Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Nervenarzt 2005 · 76:1141–1153 DOI 10.1007/s00115-005-1976-8 Online publiziert: 30. August 2005 © Springer Medizin Verlag 2005 Die Beiträge der Rubrik „Weiterbildung • Zertifizierte Fortbildung“ sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissensstand der Facharztprüfung für den Arzt in Weiterbildung entsprechen. Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema. M. M. Fichter Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München (LMU), München Anorektische und bulimische Essstörungen Zusammenfassung Zertifizierte Fortbildung online bei Springer! Mit dem in 2004 in Kraft getretenen GKVModernisierungsgesetz sind Vertragsärzte wie auch im Krankenhaus tätige Ärzte verpflichtet, sich regelmäßig fachlich fortzubilden. Der Gesetzgeber fordert, dass der Vertragsarzt innerhalb von fünf Jahren 250 Fortbildungspunkte erwirbt und der Nachweis erstmalig bis zum 30. Juni 2009 zu erbringen ist. Das CME-Angebot mit der gedruckten Zeitschrift und dem Online-Dienst cme.springer.de bietet die Möglichkeit, die Fragen am Ende dieses Beitrags online zu beantworten und somit wichtige Zertifizierungspunkte zu sammeln. Die Teilnahme an diesem Angebot ist Bestandteil Ihres Individualabonnements. Für diese Fortbildungseinheit erhalten Sie drei Fortbildungspunkte, wenn Sie 70% der Fragen richtig beantwortet haben. Reichen Sie Ihre Teilnahmebestätigung zur Erlangung des Fortbildungszertifikats bei Ihrer zuständigen Ärztekammer ein. Diese Initiative ist zertifiziert von der Landesärztekammer Hessen und der Nordrheinischen Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung und damit auch für andere Ärztekammern anerkennungsfähig. Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung: Springer Medizin Verlag GmbH Fachzeitschriften Medizin/Psychologie CME-Helpdesk, Tiergartenstraße 17 69121 Heidelberg E-Mail: [email protected] cme.springer.de Anorektische und bulimische Essstörungen sind bei Jugendlichen und jungen Frauen in entwickelten Industrieländern inzwischen weit verbreitet. Diese Essstörungen finden Beachtung in den Medien und Interesse bei Laien, sind für den Wissenschaftler nicht einfach zu fassen und stellen eine Herausforderung für die Behandlung dar. Generelle Risikofaktoren für die Entstehung von anorektischen und bulimischen Essstörungen sind (1) weibliches Geschlecht, (2) Adoleszenz und (3) das Leben in einer Industrienation. Spezielle Risikofaktoren sind Häufung von (1) Adipositas oder psychischen Erkrankungen (Essstörung, Depression, Substanzmissbrauch in der Familie), (2) prämorbide Charakteristika (frühe Menarche, kindliches Übergewicht, Angststörung, niedriges Selbstvertrauen, Perfektionismus) sowie (3) prämorbide Belastungen. Sowohl biologische und soziokulturelle Faktoren als auch persönliche Belastungen spielen für die Ätiologie eine Rolle. Es gibt viele Einzelbefunde zu möglichen Ursachen, doch wenig Konklusives. Betroffene fühlen sich weniger krank als sie sind und suchen eine Therapie gar nicht oder oft nur widerstrebend auf. Entsprechend schwierig ist oft die Therapie. Dennoch gab es in den letzten Jahren Fortschritte, die uns helfen, diese Krankheitsbilder besser zu verstehen und zu behandeln. Schlüsselwörter Essstörungen · Anorexia nervosa · Bulimia nervosa · Binge-eating-Störung Anorexic and bulimic eating disorders Summary Anorexic and bulimic eating disorders today are rather frequent in adolescent girls and young women of developed industrial countries. News media frequently report such patients, and lay people are interested. For scientists, it is not easy to explain the etiology and pathophysiology of these eating disorders. Clinically, treatment is a challenge. General risk factors for the development of anorexic and bulimic eating disorders are (1) female gender, (2) adolescence, and (3) living in an industrial country. Special risk factors are (1) obesity or mental disorders (eating, depression, substance use), (2) premorbid characteristics (early menarche, childhood obesity, anxiety disorder, low self-esteem, and perfectionism), and (3) premorbid stresses. Biological and sociocultural factors and personally threatening experiences all play a role in the etiology. Especially in early phases of the illness, affected patients do not appear to suffer, are reluctant to admit symptoms, and may avoid necessary treatment. Progress has recently been made in the understanding and treatment of anorexic and bulimic eating disorders. Keywords Eating disorders · Anorexia nervosa · Bulimia nervosa · Binge-eating disorder Der Nervenarzt 9 · 2005 | 1141 A norektische und bulimische Essstörungen sind inzwischen bei adoleszenten Mädchen und jungen Frauen weit verbreitet. Zur Diagnostik sind im Regelfall keine aufwendigen technischen Untersuchungen, sondern eine gezielte psychiatrische Exploration erforderlich. Bei Anorexia nervosa ist es dabei wichtig, die Intension, übermäßig schlank sein zu wollen, herauszuexplorieren. Die beiden wesentlichen (majoren) Essstörungen sind Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. Darüber hinaus finden sich zahlreiche wissenschaftliche Studien zu einer Essstörung, die als „Binge-eating-Störung“ bezeichnet wird. Fast die Hälfte behandelter PatientInnen haben weder eine Anorexia nervosa noch eine Bulimia nervosa, sondern eine nicht näher bezeichnete Essstörung. Ätiologisch sind sowohl biologische Faktoren, soziokulturelle Faktoren und persönliche Belastungen zu berücksichtigen. Besonders das Untergewicht und seine Folgen bei Magersucht und häufiges Erbrechen bei bulimischen Essstörungen können auch schwerwiegende medizinische Folgen nach sich ziehen. Zur Therapie von Magersucht gibt es relativ wenig evidenzbasierte Studien. Gut untersucht ist die Therapie bei Bulimia nervosa; insbesondere für kognitive Verhaltenstherapie (CBT), aber auch für interpersonale Therapie (IPT), Exposition mit Reaktionsverhinderung und dialektische Verhaltenstherapie (DBT) konnte eine Wirksamkeit wissenschaftlich fundiert aufgezeigt werden. Für die „Binge-eating-Störung“ konnte relativ klar eine Wirksamkeit für CBT, IPT, DBT und angeleitete