Angezogen und abgestoßen Magnetismus in Natur und Technik

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Angezogen und abgestoßen
Magnetismus in Natur und Technik
Ein Film von Anita Bach
Beitrag: Petra Reinold & Hermann Deger
Inhalt
Die magnetische Wirkung ist seit der Antike bekannt. Als Ursache nahm man den Einfluss eines
gewaltigen Berg aus magnetischem Erz irgendwo
im hohen Norden an, dessen immense Kraft alles
Eisen dieser Welt an sich zieht und daher auch
für die Ausrichtung der Kompassnadeln sorgt. Ab
dem 12. Jahrhundert taucht der Magnetberg als
Schrecken am Ende der Welt in zahlreichen Reiseabenteuern auf. Schiffe, die ihm zu nahe kommen, brechen auseinander, weil er alle Nägel und
Eisenbeschläge aus dem Holz reißt.
Gauß gibt den Kurs vor
Nachdem sich die Existenz eines Magnetbergs
nicht nachweisen ließ, galt seit dem Beginn der
Neuzeit lange Zeit der Polarstern als Auslöser
des Kompassphänomens. Dem tatsächlichen Ursprung der geheimnisvollen Kraft kam allerdings
erst der Mathematiker und Universalgelehrte Carl
Friedrich Gauß (1777-1855) auf die Spur. Er vermutet die Quellen des Erdmagnetfeldes im Inneren der Erde.
tuliert, dass die Magnetfelder in großen Himmelkörpern durch einen selbsterregenden Dynamoprozess erzeugt werden können. Seine zunächst
heftig angefochtene Dynamotheorie ist mittlerweile das Standardmodell.
Die Weltmaschine im Untergrund
"Angeworfen" wird der Geodynamo durch den
Aufbau des zweiteiligen Erdkerns, der unter der
Erdkruste und dem Erdmantel liegt. Der Äußere
Erdkern, eine flüssige Schmelze aus Nickel und
Eisen, beginnt ab einer Tiefe von etwa 3.000 Kilometer, ist rund 3.800 Grad heiß und elektrisch
äußerst leitfähig. Der Äußere Erdkern umgibt den
gut 5.000 Kilometer tief liegenden Inneren Erdkern. Er besteht aus festem Nickel und Eisen und
ist nach unterschiedlichen Schätzungen 4.800 bis
7.700 Grad Celsius heiß. Durch die Temperaturunterschiede zwischen innerem und äußerem
Kern entstehen Konvektionsströmungen. Die
Drehbewegung der Erde lenkt diese Strömungen
ab. Sie vollziehen eine Spiralbewegung parallel
zur Erdachse. Dabei entsteht wie bei einem Generator elektrischer Strom, der das Magnetfeld
der Erde aufbaut
Larmor entdeckt den Geodynamo
Schutz gegen kosmische Killerstrahlung
Der irische Physiker und Mathematiker Joseph
Larmor (1857-1942) greift diesen Gedanken auf
und präsentiert 1919 eine plausible Erklärung für
den Ursprung des Erdmagnetismus. Larmor pos© Bayerischer Rundfunk
Das durch komplexe Strömungen im flüssigen
Erdinneren erzeugte Magnetfeld ist in vielerlei
Hinsicht unverzichtbar, ja sogar eine wesentliche
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Voraussetzung für das Leben auf der Erde. Denn
weit über der Erdoberfläche spannt das Erdmagnetfeld einen Schutzschirm auf, ohne den die
Sonne unseren Planeten schlicht und einfach zu
Tode rösten würde. Dieser Schutzschirm, die so
genannte Magnetosphäre, hält die extrem energiereichen Sonnenwinde davon ab, in tiefere
Schichten der Atmosphäre oder gar bis auf die
Erdoberfläche vorzudringen. Ein Zusammenbruch der Magnetosphäre hätte sowohl für das
Leben auf der Erde als auch für die Technik fatale Folgen. Irreparable Zellschäden, genetische
Deformationen, Mutationen und Missbildungen
wären unausweichlich. Zudem würden auch die
empfindliche Kommunikationstechnologie und die
meisten elektronischen Geräte dem ungebremsten Strahlenbombardement nicht standhalten.
Genau wie der Stabmagnet hat auch jede Magnetnadel einen Nord- und einen Südpol. Der
magnetische Nordpol ist immer die Seite, die sich
von alleine zum geografischen Norden dreht.
