BERATENDE 1/2 2016 INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN DEUTSCHLANDS NACHHALTIGSTES GEBÄUDE GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ GEWINNREALISIERUNG – AKTUELLE RECHTSLAGE BERATENDE INGENIEURE 1/2 2007 1 KV-Anz_E-buch_Muster_SHT_Hauptbeitrag 05.09.13 17:00 Seite 1 Basiswissen Elektrotechnik für den SanitärHeizungs-Klima – Praktiker Grundlagen für die Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im SHK-Handwerk Es gibt heute wohl keinen Beruf mehr, der ohne ein Grundwissen der Elektrotechnik und Elektronik auskommt. Das Buch spricht den Nichtelektriker an, richtet sich aber in erster Linie an den SHK- Praktiker, um diesen u.a. bei der Erlangung der Qualifikation einer „Elektrofachkraft festgelegte Tätigkeiten“ zu unterstützen. Vermittelt wird ein Einblick in die Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik in einer für den Nichtelektriker verständlichen Sprache. Zudem kommt auch die Praxis nicht zu kurz. Das Buch kann und soll eine berufsorientierte Fachausbildung nicht ersetzen, kann aber einen Fortbildungslehrgang unterstützen und vielleicht das Interesse wecken, sich ausführlicher mit der Elektrotechnik zu befassen. Günter E. Wegner, Seevetal 2013 Basiswissen Elektrotechnik, 1. Auflage 8/2013, 148 Seiten, Format 20,7 cm x 29,7 cm ISBN 978-3-88382-095-8 COUPON Bitte senden Sie mir das Fachbuch „Basiswissen Elektrotechnik“ zum Preis von 39,80 € zzgl. Portokosten 8 Tage unverbindlich zur Ansicht - danach übernehme ich das Buch Firma Bestellungen sind per Post, Fax, E-Mail oder online über den webshop möglich. Post: Krammer Verlag AG, Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf Fax: 0211-9149-480 E-Mail: [email protected] webshop: www.krammerag.de/webshop.php Besteller Straße, Hausnummer PLZ,Wohnort Datum, Unterschrift Lassen Sie sich mit einem Blick ins Buch überzeugen krammerag.de/webshop.php Krammer Verlag Düsseldorf AG, Telefon 0211 / 91 49 - 3 EDITORIAL Ausblick Der Wohnungsbau …. … dürfte in den kommenden Monaten ein zentra- Wohnraum für alle entsteht, auch für die Menschen, les Thema der Baubranche sein – und zwar der die schon lange hier leben. vor allem in städtischen Ballungsräumen dringend Und außerdem ist da ja noch die 2010 verabschie- notwendige Bau bezahlbarer Quartiere. Dieses in dete EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz den vergangenen Jahren nach dem Abschied vom von Gebäuden (EPBD). Diese angesichts der seit sozialen Wohnungsbau sträflich vernachlässigte Monaten die Tagespolitik dominierenden Flücht- Marktsegment ist seit vergangenem Jahr und den lingsdebatte anscheinend in Vergessenheit gera- bis dato unbekannt hohen Flüchtlingszahlen zu- tene und auch zuvor schon kaum öffentlich the- sätzlich unter Druck geraten. Bundesbauministe- matisierte Richtlinie schreibt allen EU-Mitglied- rin Hendricks bezifferte Mitte Januar den Neubau- staaten vor, spätestens ab 2019 alle neu errichte- bedarf mit jährlich 350.000 Wohnungen, andere ten öffentlichen Gebäude und ab 2021 alle sons- Fachleute sprechen sogar von mittelfristig jährlich tigen Neubauten als sogenannte Nearly Zero Ener- 400.000 neuen Wohnungen. gy Buildings oder zu Deutsch Niedrigstenergiege- Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfra- bäude zu planen und zu bauen. ge an Wohnungen für Otto Normalverdiener in Davon sind wir derzeit noch weit entfernt. Deutsch- Städten wie München, Berlin und Hamburg ist da- land gehört zu den Ländern, die noch nicht einmal bei schon älter als die seit Mitte 2015 sprunghaft definiert haben, wo genau der Niedrigstenergie- gewachsenen Zuwandererzahlen. Spätestens seit standard künftig beginnen soll. Welche Überlegun- 2014 ist das Thema auch in der Bundespolitik an- gen es aktuell dazu gibt und wie der Stand der Din- gekommen. Das Bundesbauministerium rief da- ge bei Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtli- mals im Juli gemeinsam mit Ländern, Kommunen nie hierzulande ist, lesen Sie ab S. 17 in dieser Aus- und Verbänden das „Bündnis für bezahlbares Woh- gabe. Und die daran anschließend vorgestellten nen und Bauen“ ins Leben, dessen Abschlussbe- bereits realisierten Bauprojekte, darunter auch be- richt mit Handlungsempfehlungen und zehn-Punk- merkenswert energieeffiziente Wohnhäuser, zei- te-Programm für eine Wohnungsbauoffensive seit gen, dass und wie es geht. Ende 2015 vorliegen. Demnächst am 3./4. März Doch bevor Sie jetzt umblättern, noch ein Hinweis sollen im Rahmen eines nationalen Wohnungs- auf die VBI-Website vbi.de. Dort finden VBI-Mit- baukongresses konkrete Umsetzungsmaßnahmen glieder in der Rubrik Aktuelles den Link zur Kon- beschlossen werden. Übrigens auch unter Berück- junkturumfrage 2016. Allerdings läuft hier bereits sichtigung der Empfehlungen der Baukostensen- der Endspurt, denn am 5. Februar endet die dies- kungskommission, wie Bundesbauministerin Bar- jährige Mitgliederbefragung, deren Ergebnisse um bara Hendricks in ihrem Kabinettsbericht vom so aussagefähiger sein werden, je mehr Mitglie- 20. Januar angekündigt hat. der sich beteiligen!! Ob vor allem die erleichterte steuerliche Abschrei- Und in der Rubrik VBI-Magazin haben wir im Ar- bung privater Wohnungsbauinvestitionen oder die chiv den kompletten Jahrgang 2015 zum Downloa- direkte finanzielle Förderung von Wohnungsbau- den bereitgestellt. Sie finden dort außerdem das gesellschaften bevorzugtes Mittel zum Zweck sein Jahresinhaltsverzeichnis und in den Mediadaten werden, bleibt abzuwarten. Angebliche Baukos- den Themenplan für den hiermit eröffneten BI-Jahr- tensenkungspotenziale durch Abstriche von den gang 2016. energetischen Standards der gültigen EnEV lehnt die Ministerin jedoch ab. Im Interview mit der Berliner Zeitung nannte sie solche Forderungen „höchst unklug“. Anders sei die Sachlage bei der temporären Erstunterbringung von Flüchtlingen, für die gebe es ja bereits einfachere Standards. Ines Bronowski, Chefredakteurin Sie wolle nicht nur Häuser für Flüchtlinge bauen, sondern dafür sorgen, dass mehr bezahlbarer BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 3 AnzWB_1.15_20,7 und 210 breit_Layout 2 19.10.15 10:43 Seite 1 Foto: studio CASA BEI ALLEN FRAGEN RUND UM DAS BADEZIMMER Bereits über 30 Jahre steht wohnbaden seinen Lesern mit Rat und Tat in Sachen Badausstattung zur Seite. Als kompetentes und trendorientiertes Magazin hat wohnbaden mehreren hunderttausend Einrichtern geholfen, ihr Badezimmer erfolgreich zu modernisieren. Eine kompetente Beratungs- und Planungshilfe für das neue Wunschbad ist einmal mehr die aktuelle Ausgabe. Im Heft findet der Leser ausgeklügelte Ideen und Anregungen zu vielfältigen Badlösungen für jeden Grundriss – vom Mini- bis zum Luxusbad. Und dazu noch jede Menge Tipps rund um neueste Produktserien, Materialien sowie Techniken für anspruchsvolle und realisierbare Wohnbäder. Das Trendmagazin wohnbaden kostet 6 €, bei größeren Stückzahlen Preis auf Anfrage. Die aktuelle Ausgabe „Winter 2015/2016“ erhalten Sie ab Mitte November am Kiosk oder direkt bei der Krammer Verlag Düsseldorf AG, Telefon 0211/9149-3, Fax 0211/9149 450, [email protected] INHALT 3 EDITORIAL …der Wohnungsbau Ines Bronowski 6 VBI IM DIALOG 10 NAMEN UND NACHRICHTEN 14 WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen die Einladungen zur Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises und zu den FIDIC-Seminaren 2016 bei sowie der aktuelle Unita-Brief. Foto: Constantin Meyer 17 EU-Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Die Null als Ziel Christian Noll 20 Aktiv-Stadthaus, Frankfurt – Flatrate Energy Building Klaus Siegele 26 Sanierung Hochhaus, Pforzheim – Deutschlands nachhaltigstes Gebäude Eva Mittner 32 Mehrfamilienhaus Innsbruck – Passivhaus-Plus-Premiere im Wohnungsbau Laszlo Lepp BERATENDE 1/2 2016 INGENIEURE 36 Technologiezentrum Handwerkskammer Köln – energieeffizient und barrierefrei Thomas Schmidt FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN ENERGIECONSULTING 40 Energienutzungsplan für Regensburg – Leitfaden für die Energiewende Jürgen Seifert, Christian Eberl, Alexander Buschmann, Armin Mayr KLIMASCHUTZ 44 Von Bochum bis Berlin – Geothermie auf dem Vormarsch Bärbel Rechenbach BERUF UND RECHT 50 Steuerrecht – Gewinnrealisierung bei Ingenieuren Michael Marx, Thomas Juds DEUTSCHLANDS NACHHALTIGSTES GEBÄUDE GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ GEWINNREALISIERUNG – AKTUELLE RECHTSLAGE BERATENDE INGENIEURE 1/2 2007 1 Zum Titelbild: Dieses Pforzheimer Wohnhochhaus, Baujahr 1970, erhielt im Zuge einer umfassenden Sanierung nicht nur ein neues Erscheinungsbild, sondern wurde zu Deutschlands nachhaltigstem Gebäude Foto: Freivogel Architekten, Ludwigsburg/Pforzheim 52 Urteile in Leitsätzen – Entscheidungen der Oberlandesgerichte und des BGH Sabine von Berchem 53 ABC des Baurechts – Bei Beauftragung LP 9: Teilabnahme vereinbaren! Janis Heiliger PRODUKTE UND PROJEKTE 54 Luft-Erdwärmetauscher – kostensparend und klimafreundlich Marco Fischer 65 TIPPS UND TERMINE 70 IMPRESSUM BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 5 IM DIALOG Parlamentarisches Frühstück VBI-Verkehrsausschuss trifft Abgeordnete „Wir sind an vernünftigen Lösungen interessiert, egal von wem sie kommen“ – dieses Fazit zog Dr. Valerie Wilms, Bündnis90/Die Grünen. Sie war als Obfrau im Bundestagsverkehrsausschuss gemeinsam mit Oliver Krischer und Stephan Kühn, alle Mitglieder desselben Gremiums und derselben Partei, der VBI-Einladung zum Parlamentarischen Frühstück am 14. Januar gefolgt. Die Parlamentarier lobten die an den Empfehlungen der Reformkommission „Großbauprojekte“ orientierte Themenauswahl – Partizipation und Bürgerbeteiligung, Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) sowie Überlegungen eine Infrastrukturfinanzierungsgesellschaft zu schaffen – und freuten sich über die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Vorstand des VBI-Verkehrsausschusses. Hermann Hasselmann plädierte in seinem Eingangsstatement für die stärkere und deutlich frühzeitigere Einbindung der Bevölkerung bei der Planung von Infrastrukturprojekten. Wilms ging mit dieser Position vollkommen d’accord: Wenn die Auftragsverwaltung nicht in einer Hand liege, gebe es Probleme. Sie hoffe auf Umstrukturierungen bis 2020. Einziger Dissens: Hasselmann wollte die Bürger nicht nur beim „Wie, sondern auch beim „Ob“ mitreden lassen. Wilms hingegen schloss die Frage nach dem „Ob“ aus, da sich aus den europaweiten Planungen des Verkehrsnetzes gewisse Verpflichtungen ergäben. Diese Haltung stützte auch Stephan Kühn, der zudem anmerkte, dass Projekte der großen Verkehrskorridore dadurch noch problematischer werden könnten, da die „Leute nicht direkt etwas davon haben, denn der Verkehr rauscht nur durch“. Kühn fehlt es derzeit in Sachen Partizipation noch an Kommunikationskompetenz in den Planungsbüros: „Ingenieure sagen LSA statt Ampel“. Zudem sei die Partizipationskultur noch nicht in den Amtsstuben angekommen, was von den VBI-Vertretern unisono bestätigt wurde. Erforderlich seien andere Darstellungsformen in Form von Visualisierun- 6 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 gen, um den Bürgern die Planung darzulegen. Die Fehler, die bei der Bahnreform gemacht worden seien, dürften sich bei Umstrukturierungen im Bereich Infrastrukturplanung nicht wiederholen, sagte Wilms, denn „der Wurm steckt im System“, sprich in den unzähligen Zuständigkeiten. Den Ball nahm Jochen Ludewig, Vorsitzender des VBI-Verkehrsausschusses, hinsichtlich einer zu gründenden Infrastrukturfinanzierungsgesellschaft gerne auf: Der große Bedarf bei der Erneuerung der Infrastruktur müsse unabhängig von Legislaturperioden Planungen ermöglichen. „Eine Finanzierungsgesellschaft muss deshalb aus unserer Sicht über von Jahresbudgets losgelöste Gelder verfügen“. Dem stimmten die Politiker zu: Die Steuerung der Infrastrukturprojekte solle über Projektziele, nicht über verfügbares Geld erfolgen. Die Sorge der Abgeordneten, dass die Landesstraßenbauverwaltungen zu viel Personal entlassen könnten, teilten die VBI-Vertreter nicht: Das Fachwissen der Verwaltungen dürfe nicht wegfallen und das Personal müsse deshalb in eine Infrastrukturgesellschaft überführt werden. Einig waren sich wiederum ▲ Der Vorstand des VBI-Verkehrsausschusses v. l. Hermann Hasselmann, Jochen Ludewig und Hans-Jörg Niemeck alle, dass die Bundesverkehrswegeplanung nicht weiter von Wahlkreiszugehörigkeiten bestimmt werden dürfe. Abschließend wies Dr. Eckart Lindner noch auf den Widerspruch bei den von der Reformkommission empfohlenen Geschäftsmodellen hin, die die Realisierung von Infrastrukturprojekten erleichtern sollen. Die Kommission bevorzuge die frühe Beteiligung der Bauindustrie bzw. ÖPP, gleichzeitig fordere sie eine tiefgreifende Planung eines Projekts, bevor Kosten genannt werden könnten. Das wiederum stehe klar den präferierten Beschaffungsmodellen entgegen. Der Mittelstand werde zu selten und unangemessen an großen ÖPP-Projekten beteiligt, schon die Finanzierung sei zumeist nicht zu stemmen. Die Bundestagsabgeordneten lobten die in erster Linie von Konsens und Offenheit geprägte Diskussion und signaliiserten den VBI-Vertretren großes Interesse an regelmäßigen Fortsetzungen dieses Dialogs. Martina Gabriel IM DIALOG Deutscher Brückenbaupreis 2016 Einladung nach Dresden ▲ Nominiert für den Brückenbaupreis 2016 sind die (v. l.) Ertüchtigung der Eisenbahnhochbrücke Rendsburg, die Donaubrücke Deggendorf, die Campusbrücke Würzburg, die Grubentalbrücke im Thüringer Wald, die modernisierte Kochertalbrücke sowie die Leibnizbrücke in Eberswalde. Am 14. März ist es soweit: Die Sieger im Wettbewerb um den Deutschen Brückenbaupreis 2016 werden ausgezeichnet. Zur feierlichen Preisverleihung laden VBI und Bundesingenieurkammer als Veranstalter des Wettbewerbs die Fachwelt erneut in das Audimax der TU Dresden ein (siehe Einladungskarte in dieser Ausgabe). Bis zur Festveranstaltung steht fest, welche beiden Brücken bei der nunmehr sechsten Auflage des Wettbewerbs zur Würdigung herausragender Ingenieurleistungen die Gewinner sind. Nominiert sind in den beiden Wettbewerbskategorien Straßen- und Eisenbahnbrücken bzw. Fuß- und Radwegbrücken jeweils drei Bauwerke (siehe BI 11-12/2015, S. 47). Die Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Manfred Curbach tagt demnächst zum zweiten Mal, um aus den drei nominierten Brücken jeder Kategorie jeweils die eine auszuwählen, die den Deutschen Brückenbaupreis 2016 erhält. Die Preisverleihung am 14. März findet wiederum am Vorabend des Dresdner Brückenbausymposiums statt, zu dessen 26. Auflage in diesem Jahr wieder weit über 1.000 Teilnehmer erwartet werden. Das Programm bietet die bewährte, erfolgreiche Mixtur aus grundlegenden Vorträgen und Berichten aus der Praxis. So Vergaberecht Für Planer erfolgreiche Einigung bei Auftragswertermittlung „Unser Hauptkritikpunkt, nämlich die Auftragswertberechnung bei der Novellierung des Vergaberechts, ist vom Tisch: Es bleibt bei der bisherigen Regelung“, sagte Sabine von Berchem, VBI-Justiziarin und Autorin der Verbandsstellungnahme, nach der Anhörung der Planerverbände zur Vergaberechtsmodernisierung im Bundeswirtschaftsministerium am 5. Januar. „Wir sind sehr erleichtert, dass wir in diesem zentralen Punkt das Ministerium überzeugen konnten.“ Von Berchem hatte den VBI gemeinsam mit Bundesvorstand Stephan Weber bei dieser Verbändeanhörung vertreten. Im Referentenentwurf war die bisherige Praxis der getrennten Vergabe von Architekturleistungen, Tragwerksplanungsleistungen oder die der technischen Ausrüstung etc. aufgehoben worden. Das hatte nicht nur bei den Planern für heftige Kritik gesorgt. Nach massiven Einwänden von mehreren Seiten soll sich an der bisherigen Situation nichts ändern. Auch der VBI hatte zuvor seine vom BMWi abweichende Position zur Auftragswertermittlung in einer Stellungnahme sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Es bleibt abzuwarten, wie sich Bundestag und Bundesrat zur Vergabeverordnung positionieren. eröffnet diesmal TRDir Dr.-Ing. Gero Marzahn, Leiter des Referates „Brücken, Tunnel und sonstige Ingenieurbauwerke“ im BMVI das Symposium mit einem Vortrag „Zur Gestaltung von Brücken der Bundesfernstraßen – Die Suche nach der besten Lösung“. Manfred Grassl, Leiter des VBI-Ausschusses Konstruktiver Ingenieurbau, stellt die „Reparatur der Autobahnbrücke über die Süderelbe nach schwerem Schiffsanprall – Nachrechnung, Planung, Ausführung, Analyse“ zur Diskussion. Auch Vorträge namhafter Ingenieure aus Tschechien und den Niederlanden stehen im Programm. Anmeldung bis 12. Februar mit dem Anmeldeformular des 26. Dresdner Brückbausymposiums oder direkt per E-Mail: [email protected]. KURZ GESAGT Die Reality Consult GmbH gehört seit 1. Januar zur Drees & Sommer AG, alle Mitarbeiter des Real-Estate- und ITUnternehmens wurden in die DresoNiederlassungen in Wien, München, Frankfurt und Düsseldorf integriert. Vor allem in Wien baut Drees & Sommer mit den dort ansässigen zusätzlichen Experten die Consultingleistungen im Immobilien-, IT- und Facility Management-Bereich aus. Thomas Häusser, Partner und Geschäftsführer der Drees & Sommer AG, Stuttgart, wurde im Dezember 2015 zum neuen Vorsitzenden der VBI-Fachgruppe Facility Management gewählt. Häusser löst den Vorstandsvorsitzenden der Drees & Sommer AG Peter Tzeschlock ab, der die Fachgruppe seit ihrer Gründung 1997 geleitet hat. Mathias Krause, SurCon GmbH, Hamburg, bleibt weiterhin stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Facility Management. Eric Knies, 46 Jahre, ist seit dem 1. Januar neuer kaufmännischer Geschäftsführer der Pöyry Deutschland GmbH. Der Jurist führt das Unternehmen gemeinsam mit dem technischen Geschäftsführer Ralf Reifferscheidt. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 7 IM DIALOG Stufenplan BIM wird bis 2020 eingeführt Bundesminister Alexander Dobrindt hat am 15. Dezember auf dem Zukunftsforum digitales Planen und Bauen in Berlin den Stufenplan zur Einführung von Building Information Modeling (BIM) bei der Planung und Realisierung großer Infrastrukturprojekte vorgestellt. Der Stufenplan ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Aktionsplans Großprojekte, der am 9. Dezember vom Kabinett beschlossen wurde. Er sieht die Einführung von BIM in drei Schritten vor: In der jetzt gestarteten Vorbereitungsphase sollen Leitfäden, Checklisten und Standards erarbeitet werden. 2017 beginnt die Pilotphase, in der aufbauend auf den Erfahrungen der bereits laufenden vier Pilotprojekte und der neu erarbeiteten Standards weitere Schienen-, Straßen- und erstmals auch ein Wasserstraßenprojekt folgen sollen, bevor ab 2020 in der dritten Phase BIM bei allen neu zu planenden Projekten des BMVI eingesetzt wird. Bis dahin sollen alle erforderlichen rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen geschaffen und Standards definiert werden. „Dafür nehmen wir 25 Millionen Euro in die Hand“, so Dobrindt vor der Presse. Ziel sei es, eine neue Planungs- und Baukultur in Deutschland zu etablieren. 8 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Die vom VBI maßgeblich mitgegründete Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens „planen bauen 4.0“ werde die Umsetzung des Stufenplans begleiten, erläuterte Dobrindt. Sie werde auch für offene Standards sorgen und allen Marktteilnehmern, auch den kleinen und mittleren Planerbüros, die Beteiligung am digitalen Planen und Bauen ermöglichen. VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius nannte den Stufenplan ein gutes Konzept zur koordinierten Einführung von BIM. „Wichtig für viele unserer Mitglieder ist die schrittweise Vorgehensweise. Die meisten Büros können ihre vorhandene Software weiter nutzen, eigene BIM-Erfahrungen bei Projekten unterschiedlicher Größe und Bearbeitungstiefe sammeln.“ Allein die Möglichkeiten bei BIM-Projekten Fehler auf der Baustelle durch Kollisionskontrollen am Modell bereits in der Planungsphase zu vermeiden, spreche für die neue Arbeitsmethodik, so der VBI-Präsident. Deshalb werde sich der VBI auch weiter in der „pb 4.0“ engagieren, deren Gründung ein richtiger und wichtiger Schritt gewesen sei, wie Cornelius am Rande des Zukunftsforums betonte: „Wir unterstützen unsere Mitglieder natürlich auch von Ver- ▲ Bundesminister Dobrindt bei Vorstellung des Stufenplans bandsseite her weiterhin durch regelmäßige Informationen zum Thema BIM und durch aktive Mitarbeit an der Normungsarbeit für das digitale Planen und Bauen.“ Neben dem VBI-Präsident gehörten auch Vizepräsident Jörg Thiele, Hauptgeschäftsführer Arno Metzler und eine ganze Reihe VBI-Mitglieder zu den mehr als 400 Teilnehmern des Zukunftsforums Digitales Planen und Bauen in Berlin. IBO ▼ In der ersten Reihe 3. v. l. VBI-Präsident Cornelius, daneben Vizepräsident Thiele und BIngK-Präsident Kammeyer Fotos: BMVI IM DIALOG Vortragsveranstaltung VBI-Seminarreihe Wertermittlung, aber richtig FIDIC-Verträge richtig anwenden Die Fragen betreffen den Nachwuchs genauso wie den Inhaber eines Planungsbüros: Welches Verfahren ist das richtige, um den Wert meines Büros zu ermitteln? Wie konzeptioniere ich einen Verkauf oder Kauf? Und wie finanziert man die Nachfolge? Die komplett ausgebuchte VBI-Vortragsveranstaltung am 13. Januar in Berlin, die im Verbund mit den Young Professionals im VBI gestaltet wurde, wollte genau darauf Antworten geben. Grund genug für Sascha Ratayski, selbst („noch“, wie er betonte) Young Professional und Mitglied des VBI-Bundesvorstands, aus eigener Erfahrung zu schildern, wie schwierig sich der Aufbau einer eigenen Unternehmung für junge Ingenieure und Architekten gestaltet und wie wichtig umfassende Information ist. Danach betrachteten die Referenten das Thema aus verschiedenen Perspektiven: Die Informationspflichten des Verkäufers – sowohl Mitarbeiter als auch den Käufer betreffend – sowie Haftungsfragen wurden von Alf Baumhöfer von der gleichnamigen Unternehmensberatung in Oldenburg vorgetragen und diskutiert. Es folgten dezidierte Erläuterungen von Andreas Langner, Partner bei Eckhold Consultants in Tönisvorst, wie der Wert von Planungsbüros ermittelt werden sollte, damit er auch bei Auseinandersetzungen und bei einer Finanzierung Be- stand hat. Weiter ging es mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten gesellschaftsrechtlicher Art und betriebswirtschaftlichen Haftungsaspekten, die Jörg Eckhold, ebenfalls Eckhold Consultants, vorstellte, bevor die Teilnehmer erfuhren, welche Fördermöglichkeiten es für die Finanzierung des Kaufs bzw. der Beratung gibt. Die Sicht der Hausbank und deren Anforderungen an die Käufer schilderte ganz pragmatisch Dr. Christian Segal, Leiter Firmencenter Gründung und Nachfolge der Berliner Sparkasse zum Schluss der Veranstaltung. Segals Resümee, das den Kreis zu Ratayskis Eingangsstatement schloss, war: Nachfolgen scheitern seltener als Gründungen. GAB Fachmediation Ausbildung startet dritten Durchgang Ende April 2016 beginnt der Zertifikationslehrgang zum Fachmediator Großgruppen und Planungsprozesse im öffentlichen Raum: Baumediation und Bürgerbeteiligung. Die Ausbildung ist vor zwei Jahren von VBI und Steinbeis entwickelt worden, um Konflikten in Bauprojekten vorzubeugen und entstehende Konflikte durch Mediation zu befrieden. Dabei spielt die Bürgerbeteiligung in Bauprojekten eine zentrale Rolle. Die Absolventen des ersten Ausbildungsganges haben ihre Erkenntnisse in einem Buch zusammengefasst, das unter dem Titel „Einvernehmlich planen und bauen“ in der Steinbeis-Schriftenreihe Wirtschaftsmediation erschienen und auch über den VBI zu beziehen ist. Am 22. April wird zudem ein praxisorientierter VBI-Workshop zum Thema in Berlin stattfinden. Der neue Lehrgang, zu dem noch Anmeldungen möglich sind, beginnt mit Modul 1 vom 28.–30. April in Leipzig. Information und Anmeldungen: www.ausbildung-mediator-planen-und-bauen.de Programm und Termine der VBI-Seminarreihe zur Anwendung der Fidic-Vertragsbedingungen für 2016 liegen vor. Fidic ist der internationale Dachverband der beratenden Ingenieure. Die Reihe bietet wertvolle Einstiegshilfen wie auch vertiefende Einsichten für alle Ingenieure, Architekten und Berater, die ihre Leistungen auch in internationalen Projekten anbieten. Die Fidic-Vertragsbedingungen sind eine vertragliche Grundlage für internationale Projekte, die zunehmend Anwendung finden. Die VBI-Seminarreihe setzt sich aus einzeln buchbaren Modulen zusammen. Sie startet am 1. April mit einem einführenden Basis-Kurs. Am 22./23. April folgt der zweitägige Hauptkurs, der in die Grundlagen der Arbeit mit dem „FIDIC Red Book“ und „Yellow Book“ einführt. Die vertiefenden Kurse finden ab September statt. Die Seminarreihe bietet auch die Möglichkeit einer zertifizierten Ausbildung zum Dispute Adjudicator nach Fidic. Bei Vorliegen weiterer Voraussetzungen berechtigt diese zur Aufnahme in die VBIgeführte Liste der deutschsprachigen „FIDIC Dispute Adjudicators“. In den Seminaren erhalten die Teilnehmer Informationen aus erster Hand: Dipl.