Physikalische Chemie Magazin Die sehr langen Kohärenzzeiten in der Emission einzelner Moleküle19) zeigen Perspektiven für ihren Einsatz in einem Quantencomputer auf. Schließlich konnten die optisch ausgelesenen Zustände eines einzelnen Kernspins genutzt werden, logische Quantengatter zu implementieren.20) Abb. 1. Schematische Darstellung der Ferrofluid-Partikel (links) und das resultierende Wechselwirkungspotenzial (volle Linie) aus Van-der-Waals- Thomas Basché Institut für Physikalische Chemie Johannes Gutenberg-Universität Mainz [email protected] Wechselwirkung (gestrichelt) und sterischer Abstoßung der Oberflä- Ferrofluide 1) W. E. Moerner, L. Kador, Phys. Rev. Lett. 1989, 62, 2535. 2) M. Orrit, J. Bernard, Phys. Rev. Lett. 1990, 65, 2716. 3) W. E. Moerner, D. P. Fromm, Rev. Sci. Instrum. 2003, 74, 3597. 4) A. Hartschuh, M. R. Beversluis, A. Bouhelier, L. Novotny, Phil. Trans. R. Soc. Lond. A. 2004, 362, 809. 5) J. Gerton, L. A. Wade, G. A. Lessard, Z. Ma, S. Quake, Phys. Rev. Lett. 2004, 93, 180801. 6) M. Bauer, L. Kador, J. Chem. Phys. 2004, 120, 10278. 7) N. Tomczak, R. A. L. Vallée, E. M. H. P. van Diik, L. Kuipers, N. F. van Hulst, G. J. Vansco, J. Am. Chem. Soc. 2004, 126, 4748. 8) R. Zondervan, F. Kulzer, M. Kol’chenko, M. Orrit, J. Phys. Chem. A 2004, 108, 1657. 9) J. Müller, J. Lupton, A. Rogach, J. Feldmann, D. Talapin, H. Weller, Appl. Phys. Lett. 2004, 85, 381. 10) H. Htoon, P. J. Cox, V. I. Klimov, Phys. Rev. Lett. 2004, 93, 187402. 11) M. Lippitz, C. G. Hübner, T. Christ, H. Eichner, P. Bordat, A. Herrmann, K. Müllen, T. Basché, Phys. Rev. Lett. 2004, 92, 103001. 12) M. Heilemann, P. Tinnefeld, G. Mosteiro, M. G. Parajo, N. F. van Hulst, M. Sauer, J. Am. Chem. Soc. 2004, 126, 6514. 13) S. Park, A. J. Gesquiere, J. Yu, P. F. Barbara, J. Am. Chem. Soc. 2004, 126, 4116. 14) Z. Yu, P. F. Barbara, J. Phys. Chem. B 2004, 108, 11321. 15) F. Schindler, J. M. Lupton, J. Feldmann, U. Scherf, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 2004, 101, 14695. 16) H. Yang, G. Luo, P. Karnchanaphanurach, T. Louie, I. Rech, S. Cova, L. Xun, X. S. Xie, Science 2003, 302, 262. 17) M. Cotlet, S. Masuo, G. Luo, J. Hofkens, M. van der Auweraer, J. Verhoeven, K. Müllen, X. S. Xie, F. De Schryver, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 2004, 40, 14343. 18) W. E. Moerner, New Journal of Physics 2004, 6, 88. 19) A. Kiraz, M. Ehrl, C. Bräuchle, A. Zumbusch, Appl. Phys. Lett. 2004, 85, 920. 20) F. Jelezko, T. Gaebel, I. Popa, M. Domhan, A. Gruber, J. Wrachtrup, Phys. Rev. Lett. 2004, 93, 130501. Die Kontrolle fluider Medien durch Magnetfelder in der Größenordnung von 10 bis 100 mT ist eine interessante Möglichkeit, Flüssigkeiten zu steuern, da Stärke und Richtung von Magnetfeldern leicht variierbar sind. Damit ließen sich prinzipiell neue Forschungsfelder und Anwendungsgebiete erschließen. Allerdings sind bisher keine homogenen Flüssigkeiten bekannt, deren magnetische Eigenschaften so stark sind, dass eine magnetische Kontrolle im oben definierten Sinne möglich wäre. Einen Ausweg bieten Suspensionen magnetischer Nanopartikel in geeigneten Trägerflüssigkeiten. Die Herstellung dieser – üblicherweise als Ferrofluide bezeichneten – Suspensionen beruht im Allgemeinen auf Fällungsreaktionen von Magnetit-(Fe3O4)-Partikeln