex S.A. de C.V. und Gesellschafter der COOP HIMMELB(L)AU Prix & Swiczinsky & Dreibholz ZT GmbH Seit 2004 Geschäftsführer Energieoptimiertes Bauen und Sanieren – Simulationswerkzeuge und Anwendungsbeispiele Univ.-Prof. Dr.-Ing. John Grunewald Institut für Bauklimatik Technische Universität Dresden 1. Einleitung Vor dem Hintergrund steigender Preise für Energie und Rohstoffe und der zunehmenden weltweiten Klimaproblematik sind alle Bereiche der Gesellschaft dazu angehalten, sparsam und effizient mit den natürlichen Ressourcen der Erde umzugehen. Das spiegelt sich auch in der aktuellen weltweiten Forschungspolitik1, den gesetzlichen Bestimmungen2 und den entsprechenden Normen3 wieder. Energie optimiertes Bauen ist eines der wesentlichen Handlungsfelder innerhalb des 5. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung. Im Forschungsschwerpunkt Energieoptimiertes Bauen (EnOB) hat man sich für Neubauten die Halbierung des Primärenergiebedarfs gegenüber dem heutigen Stand der Technik vorgenommen. Zugleich wird in den Projekten bereits an der Perspektive „Nullenergiegebäude“ gearbeitet. Die Entwicklung von neuen, energieeffizienten Gebäudekonzepten und Technologien in Modellprojekten ist ein besonderer Schwerpunkt von EnOB: Im Bereich EnBau werden Büro- und Verwaltungsgebäude sowie öffentliche und gewerbliche Gebäude mit minimalem Energiebedarf geplant und gebaut. Im Bereich EnSan erprobt man ambitionierte Sanierungskonzepte für verschiedene Gebäudetypen. Die wissenschaftliche Querschnittsanalyse und projektübergreifende Dokumentation wird durch eine neu implementierte Begleitforschung unterstützt. Dabei gilt es auch eine einheitliche Methodik zur Analyse von Energiebedarf und –verbrauch zu entwickeln. Die langjährige differenzierte Datenerfassung an vielen unterschiedlichen Standorten und verschiedene detaillierte Klima-, Energieverbrauchs- und Komfortmessungen in diesen Objekten liefern 1 2 3 1. US Environmental Protection Agency: http://www.epa.gov/greenbuilding/, 2. EU Seventh Framework Programme (FP7): http://cordis.europa.eu/fp7/home_en.html, 3. IEA Annex 41, Whole building heat, air and moisture response: www.kuleuven.ac.be/bwf/projects/annex41, 4. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: http://www.enob.info/ EnEV: „Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV)“ Bundesgesetzblatt 2007 DIN V 18599:2007: Energetische Bewertung von Gebäuden 35 verlässliche Erfahrungen und Daten, die auch für andere Forschergruppen erschlossen und für unterschiedliche Fragestellungen ausgewertet werden sollen. Ein Arbeitsschwerpunkt ist der durch energetische und hygrothermische Gebäudeund Bauteilsimulationswerkzeuge unterstützte Transfer der Forschungsergebnisse in die Aus- und Weiterbildung. Die Forschungsergebnisse sollen in didaktisch aufbereiteter Form in verschiedenen Online-Lehrangeboten Eingang finden. Neben den Gebäude- und Energiekonzepten für Neubau und Sanierung werden auch neue Materialien, Technologien und Systeme für die Bautechnik und die technische Gebäudeausrüstung entwickelt und unter realen Betriebsbedingungen getestet. In laufenden und kürzlich abgeschlossenen FuE-Vorhaben werden die Fortschritte im Bereich der Modelbildung zur hygrothermischen Bauteilsimulation mit der Ermittlung von Materialdaten repräsentativer Altbauten im Bundesgebiet verbunden und parallel dazu ein Feuchtekatalog4 zusammengestellt. 36 Neben der Energieeffizienz sind bei der Sanierung des Gebäudebestandes auch die Fragen der Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit von Bedeutung. In nicht wenigen Fällen spielen denkmalpflegerische Aspekte eine Rolle. Das Verständnis von Schädigungsprozessen und deren Mechanismen ist eine Voraussetzung für effektive Schadensvorhersage und Risikoabschätzung, aber auch für die Bewertung von Sanierungsmaßnahmen. Im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms SPP 11225 wurde ein Modell für die Beschreibung von Salztransportund Phasenumwandlungsprozessen in porösen Materialien entwickelt, um durch verbesserte Modellierung und Simulation praxisrelevante Fragestellungen beantworten zu können. Dies ist ein Beispiel dafür, wie im Bauwesen die unterschiedlichen Fachgebiete miteinander in Wechselwirkung stehen. Die zunehmende Integration verschiedener Fachgebiete wird auch in der Entwicklung der Simulationswerkzeuge reflektiert. Es gibt Bestrebungen und auch schon konkrete Ergebnisse, um durch die Vernetzung von Information und die Kopplung von Programmen die Interaktion des Systems Klima-Gebäude-NutzerAnlage besser beschreiben zu können. Das entspricht auch der Entwicklung von der Förderung von Einzeltechnologien hin zu einem ganzheitlicheren Ansatz. Dieser Beitrag möchte den aktuellen Stand dieser integrativen Aktivitäten beleuchten und versucht, in einem Ausblick Entwicklungstendenzen aufzuzeigen. Anwendungsbeispiele werden in der oralen Präsentation die Argumentation unterstützen. 4 5 Feuchteatlas zur Vermeidung planungsbedingter Feuchteschäden: Neue Beurteilungskriterien Auswertung hygrothermischer Simulationen, BMWi FKZ 0329663F DFG Schwerpunktprogramm SPP 1122: „Vorhersage des zeitlichen Verlaufs von physikalischchemischen Schädigungsprozessen an mineralischen Werkstoffen'' 2. Energetische Gebäudesimulation 2.1 Verfügbare Werkzeuge (Auswahl) Die Energie- und Klimasituation erfordert die Ausschöpfung aller verfügbaren Möglichkeiten zur Senkung des Energiebedarfs im Gebäudebereich. Die Notwendigkeit, heute schon energieeffizient zu bauen bzw. zu sanieren stellt die Forschung vor die Aufgabe, für die kurz- bzw. mittelfristige Umsetzbarkeit der Forschungsergebnisse in die Baupraxis zu sorgen. Da dies kein nationales Problem ist, sollte es international mit Unterstützung durch ein gut organisiertes, weltweit nutzbares Netzwerk von Entwicklungswerkzeugen gelöst werden, welches den Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis gewährleistet. Es wird weltweit an der Entwicklung von Berechnungswerkzeugen gearbeitet, die für die energetische Bewertung von Gebäuden eingesetzt werden können. Dazu zählen kommerzielle Produkte6, die für bestimmte Marktsegmente entwickelt werden und kostenfreie Werkzeuge7, die auf offenen Entwicklungsplattformen basieren. Der Entwicklungsstand dieser Werkzeuge ist bereits sehr hoch, mit ESP-r ist es beispielsweise möglich, detaillierte hygrothermische Simulationen unter Berücksichtigung der thermischen Masse auszuführen. Nachteile bestehen aber in der relativ schwierigen, teilweise unfreundlichen Bedienbarkeit und der nicht öffentlich zugänglichen Entwicklungsplattform der kommerziellen Tools. Das Department of Energy (DoE) in den USA hat auf die sich abzeichnende energiekritische Situation reagiert, indem man schon sehr früh in einem Forschungsschwerpunkt auf die Entwicklung nichtkommerzieller energetischer Gebäudesimulationsprogramme setzte8. Auch in China9 und Japan10 ist die Entwicklung vergleichbarer Projekte forciert worden. Diese Entwicklung wird maßgeblich durch Forschungseinrichtungen getragen. Damit wird gesichert, dass die Produkte ständig weiterentwickelt werden, die Produkte der Öffentlichkeit frei zur Verfügung stehen und die Entwicklungsstrategie unabhängig von kommerziellen Interessen bleibt. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Datensicherheit und Nutzerfreundlichkeit des Werkzeuges. Ohne sicheres automatisches Datenmanagement und ent- 6 7 8 9 10 TM z.B. TRNSYS for transient energy system simulation: http://www.trnsys.com/, BSim, Danish BRI: http://www.en.sbi.dk/publications/programs_models/bsim/about-bsim z.B. ESP-r: an integrated modelling tool: http://www.esru.strath.ac.uk/Programs/ESP-r.htm EnergyPlus for whole building energy simulation: http://apps1.eere.energy.gov/buildings/energyplus/ Tsinghua University Beijing: DeST – An Integrated Building Simulation Toolkit Tokyo University, Japan: Virtual Building Database System 37 sprechende Kontrollen sind die Mengen an Eingabedaten nicht zu beherrschen. Die Ergebnisse wären durch fehlerhafte Eingaben fragwürdig oder der Bearbeitungsaufwand unvertretbar hoch. Leichte Bauweise Schwere Bauweise Wohnraumnutzung, klimatisiert (21°C / 25°C) 2 x 400 m2 3.5 m 20 m 38 2 x 400 m2 Abb. 1: Beispiel für die einfache online-Gebäudemodellierung Für die durchgängige energetische Bewertung von Gebäudeentwürfen sind Konzepte notwendig, die schon in der frühen Entwurfsphase greifen. Erfreulicherweise geben die jüngsten Entwicklungen11 (siehe Abb. 1) auf diesem Sektor Anlass zum Optimismus. Für den erfolgreichen Einsatz in der Lehre und in der Forschung sind Werkzeuge notwendig, die mindestens folgende Kriterien erfüllen: 11 • Schnelle Generierung des geometrischen Gebäudemodells durch intuitiv zugängliche Zeichenfunktionen • Automatische Verknüpfung von geometrischen, baukonstruktiven und baustofflichen Informationen DesignBuilder for rapid development of building models: http://www.designbuilder.co.uk/ • Hierarchische Strukturierung und dynamische Verwaltung der Daten von der Ebene der Gesamtgebäude über Block- und Zonendefinitionen, Wandkonstruktionen bis hinunter zur Materialebene • Umfangreiche lokalisierte Standarddatensätze für Materialien, Konstruktionen, Bauweise, Nutzung, Anlagenbetrieb • Weltweite Klimadatenbank • Visuelles Navigieren durch das virtuelle Gebäudemodell • Interaktive Ergebnisdarstellung auf Jahres-, Monats-, Tages- und Stundenbasis Aus den obigen Ausführungen wird deutlich, dass sowohl hoch entwickelte physikalische Modelle mit effizienten numerischen Lösungsverfahren als auch durchdachte Nutzeroberflächen notwendig sind, um die Arbeit mit Gebäudemodellen erfolgreich in Forschung und Lehre zu integrieren. Wie weit die Entwicklung von Nutzeroberflächen als Aufgabe von Forschungseinrichtungen gesehen werden kann, bleibt im Einzelfall zu entscheiden. Es ist zu beobachten, dass sie auch erfolgreich in den kommerziellen Bereich ausgelagert wird. Die Entwicklung von physikalisch-numerischen Modellen ist aber sehr wohl eine Forschungsaufgabe. Der Vernetzung von Werkzeugen aus den unterschiedlichen Bereichen kommt daher entscheidende Bedeutung zu. 2.2 Entwicklung von Schnittstellen zu den Gebäudemodellgeneratoren Energieeffiziente Gebäude müssen optimal geplant und genutzt werden. Dazu bedarf es einer klimagerechten Bauweise und einer gebäudegerechten Anlagentechnik sowie der Steuerung durch eine intelligente Gebäudeautomation. Dies ist eine Optimierungsaufgabe, die auch in absehbarer Zeit nicht durch normative Vorgaben gelöst werden kann. Das intelligente Haus wird in Zukunft mit einem Betriebssystem für das Gebäudeenergiemanagement ausgestattet sein, wozu in Forschung und Entwicklung Simulationswerkzeuge eingesetzt werden, um die komplexen Zusammenhänge verstehen zu können und die schwierigen technischen Prozesse besser beherrschen zu lernen. Um möglichst effizient fehlerfreie Gebäudemodelle erstellen zu können, bedarf es der Entwicklung von Importfunktionen über Schnittstellen zu den Gebäudemodellgeneratoren. Als eine Möglichkeit bietet sich die Nutzung des .idf-Formats (siehe Abb. 2) von EnergyPlus an, welches von mehreren kommerziellen (z.B DesignBuilder) und nicht-kommerziellen (z.B. Google-SketchUp) Gebäudemodellgeneratoren bedient wird. Am Institut für Bauklimatik (IBK) der TU Dresden wird an der Entwicklung einer entsprechenden Importfunktion (dynamic link library - dll) gearbeitet, die in der Lage ist, das Datenmodell aus der .idf-Datei zu lesen, in Datenstrukturen im Hauptspeicher zu halten und in andere, freie Formate zu 39 exportieren. Ziel ist die Entwicklung eines eigenen Solvers am IBK für die numerische Gebäudesimulation, welcher mit Unterstützung der idf-Importfunktion mit den Gebäudemodellgeneratoren zusammenarbeiten kann. • • • • • • 40 • PROJECT_INFO SIMULATION_DATA SCHEDULES MATERIALS CONSTRUCTIONS ZONES o Zone1 o : o Zonei USED_SCHEDULES LIGHTS ELECTRIC_EQUIPMENT DAYLIGHTING INFILTRATION VENTILATION SURFACES • Definition of Vertices • Construction – Zone connections o : o Zonen REPORTS Abb. 2. Strukturübersicht der Gebäudemodelldaten in der .idf Schnittstellendatei Durch den Import und die Weiterverarbeitung des Gebäudemodells kann man neben der bauphysikalischen Bewertung auch weitere Fachgebiete miteinander verknüpfen. Interessant sind bauökonomische Fragenstellungen bei Investitionen, die auf eine verbesserte Energieeffizienz abzielen. Zu beachten sind in diesem Zusammenhang auch Entwicklungen auf dem Gebiet des Building Information Modeling (BIM) einer Methode zur optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit Hilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten kombiniert und vernetzt, bis hin zum virtuellen Gebäudemodell im Rechner. Für den Datentransfer wird das IFC-Format verwendet (Industry Foundation Classes), welches Standards für BIM definiert. Die Aufgabe, komplexe Interaktionen von Klima, Baukonstruktion, Nutzerverhalten und Anlagensteuerung unter bauenergetischen, bauklimatischen und bauphysikalischen Gesichtspunkten zu beurteilen bedarf entsprechender Werkzeuge, welche das instationäre Verhalten dieser Komponenten adäquat abbilden können. Obwohl bereits mehrere Simulationsprogramme mit unterschiedlichen Schwerpunkten existieren, die zumindest Teilaspekte der Fragestellungen lösen können, besteht trotz großer Fortschritte weiterhin akuter Forschungs- und Entwicklungsbedarf auf diesem Gebiet. 