Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie II. Die Wirkung exogener Kräfte II.1 Verwitterungsprozesse Physikalische, chemische und biogeneVerwitterung Physikalische Verwitterung Zerkleinerung Molekülstrukturen bleiben erhalten Chemische Verwitterung Zerkleinerung und Zersetzung Veränderung des Chemismus Physikalische Verwitterungsprozesse Temperaturverwitterung (Hitzesprengung) Voraussetzungen: Starke, rasche, häufige Temperaturwechsel (Sonne-Schatten, Tag-Nacht) Folgen: Spannungen zwischen Sonnen- und Schattenseite, bzw. zwischen Oberfläche und dem Inneren Vorkommen: in Gebieten mit strahlungsreichem Klima, eher bei dunklem Gestein V.a. in Wüsten oder tropischen Hochgebirgen Frostverwitterung (Frostsprengung) Eindringen von Wasser in Spalten Volumenvergrößerung beim Gefrieren des Wassers Sprengen des Gesteins Vorkommen: in Gebieten mit häufigem Frostwechsel, z.B. im Hochgebirge Salzsprengungsverwitterung (Salzsprengung) Entscheidend: Volumenzunahme bei der Auskristallisation von Salzen (Kristallisationsdruck) Voraussetzung: Salzlösungen nahe der Oberfläche Vorkommen: in ariden Gebieten Chemische Verwitterungsprozesse Beispiel: Kohlensäureverwitterung Experiment: Salzsäurelösung auf Kalkgestein Gleichung der Kohlensäureverwitterung (vgl. Materialsammlung) Abhängigkeit von der Temperatur bzw. dem Druck der Lösung Je kälter das Wasser, umso mehr CO2 kann im Wasser gelöst werden Je höher der CO2-Partialdruck, desto mehr CO2 kann im Wasser gelöst werden Umkehrbarkeit des Prozesses führt zu Sinterbildungen Biogene Verwitterung Beispiel Wurzelsprengung beim Dickenwachstum von Pflanzenwurzeln Verwitterung und Gebäude-/Denkmalschutz Beispiel Kölner Dom -1- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie II.2 Massenselbstbewegungen Definition: Unter Massenselbstbewegungen versteht man Abtragungs-, Transport- und Ablagerungsvorgänge von Gesteinsmaterial, die auf geneigten bis steilen Flächen überwiegend unter dem Einfluss der Schwerkraft erfolgen. Wichtig: Einfluss der Schwerkraft, kein Transportmittel Wenn Wasser im Spiel ist, dann nur zur Überwindung von Reibungskräften Beeinflussende Faktoren: Gewisse Hangneigung (Grundvoraussetzung!) Beschaffenheit des Hangmaterials, v.a. die innere Bindung (Kohäsion) der Gesteinskomponenten Kohäsionsarme Lockersedimente (z.B. trockener Sand) geraten schneller in Bewegung Material mit großer Kohäsion (z.B. Fels) muss zuerst instabil werden (z.B. durch Verwitterungsprozesse) Wassergehalt des Hangmaterials Beispiel Sand: trocken, feucht, wassergesättigt ... Gleitflächen Einfluss des Menschen: Instabilisierung von Hängen durch Entwaldung Anschneiden natürlicher Böschungen durch Verkehrswege Zerstörung der ursprünglichen Sedimentstruktur (Bsp. Löss am Kaiserstuhl) Beispiele für Massenselbstbewegungen Lawinenabgänge Steinschlag, Felsstürze, Bergstürze Schlammströme, Muren, Lahare Bodenfließen (= Solifluktion) Fels- und Bergstürze Entstehung durch Abriss kleinerer oder größerer Gesteinsmassen an übersteilten Hängen Abriss meist an tektonisch vorgegeben Klüften, Zerüttungszonen oder Schichtflächen Häufig Erdbeben als Auslöser wirres Trümmerfeld (=Tomalandschaft) Muren Wasserdurchtränkte Schuttströme, die im Hochgebirge v.a. in steilen Wildbachtälern episodisch auftreten Material im Ablagerungsraum ist mangelhaft sortiert Bis 70 km/h Lahare Vulkanische Schlammströme: Wassergetränkte Aschemassen, die mit bis zu 200 km/h in die Tiefe rasen Bodenfließen (Solifluktion) Permafrostbedingungen in Periglazial- bzw. Frostwechselgebieten oberflächliches Auftauen über gefrorenem Untergrund langsame (Kriech) Bewegung der aufgetauten Lockermaterialien „periglaziale Denudation“ Beobachtbare Formenelemente Hakenschlagen (Hakenwerfen): aufgrund der Massenselbstbewegung an der Erdoberfläche werden die oberflächennächsten Gesteinspakete bzw. Gesteinstrümmer umgebogen. Säbelwuchs von Pflanzen: Verkrümmung des unteren Stammteiles eines Baumes als Folge des Hakenwerfens -2- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie II. 3 Formenbildung durch fließendes Wasser Arbeitsleistung des fließenden Wassers Äußere Reibung an Sohle und Wand des Flussbettes: Transport des mitgeführten Materials: Innere Reibung der Wasserteilchen: Erosion Transport Wärme Erosion (=Abtragung) Bearbeitung des Untergrunds und der Seiten Aufnahme des durch Verwitterung aufbereiteten Materials Transport als Geröll (Zerkleinerung, Rundung) als Schwebfracht als Lösungsfracht Sedimentation (=Ablagerung) bei nachlassender Transportkraft Beeinflussende Faktoren: Art der Wasserführung Verwitterungsbedingungen Widerstandskraft des Gesteins Zu überwindende Höhenunterschiede Bodenbedeckung im Einzugsgebiet des Flusses Arten der Abtragung Tiefenerosion Eingraben des fließenden Wassers in das Gestein abhängig von Wasserführung Fließgeschwindigkeit Gerölltrieb (Erosionswaffen) Widerstandsfähigkeit des anstehenden Gesteins Seitenerosion Unterschneidung und Versteilung der Ufer Hangabtragung (Denudation) Aus dem Zusammenspiel von Tiefenerosion, Seitenerosion und Hangabtragung entstehen unterschiedliche Tal- und Oberflächenformen Talformen Klamm: Extrem starke Tiefenerosion, teilweise überhängende Wände Kerbtal (=V-Tal): Glatte Hänge, Talsohle praktisch mit dem Gewässer identisch, starke Tiefenerosion und starker Hangabtrag Muldental: Starker Hangabtrag mit Materialzulieferung, keine Talsohle Kastental, Sohlen(kerb)tal: Stele Talhänge, breite Talsohle: Bildung durch Aufschüttung oder durch Seitenerosion Canon: Kerbtal mit getreppten Hängen, entstanden beim Einschneiden des Flusses in flachlagernde Gesteinsschichten mit wechselnder Widerstandsfähigkeit -3- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie Das ideale Längsprofil eines Flusses Oberlauf, Mittellauf, Unterlauf, Mündung Zuordnung typischer Talformen Eine wichtige Rolle spielt die rückschreitende Erosion Flussaufwärts erfolgende Tieferlegung der Talsohle Weitere landschaftsprägende Phänomene ... Mäanderbildung Umlaufberge Flussanzapfung Durchbruchstäler Schwemmfächer und Delta Terrassenbildung Mäanderbildung Mäander bilden sich bei optimalen Fließbedingungen eines Flusses (günstiges Verhältnis zwischen Wassermenge, Gefälle und Fracht) Prallhang an der Außenseite der Mäanderbögen mit Erosion Gleithang an der Innenseite der Mäanderbögen mit Ablagerung Flussmäander, wenn der Fluss auf der Talsohle mäandriert Talmäander, wenn der Fluss den ganzen Talboden einnimmt und das ganze Tal mäandriert Umlaufberg (Halsdurchbruchsberg) Umlaufberge entstehen dort, wo Windungen von Talmäandern sich sehr nahe kommen und durch starke Seitenerosion an den jeweiligen Prallhängen schließlich durchbrechen Flussanzapfpung: Ein Fluss mit größerem Gefälle durchbricht durch rückschreitende Erosion eine Wasserscheide und kann sich dann aufgrund seiner höheren Reliefenergie Teile eines anderen Flussnetzes einverleiben. Dabei entstehen häufig geköpfte Täler. Beispiel