8./9. Stunde Geochemische Prospektion II Jedes verwitternde Gestein hinterlässt eine geochemische Signatur als Abbild seiner chemischen Zusammensetzung in modifizierter Form im daraus gebildeten Boden. Die chemische Analyse von Bodenproben kann also dazu benutzt werden, Lokalitäten mit erhöhten Gehalten (Anomalien) von Elementen, die typisch für bestimmte Vererzungen sind (siehe die Tabelle in Abb. 4 der Vorlesungsstunde „Geochemische Prospektion I“), von solchen Bereichen mit „normalen“ Konzentrationen dieser Elemente (Untergrundwerte) zu unterscheiden und die Herkunft dieser anomalen Proben (Möglichkeit transportierter Böden!) einzugrenzen, damit ein näher zu explorierendes Ziel zu bestimmen. Prinzipiell gibt es, wie bei der Untersuchung von Bachsedimenten, zwei Arten von Indikatoren: - mobile Elemente aus der Verwitterung/Oxidation von sulfidischen Mineralen, die adsorptiv an Tonminerale und Fe-Mn-Oxide/Hydroxide angelagert sind und in der feinen Fraktion der Bodenprobe (wie in den Bachsedimentproben) nachgewiesen werden können, und - verwitterungsresistente Minerale (Oxide wie Ilmenit, Rutil, Zinnstein, Columbit, Chromit, Magnetit; Metalle und Legierungen wie Gold, Platin und Minerale der Platingruppe; Sulfate wie Schwerspat, Cerrussit; Wolframate wie Wolframit, Scheelit; etc.), meist als Schwerminerale (D>2.8 g/cm3), die in der gröberen Kornfraktion nach Abtrennung von leichten Mineralen mineralogisch oder chemisch nachgewiesen werden können. Abb. 3: Zusammenstellung der Prozesse bei der Verwitterung: Erosion und Ablagerung, Oxidation, Auslaugung, Transport und wiederholte Ausfällung und Lösung, Rolle der Vegetation, von Boden- und Grundwasser, von Fließgewässern. Abb. 4: Anomalie-Träger im Boden und Bindungsmechanismen Abb. 5: Anomalieträger mit unterschiedlicher Adsorptions-Wirksamkeit auf diverse Elemente Abb. 6: Darstellung der Bindung von Cu an verschiedene Anomalieträger: lockere Bindung bei Adsorption an die Oberfläche versus Einbau ins Kristallgitter; Extraktion des locker gebundenen Cu durch schwache Extraktion und Metall-spezifische Komplexbildung über Liganden. Abb. 7: drei prinzipielle Anomalieausprägungen; Klimaeinfluss Abb. 9: Mechanismen der lateralen Dispersion: führt zur Vergrößerung und zum Versatz der Anomalie: Bodenkriechen (auch bei schwachen Neigungen der Topographie von wenigen Grad merklich), Hangrutsche, Sonderfälle glazigener Transport, Windtransport: Transport im festen Zustand (Bodenanomalien); Grundwässer (Transport im gelösten Zustand) und Fließgewässer (Transport im gelösten und festen Zustand) Abb. 10 – 12: Diverse Anomaliemuster: gravitativ/mechanisch, Eis-, Wind- und Wassertransport, hydromorphe und durch Vegetation erzeugte Anomalien. Abb. 13: Beispiel für eine laterale und vertikale Konzentrationsverteilung im Boden über einer Gangvererzung mit Wolframit und Sulfiden; unterschiedliche Mobilität der Elemente, Überlagerung von primärer und sekundärer Dispersion, Vergrößerung der Anomalie durch Hangkriechen. Abb. 14: Anomalie über einer Gangvererzung, im wesentlichen durch sekundäre Dispersion gekennzeichnet