ijj':':'', ins vorweg: Die öfonilanzen einzelner {5:;,. t;j;r t Baustoffe in die Planung einzubeziehen r,, ist wichtig, eine allgemeine Einteilung in ,,gute" und ,,schlechte" Baustoffe wäre jedoch zu einfach. Ein Baustoff muss immer im Zusammenhang mit dem Gebäude und seiner Funktion betrachtet werden, für die er eingesetzt werden soll. 5o sprechen beispielsweise sehr viele ökologische Aspekte für den Einsatz von Holzam Bau und trotzdem kann im Einzel- fall eine massive Bauweise die geeignetere Lösung sein. Auch Kokosfasern für die Trittschalldämmung haben viele ökologische Pluspunkte. Aber ist der lange Transportweg wirklich gerechtfertigt oder gibt es eine gleichwertige Lösung aus der Nähe? Eine ökobilanz ist eine komplexe Angelegenheit, bei der sehr viele Aspekte gleichzeitig betrachtet werden müssen. t,' .r"', .'.,,, ,, -l .,-.,.: ,, . -' ln einer Ökobilanz wird zum einen berechnet, wie hoch der Energie- und Ressourcenbedarf für ein Produkt ist, zum anderen welche Auswirkungen Treibhauseffekt, 0zonabbau, Sommersmog, Versauerung und Überdüngung für die Umwelt haben. Auch soEenannte Sekundärenergien fließen in die Bilanz ein, beispielsweise die Energie, die für die einzelnen Trans- portwege oder für die Herstellung von Vorprodukten aufgewendet werden muss, oder der während der Produktion entstehende Wasserverbrauch. lnteressierte Bauherren können sich im ,Leitfaden für nachhaltiges Bauen und Renovieren " des Kompetenzzentrums technischer Umwelt- schutz oder in der Ökobau-Datenbank des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (siehe Kasten auf Seite 35) einen ersten Überblick verschaffen. Aber Achtung: Wer Öfobilanzen betrachtet, muss aufpassen, nicht Apfel mit Birnen zu vergleichen. So kann sich beispielsweise der Betrachtungszeitraum einer Okobi lanzallein auf die Herstellung oder aber auf den gesamten WWffi Wffiffi'wffiw Öfonilanzen sind wichtige Entscheidungsgrundlagen. Die Bewertung eines Baustoffs sollte aber immer im Zusammenhang mit seiner Funktion im Gebäude getroffen werden. 34 Lebensweg eines Produkts beziehen. Sogenannte Cradle-to-gate-Bilanzen betrachten den Energieaufwand wörtlich genommert ,,von der Wiege bis zum Tor", also von der Gewlnnung der Rohstoffe bis zum Verlassen des Fabriktors. Cradle-to-grave-Bilanzen beziehen dagegen auch die Nutzung und Entsorgung der Produkte ein. öro-rocrscH $ 2/2012 ,il *wffiL#ffi&%tffi ffi&#ffitu# mruffi Ressourcenschonendes, langlebiges und werterhaltendes Bauen wird immer wichtiger. Ein Baustoff, der diesen Kriterien gerecht wird, ist Zink: Das Material ist zu 100 Prozent recycelbar, Die weltweit bekannten Zinkvonäte belaufen sich auf ca. 3.400 t. Foto: Rheinzink/txn-p Versucht man, sich zwischen verschiedenen Tabellen und Datenbanken zurechtzufinden, Holzoptik: Die Fassadenpaneele aus Faserzernent wurden vom lnstitut Bauen und Umwelt e. V. als umweltfreundliches Ba uprod ukt zertif iziert. Foto: ep/stefa n sch m idba ue/Etern it Viele Bauherren werden vielleicht gar nicht so tief in die Thematik einsteigen wollen. Abgese- wird es noch schwieriger, da nicht immer mit hen vom Vergleich einzelner Datenblätter kann den gleichen Zahlenwerten gearbeitet wird. es daher hilfreich sein zu hinterfragen, inwie- Manche Werte beziehen sich auf das Gewicht, andere auf das Volumen eines Baustoffs. Aber auch bei gleichen Bezugsgrößen ist ein solcher weit ein Baustoff grundsätzlich den Kriterien Vergleich im Grunde nicht ohne Weiteres zulässig. Verglichen werden muss immer im Zusammenhang mit der Funktion, die der Bau- %effi$trffiffiffiru günstiger Ökobilanzen entspricht. Dazu gehören folgende Punkte: .G . Fd*cfuw**$r5#ffid# ffi*fusä*f$* stoff in einem ganz konkreten Beispiel über- Wichtige Kriterien für eine gute Ökobilanz sind die Gewinnung und die Herstellung des pro- nehmen soll. So