Aktuell wenn er die Annäherung von Hochschulen und Forschungsorganisationen fordert und Innovation und Technologietransfer zu Zielen erhebt. Auch die Schwerpunktprogramme der Regierung hat Schwartzenberg von Allègre übernommen. „Die Lebenswissenschaften sind unsere erste Priorität, wegen ihres wirtschaftlichen Potenzials und vor allem wegen ihrer Fähigkeit, die Grundbedürfnisse der Menschheit zu befriedigen: Gesundheit, Verbesserung der Lebensbedingungen, Sicherheit der Lebensmittelproduktion“. Zweite Priorität ist der „Weg zur Informations- und Kommunikationsgesellschaft“, und schließlich folgen „Forschungsprojekte im Sinne des Umweltschutzes“. Deutlicher kann man nicht sagen, dass die goldene Zeit der „harten“ Ingenieurwissenschaften, die den TGV, Teile von Ariane und Airbus und den schnellen Brüter Superphénix hervorbrachten, zu Ende ist. Frankreich schlägt einen anderen Kurs in der Forschungs- und Technologieförderung ein, Allègre zeichnete in seiner Amtszeit den Weg vor und Schwartzenberg bestätigt ihn heute. Thomas Otto Antiferromagnetische Ordnung sichtbar gemacht Die direkte Abbildung der antiparallelen Spinorientierung in dünnen antiferromagnetischen Schichten galt bislang als große Herausforderung an die Experimentatoren, da hierfür eine im Prinzip atomare Auflösung von wenigen Nanometern notwendig sind, übliche Messverfahren aber nur Auflösungen in der Größenordnung von einigen 100 nm erreichen. Der experimentellen Arbeitsgruppe von Roland Wiesendanger an der Universität Hamburg gelang nun in Zusammenarbeit mit der Theorie-Arbeitsgruppe von Stefan Blügel am Forschungszentrum Jülich ein Durchbruch: Mithilfe der so genannten spinpolarisierten Rastertunnelmikroskopie (SP-RTM) konnten sie die antiferromagnetische Spinordnung in einer Mangan-Monolage direkt abbilden [1]. Die ManganMonolage wurde auf einem Wolfram-Substrat deponiert. Sie wächst atomar glatt und mit derselben Gitterkonstante wie das Substrat. Betrachtet man die Oberfläche mit ei- nem gewöhnlichen Rastertunnelmikroskop, ausgestattet mit einer nichtmagnetischen Wolfram-Spitze, so erhält man die atomar aufgelöste Struktur (obere Teilabbildung). Vor über zehn Jahren haben Blügel et al. auf der Basis von firstprinciples-Berechnungen vorausgesagt, dass solche Mn-Monolagen ideale zweidimensionale Antiferromagneten sind [2]. Alle bisherigen Versuche, diese Voraussage zu bestätigen, schlugen fehl, sei es, weil Methoden wie die Neutronenstreuung nur auf das Volumen sensitiv sind und daher eine Monolage nicht „erkennen“, sei es, weil direktabbildende Methoden wie die Magnetkraftmikroskopie (MFM) nicht die nötige Auflösung erreichen. Anders als die MFM, welche direkt die magnetischen Dipolkräfte zwischen Probe und Spitze nachweist, nutzt das SP-RTM die Abhängigkeit des Tunnelstroms von der relativen Orientierung der Magnetisierungsvektoren von Tunnelspitze und Probe. Anschaulich gesprochen wirkt die magnetische Spitze als Quelle spinpolarisierter Elektronen, welche die spinaufgespaltene Zustandsdichte der magnetischen Probe abtastet. Diese Technik erlaubt atomare Auflösung und weist im Wesentlichen nur die oberste Atomlage nach. Die untere Teilabbildung wurde mit einer magnetischen, mit Eisen beschichteten Tunnelspitze bei 16 Kelvin aufgenommen. Man erkennt periodische parallele Streifen entlang der [001]-Richtung. Die Peri_ odizität entlang [110] beträgt 4,5 ± 0,1 Å. Dieser Wert stimmt exakt mit der Größe der magnetischen Einheitszelle überein, ein Beleg für die magnetische Natur des Bildkontrasts. Der Vergleich mit der Theorie zeigt ebenfalls eine sehr gute Übereinstimmung. Damit werden ältere Arbeiten von Wiesendanger am Magnetit, die vor zehn Jahren auf erhebliche Skepsis in der Fachwelt stießen [3], eindrucksvoll bestätigt. Antiferromagnetische Schichten spielen eine wichtige Rolle in der Magnetoelektronik, die interessante Anwendungen wie magnetische Speicherbausteine (MRAMs) verspricht. Aufgrund der fehlenden makroskopischen Magnetisierung reagiert ihre Domänenstruktur nicht auf äußere Magnetfelder. Der direkte Kontakt zwischen einem Ferromagneten und einem Antiferromagneten führt zu einem „Pinning“ der Magnetisierungsrichtung Mit einem „gewöhnlichen“ Rastertunnelmikroskop lässt sich die atomare Struktur einer dünnen Manganschicht abbilden (oben). Jeder weiße „Fleck“ entspricht einem Mangan-Atom, unabhängig von seiner Spinorientierung in der antiferromagnetisch geordneten Schicht (Inset links oben). Mit einer magnetischen Tunnelspitze ist es nun auch gelungen, die Spinorientierung aufzulösen und damit die magnetische Struktur abzubilden (unten). Die Insets unten zeigen jeweils theoretische Ergebnisse. des Ferromagneten durch die Austauschkräfte. Experimente zeigen, dass die atomare Struktur der Grenzfläche eine wichtige Rolle für dieses Phänomen spielt. Die SPRTM könnte in diesem Zusammenhang wichtige Aufschlüsse liefern. Aufgrund ihrer extremen Oberflächenempfindlichkeit ist diese Methode in vorzüglicher Weise komplementär zu Methoden, die die magnetische Konfiguration von vergrabenen Schichten elementaufgelöst nachweisen können, wie die verschiedenen Techniken der Röntgen-Spektromikroskopie. Gerd Schönhense Prof. Dr. Gerd Schönhense, Institut für Physik der Universität Mainz, Staudinger Weg 7, 55099 Mainz [1] S. Heinze et al., Science 288, 1805 (2000) [2] S. Blügel et al., Phys. Rev. Lett. 60, 1077 (1988) [3] R. Wiesendanger et al., Science 255, 583 (1992) Physikalische Blätter 56 (2000) Nr. 7/8 17