Wutachschlucht Durchbruchstäler Entstehung von Durchbruchstälern (MS S. 31) Beispiele: Donaudurchbruch durch Schwäbische Alb, Durchbruch des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge Schwemmfächer Sedimentation der Fracht beim Eintreten in ebeneres Gelände in Abhängigkeit von der Gesteinsgröße: Große Gerölle zuerst, kleinere später. Dies ergibt die Fächerstruktur. Beispiel: Schwemmfächer im Schussenbecken Delta Bei Schüttung in ein Stillgewässer Bildung eines Flussdeltas Delta in Grundriss und Aufriss: Typische Schrägschichtung Beispiele: Rheindelta, Nildelta, Donaudelta, … Delta der Schussen, Argen, … Terrassenbildung Schotterterrassen entstehen durch den wiederholten Wechsel von Zeiten der Ablagerung und Zeiten der Flusseinschneidung Schotterterrassen sind Aufschüttungsterrassen Beispiel: Terrassenstrukturen im nordöstlichen Oberschwaben Felssohlenterassen Entstehen durch den Wechsel verstärkter Seiten- bzw. Tiefenerosion im anstehenden Gestein -4- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie Allgemeine Ursachen für die Terrassenbildung: Krustenbewegungen, insbesondere tektonische und isostatische Hebung Veränderungen des Meeresspiegels: führt zu einer Veränderung der Erosionsbasis. Klimaschwankungen: Wechsel von Kalt- und Warmzeiten mit der Folge des Wechsels in der Wasserführung. Flussanzapfungen, die spontan eine neue Erosionsbasis schaffen, auf die sich ein Fluss einrichtet Das Hjulström-Diagramm Zusammenhang, zwischen Korngrößen und Fließgeschwindigkeiten bei Transport, Erosion und Sedimentation Ein Teilchen mit 1 mm Korngröße ... Aufnahme bei einer Fließgeschwindigkeit von _____ cm/s In Schwebe bis zu einer Fließgeschwindigkteit von _____ cm/s Ein Teilchen mit 0,01 mm Korngröße ... Aufnahme bei einer Fließgeschwindigkeit von _____ cm/s In Schwebe bis zu einer Fließgeschwindigkteit von _____ cm/s Ein Fluss mit einer Fließgeschwindigkeit von 100 cm/s ... hält Teilchen von _____ mm bis _____ mm in Schwebe kann Teilchen von _____ mm bis _____ mm aufnehmen muss Teilchen über _____ mm ablagern Fazit: Sehr kleine Teilchen benötigen höhere Fließgeschwindigkeiten, um in Schwebe gebracht zu werden (Kohäsionskräfte) Einmal in Schwebe gebracht, reichen wesentlich geringere Geschwindigkeiten aus, um in Schwebe zu bleiben -5- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie II.4 Formenbildung durch Eis Inhalte Entstehung von Gletschern/Gletschereis Abtragungsformen Ablagerungsformen Glazifluviale Formen Modell der glazialen Serie Gliederung des Pleistozäns Entstehung von Gletschereis Durch zunehmenden Druck entsteht aus … Neuschnee-Firnschnee-Firneis-Gletschereis: Durch Druck Verflüssigung des Eises am Untergrund: Gletscherbewegung Unterscheidung zwischen Nährgebiet mit Akkumulation von Schnee und Zehrgebiet mit verstärkter Ablation (Schmelzen und Verdunsten) Gletschertisch als typische Form des Zehrgebietes Abtragungsformen Kar mit Kargletscher Karmulden, Karseen Entstehung eines Kars Trogtäler (=U-Täler) Entstehung durch glaziale Übertiefung Fluviale Vorform (meist aus ehemaligem Kerbtal entstanden) Fjorde in W-Norwegen sind nacheiszeitlich überflutete Trogtäler Zungenbecken Weite, wannenartige Hohlformen in anstehendem, weichen Gestein oder in vorgeschütteten Ablagerungen Entstehung an der Stirnfront der vorrückenden Gletscherzungen Zungenbeckensee, falls sich nach dem Zerfall des Gletschers das Zungenbecken mit Wasser füllt Rundhöcker Entstehung von Rundhöckern durch