-Ing. Wirt. Ing. Axel-Volkmar Jaeger war als Vorsitzender des FIDIC Contracts Committee unmittelbar an der Erstellung der aktuellen Vertragswerke beteiligt. Ihm zur Seite steht Rechtsanwalt Dr. Sebastian Hök, der die zentralen Fidic-Bücher übersetzt und erläutert. Die beiden Experten stellen kompetent Systematik, Zusammenhänge und Anwendung der Bücher vor. Der Flyer mit den Seminarterminen liegt dieser Ausgabe. Mehr Informationen, das gesamte Programm der FIDIC-Seminarreihe und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auch auf der Webseite: www.germanfidicseminare.de BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 9 NAMEN UND NACHRICHTEN So sei die Gruppe in den vergangenen Jahren sowohl organisch als auch durch Unternehmenszukäufe im Schnitt über 10 % gewachsen bei einer gleichmäßigen Umsatzprofitabilität von rund 5 %. Dritter wesentlicher Erfolgsbaustein sei die Unternehmenskultur. Auf dieser Basis werde die Gopa-Gruppe mit Stammsitz in Bad Homburg weiter wachsen, so Güldners Maxime für die nächsten 50 Jahre. ▲ Dr. Güldner mit VBI-Präsident Volker Cornelius (r.) und EFCA-Präsident Flemming Pedersen (l.) anlässlich des Festakts 50 Jahre Gopa Group. Unternehmensjubiläum 50 Jahre GOPA Consulting Gruppe “50 Jahre Erfahrung in der Planung und Durchführung von Projekten in nahezu allen Sektoren und in fast allen Ländern der Welt sind unser Know-how. Unser Erfolg basiert auf der Vision unserer Firmengründer, dass privatwirtschaftliche Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit effizienter und flexibler agieren können als staatliche Organisationen“, betonte Dr. Martin Güldner, Geschäftsführer der Gopa Consultants und neben der Commerzbank auch Hauptgesellschafter der Gopa Consulting Gruppe, beim Festakt zum Bürojubiläum Ende 2015. Gemäß dieser Maxime hat sich das Unternehmen national als auch international einen exzellenten Ruf erworben und zählt mit rund 800 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 170 Mio. Euro zu den führenden Unternehmen der Entwicklungszusammenarbeit in Europa. Gopa berät mit den Kernkompetenzen Gesundheit, Ausbildung, Infrastruktur, Energie und Wasser, Landwirtschaft und dem Schutz natürlicher Ressourcen und führt in vielen Kernländern der Welt großvolumige Beratungsprojekte im Bereich Good Governance und Wirtschaftswachstum durch. Wie Güldner vor den rund 100 Jubiläumsgästen aus Politik und Wirtschaft im Schlosshotel Kronberg betonte, werde heute mehr denn je das Know-how von Beratungsunternehmen gebraucht, um die aktuellen Krisen der Welt zu bewälti- 10 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 gen. Der Wohlstand der westlichen Welt, aber auch unser Frieden, hingen maßgeblich von der Lösung dieser Probleme ab. Wenn Gopa auf 50 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken kann, sei das angesichts deutlicher Marktveränderungen und mehrerer Eigentümerwechsel mehr als beachtlich. Internationale Branchenstudien zeigen, dass von den größten Ingenieur- und Consultingfirmen der vergangenen 15 Jahre nur noch 37 % in ihrer alten Gesellschafterstruktur existieren. Im Umkehrschluss heiße das, 63 % aller Unternehmen wurden aufgekauft, geschlossen oder gingen in die Insolvenz. Allerdings sei der massive internationale Konzentrations- und Konsolidierungsprozess in dieser Form in Deutschland noch nicht angekommen. Für den kontinuierlichen Erfolg seiner Unternehmensgruppe sieht Güldner drei wesentliche Erfolgsprinzipien. Das seien erstens Fokussierung und Spezialisierung auf das Kerngeschäft der Gruppe bei gleichzeitig ausreichender Diversifizierung über die verschiedenen Sektoren, die geographische Verteilung und das Kundenportfolio der internationalen Zusammenarbeit. Die richtige Balance zu finden war und bleibt ein wichtiger Pfeiler für das robuste und nachhaltige Unternehmenskonzept der Gruppe. Zweites Kernprinzip ist die Kombination von Wachstum und Profitabilität, die sich nicht ausschließen, sondern bedingen. Partnerschaft ZWP und BPR beschließen Allianz Die beiden Ingenieurbüros BPR Dr. Schäpertöns Consult GmbH & Co. KG und die ZWP Ingenieur-AG, beide Mitglied im VBI, wollen nach einigen gemeinsamen erfolgreichen Projekten noch enger zusammenarbeiten. Per Überkreuzbeteiligung werden die Unternehmen in Zukunft als ganzheitlich orientierter Planungspartner auftreten und Synergie-Potenziale in allen Ingenieur-Disziplinen nutzen. Zur BPR Dr. Schäpertöns Consult gehört zudem die Dünser . Aigner . Kollegen Ingenieur-Planungsgruppe GmbH und eine Beteiligung an der SRP Schneider & Partner Ingenieur-Consult GmbH. Für die Unternehmensgruppe ZWP Ingenieur-AG / BPR Dr. Schäpertöns Consult sind damit künftig insgesamt 500 Mitarbeiter an 22 Standorten deutschlandweit tätig. Gemeinsam können nun alle IngenieurLeistungen für Gebäude aus einer Hand erbracht werden, zum Beispiel Tragwerksplanung, Technische Ausrüstung, Thermische Bauphysik oder auch Schallschutz und Raumakustik. Im Bereich Verkehr werden Planungsleistungen für Straßen und Brücken sowie Bahn- und Straßenbahnanlagen erbracht. Des Weiteren bietet die Unternehmensgruppe ZWP Ingenieur-AG / BPR Dr. Schäpertöns Consult im Bereich Energie und Umwelt Ingenieur-Leistungen für Kläranlagen, Abfallvergärungsanlagen, Wasserversorgungsnetze, Abwassernetze sowie Gewässer- und Hochwasserschutz an. 13. – 18. 3. 2016 Verordnung Frankfurt am Main Einheitliche europäische Eigenerklärung Am 6. Januar 2016 ist die Durchführungsverordnung der Europäischen Kommission zur Einführung des Standardformulars für die „Einheitliche europäische Eigenerklärung“ (EEE) im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht worden. Die EEE ist ein wichtiger Bestandteil der laufenden grundlegenden Neufassung der vergaberechtlichen Regelungen. Sie soll eine Maßnahme sein, um den Verwaltungsaufwand bei Auftraggebern und Auftragnehmern zu senken. Durch die EEE soll es zukünftig nicht mehr notwendig sein, eine Vielzahl von Bescheinigungen vorzulegen. Darüber hinaus soll sie die grenzüberschreitende Leistungserbringung beleben, da sie die unterschiedlichen, voneinander abweichenden nationalen Formulare ablöst. Die Verordnung muss nicht in nationales Recht umgesetzt werden, sondern gilt spätestens ab 18. April 2016 für die Vergabe öffentlicher Aufträge. Bis zu diesem Datum wird es auch einen elektronischen EEE-Dienst geben. Tiefe Geothermie Beherrschbare Umweltrisiken Die tiefe Geothermie birgt in Deutschland keine unbeherrschbaren Risiken für die Umwelt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (UBA). Die tiefe Geothermie setzt meist erst unterhalb von 2.000 m an. Dort herrschen Temperaturen von mehr als 6 °C. Um diese Erdwärme zu nutzen, kann es manchmal nötig sein, Wasser mit hohem Druck in die dortigen Gesteinsschichten zu pressen. Damit werden Fließwege für die spätere Wasserzirkulation des Geothermie-Kraftwerks geschaffen. Bei dieser Methode kämen keine wassergefährdenden Zusätze zum Einsatz, so das UBA. Lediglich in Kalkstein würden „gegebenenfalls verdünnte Säuren umweltverträglich“ eingesetzt. Schäden durch seismische Ereignisse seien bei kontrolliertem Vorgehen nicht zu befürchten. Der induzierten Seismizität lasse sich durch die Regulierung des Wasserdrucks entgegenwirken. Unter Einhaltung der Vorgaben seien auch keine Gefahren für die Trinkwassergewinnung zu erwarten, „allenfalls die natürlichen Tiefengrundwässer in dem geothermischen Reservoir bergen ein gewisses Risikopotenzial“, so das UBA in seiner Pressemitteilung. Für das Fracking empfiehlt die Studie spezielle Voruntersuchungen, begleitende Monitoringmaßnahmen und die Auswertung sämtlicher Daten. Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik Technik erleben. Zukunft gestalten. Smarte Technologien, zunehmende Digitalisierung, intelligente Vernetzung: Entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten rund um Licht und Gebäudetechnik. Live auf der Light + Building, der TechnikPremierenshow. Where modern spaces come to life. www.light-building.com NAMEN UND NACHRICHTEN Umfirmierung Zerna Baumanagement heißt nun Zetcon Ingenieure Seit 1. Januar 2016 firmiert die Zerna Baumanagement GmbH unter neuem Namen. Mit der Namensänderung in Zetcon Ingenieure baut das Unternehmen seine 360Grad-Betreuung bei der Beratung, Planung und dem Management von Projekten weiter aus. Dabei greift das neu ausgerichtete Unternehmen auf die bewährte Zerna-Kompetenz und das Know-how aus über 40 Jahren Projekterfahrungen zurück. Aktiv ist Zetcon in den Geschäftssegmenten Verkehr, Energie, Raum und Umwelt, in denen die Spezialisten bereits zahlreiche Projekte betreuen und betreuten. Zeitgleich zur Namensänderung erweitert das Unternehmen auch die Spitze: Dipl.-Ing. Christian Kotz-Pollkläsener wird neben Dipl.-Ing. Ulrich Pöggeler zum Geschäftsführer ernannt. Mit rund 300 Mitarbeitern an bundesweit elf Standorten gehört Zetcon Ingenieure gemeinsam mit der Zerna Planen und Prüfen sowie der Zerna Projektmanagement GmbH zur renommierten Zerna Unternehmensgruppe. ▲ Baukostenspitzenreiter in Europa ist London Foto: Archiv Arcadis-Studie Teures Pflaster am Main ▲ Die Zetcon-Geschäftsführung (v. l.): Michael Kock, Christian Kotz-Pollkläsener, Ulrich Pöggeler, Ralf Paßlick, Claudia Radeck und Jörg Hitschfeld. Neubaustrecke Wendlingen–Ulm Tunneldurchschlag nach zwei Jahren Vergangenen November wurde nach nur zwei Jahren Bauzeit mit dem Steinbühltunnel der erste von insgesamt fünf Tunneln der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm durchschlagen. Die Neubaustrecke gehört zum Bedarfsplanvorhaben Aus- und Neubaustrecke Stuttgart – Ulm – Augsburg. Der Steinbühltunnel hat eine Länge von 4.847 m und zwei eingleisige Tunnelröhren. Der Bund investiert in die Neubaustrecke insgesamt rund 2 Mrd. Euro. Das Land Baden-Württemberg beteiligt sich mit 950 Mio. Euro. Neben erwarteten regionalen wirtschaftlichen Impulsen soll die Maßnahme bundesweit zu einer besseren Fernverkehrsanbindung der Zentren in West- und Süddeutschland beitragen: Reisende von Köln nach München brauchen auf dieser Destination zukünftig nur noch gut viereinhalb Stunden Fahrzeit. Auf europäischer Ebene ist die Strecke Stuttgart– Augsburg–München ein wichtiges Verbindungsstück der transeuropäischen Schienenverbindung von Paris über Stuttgart, München und Wien nach Bratislava, der sogenannten Magistrale für Europa. Die Deutsche Bahn AG will die Neubaustrecke gemeinsam mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 im Dezember 2021 in Betrieb nehmen. 12 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Frankfurt am Main rangiert in globalem Baukostenranking auf Rang 8 und ist damit teurer als Paris und Singapur. Das geht aus dem Ende 2015 vom VBI-Mitgliedsunternehmen Arcadis veröffentlichten Internationalen Baukostenindex hervor. Danach gehören die europäischen Städte in puncto Baukosten zu den teuersten der Welt. Trotzdem gewinne die Eurozone zunehmend an Attraktivität für Bauprojekte und Investitionen – eine Folge des insgesamt stabilen Preisniveaus und des wettbewerbsfähigen Euros, lautet eine der Kernaussagen des Reports aus dem internationalen Planungs- und Beratungsunternehmen Arcadis. Der Index, der die relativen Baukosten in 44 Großstädten weltweit analysiert, stellt fest, dass Europa die Top 10 des Baukostenrankings dominiert. Sechs der zehn teuersten Städte sind europäische Metropolen. So folgen auf die Nr. 1 des Baukostenrankings NewYork London und Hongkong an zweiter bzw. dritter Stelle, gefolgt von Genf, Macau, Kopenhagen, Stockholm, Frankfurt, Paris und Singapur. NAMEN UND NACHRICHTEN 3D-Modellierung Geotherm Digitale Städte Fachmesse und Kongress ▲ Die digitale Beispielstadt Umwelteinflüsse, Kriege, aber auch Terrorangriffe zerstören weltweit wertvolle Kulturgüter. Als originalgetreu rekonstruierte 3D-Modelle könnten sie der Nachwelt erhalten bleiben. Die Professur für Visual Computing an der Universität der Bundeswehr München schafft mit der Entwicklung von Algorithmen die Grundlage für eine Abbildung ganzer Städte, die Wissenschaftler nutzen dafür mehrere Tausend Fotoaufnahmen. 3D-Modelle manuell zu erstellen ist zeitintensiv, die Daten über Lasersensoren zu erfassen teuer. Ganze Städte werden daher nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft noch in 2 1/2 D angezeigt. Prof. Helmut Mayer und sein Team des Instituts für Angewandte Informatik an der Universität der Bundeswehr München wollen dies ändern: Sie gehen den nächsten Schritt und rekonstruieren aus Bilddaten automatisch 3D-Städte. Aufgrund der Vielzahl an hoch aufgelösten Fotografien und der gewünschten Detailgenauigkeit lassen die Forscher ihre selbst entwickelten Algorithmen in einem Netzwerk aus Hochleistungsrechnern ihres Projektpartners am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) laufen, das eine 3D-Stadt innerhalb eines Tages berechnen kann. Gemeinsam mit dem Institut für Robotik und Mechatronik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) feilen die Forscher der Bundeswehr-Universität an den Algorithmen und versuchen, Bilder verschiedener Größe und Qualität miteinander zu kombinieren. Interessant ist ein Einsatz der Software für Anwendungsfelder wie Online-Kartendienste, virtuellen Tourismus, Digitalisierung von Kulturgütern oder Computerspiele. Die Geotherm findet am 25. und 26. Februar 2016 zum 10. Mal in Offenburg statt. „Europas größte Fachmesse“, so die Messe Offenburg, bildet einmal im Jahr das gesamte Spektrum der oberflächennahen und tiefen Geothermie ab. Insbesondere die Kombination aus Fachmesse und Kongress bildet den Kern der Geotherm. Jeder Besucher hat automatisch Zutritt zum Vortragsprogramm sowie der Fachausstellung. Die beiden Kongresse der Geotherm werden sowohl von nationalen als auch internationalen Besuchern zum Erfahrungstausch sowie Innovationstransfer genutzt. Um neben dem nationalen Geothermiemarkt auch die Internationalisierung der Messe zu stärken, wurde neben Partnerschaften mit internationalen Geothermieverbänden auch eine neue Partnerschaft mit der Internationalen Energieagentur vereinbart. Das vielseitige Programm der Geotherm wird ergänzt durch Side Events. So wird am Vortag der Messe wieder in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) das Praxisforum Erdwärme bei der Messe Offenburg stattfinden. Teilnehmer des Praxisforums erhalten Teilnahmezertifikate als Fortbildungsnachweise gemäß W120-2 ausgestellt. Anreizprogramm Energieeffizienz Mehr Förderung für Geothermie Nutzer von Geothermieanlagen können sich über höhere Förderbeiträge freuen. Beim Austausch einer ineffizienten fossilen Heizung gegen eine moderne oberflächennahe Geothermieanlage mit Wärmepumpe erhalten sie einen 20-prozentigen Aufschlag auf den Förderbetrag des Marktanreizprogramms (MAP). Zudem sieht das neue Anreizprogramm Energieeffizienz einen Pauschalbetrag von 600 Euro für die Optimierung der Heizungsanlage vor. Das Anreizprogramm ist bis Ende 2018 befristet. Gewährt wird der sogenannte „Zusatzbonus“ sowohl auf den Investitionszuschuss für Erdwärmeheizungen mit Wärmepumpe bis 100 kW als auch auf den Tilgungszuschuss im KfW-Programm Erneuerbare Energien (Premium) für Anlagen mit mehr als 100 kW und den Anschluss an ein MAP-gefördertes Wärmenetz. Voraussetzungen sind die Bewilligung eines zugrunde liegenden Fördermittelantrags, die Außerbetriebnahme einer ineffizienten Öl- und Gasheizung und die Optimierung der gesamten Hei- zungsanlage. Als ineffizient gelten Heizungen, die weder die Brennwert- noch die Brennstoffzellentechnik nutzen. Im Förderfall erhalten Bauherren von Geothermieanlagen bis 100 kW einen Zuschuss von mindestens 5.400 Euro, bei Geothermieanlagen mit Erdsonden mindestens 6.000 Euro. Der Antrag ist bei der für den MAP-Antrag zuständigen Behörde zu stellen. Für Anlagen bis 100 kW ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zuständig, für Anlagen mit höherer Leistung die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 13 WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? Aktuelle Projekte von VBI-Mitgliedern sind … GKW CONSULT, MANNHEIM, WWW.GKW-CONSULT.COM …DER BAU VON MEGA-RESERVOIRS ZUR SICHERUNG DER WASSERVERSORGUNG IN KATAR Neben dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit verzeichnet das am unteren Golf gelegene Emirat Katar mit seinen großen Erdgasvorkommen zweistellige Wirtschaftswachstumsraten. Im Gegensatz zur komfortablen Energiesituation verfügt das von natürlicher Wasserknappheit geprägte Land jedoch nur über äußerst geringe Wasserreserven. Die Gewährleistung von sauberem Trinkwasser ist daher eine enorme Herausforderung für das Land. Die Qatar General Water & Electricity Corporation (KAHRAMAA) hat daher ein 4,5 Mrd.USD-Projekt beschlossen, um die Notfallwasserreserven des Landes von 2 auf 7 Tage zu erhöhen. Dieses „Water Security Mega Reservoirs“-Projekt ist das weltweit größte Wasserversorgungsprojekt seiner Art und wird die landesweite Kapazität zur Wasserspeicherung um das 10-fache erhöhen. Das Großprojekt umfasst die Planung und den Bau von Mega-Reservoirs mit integrierten Pumpstationen (siehe Foto) und von 650 km verbundenen Druckleitungen 1600–900 mm). Das Wasser wird aus zwei Entsalzungsanlagen im Norden und Süden des Landes gewonnen, über die neu entstehende Ringleitung im Großeinzugsgebiet von Doha in die Mega-Reservoirs geleitet und von dort über die neuen Pumpstationen und den Verbund bestehender Wasserreservoirs an die Verbraucher weitergeleitet. Auf einer Fläche von jeweils ca. 1 km² werden bis zu 10 modular angeordnete Stahlbetonbehälter entstehen, die eine Speicherkapazi- DORSCH INTERNATIONAL, MÜNCHEN, WWW.DORSCH.DE … DIE „GRÜNE“ SCHULE RAMMSTEIN Das Planungs- und Ingenieurbüro Dorsch International (DI) verantwortet im Auftrag des rheinland-pfälzischen Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Kaiserslautern die Planung des dreigeschossigen Gebäudekomplexes der Ramstein High School. Die offizielle Inbetriebnahme ist für 2020 vorge- 14 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 sehen. Der Neubau für über 1.100 Schüler der 9. bis 12. Klasse entsteht im östlichen Bereich der Ramstein Air Base und wird von der Abteilung für Bildungswesen des US-Verteidigungsministeriums verwaltet. Das Gebäude entspricht den Richtlinien für amerikanische Bildungseinrichtungen des 21. Jahrhunderts. Da- tät von insgesamt 17 Mio m³ aufweisen. In Partnerschaft mit Energoprojekt-Entel übernahm GKW Consult 2013 die Projektsteuerung für dieses LeuchtturmProjekt, das sich aus 16 verschiedenen Bauverträgen zusammensetzt. GKW verantwortet die Überprüfung und Verifizierung der gesamten Ausführungsplanung, die Ausschreibung und Bewertung der Angebote sowie die Bauoberleitung für die Implementierung der Wasser-Infrastruktur für dieses herausragende, technisch anspruchsvolle Projekt. bei werden die Klassenzimmer zur Gruppierung verschieden großer Bereiche flexibel gestaltet, um „offenes Lernen“ zu ermöglichen und die Trennung zwischen Lehr- und Gemeinschaftsräumen aufzuheben. Im Außenbereich entstehen Sportanlagen sowie Parkplätze. Geplant wird gemäß dem amerikanischen Klassifizierungssystem für energie- und umweltfreundliche Planung LEED. „Nach preisgekrönten Planungsleistungen für die Kaiserlautern-Vogelweh High School freuen wir uns auch an diesem Schulbauprojekt mitwirken zu können“, so Reinhold Weis, Fachgebietsleiter Architektur D-A-CH bei DI . „Dieses Millionenprojekt wird höchsten Nachhaltigkeitskriterien entsprechend geplant“, ergänzt Helene Protzel, Fachgebietsleiterin Technische Gebäudeausrüstung. WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? SCHÜSSLER-PLAN, DÜSSELDORF, WWW.SCHUESSLER-PLAN.DE … DIE WEHRHAHN-LINIE IN DÜSSELDORF Bis zur offiziellen Eröffnung am 20. Februar laufen derzeit die letzten Arbeiten an den sechs unterirdischen Bahnhöfen und zwei oberirdischen Haltestellen der 3,4 km langen U-Bahn-Neubaustrecke „Wehrhahn-Linie“ in Düsseldorf. Verantwortlich für Planung, Bauoberleitung und -überwachung des sowohl fristgerecht als auch im geplanten Kostenrahmen realisierten City-Unterfahrungsprojekts war eine Ingenieurgemeinschaft unter Federführung von Schüßler-Plan. Nachdem die erste Testphase seit Mai 2015 erfolgreich abgeschlossen wurde, hatte die Landeshauptstadt Düsseldorf als Bauherr ihre Bürger im Dezember zu sogenannten Pre-Openings der unterirdischen Haltestellen eingeladen. Und auch die Fachwelt lobt das Großprojekt. So kürte der Architekten- und Ingenieurverein Düsseldorf (AIV) die Wehrhahn-Linie im vergangenen Mai zum Bauwerk des Jahres 2014. In der Begründung dazu hieß es, „dass vor allem die Unterque- rung des Kaufhofs an der Kö eine der höchsten Herausforderungen an die Ingenieure darstellte“. Die Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen STUVA zeichnete die Wehrhahn-Linie im Dezember 2915 mit dem STUVA-Preis ARUP, BERLIN, WWW.ARUP.COM … DAS BIM-PILOTPROJEKT RASTATTER BAHNTUNNEL Das weltweit tätige Planungs- und Beratungsunternehmen Arup hat die Bahn AG bei der Anwendung von BIM (Building Information Modeling) bei der Planung des Rastatter Tunnels unterstützt. Das Infrastrukturprojekt ist eines von vier Pilotprojekten des Bundesverkehrsministeriums im Zuge der schrittweisen Einführung digitaler Planungsmethoden in Deutschland. Die DB Netz AG will durch die Nutzung von BIM die Transparenz und Effizienz der Abläufe bei der Abwicklung ihrer Großprojekte steigern. Die langjährige Erfahrung von Arup in diesem Bereich war dabei sehr hilfreich: „Da Arup schon viele internationale Infrastrukturprojekte mit Hilfe von BIM begleitet und betreut hat, konnten wir von dieser Erfahrung maßgeblich profitieren. Das hat sehr zum Erfolg beigetragen“, sagt Dipl.-Ing. Sascha Björn Klar, Pro- jektmanager für Großprojekte bei der DB Netz AG. Jörg Obergfell, verantwortlicher Projektleiter bei Arup Deutschland ergänzt: „BIM bietet die Möglichkeit, Projekte transparenter zu planen. Die Koordination, insbesondere bei komplexen Großprojekten, wird so deutlich optimiert. Zeit- und Budgetrahmen lassen sich viel besser im Blick behalten, als bei herkömmlichen Planungs- und Steuerungsmethoden. Das bietet den Bauherren mehr Sicherheit.“ Der Tunnel Rastatt ist mit 4.270 m Länge das zweitgrößte Einzelbauwerk im Großprojekt „Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe-Basel“. Diese gehört zur Güterverkehrsstecke Rotterdam-Genua, einer der europäischen Hauptverkehrsachsen mit täglich rund 250 Zügen. Der Tunnel unterquert das gesamte Stadtgebiet von Rastatt. Künftig wird die Eisenbahn bis zu 20 m tief 2015 aus und würdigte die hochkomplexe innerstädtische Baumaßnahme für „zahlreiche technische Neuerungen, die zukunftsweisende Nutzung von unterirdischem Raum und das Zusammenwirken aller Projektbeteiligten". unter der Oberfläche verkehren, was für die Einwohner eine deutlich geringere Lärmbelastung bedeutet. Um so wenig wie möglich in die Umwelt einzugreifen, werden die durch Rastatt verlaufenden Gewässer Murg und Federbach ohne dauerhafte Beeinträchtigung durch den Tunnel unterquert. Jetzt im Frühjahr 2016 beginnt der Tunnelvortrieb. Die Bauzeit ist auf fünf Jahre angesetzt, 2019 soll die technische Tunnelausrüstung beginnen. Bereits im Vorfeld des Pilotprojekts hatte Arup eine Strategie zur Implementierung von BIM-Methoden für Großprojekte der DB Netz AG erarbeitet. Beim konkreten Projekt dann wurde auf Basis der traditionell erstellten Planung eine 3DPlanung erstellt und um Termin- und Kostenplanung als vierte bzw. fünfte Dimension erweitert. Auf diese nun deutlich größere Datenbasis können alle Projektbeteiligten zugreifen, was die Transparenz im Hinblick auf Termin- und Kostenpläne deutlich steigert. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 15 WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? DREES & SOMMER AG, STUTTGART, WWW.DRESO.COM … DIE ENTWICKLUNG DER MAIDAR ECO CITY IN DER MONGOLEI 30 km südlich der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar entsteht eine neue Stadt: die Maidar Eco City. In zehn Jahren soll sie nicht nur die bisherige Hauptstadt entlasten und 300.000 Menschen ein neues Zuhause bieten, sondern weltweites Vorbild einer nachhaltigen Stadtentwicklung sein. Mit dem Vorzertifikat in Platin hat die DGNB die zukünftige Öko-Stadt bereits geadelt. Drees & Som- mer berät gemeinsam mit einem internationalen Planungsteam den Bauherrn, die Maidar City LLC, bei der Stadtentwicklung und unterstützte den Zertifizierungsprozess. Der Entwurf für die 114 km² große Metropole stammt aus der Feder des Kölner Architekten Stefan Schmitz. Eine zurzeit im Bau befindliche Buddha Statue – mit 54 m höher als die New Yorker Freiheits- statue – markiert bereits heute den Mittelpunkt der neuen mongolischen Metropole (siehe Abb.). Wichtigster Entwurfsgedanke ist die „Stadt der kurzen Wege“, d. h. in jedem der neuen Stadtteile finden sich im Umkreis von 600 m alle wichtigen Versorgungseinrichtungen. Autos sind für die künftigen Einwohner der Öko-Stadt weder erforderlich noch gewollt: Die Maidar-City-Hauptstraßen, die „urban arteries“, werden ausschließlich für Fußgänger, Radfahrer und öffentliche, elektrisch betriebene Verkehrsmittel ausgelegt. Die Stadtteile sind durch landschaftlich gestaltete Grünbereiche getrennt, die für Freizeit, Sport und Erholung genutzt werden. Mit eigenständiger Trinkwasserversorgung und landwirtschaftlichen Flächen südlich der Stadt versorgt sich die Stadt selbst. Das Trinkwasser wird aus Bergflüssen in Pflanzbeeten gefiltert und in einem See gespeichert. Rund 50 % der Energie wird die neue Metropole aus erneuerbaren Quellen beziehen. INGENIEURGESELLSCHAFT WIA, HANNOVER, WWW.WIA-INGENIEURE. DE … KANALSANIERUNGSBERATUNG IN DER TÜRKEI Salah Özkaynak, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft WIA mbH (Foto: 1. v.r.), nahm auf Einladung des niedersächsischen Ministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Olaf Lies (Foto: erste Reihe, 3. v.l.) Anfang November 2015 an einer Delegationsreise in die Türkei teil, die in die Städte Mersin, Izmir und Bursa führte. Als Geschäftsführer eines in der Siedlungswasserwirtschaft tätigen Ingenieurbüros war für Özkaynak ein Treffen mit Vertretern des städtischen Betriebes für Wasser und Abwasser von Izmir, IZSU, besonders aufschlussreich und konstruktiv. Izmir hat ca. 5 Mio. Einwohner und bislang eine zentrale, für ca. 3,5 Mio. Einwohner ausgelegte Kläranlage, die EUStandard entspricht. In den Randgebieten der Stadt erfolgt die Abwasserreinigung über dezentrale Anlagen. Das vorhandene, ca. 4.000 km lange Kanalnetz ist ein Mischsystem. Die Behörde hat bereits einen Masterplan zur Erweiterung 16 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 und Sanierung des vorhandenen Entwässerungsnetzes in der Schublade, der bis 2050 realisiert werden soll. Aufgrund der erheblichen Korrosionsschäden betonten die IZSU-Vertreter gegenüber den niedersächsischen Gästen die Dringlich- keit der bautechnische Sanierung des Kanalnetzes. Özkaynak wurde gebeten, insbesondere im Bereich Sanierungsverfahren in geschlossener Bauweise die städtische IZSU beraten. Ein Planungsauftrag soll folgen. GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ EU-Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden Die Null als Ziel VON CHRISTIAN NOLL Deutschland tut sich schwer damit, seine Vorbildrolle in Sachen Gebäudeenergieeffizienz in Europa zu verteidigen. Statt Niedrigstenergiegebäude endlich zum Mainstream zu machen, hat man sich tief im Jammertal eingerichtet. Der Weg hinaus wird kein leichter sein: Nur wenn Qualifizierung und Qualitätssicherung mit der Fortschreibung von Effizienzstandards einhergehen, kann der Aufbrauch zurück an die Spitze gelingen. Seit 2010 stellt die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) allen Mitgliedstaaten die Aufgabe, spätestens ab 2019 alle neu errichteten öffentlichen Gebäude und ab 2021 alle sonstigen neuen Gebäude als „nearly zero energy buildings“ (nZEB) oder zu Deutsch Niedrigstenergiegebäude zu planen und zu bauen. Deutschland müsste dazu eine weitere Fortschreibung der Energieeinsparverordnung (EnEV) anpacken. Entsprechend der EU-Richtlinie müsste dabei als Mindestanforderung definiert werden, wie „der fast bei null liegende oder sehr geringe Energiebedarf (…) zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen“ zu decken ist. Wie nahe bei fast Null oder wie gering sehr gering genau bedeutet, lässt die Richtlinie selbst offen. Europa auf dem Weg nach unten? 