Ano rek ti sche und bu li mi sche Ess stö run gen

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Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung
Nervenarzt 2005 · 76:1141–1153
DOI 10.1007/s00115-005-1976-8
Online publiziert: 30. August 2005
© Springer Medizin Verlag 2005
Die Beiträge der Rubrik „Weiterbildung •
Zertifizierte Fortbildung“ sollen dem Facharzt
als Repetitorium dienen und dem Wissensstand
der Facharztprüfung für den Arzt in Weiterbildung
entsprechen. Die Rubrik beschränkt sich auf
gesicherte Aussagen zum Thema.
M. M. Fichter
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München (LMU), München
Anorektische und
bulimische Essstörungen
Zusammenfassung
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Anorektische und bulimische Essstörungen sind bei Jugendlichen und jungen Frauen in
entwickelten Industrieländern inzwischen weit verbreitet. Diese Essstörungen finden Beachtung in den Medien und Interesse bei Laien, sind für den Wissenschaftler nicht einfach zu fassen und stellen eine Herausforderung für die Behandlung dar. Generelle Risikofaktoren für die Entstehung von anorektischen und bulimischen Essstörungen sind
(1) weibliches Geschlecht, (2) Adoleszenz und (3) das Leben in einer Industrienation. Spezielle Risikofaktoren sind Häufung von (1) Adipositas oder psychischen Erkrankungen
(Essstörung, Depression, Substanzmissbrauch in der Familie), (2) prämorbide Charakteristika (frühe Menarche, kindliches Übergewicht, Angststörung, niedriges Selbstvertrauen, Perfektionismus) sowie (3) prämorbide Belastungen. Sowohl biologische und soziokulturelle Faktoren als auch persönliche Belastungen spielen für die Ätiologie eine Rolle. Es gibt viele Einzelbefunde zu möglichen Ursachen, doch wenig Konklusives. Betroffene fühlen sich weniger krank als sie sind und suchen eine Therapie gar nicht oder oft
nur widerstrebend auf. Entsprechend schwierig ist oft die Therapie. Dennoch gab es in
den letzten Jahren Fortschritte, die uns helfen, diese Krankheitsbilder besser zu verstehen und zu behandeln.
Schlüsselwörter
Essstörungen · Anorexia nervosa · Bulimia nervosa · Binge-eating-Störung
Anorexic and bulimic eating disorders
Summary
Anorexic and bulimic eating disorders today are rather frequent in adolescent girls and
young women of developed industrial countries. News media frequently report such patients, and lay people are interested. For scientists, it is not easy to explain the etiology
and pathophysiology of these eating disorders. Clinically, treatment is a challenge. General risk factors for the development of anorexic and bulimic eating disorders are (1) female
gender, (2) adolescence, and (3) living in an industrial country. Special risk factors are (1)
obesity or mental disorders (eating, depression, substance use), (2) premorbid characteristics (early menarche, childhood obesity, anxiety disorder, low self-esteem, and perfectionism), and (3) premorbid stresses. Biological and sociocultural factors and personally
threatening experiences all play a role in the etiology. Especially in early phases of the illness, affected patients do not appear to suffer, are reluctant to admit symptoms, and may
avoid necessary treatment. Progress has recently been made in the understanding and
treatment of anorexic and bulimic eating disorders.
Keywords
Eating disorders · Anorexia nervosa · Bulimia nervosa · Binge-eating disorder
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A
norektische und bulimische Essstörungen sind inzwischen bei adoleszenten Mädchen und jungen Frauen weit verbreitet. Zur Diagnostik sind im Regelfall keine aufwendigen technischen Untersuchungen, sondern eine gezielte psychiatrische Exploration erforderlich. Bei Anorexia nervosa ist es dabei wichtig, die Intension, übermäßig schlank
sein zu wollen, herauszuexplorieren. Die beiden wesentlichen (majoren) Essstörungen
sind Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. Darüber hinaus finden sich zahlreiche wissenschaftliche Studien zu einer Essstörung, die als „Binge-eating-Störung“ bezeichnet
wird. Fast die Hälfte behandelter PatientInnen haben weder eine Anorexia nervosa noch
eine Bulimia nervosa, sondern eine nicht näher bezeichnete Essstörung. Ätiologisch sind
sowohl biologische Faktoren, soziokulturelle Faktoren und persönliche Belastungen zu
berücksichtigen. Besonders das Untergewicht und seine Folgen bei Magersucht und häufiges Erbrechen bei bulimischen Essstörungen können auch schwerwiegende medizinische Folgen nach sich ziehen.
Zur Therapie von Magersucht gibt es relativ wenig evidenzbasierte Studien. Gut untersucht ist die Therapie bei Bulimia nervosa; insbesondere für kognitive Verhaltenstherapie (CBT), aber auch für interpersonale Therapie (IPT), Exposition mit Reaktionsverhinderung und dialektische Verhaltenstherapie (DBT) konnte eine Wirksamkeit wissenschaftlich fundiert aufgezeigt werden. Für die „Binge-eating-Störung“ konnte relativ klar
eine Wirksamkeit für CBT, IPT, DBT und angeleitete psychoedukative Selbsthilfe aufgezeigt werden. Bulimia nervosa und „Binge-eating-Störung“ sprechen mäßig, aber statistisch signifikant auf bestimmte Antidepressiva an.
Diagnostik und Differenzialdiagnostik
7 Anorexia nervosa
7 Bulimia nervosa
7 „Binge-eating-Störung“
Patientinnen mit Anorexia oder Bulimia
nervosa definieren ihren Selbstwert fast
ausschließlich auf der Basis von Figur
und Gewicht
Die diagnostischen Kriterien nach ICD-10 für 7Anorexia nervosa, 7Bulimia nervosa,
nicht näher bezeichnete Essstörungen und 7„Binge-eating“-Störung (letzteres nach
DSM-IV) sind in . Tabelle 1 in gekürzter Form dargestellt. . Abbildung 1 stellt diese
Essstörungen in Bezug zueinander und in Relation zu Unter-, Normal- und Übergewicht
dar. Die Größe der Kreise entspricht in etwa der Häufigkeit der Diagnosen, die auch in
Relation zu Adipositas anderer Genese dargestellt sind.
Gemeinsam ist Anorexia nervosa und Bulimia nervosa eine (bisweilen extreme) Überbewertung von schlanker Figur und des eigenen Gewichts. Sie definieren Ihren Selbstwert
in sehr hohem Maße oder ausschließlich auf der Basis von Figur und Gewicht und ihrer
Fähigkeit, ihr Essverhalten unter Kontrolle zu halten. Sie wollen den westlichen Idealen
für körperliche Schlankheit entsprechen und gehen oft weit darüber hinaus. Fairburn
[3] sieht darin die „Kernpsychopathologie“ dieser Essstörungen. Es ist nicht eindeutig geklärt, inwieweit diese „Kernpsychopathologie“ auch bei der „Binge-eating-Störung“ besteht. Anders als Fairburn betonte Hilde Bruch dagegen 1973 als zentrale Merkmale zum
Verständnis dieser Essstörungen
1. das Vorliegen von Körperschemastörungen,
2. Störungen der proprio- und interozeptiven sowie der emotionalen Wahrnehmung
und
3. ein alles durchdringendes Gefühl eigener Unzulänglichkeit.
