souverän - Lebenshilfe Krefeld

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16 Kultur in Krefeld
WZ DIENSTAG, 20. DEZEMBER 2016
A
Von Traum
und Wirklichkeit
KURZ NOTIERT
Phantom der Oper
verbreitet Schrecken
Das Musical „Das Phantom
der Oper“ wird am Freitag,
6. Januar, im Seidenweberhaus aufgeführt. Beginn der Vorstellung ist
um 20 Uhr. Die große Originalproduktion von Librettist Paul Wilhelm und
Komponist Arndt Gerber
basiert auf der Romanvorlage von Gaston Leroux.
Tickets können unter der
Telefonnummer 01806/
57 00 66 vorbestellt werden oder auch im Internet
unter:
Das inklusive Filmprojekt „Die Götter müssen
Klempner sein“ der Lebenshilfe Krefeld
hat in der Kufa Premiere gefeiert.
Von Christina Schulte
Edasphantomderoper.com
Zeichenkurs
in der Provence
Für das kommende Jahr
bietet „Eis-Diele“, das Atelier für Grafik an der Vonder-Steuben-Straße 34, einen Zeichenkurs in der
Provence an. Unter der
Anleitung von Peter
Schmitz erkunden die
Teilnehmer vom 21. bis
27. Mai die Landschaft mit
Zeichenstift und Aquarellpinsel und erfahren die
Natur auf besondere Art.
Anfänger und Fortgeschrittene können mitmachen. Das Alter spielt keine Rolle. La Batie ist Herberge, Motiv und Ausgangspunkt der Exkursionen. Kosten: 250 Euro.
(Kursgebühr plus Unterkunft im Einzel- oder Doppelzimmer). Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Infos
und
Anmeldung
bis
5. März 2017 unter
Eeis-diele.de
[email protected]
Martin Engelien
im Jazzkeller
Unter dem Titel „Go Music“ tourt Bassist Martin
Engelien im kommenden
Jahr weiter durch die Region. In Krefeld ist er am
Samstag, 14. Januar, im
Jazzkeller zu hören. Unterstützt wird Engelien im
Untergeschoss an der Lohstraße 92 von Jeannette
Marchewka (Geige), Thomas Blug (Gitarre) und
Bene Neuner (Schlagzeug). Einlass ist um
20 Uhr, Beginn: 22 Uhr.
Der Eintritt kostet im Vorverkauf zehn Euro, an der
Abendkasse 15 Euro.
Ejazzkeller.info
Die 24-jährige Chinesin Boyang Shi studiert Musik, Theater und Medien an der Hochschule Hannover.
Foto: Andreas Bischof
Feinfühlig und souverän
Die Pianistin Boyang Shi verzauberte die
Zuschauer beim Kawai-Konzert im
Mönkemeyer-Saal mit ihrem Spiel.
Von Gabriele M. Knoll
Ihre
Mozartinterpretation
zieht von den ersten Takten an
in den Bann. Die 24-jährige
Chinesin Boyang Shi, die bereits diverse internationale
Wettbewerbe gewonnen hat
und derzeit an der Hochschule
für Musik, Theater und Medien
in Hannover studiert, deutet
damit gleich ihre persönliche
Handschrift an.
Mit der Auswahl der Stücke
ihres Konzerts, zu dem sie von
Kawai eingeladen wurde, und
dann auch mit ihrer Interpretation soll der Klavierabend im
Helmut-Mönkemeyer-Saal der
Musikschule zu einem besonderen Genuss werden.
Die Chinesin überrascht mit
Einfachheit und Leichtigkeit
Ein fein perlender Einstieg in
die Klaviersonate Nr. 9 in
D-Dur (KV 311) von Wolfgang
Amadeus Mozart gibt dem ersten Satz, einem Allegro con
spirito, eine überraschende
Leichtigkeit. Das Andante con
espressione spielt sie lyrisch
und zart. Dabei wird schon
deutlich, dass sie in der Einfachheit glänzt, keine Ambitio-
nen hat, etwas aufzubauschen,
mit Virtuosität Eindruck zu
schinden. Das lässt sich auch
mühelos in Maurice Ravels
dreisätzigen Werk „Gaspard de
la Nuit“ verfolgen. Ihre Ondine, die Wassernixe, beschreibt
sie in einem sphärischen Milieu. Ist es eine Nachtstimmung, ist es das Plätschern der
Wellen? Man muss sich nicht
entscheiden, kann das impressionistische Klangbild nur genießen.
Gruselig, mit aller Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit
schildert sie die Atmosphäre
um einen Galgen – „Le gibet“.
Es ist ausdrucksstark, sie liefert
eine unaufdringliche Interpretation bei allem Minimalismus
der Klänge. Ein ergreifendes
Spiel, das viel Raum für eigene
Assoziationen und innere Bilder lässt. Andere Stimmungen
sind mit Scarbo, dem listigen
Kobold verbunden.
Der pirscht sich erst einmal
langsam heran, als sondiere er
die Lage. Doch dann wird er
quicklebendig, quirlig, aber er
kann sich auch mächtig aufplustern und dann scheint er
wieder auf Zehenspitzen unterwegs zu sein. Dieser höchst
„Sehr anspruchsvoll, der
Ravel! Ich liebe das, wenn
es kompliziert wird und
unerwartete Musikfolgen
kommen. Faszinierend ist
es auch, die Pianistin zu
beobachten. Es sieht bei
ihr aus wie beim Yoga, als
würde sie sich erst in den
Komponisten hineindenken, bevor sie anfängt zu
spielen.“
NÄCHSTER TERMIN
FEBRUAR Beim nächsten KawaiKonzert am 10. Februar 2017 wird
Arisa Onoda Werke von Mozart,
Schumann, Busoni und Chopin
spielen.