2015 hatten insgesamt 15 Mitgliedstaaten eine Definition für „nearly zero“ vorliegen, weitere drei standen kurz davor. Die restlichen EU-Staaten, darunter auch Deutschland, hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt. Während Energiewende-Vorreiterland Dänemark vorprescht und etwa für ein Einfamilienhaus einen maximalen Jahresprimärenergiebedarf von 20 kWh/m2a vorgibt, hat die Slowakei immerhin 54 kWh/m2a als nZEB-Anforderung festgelegt. In den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten, die sich bereits festgelegt haben, liegen diese Anforderungen in der Regel nicht darüber, so eine Analyse des Building Performance Institute Europe (BPIE) – von Ausnahmen für höherliegende Regionen in Frankreich oder Rumänien abgesehen. Insgesamt werden jedoch sehr unterschiedliche Berechnungsmethoden, Klimabedingungen und Gebäudetypologien angewandt, insbesondere für Nichtwohngebäude. Daher bewegt sich der Primärenergie-Höchstwert in den EU-Staaten laut BPIE zwischen 0 und 270 kWh/m2a. Grundsätzlich ist der EU-Richtlinie zu Gute zu halten, dass sie die Entwicklung ambitionierter Standards in den Mitgliedstaaten vorangetrieben hat, im Sinne von Klimaschutz, einer geringeren Energieimportabhängigkeit und der Entlastung von Verbrauchern und Unternehmen von Verbrauchskosten. Das daraus erwachsene Tohuwabohu höchst unterschiedlicher Anforderungen in den einzelnen Mitgliedstaaten stellt jedoch Hersteller und Dienstleistungsunternehmen inklusive planender und beratender Ingenieure, die für den gesamteuropäischen Markt anbieten, vor eine Herausforderung. Dementsprechend forderte der europäische Gebäudeeffizienzverband EuroACE für die in diesem Jahr anstehende Novelle der Richtlinie eine Konsoldierung der Anforderungen und einen effektiveren Vollzug. Deutschland tritt auf der Stelle Während Brüssel also schon die Revision der Richtlinie im Blick hat, stehen die vollständige Umsetzung der EPBD und ein wirkungsvoller Vollzug hierzulande immer noch auf der ToDo-Liste. Immer wieder wurde von verschiedenen Seiten eine frühzeitige Bekanntgabe des Niedrigstenergiestandards angemahnt, damit sich die Marktakteure darauf einstellen und Preissprünge durch Knappheitseffekte vermieden werden können. Mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 wollte die Politik zumindest Zwischenstufen für das noch zu definierende Nahe-Null-Ziel festlegen. Mit der Planungssicherheit war es aber spätestens vorbei, als zuletzt im vergangenen Jahr die gleichen Kräfte ein Aussetzen der EnEV-Anforderungen für 2016 forderten, die sich zuvor erfolgreich dafür stark gemacht hatten, die ursprünglich geplanten zwei Anforderungsstufen an den Primärenergiebedarf für 2014 und 2016 in einer Stufe zusammenzufassen. Mit einem Moratorium sollte gebeutelten Eigentümern eine „Atempause“ gegönnt werden, nicht zuletzt auch angesichts der Auswirkungen der Flüchtlingssituation auf den Wohnungsmarkt. Dass unbillige Härten und Unwirtschaftlichkeit in begründeten Fällen ohnehin Umgehungen erlauben, blieb geflissentlich unerwähnt. Ob der durch Angebot und Nachfrage geprägte Wohnungsmarkt auf geringere Baustandards mit sinkenden Kaltmieten reagiert hätte, ist mehr als fraglich. Am Ende wären Mieter und Kommunen die Angeschmierten gewesen, die bei gleichen Mieten die höheren Heizkosten hätten tragen müssen. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 17 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ C Capital apital R Region egion and FFlanders). landers). IIn n a fur further ther rries, ies, the nZEB rrequirements equirements ha have ve been and ar are ee expected xpected tto o be implemen implemented ted in onal leg legislation islation (F (Figure igure 4). IIn n the rremaining emaining plus Nor Norway way and the B Belgian elgian R Region egion of a), the definition is still under discussion not notbeen beenfinalised finalisedyet. ety. 3 d t 9 W a equirements ffor or buildings with an ener gy rance--RR *FFrance Requirements energy closet tto o zzero ero ha ve alr eady been enf orced consumptionclose consumption have already enforced tha e ener gy foreseentha but it is foreseen thatt buildings will be positiv positive energy buildings fr om2020. 2020. from Cyprus C yprus M Malta alta ▲ Stand der Definition des Nearly-Zero-Energiestandards für Neubauten in Europa: Ein Beschluss der Bauministerkonferenz für ein entsprechendes EnEV-Moratorium konnte gerade noch abgewendet werden. Die Verwirrung bei Planern, die nicht wussten, was dann ab Jahreswechsel gelten wird, war aber bereits perfekt. Statt EnEV-Moratorium haben sich die Bauminister auf eine Neukonzeption von EnEV und EEWärmeG geeinigt. Auch das ist keine neue Idee. Bereits 2010 forderte der Bundesrat die Bundesregierung auf, eine „Konsolidierung und Zusammenführung der mittlerweile nicht mehr überschaubaren Fülle an technischen und fachlichen energetischen Anforderungen an Gebäude herbeizuführen“. Dies soll nun ebenso wie die Festschreibung des Niedrigstenergiestandards bis Ende 2016 geschehen. Spätestens dann wird die Diskussion, wie viel Anspruch sich Deutschland leisten kann, wieder aufflammen. Energieeffizienz – Feind des kostengünstigen Bauens? Die EU-Richtlinie fordert nicht nur möglichst nahe bei Null zu landen, sondern entsprechende Anforderungen möglichst kostenoptimal festzulegen. Das ist sehr sinnvoll und entspricht im weitesten Sinne dem Wirtschaftlichkeitsgebot des Energiespargesetzes, bezieht sich jedoch nicht auf das einzelne Gebäude, sondern die Angemessenheit für die Mehrheit der Gebäude in den wesentlichen Gruppen. Die EU gibt hierfür einen 18 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Quelle: Buildings Performance Institute Europe (BPIE) Länder mit offizieller Definition O fficialdefinition Official definition Definition nochto offiziell Definition tonicht be oved Definition beappr approved Definition nochunder in der Diskussion D efinition dev elopment Definition development Rahmen vor, der nationalstaatlich adaptiert werden kann. Doch grau ist alle Theorie, wenn sich ein „zu teuer“ erfolgreich in Medien und Köpfen verfestigt hat. Regelmäßig erklangen und -klingen noch die Kassandrarufe der Immobilienwirtschaft, die EnEV-Anforderungen würden die Kosten für Wohnhäuser so hoch treiben, dass der Traum vom Eigenheim unerschwinglich werde und kaum noch Mietwohnungen für Normalverdiener errichtet werden könnten. Ähnlich plakativ klang denn auch der Titel einer Auftragsstudie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) „Kostentreiber für den Wohnungsbau“: Die Kosten für den Bau eines durchschnittlichen Einfamilienhauses seien seit 2000 um über ein Drittel gestiegen. Schuld daran seien vor allem gestiegene politische Auflagen, auch an Barrierefreiheit, Standsicherheit, Brand- und Schallschutz. Größter Preistreiber seien jedoch Baukosten rund um die Energie. Würde die EnEV 2016 mitberücksichtigt, stiegen die Kosten sogar um über 45 %. Auch die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) hat sich Ende 2014 mit der Frage auseinandergesetzt, ob Energieeffizienz und bezahlbares Bauen tatsächlich zu einem unversöhnlichen Gegensatz avanciert sind. Dazu wurden das Beratungsunternehmen Ecofys und das Architekturbüro Schulze Darup & Partner beauftragt, sich in einer Ini- GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ tialstudie wissenschaftlich mit der energetisch bedingten Kostenentwicklung zu befassen. Anhand wesentlicher Bauteile wie Außenwände, Satteldächer, Fenster und Heizungspumpe sowie am Beispiel des Neubaus einer Doppelhaushälfte wurde analysiert, wie sich die Kosten zwischen 1990 und 2014 bei gestiegenen Effizienzanforderungen tatsächlich entwickelt haben. Das Ergebnis dieser Untersuchung fällt etwas differenzierter aus: Die Investitionskosten für Neubauten sind seit 1990 preisbereinigt nahezu konstant geblieben, die monatlichen Kosten inklusive Abzahlung des Baukredits und Nebenkosten gegenwärtiger und zukünftig geplanter Neubaustandards seien sogar gesunken, so die Studie. Der mittlere Anstieg der Baukosten seit 1990 entspricht der allgemeinen Preissteigerung am Bau. Inflationsbereinigt sind die Kosten für hocheffiziente Bauteile und Materialien sogar gesunken. Besonders gut zeige sich dies am Beispiel von Fenstern mit Dreischeiben-Verglasung. Sie kosten inzwischen kaum noch mehr als Standardfenster. Erhöhte Effizienzanforderungen ließen diese einst teuren Nischenprodukte zum günstigen Marktstandard werden. Auch für die kommenden Energiespar-Anforderungen sei daher nicht mit einer energieeffizienzbedingten Preisexplosion für das Bauen zu rechnen. Im November vergangenen Jahres verabschiedete das Bundeskabinett eine Energieeffizienzstrategie Gebäude. Tatsächlich ist diese mehr eine Bestandsaufnahme, denn eine Strategie und enthält nur wenige konkrete, weiter führende Instrumente, darunter das oben erwähnte Bekenntnis, 2016 den Niedrigstenergiestandard festschreiben zu wollen. Berichtet wird hier jedoch auch das Ergebnis einer vom Bundesministerium für Umwelt und Bauen ins Leben gerufenen Baukostensenkungskommission, „dass ansteigende Wohnflächen, Ausstattungsmerkmale und technische Ausrüstungen die eigentlichen Kostentreiber beim Wohnungsbau sind (…) Die EnEV ist nicht der eigentliche Kostentreiber.“ Die feinen Unterschiede: Qualität bei Planung und Bauen Wie kommt es aber dazu, dass die Betrachtungen scheinbar so weit auseinanderliegen? DENEFF-Gutachter Dr. Burkhard Schulze Darup hob hervor, dass für eine kostenoptimale Ausführung die Qualifizierung der Planer und der Ausführenden entscheidend ist, damit niedrige Baukosten einerseits und errechnete Energiekosteneinsparungen andererseits tatsächlich erreicht werden können. Doch leider findet sich zu diesem Thema am Ende der Energieeffizienzstrategie ein einziger, nicht weiter ausgeführter Spiegelstrich: „Qualitäts-, Effizienz-und Bildungsoffensive.“ Punkt. Genau hier müsste deutlich mehr stehen, denn hier liegt nicht nur die Grundlage für eine nachhaltige Bauzukunft. Hier finden sich echte Chancen für den Energiewendestandort ▲ Baukosten Quelle: Ecofys/Schulze Darup Deutschland. Dazu wird es nicht ausreichen, Normwerte schlicht Richtung Null oder Plus fortzuschreiben. Dazu muss am Ende auch geliefert werden, was die Verpackung verspricht. Nach Flughafen- und PKW-Schadstoffdebakeln wäre der Aufbruch aus dem deutschen Jammertal in Sachen Gebäudeeffizienz auch ein wohltuender Befreiungsschlag für „made in Germany“. Autor: Christian Noll, Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF), Berlin Literatur: Europäische Union (2010): Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri= OJ:L:2010: 153: TOC BPIE (2015): nZEB Definitions across Europe http://bpie.eu/publication/nzeb-definitions-across-europe-2015/ EuroACE (2015): Response to the EPBD Consultation http://www.euroace.org/LinkClick.aspx?fileticket=Q3HsowfEnUk%3d& tabid=155 ARGE e.V. (2015): Kostentreiber für den Wohnungsbau http://www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de/w/files/meldungen/kostentreiber-fuer-den-wohnungsbau_studie.pdf Ecofys/ Schulze Darup (2014): Preisentwicklung Gebäudeenergieeffizienz http://www.deneff.org/fileadmin/downloads/Preisentwicklung_Initialstudie_20141203.pdf BMWi 2015: Energieeffizienzstrategie Gebäude http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Energiewende-im-Gebaeudebereich/energieeffizienz-strategie-gebaeude.html BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 19 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ ▲ Nur 9 m breit, aber 150 m lang – das Aktiv-Stadthaus in Frankfurt Aktiv-Stadthaus in Franfurt, Main Flatrate Energy Building VON KLAUS SIEGELE Mitten in Deutschlands Bankenmetropole wurde im Gutleutviertel unweit des Frankfurter Hauptbahnhofs im Juli 2015 ein achtgeschossiges Wohnhaus offiziell eingeweiht, dessen Gebäudekonzept zeigt, dass die Nullenergiebauweise auch unter schwierigen Randbedingungen funktioniert. Zwar verfehlt das vom Bund geförderte Pilotprojekt bezüglich des Heizwärmebedarfs knapp den Passivhausstandard, trotzdem erzeugt der Mietwohnungsbau der AGB Frankfurt Holding in der Jahresbilanz mehr regenerative Energie, als es selbst verbraucht. 20 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ ▲ Luftbild des Aktivhauses Der Vergleich mit dem 1902 gebauten Flatiron Building in New York mag optisch etwas weit hergeholt sein, erinnert die akkurat gefaltete Fassade des Aktiv-Stadthauses in Frankfurt doch wohl eher an eine sauber gebügelte Bluse, als dass man in die Kubatur ein Bügeleisen hinein interpretieren mag. Und dennoch ist das Gebäudekonzept ähnlich spektakulär wie die frühe Stahlskelettkonstruktion des keilförmigen Hochhauses in dem nach ihm benannten Flatiron District von Manhattan: Die achtgeschossige, 150 m lange und nur 9 m breite Wohnscheibe erzeugt inmitten anderer Stadthäuser in der Jahresbilanz mehr Energie als sie verbraucht. Die regenerativ erzeugte und in Akkus gespeicherte Energie ist in der Kaltmiete als Flatrate enthalten. Ein Konzept für die Zukunft Lange Zeit kam dem 160 m langen Grundstück an der Speicherstraße nicht mehr als die Funktion eines Parkplatzes zu – es galt mit seinen 9 m Breite als unbebaubar, bis die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Frankfurt (ABG Frankfurt Holding) gemeinsam mit dem Kasseler Büro HHS Planer + Architekten AG und der Stuttgarter Ingenieurgesellschaft Fotos: Constantin Meyer EGS-plan aus dem schmalen Handtuch ein zukunftsweisendes Pilotprojekt mit der Forschungsinitiative ZukunftBAU entwickelte: Den Bau des ersten Plus-Energie-Mehrfamilienhauses in zentraler Innenstadtlage, das belegen soll, dass die Forderungen der europäischen Gebäuderichtlinie für die Zeit nach 2020 in der Praxis tatsächlich umsetzbar sind. Kaltmiete enthält Heizkostenbudget Die Miete für die insgesamt 74 Mietwohnungen – jeweils zwischen 60 und 120 m2 groß – enthält bereits ein auskömmliches Budget für Heizung, Warmwasser und Elektrizität, weil das Aktiv-Stadthaus seinen minimierten Energiebedarf als „Nur-Strom“-Gebäude auf regenerative Weise selbst erzeugt und in der Jahresbilanz komplett abdeckt. Die kritische Größe bei dieser Kalkulation ist der Haushaltsstrom, weshalb jede Mietpartei beim Einzug einen Tablet-PC mit vorinstallierter App überreicht bekam, die den Bewohnern jederzeit einen Überblick über ihren Energieverbrauch im Verhältnis zum Budget gibt. Die Mieter erhalten auf diesem Weg auch viele weitere Informationen über das Haus, wie zum Beispiel die Verfügbarkeit der Car-Sharing-Autos, die in der Garage im BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 21 ▼ Lageplan Erdgeschoss geparkt sind. So wird über den spielerischen Zugang die Identifikation mit dem Haus und nebenbei das Bewusstsein für das Thema Energie und Wohnen gestärkt. Abbildung: HHS Energie aus PV-Modulen und Abwasserkanal 0 25 50 PROJEKTBETEILIGTE Bauherr ABG Frankfurt Holding Architekt HHS Planer + Architekten AG, Kassel TGA EGS-plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik mbH, Stuttgart Tragwerk B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann, Frankfurt am Main (VBI) Forschung Technische Universität Darmstadt, FB Architektur, Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen, Prof. Manfred Hegger, und Steinbeis Transferzentrum Energie-, Gebäude- und Solartechnik, Stuttgart ENERGIEKENNWERTE NACH DIN 18599 Primärenergiebedarf Qp Endenergiebedarf Primärenergie-Überschuss Endenergie-Überschuss 22 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 9,3 kWh/(m2a) 3,9 kWh/(m2a) + 23 kWh/(m2a) + 7,0 kWh/(m2a) Technisch basiert das Gebäudekonzept daher auf einer wirtschaftlichen Reduzierung des Energiebedarfs und der Bereitstellung von regenerativer Energie aus lokal verfügbaren Quellen. Die Voraussetzung hierfür sind eine sehr gut gedämmte und luftdicht ausgeführte Gebäudehülle sowie dezentrale mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in den einzelnen Wohnungen. Die Heizwärme wird mittels einer elektrischen Wärmepumpe mit 120 kW thermischer Leistung erzeugt. Als Wärmequelle dafür wird der nahe gelegene Abwasserkanal genutzt. Die beiden darin abgelegten Module von jeweils 22 m Länge ermöglichen bei einer Abwassertemperatur von 12 °C immerhin rund 95 kW Leistung. Den elektrischen Strom hingegen liefern PV-Module auf dem Dach und an der Südfassade: Wegen der jahreszeitlich unvermeidbaren Verschattung durch die Nachbargebäude erbringen die 769 hocheffizienten Module mit einer nominalen Leistung von rund 250 kWp auf dem 1.500 m2 großen, auskragenden Pultdach den Großteil des Solarertrags. Die 348 an der Südfassade installierten PV-Module decken mit ihren 120 kWp Leistung zwar nur etwa ein Fünftel des gesamten Ertrags ab, das aber entscheidend ist, um das Plus in der Bilanz zu wahren. Insgesamt liegt der jährliche Stromertrag aus den PV-Anlagen bei etwa 300.000 kW. Anstatt die sommerlichen Überschüsse ins Netz einzuspeisen, wird der Strom aus eigener Produktion in einer Li-Fe-PoBatterie im Untergeschoss des Hauses gespeichert. Dieser Puffer mit rund 250 kWh Kapazität reicht aus, um die Unterschiede von Angebot und Nachfrage an Elektrizität im Gebäude auszugleichen. Damit die Lastspitzen keine schwer zu bezwingenden Gebirge werden, hat die AGB die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit besonders sparsamen Haushaltsgeräten ausgestattet. Zusätzliche Speicher finden sich in der Garage in Form von E-Bikes und Elektroautos – zumindest sind die Stecker dafür vorhanden. Sanft gefaltet und beidseitig belichtet Zurück zur Gebäudeform: Diese reagiert durch ihre leichte Faltung in den etwas über das Erdgeschoss kragenden sieben Wohngeschossen auf den schmalen Grundstückszuschnitt. Einerseits gliedern die sanften Schrägen die lange Straßenfront, andererseits profitieren davon natürlich die Grundrisse in der dreispännig angelegten Erschließung, die durch die überwiegend beidseitige Belichtung nebst inklu- Abbildung: HHS GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Grundriss Regelgeschoss, M 1:500 diertem Balkon sehr hell und komfortabel geschnitten sind. Das Gebäude öffnet sich mit dem größeren Fensterflächenanteil von 62 % zur süd-südöstlich gelegenen Straßenseite, bei der gegenüber liegenden Nord-Nord-West-Fassade liegt dieser bei lediglich 38 %. Massiv- und Leichtbauweise ergänzen sich Massive Schotten aus Stahlbeton und Mauerwerk bilden in Einklang mit den Stahlbetondecken das tragende Gerüst – zwischen den massiven Gebäudetrennwänden bilden vorgefertigte Holztafelelemente die Fassade. Auch die Dachkonstruktion ist in Holzbauweise ausgeführt. Das erlaubte einen äußerst gut gedämmten Wandaufbau im KfW-40 Standard mit nur 47 cm schlanken Außenwänden an der mit Faserze- mentplatten bekleideten Nordfassade und 55 cm Aufbau bei der mit hinterlüfteten PV-Modulen versehenen Südfassade. Aktiv statt Passiv In ihrem Abschlussbericht zum Pilotprojekt Aktiv-Stadthaus kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass der Passivhausstandard für ein Plus-Energie-Haus nicht zwingend ist. Mit 18 kWh/(m2a) liegt der Energiekennwert für Heizwärme des Frankfurter Projektes um 3 kWh/(m2a) knapp über den Anforderungen an den Passivhausstandard. Es liegt bilanziell betrachtet übers Jahr dennoch im Plus. Die Batteriespeicher erhöhen den Eigenverbrauch der selbst erzeugten elektrischen Energie und reduzieren die Primärenergieverluste, die durch das komplette Einspeisen ins Netz entstünden, deutlich. ▶ Gebäudeschnitt Abbildung: Steinbeis Transferzentrum PV 250 kWp Dach PV 80 kWp Fassade Außenluft Fortluft Abluft Dezentrale Lüftung mit WRG Zuluft E-Mobil-Car Sharing DC EnergieManagement Batterie 250 kWh Wärmepumpe 120 kWth AC Netz AC BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 23 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ GESAMT-ENDENERGIEBILANZ (MIT NUTZERSTROM) STANDORT FRANKFURT AM MAIN 35 6,1 0,9 28,0 20 14,7 15 1,5 10 3,2 5,4 5 3,8 0 Bedarf PV-Ertrag Q Heizung Q Hilfsgeräte Q PV-Dach Q Warmwasser Q Allgemeinstrom Q PV-Fassade Q Nutzerstrom Q Mobilität Abbildung: Steinbeis Transferzentrum 25 Endenergiebilanz Flächenbezogene Endenergie [kWh/(m 2 *a)] 30 ▲ Südfassade Zwar unterscheiden sich die gut gedämmte Bauweise und die TGA kaum von anderen Konzepten, jedoch mitten in der Stadt für 6.644 m2 Wohnfläche eine regenerative energetische Selbstversorgung umzusetzen, ist bemerkenswert. Zu diesem Schluss kam auch der Eurosolar e. V., der das AktivStadthaus Ende November 2015 neben weiteren elf Preisträgern aus sieben Ländern mit dem Europäischen Solarpreis 2015 auszeichnete. Autor: Klaus Siegele, Dipl.-Ing. (FH) Architekt, Fachjournalist, Karlsruhe 24 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Abbildung: HHS Dieser Beitrag über das Aktiv-Stadthaus in Frankfurt basiert auf einem Artikel in Ausgabe der 7-8/2015 der Fachzeitschrift Gebäude-Energieberater (GEB). Der thematische Schwerpunkt dieses Heftes beschäftigte sich mit verschiedenen Gebäudekonzepten, darunter auch der Aktivplus-Standard. Interessierte können zwei Ausgaben der Fachzeitschrift kostenlos testen und erhalten dabei vollen Zugriff auf das Online-Archiv mit allen erschienen Ausgaben. Mehr dazu unter www.geb-info.de/abo. ▼ Wohnungsgrundrisse Abbildung: HHS VBI_Anzeige_A4_quer_PARTNER_Layout 1 16.04.14 17:44 Seite 1 Den Partner für Ihr Projekt finden Sie hier: Home > Planerdatenbank Finden Sie hier gezielt technische Consultants oder Unternehmen Wer/ Was? Wo? SUCHEN www.vbi.de/planerdatenbank Der Name VBI ist ein Qualitätsbegriff. Ob es um die Koordination eines Großprojekts geht, Fachplanungen am Bau oder detaillierte Spezialaufgaben: Von unabhängig planenden und beratenden Ingenieuren dürfen Sie immer höchste Qualität erwarten. In der VBI-Planerdatenbank finden Sie unter den rund 3.000 hochqualifizierten VBI-Mitgliedern für jedes Ihrer Projekte den passenden Partner. Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31, 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Generalsanierung Wohnhochhaus in Pforzheim Deutschlands nachhaltigstes Gebäude VON EVA MITTNER In Pforzheim bekam ein achtstöckiges Wohnhochhaus aus dem Baujahr 1970 im Zuge einer umfassenden Sanierung nicht nur ein neues Erscheinungsbild, sondern wurde zu einem hochgradig energieeffizienten Gebäude. Nach mehreren Architekturpreisen wurde das Projekt Ende November von der DGNB zum nachhaltigsten Gebäude Deutschlands gekürt. ▶ Nullenergiehaus in Pforzheim Altes Gebäude mit ortshistorischer Bedeutung Das Wohnhochhaus befand sich zum Projektstart 2011 noch im baulichen Urzustand von 1970 und hatte eine Runderneuerung dringend nötig. Das Mauerwerk zu dünn und durchlässig, die Fenster nicht mehr dicht, die Räume sanierungsbedürftig und die Bäder mehr als in die Jahre gekommen. So vergeudeten die Bewohner eine Menge Energie. Hohe Betriebskosten standen zu Buche. Im April 2010 beschlossen die Verantwortlichen den Ausstieg aus der Energiepreisspirale und entschieden sich für die ambitionierte Generalsanierung. Die Sanierungsmaßnahmen verwandelten das Wohngebäude mit heute 18 Wohneinheiten in ein Effizienzhaus Plus nach neusten Standards und verschafften der Pforzheimer Innenstadt ein nunmehr modernes Wohnhaus an markanter Stelle. Geplant wurde die innovative Sanierung vom Büro Freivogel-Architekten aus Ludwigsburg, die zusammen mit einem engagierten Team von Fachplanern die anvisierten Ziele vorbildlich umsetzten. Die Bausubstanz selbst erwies sich als solide und erhaltenswert und punktete vor allem mit der zentralen Lage in einer wichtigen städtebaulichen Position des Pforzheimer Stadtgefüges. Mit einer spannungsarmen Lochfassade und kleinen vorgelagerten Balkonen entsprach die Architektur dem Zeitgeist der 1970er Jahre als die Deutsche Bahn das Wohnhaus an der Güterstraße bauen ließ. 2009 erwarb die Wohnungsbaugesellschaft Pforzheimer Bau & Grund GmbH das Gebäude und plante dessen Sanierung. Die beauftragten Planer befassten sich zunächst mit einer detaillierten Bestandsaufnahme. Die umfassende Analyse ergab, dass die bestehenden Grundrisse der Wohnungen mit rund 90 m2 durchaus zu den heute gängigen Anforderungen passten. „Insgesamt machte das Gebäude aber keinen guten Eindruck“, berichtet Jochen Freivogel, der das Projekt leitete. „Die Fassaden waren schlecht gedämmt und ver- 26 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 mit Dach-Windkraftanlage Foto: Dietmar Strauss schmutzt, die Fenster undicht und die Jalousien größtenteils defekt.“ Die Wohnungen wurden zudem über elektrische Nachtspeicheröfen beheizt und die Warmwasserversorgung erfolgte dezentral über Boiler in den Wohnungen. Das sorgte für überaus hohe Betriebskosten. Die Balkone erwiesen sich wie bei vielen älteren Gebäuden als zu klein und wenig zeitgemäß. Die Pforzheimer Bau und Grund GmbH wünschte sich im Zuge der Umbauten eine wesentliche Verbesserung dieser Situation und auch zusätzlichen neuen Wohnraum im Bestandsgebäude. Die Generalsanierung umfasste im Wesentlichen folgende Aufgaben: - Aufstockung mit einem Penthouse-Loft-Geschoss in Stahlbeton-Ortbeton-Bauweise - Modernisierung der gesamten Außenfassaden mit einer gestapelten BFT-Fassade - Dämmung und Isolierung von Dach und Wänden - Komplette Erneuerung der Haustechnik - Einbau eines neuen Lifts bis in die aufgestockte Etage - Anpassungen an aktuelle Brandschutz-Anforderungen Einhaltung der MHHR - Energetische Optimierung mit dem Ziel „Passivhausstandard“ BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 27 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ ▲ Blick vom neuen Penthouse aus über Pforzheim Foto: Dietmar Strauss Zusätzliche Wohnfläche eingeplant Eine erste Sanierungskonzeption mit bis zu drei neuen Geschossen bekamen die Planer nicht genehmigt. Das Gebäude wäre der Verwaltung insgesamt zu hoch geworden. Nun setzten die Architekten alles daran, eine Alternative zu dieser ersten Planung zu präsentieren. „Wir hatten schließlich die Idee, das Hochhaus um ein einziges überhöhtes Penthouse-Geschoss aufzustocken und somit um zwei große Wohneinheiten zu erweitern.