Mit Tieren arbeiten, mit Tieren leben 4. Seehunde

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Mit Tieren arbeiten, mit Tieren leben
4. Seehunde
Ein Film von Alfred Koch
Beitrag: Udo Hampl
Inhalt
Seehunde im Tierpark Rheine
Leben im Wasser
Um Seehunde etwas
genauer
kennen zu lernen,
besuchen
wir den "NaturZoo
Rheine".
Hier
kümmert
sich ein Betreuer
um die Tiere. Er
trainiert seine Lieblinge und belohnt jedes Kunststück mit Futter. Auf diese Weise werden die
Seehunde angehalten, sich ständig zu bewegen
und sich das Futter wie in der freien Natur zu erarbeiten.
In einem Flachmeer mit Seichtwassergebieten
und Sandbänken fühlen sich Seehunde, die in
der Nord- und Ostsee vorkommen, besonders
wohl. Männchen werden etwas größer als Weibchen, sind etwa 100 Kilogramm schwer und erreichen eine Länge von bis zu zwei Metern. Zur
Jagd auf Schwarmfische verlassen die Tiere ihre
Rastplätze und ziehen weit in die offene See hinaus. Dann suchen sie den Meeresgrund nach
Beute ab.
Einst gejagt, heute geschützt
Seehunde durften bis 1973
bejagt werden.
Dies geschah,
indem
Jäger
die auf einer
Sandbank ruhenden Tiere
"anrobbten"
und ihnen Artgenossen vortäuschten. Wenn sie nahe genug
heran waren, fiel der tödliche Schuss. Heute genießen Seehunde eine ganzjährige Schonzeit.
Fischern sind sie aber nach wie vor ein Dorn im
Auge, denn sie benötigen drei bis fünf Kilogramm Fisch pro Tag. Tierschützer betonen dagegen, dass die Seehunde eine wichtige Rolle
bei der Gesunderhaltung des Speisefischbestandes spielen, indem sie kranke Fische fressen.
© Bayerischer Rundfunk
Die Barthaare sagen, wo die Beute ist
In Rheine arbeiten
auch Biologen. Sie
erforschen,
wie
Seehunde
ihre
durchschnittlich 88
Barthaare zur Orientierung und Futtererkennung einsetzen. Im Wasser
halten Seehunde
ihre empfindlichen Barthaare möglichst still und
warten, bis die Strömung sie ins Vibrieren bringt.
Durch Kräfteveränderungen am Haarende erfahren sie, ob etwas Fressbares in der Nähe ist.
Seehunde registrieren auch, wie groß Futterfische sind, ob sie näher kommen oder wegschwimmen.
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Fakten
Robben - Verbreitung und Systematik
Im System der Säugetiere stellen die Seehunde
oder Robben die Unterordnung der Pinnipedia in
der Ordnung der Raubtiere oder Carnivora . Sie
werden als Wasserraubtiere den Landraubtieren
gegenübergestellt. Ihre immer vorhandenen vier
Gliedmaßen sind zu Schwimmflossen umgebildet.
Pinnipedia sind auf allen Kontinenten anzutreffen, doch haben die drei Familien Ohrenrobben,
Walrosse und Seehunde wiederum unterschiedliche Verbreitungsgebiete. Mit Ausnahme der subtropischen bis tropischen Mönchsrobbenarten
kommen die Seehunde der Familie der Phocidae
in polaren Gewässern beider Halbkugeln vor.
Dagegen fehlen die eher auf der Südhalbkugel
heimischen Ohrenobben der Familie der Otariidae in Polnähe gänzlich. Das Vorkommen des
Walrosses ist auf flache Küstengewässer der
Arktis begrenzt. Die drei Familien sind einerseits
die eng verwandten Ohrenrobben mit 14 Arten,
die Walrosse mit nur einer Art, andererseits die
auch Hundsrobben genannten Seehunde mit 19
Arten.
Im Wesentlichen gehören zu den Seehunden die
kleineren Robben, aber auch die beiden größten
Robbenarten Südlicher und Nördlicher See-Elefant.
Das fast gleich große Walross tritt in zwei Unterarten auf, das atlantische und das pazifische
Walross. Insgesamt zählen die Systematiker 19
Gattungen mit 34 Arten. Weltweit soll der Robbenbestand etwa 50 Millionen Tiere betragen.