Die Diagnosestellung erfolgt durch
gezielte psychiatrische Exploration zur
Intension gewichtsreduzierender
Verhaltensweisen (Fasten, Diät,
Erbrechen etc.)
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Bei Anorexia und Bulimia nervosa sind vorwiegend Frauen und seltener Männer betroffen. Im Text wird deshalb die weibliche Form gewählt, wenn vom Betroffenen die Rede ist.
Essenziell für die Diagnosestellung ist eine gezielte psychiatrische Exploration. Dabei
ist neben der Symptomatik auch der Kontext und die Motive des geänderten Essverhaltens zu eruieren. Das übermäßig auf Figur und Körpergewicht zentrierte Denken wird
von der Betroffenen nicht als Problem gesehen. Sie versucht damit eine eigene Welt zu
schaffen, in der die erreichte Zielsetzung hinsichtlich der eigenen Figur und des eigenen
Gewichts das Selbstgefühl stärken und dem Leben ein Ziel geben sollen. Wichtig ist es,
bei der Diagnosestellung zu explorieren, ob und inwieweit bei der Patientin die Intension vorliegt, dünn sein zu wollen, an Gewicht abnehmen zu wollen. Nicht wenige Betrof-
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Tabelle 1
Diagnostische Kriterien für anorektische und bulimische Essstörungen
Anorexia nervosa (AN)
(ICD-10 F50.0)
1. Body-Mass-Index (BMI) von 17,5 kg/m2 oder weniger bzw.
Körpergewicht mind. 15% unter dem zu erwartenden Gewicht
2. Selbst herbeigeführter Gewichtsverlust durch Vermeiden höher
kalorischer Nahrung sowie durch Erbrechen, Abführmittel, übertriebene körperliche Aktivität, Appetitzügler oder
Diuretika
3. Tief verwurzelte Angst, zu dick zu werden (Körperschemastörung). Festlegen niedriger eigener Gewichtsschwellen
4. Endokrine Störungen verschiedenster Art des Starvationszustandes (Normalisierung mit Gewichtszunahme)
5. Verzögerung oder Hemmung der Entwicklungsschritte bei präpubertalem Erkrankungsbeginn
Untertypen
• F50.00: restriktive AN (ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme)
• F50.01: AN vom „Binge-eating-“ und „Purging-Typ“ (mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (Erbrechen,
Abführen etc.) in Verbindung mit Heißhungerattacken
• F50.1: atypische Anorexia nervosa
Bulimia nervosa (BN)
(ICD-10 F50.1)
1. Übermäßige Beschäftigung mit Essen, Figur und Gewicht. Essattacken mit Verzehr großer Mengen von Nahrung in
kurzer Zeit (≥2-mal/Woche) und Gefühl des Kontrollverlustes über das Essen
2. Selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Fasten, Einnahme von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika mit dem Ziel, einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken
3. Krankhafte Ängste davor, dick zu werden
4. Bei einem Teil der Patientinnen mit BN ging eine AN voran
Untertypen
• F50.3: atypische BN: ein (oder mehrere) Kernmerkmal(e) der BN F50.2 fehlt (fehlen)
• F50.4: Essattacken bei sonstigen psychischen Strörungen
• F50.5: Erbrechen bei sonstigen psychischen Störungen
„Binge-eatingStörung“ (BES)
(DSM-IV)
Psychogenes
Übergewicht
Wiederholte Episoden von Heißhungerattacken mit Essen von großen Mengen in relativ kurzer Zeit und Gefühl des
Kontrollverlustes über das Essen
Essattacken gehen einher mit schnellerem Essen als üblich, Essen bis zu unangenehmen Völlegefühl, Essen größerer
Nahrungsmengen ohne bestehendes Hungergefühl und/oder Einnahme des Essens allein und Bestehen von Scham,
Ekel, Depression oder Schuldgefühl im Zusammenhang mit Essattacken
„Marked distress“ bezüglich Essattacken, und die Störung erfolgt nicht ausschließlich im Verlauf einer AN oder BN.
Die Häufigkeit von Heißhungerattacken wurde mit mindestens 2 Tagen/Woche über 6 Monate etwas niedriger gelegt
als bei BN
Nicht näher bezeichnete F50.9: nicht näher bezeichnete Essstörungen
Essstörungen nach ICD-10
fene leugnen dies bei oberflächlicher Exploration, und es bedarf des Nachfragens oder
gar der Probe aufs Exempel. Eine durch Depression abgemagerte Patientin wird kaum
zögern, einen hochkalorischen Trunk zu sich zu nehmen, eine Magersüchtige wird versuchen, dies zu vermeiden. Laborbefunde und apparative Untersuchungen sind letztlich
nur dann erforderlich, wenn die Symptomatik untypisch ist (z. B. Bewegungsarmut und
Müdigkeit bei untergewichtigen Patienten). Bei Bulimia nervosa bestehen Heißhungerattacken im Sinne des Frustessens, bei dem große Mengen Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden und dies verbunden ist mit dem Gefühl, die Kontrolle über das Essen während der Essattacke zu verlieren.
Unangemessene einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen, wie z. B. Erbrechen, sind sekundäre Symptome, die dazu dienen, eine Gewichtszunahme nach einer
Heißhungerattacke entgegenzuwirken. Die „Binge-eating-Störung“ (BES) ist dem Wesen
nach der Bulimia nervosa sehr ähnlich, nur dass die wesentlichen unangemessenen, einer
Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahmen fehlen.