in einer Trägerflüssigkeit in Anwesenheit einer oberflächenaktiven Substanz. Dabei entstehen Teilchen mit einem mittleren Durchmesser von ca. 10 nm, deren Agglomeration aufgrund der Van-der-Waals-Wechselwirkung durch die Beschichtung mit langkettigen Molekülen verhindert werden kann (Abbildung 1). Das magnetische Material besteht bei herkömmlichen Ferrofluiden typischerweise aus Magnetit; Trägerflüssigkeit sowie Konzentration der magnetischen Partikel können variieren. Als Trägerflüssigkeiten eignen sich neben Ölen auch flüchtige organische Lösungsmittel und Wasser. Die Volumenkonzentration magnetischer Partikel beträgt bis zu Nachrichten aus der Chemie | 53 | März 2005 | www.gdch.de 10 Vol.-%. Die Durchmesser der Partikel selbst zeigen eine Größenverteilung zwischen 2 und 20 nm. Aufgrund ihrer geringen Größe bilden die Magnetitpartikel keine magnetischen Domänenwände aus und können deshalb als magnetische Eindomänenteilchen betrachtet werden. Nimmt man an, dass die Partikel wechselwirkungsfrei sind, so stellt ein Ferrofluid ein System thermisch bewegter, magnetischer Dipole dar, womit das magnetische Verhalten der Suspension paramagnetischen Charakter hat. Im Gegensatz zu paramagnetischen Salzlösungen sind jedoch die magnetischen Momente, die mit dem Feld wechselwirken, nicht die Momente einzelner Moleküle sondern die Momente der magnetischen Partikel und somit von der Größenordnung 104µB. Damit nimmt die Anfangssuszeptibilität v von Ferrofluiden Werte in der Größenordnung von 1 an (Abbildung 2) im Vergleich zu einer Suszeptibilität v von etwa 10–4 bei paramagnetischen Salzlösungen. Da die magnetischen Kräfte FM, die man auf magnetisierbare Medien über einen magnetischen Feldgradienten ∇ H ausüben kann, nach FM ∝ M ∇H ∝ vH ∇H (1) proportional zu deren Magnetisierung M sind, bestimmt die Anfangssuszeptibilität die erreichbaren Wer- chenbeschichtung (gepunktet). Abb. 2. Typische Magnetisierungskurve eines Ferrofluids (7 Vol.-% Magnetitpartikel, durchschnittlicher Durchmesser: 10 nm). Der Einsatz zeigt vergrößert den Bereich der Anfangssuszeptibilität. 297 298 Magazin Physikalische Chemie Abb. 3. Zwei typische kommerzielle Anwendungen von Ferrofluiden: links die Ferrofluiddichtung, rechts die Lautsprecherkühlung. te von FM für kleine Felder. Für herkömmliche Magnetit-basierte Ferrofluide bedeutet das, dass man mit Magnetfeldern von ca. 30 mT Kräfte auf die Flüssigkeit ausüben kann, die ähnlich stark wie die Schwerkraft sind. Damit wird es möglich, die Flüssigkeiten in effektiver Weise magnetisch zu kontrollieren. In der Vergangenheit wurde die magnetische Kontrollmöglichkeit vor allem dazu genutzt, Fluide in technischen Anwendungen zu positionieren. Abbildung 3 zeigt schematisch die beiden verbreitetsten Anwendungen von Ferrofluiden – die Ferrofluiddichtung und die Kühlung von Lautsprechern. In beiden Fällen halten starke Permanentmagnete das Fluid in seiner Position, wobei die Flüssigkeitseigenschaften erhalten bleiben. Bei der Dichtung lassen sich so Druckunterschiede von 1 bar reibungsfrei abdichten – eine Standardlösung für Festplattenlaufwerke. In Lautsprechern dient das Fluid dazu, die Wärme von der Schwingspule besser abzuleiten; dieses Verfahren wird insbesondere in Hochleistungslautsprechern