2.2 Entwicklungen von Schnittstellen zur hygrothermischen Bauteilsimulation Die energetische Gebäudesimulation verzichtet im Allgemeinen auf die detaillierte Bauteilberechnung, was der Integration von Effekten, bei denen die Bauwerksmasse eine wichtige Rolle spielt (z.B. thermisch aktive Elemente, Latentwärmespeicher) nicht dienlich ist. Fragen der Materialverträglichkeit, der Schadensfreiheit und der hygrothermischen Performanz sind bisher nicht in die energetische Gebäudesimulation integriert. Gestützt auf die entwickelten Lösungen auf dem Gebiet der Bauteilsimulation wird am IBK der Versuch unternommen, ein gekoppeltes Gebäude-Bauteil-Simulationsmodell zu entwickeln. In einem ersten Schritt wurde in Kooperation mit der Syracuse University, New York, ein Programm mit dem Namen CHAMPSMultizone12 (Coupled Heat Air Moisture and Pollutant Simulation) entwickelt, um die technischen Möglichkeiten der Kopplung von Solvern für Wand- und Raumzonen zu testen. Der Fokus dieser Untersuchungen lag auf der Zeitintegrationsmethode, der Zeitschrittsteuerung und dem Datenaustausch zwischen den Modellen. Das Raumzonenmodell wird mit den Wandmodellen (oder Fußböden, Decken, Dächer) durch Schnittstellen gekoppelt. Die Raumzonen werden mit einem eigenen Solver berechnet und jeweils eine Wand wird durch einen separaten Solver gelöst. Der Aufruf der Solver erfolgt sequenziell, nach jedem Synchronisationszeitpunkt werden die Austauschgrößen an der Schnittstelle aktualisiert. Mehrere konservative (Austausch von Flüssen an den Schnittstellen) und nicht-konservative (Austausch von Zustandgrößen) Methoden für den Datenaustausch wurden getestet. Die nicht-konservativen Methoden, welche geringe Massen- und Energieverluste an den Schnittstellen zulassen, erwiesen sich als die flexibelste Lösung. Die Berechnungsgeschwindigkeit hängt von dem Zeitschritt zwischen den Synchronisationszeitpunkten ab. Während dieses Zeitschrittes werden die Übergabebedingungen quasi konstant gehalten. Dabei zeigte sich, dass die 12 A. Nicolai, J.S. Zhang and J. Grunewald: “Combined simulation of multi-zone air flow models and building envelope models”, Conference paper, Building Simulation 2007, Beijing 41 benötigte Simulationszeit ab einen Zeitschritt unter 15 min überproportional zunahm. Für Zeitschritte über 15 min war keine merkliche Verbesserung der Rechengeschwindigkeit mehr erreichbar. Die Stabilität der Lösung nimmt erst mit Zeitschritten von größer 1 Stunde ab. Daher kann geschlussfolgert werden, dass die ideale Zeitschrittlänge für die in CHAMPS-Multizone gewählte Kopplungsmethode zwischen 30 - 60 min liegt. 3. Bauteilsimulation 3.1 Ausgangssituation Die Gebäudehülle (Umfassungskonstruktion) ist ein wesentliches Element des gestalterischen und energetischen Gesamtkonzeptes eines Gebäudes. Neben den Lüftungswärmeverlusten stellen die Transmissionswärmeverluste durch die Gebäudehülle den Hauptanteil des Heizenergieverbrauchs von Gebäuden dar. Zur bauphysikalischen Bewertung von Umfassungskonstruktionen existieren hygrothermische Simulationsverfahren an verschiedenen Forschungseinrichtungen13, die Konstruktionen unter beliebigen instationären Klimabedingungen bewerten können. 42 Bei der energetischen Aufwertung von älteren Gebäuden mit geringem oder oft unzureichendem Dämmstandard sieht sich der Planer mit der Aufgabe konfrontiert, Lösungen für die bestehende Bausubstanz zu finden, die sowohl in baustofflicher, konstruktiver und gestalterischer Hinsicht verträglich sein müssen. Gestiegene Ansprüche hinsichtlich des Wohnkomforts sind mit höheren Anforderungen an die Gebäudehülle in Einklang zu bringen und zu realisieren. Dabei müssen oft auch unterschiedliche Wirkmechanismen und wichtige Einflussfaktoren wie Schlagregen, Frost, Salzausblühungen, Verwitterung oder organische Schädlinge bewertet werden, die mit den gängigen Bemessungsverfahren nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden können. Aus diesen Gründen können in der Planungspraxis Unsicherheiten hinsichtlich einer bauphysikalischen Bewertung von Umfassungskonstruktionen bestehen, die sowohl die Aspekte der Energieeffizienz als auch der Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit einschließen. Es ist zu erwarten, dass sich in Zukunft die Bauaktivitäten weiter in Richtung Sanierung des Bestandes verschieben und damit die Notwendigkeit einer bauphysikalischen Bewertung noch stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Der Pflege erhaltenswerter Bausubstanz wird zunehmend Beachtung geschenkt, während bauphysikalische Fragestellungen durch steigende 13 Z.B. MATCH - Danish Technical University WUFI - Fraunhofer Institut für Bauphysik: http://www.wufi.de/ DELPHIN - IBK, TU Dresden: http://www.bauklimatik-dresden.de/ Dämmstandards an Brisanz gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, in wie weit durch die Anwendung von Standardverfahren unter Normklimabedingungen (konstante Außenlufttemperatur von -10°C, relative Luftfeuchte von 80%) innovative Lösungen verhindert werden oder unsichere Konstruktionen zur Anwendung kommen können, weil wesentliche Wirkmechanismen wie z.B. der kapillare Flüssigwassertransport unberücksichtigt bleiben. Die bauphysikalische Bewertung von Umfassungskonstruktionen beinhaltet neben baukonstruktiven und baustofflichen Aspekten auch die Berücksichtigung des realen Klimas. Um das bauphysikalische Verhalten von Gebäudeteilen und von konstruktiven Details potenziell realitätsnah abzubilden, können zur Bewertung von Umfassungskonstruktionen unter Realklima Simulationsverfahren vorteilhaft eingesetzt werden. Die qualifizierte Anwendung und die Interpretation der vielfältigen Ergebnisse, deren Informationsgehalt weit über den der Bemessungsverfahren hinausgeht, erfordert allerdings ein höheres Maß an Fachkenntnis. Um die Simulationsergebnisse mit den Resultaten der Bemessungsverfahren vergleichen zu können, müssen diese „im Sinne“ der Bemessungsverfahren interpretierbar sein. Auf diesem Gebiet besteht eindeutiger Handlungsbedarf hinsichtlich der Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis. 3.2 Ziele und Methodik des Projektes „Feuchteatlas“ Für die Interpretation der Ergebnisse bauphysikalischer Bewertungen mit Hilfe von Simulationsverfahren gibt es bisher kaum etablierte Kriterien. Da der Aufwand beim Einsatz von Simulationsverfahren höher liegt, muss die Frage nach dem Mehrwert der Simulationsverfahren gestellt werden. Führt die Anwendung eines Simulationsverfahrens im Vergleich mit den gängigen Bemessungsverfahren zum gleichen Ergebnis bezüglich der Zulässigkeit der Konstruktion? Können Grenzfälle mit Hilfe der Simulation genauer bewertet werden? Aus diesem Fragenkomplex generieren sich die Ziele des Projektes „Feuchteatlas“. Das erste Ziel des Projektes Feuchteatlas besteht in der Definition von Bewertungskriterien für Umfassungskonstruktionen, die auf neu entwickelten Algorithmen zur Auswertung der Simulationsergebnisse basieren. Diese Bewertungskriterien gehen bis zu einem gewissen Grad mit den Bemessungsverfahren konform, reichen aber auf Grund der Vielfalt der Simulationsergebnisse auch weit über die üblichen Bewertungen hinaus. Die Untersuchungen beziehen sich auf eine hinreichend große Anzahl (einen Katalog) von Konstruktionstypen, um die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse möglichst groß zu halten. Das zweite Ziel des Feuchteatlas besteht daher in der beispielhaften Anwendung von Bewertungskriterien auf eine Auswahl von Umfassungskonstruktionen, die natürlich keinen vollständigen Überblick aller möglichen Konstruktionen geben kann und daher auf gängige, praxisrelevante 43 Lösungen fokussiert. Dieses Ziel dient der Umsetzung und Übertragung der Ergebnisse von Forschung und Entwicklung in die Aus- und Weiterbildung von Fachplanern, Architekten und Handwerkern. Es ist bekannt, dass in vielen kritischen Situationen der Gebäudehülle der konvektive Transport durch Luftströmungen in durch- oder hinterlüfteten Konstruktionen bzw. Hohlräumen den Hauptanteil an Energieverlusten und Schadenspotenzialen verursacht. Das dritte Ziel umfasst daher die Entwicklung und Validierung eines neuen, vereinfachten Verfahrens zur Berücksichtigung von Luftströmungen in und durch Umfassungskonstruktionen. Es soll ein Verfahren etabliert werden, welches mit angemessenem Rechenaufwand in der Lage ist, den Einfluss von Luftströmungen auf den Feuchte- und Wärmehaushalt von Wand- und Dachaufbauten zu quantifizieren. Die Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens sind zu bestimmen und dessen Anwendbarkeit ist für ausgewählte Anwendungsfälle zu demonstrieren. 44 Der Feuchteatlas stellt neu entwickelte Bewertungskriterien vor, welche die Beurteilungsmöglichkeiten von Wand- und Dachaufbauten wesentlich erweitern können. Sie ergänzen die vorhandenen Bewertungskriterien aus den Bemessungsverfahren und werden bei der Auswertung ausführlich erläutert, sodass der Leser befähigt wird, alle Schritte für eine umfassende bauphysikalische Beurteilung von Konstruktionen nachzuvollziehen. Die verwendeten Verfahren tragen dem Fortschritt in der Modellierung hygrothermischer Vorgänge Rechnung und ermöglichen eine vielschichtigere Untersuchung von Konstruktionen hinsichtlich verschiedener Schädigungsszenarien. Die Ergebnisse neuer Simulationsverfahren werden mit denen herkömmlicher Bemessungsverfahren verglichen. Dabei kommen das am Institut für Bauklimatik (IBK) der TU Dresden entwickelte Simulationsprogramm DELPHIN unter realen Klimarandbedingungen sowie das analytische Bemessungsverfahren COND (IBK) und das Glaser-Verfahren nach DIN 4108 unter jeweils DIN-konformen Klimarandbedingungen zur Anwendung. Die eingehende Untersuchung verschiedener bauüblicher, eindimensionaler Standardwandaufbauten macht deutlich, in welchen Fällen der „einfache“ DIN-Algorithmus ungeeignet ist, weil z.B. innovative Lösungen fälschlicherweise als unzulässig eingestuft werden. Ein Vergleich von COND- und DIN-Verfahren zeigt, welchen Einfluss die Berücksichtigung des kapillaren Flüssigwassertransportes haben kann (Bemessung kapillaraktiver Dämmsysteme) und der Vergleich mit den DELPHIN-Ergebnissen demonstriert, ob oder wie weit die Ergebnisse mit den Bemessungsverfahren auf der sicheren Seite liegen und wann auf ein Simulationsprogramm zurückgegriffen werden sollte. Simulationen mehrdimensionaler konstruktiver Details von vornehmlich historischen Gebäuden ergänzen den Katalog, da Feuchteschäden meistens zuerst an Wärmebrücken wie Gebäudeecken, Einbindungen oder Anschlüssen auftreten. Hierbei werden auch potenziell problembehaftete Konstruktionen einschließlich unkonventioneller Lösungsvorschläge überprüft. Um den Einfluss von Luftströmungen zu quantifizieren, wurde ein Luftströmungsmodell in das Simulationsprogramm DELPHN implementiert. Dieses Modell stellt einen Kompromiss zwischen Rechenaufwand und Genauigkeit dar. Strömungen in Folge von Druckgradienten und thermische Auftriebsströmungen werden modelliert. Auf die Lösung der Impulsbilanzgleichung (und turbulenten Strömungen) wurde zugunsten der Rechengeschwindigkeit verzichtet. Mit Hilfe von Computational Fluid Dynamics (CFD) Simulationen wurden ausgewählte kritische Fälle berechnet, um das Modell zu validieren und die Grenzen der Anwendbarkeit des Modells zu testen. 3.3 Das Salztransportmodell Die theoretischen Grundlagen des gekoppelten Wärme- und Feuchtetransportes in kapillarporösen Baustoffen sind schon seit längerer Zeit bekannt. Die Kopplung mit Luftströmung (Feuchteatlas) und der Salztransport (DFG SPP1122) sind Gegenstand der aktuellen bauphysikalischen Forschung am IBK. Die Erkenntnisse werden fortwährend in numerische Simulationsprogramme implementiert, die auch am IBK weiterentwickelt werden. Die Modelle für Salztransport und Phasenumwandlungen wurden in das Simulationsprogramm Delphin 5 implementiert, welches eine auf dem Wärme- und Feuchtetransportprogramm DELPHIN4 basierende Neuentwicklung darstellt. Das Simulationsprogramm Delphin 5 enthält zwei Transportmodelle, ein Einzelkomponentenmodell für binäre Salzlösungen und ein Modell für Salzgemische: 1. Der Salztransport in porösen Materialien kann vereinfacht durch ein Modell beschrieben werden, das lediglich binäre Lösungen berücksichtigt. In den vereinfachten Modellen beschreibt man das gelöste Salz als einzelne Komponente der Flüssigphase wobei davon ausgegangen wird, dass die Ladungsneutralität eine Auseinanderbewegung der gelösten Ionen verhindert. Der Vorteil dieses “Ionenwolken“-Modells besteht in dem geringeren Rechenaufwand und damit kürzeren Simulationszeiten. 