Zeichen des Zusammenhalts - Simon Keller Schauspieler / Autor

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Ostschweizer Kultur 33
Freitag, 24. März 2017
Erotische
Flaschenpost aus
dem Plastozän
Kunstbuch Der Mensch erscheint im Holozän – und die
Duschgelflasche im Plastozän.
Sie ist das Sinnbild für unser Plastikzeitalter. Der Zürcher Künstler
Peter Z. Herzog zeigt nun aber
nicht etwa Plastikmüll in den
Ozeanen. Nein, mit verspieltem
Humor hat er über 300 Duschgel- und Shampooflaschen beklebt: spöttisch, mystisch, knallig, poppig. Da lächeln einem junge Damen auf Polaroidfotos an.
Ihr Ausdruck ist «provocante,
«décidée», «généreuse». Neckisch verbergen sie sich hinter
Schmetterlingsflügeln, Eulen
oder einem Tschador und heissen Nike, Uru Ping Ping, Nymphe
oder Verbotene Frucht. «Vom
entsetzlich schäumenden Eros»
lautet denn auch der Untertitel
des im Vexer-Verlag erschienenen Kunstbuchs – eine Anspielung auf Aphrodite, die schaumgeborene Göttin der Schönheit.
Was auf den ersten Blick als bloss
skurrile Freizeitbastelei wirkt,
zeigt sich schnell als anspielungsreiche Miniaturskulpturenserie.
Zeichen des Zusammenhalts
Ausgezeichnet Der 22-jährige Schauspieler Simon Keller hat am Samstag den vierten Wanderpreis von Kultur
Toggenburg erhalten. Die Auszeichnung bestätigt ihn darin, mit seinem Schaffen auf einem guten Weg zu sein.
Anina Rütsche
[email protected]
Karriere
Wie Simon Keller
Schauspieler wurde
Lange hat Simon Keller darauf
hingearbeitet, um das zu sein,
was er schon immer sein wollte:
Schauspieler. Auf der Bühne zu
stehen, das mache ihn unglaublich glücklich, sagt der Toggenburger, denn er liebe es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen.
Ebenfalls gefreut hat sich der
22-Jährige am vergangenen Samstag in Wattwil, als er ausnahmsweise nicht im Rahmen eines
Theaterstücks, sondern bei einer
Preisverleihung mit Applaus bedacht wurde. Simon Keller ist
nämlich der bereits vierte Kunstschaffende, der mit dem Wanderpreis des Vereins Kultur Toggenburg ausgezeichnet wurde. Mit
diesem jährlich verliehenen Preis
möchte Kultur Toggenburg ein
Zeichen setzen: Er ist eine Auszeichnung für Einzelpersonen
oder Gruppen, die Bewegung ins
regionale Kulturleben brachten
und weiterhin bringen. Dotiert ist
der Wanderpreis mit 5000 Franken. Auch umfasst er eine Feier
und natürlich die Trophäe, einen
Wanderstock. Dazu kommt eine
weitere Eigenheit: Der oder die
Geehrte darf bestimmen, wer
den Preis im darauffolgenden
Jahr erhält. Damit der Wanderstock tatsächlich wandert, muss
er jeweils in eine andere Gemeinde und Kunstsparte weitergereicht werden – so die Regeln
des Vereins.
1994 Simon Keller erblickt das
Licht der Welt. Seine Kindheit
verbringt er im Toggenburger
Dorf Hemberg.
1998 Der Bub ist fasziniert vom
Zirkus. Mit einigen Freunden
stellt er noch vor der Kindergartenzeit eine Aufführung auf die
Beine. Die Truppe nennt sich
«Zirkus Chli».
2002–07 Simon Kellers Primarschuljahre sind geprägt von
Theater und Film. Unter anderem dreht er mit Kollegen rund
zehn kurze Spielfilme. Der
Lehrer erlaubt den Kindern,
diese im Schulzimmer zu zeigen.
Als Einleitung gibt es jeweils eine
Theaterdarbietung.
2008 Aus acht selbstgeschriebenen Sketchen entsteht das
Stück «Comedy im Alltag». Es
wird in der Hemberger Mehrzweckhalle aufgeführt. Daraus
entsteht die von Simon Keller
mitgegründete Jugendtheatergruppe Hemberg, die mehrere
Jahre lang aktiv ist.
