Wie die Kirche saniert

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Wie die
Kirche
saniert
Schöpfung bewahren
zwischen Moderne
und Denkmalschutz
3 Seiten 2 bis 17
Mit Herzblut
Kostenlose Ausgabe
Mit Rücksicht
Mit Gewinn
Wie Seminaristen in
Warum Weltkultur
Sankt Georgen wohnen besonders geschützt ist
Wie sich mit dem
„Bauherrn“ rätseln lässt
3 Seiten 18 – 21
3 Seite 33
3 Seite 25
Juli 2015
2 EXTRA
Das Erste
Liebe Leserin,
lieber Leser!
„Wie ist das, für den
Bauherrn Kirche zu
arbeiten?“ Einige
Unternehmer, die
seit Jahren in kirchlichen Einrichtungen
bauen, restaurieren
und sanieren, sagen
übereinstimmend:
Das ist etwas Besonderes! Und vor allem
loben sie das außergewöhnliche Klima
der Zusammenarbeit:
Kein „rauer Ton“ und
ein großer Respekt
vor dem Kirchenraum
(siehe „Zitiert“ auf
den Seiten 3, 4, 7 und
29).
Energieeinsparung und weniger
KohlenstoffdioxidAusstoß (CO2) –
diesem Ziel haben
sich viele Bistümer
schon seit Jahren
verschrieben. „Damit
wollen wir einen Beitrag zur Bewahrung
der Schöpfung und
zum verantwortliche
Umgang mit den natürlichen Ressourcen
leisten, gleichzeitig
anderen damit aber
auch ein Beispiel
geben“, sagt Dr. Beatrice van Saan-Klein.
Die Umwelt- und
Energiebeauftragte
im Bistum Fulda freut
sich deshalb auch
sehr über die gerade
laufende Sanierung
des Bischöflichen
Generalvikariats in
Fulda (Seiten 7 bis
13). Jedes Jahr 111
Tonnen weniger CO2,
wenn das kein BauErfolg ist.
Der Mainzer Baudezernent Johannes
Krämer erklärt im
Interview (Seite
4), warum es beim
Sanieren kirchlicher
Gebäude – die häufig
unter Denkmalschutz
stehen – eine ganze
Reihe spezifischer
Herausforderungen
gibt. Krämer sagt, die
Kirche habe ja schon
sehr lange ressourcenschonend gebaut.
Einen interessanten Aspekt trägt
Bernhard Wippich
in die Diskussion
um den Umweltschutz der Kirche
(Seiten 2 und 3). Der
Limburger Umweltbeauftragte erklärt
nämlich, warum man
Kirchendächer von
Sonnenkollektoren
frei halten soll. Nicht
alles dürfe mit wirtschaftlichem Blick
betrachtet werden.
Wie die Kirche
baut, wenn es keinen
Denkmalschutz zu
beachten gibt, zeigt
der Neubau des Priesterseminars in Sankt
Georgen (Seiten 18
bis 21).
Und weil Papst
Franziskus mit seiner
Umwelt-Enzyklika
den Blick für „unser
gemeinsames Haus“
schärfen will, gibt
es das Buch mit dem
Text beim Rätsel (Seite 33) zu gewinnen.
Ein Gewinn für Sie
ist aber hoffentlich
auch das Lesen dieses
„Bauherr Kirche“.
Viel Spaß dabei!
Ihre Redaktion
Impressum
Bauherr Kirche ist ein kostenloses
Sonderheft der Kirchenzeitungenfür die Bistümer Fulda (Bonifatiusbote), Limburg (Der Sonntag ) und
Mainz (Glaube und Leben)
Redaktion: Johannes Becher (job),
Mainz (Redaktionsleiter), Ruth
Lehnen (nen)
Anzeigenleiterin: Werner Bücheler
Vertriebsleiterin: Rita Hundebeck
Herausgeber: Das Bistum Fulda.
Das Bistum Limburg. Das Bistum
Mainz.
Verlag: Gesellschaft für kirchliche
Publizistik mbH & Co. KG, Mainz
Anschrift für Vertrieb und
Anzeigenannahme:
Frankfurter Straße 9,
65549 Limburg, & 06431/91130
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ist Anzeigenpreisliste Nr. 39 gültig.
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Publizistik Mainz mbh, HRB Mainz
7715; Geschäftsführer: Werner
Bücheler, Mainz
Kontakt zur Redaktion:
Fulda: Telefon 06 61 / 97 24 11
Limburg: Telefon 0 64 31 / 91 13 36
Mainz: Telefon 0 61 31 / 2 87 55 20
Schutz der Schöpfung ist mehr, als die Energie der Sonne zu nutzen. Beim Umweltschutz ist das Bistum Limburg
vorne mit dabei: Zahlreiche kirchliche Einrichtungen haben bereits ein Umweltsiegel. Foto: bilderbox
Wollen Schule machen
Umweltmanagement im Bistum sucht Harmonie mit der Schöpfung
Das Bistum Limburg ist seit
Jahren aktiv in der Offensive
für die Bewahrung der Schöpfung. Fragen an den Umweltbeauftragten des Bistums,
Bernhard Wippich.
Zahlreiche kirchliche Einrichtungen haben ihr Umweltverhalten überprüfen lassen
und sind nun ausgezeichnet
unterwegs – Stichwort EMAS.
Wie ist der aktuelle Stand?
Bernhard Wippich: Auf Initiative der Katholischen Kirchengemeinden und nach dem Beschluss im Diözesansynodalrat
wurde im Jahr 2006 mit dem
Aufbau eines Umweltmanagementsystems im Bischöflichen
Ordinariat in Limburg begonnen und anschließend nach der
europäischen Umweltrichtlinie
EMAS erfolgreich zertifiziert.
Gesammelte Erfahrungen
und positiven Ergebnisse bei
der Reduzierung beim Erdgas-,
Strom- und Wasserverbrauch
waren dann entscheidend
dafür, den Aufbau der Umweltmanagementsysteme in
weiteren Bistumseinrichtungen
und in auch Kirchengemeinden
fortzusetzen. Dem Ordinariat
folgten beide Rentämter in
Bernhard
Wippich
ist Umweltbeauftragter im
Bistum
Limburg.
Foto:
Bistum
Hadamar und Kelkheim, das
Haus am Dom in Frankfurt, das
Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod, das Bischöfliche
Weingut in Rüdesheim, das
Musische Internat in Hadamar,
das Karlsheim in Kirchähr und
zuletzt die beiden Jugendkirchen JONA und KANA in Frankfurt und Wiesbaden. Neben
diesen Bistumseinrichtungen
haben sich bis heute auch über
40 Kirchengemeinden für einen
Aufbau eines Umweltmanagementsystems entschieden.
Auf dieses Engagement, das
alle Verantwortlichen in den
Bistumseinrichtungen und Kirchengemeinden gezeigt haben
und auch weiter zeigen, können
alle sehr stolz sein. Aber auch
die Ergebnisse der Energieeinsparungen und die Durchführung vieler weiterer kleinerer
und größerer Maßnahmen können als beachtenswerter Erfolg
bezeichnen.
Wie können interessierte
Gemeinden und Einrichtungen sich am EMAS-Projekt
beteiligen? Was müssen sie
mitbringen? Wann wollen Sie
flächendeckend erfolgreich
sein?
Das erklärte Ziel des gesamten
Projekts ist es, möglichst alle
Bistumseinrichtungen und Kirchengemeinden in den Prozess
zum Aufbau von Umweltmanagementsystemen, die nach
EMAS zertifiziert sind, flächendeckend einzubeziehen. Und
bis das bistumsweit erreicht ist,
liegt zwar noch eine Wegstrecke vor uns. Allerdings haben
bereits 40 Kirchengemeinden
und 8 Bistumseinrichtungen
ein Umweltmanagementsystem
aufgebaut und es werden immer mehr – gute Beispiele machen Schule. Aber auch andere
Bistümer haben das Limburger
Modell bereits übernommen,
zum Beispiel das Erzbistum
Köln.
Ratgeber
EXTRA 3
Zitiert
Besonderen
Anspruch
Wo geht wertvolle Energie verloren? Im Bistum Limburg gibt es ein Umweltmanagementsystem in sieben
Schritten – es wird angeboten für interessierte kirchliche Einrichtungen und Pfarreien.
Foto: bilderbox
Aber ohne die Entscheidung
der Verantwortlichen und das
Engagement der Beteiligten
in den Einrichtungen und Kirchengemeinden geht es auch
nicht: Ein Verantwortlicher
sollte für dieses Projekt „den
Hut aufhaben“ und motivieren
können, damit die selbst definierten Umweltziele verfolgt
und auch erreicht werden. Und
neben dem Projektteam des Bistums steht uns für den Aufbau
des jeweiligen Umweltmanagementsystems eine Umweltberaterin zur Verfügung, damit
die Umweltprüfung durch den
externen Auditor gut vorbereitet wird. Den Abschluss bildet
dann das EMAS-Prüfsiegel, das
von der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Rahmen
einer kleinen Feierstunde überreicht wird.
Eine „energetische Sanierung“
ist bei vielen kirchlichen
Einrichtungen sicher eine
besondere Herausforderung.
Worauf ist zu achten?
Ja, gerade für Kirchen, Kindertageseinrichtungen und
Pfarrzentren gilt, dass in
gebäudetechnischer Hinsicht
zahlreiche Besonderheiten zu
beachten sind; so sind Kirchen
eben keine Wohnzimmer und
eine Doppelverglasung kann
unter Umständen mehr schaden
als nutzen. Diese und andere
Eigenheiten richtig zu bewerten
und bei einer Sanierung richtig
zu planen, bedarf es der Kompetenz von Fachberatern.
Und neben der Bausubstanz
des jeweiligen Gebäudes
spielen darüber hinaus auch
Nutzungszeiten und das Verhalten der Nutzer eine große
Rolle. Aussagen, die für alle
Gebäude gelten, lassen sich also
vor diesem Hintergrund nicht
machen. Gerade energetische
Sanierungen aber auch kleine
Maßnahmen wie zum Beispiel
das Dämmen der Decke sollten
dem Fachmann vorbehalten
bleiben.
Wie ist das bei Kirchen
selbst? Denkmalschutz, Heizanlage, Kunstwerke…?
