144 3.5 KAPITEL 3. MAGNETOSTATIK Kraft auf magnetische Dipole in einem äusseren Magnetfeld Abbildung 3.17: lokalisierte Stromverteilung im äusseren Magnetfeld Es soll nun diskutiert werden, was für Kräfte und Drehmomente auf eine lokalisierte ~ wirken. Dabei soll die StromverteiStromverteilung ~j (~r) in einem äußeren Magnetfeld B lung in einem engen Bereich um den Koordinatenursprung lokalisiert sein und die Ströme, ~ erzeugen sollen weit weg sein von der lokalisierten die die magnetische Induktionsdichte B Stromverteilung, auf die die Kraft ausgeübt wird (siehe Abb. 3.17). Demzufolge ändert ~ im Bereich der Stromverteilung nur wenig und wir können die magnetische Induksich B tionsdichte für den Bereich, in dem die Stromdichte ~j von Null verschieden ist, in eine Taylorreihe entwickeln. Für die kartesische Komponente Bk (der Index k steht für x, y oder z) der magnetischen Induktionsdichte schreiben wir die Taylorentwicklung: Bk (~r) = Bk (~0) + ~ r) bzw. B(~ P3 d l=1 dxl Bk |~r=~0 xl + . . . ~ ~0) + ~r · ∇ ~ B( ~ ~0) + . . . = B( (3.37) In der ersten Zeile betrachten wir Ableitungen nach der kartesischen Koordinaten xl , wobei x1 für x, x2 für y und x3 für z steht. Nach dem ersten Ampereschen Gesetz gilt für die Kraft F~ eines Magnetfeldes auf eine Stromverteilung (3.3): Z Z Z ~ ~ r ) d3 r ~ ~ ~ F = dF = Idl × B = ~j(~r) × B(~ Z ~ ~0) + ~r · ∇ ~ B( ~ ~0) + . . . d3 r ~j (~r) × B( = (3.38) | {z } | {z } a) b) Dabei haben wir in der 2. Zeile dieser Gleichung die Taylorentwicklung (3.37) für die magnetische Induktionsdichte eingefügt. Betrachte die Terme a) und b) in (3.38) getrennt: Z h Z i 3 ~ ~0) d r = −B( ~ ~0) × ~j(~r) d3r = ~0 ~j(~r) × B( a) F~a) = 3.5. KRAFT AUF MAGNETISCHE DIPOLE... 145 da das Volumenintegral über ~j (~r) für lokale Stromverteilungen verschwindet (siehe (3.26). Z h i ~ ~ ~ ~ ~ b) Fb) = j (~r) × ~r · ∇ B(0) dV läßt sich mit Hilfe der folgenden Nebenrechnungen auswerten: ~ verursachen weit weg sind vom KoN.R.(1): Da die Ströme, die das Magnetfeld B ordinatenursprung (siehe Voraussetzung, die wir zu Beginn dieses Abschnittes diskutiert ~ = 0. Damit ist auch haben), gilt in der Nähe des Koordinatenursprunges rotB ~ ×B ~ = ~0. ~r × ∇ Mit dem Grassmannschen Entwicklungssatz (s. Glg. 3.14) ist also auch " # ~ B ~ B ~ ~ ·~r − ~r · ∇ =0 ∇ | {z } ~ ~ x=0 ~ ~ ~ ~ B ⇔ ∇ B ·~r = ~r · ∇ | {z } Dabei bedeutet die Unterklammerung an, daß sich die Ableitungen im Nabla Operator ~ bezieht. nur auf die betreffende Größe, also hier B Also ist # Z " ~ B ~ ·~r ~j (~r) × ∇ F~b) = d3 r . | {z } Das läßt sich nun mit der folgenden Nebenrechnung weiter vereinfachen: N.R.