2. Komplexere Modelle für Salzgemische bilanzieren alle gelösten Ionen separat und man erzwingt die Ladungsneutralität durch eine zusätzliche Bilanzgleichung. Diese Modelle erlauben es, ein komplexeres Kristallisationsverhalten zu beschreiben, sind aber mit einem höheren Rechenaufwand verbunden. Da die Bildung von kristallinen Phasen von den jeweiligen 45 Bedingungen abhängt, die in der Flüssigphase vorliegen, können z.B. bei verschiedenen Temperaturen unterschiedliche Salzarten auskristallisieren. Diese Prozesse können mit dem Salzgemischmodell sehr genau wiedergegeben werden. Das Modell ist anwendbar auf Salztransportprozesse in inerten Materialien. Chemische Änderungen der Materialmatrix wurden bislang noch nicht berücksichtigt. In dem aktuellen Modell werden zusätzlich Effekte wie Einfluss des Salzes auf Feuchtespeicherung (hygroskopische Wirkung der Salze und die daraus resultierende Erhöhung der Feuchtegehalte), Veränderung von Feuchtetransportpotenzialen und Transportkoeffizienten (Einfluss der Lösungseigenschaften und der Wasseraktivität auf den Dampfdruckgradienten und veränderte Flüssigwassertransporteigenschaften) und die Verkleinerung des Porenraumes durch Salzkristallisation (Einfluss auf alle Feuchtespeicher- und –transportvorgänge) beschrieben. Damit steht erstmals die Möglichkeit einer realitätsnahen Beschreibung dieser Vorgänge zur Verfügung. 46 Eine der Hauptanwendungsgebiete für Delphin 5 ist die Modellierung des zeitlichen Verlaufs von Schädigungsprozessen in Baumaterialien. Die Kenntnis von zeitabhängigen Feuchte-, Temperatur- und Salzverteilungen in Wandquerschnitten erlaubt Aussagen über die Häufigkeit von hygrothermischen Dehn- und Schwindvorgängen, lokalen Belastungszonen infolge Salzkristallisation sowie die Bewertung und Optimierung von Entsalzungsmaßnahmen. Delphin 5 stellt damit ein neuartiges wissenschaftlich fundiertes Werkzeug mit dem Einsatzschwerpunkt in der Erhaltung und Sanierung historisch wertvoller Bausubstanz einschließlich kultureller Güter dar. Die Anwendungsbreite reicht von Bauwerken mit erhaltenswerten Fassaden, Museen und Denkmälern bis zu Kunstwerken und Kulturschätzen wie Statuen und Wandgemälden, welche sowohl inneren als auch äußeren Klimaten ausgesetzt sein können. 4. Längerfristige Entwicklungsperspektiven Deutschland leistet auf dem Gebiet der Erforschung und Entwicklung von energieeffizienten baulichen Anlagen Hervorragendes. Von der in Deutschland installierten Leistung an Windenergie ist man in anderen Ländern beeindruckt. Deutschland wird als Vorbild wahrgenommen, wenn es um die Umsetzung der Ziele des KyotoProtokolls geht. Strategisch längerfristig angelegte Überlegungen legen es nahe, sich auch auf dem Sektor der Gebäudesimulation eine eigene freie Plattform zu schaffen, wie das beispielsweise in den USA mit EnergyPlus gelungen ist. Die Herausforderungen sind in Europa aber anderer Natur als in den USA. In Europa steht man vor der energetischen Sanierung und Erneuerung der Gebäude im Bestand. Energieeffizientes Bauen sollte in Europa nicht auf die energetische Sichtweise beschränkt bleiben, sondern die ganzheitliche Betrachtungsweise sollte das Entwicklungsziel sein. Das umfasst neben einer bauphysikalischen Gesamtbewertung (Wärme, Feuchte, Licht, Schall) auch Aspekte der Bauökonomie, der Ästhetik und des Denkmalschutzes. Nicht alle technische machbaren Lösungen können auch umgesetzt werden. Es gilt ein Optimum zwischen gestalterisch und technisch eleganten Lösungen und ggf. denkmalpflegerischen Aspekten abzuwägen. Unerlässlich ist die ökonomische Bewertung. Was gebaut werden soll, muss auch bezahlbar sein. Auf Grund des differenzierten Anforderungsprofils, das in Europa zukünftig an die Gebäudesimulation gestellt werden wird, sollte auf die Entwicklung eines europaweiten universitären Netzwerks von Entwicklern gesetzt werden. Die Nachnutzung amerikanischer Werkzeuge wird die Probleme Europas auf Dauer nicht lösen können. Dieses Netzwerk sollte offen für universitäre Weiterentwicklung bleiben, was mit einer Kommerzialisierung des Netzwerkes oder einzelner Teile unvereinbar ist. Das bedeutet nicht, dass Gebäudesimulationsprogramme nicht kommerziell genutzt werden dürfen. Alle potenziellen Nutzer sollten die Möglichkeit haben, die Ergebnisse der Forschung in der Praxis anwenden, um einen multiplikativen Effekt entfalten. Das universitäre Entwicklungsnetzwerk muss die Quelltexte für interessierte potentielle Mitentwickler offen halten, so dass eine sich selbst erneuernde Entwicklung in Gang gehalten werden kann. Die Entwicklung einer selbstständigen europäischen Palette von Gebäudesimulationswerkzeugen auf einer einheitlichen Plattform hätte mehrere Vorteile: • Förderung der interuniversitären Kommunikation, Möglichkeit des Einstieges von neuen Doktoranden auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, • Konzentration auf die Inhalte bei neuen Entwicklungsarbeiten, keine Verschwendung von Zeit zur Lösung bereits gelöster programmtechnischer Fragen, • durchgängige Verwendung neuester Programmiertechnologien, z.B. optimierte Solver, um die rechenintensiven Aufgaben der energetischen Gebäudeoptimierung zu lösen. Die genannten Vorteile legen es nahe, die Erfolgsaussichten eines solchen Projektes als gut zu bezeichnen, wenn die notwendigen Fördermittel akquiriert werden können. Es kann davon ausgegangen werden, dass die globalen Energieprobleme in Zukunft auch zur verstärkten Nachfrage nach Simulationswerkzeugen dieser Art in anderen Regionen der Welt führen werden. 47 Prof. Dr.-Ing. John Grunewald Leiter des Instituts für Bauklimatik und Innehaber der Professur für Bauphysik seit 2007 2006-2007 Außerordentlicher Professor und Acting Director des Building Energy and Environmental Systems Laboratory (BEESL) an der Syracuse University department of Mechanical and Aerospace Engineering, NY, USA 2000-2006 Wissenschaftlicher Oberassistent am Institut für Bauklimatik der Technischen Universität Dresden 2000-2005 Projektkoordinator und wissenschaftlicher Leiter u.a. des Forschungsprojektes INSUMAT (5. Rahmenprogramm der EU) 1994 -2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bauklimatik der Technischen Universität Dresden 1991-1994 Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Bauphysik der Materialforschungs- und -prüfanstalt in Weimar bzw. im Labor für zerstörungsfreie Prüfung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin 48 Innovationen in der Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Klaus Sedlbauer Universität Stuttgart & Fraunhofer-Institut für Bauphysik 1. Einleitung Nachdem das Bauvolumen in Deutschland seit Mitte der neunziger Jahre kontinuierlich zurückgegangen ist, zeichnet sich inzwischen eine leichte Belebung des Marktes ab, die jedoch momentan etwas stagniert. Langfristig werden sich in der Baubranche einer wachsenden EU nur jene Unternehmen behaupten können, die das offenkundige Innovationspotenzial am Bau rasch für sich zu nutzen wissen. Viele Unternehmen haben die Rezession in der Baubranche nicht überstanden. Jene, die heute am Markt agieren, konzentrierten sich oftmals auf Marktnischen, in denen attraktive Margen erreichbar sind, z.B. Modernisierung und Sanierung im Bestand. Zur Mithilfe hierbei sind aufgrund ihrer engen Marktorientierung FraunhoferInstitute mit verschiedenen Modellen der Zusammenarbeit in anwendungsorientierter Forschung prädestiniert. Der Beitrag zeigt mit alternativen faserfreien Schallabsorbern, einer feuchteadaptiven Dampfbremse sowie der Software WUFI® beispielhaft, wie Produktentwicklungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) gemeinsam mit innovationsorientierten Unternehmen erfolgreich im nationalen und internationalen Markt platziert werden konnten. Abschließend wird mit dem Projekt inHaus2 auf eine für die Baubranche neue Plattform für bi- und multilaterale FuE-Kooperationen hingewiesen. 2. Wege zu Innovationen Gemäß Weg A in Tabelle 1 werden Dienstleistungs-Projekte (DL) zwischen einem Forschungs-Institut und einem Industrieunternehmen in der Regel von klaren Vorstellungen des Auftraggebers geprägt und müssen häufig unter Zeitdruck durchgeführt werden. Eine typische Projektanbindung auf Weg A stellen beispielsweise folgende Dienstleistungen unter der Regie des Kunden dar: Verbesserung von Produkten durch gezielte Modifikation von Materialeigenschaften, Messung von relevanten physikalischen Produktkennwerten, Tests der Praxistauglichkeit neuartiger Produkte. 49 Die Idee einer Produktentwicklung stammt bei Weg B ebenfalls von der Industrie, allerdings wird das Institut früher eingeschaltet und hat die Möglichkeit, die Produktentwicklung gemeinsam mit dem Kunden zu begleiten, bleibt allerdings auch in diesem Fall bei der Vermarktung im Wesentlichen unbeteiligt. Demgegenüber erscheint Weg C ertragreicher und zukunftsweisend: Hier hat das Forschungs-Institut die Produktidee und kann nach erfolgter Entwicklung eines Prototyps die Industrie als langfristigen Partner gewinnen und den Weg der Produktentwicklung und -vermarktung mit diesem zusammen gehen. Dabei sind folgende Merkmale ausschlaggebend. Die Forschungseinrichtung: 50 ist exzellenter Kenner aktueller bauphysikalischer Probleme, hat z.T. einmalige Mess- und Prüfeinrichtungen, hat Kompetenz zur marktgerechten Durchsetzung von Problemlösungen, hat Rechen- und Planungswerkzeuge, um akute Problembereiche zu simulieren und deren Verknüpfungen mit anderen Produkteigenschaften, Herstelltechnik, Qualitätssicherung etc. mit Hilfe von Entwicklungsmethoden wie QFD nachvollziehbar zu gestalten, hat intensive Kontakte zu Bauschaffenden der verschiedensten Disziplinen. Gemeinsame Auftritte in Konferenzen und Ausstellungen prägen ein neues Erscheinungsbild von Wirtschaft und Wissenschaft im Verbund. Die Stärke eines erfolgreichen Instituts der angewandten Forschung liegt in der richtigen Auswahl und Kombination der verschiedenen Wege: Manches Prüfergebnis (Weg A) macht überhaupt erst ein latentes Problem offenbar, welches danach zu einem Innovationsprozess führt; manche Marktanpassung (Weg C) führt zu neuen Mess- und Berechnungsaufgaben bis hin zur Zertifizierung von Bauteileigenschaften. Daher hat jeder der aufgezeigten Wege seine Berechtigung und muss differenziert betrachtet werden. Von einer Innovation kann erst dann die Rede sein, wenn nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Produktvermarktung erfolgreich war. Dabei lassen sich zwei Vorgehensweisen unterscheiden: Wege A+B: Projektideen werden an das Fraunhofer-Institut herangetragen oder dieses erkundet bei potenziellen Auftraggebern aktiv die Projektideen. Diese Vorgehensweisen bedingen ein unterschiedliches Marketing und sind in der Regel nicht mit einer einheitlichen Strategie umsetzbar. Auf alle Fälle ist das Institut Dienstleister und muss sich möglichst flexibel an die Bedürfnisse des Auftraggebers anpassen. Weg C: Projektideen werden im Institut geboren; anschließend gilt es, Auftraggeber zu finden, die diese Ideen finanzieren oder, falls aus der Idee bereits ein Produkt geworden ist, dieses zu vermarkten. In diesem Fall wird das Institut selbst zum Trendsetter und sucht sich Marktteilnehmer, die bereit sind, das unternehmerische Risiko einer Innovation zu tragen. Folgende Maßnahmen zur Unterstützung bei der Vermarktung eines Produktes sind dann erforderlich: Vorbereitung der Akzeptanz des Produktes in Fachkreisen durch Vorträge und Publikationen, Ggf. Anpassung bestehender Vorschriften und Richtlinien, wissenschaftliche Beratung bei der Erstellung von Werbematerial, Erschließung weiterer Marktsegmente, Aufzeigen von Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Marktsegmenten sowie Diversifizierung des Produktes. Bei diesen Maßnahmen ist eine behutsame Vorgehensweise unabdingbar, damit das Fraunhofer-Institut nicht zum verlängerten Arm der Vertriebsabteilung des Vertragspartners wird, was dem Ruf als wissenschaftlich neutrale Institution schaden würde. 51 Tabelle 1: Darstellung der typischen Phasen einer Produktentwicklung. Beispiel für erfolgreiche Marktdurchdringung 1: Alternative Faserfreie Absorber Beratung und Planung für die Raumakustik in Gebäuden werden oft neben der für den Schallschutz-Nachweis geduldeten Bauakustik als etwas eher Entbehrliches von vielen Architekten beiseite geschoben oder von Baubeteiligten ohne umfassenden Auftrag und Sachverstand mit erledigt. Entsprechend häufig sind Beanstandungen von Bauherren und Nutzern wegen schlechter akustischer Arbeits- oder Freizeitumgebungen. Mit der Zunahme schallharter Wände und Decken gehören solche Baumängel zum Tagesgeschäft, auch des Fraunhofer IBP. Mit dem ersten „Kind“ einer inzwischen großen Familie Alternativer Faserfreier Absorber ALFA, dem Membran-Absorber, wurde vor 20 Jahren ein Grundstein für Weg C (s. Tab. 1) gelegt. Zunächst diente diese ganz aus Metall gefertigte, rundum abgeschlossene Schalldämpfer-Box zur Bekämpfung tieffrequenten Lärms aus Lüftungs- und Abluftanlagen, später wurde sie auch zur Bedämpfung der tiefen Eigenresonanzen von musikalisch genutzten Räumen eingesetzt. 1983 hat das IBP im Auftrag eines KMU der Lüftungsbranche diesen ersten Absorber ohne jegliches poröses oder faseriges Dämpfungsmaterial entwickelt. 