Zu den Besonderheiten des
Kirchengebäudes zählen auch
die Zeiten der
Nutzung, die berücksichtigt sein
wollen. Für Orgeln
sind gerade die
Änderungen der
Raumtemperaturen besonders
kritisch. So gilt als
Faustregel, dass
beim Aufheizen
des Kirchenraumes die Temperatur nicht mehr als 1 Grad
pro Stunde ansteigen sollte und
das wiederum gemessen an der
Orgel selbst und nicht in den
Bankreihen. Ähnliches gilt für
Zur Sache
Mitmachen
Wer als kirchliche Einrichtung
oder Pfarrgemeinde im Bistum
Limburg mitmachen möchte
beim Umweltschutz, der kann
sich an den Projektleiter für den
flächendeckenden Aufbau von
Umweltmanagementsystemen
in allen Kirchengemeinden und
Bistumseinrichtungen wenden:
Wolfgang Rath,
Bischöfliches Ordinariat,
Roßmarkt 4, 65549 Limburg,
Telefon: 0 64 31 / 295 - 229, EMail: [email protected]
Kunstgegenstände, bei denen
deren Beschaffenheit insbesondere zu beachten ist. Nicht
zu Letzt stehen die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit
im Gebäude immer in einen
Zusammenhang, der über das
persönliche Empfinden der
Gottesdienstbesucher genauso
entscheidet wie über die Lebensdauern der Orgel oder von
Kunstwerken. Deshalb besitzen
Steuerung und Regelung der
Heizungsanlage in der Kirche
eine große Bedeutung, für die Fachfirmen herangezogen
werden sollten.
Dürfen kirchliche
Gebäude mit Solarkollektoren bedacht
werden?
Kurz geantwortet,
könnte ich sagen: Die Sonne
scheint für alle. Aber – und das
ist die Haltung des Bistums
Limburg zu dieser Frage –
ökonomische Gesichtspunkte
dürfen nicht alles bestimmen.
Solaranlagen gerade nicht auf
Kirchendächer zu errichten,
stellt ein Zeichen dar, um dem
besonderen Charakter sakraler
Gebäude gerecht zu werden
und diese von wirtschaftlichen
Betrachtungen auszunehmen.
Alternativ bieten sich jedoch oft die Dächer anderer
kirchlicher Gebäude, zum
Beispiel Kindergarten, Gemeindezentrum etc. an, wenn
eine Ausrichtung nach Süden
gegeben ist. Andererseits sind
in wirtschaftlicher Hinsicht bei
der Errichtung neuer Anlagen
durch Anpassungen der Vergütung des erzeugten und eingespeisten Stroms, Fragen der
Rentabilität zu berücksichtigen.
Interview: Johannes Becher
Viele Unternehmen
aus Bau und
Handwerk
arbeiten seit
Jahren beim
Neubau
und der Restaurierung
kirchlicher
Gebäude. Was macht die
Arbeit besonders? Fragen an
Christoph Werner, Geschäftsführer der Damian Werner
GmbH aus Neu-Isenburg.
Was ist ihr Lieblings-Kirchen-Bauprojekt an dem
sie beteiligt waren?
Christoph Werner: Wir
haben in unserer über
100-jährigen Geschichte an
zahlreichen kirchlichen Bauprojekten gearbeitet. Neben
der Frankfurter Paulskirche
und dem Haus am Dom in
Frankfurt ist unsere aktuellste Baustelle die Kirche
St. Goar in Flieden, die
durch unsere Arbeit in neuem Glanz erscheint.
Ist es etwas besonderes, an
einem kirchlichen Gebäude
zu arbeiten?
Kirchliche Bauwerke haben
immer einen besonderen Anspruch. Nicht nur die Architektur und die Ausfertigung,
sondern auch die Zielsetzung an etwas zu arbeiten,
was im öffentlichen Interesse
der Gemeinde steht, letztlich
die Nähe zu Gott darstellt
und einen langen Bestand
hat, ist immer etwas Herausragendes.
Warum ist das so?
Gerade die Ruhe, die Gotteshäuser ausstrahlen und
der Umfang vorhandener
Verzierungen fordert den
Handwerker, hier sein Bestes
zu geben. Nach getaner Arbeit fühlt man sich zufrieden
mit dem Geschaffenen. Auch
die Größe, beziehungsweise
Höhe der Räumlichkeiten, ist
oft etwas, das im Gedächtnis
haften bleibt.
Fragen: Johannes Becher
4 EXTRA
Zitiert
Freundlicher
Umgang
Viele Unternehmen
aus Bau und
Handwerk
arbeiten seit
Jahren beim
Neubau
und der Restaurierung
kirchlicher
Gebäude. Was macht die
Arbeit besonders? Fragen an
Stephan Michel, Geschäftsführer der Malermeister
Klaus Michel GmbH aus
Wiesbaden.
Was ist ihr Lieblings-Kirchen-Bauprojekt an dem
sie beteiligt waren?
Stephan Michel: Mein Lieblingsobjekt war der Einbau
eines geräuschmindernden
Akustiksystems aus Melapor
an den Decken der Kindertagesstätte Herz Jesu in
Wiesbaden. Die Mitarbeiter
der Kita hatten vor der Maßnahme auf starken Schall
und unangenehme Akustik
in den Räumen hingewiesen.
Nach der Ausführung sind
die Räume akustisch beruhigt und die Mitarbeiter
haben sich persönlich bei
mir über die Verbesserung
der Arbeitsbedingungen
bedankt.
Wörtlich hieß es: „Jetzt
macht das Arbeiten in den
Gruppenräumen wieder
Spaß, der Lärm war vor dem
Einbau des Akustiksystems
kaum zu ertragen.“ Die
Reaktion der Mitarbeiter auf
die verbesserte Situation an
Ihrem Arbeitsplatz hat mir
große Freude bereitet.
Ist es etwas besonderes, an
einem kirchlichen Gebäude
zu arbeiten?
Arbeiten an den kirchlichen
Gebäuden ist für mich
persönlich immer etwas
Besonderes. Ich mag den
freundlichen Umgang der
beteiligten Personen vom
Planer bis zu den vor Ort beteiligten Personen. Das ist an
sonstigen Baustellen heutzutage leider nicht immer so. Fragen: Johannes Becher
Der Neubau des Jugendhauses Don Bosco in Mainz wurde schon mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Auch
wegen seiner nachhaltigen Energiebilanz. Foto: Angela Fritsch Architekten BDA/© Taufik Kenan
Längere Lebenszyklen
Energetisches Sanieren von kirchlichen Bauten – Wie geht das?
Fragen an Baudirektor
Johannes Krämer. Der
Dezernent für Bau- und
Kunstwesen im Bischöflichen
Ordinariat im Bistum Mainz
sagt: „Die Kirche geht bereits
seit Jahrhunderten schonend
mit Ressourcen um.“
Der Umgang mit natürlichen
Ressourcen und der Schutz
von Umwelt und Klima
bestimmen aktuelle Diskussionen. Spielen die Aspekte
Nachhaltigkeit sowie ressourcenschonendes Bauen
und Sanieren bei kirchlichen
Gebäuden eine Rolle?
Johannes Krämer: Die Gebäude
der Kirche haben eine längere
Lebensdauer als andere Gebäude, das heißt, Kirche geht
bereits seit Jahrhunderten
schonend mit den Ressourcen
um. Baustoffe wie Holz oder
Ziegel, die bei historischen
Bauten verwendet wurden, sind
außerdem unproblematisch für
unsere Umwelt. Das ressourcenschonende Bauen spielt also
schon lange eine Rolle in der
Kirche. Diesen Trend möchten
wir fortsetzen, da wir, wo
möglich, längere Lebenszyklen
von Gebäuden anstreben, als es
vielleicht sonst der Fall ist.
Die Immobilien der Bistümer
sind vielfältig: Neben Kirchen,
Gemeindezentren und Pfarrhäusern gibt es Schul- und
Vollwärmeschutz für Kirchen
selten sinnvoll ist.
DiplomIngenieur
Johannes
Krämer
Foto:
Bistum
Mainz
Bildungsbauten, Kindergärten
und Verwaltungsgebäude.
Inwiefern ist die Kirche durch
die steigenden energetischen
Ansprüche gefordert?
Schon allein durch die hohen
finanziellen Aufwendungen für
Energie, aber auch aufgrund
unserer Verantwortung für die
Umwelt, sind wir gefordert und
daran interessiert, den Energiebedarf so niedrig wie möglich
zu halten. Das beinhaltet, dass
wir heizungstechnische und
dämmtechnische Maßnahmen
durchführen, wo es sinnvoll ist.
Welche Kriterien und Anforderungen gelten hier für die
Kirchenbauten?
Kirchen werden im Gegensatz
zu anderen Gebäuden nur
kurzzeitig, mit geringerer Innentemperatur genutzt. Daraus
ergeben sich andere Anforderungen, zum Beispiel, dass der
Nach welchen Kriterien
werden Sanierungsobjekte
ermittelt?
Energetische Sanierungen werden im Rahmen anstehender
Baumaßnahmen durchgeführt.
Dies ist gerade bei Pfarrheimen,
Kindertagesstätten oder Schulen der Fall. Die Priorität entscheidet sich über die normalen
Antrags- und Bewilligungswege
des Bistums.
Gibt es Modellprojekte für
beispielhafte Sanierungen
oder Neubauten?
Ein gutes Beispiel ist das mehrfach ausgezeichnete Jugendhaus Don Bosco in Mainz. Es ist
auch deshalb ein sehr interessanter Neubau. Hier wurde in
besonderer Weise auf nachhaltige energetische Maßnahmen
geachtet.
Viele Maßnahmen zur Energieeinsparung laufen allerdings
auch über kleinere Maßnahmen. Unsere Erfahrung zeigt,
dass manchmal durch eine
bessere Steuerung der Heizung
mehr erreicht werden kann,
als über aufwändige bauliche
Maßnahmen.
Auch durch das Nutzerverhalten ist schon viel an Energieeinsparungen möglich, ohne
dass es viel kostet.
