Heterogene Gleichgewichte - Phasengleichgewichte in

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0
L
20
30
40
<Al>+Bi+Si
L 2+< Al>+Si
50
L1 +L2 +Si
L 1 +L2
Institut für Materialphysik im Weltraum
10
L 1+ <Al>+Si
L1 +<Al>
L 1+L 2+ <Al>
Al95.19Si4.81
500
1000
1500
2000
2500
3000
60
L. Ratke
Institut für Materialphysik im Weltraum
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Köln-Porz
Bi71.86 Si28.14
70
Bi [at% ]
L 2+Bi+Si
L2 +Si
Heterogene Gleichgewichte
Phasengleichgewichte
in Werkstoffen
Übungen und Vorlesung
Institut für Materialphysik im Weltraum
Allgemeiner Hinweis:
Die im Skript und der Vorlesung verwendeten Abbildungen entstammen den angegebenen
Büchern, wenn sie nicht selbst angefertigt wurden,
Fragen oder Anregungen an:
[email protected]
Skript elektronisch erhältlich www.dlr.de/mp unter dem Stichwort
Lehrveranstaltungen.
An der gleichen Webseite sind auch die Klausurergebnisse einsichtig.
Termin: Jeden Mittwoch 14 - 15.30 Uhr
Ort:
Hörsaal Be211, Bergbaugebäude
Klausur:
Ende des Semesters mit Wiederholungsklausur
oder als Teil der Klausur Werkstoffphysik I
Allgemeines zur Übung/Vorlesung
Institut für Materialphysik im Weltraum
• Hae-Geon Lee, Chemical Thermodynamics for Metals and Materials, Imperial College Press, 1999
• P. W. Atkins, Physikalische Chemie, 4. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim 2006, 82,90 • C.Lüdecke, D. Lüdecke, Thermodynamik, Springer Verlag, Berlin, 2000, Kosten ca. 45 • D.R.F. West, Ternary Equilibrium Diagrams, 2nd Edition, Chapman and Hall, London 1982
• H. Wiegand, Eisenwerkstoffe, Verlag Chemie, Weinheim 1977
• G. Gottstein, Physikalische Grundlagen der Materialkunde, Springer Verlag 1998
Harry Deutsch
• H. Schumann, Metallographie, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1991, heute Verlag
• A.Prince, Alloy Phase Equilibria, Elsevier, Amsterdam 1966
• G. Masing, Ternary Phase Equilibria Academic Press (out of print)
Press,1998, ca 50 • Mats Hillert, Phase Equilibria, Phase Diagrams and Phase Transformations, Cambridge University
Verlag, 2004, ISBN: 3-540-14011-5, ca. 75 • Bruno Predel, Michael Hoch, Monte Pool, Phase Diagrams and Heterogeneous Equilibria, Springer
• Bruno Predel, Heterogene Gleichgewichte, Steinkopff -Verlag, Darmstadt, 1982, ISBN 3-7985-0595-0
• Jörn Hansen, Friedhelm Beiner, Heterogene Gleichgewichte, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 1974
Literatur
Cu
Cu-Zn (<40%)
Cu-Sn (<20%)
Al
AlSiMg,AlCuMg
Zn
Zn-Al
PbSn (Sb,Cu,Bi,In)
WC-Co, TaC-Co
Kupfer
Messing
Bronze
Aluminium
Alu-Legierungen
Zink
Zink-Legierungen
Lötzinn
Hartmetalle
Ni-Cr (20%) Heizleiter
Baustähle
Werkzeugstähle
Rostfreie Stähle
Gläser
Ton
Keramiken
Kunststoffe
Bohreinsätze, Schneidplatten Nickel-Chrom
Kabel
Armaturen, Kühler
Gleitlager, Federn
Folien, Kondensatoren
Gußteile,Fensterprofile
Feuerverzinkung
Druckguß
Anwendungsbeispiele
Institut für Materialphysik im Weltraum Bilder von: db-allroaudnservice.de, hartmetallschrott.de , baustahl.de, rosenthal.de, bayer.de
Fe-0.2%C
Moniereisen
Fe-C (-Mo-V-W-Mn-Si)
Werkzeuge
Fe-Cr-Ni (18/8, 18/10)
chem. Industrie, Küche
Na2O,PbO,SiO2,K2O,CaO....