Abb. 15 und 16: vertikale Transportmechanismen vom verwitternden Gestein in den darüber liegenden Boden: Rolle der Vegetation, Ausbildung einer Redoxzelle zwischen reduzierendem und oxidierendem Milieu mit Ionen-Transport aus tiefer liegenden Vererzungen, Verwitterungsanomalie aus oberflächlich ausstreichenden Mineralisationen, kapillarer Ionentransport oberhalb der Grundwasserspiegels (vadose Zone), Versetzung einer Anomalie durch Bodenbewegung, Überdeckung einer Anomalie (verborgene Anomalie) durch quartäre Ablagerungen. Abb. 17: Unterschiede bei Anwendung verschiedener Extraktionstechniken: gebundene und adsorbierte Ionen; Kontrast Untergrund/Anomalie gegenüber Bestimmung des Gesamtgehaltes (durch Totalaufschluß, digestion); Mineralisation auch unter mächtiger Überdeckung nachweisbar (bis > 100 m, Voraussetzung: ungestörter Boden mit langem Zeitraum für Metall-Wanderung an die Oberfläche). Abb. 18 und 19: zwei Beispiele für Anwendung der MMI-Methode (Mobile Metal Ions): sehr schwach adsorbierte Metall-Ionen an Träger im Boden, selektive Extraktion mit organischen Substanzen unter Ligandenbindung an Komplexe (patentiertes Verfahren der Firma SGS). Abb. 20 und 21: Planung eines Soil Surveys und Probenahmeprinzipien: Vorteilhaft in Gebieten mit wenig Aufschlüssen, also in Gebieten mit flachem Relief. Nachteil: hoher noise level durch variable Untergrundwerte und eine komplexe Geschichte der Bodenentwicklung: residual, transportiert, reif und unreif, zoniert und unzoniert. Einflüsse: Topographie, Zeit, biologische Aktivität, Ausgangsmaterial, Klima. Beprobung: meist der B-Horizont: dort Anreicherung von Tonmineralen, Fe-und Mn-Oxiden mit entsprechender Akkumulation der adsorbierten Metalle-Ionen. Wichtig: stets den gleichen Bodenhorizont beproben, also z.B. die ersten 20 cm unter dem A-Horizont. Gelegentlich das ganze Bodenprofil beproben zur Feststellung des Horizontes mit der maximalen Konzentration (diese wird bei Annäherung an die Vererzung sich meist zunehmend in die Tiefe, zum C-Horizont hin, verlagern). Oberste Bodenschicht (Mull, A-Horizont): brauchbar in Waldgebieten, subalpinen Gebieten mit transportiertem Boden aus Kolluvium oder glazigenen Sedimenten. Transportierte Böden in Wüsten und glazigenen Gegenden: schwierig. Im letzteren Fall: tiefe Beprobung unterhalb der glazigenen Ablagerungen (Bohrungen nötig!). Probenahme: Auger, Korngröße -80mesh, ausreichende Probemenge für 20 bis 50 g abgesiebtes feines Material; Traversen mit 200 bis 500 m Distanz, bei follow up: 15 bis 60 m. Traversen oder Raster. Anlage der Traversen richtet sich bei Detail-Beprobung nach vermuteter Orientierung der Mineralisation (z.B. senkrecht zu Gangvererzungen). Abb. 22: Übersicht über verwendbare Elemente bei verschiedenen Vererzungstypen. Abb. 23: Beispiel für einen regionalen Bodensurvey in Gebiet mit flachem Relief: Traversenabstände etwa 100 m, Beprobung auf Traversen alle 40 bis 50 m. Darstellung der Konzentrationsbereiche mit Abgrenzung von Gebieten hoher Konzentrationen als mögliche Explorationsziele Abb. 24: Gebiete mit hohem Relief: „ridge and spur