. Tabelle 2 stellt die Häufigkeit einzelner Symptome für die relevanten Essstörungen
dar, basierend auf Selbsteinschätzungen von mehr als 1000 stationär behandelten Betroffenen [4] mit einer Vorform des SIAB-S [5]. 7Körperschemastörungen, Figurzentriertheit, 7Gewichtsphobie, Nahrungsrestriktion, selektives Essen traten bei allen untersuchten Essstörungen (AN, BN, BES) sehr häufig auf. Auch psychopathologische Merkma-
Bei der „Binge-eating-Störung“ fehlen
die einer Gewichtszunahme
gegensteuernden Maßnahmen
7 Körperschemastörungen
7 Gewichtsphobie
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Abb. 1 7 Anorektische
und bulimische Essstörungen in Bezug zueinander
und in Relation zu Unter-,
Normal- und Übergewicht
Abb. 2 7 Ätiologische
und krankheitsperpetuierende Faktoren für
bulimische Erkrankungen
7 Depressive Symptome
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le allgemeinerer Art, wie 7depressive Symptome, Angstsyndrome, Schlafstörungen,
Zwangssymptome, sexuelle Ängste und Leistungsorientierung, waren allen diesen Essstörungen gemeinsam. Dies rückt die „Binge-eating“-Störung (BES) näher zur Bulimia nervosa. Übergänge von Anorexia nervosa zu Bulimia nervosa sind nicht selten (30–50);
auch das Umgekehrte kommt (etwas weniger häufig) vor. Ebenso sind Übergänge von Bulimia nervosa zu der „Binge-eating-Störung“ nicht selten, manchmal im Sinne einer teilweisen Bewältigung der Bulimia nervosa. Extrem selten entwickelt ein Magersüchtiger eine „Binge-eating-Störung“ und vice versa. Die Auflistung der Essstörungen in . Tabelle 1
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Tabelle 2
Symptomhäufigkeit bei über 1000 stationären behandelnden PatientInnen mit einer majoren Essstörung
(nach Fichter [4, 5])
N
Symptomhäufigkeit
Essstörung
• Körperschemastörung (lifetime)
• Figurzentriertheit (lifetime)
• Gewichtsphobie (lifetime)
• Absichtliche Reduktion der Nahrungszufuhr (lifetime)
• Selektives Essen
• Essattacken >2-mal/Woche (lifetime)
• Erbrechen (derzeit)
• Widerkäuen (lifetime)
• Laxanzienabusus (lifetime)
• Kauen und Ausspucken (lifetime)
• Exzessive körperliche Bewegung
• Amenorrhö (lifetime)
Allgemeine Psychopathologie
• Depressive Symptome (lifetime)
• Angstsyndrome (lifetime)
• Schlafstörungen (lifetime)
• Suizidgedanken (lifetime)
• Suizidversuch (lifetime)
• Anderes autoagressives Verhalten (lifetime)
• Zwangssymptome (nicht essbezogen; lifetime)
• Sexuelle Ängste (lifetime)
• Medikamentenmissbrauch (lifetime)
• Alkoholmissbrauch (lifetime)
• Drogenmissbrauch (lifetime)
• Leistungsorientierung (lifetime)
Anorexia nervosa
(restriktiver Typ)
138
[%]
Anorexia nervosa
(„Binge-purge-Typ“)
304
[%]
Bulimia nervosa
486
[%]
„Binge-eatingStörung“
173
[%]
70
91
100
88
85
26
0
4
12
31
83
100
81
92
100
86
85
83
74
21
51
61
78
100
82
98
97
86
86
100
85
23
49
62
71
48
90
90
87
69
71
100
0
9
23
24
50
30
94
80
51
17
4
7
56
96
16
7
2
89
98
86
52
32
21
20
63
89
22
19
6
90
98
88
48
43
25
24
67
83
27
25
10
90
98
85
40
26
21
15
56
77
28
18
5
90
entspricht vermutlich ihrer nosologischen Nähe, und Übergänge von einer zur anderen
Essstörung sind dann häufiger, wenn sie im Sinne dieser Sequenz der Krankheiten in der
Tabelle aneinandergrenzen.
Epidemiologie
Anorexia nervosa. Anorektische Essstörungen haben im Verlauf des 20. Jahrhunderts, insbesondere in den 60er und 70er Jahren in westlichen Industrieländern an Häufigkeit zugenommen. Die Punktprävalenz (Prävalenz im Zeitquerschnitt) beträgt für junge Mädchen und Frauen im Hauptrisikoalter von 15–35 Jahre etwa 0,6. Die Erkrankung beginnt
meist in der Adoleszenz. Anorexia nervosa hat auch heute noch eine sehr hohe Mortalität; diese liegt erheblich höher als bei Schizophrenie oder Depression. Die häufigsten Todesursachen sind medizinische Komplikationen oder Suizid.
Bulima nervosa. Die Punktprävalenz von Bulimia nervosa liegt für Frauen im Hauptrisikoalter zwischen 15 und 35 Jahren, in westlichen Industrieländern bei 1–3. Nach den
Ergebnissen von Langzeitverlaufsuntersuchungen hat Bulimia nervosa im Vergleich zu
Anorexia nervosa einen etwas günstigeren Verlauf. Krankheitsbeginn bei Bulimia nervosa ist durchschnittlich etwas später als bei Anorexia nervosa, bei ca. einem Viertel der Fälle mit Bulimia nervosa bestand vorher eine Anorexia nervosa. Bei den meisten Betroffenen mit Bulimia nervosa gingen Versuche, an Gewicht abzunehmen, um mehr den Schön-
Die Punktprävalenz von AN beträgt
für Mädchen und Frauen im
Hauptrisikoalter von 15–35 Jahre 0,6%
Die Punktprävalenz von BN liegt für
Frauen in westlichen Industrieländern
bei 1–3%
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heitsidealen für Frauen der westlichen Welt zu entsprechen, der Erkrankung voraus. In
der Folge traten Heißhungerattacken auf, deren Folgen (Gewichtszunahme) durch unangemessene einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahme (z. B. Erbrechen) absichtlich verhindert wurden.
BES betrifft Frauen nur etwas häufiger
als Männer (Punktprävalenz 1–3%)
Bei „nicht näher bezeichneten
Essstörungen“ werden die Kriterien für
eine majore Essstörung nicht oder nicht
alle erfüllt
„Binge-eating-Störung“. Diese ist bei Frauen im Risikoalter zwischen 15 und 35 Jahren
in westlichen Industrieländern etwa gleich verbreitet wie Bulimia nervosa (Punktprävalenz ca. 1–3). Die BES betrifft Frauen nur etwas häufiger als Männer – abweichend von
Anorexia und Bulimia nervosa. Fairburn schließt aus den Ergebnissen einer Feldstudie,
dass bei der „Binge-eating-Störung“ nicht selten spontan Remissionen stattfinden [3]. Eigene Untersuchungen an stationären Patienten mit „Binge-eating-Störung“ zeigen allerdings einen mindestens so schweren Verlauf wie bei Bulimia nervosa.
Nicht näher bezeichnete Essstörungen. Bei etwa der Hälfte der behandelten Betroffenen mit einer Essstörung handelt es sich um eine „nicht näher bezeichnete Essstörung“,
also eine Essstörung, bei der weder die Kriterien für Anorexia nervosa noch Bulimia nervosa erfüllt sind. Bei einem Teil dieser „nicht näher bezeichneten Essstörungen“ handelt
es sich um Fälle, bei denen die meisten, aber nicht alle Kriterien für eine majore Essstörung (AN oder BN) erfüllt sind. Auch die „Binge-eating-Störung“ stellt derzeit noch eine
„nicht näher bezeichnete Essstörung“ dar, die nur in den amerikanischen Diagnosekriterien für Psychiatrie, nicht aber in der ICD-10 spezifiziert ist. Die meisten nicht näher bezeichneten Essstörungen treten ebenso wie bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa
überwiegend bei adoleszenten oder jungen Frauen auf. Viele zeigen eine erhebliche Überwertung von Figur und Gewicht; andere versuchen hauptsächlich eine strenge Kontrolle
über ihr Essverhalten auszuüben, um damit ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
Ätiologie und Pathogenese
. Abbildung 2 gibt eine Darstellung ätiologischer und krankheitsperpetuierender Faktoren für bulimische Erkrankungen. Generell gilt, dass sowohl biologische (z. B. genetisch
bedingte Vulnerabilität) als auch soziale Faktoren (z. B. Schlankheitsideal) ebenso wie persönliche akute und chronische Belastungen (z. B. sexueller Missbrauch) zur Krankheitsentstehung beitragen.