psychoedukative Selbsthilfe aufgezeigt werden. Bulimia nervosa und „Binge-eating-Störung“ sprechen mäßig, aber statistisch signifikant auf bestimmte Antidepressiva an. Diagnostik und Differenzialdiagnostik 7 Anorexia nervosa 7 Bulimia nervosa 7 „Binge-eating-Störung“ Patientinnen mit Anorexia oder Bulimia nervosa definieren ihren Selbstwert fast ausschließlich auf der Basis von Figur und Gewicht Die diagnostischen Kriterien nach ICD-10 für 7Anorexia nervosa, 7Bulimia nervosa, nicht näher bezeichnete Essstörungen und 7„Binge-eating“-Störung (letzteres nach DSM-IV) sind in . Tabelle 1 in gekürzter Form dargestellt. . Abbildung 1 stellt diese Essstörungen in Bezug zueinander und in Relation zu Unter-, Normal- und Übergewicht dar. Die Größe der Kreise entspricht in etwa der Häufigkeit der Diagnosen, die auch in Relation zu Adipositas anderer Genese dargestellt sind. Gemeinsam ist Anorexia nervosa und Bulimia nervosa eine (bisweilen extreme) Überbewertung von schlanker Figur und des eigenen Gewichts. Sie definieren Ihren Selbstwert in sehr hohem Maße oder ausschließlich auf der Basis von Figur und Gewicht und ihrer Fähigkeit, ihr Essverhalten unter Kontrolle zu halten. Sie wollen den westlichen Idealen für körperliche Schlankheit entsprechen und gehen oft weit darüber hinaus. Fairburn [3] sieht darin die „Kernpsychopathologie“ dieser Essstörungen. Es ist nicht eindeutig geklärt, inwieweit diese „Kernpsychopathologie“ auch bei der „Binge-eating-Störung“ besteht. Anders als Fairburn betonte Hilde Bruch dagegen 1973 als zentrale Merkmale zum Verständnis dieser Essstörungen 1. das Vorliegen von Körperschemastörungen, 2. Störungen der proprio- und interozeptiven sowie der emotionalen Wahrnehmung und 3. ein alles durchdringendes Gefühl eigener Unzulänglichkeit. Die Diagnosestellung erfolgt durch gezielte psychiatrische Exploration zur Intension gewichtsreduzierender Verhaltensweisen (Fasten, Diät, Erbrechen etc.) 1142 | Der Nervenarzt 9 · 2005 Bei Anorexia und Bulimia nervosa sind vorwiegend Frauen und seltener Männer betroffen. Im Text wird deshalb die weibliche Form gewählt, wenn vom Betroffenen die Rede ist. Essenziell für die Diagnosestellung ist eine gezielte psychiatrische Exploration. Dabei ist neben der Symptomatik auch der Kontext und die Motive des geänderten Essverhaltens zu eruieren. Das übermäßig auf Figur und Körpergewicht zentrierte Denken wird von der Betroffenen nicht als Problem gesehen. Sie versucht damit eine eigene Welt zu schaffen, in der die erreichte Zielsetzung hinsichtlich der eigenen Figur und des eigenen Gewichts das Selbstgefühl stärken und dem Leben ein Ziel geben sollen. Wichtig ist es, bei der Diagnosestellung zu explorieren, ob und inwieweit bei der Patientin die Intension vorliegt, dünn sein zu wollen, an Gewicht abnehmen zu wollen. Nicht wenige Betrof- Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Tabelle 1 Diagnostische Kriterien für anorektische und bulimische Essstörungen Anorexia nervosa (AN) (ICD-10 F50.0) 1. Body-Mass-Index (BMI) von 17,5 kg/m2 oder weniger bzw. Körpergewicht mind. 15% unter dem zu erwartenden Gewicht 2. Selbst herbeigeführter Gewichtsverlust durch Vermeiden höher kalorischer Nahrung sowie durch Erbrechen, Abführmittel, übertriebene körperliche Aktivität, Appetitzügler oder Diuretika 3. Tief verwurzelte Angst, zu dick zu werden (Körperschemastörung). Festlegen niedriger eigener Gewichtsschwellen 4. Endokrine Störungen verschiedenster Art des Starvationszustandes (Normalisierung mit Gewichtszunahme) 5. Verzögerung oder Hemmung der Entwicklungsschritte bei präpubertalem Erkrankungsbeginn Untertypen • F50.00: restriktive AN (ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme) • F50.01: AN vom „Binge-eating-“ und „Purging-Typ“ (mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (Erbrechen, Abführen etc.) in Verbindung mit Heißhungerattacken • F50.1: atypische Anorexia nervosa Bulimia nervosa (BN) (ICD-10 F50.1) 1. Übermäßige Beschäftigung mit Essen, Figur und Gewicht. Essattacken mit Verzehr großer Mengen von Nahrung in kurzer Zeit (≥2-mal/Woche) und Gefühl des Kontrollverlustes über das Essen 2. Selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Fasten, Einnahme von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika mit dem Ziel, einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken 3. Krankhafte Ängste davor, dick zu werden 4. Bei einem Teil der Patientinnen mit BN ging eine AN voran Untertypen • F50.3: atypische BN: ein (oder mehrere) Kernmerkmal(e) der BN F50.2 fehlt (fehlen) • F50.4: Essattacken bei sonstigen psychischen Strörungen • F50.5: Erbrechen bei sonstigen psychischen Störungen „Binge-eatingStörung“ (BES) (DSM-IV) Psychogenes Übergewicht Wiederholte Episoden von Heißhungerattacken mit Essen von großen Mengen in relativ kurzer Zeit und Gefühl des Kontrollverlustes über das Essen Essattacken gehen einher mit schnellerem Essen als üblich, Essen bis zu unangenehmen Völlegefühl, Essen größerer Nahrungsmengen ohne bestehendes Hungergefühl und/oder Einnahme des Essens allein und Bestehen von Scham, Ekel, Depression oder Schuldgefühl im Zusammenhang mit Essattacken „Marked distress“ bezüglich Essattacken, und die Störung erfolgt nicht ausschließlich im Verlauf einer AN oder BN. Die Häufigkeit von Heißhungerattacken wurde mit mindestens 2 Tagen/Woche über 6 Monate etwas niedriger gelegt als bei BN Nicht näher bezeichnete F50.9: nicht näher bezeichnete Essstörungen Essstörungen nach ICD-10 fene leugnen dies bei oberflächlicher Exploration, und es bedarf des Nachfragens oder gar der Probe aufs Exempel. Eine durch Depression abgemagerte Patientin wird kaum zögern, einen hochkalorischen Trunk zu sich zu nehmen, eine Magersüchtige wird versuchen, dies zu vermeiden. Laborbefunde und apparative Untersuchungen sind letztlich nur dann erforderlich, wenn die Symptomatik untypisch ist (z. B. Bewegungsarmut und Müdigkeit bei untergewichtigen Patienten). Bei Bulimia nervosa bestehen Heißhungerattacken im Sinne des Frustessens, bei dem große Mengen Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden und dies verbunden ist mit dem Gefühl, die Kontrolle über das Essen während der Essattacke zu verlieren. Unangemessene einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen, wie z. B. Erbrechen, sind sekundäre Symptome, die dazu dienen, eine Gewichtszunahme nach einer Heißhungerattacke entgegenzuwirken. Die „Binge-eating-Störung“ (BES) ist dem Wesen nach der Bulimia nervosa sehr ähnlich, nur dass die wesentlichen unangemessenen, einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahmen fehlen. . Tabelle 2 stellt die Häufigkeit einzelner Symptome für die relevanten Essstörungen dar, basierend auf Selbsteinschätzungen von mehr als 1000 stationär behandelten Betroffenen [4] mit einer Vorform des SIAB-S [5]. 