02 |15 - CUBE Magazin

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Das Berliner Magazin
für Architektur,
modernes Wohnen
und Lebensart
02 |15
ARCHITEKTUR Mutiger Maßanzug – Villa in Potsdam setzt Zeichen für eine Renaissance der Berliner Villenkultur
INNENARCHITEKTUR Kunst am Altbau – Eine Wohnung verwandelt sich in ein Künstlerdomizil
MOBILITÄT Berlin setzt auf E-Mobilität – Modellprojekte untersuchen die Alltagstauglichkeit von E-Fahrzeugen
KUNST UND KULTUR American Perspectives – from Classic to Contemporary in der Tchoban Foundation
berlin
INHALT
PURISMUS IM GRÜNEN Der Bewohner des
„Ein-Mann-Hauses“ ist von Beruf Tontechniker. Er steht oft bei lauten Musikkonzerten am
Mischpult und wollte sich deshalb einen Ort der
Ruhe schaffen. Das Haus sollte Rückzugsort sein
und dabei möglichst viel Bezug zur Natur bieten.
Der Bauherr fand ein Grundstück nördlich von
Berlin, in der Nähe von Wandlitz. Seite 8
Liebe Leserin, lieber Leser,
VOM DUNKLEN INS HELLE Der „Bazar Noir“
in Kreuzberg ist ein Concept Store für handverlesene Wohnobjekte. Die sich über zwei Geschosse erstreckenden Räume befanden sich ursprünglich im Rohbau. Für deren Ausbau war das
Design-Studio Hidden Fortress von Jan Maley,
Björn Meier und Ingo Strobel verantwortlich.
Seite 32
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MUTIGER MASSANZUG – Villa in Potsdam setzt Zeichen
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PURISMUS IM GRÜNEN – Das Ein-Mann-Haus setzt auf offene Raumstrukturen
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NUR DAS NÖTIGSTE – Introvertiertes Wohnhaus entfaltet im Innern seine Wirkung
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MITTEN IN DEN WIPFELN – Bei einer Sanierung einer Villa entsteht neuer Wohnraum
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KLASSISCHE SCHÖNHEIT – Die Wilmersdorfer Rosengärten sind moderne Stadthäuser
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MODERNES FACHWERK – Das Atelierhaus am See realisiert eine nachhaltige Bauweise
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GIEBEL STATT FLACHDACH – Kita mit unterschiedlich gestalteten Dachformen
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LUFTIGES LOFTWOHNEN – Projekt in Kreuzberg verbindet zwei Ambiente
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EIN NEUER ALTER RAUM – Berliner Altbau angepasst an heutige Wohnbedürfnisse
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VOM DUNKLEN INS HELLE – Freihängende Treppe bildet Zentrum des „Bazar Noir“
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KUNST AM ALTBAU – Eine Wohnung verwandelt sich in ein Künstlerdomizil
38
PRODUKTE MIT HANDWERKSKUNST – Dedon: Gewebtes Design auf höchstem Niveau
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WELLNESS FÜR ZUHAUSE – Die unterschiedlichen Arten, Wasser zu genießen
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit CUBE –
dem Berliner Magazin für Architektur, modernes
Wohnen und Lebensart.
44
ARBEITSPLATZ MIT WOHLFÜHLCHARAKTER – Büro Spezial – Akustik und Licht
58
DESIGN AUS BERLIN – Die Freiformer
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SPEZIAL: BERLIN SETZT AUF E-MOBILITÄT – Die Alltagstauglichkeit von E-Fahrzeugen
Ihre CUBE-Redaktion
66
DIALOGE – Fotografien von Hélène Binet
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AMERICAN PERSPECTIVES – from Classic to Contemporary
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IMPRESSUM
unser aktuelles Heft ist ein weiterer Beleg dafür,
welch ungeheure Vielfalt die Wohnkultur in Berlin zu bieten hat. Wir zeigen Ihnen zwei Projekte,
die auf ganz unterschiedliche Weise den typischen Berliner Gründerzeitaltbau interpretieren.
Immer interessanter wird auch die Peripherie der
Hauptstadt. Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist eine Atelierwerkstatt entstanden,
die das Bauen mit Fachwerk auf moderne Weise
umsetzt. In der Nähe von Wandlitz steht das
„Ein-Mann-Haus“. Häuser müssen heute nicht
unbedingt Familiendomizile sein. Berlin hatte einst eine reichhaltige Villenkultur. CUBE
präsentiert Ihnen eine Villa im kompromisslos
zeitgenössischen Stil, die ein Zeichen setzt für
eine Rennaissance dieser außergewöhnlichen
Art zu Wohnen.
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ARCHITEKTUR
4
ARCHITEKTUR
MUTIGER MASSANZUG
Fotos: Christian Gahl
Eine Villa in Potsdam setzt Zeichen für eine Renaissance der einst so glorreichen Berliner Villenkultur
Die Ausgangslage für den Neubau einer zeitgenössischen Architekten-Villa konnte nicht besser
sein. „Ein Traumgrundstück, direkt an einem
der wunderschönen Potsdamer Seen gelegen“,
schwärmt Georg Gewers, Gründer des Berliner
Architekturbüros Gewers Pudewill. Die ungezügelte Freude der Architekten über die fantastische
Lage erhielt leider einen leichten Dämpfer. Das
Brandenburger Baurecht gehört bekanntermaßen nicht zu den einfachsten.
Das Büro stand vor der Aufgabe, bei einem äußerst schmalen Baufenster unter komplizierten
baurechtlichen Bedingungen ein Maximum an
Architektur zu verwirklichen. Die Grundidee
der Architekten war es, bei dem Gebäude mit
Schichtungen unterschiedlicher Baukörper zu
arbeiten. Das ermöglichte zum einen die effiziente Ausnutzung der eng bemessenen Baufläche.
Zum anderen ließ sich so das Gebäude optimal
mit der umgebenden Natur verzahnen.
Die Schichtung verschiedener Bauköper eröffnet den Architekten noch weitere gestalterische
Möglichkeiten. „Wir haben die Baukörper so
5
ARCHITEKTUR
gestapelt, dass immer eine Terrasse frei bleibt.
So brauche ich keine vorstehenden Balkone anfügen“, erklärt Gewers.
Auch die groß dimensionierten Glasflächen öffnen das Gebäude für die umgebende Natur. Zur
Straßenseite tritt die Villa dabei geschlossener
auf. Auf der dem Wasser zugewandten Seite kann
der Bewohner im unteren Bereich vier Glasscheiben komplett weg schieben. Er hat so ungehinderten Blick und Zutritt in die Natur. Der Wald
und das Wasser haben die Architekten bei ihrer
Arbeit stark angetrieben. Gewers nennt den Bau
deshalb einen " Maßanzug für die Umgebung".
Die Fassade der Villa besteht komplett aus Valser
Gneis, einem sehr dichten Naturstein aus den
Schweizer Alpen. Die Fugen sind so eng gearbeitet, dass die Steine wie direkt aus dem Bruch
gebrochen wirken. Der Bauherr hatte den edlen
Stein bei seinen Urlauben kennen gelernt. Die
für das Bauen in der Region Berlin vollkommen
ungewöhnliche Materialwahl verleiht dem Projekt eine hohe Wertigkeit.
Die Fassade gibt dem Gebäude viel Ruhe. Dramatisch geht es im Inneren der Villa zu. Im Zentrum
steht eine Wendeltreppe, ganz in weiß gehalten,
mit Stufen aus Holz. Die Treppe haben Arbeiter
direkt vor Ort zusammengeschweißt, geschliffen
6
und lackiert. Sie verbindet alle Ebenen des Hauses miteinander. Oben angekommen wartet auf
den Bewohner ein atemberaubender Ausblick
auf den See.
Eine mutiger Bauherr hat einen solchen Villenneubau im kompromißlos zeitgenössischen
Stil möglich gemacht. „In Berlin ist das Thema
Villenneubau noch zu zögerlich angekommen“,
meint Gewers. „Wir sind noch lange nicht an
die glorreichen Zwanziger und Dreißiger Jahre
herangekommen.“ Zwar findet man mittlerweile
vereinzelt innovative und spannende Projekte.
Viele Bauherrn lassen sich aber nach Meinung
von Gewers durch das komplizierte Baurecht oft
zu sehr verunsichern. Sie verlangen dann statt
den Maßanzug nur Stangenware. Mit der Villa
in Potsdam ist nun ein Statement gesetzt dafür,
dass Berlin wieder an seine einst so reichhaltige
Kultur des Villenbaus anknüpfen kann.
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ARCHITEKTUR
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PURISMUS IM GRÜNEN
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Fotos: Lon Godin
Das Ein-Mann-Haus setzt auf offene Raumstrukturen und unverfälschte Materialien
Der Bewohner des „Ein-Mann-Hauses“ ist
von Beruf Tontechniker. Er steht oft bei lauten
Musikkonzerten am Mischpult und wollte sich
deshalb einen Ort der Ruhe schaffen. Das Haus
sollte Rückzugsort sein und dabei möglichst viel
Bezug zur Natur bieten. Der Bauherr fand ein
Grundstück nördlich von Berlin, in der Nähe von
Wandlitz. Hohe Kiefern säumen die Fläche und
schotten das Gebäude von der Umgebung ab.
Das Berliner Büro Anne Lampen Architekten
war verantwortlich für die Planung und Ausführung des Bungalows. Den Grundriss des
Ein-Mann-Hauses gestalten die Architekten
sehr offen. Es ergeben sich ganz unterschiedliche Durchgänge und Blickachsen. Beziehung zur
umgebenden Natur schaffen große Panoramafenster in Kombination mit kleineren, individuell
gestalteten Fensterflächen.
Zentrales Funktionselement im Inneren des Gebäudes ist der Raumteiler, der den Wohn-KochEssbereich von Bad und Schlafzimmer separiert.
Der Raumteiler übernimmt ebenfalls die Funktion eines Schranks, in dem die Küchenuten8
silien und die Waschmaschine untergebracht
sind. Vom Schlafzimmer gibt es einen direkten
Zugang zu einem begehbaren Kleiderschrank.
Zusätzlich zu Bad und Schlafzimmer lässt sich
bei Bedarf per Schiebetür ein weiterer Raum
abtrennen. Dort kann der Bewohner sich zum
Arbeiten zurückziehen oder auch seine Gäste
unterbringen.
Der Wohnraum bietet mehrere Zugänge zu den
Außenflächen. Durch eine große Schiebetür gelangt man direkt auf die Rasenfläche im Garten. Die eigentliche Terrasse ist in den Boden
eingelassen und mit Steinplatten eingefasst. Im
Inneren des Hauses korrespondiert diese Außenfläche mit einer ebenfalls zwei Treppenstufen
tiefer liegenden Ebene. Hier kann der Be­wohner
ARCHITEKTUR
mit Polstern und Kissen einen gemütlichen
Loungebereich mit unmittelbarem Anschluss
zu frischer Luft und grüner Natur einrichten.
Vom Wohnraum führt eine Tür direkt zu einem
36 m2 großen Hobbyraum, der seitlich an das
Haus anschließt. Das Gebäude erhält dadurch
seine rechtwinklige Grundfläche. In dem Hobbyraum sind Sportgeräte und Musikinstrumente
untergebracht. Der Bewohner nutzt den Raum
ebenfalls als Garage.
Die Wände in den Innenräumen sind in Sichtbeton ausgeführt. Der Boden ist Estrich ohne
Belag. Die Einbaulemente sind aus naturbelassenem Holz gefertigt. Die intensive Musterung
der Holzmaserung bildet einen Kontrast zu der
glatten und weitgehend farblosen Oberfläche der
Baustoffe. So entsteht ein Spannungsfeld, das für
sehr viel Lebendigkeit sorgt. Die Verwendung
unverfälschter Materialien steht für Substanz
und Authentizität. Die Atmosphäre bleibt so trotz
der Einfachheit sowie des Verzichts auf dekorative Elemente stets freundlich und persönlich.
Das gesamte Haus ist in massivem Stahlbeton
gebaut. Außen haben die Architekten auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn das Haus
zusätzlich mit einer Holzlattung aus Lärche
verkleidet. Der Bungalow nimmt so Bezug zu
der Waldumgebung. Die insgesamt massive Bauweise haben die Architekten deshalb gewählt,
weil sich der Bauherr bei Veränderung seiner
Lebenssituation, als Option die Aufstockung
des Hauses offen halten wollte. In der Decke
ist bereits eine Aussparung für eine mögliche
Treppe vorgesehen. Am Ende wird dann aus dem
Ein-Mann-Haus doch noch eines für mehrere
Personen oder sogar eine ganze Familie.
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ARCHITEKTUR
NUR DAS NÖTIGSTE
Fotos: Stefan Müller
Ein introvertiertes Wohnhaus, das erst im Innern seine Wirkung entfaltet Lichterfelde ist bis heute von herrschaftlichen
Villen und Einfamilienhäusern aus der Gründerzeit, kleinen Alleen, ruhigen Wohnstraßen
und großen Gärten geprägt. Inmitten dieser
Kulisse tritt der weiße, klare Kubus zurückhaltend und genügsam auf. Diese Haltung war auch
ganz entscheidend für die Ausrichtung und die
Gestaltung der Wohn- und Lebensbereiche. Die
Berliner Architekten Becher + Hatzijordanou
planten das zweigeschossige Wohnhaus, in dem
auf 220 m2 Wohnfläche eine Familie mit zwei
Kindern lebt.
Charakteristisches Merkmal des 12 x 13 m großen,
zweigeschossigen Kubus sind seine Einschnitte,
die unterschiedliche Übergänge zwischen Innen
und Außen bewirken. Während der Rücksprung
im Eingangsbereich unverkennbar ist, verbirgt
sich im Obergeschoss ein Lichthof, der für Nachbarn und Spaziergänger nicht einsehbar ist. Ganz
so wie die Familie es sich gewünscht hat. So verschlossen der Baukörper von der Straße aus
scheint, so hell sind die einfach angeordneten
Innenräume. Im Erdgeschoss befinden sich über
die gesamte Breite des Hauses die offene Küche
mit Ess- und Wohnbereich. Die Bauherren dachten zunächst an eine räumliche Trennung von
Kochen, Essen und Wohnen. „Wir schlugen vor,
diesen Teil des Hauses offen zu gestalten mit
einer großen, bodentiefen Übereck-Verglasung,
durch die der ungehinderte Blick aus unterschiedlichsten Perspektiven in den Garten schweifen
kann“, berichten die Architekten. Das gefiel der
11
ARCHITEKTUR
Familie so gut, dass sie sich schließlich dafür
entschieden haben.
Die obere Ebene lebt ganz von der natürlichen
Belichtung und den interessanten, wechselnden
Blickbeziehungen. Um den Lichthof orientieren
sich der Spielflur sowie die privaten Räume der
Eltern und Kinder. Über Schiebetüren kann der
Bereich großzügig geöffnet und betreten werden. Tageslicht fällt demnach genug in die vor
Einblicken geschützten Räume. Die raumhohen
Innentüren und weiß gestrichenen Wände und
Decken betonen diese offene Wirkung im Detail.
Vervollständigt wird der Gesamteindruck durch
die puristisch gestalteten Räume und deren Materialauswahl. In den Wohn- und Schlafräumen
liegt Eichenparkett, der sich über die Treppe bis
in die Wohnräume fortsetzt. Lediglich der Bodenbelag im Eingangsbereich setzt sich durch
hellen Naturstein ab und verbindet einheitlich
den Innenraum mit der Eingangsterrasse.
