Wie Mario Seiler

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Datum: 01.01.2011
LANDfreund
3001 Bern
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Medientyp: Fachpresse
Auflage: 12'933
Erscheinungsweise: monatlich
III
Themen-Nr.: 541.3
Abo-Nr.: 1008268
Seite: 40
Fläche: 122'966 mm²
Wie Mario Seiler
die Mastitis saniert hat
Das Bakterium Staphylococcus aureus gehört zu den gefürchteten Erregern
einer Euterentzündung. Die Bekämpfung eines Bestandesproblems ist langwierig.
Sie kann aber erfolgreich sein, wie dieser Praxisfall zeigt.
chronische Euterentzündung konstant gewesen. Der Verdacht auf Tierarzt eine langfristig ausgelegte
mehrerer Kühe verursacht je- eine Infektion mit Staphylococcus au- Bestandessanierung durchzuführen.
Eine
dem Landwirt schlaflose Nächte. reus lag deshalb nahe. Eine erste Be- «Dazu gehört nicht nur die BehandFast jede vierte Tankmilch ist zu hoch handlung von einigen Tieren durch lung, sondern auch die richtige Melkmit Staphylococcus aureus belastet. den Tierarzt mit Antibiotika brachte technik, Melkarbeit und Hygiene»,
Nicht in allen Fällen lässt sich das nicht den gewünschten Erfolg und sagt Dirk Strabel, Leiter des RGD.
verantwortliche Bakterium bekämp- machte weitere Behandlungen nötig.
Denn eine Staphylococcus-Infektifen und zudem ist die Gefahr gross, «Es stand nun die Frage im Raum, ob on sei immer eine Kombination von
dass auch andere Kühe angesteckt wir alle Tiere weggeben und uns ungünstigen Faktoren, also eine klaswerden. Oft müssen die betroffenen neue Tiere kaufen», blickt Mario Sei- sische Faktorenkrankheit. «Meine
Kühe getötet werden. Dass die Infek- ler zurück. Dies habe er aber nie in Mitarbeiterinnen besuchten deshalb
tion bei einer konsequenten Bestan- Erwägung gezogen, auch weil im
dessanierung kontrolliert werden Winter 2007 nicht viele Bio-Milchkükann, zeigt das Beispiel des Betriebes he zu kaufen waren. «Unser Tierarzt
Seiler.
wies uns dann auf die Möglichkeit
hin, mit dem RindergesundheitsZellzahl stieg an
dienst zusammenzuarbeiten», er-
den Betrieb während der Melkarbeit
und schauten zusammen mit dem Betriebsleiter im Detail die Arbeitsabläufe, die Hygiene und auch die Tierfütterung an», erklärt Dirk Strabel.
Im Falle von Herr Seiler hätten sie
zählt Mario Seiler. «Wir willigten ein,
Mario Seiler bewirtschaftet mit sei- denn wir wollen unsere Kühe auf alle
ner Familie einen 26 Hektar Bio-Be- Fälle behalten».
trieb in Brigels/GR auf 1300 m.ü.M.
Im Herbst 2007 stiegen die Zellzahlen Begleitung durch Tierärzte
einen gut geführten Bestand angetroffen, bei dem keine offensichtli-
in der Tankmilch seiner 16 Braun-
wurde die Behandlung mit Mario
chen und groben Fehler zu erkennen
waren. Nach dem Besuch der Spezialistinnen des RGD im Februar 2008
vieh-Milchkühe innerhalb weniger Der Rindergesundheitsdienst (RGD) Seiler und dem Tierarzt abgesproWochen von 45'000 auf über 513'000 bietet seit 1998 Beratungen bei Be- chen.
Zellen pro ml an.
standesproblemen wie EutergesundAls wichtigste Massnahme führte
Unerklärlich für ihn, denn die Zell- heit- oder Fruchtbarkeitsproblemen Mario Seiler eine strikte Melkreihen-
zahlen waren in den letzten Jahren an. Ziel ist, mit dem behandelnden folge ein, bei der die verdächtigen
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Familie Seiler
betreibt in
Brigels (GR)
einen Bio-
Betrieb mit
BraunviehMilchkühen.
Die richtige Melktechnik, Melkarbeit und Hygiene sowie das Einhalten der
Melkreihenfolge reduzieren Futerentzündungen am effizientesten.
16
Tiere am Schluss gemolken wurden. fen, wurde von allen Tieren eine die Tiere abkalbten, wurde zudem
«Das war ein beträchtlicher Mehrauf- Milchprobe genommen, und zwar von mit einem passenden Therapeutikum
wand für uns, da wir einen Laufstall allen Vierteln. «Das war viel Aufwand, in Absprache mit dem Bestandestierhaben und wir die Tiere teilweise aber wir sagten uns: Wenn wir es arzt behandelt. Zudem begann Mario
festbinden mussten, um sie erst am schon machen, dann richtig», so Ma- Seiler, das Melkzeug zwischen jeder
rio Seiler. Die Labor-Analysen zeigten, Kuh in eine Desinfektions-Lösung zu
Schluss zu melken», sagt Seiler.
