2.3 Gebirge entstehen und verändern sich S.26 Gebirgsbildung: Die jungen Faltengebirgsgürtel der Erde Gebirgsbildung durch Plattendivergenz Vulkanische Hochgebirge Gebirge werden in geologischen Zeiträumen geschaffen. In Millionen von Jahren werden Sedimente und Gesteinsmaterial bereitgestellt, verschoben und gehoben. Zugleich sorgt die Verwitterung dafür, dass sie wieder eingeebnet werden. Arten der Gesteine: Erstarrungsgesteine: entstehen aus Magma. o Bsasalt: erkaltet an der Oberfläche, kleine Kristalle o Granit: langsam tief unten abgekühlt, große Kristalle Sedimentgesteine: enstehen durch Ablagerungen meist im Meer o Konglomerate: brockenhaft verkittet o Breccien: scharfkantige Moränen o Löss: ausgewehter Feinsand Umwandlungsgesteine: teilweise aufgeschmolzene, unter Druck und Hitze umkristallisierte Sedimente o Sand und Schlick….Schiefer o Granit….Gneis o Kalk….Marmor Alter der Gesteine: Alte abgetragene Gebirge sind nur noch als Schilde oder Bruchschollengebirge erkennbar Mittelalte Gebirge sind bereits weitgehend gerundet und eingeebnet Junge Gebirge sind hoch und durch Abtragung scharf gegliedert. Die jungen Faltengebirgsgürtel der Erde Durch Plattenkonvergenz läßt sich nicht nur die Genese der großen Falten- oder Kettengebirgssysteme der Erde erklären sondern auch ihre topographischräumliche Anordnung und Lagebeziehung zu anderen morphotektonischen Großformen der Erde (vgl. Karte 1 u. 2, S. 218). Die Ausformung langgestreckter Gebirgsketten oder Kordilleren erklärt sich aus ihrer Bindung an die großen lithosphärischen Deformationsgürtel entlang kollidierender Plattengrenzen. Wie mobil diese jungen Deformations- oder Gebirgsbildungsgürtel der Erdkruste auch heute noch sind, bezeugt die Häufigkeit der Erdbeben (vgl. Karte 2, S. 218) Die neuweltlichen Kordilleren entstanden an der Westseite stabiler Kontinentalschollen durch Verschiebung und Konvergenz bzw. Subduktion (Abtauchen) von ozeanischen unter kontinentale Platten. Im Bereich der mittleren Anden bewirkte das Abtauchen der schwereren ozeanischen Platte (Nacza-Platte) eine Aufheizung der lithosphärischen Mantels und Kompression und führte seit dem Miozän zu einer Verkürzung und Verdickung der kontinentalen Kruste und als Kompensation zu isostatischer Heraushebung als Hochgebirge. Der mit dem Abtauchen der ozeanischen Platte in Zusammenhang stehende Vulkanismus trug im Bereich zusätzlich zur Aufhöhung bei (Abele 1992). Die Genese des eurasiatischen Kettengebirgsgürtels ist dagegen in ihrem Schlußstadium wesentlich auf die Kollision von Kontintalplatten zurückzuführen. Die zirkummediterran-alpidischen Kettengebirge sind z. B. das Ergebnis der Kollisionsprozesse zwischen europäischer und afrikanischer Platte, die hochasiatischen Gebirge das Ergebnis besonders heftiger Kollisisionsprozesse und entsprechender Druckwirkung zwischen indischer und zentralasiatischer Platte. Die Häufigkeit der Erdbeben (vgl. Karte 2, 218) bezeugt, wie instabil dieser junge Deformationsgürtel der Lithosspähre auch heute noch ist. Bei Kontinent-Kontinent-Kollisision kann kontinentale Kruste wegen ihrer im Vergleich zu ozeanischer Kruste geringeren Dichte nicht in großem Umfang in den Erdmantel subduziert werden. Folgen sind nicht nur die aus Himalaya und Alpen bekannten ausgedehnten Deckenüberschiebungen und besonders intensive Deformation und Metamorphose der Gesteine. Vielmehr sind präkambrische Formationen des indischen Schildes im Zentrum weit nach Norden verschoben und unter den mächtigen jungen Sedimenten der Ganges- und Indusebene hindurchtauchend in die Gebirgsbildung des annähernd nordwest-südöstliche Streichrichtung zeigenden Himalaya einbezogen. Aus der im Karakorum-Himalaya System zu beobachtenden starken Krustenverdickung von über 70 km resultiert eine im weltweiten Vergleich besonders starke isostatischer Heraushebung des Karakorum–Himalayasystems, mit anderen Worten die Herausbildung der größten Massenerhebung der Erde mit Gipfelhöhen, die nur hier über 7000 oder gar 8000 Meter erreichen. Die Heftigkeit der gegen das Widerlager der zentralasiatischen Platte andriftenden Indischen Platte wird sichtbar in der räumliche Konfiguration der Süd- bzw. hochasiatischen Gebirgszüge (vgl. Karte). An der westlichen und östlichen Peripherie beobachten wir eine nordwärtig verschleppte Ablenkung der Gebirgsketten also im Westen von Belutschistan über den Hindukush bis zum Pamir, oder im Osten, wo die Ketten des Himalayasystems recht unvermittelt als burmesisch-hinterindische Gebirgszüge nach Süden abbiegen. nach oben Gebirgsbildung durch Plattendivergenz Auch Plattendivergenz, d. h. Zerrungstektonik und daraus resultierende tektonische Grabenbildung