Was die Gestaltung der Außenräume betrifft,
so war der Wunsch, dass sich die strenge Geometrie des Hauses harmonisch in der Gartenund Lichthofgestaltung fortsetzt. Entsprechend
der Vorstellung sollten die beiden Bereiche im
Stil japanischer Zen-Gärten entstehen. Im Lichthof wurden Kies und Felssteine verwendet in
Kombination mit unterschiedlichen Pflanzen12
arten im Garten. Auf Wasser und Bäume werden
generell in Zen-Gärten verzichtet. Doch dass
Verzicht kein Mangel bedeutet, beweist dieses
durchdachte, in sich stimmige Einfamilienhaus.
(Beteiligte Gewerke siehe S. 73)
www.brh-berlin.de
ARCHITEKTUR
MITTEN IN DEN WIPFELN
Fotos: Harry Weber
Bei der energetischen Sanierung einer Gründerzeitvilla entsteht neuer Wohnraum mit Baumhausstimmung
Das Architektenbüro rundzwei erhielt den Auftrag, einen Gründerzeitbau in Berlin Nikolassee
energetisch zu sanieren. Im Dachbereich sollte
dabei zusätzlicher Wohnraum entstehen. Bei der
Recherche zur Historie des Gebäudes stellten
die Architekten fest, dass das Haus ursprünglich ein Spitzdach mit Giebel zur Straße hatte.
Nach einem Brand hatten die Hauseigentümer
das Dach in den vierziger Jahren im oberen Teil
flach gedeckt. Bei der Neugestaltung orientierten
sich die Architekten an der ursprünglichen Form
des Daches. „Den Gründerzeitcharakter der Villa
wollten wir erhalten“, sagt Andreas Reeg, vom
verantwortlichen Architekturbüros. „Der neu
zu schaffende Wohnraum sollte nicht wie nachträglich hinzugefügt aussehen.“
Die komplett neu aufgesetzte Dachkonstruktion
schafft einen Raum von 6,5 m Höhe. Zur Straßenseite wird der Gründerzeitstil rekonstruiert. „Die
Kleinteiligkeit mit Fenstern, Giebeln, Gauben
und sichtbaren Dachflächen haben wir wieder
hergestellt“, erklärt Reeg. Die Gartenseite hingegen gestalten die Architekten modern. Die Fassade ist dort komplett in Glas gehalten. Hinter der
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ARCHITEKTUR
Glasfront befindet sich ein großer Wohnraum,
mit Blick auf eine 110 Jahre alte Rotbuche. Der
Bewohner fühlt sich wie in einem Baumhaus.
Alle Funktionsflächen wie Küche, Bäder, Abstellkammer und Arbeitszimmer sind in einem
Funktionsriegel auf zwei Etagen untergebracht.
Sowohl die Räume zur Straße als auch zum Garten profitieren so von den hohen Räumen. Fenster im Innenriegel ermöglichen den Blick durch
die Wohnräume hindurch auf die umgebenden
Baukronen. „Man kann fast von überall aus der
Wohnung den Himmel sehen und hat Kontakt
zur Natur“, sagt Reeg.
Dem Hausbesitzer war vor allem die Nachhaltigkeit des Bauvorhabens wichtig. Deshalb sind
alle verwendeten Materialien recycelbar. „In den
Innenräumen haben wir bei den Parkettböden
und Fensterrahmen keine Lacke verwendet, sondern nur Öle“, berichtet Reeg. Auf dem Dach
befindet sich in die Neigung integriert eine PVAnlage mit 19 Modulen. In Kombination mit
der Fassadendämmung, der Dreifachverglasung
sowie der Erneuerung der Heizungsanlage sparte
die Sanierung trotz einer Mehrfläche von 145 m2
insgesamt 45 Prozent der Energiekosten.
(Beteiligte Gewerke siehe S. 73)
www.rundzwei.de
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© Christian Gahl
ARCHITEKTUR
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KLASSISCHE SCHÖNHEIT
© Joerg F. Müller
© Christian Gahl
ARCHITEKTUR
Fotos: Joerg F. Müller / Christian Gahl
Sie erinnern an das Berlin der Gründerzeit und
versprühen gleichzeitig den Pariser Charme der
1920er Jahre: Die 2014 fertiggestellten Häuser des
Neubauprojekts Rosengärten der Berliner Patzschke Architekten an der Württembergischen
Straße in Wilmersdorf heben sich bewusst ab
vom willkürlichen Neuheitenzwang moderner
Fassadenplanungen. Emotion, Sinnlichkeit und
Charakter sowie eine klassisch-traditionelle Architekturauffassung standen im Vordergrund des
Konzepts, zur Zeit seiner Errichtung das größte
Wohnungsneubauprojekt in der West-City.
© Christian Gahl
Die Wilmersdorfer Rosengärten sind moderne Stadthäuser mit Charakter
Statt einer monotonen Megastruktur entwarfen zwei Architekturbüros für das ca. 200 x 70 m
große Grundstück einzelne, jeweils in ihrer Formensprache und Farbgestaltung unterschiedliche Häuser, die das vertraute Gefühl einer
gewachsenen Struktur geben und sich trotz
der großen Baumasse in den städtebaulichen
Kontext fügen. Dazu trägt auch die Schaffung
eines großen Vorplatzes mit streng symmetrischen Fassadenbezügen bei. Was Jahrhunderte
lang selbstverständlich war, die Hierarchie und
Zonierung des Äußeren, wurde durch das Büro
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© Joerg F. Müller
© Joerg F. Müller
ARCHITEKTUR
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© Joerg F. Müller
Um den Einzelhaus-Charakter der Gebäude zu
verstärken, sind die Fassaden in Farbwahl und
Detaillierung konsequent verschiedenartig. Der
klassischen Ästhetik folgend, wurde auch die Innenarchitektur der Entrées stilgerecht konzipiert
und weckt Erinnerungen an elegante Stadtresidenzen früherer Zeiten: Edle Wandkassettierungen und patinierte Messingoberflächen, ergänzt
von hochwertigen Steinbelägen aus hellem Travertin und dunklem Marron Emperador Marmor,
wurden in jedem Aufgang jeweils unterschiedlich
kombiniert. „Wir haben Gebäude geschaffen, die
keiner kurzweiligen Mode unterliegen, sondern
© Joerg F. Müller
Patzschke konsequent umgesetzt: Sockelzone,
Regelgeschosse, markanter Dachabschluss und
klassische Proportionen. Die beiden unteren
Geschosse schließt ein Sockel aus Kirchheimer
Muschelkalk und Thüringer Travertin ab. Darüber folgen vier Obergeschosse, deren komplexe
Fassaden durch feine Gesimsbänder, Balustraden
und Attiken mit Abdeckungen aus vorbewittertem Zinkblech differenziert wurden. Über dem
kräftigen Traufgesims folgen im Staffelgeschoss
exklusive Penthouse-Wohnungen mit großzügigen Dachterrassen, wobei die Gebäudeecken turmartig akzentuiert wurden. Die Außengeländer
wurden als filigrane Stahlkon­struktion hergestellt und durch anthrazitfarbene EisenglimmerBeschichtung in das Farbkonzept integriert.
die durch klassische Bezüge mit dezenter Selbstverständlichkeit das Stadtbild prägen“, erläutert
Michael Mohn, Architekt und Partner des 1968
gegründeten Büros den Ansatz und ergänzt: „Dadurch entsteht Atmosphäre und ein hohes Maß
an Identifikationsmöglichkeit für die Menschen.
Gleichzeitig verleiht sie den Gebäuden ein „Gesicht“, macht sie gleichermaßen repräsentativ wie
unverwechselbar.“
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ARCHITEKTUR
MODERNES FACHWERK Fotos: werk A architektur
Das Atelierhaus am See realisiert eine nachhaltige Bauweise bei einem einfachen Gebäude zur Freizeitnutzung
Nördlich von Berlin, am Krummen See im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, befindet
sich das Atelierhaus am See. Das für die Planung des Gebäudes beauftragte Büro werk A
architektur hatte bereits im Jahr 2010 auf dem
Grundstück ein Wohnhaus auf dem Sockel einer
ehemaligen Scheune errichtet.
Zur Straßeseite hin stand ein altes Vorderhaus
in Mischbauweise aus Fachwerk und Ziegeln.
Das Gebäude war bereits stark beschädigt. Da
die Besitzer den Straßenabschluss nicht verlieren
wollten, ließen sie das Gebäude zunächst stehen.
Im Zuge der Arbeiten an dem Wohnhaus kam es
jedoch zu weiteren Beschädigungen. Die Besitzer
beschlossen deshalb, das Vorderhaus komplett
abzureißen und an dessen Stelle ein Atelier- und
Werkstatthaus zu errichten.
Zusammen mit den Architekten entschieden
sich die Bauherren dafür, das neue Gebäude
möglichst einfach zu halten und nachhaltig
zu bauen. Der größte Teil des Gebäudes ist als
ungedämmte Fachwerkkonstruktion ausgeführt und bleibt ohne Heizung. Die Architekten
20
wollten allerdings nicht im historischen Bestand bauen und einen traditionellen Fachwerkbau errichten. „Wir haben uns gesagt, wenn
wir ein Fachwerkhaus bauen, dann muss das
modern in der Gestaltung sein“, sagt Guntram
Jankowski, Inhaber des verantwortlichen Architekturbüros.
Die Architekten bedienen sich der traditionellen
Baumethode des Fachwerks, setzen diese aber auf
moderne Weise um. Das Atelierhaus hat sehr
schlanke Streben von 10 cm in der Breite und
ARCHITEKTUR
24 cm in der Tiefe. „Wir hätten statisch sogar noch
schlanker sein können“, erklärt Jankowski. Im
Unterschied zum historischen Fachwerk wird das
konstruktive Raster konsequent durchgehalten.
Dadurch wirkt das Gebäude sowohl von innen
als auch von außen sehr klar strukturiert.
Die Holzkonstruktion wird ausgefüllt von einem
Ziegelmauerwerk. Nur 12 cm Stein trennen das
Innen vom Außen. Die Steine stammen aus einem Scheunenabbruch in einem Nachbardorf.
Die Wiederverwendung von Baumaterial schont
die Ressourcen und ist somit ein zusätzlicher
Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Das Fensterband
besteht aus handwerklich verarbeiteten Stahlprofilen. Die Verglasung ist nur einfach. „Das
Gebäude soll nicht mehr als einen Wetterschutz
bieten“, sagt Jankowski.
Neben dem unbeheizten Teil des Hauses gibt
es einen gedämmten Einbau, abgetrennt durch
zellulosegedämmte Holzständerwände. Dieser
temporär beheizbare Bereich erstreckt sich über
zwei Geschosse. Im unteren Raum befindet sich
eine Sauna, darüber eine kleine Ferienwohnung.
Durch ein Glasdach bietet die Wohnung Ausblick
auf den See und die umgebende Natur. Über eine
Treppe in einer Fuge zwischen dem Neubau und
dem Nachbargebäude gelangt man in die obere
Ferienwohnung.
Das Atelierhaus zeigt, wie Architekten auch auf
einem vermeintlichen Nebenschauplatz, der nur
der Freizeitnutzung und des Ferienaufenthaltes
dient, nachhaltig bauen können. Der Bau leistet einen Beitrag zur Erhaltung des Ortsbildes,
nutzt den nachwachsenden Rohstoff Holz und
verwertet Abbruchziegel. Der Energieverbrauch
ist gering, weil der größte Teil des Gebäudes unbeheizt bleibt.
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ÖFFENTLICHE BAUTEN
GIEBEL STATT FLACHDACH
Fotos: Winkens Architekten
Das Markenzeichen des Kindergartens Rotbuche sind die unterschiedlich gestalteten Dachformen
Das bereits 2011 fertig gestellte Projekt "Forscherkindergarten" für die Kirchengemeinde
Bohnsdorf-Grünau, geplant vom Berliner Büro
Winkens Architekten, hat in der Fachwelt viel
Beachtung gefunden. Der Bau überzeugte durch
seine schlichte, geometrische Architektursprache. Mit dem Kindergarten „Rotbuche“ hat das
Büro nun ein weiteres Kita Projekt realisiert.
Im Gegensatz zum Forscherkindergarten hat die
Kita in Hermsdorf drei unterschiedlich gestaltete
Giebel. „Wir hatten ursprünglich ein Flachdach
geplant, was moderner wirkt“, berichtet Professor
Karl-Heinz Winkens. „Dabei kamen wir aber in
Konflikt mit dem Stadtplanungsamt. Das Obergeschoß durfte kein Vollgeschoss, sondern nur
ein Dachgeschoß sein“. Auch weil die Umgebung
des Kindergartens durch große historische Villen
geprägt ist, entschieden sich die Architekten für
Giebeldächer.
Die Giebel sind zum Markenzeichen des Gebäudes geworden. Sie brechen mit dem ansonsten
in Berlin bei Kitas oft vorherrschendem Flachbaustil. Im oberen Geschoss erhält jeder Raum
dadurch eine ganz eigene Sprache. „Aus den
Dachformen heraus ergeben sich ganz tolle
räumliche Entdeckungen“, meint Professor
Winkens. Die Kinder und Betreuer können in
die Dachflächen hineinschauen und erleben
so die unterschiedlichen Volumen der Räume.
Auch durch die verschieden groß gestalteten
Fensterflächen wirkt jeder Raum unverwechselbar. Der gesamte Baukörper ist auf einer quadratischen Grundform aufgebaut und geviertelt.
Die einzelnen Quadranten stehen dabei immer
im diagonalen Bezug. Unten gibt es einen kleinen Hof. Diagonal ist dieser im Grundriss dem
23
ÖFFENTLICHE BAUTEN
Eingang und der Administration zu geordnet.
Die andere Diagonale bilden im Untergeschoß
der Mehrzweckraum und die Krippe. Im oberen
Geschoß steht der Kindergarten in Beziehung
zu Treppenhaus und Toilette. Alle Kinder haben
oben Zugang zu zwei vorgelagerten Terrassen.
Unten gelangen die Ein- bis Dreijährigen über
die gedeckte Terrasse in den Garten.
Der bereits beim Forscherkindergarten verwendete Ziegelstein findet auch beim Projekt
Rotbuche Verwendung: „Wir haben mit dem
Ziegel gute Erfahrung gemacht und wollten eine
gewisse Typologie entwickeln“, meint Professor
Winkens. Einige Ziegel lieferte die Herstellerfirma als Tonrohlinge an, die die Kinder eigenständig gestalten durften. Sie ritzten mit Holzstiften
Bilder, drückten Muschel oder Steine ein. Im
Bereich der Terrasse haben die Architekten die
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gestalteten Ziegel verbaut und so die Kinder in
die Gestaltung des Gebäudes mit einbezogen.
Das Projekt Rotbuche zeigt, welch vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten ein Kindergarten dem
Architekten bietet. „Man versucht Räume zu
schaffen, in denen Kinder Geborgenheit finden“,
sagt Professor Winkens. „Sich um solch grundsätzliche Dinge der Behausung zu kümmern, ist
als Bauaufgabe selten geworden.“
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INNENARCHITEKTUR
LUFTIGES LOFTWOHNEN
Fotos: Markus Mahle
Ein Projekt in Kreuzberg verbindet Dachbodenatmosphäre mit dem rauen Charme einer Industrieetage
Die Ausgangslage des Projekts in Kreuzberg war
eine ungewöhnliche. Oft ist gerade in der Stadt
das Raumangebot begrenzt. Hier stand der Architektin Tanja Meyle vom interdisziplinären
Büro Meylenstein mit rund 250 m2 vergleichsweise viel Platz zur Verfügung. „Der Raum war
riesig“, sagt Meyle. „Wir haben der Kundin erklärt, dass das keine gewöhnliche Wohnung ist
und man Dinge herausarbeiten muss.“
Die Herausforderung bestand darin, die Großzügigkeit des Ortes zu erhalten, ohne dass dabei
eine riesige Leere entsteht. Ein zentraler Betonkubus strukturiert die Wohnung. Dieser trennt
im unteren Geschoss den Wohn- vom Koch-EssBereich. Im oberen Geschoss des Kubus befindet
sich ein offener Schlaf- und Badbereich. Der Zugang erfolgt über eine Betontreppe vom Wohnzimmer aus. Eine weitere Treppe führt von der
Küche hinauf auf die Galerie, von der man zur
Dachterrasse gelangt.