“, sagt Freivogel. Diese Planung wurde schließlich genehmigt und ab November 2013 umgesetzt. Den oberen Gebäudeabschluss bilden jetzt zwei neue Dachgeschoss-Wohnungen mit faszinierender Aussicht über die Stadt. Durch diese baukörperliche Erweiterung wurde das Gebäude in seinen Proportionen optisch positiv korrigiert. Helle Zimmer mit raumhohen Fenstern und großen Dachterrassen bilden nun die zwei Lofts der obersten Etage. Dieses neue Geschoss ist deutlich höher als die bestehenden Etagen gebaut, das Gebäude wirkt jetzt in neuen Proportionen nach oben eher verjüngt. ▼ Energieschema: Abbildung: Transsolar Photovoltaik-Module Stromerzeugung Lokale regenerative Energiesysteme zur Eigenstromnutzung Vertikale Kleinwindkraftanlagen Schallentkoppelt Solar-Luftwasserkollektor integriert in Südfassade Lüftung Dezentrale Lüftungsanlage mit WRG in Abstellraum Kanalführung unter abgehängter Decke Heizung Deckenstrahlheizung mit komfortabler Strahlungswärme Warmwasser Frischwasserstation mit zusätzlichem elektr. Durchlauferhitzer Warmwasser Frischwasser Gebäudehülle Hochwärmegedämmte Fassade im Passivhausstandard Luftdicht mit 3-fach verglasten Fenstern Wärmepumpe ~ 24 kW Wärme Niedertemperaturspeicher „Heizung“ direkte Abwärmeeinkopplung T T T T Solareisspeicher als Langzeit Puffer ca. 58 m³ Wärme VL Wärme RL Elektrizität GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Die bestehenden Balkone wurden abgebrochen und durch vorgestellte, große Loggien vor der Südfassade ersetzt. Die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss erhielt eine neue Aufteilung und dient heute als Geschäftsstelle der Kfz-Zulassungsstelle des Landratsamts Enzkreis. Bauaufgabe mit Herausforderungen Das Herzstück des Konzeptes ist die neue hochwärmegedämmte, hinterlüftete Gebäudehülle. Die neuen, großzügig überdachten Loggias wurden als Betonfertigteilkonstruktion ausgeführt und bieten jetzt mehr Wohn- und Freiraum für die Bewohner. Bis das möglich war, mussten einige Rückbauten vorgenommen werden: Rückbau der Asbestzementtafeln der Fassade und der alten Wärmedämmung sowie Rückbau des alten Flachdachaufbaus mit Aufzug und Dachausgang für die Aufstockung. Bei den Rückbauarbeiten traten weder feuchte Mauerwerksstellen noch Schimmel zutage, die Bausubstanz erwies sich wie in der Be- standsaufnahme ermittelt als solide und erhaltenswert. Hinsichtlich der Statik waren zwar während des Bauvorhabens keine stützenden Maßnahmen nötig, für das sanierte Gebäude wurden jedoch neue tragende Elemente eingefügt: die stützenden Konsolen im ersten Untergeschoss zur Aufnahme der neuen BFT-Fassade und der Einsatz von MicroBohrpfählen zur Aufnahme der neuen Loggiazone. Komplette Vorfertigung Fassade und Loggiazone Zur Bauzeit- und Kostenreduzierung sowie zur Qualitätssicherung wurden die neuen Fassaden und Loggien aus vorgefertigten Betonwerksteinelementen gebaut. Dafür wurden möglichst große, jedoch ohne Sondergenehmigung transportierbare Elemente projektiert, die eine kurze Montagedauer und möglichst wenige Gewerke-Schnittstellen vor Ort erzeugen. Durch den hohen Grad der Vorfertigung kann man Bauvorhaben dieser Größenordnung sehr effektiv und mit einem raschen und präzisen Baufortschritt realisieren. (Stand Fertigstellung) Zuluft Verteilung über abgehängte Decke in Flurzone Deckenstrahlheizung miminiert Eingriff in Bausubstanz Aussenliegender Sonnenschutz horizontale Lamellen O/S/W-Fassade Zuluft Weitwurfdüse Überströmöffnungen in Türe Flur als Überströmzone Passivhaus Fassade U = 0,099 W/m²K 3-Fach Verglasung Ug = 0,6 W/m²K Eingriff in bestehende Wohnräume minimiert Rahmen Uf = 1,1 W/m²K Rückbau Nachtspeicherheizung ▲ Raumkonditionierung Abbildung: Transsolar BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 29 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Umsetzung im bewohnten Zustand Den neuen Eigentümern war es wichtig, dass die zum Teil bereits über 40 Jahre im Bestandsgebäude wohnenden und sozial entsprechend verankerten Mieter in ihren Wohnungen bleiben konnten. Daher fanden die gesamten Baumaßnahme im bewohnten Zustand statt. Dazu waren besondere Schutzund Sicherungsmaßnahmen erforderlich: Zum einen wurden die Eingriffe in den Wohnungen wohnungsweise von oben nach unten ausgeführt. In den Wohnungen selbst planten Architekten und Ingenieure die Arbeiten zimmerweise durch. Insgesamt dauerte die Installation der neuen Haustechnik mit neu eingebauten Heizdecken und der modernen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung inklusive der abschließenden Malerarbeiten rund vier Wochen. ▲Eisspeicher unter den angrenzenden Parkflächen Abbildung: Viessmann DATEN ZUM PROJEKT Bauherr: Pforzheimer Bau & Grund GmbH Architekt/Planung Freivogel-Architekten, Ludwigsburg/Pforzheim Tragwerksplanung Joachim Sommer Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Gebäudetechnik IGP Ingenieurgesellschaft für technische Ausrüstung mbH, Pforzheim Energietechnik Transsolar Energietechnik GmbH Stuttgart/München/New York/ Paris Baujahr 1970– 1972 Sanierung 2013–2014 Bestand vor der Sanierung BGF: BRI: Nutzfläche: Geschosse: Wohneinheiten: Gewerbe: Jahresheizwärmebedarf: 2.669 m2 7.236 m3 1.626 m2 9 16 1 195,7 kWh/m2a Nach der Sanierung BGF: BRI: Nutzfläche: Geschosse: Wohneinheiten: Gewerbe: Jahresheizwärmebedarf: 3.432 m2 9.616 m3 1.908 m2 10 18 1 12 kWh/m2a Energiestandard Investitionsvolumen 30 Nullenergiehaus 2,4 Mio. Euro BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Erfolgreich im Team Die Architekten und Ingenieure erreichten gemeinsam diesen Erfolg in einer Bauzeit von 15 Monaten. Die Aufgaben der Tragwerksplanung übernahmen die Ingenieure des Ingenieurbüros Joachim Sommer, die alle erforderlichen statischen Berechnungen und Nachweise für das Bauvorhaben erbrachten. Die technische Lösungen für die Gebäudetechnik kamen von der IGP Ingenieurgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung aus Pforzheim. Das Energiekonzept hat Lothar Hein von der Pforzheim Bau und Grund GmbH entwickelt und gemeinsam mit Christian Matt und Matthias Ramming von Transsolar sowie Ingenieuren von IGP und Viessmann ausgearbeitet und optimiert. „In den letzten Jahren wurden die Planungswerkzeuge nahezu komplett digitalisiert“, berichtet Michael Storz von der IGP. „Dies hat Auswirkungen auf den Planungsprozess und die Planungsschritte. Mit den CAD-Programmen können wir intelligente 3D-Berechnungen und Zeichnungen erarbeiten – das war bei diesem Bauvorhaben gerade bei der Planung der Lüftungsanlage für die Zulassungsstelle ein großer Vorteil und bietet generell größere Planungssicherheit.“ Eisspeicher für Wärme und Kälte Die alten Elektronachtspeicherheizungen und Warmwasserboiler in den Wohnungen wurden durch komplett neue haustechnische Anlagen ersetzt. Inzwischen erfolgt die Erzeugung der Heizwärme und der Brauchwassererwärmung über einen nicht sichtbaren, in die Betonfertigteilfassade integrierten Fassaden-Absorber. Dieser entzieht der Umwelt durch seine große Fläche Wärmeenergie, auch wenn keine solare Einstrahlung vorliegt. Der Kollektor versorgt die Wärmepumpe direkt mit Umweltenergie, der Strom für den Betrieb der Wärmepumpe wird auf dem Dach selbst erzeugt. Die hauseigene Windkraftanlage und die Photovoltaikanlage machen das Wohnhochhaus jetzt nahezu energieautark. Ein weiterer wichtiger Baustein des Energiekonzeptes ist ein Eisspeicher-System von Viessmann, das über den mit Flüssigkeit durchströmten Kapillarrohr-Absorber mit Wärmeener- GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ TECHNISCHE AUSSTATTUNG Heizung: Wohnräume mit Deckenheiz-/kühlplatten, Penthäuser mit Fußbodenheizung Passive Kühlung: Deckenheiz-/kühlplatten und Fußbodenheizung über Eisspeicher Warmwasserbereitung: Hybridwohnungskombistationen mit nachgeschaltetem Elektrodurchlauferhitzer 2 Wärmepumpen mit je 12,6 kW 4 Heizwasser-Pufferspeicher mit je 1.000 l 1 Kühlwasser-Pufferspeicher mit 1.000 l Eisspeicher: 81 m3 Wohnraumlüftungsgeräte mit WRG (maximal 170 m3/h) Erdgeschoss (Zulassungsstelle) mit Zentrallüftungsgerät 2.400 m3/h mit adiabater Kühlung Photovoltaikanlage und Windradanlage auf dem Dach gie gespeist wird. Wenn das Gebäude keine Wärme benötigt, regeneriert der Fassadenkollektor den Eisspeicher – das Eis wird geschmolzen. Erst wenn die Außenbedingungen nicht genügend Wärme über den Fassadenkollektor zur Verfügung stellen, wird die benötigte Wärme aus dem Eisspeicher bezogen, erklären die Fachplaner von Transsolar das Zusammenspiel Absorber/Kollektor und Eisspeicher. ▼ Heiz- und Brauchwassererwärmung Abbildung: Transsolar Ausgezeichnetes Ergebnis Der Komfort für die Bewohner ist erheblich gestiegen, sie freuen sich über großzügige überdachte Loggien und können durch den verbesserten Schall-, Sonnen- und Wärmeschutz auch langfristig mit mehr Wohnwert rechnen. Ein weiterer Vorteil für die Mieter: Die niedrigen Mieten wurden nur moderat angepasst. Dem gegenüber stehen nun nur noch etwa 10 % der ursprünglichen Energiekosten – ein Plus für alle Beteiligten. Die Generalsanierung und das neue Energiekonzept wurden als Leuchtturmprojekt für das Förderprogramm „zukunft haus“ von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) ausgewählt. Dieses Modellvorhaben fördert unter dem Motto „Auf dem Weg zum EffizienzhausPlus – klimaneutrales Bauen und Sanieren“ innovative Bauprojekte, die zukunftsorientiert die üblichen Standards übertreffen. Die innovativen Konzepte der beteiligten Experten haben den Altbestand energetisch und ästhetisch sehr aufgewertet. Deutschlands nachhaltigstes Gebäude in der Pforzheimer Güterstraße 30 dient nun als Modellprojekt und Beispiel für die zahlreichen nötigen Sanierungen von Nachkriegsbauten in Deutschland. Autorin: Eva Mittner, Freie Journalistin, Isen im Landkreis Erding (Solar-Luftwasserkollektor in der Südfassade) 34 m² Heizung Brauchwasser T Brauchwasser 55°C Durchlauferhitzer T T T (direkte Abwärmeeinkopplung) T Wärmepumpe 24[kW] Wärme Elektrischer Strom Wärme VL Wärme RL Elektrizität (Niedertemperaturspeicher „Heizung“) ~1 m³ Elektrischer Strom Heizung 45°C Frischwasser TRANSSOLAR Energietechnik GmbH C BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 31 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Mehrfamilienhaus Vögelebichl, Innsbruck Passivhaus-Plus-Premiere im Geschosswohnungsbau VON LASZLO LEPP Das weltweit erste Passivhaus Plus im Geschosswohnungsbau steht in Innsbruck und verbindet die Vorteile von Effizienz und Erneuerbaren. Die Energieversorgung erfolgt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. Durch die hohe Effizienz erfüllt das Gebäude jetzt schon die Anforderungen an ein „Nearly Zero-Energy Building“. Wir befinden uns mitten in der Energiewende. Seit erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik-Anlagen sowie Wind- und Wasserkraftwerke vermehrt zur Stromproduktion beitragen und immer mehr Gebäude ohne fossilen Brennstoff beheizt werden, stellt sich die berechtigte Frage, wo die Grenzen des bisherigen Bewertungssystems der Nachhaltigkeit mittels klassischem Primärenergiebedarf sind. Sinkende Primärenergiefaktoren, die mittlerweile gegen Null tendieren, entsprechen in keinster Weise der Realität. Auch die Anreize für eine erhöhte Gebäudeeffizienz bleiben dabei auf der Strecke. Das Passivhaus Institut hat daher ein neues Bewertungssystem erarbeitet, um die energetische Nachhaltigkeit eines Gebäudes mittels erneuerbarem Energiebedarf verlässlich bewerten zu können. Auf der Internationalen Passivhaustagung 2014 wurden die sogenannten PER-Faktoren [1] vorgestellt (Primärenergie Erneuerbar/Primary Energy Renewable) [2] und mit der Version 9 des Planungstools PHPP weltweit als Zertifizierungsgrundlage für Passivhäuser eingeführt. Für den PER-Faktor ist die Gleichzeitigkeit der verfügbaren Energieressourcen und des Energieverbrauchs ausschlaggebend, denn daraus bestimmt sich, wie viel Energie (kurzzeitig oder langfristig) zwischengespeichert werden muss. Kurzzeitige Speicherung ist mit relativ geringen Verlusten verbunden, während die saisonale Speicherung mit höheren Verlusten einhergeht. Je nach Verbrauchsprofil ergibt sich eine spezifische Mischung aus Direktverbrauch, Verbrauch aus dem Kurzzeitspeicher und Verbrauch aus dem saisonalen Speicher. Die neuen Passivhaus-Klassen Basierend auf der oben beschriebenen neuen Nachhaltigkeitsbewertung wurden 2014 auch die neuen PassivhausKlassen [3] eingeführt. Diese berücksichtigen nicht nur den Energiebedarf des Gebäudes, sie bewerten auch die individuelle Erzeugung erneuerbarer Energie aus der Region, bezogen auf die überbaute Fläche des jeweiligen Gebäudes. Das ist die Fläche einer orthogonalen Projektion der klimatisierten Gebäudehülle auf eine horizontale Ebene [4]. Flussschema der Energieströme von der Erzeugung erneuerbarer Energie bis zur Versorgung am Gebäude, inklusive Verlusten für Kurzzeit- und Saisonal-Speicherung Abbildung: Passivhaus Institut 32 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 ◀ Die neuen Passivhaus-Klassen Abbildung: Passivhaus Institut Passivhaus Classic: entspricht in etwa dem früheren Passivhaus. Das Erreichen dieser Kategorie ist ohne Erzeugung erneuerbarer Energie möglich. Passivhaus Plus: erzeugt zusätzlich Energie (z. B. Photovoltaikstrom), hat bezogen auf ein Einfamilienhaus eine (freilich irreführende) „ausgeglichene“ Jahresenergiebilanz. Passivhaus Premium: darin wird deutlich mehr Energie erzeugt als benötigt wird – für Bauherren und Planer, die mehr tun möchten, als das, was ökonomische und ökologische Erwägungen ohnehin nahelegen. Das Passivhaus-Institut setzt darauf, die Attraktivität des Passivhaus-Standards für diese Avantgarde weiter zu steigern. wohnungen – beide Gebäude sind durch eine unterirdische Tiefgarage verbunden. Im Untergeschoss befinden sich außerdem noch die Kellerabteile aller Wohnungen, aber auch der gemeinsame Technikraum für Heizung und Warmwasser. Aufgrund der Nähe zum Stadtflughafen (knapp 200 m Entfernung zur Landebahn) gab es am Grundstück Beschränkungen hinsichtlich der Bauhöhe. So konnte der südlich gelegene, kleinere Baukörper nur abgetreppt ausgeführt werden. Die dadurch entstandene geringere Kompaktheit verschlechtert die Energiebilanz etwas. Zudem erschwerten die erhöhten Anforderungen an den Fenster-Schallschutz den wärmebrückenfreien Einbau und auch die notwendige Fläche für die Projekt Vögelebichl in Innsbruck Die Neue Heimat Tirol (NHT), eine gemeinnützige Bauträgergesellschaft, hat auf dem Baurechtsgelände der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) ein zukunftsweisendes Pilotprojekt mit zwei Gebäuden errichtet. Im nördlichen Baukörper befinden sich 16 Mietwohnungen, im südlichen Baukörper 10 Miet- Die beiden Baukörper des Projekts ▲ Innenansicht Fotos: Neue Heimat Tirol BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 33 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Die Lüftungsgeräte wurden direkt über dem Versorgungsschacht auf den gedämmten Sockel montiert. Foto: Pavel Sevela, Universität Innsbruck DATEN ZUM PROJEKT Bruttogeschossfläche, inkl. Tiefgarage 4.463 m2 Umbautes Bruttovolumen, inkl. Tiefgarage 14.340 m3 Gesamtbaukosten (ohne USt.) € 4.700.000 (inkl. Tiefgarage, Außenanlagen, Honorare, Erschließungskosten und Finanzierungskosten) BK Nord: 16 Wohnungen Kennwerte nach PHPP: Energiebezugsfläche 1.296 m2 Überbaute Fläche 449 m2 Heizwärmebedarf 11 kWh/(m2 EBF a) Luftdichtheit n50 0,26 h-1 PER-Bedarf 48 kWh/(m2 EBF a) Erzeugung erneuerbarer Energie 69 kWh/ (m2überbaute Fläche a) BK Süd: 10 Wohnungen Kennwerte nach PHPP: Energiebezugsfläche (EBF) 853 m2 Überbaute Fläche 449 m2 Heizwärmebedarf 14 kWh/(m2 EBF a) Luftdichtheit n50 0,28 h-1 PER-Bedarf 52 kWh/(m2 EBF a) Erzeugung erneuerbarer Energie 26 kWh/ (m2 überbaute Fläche a) 34 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Erzeugung erneuerbarer Energien steht zugunsten von Dachterrassen nur eingeschränkt zur Verfügung. Trotz dieser Erschwernisse konnte beim Südbaukörper mit zweieinhalb Geschossen ein Passivhaus-Classic erreicht werden. Der etwas größere Baukörper auf dem nördlichen Teil des Bauplatzes war von den Höhenbeschränkungen nicht betroffen, hier wurden vier Vollgeschosse errichtet. Beide Neubauten sind betreffend der Bauteilqualitäten gleich ausgeführt. Die tragende Konstruktion entstand in Massivbauweise, die Außenwände mit einem U-Wert von 0,11 W/(m2K) bestehen aus 18 cm Stahlbeton und einem Wärmedämmverbundsystem aus 28 cm EPS Plus (WLG 031, 1-lagig). Die Kunststofffenster mit 3-fach Wärme- und Schallschutzverglasung mussten aufgrund der erhöhten Schallschutzanforderungen in der Wandebene (mit 2 cm Überstand) befestigt werden. Die Flachdachkonstruktion mit einem UWert von 0,09 W/(m2K) wurde als Duo-Dach ausgeführt, die wasserabführende Abdichtung ist zwischen der unteren EPSPlus-Gefälledämmung und der oberen XPS-Dämmschicht angebracht. Die Decke über dem kalten Untergeschoss wurde mit 28 cm Mineralwolle-Lamellenplatten gedämmt und hat einen U-Wert von 0,11 W/(m2K). Bei der Komfortlüftungsanlage wurde speziell für dieses Projekt von der Firma Pichler aus Klagenfurt/Österreich ein neues Lüftungsgerät entwickelt. Die auf dem Flachdach frei aufgestellten wetterfesten Geräte wurden exakt über dem vertikalen Versorgungsschacht angeordnet und auf einem vorgefertigten gedämmten Sockel montiert – die Geräte sind sozusagen dachintegriert. Dazu mussten Zu- und Abluftanschlüsse auf der Unterseite des Gerätes angeordnet werden. Dadurch verkürzt sich nicht nur die Montagezeit (das Gerät wird mit einem Kran auf den Sockel gehoben und ist ange- GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ ▲Dachlandschaft mit Solarthermie, Photovoltaik und dachintegrierten Lüftungsgeräten. Foto: Pavel Sevela, Universität Innsbruck schlossen), sondern es werden vor allem die Verteilverluste zwischen Gerät und Gebäudehülle verhindert. Der Wärmebereitstellungsgrad wird somit nicht durch Kanalverluste vermindert. Das Gerät ist bereits vom Passivhaus-Institut zertifiziert und alle anderen wetterfesten Lüftungsgeräte der Fa. Pichler sind inzwischen auch als dachintegrierte Ausführung erhältlich. Der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser wird von einer Grundwasser-Wärmepumpe gedeckt, unterstützt von einer thermischen Solaranlage. Den Strom für den Wärmepumpenbetrieb und alle anderen Hilfsströme liefert eine Photovoltaik-Anlage am Dach. Die Wärme wird über ein sogenanntes 4-Leiter-System verteilt. Das Warmwasser wird ganzjährig über ein Hochtemperaturnetz (55 °C) eingespeist und gelangt über Frischwassermodule in den Wohnungsstationen legionellenfrei in die Wohnungen. Die Raumwärme im Winter wird über ein Niedertemperaturnetz verteilt und über Fußbodenheizung an die Räume abgegeben; unterstützt wird die Heizung von der Lüftungsanlage durch Konditionierung der Zuluft. Im Sommer kann dieses System im umgekehrten Betrieb auch zur Kühlung dienen. Fazit und Ausblick Das Passivhaus erfüllt bereits seit 25 Jahren die ab 2020 gültigen Anforderungen der EU an ein „Nearly Zero-Energy Building“ (NZEB). Die bewährten Grundprinzipien des Passivhaus-Standards (sehr gute Wärmedämmung, PassivhausFenster, luftdichte Gebäudehülle, wärmebrückenfreie Konstruktion und Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung) bilden die Basis für die Effizienz (Passivhaus Classic). Kombiniert mit der Erzeugung erneuerbarer Energien sind solche Gebäude (Passivhaus Plus/Premium) bereits heute fit für die Zukunft nach der Energiewende und nachhaltig nutzbar von kommenden Generationen. Gerade im Geschosswohnungsbau ist dieses Baukonzept konkurrenzlos hinsichtlich Effizienz, Komfort, Nachhaltigkeit und vor allem auch Wirtschaftlichkeit. autor: Dipl.-Ing. Laszlo Lepp, wissenschaftlicher Mitarbeiter Passivhaus Institut, Standort Innsbruck Literatur/Quellen ▲ Technikraum mit Wärmepumpe während des Baus – Rohrleitungen sind noch nicht gedämmt. Foto: Neue Heimat Tirol [1] www.passipedia.de/zertifizierung/passivhaus-klassen/per, Stand 11/2015. [2] Feist, W.: Passivhaus – das nächste Jahrzehnt. In: Tagungsband zur 18. Internationalen Passivhaustagung, Aachen, April 2014. [3] www.passipedia.de/zertifizierung/passivhaus-klassen/classic-plus-premium, Stand 11/2015. [4] Feist, W. et al: Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) Version 9, Darmstadt, April 2015. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 35 Neubau für die Handwerkskammer Köln Technologiezentrum für Energieeffizienz und Barrierefreiheit VON THOMAS SCHMIDT TBZ-Neubau in Köln Foto: Jörg Hempel Das Handwerk steht in der deutschen Gesellschaft für höchste Präzision und Qualität. Damit dafür auch in Zukunft genügend Nachwuchs gewonnen werden kann, das Handwerk weiterhin Wirtschaftsmacht bleibt, hat die Handwerkskammer zu Köln kräftig in ihr neues Technologie- und Bildungszentrum für Energieeffizienz und Barrierefreiheit (TBZ) investiert. Städtebau Der hoch technisierte Neubau bildet einen neuen, selbstbewussten städtebaulichen Auftakt für das Bildungszentrum der Handwerkskammer zu Köln. Durch die Position des Neubaus wird die Haupterschließung des Geländes aufgewertet und vor der Mensa ein schallgeschützter Außenbereich als introvertierter Übungsplatz neu geschaffen. Leitgedanke des Gebäudeentwurfs war es, die Kommunikation innerhalb des Gebäudes und auch zwischen Gebäude und Außenraum zu fördern. Dies gelingt zum einen durch die Anordnung eines kommunikativen Forums, als räumlich verbindendes Element zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss, und zum anderen durch die hoch transparente Fassade. Architektur Die Fassade des TBZ verbindet den Anspruch des kommunikativen Forums mit dem hohen technischen Standard des Neubaus auf innovative Art und Weise. Raumhohe Glasflä- 36 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 chen im Überformat schaffen eine maximale Transparenz und fördern so die visuelle Kommunikation zwischen innen und außen, den interdisziplinären Wissensaustausch. Lichtlenkende Köster Retrolux-Lamellen im Scheibenzwischenraum (3-Fach Verglasung) stellen gleichzeitig den sommerlichen Sonnen- und Blendschutz sicher, ohne dabei die Durchsicht (innen/außen) zu beeinträchtigen. Den geforderten Wärmedämmstandard der EnEV 2009 unterbietet das Gebäude dank Vakuumdämmung (u. a.) mühelos um bis zu 55 %. Ein intelligenter horizontaler Dachausstieg, ähnlich einem PanoramaDach im PKW, ermöglicht einen ungewohnt qualitätsvollen Zutritt auf das Gebäudedach. Hier werden in Zukunft die Schüler der Handwerkskammer den Umgang mit innovativen solartechnischen Anlagen am gebauten Beispiel erlernen. Energiekonzept Das innovative Energiekonzept für das TBZ wurde durch das integrale Planungsteam von VBI-Mitglied SSP entwickelt. Es GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ kombiniert den Einsatz regenerativer und innovativer Energiesysteme. Kernbestandteil ist die Lüftungsanlage mit Erdkanal und Verdunstungskühlung, dazu kommen die Nutzung konstruktiv bedingter Speichermasse sowie die PV-Module und die solarthermische Anlage. ln einem hoch wärmegedämmten und luftdichten Gebäude liegt der Wärmeverlust durch Lüften bei ca. 50 bis 55 %, daher ist für die gesamte Nutzfläche eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Lüftungsanlage unterstützt die Beheizung und die Kühlung des Gebäudes. Um Investitions- und Energiekosten zu sparen, PROJEKTBETEILIGTE Bauherr/Nutzer Handwerkskammer zu Köln Architektur, Gebäudetechnik, Brand- und Schallschutz SSP SchürmannSpannel AG Tragwerksplanung Werner Sobek GmbH ◀ Lageplan ◀ Gebäudekonzept Funktionsräume + = Regenerative Energien Ty Typ T yp p1 Ty Typ T yp 2 Ty Typ T yp p3 Typ Ty T yp p4 = Offenheit Die Klammer als verbindendes Element. Forum Die modulare Gebäudehülle als Versuchsobjekt. DGNB Das Schulungsgebäude u als Kommunikationsplattform. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 37 GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ W N Nachverdichtung Nach verdichtung Optim. Optim. A/V A/V-Verhältnis -Verhältnis Flächenoptimierung/ Flächenoptimierung/ W Wandelbarkeit andelbarkeit Positive Ökobilanz/ P ositiv iti e Ök obil billanz/ l / Zertifizierte Baustoffe Z ertifizierte B austoffe Wärmerückgewinnung W ärmerrück w g Wgewinnung Wirkungsg Wirkungsgrad >85 % Wirkungsgrad Photovoltaik Photovoltaik wurde die Anlage auf die personenbezogene Mindestaußenluftrate nach Norm ausgelegt. Dadurch ist die Kühlleistung geringer als die Gebäudekühllast. Die Seminar- und Besprechungsräume sowie die Multifunktionsfläche können zusätzlich über Kühlsegel gekühlt werden. Die Kühlung des Atriums erfolgt über natürliche Belüftung: Dazu strömt kühle Luft im Erdgeschoss über Lüftungslamellen ein, die sich erwärmt, über den Kamineffekt aufsteigt und über Lüftungsklappen im Dach wieder abzieht. Die Beleuchtung der Innenräume wird fast vollständig durch eine natürliche Belichtung abgedeckt. Um das Tageslicht maximal zu nutzen, erhalten alle Räume eine tageslichtabhängige Lichtsteuerung mit Präsenzkontrolle. Der erforderliche Sonnen-/Blendschutz wurde außerdem, wie beschrieben, als Lichtlenksystem vorgesehen. Die Beheizung des gesamten HWK-Schulungsgebäudes erfolgt über einen Hackschnitzelkessel. Die so gewonnene Energie wird über einen Wärmeaustausch mit der Bestandsanlage abgeführt und dort genutzt. Die Hackschnitzel als Energieträger werden ebenfalls am Standort produziert. ln den Holzwerkstätten anfallende Holzreste werden in einer eigens dafür hergestellten Hackschnitzelaufbereitungsanlage vollautomatisch zerkleinert, gepresst und in den Ofen befördert. Teure Entsorgungskosten entfallen damit vollständig. Der Betrieb der Hackschnitzelheizung spart nicht nur Kosten, sondern ermöglicht auch Schulungen am Objekt für die Handwerksfachbereiche direkt an einer Groß-Industrieanlage. Barrierefreiheit Neben den hohen Energieeffizienz-Standards erfüllt das gesamte Gebäude die Anforderungen der aktuellen DIN-Norm 18040 für Barrierefreiheit. Die Schulungsräume sind zusätzlich mit Hilfsmitteln für Personen mit Schwerhörigkeit (Smart Table mit Sprachunterstützung, Mikrofonanlagen am Lehrerpult und Sitzplätzen), eingeschränkter Sehfähigkeit (Pe-Arbeitsplätze mit Kopfhöreranschluss und Tastaturen mit Taktilbeschriftung, Mikrofonanlagen für Lehrer und Schüler), mit Gehbehinderung (optimierte Sitzreihenaufteilung) ausgestattet. Außerdem verfügt das TBZ über eine Schulungswohnung, deren Einrichtungsgegenstände speziell auf den Bedarf von Personen mit Einschränkungen angepasst wurden. 