und Systemen mit sehr kleiner Bauform eingesetzt (weitere Informationen zu Ferrofluiden und ihren Anwendungen siehe z. B.1–3)). Abb. 4. Zur Entstehung der Rotationsviskosität (Erläuterungen im Text). Die aktuelle Forschung – die in Deutschland das DFG-Schwerpunktprogramm 1104 „Magnetische Flüssigkeiten“ vorantreibt – will mehr erreichen als nur die magnetische Positionierung von Flüssigkeiten. Das Ziel ist, das Potenzial von Ferrofluiden umfassend zu nutzen. Im Fokus der zurzeit wichtigsten Trends liegen der biomedizinische Einsatz von Ferrofluiden und die Optimierung magnetfeldinduzierter Veränderungen ihrer viskosen Eigenschaften für neue Dämpferkonzepte. Magnetoviskose Effekte Eine der signifikantesten magnetfeldbedingten Änderungen der Eigenschaften von Ferrofluiden ist die Erhöhung ihrer Viskosität. Im einfachsten Fall kann man ein Ferrofluid als ein System nicht wechselwirkender kugelförmiger Partikel betrachten. Setzt man dieses System einem Schergeschwindigkeitsfeld v aus, so werden die Partikel durch die viskose Reibung in der Flüssigkeit in Rotation versetzt, wobei die Rotationsachse durch die Vortizität X =1/2 rot v der Strömung gegeben ist. Lässt man ein Magnetfeld H, das senkrecht zu X steht, auf die Suspension wirken und nimmt an, dass die magnetischen Momente fest mit den Teilchen verbunden sind, so verursacht die Rotation Auslenkungen der magnetischen Momente aus der Feldrichtung. Dies führt zu einem magnetischen Drehmoment, das bestrebt ist, das magnetische Moment in Feldrichtung auszurichten. Damit ist das magnetische Drehmoment dem von der viskosen Reibung erzeugten mechanischen Drehmoment, das die Rotation bewirkt, ent- gegengesetzt und behindert damit die freie Rotation der Teilchen in der Scherströmung (Abbildung 4). Makroskopisch gesehen bedeutet diese Behinderung der Rotation eine Erhöhung der Viskosität der Flüssigkeit. Dieser – als Rotationsviskosität bezeichnete – Effekt wurde erstmals 1969 experimentell beobachtet4) und von Shliomis 1972 theoretisch beschrieben.5) Bei der vorhergehenden Betrachtung wurde vorausgesetzt, dass das magnetische Moment fest mit dem Teilchen verbunden ist – also seine Richtung nicht relativ zur Kristallstruktur verändern kann. Beachtet man, dass diese Voraussetzung für Magnetitpartikel erst ab einer Größe von circa 13 nm gilt, so trägt in herkömmlichen Ferrofluiden nur ein relativ kleiner Anteil der Partikel zur Rotationsviskosität bei. Damit sollte die Viskositätsänderung typischerweise unter 1 % der Viskosität im feldfreien Raum liegen. In Experimenten zur feldbedingten Viskositätserhöhung in Ferrofluiden zeigen sich jedoch Änderungen von mehr als 100 % bei Magnetfeldern um 100 kA·m–1, und es ist eine ausgeprägte Scherverdünnung zu beobachten (Abbildung 5). Zur Erklärung dieser Phänomene wurden in den vergangenen Jahren Modelle entwickelt und experimentell überprüft, die auf der Annahme Stefan Odenbach, Jahrgang 1964, studierte Physik in Köln und München und promovierte 1993 in München. Danach arbeitete er für zwei Jahre als Postdoc am Institut für Materialwissenschaften der Universität Wuppertal. 