Im unteren Teil der Wohnung hat die Architektin
unter das Dach die „Blueboxes“ geschoben. „Wir
haben nicht nur einfach eine vertikale Wand
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eingezogen, sondern Schachteln mit einer niedrigen Höhe“, erklärt Meyle. „Die Dachschrägen
über den Boxen sollten erhalten bleiben, damit
man immer noch die ungewöhnliche Raumhöhe
erlebt“. In den Schachteln untergebracht sind der
Bad- und Wäscheraum, Gäste-WC, Ankleideund Gästezimmer. Die Architektin hat die drei
Boxen sowohl farblich als auch von den Abmes-
INNENARCHITEKTUR
sungen her in leichten Nuancen unterschiedlich
abgestuft. Zum Dachbodencharakter tragen auch
die sichtbaren Dachbalken bei. „Wir hätten aus
statischen Gründen mehr Balken entfernen
können. Damit der Raum nicht zu groß wirkt,
haben wir aber entschieden, sie zu erhalten“,
sagt Tanja Meyle. Ein unverfälschtes Originalelement ist neben den Balken auch die unverputzte
Backsteinwand im unteren Teil der Wohnung,
die durch im Boden eingelassene Uplights zur
Geltung gebracht wird.
Zu den von der Architektin detaillierten Einbauten gehört der Küchenblock, der direkt vor Ort
betoniert wurde. Im Sitzbereich hat der Block
sehr viel Überstand. Das Möbel wirkt dadurch
leichter. Nach den Plänen der Architektin ist
ebenfalls der Waschtisch im Schlafzimmer
entstanden. Der Einbau ist im Trockenbau gefertigt und anschließend mit einem Betonputz
beschichtet.
Der Dachausbau findet die Balance zwischen der
Ursprünglichkeit des Ortes und dessen Neudefinition. Die Grundstimmung ist großzügig und
authentisch wie man sie vom Loftwohnen her
kennt. Gleichzeitig entfaltet sich aber auch die
luftige Atmosphäre einer Dachwohnung.
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Abb. unten: Re:system M100 modular audio video system
INNENARCHITEKTUR
EIN NEUER ALTER RAUM
Fotos: Uli Klose
Ein Projekt in Charlottenburg zeigt, wie sich der Berliner Altbau an heutige Bedürfnisse anpassen lässt
Die Architekten Angelika Lay und Joachim
Hildebrandt fanden bei ihrem Projekt in Charlottenburg einen Wohntypus vor, der wahrscheinlich wie kein anderer für Berlin steht: der
Gründerzeitaltbau. Dieser beliebte Wohnklassiker besteht auch hier aus repräsentativen Räumen
zur Straße und einem Seitenflügel. Verbunden
werden beide Bereiche durch ein Durchgangszimmer, dem Berliner Zimmer.
Die Aufgabe der Architekten war es, diese gewachsene Wohneinheit auf zeitgenössische
Weise neu zu interpretieren. Einer der Nachteile des typischen Berliner Altbaus sind die oft
eng bemessenen Flächen für Küche und Bäder.
Die Wohnküche holen die Architekten deshalb
aus dem hinteren Bereich des Seitenflügels in
das Berliner Zimmer. „Kochen rückt im Alltag
immer mehr in der Vordergrund. Deshalb haben
wir die Küche im früheren, geräumigen Durchgangsbereich untergebracht“, sagt Angelika Lay.
Die ehemals an das Berliner Zimmer anschließende Nebenraumzone mit Küche und Bad
entkernen die Architekten komplett. Sie schaf-
fen Platz für ein Gäste-Duschbad sowie das
Schlaf- und Badezimmer der Bewohner. Herausforderung war vor allem, bei dem begrenzten Raumangebot diese drei Funktionen unterzubringen und die Technik zu verstauen. Den
Boden ständern die Architekten auf, um neue
Leitungen für die sanitären Anlagen zu verlegen
und bodengleiche Duschen einzubauen. Gastherme und Wasserspeicher befinden sich über der
Gästedusche. Das Schlafzimmer ist per Wandheizung beheizbar. „Wir haben eine Art Prototyp
entwickelt, den man auch an anderer Stelle in
29
INNENARCHITEKTUR
der Stadt verwirklichen kann“, meint Joachim
Hildebrandt. Der neu geschaffene Raum wird
von den Architekten präzise strukturiert: „Wir
haben diverse Vor- und Rücksprünge genutzt, um
auf das Nutzerprofil der Bewohner zugeschnittenen Stauraum zu schaffen“, sagt Angelika Lay.
„Mit herkömmlichen freistehenden Möbel wäre
das nicht möglich gewesen“. Die maßgefertigten
Schränke geben dem Raum die optische Ruhe,
ebenso der neu verlegte Bambusboden, der bis
in die Bäder hinreicht. Die Badewanne ist in den
Schlafraum integriert. Sie ist mit einer Platte ab30
deckbar und kann so als Ablagefläche dienen. Im
vorderen Teil der Wohnung befinden sich zwei
große Wohnräume mit original Parkettböden.
Der alte Kachelofen bleibt erhalten und wird
unterstützt durch einen neuen Kaminofen. Ein
kleines Zimmer im Eingangsbereich dient als
Arbeits- und Gästezimmer. Als Einbauten gibt es
hier ein Bücherregal und ein modern gestaltetes
Hochbett - auch das ein Klassiker der Berliner
Altbaukultur.
www.hildebrandtlay.de
Tolle Dinge
passieren im Sommer
Unsere handgefertigten Betten bestehen aus atmungsaktiven, natürlichen Materialien.
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INNENARCHITEKTUR
VOM DUNKLEN INS HELLE
Ausdrucksstarke, freihängende Treppe bildet das Zentrum des „Bazar Noir“ in Kreuzberg
Der „Bazar Noir“ in Kreuzberg ist ein Concept
Store für handverlesene Wohnobjekte. Die sich
über zwei Geschosse erstreckenden Räume befanden sich ursprünglich im Rohbau. Für deren
Ausbau war das 2013 von Jan Maley, Björn Meier und Ingo Strobel gegründete Design-Studio
Hidden Fortress verantwortlich.
Die Inhaber des Shops wünschten sich einen
Raum, der einen hohen Wiedererkennungswert
hat. Schwarz ist im Untergeschoß die zentrale
Farbe, erlebbar in Form von Objekten, Oberflächen und Materialien. „Wir wollten eine Bühne
schaffen, die aber nicht zu stark ist, damit die
Produkte nicht in den Hintergrund treten“, meint
Björn Meier.
Im Zentrum des unteren Geschosses steht die
freihängende Treppe. „Für den Raum war es
wichtig, einen Orientierungspunkt zu haben,
weil er relativ dunkel ist und dadurch grenzenlos
wirkt“, erklärt Meier. Die Innenwände der Treppe bilden Platten aus naturbelassener Seekiefer,
was einen starken Kontrast zum Schwarz bildet.
Das Objekt hat eine einladende Signalwirkung.
32
Fotos: Hidden Fortress
INNENARCHITEKTUR
Durch ihre helle Anmutung kündigt die Trep­
pe den oberen Bereich bereits an. Die Designer
verkleiden dort die Wände ebenfalls komplett
mit naturbelassenen Seekieferplatten. Dadurch
bekommt der Raum eine warme, naturnahe
Anmutung. „Unten wollten wir eine Galerieat­
mosphäre schaffen, oben soll der Kunde eine
wohnliche Stimmung vorfinden“, sagt Jan Maley.
Zu den Aufgaben des Designstudios gehörte auch
die Entwicklung eines flexibel einsetzbaren Shop­
systems. Die Ladeninhaber können ihre Waren
auf Kästen präsentieren, die sich überall im Raum
frei platzieren lassen. Weitere Ausstellungsfläche
schafft ein Wandregal aus schwarz lackiertem
Aluminum mit drei unterschiedlich großen
Fachböden. Die Wand wird auf diese Weise zu
einem Setzkasten. Auf dem Boden präsentieren
die Designhändler die Ware wie eine wertvolle
Skulptur auf dem Sockel.
Der Bazar Noir ist ein Beispiel dafür, wie der
stationäre Handel sich wandelt. Im Kampf mit
dem Onlinehandel werden Ladengeschäfte zu
Pilgerstätten für Design und Architektur. Der
Shop bietet ein Erlebnis, das sich dreidimensio­
nal entfaltet. Das Staunen am Bildschirm bleibt
dagegen immer nur flach.
www.hidden-fortress.com
33
INNENARCHITEKTUR
KUNST AM ALTBAU
Eine Wohnung in Moabit verwandelt sich in ein charaktervoll gestaltetes Künstlerdomizil
Die Altbauwohnung in Moabit hatte lange Zeit
niemand renoviert. Deshalb gab es für die beauftragten Architekten Marc Benjamin Drewes
und Thomas Schneider einiges zu tun. Besonders
viel Arbeit machte der Stuck. Die Handwerker
mussten in mühsamer Handarbeit über Jahrzehnte aufgetragene Farbschichten entfernen.
Dabei kamen in einem Zimmer sogar figurative
Deckenbemalungen zu Tage. Die Architekten
entschlossen sich, den Stuck nicht mehr zu überstreichen. „Die frei gelegten Farbnuancen ergeben ein tolles Spiel und wirken fast wie moderne
Malerei“, sagt Architekt Drewes. „Wir wollten
den Charakter des Altbaus erhalten und zeigen,
dass die Wohnung auch Geschichte hat."
In den hinteren Räumen befindet sich das Schlafzimmer und ein daran anschließendes Bad. Dort
war kein Stuck mehr vorhanden. Die Architekten setzen bewusst einen Kontrast zu den reich
dekorierten Räumen im vorderen Teil der Wohnung. „Hinten in dem Schlafzimmer arbeiten
wir modern und schnörkellos. Mit den Zementfliesen setzen wir aber trotzdem ein charakterbildendes Zeichen“, so Drewes. Die geometrisch
34
Fotos: Enric Duch
INNENARCHITEKTUR
gemusterten Fliesen gehen nahtlos über ins Bad.
Eine leichte Schräge sorgt für den Ablauf des
Wassers in der Dusche. In den Räumen gibt es
keine Sockelleisten, die Türen zum Bad schließen
bündig mit der Wand ab. Der Übergang der
vorderen, detailreichen Räume zu den hinteren
puristisch gestalteten Wohnflächen wird auf
Wunsch der Bauherrn durch eine alte marokkanische Tür markiert. „Als Architekt wäre man
wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen.
Aber auch die Tür unterstreicht den Charakter
der Wohnung“, sagt Drewes.
Die anschließende Möblierung zeigt ein sehr
stimmiges Zusammenspiel von den Ideen der
Architekten und den Vorstellungen der Bauherrn
- es handelt sich um ein Künstlerpaar. Es finden
sich Kunstwerke, selbst produzierte Leuchten
oder Vintage Möbel. Auch das Bett ist ursprünglich ein von dem Paar entworfenes Kunstwerk.
Die Bauherrn finden eine perfekte Bühne, um
ihre eigene Stilwelt in Szene zu setzen.
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35
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GARTEN UND LANDSCHAFT
DIE GÄRTEN DER WELT
Fotos: Grün Berlin
Grüne Idylle in Marzahn-Hellersdorf vereint Natur und Kultur aus aller Herren Länder
Mit den Gärten der Welt ist in Berlin eine der wohl
schönsten Idyllen der Stadt entstanden. Dieser
Ort ist Natur, Kultur und nutzbarer Ort zugleich.
Er lädt seine Besucher ein, ihre Sehnsucht nach
Frieden und Entspannung zu stillen und weckt
doch gleichzeitig die Neugier auf Farben, Formen
und Traditionen anderer Länder. Gartenkunst
aus Asien, dem Vorderen Orient und Europa in
Verbindung mit ausgedehnten Wiesen und Blumenbeeten wird hier eindrucksvoll präsentiert.
Der Chinesische „Garten des wiedergewonnenen
Mondes“, der Japanische „Garten des zusammenfließenden Wassers“, der Orientalische „Garten
der vier Ströme“ mit dem „Saal der Empfänge“
und der Christliche Garten sind Beispiele der
Themengärten, die sich in den Gärten der Welt
vereinen. Sie faszinieren nicht nur Besucher,
sondern haben auch schon viele Preise eingeheimst.
So erhielten die Gärten der Welt in den Jahren
2010, 2012 und 2014 für ihre Einzigartigkeit und
Schönheit die hohe gärtnerische Auszeichnung
„Green Flag Award“. Eine Auszeichnung, die in
36
England und Wales seit 1996 nur den besten Parkund Gartenanlagen verliehen wird. Im Jahr 2012
wurden die Gärten der Welt außerdem durch
die rbb-Zuschauer zum zweitschönsten Garten
Berlin-Brandenburgs gewählt. Besucht werden
kann die grüne Idylle täglich ab 9.00 Uhr.
Im Jahr 2017 werden die Gärten der Welt ein
wesentlicher Bestandteil der Internationalen Gartenausstellung in Berlin (IGA Berlin 2017) sein.
Eisenacher Straße 99, 12685 Berlin
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PRODUKTE MIT HANDWERKSKUNST
DEDON
Fotos: Dedon
Gewebtes Design auf höchstem Niveau
Nun hat sich nicht nur in der Art der Flechtkunst
etwas getan, sondern auch in den dafür verwendeten Materialien. Eine solche Neuentwicklung
ist die „Dedon-Faser“. Die erste Kunstharzfaser
der Welt, die in der Lüneburger Produktionsstätte des Unternehmens entwickelt wurde. Sie
zeichnet sich durch Robustheit, Beständigkeit,
Wetterfestigkeit, hochwertige Farben und individuelle Texturen aus. Ihre charakteristische
38
© Oliver Helbig
Flechtmöbel sind nicht nur dekorativ, sondern
auch echte Handarbeit. Stundenlang arbeiten
Flechtwerkgestalter liebevoll an ihren Kreationen – und das schon seit Jahrtausenden. Jedes
geflochtene Stück ist ein Unikat. Ende September 2014 gab der Bundesinnungsverband des
Deutschen Flechthandwerks deshalb bekannt,
sein Metier als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe eintragen lassen zu wollen. Noch bis
heute, so argumentieren sie, sei das Flechten eine
auf der ganzen Welt verbreitete und vor allem
verbindende Tätigkeit, die mit viel Geduld und
Kreativität bewältigt werden muss. Letzteres beweist sich auch durch die vielen verschiedenen
Flechtformen.
Beschaffenheit erinnert ein wenig an Leder oder
Papier. Etwa 55.000 km dieser Faser werden pro
Jahr produziert. Das reicht, um die Erde damit
knapp anderthalb Mal zu umspannen.
Die Grundstoffe für die Faser werden zuerst zu
winzigen Granulatkörnern in verschiedenen
Farben gepresst, anschließend in den Extruderkessel geschüttet und dort auf genau 190 Grad
erhitzt. Sobald das Granulat geschmolzen ist,
wird es mit einer speziellen Kombination aus
Inhaltsstoffen vermischt, die der Faser ihre besonderen Eigenschaften verleihen. Ein Stampfer presst die gummiartige Verbundmasse dann
durch eine schmale Düse. Das Resultat ist – je
nach Einstellung – eine Faser, die fast so aussieht wie Weide, Rattan oder Schilfrohr aus der
Natur. Die verschiedenen Extrusionstechniken
PRODUKTE MIT HANDWERKSKUNST
ermöglichen hier unvergleichliche Farb- und
Oberflächeneffekte.