sampling“, oder Konturbeprobung: Probenahme auf gleicher Höhe im Hang, gut für Suche nach Explorationsziel bei Hinweis auf Mineralisation im Einzugsbereich eines Baches (positive Bachsedimentanalyse) oder im Hangschuttmaterial am Hangfuß. Abb. 25: Beispiel für eine „follow up“ Beprobung: kleinräumig, Anzeichen für Goldführende Quarzgänge bei Kartierung gefunden, ungefähre Streichrichtung der Gänge festgestellt, Traversen senkrecht dazu angelegt. Wasserproben Relativ selten verwendet; niedrige Gehalte im ppb-Bereich, mit modernen Analysetechniken (ICP-MS) wieder attraktiver. Drei fundamentale Prozesse für Mobilität von Elementen in Wasser (Abb. 28): • Speziation (Anion, Kation, neutrale oder geladene Komplexe); z.B. Cu als Cu2+, CuHydroxid-Ionenkomplex, neutraler Cu-Karbonatkomplex); bestimmt das Verhalten bei Interaktionen untereinander und mit geladenen Oberflächen fester Partikel; oft stark Eh- und pH-abhängig; • Fällung: Entfernung von Elementen durch Fällung von Mineralen, abhängig von Spezies-Konzentration und Löslichkeitsprodukt und Konzentration anderer Ionen, oft auch Kopräzipitation; pH-Wert beeinflusst. • Adsorption: komplex, abhängig von Oberflächenladung von Festkörpern (Anionenbzw. Kationen-Adsorption); Oberflächenladung pH-abhängig: positive Ladung bei niedrigem pH (Adsorption von Anionen), negative Ladung bei hohem pH (Adsorption von Kationen). Neutralpunkt: pH-Wert, bei dem keine Oberflächenladung am jeweiligen Mineral vorhanden ist. (Abb. 29, 30). Element-Konzentrationen im Oberflächenwasser sind Saison-abhängig (Trockenzeiten, Regenzeiten)! Grundwasser aus Brunnen in ariden und semi-ariden Gebieten; Grundwasserfließrichtung feststellen. Häufig benutzt für Uran-Prospektion in 70er Jahren. Erläuterung der beiden Beispiele: • Grundwasser aus Bewässerungsbrunnen in aridem Gebiet (Arizona) über Cu-MoPorphyry unter etwa 300 m Overburden; hoher pH-Wert; Unterschied KationenAnionen-Konzentration (Beispiel Abb. 31, 32) • Bachwasser-Analysen aus Gebiet mit hydrothermaler Au-Cu-Vererzung: gepufferter pH-Wert des durch Sulfid-Oxidation sauren Wassers auf alkalische Werte durch Reaktion mit Andesit, Remobilisierung des Cu aus Bachsediment flussabwärts im ungepufferten Gebiet (starke Silifizierung ohne Pufferkapazität, daher niedriger pHWert) (Abb.33). Wasserproben: Polyäthylen-Flaschen, 2x mit Probenwasser spülen, dann Probe nehmen, dazu 0.2% HNO3 ultrapur, mind. pH 2, um Ausfällung zu verhindern; für As, Ag, Br, J: statt HNO3: Essigsäure; für Hg: 0.5% BrCl; Au adsorbiert rasch (in Stunden) an Flaschenwände, ev. mit Aktivkohle-Säckchen fangen. (Abb. 34). Gas-Analysen in der geochemischen Prospektion Gas-Entwicklung aus sulfidischen Vererzungen: als Produkte der Oxidation (SO2, CO2 (aus der Zersetzung von karbonatischen Anteilen im Nebengestein), H2S, organometallische Komponenten, Kohlenwasserstoffe aus Zerfall autotropher anaerober Bakterien, die sich von den Sulfiden „ernähren“) oder als flüchtige Komponenten der Mineralisation bei der Oxidation (Hg als bekannteste Anwendung), als Produkt radioaktiven Zerfalls (Rn, He). Hg-Dampf: aus