Regionale Musikschule Liestal Wo die Musik spielt Von Anita Bucher In einem Neubau an der Kasernenstrasse 68 hat die regionale Musikschule ihr neues Zuhause gefunden. Hier, wo ein reges Kommen und Gehen, ein eifriges Üben und Hantieren herrscht, gab es bei der kontrollierten Lüftung und der Akustik besondere Herausforderungen zu bewältigen. Manchmal ist der Zufall ein Glücksfall. Dies­ mal für die regionale Musikschule Liestal (rml). Eine zufällige Begegnung zwischen der Leitung der regionalen Musikschule Liestal und Architekt Andreas Scherer, des Büros Scherer Architekten in Liestal, brachte die zün­ dende Idee. An der Kasernenstrasse 68 könnte Nachhaltig Bauen | 1 | 2017 doch die Musikschule einziehen? Zwar hatten die ersten Arbeiten für einen künftigen Woh­ nungsbau schon begonnen, das bisherige Ge­ bäude war bereits abgerissen worden und der Aushub der Fundation schon gemacht. Aber der Bau passte vom Raumangebot her perfekt zu den Wünschen der Musikschule. Auch die Inves­torenseite kam zur Überzeugung, hier an Stelle der geplanten Mietwohnungen die neue Heimat der rml entstehen zu lassen und mit ihr einen langfristigen Mietvertrag einzugehen. So hatte die Musikschule nach langem Verbleib in diversen Provisorien nun einen definitiven Standort gefunden. Aus Wohnbau wird Musikschule Eine Nutzungsänderung des Neubaus wur­ de eingeleitet. Die Fachplaner beugten sich nochmals über die Pläne, um die notwendigen Anpassungen für den Betrieb einer Musik­ 23 Regionale Musikschule Liestal Die Regionale Musikschule Liestal … _ Ist die Schule für Musik, Tanz und Theater der neun Basellandschaftlichen Gemein­ den des Zweckverbandes (Arisdorf, Fren­ kendorf, Füllinsdorf, Hersberg, Lausen, Liestal, Lupsingen, Ramlinsburg, Sel­ tisberg) und erfüllt den Bildungsauftrag nach kantonalem Bildungsgesetz. _ Richtet sich mit 65 Lehrpersonen an ca. 1200 Kinder und Jugendliche im Alter von 3–20 Jahren mit Unterricht auf fast allen Instru­menten sowie Tanz und Theater. _ Bildet den Nachwuchs der Chöre, Or­ chester und Musikvereine aus und schafft so die Grundlage für aktives, le­ benslanges Musizieren. _ Unterstützt und gestaltet das kulturelle und soziale Leben in den ­Gemeinden und der Region. _ Bekommt mit dem neuen Zentrum ein ideales, modernes ­Zuhause, in dem das alles stattfinden kann – Win/Win für alle Beteiligten. Website: www.rm-liestal.ch E-Mail: [email protected] 24 Bauherrschaft LIZI Immo AG Schneckelerstrasse 20 4414 Füllinsdorf Architekt Scherer Architekten AG Zirkelirain 15 4410 Listal Tel. 061 922 03 78 www.scherer-arch.ch HLK-Ingenieur HTP-Gutzwiler Bachmatten 9 4435 Niederdorf Tel. 061 953 70 37 www.htp-gutzwiler.ch Fenster 1a hunkeler fenster AG Bahnhofstrasse 20 6030 Ebikon Tel. 041 444 04 40 www.1a-hunkeler.ch Mauerwerk ZZ Wancor AG Eichwatt 1 8105 Regensdorf Tel. 0848 840 020 www.zzwancor.ch schule vorzunehmen. Gleichzeitig musste das Gebäude so konzipiert werden, dass es zu ei­ nem späteren Zeitpunkt trotzdem als Wohn­ haus genutzt werden könnte. Anpassungen waren vor allem im Bereich der Haustechnik und der Akustik notwendig. Die Plug-In-Points für die haustechnische Versorgung wurden nutzungsneutral an strategisch idealen Orten platziert. Der Deckenbereich wurde für eine ideale Akustik angepasst und auch bei der