2002 habilitierte er sich in Bremen im Fachgebiet Strömungsmechanik und wurde dort 2004 zum Professor ernannt. Heute leitet er den Bereich Strömungsmechanik komplexer Fluide am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation, ZARM, Universität Bremen, wo er bereits seit 1996 tätig ist. Seine Forschungsgebiete umfassen magnetische Flüssigkeiten, Metallschäume, Röntgentomographie, granulare Medien. Nachrichten aus der Chemie | 53 | März 2005 | www.gdch.de Physikalische Chemie Magazin beruhen, dass sich Ketten magnetischer Partikel bilden.6) Bei der Entwicklung der Modelle musste vor allem geklärt werden, welcher Flüssigkeitsparameter die Stärke der magnetoviskosen Effekte wesentlich beeinflusst. Diese Erkenntnisse sind die Grundlage dafür, Viskositätsänderungen für technische Anwendungen optimieren zu können. Durch die Variation von Parametern wie Volumenkonzentration oder Partikelgröße konnte gezeigt werden, dass der Wechselwirkungsparameter k k =(µ0·M02·V)·(24·k·T)–1 (2) (µ0: Vakuumpermeabilität, M0: spontane Magnetisierung des magnetischen Materials, V: Partikelvolumen, T: absolute Temperatur, k: Boltzmannkonstante), der das Verhältnis der interpartikulären magnetischen Wechselwirkungsenergie der Partikel zu ihrer thermischen Energie beschreibt, die entscheidende Größe ist. Eine Veränderung von k ist entweder durch Variation der Partikelgröße oder Austausch des magnetischen Materials zu erreichen (Gleichung 2). Beide Veränderungen erfordern neue Wege bei der Synthese von Ferrofluiden, um stabile Suspensionen zu erhalten. Bei der Veränderung des magnetischen Materials sind ferromagnetische Materialien wie Fe oder Co aufgrund ihres hohen magnetischen Moments von Interesse. Allerdings führt deren hohe Oxidationsneigung im Normalfall zu einer schnellen Degradation des Ferrofluids und zum Verlust seiner magnetischen Eigenschaften. Über eine metallorganische Synthese haben Bönnemann et. al.7) Co-Partikel mit einer Aluminiumoxid-Schutzhülle hergestellt, die die Oxidation des Co unterdrückt. Zudem erlaubt der Herstellungsprozess die Darstellung quasi monodisperser Partikel, deren Größe über die Syntheseparameter gesteuert werden kann. Damit lässt sich der Wechselwirkungsparameter über einen weiten Bereich variieren und die Bildung von Strukturen in der Flüssigkeit kontrollieren. Dass dieser Weg, magnetoviskose Effekte zu optimieren, Erfolg ver- spricht, zeigt der Vergleich zwischen einer Suspension von 0,4 Vol.-% CoPartikel mit 9 nm mittlerem Durchmesser und einem Magnetit-Ferrofluid mit 7 Vol.-% magnetischen Materials (Abbildung 6). Während sich die Viskosität bei kleinen Scherraten ähnlich stark erhöht, erweist sich das Co-Fluid als scherstabiler und zeigt auch bei technisch relevanten Scherraten noch eine Viskositätserhöhung um 200 % der Ausgangsviskosität. Damit ist durch die Synthese neuartiger Ferrofluide ein entscheidender Schritt in Richtung eines technischen Einsatzes der magnetoviskosen Effekte getan. Biomedizinische Anwendungen Abb. 5. Der magnetoviskose Effekt für ein Ferrofluid mit 7 Vol.