7Körperschemastörungen, Figurzentriertheit, 7Gewichtsphobie, Nahrungsrestriktion, selektives Essen traten bei allen untersuchten Essstörungen (AN, BN, BES) sehr häufig auf. Auch psychopathologische Merkma- Bei der „Binge-eating-Störung“ fehlen die einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahmen 7 Körperschemastörungen 7 Gewichtsphobie Der Nervenarzt 9 · 2005 | 1143 Abb. 1 7 Anorektische und bulimische Essstörungen in Bezug zueinander und in Relation zu Unter-, Normal- und Übergewicht Abb. 2 7 Ätiologische und krankheitsperpetuierende Faktoren für bulimische Erkrankungen 7 Depressive Symptome 1144 | Der Nervenarzt 9 · 2005 le allgemeinerer Art, wie 7depressive Symptome, Angstsyndrome, Schlafstörungen, Zwangssymptome, sexuelle Ängste und Leistungsorientierung, waren allen diesen Essstörungen gemeinsam. Dies rückt die „Binge-eating“-Störung (BES) näher zur Bulimia nervosa. Übergänge von Anorexia nervosa zu Bulimia nervosa sind nicht selten (30–50); auch das Umgekehrte kommt (etwas weniger häufig) vor. Ebenso sind Übergänge von Bulimia nervosa zu der „Binge-eating-Störung“ nicht selten, manchmal im Sinne einer teilweisen Bewältigung der Bulimia nervosa. Extrem selten entwickelt ein Magersüchtiger eine „Binge-eating-Störung“ und vice versa. Die Auflistung der Essstörungen in . Tabelle 1 Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Tabelle 2 Symptomhäufigkeit bei über 1000 stationären behandelnden PatientInnen mit einer majoren Essstörung (nach Fichter [4, 5]) N Symptomhäufigkeit Essstörung • Körperschemastörung (lifetime) • Figurzentriertheit (lifetime) • Gewichtsphobie (lifetime) • Absichtliche Reduktion der Nahrungszufuhr (lifetime) • Selektives Essen • Essattacken >2-mal/Woche (lifetime) • Erbrechen (derzeit) • Widerkäuen (lifetime) • Laxanzienabusus (lifetime) • Kauen und Ausspucken (lifetime) • Exzessive körperliche Bewegung • Amenorrhö (lifetime) Allgemeine Psychopathologie • Depressive Symptome (lifetime) • Angstsyndrome (lifetime) • Schlafstörungen (lifetime) • Suizidgedanken (lifetime) • Suizidversuch (lifetime) • Anderes autoagressives Verhalten (lifetime) • Zwangssymptome (nicht essbezogen; lifetime) • Sexuelle Ängste (lifetime) • Medikamentenmissbrauch (lifetime) • Alkoholmissbrauch (lifetime) • Drogenmissbrauch (lifetime) • Leistungsorientierung (lifetime) Anorexia nervosa (restriktiver Typ) 138 [%] Anorexia nervosa („Binge-purge-Typ“) 304 [%] Bulimia nervosa 486 [%] „Binge-eatingStörung“ 173 [%] 70 91 100 88 85 26 0 4 12 31 83 100 81 92 100 86 85 83 74 21 51 61 78 100 82 98 97 86 86 100 85 23 49 62 71 48 90 90 87 69 71 100 0 9 23 24 50 30 94 80 51 17 4 7 56 96 16 7 2 89 98 86 52 32 21 20 63 89 22 19 6 90 98 88 48 43 25 24 67 83 27 25 10 90 98 85 40 26 21 15 56 77 28 18 5 90 entspricht vermutlich ihrer nosologischen Nähe, und Übergänge von einer zur anderen Essstörung sind dann häufiger, wenn sie im Sinne dieser Sequenz der Krankheiten in der Tabelle aneinandergrenzen. Epidemiologie Anorexia nervosa. Anorektische Essstörungen haben im Verlauf des 20. Jahrhunderts, insbesondere in den 60er und 70er Jahren in westlichen Industrieländern an Häufigkeit zugenommen. Die Punktprävalenz (Prävalenz im Zeitquerschnitt) beträgt für junge Mädchen und Frauen im Hauptrisikoalter von 15–35 Jahre etwa 0,6. Die Erkrankung beginnt meist in der Adoleszenz. Anorexia nervosa hat auch heute noch eine sehr hohe Mortalität; diese liegt erheblich höher als bei Schizophrenie oder Depression. Die häufigsten Todesursachen sind medizinische Komplikationen oder Suizid. Bulima nervosa. Die Punktprävalenz von Bulimia nervosa liegt für Frauen im Hauptrisikoalter zwischen 15 und 35 Jahren, in westlichen Industrieländern bei 1–3. Nach den Ergebnissen von Langzeitverlaufsuntersuchungen hat Bulimia nervosa im Vergleich zu Anorexia nervosa einen etwas günstigeren Verlauf. Krankheitsbeginn bei Bulimia nervosa ist durchschnittlich etwas später als bei Anorexia nervosa, bei ca. einem Viertel der Fälle mit Bulimia nervosa bestand vorher eine Anorexia nervosa. Bei den meisten Betroffenen mit Bulimia nervosa gingen Versuche, an Gewicht abzunehmen, um mehr den Schön- Die Punktprävalenz von AN beträgt für Mädchen und Frauen im Hauptrisikoalter von 15–35 Jahre 0,6% Die Punktprävalenz von BN liegt für Frauen in westlichen Industrieländern bei 1–3% Der Nervenarzt 9 · 2005 | 1145 heitsidealen für Frauen der westlichen Welt zu entsprechen, der Erkrankung voraus. In der Folge traten Heißhungerattacken auf, deren Folgen (Gewichtszunahme) durch unangemessene einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahme (z. B. Erbrechen) absichtlich verhindert wurden. BES betrifft Frauen nur etwas häufiger als Männer (Punktprävalenz 1–3%) Bei „nicht näher bezeichneten Essstörungen“ werden die Kriterien für eine majore Essstörung nicht oder nicht alle erfüllt „Binge-eating-Störung“. Diese ist bei Frauen im Risikoalter zwischen 15 und 35 Jahren in westlichen Industrieländern etwa gleich verbreitet wie Bulimia nervosa (Punktprävalenz ca. 1–3). Die BES betrifft Frauen nur etwas häufiger als Männer – abweichend von Anorexia und Bulimia nervosa. Fairburn schließt aus den Ergebnissen einer Feldstudie, dass bei der „Binge-eating-Störung“ nicht selten spontan Remissionen stattfinden [3]. Eigene Untersuchungen an stationären Patienten mit „Binge-eating-Störung“ zeigen allerdings einen mindestens so schweren Verlauf wie bei Bulimia nervosa. Nicht näher bezeichnete Essstörungen. Bei etwa der Hälfte der behandelten Betroffenen mit einer