Die_Gesellschaft_vor_und_nach_der_Franzoes__Revolution1

Werbung
Die Bauern:
Den zahlenmäßig größten Teil des dritten Standes (80 %) machten
die Bauern aus, die ihren Grundherren zu Abgaben und
Dienstleistungen verpflichtet waren.
Zusätzliche Lasten stellten für die Bauern die Steuerbelastungen
(z.B. auf Salz) und die Abgaben an die Kirche dar. Nur wenige
Bauernfamilien verfügten über ausreichend große Bodenflächen
und hatten ihr gesichertes Einkommen. Die meisten wussten sich
kaum zu ernähren und fristeten ein ärmliches Dasein.
Die Französische Revolution machte die Bauern persönlich frei
,d.h. sie waren nicht mehr das Eigentum eines Grundherren und
durften sich von nun an frei bewegen. Die Revolution machte alle
Menschen gleich vor dem Gesetz. Der Grundbesitz wechselte von
den Grundherren und der Kirche an den Staat. Dieser verkaufte die
Ländereien, aber die Bauern waren nicht in der Lage, sie zu
erwerben. Sie wurden zu Lohnarbeitern der neuen Besitzer, den
reichen Bürgern.
Viele Bauern wurden gezwungen, in der Armee Dienst zu tun und
ihr Getreide wurde beschlagnahmt. Wählen durften die Bauern
nicht, denn nur wer viel Geld hatte, durfte wählen.
Der König:
Zur Zeit der Französischen Revolution herrschte in Frankreich
Ludwig XVI. Er fühlte sich von Gott zum König berufen und hielt
die gesamte Staatsmacht in der Hand. Er war gleichzeitig oberster
Richter. Ludwig XVI lebte im prächtigen Schloss von Versailles
und gab Unmengen von Steuergeldern für seine Hofhaltung (Feste,
Jagden, Feuerwerke etc.) aus.
1789 musste der König die Generalstände einberufen, um die
Finanznot des Staats zu lösen. Es kam zu Entwicklungen, die zur
Revolution führten. Seit 1791 war die Macht des Königs stark
eingeschränkt worden, d.h. er konnte nicht mehr alleine regieren
und war der Nationalversamlung unterworfen. Doch Ludwig XVI
wollte sich nicht damit abfinden und nahm Kontakt mit dem
feindlichen Ausland auf, das ihm bei der Bekämpfung der
Befürworter der Revolution helfen sollte. Im Juli 1791 versuchte
er, mit seine Familie nach Deutschland zu fliehen. Dies misslang
und er wurde mit seiner Familie als Gefangener nach Paris
gebracht. Kurze Zeit später wurde der König für abgesetzt erklärt
und sein Schloss gestürmt. Es kam zu einem Prozess und Ludwig
wurde zum Tode verurteilt. Am 21. Januar 1793 wurde er
hingerichtet.
Der Adel:
Vor der Revolution stand der Adel zusammen mit dem Klerus
(=den Geistlichen) an der Spitze der Gesellschaft. Adlige Herkunft
garantierte neben dem Vorteil weitgehender Steuerfreiheit auch
den bevorzugten Zugang zu Spitzenstellen am königlichen Hof, in
der Verwaltung, Armee und Kirche. Im Jahr 1789 gab es z.B.
keinen Bischof, der nicht aus dem Adel stammte.
Der Adel lebte von den Abgaben und Frondiensten seiner Bauern
und den Geldern, die der König einzelnen Adelsfamilien jedes Jahr
als Rente bezahlte.
Die revolutionären Ereignisse der Jahre 1789-1792 führten zu einer
großen Fluchtbewegung der Adeligen, insgesamt flüchteten bis
1794 über 100 000 Menschen. Der Zorn der Bürger und Bauern
entlud sich z.B. in den sog. „Septembermorden“ 1792, bei denen
hunderte Adeliger ermordet worden waren. Jeglicher Besitz des
Adels wurde dem Staat zugesprochen.
Im Ausland traten die Adeligen in die revolutionsfeindlichen
Armeen ein um die alten Verhältnisse in Frankreich
wiederherzustellen. Ihre Macht erlangten sie nie wieder zurück.
Der Klerus:
Vor der Revolution gehörten etwa 130 000 Geistliche dem ersten
Stand an. Darunter waren aber nicht nur die adeligen Kardinäle
und Bischöfe, sondern auch einfache Mönche und Dorfpfarrer. Die
Kirche besaß den meisten Grundbesitz und lebte von den Abgaben
der Bauern und den Steuergeldern. Steuern musste sie nicht zahlen.
Während der Revolution gab es zum einen entschiedene Gegener
der Revolution, zumeist adeliger Herkunft, aber auch Befürworter,
zumeist die einfachen Mönche und Pfarrer, die das Elend ihrer
Gemeinden direkt mitbekamen. Viele hohe Geistliche flohen in
den Jahren 1789-1794 aus Frankreich, einige wurden hingerichtet.