kann es sein, dass ein Material dukts. Bauprodukte aus nachwachsenden Roh- mit relativ hohem Energieverbrauch bei der Herstellung für die Ökobilanz des gesamten stoffen haben daher naturgemäß bessere Hauses dennoch eine gute Lösung darstellt, da Chancen auf eine gute Bilanz. Sie gelten als Cor-neutral, schonen endliche Ressourcen und es in geringerer Menge verbaut werden kann. können nach Gebrauch problemlos entsorgt Von natureplus ausgezeichnet: Lehmputze von Claytec sind wohngesund und bieten zudem Schutz vor Schim- melbildung. Foto: djd/natureplus e. V./Claytec Kalksandstein benötigt wenig Herstellungsenergie, da er nur zugeschnitten werden muss. Auch eine chemische Oberflächenbehandlung entfällt. Foto: Traco ' Auf der lnternetseite www.nachhaltigesbauen.de des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung liefert die Ökobau-Datenbank ökobilanzen zahlreicher Bauprodukte. 'Auch im Leitfaden für nachhaltiges Bauen und Renovieren des Kompetenzzentrums *.i0"" technischer Umweltschutz in Lux'emburg, www.crtib.lu/Leitfaden, "^t"rä"t Rubrik ,,Bau-Materialinformationen" vergleichbare Angaben zur ökobi lanzgeliefert sowie kurze Tipps zur Optimierung gegeben. . Auf der lnternetseite . . des lnstituts Bauen und Umwelt, www.bau-umwelt.de, sind EpDs (Environmental Product Declaration) zu einzelnen Bauprodukten einzusehen. lm ,,Passivhaus-Bauteilkatalog" des Österreichischen lnstituts für Baubiologie und Bauökologie, www.ibo.aVde/ibobtk.htm, werden nicht einzelne Baustoffe, sondern Bauteile mit ihren jeweiligen Umweltwirkungen dargestellt. Bauökologisches Probewohnen und Seminare zum klirnaschonenden Umgang mit Energie bietet der Flusshof in Sachsen-Anhalt. lnformationen unter ***]flur"rhof.d.. öro-rocrscH 8 ztzolz 35 ffi ffi mmffiLffiffi#%ffiffi ffi&ffiffiru ffir-#ffi %&ru#ffiffiffipd werden. Allerdings müssen manche Baumate- Nanopartikeln liegen oftmals noch keine Lang- rialien aus nachwachsenden Rohstoffen nach- zeitstudien vor. Der perlitgefüllte Ziegel ,,Poroton-T8-Mw" von Wien- erberger erfüllt höchste Ansprüche an Wärme-, Schall- behandelt werden, sodass sich ihre Umweltvorteile wieder reduzieren können. #. ffimeytr#E€ *#*r und Brandschutz, Foto: Wienerberger trffinynäxarugf*fuäW Der Anteil des Bauschutts am gesamten Müllauf- ä. W*rruäW ffi*rsä*ä$wngs*n*rgäm kommen ist erheblich. Wie gut ein Baustoff nach Für die Herstellung von Produkten aus nach- seiner Venruendung entsorgt, wiedervenruendet wachsenden Rohstoffen wird in der Regel rela- oder recycelt werden kann, spielt daher eine große Rolle. Metalle beispielsweise lassen sich tiv wenig Energie benötigt. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: So ist beispielsweise das relativ verlustfrei und daher fast unbegrenzt wie- Verfahren zur Herstellung von Holzweichfaser- deruenruerten. Holz kann wiedervenruendet oder platten durch heißen Dampf sehr energieinten- thermisch, also als Brennstoff, genutzt werden siv. Da Holzweichfaserplatten aber die positive und so am Ende seiner Lebensdauer wieder für Eigenschaft haben, Wärme besonders gut spei- ein Energieguthaben sorgen. Lehm kann pro- chern zu können, werden sie dennoch häufig blemlos auf dem Kompost landen. für den sommerlichen Hitzeschutz eingesetzt, ln bestimmten Fällen ist der Einsatz von Recyclingmaterial ideal. So ist beispielsweise Zellu- W#ffi# Transportwegen nach Möglichkeit vorzuziehen. lose ein Baustoff mit sehr guter Ökobilanz. Der Dämmstoff aus Altpapierflocken kann in Außenwände, Dächer oder auf nicht begehbare Wird für die verwendete Dämmung Schafwolle oberste Geschossdecken eingeblasen werden. ffi. Kagg.Hffi Regionale Produkte sind Produkten mit langen Dachsteine bestehen überwiegend aus natürlichen Rohstoffen wie Sand, Zement, Wasser und Eisenoxidpigmenten. Foto: Monier Braas aus Neuseeland eingesetzt, wird