Essstörung handelt es sich um eine „nicht näher bezeichnete Essstörung“, also eine Essstörung, bei der weder die Kriterien für Anorexia nervosa noch Bulimia nervosa erfüllt sind. Bei einem Teil dieser „nicht näher bezeichneten Essstörungen“ handelt es sich um Fälle, bei denen die meisten, aber nicht alle Kriterien für eine majore Essstörung (AN oder BN) erfüllt sind. Auch die „Binge-eating-Störung“ stellt derzeit noch eine „nicht näher bezeichnete Essstörung“ dar, die nur in den amerikanischen Diagnosekriterien für Psychiatrie, nicht aber in der ICD-10 spezifiziert ist. Die meisten nicht näher bezeichneten Essstörungen treten ebenso wie bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa überwiegend bei adoleszenten oder jungen Frauen auf. Viele zeigen eine erhebliche Überwertung von Figur und Gewicht; andere versuchen hauptsächlich eine strenge Kontrolle über ihr Essverhalten auszuüben, um damit ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Ätiologie und Pathogenese . Abbildung 2 gibt eine Darstellung ätiologischer und krankheitsperpetuierender Faktoren für bulimische Erkrankungen. Generell gilt, dass sowohl biologische (z. B. genetisch bedingte Vulnerabilität) als auch soziale Faktoren (z. B. Schlankheitsideal) ebenso wie persönliche akute und chronische Belastungen (z. B. sexueller Missbrauch) zur Krankheitsentstehung beitragen. Bei AN liegt ein Starvationssyndrom vor, das eine Sparschaltung des Organismus mit sich bringt 7 Hormonelle Veränderungen Der laterale („Esszentrum“) und der mediale Hypothalamus („Sättigungszentrum“) spielen bei der Regulation der Nahrungszufuhr eine wichtige Rolle Vermehrtes Essen ist eine Reaktionsart auf Stress 1146 | Der Nervenarzt 9 · 2005 Biologische Faktoren. Bei Anorexia nervosa kommt es durch die verminderte Nahungszufuhr zu einem Starvationssyndrom, das eine Sparschaltung des Organismus nach sich zieht. Ein Ausdruck dieser Sparschaltung ist z. B. die Verringerung des Sympathikotonus (Bradykardie, Hypotension, Dysregulation der Körpertemperatur). Die bei Magersucht und zum Teil auch bei Bulimia nervosa beschriebenen 7hormonellen Veränderungen, wie z. B. eine Erhöhung der Kortisolausschüttung und eine Verringerung der Ausschüttung von Sexualhormonen sind auf die Sparschaltung des Körpers durch die reduzierte Nahungszufuhr zurückzuführen. Sie sind somit nicht spezifisch für die Essstörung, sondern für den Starvationszustand. Auch bei einem Teil der Betroffenen mit Bulimia nervosa finden sich eine Verringerung des Sympathikotonus und entsprechende endokrine Veränderungen, die durch zeitweises Fasten, Diäten oder selektives Essen bedingt sind. Der laterale Hypothalamus („Esszentrum“) und der mediale Hypothalamus („Sättigungszentrum“) spielen bei der Regulation der Nahrungszufuhr eine wichtige Rolle. Bestimmte Peptide und Neurotransmitter bewirken eine Verminderung der Nahrungszufuhr: Corticotropin-releasing-Hormon, Cholecystokinin (CCK), Glukagon, Bombesin, Gastrin-releasing-Peptid, Somatostatin, Leptin sowie das Monoamin Serotonin. Eine Erhöhung der Nahrungszufuhr bewirken u. a. das Peptid YY, Neuropeptid Y, Galanin, Dynorphin, β-Endorphin, Growth-hormone-releasing-Hormon und das Monoamin Noradrenalin. In experimentellen Studien konnte aufgezeigt werden, dass Stress verschiedenartige Verhaltensweisen nach sich zieht; eine der Reaktionsarten bei Tier und Mensch ist vermehrtes Essen (Frustessen). Nach der kybernetischen Sollwert-Theorie der Regulation des Körpergewichts, die aus der tierexperimentellen Forschung stammt, besteht in dem biologischen Regelkreis für das Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Körpergewicht ein Sollwert 7(„set point theory“). In Anbetracht der zahlreichen möglichen Störeinflüsse reguliert der Körper sein eigenes Gewicht auch langfristig auf sehr wirkungsvolle Weise. Bei Magersucht und Bulimia nervosa und verwandten Essstörungen wird durch eine zumindest temporär verminderte Nahrungszufuhr durch Fasten, Diäten oder Erbrechen einerseits oder durch Essattacken andererseits eine Störung dieses Systems herbeigeführt. Magersüchtige weichen absichtlich von diesem Sollwert nach unten ab. Bei Anorexia und Bulimia nervosa finden sich Veränderungen des Serotoninstoffwechsels. Es ist unklar, inwieweit diese Folge der zeitweise reduzierten Nahrungszufuhr (Starvation) oder ein Spezifikum dieser Essstörungen darstellen. In einigen wenigen Studien wurden Dysfunktionen im Serotoninstoffwechsel auch bei genesenen ehemaligen essgestörten Patienten beschrieben. Es wurde spekuliert, dass eine primäre 7Monoaminabnormalität, die zur Entwicklung einer Essstörung prädestiniert, bestehe und dass bestimmte Charakteristika, wie Perfektionismus, damit assoziiert sei. Allerdings sind Medikamente, welche die Wiederaufnahme von Serotonin in die ausschüttende Zelle hemmen, für die Akutbehandlung bei Bulimia nervosa begrenzt und bei Anorexia nervosa so gut wie gar nicht wirksam. Genetische Befunde: Zwillingsstudien bezüglich der Konkordanz für Essstörungen belegen eine hohe Konkordanzrate für monozygote Zwillinge im Vergleich zu dizygoten Zwillingen. Zwillingsstudien wurden auch in Bevölkerungsstichproben durchgeführt (bevölkerungsbezogene Zwillingsregister); auch diese zeigen für Anorexia nervosa und in leicht geringerer Ausprägung für Bulimia nervosa eine hohe Heritabilität. Aufgrund oft unzureichender statistischer Power der Studien weisen diese aber erhebliche Unterschiede in den Ergebnissen auf. Essstörungen treten gehäuft in Familien auf. Die Prävalenz von Substanzmissbrauch ist bei Angehörigen von bulimischen Patientinnen erhöht, doch scheint keine CrossTransmission vorzuliegen. Es besteht auch bei Angehörigen von Patientinnen mit Anorexia oder Bulimia nervosa eine erhöhte Prävalenz von Depression, doch ist das Muster der familialen Transmission unklar. Es scheint eine 7familiale Koaggregation von Anorexia nervosa sowie zwanghaften und perfektionistischen Persönlichkeitszügen zu bestehen. Molekulargenetische Befunde, besonders zu Anorexia nervosa, liegen zwar vor, sind in ihren Ergebnissen aber derzeit noch unklar und uneinheitlich. Wegen der Bedeutung des Serotonins sowohl für