Bei AN liegt ein Starvationssyndrom vor,
das eine Sparschaltung des Organismus
mit sich bringt
7 Hormonelle Veränderungen
Der laterale („Esszentrum“) und der
mediale Hypothalamus („Sättigungszentrum“) spielen bei der Regulation
der Nahrungszufuhr eine wichtige Rolle
Vermehrtes Essen ist eine Reaktionsart
auf Stress
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Biologische Faktoren. Bei Anorexia nervosa kommt es durch die verminderte Nahungszufuhr zu einem Starvationssyndrom, das eine Sparschaltung des Organismus nach sich
zieht. Ein Ausdruck dieser Sparschaltung ist z. B. die Verringerung des Sympathikotonus
(Bradykardie, Hypotension, Dysregulation der Körpertemperatur). Die bei Magersucht
und zum Teil auch bei Bulimia nervosa beschriebenen 7hormonellen Veränderungen,
wie z. B. eine Erhöhung der Kortisolausschüttung und eine Verringerung der Ausschüttung von Sexualhormonen sind auf die Sparschaltung des Körpers durch die reduzierte
Nahungszufuhr zurückzuführen. Sie sind somit nicht spezifisch für die Essstörung, sondern für den Starvationszustand. Auch bei einem Teil der Betroffenen mit Bulimia nervosa finden sich eine Verringerung des Sympathikotonus und entsprechende endokrine Veränderungen, die durch zeitweises Fasten, Diäten oder selektives Essen bedingt sind.
Der laterale Hypothalamus („Esszentrum“) und der mediale Hypothalamus („Sättigungszentrum“) spielen bei der Regulation der Nahrungszufuhr eine wichtige Rolle. Bestimmte
Peptide und Neurotransmitter bewirken eine Verminderung der Nahrungszufuhr: Corticotropin-releasing-Hormon, Cholecystokinin (CCK), Glukagon, Bombesin, Gastrin-releasing-Peptid, Somatostatin, Leptin sowie das Monoamin Serotonin. Eine Erhöhung der Nahrungszufuhr bewirken u. a. das Peptid YY, Neuropeptid Y, Galanin, Dynorphin, β-Endorphin,
Growth-hormone-releasing-Hormon und das Monoamin Noradrenalin. In experimentellen
Studien konnte aufgezeigt werden, dass Stress verschiedenartige Verhaltensweisen nach sich
zieht; eine der Reaktionsarten bei Tier und Mensch ist vermehrtes Essen (Frustessen).
Nach der kybernetischen Sollwert-Theorie der Regulation des Körpergewichts, die aus
der tierexperimentellen Forschung stammt, besteht in dem biologischen Regelkreis für das
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Körpergewicht ein Sollwert 7(„set point theory“). In Anbetracht der zahlreichen möglichen Störeinflüsse reguliert der Körper sein eigenes Gewicht auch langfristig auf sehr wirkungsvolle Weise. Bei Magersucht und Bulimia nervosa und verwandten Essstörungen
wird durch eine zumindest temporär verminderte Nahrungszufuhr durch Fasten, Diäten
oder Erbrechen einerseits oder durch Essattacken andererseits eine Störung dieses Systems
herbeigeführt. Magersüchtige weichen absichtlich von diesem Sollwert nach unten ab.
Bei Anorexia und Bulimia nervosa finden sich Veränderungen des Serotoninstoffwechsels. Es ist unklar, inwieweit diese Folge der zeitweise reduzierten Nahrungszufuhr (Starvation) oder ein Spezifikum dieser Essstörungen darstellen. In einigen wenigen Studien
wurden Dysfunktionen im Serotoninstoffwechsel auch bei genesenen ehemaligen essgestörten Patienten beschrieben. Es wurde spekuliert, dass eine primäre 7Monoaminabnormalität, die zur Entwicklung einer Essstörung prädestiniert, bestehe und dass bestimmte Charakteristika, wie Perfektionismus, damit assoziiert sei. Allerdings sind Medikamente, welche die Wiederaufnahme von Serotonin in die ausschüttende Zelle hemmen, für
die Akutbehandlung bei Bulimia nervosa begrenzt und bei Anorexia nervosa so gut wie
gar nicht wirksam.
Genetische Befunde: Zwillingsstudien bezüglich der Konkordanz für Essstörungen
belegen eine hohe Konkordanzrate für monozygote Zwillinge im Vergleich zu dizygoten
Zwillingen. Zwillingsstudien wurden auch in Bevölkerungsstichproben durchgeführt (bevölkerungsbezogene Zwillingsregister); auch diese zeigen für Anorexia nervosa und in
leicht geringerer Ausprägung für Bulimia nervosa eine hohe Heritabilität. Aufgrund oft
unzureichender statistischer Power der Studien weisen diese aber erhebliche Unterschiede in den Ergebnissen auf.
Essstörungen treten gehäuft in Familien auf. Die Prävalenz von Substanzmissbrauch
ist bei Angehörigen von bulimischen Patientinnen erhöht, doch scheint keine CrossTransmission vorzuliegen. Es besteht auch bei Angehörigen von Patientinnen mit Anorexia oder Bulimia nervosa eine erhöhte Prävalenz von Depression, doch ist das Muster
der familialen Transmission unklar.
Es scheint eine 7familiale Koaggregation von Anorexia nervosa sowie zwanghaften
und perfektionistischen Persönlichkeitszügen zu bestehen.
Molekulargenetische Befunde, besonders zu Anorexia nervosa, liegen zwar vor, sind
in ihren Ergebnissen aber derzeit noch unklar und uneinheitlich. Wegen der Bedeutung
des Serotonins sowohl für die Regulation von Nahrungszufuhr als auch der Stimmung
wurden genetische Assoziationsstudien besonders zu Polymorphismen von Genen, die
für den Serotoninstoffwechsel relevant sind, durchgeführt (5-HT2AR-Gen). Positive Befunde dazu konnten aber in andern Studien nicht befriedigend repliziert werden. Untersuchungen der Price-Foundation-Studien [2] konnten für restriktive (asketische) Magersucht relevante Genorte auf Chromosom 1, 2 und 13 aufzeigen, für die jedoch eine Replikation noch ansteht.