Gletscherschliff an anstehendem Gestein. Flache Seite zum Gletscher hin, steile Seite vom Gletscher weg gerichtet Gletscherschliff Schleifwirkung des Gletschers in erster Linie durch die in das Eis eingefrorenen Gesteine Möglichkeit, über Gletscherschliff an anstehendem Gestein die Eisausbreitung, z.B. die vertikale Mächtigkeit von Gletschern zu bestimmen. Ablagerungsformen: Endmoräne (nwall): markiert den Eisrand und tritt oft gestaffelt auf (Schwankungen des Gletscherrandes). Bogenförmig angeordnet (Gletscherzungen). Unterscheidung zwischen Stauchendmoräne („Planierraupe“) und Satzendmoräne („Fließband“). Seitenmoräne vom Gletscher an seiner Seite abgelagertes Moränenmaterial. Typische Erscheinung der Gebirgsgletscher. Mittelmoränen: entstehen durch das Zusammentreffen zweier Seitenmoränen beim Zusammenfluss zweier Gletscher. Grundmoräne -6- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie Material, das an der Gletschersohle aus dem Gestein des Untergrundes herausgelöst wurde und durch subglaziale Gletscherbäche mit fluvioglazialem Material vermischt wurde. Nach dem Abtauen des Gletschers tritt die Grundmoräne als kuppiges Relief auf (Grundmoränenlandschaft). Drumlin längliche Hügel, meist in „Scharen“ auftretend, stets in Richtung der Gletscherbewegung eingeregelt, mit einer steilen Luvseite und einer flachen, gletscherabgewandten Leeseite. Erklärung schwierig. Kombination aus Moränen- und Schmelzwassermaterial. Toteislöcher (Sölle): entstehen beim Abschmelzen (Zerfall) der Gletscher („Eisrückzug“), wenn Eismassenreste von den Hauptesmassen getrennt werden. Sie werden von den Schmelzwässern mit Schottern überdeckt und können sich so noch längere Zeit halten. Nach ihrem Abschmelzen bleiben isolierte Hohlformen (=Toteislöcher). Je nach Höhe des Grundwasserspiegels können sich in diesen Hohlformen Seen bilden (=Toteisseen). Typische Merkmale von Moränenmaterial (Glaziale Sedimente): Unsortiert (feine und grobe Bestandteile) Ungeschichtet Allenfalls kantengerundet Häufig gekritzt Glazifluviale Ablagerungen und Formen Glazifluviale Ablagerungen sind Ablagerungen glazigenen Materials durch abfließende Schmelzwässer Gletschertor: Stell, wo austretende Schmelzwässer mit Geröllfracht den Gletscher verlassen. Ablagerung von Sandern bzw. Schotterflächen = Glazifluviale Aufschüttungen unmittelbar vor dem Eisrand Bezeichnung Schotterflächen im Alpenvorland: Kürzerer Transportweg -> geringere Verkleinerung Glaziale Serie Glaziale Serie = modellhafte Abfolge von Grundmoränenlandschaft, Zungenbecken, Endmoräne und Schotterfläche (Sander) Elemente der glazialen Serie in Oberschwaben: Verlauf der markanten Endmoräne der letzten Kaltzeit (=Würmkaltzeit) Zungenbecken, Drumlinfelder, Schotterflächen bzw. Schmelzwasserabflussrinnen Gliederung des Pleistozäns Mehrmaliger Wechsel von wärmeren und kälteren Perioden im Pleistozän Untergliederung in Kaltzeiten und dazwischen liegende Warmzeiten Namen der Kaltzeiten: Biber – Donau – Günz – Mindel – Riß – Würm Entstehung von Schotterterrassen. Schotterterrassen als Beleg für die unterschiedlichen Kaltzeiten In den verschiedenen Kaltzeiten unterschiedlich weiter Eisvorstoß Jungmoränenlandschaft und Altmoränenlandschaft Weitester Eisvorstoß in der Rißeiszeit Während der Würmeiszeit Nivellierung des Reliefs im Periglazialgebiet Unterscheidung zwischen Altmoränenlandschaft (nördliches Oberschwaben) und Jungmoränenlandschaft (südliches Oberschwaben) Merkmale der