38 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 ▲ Seminarraum ▼ Innenansicht Fotos: Jörg Hempel GEBÄUDE-ENERGIEEFFIZIENZ Modernste Ausstattung für Schulungszwecke Die Gebäudetechnik des TBZ dient nicht nur zur Gebäudeversorgung, sondern ist zugleich auch Schulungsobjekt und wird in das Weiterbildungsprogramm einbezogen. Darüber hinaus sind die Seminarräume mit modernsten Exponaten ausgestattet; unter anderem verfügt das TBZ über eine Brennstoffzelle, einen Technikraum mit Wärmepumpen sowie über eine barrierefrei zugängliche Solarloggia, in der Schulungen zu den Themen Photovoltaik und Solarthermie direkt an den Kollektoren durchgeführt werden können. Die Versorgungstechnik des Hauses wurde so geplant, dass die Schulungsobjekte laufend ersetzt werden können, um auf dem neuesten Stand der Technik unterrichten zu können. Kurz nach der Eröffnung im Sommer 2015 hat die Energieagentur.NRW das Gebäude als Projekt des Monats ausgezeichnet. Autor: Dipl.-Ing. Architekt Thomas Schmidt, Vorstand SSP SchürmannSpannel AG, Bochum ▲▼ TBZ-Längsschintt und Grundriss EG BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 39 ENERGIECONSULTING Energienutzungsplan für die Stadt Regensburg Ein Leitfaden für die Energiewende VON JÜRGEN SEIFERT, CHRISTIAN EBERL, ALEXANDER BUSCHMANN UND ARMIN MAYR „Die Energiewende soll den Menschen Spaß machen“, sagt der Regensburger Bürgermeister Jürgen Huber. Grundlage dafür ist ein innovativer Energienutzungsplan (ENP) als Planungsgrundlage für die künftige Energieversorgung der Stadt. Erarbeitet von der Ingenieurgesellschaft Team für Technik, VBI, wird dieser nun in Regie der Energieagentur Regensburg nach und nach umgesetzt. Klimaschutz in Regensburg Die Energiewende nimmt in Regensburg mit dem Energienutzungsplan weiter Gestalt an. Seit über 20 Jahren arbeitet die 138.000-Einwohner-Stadt schon am kommunalen Klimaschutz. Der Beitritt zum Klimabündnis Europäischer Städte und der Beschluss des Umweltausschusses zur energieoptimierten Bauleitplanung waren wichtige erste Schritte. Aufklärungsaktionen, Förderprogramme, Modellprojekte und Konzepte für Neubaugebiete folgten. Strategische Maßnahmen wie die Gründung der Energieagentur – gemeinsam mit dem Landkreis – haben den Klimaschutz systematisiert und verstetigt. Aufbauend auf diesen Aktivitäten beschloss die Stadt Regensburg die Erstellung eines Energienutzungsplans. Von April 2013 bis April 2014 erarbeitete das Ingenieurbüro Team für Technik (Ingenieure für Energie- und Versorgungstechnik) unter Beteiligung städtischer und externer Fachstellen diesen Plan. Mit dem Energienutzungsplan steht der Stadt nun ein informelles Planungsinstrument zur Analyse der Energieversorgung und der Klimaschutzpotenziale, zur Maßnahmenkoordination und zur Entwicklung von Umsetzungskonzepten im Sinne einer Gesamtstrategie zur Verfügung. Grundlagen des ENP Eine zentrale Grundlage des Energienutzungsplans sind kommunale Strukturdaten, denn Stadtbezirke können sehr unterschiedlich sein: Zum Beispiel die Innenstadt – dicht bebaut, Wohn- und Mischnutzung und viele öffentliche Einrichtungen. Ein Gegenbeispiel dazu ist der Bezirk Galgenberg: Als Universitäts- und Hochschulstandort ist er stark geprägt durch Bildung, Forschung und Kultur. Wieder andere Bezirke haben dagegen eine höhere Gewerbe- und Industrienutzung. Diese unterschiedlichen Strukturen haben Auswirkungen auf die Energieversorgung.Der Energienutzungsplan unterscheidet die Verbrauchergruppen Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. In Regensburg prägen Unternehmen den Energieverbrauch stärker als in den meisten Städten. Hier gibt es das höchste Verhältnis von Erwerbstätigen zu Einwohnern 40 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 unter allen Großstädten in Bayern. Entsprechend wichtig ist diese Verbrauchergruppe für den Energienutzungsplan. Regensburg ist die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt Deutschlands, die Altstadt sogar UNESCO-Welterbe. Der Denkmalschutz ist daher ein allgegenwärtiges Thema und begrenzt im Altstadtbereich zum Beispiel das Solarenergiepotenzial und die Möglichkeiten der energetischen Gebäudesanierung. Analyse des Energieverbrauchs Zur Analyse des Wärmeverbrauchs im Stadtgebiet wurde für den Energienutzungsplan ein Wärmekataster erstellt. Es erfasst einen Jahreswärmebedarf von 1.605 GWh. Davon entfallen 11 % auf denkmalgeschützte Gebäude. Erste Schätzungen ergeben, dass der maßgebliche Beitrag zur Energieeinsparung im nicht denkmalgeschützten Bestand erbracht werden muss. 2012 lag der Stromverbrauch in Regensburg bei 1.236 GWh. Davon entfielen 9 % auf selbst erzeugten Strom aus dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und 91 % auf Stromlieferungen aus dem Netz. Die in Regensburg zugelassenen KFZ erreichten 2012 eine Fahrleistung von ca. 1,8 Mrd. Kilometern. Insgesamt wurden etwa 1.239 GWh Energie im Verkehr verbraucht. Die Analyse der Verbrauchergruppen zeigt, dass die Regensburger Unternehmen mit 55 % deutlich über die Hälfte der Energie verbrauchen. Auf die privaten Haushalte entfallen 37 %, öffentliche Einrichtungen (einschließlich sozialer und konfessioneller) verbrauchen 7 % der Energie. Analyse der Strom- und Wärmeerzeugung Nach dem Verbrauch analysiert der Energienutzungsplan die Strom- und Wärmeerzeugung – unter den Blickwinkeln „Erneuerbare Wärme“, „Erneuerbarer Strom“ und „fossil befeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen“. Danach wurden 2012 in Regensburg 80,7 GWh Wärme und 113 GWh Strom erneuerbar erzeugt. Über die Hälfte der erneuerbaren Stromerzeugung kam aus den Wasserkraftwerken am Oberen Wöhrd. Etwa 20 % des erneuerbaren Stroms ENERGIECONSULTING ▲ Gebäudebestand und Nutzung beeinflussen Energiebedarf und Versorgungskonzepte ▲ Wärmedichtekarte: je dunkler, desto höher der Wärmebedarf pro Flächeneinheit ◀ Potenzialflächen wärmenetzgebundener KWK. lieferten vier größere Biomethan-Blockheizkraftwerke des lokalen Versorgers REWAG. Photovoltaik steuert 16 % bei, Klärgas- und Deponiegas-Blockheizkraftwerke zusammen 7 %. Das Windrad am Mühlberg erzeugt 0,5 % des erneuerbaren Stroms. CO2-Minderungspotenziale CO2-Emissionen können durch Einsparmaßnahmen, effizientere Bereitstellung oder den Einsatz erneuerbarer Energien gesenkt werden. Das Potenzial zur Kohlendioxid-Minderungen durch Energieeinsparung in Regensburg liegt bei den Nichtwohngebäuden und Prozessenergie bei etwas mehr als einem Drittel des heutigen Verbrauchs und für die Wohngebäude etwas darunter. Im Abschnitt zur Effizienzsteigerung bei der Energiebereitstellung identifiziert der Energienutzungsplan vier größere gewerb- lich-industrielle Abwärmepotenziale, die genauer untersucht werden sollen. Diese vier Anwendungsfälle sind eine AbwärmeEinspeisung in ein Nahwärmenetz, die Versorgung einer Schule aus einem Nachbarbetrieb, ein Wärmeverbund im Gewerbegebiet und die Versorgung einer dörflich geprägten Siedlung aus einem nahe gelegenen Betrieb. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Kraft-Wärme-Kopplung ist eine Effizienztechnologie, die den Energieinhalt von Brennstoffen besser ausnutzt als getrennte Strom- und Wärmeerzeugung. Größere Einzelverbraucher und Wärmenetze können KWK-Anlagen oft sinnvoll einsetzen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb von Wärmenetzen ist ein Mindest-Wärmebedarf pro versorgter Flächeneinheit erforderlich, ab dem die Prüfung einer Wärmenetz-gebundenen KWK-Versorgung in Frage kommt. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 41 ENERGIECONSULTING Solarenergie Unter den erneuerbaren Energien hat die Solarenergie in Regensburg das größte ungenutzte Potenzial – trotz Solaranlagenverbot in der Altstadt. Das Potenzial wurde in mehreren Szenarien untersucht: In einem Szenario wird etwa zunächst das Potenzial zur solarthermischen Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung ermittelt und anschließend das Fotovoltaikpotenzial der verbleibenden geeigneten Dachflächen. Daraus ergibt sich ein Solarthermiepotenzial von 136 und ein Fotovoltaikpotenzial von 375 Gigawattstunden pro Jahr. Bioenergie Das lokale Bioenergiepotenzial ist in Regensburg durch die städtische Situation eher gering – geringer als die derzeitige Bioenergieerzeugung. Es wird also schon heute Biomasse zur energetischen Verwertung von außerhalb eingeführt. Deshalb gibt es auf diesem Weg kein zusätzliches CO2-Minderungspotenzial. Allerdings könnten interkommunale Brennstoffkonzepte die Rolle der regionalen Bioenergie weiter ausbauen, indem Umlandregionen mit „übrigem“ Bioenergiepotenzial zur Versorgung städtischer Energieverbraucher beitragen. Oberflächennahe Geothermie Oberflächennahe Geothermie und Umweltwärme sind vor allem im Neubau und in sanierten Ge▲ Umsetzungsprogramm bäuden eine gute Wärmequelle. Ein Sonderfall ist hier Wärme aus Abwasser in der Kanalisation. Es Team für Technik geleiteten Fachworkshop-Reihe entwickelt. erreicht üblicherweise ganzjährig zuverlässig Temperaturen über Die Ergebnisse verteilen sich auf fünf Handlungsfelder: 10 °C und eignet sich bei ausreichendem Durchfluss deshalb - Strategie und Koordination, gut als Wärmequelle für Wärmepumpen. Grundlage der Poten- ENP Wärme und Kraft-Wärme-Kopplung, zialermittlung im Energienutzungsplan sind alle Kanäle mit Tro- ENP Strom, ckenwetterdurchfluss über 15 l/s. Das Potenzial ist bezogen auf - Vernetzung und Beteiligung den Gesamtbedarf klein, allerdings durchaus im Gigawattstun- Detailstudien. den-Bereich und unter geeigneten Bedingungen eine vielverDas Handlungsfeld „Strategie und Koordination“ greift Ideen sprechende, lokal bereits erprobte Nischen-Technologie. aus den Fachworkshops und dem Entwicklungsprozess des Energienutzungsplans auf. Diese verbessern die Abstimmung Wasserkraft und Steuerung von Projekten und helfen, frühzeitig Aspekte der Das Wasserkraftpotenzial in Regensburg ist weitgehend ausEnergieplanung in übergeordnete Vorhaben einzubeziehen. Maßgeschöpft. Einzig ein neues Schleusenkraftwerk könnte möglinahmen sind zum Beispiel die Einrichtung eines Energieforums cherweise zusätzliches Potenzial erschließen. Das ist aber für als Steuerungsgremium, die Formulierung eines Leitbildes, quaneine abschließende Beurteilung noch nicht hinreichend untertitative Klimaschutzziele und Meilensteine sowie eine frühzeitisucht. ge systematische Verzahnung von Bauleit- und Energieplanung. Konzept- und Maßnahmenentwicklung Der Energienutzungsplan im engeren Sinn umfasst die HandZentrale Ergebnisse des Energienutzungsplans sind Konzepte lungsfelder zwei und drei. Das Handlungsfeld „ENP Wärme und Maßnahmen. Diese wurden im Dezember 2013 aus den einschließlich ENP KWK“ identifiziert für Wärmenetze grundvorbereitenden Analysen und aus den Ergebnissen einer von 42 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 ENERGIECONSULTING ◀ Erneuerbare Stromerzeugung 2012 (Kreisflächen proportional zur Leistung der Anlagen) Alle Abbildungen: Team für Technik sätzlich geeignete Gebiete. Es zeigt auch Gebiete mit hohem theoretischen Wärme-Einsparpotenzial auf und gibt Handlungsempfehlungen für konkrete Energieträger. Das Handlungsfeld „ENP Strom“ untersucht Standorte für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. „Vernetzung und Beteiligung“ ist ein flankierendes Handlungsfeld. Es bündelt vorhandene Ansätze mit Initiativen aus den Fachworkshops – etwa die Initial-Energieberatung für Wohngebäude oder den Aufbau einer Bioenergiebörse, von Energieeffizienznetzwerken und eines Energiebildungszentrums. Das abschließende Handlungsfeld schlägt vertiefende „Detailstudien“ vor. Zum Beispiel Quartierskonzepte für ausgewählte Standorte, ein Teilklimaschutzkonzept für ein konkretes Industriegebiet und Liegenschaftsenergiekonzepte. Umsetzung Auch das beste Konzept muss erst umgesetzt werden, bevor es den Klimaschutz und die Energiewende voranbringt. Aus Kapazitätsgründen ist es auch in Regensburg nicht möglich, alles gleichzeitig zu erledigen. Deshalb hat die Stadt Schwerpunktthemen benannt und entsprechende Arbeitsgruppen gebildet: - Energiebildungszentrum - Börse für regionale Brennstoffe - Gebäudesanierungskampagne - Wärmenetze - Erneuerbare Energieerzeugung durch Energieversorgungsunternehmen - Erneuerbare Energieerzeugung durch Unternehmen und Wohnungswirtschaft - Energie-Effizienz-Netzwerke - Mobilität der Zukunft (E-Mobilität, Car-Sharing etc.) Die verschiedenen Arbeitsgruppen sind mit Sachverständigen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung besetzt. Ihnen übergeordnet ist ein „Lenkungs- und Beratungsgremi- um“, in dem wichtige Akteure und Entscheidungsträger der „Energiewende“ aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen vertreten sind. Ziele dieses Gremiums sind insbesondere die Bündelung von Kompetenzen, die Beseitigung von Umsetzungshemmnissen sowie die Vorbereitung der und die Entscheidungsfindung. Der gesamte Prozess der Umsetzung des Energienutzungsplans ist zunächst bis zum Jahr 2018 angelegt und wird von der Energieagentur Regensburg gesteuert. Die Energieagentur qualifiziert für diese Aufgabe ihre hohe fachliche Kompetenz und das breit gefächerte Mitgliedernetzwerk aus Unternehmen, Institutionen und Persönlichkeiten, das in den vergangenen Jahren von der Agentur aufgebaut wurde. Viele Akteure, die bei der Umsetzung des Energienutzungsplans mitwirken müssen, sind bereits in der Energieagentur Regensburg organisiert. Die Verantwortlichen sind sich darüber im Klaren, dass die Umsetzung des Energienutzungsplans, wie die gesamte Energiewende, eine Daueraufgabe sein wird. Der Energienutzungsplan Regensburg liefert die notwendigen Grundlagen für zukünftige Enscheidungen, insbesondere mit seinem praxisbezogenen Maßnahmenkatalog, seinem belastbaren, quartiersbezogen aufgeschlüsselten Zahlen- und Kartenwerk und den in Workshops erarbeiteten lokalen und fachlichen Verankerungen. Autoren: Jürgen Seifert, Geschäftsführer Christian Eberl, Geschäftsführer Alexander Buschmann, Projektleiter Team für Technik GmbH, München Armin Mayr, Amt für Stadtentwicklung Regensburg BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 43 KLIMASCHUTZ Von Bochum bis Berlin Geothermie auf dem Vormarsch Von BäRBEl REchEnBach Sonne, Wind, Wasser und Biomasse gelten als Schlüssel zum Unterschreiten der 1,5-GradGrenze, wie im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen. Und auch die Ressource Erdwärme soll mehr und mehr zum Einsatz kommen, um bei der Dekarbonisierung der Energieversorgung im Dienste des Klimaschutzes schneller voranzukommen. Seit Jahren engagieren sich Ingenieure, um vernünftige geothermische lösungen für die Gebäudeoptimierung zu entwickeln. Was bislang meist nur in kleineren Projekten gelang, setzt sich zunehmend auch bei größeren Projekten durch. Gebäude wie das „Exzenterhaus“ in Bochum, das künftige Berliner „humboldtforum“ im Schlossneubau oder das Mehrfamilienhaus „Katharinenpalais“ in Berlin-charlottenburg werden geothermisch beheizt und gekühlt. laut aktueller Studien der Energieagentur nRW können allein rund 50 % des anfallenden Wärmebedarfs über oberflächennahe Geothermie gedeckt werden. Das land nRW geht dabei selbst mit gutem Beispiel voran. Rund 125.000 Wärmepumpen, das sind immerhin 20 % des gesamten Bestandes in Deutschland, bezeugen das. ▲ Energiekonzept Exzenterhaus ◀ Exzenterhaus Bochum 44 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Grafik: GZB Foto: GZB KLIMASCHUTZ obwohl seit Menschengedenken genutzt, ist die Geothermie als Energiequelle für die Gebäudetemperierung eine vergleichsweise junge Technik. Ihr wichtigster Vorteil besteht darin, unabhängig von Tageszeiten und Witterungsbedingungen verfügbar zu sein. Im Gegensatz zur Stromerzeugung aus Erdwärme, bei der Deutschland mit etwa 31,3 MW im weltweiten Vergleich hintere Plätze belegt, sieht das bei der Wärmeerzeugung deutlich positiver aus. hier belegt Deutschland Rang 5 nach den USa und china sowie den deutlich bevölkerungsärmeren ländern Schweden und norwegen. Waren es im Jahr 2000 deutschlandweit 1.808 GWh geothermisch erzeugte Wärme, die hierzulande genutzt wurden, waren dies 2014 bereits 10.560 GWh. Erfolgreiche Projekte sprechen dabei für sich und motivieren zu weiteren Forschungs- und Bauvorhaben. 1. Beispiel: Das Exzenterhaus in Bochum Der umgebaute einstige hochbunker aus dem 2. Weltkrieg gilt aufgrund seiner Fassadenkurven und auskragungen als architektonisch und tragwerksplanerisch interessantes Bauwerk. Doch vor allem sein Klimatisierungskonzept ist innovativ. Denn seit zwei Jahren wird der heizungs- und Kühlbedarf des 89 m hohen Büroturms mit 5.250 m2 Fläche mitten in der Bochumer Innenstadt über Geothermie und Fernwärme abgesichert. holger Born vom Internationalen Geothermiezentrum (GZB) der hochschule Bochum begleitete das Projekt in der Planungsund Bauphase: „33 Erdwärmesonden in 130 m Tiefe entziehen dem Erdreich jährlich 343 MWh Wärme und führen im Kühlfall 237 MWh Wärme zurück in den Untergrund.“ Eine geothermische Wärmepumpenanlage mit einer Gesamtheizleistung von 258 kW übernimmt dabei die Grundlast der Wärmeversorgung. Drei Pumpen versorgen jetzt jeweils fünf Etagen des 23-stöckigen Bürogebäudes. Ein Fernwärmeanschluss garantiert den Rest der nötigen Wärmenergie. Die Kühlung des hauses geschieht direkt über Erdwärme-Sondenfelder. holger Born: „Die im Gebäude anfallenden Wärmelasten werden über die Sonden direkt in das Erdreich abgeleitet und wenn nötig zusätzlich über ein Rückkühlwerk abgeführt. Die Wärmepumpen besitzen eine Kühlleistung von 240 kW. Über die vorhandenen Verteilungssysteme wie lüftungsanlage (RlT), Betonkernaktivierung (BTa) und statische heizung ist die Temperatur des Gebäudes optimal geregelt.“ Damit beweist das Projekt auch, dass sich geothermische anlagen in zentraler urbaner lage mit vielen räumlichen Restriktionen wider aller Skepsis realisieren lassen. an beiden Seiten der Erdwärmesonden führt u.a. eine mehrspurige haupteinfallstraße vom Bochumer Süden in die Innenstadt. Unterhalb der Straße, streckenweise auch auf dem Grundstück, liegen Ver- und Entsorgungsleitungen sowie der Tunnel der Bochumer Stadtbahn. Die Erdwärmesonden mussten daher sowohl in der Planungsphase, bei der anordnung des Sondenfeldes als auch in der Bauphase sorgfältig abgestimmt werden. Deshalb fanden Thermal-Response-Tests statt. PROJEKTBETEILIGTE 1. Exzenterhaus Architekten Gerhard Spangenberg, Berlin Tragwerksplanung schlaich bergermann und partner sbp, Stuttgart, Berlin Geothermie Internationales Geothermiezentrum (GZB) der hochschule Bochum Geotechnik / Grundplanung GuD Geotechnik und Dynamik consult Berlin, Schalungs- und Bewehrungsplanung KlW Ingenieure Gmbh, Berlin Gebäudetechnik albrecht Jung Gmbh & co. KG, Schalksmühle 2. Humboldtforum Architekten Franco Stella, hilmer & Sattler und albrecht, gmp, GP, Berlin Projektcontrolling conVIS Bau & Umwelt Ingenieurdienstleistungen Gmbh Tragwerksplanung aRGE Tragwerksplanung humboldt-Forum Berlin mit Wetzel & von Seht, Krone Ingenieure und Pichler Ingenieure Gmbh Planung Schwachstromtechnik obermeyer Planen + Beraten Gmbh Prüfsachverständige energetische Gebäudeplanung Dr. Zauft Ingenieurgesellschaft für Bauwesen mbh Baugrundgutachten / Beratung IGB, hamburg Brandschutz BPK Berlin, Frankfurt; hhpberlin Ingenieure für Brandschutz Gmbh, Berlin Planung Geothermie Geothermie neubrandenburg Gmbh mit Zulieferung der Genehmigungs- und ausführungsplanung durch die h.S.W. Ingenieurbüro Gesellschaft für Energie und Umwelt mbh Rostock, die leistungsphasen 1 und 2 (Grundlagenermittlung und Vorplanung) realisierte h.S.W. im auftrag von Inroslackner TGA-Fachplaner Inroslackner aG und Winter Ingenieure Berlin Gmbh 3. Katharinenpalais Planer Geothermie GEo-En Energy Technologies Gmbh Berlin mit Dr. Riedel automatisierungstechnik Gmbh, Berlin BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 45 KLIMASCHUTZ ▲ Das künftige Humboldt-Forum in Berlin, Ansicht von der Nord-West-Seite Abb.: Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum ▲ Ergebnis der 3-D-Simulation der thermischen Auswirkungen des Betriebes der Erdwärmeanlage auf den Untergrund Abbildung: H.S.W. ▲ Geothermische Feldversuche/Messungen Im Ergebnis dessen entstand ein zweiteiliges Sondenfeld, das sowohl den energetischen anforderungen des heiz- und Kühlbetriebes entsprach als auch der räumlichen Dichte des Gebietes. Wie holger Born weiter ausführt, zeigte die Simulation auch, dass sich innerhalb von 30 Jahren ein ausgeglichenes Temperaturniveau verwirklichen lässt. „Die mittlere Soletemperatur sinkt in der heizperiode nicht unter 1 °c ab und steigt in der Kühlperiode auf maximal 19 °c an.“ Das soll so trotz 350.000 Euro höherer Erstellungskosten über den Zeitraum von 30 Jahren Kostenvorteile von 6,5-10 % gegenüber Standardanlagen bringen. 46 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Abbildung: H.S.W. 2. Beispiel: Das Berliner Humboldtforum Seit Juni 2012 läuft der Bau des humboldtforums am Standort des einstigen Berliner Schlosses. Ziel ist es zum Einen, mit hilfe erneuerbarer Energien das energieeffizienteste Schloss, das jemals in der Welt realisiert wurde, in historischer Kubatur wieder aufzubauen. Zum anderen brauchen die hochempfindlichen Exponate der beiden hauptnutzer des humboldtforums, das Ethnologische Museum und das Museum für asiatische Kunst, ein exakt temperiertes Raumklima (nicht mehr als 25 °c). Der Jahres-Primärenergiebedarf sowie der mittlere Wärmedurchgangskoeffizient des gesamten Gebäu- KLIMASCHUTZ ▲ Mehrfamilienhaus Katharinenpalais des soll die zuletzt im Planungsprozess geltende Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) um mehr als 30 % unterschreiten. laut Planung soll die heizenergie zu 85 % aus dem örtlichen Fernwärmenetz (Wärmeerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung) bezogen werden. Die fehlenden 15 % stellen Wärmepumpen aus Erdwärme bereit. Der im Winter anfallende Kühlbedarf (u.a. IT-Technik) wird zu 100 % über Geothermie und außenluft abgedeckt. Der Kühlbedarf im Sommer erfolgt zu 15 % über Geothermie und zu 50 % durch elektrisch betriebene Kältemaschinen. Bei Spitzenlasten kommen 35 % aus einem Eisspeicher. als geothermische Quellenanlage dient eine Kombination aus thermisch aktivierten Gründungspfählen (sogenannte Energiepfähle) und Erdwärmesonden. Der Untergrund wird über diese Systeme als saisonaler Energiespeicher mit winterlichem Wärmeentzug und sommerlicher Wärmeinjektion genutzt. JensUwe Kühl, Geschäftsführer der h.S.W. Ingenieurbüro Gesellschaft für Energie und Umwelt mbh Rostock erklärt: „Das Projekt ‚Geothermie’ ist an den Bauzeitenplan des Gesamtprojektes angepasst. So sind aktuell bereits 91 Energiepfähle mit 18,5 m Tiefe hergestellt. Erschwert wurden diese arbeiten durch zahlreiche archäologische Funde, die immer erst sichergestellt werden mussten. Die außerdem vorgesehenen 115 Erdwärmesonden mit einer Einheitstiefe von 100 m sind derzeit noch in Planung.“ Das Rostocker Ingenieurbüro erstellte bereits 2009 eine Machbarkeitsstudie. Ein Jahr darauf wurden drei Erkundungsbohrungen und geothermische Messungen mit hilfe eines Ge- Abbildung: GEO-EN othermal-Response-Test durchgeführt. Die folgende Vor-, Entwurfs- und Genehmigungsplanung beinhaltete analytische, seminumerische und numerische Simulationen. Eine 3-dimensionale, thermohydrodynamische Untergrundsimulation während des Genehmigungsverfahrens zeigte, dass thermische auswirkungen des geplanten Betriebes der Geothermieanlage auf Untergrund bzw. Grundwassertemperatur im langzeitbetrieb als gering einzuschätzen sind (nachhaltiger und umweltfreundlicher Betrieb). Eine Beeinträchtigung der physikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit des Grundwassers sei nicht zu erwarten. Das Genehmigungsverfahren läuft derzeit noch. Das Konzept für das humboldtforum sieht schließlich eine Grundlastdeckung beim heizen mit 450 kW (1.900 MWh/a) und beim Kühlen mit 400 kW (1.300 MWh/a) vor. 3. Beispiel „Katharinenpalais“ in Berlin Das Berliner Unternehmen Geo-En Energy Technologies kombiniert beim neuentstandenen Mehrfamilienhaus auf 4.600 m² Wohnfläche in der Berliner Katharinenstraße in charlottenburg einen geothermischen Wärmespeicher und eine Wärmepumpe mit einem Blockheizkraftwerk zu einer hybridanlage. Die 80 cm dicke Fundamentplatte puffert Wärme- und insbesondere Kältespitzenlasten je nach Bedarf. Das darunterliegende Sondenfeld dient als geothermischer langzeitspeicher. Über ein zusätzliches Rohrsystem in den Wohnungsdecken zirkuliert im Sommer Wasser und gibt dabei gleichmäßige Strahlungskälte an den umliegenden Beton ab. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 47 KLIMASCHUTZ ▲ Anlagen und Geothermiesimulation Abbildung: GEO-EN Michael Viernickel, leiter anlagendesign der GEo-En Energie Technologies Gmbh Berlin dazu: „Um hier Umweltwärme nutzen zu können, setzen wir einen Erdwärmesondenspeicher (16 Erdwärmesonden je 100 m) ein, der überschüssige Wärme aus dem Sommer aufnimmt und im Winter zum heizen wieder zur Verfügung stellt. Diese Technologie hilft, mit Wärmepumpen zu heizen und über die Zimmerdecken direkt geothermisch zu kühlen.“ Diese „stille Kühlung“, so Viernickel weiter, wirke ohne luftzugserscheinungen oder Trocknung der luft wie bei herkömmlichen Klimaanlagen und brauche nur 10 % von deren antriebsenergie. Ist eine hohe heiz- oder Kühlleistung nötig, kommt die 80 cm starke Stahlbetonplatte des Fundaments als leistungsstarker Kurzzeitspeicher zur Wirkung. Die Wärmepumpen beziehen ihre elektrische antriebsenergie vom BhKW. Viernickel: „Die Wärmepumpe erzeugt mit dem BhKW-Strom Temperaturen bis 50 °c für die Gebäudeheizung und zum Vorwärmen des Trinkwassers, während die abwärme des BhKW Temperaturen bis 70 °c für legionellenfreies Trinkwarmwasser bereit stellt. Grundlage für dieses Konzept waren Simulationen sowohl des heiz- und Kühlbedarfs des Gebäudes im Jahresverlauf als auch der Temperaturveränderungen in Erdreich und Fundamentspeicher sowie des Zusammenspiels der Gesamtanlage. Bedarfsanalyse und Simulation ergaben demnach einen Wärmebedarf von 22 W/m². Jede Wohnung verfügt über einen „Wohnungsmanager“ – eine selbstlernende Regelung. Sie passt Temperaturen optimal dem nutzerbedarf an und minimiert den Energieeinsatz. Zu◀ Teil der Geothermieanlage Foto: Bärbel Rechenbach 48 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 KLIMASCHUTZ ▲ Energiekonzept Abbildung: GEO-EN Geothermie Die Geothermie (Erdwärme) ist eine nach menschlichen Maßstäben unerschöpfliche Energiequelle. Über eine Tiefe von 100 m existiert eine nahezu konstante Temperatur von etwa 10 °c vor. Danach steigt die Temperatur je weitere 100 m Tiefe im Mittel um 3 °c an. Die technischen Verfahren zur Energiegewinnung sind die oberflächennahe Geothermie (bis 400 m Tiefe) sowie geothermische Systeme, die warmes, im Untergrund vorhandenes Wasser nutzen (bis ca. 4.500 m Tiefe) und Systeme, die Wärme aus dem tiefen Gestein für die Stromerzeugung nutzen (petrothermale Geothermie ), die gegenwärtig bis 5.000 m Tiefe vordringen. Pro liter Erdinnenraum sind im Mittel 2,6 kWh Energie gespeichert. 