Interview: Karin Weber
Ratgeber
EXTRA 5
Warme Polster und Teppiche für Kirchen
Heute muss niemand mehr zittern,
wenn moderne und barocke Kirchen
Schauplatz hochkarätiger Konzertereignisse sind. Dank Thermoplush – der
Sitzpolsterheizung sorgen komfortable
Sitzpolster mit einem integrierten
Heizsystem für angenehme Wärme und
niedrige Energiekosten. Entwickelt
wurden die Sitzpolster von der saarländischen P. R. Havener GmbH. Als europäischer Marktführer stellt die P.R.
Havener GmbH Kirchenbankpolster
und Kirchenteppiche für Gotteshäuser
in vielen europäischen Ländern her,
darunter Deutschland, Frankreich,
Österreich, Schweiz, England, Polen und
Tschechien. Bislang arbeitete Havener
europaweit für über 25.000 Kirchengemeinden.
Das Heizsystem „Thermoplush“ funktioniert mit Infrarotwärme. Ein Vorteil der
Sitzpolster: Sie erzeugen Wärme, ohne
Staubteilchen zu verbrennen. So wird
vermieden, die kostbaren Statuen und
Fresken durch Ruß zu verschmutzen.
Auch die Optik der Polster wird bis ins
Detail auf den Innenraum der Kirche
abgestimmt.
Beim Anfertigen der Polster achten die
Experten aber nicht nur auf die Ästhe-
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tik, sondern auch auf den Brandschutz.
Wie in der Dresdner Frauenkirche verwendet Havener ausschließlich schwer
entflammbare Materialien. Auch in Pariser Kirchen und im Würzburger Dom
sitzen die Gläubigen auf Kirchenbankpolstern der Firma aus Saarlouis.
Selten genutzte Kirchen oder historische Räume sind im Winter wenig einladend kalt. Havener hat auch dafür
eine praktikable Lösung gefunden: Der
„Thermoplush“-Heizteppich bringt
Wärme an die Füße und mindert damit
das Kältegefühl.
Info: www.kirchenbankpolster.de
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die neuen digitalen Kirchenorgeln
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6 EXTRA
Ratgeber
Ratgeber
EXTRA 7
Zitiert
Ein eigener
Charme
Was macht
die Arbeit
für den Bauherrn Kirche
besonders?
Fragen an
Johannes F.
Hohmann,
Geschäftsführer der
Hermann Hohmann GmbH
Baudekoration in Fulda.
Was ist ihr LieblingsKirchen-Bauprojekt?
Das Bischöfliche Generalvikariat vom Nordturm des Doms fotografiert. Sehr gut zu erkennen: Die Fotovoltaikanlage für Stromgewinnung (hinteres Dach) sowie die Wärmekollektoren auf den übrigen Dachflächen. Der
Gesamtkostenrahmen für das Projekt beträgt zehn Millionen Euro und wird eingehalten. Foto: Günter Wolf
Im Atombunker wird
nun Wärme gesammelt
Bischöfliches Generalvikariat Fulda wird umfassend energetisch saniert
Von Günter Wolf
Für Anfang Oktober steht
der Neubezug im Kalender
– nach einer grundlegenden
energetischen Sanierung und
dem teilweisen Umbau. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Generalvikariats in
Fulda können sich auf etliche
Neuerungen freuen. Das Arbeiten wird angenehmer.
„Es geht bei den Arbeiten nicht
um Schönheitsreparaturen.“ Diözesanbaumeister Dr. Burghard
Preusler stellt gleich klar: „Das
Anliegen ist weitreichender.“
Um was geht es? Preusler: „Ziel
ist neben einer Verbesserung beispielsweise der Lichtsituation in
den Fluren und der räumlichen
Nutzung, auch die Verbesserung
der Elektro- und IT-Verkabelung
und des Brandschutzes sowie
die Herstellung von Barrierefreiheit. Gleichzeitig wollen wir
die Reduzierung des Verbrauchs
von Strom und Gas und damit
einhergehend auch des Ausstoßes von Kohlendioxidemissionen erreichen.“
Energieeinsparung und weniger CO2-Ausstoß – diesem Ziel
hat sich das Bistum schon seit
vielen Jahren verschrieben. „Damit wollen wir einen Beitrag zur
Bewahrung der Schöpfung und
zum verantwortliche Umgang
mit den natürlichen Ressourcen leisten, gleichzeitig anderen
damit aber auch ein Beispiel
geben“, sagt Dr. Beatrice van
Saan-Klein. Sie ist die Beauftragte für Umwelt, Naturschutz und
Energie des Bistums.
In dem vom damaligen Diözesanbaumeister Rudolf Schick vor
gut 50 Jahren geplanten Gebäude, das während der Frühphase
der Amtszeit von Bischof Adolf
Bolte – sein Wappen ziert den
Haupteingang – errichtet wurde,
ist jetzt wieder geschäftiges Treiben der Bauleute nicht nur zu
sehen, sondern auch zu hören.
Sägen kreischen, Pressluftgeräte
und Bohrer sowie Hammerschläge bilden die Geräuschkulisse. Das Gebäude wurde
komplett in seinen Rohbauzustand zurückversetzt, erläuterte
Schicks Nachfolger Dr. Preusler beim Baustellenrundgang.
„In den 1960er Jahren wurde
beim Bau weniger auf ökologische, als auf ökonomische
Vorgaben und Interessen geachtet. Damals waren Begriffe
wie Energieknappheit oder
Klimaschutz unbekannt. Auch
der Treibhauseffekt war noch
nicht im Bewusstsein der Menschen. Bauphysik spielte also
in dieser Hinsicht keine Rolle.
Was aber wichtig war: Bauten sollten eine hohe Qualität
haben. Und das haben wir hier
beim Generalvikariat durchaus,
weswegen das Gebäude denkmalgeschützt ist, obwohl es erst
50 Jahre alt ist“, so Preusler.
Das war auch die besondere
Herausforderung für die Planung der laufenden Sanierung.
Eine
Arbeitsgemeinschaft
– bestehend aus den Architekten Pfeifer Kuhn (Freiburg),
Schönherr Juli Architekten
(Fulda) und Balck + Partner
Facility Engineering (Heidelberg) – hat die energetische
Sanierung und den Umbau
des Generalvikariats geplant.
Weiter geht es auf Seite 9
Johannes F. Hohmann: Es
gibt kein direktes Lieblingsobjekt, jedoch immer wieder
einzelne Projekte für sich,
die etwas Besonderes darstellen. So stehen wir immer
zur Verfügung, wenn ein
Appartement im Alten- und
Pflegeheim Marienheim in
Fulda neu zu belegen ist und
die Renovierung der Zimmer
meist von einem auf den
anderen Tag durch unser flexibles und engagiertes Team
umgesetzt werden kann.
Als aktuellstes Projekt
beteiligen wir uns an der
energetischen Sanierung des
Bischöflichen Generalvikariats und zeichnen hier für
die Innendämmung verantwortlich.
Ist es etwas besonderes, an
einem kirchlichen Gebäude
zu arbeiten?
Jedes kirchliche Objekt,
insbesondere aber auch die
Kirchen für sich haben immer etwas Besonderes, egal
ob eine Auffrischung des Anstrichs in einer älteren oder
einer moderneren Kirche ansteht oder weitere Arbeiten
ausgeführt werden müssen.
Warum ist das so?
Ein Gotteshaus versprüht
immer einen ganz besonderen, eigenen Charme, der
nur schwer zu beschreiben,
jedoch deutlich spürbar ist.
Mit aufgefrischten Wänden
und Decken wirkt alles freier und offener und dieses
Gefühl ist gerade in Kirchen
deutlich zu spüren.
Fragen: Johannes Becher
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Ratgeber
EXTRA 9
Einziger Schmuck sind die Natursteinverkleidungen der Brüstungen und Wände sowie zwei
formale Ausnahmen am Eingang
und bei den Sitzungsräumen.“
Gerade der Eingangsbereich
begeistert auch Dr. Preusler.
„Man schaut von Außen eben
nicht auf eine Wand, sondern
direkt durch die Verglasung des
Foyers in ein Atrium, das begrünt
ist und über einen kleinen Teich
verfügt. Das ist eine sehr offene
Bauweise. Im Zuge der Baumaßnahmen werden wir auch diesen
Bereich gestalterisch noch etwas
aufwerten“, erläutert der Diözesanbaumeister.
Fortsetzung von Seite 7
Bei dem Gebäude aus der
ersten Hälfte der 1960er Jahre handelt es sich um einen „zweigeschossigen, streng
rhythmisierten Stahlbetonbau,
der bescheiden und demütig
hinter der ehemaligen Mauer
des Bischofsgartens in Domnähe
platziert wurde“, so Professor
Günter Pfeifer in einem Exposé.
Diözesanbaumeister Preusler ergänzt: „Das ist auch das Auszeichnende an dem Gebäude,
dass es Rücksicht nimmt auf die
barocke Umgebungsbebauung
Salvatordom, Propstei St. Michael, das heutige Bischofshaus,
das Paulustor. Das Generalvikariat duckt sich geradezu hinter
der Mauer ab, ohne den Blick
auf dieses Gebäudeensemble zu
stören.“
Eine Arbeitsgemeinschaft
der Planer gebildet
Mit dem Anspruch
der Wahrhaftigkeit
Den architektonischen Wert
des moderne Betonbaus erklärt
Professor Pfeifer so: „Der Gebäudetyp ist für die Architektur seiner Zeit repräsentativ.
Es handelt sich um einen klar
gegliederten Betonskelettbau
mit regelmäßigem Raster, zweigeschossig mit Innenhof und
mit einer Unterkellerung, die
die Hangsituation des Bauortes gut ausgenutzt hat. Die
Stahlbetondecken sind mit nur
sehr geringen beziehungsweise
teilweise ohne weitere bauphysikalische Maßnahmen sichtbar nach außen geführt. Der
architektonische Anspruch war
die Wahrhaftigkeit der sichtbar
belassenen Konstruktion mit der
Regelmäßigkeit der Öffnungen.
Datenautobahn: In den Fluren bündeln sich die Leitungen für Strom
(Grau), Informationstechnologie
(Gelb) und Brandschutz (Rot).