Um das Immunsystem der Kühe zu dass fast alle Kühe infiziert waren. Bei tauchen. Regelmässige Kontrollen der
stärken, fütterte er zusätzlich ein Er- drei Tieren waren die Zellzahlen wie- Viertel aller Kühe nach zwei Wochen
gänzungsfutter mit Vitaminen und derholt so hoch, dass eine Behandlung zeigten, welche Kühe weiter behanSpurenelementen. Da er nach den voraussichtlich chancenlos war. Mario delt werden mussten.
Bis zur Sömmerung waren alle
Richtlinien von Bio Suisse arbeitet, Seiler gab diese Tiere weg.
musste er dazu eine Bewilligung von Mit einer konsequenten Antibioti- Kühe so weit gesund, dass sie ohne
ka-Behandlung der übrigen Tiere Bedenken auf die Alp gegeben werBio Suisse einholen.
wurde die Therapie eingeleitet. Nach den konnten. Vier Tiere wurden galt
sechs Wochen waren sechs Tiere er- auf die Alp gebracht. Als die Tiere im
Fast alle Kühe infiziert
regerfrei. Die restlichen sechs wur- Herbst zurück im Stall waren, wurUm den Erreger direkt zu bekämp- den frühzeitig trockengestellt. Bevor
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Durch konsequente Arbeit hat Mario Seiler den Erreger der chronischen Euterentzündung, Staphylococcus aureus, erfolgreich bekämpft.
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den wiederum alle kontrolliert, auch
die Tiere, die unterdessen abgekalbt
hatten. Von den 17 Tieren hatten
noch drei Tiere den Erreger in sich.
Zwei Tiere mussten weggegeben wer-
den, eine Kuh wurde weiter behandelt.
Nach dem Abkalben schickte Mario
Seiler während der Wintermonate
08/09 und 09/10 von jeder Kuh weiterhin dreimal Proben von jedem Viertel ins Labor, um sicherzustellen, dass
sich keine neue Infektion unbemerkt
ausgebreitet hatte. «Wir hatten seither
keine Probleme mehr», sagt er.
Neben dem Zwischentauchen des
Melkgerätes ergänzt Mario Seiler nun
das Futter mit Spurenelementen, um
das Immunsystem zu stärken. Falls
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eine Kuh zugekauft werden muss, so
nur, wenn der Verkäufer nachweisen
kann, dass die Kuh frei von Staphylococcus aureus ist. Diesen Winter nun
verzichte er erstmal auf die Nachkontrollen, auch beim Zurückkehren der
Tiere von der Alp. «Wir haben die
Landwirte in unserer Gemeinde auf
das Problem sensibilisiert», sagt Mario Seiler. Denn unterdessen werden
nur noch Kühe auf die Alp gelassen
mit Zellzahlen unter 150'000.
Grosser finanzieller Verlust
Euterentzündungen auf Bestandesebene sind zu Recht gefürchtet, denn
der Ertragsausfall, die Kosten für die
Behandlung sowie der emotionale
Stress während der Bestandessanierung sind enorm. «Alles in allem hat
mich die zweijährige Sanierung unge-
fähr 40'000 Franken gekostet», sagt
Mario Seiler.
Total musste er sieben von 16 Kühe
schlachten lassen oder billig weggeben. Neu gekauft hat er vier Tiere. Im
ersten Winter habe er total 8000 Liter
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So beugen Sie
Mastitis vor
Trockene und saubere Läger.
Schonend und sauber Melken.
Zitzen mit Einwegmaterial reinigen. Blindmelken vermeiden.
Bei Problembeständen Zitzentauchen mit Zitzendesinfektionsmittel und/oder Zwischentauchen des Melkzeugs.
Melkreihenfolge beachten:
Kühe mit Euterentzündung
oder Verdacht darauf am
Schluss melken.
Melkzeug regelmässig warten
und kontrollieren.
Der Leistung und dem Laktationsstadium angepasst Fütterung.
Regelmässige Euterkontrolle
und Kontrolle der Eutergesundheit.
Nur gesunde Tiere zukaufen,
keine Zucht mit Kühen, die anfällig auf Euterentzündungen
sind.
Milch weniger abgeben können. Dazu
kamen die damals 800 Franken Kosten für die Beratung durch den RGD,
8000 Franken Tierarztkosten sowie
3000 Franken für die Analysen der
Milchproben sowie ungefähr 4000
Franken Kosten für das Zusatzfutter.