UHRZEIT Beginn ist um 20 Uhr im
Helmut-Mönkemeyer-Saal der
Musikschule,
Uerdinger
Straße 500.
KARTENRESERVIERUNG Tickets gibt
es unter den Telefonnummern
37 31 53 oder 37 31 44.
Helga Krall
virtuose Satz, der mit zu den
schwierigsten Stücken der Klavierliteratur gezählt wird,
kommt bei Shi so gelassen wie
souverän daher und man erlebt trotzdem eine sehr anregende Interpretation der jungen Pianistin.
Nach der Pause bietet sie einen Exkurs in die Klangwelt
der Romantik und hat dabei
mit zwei Fantasien auch Stücke ausgewählt, bei denen sie
mit ihrem feinfühligem Spiel
brillieren kann. Die Fantasie in
f-Moll (op. 49) von Frederic
Chopin, ein Stück der überwiegend leisen Töne, zeigt, wie
sehr ihr der melancholische
Duktus liegt – nicht, dass sie
nicht auch einen forschen und
virtuosen Chopin angemessen
wiedergeben könnte. In den
langsamen Passagen scheint
es, als würde sie jeden einzelnen Ton auskosten, ihn ganz
bewusst spielen und ihm auch
eine längere Dauer geben. Bei
Robert Schumanns Fantasie in
C-Dur (op. 17) zeigt sich ihre
Handschrift und Vorliebe genauso.
Sie scheint es an diesem
Abend weniger darauf anzulegen, mit virtuosen Läufen und
voluminösen Akkordfolgen zu
glänzen, als mit Selbstbewusstsein auch einzelnen Tönen ihre
Dauer, ihren Ausdruck zu geben. Damit begeistert sie das
Publikum und bedankt sich für
den Applaus noch mit zwei Zugaben.
Mit großem Jubel wurde in der
Kulturfabrik der Film „Die Götter müssen Klempner sein“
aufgenommen, den die Lebenshilfe Krefeld in Auftrag
gegeben hat. Das Besondere an
dem Film ist, dass fast alle Darsteller Menschen mit Behinderung sind. Sie wohnen im Haus
Gartenstadt der Lebenshilfe
und haben maßgeblich zum Erfolg des Films beigetragen.
Doch erst einmal einen
Schritt zurück: In der winterlichen Kälte hat sich vor der
ehemaligen Fabrik bereits eine
lange Schlange gebildet. Der
Andrang ist enorm. Dann fahren in einem Sonderbus der
Stadtwerke die Darsteller vor.
Alle tragen feinen Zwirn. Auch
die Mitarbeiter der Lebenshilfe
haben sich in Schale geworfen.
„Das haben wir den Bewohnern versprochen“, sagt Miriam Isberner, die in einer Hülser Einrichtung arbeitet und
im schicken Roten gekommen
ist.
Der Produzent lobt
den Mut der Lebenshilfe
Dann geht es langsam los. Zunächst begrüßen die Produzenten Nils Rottgardt und Esther Siegrist (Leib+Seele) Publikum und Team. Rottgardt
bedankt sich bei der Lebenshilfe für die Unterstützung: „Der
Verein hat sich auf unseren
Vorschlag eingelassen, ohne
zu wissen, ob es funktioniert.“
Ilja Wöllert, Vorstand Lebenshilfe Krefeld, zeigt sich begeistert vom Projekt. „Das ist ein
besonderer Tag – wir sind sehr
stolz.“ Er rät: „Diesen Film
müssen viele Menschen sehen.“
Von der Idee bis zur Verwirklichung sind dreieinhalb
Jahre vergangen. Parallel zu
den Filmaufnahmen wurde
auch die Vorgehensweise aufgezeichnet – in Ergänzung zum
Film zeigte die Crew dann die
Dokumentation zum Entstehungsprozess, der von vielen
Besuchern als hilfreiche Erklärung angenommen wird.
Der Film nun spielt virtuos
mit mehreren Ebenen. Da sind
zum einen die weiß gekleideten Menschen, die sich auf einem Amt bewerben und immer mit einem knallenden
Stempel „Abgelehnt“ werden.
Dann sind da die göttergleichen Figuren: Hera, Hephaistos und Zeus. Sie begegnen den
irdischen Figuren Filmproduzent, Sekretärin und Klempner. Und dann taucht auch
noch der Schah auf. Er sitzt auf
einem üppigen Thron vor dramatischem Himmel. Die Geschichten dieser Figuren werden nebeneinander gesetzt
und miteinander verwoben.
Was ist Traum, was ist Wirklichkeit? Eine Frage, auf die
eine Antwort gar nicht unbedingt gegeben werden muss.
Die Ebenen sind optisch voneinander zu unterscheiden – der
Zuschauer kann sich von dieser Filmkunst in eine Welt der
Gedanken, Träume und Wünsche mitnehmen lassen.
Das gelingt auch durch die
Effekte und die eigens für den
Film komponierte Musik (Numinos). Regisseur Björn Leonhardt hat es verstanden, das
Wesen seiner Darsteller herauszufiltern und in eindringliche Bilder zu setzen. In diesem
Film dürfen die Darsteller ihre
Eigenschaften ausleben.
Den Film mit Doku gibt es zum
Preis von 15 Euro bei der
Geschäftsstelle der Lebenshilfe,
St.-Anton-Straße 71, Tel. 36 33 880.
Produzenten Nils Rottgardt (l.) und Esther Siegrist (r.) mit Schauspieler Philipp
Rieger bei der Filmpremiere ihres Werkes.
Foto: Andreas Bischof
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