Nach einem umfassenden Qualitätsmanagement beginnt die eigentliche Handarbeit. Auf
der philippinischen Insel Cebu, dem Mekka des
Flechthandwerks, werden die Möbel gefertigt.
Mit dem „Panama Armchair“ in Bronze flechten
die Mitarbeiter das meist gewünschte Produkt.
Dabei bildet ein Aluminiumgestell die Basis, um
das ca. 650 m Faser in einem Stück geflochten
werden. Einen Monat wird im Durchschnitt
dazu benötigt. Hinzu kommen die Qualitätskontrollen und Logistik, sodass eine Wartezeit
im Durchschnitt von 90 Tagen in Kauf genommen werden muss. „Unser Ziel war von Anfang
an, zum Synonym für Qualität zu werden“, sagt
Geschäftsführer Hervé Lampert. Ein Rundgang
durch die Fabrik zeigt, mit welcher Präzision
jeder einzelne Fertigungsschritt ausgeführt,
überwacht, geprüft und dokumentiert wird. „Wir
sind die einzigen in der Branche, die alles selbst
machen und daher die alleinige Verantwortung
für das Endprodukt tragen. Natürlich ist jedes
Möbelstück handgefertigt, also wird es immer
kleine Unterschiede geben“, betont Lampert.
Die Produkte sind so außergewöhnlich, wie ihr
Inhaber. Robert „Bobby“ Dekeyser, Gründer von
Dedon, ein lässiger und stets optimistischer
Mensch, alles andere als konventionell. „Was wir
machen, ist Handarbeit, die Seele hat“, sieht er
einen der Gründe seines Erfolges. „Es ist jeder
einzelne, der daran beteiligt ist. Man spürt, dass
unsere Mitarbeiter eine große Lebensfreude haben, die sie auch immer in ihren handgefertigten
Produkten vermitteln“, so Dekeyser. Die Möbel
haben den Outdoor-Markt revolutioniert, denn
sie sind in ästhetischer Hinsicht ein Hingucker
und in der Beständigkeit der Faser ausgesprochen
langlebig, weil ihnen Witterung, UV-Strahlen
oder Salzwasser nichts anhaben können.
39
© Brumadinho
WELLNESS
WELLNESS FÜR ZUHAUSE
Die unterschiedlichen Arten, Wasser zu genießen
Dieser Aspekt war der westlichen Welt einige
Jahrhunderte lang weniger bewusst. So sahen die
Europäer das Wasser eher als pragmatische Konstante. Der Fokus lag vornehmlich auf Gesundheit, Fitness und Hygiene wie etwa Wassersport,
Kneipp- und Thermalbäder, Sauna und natürlich
Trink- und Quellwasser. Auch die medizinische
Anwendung mittels Heilbäder oder Hydrotherapie hat ihren festen Platz. Ganz anders die
asiatischen Länder, wie beispielsweise Japan. Sie
40
© Dornbracht
Es ist ein kostbares Gut, was uns da täglich
umgibt, ohne das wir überhaupt nicht leben
könnten. Ist uns tatsächlich die Bedeutung von
Wasser bewusst? Wie wir es nutzen, bei was wir
es alles anwenden oder was es in der Lage ist
zu verändern? Landschaften, Räumlichkeiten
oder unser Wohlbefinden können durch Wasser immens Einfluss nehmen. Es ist ein mächtiges Medium, wenn es um unser Verhältnis
zu uns selbst und unseren Körper geht. Sind
wir schlecht gelaunt, hebt ein Bad unsere Stimmungslage, sind wir müde, spendet uns Wasser
Energie. Somit gibt es auch eine emotionale Seite: wir genießen.
haben die Hygiene vom Erleben des Wassers
getrennt. Es wurde als Medium begriffen, das
den Körper durchdringt. Sei es zum Waschen
oder Baden. Letzteres ist oftmals mit sozialer
Interaktion verbunden wie ein Plausch mit Gästen oder Nachbarn.
Aus diesem Grund verwundert es auch nicht, dass
ausgerechnet ein Berliner Designer mit asiatischen
Wurzeln eine sensorisch gesteuerte Regendusche
entwickelt, die eine Kommunikation zwischen
Mensch und Wasser entstehen lassen soll. Eine
interessante Erfahrung für die westlichen Erd-
bewohner und eine spannende Angelegenheit
hinsichtlich der technischen Umsetzung. Durch
die an der Decke angebrachten Rohre rinnt in
unterschiedlicher Intensität Wasser herab, ähnlich
einem Regenguss. In diesem Fall sind es die Bewegungen, die die Höhe und Position der Rohre
sowie die Wasserfallintensität bestimmen.
Wie der Mensch mehrere, hat das Wasser im
Wesentlichen zwei Seiten. Mal ist es eher ruhig,
mal wild bewegt. Es kann uns Energie geben oder
uns beruhigen. Mal haben wir meditatives, mal
© Axor / Alexander Schneider
© Grohe
© Roland Wimmer
© Hansgrohe / Stylepark
© © Alexander Lohmann
WELLNESS
aktives Wasser, wie in einem Strudel. Das Wasser
berührt uns optisch und haptisch. Wir brauchen
alle Momente des Ausgleichs. Heute ist alles extrem schnelllebig, Dinge verändern sich ständig
– wir entfernen uns von der Natur.
Hersteller tun ihr Übriges, um mit innovativen
Produkten den Genuss des Wassers in jeglicher
Form den Menschen wieder nahe zu bringen, aber
auch den Aspekt der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zu implementieren. Worin technisch
derzeit die größte Herausforderung besteht und
41
welche Art, Wasser zu erfahren von der Technik
favorisiert wird, weiß Philippe Grohe, Leiter der
Marke Axor. „Wir können uns über die optisch
emotionale oder auch über die haptische Qualität
des Wassers unterhalten. In beidem steckt Technik
und Design. Wenn wir die Luft aus dem Wasser
rausnehmen, passiert etwas und es passiert auch
etwas, wenn wir die Luft wieder reinblasen. Es
macht aber einen großen Unterschied, ob das
Wasser dann durch ein großes Loch oder durch
90 kleine fließt“, entgegnet Grohe. Duschen reduziert sich bei Weitem nicht mehr nur auf einen
42
© Kaldewei
© Dornbracht
© Elena Elisseeva
© Dornbracht
© Kaldewei / Tom Schumacher
WELLNESS
Hygienevorgang. Das Erlebnis des Genießens steht
im Vordergrund. Wir entfernen uns von der Natur,
also muss die Natur in unsere vier Wände.
Seit Jahrtausenden werden Räume für, mit und
um das Wasser gestaltet und bieten ein reizvolles
Erlebnis für alle Sinne. Produktdesigner, Architekten und Planer geben dem Wasser eine Hülle,
einen entsprechenden Rahmen, um sich entweder
zu entfalten oder zu ruhen.
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43
© Ecophon/Teddy Stranquist Studio
BÜRO SPEZIAL
Soundlight Comfort Celling A ist ein voll integriertes Beleuchtungs- und Akustiksystem für den Großraumbereich
und verfügt über ein freiliegendes Rastersystem. Jede Platte ist leicht demontierbar.
ARBEITSPLATZ MIT WOHLFÜHLCHARAKTER
Büro Spezial – Akustik und Licht
Ein Großraumbüro mit mehreren Mitarbeitern
kann bis zu 80 Dezibel Lautstärke erreichen. Das
entspricht nahezu dem Geräuschpegel starken
Straßenverkehrs. Deshalb sind Konzepte für
Büro-Raum-Akustik einer der Schwerpunkte
der modernen Architektur, die durch eine höhere
Sensibilisierung gegenüber Geräuschpegeln und
Lärm im Arbeitsumfeld ausgerichtet werden muss.
Die Akustik eines Raumes wird von Bauweise, Wänden, Decken, Bodenbelägen, Möbeln,
Textilien aber auch physikalischen Faktoren
wie Raumgröße, Oberflächenbeschaffenheit der
Bau- und Raumelemente beeinflusst. Sie sorgen
allesamt für die akustische Qualität eines Rau44
© Glimakra
Laut, teilweise schreiend, versuchen zwei Mitarbeiter über drei Schreibtische hinweg vergeblich,
sich für ein Meeting zu verabreden: „Was, ich
kann Sie nicht verstehen!“, schrie Frau Hansen
zurück. So oder so ähnlich geht es vielerorts in
Großraumbüros zu. Täglich. Stundenlang. Hinzu
kommt der Lärm von Bürogeräten, Telefonaten
und Schuhwerk. Da stößt man schnell an seine
Grenzen.
Vom Möbelhersteller Glimakra stammt das schallschluckende Stauraumsystem Sabine mit integriertem
Akustikpaneel aus gepressten Filzschalen mit soundreduziertem Schaum.
mes, die über den Nachhall gemessen wird. Der
Raumklang ist immer das Ergebnis des Zusammenspiels von Schallabsorption- und reflexion.
Schallreflektierende Flächen sind beispielsweise
Fenster oder Wände. Absorbierende Materialien
sind dagegen für die Reduktion des in einem
Raum erzeugten Schalls verantwortlich. Die
Raumdecke ist für die Ausbreitung des Schalls
von entscheidender Bedeutung. Deckenplatten
aus Mineral sind besonders zu empfehlen, weil sie
Schallabsorptionsgrade bis zu 100 Prozent erzielen.Die meisten Bürogebäude sind mit schallharten
Glas- und Betonflächen zwar optisch zeitgemäß,
akustisch aber nur selten nutzerorientiert. Hinzu kommt ein wesentlicher Faktor: Das Konzept
„Open Space“ wird wieder neu überdacht, denn
© Carpet Concept/Nicola Roman Walbeck
© Haworth
BÜRO SPEZIAL
Das Acoustic System CAS ist ein ästhetisch und
funktional übergreifendes Raumkonzept für die
sicht- und hörbar bessere Gestaltung von Innenräumen.
© WINI
© Ecophon/Olga Melekestseva
Die Tischleuchte YourPlace hat zwei Funktionen: Ein gutes Arbeitslicht und die im Lampenschirm
versteckte Farbwahl. Rot kann zum Beispiel „Bitte nicht stören“ signalisieren.
Die einzelnen Licht-Akustik-Paneelen von Soundlight Comfort Celling A dienen als Designobjekte.
Ebenso zählen ganzheitliche und Raum strukturierende Beleuchtungskonzepte für das
Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Einer Studie
(Zumtobel+IAO) zufolge bevorzugen Nutzer
individuell steuerbare Beleuchtungslösungen, die
ihren persönlichen Eigenheiten entgegen kommen. Die Entwicklung von LED und OLED basierten Leuchtkonzepten berücksichtigen diesen
Aspekt und bieten eine enorm hohe Bandbreite
an Einsatzmöglichkeiten. Sie bringen nicht nur
Räume zum Leuchten, sondern sie machen auch
© Haworth
ohne Sicht- und Schallschutz – das hat man jetzt
gelernt – werden die Mitarbeiter zu sehr bei der
Arbeit gestört. Die Quintessenz sind Bürolandschaften mit mehr Sonderzonen, neudeutsch:
Mixed Offices.
oben: Das Akustikpaneel Winea Sinus kann in
brillanter Qualität mit individuellen Motiven
digital bedruckt werden.
links: MeetYou schafft für die Mittelzone konzentrierte und komfortable Kommunikationsoasen.
Möbel, Wände, Decken, Fenster zu ausdrucksstarken Lichtquellen und lassen sich im Interieurbereich flexibel einsetzen.
Das Optimum sind jedoch Produktlösungen
aus Licht und Akustik. Eine Stehleuchte mit
Schallmaskierung ist eine mögliche Variante.
45
© Osram
© Osram
BÜRO SPEZIAL
Die Pendelleuchte Arktika-P LED hat ein hexagonales Raster, welches für präzise Lichtlenkung
sorgt und somit insbesondere für Bildschirmarbeitsplätze geeignet ist.
© USM
© Nimbus
Die Arktika-P ist mit 8 mm die derzeit flachste für den Bildschirm-Arbeitsplatz geeignete
Leuchte.
Das Prinzip funktioniert über zwei getrennt
individuell steuerbare Lautsprecher, die akustische Signale aussenden. Ungewolltes Stimmengewirr wird überdeckt, im Fachjargon ausgedrückt, maskiert. Sie verbessern die Raumakustik deutlich und geben direktes Licht auf die
Arbeitszone.
Deckensegel und -paneele können die Lärmbelästigung direkt am Arbeitsplatz reduzieren und durch
die integrierten Downlights gleichzeitig für eine
lichtstarke Raumausleuchtung sorgen. Sie haben
zudem einen praktischen Nebeneffekt – sie dienen
als Wegweiser, indem sie eine bestimmte Anzahl
von Absorbern mit einer passenden Anzahl von
Deckenleuchten und Arbeitsplätzen kombinieren.
46
© USM
Durch ihre Lichtcharakterisitk mit Randaufhellung
ist das Modell R460 von Nimbus eine ästhetische
Lösung zur flächigen Allgemeinbeleuchtung.
oben & links: Das modulare USM Privacy Panel
ist eine akustische Lösung, um die Büroräume
flächeneffizient und flexibel zu zonieren.
Kombinieren ist auch für Produktdesigner
das Schlüsselwort. Eine besonders effiziente
Maßnahme ist es, Möbel, die ohnehin benötigt werden, mit Schall absorbierenden Materialien zu entwickeln. Selbst akustisch wirksame
Teppichböden, deren Rücken mit einer speziell entwickelten Membranschicht sowie Filzen
kaschiert ist, wirken als starke Absorbierer für
mittlere und hohe Frequenzen. Um dem gesättig-
© Philips/Kvadrat
BÜRO SPEZIAL
© Philips/Kvadrat
© Haworth
Die Panels aus Leuchttextilien bieten nicht nur angenehmes Umgebungslicht und optimale Akustikbedingungen,
sondern sorgen auch für dynamische Effekte bei der Innenraumbeleuchtung.
ten Büromöbelmarkt innovativ und ganzheitlich
gegenüber zu treten, müssen sich die Hersteller
einiges einfallen lassen. „Activity based Design“
ist ein solcher Ansatz. Es geht um die Gestaltung
von Räumen, die durch den gezielten Einsatz von
Licht, Akustik und Arbeitslandschaften die Menschen in ihrer Arbeit unterstützen. „Club 3“ ist
ein Verbund, den Philips, Ecophon und Haworth
genau aus dieser Idee heraus gegründet haben.
Sie entwickeln ganzheitliche Lösungen, für die es
bisher meist nur eine separate Betrachtungsweise
gab. Offensichtlich stoßen wir mit dieser strategischen Denkweise auf eine sehr gefragte Nische,
weiß Michael Mattern, Marketing Manager von
Haworth. Für die Architekten und Bauherrn bilden akustische Raumlösungen eine der wesent-
© Philips
Die Luminous textile Panels passen sich jeder
Raum- und Farbumgebung an.
oben: Die Produktlinie Openest von Harworth
ermöglicht sowohl das Arbeiten in Gruppen als
auch konzentriertes Arbeiten alleine.
links: Auch als Deckensystem bieten die Luminous
textile Panels große gestalterische Flexibilität.
lichen Herausforderungen der bestehenden und
neu zu bauenden Gebäude. Hier ist Kreativität und
Vorausschau gefragt, um raumakustische Bedingungen, die die Umsetzung gestalterischer und
bauphysikalischer Kriterien erschweren, erfüllen
zu können.