Jungmoränenlandschaft Formen während der letzten Kaltzeit (Würm) entstanden („Formenfrische“) hohe, steile Endmoränenwälle kuppige Grundmoränengebiete unregelmäßiges Gewässernetz Merkmale der Altmoränenlandschaft Periglazialgebiet während der letzten Kaltzeit: fluviale, solifluviale Abtragungsvorgänge flachwelliges Relief -7- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie Endmoränenzüge nur noch schwach erkennbar Gliederung des Eiszeitalters (Pleistozän) in N-Deutschland und Süddeutschland In Alpen und Alpenvorland: Günz-Mindel-Riß-Würm In Nord-Deutschland: Menap-Elster-Saale-Weichsel Ergänzungen zum Quartär Norddeutschlands Vereisungsgrenzen in den verschiedenen Kaltzeiten in N-Deutschland Urstromtäler und Sander in N-Deutschland -8- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie II.5 Formenbildung an Küsten Definition Küste Küste nennt man die dreidimensionale Kampfzone zwischen Wasser und Land, in der die morphologischen Kräfte der Meeresbewegung im Zusammenwirken mit dem Wind auf das Land einwirken. Abgrenzung: meerwärts bis zur Linie der einsetzenden Brandung landeinwärts bis zum Kliff oder evtl. bis zu den Dünen Alter der heutigen Küsten Jugendliches Alter der meisten Küstenformen nacheiszeitlicher Meeresspiegelanstieg um über 100 m vor ca. 5000 - 6000 Jahren = Flandrische Transgression Einflussfaktoren der Küstenbildung Wellen- und Strömungsdynamik des Meeres Unterschiedliche Wirkung z.B. von Brandung bzw. Gezeiten geologischen Struktur des Festlandes Unterschiedliche Wirkung z.B. von Fels bzw. Lockermaterial morphologischen Struktur des Festlandes Wenn unterschiedliche Formen überflutet werden, entstehen logischerweise auch unterschiedliche Küstenformen Küstentypen an Nord- und Ostsee Wattenküste An Flachküsten mit Gezeiten Ablagerung von Schlick durch die Wirkung von Ebbe und Flut Neulandgewinnung, Deichbau Ostfriesische und nordfriesische Inseln Fördenküste Ostseeküste Schleswig-Holsteins: Flensburger Förde, Kieler Förde, … Langgestreckte Meeresbuchten im Bereich ehemaliger Zungenbecken oder subglazialer Schmelzwasserrinnen Boddenküste Mecklenburg-Vorpommern: Bsp. Insel Rügen Überflutete, kuppige Grundmoränenlandschaft Haff- und Nehrungsküste Ausgleichsküste: „gerade“ Küste (buchtenarm, buchtenfrei) Entstehung einer Ausgleichsküste: Voraussetzung: Gezeitenarmes Meer, küstenparallele Strömungen, Abrasion von Vorsprüngen küstenparallele Sedimentbewegungen Verbindung von Vorsprüngen durch Nehrungen Haffküste als eine Sonderform oder Vorform der Ausgleichsküste Weitere Küstenformen Schärenküste An der schwedischen und finnischen Ostseeküste Überflutete Rundhöckerlandschaft Trockenfallen der Schären durch Hebung des Baltischen Schildes -9- Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie Fjordküste Norwegische Ostküste Fjorde = ertrunkene Trogtäler Tiefen bis über 1000 m!! Riasküste Namengebend: Costa de Rias Altes (Galicien) Überflutete küstennahe Talsysteme Kaltzeitliche Absenkung des Meeresspiegels, Talsysteme richten sich auf diesen Meeresspiegel hin aus Überflutung während des nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstiegs Mangrovenküste Im Bereich tropischer Gezeitenmeere Mangrovenküste = „außertropische Wattenküste“ Anpassung der Bäume an wechselfeuchte Lebensbedingungen weit ausladende Stelzwurzeln zur Verankerung Wurzeln und Äste als Schlickfänger Atoll - Sonderform der Korallenriffküste Atolle = Sonderform der Korallenriffküsten Entstehung von