4. Magnetische Felder Magnetismus ist ein Phänomen, das bereits seit der Antike bekannt ist. Die Griechen und wahrscheinlich unabhängig davon auch die Chinesen entdeckten bereits mehrere Jahrhunderte vor Christus, dass sich Splitter von sog. „Magneteisenstein“ nach Norden bzw. Süden ausrichteten. Heute weiß man, dass diese Magneteisensteine aus dem Mineral Magnetit, einem Eisenoxid bestehen, das sog. ferromagnetische Eigenschaften ausweist, also ein eigenes Magnetfeld besitzt. Im 11. Jahrhundert nach Christus entwickelten chinesische Seefahrer mit diesem Material sog. schwimmende Kompasse, in denen Kompassnadeln aus Magnetit in einem Wasserbehälter schwimmend gelagert wurden. Im Magnetfeld der Erde richteten sich die Kompassnadeln in NordSüd-Richtung aus, so dass die Navigatoren der Schiffe auch bei schlechtem Wetter die Himmelsrichtung bestimmen konnten, ohne sich hierfür an der Sonne oder den Sternen orientieren zu müssen. [21] Kompass Ziel des folgenden Kapitels ist es die Eigenschaften von magnetischen Feldern zu untersuchen um damit die Funktionsweise von wichtigen technischen Geräten wie dem Elektromotor, dem Generator oder dem Transformator verstehen zu können. 4.1 Eigenschaften des magnetischen Feldes Definition: Im Raum um einen Magneten existiert ein magnetisches Feld. Im magnetischen Feld eines Magneten wirken auf andere Magnete Kräfte. Man kann das magnetische Feld mit Hilfe von Eisenspänen auf einer Glasplatte sichtbar machen. Magnetische Feldlinien verlaufen definitionsgemäß vom magnetischen Nord- zum magnetischen Südpol. Die Pfeilrichtung der magnetischen Feldlinien gibt die Richtung der Kraft an, die auf den Nordpol eines im Feld befindlichen Probemagneten wirkt (siehe Zeichnung). © M.Brennscheidt Eigenschaften des magnetischen Feldes: 1. Magnetische Feldlinien kreuzen sich nie. 2. Magnetische Feldlinien sind stets geschlossene Kurven ohne Anfang und Ende. Es gibt keine magnetischen Monopole. 3. Werden die Feldlinien dichter gezeichnet, so veranschaulicht dies den größeren Betrag der Kraft auf einen Probemagneten. 4. In homogenen Magnetfeldern ist die Kraft auf den Nordpol eines Probemagneten überall in Betrag und Richtung gleich. Punkt 3 stellt einen gravierenden Unterschied zum elektrischen Feld dar. Das elektrische Feld besitzt in positiven Ladungen sog. Quellen von denen die Feldlinien ausgehen. Die Feldlinien enden an negativen Ladungen den sog. Senken des elektrischen Feldes. Derartige Quellen und Senken gibt es in magnetischen Feldern nicht. Auch der Nord- oder der Südpol eines Magneten stellt keine Quelle oder Senke dar, da die magnetischen Feldlinien sich im Innern des Magneten fortsetzen und geschlossene Kurven ohne Anfang und Ende bilden. 4.2 Magnetische Influenz Im magnetischen Feld eines Permanentmagneten wirken auf andere Magnete Kräfte. Warum wird aber zum Beispiel ein Körper aus Eisen auch von einem Magneten angezogen? Diese Frage kann mithilfe des Prinzips der magnetischen Influenz erklärt werden: Sämtliche Stoffe besitzen auf atomarer Ebene sog. magnetische Dipole. Eisen gehört zu einer Gruppe von sog. ferromagnetischen Stoffen, in denen diese Dipole so miteinander wechselwirken, dass sich © M.Brennscheidt winzige Bereiche ausbilden, in denen die Dipole alle gleich ausgerichtet sind. Diese Bereiche werden „Weiss`sche Bezirke“ genannt. Zunächst sind diese Bezirke im Eisen völlig unterschiedlich ausgerichtet, so dass sich deren magnetische Wirkung im Mittel aufhebt. Der Eisenkörper ist also zunächst nicht magnetisch. Wird der Eisenkörper jedoch in das magnetische Feld eines Permanentmagneten gebracht, so werden die Weiss`schen Bezirke zum großen Teil entlang der Feldlinien des äußeren magnetischen Feldes ausgerichtet (siehe Abbildung). Der Eisenkörper wird somit selbst zum Magneten und wird deshalb vom Permanentmagneten angezogen. Dieser Vorgang wird magnetische Influenz genannt. Im Gegensatz zu den magnetische Dipolen können Weiss`sche Bezirke im Experiment direkt beobachtet werden. Die folgenden Abbildungen zeigen Weiss`sche Bezirke (sog. Domänen) die mit einem MFM (magnetic-force-microscope) aufgenommen wurden. Anmerkung: In Permanentmagneten sind die Weiss’schen Bezirke bereits geordnet. Durch starkes Erhitzen oder den Einfluss von großen mechanischen Kräften (Hammerschläge) lässt sich die magnetische Wirkung von Permanentmagneten zerstören, da die Ausrichtung der Weiss’schen Bezirke in Unordnung gebracht wird. © M.Brennscheidt