chem. Industrie, Haushalt
Fe2O3,SiO2,Al2O3
Metall + Nichtmetalloxide Werkzeuge, chem.Industrie
PP, PE, PC, PS, PTFE, PMMA
Verpackung, Behälter, Verbundwerkstoffe, CD
Zusammensetzung
Bezeichnung
Werkstoffe und ihre Verwendung
Feinguss
Sandguss
Dauerform
Strangguss
Czochralski
Bridgman
Zonenschmelzen
Schmieden
Hämmern
Walzen
Strangpressen
Pressen
Sintern
HIPen
CVD, PVD, Tauchen
Sol-gel Chemie
Polymererzeugung
Institut für Materialphysik im Weltraum
–
–
• Chemische Verfahren
–
• Schmelzverdüsen
• Beschichten
–
–
–
• Pulvermetallurgie
–
–
–
–
• Umformung
–
–
–
• Kristallwachstum
–
–
–
–
• Gießen
Materialien und Produktionsprozesse
Institut für Materialphysik im Weltraum
und viele andere mehr
• Körner, Korngrenzen,
• Dendriten, Zellen,
• Ausscheidungen (Nadeln, Kugeln, Würfel,
Platten...)
• Versetzungen, Zwillinge, Stapelfehler,
• Kinken, Terrassen, Stufen,
• Phasen, Phasengrenzflächen,
• Anti-Phasen Grenzflächen,
• Eutektische Fasern, Lamellen, Steine,
Spiralen,
• intermetallic Phasen
• Scher- und Verformungsbänder
• Subkörner, Subkorngrenzen,
• Magnetische, ferroelektrische Domänen,
Materialien zeigen innere Strukturen auf
Größen im Bereich von Nano- bis Millimeter
Materialien
Gefüge = Mikrostrukturen
Institut für Materialphysik im Weltraum
Das Gefüge und seine Elemente werden bestimmt von
•
Materialzusammensetzung
•
Thermodynamik
•
Keimbildung
•
Kristallisations- und Umwandlungskinetik
•
Thermophysikalische Eigenschaften
–
Viskosität
–
Oberflächenspannung
–
Diffusion von Stoff und Wärme
–
Dichte
–
Elastische Moduln
•
Wärme- und Stofftransport durch Diffusion und
Konvektion
–
Natürliche Konvektion
–
Marangoni Konvektion
–
Erzwungene Konvektion
–
Sedimentation
–
Fragmentation
•
Allgemein:
Produktionsbedingungen & ihre Prozessparameter
Gefüge bestimmende Faktoren
Gusszustand
Bronzelegierung
Aluminiumdendrit in
eutektischer
AlSi Matrix
Eisen mit
Lamellengrafit
Härte
Elastizität (E-Modul, Schubmodul)
Verfestigung
Festigkeit bei hohen und tiefen Temperaturen
Ermüdungs- und Kriechfestigkeit
Bruchzähigkeit
Korrosionswiderstand
Reibung und Verschleiß
Elektrische und Wärmeleitfähigkeit
Remanenz und Koerzitivkraft
Schallgeschwindigkeit, Schalldämmung
und viele, viele mehr...
Institut für Materialphysik im Weltraum Bilder von: fzk.de, Schweisstechnik Chemnitz, autobild.de, bomatec.de, schwermetall.de wikipedia, voestalpine,com,
und z.B. bestimmt das Gussgefüge die Weiterverarbeitbarkeit
Kalt- und Warmwalzen,
Strangpressen,
Drahtziehen,
Wärmebehandelungen, thermomechanische Behandlungen,
Schmieden, Hämmern...
werden durch das Gefüge bestimmt
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Eigenschaften von Materialien wie
Institut für Materialphysik im Weltraum
Basis aller metallurgischen und werkstofftechnischen Prozesse sind
die Phasengleichgewichte (Thermodynamik) der beteiligten Materialien
(Oxide, Metalle, Karbide, Silikate, Nitride, Boride,....)
Herausforderung:
Alle wirklichen Probleme sind
multi-skalig, multi-komponentig, multi-phasig und zudem laufen die Prozesse
über ein großes Temperaturintervall ab, beinhalten eine komplexe
Thermodynamik, nichtlineare Kinetik und Morphologie
Fundamentales mathematisches, physikalisches Verständnis der Kausalketten
Prozessparameter
Gefügeentwicklung
Eigenschaften
Allgemeines Ziel materialwissenschaftlicher Forschung
Institut für Materialphysik im Weltraum
Heterogene Gleichgewichte
Phasengleichgewichte
•
•
•
Frage:
Was ist Energie in Legierungen
(Werkstoffen)?