Im Dezember 1789 wurde der Kirchenbesitz enteignet und fiel
dem Staat zu. Die Pfarrer wurden von nun ab vom Staat bezahlt
und sollten ihm und nicht mehr dem Papst unterstehen. Die
Nationalversammlung forderte von den Geistlichen, den Eid auf
die neue Verfassung zu leisten. Viele weigerten sich und wurden
daraufhin entlassen oder ins Gefängnis geworfen. Es kam
vereinzelt auch zu Zerstörungen von Kirchen im ganzen Land.
Das Kleinbürgertum (Arbeiter/Handwerker):
In Paris und den anderen wenigen Großstädten Frankreichs lebte
die Masse der Bevölkerung in bescheidenen Verhältnissen. Es gab
schon sog. Arbeiterviertel. Die Arbeiter lebten dort in Wohnungen,
die aus einem Zimmer bestanden. Ihr Lohn reichte kaum für
Wohnung, Ernährung und Kleidung.
Die Handwerker, denen es in der Regel noch etwas besser ging,
hatten ebenfalls ihre eigenen Wohnviertel. Vor allem hatte das
Kleinbürgertum unter den schwankenden Brotpreisen und
niedrigen Löhnen zu leiden. Die Handwerker waren immernoch in
Zünften organisiert und somit der Zunftordnung unterworfen: Sie
mussten sich an die Vorgaben der Obrigkeit halten, welche Waren
sie produzierten, in welcher Qualität und in welcher Anzahl.
Wirtschaftliche Freiheit gab es nicht. Während der Revolution war
das Kleinbürgertum hauptsächlich an den gewaltsamen Aktionen
gegen den Adel und die hohe Geistlichkeit (Erstürmung der
Bastille 1789 und des Stadtschlosses des Königs 1792 etc.)
beteiligt und forderte radikale Änderungen der Gesellschaft.
Nach der Revolution waren die Zunftschranken abgeschafft
worden, die Löhne allerdings waren nicht sehr gestiegen. Wählen
durften viele der Kleinbürger nicht, denn nur, wer viel Geld hatte,
durfte wählen.
Das Großbürgertum:
Zum Großbürgertum (=Bourgeoisie) gehörten die reichen Bürger,
also Kaufleute, Rechtsanwälte usw. Vor der Revolution waren
auch die reichen Bürger unzufrieden mit der bestehenden Ordnung,
denn sie leisteten wirtschaftlich sehr viel für den Staat, konnten
sich aber nur durch Geldzahlungen Ämter erkaufen. Politische
Mitsprache hatten sie keine. Während der Revolution war das
Großbürgertum vor allem daran interessiert, in die politischen
Entscheidungsprozesse miteinbezogen zu werden und die Macht
von König und Adel zu beschränken. Zudem traten sie dafür ein,
dass sie freien Handel betreiben konnten.
Die Forderungen der Arbeiter und Kleinbürger gingen ihnen
jedoch zu weit, d.h. sie hatten kein Interesse daran, dass die Macht
des kleinen Mannes wuchs und die Gesellschaft total verändert
würde. Während einer kurzen Phase der Revolution, als die
radikalen Revolutionäre an der Macht waren und der König
hingerichtet wurden, war auch die Bourgeoisie gefährdet. Am
Ende der Revolution hatten sich aber die Ideen der Großbürger
durchgesetzt. Sie bildeten die neue politische Führungsschicht und
übernahmen die Macht im Staat und nur sie durften wählen, denn
nur wer viel Geld hatte, durfte wählen.
Die Frauen:
Vor der Revolution waren die Frauen fast ganz und gar rechtlos.
Selbst verheiratete Frauen durften ohne die Zustimmung ihres
Mannes keine Geschäfte abschließen. Wurde eine Frau ihrem
Mann untreu, so hatte er das Recht, sie einzusperren. Verließ der
Mann seine Frau, hatte sie kein Recht auf Unterhalt und keinen
Anteil am Vermögen der Familie. Politische Mitsprache hatten
Frauen keine.
Während der Revolution spielten die Frauen immer wieder eine
wichtige Rolle und trieben die Revolution voran. So erreichten sie
z.B., dass der König von Versailles nach Paris ziehen und einigen
wichtigen Gesetzen zustimmen musste.
Es gründeten sich überall Fraunclubs, die für die Rechte der
Frauen eintraten. Olympe de Gouges war die bekannteste
Frauenrechtlerin. Aber 1793 wurden alle Fraunclubs verboten und
viele Frauenrechtlerinnen wurden hingerichtet.
In einigen Bereichen brachte die Revolution den Frauen
Verbesserungen. Sie erhielten das Erbrecht und das Recht, sich
scheiden zu lassen. Mädchen und Frauen hatten auch die
Möglichkeit, sich ausbilden zu lassen. Politische Mitsprache haben
sie jedoch erst seit 1946.
Herunterladen