52 Heute bilden Verbundplatten-Resonatoren und Breitband-Kompaktabsorber zusammen mit mikroperforierten Bauteilen aus verschiedenen Materialien eine auf jeden architektonischen, bauphysikalischen, gestalterischen und haptischen Bedarf anpassbare breite Palette von Werkzeugen für Lärmschutz, Sprachverständlichkeit und akustische Behaglichkeit. Besonders attraktiv erscheint dabei die Lösung der allgegenwärtigen Akustik-Problematik in Mehrpersonenbüros durch die Belegung von weniger als 10 % der Deckenfläche mit hochwirksamen Absorber-Modulen. Auch die Integration ähnlicher Module in Systemwände führt dazu, dass bei rechtzeitiger Einbeziehung akustischen Know-Hows in die Bauplanung eine allen Ansprüchen genügende Raumakustik machbar wird, die besser und vor allem preisgünstiger realisierbar ist als mit Teppichen, Vorhängen, Segeln, Baffles oder Akustikdecken und -putzen. Auch bei Sanierungen wertvoller Bausubstanz wie z.B. in den Berliner Ministerien haben verschiedene ALFA-Kreationen nachträglich die Akustik verbessert. Oft waren transparente mikroperforierte Acrylglas-Vorsatzschalen und auch zweilagige Kunststoff-Foliensegel wie in Abb. 1 Problemlöser und retteten vor dem totalen Nutzungsausfall. Abb. 1: Transparente Segel aus mikroperforierter Folie unter der neuen, konkav gewölbten Glasdach-Konstruktion im Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums, Berlin. Eine in jüngerer Zeit - auch durch Raumakustik-Norm DIN 18041 - gewachsene Sensibilität für raumakustische Mängel hat bereits sieben Hersteller- und MontageFirmen allein in Deutschland in den ALFA-Verbund am IBP eintreten lassen. Weltweit warten Millionen kommunikationsintensiv genutzte Räume wie z.B. Büroräume, Schulen, Besprechungsräume, Restaurants u.s.w. auf ihre akustische Aufwertung. Beispiel für erfolgreiche Marktdurchdringung 2: Feuchteadaptive Dampfbremsfolie Ein Beispiel für die Entwicklung eines neuen Materials und dessen Einführung in Märkte mit unterschiedlichen Bautraditionen ist die feuchteadaptive Dampfbremse, die seit 1997 in Deutschland verkauft wird (Abb. 2a und b). Diese Dampfbremse zeichnet sich durch einen variablen Dampfdiffusionswiderstand aus, der im Winter deutlich höher liegt als im Sommer. Dadurch wird ein hohes sommerliches Austrocknungspotenzial für die gedämmte Konstruktion erreicht ohne den winterlichen Tauwasserschutz zu gefährden. 53 Abb. 2a: Die geringe relative Feuchte im Winter schließt die Poren der Dampfbremsfolie und schützt so die Konstruktion vor Tauwasser 54 Abb. 2b: Die höhere relative Feuchte im Sommer öffnet die Poren der Folie und lässt so die Feuchte aus der Konstruktion entweichen Das Haupteinsatzgebiet der feuchteadaptiven Dampfbremse in Deutschland ist die Zwischensparrendämmung ausgebauter Dachgeschoße. Zur Bestätigung der positiven Eigenschaften dieser Dampfbremse wurden deshalb vergleichende Freilanduntersuchungen an Versuchsdächern durchgeführt. Obwohl ausgebaute Dachgeschosse in den USA unüblich sind, zeigte eine Analyse amerikanischer Baukonstruktionen in den unterschiedlichen Klimaregionen, dass der Einsatz der feuchteadaptiven Dampfbremse dort durchaus Vorteile hätte. Mit Hilfe von hygrothermischen Simulationen wurde für amerikanische Holzständerwände mit dämmender Außenbeplankung nachgewiesen, dass Feuchteprobleme mit dem Ersatz der Polyethylen-Dampfsperre durch die feuchteadaptive Dampfbremse vermeidbar wären. Mit Hilfe von Vorträgen und Veröffentlichungen in den USA sowie durch die Mitarbeit in technischen Komitees gelang es, die amerikanische Fachöffentlichkeit auf die neue Dampfbremse aufmerksam zu machen. Dennoch dauerte es noch einige Zeit, bis sich ein Unternehmen fand, das bereit war, das unternehmerische Risiko auf sich zu nehmen und mit der Vermarktung zu beginnen. Der anhaltende Erfolg der Dampfbremse in den USA seit 2003 zeigt, dass dies langfristig gelungen ist. Weltweit sind bereits weit über 50 Mio m² verbaut. Beispiel für erfolgreiche Marktdurchdringung 3: WUFI® Die WUFI®-Familie umfasst verschiedene Softwarepakete zur rechnerischen Simulation der instationären Wärme- und Stofftransportprozesse in Gebäuden, Bauteilen und Baustoffen sowie in technischen Räumen, wie z.B. Flugzeugkabinen. Die Software eignet sich sowohl für wissenschaftliche Untersuchungen als auch für den Einsatz bei der Planung von Bau- oder Sanierungsvorhaben. Die Grundversionen des Programmpaketes sind als Folge von Kooperationsabkommen mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Europa und den USA in mehreren Sprachen (deutsch, englisch, französisch, finnisch, polnisch und japanisch) erhältlich. Mehr als 9000 vergebene Nutzungslizenzen weltweit unterstreichen die praktische Bedeutung der Software. Dies stellt neben der lichttechnischen Software ADELINE die einzige nach Weg C in Tabelle 1 entwickelte und vermarktete Software des IBP dar. Die große Nachfrage nach WUFI®-Anwenderschulungen in den USA (bislang fünfzehn 2-3 tägige Seminare mit mehr als 400 Teilnehmern) verdeutlichen den Erfolg dieser Software auch außerhalb Europas. Dies hat dazu geführt, dass der Name Fraunhofer auf dem Bausektor in vielen Ländern einen großen Bekanntheitsgrad erreicht hat, und der Wunsch nach wissenschaftlicher Kooperation mit dem IBP deutlich zugenommen hat. Der internationale Erfolg von WUFI® ist im Wesentlichen auf folgende Faktoren zurückzuführen: Das IBP war erster Anbieter einer praxisgerechten Software für die hygrothermische Bauteilsimulation in Deutschland und den USA, Die zahlreichen Freilandversuche, die seit mehr als 50 Jahren am IBP in Holzkirchen durchgeführt werden, boten die beste Möglichkeit für eine experimentelle Validierung der Software, Durch die langjährige aktive Mitarbeit des IBP in Normungsgremien und Sachverständigenausschüssen konnten die Grundlagen dafür gelegt werden, dass in Fachkreisen die hygrothermischen Bauteilsimulationen als Stand der Technik akzeptiert werden, Das Auftreten des IBP bei internationalen Fachkongressen hat einerseits den Bekanntheitsgrad von WUFI® gefördert und andererseits die Suche nach Kooperationspartnern im Ausland erleichtert. 55 Die für die Baustoffindustrie interessanteste Eigenschaft der WUFI®-Software ist die Möglichkeit der Entwicklung innovativer Produkte. Durch das Simulieren des Temperatur- und Feuchteverhaltens virtueller Bauteile können nicht nur Produktspezifikationen optimiert, sondern auch neuartige Produkte kreiert werden. Ein Beispiel dafür ist die oben beschriebene feuchteadaptive Dampfbremse. Als weiteres Beispiel dient eine Hüllmembran für die Flugzeugkabinendämmung. Auch dafür konnte bereits ein Patent erteilt werden. In den vergangenen Jahren wurde die WUFI®-Familie entscheidend erweitert. Als erstes ist hier das biohygrothermische Modell zu nennen. Es erlaubt die Vorhersage von Schimmelpilzwachstum bei instationären hygrothermischen Randbedingungen und ist damit bislang einzigartig in seinem Bereich. Ebenso wichtig ist die Weiterentwicklung der Bauteilsimulation zu einer Gesamtgebäudesimulation, für die bereits eine mehrfach überprüfte WUFI®-Plus-Version vorliegt (Abb. 3). Eine besondere Herausforderung stellte auch die Einbindung eins CFD-Modells (CFD = Computational Fluid Dynamics) in die WUFI®-Software dar, die im Rahmen eines Projektes mit der Flugzeugindustrie erarbeitet wurde. Mit dem Modell WUFI®-CFD ist es dem IBP gelungen, das Vertrauen der Projektpartner zu gewinnen und damit die Zusammenarbeit mit der Flugzeugindustrie stark zu erweitern. Außerdem hat das IBP damit ein neuartiges Simulationsverfahren zur Verfügung, das auch auf dem bauphysikalischen Sektor (z.B. im Bereich von Lüftungs-/Abgasanlagen oder Schornsteinen) einsetzbar ist, wo ein solches Rechenverfahren Neuland bedeutet. 56 Abb. 3: Die Version WUFI®-Plus erlaubt die Simulation der Wärme- und Feuchtigkeitsströme innerhalb eines Gesamtgebäudes. 3. Plattform inHaus2 Eine neue Plattform für Forschungsdienstleistungen und Entwicklungskooperationen in der Baubranche verfolgt das IBP mit dem Projekt inHaus2. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat eine Entwicklungs-, Erprobungs- und Demonstrationsplattform (ca. 3000 m² Nutzfläche) für innovative und zukunftsfähige Bautechnologien errichtet (www.inhaus.de). Das inHaus2 zielt darauf ab, die Kette, angefangen von Rohstoffherstellern über Produkt- und Systemlieferanten, bis hin zum bauausführenden Generalunternehmer oder Gebäudebetreiber - also bis hin zum Endkunden - zu schließen. Dieses Konstrukt ermöglicht es, innovative Produkte und Gebäudetechnologien aufeinander abzustimmen und sie somit erprobt und unterstützt durch ein integrales Kommunikationskonzept zeitnah in den Markt einzuführen. In diesem Projekt werden die Wege B und C (s. Tab. 1) beschritten, wobei viele der aktiv beteiligten Partnerunternehmen erstmals miteinander Entwicklungen betreiben und diese der Erprobung aussetzen. Die Rolle von Fraunhofer als FuE-Partner ist daher mit zunehmender Projektlaufzeit immer unschärfer im Voraus bestimmbar. Daher gilt es für ein Fraunhofer-Institut, gerade bei längerfristigen multilateralen FuE-Vorhaben neben einer effektiven und effizienten Projektkoordination ein Maximum an Flexibilität zum Erreichen der gemeinsamen Ziele beizusteuern. Dass das IBP gemäß Weg C an diesen Zielen entscheidenden Anteil haben kann, wurde anhand von Beispielen belegt. 4. Wissenstransfer Nach dem Bauschadensbericht der Bundesregierung entstehen bei Neubauten, Instandsetzung und Modernisierungsarbeiten jährlich Schäden von rund 3,5 Milliarden Euro. Die Dunkelziffer nicht erfasster Schäden dürfte in der gleichen Größenordnung liegen. 80 % der Schäden sind bauphysikalischer Natur, deren wesentliche Ursache mangelhaftes Fachwissen der Architekten und Planer im Fachgebiet Bauphysik ist. Noch brisanter wird dies angesichts der in näherer Zukunft zu erwartenden Anstrengungen im Bereich der bautechnischen Sanierung von Gebäuden. Es ist daher dringend erforderlich, dass in den Hochschulen und Instituten vorhandene Fachwissen so aufzubereiten und an die am Bau Agierenden (Bautechniker, Architekten, Handwerker) so zu transportieren, dass es dort verstanden wird. Dieser Wissenstransfer kann in Demo-Vorhaben, wie in den letzten Jahren beispielhaft im Handwerksbildungszentrum der Handwerkskammer in Münster gezeigt, im Internet oder sogar mit einfachen Software-Tools angegangen werden. Erwähnt sei hier lediglich das excelbasierte Berechnungsprogramm zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden nach DIN V 18599, welches den Energiebedarf für Klimatisierung und Beleuchtung mit berücksichtigt. Das zur praktischen Durchführung von Nachweis-, Wirtschaftlichkeits- und Optimierungsrechnungen geeignete Rechentool bietet das Fraunhofer IBP auf seiner Homepage kostenlos an. 57 5. Fazit Das Fraunhofer IBP ist durch hohes wissenschaftliches Niveau und mit konsequenter Orientierung am gemeinsamen Produkterfolg als FuE-Partner für alle Betriebsgrößen in der Baubranche etabliert und dringt mit seinen Kernkompetenzen in andere Branchen vor. Im härter werdenden Wettbewerb einer größer werdenden EU werden zunehmend innovative Prozesse und Produkte zum erfolgsentscheidenden Vorteil. Die öffentlich finanzierte Forschung kann hierfür nur Grundlagen liefern, um darauf spezifische Problemlösungen aufbauen. Die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zeigt sich nicht zuletzt an der Zukunftsorientierung ihres Angebots. Da zwar Mobiltelefone in Fernost produziert und verarbeitet werden können, nicht aber Häuser, und da trotz schrumpfender Bevölkerungszahl auch künftig in Deutschland Gebäude errichtet werden, ist die Baubranche auf die Umsetzung von Forschungsergebnissen angewiesen. Wegen der gerade dieser Branche eigenen Beharrlichkeit muss die Umsetzung rasch erfolgen. Es konnte gezeigt werden, dass dies auf verschiedenen Wegen bereits erfolgreich gelungen ist. Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Klaus Sedlbauer 58 Jahrgang 1965. Studium der Physik an der LMU München. Promotion 2001. Von 2001 bis 2003 stellvertretender Leiter Fraunhofer-Insitut für Bauphysik Holzkirchen. 2003 Professor an der Fachhochschule Rosenheim. Seit Nov. 2003 Institutsleiter und Professor an der Universität Stuttgart. Im Juni 2004 Verleihung des WTA-Preises durch die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA). Im November 2005 Verleihung der Ehrennadel der Handwerkskammer Münster für sein Engagement für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Handwerk. Umsetzung der GebäudeEffizienz-Richtlinie der EU Dipl.