Komfortlüftung (Helios Ventilatoren AG) muss­ ten bezüglich Schallübertragung Anpassungen gemacht werden. Die Fassade ist mit dem perlitgefüllten Ein­ steinmauerwerk Porotherm S8 (ZZ Wancor AG) in der Steinbreite 42,5 cm ausgeführt worden. Der Wandaufbau mit den monolithischen Stei­ nen ist 100% mineralisch und baubiologisch. Die mit Wärmedämmung gefüllten Leicht­ backsteine erfüllen sämtliche Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz sowie dem Raumklima und der Statik für die mehrge­ schossige Musikschule. Immer mehr Bau­ herren entscheiden sich für diese nachhaltig massive und innovative Bauweise. Die vorgesehenen Trennwände zwischen den Wohnungen wurden wie geplant ausgeführt. Lediglich innerhalb der geplanten Wohnein­ heiten wurden die Grundrisse mit Leichtbau­ wänden anders gestaltet. Die Befensterung des gesamten Gebäudes konnte beibehalten werden. Sie passt sowohl zur Musikschule als auch für eine spätere Wohnnutzung des Ge­ bäudes. Neubau schafft neuen Durchgang Der neue Baukörper wurde so in die durch den Abbruch entstandene Lücke des alten Öko­ nomiegebäudes gesetzt, dass an der Haupt­ strasse ein neuer Zugangsplatz entstand. Das Haus entwickelt sich in die Parzellentiefe und winkelt sich dann um das bestehende Gebäude der alten Senffabrik. Damit entstand ein neu­ er Durchgangsweg auf dem bislang privaten Grundstück, was von den vielen Schülern und Passanten, welche von der Bushaltestelle auf der Hauptseite zum dahinter liegenden Quar­ tier mit Schulhaus und Wohnüberbauung ge­ langen wollen, sehr geschätzt wird. Gleichzeitig mit dem Neubau wurde der über 100 Jahre alte Altbau, welcher Wohnungen und eine Arztpraxis beinhaltet, moderat saniert. Ein alter Lagerraum im Sockelgeschoss wurde zu einem kleinen Übungs- und Konzertsaal für die Musikschule umgebaut. Nachhaltig Bauen | 1 | 2017 Nachhaltig Bauen | 1 | 2017 25 Regionale Musikschule Liestal Bewusst gestaltete der Architekt die Fassade des Neubaus in einem traditionellen Kellen­ wurfputz. So wird die Zusammengehörigkeit von Altbau und Neubau über die Materialisie­ rung der Aussenhaut subtil manifestiert. Lediglich die unbeheizten Erschliessungsbe­ reiche wie Lift und Treppengänge für die ge­ planten Wohnungszugänge wurden in Sicht­ beton belassen. Auf Wunsch der Musikschule 26 wurden die ursprünglich offen geplanten Auf­ gänge zusätzlich, nun als Zwischenklimaraum funktionierend, verglast. Solaranlage mit Solartank bringt Speicherwärme Der Neubau überzeugt im Bereich der Ener­ giebereitstellung durch seine Nachhaltigkeit. Eine Solaranlage auf dem Dach plus ein zwei­ geschossiger Speichertank im Sockel­geschoss versorgen beide Gebäude mit Brauchwarm­ wasser und Heizwärme. Im Winter wird die Solarheizung durch eine zusätzliche Pellet­ sheizung unterstützt, damit der notwendige Wärmebedarf abgedeckt werden kann. Mit einer sanften Sanierung und dem ener­ getischen Zusammenschluss mit dem Neu­ bau wurde also auch das über 100 Jahre al­ ten Gebäude der alten Senffabrik mit einer CO2-neutralen Wärmeerzeugung ausgerüstet. Damit konnte ein Stück Geschichte erhalten und dennoch eine Brücke zur Nachhaltigkeit geschlagen werden. Im Neubau wiederum be­ ginnt in diesen Wochen mit dem Einzug der Musikschule eine ganz neue Geschichte. ❰ Nachhaltig Bauen | 1 | 2017