90% davon stellen wohl die Seehunde, darunter
wahrscheinlich allein über 15 Millionen der Krabbenfresser Lobodon carcinophagus . Andererseits gibt es stark bedrohte Arten wie die Hawaiimönchsrobbe und die Mittelmeermönchsrobbe,
deren Bestände auf nur noch wenige hundert
bzw. tausend Tiere geschrumpft sind.
Ernährung
Als Raubtiere sind
alle
Robben
Fleischfresser. Außer bei einigen
Nahrungsspezialisten bilden Fische,
Tintenfische
und
Krustentiere
die
Hauptnahrung.
© Bayerischer Rundfunk
Krabbenfresser leben hingegen überwiegend von
kleinen Krebsen. Die bis zu 3 m langen Seeleoparden der antarktischen Packeiszonen vergreifen sich gern und häufig an Pinguinen, jungen
See-Elefanten, Ohrenrobben und Delfinen; auch
Aas verschmähen sie nicht. Hauptnahrung der
Walrosse, dieser mit 4 m Länge und über 1,5 t
Gewicht drittgrößten Robbenart sind Weichtiere
und Stachelhäuter, gelegentlich auch andere
Robben oder Jungwale.
Fortpflanzung
Abhängig von der jeweiligen Art erreichen Robben mit 2-8 Jahren die Geschlechtsreife. Meist
sind die Männchen erst 2 Jahre nach den Weibchen fortpflanzungsfähig.
Die Paarung findet im Frühjahr oder im Sommer
statt. Die Ohrenrobbenmännchen besitzen während der Fortpflanzungszeit meist einen Harem,
Seehunden leben hingegen überwiegend monogam. Allen Pinnipedien eigen ist die sogenannte
Keimruhe: Nach der Begattung nistet sich der
wachsende Keim nicht sofort in der Gebärmutterschleimhaut ein, sondern ruht etwa 3 Monate
lang in der Gebärmutter. So erreicht er einen
günstigen Geburtszeitraum. Die gesamte Tragzeit liegt zwischen knapp 10 Monaten bei der
Baikalringelrobbe und über 12 Monaten beim
Walross. Nur sehr selten kommt mehr als ein
Junges zur Welt. Junge Seehunde kommen gut
entwickelt zur Welt.
Die Jungen ernähren sich von Muttermilch mit
einem Fettgehalt von rund 50%. Gesäugt werden
sie nur maximal 10 Wochen. Die Jungen wachsen schnell und werden abrupt entwöhnt. Anders
bei den Ohrenrobben: Die Mütter stillen 4 Monate bis 3 Jahre. Ihre Milch enthält nur 30% Fett, so
dass die Jungen langsamer wachsen. Viele Robbenarten leben gesellig und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten.
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Unterscheidungsmerkmale
Ohrenrobbenartige erkennt man besonders an
den kleinen Ohrmuscheln, die bei den Hundsrobben völlig fehlen. Auch die Beweglichkeit an
Land ist sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu
Seehunden können Ohrenrobben ihre hinteren
Gliedmaßen unter dem Rumpf nach vorn drehen
und sind so für Landgänge wesentlich besser gerüstet. Im Wasser sind allerdings alle Robben
außergewöhnlich wendig. Das Markenzeichen
der Walrosse sind die langen, hauerartigen Eckzähne, die einem geradezu winzig wirkenden
Kopf entwachsen.
Der Gemeine Seehund
Phoca vitulina
Die Population wird auf ca. 45 Mio. Tiere weltweit geschätzt. Sein Lebensraum sind die Küsten
aller temperierter und subarktischer Regionen
der Nordhemisphäre. Ihre Liegeplätze befinden
sich auf sandigem, schlammigen, grasigen oder
felsigem Untergrund - in der Subarktis auch auf
Eis. Seehunde leben in Gruppen von meist 10500 Tieren. Ihre Länge beträgt ausgewachsen
zwischen 1,4 - 1,9 m, das Gewicht kann bis zu
bis 140 kg erreichen.
Seehunde sind Nahrungsopportunisten, sie fressen so ziemlichjede Beute, die ihnen vor die
Schnauze kommt: Schwarm- und Plattfische,
Crustaceen, Cephalopoden - regional und saisonal gibt es sehr große Unterschiede im Beutespektrum.