Wovon hängt sie ab?
E=E(x1,x2,x3,...,xn)
xk = Zustandsvariable
Mechanisches Gleichgewicht
Potentielle Energie Epot= G h
Epot: G h1 < G h2 < G h3
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Anmerkung:
Stabil
= keine Zustandsänderung bei endlicher Änderung der äußeren Bedingungen
Metastabil = invariant gegen endliche Änderungen der äußeren Bedingungen
Instabil
= infinitesimale Änderungen bewirken immer eine Zustandsänderung
Mechanisches Analogon
Gleichgewicht
Temperatur in K
T0
c(T) dT
Institut für Materialphysik im Weltraum
H(T) =
T
dH = c(T) dT
In reinen Stoffen wird Energie gemessen als
• Wärmeenergie (Enthalpie) H
Wärmemenge H in J/g
Aluminium
Eisen
Kupfer
Glas
Holz
Beton
Material
0,896
0,44
0,381
0,5
1,7
0,879
Wert in kJ/kg K
H hat die Einheit J/mol oder J/g
Einheit: J/(mol K) oder J/(g K)
c(T) = a + bT + cT 2 + d /T 2 + e / T
Spezifische Wärme
Energie in Stoffen (1): Enthalpie
c(T)
dT
T
Institut für Materialphysik im Weltraum
• In einem geschlossenen System bleibt die Entropie konstant
• Im Gleichgewicht eines Systems ist S maximal
• Im Ungleichgewicht ist der Zuwachs an Entropie positiv und größer als die
Wärmemenge im System dQ bezogen auf die Temperatur des Systems
dQ/T.
T0
T
dQ
T
S(T) =
dS =
Es gibt eine weitere merkwürdige energetische Größe, die den Zustand
eines Stoffes festlegt, die sogenannte Entropie
• Definition der Entropie S
Energie in Stoffen (2): Entropie
Institut für Materialphysik im Weltraum
Außer der Konfigurationsentropie
gibt es noch die
Schwingungsentropie:
Bei gleicher mittlerer
Schwingungsenergie (Frequenz)
kann in einem System aus vielen
Atomen, Molekülen das
Frequenzspektrum unterschiedlich
sein.
S = kB ln W
Konfigurationsentropie:
Unterschiedliche Anordnungen = unterschiedlicher Entropie
W = Gesamtzahl aller möglichen Anordnungen
Zum Begriff der Entropie
Institut für Materialphysik im Weltraum
Ergebnis für 6 Teilchen W= 13.983.816
lnW= 16,45 =S/kB
Dazu berechnet man, wieviele Realisierungen von 6 aus 49 es gibt, denn
Mit W als die Zahl aller mögliche Zustände des Systems.
6 Teilchen aus 49 möglichen sollen ein „thermodynamisches System“ bilden. Wie groß ist die Entropie des
Systems?
Beispiel zur statistischen Definition der Entropie:
Beispiel zum Begriff der Entropie
Institut für Materialphysik im Weltraum
xA+xB=1
Gmisch = Hmisch + T R (xA ln xA + xB ln xB)
Hmisch= HAB xA xB
Smisch = - R (xA ln xA + xB ln xB)
In Legierungen, Lösungen hängen der Wärmeinhalt und
die Entropie auch von der stofflichen Zusammensetzung
ab. Die Mischungsentropie einer Legierung aus z.B. zwei
Komponenten berechnet sich zu
Im Gleichgewicht gilt: G=Minimal.
G=H-TS
Aus der Enthalpie und der Entropie wird die zur
Verfügung stehende freie Enthalpie gewonnen:
Freie Enthalpie
Institut für Materialphysik im Weltraum
Die Energie um ein Mol eines Atomes
der Sorte A von Phase nach Phase
zu bringen betrage GA und die
Energie, um es von
Phase nach zu bringen, sei GA.
Wenn beide Energien gleich
groß sind, sind die Phasen in
Gleichgewicht, denn dann gibt es
keinen Energiegewinn, wenn man A
Atome von nach bringt oder
umgekehrt.
Annahme
Phase bestehe aus
Atomen(Molekülen) der Sorten A,B,C...
und ebenso die Phase GB GB
=
n
n
Phase GC GC
=
n
n
GA
GA
=
n
n
Phase Gleichgewicht
chemisches Element oder Verbindung
Aggregatzustand (fest, flüssig, gasförmig)
Externe Parameter, die festlegen, in welchem
Zustand sich ein Stoff befindet (z.B. Temperatur,
Druck, Konzentration, Magnetfeld,..)