Finanziell nicht in Zahlen fassen
lässt sich die emotionale Belastung.
«Ich hatte viele schlaflose Nächte»,
blickt Mario Seiler zurück. «Vor allem
die drohende Milchsperre machte mir
zu schaffen, aber auch die Kosten, die
auf uns zukamen».
Aufgeben kam für ihn nie infrage.
«Ich hatte sofort das Gefühl, dass ich
mit Hilfe des RGD die Euterentzündung in den Griff bekommen werde«,
sagt er. Auch hat geholfen, dass er
den RGD bei Fragen immer anrufen
konnte und gut beraten wurden.
Claudia Frick
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«Die Mastitis-Bekämpfung ist eine langwierige Arbeit»
gehört auch dazu, dass das Melkzeug optimal gereinigt wird, zum Beispiel durch
eine Zwischenspülung. Nicht auf allen
Alpen wird eine Melkreihenfolge eingeStrabel: Sanierungen dauern immer sehr halten.
lange, wir gehen von zwei Jahren aus,
Was genau bietet der RGD an, wenn er für
bis von einem gesunden Bestand geeine Bestandesberatung im Bereich Eutergesprochen werden kann. Oft sind sich
sundheit angefragt wird?
die Betriebsleiter nicht bewusst, dass
eine Sanierung konsequente Arbeit beStrabel: Konkret handeln wir erst nach
deutet.
Mario Seiler wusste, dass die Sanierung einer Auftragserteilung, d.h. wenn unsebis zu drei Jahren dauern kann und hat re Fragebögen retourniert werden. Wir
sich darauf eingestellt. Der Betrieb Seiler werten diese aus und integrieren wenn
gehört sicherlich zu den Vorzeigebetrie- vorhanden die Ergebnisse der Milchleistungsdaten. Unsere Fachtierärzte komben diesbezüglich.
men dann zur Melkzeit auf den Hof und
Der Tierarzt und Herr Seiler haben den Rinder- erfassen die Arbeit der Melker.
gesundheitsdienst für die Sanierung beigezo- Gemeinsam mit dem Landwirt, sehr oft
auch dem Tierarzt und anderen Beratern,
gen. Wann macht das Sinn?
schauen wir die Probleme an und nehmen
deren Einblicke und Erfahrungen auf. Wir
Strabel: Immer dann, wenn der Tierarzt
keine Lösung mehr für das Problem pa- zeigen Massnahmen zur Bestandessanierat hat. Beim Rindergesundheitsdienst
sind wir spezialisiert auf BestandesprobDirk Strabel,
lerne wie Euter- und FruchtbarkeitsproLeiter des
bleme.
RindergeWir sehen uns den Betrieb im Detail an,
sundheitsfragen den Tierhalter nach seinen Zielen
dienstes
und entwickeln zusammen mit dem
Landwirt und dem Tierarzt die optimale,
betriebsspezifische BekämpfungsstrateMario Seiler hat seinen Bestand innerhalb von
einem Jahr sanieren können. Wie ist dieser
Erfolg zu bewerten?
gie.
Wir analysieren dazu Haltung, Fütterung,
Melkarbeit und -technik wie auch Gesundheit der Einzeltiere.
Beim Betrieb Seiler scheinen die Staphylococcen während der Zeit auf der Alp auf fast alle
Tiere übertragen worden sein. Ist die Alpung
ein Risikofaktor?
rung, wobei wir diese Aspekte gewichten.
So weiss der Landwirt, welche Änderungen im Management sofort nötig sind, um
die Eutergesundheit rasch wieder auf ein
akzeptables Niveau zu bringen und was er
langfristig machen muss, um seine Kühe
gesund zu halten.
Das ist tatsächlich so. Insbesondere wenn das Alppersonal unerfahren
ist und Tiere aus mehreren Ställen gemeinsam gealpt werden. Es ist in solchen Wie teuer ist die Beratung?
Fällen im Interesse der Tierbesitzer, dass
nur eutergesunde Kühe (d.h. ohne verStrabel: Unsere Preise sind öffentlich unsteckte Euterentzündung) auf die Alp
ter www.rgd.ch einsehbar. Die Kosten für
kommen. Bei bestmöglicher Melkarbeit
die Beratung betragen pauschal je nach
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Anzahl Kühe zwischen 1000 und 2450
Franken (bis 50 Kühe). Die Kosten für die
Analyse der Milchproben sind darin nicht
inbegriffen. Wir bieten auch Beratungen
zum Fruchtbarkeits-, Fütterungs-, Stoffwechsel-, Kälber- oder Klauenproblemen
sowie bei Stallhaltung- und Klimaproblemen an.
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