ZUR ARCHITEKTUR VON TADAO ANDO Die Raketenstation Die

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ZUR ARCHITEKTUR VON TADAO ANDO
Die Raketenstation
Die Raketenstation Hombroich ist Teil des visionären Projektes des Sammlers Karl-Heinrich
Müller, ein „vernachlässigtes Fleckchen Erde“ in Nordrhein-Westfalen zu einer einmaligen
Synthese aus Kunst und Natur werden zu lassen. Nach der Entwicklung des Museum Insel
Hombroich erwarb er 1994 die 13 Hektar große Fläche einer ehemaligen NATO Basis. Auf
keiner Landkarte verzeichnet, diente dieses Gelände zu Abwehrzwecken und der Lagerung von
Köpfen für Cruise Missiles und Pershing Raketen. 1992/93 wurde es im Zuge der
Abrüstungsabkommen zwischen den NATO-Staaten und der ehemaligen UdSSR stillgelegt
Tadao Ando besuchte auf die Einladung von Karl-Heinrich Müller hin schon 1994 die
Raketenstation und sah diese in ihrem Urzustand. Begeistert von dem einmaligen Kultur- und
Kunstraumprojekt sprang der „Funke“ sofort auf ihn über. Sein Entwurf wurde Teil des
Konzeptes, das Karl-Heinrich Müller, Erwin Heerich, Oliver Kruse und Katsuhito Nishikawa
zwischen 1994 und 1995 entwickelten. Dabei ging es nicht darum, die Geschichte des Ortes
gänzlich auszulöschen, sondern dem Ort ein neues Gesicht und eine neue Bestimmung zu
geben. Das Konzept wurde 1996 auf der Biennale in Venedig vorgestellt und bis 2001 in
wesentlichen Teilen umgesetzt.
Militärische Elemente wie Stacheldrahtzäune, Scheinwerfersysteme und kugelsicheres Glas
wurden beseitigt. Die Hallen, Hangars, Bunkersysteme, Erdwälle und der Beobachtungsturm
blieben bestehen, wurden renoviert und teilweise umgestaltet. Neubauten von Heerich und
Nishikawa ergänzten das bestehende Ensemble ebenso wie die Skulpturen von Heinz Baumüller
und Eduardo Chillida. Letztere übertrifft den ehemaligen Wachturm an Größe und prägt
zusammen mit dem großen Bogen von Tadao Ando das heutige Bild des Geländes. Dieser
Bogen, der heutige Eingang zur Langen Foundation, wurde als einer der ersten Bauten 1998/99
als Portal zur Raketenstation realisiert.
Die Raketenstation Hombroich und das Museum Insel Hombroich gingen 1997 in die Stiftung
Insel Hombroich ein und bilden heute den Kulturraum Hombroich. Ein dynamisches Ensemble aus
Kunst, Kultur, Wissenschaft und Natur, das sich beständig weiter entwickelt.
Die Realisierung des Baus von Tadao Ando
Als Marianne Langen Tadao Andos Pläne im Jahr 2001 zum ersten Mal sah, entschied sie sich
sehr schnell, dieses Haus als das letzte und größte Kunstwerk ihrer Sammlung bauen zu lassen.
Ihrer Maxime entsprechend, verzichtete sie auf jegliche Fördermittel von außen.
Tadao Ando überarbeitete seine Entwürfe, die jenseits von Nutzungsvorgaben und Flächennutzungsplanungen entstanden waren. Er behielt die Grundstruktur der Anlage bei und
bereicherte sie unter anderem um einen künstlich angelegten Spiegelteich.
Im November 2002 fand die Grundsteinlegung für das Gebäude der Langen Foundation statt.
Zur Architektur
Bezug nehmend auf die Geschichte des Ortes mit ihren alten Wallanlagen, ist das Gebäude von
Erdwällen umgeben. Diese schützen den Bau nach Außen und steigern gleichzeitig das Interesse
an dem „Dahinter“. Im Eingangsbereich löst Ando die Wallanlage auf, ersetzt sie durch den
Rundbogen und den Spiegelteich und gibt den Blick auf das Haus frei. Eine Unterbrechung, die
Leichtigkeit erzeugt und – unterstützt durch die Spiegelungen in dem See – Schwerelosigkeit.