Eigenschaften oder Funktionen, die
charakteristisch sind für den Zustand eines
Stoffes. Beispiele Molvolumen, freie Enthalpie,
Dichte
Erscheinungsform eines Stoffes mit konstantem
chemischen Potential
Gesamtheit aller in Wechselwirkung stehenden
Phasen bzw. Stoffe
Stoff oder Komponente
Zustand
Zustandsvariable
Zustandsgröße
Phase
System
Institut für Materialphysik im Weltraum
Erklärung
Begriff
Illustration
Begriffe und Bezeichnungen
Institut für Materialphysik im Weltraum
Welche Phasen oder Zustände treten in den Werkstoffen auf, wenn man
die Zusammensetzung, den Druck und die Temperatur
ändert?
Frage:
Einstoffsysteme
Gase, reine Flüssigkeiten, reine Komponenten
Zweistoffsysteme
Metallische Legierungen (Eisen-Kohlenstoff)
Keramiken (Al2O3-SiO2 Mullit)
Dreistoffsysteme
Legierungen
Keramiken
Vielstoffsysteme = die technische Wirklichkeit
Werkstoffsysteme
Institut für Materialphysik im Weltraum
Einstoffsysteme
Institut für Materialphysik im Weltraum
Die Zustände lassen sich durch
Druck (p)
und
Temperatur (T)
einstellen
Alle Einstoffsysteme weisen drei Zustände
auf:
• gasförmig
• flüssig
• fest (amorph oder kristallin)
Beispiele für Einstoffsysteme
• Wasser
• Alkohol
• Schwefel
• Alle reinen Elemente
• Alle reinen Verbindungen
(PE, PTFE, DNA, Proteine, Oxide..)
Einstoffsysteme
Institut für Materialphysik im Weltraum
Temperatur ist eine Zustandsvariable!
Der Zustand von
fest ==> flüssig ==> gasförmig
kann durch die Temperatur eingestellt werden:
0K
923 K
1373 K
Tm
Schmelzen
flüssig
Tv
Verdampfen
gasförmig
Magnesium
Regeln für Einstoffsysteme
Institut für Materialphysik im Weltraum
Richardson-Regel:
Schmelzwärme 9 * Tm
Regeln für Einstoffsysteme
Institut für Materialphysik im Weltraum
Für die Elementes des
Periodensystems gilt 129 J/(mol K)
Verdampfungswärme 85 J/(mol K)* Tv
(dies gilt für viele organische
Flüssigkeiten).
Trouton-Regel:
Regeln für Einstoffsysteme
Kinetische Energie = Wärmeenergie
W =
f
kB T
2
Institut für Materialphysik im Weltraum
–
Messung des Gasdrucks als Funktion der Temperatur (geschlossenes Gefäß) und Extrapolation auf
auf p=0 ergibt den absoluten Nullpunkt in der jeweiligen Temperaturskala oder
Messung des Gasvolumens als Funktion der Temperatur bei konstantem Druck (Gefäß mit Kolben)
und wieder Extrapolation, dieses Mal auf Gasvolumen null, ergibt den absoluten Nullpunkt.
Man kann die Existenz eines absoluten Nullpunkts auch anders begründen. Gasgesetz
•
–
Also gibt es einen absoluten Nullpunkt (v=0 => T=0).
Im Festkörper, wie auch Flüssigkeiten, kommen zu den translatorischen Freiheitsgraden noch
oszillatorische (Schwingungen um die Ruhelage) hinzu, so dass aus der spezifischen Wärme
pro Atom von 3/2 kB wird: 6/2 kB = 3 kB = Regel von Dulong-Petit.
Kinetische Energie
1
1
E kin = mv 2 = m(v x2 + v y2 + v z2 )
2
2
1 2 3
mv = k B T
Also 3 Freiheitsgrade je einatomiges Gas f=3
2
2
Besser: Wärmeenergie von f Freiheitsgarden
–
Temperaturdefinition über den sogenannten Gleichverteilungssatz (Äquipartitionstheorem). Für
Gase gilt
•
•
•
•
•
Einschub: Temperatur, was ist das?
Institut für Materialphysik im Weltraum
Wirkung des Druckes auf Zustände
von Stoffen?