2012 Als Vertiefungsarbeit für
den Lehrabschluss schreibt und
organisiert Simon Keller unter
dem Titel «AK Was?» ein eigenes Theaterprojekt. Bei den
beiden Aufführungen im ChössiTheater in Lichtensteig steht er
natürlich auch auf der Bühne.
Vom Laien
zum Profi
Eine von 311 Shampooflaschen,
die Peter Z. Herzog umgestaltet
hat.
Bild: Vexer-Verlag
Mit dem Sammeln begann Herzog während eines Atelieraufenthalts 1999–2001 in Paris. Die Abfallcontainer vor dem nahegelegenen Hammam waren stets
gefüllt mit leeren Flaschen. Der
St. Galler Lyriker Florian Vetsch
ergänzt die Serie mit Gedichten,
welche den Eros mit seinen Versuchungen reflektieren.
Hansruedi Kugler
Peter Z. Herzog, Florian Vetsch:
Sapphische Flaschenpost.
Vexer-Verlag 2016, 351 S., Fr. 51.–
Shem Thomas –
solo oder zu dritt
Konzerttour Shem
Thomas,
Rheintaler und «The Voice»-Finalist, ist mit einer intimen Version seines Albums «You’re (Not)
The Only One» unterwegs. Stöpselt die Elektronik aus und spielt
mal im Trio, mal solo. Das Programm enthält neue Songs von
seiner Australienreise und Perlen
aus seinen Anfängen als SingerSongwriter. (red)
 Sa, 25.3., 19 Uhr, SoundIndustrie Münchwilen
 Sa, 1.4., 21 Uhr, s-ka Altnau
 Fr, 7.4., 20.15 Uhr, Bühne
Marbach
Weitere Tourdaten auf
shemthomas.com/live/
HBFA-170324-033.indd 33
Nach der Tänzerin und Choreografin Evelyn Rigotti (2014), nach
Peter Thum, Maler und Restaurator (2015), nach dem Musiker
und Komponisten Philipp Kamm
(2016) nun also der bisher Jüngste,
Simon Keller. Seit seiner Kindheit
im Toggenburger Dorf Hemberg
weiss er, dass es ihn auf die Bühne
und vor die Kamera zieht. Und
nicht nur das: Simon Keller ist
auch Autor, Produzent und Regisseur. Gelernt hat er ursprünglich Automatiker, seit einem halben Jahr aber verbringt er seine
Tage in der Schauspielausbildung
an der European Film Actor
School (Efas) in Zürich. «Früher
habe ich viel Theater gemacht,
nun lerne ich ein neues Genre
kennen, in dem man viel kleiner
und subtiler spielen muss.»
Die Auszeichnung von Kultur
Toggenburg kommt für Simon
Engagiert und energiegeladen: Simon Keller ist Schauspieler, Autor und Regisseur.
Keller zu einem idealen Zeitpunkt. Er sagt: «Sie zeigt mir,
dass ich auf einem guten Weg in
Richtung Professionalität bin. Als
Laie möchte ich nicht mehr wahrgenommen werden, auch wenn
ich in dieser Sparte angefangen
habe.» Das Preisgeld werde er in
sein Studium und weitere Vorhaben investieren, verrät Simon
Keller. Um dies zu unterstreichen,
zählt er sogleich seine neusten
Projekte auf: Derzeit ist er als
Regieassistent bei «Aristoteles’
Schädelbrummen» von David
Castillo tätig – aufgeführt wird
das Stück im Mai im Theater 111
in St. Gallen. Im kommenden November wird er Ensemblemitglied
bei der Zürcher Märchenbühne
unter der Leitung von Erich Vock
und Hubert Spiess. Und auf 2018
hat Simon Keller seine nächste
Eigenproduktion geplant, ein
Theaterstück zum Thema Social
Media.
Weiterhin mit der
Heimat verbunden bleiben
Auch wenn Simon Keller aufgrund beruflicher Veränderungen mittlerweile nicht mehr im
Toggenburg, sondern in Uzwil
wohnt, bleibt er mit seiner Heimat
Bild: Hanspeter Schiess
verbunden. «Der Preis trägt entscheidend dazu bei», sagt der
junge Mann. Er schätze ihn vor
allem, weil er von Leuten komme,
die selbst im Kulturbereich tätig
seien. «Diese Verleihung ist für
mich ein Zeichen unseres Zusammenhalts», erklärt Simon Keller.