Bringt man zwei Magnetnadeln nahe zusammen,
ziehen sich jeweils Nord- und Südpol an. Für das
Erdmagnetfeld hat das Folgen, denn beim Kompass zeigt der Nordpol ja nach Norden. Also
muss der magnetische Südpol des Erdmagnetfeldes im geografischen Norden liegen! Da sich
gleichnamige Pole abstoßen, scheitert jeder Versuch, zwei gleiche Pole zusammen zu bringen.
Nur ungleichnamige Pole ziehen einander an.
Magnetismus in Natur und Technik
Das irdische Magnetfeld ist eine Folge des Erdaufbaus, der einem Ei ähnelt: die dünne harte
Angezogen und abgestoßen
Der Erddynamo
Die Menschen haben lange gebraucht, bis sie
den Kompass als Richtungsweiser entdeckten.
Die Natur war da wieder einmal schneller und
schlauer: Sie stattete beispielsweise Zugvögel mit
magnetischen Sensoren aus, die das Erdmagnetfeld einsetzen, um sich auf ihren Wanderrouten
zu orientieren. Mittlerweile haben wir diesen
Rückstand mehr als wettgemacht. Wir nutzen
den Magnetismus in der Kommunikations-, Nachrichten- und Antriebstechnik, in Schaltrelais, zur
Tonaufzeichnung, in der medizinischen Diagnostik, zur Datenspeicherung und zahlreichen weiteren Anwendungen, in denen die unsichtbare Kraft
ihre erstaunliche Wirkung entfaltet.
Fakten
Kolumbus entdeckte Amerika, als er vor über
fünfhundert Jahren immer weiter nach Westen
segelte. Seinen Weg in der endlosen Weite des
Ozeans fand er mit Hilfe eines Kompasses , der
ihm die Himmelsrichtung wies.
Schale umschließt ein weiches bei der Erde sogar flüssiges Inneres und einen festen Kern aus
Eisen. Wegen der extremen Temperaturen liegen im flüssigen Inneren geladene Teilchen vor.
1. Erdmagnetfeld und magnetische Anziehung
Heute wissen wir, dass sich die eiserne Nadel eines Kompasses, die immer nach Norden zeigt,
nach dem Magnetfeld der Erde richtet. Es erstreckt sich - etwas abweichend von der Erdachse - in Nord-Süd-Richtung. Man kann sich das so
vorstellen, als ob in der Erde ein riesiger Stabmagnet steckte. Und nach dem Magnetfeld dieses
Stabmagneten richten sich überall die Magnetnadeln aus. Genau wie der Stabmagnet hat auch
jede Magnetnadel einen Nord- und einen Südpol.
Der magnetische Nordpol ist immer die Seite, die
sich von alleine zum geografischen Norden dreht.
© Bayerischer Rundfunk
Aufgrund der Erdrotation bewegen sich diese
Ströme von glühendheißer eisenhaltiger Materie
im Inneren ständig und erzeugen wie ein Dynamo
das magnetische Feld, das die Erde umgibt. Der
feste Eisenkern verstärkt es wie bei einem Elektromagneten.
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Es gibt nur sehr wenige magnetische Materialien.
In der Natur sind es vor allem Klumpen aus eisenhaltigen Mineralien, die magnetische Eigenschaften aufweisen. Solche Mineralien können
sogar die Ausrichtung des Erdmagnetfeldes speichern, das sich im Laufe der Erdgeschichte
mehrmals umgepolt hat.
Schutz vor kosmischer Strahlung
Das Magnetfeld der Erde ist auch wichtig für das
Leben auf der Erde. Es wirkt nämlich als eine Art
Schutzschild gegen die Strahlung, die von der
Sonne ständig ins Weltall ausgesandt wird. Die-
3. Eigenschaften von Magnetismus
Ein Magnet übt auf eine Büroklammer aus Eisen
eine Kraft aus. Dieser Anziehungskraft wirkt in einem Experiment die Zugkraft eines Fadens so
weit entgegen, dass die Büroklammer scheinbar
frei unter dem Magneten hängt.
Die Magnetwirkung lässt sich weder durch Kunststoff, noch durch Papier oder Pappe abschwächen oder abschirmen. Auch ein Aluminiumblech
zeigt keinerlei Wirkung. - Erst ein Eisenstab wird
seinerseits kräftig angezogen und beendigt die
Wirkung nach außen. Umgekehrt zeigt ein Dauermagnet keinerlei Kraftwirkung weder auf einen
Haufen Kupfermünzen noch auf solche aus Aluminium. Auch beim Edelmetall Silber bleibt er
ohne Wirkung. Nur bei den Eisen oder Nickel
wirkt die Anziehungskraft – ein gutes Mittel Münzen auf ihren Eisengehalt zu überprüfen.