Dass die Planung des Vorhabens nicht unproblematisch war,
zeigt bereits das nichtoffene
Wettbewerbsverfahren. Keines
der Konzepte überzeugte in
seiner ursprünglich vorgelegten
Form. Also mussten die Planer
nochmals an ihre Zeichentische
und Computer. Am Ende wurde
eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die neben der baulichen
auch die umweltrelevanten Aspekte des Projekts gemeinsam in
eine Lösung einarbeitete.
„Das Gebäude war ja nicht nur
in die Jahre gekommen, es gab
auch noch eine Vielzahl an Mängeln, die heutigen brandschutztechnischen und energetischen
Vorgaben kaum mehr entsprachen. Auch die Elektrik genügte
den heutigen Anforderungen
nicht mehr. Darüber hinaus war
das Gebäude nicht barrierefrei“,
so Diözesanbaumeister Preusler.
Weiter geht es auf Seite 11
Kabelgewirr: Blick auf die Haupttreppe und auf die Verkabelung in der Decke der neu gestalteten Wartezone
vor dem Büro des Generalvikars im ersten Stock. Fotos: Günter Wolf
Hintergrund
Fassade ist ein
Denkmal
Rudolf Schick hätte es sicher
gefreut zu erfahren, dass das
von ihm geplante Bischöfliche Generalvikariat in Fulda ein denkmalgeschütztes
Gebäude ist. Die qualitativ
hochwertige Ausführung sowie die sensible Einpassung
der Stahlbetonkonstruktion
auf einem gleichmäßigen
Fassadenraster in die barocke Umgebungsbebauung
begeistern den heutigen
Diözesanbaumeister
Dr. Burghard Preusler für
das Werk seines Vorgängers.
Gerade die Fassade wurde
vom Hessischen Landesamt
für Denkmalpflege als besonders schutzwürdig eingeschätzt.
Die Fassadenbrüstungen
wurden mit Natursteinplatten ausgefacht. Die Giebelseiten sind mit Natursteinplatten verkleidet.
Angesichts dieser Befunde
schied eine von Außen
aufgesetzte Dämmung von
vorneherein aus. Da auch
eine von Innen angebrachte
Dämmung bauphysikalisch
problematisch gewesen
wäre, stützte man sich bei
der energetischen Sanierung
wesentlich auf das „innovative Energiekonzept“ der
Freiburger Architekten.
Das Gebäude hat mit Unter-, Erd- und Obergeschoss
eine Nettogeschossfläche
von 3340 Quadratmetern.
Insgesamt stehen künftig
etwa 80 Büroräume zur Verfügung. Um die Flure besser
zu beleuchten, wurden die
Flure an ihren Endpunkten
geöffnet, indem Innenwände
beseitig wurden, um das Tageslicht hereinzulassen.
Die Registratur wird
künftig im Untergeschoss
untergebracht und damit
auch die Andienung mit Post
und andere Lieferungen vereinfacht. Ferner wird im Untergeschoss ein barrierefreier
Zugang geschaffen, von dem
aus auch der neue Aufzug,
der bisher im Gebäude fehlte, erreicht werden kann.
Der Empfangsbereich wird
ebenfalls umgestaltet und
wird als offene Thekenanlage das bisherige „Aquarium“
ersetzen. (gw)
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SANITÄR
EXTRA 11
Fortsetzung von Seite 9
Auch die Heizung stand im
Fokus der Betrachtungen: „Die
Heizung ist mit einem Niedertemperatur-Gaskessel aus dem
Jahre 2003 ausgestattet gewesen. Die Wärme wurde über
Radiatoren in den Büros und
in der Eingangshalle über Konvektoren verteilt. Warmwasser
wurde nur in der Küche benötigt. Kopierer- und Serverräume
wurden dezentral gekühlt. Eine
Lüftungsanlage hatten wir bisher überhaupt nicht im Generalvikariat. Gemessen übereinen
Zeitraum von fünf Jahren haben
wir jährlich 523 443 Kilowattstunden Heizenergie benötigt“,
erläutert Preusler.
Den Energiebedarf
nachhaltig gestalten
Klar, dass die energetische
Sanierung des Gebäudes ein
Hauptanliegen der Maßnahme
ist. Dabei geht es nicht nur darum, den Energiebedarf zu reduzieren, sondern auch nachhaltig
zu gestalten. „Damit wollen wir
zur Bewahrung der Schöpfung
und zu einer größeren Klimagerechtigkeit beitragen“, so
die Umweltbeauftragte Dr. van
Saan-Klein. (Siehe auch: „Zur
Sache“, Seite 13)
Um das zu erreichen, wird
künftig im Generalvikariat nicht
nur weniger auf fossile Energieträger (Erdgas) gesetzt, sondern
es wird mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach Strom
erzeugt, der in das interne Netz
eingespeist wird. Ferner wird
auch Wärmeenergie gewonnen.
Das geschieht zum einen über
die neuen Kastenfenster als aktive und passive Luftkollektoren
in der Fassade sowie über Wärmekollektoren auf dem Dach.
Die so gewonnene Wärme wird
im ehemaligen Atomschutzbunker im Keller gespeichert. Ein
gewaltiger Luftschacht endet
mitten in dem einstigen Schutzraum. „Hier wird die Wärme
gesammelt, die über den Tag
anfällt und über einen Wärmetauscher dann beispielsweise
im Winter nachts dazu genutzt,
um die Grundtemperatur abzudecken.
Mit der Fotovoltaikanlage und
den Wärmekollektoren auf dem
Dach ist somit die Sonnenenergie ganzjährig nutzbar und deckt
fast den kompletten Energiebedarf des Gebäudes“, so Preus-
Feinarbeit: Ein Glaser- und Treppenbauer an der Geländerverglasung der Freitreppe im Foyer
ler. Nur wenn die gesammelte
Wärme nicht ausreicht, wird aus
dem Niedertemperaturspeicher
die Energie entnommen und mit
einer Wärmepumpe ergänzt.
Jedes Jahr 111 Tonnen
weniger CO2
Das wird sich auch in der
CO2-Bilanz des Gebäudes niederschlagen, wie Umweltbeauftragte van Saan-Klein unterstreicht: „Gemäß einer Computersimulation durch die vom
Bistum beauftragten Ingenieure
wird mit der neuen Klima-,
Heiz- und Lüftungstechnik der
CO2-Ausstoß des Gebäudes von
bisher durchschnittlich 128,29
Tonnen pro Jahr auf 17,1 Tonnen
pro Jahr gesenkt. Das ist eine
jährliche Einsparung des klimaschädlichen Kohlendioxids
von rund 111 Tonnen.“
„Eine Sanierung mit einer neu
aufgesetzten hoch gedämmten
Fassade fiel aus denkmalpflegerischer Sicht aus. Von Innen zu
dämmen wäre bauphysikalisch
nicht unproblematisch gewesen.
Deswegen wurde quasi eine
zweite Raumschale geschaffen,
indem von Innen eine zweite
Fensterfront in den Räumen
eingebaut wurde. In den Zwischenraum wurde ein aktives
und passives Wärmerückgewinnungsgerät eingebaut. Der
so entstandene Zwischenraum
dient als passiver und aktiver
Luftkollektor und als dynamische Dämmung. Die Luft wird
über Schlitze im Fensterrahmen
eingesogen und in dem Gerät
entweder nacherwärmt oder
gekühlt. Jalousien bilden den
Schutz gegen direkte Sonneneinstrahlung. Im Prinzip wird
auf diese Weise jeder Raum ideal
belüftet und klimatisiert, sodass
die Mitarbeiter zum Lüften gar
nicht mehr die Fenster öffnen
müssen“, beschreibt Preusler.
Zu den Kosten äußert sich Diözesanbaumeister Dr. Preusler
zwar vorsichtig, aber dennoch
konkret: „Mit allen Baumaßnahmen sowie den Umzügen
und Neuausstattungen kommen
wir auf eine geschätzte Gesamtsumme von etwa 10 Millionen
Euro. Dank Einsparungen werden wir den geschätzten Kostenrahmen auch einhalten. Auch
den Termin zum Wiedereinzug
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir einhalten.“
Weiter geht es auf Seite 13
Foto: Günter Wolf
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EXTRA 13
Zur Sache
Energiegewinne künftig maximieren
Fuldaer Umweltbeauftragte van Saan-Klein sieht Ziele der Energieeinsparung weit übertroffen
Für Dr. Beatrice van SaanKlein ist der derzeit laufende
Umbau und die energetische
Sanierung des Bischöflichen
Generalvikariats und der daraus resultierende Betrieb des
dann erneuerten Gebäudes
„ein sehr erfreulicher Beitrag
zur Bewahrung der Schöpfung
und eine Schritt hinzu mehr
Klimagerechtigkeit“. Dabei bezieht sie sich auf die errechnete
Verbesserung der Klimabilanz
des Gebäudes, die künftig eine
Einsparung bei den Kohlendioxidemissionen (CO2) von über
87 Prozent ausweisen wird.
„Bisher wurden im Jahr etwa
128,29 Tonnen klimaschädliches CO2 emittiert. Künftig
wird es nach der Simulation
nur noch 17,1 Tonnen sein“, so
van Saan-Klein.
Die Pro-Kopf-Emissionen für
Deutschland betrugen im Jahr
2013 etwa 11,5 Tonnen. Das lag
„Sursum
corda“:
Das
Wappen
von
Bischof
Adolf
Bolte
(1901
bis
1974)
Dr. Beatrice van
SaanKlein
Fotos:
Günther
Wolf
über dem europäischen Durchschnitt, der mit etwa 9 Tonnen
angegeben ist. In Entwicklungsländern hingegen erreicht der
jährliche CO2-Ausstoß eine
Menge zwischen einer und drei
Tonnen.
Die Umweltrelevanz beim
Umbau des Generalvikariats
soll nachhaltig verwirklicht
werden, wo die Vorgabe des
Abfahrt in eine neue Klimazeit – das Generalvikariat in Fulda wird im Oktober neu bezogen.
Bistums. „Nachhaltiger Umgang bedeutet, das die Ziele
der Energieeinsparung nicht
nur erreicht, sondern weit
übertroffen werden, auch dann,
wenn nicht alle Gebäudeteile
wie der Sitzungssaal oder das
Foyer den vollständigen Nachweis der Wärmedämmung und
Dichtigkeit erbringen und nicht
alle Nutzer ihr Lüftungs- und
Heizverhalten grundlegend
ändern“, erläutert die Umweltbeauftragte.