Die ausgezeichneten Taucher erreichen Tiefeen
10 - 150 m, in anderen Meeren außerhalb der
flachen Nordsee sogar bis über 500 m, die
Tauchdauer beträgt meist 3 - 8 min. es wurden
aber auch schon bis zu 30 min. beobachtet. Seehunde gehören zu den häufig vorkommenden
Tieren, ihr Bestand ist z. Zt. nicht bedroht.
Seehunde orientieren sich mit Barthaaren
Klappen auf die Augen, Gehörschutz übers Ohr mit ungewöhnlichen Methoden versuchen Wissenschaftler der Universität Bonn herauszufinden, wie sich Seehunde unter Wasser orientieren. Weder Augen, noch Ohren - es sind die
Barthaare, mit denen die Schwimmkünstler auch
im trüben Wasser den Durchblick behalten.
Die Nahrungssuche unter Wasser wird mit einer
Kugel simuliert. Sie erzeugt ähnlich wie ein
schwimmender Fisch kleine Miniwellen. Der Seehund registriert mit seinen Barthaaren sogar
© Bayerischer Rundfunk
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noch Bewegungen,
die
nur
einen tausendstel
Millimeter
ausmachen. Wie
die Barthaare die
Orientierung im
trüben
Wasser
ermöglichen, ist
noch nicht ganz
klar. Die Zoologen gehen davon aus, dass die
feine Wahrnehmungsfähigkeit mit der ungewöhnlichen Form der Seehund-Barthaare zusammenhängen könnte: Sie sind flach und wellenförmig. Warum die Barthaare auch bei der Jagd im
Eismeer sensibel bleiben verraten rote Flecken,
aufgenommen von einer Infrarot-Kamera: Die
Haarwurzeln werden von warmen Blut umströmt.
Rezeptoren
Mechanorezeptoren sind die Rezeptoren, die wie
das Pacini-Körperchen mechanische Reize wahrnehmen; es handelt sich dabei um Tastrezeptoren in der Haut oder um Rezeptoren in den inneren Organen, Muskeln und Gelenken. Auch die
Gleichgewichtsorgane, die Fühler der Insekten,
die Schnurrhaare (Tasthaare) der Säugetiere sowie die Schallrezeptoren gehören in diese Kategorie.
Die Fotorezeptoren Sie werden von elektromagnetischen Wellen in einem Frequenzbereich stimuliert, der von Infrarot (bei einigen Schlangen)
bis zum blaunahen Ultraviolett (bei vielen Insekten) reicht. Durch diese Lichtreizung verändert
sich die chemische Struktur bestimmter Moleküle
(Sehrfarbstoffe), was unter Freisetzung von
Energie zu einer Nervenmeldung führt. Die
Funktion der Fotorezeptoren reicht von der einfachen Lichtwahrnehmung über Hell-Dunkel-Sehen
bis zum Sehen von Formen und Bewegungen.
Die Chemorezeptoren Geruchsstoffe gelangen
mit der Luft zum Riechorgan (Regio olfactoria)
und müssen dort in der Schleimschicht gelöst
werden. Während man beim Schmecken nur vier
Eigenschaften unterscheiden kann (sauer, salzig,
bitter und süß), erkennt der Geruchssinn eine beträchtliche Anzahl verschiedener Substanzen in
ungleich geringeren Mengen.
Die Thermorezeptoren Sie nehmen Kälte oder
Wärme wahr und zählen zu den am wenigsten
bekannten Rezeptoren der Haut. Beim Menschen bestehen sie aus freien Nervenenden, die
direkt unter der Oberhaut (Kälterezeptor) oder in
den oberen und mittleren Bereichen der Lederhaut (Wärmerezeptor) liegen.
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Weitere sensorische Rezeptoren Eine zusätzliche Empfindungsart ist diejenige der Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren), deren Reizung als
schmerzhaft empfunden wird. Elektrorezeptoren,
die bei verschiedenen Wasserwirbeltieren vor-
kommen, nehmen elektrische Felder wahr. Mit
welcher Art von Sinnesorganen die Orientierung
von Tauben und Zugvögeln im Magnetfeld der
Erde funktioniert, ist noch nicht ausreichend untersucht.
Didaktische Hinweise
Die Sendung eignet sich für den Einsatz ab der Jahrgangsstufe 4 im Fach HSU. Sie kann aber auch
im Biologieunterricht der höheren Jahrgangsstufen aller Schularten verwendet werden.