Das Magnetfeld eines Stabmagneten
Bringt man viele Magnetnadeln in die Nähe eines
Stabmagneten, so lässt sich beobachten, dass
ser Sonnenwind aus elektrisch geladenen Teilchen wird vom Erdmagnetfeld abgelenkt. In den
nördlichen und südlichen Polarregionen, dort wo
die Feldlinien senkrecht in die Erde eintreten, treffen die Teilchen auf die oberen Schichten der
Erdatmosphäre und regen die Luftmoleküle zu
farbigem Leuchten an. Diese Polarlichter galten
früher oft als Vorboten von Krieg und Unglück.
2. Magnetische Sensoren bei Tieren
Nicht nur die Menschen, auch manche Tiere orientieren sich mit Hilfe des Magnetismus. Zugvögel zum Beispiel scheinen über eine Art eingebauten Kompass verfügen, der sie auf ihren
Wanderrouten sicher über die Kontinente führt.
Wie dieser Kompass genau funktioniert, hat die
Forschung noch nicht herausgefunden. Doch offenbar gibt es in den Augen mancher Arten magnet-sensible Bereiche, mit denen die Vögel das
Erdmagnetfeld wahrnehmen können.
Auf kürzeren Flugstrecken richten sich manche
Vögel nach dem Magnetismus in ihrer näheren
Umgebung. Denn das Erdmagnetfeld ist durch
geologische Gegebenheiten nicht überall gleich
stark und ganz exakt ausgerichtet. Genau wie die
Messinstrumente der Wissenschaftler können
manche Vögel diese Unterschiede wahrnehmen
und zur Orientierung benutzen.
© Bayerischer Rundfunk
ihre Ablenkung entlang von gedachten Linien erfolgt. Sie stellen das Magnetfeld dar, das bogenförmig zwischen den Polen verläuft. Gelangt etwa
ein eiserner Nagel in den Bereich dieses Feldes,
dann ordnen sich die im Eisen vorhandenen magnetischen Bereiche ähnlich wie die Kompassnadeln an und der Nagel wird selbst zum Magneten,
solange bis der Dauermagnet entfernt wird.
4. Der Elektromagnetismus
Nicht nur ein anderer Magnet hat Einfluss auf
eine Kompassnadel, auch elektrischer Strom hat
offensichtlich eine magnetische Wirkung: wird ein
Stromkreis geschlossen, dreht sich eine Magnetnadel aus der Nord-Süd-Richtung. Beim Ausschalten wirkt alleine das Erdmagnetfeld und die
Nadel schwingt wieder zurück.
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Wenn der von Strom durchflossene Draht sehr
lang und zu einer Spule aufgewickelt ist, dann
spricht man von einem Elektromagneten. Auch
hier wird die Magnetnadel abgelenkt, wenn Strom
durch die Spule fließt. Wird der Stromfluss durch
die Spule umgepolt, dann dreht sich auch die die
Magnetnadel anders herum. Besonders kräftig
wird so ein Elektromagnet mit einem Eisenkern in
der Spule. Das praktische an einem Elektromagneten ist, dass man seine Wirkung einfach
durch Ausschalten beenden kann.
5. Magnetismus und Kommunikationstechnik
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Feld eines Dauermagneten schwingt. Die Schallschwingungen erzeugen dadurch eine sich ständig verändernde elektrische Spannung. Bei der
Wiedergabe, also dem Lautsprecher, läuft der
Vorgang umgekehrt ab: Wieder ist die Membran
fest mit einer Spule verbunden, die in einem
Ringmagneten frei schwingen kann. Elektrische
Impulse versetzen Spule und Membran in
Schwingungen, die der Zuhörer als Schallwellen
wahrnimmt.
Bei der dauerhaften Aufzeichnung von Sprache,
Musik oder andern Informationen spielen magnetische Speichermedien eine wesentliche Rolle.
Wie beim herkömmlichen Tonband handelt es
sich dabei im Prinzip um mit Magnetteilchen beschichtete Kunststoffträger, die an einem Elektromagneten vorbeigeführt werden. Elektrische Impulse eines Mikrofons zum Beispiel ändern ständig die Stärke, mit der die Magnetteilchen auf
dem Träger magnetisiert werden.