47
INNENAUSSTATTUNG
COWORKING FÜR JEDERMANN
Pilotprojekt für ein innovatives „Stattbüro“ am Potsdamer Platz
Die Welt der Arbeit verändert sich, der feste
Schreibtisch an einem festen Platz verliert immer mehr an Bedeutung. Bereits 60 Prozent aller
Firmen bieten flexibles Arbeiten an – 2006 waren es erst 18 Prozent. Dennoch ist das Angebot
immer noch unzureichend.
Ein innovatives Konzept für Arbeitsräume, die
diesen Umwälzungen entsprechen, wird jetzt im
„OffX“ am Potsdamer Platz in Berlin verwirklicht. Das OffX basiert zwar auf der Grundidee
des Coworking „Nutzen statt Besitzen“, aber
mit bemerkenswerten Unterschieden bei Lage,
Ausstattung, Services und Zielgruppe. OffX
bedeutet: ein zentraler Standort, ergonomisch
hochwertige Möbel, eine gute Infrastruktur und
ein Angebot für Firmen, hier andere Arbeitsweisen zu testen. Hinter diesem wegweisenden Konzept stehen der Büromöbelhersteller Haworth
und „if5 anders arbeiten“, ein Beratungs- und
Planungsunternehmen für neue Arbeitswelten.
if5 hat mit „3rd-Places“ ein Konzept für eine flexible Arbeitsraumgestaltung entwickelt, das auf
mehreren Ebenen in verschiedenen Größen verwirklicht werden kann. Alle diese Arbeitsformen
48
Fotos: Haworth
INNENAUSSTATTUNG
helfen, Fahrzeiten zum Büroplatz in der Firmenzentrale einzusparen und sollen Kreativität und
Innovation fördern. Besonders dafür geeignet ist
ein „Büro auf Achse“, das an inspirierenden Orten abseits der Firmenzentrale platziert werden
kann. Auf der großstädtischen Ebene angesiedelt
ist das „Stattbüro“, ein Ort für Innovationen und
neue Formen der Zusammenarbeit. Solch ein
Stattbüro ist das „OffX“ am Potsdamer Platz, wo
die Ideen der 3rd-Places-Initiative gemeinsam
mit dem Partner Haworth erstmals in einem
konkreten Objekt verwirklicht werden.
CoWorking bietet flexible Bereiche, die durchweg mit ergonomischen Möbeln sowie mit
innovativer Technik ausgestattet sind. Zu den
Services gehört eine Firmenanschrift, Telefonservice und Postdienst sowie eine Catering-
Versorgung. Es gibt eine separierte Arbeitsplatzzone mit elektrisch verstellbaren Tischen, temporär nutzbare Treffunkte und einen Eventspace,
der für Feierabendtreffen genauso geeignet ist
wie für Präsentationen. Desweiteren gibt es ein
Angebot an Firmen, angemietete Flächen nach
ihren Vorstellungen einrichten zu lassen. Firmen
können neue Arbeitssituationen und Bürowelten
testen, als „Zukunft auf Zeit“.
www.offx.net
www.haworth.de
www.if5.org
49
© Kartell, Sottsass
© La Cividiana, Sebastian Herkner: Ala
MESSEBERICHT
Mail
ALLES IST WIEDER ERLAUBT
2015 and
Während der Mailänder Designwoche erlebten die Besucher viel Stilmix und ein großes Memphis-Revival
Die Messebesucher hatten nicht nur am Stand
von Kartell den Eindruck, dass wie zu Zeiten
der Postmoderne im Design wieder ein wilder
Stilmix den Ton angibt. Bei den Herstellern lösen
sich derzeit nicht nur die stilistischen Grenzen
auf, sondern auch festgelegte Funktionsbereiche
der Einrichtungsprodukte verschwinden. Der
italienische Hersteller Arper steht für diesen
Trend und zeigte, wie extrem flexibel Möbel
heute konzipiert sind. Das neue Arper Sofasystem "Steeve" des französischen Designers Jean
Marie Massaud ist auf unendliche Weise konfigurierbar. Das Möbel kann deshalb zu Hause
50
© Foto: Luke Haye, Ausstellung Le Broom
Allgegenwärtig war während der Mailänder
Designwoche die seit einiger Zeit neu entfachte Begeisterung für die berühmte italienische
Designbewegung Memphis. Michele De Lucchi
gestaltete auf der Messe mit „The Walk“ ein Projekt zur Zukunft der Arbeitswelt. Die legendäre
Memphis Frau Nathalie De Pasquier entwarf Sofabezüge für Kartell. Der italienische Hersteller
legte zusätzlich bislang noch nicht veröffentlichte
Produkte des Stars der Design-Gruppe aus den
achtziger Jahren, Ettore Sottssas, neu auf.
stehen, ebenso im Büro oder in einer Hotellobby.
Die unbegrenzten Möglichkeiten im Design sind
auch das Resultat des Gestaltens am Computer.
Dass Bildschirmarbeit und traditionelle Handwerkskunst kein Gegensatz sein müssen, zeigt
Matiazzi aus dem norditalienischen Friaul. Der
Spezialist für Holzverarbeitung präsentierte mit
dem „Clerici“ ein weiteres Sitzmöbel des Münchners Konstantin Grcic. Der Designer knüpft mit
seinen Arbeiten für den italienischen Hersteller
© Mattiazzi, Konstantin Grcic: Clerici
© Foto: Alessadro Paderni, Daniel Libeskind: Gemma
MESSEBERICHT
Firmeninhaberin Patrizia Moroso hat maßgeblich die Karriere des deutschen Sebastian
Herkner befördert. Der Offenbacher ist derzeit
einer der gefragtesten Designer der jüngeren
Generation. In Mailand zeigte Herkner neben der Sessel-Serie Pipe für Moroso erstmals
© Fritz Hansen, Jaime Hayon: Sammen
Wie man eine Traditonsmarke intelligent modernisiert, macht der skandinavische Hersteller Fritz
Hansen vor. Seit einiger Zeit arbeitet Fritz Hansen mit dem Spanier Jaime Hayon zusammen. In
diesem Jahr zeigte Fritz Hansen als Neuheit den
Sessel FriTM sowie den Stuhl SammenTM. Beide
Produkte sind Ergänzungen zu der bereits bestehenden Hayon Linie. Die Arbeiten beweisen, wie
sich auch im Angesicht übergroßer Ikonen von
Arne Jacobson und Paul Kjaerholm zeitgenössisches Design behaupten kann. Moroso suchte
in diesem Jahr auf progressive Weise den Dialog
mit Kunst und Architektur. Im Showroom im
Stadtteil Brera stellte der Hersteller aus Udine
seine Produkte in den Kontext von Künstlern wie
Sarah Morris, Daniel Buren oder Liam Gillick.
Auf der Messe konfrontierte Moroso MöbelEntwürfe von Designern mit solchen von den
Architekten David Adjaye und Daniel Libeskind.
© Foto: Marco Covi, Jean Marie Maussaud: Steve
an seine Ausbildung als Tischler an und lotet
dabei die gestalterischen Möglichkeiten des
Werkstoffs Holz aus.
Polstermöbel und Tische für den italienischen
Hersteller La Cividina. Die Gegend um die Via
San Gregorio war das spannendste Viertel außerhalb der Messe-Hallen. Ein Highlight war
die Ausstellung des Designers Le Broom. Der
Engländer hat bei der Modemacherin Vivienne
Westwood gearbeitet und ist dann zum Interieur
gewechselt. Dessen Stil ist extravagant, bewegt
sich an der Grenze zum Kitsch. Wie es sich für
einen Briten gehört, bietet Le Broom neben Exzentrik auch viel Humor.
51
INNENEINRICHTUNG
Caruzzo
Rückzugsort­
Ohrensessel Caruzzo (Design: Frans Schrofer
für Leolux) ist als Drehsessel in zwei Sitzhöhen
erhältlich. Die Innen- und Außenseite der Sitzschale kann jeweils separat mit jedem LeoluxBezugsmaterial bezogen werden. Der Fuß besteht aus Aluminium. Für zusätzlichen Komfort
gibt es einen passenden Hocker. Ausgezeichnet
mit dem Red Dot Award 2015.
www.leolux.de
Ma
il
2015 and
Honken
Widerstandsfähig­
Mail
2015 and
Honken (Design: Thomas Bernstrand + Lindau
& Borselius für Blå Station) ist ein großzügiger,
robuster Sessel, auf dem sogar zwei Personen
Platz finden können. Der Korpus besteht aus
Stahl, die Füße im Kontrast dazu aus Eichenholz. Honken ist in verschiedenen Farbvarianten
erhältlich.
www.blastation.de
Big Island Table
Minimalistisch ­
Der Big Island Table (Design: Paola Navone
für Linteloo) erinnert in seiner Form an ein
stilisiertes Surfbrett. Die Tischplatte aus massivem Holz wird getragen durch ein filigranes
Gestell aus Metall, das in verschiedenen Farben
erhältlich ist.
www.linteloo.com
52
INNENEINRICHTUNG
PLATZ ZUM ARBEITEN
Schreibtisch Sheets passt auch in kleine Räume
Mail
2015 and
Schreibtisch Sheets (Design: Lucie Koldová für
Gallery Křehký) besteht aus zwei leicht abgerundeten, furnierten Sperrholzplatten, von denen
die obere über der unteren Platte zu schweben
scheint. So ergibt sich ein Zwischenraum, in dem
Schreibutensilien, Laptop oder die Computertastatur aufbewahrt werden können.
www.krehky.cz
Badeloft®
Edle Badezimmer
Luxus für Ihr Bauprojekt
Freistehende Badewannen und Waschbecken aus hochwertigem Mineralguss
Badeloft ist eine deutsche Marke,
die weltweit edle MineralgussProdukte im Badbereich für den
designorientierten Kunden anbietet.
 Gratis Mineralgussproben
 Gratis Badewannenschablonen
 Gratis Versand
 10 Jahre Garantie
Großer Showroom in Berlin
Vereinbaren Sie gleich Ihren persönlichen Besichtigungstermin in
unserem Berliner Showroom unter:
Tel: 030 - 236 077 826
www.badeloft.de
53
INNENEINRICHTUNG
Von Ribbeck
Leseleuchte­
Inspiriert von Theodor Fontanes Ballade: Die
Pendelleuchten Von Ribbeck (Design: Laura
Straßer für Karakter) haben die Form einer
Birne und bestehen aus Porzellan. Sie bündeln
das Licht und sorgen für eine weiche, angenehme
Beleuchtung beim Lesen – nicht nur für Theodor
Fontane-Liebhaber. Von Ribbeck ist 21 cm hoch
und in zwei Farben erhältlich.
www.karakter-copenhagen.com
Take it Easy
Sehr entspannt­
Mail
2015 and
Die Sofas der neuen Serie Take it Easy (Design:
Paola Navone für Linteloo) laden zum entspannten Sitzen ein. Die Bezüge sind in weichen Leinenstoffen erhältlich und kommen wahlweise
in Pastelltönen oder in knalligen Farben daher.
Passende Beistelltische zu den Sofas sind ebenfalls lieferbar.
www.linteloo.com
Maas Coffee Table
Zeitloses Design­
Der Maas Coffee Table (Design: Marjolein Kap
für Odesi Dutch Design) ist aus Eichenholz gefertigt und bietet eine große Tischoberfläche. Er
ist in den Farben Natural und Charcoal erhältlich. Der besondere Clou: Unter der Oberfläche
verbirgt sich ein Fach, in dem beispielsweise
Zeitschriften aufbewahrt werden können.
www.odesi.de
54
INNENEINRICHTUNG
NEU IN SERIE
Tische der Kollektion Bloom erstmals auf Mailänder Möbelmesse vorgestellt Alte Handwerkstradition trifft modernes Design:
Die Tische der Kollektion Bloom (Design: Arik
Levy für Ton) entstehen im Holzbiege-Verfahren – einem Handwerk mit mehr als 150-jähriger Tradition. Die massiven Kanthölzer des verzweigten Sockels werden dabei nicht in einem
Stück, sondern einzeln gebogen. So entsteht ein
besonderes Feature: Der mittig gesetzte Fuß erinnert an einen gespaltenen Baumstamm oder
an eine Blütenpflanze. Der Sockel öffnet sich
nach oben strebend und trägt die Tischplatte,
die beinahe zu schweben scheint.
Bloom gibt es mit zentral positioniertem Fuß auf
massiver Bodenplatte in fünf verschiedenen Varianten, die zwischen 30 und 105 cm hoch sind.
Je nach Bedarf können die einzelnen Serienelemente als Beistelltische, Stehtische oder als kleiner
Esstisch genutzt werden. Die Oberplatte der Tische ist in runden Ausführungen und in eckigen
Varianten mit unterschiedlich großem Durchmesser erhältlich.
Die Tische der Kollektion lassen sich vielseitig
einsetzen: Sie passen sowohl in private Wohn-
bereiche als auch in Büroräume, Lounge-Bereiche, in Bars, Cafés oder in Restaurants. Vorgestellt wurde die Serie auf der diesjährigen
Mailänder Möbelmesse.
www.ton.eu
www.fliesen.de
Berlin-Weißensee, Berliner Allee 270, 13088 Berlin, Tel.: (030) 962410 | Berlin-City, Lietzenburger Str. 44-46
10789 Berlin, Tel.: (030) 212850 | Berlin-Neukölln , Saalestr. 5-6, 12055 Berlin, Tel.: (030) 682860
Luckenwalde, Gottower Str. 22b, 14943 Luckenwalde, Tel.: (03371) 6050 | [email protected]
55
BUCHTIPP
RAUMIDEEN
BUCHTIPP
30 YEARS OF PORTRAITS
Kreativatlas für Möbel und Einbauten
Fotografien von George Holz
Wohnraum ist knapp. Und selbst, wenn man ein Haus besitzt oder in einer
größeren Wohnung lebt – um Stauraum ist man immer verlegen. Folglich
sind gute Ideen gern gesehen, Räume zu schaffen, die einem helfen, die
Wohnfläche optimal zu nutzen, alle Dinge des täglichen Lebens praktisch
und formschön um sich zu organisieren.
Holz Hollywood ist die wahre Hollywood-Geschichte des Fotografen
George Holz – Protegé von Helmut Newton und einer der berühmten
„Three Boys from Pasadena“. Holz Hollywood erzählt eine faszinierende
Geschichte anhand von Porträtaufnahmen von Stars aus mehr als drei
Jahrzehnten. Renate Gruber beschreibt seine Bilder als „unbeschreiblich
elegant in einer höchst europäischen Art und Weise“; diese „ausgelesenen
Bilder“ sind voller „Anziehungskraft“ und „stehen über der Realität“. Holz
Hollywood vermittelt seine „tiefempfundene Bewunderung und Respekt“
für seine Sujets und präsentiert Porträts der weltbesten Filmstars, Sportler
und Musiker. Holz‘ Porträts bilden zusammen ein veritables „Who’s Who“
der Hollywood-Elite, mit Fotos unter anderem von Angelina Jolie, Jack
Nicholson, Cameron Diaz, Madonna, Brad Pitt oder Antonio Banderas.
Mit Holz Hollywood öffnet der Grammy Award-Gewinner George Holz
einen intimen Blick auf eine glamouröse Welt.
