SWR 2 ZEITWORT 11.07.2011, 6.45 Uhr 11.07.1696: Die Berliner Akademie der Künste wird gegründet Von Waltraut Worthmann-von Rode© Heute würden wir sagen: Er war sein eigener Werbemanager. Mehr Prestige für die eigene Person war sein Antrieb, die Kunst zu fördern. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg - ein sympathischer Landesfürst, wie Zeitgenossen ihn schildern –, hatte schließlich mehr vor, als ein kleines Land zu regieren. Er wollte König von Preußen werden und erreichte dieses Ziel auch später als Friedrich I. Dass er sich den Künsten zuwandte, war nicht ungewöhnlich: Kaum ein Fürst in deutschen Landen, der nicht nach Paris schaute, die dortige Architektur und den prunkvollen Lebensstil bewunderte. Als der Kurfürst am 11. Juli 1696 – heute vor 315 Jahren - die Berliner Akademie der Künste gründete, gab er denn auch ein großes Fest. Der ganze Hof versammelte sich in prächtigen Roben. Ein Redner sprach die von Friedrich III. verfassten Worte, dass Brandenburg nun in einem Atemzug mit Paris und Rom als Förderer großer Kunst zu nennen sei. Natürlich handelte es sich damals um die sogenannt „dienende Kunst“. Die Maler, die bildenden Künstler und Architekten sollten künftig nach dem Vorbild der klassischen Antike zweckbestimmte Werke zum Ruhm des Fürstenhauses schaffen. Die Berliner Akademie der Künste gibt es noch heute als eine der traditionsreichsten deutschen Institutionen. Freilich mit anderen Zielen. Heute soll sie Freiheit und Anspruch der Kunst gegenüber Staat und Gesellschaft vertreten. Sie stellt sich der öffentlichen Diskussion und will zum kritischen Denken erziehen. Seit dem 19. Jahrhundert tritt den bildenden Künsten die Musik an die Seite, im 20. Jahrhundert folgten Dichtkunst, Theater, Film und Medien. Die Namen der Mitglieder lesen sich wie ein Gotha der europäischen Gegenwartskunst – die Architekten Lord Norman Foster oder Günter Behnisch, der Komponist Pierre Boulez, die Schriftsteller Thomas Mann, Adolf Muschg, Cees Nooteboom oder Christa Wolf. Die jüngere Zeit war für die Akademie turbulent. Zunächst gab es eine Neugründung in Ostberlin, dann eine Gegengründung im Westen. Beide Häuser reklamierten Künstler wie Wilhelm Furtwängler, Otto Klemperer, Carl Orff oder Max Beckmann für sich. Auch nach der Wende gerieten beide Akademien immer wieder in die Schlagzeilen, wurden kritisiert, ja sogar infrage gestellt. Den Präsidenten Walter Jens und Heiner Müller gelang schließlich eine Ost-West-Vereinigung. Doch eine „kollegiale Fremdheit“ unter den Mitgliedern vergiftete noch lange die Atmosphäre. Mit dem Schriftsteller und Juristen Klaus Staeck wählte die Akademie im Jahr 2005 ganz bewusst einen homo politicus zum Präsidenten, der sich nicht zu tagespolitischen Schnellschüssen verleiten lässt. Sechs Sektionen der unterschiedlichen Kunstrichtungen veranstalten Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Diskussionen. Sodass Walter Jens bereits in der 300-Jahr-Feier der Akademie nur rühmen wollte: Sprecher / Zitat: „Es gab in der Geschichte der Berliner Akademie viel Witz und Liberalität, Offenheit, Dialog, freundliches Gespräch und jenes heitere Entspanntsein, das seit Platons Zeiten das Wesen einer Akademie als eines angenehmen Ortes ausmacht, in der nicht nur die Kunst des geselligen Miteinanders, sondern auch die Schule der Streitkultur praktiziert wird.“