Soziokulturelle Faktoren: Nahrungsüberfluss in der entsprechenden Kultur dürfte eine conditio sine qua non für das Auftreten anorektischer und bulimischer Essstörungen
darstellen. In Entwicklungsländern der Dritten Welt sind diese Essstörungen sehr selten,
wenn sie dennoch auftreten, dann in begüterten Familien. Verbreitet sind sie in industrialisierten Ländern mit entsprechendem Überfluss an Nahrung; hier besteht angesichts einer zunehmenden Verbreitung von Adipositas ein Ideal körperlicher Schlankheit. In diesen Industrieländern ist es erstrebenswert, schlank zu sein, und dies wird oft gleichgesetzt
mit Erfolg und Schönheit. Besonders junge Frauen mit mangelndem Selbstvertrauen unterliegen diesem Druck und machen Diäten. Manche von ihnen geraten auf diesem Weg
in eine Essstörung. Darüber hinaus gibt es ein Fitnessideal, das beide Geschlechter in Industrieländern betrifft. Wenn Männer von Anorexia oder Bulimia nervosa betroffen sind,
geht die Essstörung meist einher mit exzessiver körperlicher Betätigung. Ansonsten ist
das Erscheinungsbild der Essstörung bei Männern und Frauen nahezu identisch.
Akute und chronische Belastungen: In der Adoleszenz stellen sich für das Individuum
neue Anforderungen, wie z. B. Beziehungsfähigkeit und Vertrauen in Freunde und Partner, Leistungserwartungen in Ausbildung und Beruf und die Entwicklung der inneren
Reife zur späteren Übernahme der Rolle als erwachsene Frau. Adoleszenz ist eine Zeit des
7 „Set point theory“
Bei Anorexia und Bulimia nervosa
finden sich Veränderungen des
Serotoninstoffwechsels
7 Monoaminabnormalität
Zwillingsstudien belegen eine hohe
Konkordanz für Essstörungen bei
monozygoten i. V. zu dizygoten
Zwillingen
7 Familiale Koaggregation
Nahrungsüberfluss stellt eine conditio
sine qua non für das Auftreten anorektischer und bulimischer Essstörungen dar
Magersüchtige haben ausgeprägte
Reifungsängste („maturity fears“)
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Durch die Krankheit wird vermieden,
Verantwortung des Erwachsenenlebens
zu übernehmen
Sexueller Missbrauch ist nicht häufiger
als bei anderen psychiatrischen
Erkrankungen
7 Dichotomes Denken
Überganges von der Kindheit zum Erwachsensein mit neuen Möglichkeiten, aber auch
neuen Verantwortungen und Pflichten, an denen man scheitern kann. Nicht selten stellt
Magersucht eine Regression in die Kindheit dar; durch die Krankheit kann vermieden
werden, Verantwortung, Pflichten und Risiken des Erwachsenenlebens übernehmen zu
müssen. Heißhungerattacken können Probleme und Konflikte (analog dem „Abtöten der
Gefühle“ durch Alkohol) vorübergehend unterdrücken. Die Essgestörte kann sich in der
Arena des Essens oder Nichtessens und der völligen gedanklichen Einengung auf übermäßige Schlankheit ihre Kontrolle über sich leichter beweisen als für die Komplexität des Lebens insgesamt. Ein frühes Auftreten der Menarche wurde für anorektische und bulimische Essstörungen als Risikofaktor beschrieben (vermutlich, weil es dadurch zu einer frühen Konfrontation mit dem Erwachsen werden kommt).
Sexueller Missbrauch stellt eine schwere Belastung dar und kann zur Krankheitsentwicklung beitragen. Allerdings ist die Häufigkeit von sexuellem Missbrauch in der Anamnese von essgestörten Frauen etwa gleich hoch wie bei Frauen mit anderen psychischen
Erkrankungen. Hinsichtlich des Einflusses der Familie auf die Krankheitsentstehung gibt
es zwar viele Klischees und Spekulationen, aber wenig Fakten. Wie externe Belastungen
bewältigt werden, hängt u. a. auch von der Persönlichkeit der Betroffenen ab. Perfektionismus findet sich sehr häufig bei Magersucht und auch bei Bulimia nervosa, eine erhöhte Impulsivität findet sich bei nicht wenigen der bulimischen Patientinnen. Sehr häufig
bei Essstörungen findet sich ein 7dichotomes (alles oder nichts) Denken, das die Erreichung eines speziellen Ziels (Gewichtsabnahme) erleichtert, die Bewältigung komplexer
Alltagsprobleme jedoch erschweren dürfte.
Risikofaktoren: Generelle Risikofaktoren sind:
F weibliches Geschlecht,
F Adoleszenz und frühes Erwachsenenalter und
F das Leben in einer entwickelten Industrienation mit Nahrungsüberfluss.
Spezielle Risikofaktoren stellen dar
F eine Häufung von Essstörungen, Depression, Substanzmissbrauch und Adipositas in
der Familie,
F prämorbide Charakteristika (frühe Menarche, Übergewicht in der Kindheit, Angststörung, niedriges Selbstvertrauen und Perfektionismus) sowie
F prämorbide Erfahrungen und Belastungen (sexueller Missbrauch, einschränkendes
Verhalten der Eltern mit hohen Erwartungen und wenig Zuwendung, Diätverhalten
bei anderen Familienmitgliedern und äußerer Druck, schlank zu sein in Beruf und
Freizeit).
Folgen und medizinische Komplikationen
Häufiges Erbrechen führt zu Elektrolytstörungen, was Herzrhythmusstörungen und chronische Nierenschäden
nach sich ziehen kann
7 Osteoporoserisiko
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Der Nervenarzt 9 · 2005
. Tabelle 3 gibt eine Übersicht über wichtige Folgesymptome und Komplikationen, die im
Wesentlichen entweder auf häufiges Erbrechen und/oder auf Untergewicht (Starvation) zurückzuführen sind. Häufiges Erbrechen führt zu Kalium- und Chlorverlust; daraus resultierende Elektrolytstörungen können Herzrhythmusstörungen und langfristig chronische Nierenschäden zur Folge haben. Orale Kaliumsubstitution ist sinnvoll. Allerdings ist die erfolgreiche Behandlung der Essstörung einschließlich des Erbrechens die beste Vorbeugung bezüglich dieser körperlichen Schäden. Bei untergewichtigen Magersüchtigen (Starvation) kommt
es zu zahlreichen körperlichen Veränderungen im Sinne einer Sparschaltung des Körpers. Eine spezielle Behandlung der Folgesymptome ist in den meisten Fällen nur begrenzt sinnvoll.