Da kommt ein neuer Wohn-Ratgeber gerade recht: „Raumideen – Kreativatlas
für Möbel und Einbauten“ ist ein großartiger Ideenfundus mit umsetzbaren
Beispielen für Bauherren und Planer. Autor Andreas K. Vetter portraitiert
über 160 Projekte und Werke von Architekturbüros und Innenarchitekten,
denen es gelungen ist, außergewöhnliche, stilvolle und dabei äußerst platzsparende Lösungen zu finden. Mangelnder Stauraum, verwinkelte Räume
und knappe Eingangsbereiche verlangen nach individuellen Multifunktionslösungen. Sei es im Koch-/Essbereich, im Schlafzimmer oder auch im
Badezimmer – es sind durchweg Lösungen mit faszinierenden Details und
überraschenden Einbauten, die Vetter beschreibt. Klar nachvollziehbar und
verständlich durch illustrierte Grundrisspläne und Projektbeschreibungen.
Dabei steht Raumideen für „Individualität gegen Standard“ und „Differenzierung statt Vereinheitlichung“.
Andreas K. Vetter
Raumideen – Kreativatlas für Möbel und Einbauten
2015. 192 Seiten, 632 Farbfotos, 25 x 28 cm, Flexcover
Euro [D] 49,95 / Euro [A] 51,40
ISBN: 978-3-7667-2148-8
56
Holz Hollywood – 30 Years of Portraits
Fotografien: George Holz
Vorwort von Renate Gruber
Gestaltung: John Heiden for Smog Design, Inc. L.A. Text in Englisch
304 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
164 Schwarz-Weiß-Fotografien, 85 Farbfotografien
Erschienen bei Daab, ISBN 978-3-942597-32-6, 79 Euro
BUCHTIPP
RADIKAL MODERN
Planen und Bauen im Berlin der 1960er Jahre
Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in der Berlinischen Galerie,
vom 29.05. bis 26.10.2015.
Zerstört im Zweiten Weltkrieg und durch den Mauerbau geteilt, erlebte Berlin
in den 1960er Jahren einen wahrhaften Bauboom. Beflügelt von Aufbruchstimmung und Technikeuphorie entwarfen Städtebauer und Architekten
radikal neue Lebensräume für eine moderne Gesellschaft. Als inhuman und
unansehnlich kritisiert, sind wichtige Zeugnisse dieser Bauepoche heute
verschwunden oder vom Abriss bedroht. Diese Publikation wirft erstmalig
einen näheren Blick auf den Entstehungskontext, die formalen Aspekte und
internationalen Bezüge der für Ost- und West-Berlin entwickelten Bauten
und Visionen. Bis heute prägen Architektur und Städtebau der sechziger
Jahre mit das Stadtbild. Bekannte und neu entdeckte Originalmaterialien,
die hier dokumentiert sind, verdeutlichen politische, gesellschaftliche und
bautechnische Visionen für den Aufbau einer zerstörten und durch den
Mauerbau gespaltenen Metropole. Anhand ausgewählter Planungen werden Fragen nach Zielsetzungen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden in
Ost- und West-Berlin gestellt. Darüber hinaus wird aufgezeigt, inwieweit
die Entwürfe eine internationale Vernetzung erkennen lassen oder sich
Kenntnisse des internationalen Baugeschehens niederschlagen konnten.
Radikal Modern – Planen und Bauen im Berlin der 1960er Jahre
Hrsg.: Thomas Köhler und Ursula Müller für die Berlinische Galerie
208 Seiten mit 245 meist farbigen Abbildungen
Format 23 × 27 cm Paperback, 39,80 Euro (D), ISBN 978 3 8030 0792 6
57
DESIGN AUS BERLIN
Läufer+Keichel: Layer, Foto: Offecct
Läiufer+Kreichel: Satsuma, Foto: schneiderschram
DIE FREIFORMER
Das Designerpaar Julia Läufer und Marcus Keichel ist fasziniert von der Ausdrucksvielfalt von Sitzmöbeln
Designer bekommen oft die Frage gestellt: „Warum gestaltet ihr immer wieder neue Stühle?“
Marcus Keichel vom Berliner Designstudio
Läufer+Keichel antwortet mit einer Gegenfrage: „In welcher Epoche sollte man denn die Zeit
anhalten, um Stühle herzustellen? Die Menschen
produzieren auch ständig neue Musiksongs, Filme
oder Texte“. Ein Stuhl ist für Marcus Keichel nicht
einfach ein Werkzeug zum Sitzen. Das Möbel ist
immer auch elementarer Ausdruck der Zeit und
ein Symbol für unser Miteinander.
Auf der gestalterischen Ebene gehört der Stuhl
zu den reizvollsten Aufgaben überhaupt. „Es gibt
kaum ein Objekt, wo man so skulptural und bildhaft arbeiten kann“, sagt Keichel. Wie frei die Gestaltungsmöglichkeiten beim Stuhl sind, zeigt der
Nonoto, den Läufer + Keichel für den Hersteller
Zeitraum entworfen haben. Es gibt keine gerade
Fläche oder rechten Winkel. Die Designer kreieren
eine Freiformfigur, in der alles fließt und strömt.
Das Design findet für die beiden Berliner Gestalter
aber nicht nur auf der bildlichen Ebene statt. „Wir
müssen auch Dinge wie Sitzkomfort oder Statik
in den Griff bekommen. Auch die Konstruktion
58
des Möbels ist wichtig, vor allem dann, wenn es in
Serie gehen soll“, sagt Keichel. Das Studio versteht
sich nicht als Manufaktur, sondern sieht sich dem
Industriedesign verpflichtet.
Läufer+Keichel: Nonoto, Foto: Zeitraum
Marcus Keichel, Juiia Läufer, Foto: Läufer+Keichel
Im Jahr 2000 haben Julia Läufer und Marcus Keichel in Berlin ihr Designstudio gegründet. Die
beiden Gestalter arbeiten von Anfang an als Paar,
was derzeit gerade unter Designern der jüngeren
Generation ein Erfolgsmodell geworden ist. Prominente Beispiele sind GramFratesi, Raw Edges
oder DoshieLevien. Marcus Keichel glaubt, dass
die Paarkonstellation die Arbeit und den Austausch über die Entwürfe intensiviert: „Wenn man
den Lebensstil eines Entwerfers teilt, entsteht etwas, das über die Familie hinausgeht. Das beflügelt
ungemein“. Marcus Keichel hat Architektur und
Industriedesign studiert. Julia Läufer kommt aus
dem Mode- und Textilbereich und bringt so eine
ideale Ergänzung in die Arbeit ein. Stühle und
Sessel sind ähnlich wie Kleidung nah am Körper
dran. Sitzmöbel wie der Loungesessel Layer sind
oft auch textile Produkte.
www.laeuferkeichel.de
© Phillipp Rohner
KURZINTERVIEW
Francesca Ferguson
Die Fragen beantwortet
Francesca Ferguson, Initiatiorin und Kuratorin von Make
City, dem Festival für Architektur und Andersmachen, das ab
dem 11. Juni drei Wochen lang
in ganz Berlin drängende Fragen
zu Stadtentwicklung und Architektur in den Blick rückt.
STAN
ATTRAKTIVER
HOCHSTAPLER
Sechs Fragen an
Francesca Ferguson
CUBE: Was sind Ihre drei Lieblingsorte in Berlin?
Die ganze Strecke Wrangelstrasse, Gleisdreieckpark und die Spreekanäle,
von den Ufern in Schöneberg bis zur Rummelsburger Bucht.
Was sind für Sie die Architektur-Highlights in der Stadt?
Für mich gibt es keine Highlights, sondern Leuchttürme zu entdecken,
die für eine andere Architektur stehen – und dies oft in nicht besonders
großem Massstab wie zum Beispiel „Urbaner Holzbau“, ein sieben stöckiges Familienhaus von Kaden + Partner, oder „3x Grün“ von Roedig
Schop in Pankow, dann die Kapelle der Versöhnung aus Lehm von Rudolf Reitermann and Peter Sassenroth am ehemaligen Mauerstreifen;
die Wiederentdeckung und grossartige Umwidmung der 60erJahre St.
Agnes Kirche in Kreuzberg in eine Galerie und kulturelle Drehscheibe,
umgesetzt von Johann König, Arno Brandlhuber und Robert Neun TM.
Was sollte in der Stadt noch passieren?
Es sollte eine klare und transparente Linie bei der Liegenschaftspolitik für
öffentliche Grundstücke in Berlin geben, um den schnellen Verkauf an meistbietende Investoren zu vermeiden und sozialunternehmerische Mischungen
zuzulassen. Und es sollte für die Stadtentwicklung einen Urban Think Tank
geben, bestehend aus den Vermittlern und Mediatoren in der Stadt, die sich
prekär und freiberuflich für intelligentere Entwicklungskonzepte einsetzen.
Was ist Ihre persönliche Bausünde in Berlin?
Es gibt einige! Der Abriss des Ahornblatts Ecke Fischerinsel in 2000 gegen
alle Proteste, die Entfernung der grossartigen 60er Jahre Modular-Fassade
am Kaufhof am Alex, den Palast-Abriss für die spießige Rekonstruktion
des alten Schlosses und einen zentralistischen Ethno-Kulturkolonialismus
„Humboldtforum“ in Mitte. Und die parallelen Rechtfertigungen für die
Schließung einer kulturellen Perle: das Ethnologische Museum in Dahlem.
Was ist ihr Lieblingsrestaurant?
Neu entdeckt habe ich gerade „The Long March Canteen" in der Wrangel­
strasse: Chinesische Köstlichkeiten ohne sticky rice. Den Prater schätze ich
für die Bodenständigkeit mit Klößen, das Café Einstein als Dauerklassiker.
Wie sind Sie in der Stadt unterwegs?
Täglich mit dem Fahrrad vom Prenzlauer Berg nach Treptow, außerdem
mit der S-Bahn und zu Fuß.
WWW.KFF.DE
59
RESTAURANTTIPP
AMERIKANISCH ESSEN, FINNISCH SITZEN
Mit Tapiovaara-Möbeln bietet das Deli in Mitte Food- und Designgenuss gleichermaßen
Das Mogg & Melzer in der ehemaligen jüdischen
Mädchenschule in der Auguststraße ist in den
Mittagsstunden immer rappelvoll. Man trifft
hier auf die mittlerweile für Mitte so typische
internationale Mischung aus jungen Leuten.
Während nebenan im Pauly Saal die Prominenz
Sterneküche genießt, geht es im Mogg & Melzer kulinarisch bescheidener zu. Im Mittelpunkt
der Speisekarte steht ein deftiges, nicht gerade
kalorienarmes Gericht, das man aus New York
kennt: das Pastrami-Sandwich mit Krautsalat
und Gurke. Pastrami ist ein geräuchertes und
gewürztes Rindfleisch, meistens aus der Schulter.
In der jüdisch-amerikanischen Esskultur wird
die Pastrami als Brotbelag verzehrt. Die New
York Times bescheinigte der Berliner Variante dieses Klassikers eine Qualität, wie man sie
selbst in der Metropole am Hudson River nur
selten antrifft.
Die beiden Betreiber Oskar Melzer und Paul
Mogg haben ihr Lokal Ende 2012 als traditionellen
Deli eröffnet. Sein Sandwich verspeist der Gast
im Mogg & Melzer auf Stühlen und Tischen aus
der Pirkka Serie von Ilmari Tapiovaara. Der 1999
60
verstorbene finnische Architekt und Designer ist
eine der wichtigsten Figuren des europäischen
Designs. Tapiovaara arbeitete für Alvar Aalto
und Corbusier, stand in Kontakt zu Mies van der
Rohe. Zu seinen Schülern zählt Eero Aarnio. Die
Inneneinrichter kombinieren die Designklassiker
mit Leuchten von Tom Dixon und Fotografien
Fotos: Steve Herud
der amerikanischen Künstlerin Sharon Lockhart.
Food-, Design- und Kunst ergeben im Mogg &
Melzer eine stimmige Einheit, wie man sie in
diesem Gastrosegment in Berlin immer noch zu
selten findet.
www.moggandmelzer.com
Wir suchen Sie !
CUBE – Das Berliner Magazin für Architektur,
modernes Wohnen und Lebensart sucht ab sofort eine/n
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Sie haben eine angenehme Ausstrahlung und eine Affinität zu
unseren Themen Architektur und modernes Wohnen? Sie kennen
sich in der Stadt gut aus und sind bestens vernetzt? Zudem verfügen Sie über ein überzeugendes Beratungs- und Verkaufstalent?
Dann rufen Sie uns bitte an.
Ihr Ansprechpartner:
Herr Gerrit Menke – Telefon 0211 650 264-12
oder schreiben ein E-mail an [email protected]
www.cube-magazin.de
Das Berliner Magazin
für Architektur,
modernes Wohnen
und Lebensart
© Nils Krueger
© Dirk Laessig
MOBILITÄT IN METROPOLEN (SERIE)
BERLIN SETZT AUF E-MOBILITÄT
Modellprojekte untersuchen die Alltagstauglichkeit von E-Fahrzeugen
Beispiel Potsdamer Platz: Im Rahmen des
gleichnamigen Projekts wird ein neues Mobilitätskonzept erarbeitet, das Firmen und Anwohnern den Zugang zu elektrisch betriebenen
Fahrzeugen erleichtern soll. So ist hier etwa ein
Forschungsprojekt zum „Pendeln und Laden“
mit Audi e-tron-Elektrofahrzeugen ansässig.
Die begleitenden Analysen zur Nutzerakzeptanz
62
© Berlin Partner
Luftverschmutzung und Fahrverbote in den Metropolen gehören in China oder Indien zum Alltag, auch in den Ballungszentren Europas werden
immer höhere Emissionswerte gemessen. Langfristig könnten alternative Antriebskonzepte der
zunehmenden Luftverschmutzung durch den
Personen- und Güterverkehr entgegenwirken.
Elektromobilität ist ein vielversprechendes Konzept. Die Bundesrepublik hat bereits 2012 vier
Regionen in Deutschland als Schaufenster Elektromobilität ausgewählt – darunter auch BerlinBrandenburg. Das Ziel der Hauptstadtregion ist
es, Berlin-Brandenburg zu einem international
anerkannten Vorbild der Elektromobilität zu
entwickeln. Koordinator aller Projekte ist die
Berliner Agentur für Elektromobilität eMO.
und zum Vertrauen in die neuen Technologien
sollen helfen, das Mobilitätsangebot samt Planung und Management weiter zu verbessern.
Der Paketdienstleister GO! Berlin will mit neuen
elektrisch angetriebenen Lastenfahrrädern seine
innerstädtischen Transporte umgestalten und die
bisher verwendeten normalen Lastenräder ersetzen. Die maximale Zuladung der E-Bikes in der
Paketzustellung liegt bei rund 100 Kilogramm.
Reichweite und Geschwindigkeit scheinen mit
bis zu 250 Kilometern bei rund 25 km/h für die
© Pedro Becerra
© Kai Strasser
© STAGEVIEW.de
© Pedro Becerra
MOBILITÄT IN METROPOLEN (SERIE)
Wie Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr eingesetzt werden kann, untersucht
das Projekt E-Bus-Berlin: Ab Sommer fährt die
Linie 204 der Berliner Verkehrsbetriebe mit kabelloser Ladetechnik durch die Hauptstadt.
Der Modelversuch Pedelec-Korridor konzentriert
sich auf zweirädrige E-Mobilität – die Nutzung
von Pedelecs im städtischen Alltagsverkehr soll
bis Herbst 2015 erprobt, erforscht und gefördert
werden. Erklärtes Ziel: den Pendlerverkehr möglichst vom PKW aufs E-Rad zu verlagern. Die
Installation von Pedelec-Parkmöglichkeiten an
© Bombardier
Stadtlogistik prädestiniert. Insgesamt setzt das
Unternehmen in Berlin bislang 30 Lastenräder
ein, zwei davon fahren nun elektrounterstützt.