10
300
-14
10-12
10-10
10-8
10-6
10-4
0.01
1
100
400
500
solid
liquid
600 700 800
Temperature [K]
log p = A-B/T
900
1000
-10
0
0
10
20
Druck [MPa]
100
200
Bi
Cu
Sn
Cd
Pb
Einstoffsysteme
Institut für Materialphysik im Weltraum
Tm = Schmelztemperatur, Hm= Schmelzwärme (J/mol), p=Druckdifferenz, Mw=Molgewicht (kg/mol)
zu Halbmetallen und Halbleitern).
Eine Variante der Clausius-Clapeyronsche
Gleichung
Wenn die Dichte des Festkörpers S größer ist als die
Tm MW S L Dichte der Schmelze ,l dann steigt mit steigendem Druck
T =
p
die Schmelztemperatur, sonst sinkt sie (Unterschied Metalle
H m L S 0.1 MPa =
1 bar = 1 atm
10000
Schmelzpunktänderung
Institut für Materialphysik im Weltraum
Den Koeffizienten in der Clausius-Clapeyron-Gleichung
kann man für Mg berechnen zu 0,14 K/MPa
log p = A-B/T
p-T-Diagramm Mg
Zustandsdiagramm Wasser
Druckabhängigkeit des Zustandes eines Stoffes
Einstoffsysteme
-
S
Institut für Materialphysik im Weltraum
F = K+1-P
--> F=1 (p oder T frei)
--> F=0 (Tripelpunkt)
Anzahl der Komponenten
Anzahl der Phasen
Anzahl der Freiheitsgrade =
Anzahl der frei wählbaren Zustandsvariablen
p, T, x
Anzahl der einschränkenden Bedingungen
(z.B. P=const --> S=1)
Gibbs-Regel für Metalle
(Druck ist konstant)
Beispiele:
K=1, P=2
K=1, P=3
-
K
P
F
F = K + 2 - P -S
Wie stabil ist der Zustand eines Stoffes, einer Legierung
bei vorgegebenen Bedingungen?
Gibbs'sche Phasenregel
1
fest
7
2
Tv Tm Tp
4
6
TD
gasförmig
3
flüssig
isotherme Schnitte
Institut für Materialphysik im Weltraum
a)
b)
c)
Druck p
5
Temperatur T
isobare Schnitte
Zahl der
Variable
Freiheitsgrade
p und T
2
p und T
2
p und T
2
p(T), T(p)
1
p(T), T(p)
1
p(T), T(p)
1
Fixpunkt
0
4,5,6 = Zwei-Phasen-Gleichgewichte
7 = Tripelpunkt=3-Phasengleichgewicht
1
2
3
4
5
6
7
Nr.
k =1 - 7
Freiheitsgrade der Zustandspunkte:
Druck-Temperatur-Diagramme
Temperatur T
gasförmig F=2
flüssig F=2
Schmelzkurve F=1
Verdampfungskurve F=1
Sublimationskurve F=1
fest F=2
Institut für Materialphysik im Weltraum
Druck p
Tv
a)
b)
Tp
c)
Temperatur T
Tm
flüssig
gasförmig
TD
isobare Schnitte:
Druck-Temperatur-Diagramme
Institut für Materialphysik im Weltraum
L T Tr
L
psl (T) = pr +
p =
T
Vm Tr
TrVm
T
T Tr T Tr
ln = ln1+
Tr Tr
Tr also
oder
L
T
T M
T = m W
H m
dp
L
L
L T
=
dp =
dT p(T) = pr +
ln TVm
Vm Tr dT TVm
Entropie der Umwandlung ist nach Definition der Entropie =
Umwandlungswärme/Temperatur
Sm =
S L p
L S Sm = Send - Sanfang = Änderung der Entropie beim Phasenübergang
Vm = Änderung des Molvolumens beim Phasenübergang
Schmelzlinie - Gleichgewicht fest-flüssig
dp Sm
=
dT Vm
Allgemeine Clausius-Clapeyron Gleichung
Verlauf der Linien im Druck-Temperatur-Diagramm
- Vm
flüssig
Vm
gas
1 1 HV *
= pr exp
RT Tr T HV
T
RT
p
SV =
Vmgas =
Institut für Materialphysik im Weltraum
Exponentieller Zusammenhang zwischen Dampfdruck und Temperatur !