Raketenstation Hombroich 1 - 41472 Neuss
Telefon: 02182-5701-0 - Fax: 02182-5701-10
Das Haus setzt sich aus zwei architektonisch unterschiedlichen und miteinander verbundenen
Gebäudekomplexen zusammen: Ein lang gestreckter, von einem Glasmantel umgebener
Betonbau und – im 45 Grad Winkel dazu – zwei parallel zueinander gebaute Betonriegel. Diese
beiden sind 6 Meter tief in die Erde gegraben und schauen nur 3,45 Meter heraus. Die
Raumhöhe von 8 Meter ist erst im Inneren des Gebäudes erfahrbar. Zwischen den zwei
Trakten führt die „Grand Stair“ – eine große Freitreppe – wie eine Art Himmelsleiter aus der
Tiefe zurück in die Natur.
Die für Ando charakteristischen Baumaterialien Beton, Glas und Stahl werden auch bei der
Langen Foundation verwendet. Den Bau konstruierende Elemente, wie Schalungslöcher, Fugen
und die Stahlkonstruktion werden dabei hervorgehoben. Im Inneren sind die Ausstellungsräume,
der Nutzung entsprechend, mit einer getünchten Putzschicht versehen.
Durch den weiten Betonbogen führt der Weg an Kirschbäumen und dem See entlang zu dem
Eingang des Gebäudes im Glasbau. Die von Stahlstützen getragene Glashaut schützt den
Umgang um den Betonkern. Ursprünglich war der Glasmantel nur als Schutz vor Nässe gedacht.
Nun sorgen eine Fußbodenheizkühlung im Eingangsbereich und dem Ausstellungsraum für ein
adäquates Klima für Besucher, Mitarbeiter und Kunstwerke.
Der Ausstellungsraum im Inneren des Betonkerns ist den Werken der Japan-Sammlung der
Langen Foundation vorbehalten. Lang und schmal in seinen Ausmaßen (43m x 4,9m) wirkt er
intim und monumental zugleich. Dieses Raumgefühl wird durch die Lichtführung gesteigert.
Natürliches Licht strömt durch zentrale Deckenschlitze hinein. Regelmäßig angeordnete,
schmale Lamellen an der Unterkante streuen das Tageslicht auf die Wände. Auf der Südseite
des Glasbaus führt der Weg leicht abschüssig – mit Blick über die weite Rasenfläche im Inneren
der Anlage – in die beiden Ausstellungsbereiche Moderne I und II.
Von einer Galerie aus fällt der Blick hinunter in die 8 Meter hohen Räume, in denen zukünftig
Wechselausstellungen präsentiert werden. Beide Räume sind mit ihren jeweils 436qm fast
identisch dimensioniert und dennoch sehr unterschiedlich. Die Moderne II zeigt sich in purer
Größe und Monumentalität, während in der Moderne I eine Rampe aus Beton fast die Hälfte
des Raumes einnimmt.
Die Beleuchtung entspricht der im Japanraum. Eine vergleichsweise einfache Tageslichtkontrolle,
die im Einklang mit der Tradition des Museum Insel Hombroich bewusst eingesetzt ist.
Die Langen Foundation ist ein Meisterwerk aus Linien, einem faszinierenden Spiel von Innen und
Außen, Kunst und Natur, Massivem und Leichtem. Ein gebauter Ort, der nicht nur Hülle für die
Kunst ist, sondern der sich selbst ausstellt. Die größte Plastik der Ausstellung ist die Architektur
selbst.
Raketenstation Hombroich 1 - 41472 Neuss
Telefon: 02182-5701-0 - Fax: 02182-5701-10
BIOGRAPHIE VON TADAO ANDO
1941
1962-69
1969
geboren in Osaka, Japan
autodidaktische Ausbildung zum Architekten. Reisen nach Europa, Afrika und in
die USA
Gründung des Architekturbüros Tadao Ando Architect & Associates in Osaka
Tadao Ando wurde mit allen wichtigen Architektur-Preisen ausgezeichnet, darunter der als
Nobelpreis der Architektur geltende Pritzker-Preis (1995) sowie Preise des American Institute
of Architects (1991) und der Japan Art Academy (1993). Er war bis 2003 Professor an der
Tokyo University und lehrte an den amerikanischen Universitäten Harvard, Yale und Columbia.
Weltweit errichtete Tadao Ando zahlreiche Museen, Wohnhäuser, Kirchen und
Konferenzgebäude. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen das Rokko Haus I, II und III in Kobe,
Hyogo (1983, 1993, 1999), die Church of Light in Osaka (1989), das Vitra Seminarhaus in Weil
am Rhein (1993), das Teatro für Armani in Mailand (2001) und das Modern Art Museum of
Fort Worth in Texas (2002). Die Langen Foundation ist sein vierter Bau in Europa.
Raketenstation Hombroich 1 - 41472 Neuss
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