Naheliegender ist es, durch die auf die Magersucht abzielende Therapie der Patientin zu verhelfen, das Gewicht zu normalisieren; fast alle Folgesymptome des Untergewichts normalisieren sich bei Normalgewicht; auch tritt dann (manchmal mit etwas Latenz) die Regelblutung
wieder auf. Stark untergewichtige Magersüchtige haben eine Pseudoatrophie des Gehirns, bei
der aber nicht wirklich Nervenzellen abzusterben scheinen; die Atrophie verschwindet mit
einer Gewichtsnormalisierung. Eine bedeutungsvolle Folge langfristigen Untergewichtes ist
eine 7Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko. Supplementierung von Kalzium und Östro-
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Tabelle 3
Folgen und medizinische Komplikationen
Bedingt durch
Symptomatik
„Purging-Verhalten“
Erbrechen
• Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypochlorämie)
• Herzrhythmusstörungen
• Nierenversagen
• Erhöhung der Amylase im Blut
• Metabolische Alkalose mit erhöhtem Serumbikarbonat
• Zahnschäden
• Schwellung der Speicheldrüsen
Abführmittel
• Metabolische Azidose
Untergewicht bzw. Starvation oder selektives Essen
• Hirnatrophie
• Osteoporose
• Hypercholesterinämie
• Hyperkarotinämie
– Erhöhte Leberenzyme GOT, GPT, γ-GT
• Normochrome Leukopenie bei relativer Lymphozytose
• Anämie
• Endokrine Veränderungen
– Thrombozytopenie
– Schilddrüsenhormon T3 vermindert
– Hyperkortisolismus
– Regression der Hypothalamus-Hypophysen-Gonoden-Achse
• Verminderung des Energieverbrauchs
• Hypophosphatämie
• Hypozinkämie
Tabelle 4
Empirische Evidenz für Therapie von Essstörungen: Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien (mod. nach [3])
Anorexia nervosa
Bulimia nervosa
„Binge-eating-Störung“
Wirkung Wissenschaftliche
Belege
Wirkung Wissenschaftliche
Belege
Wirkung Wissenschaftliche
Belege
Psychotherapie
• Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
• Kognitive analytischeTherapie (CAT)
• Interpersonale Therapie (IPT)
• Exposition mit Reaktionsverhinderung
• Dialektische Verhaltenstherapie (DBT)
• Psychoedukative Selbsthilfe
• Psychodynamische Psychotherapie
• Ernährungsberatung
• Familientherapie bei Jugendlichen
+
+
−
−
−
−
+
−
++
Mäßig
Mäßig
Keine
Keine
Keine
Keine
Mäßig
Mäßig
Mäßig
+++
−
++
++
++
+
+
+
−
Stark
Keine
Mäßig
Mäßig
Mäßig
Mäßig
Mäßig
Mäßig
Keine
+++
−
+++
−
++
++
−
−
−
Deutlich
Keine
Mäßig
Keine
Mäßig
Mäßig
Keine
Keine
Keine
Medikation
• Antidepressiva (akut)
• Antidepressiva (Rückfallprophylaxe)
• Appetitreduzierende Medikation
O
(+)
Entfällt
Mäßig
Mäßig
Entfällt
++
+
O
Deutlich
Mäßig
Mäßig
++
−
++
Mäßig
Keine
Mäßig
Wirkungsgrad: − = nicht untersucht; O = untersucht, keine Wirkung; + = leichte positive Wirkung, ++ = deutliche positive Wirkung.
Belege durch empirische Studien: keine = keine Studien; mäßig = ein bis neuer kontrollierte Studien mäßiger oder guter Qualität;
deutlich/stark: mindestens 10 kontrollierte Studien, davon 5 sehr fundiert.
Der Nervenarzt 9 · 2005
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gensubstitution scheinen hier wenig zu bringen. Inwieweit eine Kombinationsbehandlung
von menschlichem „Insulin-like Growth Factor I“ mit oralem Kontrazeptiva langfristig Schäden abwenden kann, bedarf weiterer Replikationsstudien [8].
Evidenzbasierte Therapie
. Tabelle 4 zeigt die integrierten Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien zur Be-
handlung von Essstörungen.
Anorexia nervosa. Erstaunlicherweise gibt es wenig kontrollierte Psychotherapiestudien
zu Anorexia nervosa. Spezielle Psychotherapien (CBT, IPT, psychodynamische PT) sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich entweder nur mäßig oder gar nicht belegt. Bei
adoleszenten Magersüchtigen wurde eine Wirksamkeit für verschiedene Formen von Familientherapie aufgezeigt. Derzeit laufen einige kontrollierte Studien zur Psychotherapie von
Magersucht, deren Ergebnisse abzuwarten sind. Für die Akutbehandlung von Anorexia nervosa konnte bis dato für kein einziges Medikament eine überzeugende Wirkung aufgezeigt
werden. Eine einzige Studie [9] legt nahe, dass Fluoxetin in der Rückfallprophylaxe bei Anorexia nervosa wirksam sein könnte. Es bedarf jedoch weiterer Studien, die dies replizieren.
7 Kognitive Verhaltenstherapie
7 Interpersonale Therapie
7 „Exposition with response
prevention“
7 „Dialectic behavior therapy“
Für Fluoxetin besteht in der BRD eine
Zulassung zur Behandlung von BN
Bei BES konnte eine Wirksamkeit für
CBZ und IPT sowie für einige Antidepressiva und Sibutramin aufgezeigt werden
Bulimia nervosa. Zu Bulimia nervosa gibt es ca. 60 randomisierte kontrollierte Therapieevaluationsstudien. Die am besten untersuchte Therapie ist eine spezielle Form von 7kognitiver Verhaltenstherapie (cognitive behavior therapy, CBT), die auf die Veränderung
relevanter Essverhaltensweisen und dysfunktionaler Gedanken, die jedes Essverhalten aufrecht erhalten, fokussiert. In wissenschaftlichen Studien wurde ambulante kognitive Verhaltenstherapie im Einzel mit 20 Sitzungen über 5 Monate besonders häufig untersucht.
Dies erwies sich für die für Studien ausgewählten Patienten als effektiv. CBT war schneller
und langfristiger wirksam als die ebenfalls wirksame 7interpersonale Therapie (IPT). Exposition mit Reizverhinderung 7(„exposition with response prevention“, ERP) bringt
als zusätzliche Therapie zu kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) keinen zusätzlichen Effekt, ist für sich alleine genommen allerdings wirkungsvoll. Die aus der Borderline-Therapie entwickelte dialektische Verhaltenstherapie 7(„dialectic behavior therapy“, DBT) bei
Bulimia nervosa zeigte sich in wissenschaftlichen Studien auch als wirksam. Auch abgespeckte Formen von kognitiver Verhaltenstherapie (z. B. „guided self-help“) waren bei mäßig kranken Patientinnen mit Bulimia nervosa wirkungsvoll. Zusätzliche Verabreichung
antidepressiver Medikation zu kognitiver Verhaltenstherapie hat nur mäßige oder keine
darüber hinaus gehende Effekte. Ein konsistenter Prädiktor für einen ungünstigen Langzeitverlauf war das Vorliegen psychiatrischer Komorbidität bei Behandlungsbeginn [6].
Anders als bei Magersucht konnte für mehrere antidepressive Medikamente für die
Akutbehandlung eine statistisch signifikante (klinisch aber nicht immer substanzielle)
Wirkung aufgezeigt werden. Eine Zulassung dafür besteht in Deutschland nur für Fluoxetin (nur in Verbindung mit psychotherapeutischen Maßnahmen). In einigen Studien
konnte für Fluoxetin und Fluvoxamin auch ein rückfallprophylaktischer Effekt bei Bulimia nervosa aufgezeigt werden.