kann zu markanten Höhenunterschieden führen. Dies ist uns von Schwarzwald und Vogesen bekannt, die sich pultschollenartig immerhin um 1000 m über das oberrheinische Tiefland erheben. Herausgehobene Grabenschultern und Geländesprünge ganz beachtlicher Dimension sind im Bereich der vorderasiatisch - ostafrikanischen Grabenzone zu beobachten: zwischen dem Libanongraben und seinen Randgebirgen des Libanon und des Antilibanon, zwischen den steil zum Rote-Meer-Graben abfallenden Hochländern des Jemen und Äthiopiens. Eine besonders große Höhe erreicht schließlich mit 5109 m der Ruwensori, gebildet von der pultschollenartig herausgehobenen Ostschulter des ostafrikanischen Grabensystems. nach oben Vulkanische Hochgebirge Oft lassen erst aufgesetzte Vulkankegel ein Hochland oder Gebirge im landschaftsökologischen Sinn zum Hochgebirge werden. Ein typisches Beispiel aus dem Bereich der nordamerikanischen Kordilleren bietet das Kaskadengebirge , das gekrönt wird von einer Kette hoher und immer wieder aktiver Vulkane: Mount Jefferson, Mt. St. Helens (2549 m), Mt. Rainier (4392 m), Mt. Hood (3427 m) und Mt. Adams. Auch im randtropischen Hochland von Mexiko erreichen nur die großen Vulkankegel Hochgebirgshöhe: Popocatepetl (5452 m), Citlaltepetl (5700 m). Auch für die Anden ist typisch, daß in fast allen Gebirgeabschnitten aufgesetzte Vulkane die höchsten Erhebungen darstellen: in Ecuador Chimborazo (6310 m), Cotopaxi (5911 m) oder Cayambe (5796 m), in Peru und in der vergletscherten Cordillera Real Boliviens Illampu (6384 m) und Illimani (6402 m), in der Cordillera Domeyko der Lluliallaco (6723 m) Weiter im Süden trennt die mit rd. 80 größeren Vulkanen besetzte Hochkordillere die argentinische Puna von der 1000 m tiefer gelegenen chilenischen Puna de Atacama. Inmitten des Punahochlandes enstanden im Zusammenhang mit Hebungsvorgängen bis zu 6000 m hohe Vulkandome, unter ihnen der Ojos del Salado, mit 6880 m der höchste erloschene Vulkan der Erde. Der mit 6958 m noch höhere Acongcagua ist jedoch nichtvulkanischer Entstehung. Auch im Bereich des mediterran-asiatischen Gebirgsgürtels überragen vielfach Vulkankegel ihr gebirgiges Umland: Beispiele sind das Ararathochland mit seinen Vulkanen, insbesondere dem Ararat (5165 m); der persische Elburs mit dem hoch über dem Becken von Teheran stehenden Demawend (5604 m). Im Bereich der gebirgigen Ketten Japans ist der Fujisan mit 3776 m nur der höchste und spektakulärste Vulkankegel und, was wäre Kamtschatka ohne seine Vulkane z. B. dem immerhin 4750 m hohen Kljutschew. Aber auch in der südostasiatischen Inselwelt bis hin nach Neuseeland dominieren Vulkane das Gebirgsrelief: auf Java z. B. Pangrango (3022 m), Merapi (2911 m), oder Semeru (3676 m), auf Lombok der Rinjani, (3726 m). Auch der höchste Erhebung SO – Asiens, der 4101 m hohe Kinabalu auf Kalimantan ist vulkanischer Entstehung. schließlich in den Neuseeländischen Hochgebirgen Victoria, 4035 m) Neuseeland Südinsel (Mount Cook, 3764 m) Wie das vergleichende Studium der Karten auf S. 218 "Tektonik/Vulkanismus" zeigt, ist das Zusammenwirken der gebirgsbildenden Prozesse "Plattentektonik und Vulkanismus" in ursächlichem Zusammenhang zu sehen. Der zirkumpazifischen Faltengebirgsgürtel wird wegen der kaum noch überschaubaren Zahl an Vulkanen deshalb treffend auch als "Feuergürtel" der Erde bezeichnet. Diese geotektonischen Zusammenhänge treffen jedoch nicht nur für die Zonen der Plattenkollision zu. Die Kette der Virunga – Vulkane (4507 m) (vgl. Schnitt durch die Erdkruste am Äquator S. 216) oder die ostafrikanischen Riesenvulkane Kilimanjaro (5895 m) und Mt. Kenya (5199 m) sind Beispiele für Vulkanismus im Zusammenspiel mit Plattendivergenz oder Krustendehnung im Bereich des ostafrikanischen Grabensystems, das weithin vergletscherte und Hochgebirgscharakter besitzende Island ein Beispiel Vulkanismus, verursacht durch Plattendivergenz im Bereich des Mittelatlantischen Rückens. Vulkanismus ist jedoch keineswegs nur an den tektonisch besonders instabilen Bereich von Plattengrenzen gebunden. Abschließend sei deshalb noch auf Beispiele für sogenannte Intraplattenvulkane hingewiesen; denn auch sie können Hochgebirgshöhen erreichen. Dies gilt für die genetisch als ozeanische Intraplattenvulkane über einem "hot spot" zu definierenden Hawaii Inseln. Der Mauna Loa erreicht, den unter dem Meeresspiegel liegenden und den sichtbaren Teil des Schildvulkans zusammengerechnet, eine Gesamthöhe von 9000 m und am Meeresboden einen Basisdurchmesser von 145 km; so berechnet stellt der Mauna Loa sogar die größte Einzelbergmasse der Erde dar. Beispiele für kontinentale Intraplattenvulkane sind vor allem das Tibesti und Hoggar Massiv.