Magnetische Datenspeicherung
Magnetspeicher eignen sich aber nicht nur für die
klassische so genannte analoge Speicherung
von Informationen. Auch den Siegeszug der digitalen Technik hat die Magnetaufzeichnung begleitet. Von den ersten dem alten Tonband äh-
Die Entwicklung der Telefon- und Telegrafentechnik zum Beispiel haben erst magnetische Schalter, so genannte Relais, möglich gemacht. Jedes
mal wenn ein Schaltkreis geschlossen wird,
schließt ein Relais einen weiteren Stromkreis –
eine Technik, die bis heute bei vielen Geräten
und Maschinen Verwendung findet.
Auch die Medien- und Informationstechnologie
benutzt die Wirkung des Magnetismus. Ein Mikrofon zum Beispiel dient der Verwandlung von
akustischen Ereignissen also Musik oder Sprache in elektrische Signale. Im Inneren eines solchen dynamischen Mikrofons befindet sich eine
fest mit einer Spule verbundene Membran, die im
© Bayerischer Rundfunk
nelnden Datenträgern bis hin zu digitalen Kassetten, Disketten und Festplatten im Inneren von
Computern spielt die Speicherung auf magnetischen Datenträgern immer noch eine wichtige
Rolle.
Grundlage der Digitaltechnik ist die Verwandlung
von Informationen aller Art in eine Zeichenkette
aus nur zwei Zeichen. Dem magnetisierbaren
Datenträger wird diese Kette als eine Abfolge von
zwei möglichen Polungen aufgeschrieben. Beim
Ablesen reagiert das Lesegerät auf diese magnetischen Polungen und verwandelt sie zurück in
eine Abfolge von zwei elektrischen Zuständen,
die der ursprünglichen Zeichenkette entsprechen.
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6. Weitere technische Anwendungen
Auch die Medizintechnik nützt den Magnetismus,
denn auch jedes Atom besitzt durch seine Eigendrehung ein magnetisches Moment. Durch die
Einwirkung eines starken Elektromagneten auf
den Körper während der Untersuchung in einem
Kernspintomographen werden die winzigen Magnete aus der Achse gekippt. Beim Zurückspringen geben sie Energie ab, die sich messen lässt
und als Grundlage von Bildern des Körperinneren
dient, die der Arzt zur Diagnose benötigt.
Die Kraft, die ein Magnet erzeugt, wird auch für
den Antrieb von Fahrzeugen genutzt. Eine Schienenbahn zum Beispiel kann direkt von einem Magnetfeld bewegt werden. Ganz so einfach wie bei
dieser Demonstration ist es in Wirklichkeit natür-
lich nicht. Auf der Versuchsstrecke der Universität Paderborn wird das wandernde Magnetfeld,
das die Bahn zieht, elektrisch mit einer Art fortlaufender Spule erzeugt, die als Mittelspur in ein
herkömmliches Eisenbahngleis eingebaut ist.
Das Magnetfeld unter der weißen Abdeckung
wird so geschaltet, dass zum Beispiel Eisennägel
in eine Richtung gezogen werden und sich dadurch entlang der Schienen weiterbewegen können.
Genauso werden auch die Bahnkabinen gezogen, die über kein eigenes Antriebsaggregat
mehr verfügen und stattdessen automatisch gesteuert über das Schienennetz gleiten. In Zukunft
könnten also statt fahrplanmäßiger Züge kleine
führerlose Schienentaxis die Passagiere zum jeweils gewünschten Fahrziel befördern.
Didaktische Hinweise
Die Sendung ist für das Fach Natur und Technik am Gymnasium ab der 5. Jahrgangsstufe konzipiert.
Lehrplanbezüge (Bayern)
7. Jgst.
Natur und Technik
7.1 Schwerpunkt Physik
7.1.2 Elektrischer Strom: Magnetismus; Grundlagen, die Erde als Magnet
Arbeitsblätter
Overheadfolie 1: Das Magnetfeld der Erde
Overheadfolie 2: Magnetische Wirkung
Overheadfolie 2: Technische Magnete
Suse Sausewind: Suse interessiert sich für den Nähkorb ihrer Oma und dabei passiert ein
Missgeschick …
Anleitungen für Experimente
Anleitung 1: Magnetfeld der Erde
Anleitung 2: Magnetische Abschirmung
Anleitung 3: Elektromagnet
Anleitung 4: Magnetspiel
Kreuzwortpuzzle
Vorlage
Lösung
© Bayerischer Rundfunk
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