sich dies in einer Ökobilanz negativ bemerkbar machen. Es lohnt ?. ärmrcmfumrk*x€ sich dah er zu prüfen, ob es nicht einen Baustoff gibt, der die gleichen Anforderungen ohne diesen Auch die Trennbarkeit von Baustoffen ist für den sogenannten Rückbau eines Gebäudes Für die Herstellung von Kalksandstein werden nur we- zusätzlichen Energiea ufwand erfü I lt. (also im Grunde das Zerlegen in seine Bestand- nige Ressourcen benötigt, Zudem fallen keine umwelt- teile) von Bedeutung. Verbundstoffe und ver- schädlichen Nebenprodukte an. 4. ffimmwräxm#ä$gkmxä Ein weiterer Aspekt bei der Betrachtung von öko- Foto: Silka/Xella logischen Eigenschaften eines Baustoffs ist seine Dauerhaftigkeit. Je seltener ein Bauteil ausgetauscht werden muss, desto günstiger ist dies für die Umwelt. So kann ein hochwertiges Bauteil, das unter höherem Energieaufwand hergestellt wurde wie beispielsweise ein Aluminiumfenster, auf die Lebensdauer eines Hauses betrachtet bei hoher Beanspruchung ohne konstruktiven Wetterschutz die bessere Alternative sein. S. Wm$xffiWffi$ffirxdFt*$ä Kleber in Holzwerkstoffen, Lösemittel in Farben oder Weichmacher in Kunststoffen kommen einem beim Thema ,,Wohngesundheit" schnell in den Sinn. Aber auch Zusatzstoffe natürlicher Produkte wie beispielsweise Fungizide, lnsekti- zide oder Flammschutzmittel für bestimmte Dämmmaterialien aus nachwachsenden Roh- stoffen können negative Umweltwirkungen hervorrufen. Lehmputz dagegen beeinflusst das Raumklima ausgesprochen positiv, seine Beschaffenheit ist allerdings relativ weich, was ihn anfällig für Beschädigungen macht. Für innova- tive Baustoffe wie beispielsweise Farben mit 36 öro-rocrscH $ 2/2012 *rw#&.-*ffi"e%tffi ffi&w#w{w #ruffi %ep#ffiffiffiffiru ffi klebte Konstruktionen bereiten dabei Probleme. Vollflächig verklebte Wärmedämmverbundsysteme beispielsweise können später nicht voneinander getrennt werden. Verbundstoffe wie Kunststoffe, die in einem Element durch verschiedene Bestandteile unterschiedli- che Funktionen miteinander vereinen, lassen sich später gar nicht oder nur unter Qualitätsverlusten recyceln. %€ä von Gutex lnnendämmung ohne Dampfbremse: Das verputzba- befinden sich zwischen den Wandelementen und einer re Wandsystem aus Zellulosefasern wird aufgesprüht hinterlüfteten Ständer-Bohlen-Fassade. Foto: Gutex und passt sich jeder Unebenheit an. Die Holzfaserdämmplatten,,Multitherm" Foto: lsocell rsrsw $ g*x ffi *smffi.epmk*ä Nicht allein die Baustoffe für sich, auch die Konstruktion und das Gesamtkonzept beeinflussen die Okobilanz des Gebäudes. Daher gehört auch das Optimieren der Materialmengen zu einer positiven Ökobilanz. Metalle und Kunststoffe sollten möglichst minimiert wer- den. Dennoch ist ihre Verwendung für bestimmte Aufgaben notwendig. lm ,, Passivhaus-Bauteilkatalog " des Öster- reichischen lnstituts für Baubiologie und Bau- ökologie lassen sich beispielsweise verschiedene Außenwandaufbauten miteinander vergleichen. Eine Holzständeraußenwand mit Glaswolledämmung erreicht dort ähnliche Werte wie ein Hochlochziegel mit Mineralschaumplatte. Wird der Hochlochziegel mit Styropor kombiniert, verschlechtert sich die öt<obilanz der Wand, während eine Dämmung der Holzwand mit Schafwolle zu einer Verbesserung führt. Ob aber die Kombination Holz und Schafwolle im speziellen Einzelfall die op- timale Wahl ist, müssen Bauherr und Planer gemeinsam im Hinblick auf die spezielle EinPerlit ist ein rein mineralisches Vulkangestein, das von Natur aus hochwärme- und schalldämmend, nicht brennbar und baubiologisch einwandfrei ist. Der Abbau dieses wertvollen Rohstoffs findet in speziellen Minen statt, hier zum Beispiel in Griechenland. öro-roctscH il''*' , t l, ä 2t2012 Foto: Wienerberger bausituation, das Budget und im Rahmen eines sch I üssigen Gesamtkonzepts entscheiden. Nina Greve 37