Gestein, Boden, Atmosphäre, Wasser; Nachweis mit Spektrometer im Gelände möglich (Abb. 36 – 38). Methodisch: abgepumpt aus Bohrungen/Löchern im Boden, Konzentration hier bis mehr als 1000 mal stärker als in der Atmosphäre. Bestimmung in der Atmosphäre schwieriger: Probleme mit Wind, Regen, Vegetation, Kontaminationen, aber brauchbare Ergebnisse für organometallische Dämpfe über bekannten Erzkörpern. Generelle Probleme: Abb. 39. SGH – Soil Gas Hydrocarbons (Abb. 41 – 44) Kohlenwasserstoffe als Emanationen von Öl-Lagerstätten, aus über 1000 m Teufe, Methan bis Butan (C1-C4), Prospektionsmethode. Für metallische Lagerstätten: Entwickelt Ende der 90er durch Actlabs und kanadische Institution (CAMIRO; Canadian Mineral Research Organization) • Getestet über bekannten Mineralisationen diverser Lagerstättentypen (Porphyry, Epithermale Vererzungen, magmatische Ni-Sulfid-Vererzung, VMS, SEDEX, Polymetallisch, U-Vererzungen, Kimberlit) und Erzminerale (Au, Ni, Cu, Zn, U) über Pfadfinderelemente • Entwicklung von spezifischen Mustern für Vererzungstypen. • Lokalisierung eines möglichen Targets unter Bedeckung (> 200 m) und Bestimmung des Typs. Für metallische Lagerstätten: • schwerere KW, C5-C17 (Alkane (gesättigte KW ohne Mehrfachbindung, nur C und H, verzweigte oder unverzweigte Ketten, Ringe, CnH2n+2), Alkene (Alkane mit Doppelbindung zwischen 2 C, auch cyclisch, CnH2n), Aromate (planare, cyclische Moleküle mit konjugierter Doppelbindung, z.B. Benzol, Toluol), Thiophene (Fünferring mit S, C4H4S), polyzyklische Aromate (mehrere Ringe)), insgesamt 162 Spezies analysiert, davon 75 % Aromate. Weniger anfällig für bakterielle Zersetzung, UV-Zersetzung, saisonale Einflüsse, Auswaschung (beeinflusst CO2-, O2- und leichte KW-Konzentrationen!). Signatur der Ergebnisse spezifisch für bestimmte Erztypen, in einer qualitativen Einordnung von 1 bis 6 (beste Übereinstimmung) für unbekannte Vererzung anwendbar. Theorie: • bakterielle Aktivität in der Vererzung (Übergangszone von reduzierend zu oxidierend), absterbende Bakterien entlassen KW, aus eigenem Metabolismus generiert, die an die Oberfläche migrieren und an Bodenpartikeln adsorbiert werden. Also SGH als REDOX cell locator. Keine laterale Versetzung, also „sekundäre Anomalie“ direkt über Vererzung. Langdauernder Prozess, daher nachweisbare Akkumulation. Proben: Boden, Sand, Gestein (also auch Bohrkerne, zerkleinert), Humus, Torf, SeeSedimente. Bevorzugt: oberer B-Horizont zu beproben. Wie üblich bei geochemischer Probenahme für Explorationszwecke: gleicher Horizont bzw. gleicher Probentyp. Bei Übereinstimmung mit anorganischen Anomalien (z.B. Enzym-Laugung) besonders aussagekräftig. Falls nicht: anorganische Anomalie versetzt (soil creeping, hydromorphic displacement). Keine Störung durch nugget-effekt. Kann falsche geophysikalische (magnetische) Anomalien von echten unterscheiden. Probengröße: „faustgroß“, Probenbehandlung: kann feucht bleiben. Probenraster: mindestens 50 Proben (1/3 davon über Target), Abstand 15 bis 20 m gleichmäßig, jeweils über Target hinaus zu verlängern zur Feststellung des Kontrastes zum unmineralisierten Gestein. Parallele Traversen im 100 bis 200 m Abstand, oder rechtwinkliges Kreuz. Aufbereitung (ActLabs): Trocknung an Luft bei 40°C, Absiebung -60 oder – 80 mesh. Analytik: Desorption durch Laugung mit schwacher Säure; Messung über kombinierte Säulen-Gas-Chromatographie (Isolieren und Identifizieren) und Massenspektrometrie (Quantifizieren); Konzentrationen im ppt-Bereich, niedrigster reported value 1ppt (aber nicht als absolut zu nehmen!) 