Bis Jahresende rechnet GO! Berlin damit, rund
50 Prozent ersetzt zu haben.
verschiedenen S- und U-Bahnhöfen sowie an
zentralen Punkten und auf Betriebsgeländen soll
ein sicheres Abstellen der Pedelecs ermöglichen.
Berlin ist außerdem einer von weltweit zehn Austragungsorten der neuen 100 Prozent elektrischen
Rennserie Formel E. Die Formel-E-Rennboliden
erreichen Geschwindigkeiten von mehr als 220
Kilometern pro Stunde – mit null Emissionen.
www.emo-berlin.de
63
E-MOBILITÄT (SERIE)
FORMEL 1 AUS DER STECKDOSE
Fotos: Barbara Brubacher
Der ehemalige Flughafen Tempelhof bot für das erste deutsche Rennen der Formel E eine imposante Kulisse
Mit einem hohen Sirren gleich futuristischen
Raumfahrzeugen schossen die E-Rennwägen
auf dem vom portugiesischen Streckenarchitekt
Rodrigo Nunes gestalteten, rund dreieinhalb Kilometer langen und kurvenreichen Rundkurs an
den Zuschauern vorbei. Spannend waren die Boxenstopps, bei dem alle Fahrer möglichst schnell
in ein aufgeladenes Zweitfahrzeug umsteigen
mussten, und waghalsige Überholmanöver
wie bei der Formel 1. Weil auf dem ehemali64
©fia formula-e
Ausverkauft – das erste Rennen der Formula E
in Berlin-Tempelhof im Mai 2015 war ein voller Erfolg. So sehr, dass Serienchef Alejandro
Agag darüber nachdenkt, nächstes Jahr sogar
zwei Rennen an zwei aufeinanderfolgenden
Tagen in der Hauptstadt zu veranstalten. Die
Elektro-Boliden der Formel E mit ihrer enormen
Schubkraft und Spitzengeschwindigkeiten von
225 km/h zogen Tausende Interessierte auf den
Schauplatz des ersten deutschen Austragungsorts. Der 1924 errichtete und 2008 stillgelegte
Flughafen Tempelhof bot dafür eine interessante
Kulisse, samt Media-Center im alten FlugzeugHangar und Fanmeile in der alten Abflughalle.
gen Rollfeld nichts verschraubt werden durfte,
entwickelte Track Designer Nunes dafür eigens
„integrated curbs“ in gelb/rot. Die Zugpferde
der neuen Formel E sind Ex-Formel 1-Fahrer
wie Jarno Trulli oder Bruno Senna, Neffe des
legendären Ayrton Senna.
www.fiaformulae.com
© Barbara Brubacher
E-MOBILITÄT (SERIE)
BRUNO SENNA IM GESPRÄCH
Fotos: Cornelia von Schaabner
Formel E-Pilot Bruno Senna sieht großes Entwicklungspotential für die Formel E in Berlin
CUBE: Mehrere Jahre waren Sie Formel 1-Pilot. Nun sind Sie erstmalig in dieser Saison
als Formula E-Fahrer gestartet. Was hat Sie
dazu motiviert?
Bruno Senna: Meine Motivation dafür ist, dass
die Formel E eine starke Rennserie ist, der ich
einen starken Boom prophezeie.
Der erste Formel E-Grand Prix hat in Berlin
Tempelhof stattgefunden. Wie gefällt Ihnen
die Rennstrecke?
Ich bin sehr beeindruckt von der Architektur,
besonders auch von der Geschichte. Aus Fahrersicht ist diese Rennstrecke ein wirklicher
Circuit im Gegensatz zu vielen Stadtstrecken.
So entstand in Tempelhof eine herausfordernde
Rennstrecke.
Kennen Sie ein wenig Berlin?
Ich habe leider nur wenig von Berlin gesehen.
Bei meiner Ankunft habe ich das Brandenburger Tor und das Holocaust-Denkmal gesehen.
Berlin fasziniert mich sehr und erinnert mich
an Montreal.
Sie sind gebürtiger Brasilianer. Ihre Landsleute sind sehr Design zugewandte Menschen.
Haben Sie eine Vorliebe für Architektur und
Design?
Ich schätze Architektur. Momentan lebe ich in
Monaco. Dort ist es schwierig, ein eigenes Haus
zu bauen. Ich skizziere und simuliere gerne Objekte auf dem PC. Das ist der kreative Part in mir.
Was ist Ihr persönlicher Design-Stil?
Ich mag offene Räume mit viel Licht mit einem
kühlen Touch, großen Fenstern und viel Stein!
Wenn ich ein Strandhaus baue, wird dies kein
traditionelles, sondern eines aus dunklem Holz
und mit kontrastreichem Mobiliar sein.
Elektro-Autos und die Formel E stellen die
Mobilität der Zukunft in Sachen Nachhaltigkeit dar. Welche Bedeutung messen Sie den
nachhaltigen Aspekten in Ihrem Alltag zu?
Ich versuche, dem Planeten ein wenig zu helfen,
indem ich besonders achtsam bzgl. des Wasser-,
Strom- und Abfallverbrauchs bin. Davon können
auch meine Gäste ein Lied von singen, wenn sie
den Wasserhahn bei mir laufen lassen.
Mit dieser Einstellung sind Sie ein glaubwürdiger Botschafter von Marc O`Polo, deren Unternehmensphilosophie seit jeher auf einen vernünftigen Umgang mit der Natur setzt. Fahren
Sie auch ein Elektro-Auto in ihrer Freizeit?
Ich liebäugel mit Tesla. Doch in Südfrankreich,
wo ich lebe, ist dies leider kein praktisches Auto,
da es wenig Aufladestationen für E-Fahrzeuge
gibt. Ich fahre einen GTI, der ist praktisch.
Das Münchner Unternehmen Marc O`Polo ist
mit Ihnen kürzlich eine Partnerschaft eingegangen. Dies ist das erste Motorsportsponsoring der Fashion-Marke. Wie kam es zu
diesem Schritt?
Es freut mich sehr, dass Marc O`Polo Interesse
an der Formel E zeigt. Die Zusammenarbeit mit
dem Marc O`Polo-Team ist ausgesprochen gut
und zunächst nur für dieses Rennen angelegt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Cornelia von Schaabner
65
KUNST UND KULTUR
Hélène Binet: Peter Zumthor, Therme Vals,
Schweiz, 2006, © Hélène Binet
Hélène Binet: Zaha Hadid, Riverside Museum, Glasgow (Großbritannien), 2011, © Hélène Binet
DIALOGE
Bild-/Textquelle: Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Fotografien von Hélène Binet
Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Berlin zeigt Schlüsselmomente aus der künstlerischen Laufbahn von Hélène Binet, die zu den
international erfolgreichsten Architekturfotografinnen der Gegenwart zählt. In der von Binet
selbst konzipierten Ausstellung stellt die Künstlerin Aufnahmen von Bauten der Architekten
John Hejduk, Le Corbusier, Peter Zumthor und
Zaha Hadid jeweils in eine Beziehung mit ihren
Fotografien eines anderen Gebäudes oder einer
Landschaft. Die daraus resultierenden künstlerischen Dialoge zwischen den Arbeiten betonen
die atmosphärischen Eigenheiten der Bauwerke ebenso wie die einzelnen, meist abstrakten
Bildkompositionen.
„Hélène Binets künstlerische Vorgehensweise,
sich vor Ort tagelang mit einem Gebäude auseinanderzusetzen und durch Entschleunigung
eine intensivierte Wahrnehmung zuzulassen,
wirkt in einer immer schnelllebigeren Welt
beinahe provokativ. Die Bedeutung, die Licht
und Schatten sowie ungewöhnliche Perspektiven in ihren Fotografien einnehmen, lässt eine
Nähe zum Werk des Bauhaus-Lehrers László
66
Hélène Binet: Zaha Hadid, Maxxi Museo nazionale delle Arti del XXI secolo, Rom (Italien), 2009
© Hélène Binet
KUNST UND KULTUR
Heute wie zu Beginn ihrer Karriere vor 26 Jahren
fotografiert Binet analog, meist in Schwarz-Weiß.
Beides betrachtet sie als künstlerisches Mittel der
Reduktion. Ihre Bildkompositionen sind präzise
Entscheidungen für den optimalen Ausschnitt
und den richtigen Moment. „Fotografieren ist
eine Rahmung der Welt, um besondere Aspekte
zu untersuchen. Dabei entstehen Verbindungen
und Dialoge zwischen Materialien, Linien, Licht
und Schatten, Bildebenen, Formen und Strukturen, die zu einer eigenen Welt mit einer eigenen
Geschichte werden. Diese den Fotografien innewohnende Kraft der Verbindungen und Assoziationen wollte ich in der Ausstellung durch ein
dialogisches Ausstellungskonzept noch verstärken“, kommentiert Hélène Binet.
Hélène Binet: Peter Zumthor, Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln, Deutschland, 2007
© Hélène Binet
Moholy-Nagy erkennen, dem es ebenfalls darum
ging, neue Sinneserfahrungen zu ermöglichen“,
erklärt Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin des
Bauhaus-Archivs.
Bevor Binet sich der Architekturfotografie zuwandte, war sie als Theaterfotografin tätig und
entwickelte dabei ihr besonderes Gespür für die
ästhetische und psychologische Bedeutung von
Licht- und Schatteneffekten bei der Erfahrung von
Raum. Sie arbeitete mit Zaha Hadid, John Hejduk,
Daniel Libeskind, Caruso St John, Peter Eisenman,
Peter Zumthor oder David Chipperfield. Darüber
Hélène Binet: Atacama Wüste, Chile, 2013,
© Hélène Binet
hinaus fotografierte sie historische und moderne
Architektur von Andrea Palladio und Nicholas
Hawksmoor bis hin zu Alvar Aalto, Le Corbusier
und Sigurd Lewerentz. „Dialoge – Fotografien
von Hélène Binet“ ist ihre erste museale Einzelausstellung in Deutschland.
Ausstellungsdauer: bis 21. September 2015
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Klingelhöferstraße 14, 10785 Berlin
www.bauhaus.de
Konzentration aufs Wesentliche
ZEITLOSE ELEGA NZ FÜR WERTE,
MIT DENEN M A N L A NGE LEBT
Leipziger Platz 3 | 10117 Berlin | Telefon +49 (0) 30.20 21 66 36 | www.siematic-am-leipziger-platz.de
Öffnungszeiten: Montag - Freitag: 10 - 19 Uhr | Samstag: 10 - 14 Uhr und nach Vereinbarung.
KUNST UND KULTUR
Frank Lloyd Wright - Residenz in Oak Park, Illinois, 1907, Feder, Pinsel, Tinte auf Papier, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
AMERICAN PERSPECTIVES
Bild-/Textquelle: Tchoban Foundation
from Classic to Contemporary Die Tchoban Foundation präsentiert handgezeichnete Welten von herausragenden amerikanischen Architekten und Architekturzeichnern
des 20. und 21. Jahrhunderts. In den USA ist
die Kunst der Architekturdarstellung zu einer
hohen Eigenständigkeit und Perfektion gelangt,
die die Werke amerikanischer Architekturzeichner bis heute ausmachen. Wettbewerbsbeiträge
und Zeichnungen realisierter Projekte, wie auch
zahlreiche Architekturfantasien repräsentieren
die Vielfalt der Darstellungstechniken führender amerikanischer Vertreter, wie Frank Lloyd
Wright, Richard Neutra, Lebbeus Woods, Hugh
Ferriss oder Achilles Rizzoli.
Die Ausstellung zeigt, welchen Einfluss der
zeichnerische Stil auf die Gestaltwerdung von architektonischen Ideen hat, und veranschaulicht
die Rolle, die dem künstlerischen Ausdruck der
Architekturpräsentation zukommt. So sind beispielsweise bei Hugh Ferriss Zusammenhänge
zwischen seinen Fantasien, den Stadtlandschaften von New York und den Auftragsarbeiten, die
er als gefragter Zeichner für andere Architekten
gefertigt hat, erkennbar. Es ist spannend zu be68
Scott Tulay - coal firing, 2009, Kohle, Pastell, Bleistift, Tusche auf Zeichenkarton, © Scott Tulay
obachten, wie sich der in den Hochhausfantasien
– bekannt vor allem durch das 1929 erschienene
Buch „The Metropolis of Tomorrow“ – entwickelte und sofort wiedererkennbare Zeichenstil
KUNST UND KULTUR
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre gründeten
führende Architekturzeichner die American
Society of Architectural Perspectivists (heute
American Society of Architectural Illustrators
ASAI). Diese weltweit einmalige Organisation ist auch für ausländische Mitglieder offen
und schreibt jährlich den Hugh-Ferriss-Preis
für Architekturzeichnung mit anschließender
Ausstellung der besten eingereichten Arbeiten
aus. Die Schau „American Perspectives“ zeigt
Werke der Hugh-Ferriss-Preisträger Thomas
Schaller, Paul Stevenson Oles und Gilbert Gorski, darüber hinaus Arbeiten von Richard Ferrier,
Steven Quevedo, James Wines, Scott Tulay, Gary
Schuberth und Michael Sorkin, die ebenso für
ihre unverwechselbare Handschrift über die
Grenzen der USA hinaus bekannt sind.
Ausstellungsdauer: bis 20. September 2015
Thomas W Schaller - From the City, 1990
Aquarell © Thomas W Schaller
Gary Schuberth - Balboa Park, 2012
Bleistift auf Papier © Gary Schuberth
in den Auftragsarbeiten wiederfindet. In Frank
Lloyd Wrights früher Federzeichnung ist dagegen der Einfluss der japanischen Baukunst
sowie japanischer Farbholzschnitte erkennbar,
die nicht nur Wrights Art der Darstellung,
sondern auch seine Architektur selbst geprägt
haben. Seit den 80er Jahren spielt die Architekturillustration in den USA eine besondere Rolle:
Tchoban Foundation
Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18a, 10119 Berlin
www.tchoban-foundation.de
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69
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© Monika Rittershaus
© Monika Rittershaus
KUNST UND KULTUR
EINE WOCHE OPERNRAUSCH
Komische Oper Festival vom 5. bis 12. Juli
Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky hat
Jacques Offenbachs Die schöne Helena (10. und
12. Juli) inszeniert. Die Uraufführung am 17.
Dezember 1864 sorgte unter anderem wegen
viel nackter Haut auf der Bühne und Kritik an
der Institution der bürgerlichen Ehe für Furore.
Rabenschwarze italienische Komödie trifft auf
ungarisches Psychodrama – melodientrunkener Puccini auf symbolistisch-abgründigen
Bartók: Der Opern-Doppelabend Gianni Schicchi | Herzog Blaubarts Burg (8. Juli) vereint zwei
meisterhafte Einakter des 20. Jahrhunderts, die
beide 1918 uraufgeführt wurden und doch unterschiedlicher kaum sein könnten. Regisseur
Calixto Bieito setzt sie szenisch zueinander in
Beziehung, der ungarische Generalmusikdirektor Henrik Nánási zeichnet für die musikalische
70
© Gunnar Geller
Auch in dieser Spielzeit lädt die Komische Oper
Berlin am Ende der Saison zu einer Woche Festival: Vom 5. bis 12. Juli sind die Neuproduktionen
der Spielzeit – darunter u.a. Die schöne Helena,
Don Giovanni und Gianni Schicchi | Herzog
Blaubarts Burg – an sieben aufeinander folgenden Tagen noch einmal auf der Bühne zu sehen.
Leitung verantwortlich. Herbert Fritsch hat Don
Giovanni (11. Juli), Wolfgang Amadeus Mozarts
Dramma giocoso, neu inszeniert. Nicht zuletzt
wegen der doppelbödigen Figur des Titelheldens,
der zugleich ewiger Verführer und Versager ist,
war die Oper Inspiration für unterschiedlichste
Lesarten. Fritsch, den an dem Stück vor allem
auch das teuflisch-komische Element im Sinne
des giocoso interessiert, hat in dieser Spielzeit
zum ersten Mal am Haus an der Behrenstraße
gearbeitet.