-% Magnetitpartikeln (durchschnittlicher Durchmesser: 10 nm) für verschiedene Scherraten. xierfeld leicht zugänglich sind. Da sich der Wirkstoff so auf die Behandlungsregion konzentrieren lässt, werden die üblicherweise auftretenden Nebenwirkungen in großem Umfang unterdrückt, die bei chemotherapeutischer Behandlung gravierend sind. Tierversuche haben das Potenzial der Methode belegt.8) In der aktuellen Forschung werden Der zweite Kerntrend der Ferrofluidforschung liegt im Einsatz für biomedizinische Zwecke, besonders für neuartige Ansätze in der Krebstherapie. Dabei sind im Wesentlichen zwei Verfahren zu unterscheiden – das magnetische Drug Targeting und die magnetische Hyperthermie. Beim magnetischen Drug Targeting werden die magnetischen Partikel mit einem medizinischen Wirkstoff beladen – im Fall der Krebstherapie mit einem Chemotherapeutikum. Die entsprechend modifizierte Suspension wird dann in eine Arterie des Patienten gespritzt, durch geeignete Magnetfelder zum vorgesehenen Wirkungsort geleitet und dort fixiert. Das Verfahren eignet sich bevorzugt für oberflächennahe Tumore, die dem magnetischen Leit- und Fi- Nachrichten aus der Chemie | 53 | März 2005 | www.gdch.de Abb. 6. Vergleich der Scherratenabhängigkeit des magnetoviskosen Effekts für ein kommerzielles Ferrofluid (wie Abb. 5) und ein Ferrofluid mit große Anstrengungen unternommen, um die Biodistribution der magnetischen Partikel sowohl im gesamten Versuchstier als auch im Tumor selbst zu quantifizieren und zu kontrollieren (Abbildung 7). Das zweite Verfahren, die magnetische Hyperthermie, nutzt die Möglichkeit, magnetische Partikel in magnetischen Wechselfeldern umzumagnetisieren, zu einer lokalen Wärmeproduktion. Wenn die Partikel zuvor durch biochemisches 0,4 Vol.-% CoPartikel mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 9 nm. Abb. 7. Die Biodistribution magnetischer Partikel in der medizinischen Anwendung. Links die Verteilung in einem Versuchstier8) aus Experimenten zum Drug Targeting und rechts die detaillierte Verteilung in einem Tumor aus Experimenten zur Hyperthermie.11) 299 300 Magazin Physikalische Chemie oder magnetisches Targeting in der Tumorregion konzentriert wurden, kann das Tumorgewebe durch die lokale Überhitzung geschädigt und der Tumor damit entweder zerstört oder für weitergehende Behandlungen sensibilisiert werden.9,10) Für beide Verfahren ist die Biokompatibilität der verwendeten Ferrofluide Voraussetzung. Allerdings sind biokompatible Ferrofluide – häufig in Wasser suspendierte, mit Stärkemolekülen stabilisierte Magnetitpartikel – nicht stabil gegenüber Agglomeration und lassen sich nicht reproduzierbar herstellen. Hier sind für einen Erfolg dieser viel versprechenden Therapieansätze und grundsätzlich für ihren Einsatz in der Medizin noch erhebliche Fortschritte in der Synthese notwendig. Stefan Odenbach, ZARM, Universität Bremen 1) R. E. Rosensweig, Ferrohydrodynamics, Cambridge University Press, Cambridge, New York 1985. 2) E. Blums, A. Cebers, M. M. Maiorov, Magnetic Fluids, de Gruyter, Berlin 1997. 3) S. Odenbach, Phys. unserer Zeit, 2001, 32, 3, 122. 4) J. P. McTague, J. Chem. Phys. 1969, 51, 133. 5) M. I. Shliomis, Soviet. Phys. JETP 1972, 34, 6, 1291. 6) S. Odenbach, Magnetoviscous effects in ferrofluids, Springer, Berlin 2002. 7) H. Bönnemann, W. Brijoux, R. Brinkmann, N. Matoussevitch, N. Waldöfner, Magnetohydrodynamics 2003, 39, 29. 8) „Targeted tumor therapy with Magnetic Drug Targeting: Therapeutic efficacy of ferrofluid bound mitoxantrone“: C. Alexiou, R. Schmid, R. Jurgons, C. Bergemann, W. Arnold, F. G. Parak. In: Ferrofluids – Magnetically controllable fluids and their Applications (Hrsg.: S. Odenbach), Springer, Berlin 2002. 