-Ing. Wolfgang Jilek Energiebeauftragter des Landes Steiermark Mit der Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (kurz EPBD = Energy Performance of Buildings Directive) trat die Grundlage dafür in Kraft, dass Gebäude in den 27 Mitgliedsstaaten – mit wenigen Ausnahmen wie historisch bedeutsamen, provisorischen oder sehr kleinen Gebäuden – in Zukunft einen Energieausweis bekommen werden, der sie hinsichtlich ihrer energetischen Qualitäten beschreibt. Das ist zumindest das bekannteste Element dieser Richtlinie. Darüber hinaus sind allerdings eine Reihe von weiteren Regelungen enthalten wie Festlegung von Anforderungen an Gebäude, der Aushang des Energieausweises, die (in Österreich bereits übliche) regelmäßige Überprüfung von Heizanlagen sowie von Klimaanlagen. Der Hintergrund für die Schaffung der EPBD ist vielschichtig und reicht von der Steuerung der Energienachfrage und den Möglichkeiten der politischen Einflußnahme zur Erfüllung der im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingegangenen Verpflichtungen bis zum Aktionsplan der Kommission zur Verbesserung der Energieeffizienz für den Gebäudebereich. Wenn der Energiebedarf eines Gebäudes – Wärme, Kälte, Lüftung, Klimatisierung etc. – ausreichend beschrieben ist, können die KonsumentInnen energetisch gute und schlechte leichter unterscheiden und dies wird letztlich Wert (mit) bestimmend, der Energiebedarf zählt. Auch die Minderung von Emissionen durch regelmäßige Wartung von Heizkesseln und Klimaanlagen gehört dazu und nicht zuletzt wird damit eine Minderung der CO2Emissionen erwartet. Das „Grünbuch Energieeffizienz“ geht von einem Minus von 20% des Gebäudeenergiebedarfes bis 2020 aus, erwartet eine Million zusätzlicher Arbeitsplätze, erhöhte Versorgungssicherheit und € 60 Milliarden Ersparnis. Der Energieausweis selbst ist nur die Dokumentation der energetischen Analyse eines Gebäudes unter Normbedingungen. In Österreich werden seine Inhalte und Gestaltungsregeln in der OIB-Richtlinie 6 und dem zugehörigen OIB-Leitfaden zusammengefasst (siehe auch weiter unten). Die Gebäudeenergieproblematik lässt sich zwar nicht auf eine Angabe einer einzigen Zahl reduzieren, doch ermöglicht die Darstellung des spezifischen Heizwärmebedarfs unter Zugrundelegung eines Referenzklimas im Energieausweis sehr wohl eine schnelle Orientierung für den Laien. Weitere Kriterien berücksichtigen daher die gebäude- 59 spezifische Energiemenge für das gesamte Heizsystem inkl. Warmwasser und elektrische Hilfsenergie (Heizenergiebedarf), sowie zusätzlichen Energieeinsatz für Kühlung, Belüftung und Beleuchtung (Endenergiebedarf). Der Energieausweis als Dokument soll zur Bewusstseinsbildung beitragen, ist aber kein Instrument, die prinzipielle Bereitschaft der betroffenen Gebäudenutzer bzw. -betreiber zum „Energiesparen“ gesetzlich einzufordern, da sich das spezifische Nutzerverhalten konkreten Reglementierungen entzieht. 1. Energieausweis – nicht nur für die Gebäudehülle 60 Die Umsetzung der EU-Richtlinie in die Gesetzgebung der Länder ist großteils vollzogen und beruht auf der genannten OIB-Richtlinie 6, dies betrifft derzeit neue Gebäude oder Sanierungen größeren Umfangs (wenn die Renovierung zumindest drei der folgenden Elemente enthält: Unterste Geschoßdecke, Wände, Fenster und Türen, Dach, Heizungs- oder Kühlsystem). Ab 1. Jänner 2009 werden die Regelungen auch für bestehende Gebäude Gültigkeit haben, sofern diese einem baurechtlich relevanten Vorrang unterliegen, verkauft oder vermietet werden. In den genannten Fällen muss der Energieausweis (entsprechend dem „Energieausweisvorlage-Gesetz“) für den EigentümerInnen, KäuferInnen oder MieterInnen verfügbar gemacht werden. Die Gültigkeit des Energieausweises ist mit 10 Jahren limitiert und kann maximal weitere 10 Jahre durch die EnergieaustellerInnen oder gleichwertige ExpertInnen verlängert werden, solange keine die energetische Qualität beeinflussende Veränderungen vorgenommen worden sind oder sich eine gesetzliche Änderung ergeben hat. Die EU-Richtlinie verlangt zunächst die Berechnung des Energiebedarfes eines Gebäudes (oder auch einer Nutzungseinheit) nach einer einheitlichen Methode, die zumindest die Elemente • Gebäudehülle (Wärmedämmung, Luftdichtheit), • Heizungsanlage und Warmwasserversorgung, • Klimaanlage, • (mechanische) Belüftung / mit Wärmerückgewinnung, • eingebaute Beleuchtung (Nutzgebäude), • Lage und Ausrichtung des Gebäudes (Außenklima), • passive Solarsysteme, • Sonnenschutz, • natürliche Belüftung und • Innenraumklimabedingungen einschließt, also über die Inhalte der schon bisher in einigen Bundesländern ausgestellten Energieausweise deutlich hinaus geht: Diese umfassten zumeist nur Wärmeverluste der Gebäudehülle, im Wesentlichen über die Qualität der Außenbauteile (als U-Werte beschrieben) und über die Lüftung errechnet. Die Qualität der Heizungssysteme spielte in den diversen bisher genutzten Berechnungsverfahren keine Rolle, obwohl auch diese große Energieverluste bzw. eine stark eingeschränkte Nutzung der eingesetzten Energie in Form von Öl, Gas, Biomasse etc. aufweisen können (bei älteren und vor allem schlecht gewarteten Anlagen ist das geradezu die Regel). Es sei angemerkt, dass von der EU-Kommission zur Umsetzung der EPBD hinsichtlich der Berechnung der Gesamtenergieeffizienz lediglich ein allgemeiner Rahmen, jedoch keine konkrete Methode bereitgestellt wurde. Allerdings erging ein sehr umfangreicher Auftrag an CEN, einschlägige Normen auszuarbeiten, was mittlerweile in den meisten Bereichen erfolgt ist. Die bei der Umsetzung der EPBD beteiligten ExpertInnen bemühten sich denn auch, bei der Entwicklung die Berechnungsmethoden der österreichischen und europäischen Normenwerke – soweit vorhanden – zu integrieren, ohne jedoch die Praktikabilität aus den Augen zu verlieren. Ein schwieriges Unterfangen, das dennoch eine einheitliche Berechnungsmethode für Österreich, die langfristig sogar dauerhaft mit den von CEN erarbeiteten europäischen Normen kompatibel ist, brachte. Das Berechnungsverfahren soll eine möglichst realitätsnahe Beschreibung der thermischen Qualitäten des Gebäudes ermöglichen und basiert auf mehr als 200 mathematischen Algorithmen, die eine sehr differenzierte Beschreibung erlauben, welche den meisten Details in konventionellen und speziellen Gebäuden Rechnung tragen. Die NutzerInnen dieses Systems haben die Möglichkeit, alle verfügbaren Details zu verwenden, dies ist jedoch nicht obligatorisch und es können auch für wesentliche Bereiche der Kalkulation Defaultwerte angesetzt werden (die gängigen Rechnungsprogramme enthalten diese Defaultwerte wie auch weitere Grundlagen z. B. zur Abbildung des Klimas). Zahlreiche spezielle Module wurden im Verlauf der Entwicklung des Berechnungssystems geschaffen, wie z.B. ein Klimamodell, das es erlaubt, monatliche Daten einzusetzen, insbesondere für die Wärmespeicherung in relevanten Teilen des Gebäudes oder eine Methode, um ökonomische und umweltrelevante Aspekte des Einsatzes erneuerbarer Energieträger für neue oder bestehende Gebäude zu kalkulieren. Der Energieausweis selbst muss von einer qualifizierten und autorisierten Person ausgestellt werden und enthält zumindest • eine erste Seite mit der Skala der Energieeffizienz, • eine zweite Seite mit detaillierten Ergebnissen und • einen Annex, der die für die Ausstellung des Energieausweises notwendigen Daten und Berechnungsverfahren enthält. 61 Die genannte Effizienzskala bzw. deren unterschiedliche Anforderungsniveaus werden in graphischer Form festgehalten und geben den Heizwärmebedarf für die Bruttogeschoßfläche pro m2 der konditionierten Fläche, bezogen auf ein Referenzklima wieder. Dies ist in der OIB Richtlinie 6 genau festgelegt. Die Festlegung erfolgte in Abstimmung mit bisherigen Usancen auf den Faktor „Heizwärmebedarf“ (in kWh/m2 a) und weist folgende Stufen auf: 62 • • • • • • • • • Klasse A++: Klasse A+: Klasse A: Klasse B: Klasse C: Klasse D: Klasse E: Klasse F: Klasse G: HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref HWBBGF,Ref ≤ 10 kWh/m2a ≤ 15 kWh/m2a ≤ 25 kWh/m2a ≤ 50 kWh/m2a ≤ 100 kWh/m2a ≤ 150 kWh/m2a ≤ 200 kWh/m2a ≤ 250 kWh/m2a > 250 kWh/m2a Darüber hinaus finden sich allerdings auch der (eigentlich für die Beurteilung der Gesamtsituation des Gebäudes relevante) Endenergiebedarf und andere Faktoren auf den weiteren Seiten des Energieausweises. Im Unterschied zu einschlägigen europäischen Normen wurden in Österreich – weil Energieeinsparung und effiziente Energienutzung neben der Verwendung erneuerbarer Energieträger ganz wesentliche Ziele darstellen, um von Energielieferungen aus dem Ausland unabhängiger zu werden und auch in Zukunft eine leistbare Energieversorgung sicherstellen zu können – die beiden Klassen A+ (Heizwärmebedarf ≤ 15 kWh/m2a) und A++ (Heizwärmebedarf ≤ 10 kWh/m2a) eingeführt. Darüber hinaus sind Anforderungen an die Gebäude (und damit letztlich an alle erwähnten Systeme) zu stellen, in Form von Energiekennzahlen, demnach benötigte Energiemengen. In Österreich wird dies (wie schon bisher) die Angabe benötigter kWh pro m2 und Jahr sein, die nicht überschritten werden dürfen. Die dazu erarbeitete „OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz“ ist demnach gegliedert in • Anforderungen an den Heizwärmebedarf, • Anforderungen an den Endenergiebedarf, • Anforderungen an Wärme übertragende Bauteile, • Anforderungen an Teile des energietechnischen Systems, • Sonstige Anforderungen und • Energieausweis Das Berechnungsverfahren ist in den entsprechenden Ö-Normen enthalten. Folgende Normen sind für die Ermittlung des Endenergiebedarfes erforderlich: • ÖNORM B 8110-5: Klimamodell und Nutzungsprofile • ÖNORM B 8110-6: Grundlagen und Nachweisverfahren – Heizwärme- und Kühlbedarf • ÖNORM H 5056: Heiztechnik-Energiebedarf • ÖNORM H 5057: Raumlufttechnik-Energiebedarf für Wohn- und NichtWohngebäude • ÖNORM H 5058: Kühlenergiebedarf • ÖNORM H 5059: Beleuchtungsenergiebedarf 2. Anforderungen Die in den bisherigen baugesetzlichen Regelungen vorhandenen Anforderungen an Einzelbauteile bleiben grundsätzlich erhalten in so ferne, als die bisherigen maximalen U-Werte (in W/m²K angegeben) z. B. für Wände gegen Außenluft, Fenster und Türen, Decken etc. vereinheitlicht werden und als solche weiterhin gelten, dank ihres nicht allzu strengen Niveaus aber eine relativ große gestalterische Freiheit für die PlanerInnen lassen, da die letztendlich zu erreichende Energiekennzahl insbesondere für die Wärmeverluste die wichtigste Größe darstellt. Es versteht sich, dass zwischen verschiedenen Gebäudekategorien (Ein- oder Mehrfamilienhaus, Bürogebäude, Krankenhaus etc.) unterschieden werden muss. 63 Auch hier wurde etwas von der Vorgabe der EU-Kommission abgegangen und letztlich folgende Kategorien festgelegt: 64 • Wohngebäude (Österreich unterscheidet im Gegensatz zum Vorschlag der EURichtlinie nicht zwischen Ein- und Mehrfamilienhäusern) • Bürogebäude • Kindergärten und Pflichtschulen • Höhere Schulen und Hochschulen • Krankenhäuser • Pflegeheime • Pensionen • Hotels • Gaststätten • Veranstaltungsstätten • Sportstätten • Verkaufsstätten Ganz allgemein gesagt hat Österreich ein System von Anforderungen eingeführt, das sukzessive anspruchsvoller werden und langfristig zum Passivhausstandard für Gebäude (ausgenommen historische Gebäude etc.) führen soll. Für Wohngebäude müssen als erster Schritt die im folgenden angeführten Werte für den Heizwärmebedarf für die konditionierten Bereiche eingehalten werden, abhängig von der Gebäudegeometrie (charakteristische Länge lc) und im Bezug auf das Referenzklima entsprechend der OIB-Richtlinie 6: Neubau: bis 31.12.2009 HWBBGF,WG,max,Ref = 2 nicht über 78.0 [kWh/m2a] 26 * (1 + 2.0/lc) [kWh/m a] ab 01.01.2010 HWBBGF,WG,max,Ref = 2 19 * (1 + 2.5/lc) [kWh/m a] nicht über 66.5 [kWh/m2a] Sanierung: bis 31.12.2009 HWBBGF,WGsan,max,Ref = 2 nicht über 102.0 [kWh/m2a] 34.0 * (1 + 2.0/lc) [kWh/m a] ab 01.01.2010 HWBBGF,WGsan,max,Ref = 2 nicht über 87.5 [kWh/m2a] 25.0 * (1 + 2.5/lc) [kWh/m a] Im Fall von Gebäuden mit einem Belüftungssystem mit Wärmerückgewinnung werden die oben angeführten Grenzwerte um 8 kWh/m2a reduziert. Im Falle von Nicht-Wohngebäuden und Sanierung im größeren Umfang in diesem Bereich müssen die folgende Werte bezogen auf das konditionierte Volumen (!) eingehalten werden (wobei dafür die Nutzungsprofile aus dem Wohnbau herangezogen werden), ebenfalls abhängig von der Gebäudegeometrie und im Bezug auf das Referenzklima: Neubau: HWB*V,NWG,max,Ref = bis 31.12.2009 9.0 * (1 + 2.0/lc) [kWh/m3a] HWB*V,NWG,max,Ref = ab 01.01.2010 6.5 * (1 + 2.5/lc)[kWh/m3a] nicht über 27.00 [kWh/m3a] nicht über 22.75 [kWh/m3a] Sanierung: HWB*V,NWGsan,max,Ref = bis 31.12.2009 11.0 * (1+ 2.0/lc) [kWh/m3a] HWB*V,NWGsan,max,Ref = ab 01.01.2010 8.5 * (1 + 2.5/lc) [kWh/m3a] nicht über 33.0 [kWh/m3a] nicht über 30.0 [kWh/m3a] Die folgenden Gebäude oder Gebäudekategorien sind von den Anforderungen, die in den gesetzlichen Regelungen gestellt werden, ausgenommen: • Gebäude oder Baudenkmäler sowie Gebäude für religiöse Aktivitäten, die einen besonderen Schutz (Denkmalschutz) genießen (entsprechend ihrer besonderen Architektur oder dem historischen Wert, wenn die Erfüllung der Anforderungen sich mit diesen Eigenschaften nicht verträgt), • Gebäude, die nicht Wohnzwecken dienen und nicht konditioniert sind und 65 • Gebäude, wenn diese nicht Wohnzwecken dienen und Heizgradtags-Summe jener Monate in denen eine Nutzung vorgesehen ist weniger als 680 Kd beträgt. Bei öffentlichen Gebäuden mit hoher Besucherfrequenz ist der ausgestellte Energieausweis sichtbar auszuhängen – wohl ein Hinweis der Kommission auf die erwünschte Vorbildwirkung. 