99 % der Planetenmasse sind also wärmer als 1.000 °c. Der Wärmeinhalt der Erde würde den heutigen Weltenergiebedarf für 30 Millionen Jahre decken. Während die oberflächennahe Geothermie ausgereift und in vielen anwendungen erprobt ist, braucht die Tiefenerdwärme dagegen noch wichtige Entwicklungsschritte. gleich zeigt sie dem nutzer „seine“ Verbräuche an. Das übergeordnete Energiemanagement regelt die hybridanlage so, dass Wärme über ein Maximum an erneuerbaren Energien erzeugt wird und das BhKW bedarfsgerecht arbeiten kann. Die gewonnenen Daten gewährleisten so eine vorausschauende Bewirtschaftung der geothermischen Wärme-/Kältespeicher. Sie helfen, Wärme und Kälte bedarfsgerecht zu verteilen und dienen zugleich der nebenkostenabrechnung, da Wasser-, Wärme- und Kälteverbrauch ohnehin erfasst werden. auf diese Weise unterschreitet das Gebäude ohne äußerlich sichtbare Installationen die anforderungen der EnEV 2009 um mindestens 30 %. Es senkt letztlich zur Freude der Bewohner die Betriebskosten gegenüber herkömmlichen Brennwertkesseln und konventioneller Kühlung um bis zu 70 %. Damit wird das künftige „Katharinenpalais“ den ansprüchen eines KfWEffizienzhauses 70 gerecht. Fazit In Zukunft wird die Geothermie neben Sonne, Wind, Wasser und Biomasse als erneuerbare Energiequelle und als Wärmespeicher mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Bei der Wärmeerzeugung hat sich die Bundesregierung 14.400 GWh zum Ziel gesetzt, wobei sie insbesondere auf ein schnelles Wachstum der Tiefen Geothermie setzt. Was die Stromerzeugung aus Erdwärme angeht, strebt die Bundesregierung 1.654 GWh im Jahr 2020 an. Dafür allerdings muss sie umfassende Rahmenbedingungen schaffen, um die Geothermie schneller zu forcieren. Autorin: Bärbel Rechenbach Freie Journalistin, Berlin BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 49 BERUF UND RECHT Steuerrecht Gewinnrealisierung bei Ingenieuren VON MIcHAEL MARx UND THOMAS JUDS Ein Urteil des obersten deutschen Steuergerichts (Bundesfinanzhof – kurz BFH) aus dem Jahr 2014 und ein dieses Urteil auslegendes Schreiben der Finanzverwaltung (Bundesministerium der Finanzen – BMF) sorgen seit Anfang 2015 für Aufruhr in der (Bilanzierungs-)Fachwelt und Verunsicherung bei den betroffenen Unternehmen. Viel Lärm um Nichts? Wir meinen nein! Worum geht es? Das BFH-Urteil Ingenieure erbringen ihre Leistungen in der Regel im Rahmen längerfristiger Werkverträge. Werkverträge sind dadurch gekennzeichnet, dass die Vergütung erst mit der Abnahme des Werkes durch den Auftraggeber fällig wird. Während der Leistungserstellung werden Abschlagsrechnungen gestellt, nach Ablieferung des Werkes und der Abnahme erfolgt die Schlussrechnung des Projektes. In der Bilanz führt nach jahrzehntelanger gefestigter Rechtsprechung erst die Schlussrechnung zu einer Gewinnerfassung – die Abschlagsrechnungen waren bis dahin erfolgsneutral zu verbuchen. Erfolgswirksam wirkten sich lediglich die unfertigen Leistungen aus, d. h. bis zur Abnahme des Werkes waren die erbrachten Leistungen mit den durch das Werk verursachen Kosten (also ohne Gewinnanteil) zu bewerten und kostenneutralisierend als Ertrag zu verbuchen. Hier setzt das BFH-Urteil an, nach dem – entgegen den dargestellten Grundsätzen – Abschlagsrechnungen gewinnerhöhend zu erfassen seien. Allerdings betraf das Urteil ausschließlich Architekten und Ingenieure, zudem nur Abschlagsrechnungen nach der HOAI 1996, und einen speziell gelagerten Sachverhalt (die Leistung war zu über 98 % erbracht worden und das Gebäude seit 10 Jahren bezogen, ohne dass eine Schlussrechnung gestellt wurde). Obwohl das Urteil in Fachkreisen und Verbänden nahezu einhellig auf Ablehnung stieß, legte das BMF dieses auf seine eigene Art profiskalisch aus, indem es die Urteilsgrundsätze nicht nur auf ähnlich gelagerte Sachverhalte bei verzögerten Schlussrechnungen ausdehnte, sondern auf Abschlagsrechnungen aller Werkunternehmer, sofern diese auf Grundlage des § 632a BGB (reguläre Werkverträge) oder der HOAI gestellt wurden. Nach der Auffassung des BMF erfolgt nun eine vorgezogene Versteuerung von Abschlagsrechnungen, wenn die zugrunde liegende Leistung erbracht und mit einer Abschlagsrechnung darüber abgerechnet wurde. Der Zahlungseingang ist unerheblich. Ein Beispiel Eine Ingenieurbüro GmbH hat für Planungsleistungen Abschlagsrechnungen in Höhe von 11,5 Mio.€ gestellt, von denen bislang 10,5 Mio.€ bezahlt wurden. Die unfertigen Leistun- 50 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 gen werden mit 10 Mio.€ bewertet. Nach bisheriger Rechtslage wären in der Bilanz zum 31.12.2015 unfertige Leistungen in Höhe 10 Mio. € zu aktivieren und erhaltene Anzahlungen in Höhe von 10,5 Mio. € zu passivieren. Die gestellten, aber noch offenen Abschlagsrechnungen in Höhe von 1 Mio. € wirken sich bilanziell nicht aus. Gewinnerhöhend (bzw. -mindernd) wirkt sich lediglich die bilanzielle Veränderung der unfertigen Leistungen im Vergleich zum Vorjahr aus. Nach neuer Auffassung der Finanzverwaltung wären nunmehr zum 31.12.2015 sämtliche Abschlagsrechnungen gewinnerhöhend als Forderungen zu erfassen, gleich ob diese offen oder bezahlt sind. Im Gegenzug wären die entsprechenden unfertigen Leistungen gewinnmindernd aufzulösen. Insgesamt ergäbe sich ein Übergangsgewinn in Höhe von (+ 11,5 Mio. € – 10 Mio. €) = 1,5 Mio. €. Auf diesen wären Körperschaft- und Gewerbesteuer in Höhe von rund 450.000 € zu zahlen. Wen betrifft die neue Rechtslage? Sie sind von den Änderungen im Grundsatz betroffen, wenn Sie - Ihren Gewinn durch Bilanzierung ermitteln – beispielsweise sind Architekten oder Ingenieure, die ihren Gewinn durch Einnahmen-Überschuss-Rechnung ermitteln, nicht betroffen, - Werkleistungen erbringen – bei reinen Dienstleistungen wie der Honorarberatung stellt sich die Problematik nicht, - gegenüber Ihren Kunden echte Abschlagsrechnungen stellen. Welche Abschlagsrechnungen sind betroffen? Umgangssprachlich werden häufig die Begriffe Anzahlung, Vorauszahlung, Abschlag und Abschlagszahlung mehr oder weniger synonym verwendet. Von der Rechtsprechungsänderung betroffen sind allerdings nur Abschlagsrechnungen im Sinne von § 632a BGB, § 8 Abs. 2 HOAI 1996 und § 15 Abs. 2 HOAI, das heißt also Abschlagsrechnungen, mit denen für bereits erbrachte Leistungen Abschlagszahlungen gefordert werden. Nicht betroffen ist die bloße Anforderung von Vorauszahlungen, denen keine Leistung gegenübersteht. Ab wann wären die Neuregelungen zu beachten? Die Neuregelungen sind erstmals für alle nach dem 23.12.2014 beginnenden Wirtschaftsjahre anzuwenden. Stellen Sie Ihre Bilanz wie viele Unternehmen jeweils zum 31. Dezember eines Jahres auf, müssten Sie die Neuregelungen also erstmals zum 31.12.2015 beachten. Gibt es Übergangsregelungen? Ja. Ein aus der Umstellung resultierender Gewinn kann nach den Vorstellungen der Finanzverwaltung - entweder im Jahr der Umstellung, oder - zu gleichen Teilen im Jahr der Umstellung und im folgenden Jahr, oder - zu gleichen Teilen im Jahr der Umstellung und den folgenden zwei Jahren versteuert werden. Nach Ermittlung des Übergangsgewinns muss also je nach Situation im Unternehmen entschieden werden, wie der Übergangsgewinn optimal zu verteilen ist. In der Regel dürfte das die Verteilung auf drei Jahre sein, allerdings sind auch andere Situationen denkbar, z.B. wenn der anzuwendende Steuersatz in den einzelnen Jahren variiert. Nach unserem Beispiel könnte demnach der Übergangsgewinn von 1,5 Mio. € auf jeweils 500.000 € in drei Jahren verteilt werden. Wir wollen Ihren Erfolg. Profitieren Sie von einem starken Verband! Müssen die neuen Grundsätze angewendet werden? Nein. Weder das BFH-Urteil noch das BMF-Schreiben entfaltet Bindungswirkung für Sie als Steuerpflichtigen. Wenden Sie die Grundsätze nicht an, müssen Sie allerdings damit rechnen, dass das Finanzamt Ihrem Ansatz nicht folgt und demzufolge eine Korrektur der eingereichten Steuererklärung vornehmen wird. In diesem Fall bliebe Ihnen nur der Klageweg. Ob und in welchen Fällen diese Klage Aussicht auf Erfolg hat, ist derzeit ungewiss, obwohl es sehr viele sachliche Argumente gegen die Auffassung der Finanzverwaltung gibt. Gibt es vertragliche Gegenmaßnahmen? Die Rechtslage ist zur Zeit derart ungewiss, dass sämtliche Vertragsgestaltungen mit einem Risiko behaftet sind. Vereinzelt wird z. B. die Ansicht vertreten, dass Abschlagszahlungen, die nicht unter § 632a BGB oder § 15 Abs. 2 HOAI fallen, nicht von der Neuregelung betroffen sind. Das mag vor dem Wortlaut des BMF-Schreibens vertretbar erscheinen, nicht allerdings vor dem (neuen) prinzipiellen Ansatz der Finanzverwaltung, dass Abschlagszahlungen für bereits erbrachte Teile einer Werkleistung schon vor deren Abnahme zu einer Gewinnrealisation führen. Oder anders ausgedrückt: wenn das Finanzamt nicht vor einer generalisierenden Ausdehnung des doch recht speziellen Urteils auf alle Werkverträge zurückscheut, wieso sollte dann keine Übertragung auf vertragliche Vereinbarungen erfolgen? Welche Vorgehensweise ist zu empfehlen? Zunächst sollten Sie prüfen, ob Sie von der Neuregelung grundsätzlich betroffen sind (Bilanzierung, erbrachte Werkleistungen, gestellte Abschlagsrechnungen). Dann sollten die möglichen Auswirkungen berechnet werden, also der aus der Umstellung resultierende Übergangsgewinn. Haben Sie zum Bilanzstichtag nur in geringem Umfang Abschlagsrechnungen gestellt, sind auch die konkreten Auswirkungen zum Umstellungszeitpunkt nur gering. Beispielsweise ist ein Ingenieur, der grundsätzlich seine Werke zum 31. Dezember schlussrechnet, nicht betroffen. Steht der Übergangsgewinn fest, müssen die steuerlichen Auswirkungen der drei möglichen Verteilungen berechnet werden. Auf dieser Grundlage muss dann abgewogen werden, ob der Auffassung der Finanzverwaltung gefolgt wird oder nicht. In diese Abwägung sollten zudem noch weitere Gesichtspunkte einfließen, wie z. B. Kosten und chancen eines sich anschließenden Finanzgerichtsprozesses, aber auch grundsätzliche Erwägungen wie die Vorfinanzierung künftiger Steuerzahlungen auf gestellte, aber noch nicht vereinnahmte Abschlagsrechnungen, Auswirkungen auf das Projektcontrolling sowie erhöhte administrative Kosten durch die unterschiedliche Bewertung in Handels- und Steuerbilanz. Autoren: StB Dipl.-Kfm. Michael Marx, StB Dipl.-Kfm. Thomas Juds Juds, Marx und Partner, Unternehmensberatungs-/Steuerungsberatungsgesellschaft, Düsseldorf www.vbi.de Der VBI vereint die besten Planer und Berater Deutschlands. Er ist die führende Berufsorganisation unabhängig planender und beratender Ingenieure in Deutschland. Sie wollen dazu gehören? Sprechen Sie mit uns, wir informieren Sie gern! Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de BERUF UND RECHT Rechtsprechung in Leitsätzen Entscheidungen der Oberlandesgerichte und des BGH ZUSAMMENGESTELLT VON VBI-JUSTIZIARIN SABINE VON BERcHEM Wann ist der Architekt an seine Schlussrechnung gebunden? 1. An eine Schlussrechnung ist der Architekt gebunden, wenn der Auftraggeber auf eine abschließende Berechnung des Honorars vertrauen durfte und er sich im berechtigten Vertrauen auf die Endgültigkeit der Schlussrechnung in schutzwürdiger Weise so eingerichtet hat, dass ihm eine Nachforderung nicht mehr zugemutet werden kann. 2. Allein die Bezahlung der Schlussrechnung ist keine Maßnahme, mit der sich der Auftraggeber in schutzwürdiger Weise auf die Endgültigkeit der Schlussrechnung einrichtet. 3. Allein der Zeitraum zwischen der Erteilung und dem Ausgleich der Honorarrechnung des Architekten und der erstmaligen Geltendmachung eines weitergehenden Honorars auf der Grundlage der Mindestsätze der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure macht die Zahlung eines Differenzbetrags zwischen einem abgerechneten Pauschalhonorar und den Mindestsätzen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure nicht unzumutbar (Bestätigung von BGH, IBR 2009, 35). BGH, Urteil vom 19.11.2015 – VII ZR 151/13 „Legen Sie los, fangen Sie an!“: Auftrag erteilt! 1. Diskutieren Bauherr und Architekt über die Möglichkeiten der Nutzungsänderung eines Gebäudes und weist der Architekt darauf hin, dass er hierfür keinen Auftrag hat, ist die Äußerung des Bauherrn „Legen Sie los, fangen Sie an!“ als entsprechende Beauftragung zu werten. 2. Erbringt der Architekt bereits vor der Auftragserteilung einzelne Leistungen, kann er hierfür nach der Auftragserteilung das entsprechende Honorar verlangen. OLG München, Urteil vom 18.11.2013 – 27 U 743/13; BGH, Beschluss vom 10.09.2015 – VII ZR 338/13 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen) Regelung zum Honorar fehlt: Projektsteuerer kann 110 Euro/Stunde abrechnen! 1. Auf die Tätigkeiten eines Projektsteuerers ist das (zwingende) Preisrecht der HOAI nicht anzuwenden. 2. Für Projektsteuerungsleistungen ist ein Stundensatz von 110 Euro üblich und angemessen. OLG Oldenburg, Beschluss vom 11.12.2014 – 8 U 93/14; BGH, Beschluss vom 21.05.2015 – VII ZR 13/15 (Nichtzulassungsbe schwerde zurückgenommen) Architekt führt kein Bautagebuch: Kann das Honorar gemindert werden? 1. Führt der Architekt kein Bautagebuch, stellt dies nur dann einen zur Minderung berechtigenden Mangel dar, wenn das Führen eines Bautagebuchs vertraglich vereinbart war. 2. Rechnet der Auftraggeber gegenüber dem Honoraranspruch des Architekten mit Schadensersatzforderungen wegen Bauaufsichtsfehlern auf, muss er zu den von ihm behaupteten Schä- 52 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 den hinreichend konkret vortragen (hier verneint). OLG Hamm, Urteil vom 20.09.2013 – 12 U 103/12; BGH, Beschluss vom 13.08.2015 – VII ZR 290/13 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen Kontrolle der Ausführungsplanung erstreckt sich auch auf fremde Pläne! 1. Ein vertraglich zur Kontrolle der Ausführungsplanung verpflichteter Architekt muss sich auch mit etwaigen eigenmächtigen Anordnungen/Planungsänderungen seitens eines weiteren, von seinem Auftraggeber eingeschalteten Architekten inhaltlich auseinandersetzen und kann sich nicht darauf berufen, dass er mit dessen Plänen nichts zu tun habe. 2. Die Abdichtung einer Tiefgarage ist keine Routinearbeit und erfordert daher Detailplanung und Bauüberwachung. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Werkunternehmer Bedenken angemeldet hat und eine Änderung der Ausführungsweise erfolgt ist. OLG Düsseldorf, Urteil vom 01.10.2015 – 22 U 48/15 Tragwerksplaner muss Bauherrn auf untaugliches Abdichtungskonzept hinweisen! 1. Bereits 1993 entsprach ein Oberflächenschutz durch Einbau von „Asphaltmastix als Trennlage“ nicht mehr den anerkannten Regeln der Technik. Dies war zur damaligen Zeit auch den einschlägigen Fachkreisen bekannt. 2. Die Tausalzbeständigkeit von befahrbaren Tiefgaragendecken stellt eine Schnittstelle der Planungsaufgaben des Architekten und des Tragwerksplaners dar. 3. Erkennt der Tragwerksplaner oder muss er erkennen, dass der Architekt ein insgesamt untaugliches Abdichtungskonzept plant, ist er dazu verpflichtet, den Bauherrn darauf hinzuweisen. Er darf den Bauherrn bei einer derart klaren Sachlage nicht „in ein offenes Messer laufen lassen“. OLG München, Urteil vom 14.05.2013 – 9 U 338/12; BGH, Beschluss vom 08.10.2015 – VII ZR 157/13 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen) Architekt muss Einhaltung der Soll-Beschaffenheit sicherstellen! 1. Der Architekt, der mit der Objektüberwachung beauftragt ist, hat dafür zu sorgen, dass das Bauvorhaben mangelfrei errichtet wird. Hierzu gehört, dass die Ausführung plangemäß und nach dem Inhalt der Leistungsbeschreibung erfolgt. 2. Hat der Architekt das Leistungsverzeichnis erstellt, schließt dies nicht die Befugnis ein, den Inhalt während der Ausführung zu ändern. OLG Köln, Urteil vom 05.02.2013 – 24 U 44/12; BGH, Beschluss vom 09.07.2015 – VII ZR 62/13 (Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen) Quelle aller Entscheidungen: www.ibr-online.de BERUF UND RECHT ABc des Baurechts Bei Beauftragung der LP 9: Teilabnahme vereinbaren! VON JANIS HEILIGER Das Problem Die Beauftragung der LP 9 (Objektbetreuung) ist unwirtschaftlich und haftungsträchtig. Nach § 55 Abs. 1 Satz 2 Nr. 9 HOAI wird die Objektbetreuung seit der Novellierung der HOAI 2013 nur noch mit 1 % honoriert (früher: 3 %). Aus diesem Grund sind Ingenieure bestrebt, die Objektbetreuung nicht zu übernehmen. Gleichwohl bestehen Auftraggeber darauf, dass auch die Objektbetreuung zum beauftragten Leistungsumfang gehört. Da die Abnahme grundsätzlich erst nach vollständiger Leistungserbringung verlangt werden kann, bereitet die Beauftragung der LP 9 besondere Probleme. Findet die Abnahme der gesamten Ingenieurleistungen erst am Ende der LP 9 statt, beginnt die 5jährige Gewährleistungsfrist für sämtliche Leistungsphasen erst ab diesem Zeitpunkt. Da die Parteien des Ingenieurvertrages bei Beauftragung der LP 9 vielfach keine Teilabnahme nach Abschluss der LP 8 vereinbaren, verlängert sich die Gewährleistungsfrist des Ingenieurs für Mängel in den LP 1–8 faktisch von 5 auf 10 Jahre. Ohne Vereinbarung: keine Pflicht des Auftraggebers zur Teilabnahme Die Abnahme des Ingenieurwerks ist Dreh- und Angelpunkt für die Gewährleistungsfrist und (neuerdings) für die Fälligkeit des Honorars. Mit der Abnahme beginnt die Verjährung der Mängelansprüche. Ohne Abnahme verjähren Mängelansprüche des Auftraggebers grundsätzlich nicht. Bei Beauftragung auch der LP 9 wird der Ingenieur die abschließende Objektbegehung (letzte Grundleistung der Phase 9) erst 5 Jahre nach Beendigung der Leistungsphase 8 vornehmen können. Somit sind die Ingenieurleistungen erst 5 Jahre nach der LP 8 beendet; erst dann ist das Werk abnahmefähig. Deshalb ist es empfehlenswert, eine Teilabnahme nach LP 8 zu vereinbaren. Erforderlich dafür ist eine entsprechende vertragliche Vereinbarung der Parteien in Planerverträgen. Grundsätzlich besteht keine Pflicht des Auftraggebers zur Teilabnahme nach der LP 8. Deshalb muss die vertragliche Vereinbarung einer solchen Pflicht im Vertragstext deutlich niedergelegt werden. Dies hatte zuletzt das OLG München (Urteil vom 10.02.2015, Az.: 9 U 2225/14) entschieden. Selbst wenn der Auftraggeber das Honorar für sämtliche Leistungen bis einschließlich Phase 8 bezahlt, kann darin keine konkludente Teilabnahme der bislang erbrachten Leistungen gesehen werden. Eine (Teil-)Schlussrechnung nach Erbringung der LP 8 und deren Bezahlung setzt lediglich die Verjährung für den Honoraranspruch des Planers bis zur LP 8 in Gang. Die Parteien müssen bei der Vereinbarung über eine Teilabrechnung auch den Mängelanspruch ausdrücklich in diese Vereinbarung einbeziehen. Selbst die folgende, in Planerverträgen häufig anzutreffende Klausel enthält nach der Rechtsprechung des BGH (Urteil vom 11.05.2006, Az.: VII ZR 300/04) keine Vereinbarung über eine Teilabnahme: „Die Verjährung beginnt mit der Abnahme der letzten, nach diesem Vertrag zu erbringenden Leistung, spätestens mit Abnahme der in Leistungsphase 8 (Objektüberwachung) zu erbringenden Leistung (Teilabnahme). Für Leistungen, die danach noch zu erbringen sind, beginnt die Verjährung mit Abnahme der letzten Leistung.“ Zwar legt diese Regelung den Beginn der Verjährung für den Fall einer Abnahme der bis zur LP 8 zu erbringenden Leistungen fest und regelt des Weiteren den Beginn der Verjährung für die danach noch zu erbringenden Leistungen. Eine Verpflichtung zur Teilabnahme wird jedoch dadurch nicht begründet, sondern legt lediglich den Beginn der Verjährung fest, sofern eine Teilabnahme stattgefunden hat. Praxistipp Für Ingenieure ist es im Rahmen der Vertragsgestaltung erstrebenswert, möglichst nach der LP 8 für die bis dahin erbrachten Leistungen eine Teilabnahme herbeizuführen, um den Beginn der Verjährungsfrist für die bis dahin erbrachten Leistungen an diesen Zeitpunkt knüpfen zu können. Es ist somit zu empfehlen, vertraglich einen Anspruch auf Teilabnahme nach Abschluss der Leistungsphase 8 zu vereinbaren. Die Vereinbarung einer Teilabnahme muss nach der Rechtsprechung des BGH „klar zum Ausdruck kommen“. Seit der Novellierung der HOAI 2013 ist die Abnahme bekanntlich Fälligkeitsvoraussetzung für den Honoraranspruch des Planers (§ 15 Abs. 1 HOAI). Da bei Vertragsverhandlungen nunmehr die Abnahme eine bedeutendere Rolle einnehmen wird, sollte auch intensiv mit dem Auftraggeber die Vereinbarung einer Teilabnahme nach der LP 8 diskutiert werden. Formulierungsvorschlag: „Die Leistungen der Leistungsphasen 1–8 sind gesondert abzunehmen (Teilabnahme). Mit der Teilabnahme beginnt die Frist für die Mängelhaftung der erbrachten und abgenommenen Leistungen.“ Eine weitere Möglichkeit ist, getrennte Verträge über die LP 1–8 und über die LP 9 abzuschließen. Wird weder eine Teilabnahme vereinbart noch ein separater Vertrag über die LP 9 geschlossen, sollte der Ingenieur genau abwägen, ob die Vereinbarung der LP 9 wirtschaftlich sinnvoll ist. Autor: Rechtsanwalt Dr. Janis Heiliger, Orth Kluth Rechtsanwälte, Partnerschaftsgesellschaft mbH, Düsseldorf BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 53 PRODUKTE UND PROJEKTE Luft-Erdwärmetauscher Kostensparend und klimafreundlich voN MArco FISchEr rekordsommer sorgen für steigenden Klimatisierungs- und Kühlungsbedarf in verwaltungsgebäuden. Bei wachsenden Energiekosten nimmt die Nachfrage nach energieeffizienten Technologien zu. Doch wie sehen nachhaltige Lösungen aus? Welchen Beitrag innovative Luft-Erdwärmetauscher leisten, erläutert der folgende Beitrag. Jahrestemperaturverlauf im Erdreich Sand feucht n. Dibowski 25,00 20,00 Temperatur [°C] Etwa die hälfte der in Deutschland genutzten Büro- und verwaltungsgebäude ist klima-, kühl- oder lüftungstechnisch ausgestattet. Der Trend zum höheren Technisierungsgrad hält an. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sowohl im sanierten Bestand als auch im Neubau werden Gebäudehüllen – nach den vorgaben der Energieeinsparverordnung – immer dichter. Dadurch bleibt Wärme nicht nur im Winter sondern auch im Sommer im Gebäude. Darüber hinaus neigen die oftmals komplett verglasten, aber gering verschatteten Immobilien bei hohen Außentemperaturen und Sonneneinstrahlung zu Wärmeentwicklung im Gebäudeinneren. Interne Wärmequellen, beispielsweise computer oder Drucker, verstärken den Wärmeeffekt. In der Folge steigt der Energiebedarf für die Gebäudekühlung kontinuierlich an. Prognosen gehen derzeit von einer verdopplung des Energiebedarfs bis 2020 15,00 10,00 5,00 0,00 −5,00 0 50 100 150 200 250 300 350 Tage Taußen [°C] 1m 2m 3m 4m 5m ▲ Temperaturverteilung im Erdreich. Quelle: Luft-Erdwärmetauscher Planungsleitfaden, Teil 2; AG-Solar NRW, 2005 und daraus entstehender co2-Emissionen bis 2030 aus. Das schadet der Umwelt und treibt die Betriebskosten in die höhe. Abhilfe schaffen vorgeschaltete LuftErdwärmetauscher (L-EWT). In Gewerbeimmobilien mit üblicherweise luftgeführten Anlagen reduzieren sie den Bedarf an konventionellen Kühlaggregaten oder machen diese im besten Fall überflüssig. Wie bauliche und gebäudetechnische Maßnahmen den Energiebedarf vermindern bzw. kompensieren, veranschaulicht die Sanierung eines in den 1970er Jahren erbauten Bürogebäudes. Neben dem Ziel, Energiebedarfe zu verringern und die Energieeffizienz mit erneuerbaren Energieträgern zu verbes- ◀ Speziell für Luft-ErdwärmeübertragerAnlagen entwickelte Rohre mit antimikrobieller Innenschicht. Foto: Rehau PRODUKTE UND PROJEKTE ▲ Bürogebäude Wien: Anlagenschema sern, galt es, Design und Funktionalität des Gebäudes zu erhalten und die Anforderungen arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse zum raumklima zu erfüllen. Auf Basis baulicher und gebäudetechnischer voraussetzungen wurde der Bau unter anderem mit Wärmeschutzverglasungen sowie einer Fassadenund Dachdämmung versehen. Das neue Energiekonzept umfasst Wärmepumpen, Flächenheizung, Akustikkühldecken sowie eine Lüftungsanlage mit L-EWT. Im Betrieb saugt die Klimaanlage die Außenluft temperaturabhängig direkt oder anteilig über den L-EWT an. Folgt üblicherweise auf eine erste Filterstufe das Wärmerückgewinnungsgerät (WrG) sowie die Wärmeübertrager zur Erhitzung oder Kühlung, wurde im Bürogebäude eine ungewöhnliche Lösung mit Kühlung vor dem WrG installiert. Das System erzielt deutliche Einsparungen bei der sommerlichen Kühlleistung und reduziert gleichzeitig die Nacherhitzung. Im Winter erreicht die vorgewärmte Luft Temperaturen, mit der die erforderliche Erwärmung der Zuluft für das Gebäude in Kombination mit dem Wär- merückgewinnungsgerät größtenteils gedeckt ist. Frostschutzregelungen entfallen, da durch den L-EWT die vortemperierung auf ein frostfreies Niveau ganzjährig gesichert ist. Das L-EWT-Prinzip selbst beruht auf der energetischen Speicherfähigkeit des Erdreichs und ist relativ simpel. Genutzt wird die Temperaturdifferenz zwischen Erdreich und Außentemperatur, indem beim Durchströmen eines rohrsystems die Luft abhängig von der Jahreszeit gekühlt oder erwärmt wird. Die Temperatur der Gebäudezuluft kann so um bis zu 20 K vorkonditioniert werden. Entscheidende Komponenten einer L-EWT-Anlage sind die rohre. Als Wärmetauscher zwischen der zugeführten Luft und dem Erdreich, müssen sie die Anforderungen der vDI-richtlinien (vDI 4640, vDI 6022) erfüllen. Das Material muss witterungs- und korrosionsbeständig sein und sicherstellen, dass keine gesundheitsschädlichen Stoffe austreten. In der Praxis haben sich aus teilkristallinem Thermoplast-Polypropylen (PP) gefertigte, steife rohre mit glatter Innenwand bestens bewährt. Die von rehau entwickelten rohre sind außerdem gemäß vDI-richtlinien, nach Quelle: Rehau denen transportierte Luft „als Lebensmittel betrachtet und mit entsprechender Sorgfalt behandelt werden“ muss, mit einer speziellen, antimikrobiell wirkenden Innenschicht versehen, die das Wachstum von Keimen nachhaltig verhindert. Die patentierten rohre zeichnen sich zudem durch hohe Wärmeleitfähigkeit, Abriebfestigkeit, hohe chemische Beständigkeit und ein spezielles Safety Lock Dichtsystem aus. Im Beispiel des Bürogebäudes wurden für die L-EWT-Anlage insgesamt 18 parallel angeordnete, 30 m lange rohre in einer Tiefe von 2 m installiert. Die Berechnung für den sanierten Bau ergab einen Mischpreis von 0,12 €/kWh für die Wärme aus der L-EWT-Anlage. Neben der Senkung der Betriebskosten, trägt die Anlage zu einem gesunden raumklima bei und dezimiert co2Emissionen. Sämtliche durchgeführten Maßnahmen erzielten eine verringerung des Energieverbrauchs um insgesamt 80 %. Autor: Marco Fischer, M. Eng., rEhAU AG + co, Erlangen BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 55 PRODUKTE UND PROJEKTE tecalor Wärmepumpen effizienter als gefordert Modelle wie die Luftwasser-WärmePumpe TTL 10 Ac sind als Systemlösung besonders effizient, denn das Gerät ist mit dem Speicher hTSB sowie einer zentralen Lüftung mit Wärmerückgewinnung und einer Fußbodenheizung kombiniert. Dadurch ergibt sich ein Primärenergiebedarf von 50,86 kWh/m²∙a. Der daraus resultierende Endenergiebedarf von 28,26 kWh/m²∙a steht für die Grafik: Tecalor Die EnEv 2014 sieht vor, dass bei Neubauten der zulässige Jahresprimärenergiebedarf zum 1. Januar 2016 um 25 % gegenüber der EnEv 2009 sinkt. Die neue Stufe der EnEv ist eine Zäsur für die Energieeffizienz von Gebäuden, denn nun reicht Dämmung allein nicht mehr aus. Wer die gesetzlichen Forderungen erfüllen will, muss auch in effiziente heiztechnik investieren. Nahezu alle Wärmepumpensysteme des Tecalor-Sortiments können es mit dem neuen Grenzwert aufnehmen, der auch die reduzierung des zulässigen Primärenergiefaktors für Strom von 2,4 auf 1,8 vorsieht. Grund hierfür ist der höhere Anteil regenerativer Quellen im Strommix. Mit Wärmepumpen wie dem Lüftungsintegralgerät ThZ 304 SoL lässt sich selbst dieser niedrigere Wert deutlich unterbieten. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe erreicht einen Primärenergieverbrauch, der bis zu 29 % unter der vorgabe der EnEv liegt. Das EnEv-referenzgebäude erlaubteinen Primärenergiebedarf von 85,30 kWh/m²∙a. Effizienzklasse A+, die im neuen Energieausweis angegeben wird. Der Einbau im Neubau oder die Nachrüstung einer Wärmepumpe im Bestand wird staatlich gefördert über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA: Marktanreizprogramm MAP zur Förderung regenerativer heiztechniken) oder die KfW. Beim Einbau einer elektrisch betriebenen Luft-Wasser-Wärmepumpe in ein bestehendes Gebäude liegt die Mindestförderung bei 1.500 €. www.tecalor.de Getzner Neues Treppenlager erreicht 31 dB Schalldämmung Treppen übertragen in Gebäuden oft Trittschall, der sich über Wände und Decken in angrenzende räume ausbreitet. Das neue Treppenlager SB10 von Getzner mit einem Trittschallverbesserungsmaß von 31 dB nach ISo 717-2 schafft hier Abhilfe. Das Sylomer®-Lager trennt die Treppenläufe elastisch vom restlichen Gebäude. Damit reduziert sich die Übertragung von Schwingungen, die für die Entstehung des Schalls verantwortlich sind. Der Schallschutz eignet sich für alle gängigen Massivtreppen im Wohn-, Gewerbeund Industriebau, sowohl für ortbetonals auch Fertigteiltreppen. Das neue Treppenlager kann Lasten üblicher Treppenläufe mit 6 m Spannweite ohne Weiteres standhalten. Die maximal zulässige Bemessungslast vd liegt bei diesem Lager bei 75 kN/m. Der Schall◀ Das neue Treppenlager SB10 aus Sylomer® mindert Geräusche und Lärm hörbar. Foto: Getzner Werkstoffe 56 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 schutz ist dabei über den gesamten Lastbereich gegeben. Das hohe Trittschallverbesserungsmaß erreicht das Treppenlager bereits mit 12 mm Dicke. Die schnelle, einfache Installation und die Möglichkeit, geringe Bautoleranzen mithilfe des Treppenlagers auszugleichen, beschleunigen die Bauarbeiten. Das Lager aus Sylomer® ermöglicht eine definierte Lasteinleitung in die Tragstruktur, wodurch sich Betonabplatzungen vermeiden lassen. Die Wirksamkeit der elastischen Lager ist auch nach Jahrzehnten nachweislich noch voll gegeben. Das Treppenlager SB10 ist in den vier Ausführungsformen SB10 S, SB10 I, SB10 L und SB10 Z erhältlich. www.getzner.com PRODUKTE UND PROJEKTE CitrinSolar RIB Maßgefertigte Speicher regenerative heizsysteme sind oft auch für häuser im Bestand eine günstige Art zu heizen. Dafür ist i. d. r. ein großzügig ausgelegtes Speichersystem unabdingbar. Das Problem: Der Einsatz größerer Speichersysteme scheitert häufig an den räumlichen Gegebenheiten – entweder steht zu wenig Fläche zur verfügung oder die Decke für den geplanten Speicher ist zu niedrig. Dieses Problems hat sich citrinSolar angenommen. Ab sofort liefert der Moosburger Solarthermie- und Speicherspezialist maßgefertigte Speicher für Kälte- oder Wärmeanwendungen auf jede Baustelle in Deutschland oder Österreich. Der Kunde kann bei flexibler höhe Durchmesser zwischen 650 und 2.000 mm frei wählen. Die Speicher können für die Innen- oder die Außenaufstellung optimiert werden. Dank der Maßanfertigungen lassen sich z. B. Speicher mit über 4.600 l Fassungsvermögen bei einer Deckenhöhe von 2,89 m schnell und problemlos realisieren. Bei Bedarf können die Komponenten der Sonderspeicher individuell zusammengestellt werden. Auf speichertechDer Solarthermie- und Speicherspezialist CitrinSolar bietet maßgefertigte Speicher von 200 bis 40.000 l an. Foto: CitrinSolar [email protected] lassen sich in einem Formular die Anforderungen an den Speicher detailliert definieren: Neben Durchmesser, höhe, Inhalt, raumhöhe, Kippmaß und maximaler Betriebstemperatur kann die Länge der Muffen und Stutzen sowie deren Anordnung vorgegeben werden. Auf Wunsch lassen sich die Speicher mit rücklaufschichtrohren, Schichttrennplatten, Einströmbögen, Prallblechen und Düsenrohren optimal an den späteren Einsatzbereich anpassen. Auch die Ausstattung der Behälter mit Glattrohrwärmetauscher, Wellrohrkorb oder mit externen Komponenten, wie dem cS-Frischwassermodul oder dem cS Solartrennsystem, ist möglich. Um den optimalen Speicheraufbau zu ermitteln, unterstützt der hersteller Interessenten mit einem erfahrenen Planungsteam. Maßgefertigte Speicher bietet citrinSolar ab 200 l volumen an, das Maximum beträgt bis zu 40.000 l; auf Wunsch mit der passenden Isolierung für alle Bauteile und garantiert in gleicher Qualität wie die Serienprodukte. www.citrinsolar.de Entwässerungselemente jetzt als BIM-Modelle Die Stuttgarter rIB Software AG ermöglicht künftig mit iTWo civil und iTWo 5D modellorientiertes Arbeiten bei Maßnahmen im Kanal- und rohrleitungsbau. Die bereits produktiv im modellbasierten Straßenbau eingesetzten Softwareprogramme hat der hersteller konsequent um diese Funktionalitäten ergänzt und weiterentwickelt. Unternehmen arbeiten mit ein- und demselben System und können Straßenbaumaßnahmen inkl. Aufgaben im Kanalbau innerhalb eines Projektes koordinieren. Sämtliche Entwässerungselemente inkl. der Abrechnungsmengen nach EN 1610 und DIN 4124 sowie nach der voB können mit der 3D-cADSoftware iTWo civil unter Berücksichtigung von Tiefenstufen als 5DBIM-Modelle generiert werden. Der vorteil: Die Informationen entstammen demselben System wie die Modelldetails zum Straßenkörper mit den einzelnen Aufbauschichten. Diese können gemeinsam mit den volumendaten zum Kanal über Querprofile in einem Gesamtprojekt berechnet werden. Mit iTWo civil und iTWo 5D können so beispielsweise auf einfache Weise Stücklisten für die Anzahl an Schachtringen bei einem Kanalprojekt definiert und dynamisch errechnet werden. Analog zum Straßenbau lassen sich Entwässerungselemente um zusätzliche Attribute ergänzen. Diese werden anschließend vollautomatisiert in den 5D-BIM-Prozess übertragen. Genauso können Baufortschritte definiert und sämtliche Prozesse durchgängig modellbasiert mit den Programmen gesteuert werden. www.rib-software.com BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 57 PRODUKTE UND PROJEKTE Buderus Heizen und kühlen in acht Leistungsgrößen Mit der neuen reversiblen Luft/WasserWärmepumpe Logatherm WPL Ar hT bietet Buderus eine flexible und umweltschonende heiztechniklösung zur Außenaufstellung für mittlere und größere Anlagen an. Die Logatherm WPL Ar hT erreicht die Energieeffizienzklasse A (analog Eurovent). Sie liefert mit ihren acht Leistungsgrößen 30 bis 162 kW heizleistung (nach EN14511, A2/W35) und 34 bis 177 kW Kälteleistung (nach EN14511, W7/A35). Als mono- oder bivalentes System und aufgrund des niedrigen Schalldruckpegels zwischen 48 und 55 db (in 10 m) eignet sie sich u. a. für Mehrfamilienhäuser, öffentliche Gebäude sowie gewerbliche und industrielle Anwendungen. Aus der Leistungszahl (coP-Wert) zwischen 3,3 und 3,5 resultieren hohe Jahresarbeitszahlen und niedrige Betriebskosten. Die Wärmepumpe erreicht maximal 65 °c vorlauftemperatur und arbeitet bei Außentemperaturen bis -20 °c. Zwei unabhängige Kältemittelkreisläufe, in die jeweils bis zu zwei verdichter integriert sind, tragen zu einer hohen Betriebszuverlässigkeit und einer hohen Teillast-Effizienz bei. Die hochtemperatur-Wärmepumpe eignet sich sowohl für den Neubau als auch für die Modernisierung in Bestandsgebäuden, in denen Gas- oder Öl-heizkessel zu ersetzen sind und das bestehende heizkörper-verteilsystem beibehalten werden soll. Für einen höheren Leistungsbedarf lassen sich bis zu fünf Logatherm WPL Ar hT in Kaskade schalten – damit sind heizleistungen bis zu 810 kW und Kälteleistungen bis zu 885 kW möglich. Für eine zeit- und platzsparende Installation kann die Logatherm WPL Ar hT optional mit einem hydronikmodul ausgestattet werden. Das Modul umfasst die wichtigsten hydraulischen Komponenten, so dass lediglich grundlegende Installationen wie vorund rücklaufleitungen sowie der elektrische Anschluss anfallen. www.buderus.de ◀ Mit der Logatherm WPL AR HT erweitert Buderus sein Produktangebot im mittleren Leistungsbereich. Foto: Buderus Johnson Controls Heißes Wasser aus Abwärme Die neue Sabroe heatPAc™ hPX-Wärmepumpen-Baureihe von Johnson controls eröffnet neue Möglichkeiten zur Erzeugung von heißwasser bis 90 °c und nutzt dazu alle geeigneten Niedrigtemperaturquellen bei minimaler Energiezufuhr. Die innovativen Modelle bieten eine einstufige Konfiguration bei weniger als der hälfte an Platz- und Gewichtsbedarf im vergleich zu konventionellen Wärmepumpen, mit denen sich 90 °c heißes Wasser erzeugen lässt. Sie sind daher nahezu überall einfach zu installieren. Die kostengünstigen, einstufigen Modelle sind für großen thermischen hub und kombinierte heiz-/ Kühlfunktion ausgelegt. Der hPX-hybridverdichter ermöglicht Differenzdrücke bis zu 40 bar und Enddrücke bis 60 bar. 58 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Die Baureihe vereint platzsparende verdampfertechnologie und bewährtes chillPAc™-Design mit stufenlosem Betrieb über den gesamten Leistungsbereich. Standardmäßig sind alle heatPAc hPX-Wärmepumpen mit einer Drehzahlregelung (vSD) ausgestattet, die außergewöhnliche Leistung bei maximaler Energieeffizienz realisiert – auch ▶ HeatPAC HPXWärmepumpen: neue Möglichkeiten zur Erzeugung von Heißwasser bis 90 °C. Foto: Johnson Controls unter Teillast, wechselnden Bedingungen und unterschiedlichen betrieblichen Erfordernissen. Dadurch sind die kompakten heatPAc hPX-Wärmepumpen eine optimale Lösung im hinblick auf Flexibilität, Leistung, Kosten-Nutzen-verhältnis und Betriebskosten. www.johnsoncontrols.de PRODUKTE UND PROJEKTE PERI Gerüst am höchsten Kirchturm der Welt Der 161,53 m hohe hauptturm des Ulmer Münsters wurde 1890 vollendet – vor 125 Jahren und 513 Jahre nach Baubeginn. Bei umfassenden Sanierungsarbeiten an der mittelalterlichen Substanz müssen in den nächsten 10 Jahren 2.500 Steine ersetzt und 1.800 Steine konserviert werden. Aus diesem Anlass wurde die Südwestseite mit dem PErI-UP-Gerüst des Weißenhorner Schalungs- und Gerüstherstellers eingerüstet. Entscheidend bei der Auswahl des Arbeits- und Schutzgerüsts war für Münsterbaumeister Michael hilbert und hüttenmeister Andreas Böhm neben der Flexibilität des Modulgerüstsystems insbesondere die regionalität. Die PErI Zentrale in Weißenhorn mit dem angeschlossenen Systemgeräte-Mietpark bietet kurze Wege, termingerechte Materialbereitstellung und eine gute Zusammenarbeit ohne Stillstandzeiten. Die Unterstützung der Peri-Ingenieure ist dabei weitreichend: Gemeinsam mit den Ulmer Münsterbauleuten und den Gerüstbauern werden vor ort alle Arbeitsschritte abgestimmt. 3D-Planungen bis hin zum Nachweis der Standsicherheit erfolgen bei PErI in Weißenhorn. Das reibungslose Engineering wird ergänzt durch die Möglichkeit, auf ein breites Peri-Produktsortiment auch durch Zumietung zurückgreifen zu können, denn Peri-Systeme lassen sich nahezu beliebig kombinieren. An der Basis des 71 m hohen Arbeitsund Schutzgerüstes dient zum Münsterplatz hin eine Schwerlastplattform in 7 m höhe als Zwischenlager der bis zu 1,5 t schweren Steine. Das PErI-UPGerüst ist daher auf die enorm hohe verkehrslast von 15 kN/m² ausgelegt. Zusätzlich musste bei Planung und Berechnung berücksichtigt werden, dass unter der Plattform ein Baucontainer steht sowie der südliche Münstereingang freizuhalten und zu überbrücken war. ▶ Sanierungsarbeiten am Ulmer Münster bis auf 71 m Höhe ▼ Eine PERI-UPPlattform in 7 m Höhe dient als Zwischenlager für die Ersatzsteine. Fotos: PERI GmbH PErI UP passt sich flexibel an Last und Geometrie im 25-cm-raster an – sowohl bei der Plattform als auch bei Überbrückungen in 30 m höhe. Der handliche, modulare Gitterträger ULS Flex ist für solche Anwendungen gedacht, bei denen die sperrigen Abmessungen einteiliger Gitterträger den Einbau erschweren oder gar verhindern. Mit wenigen, leichten Bauteilen lassen sich damit ohne aufwändige rohrkupplungsverbindungen Überbrückungen von 3 m bis zu 9 m herstellen. Aufgrund der kompakten Abmessungen und geringen Einzelgewichte lassen sich die Systemteile auch durch enge Mannlöcher und mit kleinen Lastenaufzügen transportieren – ein wichtiger Aspekt bei Sanierungsarbeiten im Altbau. www.peri.com BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 59 PRODUKTE UND PROJEKTE Jakob Seilsysteme für vertikale Gärten „one central Park“ nennen sich die beiden zukunftsweisenden Wohntürme in Sidney – ein grünes Wunder aus ranken und Blattwerk, aufgezogen an 15.000 m Stahlseilen und Stäben. Für dieses Bau-Ensemble der Superlative haben sich zusammengetan: der französische Stararchitekt Jean Nouvel, der französische Botaniker Patrick Blanc und – für die Ausführung – die australische Firma Tensile Design & construct, die zunächst untersuchen musste, wie sich Kletter- und rankgewächse bei hohen Windgeschwindigkeiten verhalten. Studien im Windkanal waren erforderlich, denn Erkenntnisse darüber, welche Kräfte in 120 m höhe auf begrünte Fassaden einwirken und wie sich die Pflanzen stabilisieren lassen, gab es nicht. Im Ergebnis dieser weltweit einzigartigen Forschungsleistung stieß schließlich die Firma Jakob aus dem schweizerischen Trubschachen zur Firmengruppe. Ihre Architekturseile waren sowohl von der haltbarkeit als auch von der Ästhetik her am besten geeignet, das kühne Projekt in der australischen Metropole Wirklichkeit werden zu lassen. Nun steht der Bau, dessen Blühen und ▲ Das vielbestaunte grüne Wunder in Sydney: Ein freitragender Heliostat leitet natürliches Licht zwischen die beiden Baukörper. ◀ Bis zum Dachgarten mit Aussicht über die australische Hauptstadt ranken sich Pflanzen an Architekturseilen. Fotos: Jakob GmbH 60 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 Grünen entlang steinerner Fassaden an den Zauber „hängender Gärten“ erinnert. Bis in Schwindel erregende höhen und vorbei an 34 Wohn-Etagen türmt sich Grün nach oben. Die Seilsysteme aus der Produktreihe „Jakob Green Solutions“ durchziehen in der vertikalen 1.120 m² und tragen 35.200 Pflanzen, die im heißen australischen Sommer für verschattung und Kühlung im Gebäudeinneren sorgen. Bei intensiver Sonneneinstrahlung bescheren sie den 623 Wohnungen einen sparsamen Energieverbrauch, 30 % niedriger als normal. Damit das Grün trotz der fehlenden Erde an den Wänden wachsen kann, wurde eigens ein ferngesteuertes Tropfbewässerungssystem entwickelt. Die Wurzeln der Pflanzen sind auf der Drahtverkleidung an einem Filz befestigt. Den Spezialseilen von Jakob macht das nichts aus: Sie sind sogar gegen Salzwasser haltige Witterungseinflüsse und das Pazifikklima in der hafenstadt Sidney dauerhaft gefeit. Tina Keller-Stadelmann/KS: PR www.jakob.com PRODUKTE UND PROJEKTE InnovationCity Ruhr Zukunftshaus in Bottrop eröffnet Bundesbauministerin Dr. Barbara hendricks hat Mitte oktober 2015 in Bottrop das covestro Zukunftshaus eingeweiht. Das Geschäftsgebäude in der Innenstadt erzeugt nach umfassender Sanierung mehr Energie als es verbraucht und ist damit ein vorzeigeobjekt der Innovationcity ruhr. Zugleich kann es als bundesweites Modell für die ökologische Modernisierung vieler anderer Gewerbeimmobilien dienen. Das haus wurde von der KlimaExpo. NrW offiziell in die riege der vorreiter für den Klimaschutz in Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Die umfangreiche Sanierung des Gebäudes aus den 1960er Jahren geht auf einen 2012 ausgelobten Wettbewerb der Innovationcity ruhr | Modellstadt Bottrop zurück. Als führender Partner des Projekts leistete covestro, die vormalige Bayer MaterialScience, einen ▲ Vorher: Das Geschäftshaus aus den 1960er Jahren in der Bottroper Innenstadt maßgeblichen Beitrag bei der realisierung des Projektes. Darüber hinaus steuerten weitere Unternehmen Produkte und Lösungen für das vorhaben bei. Bauherr und Projektentwickler oliver helmke unterstrich die Bedeutung des Projekts: „Da es das einzige uns bekannte Geschäftshaus weltweit ist, das sich durch eine Komplettsanierung zum Energie-Plus-haus gewandelt hat, messen wir dem Gebäude eine globale vorbildfunktion in Sachen Nachhaltigkeit bei.“ Bei der Sanierung kam eine Mischung aus innovativen und erprobten Komponenten zum Einsatz, die einen co2neutralen Betrieb einschließlich aller Geräte im haus ermöglichen. So wurden neben einer optimierten PU-Gebäudedämmung dreifach verglaste Fenster mit Lamellen im Scheibenzwi- schenraum eingebaut, die eine maximale Außenlichtnutzung ermöglichen. Über Glasfasertechnik wird zudem Sonnenlicht direkt in fensterlose räume geleitet. Diese Beleuchtung wird durch LED-Lichttechnik mit Präsenzmeldern ergänzt. Eine Pv-Anlage mit einem prognostizierten Jahresertrag von 26.000 kWh und angeschlossenem Stromspeicher sichert die Stromerzeugung, weitere 300 kWh steuert eine vertikale Windkraftanlage bei. Zur Wärmeversorgung werden eine Geothermie-Wärmepumpe sowie Fernwärme zur Abdeckung von Spitzenlasten genutzt. Auch die Mieter profitieren von den Technologien: Eine dezentrale Lüftungsanlage mit über 90-prozentiger Energierückgewinnung und eingebundene co2-Fühler sorgen für optimales Arbeitsklima. www.icruhr.de ▲ Nachher: Der Energieverbrauch des Gebäudes konnte um fast 75 % gesenkt werden. Fotos: InnovationCity Ruhr BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 61 PRODUKTE UND PROJEKTE REHAU Erdkabel gut gesichert ◀ Erdkabeltrasse Raesfeld: Der Bauherr entschied sich für die Verlegung der Kabel in Rauguard-HVSchutzrohren. ▼ Temporäre Betonfertigteile verhindern den Auftrieb. Fotos: REHAU Zur Beschleunigung der Energiewende wird beim Ausbau von Stromtrassen verstärkt auf unterirdisch verlegte Erdkabel gesetzt. Zum Sammeln von Erfahrungen mit dem Bau und Betrieb von Erdverkabelung auf höchstspannungsebene hat die Bundesnetzagentur ausgewählte Trassen für Pilotprojekte freigegeben. In diesem rahmen hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion mit dem Erdkabelabschnitt bei raesfeld im Zuge des Projektes Nummer 5 nach Energie-Leitungs-Ausbau-Gesetz (EnLAG) die deutschlandweit erste Erdkabeltrasse auf 380 Kv höchstspannungsebene umgesetzt. Im Frühjahr 2016 soll sie ans Netz gehen. Insgesamt wurde auf 3,4 km die 380 Kv Neubautrasse als vierer-System in Form von 12 Drehstromkabeln unter die Erde gelegt. Am Anfang und Ende des Erdkabelabschnittes wurde jeweils eine Kabelübergabestation gebaut, um die Kabel der anschließenden Freileitung unter die Erde zu führen. Aufgrund der erhöhten Anforderungen für erdverlegte höchstspannungskabel entschied sich der Bauherr Amprion für die verlegung der Kabel in rAUGUArD hv Schutz- 62 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 rohren. Damit konnten sowohl vorteile bei der verlegung sowie beim Kabeleinzug erzielt werden. Durch die gewählte rezeptur und das Design des rauguard-hv-rohrsystems kann eine langfristige Betriebssicherheit und Werterhaltung der Erdkabeltrasse gesichert werden. Für die Kabelverlegung sowie die spätere Wärmeableitung wurden die rauguard-hv-Schutzrohre in Flüssigboden-Bauweise eingebaut. Die dabei auftretenden Auftriebskräfte konnten über temporäre Betonfertigteile bzw. Stahlkonstruktionen aufgenommen werden. Zur wirtschaftlichen Ausführung der Kabeltrasse konnten durch verwendung der rauguard-Schutzrohre die Befestigungsabstände optimiert und die temporären Konstruktionen je Bauabschnitt wiederverwendet werden. Insgesamt wurden über 40 km rauguard-hv-Schutzrohre verbaut. www.rehau.de/telekommunikation PRODUKTE UND PROJEKTE KLB-Klimaleichtblock Planstein-Sortiment erweitert Wandbaustoffe müssen viele bauphysikalische Anforderungen erfüllen und zugleich wirtschaftlich bleiben. Der Leichtbeton-hersteller KLB-Klimaleichtblock (Andernach) bietet dafür jetzt eine neue Lösung: Ab sofort sind die Planblöcke „SK08“ und „SK09“ auch in 42,5 und 49,0 cm Breite erhältlich. Damit lassen sich beispielsweise Einfamilien-, Doppel- und reihenhäuser in allen KfW-Effizienzhaus-Standards, nach Passivhaus-vorgaben und auch als Plusenergiehaus ausführen. Bauherren kommen so in den Genuss einer finanziellen Förderung und erhalten zugleich eine Gebäudehülle nach aktuellen energetischen Maßstäben. Die Mauersteine des KLB-Baukastens folgen dem Prinzip der „inneren Funktionstrennung“: Sie vereinen Tragfähigkeit und Wärmedämmung in ein und derselben Mauerschale. Massive Innen- und Außenstege bis zu 36 mm gewährleisten gute statische Eigenschaf- ten der neuen Steinvarianten. Diese bleiben gleichzeitig dank der vollen Auslastung der Druckfestigkeitsklasse 2 und des damit relativ geringen Gewichtes leicht zu verarbeiten. Die Wärmedämmung wird durch die mineralischen Steinwoll-Stecklinge gesichert. Sie werden über die gesamte höhe in die Kammern des Mauersteins eingebracht und bieten Wärmeleitwerte (λ-Werte) von 0,08 und 0,09 W/(m K). Mauerwerk aus 49 cm dicken SK08Plansteinen erreicht in Kombination mit 1,5 cm dickem Innenputz und 2 cm dickem Außen-Wärmedämmputz einen U-Wert von 0,15 W/(m2K). So lassen sich Niedrigenergiehäuser bis hin zum Passivhaus-Standard errichten – ohne Zusatzdämmung der Außenwände (WDvS). Mit dem „SK08“ und „SK09“ lassen sich die aktuellen Energiestandards der EnEv 2014/16 erfüllen. Die Leichtbeton-Plansteine begünstigen außerdem einen „natürlichen Ener- giegewinn“, denn das Mauerwerk verhält sich gegenüber Temperaturschwankungen ausgesprochen träge. Neben einer konstanten „WohlfühlTemperatur“ wirkt sich dies vor allem positiv auf die Energiebilanz des Gebäudes aus. Dank des unkomplizierten rohstoffabbaus und des umweltfreundlichen herstellungsverfahrens sind Leichtbetonsteine auch ökologisch hochwertig. www.klb-klimaleichtblock.de ▲ KLB-Plansteine „SK08“ und „SK09“ sind jetzt auch in den Wanddicken 42,5 und 49,0 cm erhältlich. Foto: KLB-Klimaleichtblock BINE Bohren wie der Blitz Etwa 95 % der geothermischen Wärmeressourcen in Deutschland stecken im kristallinen Gestein. Die bisherigen Bohrverfahren kommen in diesem harten Gestein aber nur langsam voran und verschleißen schnell. Die BINE-Projektinfo „Elektroimpulse zerkleinern hartes Gestein“ (13/2015) stellt ein alternatives Bohrverfahren vor. Bei diesem zerkleinert ein hochspannungsimpuls das Gestein. Das verfahren weist nur eine geringe Abnutzung des Bohrkopfs auf und ermöglicht bis zu 30 % niedrigere Bohrkosten. Beim Bohren mit dem Elektro-Impulsverfahren (EIv) liegen zwei Elektroden in der Tiefe auf der Gesteinsschicht auf. Über sie werden Impulse von 400 kv ins Gestein eingeleitet. Im Durchschlagskanal des Impulses steigen innerhalb ▲ Das Verfahrensprinzip des EIV-Verfahrens Grafik: TU Dresden des Gesteins Druck und Temperatur und es bricht auf. Das dadurch entstehende Bohrklein wird von einer nichtleitenden Bohrspülung abtransportiert. Die Erprobung des EIv-Bohrkopfs auf einem Teststand unter bohrlochähnlichen Bedingungen verlief erfolgreich. Ziel des derzeit laufenden Folgeprojektes ist, ein komplettes Bohrsystem zu entwickeln und in einer realen Bohrung zu testen. Wissenschaftler der TU Dresden entwickeln das EIv-Bohrsystem gemeinsam mit industriellen Partnern. Bohrarbeiten können innerhalb geothermischer Projekte bis zu 90 % der Investitionen ausmachen. Jede technische verbesserung und Kostensenkung bei den Bohrverfahren bringt damit neue geologische Wärmereservoire in wirtschaftliche reichweite. Die Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich. www.bine.info BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 63 PRODUKTE UND PROJEKTE Industrieverband Feuerverzinken „Wolke“ auf feuerverzinkter Stahlkonstruktion Luftig und leicht schwebt das weltgrößte Ein-Kammer-Luftkissen über dem neuen Busbahnhof der Schweizer Stadt Aarau und wird von der Bevölkerung liebevoll „Wolke“ genannt. Getragen wird es von einer minimalistischen Stahlkonstruktion, die je nach Perspektive und Lichtverhältnissen unterschiedlich stark zu sehen ist. Entworfen wurde der Bahnhof von den Schweizer Architekten vehovar Jauslin in Zusammenarbeit mit dem deutschen Ingenieurbüro formTL, das weltweit bereits zahlreiche innovative Leichtbauten realisiert hat. Die Stahlkonstruktion besteht aus einem frei geformten, ebenen Stahlrost, der in 7 m höhe auf 11 filigranen Stahlstützen steht. Er überdeckt rund 1.000 m² und hat eine mittige Aussparung. Die aus optischen Gründen bis zu 8 Grad geneigten Stützen sind in den Stahltisch eingespannt und an ihren Fußpunkten gelenkig auf der Tiefgaragendecke gelagert. In den ebenen rost aus rechteckrohren sind die sternförmigen Stützenköpfe über biegesteife hv-Schraubstöße höhengleich eingebunden. An jedem Stützenkopf schließen 4 bis 8 rechteckrohre an. Der frei geformte äußere und innere Dachrand ◀ Luftig und leicht: Das weltgrößte EinKammer-Luftkissen des Busbahnhofs in Aarau ◀ Vielschichtig: Seilnetz, bedruckte ETFE-Folie und die innen-liegende Stahlkonstruktion ◀ Dauerhaft und wartungsfrei: Die feuerverzinkte und anschließend beschichtete Stahlkonstruktion Fotos: Niklaus Spoerri 64 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 (rohre 355,6 x 10) ist über kurze Kragarme biege- und torsionssteif mit dem Stahlrost verschraubt. Bis zu 41 m lange Edelstahlseile spannen von rand zu rand und bilden zusammen mit den 2-teiligen Knoten an den Seilkreuzungen ein räumliches Seilnetz mit einer freien Maschengeometrie. Die projektbezogen entwickelten Seilnetzknoten sichern die Lage der Seile während der Montage sowie bei einem längeren Ausfall der Stützluftversorgung, was aber eher unwahrscheinlich ist. Die technische Ausstattung