Korallenriffen: Kalkabscheidung von Hohltieren Vor.: warmes (>20°C), sauerstoffreiches, klares sauberes, lichtreiches Wasser In der Nähe von Küsten/Inseln Geschwindigkeit von Senkungsbewegungen entscheidend für Riffwachstum: u.U. Riffgenerationen übereinander Atoll: Hauptinsel bereits untergegangen, Riffkranz noch an der Oberfläche - 10 - Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie II.6 Formenbildung in Karstgebieten Begriffsdefinitionen Karst = geomorphologischer Landschaftstyp, der lösliche Gesteine (v.a. Kalk, Dolomit und Gips) aufweist, die der Lösungsverwitterung unterliegen (Name abgeleitet vom Gebirge „Karst“ nordöstlich von Triest) Verkarstung = geomorphologische Formenbildung durch Lösungsverwitterung Karstformenschatz Karren, Dolinen, Trockentäler, Höhlen, ... Sinterbildungen Gesteinsgeregelter Wasserhaushalt kaum Oberflächengewässer komplizierte Karstwassersysteme im Untergrund Karren(feld) Rinnenartige Vertiefungen in freigelegtem Kalkgestein (nackter Karst) lösende Wirkung des stets gleichgerichteten Wasserabflusses Gesteinsklüfte, Fugen, Fallrichtung für den Verlauf der Karren entscheidend Synonym: Schratten (s. Schrattenkalke der nördl. Kalkalpen) Dolinen(feld) Trichter- oder kesselförmige Hohlformen Entstehung durch Lösungsverwitterung Dolinentypen Unterscheidung zwischen Lösungsdolinen und Einsturzdolinen Trockental Wasserlose Täler Versickern des Oberflächenwassers Vorzeitformen: Entstanden in Zeiten geringerer Verkarstung bzw. während der Kaltzeiten (Plombierung der Karsthohlformen durch gefrorenen Untergrund) Flussschwinden Wenn Flüsse Höhlensysteme oder Klüfte im Gestein schneiden Nur bei starker Wasserführung kein Trockenfallen Zutagetreten des Versickerungswassers in Karstquellen Bsp.: Versickerungsstellen zwischen Immendingen und Tuttlingen Schichtquelle Quellen über einer wasserstauenden Gesteinsschicht wenn die wasserstauende Schicht vom Tal angeschnitten wird häufig flächenhafter Austritt große Schwankungen in der Wasserschüttung Karstquellen Besonderheit: Karstquelle (Bsp. Aachtopf, Blautopf) System der kommunizierenden Röhren Schüttung, falls Karstwasserspiegel höher liegt Quellsinter Aufnahmefähigkeit des Wassers für CO2: Je wärmer das Wasser, umso weniger CO2 kann im Wasser gelöst werden Je höher der CO2-Partialdruck, desto mehr CO2 kann im Wasser gelöst werden Erwärmung und Oberflächenvergrößerung beim Austritt: Entweichen von CO2 Photosynthese von Pflanzen (Algen, Mose): Weiterer CO2-Entzug Folge: Kalkausfällung, Bildung von Kalksinter an Steinen und Pflanzenresten (Kalktuffbildungen) - 11 - Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie Uracher Wasserfall – ein Ergebnis von Quellsinterbildungen Sinterterrassen im Yellowstone Nationalpark Wasserhöhle Tiefgelegene Höhle mit Höhlenöffnung Höhlenbach fließt als oberflächliches Gewässer weiter Höhlen befahrbar (Bsp.: Wimsener Höhle bei Zwiefalten) Polje Weite in die Landschaft eingesenkte Hohlformen Entstehungsmöglichkeiten: Zusammenwachsen großer Dolinen seitliche Ausdehnung von Talzügen ebener Poljeboden meist mit fruchtbaren Lehmen Häufig Fluss mit Karstquelle und Schluckloch (Ponor) ständige Vergrößerung durch Lösung an den Flanken Tropischer Kegelkarst Besonders wirksame Verkarstung von der Oberfläche her durch CO2-Reichtum der Luft und organische Säuren im Boden Isolierte Kuppen als Restberge - 12 - Prof. Dr. Andreas Schwab – Geographie PH Weingarten Kurzskripte zur Physischen Geographie - 13 -