(2): Für die x–Komponente von F~b) gilt [F~b) ]x "Z ( ) # ~ B ~ ·~r ~j (~r) × ∇ = d3 r | {z } x ) Z ( ~ ·~r ~ · ~r − jz ∂y B = jy ∂z B d3 r | {z } | {z } ) ) # "Z ( Z ( 3 3 ~ ·~r jy d r , ~ ·~r jz d r − ∂z B = − ∂y B | {z } | {z } wobei ∂z als Abkürzung für die Ableitung d/dz stehen soll. Die vorstehende Gleichung gilt für die y– und z–Komponente entsprechend. Mit der Definition des Kreuzprodukts erhält man dann F~b) (~r) zu Z ~ × ~ ·~r ~j (~r) d3 r . F~b) (~r) = − ∇ B | {z } 146 KAPITEL 3. MAGNETOSTATIK Mit der Vektoridentität (3.29) Z Z 1 3 ~ (~a · ~r) j (~r) d r = − ~a × ~r × ~j (~r) d3 r 2 R und der Definition des magnetischen Momentes m ~ = 21 ~r 0 ×~j(~r 0 ) d3 r 0 ist dann schließlich Z 1~ 3 ~ ~ ~ ~ ~ ~r × j (~r) d r = ∇ × B(~x) × m ~ F (~r) = ∇ × B} × {z | ~ x=~0 2 ~ × (B ~ ×m F~ = ∇ ~) Mit dem Grassmannschen Entwicklungssatz (s. Glg. 3.14) gilt ~ B ~ − (∇ ~ · B) ~ m ~ B ~ F~ = (m ~ · ∇) ~ = (m ~ · ∇) ~ verschwindet). Da für stationäre, nahezu konstante B–Felder ~ (letzteres, da divB (d.h. ~ keine Wirbel) rotB = 0 (⇒ ∂i Bl = ∂l Bi ) gilt und m ~ eine Konstante ist, gilt ~ l = (m ~ · ∇)B 3 X mi ∂i Bl = i=1 3 X i=1 ~ m ~ . ⇒ F~ = ∇( ~ · B) h i ~ m ~ mi ∂l Bi = ∇( ~ · B) l F~ läßt sich also in der Form ~ F~ = −∇U ~ mit U = −~µ · B als negativer Gradient eines Potenzials U schreiben. Genau so ist aber ein konservatives Kraftfeld definiert. Seine potenzielle Energie lautet somit ~. U = −m ~ ·B (3.39) Die Energie eines magnetischen Momentes m ~ ist also minimal, wenn m ~ parallel zur magnetischen Induktionsdichte ausgerichtet ist. Auf diesem Prinzip beruht der klassische Magnetnadelkompass: Das magnetische Moment der Magnetnadel richtet sich parallel zum Magnetfeld aus und minimiert so seine potenzielle Energie. ~ und m Im allgemeinen sind B ~ nicht parallel. Auf die Stromverteilung, die durch das ~ welches magnetische Dipolmoment m ~ beschrieben wird, wirkt also ein Drehmoment D, im Folgenden berechnet werden soll: Allgemein gilt Z ~ = ~r 0 × dF~ (~r 0 ) D wo dF~ (~r 0 ) die Kraft auf ein Volumenelement bei ~r 0 ist. Mit dem Ampereschen Gesetz (3.3) und dem Grassmannschen Entwicklungssatz (s. Glg. 3.14) ist dann Z h i 0 0 0 ~ ~ ~ D = ~r × j (~r ) × B(~r ) d3 r 0 Z h Z h i i 0 ~ 0 ~ 0 3 0 ~ r 0 ) d3 r 0 . = ~r · B(~r ) j (~r ) d r − ~r 0~j(~r 0 ) B(~ 3.5. KRAFT AUF MAGNETISCHE DIPOLE... 147 Betrachte zuerst den zweiten Summanden: Mit der Produktregel gilt 2~ 2 ~ ~ ~ ~ ~j = 2~r · ~j ∇ r j = ∇r j + r 2 ∇ (beachte: div~j = 0 in der Magnetostatik). Betrachtet man die Taylorentwicklung von ~ r 0 ) (3.37) nur bis zur ersten Ordnung (also B(~ ~ r 0 ) = B( ~ ~0)), dann erhält man für den B(~ zweiten Summanden mit dem Gaußschen Satz: Z Z h i 1 0~ 0 0 3 0 ~ ~0) ∇ ~ r 2~j d3 r 0 ~ r ) d r = − B( − ~r j (~r ) B(~ 2 I 1~ ~ = − B(0) r 2~j (~r 0 )df~ 0 = 0 2 ~ (mit der (letzteres, da ~j (~r 0 ) an der Oberfläche des R3“ verschwindet). Damit gilt für D ” Vektoridentität 3.29): Z Z 1 0 0 3 0 ~ = ~ ~0) · ~r ~j (~r ) d r = −B( ~ ~0) × ~r 0 × ~j (~r 0 ) d3 r 0 . D B( 2 R Mit der Definition des Magnetischen Moments m ~ = 21 ~r × ~j d3 r Ist dann also ~ =m ~ ~0) . D ~ × B( (3.40)