der „Wolke“ wurde unsichtbar in das Tragwerk integriert. Bis auf die umlaufende v-förmige Blende sind alle Bauteile tragend, formgebend oder medienabdichtend. Alle verbindungen und verstärkungen wurden „auf Sicht“ konstruiert. Die gesamte Stahltischkonstruktion, bestehend aus Stützen und biegesteife Tischprofilen, wurde als Duplex-System ausgeführt, d. h., feuerverzinkt und anschließend mit einem Nasslack farbbeschichtet. hierdurch können aufwendige Wartungsarbeiten am Korrosionsschutz der im Kissen liegenden Stahlkonstruktion während der geplanten 50-jährigen Nutzungszeit ausgeschlossen werden. Die obere blaue und die untere klare Folie des ETFE-Kissens sind mit Luftblasen bedruckt. Durch die ablesbare vielschichtigkeit des Daches aus Seilnetzen, bedruckter blauer und klarer ETFEFolie und innenliegender Stahlkonstruktion entsteht sowohl bei Tag als auch bei Nacht ein wechselndes Spiel von Licht und Schatten, Sichtbarem und verborgenem. Das Kissen setzt Maßstäbe hinsichtlich der Dichtigkeit, es bleibt selbst bei einem 24-Stundenausfall noch aufgeblasen. Das Gebläse hat die Aufgabe, den Kissendruck zu halten und anzupassen und die Luft umzuwälzen, damit eindiffundierte Feuchte absorbiert werden kann. Die nachweislichen Betriebskosten für die Stützluftversorgung betragen weniger als 1 €/m² a. www.feuerverzinken.com TIPPS UND TERMINE BÜCHER AHO-HEFT 23 ZUM WÄRMESCHUTZ Das heft Nr. 23 „Wärmeschutz und Energiebilanzierung“ der Aho-Schriftenreihe wurde im hinblick auf die aktuelle Fassung der Energieeinsparverordnung (EnEv) aber auch infolge der Novellierung der hoAI 2013 vollständig überarbeitet. Damit entsprechen die beschriebenen Leistungen den Planungsanforderungen, die in der täglichen Arbeit der Planer neben den bauaufsichtlich und gesetzlich geforderten Nachweisen heute erforderlich sind. Die Autoren haben ferner die hinweise und Anregungen aus der Praxis, die aus der vorauflage resultierten, eingearbeitet. Dem heft liegt eine honorartafel zu- grunde, in der abweichend von der honorartafel in der Anlage 1 hoAI 2013 gebührend Berücksichtigung findet, dass bereits 1996 für die Leistungen zum Begrenzen der Wärmeverluste und Kühllasten, zur Ermittlung der wirtschaftlichen optimalen Wärmedämmmaßnahmen durch Minimierung der DER WASSERMANN ralf Steeg ist eine Persönlichkeit, unprätentiös, extrem höflich, ein freundlicher Mensch. Er macht den Eindruck, agil und umtriebig im besten Sinne zu sein. Sandra Prechtel stellt in ihrer Biografie einen unbeugsamen und willensstarken Menschen vor, der durch das was ihm widerfahren ist, genug Zähigkeit besitzt seinen Kampf (kein Begriff träfe es besser) zu führen. Steeg ist der Wassermann, und es geht um seinen Kampf für eine saubere Spree, einen Fluss zum Leben und Baden mitten in Berlin. Die Mischwasserkanalisation macht es schwer, diesen Plan in die realität umzusetzen. Bei jedem Starkregen läuft sie über und ergießt sich in die Spree mit allem Schmutz von Straßen und Wegen und den entsprechenden Folgen. Sicher, man kann mit einem Schiff den Fluss rauf und runter fahren und Sauerstoff ins Wasser pumpen oder man beseitigt das Problem denkbar einfach an der Wurzel: Mit einer Auffanganlage am Ende der überlaufenden rohre. So wie man einen Eimer unter ein leckendes rohr stellt, wie Steeg selbst einmal sagte. Bevor dieser Teil von Steegs Geschichte beginnt, erfährt der Leser auf den hundert Seiten davor von einem Leben, das Spuren und verletzungen in einem jungen Menschen hinterlassen hat, der immer unbeugsam und willensstark bleibt, der Akademiker, Ingenieur sein will, „diese rüstung tragen, die mich schützt, mit der ich durch mein weiteres Leben gehe“. Wie er sich wünscht, seine Erfahrungen vom Flussbaden in der Schweiz auf die Spree übertragen zu können und Baunutzungskosten sowie zur Planung von Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz ein honorar frei zu vereinbaren war. Die honorartafel des heftes 23 orientiert sich demgemäß an dem zwischen Auftraggeber- und Auftragnehmerseite abgestimmten Abschlussbericht zur Evaluierung der hoAI-Leistungsbilder. Das vollständig überarbeitete heft Nr. 23 macht für alle an der Planung Beteiligten den Planungsprozess transparent und hilft damit, die Planungsqualität auch zukünftig nachhaltig zu sichern. Es hilft dabei, ein für die erforderlichen Planungsleistungen auskömmliches honorar zu kalkulieren. Aho-Schriftenreihe, heft 23: Wärmeschutz und Energiebilanzierung.2., vollständig überarbeitete Auflage, September 2015. Bestellung: www.aho.de seine Idee als Erstes einem Astronauten der Europäischen raumfahrtagentur, bei der er spontan anruft, am Telefon kundtut. Der Astronaut findet die Idee „großartig“. Wir haben in BI häufiger über dieses Projekt „Spree 2011“ berichtet, über die Technologie, über den Fortgang, die Partner, die Forschungsgelder und glücklicherweise dann auch über die Eröffnung der Pilotanlage im Treptower hafen. In der Biografie wird geschildert, welche wahnwitzigen Erfahrungen ralf Steeg mit Behörden und Ämtern macht, insbesondere mit der Behala, der Berliner hafen- und Lagerhaus-Gesellschaft, die sich große Mühe gibt, ein öffentlich gefördertes Forschungsprojekt zu verhindern. Das Buch ist eine Biografie wie ein Krimi, über einen Mann, der nach wie vor im Auftrag des Wassers unterwegs ist und seine modular gebauten Auffanganlagen nunmehr im Ausland verkauft. Martina Gabriel Sandra Prechtel: Der Wassermann – ralf Steeg und sein Kampf für den sauberen Fluss. herbig verlagsbuchhandlung Gmbh, München 2015, 20 Euro, ISBN978-3-7766-2766-4. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 65 TIPPS UND TERMINE VERGABEHANDBUCH HVA F-STB Das „handbuch für die vergabe und Ausführung von freiberuflichen Leistungen im Straßen- und Brückenbau (hvA F-StB)“ ist das vom Bundesministerium für verkehr und digitale Infrastruktur (BMvI), Abteilung Straßenbau (StB), herausgegebene regelwerk für die Durchführung der vergabeverfahren sowie das Abwickeln der verträge für freiberufliche Leistungen im Straßen- und Brückenbau. Das hvA F-StB wurde in der Bund-/Länder-Dienstbesprechung „Auftragswesen im Straßen- und Brückenbau (BLD-A)“ erarbeitet. Jetzt hat das BMvI mit dem Allgemeinem rundschreiben Straßenbau (ArS) Nr. 3/2015 die neu gefasste hvA F-StB, Ausgabe Dezember 2014, den Ländern bekannt gemacht. Es ersetzt die Ausgabe September 2006, Fassung Mai 2010, Änderung Juli 2013. Das hvA F-StB gliedert sich in hinweise: richtlinien für das Anwenden des handbuches Teil 1: richtlinien für das Aufstellen der vergabeunterlagen Teil 2: richtlinien für das Durchführen der vergabeverfahren Teil 3: richtlinien für das Abwickeln der verträge Teil vordrucke: vordrucke für die Teile 1 bis 3 Teil vertragsbedingungen: mit den Allgemeinen und Technischen vertragsbedingungen Anhang: Beispiel für den Entwurf eines Ingenieurvertrags „Ersatzbauwerk“, Gesetze, verordnun gen, richtlinien (GWB, vgv, voF, rvP, hoAI); Schlussbericht Gutachten „Leistungsbeschreibungen für faunistische Untersuchungen (FE 02.332/2011/LrB)“. Die derzeit 84 vordrucke sind zusätzlich als rechenfähige und ausfüllbare Formulare exklusiv programmiert und im original-handbuch des FGSv verlages auf cD enthalten. FGSv 941: hvA F-StB – handbuch für die vergabe und Ausführung von freiberuflichen Leistungen im Straßen- und Brückenbau, Ausgabe Dezember 2014, 98 EUr, FGSv verlag, Köln, Bestellung: www.fgsv-verlag.de 66 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 ABWASSERWÄRMENUTZUNG Der ressourcen- und Energieverbrauch von Gebäuden ist einer der wichtigsten Aspekte der Energieeffizienz von Gebäudeplanung und -betrieb, weshalb bei nachhaltigen Bau- und Betriebskonzepten jede Energieressource genutzt wird. Die Abwasserwärmenutzung als großes, nicht ausgeschöpftes Potenzial stellt eine wichtige Komponente für den energieeffizienten Betrieb von Gebäuden dar. Der Autor zeigt, dass Abwasserwärmenutzung in vielen Fällen wirtschaft- lich ist. Das Buch soll helfen, die voraussetzungen für den Einsatz der Abwasserwärmenutzung bei Neubauten oder Bestandssanierungen zu prüfen. Deshalb werden die Grundlagen erläutert, die für die Abwasserwärmenutzung von Belang sind und durch die Darstellung von beispielhaften Anwendungen ergänzt. Nacheinander wird auf rechtliche und physikalische Grundlagen sowie wirtschaftliche Zusammenhänge eingegangen, darauf aufbauend werden Wärmetauschersysteme dargestellt. Auf dieser Grundlage wird ein Leitfaden zur Projektbearbeitung erstellt und ein Beispiel vorgestellt. Der Autor versteht das Buch als Leitfaden für die interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Architekten, Ingenieure und Stadtplaner, aber auch für Facilitymanager, Investoren, Projektentwickler, Banken, Kommunalpolitiker und Abwasseranlagenbetreiber. Achim hamann: Grundlagen der Abwasserwärmenutzung. Leitfaden für Architekten, Ingenieure und Stadtplaner. Fraunhofer IrB verlag, Stuttgart 2015, 39 Euro, ISBN 978-3-8167-9467-7, E-Book ISBN 978-3-8167-9468-4. ENERGIEEEFIZIENTE WOHNUNGEN Der Leser erhält einen kompakten Überblick über praktikable Energieeffizienzlösungen im Wohnungsneubau und bei der Sanierung. Zunächst erfolgen die Analyse der Ausgangssituation und die Betrachtung der rechtlichen rahmenbedingungen und vorgaben, bevor die eigentliche Durchführung der Baumaßnahme – unter Beachtung wirtschaftlicher, rechtlicher und sicherheitstechnischer Anforderungen – erläutert wird. Auch der aktuelle Stand des Intelligenten Wohnens ist Thema des nunmehr in 2., völlig neu bearbeiteter Auflage vorliegenden handbuchs. Autor Dipl.-Ing. Konrad Micksch war bis zu seinem ruhestand Inhaber des Ingenieurbüros bebecon in Berlin, hielt vorträge zu erneuerbaren Energien in Industrie und Landwirtschaft und führte Schulungen durch. Micksch, Konrad: Energieeffiziente Lösungen im Wohnungsbau – handbuch für Analyse, Planung und Projektentwicklung. vDE verlag, Berlin 2015, 36 Euro, ISBN 978-3-8007-3932-5, auch als EBook erhaltlich. TIPPS UND TERMINE WÄRMEPUMPEN Dieser Praxis-Band bietet fachkundige Unterstützung bei der Planung, Installation und Ausführung von Wärmepumpenanlagen. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen aus Entwicklung, Projektierung und Begutachtung von Wärmepumpenanlagen weiß Autor Jürgen Bonin, welche Fehler im Alltag speziell unter Zeitdruck häufig gemacht werden. Deshalb konzentriert er sich in seinem Buch besonders auf die Analyse dieser Planungs- und Ausführungsfehler sowie auf das Erkennen häufiger Ursachen und Fehlerquellen. Anhand von Praxisbeispielen werden vermeidungsstrategien aufgezeigt und handlungsempfehlungen für Planer und Installateure ausgegeben. E-Mail: [email protected], Inte Jürgen Bonin: Wärmepumpen. Fraunhofer IrB verlag, Stuttgart 2015, 48 Euro, ISBN 978-3-8167-9454-7, E-Book ISBN 978-3-8167-9455-4. WÄRMERÜCKGEWINNUNG IN RLT-ANLAGEN SCHNEIDER – BAUTABELLEN Im März 2016 erscheint die Neuauflage der Bautabellen, die seit über 40 Jahren das Standardwerk für jeden Bauingenieur sind. Neu oder wesentlich überarbeitet in der 22. Auflage: - Stahl- und verbundbrücken - Baubetrieb, Bauprozessmanagement - Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf Baustellen - Befestigungstechnik, im hinblick auf die zukünftig geltende Norm DIN EN 1992-4 - Mauerwerksbau - Siedlungswasserwirtschaft Albert (hrsg.): Schneider – Bautabellen für Ingenieure, 22., überarbeitete Auflage 2016, Bundesanzeiger verlag, Köln, 49,90 Euro, ISBN: 978-3-84620660-7. Ausführlich und kompetent werden die verschiedenen Techniken der Wärmerückgewinnung bei rLT-Anlagen aufgezeigt, ihre vor- und Nachteile, ihre Einsatzmöglichkeiten sowie ihre Wirtschaftlichkeit erläutert. Aktuelle verordnungen (EnEv), Gesetze (EEWärme), Normen und richtlinien sowie die ab 2016 wirksame europäische Ökodesign-richtlinie für zentrale rLT- und Klimageräte werden vorgestellt. Fazit: Die Wärmerückgewinnung kann einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten. Der Autor Dr.-Ing. Manfred Stahl hat an der Universität Essen studiert und dort im Bereich Lüftungs- und Klimatechnik promoviert. Er ist herausgeber von cci Zeitung, Fachjournalist für Lüftungs-, Klima-, Kälte- und Gebäudeenergietechnik sowie Unternehmensberater und Autor zahlreicher veröffentlichungen. Manfred Stahl: Wärmerückgewinnung in rLT-Anlagen. cci-Buch im vDE verlag, Berlin 2015, 34 Euro, ISBN 978-3-8007-3947-9, auch als E-Book erhältlich. GEBÄUDE-LUFTDICHTHEIT Der Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB e. v.), Berlin, hat den lange erwarteten zweiten Band seiner reihe „Gebäude-Luftdichtheit“ vorgelegt. Das Buch vereint eine vielzahl von Fachbeiträgen rund um die luftdichte Gebäudehülle. Dazu zählen Ausführungen zur rolle konzeptioneller Leistungen für das Entstehen von Gebäude-Luftdichtheit einschließlich praktischer Umsetzungsbeispiele ebenso wie Berechnungen zum Abschätzen des Luftwechsels bei freier Lüftung oder ein Beitrag über den werkvertragsrechtlichen Streit um Luftdichtheit. Besonderen Wert legen die Autoren auf die Praxisrelevanz ihrer Beiträge. Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e. v. (hrsg.): Gebäude-Luftdichtheit, Band 2, Berlin 2015, 24,90 Euro, ISBN 978-3-00-049313-3 oder onlinebestellung unter: www.flib.de. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 67 TIPPS UND TERMINE VBI-Intensiv-Seminare 1. März, Berlin Moderations- und Kommunikationstechniken für die Leitung von Besprechungen und Projektteams Inhalt: Sie lernen und üben worauf es bei der Leitung von Projektteams ankommt, wie Sie Besprechungen moderieren, festgefahrene Situationen konstruktiv auflösen, mit Störern und Störungen umgehen. Erfahren Sie mehr über Typen und rollen im Team, Phasen der Teamentwicklung und wie Sie ein gutes Klima im Team erzeugen. Referent: rainer Baber, M. A., Baber consulting 8. März, Mülheim Was tun, wenn der Auftraggeber nicht zahlt? Inhalt: Welche Anforderungen stellt die aktuelle rechtsprechung an die Durchsetzungen offener honorarforderungen? Wie kann ich das richtig abgerechnete honorar im Notfall schnell und effizient bekommen? Auf was muss ich hierbei bei der vertragsgestaltung, speziell im hinblick auf ein etwaiges Gerichtsverfahren beachten? Dies und weitere Themen zum Umgang mit alltäglichen Abrechnungs-Situationen werden anhand aktueller rechtsprechung, Praxisfällen und Formulierungsbeispielen im Dialog mit den Teilnehmern entwickelt. Referent: rechtsanwalt & Mediator Dr. hendrik hunold, Leinemann Partner rechtsanwälte, Fachanwalt & Lehrbeauftragter für Bau- und Architektenrecht an der Fh München 10. März, Frankfurt/M. Rhetorisch kluges Verhalten in Verhandlungssituationen Inhalt: Tipps und Strategien zur effektiven verhandlungsvorbereitung, Strategien und Techniken zur erfolgreichen verhandlungsführung. Lernen Sie, wie man die eigenen Argumente vorteilhaft und überzeugend darstellt, sich auf „schwierige“ verhandlungspartner (hyperkritisch, arrogant, rechthaberisch, cholerisch usw.) vorbereitet, unfaire verhandlungstaktiken und rhetorische Fallen rechtzeitig erkennt, persönliche Angriffe souverän abwehrt und rhetorisch klug auflöst. Referent: Dipl.-Ing. (Fh) holger Sucker, Dr. Gaik Seminare & coachings, Lehrbeauftragter für Kommunikation und Präsentation Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Bauingenieurwesen Informationen und Anmeldung zu allen VBI-Intensivseminaren: www.unita.de TERMINE 22.–23. Februar, Regensburg ENERGIESPEICHER In dem otti-Seminar „Stationäre Energiespeicher in regionalen Netzen – Technischer Aufbau, wirtschaftlicher Betrieb und die Zukunft von ortsnetzspeichern in Deutschland“ vermitteln erfahrene referenten verständnis für die Komplexität stationärer Energiespeicher und zeigen den Aufbau eines solchen Systems. Außerdem wird anhand existierender Projekte und Systeme die aktuelle Situation aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht aufgezeigt. Der Schwerpunkt liegt auf dem tatsächlichen Betrieb eines Batteriespeichers in regionalen Netzen. hierbei werden heimspeicher, ortsnetzspeicher und regelleistungsspeicher erklärt, die exakte Betriebsführung und das Management der aufgeführten Speicher dargestellt und erläutert. www.otti.de 23.–24. Februar GÖTTINGER ABWASSERTAGE „Aus Fehlern lernen“ könnte das Motto der Göttinger Abwassertage 2016 lauten, denn zunächst stellen Kommunen aus dem In- und Ausland und Ingenieurbüros ihre langjährigen Erfahrungen bei der Sanierung von Abwasserkanälen, der Qualitätssicherung, im Umgang mit Sturzfluten und dem hochwasserschutz vor. Ein spezieller Workshop zur „Entwicklung – Umsetzung – Fortschreibung von Sanierungsstrategien“ steht außerdem im Programm. Angekündigt sind zudem Live-Außenvorführungen zum rohrvortrieb und Langrohrrelining. Netzbetreiber, Ingenieurbüros und ausführende Firmen treffen sich zum intensiven Dialog über praktische Erfahrungen für öffentliche und private Kanalnetze. www.abwassertage.de 25.–26. Februar, Leipzig HOLZ[BAU]PHYSIK-KONGRESS Als in der Branche fest etablierte Fachveranstaltung gilt der 7. Internationale holzbau-Physik-Kongress dem Schwerpunktthema „Energieeffiziente Gebäu- 68 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 TIPPS UND TERMINE de“. Dazu werden auch der Feuchteund Brandschutz unter die Lupe genommen und aus der baupraktischen Schadensanalyse abgeleitete Konstruktionslösungen präsentiert. Aus aktuellem Anlass widmet sich der Kongress auch dem Thema „Schneller Wohnraum in holzbauweise“. www.holzbauphysik.kongress.eu Beschlüsse der 21. UN-Klimakonferenz, die Erderwärmung zu begrenzen, unter die Lupe nehmen; Sobek, vBI-Mitglied, fordert für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die ausreichend zur verfügung stehenden Erneuerbaren Energien zukünftig intelligent zu gewinnen, zu speichern und zu verbrauchen. www.frankfurt-university.de/kongressumweltschutz 25.–26. Februar, Offenburg GEOTHERM 11. März, Augsburg Europas größte Fachmesse präsentiert einmal im Jahr das gesamte Spektrum der oberflächennahen und Tiefen Geothermie. Außerdem betrachten an beiden Tagen rund 40 Experten-vorträge aktuelle Technologien sowie die Marktentwicklung sowohl in der oberflächennahen als auch Tiefen Geothermie. So wird beispielsweise die Tiefenbegrenzung eines klassischen Thermal response Tests diskutiert oder die verwendung von Wasser als Wärmeträgermedium im geschlossenen Erdwärmesystem erörtert. Erkundungsbohrungen im quellfähigen Gebirge sowie die verfüllqualität von Erdwärmesonden stehen ebenfalls im Fokus. Bei den Best-Practice-vorträgen werden u. a. die Nutzung der Tiefen Geothermie für die Fernwärmeversorgung Münchens sowie Ergebnisse der voruntersuchungen der petrothermalen Energiesysteme im GongheBecken von china vorgestellt. www.messe-offenburg.de BAU + IMMOBILIE 16 29. Februar, Frankfurt/Main KLIMASCHUTZ IM BALLUNGSRAUM Das Frankfurter Forschungsinstitut für Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik (FFin) lädt zum Kongress „Klimaschutz im Ballungsraum“ an die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ein. Unter den KeynoteSpeakern sind der Klimaforscher und Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2015, Prof. Dr. Mojib Latif, und der durch innovative Bau-und Stadtentwicklung bekannte Planer und Preisträger des Fritz-Leonhardt-Preises 2015, Prof. Dr. Werner Sobek. Latif wird die „Kommunikation, Öffentlichkeitsbeteiligung und Baurecht – Wie klappt das?“ lautet das Thema der nächsten veranstaltung im rahmen der Tagungsreihe Bau und Immobilie der hochschule Augsburg. Die referenten schildern aus Sicht von Bauherren, Planern, Projektmanagern, Juristen sowie Kommunikationsprofis Strategien und vorgehensweisen bei der Integration von Partizipationsprozessen. Sie zeigen Beispiele und geben handlungsempfehlungen für Projekte des hochbaus und der Infrastruktur. So werden Erik Bangert und Prof. Dr. Thomas höcker vom vBI-Mitgliedsunternehmen ZErNA Projektmanagement über die Öffentlichkeitsarbeit als Teilaufgabe des Projektmanagements bei Infrastrukturvorhaben sprechen. www.hs-augsburg.de/ibi 8. März, Essen BAU-MEDIATIONSTAG Der 2. Internationale Bau-Mediationstag findet in Kooperation mit dem Essener haus der Technik unter dem Motto „Baumediation – Baukultur gestalten!“ statt. Zentrale Fragestellungen sind: Was ist neu in der Baumediation? Welche Entwicklungen zeichnen sich ab? Wie können Bauunternehmer, handwerksbetriebe, Bauherren und Mediatoren noch erfolgreicher Bauzeiten, Baukosten und Bauzusammenarbeiten gestalten und vom Wandel profitieren? Dazu gibt es Praxistipps, Praxisbeispiele und Informationen zu Praxiswerkzeugen: vom Wissensbaum für hochkomplexe Baustreitigkeiten mit der Möglichkeit, auch Tausende von Details abzubil- den – bis zu den kleinen pragmatischen Tipps für den Konfliktalltag in der Baubranche. www.mediation-dach.com 10.–11. März, Bonn YOUNG PROFESSIONALS Das Treffen der Young Professionals im vBI beginnt mit einem öffentlichen Teil, zu dem der Führungsnachwuchs (unter 45 Jahren) der vBI-Mitgliedsunternehmen eingeladen ist. Den Auftakt bildet eine Führung durch das haus der Geschichte in Bonn und ein gemeinsames Abendessen. Die eigentliche Tagung am 11. März beginnt mit einem interaktiven vortrag zum Thema „Mentale Stärke – Erfolg beginnt im Kopf“, am Nachmittag folgt ein Speed-Dating, um neue und bekannte Teilnehmer besser kennzulernen. Ab 15 Uhr folgt der interne Teil der veranstaltung. Für Informationen zum Treffen der Young Professionals im vBI wenden Sie sich bitte an Sabine von Berchem, [email protected]. 17.–18. März, Dresden GLASBAU 2016 Die „Glasbau 2016“ präsentiert wiederum vorträge namhafter referenten aus Forschung und Wirtschaft, darunter diesmal Festvorträge von Dipl.-Ing. Architekt hans-Joachim Frey, WaagnerBiro Stahlbau AG, und den vBI-Mitgliedern Prof. Manfred Grohmann, Bollinger + Grohmann, Dipl.-Ing. Wolfgang Priedemann, priedemann fassadenberatung Gmbh, und Dr.-Ing. hans Schober, schlaich bergermann und partner Gmbh. Tagungsbegleitend erscheint das neue Jahrbuch „Glasbau 2016“ bei Ernst & Sohn. www.glasbau-dresden.de. 1. April, Hamburg KOLLOQUIUM FÜR JUNGE INGENIEURE Die deutsche Gruppe der Internationalen vereinigung für hoch- und Brückenbau (IABSE) veranstaltet nun bereits zum dritten Mal ein Kolloquium für Jungingenieurinnen und Jungingenieure – tatkräftig unterstützt von zahlreichen BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 69 TIPPS UND TERMINE vBI-Büros. Die veranstaltung findet am 1. April an der hafencity Universität in hamburg statt. Das englischsprachige Kolloquium, das gemeinsam mit der dänischen Gruppe der IABSE veranstaltet wird, dient dem Erfahrungsaustausch zwischen jungen Ingenieuren. www.iabse.de/YEc2016 7.–18. April , Berlin URBANER HOLZBAU Nach erfolgreicher Premiere 2015 richten der Bruderverlag und der Beuth verlag zum zweiten Mal gemeinsam das DIN-holzbauforum aus. Die 15. Auflage der Fachveranstaltung widmet sich dem Themenschwerpunkt „Urbaner holzbau“ und betrachtet wichtige Bauteile wie Wand und Decke, marktrelevante Einblicke in Marktforschung und Immobilienwirtschaft. www.holzbauforum-online.de. 8.–9. April, Magdeburg SACHVERSTÄNDIGENTREFF Die vBI-Fachgruppe ö.b.u.v. Sachverständigen tagt am 8. und 9. April in Magedeburg. Themen sind u.a. das JvEG, die Nachbereitung des Deutschen Sachverständigentags sowie vorträge zur Sachverständigentätigkeit. Den Abschluss bildet eine Exkursion zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Programm und Anmeldung: www.vbi.de/Aktuelles/Termine 14.–15. April, Berlin TGA-KONGRESS Mit dem TGA-Kongress wird erstmals wieder ein rein technisch-wissenschaftlicher Kongress für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) mit dem Schwerpunkt Lüftungs- und Klimatechnik etabliert. Im Mittelpunkt soll der fachliche Austausch zwischen Wissenschaft, Industrie, Planung und Anlagenbau stehen, um wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Praxis zu IMPRESSUM transferieren. Der TGA-Kongress 2016 wird vom Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e. v. (BTGA), dem Fachverband GebäudeKlima e. v. (FGK) und dem herstellerverband raumlufttechnische Geräte e. v. (rLT-herstellerverband) getragen, er wird von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt und findet unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) statt. www.fgk.de 14.–15. April, Hamburg LÄRMSCHUTZ Das 25-jährige Jubiläum des Lärmkontors nehmen die vortragenden der Tagung „Gutes macht keinen Lärm“ zum Anlass, die vergangenen zweieinhalb Dekaden aus Lärmbekämpfungssicht zu bilanzieren und einen Ausblick zu wagen. Wir haben Politiker eingeladen, die das Thema „Lärmminderung“ zu ihrem gemacht haben. Sie skizzieren „ihr“ Projekt in einem kurzen Statement und finden sich dann in einer Podiumsrunde zusammen, um mit den Tagungsteilnehmenden zu diskutieren. Der zweite Tag hat den verkehrslärm auf Straße und Schiene sowie in der Luft im Fokus. www.laermkontor.de 22.–23. April, Darmstadt PASSIVHAUSTAGUNG Das Passivhaus wird 25! Um dies zu feiern, kehrt die Internationale Passivhaustagung mit Fachausstellung zurück nach Darmstadt – in die Stadt, in der die Erfolgsgeschichte ihren Ursprung hat. Mehr als hundert referenten aus aller Welt berichten über aktuelle Projekte im Bereich des hoch energieeffizienten Bauens und Sanierens. Das Jubiläum ist auch Anlass für einen rückblick: Am Beispiel des ersten Passivhauses werden Ergebnisse zur Langlebigkeit der einzelnen Bau-Komponenten präsentiert. www.passivhaustagung.de Weitere Veranstaltungshinweise, insbesondere die Termine der VBI-Landesverbände und Fachgremien, finden Sie auf der VBI-Website. 70 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2016 BERATENDE INGENIEURE FAchMAGAZIN FÜr PLANEN UND BAUEN ISSN 0005-8866 46. Jahrgang www.vbi.de HERAUSGEBER: verband Beratender Ingenieure vBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (chefredakteurin) Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100 [email protected] Martina Gabriel Tel.: 030/26062-231, Fax: -100 [email protected] VERLAG: Krammer verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/9149-3 Fax: 0211/9149-450 [email protected] ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 0211/9149-455, Fax-450 [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste 2013 LAYOUT: claudia Weber KNM Krammer Neue Medien Gmbh Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20 Euro Abonnement Inland + EU 120 Euro nicht EU-Länder 160 Euro Studentenabonnement: 60 Euro vBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COPYRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine verwertung ohne Einwilligung des verlages strafbar.