(Cave: dies gilt so nur für ideale Gase; bei nicht-idealen Gasen ist der Zusammenhang zwischen
Molvolumen, Temperatur und Druck komplexer (Virialentwicklung)).
H
pv (T) = pr exp V
R
dp HV
HV
dp HV
=
dp =
dT =
dT
2
RT
dT TVm
p RT
T
p
Änderung des Movolumnes Vm=Vm
gas
Entropie der Umwandlung ist nach Definition der Entropie =
Verdampfungswärme/Temperatur
Verdampfungslinie - Gleichgewicht flüssig-gasförmig
Verlauf der Linien im Druck-Temperatur-Diagramm
Institut für Materialphysik im Weltraum
für die drei nebenstehende Fälle
(geschlossene Gefäße)
– Komponenten
– Phasen
– Freiheitsgrade
Bestimmen Sie die Zahl der
Übung E-1
Institut für Materialphysik im Weltraum
Übung E-2
Zeichnen Sie isobare
Schnitte bei p=0,001 und
0.1 MPa und geben Sie
die Existenzbereiche der
auftretenden Phasen an.
Institut für Materialphysik im Weltraum
Lösung zur Übung E-2
Institut für Materialphysik im Weltraum
Gegeben sei folgender
Wertesatz von Druck- und
Temperaturdaten mit Notizen
zu den auftretenden Phasen
oder Übergängen. Können
Sie daraus ein p-TDiagramm konstruieren und
den Tripelpunkt angeben?
P [bar]
0,3
1
3
5
8
3
100
T [°C]
25
50
100
150
200
75
100
flüssig für T > 100°C
flüssig für 75°C < T < 100°C
gasförmig für T>200°C
gasförmig für T>150°C
gasförmig für T>100°C
gasförmig für T>50°C
gasförmig für T> 25°C
Notizen
Übung E-3
Institut für Materialphysik im Weltraum
Tripelpunkt bei ca.
70°C und 2 bar.
Lösung Übung E-3
Anhang zu Einstoffsystemen
Linien im p-T-Diagramm
Ziel der nachstehenden Überlegungen ist die mathematische Beschreibung
der Koexistenzlininen in p-T-Diagrammen, also der Grenzlinie zwischen dem
Gebiet der festen und flüssigen Phase (Schmelzlinie), flüssig-gasförmigen Gebiet (Verdampfungslinie) und der Sublimationslinie. Wir verwenden dazu die
freie Enthalpie G (auch Gibbs-Energie, Gibbs-Funktion), die definiert ist als
G = H − TS
(1)
Hierin ist H die Enthalpie, T die Temperatur und S die Entropie. Die Enthalpie entspricht im wesentlichen dem Wärmeinhalt des Materials und kann
ausgedrückt werden durch die innere Energie und die am System verrichtete
Arbeit
H = U + pV
(2)
mit U der inneren Energie, p dem Druck und V dem Volumen. Wir differenzieren den Ausdruck für G
dG = dH − T dS − SdT
(3)
und ebenso den Ausruck für die Enthalpie
dH = dU + pdV + V dp
(4)
Die innere Energie des Systems wird definiert durch den Ordnungszustand,
die Entropie (Schwingungs- und Konfigurationsentropie) und die durch Volumenänderung geleistete Arbeit
dU = T dS − pdV
(5)
Diese Beziehung ergibt sich aus dem ersten und zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Der erste Hauptsatz stellt eine Beziehung zwischen Wärmeenergie dq und Arbeit am System dw her (diese muss nicht mechanische Arbeit
sein, sondern kann zum Beispiel auch elektrische oder magnetische sein).
dU = dq + dw
(6)
In einem geschlossenen System können die mechanische Arbeit und die
Wärmeenergie ausgedrückt werden als
dw = −pdV
dq = T dS
(7)
dq = T dS ist gerade der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, der für
reversible Prozesse eine Relation zwischen Wärmemenge und Entropie herstellt (für alle nichtreversiblen Prozesse ist nach dem zweiten Hauptsatz
dq > T dS). Einsetzen dieser beiden Beziehungen in Gl.(7) ergibt Gl.(6).
Setzt man die Gln.(5,6) in Gl.(4) ein ergibt sich
dG = V dp − SdT
(8)
Diese Relation zeigt, dass die Gibbs Energie eines Einstoffsystems eine reine
Funktion von Druck und Temperatur ist. Für die freie Enthalpie kann man
zeigen, dass im Gleichgewicht ihr Wert minimal ist, d.h. wann immer die
freie Enthalpie eines beliebiges System nicht minimal ist, werden solange
Reaktionen im System ablaufen (wie immer diese aussehen mögen), bis dG =
0 erreicht ist.