„Binge-eating-Störung“. Die Befundlage hier ist ähnlich wie bei Bulimia nervosa, wenngleich nicht ganz so viele randomisierte kontrollierte Psychotherapiestudien vorliegen.
Aufgezeigt werden konnte die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und
interpersonaler Therapie (IPT). Auch einige Antidepressiva und Sibutramin zeigen in der
Akutbehandlung eine Wirkung. Studien zur Rückfallprophylaxe liegen derzeit noch nicht
vor. Einige Medikamente (z. B. Topiramat) scheinen bei übergewichtigen Patienten und
Patientinnen mit „Binge-eating-Störung“ eine gewichtsreduzierende Wirkung zu haben.
Nicht näher bezeichnete Essstörungen und atypische Essstörungen. Außer für die „Binge-eating-Störung“ gibt es weder für Psychotherapie noch für medikamentöse Therapie
randomisierte kontrollierte Studien, so dass derzeit hierzu keine evidenzbasierten Aussagen gemacht werden können.
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Der Nervenarzt 9 · 2005
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Tabelle 5
Störungsverlauf und mögliche Intervention
Störungsbereiche
Therapeutische Interventionen
1. Dysfunktionale, irrationale Gedanken,
Überzeugungen und Werthaltungen
Kognitive Verhaltenstherapie
• Funktionale Analyse von Auslösereizen, Verhalten und Konsequenzen
• Identifikation dysfunktionaler Gedanken und Überzeugungen
• Infragestellung dysfunktionaler Gedanken und Überzeugungen („Sokratischer Dialog“)
• Aufbau rationaler, angemessener Gedanken und Überzeugungen
2. Gestörtes Essverhalten
Beratung hinsichtlich wirklich gesunder Ernährung und Verhaltenstherapie bzgl. Essverhalten
• Verhaltensanalyse
• Expositionsbehandlung bezüglich Essen: Tagesstrukturierung mit 3 festen Mahlzeiten und
Zwischenmahlzeiten; Verbreiterung des Nahrungsspektrums (keine „verbotenen“ Nahrungsmittel)
• Kein Essen außerhalb fester Mahlzeiten oder Zwischenmahlzeiten
• Bei häufigem Erbrechen Elektrolytsubstitution, besonders Kalium
3. Störungen der interozeptiven,
propriozeptiven und emotionalen
Wahrnehmung
Wahrnehmungstraining
• Körperorientierte Übungen
• Schulung der proprio- und interozeptiven Wahrnehmung
• Schulung der emotionalen Wahrnehmung
4. Störungen im Ausdruck von Gefühlen
Training des emotionalen Ausdrucks
• Katharsisübungen
• Aufbau sozialer Kompetenz im Rollenspiel
• Übungen zum angemessenen Ausdruck von Gefühlen
Abbau von Druck und Stress durch kompetente Bewältigung
5. Chronische Belastungen
Belastende Lebensereignisse bei unzu- • Fokussieren auf interpersonale Beziehungen, z. B. durch interpersonale Therapie (IPT)
• Entscheidungsfindung, Klärung von Ambivalenzen
reichender Bewältigungskompetenz
• Einbeziehen des sozialen Umfeldes (Eltern, Partner etc.)
6. Unter- oder Übergewicht
Gewichtskontrolle und -management
• Essen, wenn hungrig, nicht wenn unter Druck (vermindert Risiko für Heißhungerattacken)
• Bei Untergewicht: schrittweiser Aufbau des Körpergewichts, z. B. durch kontingentes verhaltenstherapeutisches Gewichtsprogramm, Zwischenmahlzeiten, höher kalorische Nahrung,
ggf. Sondenernährung
7. Passivität und Mangel an
Verantwortungsübernahme
Bearbeitung vorhandener Ängste, z. B. vor Zurückweisung
• Tagesstrukturierung und Aktivierung
• Heranführung an Verantwortungsübernahme
8. Biologisch (genetisch) bedingte
Vulnerabilität
Bei Bulimia nervosa und „Binge-eating-Störung“ Gabe von antidepressiver Medikation speziell
Serotoninwiederaufnahmehemmer (Fluoxetin); ggf. Fluoxetin zur Rückfallprophylaxe nach Ende
einer Psychotherapie
9. Ängste vor Rückfall
„Maintenance-Programm“
• Problemsituationen antizipieren und klären
• Schrittweises Heranführen an Alltag
• Weiterführende Therapie einleiten
Therapeutische Praxis
Randomisierte kontrollierte Therapieevaluationsstudien sind äußerst wichtig, bringen jedoch Einschränkungen mit sich, die durch die Methodik vorgegeben sind. Die Praxis ist
komplexer, die Verschiedenartigkeit der Patienten und ihrer Probleme größer und die Bedürfnisse der Patientinnen unterschiedlicher, als dass sie alle in das Prokrustesbett einer
wissenschaftlichen Studie passen. Bei etwa der Hälfte der behandelten Essgestörten liegt
weder AN noch BN vor; somit gibt es für sie keinerlei wissenschaftliche Grundlagen für
die durchzuführende Therapie. Während Metaanalysen nur randomisierte kontrollierte
Studien berücksichtigen, versuchen Leitlinien den praktisch Tätigen auch ein fundiertes
Meinungsbild dazu zu liefern, wo wenig oder keine wissenschaftliche Evidenz vorliegt [1,
7, 10], und sowohl wissenschaftliche Ergebnisse kontrollierter Studien als auch ExpertenDer Nervenarzt 9 · 2005
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Kognitive Verhaltenstherapie geht auf
dysfunktionale, irrationale Gedanken,
Überzeugungen und Werthaltungen
sowie auf gestörtes Essverhalten ein
7 Aufbau des Körpergewichts
7 Tagesstrukturierung
Zwangsweise Unterbringung kann den
letzten Rest eigener Änderungsmotivation nehmen
meinungen zu berücksichtigen. Die deutschen Leitlinien für anorektische und bulimische
Essstörungen werden derzeit von einer Expertenkommission überarbeitet.