3. Alte – neue Gebäude Grundsätzlich gelten Berechnungsmethode und Anforderungen für alle Arten von Gebäuden, aber für den Gebäudebestand, dessen detaillierte rechnerische Erfassung vielfach unglaublich aufwändig oder sogar unmöglich wäre, sind Vereinfachungen in der Berechnungsmethode zulässig und die Anforderungen sind milder. Außerdem spielt die Größe der Gebäude eine Rolle: Die Mindestanforderungen (nach Art. 4) sind im Falle von bestehenden Gebäuden nur bei solchen mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als 1000 m², die einer umfassenden Sanierung unterzogen werden, zu erfüllen, und nur dann wenn dies technisch, funktionell und wirtschaftlich möglich ist (Ausgleich der Zusatzkosten innerhalb der technischen Lebensdauer der Maßnahme durch die Energieeinsparung). 66 Eine „umfassende Sanierung“ ist dann gegeben, wenn mehr als 25% der Gebäudehülle saniert werden oder die Renovierungskosten (Außenbauteile und Heizung/Warmwasser) mehr als 25 % des Gebäude-Neuwertes (exclusive Grundstückskosten) betragen; die weiter gehende Interpretation bleibt dem jeweiligen Gesetzgeber (siehe unten) überlassen. Bei der Neuerrichtung eines Gebäudes ist im Regelfall ein Energieausweis auszustellen, bei neuen Gebäuden mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als 1000 m² kommt allerdings noch hinzu, dass vor Baubeginn die Möglichkeit eines ökologisch und wirtschaftlich begründeten Einsatzes alternativer Energieversorgung, z. B. dezentraler Systeme auf Basis erneuerbarer Energieträger, Kraftwärmekopplung, Wärmepumpen oder Fernwärme zu berücksichtigen ist – gerade in Zeiten des Klimawandels und signifikant teurer werdender fossiler Energieressourcen eine Forderung, die einer zukunftsorientierten Energiepolitik ohnehin entgegen kommt. Der Energieausweis – von qualifizierten und befugten Fachleuten auszustellen (diese Qualifikation ist in mehreren Schriftstücken der mit dem Gewerberecht befassten Sektion des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit geregelt und schließt ZivilingenieurInnen und technische Büros einschlägiger Fachrichtungen, einschlägige Gewerbe wie Baumeister, Zimmerer, Heizungsinstallation etc. ein) – umfasst nach der vorgeschlagenen OIB-Richtlinie 6 beispielsweise bei Neubau, Umbau, Zubau und umfassender Sanierung eines Wohngebäudes zumindest die folgenden Informationen: • Heizwärmebedarf des Gebäudes im Vergleich zu Referenzwerten für die gleiche Gebäudekategorie; • Endenergiebedarf des Gebäudes im Vergleich zu Referenzwerten für die gleiche Gebäudekategorie; • Empfehlungen für Maßnahmen bei der Sanierung eines Wohngebäudes, deren Implementierung den Endenergiebedarf des Gebäudes reduziert, und die ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Die „Empfehlungen für Maßnahmen“ ziehen sich durch die gesamte EU-Richtlinie als wesentliches Element der Energieausweise als Marktinstrument zur Bewusstseinsbildung. 4. Überprüfung von Heizungs- und Klimaanlagen Zur Forderung einer regelmäßigen Überprüfung von Heizungsanlagen im Artikel 8 der Richtlinie 2002/91/EG ist anzumerken, dass diese in Österreich in allen Bundesländern seit vielen Jahren gesetzlich verpflichtend (und teilweise strenger als die in Art. 8 lit. a enthaltenen Mindestanforderungen) ist. Die geforderte einmalige Inspektion von Heizungsanlagen mit Kesseln, die älter als 15 Jahre sind – eine Maßnahme, die gerade im Kontext mit der erwünschten Emissionsminderung (z. B. von Feinstaub!) Sinn macht – , führt allerdings auf Grund der Verknüpfung der gesamten Heizungsanlage (inklusive der Verteilungssysteme) mit dem Heizbedarf des Gebäudes zu einer in Österreich bisher üblicherweise nicht durchgeführten Gesamtüberprüfung eines Heizungssystems, auch sollen die Kosten in einem vertretbaren Verhältnis zur Größe der Heizungsanlage bzw. des Gebäudes stehen. Das hat zur Folge, dass einerseits ein entsprechend qualifiziertes unabhängiges Fachpersonal vorhanden sein muss und andererseits die große Anzahl der betroffenen Heizungsanlagen (es wird geschätzt, dass mindestens 30 bis 40 % des Anlagenbestandes hiervon betroffen sind) zu berücksichtigen und somit dafür die Schulung und Ausbildung von zusätzlichem qualifizierten unabhängigen Fachpersonal erforderlich ist. Alleine aus diesem Grunde ist im Übrigen die Verlängerung der Umsetzungsfrist um drei Jahre unbedingt erforderlich. Das Thema Klimaanlagen war in Österreich bisher – aus der Sicht des Baurechtes – eigentlich keines, obwohl die Zahl der Kühl-, Klima- und Lüftungsanlagen gerade während der letzten Jahre signifikant gestiegen ist und die Kombination aus zwar hinsichtlich der Wärmeverluste recht guter Bauteile und der sommerlichen Überhitzungsprobleme durch großflächige Verglasungen dazu geführt hat, dass die Kühlung bei nicht wenigen neuen (vor allem Büro-) Gebäuden bereits deutlich 67 mehr Energie benötigt als die Heizung und das mit wenigen Ausnahmen ausschließlich in Form von elektrischer Energie, deren Aufbringung zunehmend (in ganz Europa) Schwierigkeiten mit sich bringt. Es ist also mehr als an der Zeit, diese Entwicklung positiv zu beeinflussen, alleine, es waren dazu bisher kaum Grundlagen vorhanden: Wie man Klimaanlagen prüft, was sie leisten sollen, welche Anforderungen an zeitgemäße Lösungen erstellt werden sollen etc. musste erst erarbeitet werden. Anzumerken ist noch, dass – auch aus dem Blickwinkel vorhandener Ressourcen und des Klimaschutzes betrachtet – in der EU-Richtlinie der Verwendung erneuerbarer Energie große Bedeutung beigemessen wird. Demgemäß ist vorgesehen, dass bei der Errichtung neuer Wohngebäude mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als 1000 m² alternative Systeme eingesetzt werden müssen, sofern dies technisch, ökologisch und wirtschaftlich zweckmäßig ist. Alternative Systeme sind insbesondere 68 • dezentrale Energieversorgungssysteme auf der Grundlage von erneuerbaren Energieträgern, • Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen, • Fern-/Blockheizung oder Fern-/Blockkühlung und • Wärmepumpen 5. Verantwortlich für die Umsetzung der Richtlinie – Bund oder Länder? Beide, denn die Richtlinie verweist auf nationale und regionale Umsetzung und überlässt die Ausführung den Mitgliedsstaaten. Österreich hat seit langem eine föderalistische Tradition, in der die Kompetenzen im Baurecht – und hier ist die Energieeffizienz von Gebäuden zu einem erheblichen Teil angesiedelt – bei den Bundesländern liegen. Daraus lässt sich ableiten, dass alles, was dem Baurecht unterliegt, von den Bundesländern zu regeln ist. Übrig bleiben zivilrechtliche Vorgänge wie der Verkauf oder die Vermietung, für deren Einbindung der Bund verantwortlich zeichnet. Aus europäischer Sicht und gerade im Lichte der Bemühungen um eine letztlich europaweite Harmonisierung (wie lange sie auch dauern mag) erscheint eine Umsetzung der Richtlinie auf Bundesländerebene geradezu absurd – wenn denn eine gemeinsame Lösung gefunden werden kann, die deren über Jahrzehnte entstandenen Eigenheiten, Erfahrungen, Methoden und (energie)politischen Vorstellungen einigermaßen Rechnung trägt. Aus dieser Situation heraus wurde die Umsetzung der Richtlinie in den bereits zuvor begonnenen Prozess der Harmonisierung der Bauvorschriften integriert, der von der von den Bundesländern eingesetzten gemeinsamen Plattform OIB (Österreichisches Institut für Bautechnik) gemanagt wird und versucht, dabei eine effiziente Vorgangsweise zu erzielen, und die Umsetzungsverpflichtungen aus der EPBD mit den Harmonisierungsbestrebungen der bautechnischen Vorschriften betreffend Energieeinsparung und Wärmeschutz in Einklang zu bringen. Der Harmonisierungsprozess umfasst sechs Bereiche: Mechanische Festigkeit, Brandschutz, Hygiene, Gesundheit, Umweltschutz, Nutzungssicherheit, Barrierefreiheit, Schallschutz, Energieeinsparung und Wärmeschutz. Für jeden dieser Bereich ist eine Richtlinie entstanden, die für Energie zuständige OIB - Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“ bildet mit ihren harmonisierten bautechnischen Anforderungen auch gleichzeitig das Kernstück der Umsetzung der EPBD und deckt so gut wie alle für die EU-Richtlinie relevanten Bereiche des Baurechtes ab mit Ausnahme der Überprüfung der Heizungs- und Kühlsysteme, deren Harmonisierung über eine eigene Vereinbarung nach Art. 15a BV-G erfolgen soll.. Die Berechnungsmethoden selbst werden in ÖNORMEN geregelt. Über das österreichische Normungsinstitut wird auch eine kontinuierliche Verbesserung der Berechnungsmethoden unter Berücksichtigung aller Interessen garantiert. Dieser Prozess ist auch grundsätzlich akkordiert mit den Wohnbauförderungssystemen der Bundesländer, innerhalb derer im Kontext mit der Umsetzung der Erfordernisse des Klimaschutzes ebenfalls eine Vereinbarung nach Art. 15a BV-G entstanden ist, die unter anderem eine Begrenzung der Wärmeverluste der Gebäudehülle in Form von Energiekennzahlen enthält. Die Arbeiten zur OIBRichtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“ wurden 2007 weitest gehend abgeschlossen, die Grundlage für eine harmonisierte Vorgangsweise der Länder war also vorhanden, allerdings werden weitere Adaptierungen folgen und ist nicht zuletzt auch eine Änderung der EU-Richtlinie selbst zu erwarten, da die Umsetzung in den Mitgliedsstaaten – soweit überhaupt schon erfolgt – höchst unterschiedlich ausgefallen ist. Die grundsätzliche Verpflichtung für die Vorlage von Energieausweisen, spätestens bei der Abgabe von Vertragserklärungen, leitet sich aus dem Energieausweisvorlage-Gesetz (EAVG) unter Bezugnahme auf die den jeweiligen bundesoder landesrechtlichen Vorschriften entsprechenden Ausweise zur 69 Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden ab. Mit der Verbindlicherklärung der harmonisierten OIB-Richtlinie 6 durch die einzelnen Länder werden in Entsprechung zum EAVG (und sogar auf vereinheitlichter Ebene) landesrechtliche Vorschriften zur Verfügung gestellt. Die entsprechenden Umsetzungsaktivitäten der Länder waren – bis auf die Bundesländer Niederösterreich und Salzburg – im Sommer 2008 abgeschlossen. 6. Harmonisierung in Europa? 70 Die Vereinheitlichung der österreichischen Baugesetzgebung in den angesprochenen Bereichen hatte erwartungsgemäß hohe Hürden zu nehmen und nahm deshalb viel Zeit in Anspruch – offenbar zu viel, um (was ja ursprünglich nicht explizit beabsichtigt worden war) auch die EU-Richtlinie zeitgerecht zu integrieren. Nervosität der Umsetzungspflichtigen im Hinblick auf ein Vertragsverletzungsverfahren war daher zwar verständlich, aber nicht unbedingt angebracht, denn die Richtlinie bietet die Möglichkeit einer Fristerstreckung um drei Jahre an, wenn – sinngemäß – nicht genügend Fachleute zur Verfügung stehen, die Energieausweise ausstellen und die Inspektion von Heizanlagen und Klimaanlagen durchführen können; insbesondere Letzteres traf auf Österreich zu (es gab bisher keinerlei Regelungen für die Überprüfung von Klimaanlagen analog zur – in Österreich als einem der wenigen Mitgliedsstaaten seit langem bestehenden – Überprüfung von Heizungsanlagen) und wurde so auch gegenüber der Kommission begründet, die nach Ablauf der Frist 4. 1. 2006 ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hatte. Aus einem aktuellen (September 2008) Bericht der Royal Institution of Chartered Surveyors, eines britischen Berufsverbands von Immobilienfachleuten, geht hervor, dass die EU-Länder die Regelungen zur Verbesserung der Energie-Effizienz von Gebäuden nur langsam umsetzten und viele der neueren EU-Mitgliedstaaten sich mit grundlegenden Problemen konfrontiert sehen. Es gebe noch immer EU-Länder, die der Europäischen Kommission nicht einmal einen Plan hätten vorlegen können, wie sie vorzugehen gedächten, um die EPBD umzusetzen: Während einige Mitgliedsstaaten wie Dänemark, Deutschland und auch Österreich die EPBD vollständig umgesetzt hätten, hingen andere Staaten hinterher und sorgten wegen der entstehenden Verzögerung für Frustration in Brüssel. Innerhalb der Europäischen Union und vor allem von Seiten der EU-Kommission gibt es weiterhin intensive Bestrebungen zur Harmonisierung, was unter anderem in dem erwähnten Mandat an CEN zur Ausarbeitung einschlägiger für die gemeinsame Umsetzung der Richtlinie notwendiger Normen seinen Ausdruck fand. Ein Großteil der dazu notwendigen Arbeit wurde zwar geleistet, das Procedere ist jedoch noch nicht abgeschlossen und kam für den Umsetzungstermin jeden Falls zu spät. Positiv zu sehen ist dennoch, dass die meisten Mitgliedsstaaten die Arbeit von CEN genau beobachtet, sie in ihre eigenen Regelungen so weit wie möglich einbezogen und damit eine grundsätzlich günstige Ausgangsbasis dafür geschaffen haben, dass eine spätere Konvergenz der zu erwartenden 27 unterschiedlichen Umsetzungen nicht a priori drastisch erschwert oder gänzlich unmöglich gemacht wird. 7. Erwartungen Eines vorweg: Auch wenn die Umsetzung der Richtlinie in Form von Gesetzen und Verordnungen des Bundes und aller Bundesländer in Kraft sein wird (dies sollte bis spätestens 4. 1. 