die Regulation von Nahrungszufuhr als auch der Stimmung wurden genetische Assoziationsstudien besonders zu Polymorphismen von Genen, die für den Serotoninstoffwechsel relevant sind, durchgeführt (5-HT2AR-Gen). Positive Befunde dazu konnten aber in andern Studien nicht befriedigend repliziert werden. Untersuchungen der Price-Foundation-Studien [2] konnten für restriktive (asketische) Magersucht relevante Genorte auf Chromosom 1, 2 und 13 aufzeigen, für die jedoch eine Replikation noch ansteht. Soziokulturelle Faktoren: Nahrungsüberfluss in der entsprechenden Kultur dürfte eine conditio sine qua non für das Auftreten anorektischer und bulimischer Essstörungen darstellen. In Entwicklungsländern der Dritten Welt sind diese Essstörungen sehr selten, wenn sie dennoch auftreten, dann in begüterten Familien. Verbreitet sind sie in industrialisierten Ländern mit entsprechendem Überfluss an Nahrung; hier besteht angesichts einer zunehmenden Verbreitung von Adipositas ein Ideal körperlicher Schlankheit. In diesen Industrieländern ist es erstrebenswert, schlank zu sein, und dies wird oft gleichgesetzt mit Erfolg und Schönheit. Besonders junge Frauen mit mangelndem Selbstvertrauen unterliegen diesem Druck und machen Diäten. Manche von ihnen geraten auf diesem Weg in eine Essstörung. Darüber hinaus gibt es ein Fitnessideal, das beide Geschlechter in Industrieländern betrifft. Wenn Männer von Anorexia oder Bulimia nervosa betroffen sind, geht die Essstörung meist einher mit exzessiver körperlicher Betätigung. Ansonsten ist das Erscheinungsbild der Essstörung bei Männern und Frauen nahezu identisch. Akute und chronische Belastungen: In der Adoleszenz stellen sich für das Individuum neue Anforderungen, wie z. B. Beziehungsfähigkeit und Vertrauen in Freunde und Partner, Leistungserwartungen in Ausbildung und Beruf und die Entwicklung der inneren Reife zur späteren Übernahme der Rolle als erwachsene Frau. Adoleszenz ist eine Zeit des 7 „Set point theory“ Bei Anorexia und Bulimia nervosa finden sich Veränderungen des Serotoninstoffwechsels 7 Monoaminabnormalität Zwillingsstudien belegen eine hohe Konkordanz für Essstörungen bei monozygoten i. V. zu dizygoten Zwillingen 7 Familiale Koaggregation Nahrungsüberfluss stellt eine conditio sine qua non für das Auftreten anorektischer und bulimischer Essstörungen dar Magersüchtige haben ausgeprägte Reifungsängste („maturity fears“) Der Nervenarzt 9 · 2005 | 1147 Durch die Krankheit wird vermieden, Verantwortung des Erwachsenenlebens zu übernehmen Sexueller Missbrauch ist nicht häufiger als bei anderen psychiatrischen Erkrankungen 7 Dichotomes Denken Überganges von der Kindheit zum Erwachsensein mit neuen Möglichkeiten, aber auch neuen Verantwortungen und Pflichten, an denen man scheitern kann. Nicht selten stellt Magersucht eine Regression in die Kindheit dar; durch die Krankheit kann vermieden werden, Verantwortung, Pflichten und Risiken des Erwachsenenlebens übernehmen zu müssen. Heißhungerattacken können Probleme und Konflikte (analog dem „Abtöten der Gefühle“ durch Alkohol) vorübergehend unterdrücken. Die Essgestörte kann sich in der Arena des Essens oder Nichtessens und der völligen gedanklichen Einengung auf übermäßige Schlankheit ihre Kontrolle über sich leichter beweisen als für die Komplexität des Lebens insgesamt. Ein frühes Auftreten der Menarche wurde für anorektische und bulimische Essstörungen als Risikofaktor beschrieben (vermutlich, weil es dadurch zu einer frühen Konfrontation mit dem Erwachsen werden kommt). Sexueller Missbrauch stellt eine schwere Belastung dar und kann zur Krankheitsentwicklung beitragen. Allerdings ist die Häufigkeit von sexuellem Missbrauch in der Anamnese von essgestörten Frauen etwa gleich hoch wie bei Frauen mit anderen psychischen Erkrankungen. Hinsichtlich des Einflusses der Familie auf die Krankheitsentstehung gibt es zwar viele Klischees und Spekulationen, aber wenig Fakten. Wie externe Belastungen bewältigt werden, hängt u. a. auch von der Persönlichkeit der Betroffenen ab. Perfektionismus findet sich sehr häufig bei Magersucht und auch bei Bulimia nervosa, eine erhöhte Impulsivität findet sich bei nicht wenigen der bulimischen Patientinnen. Sehr häufig bei Essstörungen findet sich ein 7dichotomes (alles oder nichts) Denken, das die Erreichung eines speziellen Ziels (Gewichtsabnahme) erleichtert, die Bewältigung komplexer Alltagsprobleme jedoch erschweren dürfte. Risikofaktoren: Generelle Risikofaktoren sind: F weibliches Geschlecht, F Adoleszenz und frühes Erwachsenenalter und F das Leben in einer entwickelten Industrienation mit Nahrungsüberfluss. Spezielle Risikofaktoren stellen dar F eine Häufung von Essstörungen, Depression, Substanzmissbrauch und Adipositas in der Familie, F prämorbide Charakteristika (frühe Menarche, Übergewicht in der Kindheit, Angststörung, niedriges Selbstvertrauen und Perfektionismus) sowie F prämorbide Erfahrungen und Belastungen (sexueller Missbrauch, einschränkendes Verhalten der Eltern mit hohen Erwartungen und wenig Zuwendung, Diätverhalten bei anderen Familienmitgliedern und äußerer Druck, schlank zu sein in Beruf und Freizeit). Folgen und medizinische Komplikationen Häufiges Erbrechen führt zu Elektrolytstörungen, was Herzrhythmusstörungen und chronische Nierenschäden nach sich ziehen kann 7 Osteoporoserisiko 1148 | Der Nervenarzt 9 · 2005 . Tabelle 3 gibt eine Übersicht über wichtige Folgesymptome und Komplikationen, die im Wesentlichen entweder auf häufiges Erbrechen und/oder auf Untergewicht (Starvation) zurückzuführen sind. Häufiges Erbrechen führt zu Kalium- und Chlorverlust; daraus resultierende Elektrolytstörungen können Herzrhythmusstörungen und langfristig chronische Nierenschäden zur Folge haben. Orale Kaliumsubstitution ist sinnvoll. Allerdings ist die erfolgreiche Behandlung der Essstörung einschließlich des Erbrechens die beste Vorbeugung bezüglich dieser körperlichen Schäden. Bei untergewichtigen Magersüchtigen (Starvation) kommt es zu zahlreichen körperlichen Veränderungen im Sinne einer Sparschaltung des Körpers. Eine spezielle Behandlung der Folgesymptome ist in den meisten Fällen nur begrenzt sinnvoll. Naheliegender