. Tabelle 5 gibt eine Übersicht über Störungsbereiche und mögliche Interventionen
bei Essstörungen. Eingangs wurde von Gemeinsamkeiten der verschiedenen anorektischen und bulimischen Essstörungen berichtet. Bücher, Medien, Selbsthilfeorganisationen aber auch wir Ärzte können dazu beitragen, Betroffenen und Angehörigen relevante
Informationen über das Wesen von Essstörungen und Behandlungsmöglichkeiten zukommen zu lassen. Die in . Tabelle 5 aufgeführten Störungsbereiche liegen in unterschiedlichem Ausprägungsgrad bei so gut wie allen anorektischen oder bulimischen Essgestörten
vor. Kognitive Verhaltenstherapie geht insbesondere auf die Bereiche 1 (dysfunktionale,
irrationale Gedanken, Überzeugungen und Werthaltungen) sowie 2 (gestörtes Essverhalten) ein. Durch das ganz einseitig auf Figur, Nahrungsreduktion und Schlankheit fokussierte Denken und durch Heißhungerattacken haben essgestörte Patienten verlernt, ihre
interozeptiven, propriozeptiven Signale und Emotionen wahrzunehmen. Wer Körpersensationen (nicht nur Hunger und Sättigung) und Gefühle nicht wahrnimmt, kann seinen
Gefühlen auch keinen Ausdruck verleihen. So hat die Betroffene verlernt, sich gegen Zurücksetzungen, Missverständnisse, Verletzungen („Kränkungen“) wehren zu können. Bei
Untergewicht (AN) soll ein schrittweiser7 Aufbau des Körpergewichts (ca. 150 g Zunahme pro Tag) erfolgen, z. B. durch ein kontingentes verhaltenstherapeutisches Gewichtsprogramm. Wesentlich ist es hier, wirklich konsequent zu sein, gelegentlich das Programm
aber an neue Gegebenheiten zu adjustieren. Allein eine 7Tagesstrukturierung mit drei
festen Mahlzeiten und ggf. Zwischenmahlzeiten sowie bei Magersüchtigen eine Gewichtszunahme wird für sich schon erhebliche Veränderungen mit sich bringen.
In wenigen Fällen von Magersucht wird man eine zwangsweise Unterbringung oder
Einrichtung einer Betreuung in Erwägung ziehen müssen. Dies sollte jedoch sehr sorgfältig abgewogen werden, da es den letzten Rest eigener Änderungsmotivation nehmen
kann. In lebensbedrohlichen Situationen wird man nicht zögern, eine Unterbringung in
einer geeigneten Klinik zu veranlassen. Parallel dazu sollte jedoch Motivationsarbeit geleistet werden, weiterführende Therapie anzunehmen.
Korrespondierender Autor
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. M. M. Fichter
Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Am Roseneck 6, 83209 Prien am Chiemsee
E-Mail: [email protected]
Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma,
deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.
Literatur
1. American Psychiatric Association (2000) Practise
guidelines for the treatment of patients with eating disorders (Revision). Am J Psychiatry 157 [Suppl 1]:1–39
2. Bergen AW, Yeager M, Welch R et al. (2003) Candidate genes for anorexia nervosa in the 1p33-36 linkage region: serotonin 1D and delta opioid receptor loci exhibit significant association to anorexia
nervosa. Mol Psychiatry 8:397–406
3. Fairburn CG, Harrison PJ (2003) Eating disorders.
Lancet 361:407–416
4. Fichter MM (2005) Wesentliches zur Erkrankung
und Diagnostik von Essstörungen. In: Möller HJ
(Hrsg) Therapie psychiatrischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart (im Druck)
5. Fichter MM, Quadflieg N (1999) Strukturiertes Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen (SIAB). Hogrefe, Göttingen
6. Fichter MM, Quadflieg N (2004) Twelve-year course and outcome of bulimia nervosa. Psychol Med
34:1395–1406
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Der Nervenarzt 9 · 2005
7. Fichter MM, Schweiger U, Krieg C et al. (2000) Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie der
Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Behandlungsleitlinie
Essstörungen, Bd 4. Steinkopff, Darmstadt
8. Grinspoon S, Thomas L, Miller K et al. (2002) Effects
of recombinant human IGF-I and oral contraceptive administration on bone density in anorexia nervosa. J Clin Endocrinol Metab 87:2883–2891
9. Kaye WH, Nagata T, Welzin TE et al. (2001) Doubleblind placebo-controlled administration of fluoxetine in restricting- and restricting-purging-type anorexia nervosa. Biol Psychiatry 49:644–652
10. National Institute for Clinical Excellence (2004) Eating disorders core interventions in the treatment
of anorexia nervosa, bulimia nervosa, and related
eating disorders. The British Psychological Society
and Gaskell, Leicester
Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung
Bitte beachten Sie:
Antwortmöglichkeit nur online unter: cme.springer.de
Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online
individuell zusammengestellt.
Es ist immer nur eine Antwort möglich.
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Die Punkt-(Querschnitt)prävalenz
von Bulimia nervosa bei Frauen
(15–35 Jahre) beträgt:
0,1%.
0,6%.
1–3%.
10–19%.
20–29%.
Wie häufig kommen bei anorektischen und bulimischen
Essstörungen im Laufe des Lebens
depressive Symptome vor?
20–39%.
40–59%.
60–79%.
80–90%.
94–98%.
Welches ist kein Folgesymptom der
Bulimia nervosa?
Zahnschäden.
Sialadenose.
Irreversible Hirnatrophie.
Elektrolytstörungen.
Osteoporose.
Wie wirksam sind Antidepressiva bei
der Akutbehandlung von Anorexia
nervosa?
Wirksamer als Familientherapie.
Als einziges Therapieverfahren
ausreichend wirksam.
Wirksamer als kognitive Verhaltenstherapie.
Bis dato Wirksamkeit nicht eindeutig
nachgewiesen.
Nur in Verbindung mit atypischen
Neuroleptika wirksam.
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Fragen zur Zertifizierung
Wie wirksam sind Antidepressiva zur
Akutbehandlung bei Bulimia
nervosa?
Ja, auch ohne stützende
Psychotherapie.
Nein, nicht zugelassen, da unwirksam.
Ja, aber in der BRD nur Fluoxetin offiziell
in dieser Indikation zugelassen und nur
in Verbindung mit stützender
Psychotherapie.
Nur in Verbindung mit atypischen
Neuroleptika wirksam.
Alle Antidepressiva sind dafür
zugelassen.
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Für welches der folgenden Therapieverfahren gibt es keine empirischen
Belege für die „Binge-eatingStörung“?
Topiramat.
Verschiedene Antidepressiva.
Sibutramin.
Akupunktur.
Kognitive Verhaltenstherapie.
o
o
Entscheidend für die Diagnosestellung von Anorexia nervosa ist:
Allein das Untergewicht.
Laborbefunde.
CT-Befund von Hirnatrophie.
Körperliche Schwäche.
Psychiatrische Exploration zur
intentionalen Herbeiführung des
Untergewichts.
Welches Peptid vermindert den
Appetit?
Serotonin.
Leptin.
Peptid Yy.
Neuropeptid Y.
β-Endorphin.
Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate
auf cme.springer.de verfügbar.
Den genauen Einsendeschluss erfahren
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Wie ausgeprägt muss das Untergewicht für die Diagnosestellung
der Anorexia nervosa mindestens
sein?
Body-Mass-Index von ≤14,5.
Body-Mass-Index von ≤17,5.
Body-Mass-Index von ≤20,5.
Body-Mass-Index von ≤25,5.
Body-Mass-Index von ≤30,5.
Bei Anorexia nervosa liegt ein
Starvationszustand vor. Was ist
weder für Anorexia nervosa noch für
Starvation typisch?
Pseudoatrophie des Gehirns.
Osteoporose.
Erhöhte Leberenzyme.
Hyperkortisolismus.
Erhöhung des Sympathikotonus.
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