2009 der Fall sein), wird es zweifellos immer noch einige offene Fragen geben, alleine deshalb, weil die EU-Richtlinie in vielen Bereichen großen Interpretationsspielraum lässt und dieser wohl auch genutzt wird – in den meisten anderen Mitgliedsstaaten noch weit mehr als in Österreich. Man darf aber davon ausgehen, dass gerade in Folge der in Österreich und durch die Bundesländer gemeinsam mit einer Vielzahl von Institutionen und Organisationen getragenen äußerst ambitionierten Arbeit zur Umsetzung der Richtlinie eine Grundlage dafür geschaffen wurde, dass der Energieausweis tatsächlich zu dem Instrument wird, als das er gedacht ist: Ein Weg zur Hebung des Energiebewusstseins, zu Energieeinsparungen und zum vernünftigeren Einsatz von Energie. Dipl.-Ing. Wolfgang Jilek Energiebeauftragter des Landes Steiermark Geboren am 21.06.1950 1960 – 1967 AHS BEA-Liebenau in Graz; Lycée St. Louis de Gonzague in Paris 1969 – 1974 Technische Universität Graz, Architektur. 1974Techniker und Übersetzer (Französisch) bei DorschConsult, München/Algier 1976 – 1986 Planung von Solararchitektur, Institut für Umweltforschung; Projektmanagement AMRC in Malta sowie Landesentwicklungsprogramme (Wohnbau, Sport und Energie) 1986 – 1992 Geschäftsführung Landesenergieverein Energiebeauftragter 71 72 Robotik im Bauwesen Univ. Doz. Dipl.-Ing. Dr. techn. Igor Kovač, Institut für Fertigungstechnik, TU Graz 1. Einleitung Die Robotertechnik zeichnet sich durch den höchsten Flexibilitätsgrad aus und erobert viele Anwendungsgebiete innerhalb und außerhalb der Fertigung. Der Kostendruck, Zeitdruck, Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und großer Materialverbrauch zwingt auch die traditionell sehr arbeitsintensive Baubranche dazu, deutliche Sprünge in der Produktivität, Sicherheit und Qualität zu machen [1]. Diese Aspekte können durch die Einführung der Automation erreicht werden. Dabei spielt die Robotertechnik eine bedeutende Rolle. Die Problematik der Automation in der Baubranche ist sehr multidisziplinär und sehr komplex. Von der Automation in der Fertigungsindustrie unterscheidet sie sich sowohl durch das verwendete Material als auch durch das Management. Das ist der Grund, warum eine Automatisierung in der Baubranche durch sehr wenige erfolgreiche Applikationen dokumentiert ist [2]. Grundsätzlich unterteilt man die Automation in der Bauindustrie in Hochbau und Tiefbau. Im Hochbau unterscheidet man weiter Applikationen, die in der Vorfertigung oder auf der Baustelle durchgeführt werden. Während die Automation in der Vorfertigung sehr der allgemeinen Fertigung ähnelt, ist die Problematik auf der Baustelle ganz anders. Erste Entwicklungen reichen in die 80er Jahre zurück. Aus Japan berichtete man über die ersten 150 Roboter, die Anwendungen in der Bauindustrie gefunden haben. Erfolgreiche praktische Einsätze von Robotern wurden mit einer klaren Funktion und einem klaren Ziel, kompakter Roboter-bauweise, einfacher Bedingung und ständiger Verbesserungen auf allen Ebenen der Automation erreicht. Jedoch gibt es bis heute nur wenige nennenswerte Beispiele, die sich auch wirtschaftlich etabliert haben. Die Analysen zeigen, dass die Ursachen für die genannten Schwierigkeiten vor allem in den mangelhaften Leistungen des Industrieroboters lagen. Keine bessere Situation ist auch im Tiefbau zu finden. Der Einsatz der Robotertechnik ist mehr oder weniger auf fern gesteuerte Bagger, Planierraupen und Kipper für Katastropheneinsatz und auf robotisierte Schutzmaschinen beschränkt. 73 Sowohl wirtschaftliche als auch zeitliche Analysen zeigen, dass ein hoch eigenständiger Roboter in der Bauindustrie sehr rentabel sein könnte [1]. Diese optimistischen Aussagen basieren auf den Technologiefortschritten, die die neuesten Systeme für die Erfassung von 3D Positionsdaten und die Einführung der Informationstechnologien bewirkt haben. Weitere Probleme, die mit der Bauausführung verbunden sind zeichnen sich, neben den genannten Tatsachen wie niedrige Produktivität, hohen Materialabfall und hohe Arbeitsintensität, durch Arbeitsunfälle, vielfältige Projektbeteiligung und Probleme aus, die mit der Produktion auf der Baustelle verbunden sind. Um diese Probleme zu lösen, sollen fortschrittliche Technologien aus den Bereichen der Fertigung, Qualitätssteigerung, Logistik, Materialförderung, Organisation, Vorfertigung, Modularisierung, Automatisierung und Computerisierung sinnvoll eingesetzt werden. Die Technologien die die zukünftige Ausrichtung in der Baubranche aufzeigen, sind in Abb. 1 dargestellt. 74 Abb. 1: In die Zukunft ausgerichtete Technologien in der Baubranche [3] Aktuelle herausfordernde Technologien und Fachwissen sind hauptsächlich durch die umfassenden Applikationen der Informationstechnologien eingebracht worden [3]. Damit sind Bauprojekte grundsätzlich von 3D CAD Systemen und NetzwerkKommunikationssystemen abhängig. Es ist zu erwarten, dass auf Grund dieser Technologien nicht nur ferngesteuerte Geräte, sondern auch hochautonome Roboter in das System voll eingebunden und bei der Bauausführung eine zentrale Rolle übernehmen werden. Die Universalität und Flexibilität eines Roboters erlauben es, neben Hauptaufgaben noch weitere Nebentätigkeiten, wie zum Beispiel Lagemessungen, Kontrollmessungen oder Baufortschrittüberwachungen zu übernehmen und damit ein breiteres Aufgabenspektrum in der Bauindustrie abzudecken [4]. Wenn die Technologie einen zentralen Treiber verkörpert, die in der Wissenschaft unter dem Begriff Technologiefusion [5] bzw. CIC -Computer Integrated Construction [3] bekannt ist, stellt die Innovation diese entscheidende Strategie der Umsetzung dar, welche die Effektivität mit der Berücksichtigung der Sicherheit in der Baubranche auf ein hohes Niveau anheben soll. Deshalb ist die Gewinnung der Kenntnisse aus den anderen Disziplinen und gleichzeitige Beherrschung des Fachwissens aus der Bauindustrie der Schlüsselfaktor, um konventionelle Bauprozesse in Richtung der Automation wirklich umzugestalten [6]. Wenn man die Roboteranwendungen in der Fertigung mit den Anwendungen in der Bauindustrie vergleicht, stellt man fest, dass es in der Fertigung meistens ortsfeste Roboter gibt, die die Arbeiten an vorbeifahrenden Objekten, zum Beispiel an einer Fertigungslinie oder innerhalb einer Zelle ausführen. Typische Roboterapplikationen findet man in der Fahrzeug, Schienenfahrzeugindustrie, dem Schiffsbau, der Elektronik, Mikroelektronik, Nanotechnik und in vielen anderen Industriegebieten. In der Bauindustrie handelt es sich um ortsfeste Objekte, die individuell vor Ort produziert werden. Die Bauobjekte sind groß und schwer und fast alle Operationen werden im Freien ausgeführt. Damit bekommt man ein Riesenproblem mit den Toleranzen. Die Folge ist, dass die Positionen oder Bahnlinien und damit Teile der Roboterprogramme ständig angepasst und geändert werden müssen. Ohne sensorgestützte Intelligenz und softwaremäßige Korrektur sind Roboter nicht in der Lage, sich in dieser Umgebung zurecht zu finden. In diesem Sinne sind Bauroboter als Feldroboter definiert, die Befehle in der dynamischen Umgebung ausführen, wo die Strukturen, Bediener und Ausrüstung sich ständig ändern. Deshalb ist der Einsatz einer intelligenten Robotersteuerung mit der Einbindung von Sensoren bzw. der Einsatz einer Gerätefernbedienung in einem automatisierten System als selbstverständlich zu verstehen [7]. Wenn es sich um ein fern bedientes Gerät handelt, dann ist die Mensch-Roboter Schnittstelle ausschlaggebend. Zu diesem Zweck können kraftwirkende Joysticks [8], Kamerasysteme oder sogar haptische Systeme [9] vorteilhaft eingesetzt werden. Anhand der gesamten Betrachtung der Roboterproblematik in der Baubranche kann festgestellt werden, dass die Verwendung von Robotern in der näheren Zukunft ganz bestimmt zunimmt. 75 2. Roboterkategorien Im Bauwesen gibt es sehr viele Aufgaben, die sich ständig wiederholen und kein Nachdenken verlangen. Charakteristisch für solche Aufgaben ist es, dass sie sehr arbeitsintensiv und deshalb kostenintensiv sind. Es ist naheliegend, dass es viele Aufgaben gibt, welche mit einem universellen Industrieroboter, einem spezialisierten Roboter in der Vorfertigung oder auf der Baustelle oder sogar mit einem menschenähnlichen Roboter erledigt werden können. Diese Aufgaben gibt es in Straßenbau, Hausbau, Tunnelbau, Schiffsbau, Fabrikbau, Infrastruktur und in der Katastrophen Bekämpfung. Um einen tieferen Überblick über die Robotertechnik im Bauwesen zu gewinnen, werden Roboter in folgende Kategorien aufgeteilt: • Universal-Roboter • Spezial-Roboter • Mobile Roboter • Menschenähnliche Roboter 2.1 Universal-Roboter 76 Ein Universal-Roboter ist heute ein automatisch gesteuerter, freiprogrammierbarer, Mehrzweck-Manipulator mit mindestens drei programmierbaren Achsen (ISO 8373). Den Preis eines sechsachsigen Roboters inklusive Steuerung mit einem Teach-Pendant, Verbindungskabel zur Mechanik und einem Basisprogramm kann man heute mit einem durchschnittlichen PKW vergleichen. Für unterschiedliche Anwendungsgebiete gibt es verschiedene dominierende kinematische Ketten für Traglasten bis zu 10000 N (Abb. 2, folgende Seite). Diese Roboter können manuell, online oder offline programmiert werden. Einen interessanten Einsatz stellen kooperierende Roboter dar, die mit einer Steuerung in der Gruppe zusammenarbeiten können (Abb. 3, folgende Seite). Abb. 2: Ein SCARA Montageroboter und ein Gelenkarm Handhabungsroboter (Quelle: Hirata bzw. KUKA) 77 Abb. 3: Kooperierende Roboter (Quelle: Motoman) Universal-Roboter sind für ein Aufgabenspektrum entwickelt und können in der Baubranche die Effektivität nicht drastisch erhöhen. Erfolgreiche Einsatzgebiete findet man hauptsachlich in der Vorfertigung wie zum Beispiel in der Produktion von Baukomponenten und modularen Elementen im Hausbau [10], oder fürs Palletieren in der Betonindustrie [11] (Abb. 4, folgende Seite). Abb. 4: Universal-Roboter für das Palletieren von Betonsteinlagen Es gibt auch Versuche, Industrieroboter auf der Baustelle zu verwenden. Ein Universal-Roboter der Glaswände als Fassadenteile montiert, ist ein Beispiel [7]. Bei dieser Applikation stellt man den Universal-Roboter auf eine Plattform, die mit dem Kran bewegt wird. Auf dieser Plattform befinden sich noch Glaswände und der Bediener, der über die Schnittstelle mit dem Roboter kommuniziert (Abb. 5). 78 Abb. 5: Universal-Roboter auf einem Kran für die Glaswandmontage [7] 2.2 Spezial-Roboter Studien und Erfahrungen aus der Baupraxis zeigen, dass konventionelle Methoden aus der Fertigungsautomation sich nicht für die Ausführung von großen Strukturen mit bauspezifischen Merkmalen eignen. Deshalb sucht man neue Wege der Automation in der Baubranche, die Erfolg versprechende Ergebnisse erreichen können. Eine typische Anwendung für die Automation mit einem Spezial-Roboter stellt die Fassadenmontage von Fertigwänden dar. Diese Teile werden in der Firma vorgefertigt und auf die Baustelle transportiert. Sie sind sehr groß und schwer und haben eine homogene Oberfläche. Deshalb bieten sie sich als ein ideales Beispiel für die Automation an. In dieser Richtung gibt es mehrere erfolgreiche und weniger erfolgreiche Versuche [12]. Der Einsatz eines Baggers als Handhabungsgerät für Makrobewegungen und eines 3D End-Effektors für Mikrobewegungen mit Hilfe von zwei Bedienern hat die Montage erleichtert (Abb. 6). Nachteile liegen beim Bagger, der nicht den Anforderungen eines Roboters für die Montage entsprechen konnte [2]. 79 Abb. 6: Fassadenmontage mit einem Bagger und einem 3D End-Effektor [2] Ein weiterer Einsatz der automatischen Montage von vorgefertigten Fassadenteilen, liegt in einer sinnvollen Verbindung der Bauteilkonstruktion und der Montage [13]. Das Konzept verwendet elektrische Antriebsysteme mit einem Seilzug und einem Führungssystem um automatisierungsgerechte Fassadenteile automatisch zu montieren oder zu demontieren. Der Vorteil von diesem Konzept liegt in der Ausführung, die nicht Wetter empfindlich ist. Die verwendeten elektrischen Antriebe könnte man später für die Ventilation oder für die Bewegung von Sonnenschutzsystemen im Gebäude verwenden. Damit wurde gezeigt, wie wichtig der Einfluss einer Bauteilgestaltung auf die Automation ist. Spezial-Roboter haben eine Anwendung auch im Hochhausbau gefunden. Unter automatischem Hochhausbau versteht man eine Benutzung von halb- und vollautomatischer Lagerung-, Transport- und Montage-Ausrüstung, oder Roboter die ein Bauwerk fast komplett automatisch aufstellen. Die Stahlkonstruktion wird mit Montage- und Transportrobotern installiert, die gegen Wetterbedingungen mit einem provisorischen Dach geschützt ist. Die Material Just-in-time Lieferung und Vorfertigung von möglichst vielen Teilen spielt eine sehr wichtige Rolle. Die Teile werden dann mit Robotern, die mit automatischen Kranwinden ausgeführt sind, an programmierte Stellen geliefert, positioniert, befestigt und danach mit Schweißrobotern zusammengefügt. Auch die Laserüberprüfung von Schweißnähten ist selbstverständlich inkludiert. Diese Aufgaben werden für jedes Stockwerk nach dem Plan durchgeführt und dann hydraulisch hochgeschoben. Auf diese Weise kann man jetzt etwa 30% von Arbeitskräften einsparen, man rechet aber mit 50% in der Zukunft. Nur einige Anpassungen, Isolierungen und weitere Kleinigkeiten sollen manuell ausgeführt werden. Erste Prototypen wurden 1991 in Betrieb genommen. Die Entwicklung hat fünf Jahre gedauert und fast 16 Millionen Euro gekostet. Auf diese Weise wurden mehrere Hochhäuser gebaut [14], [3], [15]. Probleme, die bei einem automatischen Bau eines Hochhaus entstehen, sind weniger mit der rechtzeitigen Materiallieferung, Auswahl von Prozessen oder Geräten abhängig, sondern mehr von der genauen Planung, Roboterprogrammierung und Just-in-time Lieferung von Einzelteilen [14]. 