ist es, durch die auf die Magersucht abzielende Therapie der Patientin zu verhelfen, das Gewicht zu normalisieren; fast alle Folgesymptome des Untergewichts normalisieren sich bei Normalgewicht; auch tritt dann (manchmal mit etwas Latenz) die Regelblutung wieder auf. Stark untergewichtige Magersüchtige haben eine Pseudoatrophie des Gehirns, bei der aber nicht wirklich Nervenzellen abzusterben scheinen; die Atrophie verschwindet mit einer Gewichtsnormalisierung. Eine bedeutungsvolle Folge langfristigen Untergewichtes ist eine 7Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko. Supplementierung von Kalzium und Östro- Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Tabelle 3 Folgen und medizinische Komplikationen Bedingt durch Symptomatik „Purging-Verhalten“ Erbrechen • Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypochlorämie) • Herzrhythmusstörungen • Nierenversagen • Erhöhung der Amylase im Blut • Metabolische Alkalose mit erhöhtem Serumbikarbonat • Zahnschäden • Schwellung der Speicheldrüsen Abführmittel • Metabolische Azidose Untergewicht bzw. Starvation oder selektives Essen • Hirnatrophie • Osteoporose • Hypercholesterinämie • Hyperkarotinämie – Erhöhte Leberenzyme GOT, GPT, γ-GT • Normochrome Leukopenie bei relativer Lymphozytose • Anämie • Endokrine Veränderungen – Thrombozytopenie – Schilddrüsenhormon T3 vermindert – Hyperkortisolismus – Regression der Hypothalamus-Hypophysen-Gonoden-Achse • Verminderung des Energieverbrauchs • Hypophosphatämie • Hypozinkämie Tabelle 4 Empirische Evidenz für Therapie von Essstörungen: Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien (mod. nach [3]) Anorexia nervosa Bulimia nervosa „Binge-eating-Störung“ Wirkung Wissenschaftliche Belege Wirkung Wissenschaftliche Belege Wirkung Wissenschaftliche Belege Psychotherapie • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) • Kognitive analytischeTherapie (CAT) • Interpersonale Therapie (IPT) • Exposition mit Reaktionsverhinderung • Dialektische Verhaltenstherapie (DBT) • Psychoedukative Selbsthilfe • Psychodynamische Psychotherapie • Ernährungsberatung • Familientherapie bei Jugendlichen + + − − − − + − ++ Mäßig Mäßig Keine Keine Keine Keine Mäßig Mäßig Mäßig +++ − ++ ++ ++ + + + − Stark Keine Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig Keine +++ − +++ − ++ ++ − − − Deutlich Keine Mäßig Keine Mäßig Mäßig Keine Keine Keine Medikation • Antidepressiva (akut) • Antidepressiva (Rückfallprophylaxe) • Appetitreduzierende Medikation O (+) Entfällt Mäßig Mäßig Entfällt ++ + O Deutlich Mäßig Mäßig ++ − ++ Mäßig Keine Mäßig Wirkungsgrad: − = nicht untersucht; O = untersucht, keine Wirkung; + = leichte positive Wirkung, ++ = deutliche positive Wirkung. Belege durch empirische Studien: keine = keine Studien; mäßig = ein bis neuer kontrollierte Studien mäßiger oder guter Qualität; deutlich/stark: mindestens 10 kontrollierte Studien, davon 5 sehr fundiert. Der Nervenarzt 9 · 2005 | 1149 gensubstitution scheinen hier wenig zu bringen. Inwieweit eine Kombinationsbehandlung von menschlichem „Insulin-like Growth Factor I“ mit oralem Kontrazeptiva langfristig Schäden abwenden kann, bedarf weiterer Replikationsstudien [8]. Evidenzbasierte Therapie . Tabelle 4 zeigt die integrierten Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien zur Be- handlung von Essstörungen. Anorexia nervosa. Erstaunlicherweise gibt es wenig kontrollierte Psychotherapiestudien zu Anorexia nervosa. Spezielle Psychotherapien (CBT, IPT, psychodynamische PT) sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich entweder nur mäßig oder gar nicht belegt. Bei adoleszenten Magersüchtigen wurde eine Wirksamkeit für verschiedene Formen von Familientherapie aufgezeigt. Derzeit laufen einige kontrollierte Studien zur Psychotherapie von Magersucht, deren Ergebnisse abzuwarten sind. Für die Akutbehandlung von Anorexia nervosa konnte bis dato für kein einziges Medikament eine überzeugende Wirkung aufgezeigt werden. Eine einzige Studie [9] legt nahe, dass Fluoxetin in der Rückfallprophylaxe bei Anorexia nervosa wirksam sein könnte. Es bedarf jedoch weiterer Studien, die dies replizieren. 7 Kognitive Verhaltenstherapie 7 Interpersonale Therapie 7 „Exposition with response prevention“ 7 „Dialectic behavior therapy“ Für Fluoxetin besteht in der BRD eine Zulassung zur Behandlung von BN Bei BES konnte eine Wirksamkeit für CBZ und IPT sowie für einige Antidepressiva und Sibutramin aufgezeigt werden Bulimia nervosa. Zu Bulimia nervosa gibt es ca. 60 randomisierte kontrollierte Therapieevaluationsstudien. Die am besten untersuchte Therapie ist eine spezielle Form von 7kognitiver Verhaltenstherapie (cognitive behavior therapy, CBT), die auf die Veränderung relevanter Essverhaltensweisen und dysfunktionaler Gedanken, die jedes Essverhalten aufrecht erhalten, fokussiert. In wissenschaftlichen Studien wurde ambulante kognitive Verhaltenstherapie im Einzel mit 20 Sitzungen über 5 Monate besonders häufig untersucht. Dies erwies sich für die für Studien ausgewählten Patienten als effektiv. CBT war schneller und langfristiger wirksam als die ebenfalls wirksame 7interpersonale Therapie (IPT). Exposition mit Reizverhinderung 7(„exposition with response prevention“, ERP) bringt als zusätzliche Therapie zu kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) keinen zusätzlichen Effekt, ist für sich alleine genommen allerdings wirkungsvoll. Die aus der Borderline-Therapie entwickelte dialektische Verhaltenstherapie 7(„dialectic behavior therapy“, DBT) bei Bulimia nervosa zeigte sich in wissenschaftlichen Studien auch als wirksam. Auch abgespeckte Formen von kognitiver Verhaltenstherapie (z. B. „guided self-help“) waren bei mäßig kranken Patientinnen mit Bulimia nervosa wirkungsvoll. Zusätzliche Verabreichung antidepressiver Medikation zu kognitiver Verhaltenstherapie hat nur mäßige oder keine darüber hinaus gehende Effekte. Ein konsistenter Prädiktor für einen ungünstigen Langzeitverlauf war das Vorliegen psychiatrischer Komorbidität bei Behandlungsbeginn [6]. Anders als bei Magersucht konnte für mehrere antidepressive Medikamente für die Akutbehandlung eine statistisch signifikante (klinisch aber nicht immer substanzielle) Wirkung aufgezeigt werden. Eine Zulassung dafür besteht in Deutschland nur für Fluoxetin (nur in Verbindung mit psychotherapeutischen Maßnahmen). In einigen Studien konnte für Fluoxetin und Fluvoxamin auch ein rückfallprophylaktischer Effekt bei Bulimia nervosa aufgezeigt werden. „Binge-eating-Störung“. Die Befundlage hier ist ähnlich wie bei Bulimia nervosa, wenngleich nicht ganz so viele randomisierte kontrollierte Psychotherapiestudien vorliegen. Aufgezeigt werden konnte die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und interpersonaler Therapie (IPT). Auch einige Antidepressiva und Sibutramin zeigen in der Akutbehandlung eine Wirkung. Studien zur Rückfallprophylaxe liegen derzeit noch nicht vor. Einige Medikamente (z. B. Topiramat) scheinen bei übergewichtigen Patienten und Patientinnen mit „Binge-eating-Störung“ eine gewichtsreduzierende Wirkung zu haben. Nicht näher bezeichnete Essstörungen und atypische Essstörungen. Außer für die „Binge-eating-Störung“ gibt es weder für Psychotherapie noch für medikamentöse Therapie randomisierte kontrollierte Studien, so dass derzeit hierzu keine evidenzbasierten Aussagen gemacht werden können. 1150 | Der Nervenarzt 9 · 2005 Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Tabelle 5 Störungsverlauf und mögliche Intervention Störungsbereiche Therapeutische Interventionen 1. Dysfunktionale, irrationale Gedanken, Überzeugungen und Werthaltungen Kognitive Verhaltenstherapie • Funktionale Analyse von Auslösereizen, Verhalten und Konsequenzen • Identifikation dysfunktionaler Gedanken und Überzeugungen • Infragestellung dysfunktionaler Gedanken und Überzeugungen („Sokratischer Dialog“) • Aufbau rationaler, angemessener Gedanken und Überzeugungen 2. Gestörtes Essverhalten Beratung hinsichtlich wirklich gesunder Ernährung und Verhaltenstherapie bzgl. Essverhalten • Verhaltensanalyse • Expositionsbehandlung bezüglich Essen: Tagesstrukturierung mit 3 festen Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten; Verbreiterung des Nahrungsspektrums (keine „verbotenen“ Nahrungsmittel) • Kein Essen außerhalb fester Mahlzeiten oder Zwischenmahlzeiten • Bei häufigem Erbrechen Elektrolytsubstitution, besonders Kalium 3. Störungen der interozeptiven, propriozeptiven und emotionalen Wahrnehmung Wahrnehmungstraining • Körperorientierte Übungen • Schulung der proprio- und interozeptiven Wahrnehmung • Schulung der emotionalen Wahrnehmung 4. Störungen im Ausdruck von Gefühlen Training des emotionalen Ausdrucks • Katharsisübungen • Aufbau sozialer Kompetenz im Rollenspiel • Übungen zum angemessenen Ausdruck von Gefühlen Abbau von Druck und Stress durch kompetente Bewältigung 5. Chronische Belastungen Belastende Lebensereignisse bei unzu- • Fokussieren auf interpersonale Beziehungen, z. B. durch interpersonale Therapie (IPT) • Entscheidungsfindung, Klärung von Ambivalenzen reichender Bewältigungskompetenz • Einbeziehen des sozialen Umfeldes (Eltern, Partner etc.) 6. Unter- oder Übergewicht Gewichtskontrolle und -management • Essen, wenn hungrig, nicht wenn unter Druck (vermindert Risiko für Heißhungerattacken) • Bei Untergewicht: schrittweiser Aufbau des Körpergewichts, z. B. durch kontingentes verhaltenstherapeutisches Gewichtsprogramm, Zwischenmahlzeiten, höher kalorische Nahrung, ggf. Sondenernährung 7. Passivität und Mangel an Verantwortungsübernahme Bearbeitung vorhandener Ängste, z. B. vor Zurückweisung • Tagesstrukturierung und Aktivierung • Heranführung an Verantwortungsübernahme 8. Biologisch (genetisch) bedingte Vulnerabilität Bei Bulimia nervosa und „Binge-eating-Störung“ Gabe von antidepressiver Medikation speziell Serotoninwiederaufnahmehemmer (Fluoxetin); ggf. Fluoxetin zur Rückfallprophylaxe nach Ende einer Psychotherapie 9. Ängste vor Rückfall „Maintenance-Programm“ • Problemsituationen antizipieren und klären • Schrittweises Heranführen an Alltag • Weiterführende Therapie einleiten Therapeutische Praxis Randomisierte kontrollierte Therapieevaluationsstudien sind äußerst wichtig, bringen jedoch Einschränkungen mit sich, die durch die Methodik vorgegeben sind. Die Praxis ist komplexer, die Verschiedenartigkeit der Patienten und ihrer Probleme größer und die Bedürfnisse der Patientinnen unterschiedlicher, als dass sie alle in das Prokrustesbett einer wissenschaftlichen Studie passen. Bei etwa der Hälfte der behandelten Essgestörten liegt weder AN noch BN vor; somit gibt es für sie keinerlei wissenschaftliche Grundlagen für die durchzuführende Therapie. Während Metaanalysen nur randomisierte kontrollierte Studien berücksichtigen, versuchen Leitlinien den praktisch Tätigen auch ein fundiertes Meinungsbild dazu zu liefern, wo wenig oder keine wissenschaftliche Evidenz vorliegt [1, 7, 10], und sowohl wissenschaftliche Ergebnisse kontrollierter Studien als auch ExpertenDer Nervenarzt 9 · 2005 | 1151 Kognitive Verhaltenstherapie geht auf dysfunktionale, irrationale Gedanken, Überzeugungen und Werthaltungen sowie auf gestörtes Essverhalten ein 7 Aufbau des Körpergewichts 7 Tagesstrukturierung Zwangsweise Unterbringung kann den letzten Rest eigener Änderungsmotivation nehmen meinungen zu berücksichtigen. Die deutschen Leitlinien für anorektische und bulimische Essstörungen werden derzeit von einer Expertenkommission überarbeitet. . Tabelle 5 gibt eine Übersicht über Störungsbereiche und mögliche Interventionen bei Essstörungen. Eingangs wurde von Gemeinsamkeiten der verschiedenen anorektischen und bulimischen Essstörungen berichtet. Bücher, Medien, Selbsthilfeorganisationen aber auch wir Ärzte können dazu beitragen, Betroffenen und Angehörigen relevante Informationen über das Wesen von Essstörungen und Behandlungsmöglichkeiten zukommen zu lassen. Die in . Tabelle 5 aufgeführten Störungsbereiche liegen in unterschiedlichem Ausprägungsgrad bei so gut wie allen anorektischen oder bulimischen Essgestörten vor. Kognitive Verhaltenstherapie geht insbesondere auf die Bereiche 1 (dysfunktionale, irrationale Gedanken, Überzeugungen und Werthaltungen) sowie 2 (gestörtes Essverhalten) ein. Durch das ganz einseitig auf Figur, Nahrungsreduktion und Schlankheit