Gleichgewicht
Um die oben genannten Grenzlinien mathematisch zu beschreiben, muss
man wissen, wann zwei (oder mehr )Phasen im Gleichgewicht sind. Dazu
benötigt man eine weitere thermodynamische Größe, das sogenannte chemische Potential oder die freie Enthalpie pro Mol. Das chemische Potential µ
einer reinen Substanz (bei konstantem Druck und konstanter Temperatur)
wird definiert durch die Beziehung
µ=
∂G
∂n
(9)
p,T
mit n als Zahl der Mole. Diese Beziehung mag für eine reine Substanz etwas
albern aussehen, da für solche Substanzen die freie Enthalpie in äußerst
simpler Weise von der Zahl der Mole abhängt, nämlich
G = n × Gm
(10)
mit Gm der molaren freien Enthalpie, aber es zeigt auch gleichzeitig, dass
die freie Enthalpie eine extensive Größe ist, die mit der Systemgröße wächst.
Daraus folgt banalerweise
µ=
∂G
∂n
=
p,T
∂nGm
∂n
= Gm
(11)
p,T
Wenn man bei konstanter Temperatur den Ausdruck der Gleichung (9) integriert und berücksichtigt, dass bei einem idealen Gas gilt V = nRT /p,
ergibt sich
Gf = Gi + nRT
Z pf
dp
pi
pf
= G(pi ) + nRT ln
p
pi
(12)
oder nach Gl.(12) ergibt sich
pf
µ = µi + RT ln
pi
(13)
Hier kann man den Wert von pi und damit die freie Enthalpie Gi = G(pi )
sowie µi beliebig wählen. Typischerweise definiert man die Werte bei 298K
und Normaldruck (1 bar) als Standardwerte und bezieht alle Größen darauf.
Mit diesen Definitionen können wir uns jetzt dem eigentlichen Ziel
nähern, nämlich die Frage klären, wann zwei Phasen im Gleichgewicht sind.
Anschaulich kann man folgende Überlegung anstellen. Nehmen wir an, dass
zwei Phasen nebeneinander vorliegen, wie in Abbildung 1 gezeigt1 . Beide
Phasen mögen miteinander Atome bzw. Moleküle austauschen können. Ein
Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn entweder beide Phasen keine Moleküle
untereinander austauschen (wie immer man das messen mag) oder besser,
wenn der Austausch eines Moleküls von Phase α nach β genauso viel Energie (freie Enthalpie) kostet oder auch bringt wie umgekehrt. Das bedeutet,
der Austausch von Molekülen zwischen den Phasen bringt keinen Gewinn
an freier Enthalpie mehr. Solange solch ein Gewinn noch möglich, ist wird
ein Austausch noch stattfinden.
Abbildung 1: Zwei Phasen koexistieren nebeneinander mit der Ausbildung
einer Grenzfläche. Frage: wann sind diese Phasen im Gleichgewicht?
Das lässt sich auch mathematisch präziser formulieren. Zwei Phasen α, β
sind im Gleichgewicht, wenn die chemischen Potentiale jeder Komponente
in beiden Phasen denselben Wert annehmen. Das natürlich nicht über einen
beliebigen Wertebereich von Druck und Temperatur, sondern bei einem definierten Druck und einer definierten Temperatur.
Für reine Substanzen heisst das Gm (α) = Gm (β) und ebenso dGm (α) =
dGm (β). Allgemein gilt dementsprechend unter Verwendung von Gl.(9):
dGαm = dGβm
1
oder
α
β
− Sm
dT + Vmα dp = −Sm
dT + Vmβ dp
(14)
Die beiden Phasen müssen nicht notwendigerweise eine gemeinsame Grenzfläche haben, auch wenn dies im allgemeinen der Fall sein wird. Man kann zum Beispiel zwei Phasen
unterschiedlicher Zusammensetzung nebeneinander in einem gemeinsamen Behälter stellen und sie über die Gasphase miteinander verbinden d.h. Moleküle austauschen lassen.
wobei der Index m wieder andeuten soll, dass wir Werte pro Mol verwenden
(d.h. Vmα,β ist das Molvolumen der beiden Phasen). Wertet man Gl.(15) aus,
erhält man
α
∆Sm
dp
S β − Sm
=
(15)
= mβ
dT
∆Vm
Vm − Vmα
Diese Gleichung kann verwendet werden, um die Kurven im p-T-Diagramm
zu berechnen.