80 Eine alternative Methode lehnt sich an Rapid-Prototyping von Häusern an. Diese Methode, bekannt auch unter dem Begriff „Contour crafting“, ermöglicht ein neues Haus in der Größe von 200 m2 in zwei Tagen zu bauen (Abb. 7). Bauarbeiten können automatisch rund um die Uhr ohne Kaffeepausen laufen. Kernschlüssel dieser Anlage stellt eine computergesteuerte Düse dar, die Baumaterial wie eine Zahnpaste ablegt [16]. Dabei gibt es noch einige Problemebereiche, unter anderem auch die ganze Logistik zu lösen und einen robotisierten Riesenkran entsprechend zu bewegen und zu positionieren. Abb. 7: „Contour Crafting“ mit einem Portalroboter [16] 2.3 Mobile Roboter Ein autonomer mobiler Roboter ist ein Roboter, der sich autonom in seiner Einsatzumgebung bewegt und dort zielgerichtet Aufgaben erledigt. Dabei gibt es Innen-, Außen- und Kletterroboter. In der Bauindustrie wurden mobile Außenroboter für spezielle Aufgaben an Bauobjekten entwickelt (Abb. 8). Sie können mauern oder in Innenräumen unterschiedliche Aufgaben bewältigen [14]. 81 Abb. 8: Mobile Roboter für unterschiedliche Aufgaben in Innenräumen [14] Mobile Roboter sind in der Industrie heutzutage nicht sehr verbreitet. Das Problem liegt in der Wirtschaftlichkeit. Deshalb sieht man diese Roboter dort, wo eine komplette Automation inklusive Transport verlangt ist. Was für ein Potential auf diesem Gebiet steckt, ist am besten in unterschiedlichen Kategorien vom Roboterfußball (ROBOCUP) zu bemerken. 2.4 Menschenähnliche Roboter Ein möglicher Einsatz, Arbeiten in der Baubranche zu erledigen, ist auch durch die Verwendung von menschähnlichen Robotern gegeben. Diesbezüglich wurden Experimente durchgeführt (Abb. 9), wobei ein menschenähnlicher Roboter Montagearbeiten von Innenwänden gemeinsam mit einem Arbeiter ausführt. Weiter gibt es auch Versuche, wo ein menschenähnlicher Roboter einen Gabelstapler oder einen Bagger fährt. Abb. 9: Menschenähnlicher Roboter führt Montageaufgaben aus 82 Momentane Fähigkeiten eines menschenähnlichen Roboters sind noch sehr limitiert. Sie können eine Steigung von etwa fünf Grad überwinden, und Bodenunebenheiten im Bereich von etwa 20mm kompensieren. Wenn sie stürzen, können sie selbstständig aufstehen. Diese Maschinen verwenden komplexe Systeme der Bildverarbeitung, mobile portable Steuerungssysteme um die Lage zu detektieren, Kraftsensoren und Gleichgewichtsensoren um in der Funktion zu bleiben [14]. Es dauert sicher noch einige Jahre, dass menschenähnliche Roboter für den praktischen Gebrauch einsatzbereit werden sollen. Aber selbst die Ziele, die sich Kollegen beim ROBOCUP gestellt haben, bis 2050 eine Mannschaft von autonomen menschähnlichen Robotern zu entwickeln, die gegen menschliche Weltmeister eine Meisterschaft gewinnen, lässt die Gedanken, Roboter für die Bauindustrie einzusetzen, ganz offen. 3. Roboter in der Vorfertigung Die größten Schwierigkeiten in einem Robotersystem stellt der Kontakt zum Werkstück dar [17]. Außer der ständigen Problematik der Toleranzen, die in der Baubranche viel gröber als im allgemeinen Maschinenbau definiert sind, sind auch an sich triviale Peripherieoperationen, wie zum Beispiel klemmen, greifen, wenden, usw., nicht zu unterschätzen. Die Erfahrungen zeigen, dass die größten Schwierigkeiten und die meisten Störungen nicht am Industrieroboter, sondern an der Peripherie auftreten. Gründe hierfür liegen in der Tatsache, dass diese Einrichtungen immer speziell an die Werkstücke angepasst, also neu konstruiert werden müssen und nicht als Standardgeräte fertig zu kaufen sind. Um die Peripheriegeräte möglichst optimal, flexibel und zuverlässig zu gestalten, ist ein breites interdisziplinäres Wissen über die gesamte Robotertechnik unerlässlich. Allgemein gibt es mehrere Gründe, die zu einem Industrierobotereinsatz führen. Die Wirtschaftlichkeit steht bei fast allen Unternehmen an erster Stelle. Daher ist eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für einen geplanten Robotereinsatz ausschlaggebend. Ohne viele Berechnungen anzustellen, kann man sagen, dass ein Roboter fast immer wirtschaftlich ist, wenn er im 3-Schicht-Betrieb arbeitet. Anderseits gilt aber auch, dass ein Robotereinsatz bei einem 1-Schicht-Betrieb nur selten wirtschaftlich ist. Es werden ständig schnellere Industrieroboter gebaut. Für jede Aufgabe gibt es die entsprechende Roboter-Struktur, welche für die jeweilige Anwendung am besten geeignet ist und dadurch die Aufgabe schneller und effektiver durchführen kann. Allerdings ist es auch offensichtlich, dass der Roboter die einzelnen Phasen der Handhabungsaufgabe nur nacheinander ausführen kann und die dafür erforderlichen einzelnen Zeiten sich addieren. Deswegen sind Roboter im Vergleich zu hochproduktiven aber starren Automaten relativ langsam. Der Vorteil des Roboters gegenüber dem Menschen liegt nicht in der Geschwindigkeit, sondern in der Zuverlässigkeit und der Gleichmäßigkeit der Arbeit. Die Genauigkeitsanforderungen sind bei der Auswahl eines Industrieroboters zu einem entscheidenden Kriterium geworden. Dabei unterscheidet man einerseits zwischen Wiederholgenauigkeit, die bei der teach-in Programmierung wichtig ist und andererseits Absolutgenauigkeit, die eine Bedeutung beim Einsatz der off-line Programmierung hat. Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, ob ein ausgewählter Industrieroboter die gestellten Anforderungen voll erfüllen kann. Eine übernationale Basis zum objektiven Leistungsvergleich existiert mit dem Standard ISO 9283. Weitere Faktoren, die eine Roboteranlage beeinflussen können, sind noch Produktgestaltung, Arbeitsablauf, Komplexität der Aufgabe, Stückzahlen und Rolle der Menschen in einem Automatisierungsprozess. 4. Roboter auf der Baustelle Baustellenbedingungen sind sehr komplex. Eine Rolle spielen sowohl Umgebungsbedingungen, Toleranzbereiche, Positionsabweichungen während der Montage, als auch verwendete Materialien und Füge Technologien. Diese Faktoren verlangen eine sehr breite und detaillierte Betrachtung dieses Problems. Betroffen sind alle Automatisierungskomponenten auf der Baustelle, wie zum Beispiel Roboter, Sensoren, Werkzeuge, Vorrichtungen und Bauteile. Die Robotertechnik ist ausschließlich für Innenraumapplikationen konzipiert. Es gibt Robotermechanismen, die teilweise in Flüssigkeit eingetaucht werden, oder in Reinräumen arbeiten können. Roboter, die im Freien unter allen Wetterbedingungen, die normalerweise auf der Baustelle herrschen, arbeiten können, gibt es allgemein noch nicht zu kaufen. Es gibt einige wenige Versuche [18], die aber noch nicht verbreitet sind. Weitere Gründe, die für eine geringen Roboter- 83 einsatz auf Baustellen verantwortlich sind, kann man mit folgenden Ursachen identifizieren [19]: 84 • Existierende Roboter sind nicht für das Bauwesen adaptiert. • Es gibt Probleme die mit der konventionellen Bauweise von Gebäuden verbunden sind. • Es ist sehr schwer die Wirtschaftlichkeit eines Roboters zu begründen. • Beim Management bestehen Akzeptanzbarrieren. Es ist ganz offensichtlich, dass ohne Verwendung von entsprechenden Sensoren ein Robotereinsatz am Bau unmöglich erscheint. Die Sensortechnologie hat in den letzten Jahren in der Richtung Preissenkung und Leistungssteigerung enorme Sprünge gemacht. Fortschritt ist durch die Verwendung von neuen Materialien, günstiger Computerleistung, Mikro- und Nano-Fertigung, drahtloser Vernetzung und von komplexen IT Systemen geprägt. Diese Technologien reflektieren sich in Produkten, wie zum Beispiel LIDAR (Light detection and ranging), RFID (radio frequency identification), GPS (global positioning system), digitale Bildverarbeitung, einachsige Lasersysteme, inkrementelle Messsysteme, Ultraschall-, Induktive-, Temperaturmesssysteme, usw. Einige von diesen Systemen sind gerade für den Einsatz bereit. Ihr Einsatz kann die Projektdauer und die Kosten wesentlich reduzieren und gleichzeitig Qualität und Sicherheit erhöhen. Deshalb sind weitere Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Sensortechnik für den Einsatz der Roboter im Bauwesen sehr erwünscht [20]. Die Verwendung von unterschiedlichen Werkzeugen, um Aufgaben auf der Baustelle zu erledigen, sieht auf den ersten Blick sehr trivial aus. Eine genauere Betrachtung dieses Problems öffnet aber eine große Lücke. Die Bautätigkeit wird heute größtenteils manuell ausgeführt mit wenig Hilfe von elektromechanischen handbedienten Geräten. Die Geräte sind auch dementsprechend konzipiert. Gerade bei einer einfachen Schraubeinheit kann festgestellt werden, dass sie einerseits nicht automatisierungs- bzw. robotergerecht und andererseits nicht komponentengerecht bzw. umgebungstauglich ausgeführt ist. Deshalb gibt es auch auf diesem Gebiet ein Entwicklungsdefizit, das bewältigt werden muss. 5. Ausblick Ergebnisse aus der Forschung und Entwicklung die mit Innovationen unterstützt sind, haben in den letzten Jahren die Robotertechnologie im Bauwesen sehr vorangetrieben. Aspekte, wie steigender Mangel an spezialisierten Arbeitskräften, Änderungen in der Versorgungskette, Verlagerung der Produktion in die Vorfertigung, Einsatz der Sensor- und Informationstechnologie können diesen Trend nur noch beschleunigen. Während der Robotereinsatz in der Vorfertigung ohne Zweifel sinnvoll und wirtschaftlich erscheint, erwartet man in den nächsten Jahren auch einen Durchbruch der Robotertechnik auf der Baustelle. Wie dies genau aussehen wird, hängt sehr viel von der Intensität der Aktivitäten in den nächsten Jahren ab. 6. 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Dr. Igor Kovač Jahrgang 1959, studierte Maschinenbau an der Universität in Ljubljana/Slowenien. Er promovierte 1992 an der TU Graz/Österreich. Nach einer Forschungstätigkeit am Institut Jožef Stefan in Ljubljana wurde er 1993 als Dozent an die Fakultät für Maschinenbau der Universität in Maribor (Slowenien) berufen. Seit 2003 ist er für die Robotertechnik und Fertigungsmesstechnik am Institut für Fertigungstechnik der TU-Graz zuständig. Diese Veranstaltung wird unterstützt von w w w . p o n g r a t z . a t pro- Wienerico- buildHolz berger enw A0 Laas pal desk GeosynIBS thetics Ingenieurbaukunst Dies ist eine Veröffentlichung des Der Fachbereich Ingenieurbaukunst umfasst die dem konstruktiven Ingenieurbau nahe stehenden Institute für Baustatik, Betonbau, Stahlbau & Flächentragwerke, Holzbau & Holztechnologie, Materialprüfung & Baustofftechnologie, Baubetrieb & Bauwirtschaft, Hochbau & Bauphysik, Bauinformatik und Baumechanik der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Graz. Dem Fachbereich Ingenieurbaukunst ist das Bautechnikzentrum (BTZ) zugeordnet, welches als gemeinsame hochmoderne Laboreinrichtung zur Durchführung der experimentellen Forschung aller beteiligten Institute dient. Es umfasst die Laboreinheiten für konstruktiven Ingenieurbau, Bauphysik, Baustofftechnologie und Holzbau & Holztechnolgie (Lignum Test Center). Der Fachbereich Ingenieurbaukunst kooperiert im gemeinsamen Forschungsschwerpunkt „Advanced Construction Technology“. Dieser Forschungsschwerpunkt umfasst sowohl Grundlagen- als auch praxisorientierte Forschungs- und Entwicklungsprogramme. Weitere Forschungs- und Entwicklungskooperationen bestehen mit anderen Instituten der Fakultät, insbesondere mit der Gruppe Geotechnik, sowie nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die Lehrinhalte des Fachbereichs Ingenieurbaukunst sind aufeinander abgestimmt. Aus gemeinsam betreuten Projektarbeiten und gemeinsamen Prüfungen innerhalb der Fachmodule können alle Beteiligten einen optimalen Nutzen ziehen. bauphysiktagung 2008 FACHBEREICHS INGENIEURBAUKUNST (IBK) AN DER TU GRAZ bauphysiktagung 2008 new dimensions! V-8-01/2008 Durch den gemeinsamen, einheitlichen Auftritt in der Öffentlichkeit präsentiert sich der Fachbereich Ingenieurbaukunst als moderne Lehr- und Forschungsgemeinschaft, welche die Ziele und Visionen der TU Graz umsetzt. Peter Kautsch (Hrsg.) Institut für Hochbau und Bauphysik Nummerierungssystematik der Schriftenreihe: S – Skripten, Vorlesungsunterlagen | F – Forschungsberichte V – Vorträge, Tagungen | D – Diplomarbeiten Fortlaufende Nummer pro Reihe und Institut / Jahreszahl ISBN 978-3-85125-026-8 V-8-01/2008 Institutskennzahl 1 – Baumechanik | 2 – Baustatik | 3 – Betonbau 4 – Holzbau & Holztechnologie | 5 – Stahlbau & Flächentragwerke 6 – Materialprüfung & Baustofftechnologie | 7 – Baubetrieb & Bauwirtschaft 8 – Hochbau & Bauphysik | 9 – Bauinformatik Forschungsberichte | Diplomarbeiten | Skripten | Vorträge/Tagungen