9) I. Hilger, W. Andrä, R. Hergt, R. Hiergeist, W. A. Kaiser, Review. Rec. Res. Radiol. 2003, 1, 109. 10) R. Hiergeist, W. Andrä, N. Buske, R. Hergt, I. Hilger, U. Richter, W. A. Kaiser, J. Magn. Magn. Mater. 1999, 201, 420. 11) O. Brunke, S. Odenbach, C. Fritsche, I. Hilger, W. A. Kaiser, J. Magn. Magn. Mater., im Druck. Abb. 1. DeMello et al.9,10) haben einen mikrofluidischen Chip hergestellt, in dem DNS schnell und effizient im Durchfluss mit der PCR vervielfältigt werden kann. Die im PCR-Einlass zugefügte Probe fließt durch Temperaturzonen, die den jeweiligen Reaktionstemperaturen entsprechen. Proben können nach 20, 25, 30, 35 und 40 Zyklen entnommen werden. Indem man den mit „RT“ bezeichneten Einlass benutzt, kann RNS durch Reverse Transkriptase in DNS zurückübersetzt werden, bevor sie in den PCR-Eingang injiziert wird. (Abbildung aus Lit.10)) Mikrofluidik Können wir demnächst Messbecher, Kolben und Scheidetrichter aus unseren Laboren verbannen und das Dosieren, Mischen, Synthetisieren und Analysieren einem kleinen Chip überlassen – einem Mikrochip, der statt Nullen und Einsen kleinste Flüssigkeitsmengen verschiebt? In manchen Einsatzgebieten ist dieser Traum schon Wirklichkeit geworden: Diabetiker können ein Blutströpfchen innerhalb von Sekunden mit einem kleinen Gerät auf den Blutzuckergehalt testen und so die Insulindosis individuell bestimmen – eine schon erschwingliche „Lab-ona-Chip“-Technologie, die die Lebensqualität verbessert. Der Begriff „Mikrofluidik“ steht für Bauteile und Methoden, Flüssigkeiten auf Längenskalen unterhalb von einem Millimeter zu bewegen, zu kontrollieren und zu analysieren. Entsprechend dringt die „Nanofluidik“ in Submikrometerbereiche vor. Die Eigenschaften von Flüssigkeiten auf kleinen Längenskalen spielen in manchen Fachgebieten schon seit langem eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren hat eine stürmische Entwicklung eingesetzt, zu der mehrere Faktoren beitrugen, z. B. die neu- entwickelten, relativ kostengünstigen Verfahren zur Herstellung mikrofluidischer Bauteile und ein großer Bedarf der Analytik minimaler Probenvolumina in den Lebenswissenschaften. Inzwischen sind Nano- und Mikrofluidik auf dem besten Weg, Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts zu werden. Neue Journale wie Lab-on-a-Chip1) oder Microfluidics and Nanofluidics2) tragen dieser Entwicklung Rechnung. Kurz, „The small flow becomes main stream“.3) Im Jahr 2010 soll der weltweite Marktwert mikrofluidischer Bauteile über 2 Milliarden US Dollar betragen,4) wobei der Teil, der auf InkjetTechnologien entfällt (ca. 10 Milliarden US Dollar für 20025)) noch nicht mit einbezogen ist. Das Design mikrofluidischer Chips erfordert das Zusammenspiel vieler Forschungsdisziplinen, da nicht nur kleine Strukturen in ungewöhnlichen Geometrien anzufertigen sind, sondern auch ein Verständnis des Zusammenspiels physikalischer, chemischer und biologischer Aspekte notwendig ist. Interdisziplinarität wird demnach groß geschrieben, und an der mikrofluidischen Forschung und Entwicklung beteiligen sich Wissenschaftler aus nahezu allen naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Nachrichten aus der Chemie | 53 | März 2005 | www.gdch.de