Der Schwerpunkt der
Umweltrelevanz liege daher
nicht auf der Minimierung der
Energieverluste, sondern auch
auf der Maximierung der Energiegewinne, wie sie künftig mit
der neuen Technik umgesetzt
werde. (gw)
Foto: Ruth Lehnen
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EXTRA 15
Zur Sache
Ein Bau
von Böhm
Computer-Zeichnung (CAD) der neuen Zugangssituation mit Aufzug
Repro: Architekturbüro Reichwein, ELz
300 neue Fenster
Limburger Priesterseminar hofft auf „viele Gäste aus dem Bistum“
Von Annette Zwaack
Das Limburger Priesterseminar war in die Jahre gekommen. Außerdem kamen immer
häufiger Tagesgäste und
weniger Seminaristen. Zeit für
einen Umbau.
1999 gab es die letzten Renovierungen: Das Diözesanarchiv wurde eingerichtet, Brandschutztüren eingebaut, die Flure und die
Aula renoviert.
Die Zahlen machten es in den
vergangenen Jahren zunehmend
deutlich, dass sich der ursprüngliche Zweck – die Ausbildung
der Priester und der pastoralen
Mitarbeiter – verändert hatte.
Die Auslastung bei den Übernachtungen sank auf weniger als
20 Prozent, während im Bereich
der Mahlzeiten die Quote stieg,
in der Spitze waren es bis zu 1100
Mittagessen pro Monat.
Zentrale Lage und
attraktiver Garten
Als zentraler Ort im Bistum erfuhr das Priesterseminar nun eine
hohe Akzeptanz für Tagesveranstaltungen: Verkehrstechnisch
optimal gelegen, bietet es gute
Parkmöglichkeiten und hat durch
den großzügig angelegten Garten einen hohen Erholungswert.
Doch eine grundlegende Sanierung war dringend erfor-
Ein 100 Jahre alter Schatz: Dieser
originale Türknauf aus der Bauzeit
des Priesterseminars ist so gut
erhalten, dass er nicht erneuert
werden muss.
derlich, denn die regelmäßigen
Kontrollen der Abteilung Bau des
Bischöflichen Ordinariats und
diverse Gutachten hatten die
Schwachstellen zutage gebracht:
Schimmelbefall in den Zimmern,
die Grundleitungen waren in desaströsem Zustand – zum Großteil verstopft oder eingestürzt –,
die Heizungsanlage nicht mehr
funktionstüchtig. Durch Teilsanierungen war die durchgängige
Funktionalität nicht mehr gewährleistet.
Das gesamte Raumkonzept
wurde neu überdacht: sakrale
Räume, Tagungsräume, Gästebereiche, Bürobereiche, Hausbewohner, Archiv und Bibliothek.
Darüber hinaus kam die Barrierefreiheit in den Blick. Ziel der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen
ist es, eine optimale Nutzung des
Tagungshauses
„Priesterseminar“ zu ermöglichen.
Doch das Priesterseminar ist
gleichzeitig ein Teil der Bistumsgeschichte, ein Ort von großer
Bedeutung und durch die klare
Gliederung auf die Kapelle und
den Altar hin, „ein mystagogischer Lernort für die eucharistische Mitte der Kirche“, wie es
Regens Christof Strüder erklärt.
Der Hausherr möchte, dass die
Botschaft des Priesterseminars
als Haus des Glaubens zusätzlich
verstärkt wird durch Kunstwerke
wie einen Kreuzweg.
Die Raumverteilung
optimieren
Seit Juli 2014 ist das Haus geschlossen, schwere Baumaschinen stehen auf dem Parkplatz,
Baumaterial ist gestapelt. Beim
Gang über die Baustelle mit dem
Architekten Werner Blättel, Architektin Eva Schmerr vom Diözesanbauamt und Regens Strüder
stapft man über aufgerissene
Böden, läuft unter Deckendurchbrüchen, neu eingezogenen Leitungen her. Ursprünglich war die
Wiedereröffnung für Ende Juni
angedacht, doch es wird Herbst
werden, bis alle Arbeiten beendet
sind. Grund für die Verzögerung
ist die nochmalige Veränderung
der Grundkonzeption, berichtet
Architekt Blättel vom Architekturbüro Reichwein in Elz.
Weiter geht es auf Seite17
Rund 100 Jahre nach Gründung des Bistums Limburg
wurde am 23. April 1931
als erste eigene Immobilie
das Priesterseminar durch
Bischof Antonius Hilfrich
eingeweiht.
Architekt des im BauhausStil errichteten Seminars
war Professor Dominikus
Böhm aus Köln. Die für die
damalige Zeit „kompromisslos modern“ zu nennende
Architektur fand große
Zustimmung und Anerkennung – bis heute bewundern
Bewohner und Besucher
die großzügig geschnittene
Eingangshalle mit der
Freitreppe und den weiten
Blick in den Garten.
Der Einweihung des
Priesterseminars gingen
lange Jahre der Planung
voraus, die durch den
Kulturkampf beeinflusst
waren und die Verzögerung
bewirkten.
Bischof Dominikus Willi
(gestorben 1913) hatte
das Grundstück 1895/96
gekauft und einen Stiftungsfonds geschaffen.
Als sich 1926 die Jesuiten
in Frankfurt ansiedelten
und die PhilosophischTheologische Hochschule
Sankt Georgen gründeten,
brauchte man dringend
einen Ort für die praktische
Ausbildung der künftigen
Priester. Allerdings war
1923 das gesamte angesparte Geld des Seminarfonds
durch die Inflation vernichtet worden. Bischof Augustinus Kilian (gestorben 1930)
verpflichtete daraufhin seine
Pfarrer, auf einen Teil ihres
Gehalts zu verzichten, damit
der Bau beginnen konnte.
In einem Teil des Gebäudes sind heute das Diözesanarchiv und die Diözesanbibliothek beheimatet,
die nicht wesentlich vom
Umbau betroffen sind.
Im hinteren Flügel hatte
Bischof Franz Kamphaus
während seiner Amtszeit
seine Wohnung.
Wann die Sanierung
abgeschlossen ist, war noch
nicht zu erfahren. Für das
Projekt sind rund 5 Millionen Euro veranschlagt.
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Fortsetzung von Seite 15
Mit dem Plan, einen Eigenbetrieb Tagungshäuser einzurichten, stellte das Bistum im
Oktober 2014 bereits einen
Geschäftsführer ein, der das ursprüngliche Konzept überprüfte. Sein Vorschlag war es, den
Tagungsbetrieb durch Veränderung der Bewirtschaftung (die
Küche wurde neu geplant) und
zwei zusätzliche Seminarräume
zu optimieren.
Die Raumverteilung
optimieren
Auch die Funktionsbereiche sollen besser abgetrennt sein, die
ursprünglichen Nutzungen zurückgeholt werden: Büro und
Wohnung des Regens als Leiter
des Hauses werden wieder über
dem Eingangsbereich eingerichtet, die Schwesternwohnung
bleibt in der Nähe der Kapelle.
Regens Strüder: „Die Raumverteilung zu optimieren, ist eines
der Ziele.“
So dient das Seminar weiterhin der Ausbildung der Priester,
Diakone, Pastoralen Mitarbeiter,
bietet aber darüber hinaus die
Möglichkeit für Tagungen der
synodalen Gremien, des Priesterrats.
30 Prozent Energie
einsparen
Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit werden im Bistum
Limburg groß geschrieben. „Das
Bistum ist grundsätzlich an
Nachhaltigkeit interessiert, wird
aber aus wirtschaftlichen Gründen hier jetzt kein Blockheizkraftwerk einbauen können!“,
verdeutlicht Eva Schmerr vom
Diözesanbauamt.
Allerdings
werden sich durch die neue
Haustechnik die Heizkosten um
30 Prozent verringern.
Zur Energieeinsparung gehört auch die Erneuerung der
300 Fenster, die bauphysikalisch
an der falschen Stelle saßen:
Außen an der Steinumrandung
der Fensteröffnung angebracht,
wirkten sie wie Wärmebrücken
und verursachten Schimmelbildung. „Die Leute wollten wegen
des schlechten Raumklimas hier
nicht mehr wohnen“, nennt
die Bauamtsmitarbeiterin einen
Grund für den Rückgang der
Übernachtungszahlen.
Architekt Blättel braucht mehr
als zwei Hände, um alle Arbeitsbereiche aufzuzählen, die bei
der Sanierung betroffen sind:
Komplette Sanierung der Haus-
Vor dem Gang über die Baustelle am Grundstein des Priesterseminars: (von links) Architektin Eva Schmerr vom
Diözesanbauamt, Architekt Werner Blättel vom Architekturbüro Reichwein und Regens Christof Strüder
technik, der Grundleitungen,
der Elektrik... Das Haus wird
jetzt komplett mit LED ausgestattet. „Für diese nachhaltige
und energieeinsparende, doch
kostenaufwändige
Beleuchtungsform wurden Fördermittel
beim Bund beantragt“, informiert Eva Schmerr.
Die einzige von außen sichtbare Veränderung bei der Sanierung des Priesterseminars ist der
Anbau des Aufzugs. Er erschließt
alle vier Hauptgeschosse. Auch
ein behindertengerecht ausgestattetes Zimmer liegt nahe des
Aufzugs.
Architektin Eva Schmerr
freut sich besonders über einige
„Schätze“ aus der Bauzeit des
Seminars, die erhalten werden
konnten: In einem Bad im zweiten Stock sind die Fliesen so gut
gepflegt, dass sie nicht erneuert
werden mussten. Dazu der Türgriff im Bauhaus-Stil, der rund
100 Jahre alt sein dürfte.
Die Sanierung des Bischöflichen Priesterseminars wird von
einer Baukommission begleitet,
die den Bautenstand und die
Kosten im Blick hat. Sie setzt
sich zusammen aus Mitarbeitern
des Ordinariats und gewählten
Mitgliedern des Synodalrats und
des ehemaligen Priesterrats. Zur
Kostenüberwachung ist ein Projektsteuerer beauftragt.