Anregungen zur Unterrichtsgestaltung
Problembegegnung
Aus der Sicht des Menschen sind die Augen die wichtigsten Sinnesorgane. Da alle Wirbeltiere eben falls deutlich ausgeprägte Augen besitzen, liegt der Schluss nahe, dass sie auch für alle Wirbeltiere
von ebenso großer Bedeutung wie für den Menschen sind. Folglich müssen erblindete gegenüber ge sunden Tieren wesentlich schlechtere Überlebenschancen haben. Umso erstaunlicher ist es, dass erblindete Robben genauso gut genährt sind, wie ihre sehenden Artgenossen. Sie müssen also auch
ohne die Augen in der Lage sein, Fische zu erbeuten.
Daran schließt sich als Zielangabe die Themafrage:
Wie orientieren sich Seehunde bei der Jagd im trüben Wasser?
Problemlösung
Die Schülerinnen und Schüler werden nun aufgefordert sich zu überlegen, wie sie vorgehen würden,
um die Themafrage zu beantworten, sie sollen also Lösungsstrategien entwerfen. Dabei wird u.a. der
Vorschlag kommen, dass man zuerst den Körper des Seehundes genau untersuchen muss.
Der nun zum Einsatz kommende Film kann in Gruppen- oder Partnerarbeit ausgewertet werden.
Die folgenden Beobachtungs- und Bearbeitungsaufträge können formuliert werden:
1. Anpassungen: Erläutert mithilfe einer einfachen Skizze (Folie oder Tafel), wie der Körper der
Robben an das Leben im Wasser angepasst ist!
2. Abstammung: Was wird im Film über die Abstammung der Robben gesagt? Nennt Merkmale
(Körper, Verhalten), die heute noch an diese Abstammung erinnern!
Siehe auch Arbeitsblatt 1
3. Robben im Zoo: Erklärt, welcher tiefere Sinn dahinter steckt, dass man den Robben im ,Zoo“
Kunststückchen” beibringt! Beschreibt, wie es dem Tierpfleger gelingt, seine Seehunde zu trainieren!
Siehe auch Arbeitsblatt 6
4. Versuch 1: Beschreibt mithilfe einer einfachen Skizze (Folie) den Versuch zur Nahorientierung der
Robben!
Siehe auch Arbeitsblatt 4
5. Versuch 2: Beschreibt den Versuch zur Fernorientierung der Robben mithilfe einer einfachen Skizze (Folie)!
Siehe auch Arbeitsblatt 5
© Bayerischer Rundfunk
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In der Schlusszusammenfassung können die Schülerinnen und Schüler die Themafrage ausführlich
beantworten und dabei auch begründen, weshalb eine ausschließliche Orientierung mithilfe der Augen ebenso nachteilig für das Überleben der Seehunde wäre, wie eine ausschließliche Orientierung
mithilfe der 88 Barthaare.
Problemanwendung
Auch der Mensch erfasst die Vielfalt der Umwelt mithilfe verschiedener Sinnesorgane:
•
Aufstellen einer Liste der Sinnesorgane, der jeweiligen Reize auf die sie reagieren und die
Informationen, die sie liefern.
•
Wie verändert sich die Umwelt des Menschen, wenn eines der o.g. Sinnesorgane ausfällt?
Welche Konsequenzen kann das haben? Gesundheitserziehung!
Arbeitsblätter
Arbeitsblatt 1: Abstammung und Anpassung
Arbeitsblatt 2: Die Augen – ein empfindliches Sinnesorgan
Arbeitsblatt 3: 88 Barthaare
Arbeitsblatt 4: Versuch zur Nahorientierung
Arbeitsblatt 5: Versuch zur Fernorientierung
Arbeitsblatt 6: Gute Schüler?
Internettipps
http://www.cfg-hockenheim.de/sneaker/referate/inhalt/10d98/seehund/seehund1.htm
Seehunde und Robben
http://www.naturzoo.de/
Tierpark Rheine
http://www.seehund.de/
Seehund-Portal
http://www.schutzstation-wattenmeer.de/aktuell/news-beitrag/ansicht/seehundpflege-brauchtmenschenverstand/11/
Seehunde im Wattenmeer
http://www.seehundstation-friedrichskoog.de/
Seehundstation Friedrichskoog
© Bayerischer Rundfunk
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