Schmelzlinie
Zur Berechnung des Verlaufes der Schmelzlinie bercksichtigen wir, dass die
Schmelzentropie ∆Sm mit der latenten Wärme (Schmelzwärme) L des Phasenüberganges fest-flüssig verbunden ist über
L = T ∆Sm
(16)
dp
L
=
dT
T ∆Vm
(17)
so dass aus Gl.(16) wird
Sei bei einem Referenzdruck pr der Schmelzpunkt Tr , dann kann man Gleichung (18) integrieren von pr bis p und erhält
p(T ) = pr +
L
T
ln
∆Vm Tr
(18)
als Funktion, die die Schmelzkurve beschreibt, sofern die latente Wärme wie
auch die Volumenänderung beim Schmelze/Erstarren nicht druckabhängig
sind (was bei den üblichen Drücken und Temperaturbereichen angenommen
werden darf). Nähert man den Logarithmus um den Referenzpunkt
ln
T
T − Tr ∼ T − Tr
= ln(1 +
)=
Tr
Tr
Tr
(19)
ist um den Referenzpunkt herum die Schmelzlinie eine Gerade
psl (T ) = pr +
L T − Tr
∆Vm Tr
(20)
Die Neigung der Geraden wird dadurch bestimmt, ob ∆Vm positiv oder
negativ ist. Bei fast allen Metallen ist ∆Vm > 0 und die Neigung positiv,
während bei Halbleitern, Halbmetallen ∆Vm < 0 gilt, d.h. der flüssige Zustand hat die höhere Dichte (geringeres Molvolumen) als der feste. Man kann
statt des molaren Volumens auch die Dichte verwenden. Das Molvolumen
und die Dichte ρ sind verknüpft über das Atomgewicht Aa
Vm = Aa /ρ
(21)
Beispiel: Aluminium hat das Atomgewicht 27, d.h. ein Mol wiegt 27 g. Seine Dichte ist 2700 kg/m3 . Also ist das Molvolumen 10−5 m3 . Mit dieser
Definition und ∆Vm = Vml − Vms läßt sich Gleichung (21) umschreiben zu
L ρs ρl T − Tr
(22)
A ρs − ρl Tr
Bei Halbmetallen und Halbleitern ist die Dichte im festen Zustand kleiner
als die Dichte der Schmelze und deshalb die Schmelzlinie negativ geneigt,
währednd das bei Metallen umgekehrt ist.
psl (T ) = pr +
Verdampfungslinie
Zur Berechnung des Verlaufes der Verdampfungslinie verwenden wir Gl.(18)
und definieren aber als latente Wärme des Überganges flüssig-gasförmig
∆Hvap als die Verdampfungswärme
∆Hvap
dp
=
dT
T ∆Vm
(23)
Die Änderung des Molvolumens bei der Verdampfung ist im wesentlichen
durch das Molvoulmen des Gases gegeben, das um Größenordnungen über
dem von Schmelzen liegt. Das Molvolumen eines idealen Gases ist gegeben
durch Vmgas = RT /p (allgemeines Gasgesetz). Einsetzen in Gl.(24) ergibt:
dp
∆Hvap
=
(24)
pdT
T 2R
Sei bei einem Referenzdruck pd die Verdampfungstemperatur Td , dann kann
man Gleichung (25) von pd bis p integrieren und erhält
∆Hvap 1
1
∆Hvap
plg (T ) = pd exp −
( − ) = p∗ exp −
(25)
R
T
Td
RT
als Funktion, die die Verdampfungskurve beschreibt, sofern die Verdampfungswärme selbst nicht druckabhängig ist. Hierbei wurde vereinfacht geschrieben
∆Hvap
p∗ = pd exp −
) .
(26)
RTd
Sublimationslinie
Für die Sublimationslinie gilt die Betrachtung der Verdampfung mit der
einfachen Änderung, dass die Verdampfungsenthalpie durch die Sublimationswärme ∆Hsub ersetzt wird, also
1
∆Hsub
∆Hsub 1
psub (T ) = ps exp −
( − ) = p∗ exp −
(27)
R
T
Ts
RT
wobei wieder vereinfacht geschrieben wurde
∆Hsub
∗
p = ps exp −
) .
(28)
RTs
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