Regens Christof Strüder bezeichnet das Seminar durch
seinen Baustil als ein nüchternes
Haus: „Es nimmt sich in gewisser
Weise zurück und wirkt, wenn es
mit Leben erfüllt wird! Deshalb
freue ich mich auf viele Gäste aus
dem Bistum, aus den Pfarreien,
aus den synodalen Gremien, die
hier zusammenkommen, um
Freude am Glauben und starke
Impulse für ihren Dienst in den
Gemeinden zu erfahren.“
Der Aufzug erleichtert den Zugang für Tagungsteilnehmer mit Gepäck und ermöglicht den behindertengerechten Zugang auch zur Aula. Fotos: Annette Zwaack
18 EXTRA
Im Obergeschoss bietet sich der Blick auf die Skyline von Frankfurt. Hier bewundert vom Regens, Pater Stephan Kessler (rechts).
Fotos: Karin Weber
Die grünen Dächer von Frankfurt
Neubau des Priesterseminars Sankt Georgen schützt die Umwelt – Studenten aus aller Welt
Von Karin Weber
Im Priesterseminar Sankt Georgen im Frankfurter Stadtteil
Sachsenhausen leben Priester
und Priesterkandidaten aus verschiedenen deutschen Diözesen
in Gemeinschaft mit Aufbaustudenten aus der ganzen Welt. Das
Seminar ist angeschlossen an die
wissenschaftliche Hochschule
Sankt Georgen, die vom Jesuitenorden betrieben wird.
Betritt man das Seminargebäude
aus dem Jahr 1926, steht man nach
wenigen Schritten in der stattlichen
Wandelhalle. Von hier aus gelangen
die Seminaristen in die 1993 geweihte Seminar- und Kollegskirche
sowie in den Speisesaal und einen
Vortragsraum. Das Ende der weitläufigen Wandelhalle ziert momentan
jedoch eine metallene Bautür. Pater
Stephan Kessler, der verantwortliche
Leiter des Priesterseminars Sankt
Georgen, öffnet die Tür und lädt
ein, das dahinterliegende, gläserne
Foyer zu betreten. Der großzügige
lichtdurchflutete Raum mit dem
markanten Grundstein wird der
Eingangsbereich eines neuen Seminargebäudes.
Der bisherige Bau habe den heutigen Anforderungen nicht mehr ge-
Grundstein im Foyer
nügt, erklärt Pater Kessler. Ausgelegt
für 120 Bewohner war er zum einen
viel zu groß geworden. Denn heute
leben nur etwa 60 Personen in der
Gemeinschaft. Die Zimmer dagegen, Tür an Tür aufgereiht entlang
eines Kasernengangs, waren mit 13
Quadratmetern sehr beengt. Zudem
legten Etagenduschen und Toilettenanlagen sowie Brandschutzvorschriften eine bauliche Erneuerung
nahe. Eine umfassende Sanierung
schied aufgrund der vorhandenen
Tragwerkskonstruktion aus.
Vor zwei Jahren wurde daher ein
Flügel des Hauses abgerissen. An
dessen Stelle entsteht das neue Seminargebäude entlang der Balduinstraße. Ist der Neubau bezogen, wird der
verbleibende Altbau bis zur ersten
Etage abgetragen, die Wandelhalle
mit den Sozialräumen bleibt bestehen. „Das alte Haus hat über 80 Jahre
großartige Dienste geleistet, ist aber
nun nicht mehr zukunftstauglich förderlich“, sagt der Seminarleiter.
Das neue Gebäude ist klar strukturiert, um Begegnungen zwischen den
dort wohnenden und arbeitenden
Menschen zu ermöglichen. Vom Foyer aus gelangt man direkt zum gelb
leuchtenden Treppenaufgang mit
Aufzug. Die Pfosten-Riegel-Fassade
im Bereich des Aufgangs teilt den
Baukomplex zudem optisch.
Linkerhand befindet sich in jedem der sechs Stockwerke eine
Wohngruppe für zehn Personen.
Der deutlich kleinere Bereich auf
der rechten Seite des Gebäudes
dient unterschiedlichen Nutzungen.
Im Erdgeschoss liegen das Büro
und Sekretariat des Regens sowie
ein gläsernes Besprechungszimmer.
„Wir wollten einen offenen Bürobereich, die Leitung soll sichtbar und
transparent sein“, erklärt Regens
Pater Kessler. Dessen Wohnung und
die des Subregens befinden sich in
den Etagen darüber, ebenso wie zusätzliche Gästeappartements. Ganz
oben, mit Ausblick auf die Skyline
und den umgebenden Park, ist ein
großer heller Raum als Clubraum für
die Hausgemeinschaft vorgesehen.
Bemerkenswert ist die zunehmende Privatheit von öffentlich
zugänglichen Bereichen bis hin
zum individuellen Studentenzimmer gestaltet. Das Foyer dient als
Begegnungsraum aller hier Ein- und
Ausgehenden. Offene Flurbereiche
in der Mitte aller Etagen laden zu
spontanen Gesprächen ein, auch um
die kommunikative Kompetenz der
angehenden Priester zu fördern.
Jede der sechs Wohngruppen wird
über einen großzügigen Wohnraum
mit zugehöriger Küche betreten. Hier
können die Studenten ihre Gedanken
nach Vorlesungen austauschen oder
gemeinsam kochen. Eine Tür trennt
den Aufenthaltsbereich der zehn
Bewohner vom Flur mit den privaten
Zimmern. Doch auch hier sind keine
langen Gänge zu finden.
Jeweils vier Appartements haben
eine gemeinsame, farblich akzentuierte Zugangssituation, die den Flur
rhythmisiert. Ins Auge fallen kleine
Nischen neben den Türen. „Dieses
Motiv haben wir aus dem Altbau
übernommen“, erklärt Pater Kessler.
Denn dort nutzen Seminaristen die
vorhandenen Nischen über den Türen und belegen sie mit persönlichen
Gegenständen. „Eine schöne Art, sich
das Gebäude anzueignen“, sagt er.
Zudem befindet sich an jeder Zimmertür neben dem Namensschild
des Bewohners eine Magnettafel, um
kleine Botschaften anzuheften.
Weiter geht der Text auf Seite 21
Auf dem Flur vor dem Zimmer eines Seminaristen
Altes und neues Priesterseminar. Der alte Flügel (rechts hinten) wird bald bis zur ersten Etage abgetragen.
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Der alte Wandelhallengang
Fotos: Karin Weber
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EXTRA 21
Zur Sache
Das „Sankt
Georgener
Gebet“
Foyer und Besprechungsraum im Erdgeschoss
Fortsetzung von Seite 19
Das Ende des Flurs ist verbreitert, durch ein raumhohes
Fenster entsteht eine Art Loggia
mit Ausblick auf die Skyline der
Stadt – weit mehr als nur eine
Durchgangszone. Diese großzügigen Durchblicke dienen
zudem der Orientierung und
zeigen an, wo im Gebäude man
sich befindet.
Die Zimmer der Seminaristen haben eine standardisierte Grundausstattung mit Bett,
einer Schrankzone und einem
Schreibtisch mit Stuhl, dazu
ein eigener Sanitärbereich. „Die
Idee war, dass der Raum für
Studenten, die nur mit einem
Koffer anreisen, sofort funktionstüchtig ist“, erklärt Jochen
Horndasch vom Wiesbadener
Architekturbüro Kissler + Effgen. Pro Geschoss ist ferner
ein behindertengerechtes EckAppartement vorhanden, das
den Bedürfnissen von Rollstuhlnutzern entspricht.
Ressourcenschonendes
Bauen
Insgesamt strahlt das Priesterseminar durch eine klare Architektursprache Großzügigkeit
aus, raumhohe Fenster geben
den Zimmern eine Weite und
Offenheit. Großzügig ist auch
die Materialwahl. Grundlage
der Planungen waren die Leitlinien des Bistums Limburg zum
ressourcenschonenden Bauen.
Das bedeutet, es wurden nur
Baustoffe mit hoher Umweltverträglichkeit verwendet. „Wir haben uns auf wenige, aber optisch
hochwertige Materialien, wie
etwa Eichenholz, beschränkt“,
sagt Regens Pater Kessler. Und
ergänzt: „Sie sind ansprechend
anzusehen und deren Dauerhaftigkeit ist gewährleistet.“
Die Abwasserwärme
wird genutzt
Mit der Verringerung der
Nutzfläche um etwa 1200 Quadratmeter gegenüber dem alten
Seminargebäude geht eine deutliche Einsparung der Betriebskosten einher. Dazu trägt auch
die nun zeitgemäße Energieversorgung bei. Wegen hoher Dichtigkeit des Gebäudes wurden
in die dreifach verglasten, oft
raumhohen Fenster Zwangslüftungen eingebaut. Regler messen unter anderem den Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Ist dieser
zu hoch – etwa wenn sich viele
Personen im Zimmer aufhalten
– öffnen sich die Fenster selbsttätig. Zudem wird die Temperatur der Fußbodenheizung bei
geöffnetem Fenster automatisch
gesenkt. Dennoch lassen sich
die Raumtemperaturen von den
Seminaristen individuell verändern.
Ein Pilotprojekt ist die Heizanlage. Denn die Energieversorgung geschieht über die Nutzung
von Abwasserwärme. Günstig
für die Planer war die Lage des
Neubaus nahe der Offenbacher
Landstraße, durch die in einem
großen Sammler die gesamten
Abwässer von Oberrad fließen.
Die Wärme dieser Abwässer
wird über einen Wärmetauscher
entnommen und über eine
Wärmepumpe ins Haus geleitet.
Dabei reicht die Kapazität des
Kanals aus, um im Winter genü-
Foto: Karin Weber
gend Wärme zur Verfügung zu
stellen.
„Das System ist eine sinnvolle
Art, Restenergie zu nutzen. Es
funktioniert unter Verwendung
der gleichen Technik sogar in
beide Richtungen“, erklärt Jochen Horndasch. Bei hohen Außentemperaturen im Sommer
wird es zur Kühlung der Räume
genutzt, im Winter zum Heizen
des Gebäudes. Denn die Abwässer halten über das gesamte Jahr
etwa 15 Grad Temperatur.
Solaranlagen gehören
lange zu Sankt Georgen
Angestoßen hatte die Idee,
erstmals im Stadtgebiet einen
Wärmetauscher in einen bestehenden Kanal einzubauen,
Peter Roche, Geschäftsführer
der Hochschule Sankt Georgen.