fokussierte Denken und durch Heißhungerattacken haben essgestörte Patienten verlernt, ihre interozeptiven, propriozeptiven Signale und Emotionen wahrzunehmen. Wer Körpersensationen (nicht nur Hunger und Sättigung) und Gefühle nicht wahrnimmt, kann seinen Gefühlen auch keinen Ausdruck verleihen. So hat die Betroffene verlernt, sich gegen Zurücksetzungen, Missverständnisse, Verletzungen („Kränkungen“) wehren zu können. Bei Untergewicht (AN) soll ein schrittweiser7 Aufbau des Körpergewichts (ca. 150 g Zunahme pro Tag) erfolgen, z. B. durch ein kontingentes verhaltenstherapeutisches Gewichtsprogramm. Wesentlich ist es hier, wirklich konsequent zu sein, gelegentlich das Programm aber an neue Gegebenheiten zu adjustieren. Allein eine 7Tagesstrukturierung mit drei festen Mahlzeiten und ggf. Zwischenmahlzeiten sowie bei Magersüchtigen eine Gewichtszunahme wird für sich schon erhebliche Veränderungen mit sich bringen. In wenigen Fällen von Magersucht wird man eine zwangsweise Unterbringung oder Einrichtung einer Betreuung in Erwägung ziehen müssen. Dies sollte jedoch sehr sorgfältig abgewogen werden, da es den letzten Rest eigener Änderungsmotivation nehmen kann. In lebensbedrohlichen Situationen wird man nicht zögern, eine Unterbringung in einer geeigneten Klinik zu veranlassen. Parallel dazu sollte jedoch Motivationsarbeit geleistet werden, weiterführende Therapie anzunehmen. Korrespondierender Autor Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. M. M. Fichter Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Am Roseneck 6, 83209 Prien am Chiemsee E-Mail: [email protected] Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Literatur 1. American Psychiatric Association (2000) Practise guidelines for the treatment of patients with eating disorders (Revision). Am J Psychiatry 157 [Suppl 1]:1–39 2. Bergen AW, Yeager M, Welch R et al. (2003) Candidate genes for anorexia nervosa in the 1p33-36 linkage region: serotonin 1D and delta opioid receptor loci exhibit significant association to anorexia nervosa. Mol Psychiatry 8:397–406 3. Fairburn CG, Harrison PJ (2003) Eating disorders. Lancet 361:407–416 4. Fichter MM (2005) Wesentliches zur Erkrankung und Diagnostik von Essstörungen. In: Möller HJ (Hrsg) Therapie psychiatrischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart (im Druck) 5. Fichter MM, Quadflieg N (1999) Strukturiertes Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen (SIAB). Hogrefe, Göttingen 6. Fichter MM, Quadflieg N (2004) Twelve-year course and outcome of bulimia nervosa. Psychol Med 34:1395–1406 1152 | Der Nervenarzt 9 · 2005 7. Fichter MM, Schweiger U, Krieg C et al. (2000) Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Behandlungsleitlinie Essstörungen, Bd 4. Steinkopff, Darmstadt 8. Grinspoon S, Thomas L, Miller K et al. (2002) Effects of recombinant human IGF-I and oral contraceptive administration on bone density in anorexia nervosa. J Clin Endocrinol Metab 87:2883–2891 9. Kaye WH, Nagata T, Welzin TE et al. (2001) Doubleblind placebo-controlled administration of fluoxetine in restricting- and restricting-purging-type anorexia nervosa. Biol Psychiatry 49:644–652 10. National Institute for Clinical Excellence (2004) Eating disorders core interventions in the treatment of anorexia nervosa, bulimia nervosa, and related eating disorders. The British Psychological Society and Gaskell, Leicester Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung Bitte beachten Sie: Antwortmöglichkeit nur online unter: cme.springer.de Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt. Es ist immer nur eine Antwort möglich. o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o Die Punkt-(Querschnitt)prävalenz von Bulimia nervosa bei Frauen (15–35 Jahre) beträgt: 0,1%. 0,6%. 1–3%. 10–19%. 20–29%. Wie häufig kommen bei anorektischen und bulimischen Essstörungen im Laufe des Lebens depressive Symptome vor? 20–39%. 40–59%. 60–79%. 80–90%. 94–98%. Welches ist kein Folgesymptom der Bulimia nervosa? Zahnschäden. Sialadenose. Irreversible Hirnatrophie. Elektrolytstörungen. Osteoporose. Wie wirksam sind Antidepressiva bei der Akutbehandlung von Anorexia nervosa? Wirksamer als Familientherapie. Als einziges Therapieverfahren ausreichend wirksam. Wirksamer als kognitive Verhaltenstherapie. Bis dato Wirksamkeit nicht eindeutig nachgewiesen. Nur in Verbindung mit atypischen Neuroleptika wirksam. o o o o o Fragen zur Zertifizierung Wie wirksam sind Antidepressiva zur Akutbehandlung bei Bulimia nervosa? Ja, auch ohne stützende Psychotherapie. Nein, nicht zugelassen, da unwirksam. Ja, aber in der BRD nur Fluoxetin offiziell in dieser Indikation zugelassen und nur in Verbindung mit stützender Psychotherapie. Nur in Verbindung mit atypischen Neuroleptika wirksam. Alle Antidepressiva sind dafür zugelassen. o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o Für welches der folgenden Therapieverfahren gibt es keine empirischen Belege für die „Binge-eatingStörung“? Topiramat. Verschiedene Antidepressiva. Sibutramin. Akupunktur. Kognitive Verhaltenstherapie. o o Entscheidend für die Diagnosestellung von Anorexia nervosa ist: Allein das Untergewicht. Laborbefunde. CT-Befund von Hirnatrophie. Körperliche Schwäche. Psychiatrische Exploration zur intentionalen Herbeiführung des Untergewichts. Welches Peptid vermindert den Appetit? Serotonin. Leptin. Peptid Yy. Neuropeptid Y. β-Endorphin. Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate auf cme.springer.de verfügbar. Den genauen Einsendeschluss erfahren Sie unter cme.springer.de. Wie ausgeprägt muss das Untergewicht für die Diagnosestellung der Anorexia nervosa mindestens sein? Body-Mass-Index von ≤14,5. Body-Mass-Index von ≤17,5. Body-Mass-Index von ≤20,5. Body-Mass-Index von ≤25,5. Body-Mass-Index von ≤30,5. Bei Anorexia nervosa liegt ein Starvationszustand vor. Was ist weder für Anorexia nervosa noch für Starvation typisch? Pseudoatrophie des Gehirns. Osteoporose. Erhöhte Leberenzyme. Hyperkortisolismus. Erhöhung des Sympathikotonus. D Mitmachen, weiterbilden und CME-Punkte sichern durch die Beantwortung der Fragen im Internet unter cme.springer.de Der Nervenarzt 9 · 2005 | 1153