Karten & Informationen:
www.komische-oper-berlin.de
NEWS
AKTUELLES AUS BERLIN
Stadtentwicklung
© Staatliche Museen zu Berlin / Maximilian Meisse
bauhaus re use © zukunftsgeraeusche
Wettbewerb
© ps wedding
Museen
BAUHAUS-ARCHIV ERÖFFNET AUSLOBUNG DES WETTBEWERBS AUFRUF ZUM ERHALT DES DIESVERANSTALTUNGSPAVILLION
AM KULTURFORUM GEFORDERT TERWEG GYMNASIUMS WEDDING
Ab sofort besitzt das Bauhaus-Archiv / Museum
für Gestaltung, Berlin einen Pavillion für Veranstaltungen und die Museumspädagogik. Der
experimentelle Recycling-Bau „bauhaus re use“
ist aus 100 Metern gläserner Fassade konstruiert,
die 2011 im Zuge der klimatischen Sanierung des
Dessauer Bauhaus-Gebäudes ausgebaut wurden.
Erstmals steht dem Bauhaus-Archiv damit ein
eigener Raum für die theoretische und praktische Vermittlung von Gestaltungsthemen zur
Verfügung.
Aufgrund der Raumnot im denkmalgeschützten
Bestandsgebäude war dies bisher nicht der Fall.
Zum 100-jährigen Bauhaus-Gründungsjubiläum
2019 wird das Bauhaus-Archiv um einen Neubau erweitert. Mit Beginn der Baumaßnahmen
wird der temporäre Veranstaltungsbau wieder
demontiert und an anderer Stelle neu aufgebaut.
Workshops in der Bauhaus-Werkstatt sind ab
jetzt buchbar. Auf dem Programm stehen Gruppenworkshops für Kitas und Schulklassen, für
Studenten und Erwachsene, offene Workshops
für Familien mit Kindern. Ebenso findet das Bauhaus Ferienprogramm für Kinder ab fünf Jahre
in dem neuen Gebäude statt. Der Pavillion wird
auch vermietet.
Das Architekturbüro zukunftsgeraeusche plante „bauhaus re use“ in Zusammenarbeit mit der
Technischen Universität Berlin und Wagner
Tragwerke als Lehrbaustelle.
www.bauhaus.de
Schon lange wird in Berlin nach einer bestmöglichen städtebaulichen Lösung für ein neues Museum der Moderne am Kulturform gesucht. Nach
Jahren der Diskussion steht nun das Geld für
den Beginn der Planungsphase bereit. Die Architektenkammer Berlin hat bereits Vorschläge zur
Durchführung des Wettbewerbs und der damit
verbundenen öffentlichen Diskussion gemacht.
Die Presse hat vor dem Start des eigentlichen
Wettbewerbs verschiedene Entwürfe zur Neugestaltung des Areals verbreitet. Die Architektenkammer Berlin kritisiert diese Vorgänge: „Bei
einem Planungswettbewerb müssen die Entwürfe
nach bestehenden Regeln anonym bleiben. Wer
gegen diese Anonymität verstößt, indem er seine
Ideen vorab an die Presse gibt, gefährdet seine
Teilnahmeberechtigung“, erklärt Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin. „Daran kann niemand, dem die Entwicklung
des Kulturforums ernsthaft am Herzen liegt, ein
Interesse haben.“
Die Architektenkammer Berlin ruft sowohl die
Kollegen und Kolleginnen als auch die Presse und
andere Medien auf, sich bis zur bevorstehenden
Auslobung zurück zu halten und sich nicht weiter
an einem „Vorabwettbewerb“ zu beteiligen. Eine
öffentliche Diskussion kann nach Meinung der
Architektenkammer nur im Rahmen des geplanten Wettbewerbs geführt werden.
www.ak-berlin.de
Seit vier Jahren steht das Diesterweg Gymnasium im Wedding leer. Die Initiative ps wedding
möchte, dass in dem Gebäude 350 preisgünstige Mietwohnungen sowie 3.200 m² für soziale,
kulturelle und öffentliche Nutzungen entstehen.
Im Februar 2014 hat die BezirksverordnetenVersammlung dem Konzept zugestimmt.
Das Grundstück befindet sich im Besitz des Berliner Senats. Die Senatsverwaltung hat sich bis
jetzt noch nicht entschieden, ob sie die Zukunft
des Gebäudes in die Hände der Initiatoren geben
will. Interesse an dem Schulgebäude hat auch die
Wohnungsbaugesellschaft degewo. Mitglieder
von ps wedding haben sich nun mit der degewo
getroffen. Beide Parteien haben beschlossen Mitte Juni dem Senat ein gemeinsam erarbeitetes
Konzept vorzulegen.
ps wedding hat einen Aufruf im Internet zum
Erhalt des Gebäudes gestartet. Dem Aufruf
haben sich bundesweit bereits zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus der Architekturszene angeschlossen. Das Gebäude ist ein weiteres
Beispiel für radikal modernes Bauen in Berlin,
welches derzeit in der Berlinschen Galerie mit
einer großen Ausstellung gewürdigt wird. "Die
orangefarbenen Fassaden-Paneele mit den abgerundeten Kanten und Öffnungen erinnern in
ihrer techno-futuristischen Architektursprache
an die Architekturutopien dieser Zeit und die
frühen Bauten von Norman Foster oder Richard
Rogers," heißt es auf der Internetseite von ps
wedding.
www.ps-wedding.de
71
VERANSTALTUNGEN
VERANSTALTUNGEN IN BERLIN
Zeitraum: bis 12.07.2015
DIE 13. OPEN-AIR-GALLERY 2015 AUF DER OBERBAUMBRÜCKE
Die Oberbaumbrücke wird am
Sonntag den 5. Juli wieder für den
Verkehr gesperrt und zeigt sich der
Stadt von ihrer schönsten Seite.
Zum 13. Mal eröffnet über der Spree
zwischen den Ortsteilen Kreuzberg
und Friedrichshain die Open-AirGallery, Berlins größte Ausstellung
unter freiem Himmel. Präsentiert
wird die diesjährige Auswahl von
über hundert internationalen Kün­
stlerInnen, die ihre Werke an diesem besonderen Ort ausstellen.
Die Open-Air-Gallery bietet ein
Forum für jeden, ob Kunstkritiker
oder Sonntagsspaziergänger, über
die Kunst ins Gespräch zu kommen.
Galeristen haben hier die Möglichkeit, auf ganz anderem Wege junge
KünstlerInnen zu entdecken. Das
Spektrum der Arbeiten reicht von
der klassischen Schule über PopArt und Surrealismus bis zu experimentellen, modernen Werken,
Street- und Urbanart.
Versanstaltungsdatum: 05.07.2015
www.openairgallery.de
72
zu fördern und mit einer Ausstellung ins öffentliche Bewusstsein zu
tragen, ist stets eine Kampfansage
gegen die Übermacht banaler Werbebilder, die einem ganzen Berufsstand drohen, zu kompromittieren.
Wieder bildet Berlin den Auftakt
dieser inzwischen viel beachteten
Schau, die weitere Stationen in
Nürnberg, Luzern und Wien haben
wird.
Kulturforum
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
www.smb.museum
www.100-beste-plakate.de
Gestalter: gggrafik (Götz Gramlich).
D Heidelberg. Plakat: Kontrastmittel.
Auftraggeber: David Kirchner, Mannheim. Druckerei: flyeralarm GmbH,
Würzburg. Format: A1 / Drucktechnik:
Offsetdruck / Kurzerläuterung des
Gestalters/Einreichers: Plakat für
ein Konzert im Waschsalon: Klassische trifft auf elektronische Musik.
Kategorie: A.
100 BESTE PLAKATE 14.
DEUTSCHLAND ÖSTERREICH SCHWEIZ
Zum 9. Mal werden am Kulturforum die Ergebnisse des Wettbewerbs um die 100 besten Plakate
eines Jahres gezeigt. In Kooperation mit dem Verein „100 Beste Plakate e. V.“ präsentiert die Kunstbibliothek die von einer unabhängigen Jury prämierten Arbeiten aus
dem Jahre 2014. Die gestalterische
Vielfalt erfreut auch in diesem Jahr
und macht einmal mehr deutlich,
wie lebendig das oft tot gesagte Medium Plakat ist. Seit dem späten 19.
Jahrhundert werden Plakate in der
Kunstbibliothek gesammelt und bis
heute richtet sich das Interesse nicht
nur auf historische Zeugnisse der
Werbung, sondern stets auch auf
die Gegenwart. Nach wie vor ist die
Sammelintention von dem Blick auf
Beispiele vorbildlicher Gestaltung
gelenkt, einem Blick, der auch stets
Antrieb für diesen seit nunmehr 49
Jahren stattfindenden Wettbewerb
ist. Sein Anspruch, gute Gestaltung
Sommerfest
SUMMER IN THE CITY –
INTERNATIONALES SOMMERFEST
Unter dem Motto „Summer In The
City“ werden auch in diesem Jahr
die weltweit bekannten Einkaufsstraßen der Metropolen Paris, Moskau, London, New York, Rom, Wien
und Peking in einem landestypischen Ambiente präsentiert und
bieten Spezialitäten, Kultur und
Kunsthandwerk ihrer Heimatländer
an. In diesem Jahr stehen neben den
internationalen Partner-Boulevards
das 15. Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin – London und die
20jährige Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Prag im Mittelpunkt der Veranstaltung. Die Boulevards werden mit typischen Spezialitäten wie „Fish and Chips“ aus
London, ausgewählten Whiskysorten aus New York, Kaiserschmarn
und Deftigem aus dem Wiener
Viertel, Wein, Käse und Meeresfrüchten aus Paris sowie Pizza und
Pasta aus Italien auf dem Fest präsentiert. Ergänzt wird das Ganze
mit einem abwechslungsreichen
Kulturprogramm.
Fotoausstellung
© Amaury Wenger
© gggrafik /100 Beste Plakate e. V.
Plakatausstellung
© Stadtteilausschuß Kreuzberg e.V.
Open-Air-Galerie
Der Robert-Koch-Saal: Der Namensgeber hielt allerdings seinen berühmten
Vortrag nicht in diesem Hörsaal.
AMAURY WENGER:
BEYOND THE BLINDS –
FOTOAUSSTELLUNG ZUM
ROBERT-KOCH-FORUM
Das Deutsche Technikmuseum
präsentiert die Foto-Sonderausstellung „Beyond the blinds“ (Jenseits
der Jalousien) von Amaury Wenger.
Sie ist eine Zeitreise durch das traditionsreiche Robert Koch-Forum.
Dem Architekturfotografen Wenger bot sich im September 2013 die
einmalige Möglichkeit, die verlassenen Labore und Studienplätze des
historischen Robert-Koch-Forums
in der Berliner Dorotheenstraße,
kurz vor der Übernahme durch die
Arcadia Berlin Stiftung zu fotografieren. Mit 17 ausgewählten Fotografien, lädt Amaury Wenger den
Betrachter ein, hinter die Jalousien
zu schauen, den verblassenden Spuren vergangenen Lebens durch die
verlassenen Räume zu folgen und
die Aura dieser berühmten Berliner
Lehranstalt nachzuempfinden. Inszeniert in einer Labor-Atmosphäre, fügen sich in der Ausstellung die
Aufnahmen zu einer einmaligen
und eindrücklichen Momentaufnahme einer Vergangenheit, die
wohl bald in Vergessenheit geraten
wird.
Zeitraum: 31.07. – 16.08.2015
Zeitraum: bis 2. August 2015
Breitscheidplatz an der Kaiser-Wil-
Deutsches Technikmuseum / Galerie
helm-Gedächtniskirche, 10789 Berlin
der Fototechnikausstellung
www.sdtb.de
www.sdtb.de
Als zusätzlichen Service bieten wir
Ihnen in jeder Ausgabe unseres
CUBE Magazins auch eine Gewerkeliste von ausgewählten Objekten.
Von Architekten über Sanitär- bis
hin zu Heizungsfirmen finden Sie
hier schnell und bequem Unternehmen, die am Bau der jeweils vorgestellten Gebäude beteiligt waren.
© Stefan Müller
© Gewers Pudewill Architekten
Am Projekt
beteiligte
Gewerke
© Harry Weber
GEWERKELISTE
Seite 4
Architekt:
Gewers Pudewill Architekten
Seite 11
Architektur:
brh Architekten + Ingenieure
Seite 16
Architekten:
rundzwei
www.gewers-pudewill.de
www.brh-berlin.de
www.rundzwei.de
Fenster:
Manfred Friedrich Metallbau
Tischlerarbeiten/Innentüren:
Bau- und Möbeltischlerei
Andreas Tischer
Schalterprogramm:
Jung
Zimmermann:
Bernd Evers Zimmerei Tischlerei
www.friedrichmetallbau.de
Fassade/Kunststoffboden:
Pilgrimowski & Sohn Bau
Maler- & Lackierermeister P. Heinrich
Metallbau:
Nautilus Treppen
www.jung.de
Leuchten:
Tobias Grau
www.zimmerei-evers.de
Dachdecker:
Preiß Zühlsdorf
Solartechnik:
Elektro Schlecht
www.suntrol-portal.com
Fensterbau:
Heli Fenster
www.nautilus-treppen.de
www.tobias-grau.com
MAR Türen & Tore
Fliesen/Fassade:
Fliesenlegermeister Behrendt
Naturstein:
Verde Andeer
Sanitär:
Antonio Lupi
www.fliesenlegermeister-behrendt.de
www.antoniolupi.it
Elektro:
Elektro Fischer
Villeroy & Boch
Sanitär:
Reiko Priebe Sanitherm
Elektro:
Lademann Elektroanlagen
www.villeroy-boch.de
www.lademann-elektroanlagen.de
www.elektrofischerberlin.de
Kaldewei
B+M Elektrobau
www.kaldewei.de
Tischler/Ladenbau:
Marko Wust Möbeltischlerei
www.bplusmelektrobau.de
Küche:
Bulthaup
www.mar-tueren.de
Heizung-Lüftung-Sanitär
Kudi Kundendienst
www.kudigmbh.de
Glasbau:
Bartelt & Sohn OhG
www.barteltglas.com
Kamin:
Ofenbau Klose
www.helifenster.de
www.moebeltischlerei-wust.de
Parkett:
Hinterseer
Bodenleger:
Martin Hopsch
Hohlraumdämmung:
MitGedacht
www.parkett-hinterseer.de
www.mitgedacht-handwerk.de
www.bulthaup.de
Malerarbeiten Außen:
riColöhr
www.malermeister-loehr.de
www.klose-ofenbau.de
Kunststoffböden:
Fliege Bauausführung
www.fliege.net
Parkettleger:
Fußbodenverlegung-Dielen-Parkett
Tischlerarbeiten:
Tischlerei Ch. Koenig
www.koenig-tischlerei.de
Lücking Innenausbau
www.luecking-innenausbau.de
Malerarbeiten:
Kluge & Mießler GbR
www.kluge-miessler.de
73
IMPRESSUM
CUBE 02|15
Das Berliner Magazin für Architektur,
modernes Wohnen und Lebensart
Chefredaktion
Gerrit Menke (verantwortlich)
Folker Willenberg (verantwortlich)
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Kunst und Kultur: Heiko Cramer
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Ein Joint Venture von Haworth und if5 in Kooperation mit Interface, Gingco.net, Philips, Ecophon, Evoline und Renz Solutions.
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