Doch einfach sei es nicht gewesen, alle Beteiligten von der Idee
zu überzeugen. „Viele Entsorger
tun sich noch etwas schwer mit
der neuen Technik. Sie befürchten Verstopfungen oder Beschädigungen des Kanals“, schildert
Peter Roche seine Erfahrungen.
Die Nutzung von Erdwärme
und Solarenergie sei schon lange
Standard in St. Georgen, erklärt
er. Begrünte Dächer erzeugen
angenehmere Luft und lassen
Regenwasser versickern, statt
es in die Kanäle zu leiten. Und
der Geschäftsführer ergänzt,
er verfolge permanent den Diskussionsstand zur Energieversorgung. Denn jeder mögliche
Beitrag trage zur Bewahrung der
Schöpfung bei.
Die offizielle Einweihung soll
am 24. April 2016 stattfinden.
Herr, Gott, himmlischer
Vater,
sieh in Güte herab auf die
Gemeinschaft der Sankt
Georgener.
Segne die Priester, die schon
in deinem Weinberg wirken,
und alle, die zum Dienst in
der Kirche bestellt sind.
Lass viele Menschen dem
Ruf deines Sohnes folgen.
Sende du, Geber der
Gnaden,
deinen Heiligen Geist auf
uns herab,
erfülle unser Wissen und
Werk mit deiner Kraft.
Gib, dass wir uns für
den Bau deines Reiches
in Gebet und Studium
bereiten.
Lass uns alle, Gesunde und
Kranke,
Nahe und Ferne, Lebende
und Verstorbene,
eins sein in der Liebe
deines Sohnes, des ewigen
Hohenpriesters,
der mit dir und dem Heiligen
Geist lebt und herrscht,
Gott in alle Ewigkeit. Amen.
Das Sankt Georgener
Gebet wurde von einer Theologengruppe verfasst, als
Pater Paul Schütt Rektor in
Sankt Georgen war (1937 bis
1944). In den schwierigen
Zeiten der nationalsozialistischen Herrschaft und der
kriegsbedingten Zerstreuung
vieler Seminaristen sollte
durch dieses Gebet die Verbundenheit bewahrt werden.
Dieser Text vermittelte vielen Studenten „einen starken
inneren Halt im Grauen
und in der Einsamkeit des
Krieges“ (Zeugnis eines Seminaristen von 1951).
Bis heute betet die Seminargemeinschaft diesen Text
täglich nach dem Mittagessen vor dem Bild des Gekreuzigten in der Seminarkirche.
Dieses Kreuzbild kam 1979
durch eine Schenkung aus
dem Tessin nach Sankt Georgen. Es begleitet zusammen
mit dem Gebet viele AltSankt-Georgener auf ihren
unterschiedlichen Wegen im
Weinberg des Herrn.
Quelle: Hochschule
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Blick durch die 1000 Jahre alte Bernwardtür in den Hildesheimer Dom – mit dem restaurierten Hezilo-Leuchter
Nicht im luftleeren Raum
Der Hildesheimer Dom gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe – Umfassend saniert
Zur Sache
Von Edmund Deppe
Umfassend
saniert
Zum ersten Mal wurde die
Baugeschichte des Hildesheimer
Marien-Doms komplett aufgearbeitet. Im Film „1200 Jahre
Hildesheimer Dom – Eine Baugeschichte“ wird sie so anschaulich
erklärt, dass sie auch für Laien
leicht verständlich ist.
Man fühlt sich an Ken Follets „Säulen der Erde“ erinnert, wenn der
Hildesheimer Dom in einer grandiosen Animation im Jahre 1046 in
einem Flammenmeer versinkt oder
im Bombenangriff 1944 in Schutt
und Asche zerfällt. Das Team der
Filmfirma „media.plus x“ hat ganze
Arbeit geleistet, um die Geschichte
des Doms von der Legende bis hin
zur aktuellen Sanierung bildlich
umzusetzen.
„Es war gar nicht so einfach die
Baugeschichte über die Jahrhunderte gleichmäßig zu verteilen“,
sagt Benjamin Bruns. Und Christoph
Riedel ergänzt: „Im Mittelalter ist
schließlich, baugeschichtlich gesehen, viel mehr passiert als danach.
Da war es nicht leicht, die zur Verfügung stehenden 20 Minuten ausgewogen zu füllen.“
„Der Film soll besonders die Menschen in und um Hildesheim herum
Der Dom in Hildesheim ist 1200 Jahre alt. ansprechen, genauso aber auch
die Touristen, die die Domstadt besuchen“, sagt Diözesankonservator
Karl-Bernhard Kruse. Bei der Produktion wurde Wert darauf gelegt,
dass alles wissenschaftlich korrekt
ist, „aber eben auch von NichtFachleuten leicht verstanden werden
kann“, so Kruse.
In erster Linie lebt der Film von
den architektonischen Animationen
und Computereffekten, wird aber
immer wieder unterbrochen von historischen Bildern aus dem Dommu-
Fotos: kna-bild
seum. „Ursprünglich war es gar nicht
beabsichtigt, den Dom in den Kontext der jeweiligen Zeitgeschichte
zu setzen. Aber dadurch haben die
Filmemacher es geschafft, dass unser
Dom nicht im luftleeren Raum hängt,
sondern ein wichtiger Bestandteil
dieser Geschichte ist“, sagt Kruse.
Das DVD-Video „1200 Jahre Hildesheimer Dom. Eine Baugeschichte“
gibt es im Internet-Shop für
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Rund viereinhalb Jahre war der
Hildesheimer Dom Deutschlands
größte Kirchenbaustelle. Im August
2014 wurde die Bischofskirche feierlich wiedereröffnet. Während der Sanierungsarbeiten wurde der Dom im
Inneren komplett neu gestaltet. Er
hatte mit Blick auf das 1200-jährige
Bistumsjubiläum 2015 umfassend
saniert und vor allem modernisiert
werden sollen. Dabei galt es für alle
Beteiligten – vom Architekten über
den Bauherrn Domkapitel bis zum
Zimmermann – besonders umsichtig
vorzugehen, denn der Hildesheimer
Dom ist Weltkulturerbe.
Die Gesamtkosten der Maßnahmen beliefen sich auf 37,2 Millionen
Euro. Getragen wurden die Kosten
von: öffentlichen Zuschussgebern
(Bundes- und Landesmittel, Europäische Union), Stiftungen und
kirchlichen Hilfswerken (Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken),
insgesamt 16,6 Millionen Euro; das
Bistum Hildesheim gab 16,7 Millionen Euro aus Eigenmitteln; 2,3 Millionen Euro stammten aus Spenden
von Einzelpersonen, Firmen und
Institutionen.
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Ratgeber
EXTRA 27
Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“ in Velbert-Neviges
Foto: © Karin Gehrmann, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Beispiel des Brutalismus-Stils
Die Wallfahrtskirche in Neviges wird saniert – Deutsche Stiftung Denkmalschutz hilft
Neviges ist einer der wichtigsten
Wallfahrtorte im Erzbistum Köln.
Der Mariendom, den der Architekt Gottfried Böhm entworfen
hat, braucht nun die Pflege der
Sanierer.
Am Anfang war der Mensch! Kardinal Frings (1887 bis 1978) war zeitlebens als Schlitzohr bekannt. Von
ihm stammt der Begriff „fringsen“,
ein anderes Wort für Naturalienhandel, den der damalige Erzbischof
von Köln im Nachkriegsjahr 1946
aufgrund der schlechten Versorgungslage einführte. Der Ur-Kölner
war gegen Ende seiner Amtszeit fast
blind. Und so kam es, dass der Entwurf des Architekten Gottfried Böhm
beim Bau der Wallfahrtskirche in
Velbert-Neviges 1964/65 doch noch
den Zuschlag bekam – obwohl zuvor
ein anderer Architekt die Ausschreibung gewonnen hatte.
Böhms Entwurf für „Maria, Königin des Friedens“ ist ein Paradebeispiel für die Architektur der 60er
Jahre: eine Kirche aus reinem Sicht-
beton, mit ineinander verschachtelten Kuben, wie ein zerklüfteter
Fels, asymmetrisch und expressiv.
Diese ungewöhnlichen Formen
ertastete der fast blinde Kardinal
Frings am Entwurfsmodell – und
war beeindruckt. Kurzerhand ließ
er einen zweiten Wettbewerb mit
neuen Vorgaben ausschreiben; mit
dem Ziel, im zweiten Angang Böhms Entwurf zu realisieren. Und so
sollte es kommen – was uns eine der
interessantesten Kirchenbauten der
Nachkriegsmoderne bescherte.
Mönch mit Marienerscheinung
Am Anfang stand ein göttliches
„Wunder“. Dem Dorstener Franziskanermönch Antonius Schirley soll
1676 im Gebet die Mutter Gottes
erschienen sein. Maria hätte zu ihm
gesprochen: „Bring mich nach dem
Hardenberg, da will ich verehret
sein!“ Neviges ist ein alter Name
für den Hardenberger Bach. Als der
schwerkranke Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von
Fürstenberg, nach schwerer Krankheit nach Neviges gepilgerte und danach unerwartet gesund geworden
war, finanzierte er die Fertigstellung
des dortigen Franziskanerklosters.
Papst Clemens XII. (1652 bis 1740)
versprach ein paar Jahre später allen
Hardenberg-Pilgern völligen Ablass
der Sündenstrafen. Besonders in
Krisenzeiten kamen viele Pilger nach
Neviges, in den 1930er und 50er Jahren oft 1000 am Tag.
Eine Kirche für 6000 Gläubige
Der Grundstein des neuen Mariendoms an der Pilgerstätte wurde
1966 gelegt, die Kirchenweihe erfolgte zwei Jahre später. Die Kirche
ist mit über 6000 Plätzen nach dem
Kölner Dom die zweitgrößte der
Erzdiözese.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzte sich für den Erhalt
dieses außergewöhnlichen Sakralbaus ein – einem der beeindruckendsten Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne.
Zur Sache
Das Dach wird
dicht gemacht
An der dringenden Restaurierung
des Daches der Wallfahrtskirche
Maria Königin des Friedens in
Neviges beteiligt sich auch die
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
(DSD).