«Und das ist ganz in meinem
Sinne. Ich möchte, dass wir
Künstler aus dem Toggenburg
vermehrt zusammenarbeiten.
Konkurrenzdenken hingegen ist
gar nicht mein Ding.»
simon-keller.ch
kulturtoggenburg.ch
Theatertalente kommen nach St. Gallen
Theater Am 1. April findet die elfte Ausgabe des Dramenprozessors in der Lokremise mit
der Präsentation der Arbeiten seinen Abschluss. Diese Autorenförderung hat sich etabliert.
Seit ihrer Gründung 2001 durch
das Zürcher Kleintheater Winkelwiese hat sich die Schreibwerkstatt «Dramenprozessor» als
Talentschmiede für Jungautorinnen und Jungautoren bewährt.
Während eines Jahres erarbeiten
fünf Autorinnen und Autoren mit
erfahrenen Fachleuten aus den
Bereichen Regie, Script, Schauspiel und Dramaturgie ein aufführungsreifes Theaterstück. Öffentliche Präsentationen bieten
dem Publikum Einblicke in die
Entstehung der Texte, von denen
in der Folge einer oder mehrere
an den koproduzierenden Theatern zur Uraufführung gebracht
werden. Der Dramenprozessor
versteht sich als Zentrum der innovativen Förderung zeitgenössischen Autorentheaters in der
Schweiz.
Erstmals ist Theater
St. Gallen dabei
Das Theater St. Gallen ist in dieser Spielzeit zum ersten Mal Partner des Dramenprozessors. Die
neue Schauspielleitung hat sich
zum Ziel gesetzt, das Schweizer
Autorentheater gezielt zu fördern. Das Abschlussfestival findet deshalb in Kooperation mit
dem Theater Winkelwiese in
Zürich statt.
Dem Publikum werden zum
diesjährigen Abschlussfestival
die fünf entstandenen Theaterstücke an einem Abend in fünf
Werkstattinszenierungen präsentiert. Diese wurden von Sabine
Harbeke (Leiterin des Studiengangs Regie der Zürcher Hochschule der Künste), Patric Bach-
mann (Co-Leiter Theater Marie
Aarau), Jonas Knecht (Schauspieldirektor des Theaters St. Gallen) sowie Johanna Zielinski und
Timon Jansen (Regie-Studierende der Zürcher Hochschule der
Künste) mit sieben Ensemblemitgliedern des Theaters St. Gallen
und sechs Schauspielerinnen und
Schauspielern aus der freien Szene inszeniert. (red)
Abschluss Dramenprozessor:
Sa, 1.4., 16–23 Uhr, Lokremise
St. Gallen
2013–15 Nach abgeschlossener
Ausbildung widmet sich Simon
Keller neuen Theaterprojekten.
Sie heissen «Endstation» und
«Kuckucksväter».
2015 Als 20-Jähriger erlebt
Simon Keller sein erstes grosses
Engagement. Dies in der Komödie «Alles uf Chrankeschii» im
Bernhardtheater Zürich von
«Spock Productions» mit Hubert
Spiess und Erich Vock.
2016 Simon Keller bringt mit
«Wo ist Walter?» eine weitere
Eigenproduktion auf verschiedene Ostschweizer Bühnen. Kurz
darauf, im Oktober 2016, beginnt
er seine Ausbildung an der
European Film Actor School
(Efas) in Zürich. (aru)
Journal
Balkanisches
Flawil Pamplona Grup sind acht
junge Musiker mit einem Faible
für Tanzbeine, leichten Wahnsinn und Musik aus dem wilden
Osten. Sie spielen Balkan, Gypsy,
Folk, Klezmer – fein arrangiert
und mit expressiven Soli.
Fr, 24.3., 20 Uhr, Kulturpunkt
Komisches
Sommeri Der Comedy-Express,
das Ensemble der Bildungsstätte
Sommeri, zeigt seine neue Theaterproduktion «Hotel Gäx on the
Beach».
Fr, 24.3., 20 Uhr. Weitere Daten
und Infos auf comedyexpress.ch
24.03.2017 10:03:39
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