5 Standard-Abweichungen für „reported value“, dadurch Elimination von Schwankungen. Anomalien: Halo mit niedrigen Werten im Zentrum, oder apikale hohe Konzentration. Datenverarbeitung: Kriging-Trend Algorithmus, vectoring. Auswertung durch Bildung von Klassen chemisch ähnlicher organischer Verbindungen (additive Darstellung von 4 bis 14 Komponenten). Mindestens 3 Klassen sollen die gleiche Anomalie zeigen. Hilfreich: Angaben, ob eventuell mehrere Targets vermutet oder nur eines. Vergleich der Daten mit Muster für Mineralisationstyp, die aus der Untersuchung mehrerer Vorkommen des jeweiligen Typs gewonnen wurde. Beispiele: Studie über Lode gold deposit nahe Kambalda (Karbonat-Sulfid Assoziation) mittels CO2-O2leichten KW: starke Anomalie über bekannter Vererzung; Nachweis eines Kimberlits durch zwei senkrecht zueinander orientierte Traversen. Vegetation in der geochemischen Exploration Allgemein: Pflanzen als Kollektoren von Metallen aus Boden und Grundwasser über Wurzelsystem. Anomalie-Entwicklung: • Bedarf an Elementen für Pflanzenwachstum • Pflanzen-verfügbare Form der Elemente • Reaktionen im Wurzelraum • Transport und Fixierung innerhalb der Pflanze • Zufuhr an den Boden durch absterbendes Pfalnzenmaterial (erst im Humus, dann durch Auswaschung in B-Horizont mit Fixierung an die dort angereicherten Tonminerale, Fe- und Mn-Oxide (Abb. 48). Hauptelemente: K, P, S, Ca, Mg, N, essentielle Spurenelemente Cu, Zn, Fe, Mo, Mn, B etc. Beispiele für Element-Gehalte in verschiedenen Spezies) (Abb. 49, 50). Über- oder Unterversorgung führt zu erkennbaren Veränderungen. Aufnahme von Elementen aus vadosem und Grundwasser und Bodensubstanzen; Verfügbarkeit: als Ionen, Komplex-Ionen, organische Komplexe, adsorbiert an Kolloide mit Me+, organische Substanzen wie Huminsäuren, Fulvosäuren, Humate, adsorptiv gebundene Me+ an Tonminerale. Beeinflusst durch pH, Eh, Anwesenheit komplexierender Substanzen, Ausfällungen etc. Reaktionen im Wurzelraum: Umgebung der Pflanzenwurzeln: niedriger pH-Wert, daher Austausch H+ gegen Me+; auch aktive Ätzung von Mineralen. Kein linearer Zusammenhang Konzentration im Boden – Konzentration in Pflanzenteil; Austausch-Reaktionen, z.T. Anreicherung in Wurzeln (Pb) durch Blockierung weiterer Aufnahme (Ausfällung in Wurzel). Fixierung: Komplexe Mechanismen der Bewegung und Fixierung von Elementen im Pflanzenkörper, besonders wichtig: Fixierung in metallo-organischen Komplexen (e.g. Chlorophyll), Enzymen, Katalysatoren. Anreicherung in aktiv wachsenden Pflanzenteilen (Pflanzenspitzen, Samen), später Konzentrationsreduzierung. Biogeochemische Anomalien Anomal hohe Konzentrationen von Metallen im