Sie stellt für das Aufbringen von
Textilbeton mit zweilagigem Gewebe im Spritzverfahren zur Abdichtung des Daches 200 000 Euro zur
Verfügung. Der entsprechende Fördervertrag erreicht in diesen Tagen
Martin Struck vom Erzbischöflichen
Generalvikariat in Köln.
Die Wallfahrtskirche Maria Königin des Friedens ist eines von über
360 Projekten, die die private Stiftung dank Spenden und Mittel von
Lotto und GlücksSpirale fördert.
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Der ältere Dom
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Spektakuläre Funde in der evangelischen Johanniskirche in Mainz
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arbeiten
seit Jahren beim Neubau und der
Restaurierung kirchlicher
Gebäude. Was macht die
Arbeit für den Bauherrn
Kirche besonders? Fragen
an Klaus Rohletter, Vorstandsvorsitzender der
Bauunternehmung Albert
Weil AG aus Limburg.
Von Karsten Packeiser
Zunächst waren in der Mainzer Johanniskirche nur Routinearbeiten geplant. Doch in
Mauerwerk und Untergrund
des evangelischen Gotteshauses werden fortlaufend
neue Sensationen entdeckt.
Inzwischen verlieren auch Wissenschaftler und Kirchenvertreter den Überblick über die
Superlative, die mit der eher
evangelischen Innenstadtkirche
St. Johannis in Mainz verbunden
sind: erste nach der Völkerwanderung errichtete Kathedrale
nördlich der Alpen, einzige Kirche im deutschsprachigen Raum
mit gut erhaltenen Mauerresten
aus dem frühen Mittelalter, einziger Dom mit nahezu komplett
erhaltenen Außenmauern aus
der Karolingerzeit – das sind
einige der Besonderheiten, mit
denen sich St. Johannis wohl
schmücken kann.
Was ist ihr LieblingsKirchen-Bauprojekt
an dem sie beteiligt
waren?
Klaus Rohletter: Da erinnere ich mich vor allem
an die Baumaßnahmen
im Wilhelm-Kempf-Haus
in Wiesbaden-Naurod
(2013) und einige Jahre
früher (2010) im Karlsheim in Kirchähr, der
Jugendbegegnungsstätte
des Bistums Limburg im
Gelbbachtal.
Eine der ältesten Kirchen
in Deutschland
Gewöhnlich hat Grabungsleiter Ronald Knöchlein die
Johanniskirche, die nur ein
paar Meter neben dem heutigen
Mainzer Dom steht, zurzeit fast
für sich allein. Seit zwei Jahren
ist er mit seinen Kollegen in dem
Gotteshaus tätig – und liefert
fortlaufend neue spektakuläre
Ergebnisse. „Auf einem dieser
Fußböden ist Bonifatius gewandelt“, erzählt er staunenden Besuchern beim Rundgang durch
das heutige Kellergeschoss.
„Nördlich der Alpen sind Bauten aus dieser Zeit nicht erhalten
geblieben“, sagt der Heidelberger Bauhistoriker Matthias
Untermann. Anfang des Jahres
hatten die Archäologen bereits
verkündet, große Teile der Kirchenmauern seien 1100 bis
1200 Jahre alt. Schon diese
Erkenntnis hätte als Nachweis
dafür gereicht, dass St. Johannis
eine der ältesten erhaltenen
deutschen Kirchengebäude ist.
Aus der Karolingerzeit gibt es
nur ganz wenige andere Sakralbauten in der Bundesrepublik.
Alle zusammengestellt würden
problemlos in das Kirchenschiff
von St. Johannis hineinpassen.
Eine Kultur
der Arbeit
Einst vollständig ausgemalt. Die Archäologen fanden Bruchstücke des
alten Verputzes in der Johannis-Kirche.
Foto: dpa/PA
Für die Forscher war daher
schnell klar, dass die evangelische Gemeindekirche direkt
neben dem Mainzer Dom die
ältere Bischofskirche der Stadt
sein muss. „Wir haben ein paar
Löcher für die Heizung gemacht
und einen Dom gefunden“, freut
sich der evangelische Mainzer
Dekan Andreas Klodt.
Tuffstein-Mauerwerk aus
dem 6./7. Jahrhundert
Doch dieser Forschungsstand
von Anfang 2014 ist seit kurzem
ebenfalls überholt: An der Stelle
des „alten Doms“ aus dem 9.
Jahrhundert, der Zeit des legendären Erzbischofs Hatto I. (850
bis 913), stand ein noch 200 bis
300 Jahre älterer Vorgängerbau
aus der Merowingerzeit.
Als die Wissenschaftler den
Putz von der Wand kratzten,
stießen sie an einigen Stellen
noch in neun Metern Höhe auf
Tuffstein-Mauerwerk aus dem
6. oder 7. Jahrhundert. Marion
Witteyer, Leiterin der Mainzer
Landesarchäologie, hält es inzwischen für erwiesen, dass
auch diese ganz alte Kathedrale
ihrerseits auf römischen Ruinen
erbaut wurde. Eine Frage für die
Forschung bleibe es herauszufinden, warum die frühen Mainzer
Christen diesen Standort für ihre
Bischofskirche wählten. Schon
zur Römerzeit gab es in Moguntiacum, dem heutigen Mainz,
eine christliche Gemeinde.
Die Evangelische Kirche in
Hessen und Nassau (EKHN) hat
begonnen, sich Gedanken über
eine künftige Nutzung der Kirche zu machen. Während sich
die Gemeinde zum Gottesdienst
weiter in einem modernen Anbau treffen muss, ist ein Ende der
Forschungsarbeiten im Kirchenraum nicht abzusehen.
Ist es etwas besonderes,
an einem kirchlichen
Gebäude zu arbeiten?
Ja, es ist etwas Besonderes.
Warum ist das so?
Kirchliche Gebäude haben
oft eine Geschichte und
das strahlen diese auch
aus. Unsere Mitarbeiter
gehen mit einem größeren
Respekt und mit Besonnenheit bei derartigen
Maßnahmen vor.
Auch der oft „raue Ton“
auf der Baustelle ist bei
einer derartigen Aufgabenstellung deutlich weniger zu vernehmen und das
bloße Umfeld hat insofern
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Die neue Enzyklika
als Gewinn
Fünf Fragen richtig lösen – Mitmachen und gewinnen
Frage 5: Über den Dächern von
Mainz – Nahe beim Dom steht in
Mainz die Akademie des Bistums,
der „Erbacher Hof“. Zur Zeit wird
dort von Grund auf saniert – bis
zum Dach. Aus welchem Material
ist es?
US Schiefer
NG
Blei
RG
Kupfer
Frage 1: „Sursum Corda“
„Sursum corda“: So steht es auf diesem Wappen. „Erhebet die Herzen“
– der Ruf aus der Eucharistiefeier
war Wahlspruch eines Fuldaer
Bischofs, in dessen Amtszeit das
Generalvikariat in Fulda gebaut
wurde (siehe Seiten 7 bis 11).
Welcher Bischof war das?
SC Bischof Bolte
HE
Bischof Schick
EI
Erzbischof Dyba
Frage 2: „Basilica minor“
Für den Erhalt welcher Kirche im
Rheingau hat die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz gerade wieder
100 000 Euro zur Verfügung gestellt?
SZ
St. Antonius Eremita
in Rauenthal
HO
Kirche St. Valentinus und
St. Dionysius in Kiedrich
IL
Heilig Kreuz
in Geisenheim
Frage 4: Priesterseminar in Limburg – Die Kapelle wird nicht saniert. Sonst ist das Haus an der Lahn gerade ein Reich der
Handwerker (siehe Seiten 13 bis 17). Von welchem Architekten stammt der denkmalgeschützte Bau?
FU
Böhm
HA
Le Corbusier
TR
Willius
Frage 3:
Hochschule
Sankt Georgen
Am Stadtrand von
Frankfurt ist ein
neues Priesterseminar für Kandidaten
aus verschiedenen
Bistümern entstanden. Welcher Orden
betreut die Hochschule?
EI
Franziskaner
EP
Jesuiten
IG
Benediktiner
Fotos: Günter Wolf,
Rossner (Deutsche
Stiftung Denkmalschutz), Sankt Georgen, KNA, dpa/PA
Das Lösungswort
Gesucht wird ein Lösungswort mit zehn Buchstaben –
zwei aus jeder Antwort.
Zu gewinnen gibt es:
10 Bücher mit dem Wortlaut
der neuen Umwelt-Enzyklika
von Papst Franziskus
„Laudato si“.
Schicken Sie Ihr
Lösungswort an:
Kirchenzeitung,
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55010 Mainz
oder per E-Mail:
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Einsendeschluss:
20. Juli 2015
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Landschaftsarchitekten
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Fax - 8433
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(FH) Hermann Sommer
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Papst Franziskus pflanzt beim Friedensgebet mit Juden und Muslimen in
den vatikanischen Gärten ein Olivenbäumchen. Foto: kna-bild
Ratgeber
EXTRA 35
Gelobt seist du
„Gebet mit der Schöpfung“ – von Papst Franziskus
„Wir preisen dich, Vater,
mit allen Geschöpfen,
die aus deiner machtvollen Hand
hervorgegangen sind.
Dein sind sie
und erfüllt von deiner Gegenwart
und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
Sohn Gottes, Jesus,
durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß
nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde
und sahst diese Welt
mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf
mit deiner Herrlichkeit
als Auferstandener.
Gelobt seist du.
Heiliger Geist, mit deinem Licht
wendest du diese Welt
der Liebe des Vaters zu
und begleitest die Wehklage
der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen,
um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft
unendlicher Liebe,
lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums,
wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis
und unseren Dank
für jedes Wesen,
das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade,
uns innig vereint zu fühlen
mit allem, was ist.
Gott der Liebe,
zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe
zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen
wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht
und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde
der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben,
die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen,
die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht
und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen,
um eine bessere Zukunft vorzubereiten,
damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit,
des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du.
Amen.
Schlussgebet aus der Enzyklika
„Laudato si“; gerade als Buch erschienen
im Benno-Verlag (6,95 Euro)
und bei Herder (mit Vorwort
von Kardinal Gerhard Müller; 14,99 Euro)
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