Boden mit Effekt auf Konzentration in der Pflanze und Pflanzenzustand. Kontrast Untergrund-Anomalie abhängig von Prozessen in der Pflanze und von • Pflanzenspezies) • Pflanzenteil (abnehmend in Richtung: Blätter, Zweige, Holz, Wurzel, Borke; kann Zeit-abhängig sein; z.B. Konzentrationsabnahme nach Wachstumsphase) • Wurzelsystem (Tiefe): Phreatophyten (tief wurzelnd)-Mesophyten-Xerophyten (flach wurzelnd); • Alter (Pflanze oder Pflanzenteil) • Bodenbedingungen (pH, Eh, T, Feuchtigkeit etc.) Beispiel für Kontrast: Abb. 51 Biogeochemischer Survey Akkumulation von Spurenelementen in Pflanzen; Beprobung von Blättern, Zweigen, Rinde; Veraschung, Analyse. Schwierigkeiten: niedrige Konzentrationen; in verschiedenen Pflanzen verschiedene Konzentrationen, auch in verschiedenen Pflanzenteilen verschieden (z.B. in einjährigen und zweijährigen Nadeln von Koniferen) und Einfluss der Vegetationsperiode, Klima. Daher: immer den gleichen Pflanzenteil der jeweiligen Spezies beproben; zeitlich eng begrenzter Survey (zur Vermeidung des Einflusses von lokalen Klimaänderungen (Niederschläge, Trockenzeiten)). Pilotstudie über mineralisiertem und unmineralisierten Gebiet notwendig: verschiedene Pflanzen (möglichst weit verbreitet, möglichst tief-wurzelnd), verschiedene Pflanzenteile (leicht zu beproben, ältere Zweige bevorzugt (stabile Konzentration)), verschiedene Elemente analysieren, um die Elemente mit dem besten Kontrast in der jeweiligen Pflanzenart herauszufinden. Probengröße für ausreichende Aschenmenge (etwa 20 g für 1g Asche, Veraschung bei niedriger Temperatur, 450°C), Kontamination durch Staub etc. (Abb. 54). Generell: schwieriges Verfahren wegen vieler Einflussgrößen. Botanische (Spezial-) Kenntnisse notwendig. Vorteil: einfache Probennahme, Informationen aus größerer Tiefe vor allem bei Phreatophyten/tief-wurzelnde Pflanzen (in Gebiet mit transportiertem oder unreifem Boden, in semi-ariden Gebieten). Rolle der Pflanzen für geochemische Anomalien im Boden: mit Grundwasser aufgenommene Spurenelemente nach Abwurf der Blätter und Zweige in A-Horizont, von dort ausgewaschen in oberen B-Horizont, Akkumulation über lange Zeiträume bildet Anomalie. Gilt besonders für Tiefwurzler, die den Grundwasserbereich erreichen, gewisser Einfluss auch mit Wasser aus vadoser Zone (kapillares Wasser in Verbindung zum Grundwasser) Geobotanische Indikatoren Studium der Pflanzen in ihrer Beziehung zu ihrer geologischen Umgebung. Brauchbar: • Indikator-Pflanzen • Pflanzengesellschaften • Morphologie der Pflanzen (aberrante Formen, Verfärbungen) Indikator-Pflanzen: Sind in der Lage, hohe Konzentrationen an Schwermetallen zu verkraften oder zu erfordern; alte Methode, nicht sehr zuverlässig, aber einige bekannte Beispiele wie Galmei-Veilchen, Kupferpflanze: Wachstums-günstige Umgebung oder Toleranz gegenüber ungewöhnlichen Bedingungen. Als Anzeiger für gesuchtes Element (Indikator) oder indirekter Anzeiger (Pfadfinder; Beispiel Astralagus: Se-haltiges Uranerz in Colorado) Lokal begrenzt (z.B. Cu-Anzeiger in Zambia/DR Congo) Universaler Indikator: wächst nur auf mineralisiertem Boden (Galmei-Veilchen, Zn). Lokaler Indikator: wächst bevorzugt auf mineralisiertem Boden, aber auch anderswo. (Abb. 56, 57) Beispiele: Thlaspi: ein Zn-Pb-Hyperakkumulator Viola calaminaria: > 1% Zn in Trockenmasse (E-Belgien und westliches Deutschland (Münsterland)) Astralagus-Art: Se in Colorado Spezielle Pflanzen für Cu/Co: in Zambia, Teilen von China Ni-aufnehmende Vegetation (Alyssum): über UM im Mittelmeer-Raum, SE-Asien, Cuba Pflanzengesellschaften: Bereich der Geobotanik (definierte als Studium der Pflanzen in Beziehung zu ihrer geologischen Umgebung: räumliche Verteilung der Pflanzen und charakteristische Vegetation bzgl. geologischem Untergrund). Pflanzengesellschaften als Indikatoren für Gesteine (Kartierung), wahrscheinlich durch Drainage-Bedingungen und Wasser-Verfügbarkeit. Über Fernerkundung lokalisierbar (Auflösung bis in den m-Bereich möglich) Se-Flora (Se-Toleranz) im mittleren Westen der USA; Serpentin-Flora z.B.im Mediterranen Raum; spezielle Pflanzengesellschaft mit z.T. hohen Ni-Gehalten; allgemein für Böden über ultramafischen Gesteinen: hohe Ni- und Cr-Werte (toxisch), Mangel an essentiellen Nährstoffen (besonders K, Phosphor, Schwefel, Calcium; Spurenelemente Bor, Mn, Mo, Cu, Zn, Cl etc.), dadurch sehr spärliche Vegetation (am ehesten noch Gräser, wenige niedrige Büsche und Bäume). Vegetationsmuster kann u.U. direkt zur Kartierung verwendet werden, auch über Luftbilder/Satellitenaufnahmen. Dichter Bewuchs nur dort, wo sich über lange Zeit ein mächtigerer Boden (> 1-2 m) entwickeln konnte (Plateaus ohne Erosion). (Abb. 59) Weitere Beispiele: Abb. 60 (ausgelaugter Boden mit veränderter Vegetation im weiteren Bereich rezenter hydrothermaler Aktivität; Abb. 61 (fehlende Vegetation über stark Cu/Cohaltigem und ausgelaugtem Boden über ausstreichender Vererzung) Morphologische Veränderungen durch anomale Element-Konzentrationen: Ursächlich: zu hohe Konzentrationen an Schwermetallen, Salz-haltiger Boden (nur bestimmte Pflanzen, Deformationen bei zu hoher Konzentration), saurer Boden über ausstreichenden Sulfidvorkommen (starker Kontrast zur Umgebung durch spärliche Vegetation). (Abb. 63, 64) • • • • • • Kümmerwuchs oder Zwergwuchs durch z.B. Enzym-Schädigung durch Cu, Ag, Hg; (hohe Gehalte an Zn, B, Mo), Verfügbarkeit essentieller Elemente begrenzt: As statt P bei P-Fixierung durch hohen Fe-Gehalt im Boden; Riesenwuchs (hohes Nährstoffangebot, z.B. Phosphat-reiche Lithiologie), Deformationen, Verfärbungen und Flecken auf Blättern etc.: weiße Flecken (abgestorben) auf Blättern (Ni, Co), Zwergwuchs oder mangelhaft entwickelte Formen, tote Zonen an Blattspitzen. oft Chlorosis (geringer Chlorophyllanteil durch mangelnde Enzym-Tätigkeit zur Synthese von Chlorophyll (4 Pyrrolringe mit Mg als Zentralatom). Bisher die noch am besten anwendbare Methode für Hinweis auf verstärkte Metallionen-Anwesenheit im Boden.: gelbliche Blätter mit grünen Adern. Nicht spezifisch für bestimmtes Element: Ni, Cu, Co, Cr, Zn, Mn sind antagonistisch zum Fe (in Enzymen zur Katalyse von Chlorophyll notwendig); Chlorosis auch durch Infektionen, sehr niedrigen pH-Wert!