Kurzinformation über ein sicherheitsrelevantes Ereignis 01/2003 Stoff-Freisetzung aufgrund der Korrosion eines ungeeigneten Werkstoffes in einem Meßgerät (wegen Falschkennzeichnung) Ereignis Bei der Herstellung eines Wirkstoffes riss bei der 1. Partie während der Dosierung eines Säurechlorids aus einem Vorlagebehälter in den Reaktionskessel (Temperatur: ca. 0 °C) nach etwa 3 Stunden Dosierzeit ein Massendurchflussmesser mit einem Knall auf und ca. 100 l des Säurechlorids wurden in die Betriebshalle freigesetzt. Durch heftige Reaktion der Chemikalie mit Wasser bildeten sich zusätzlich ätzende Gase. Die Dosierung der Chemikalie wurde umgehend gestoppt. Ursache Der verwendete Massendurchflussmesser war seit vielen Jahren erfolgreich bei verschiedenen Verfahren eingesetzt und vor der aktuellen Produktionskampagne in einer Fachwerkstatt gewartet worden. Auf dem Gerät war V4A als Werkstoff angegeben. Korrosionsprüfungen hatten gezeigt, dass dieser Werkstoff gegen das fragliche Säurechlorid beständig ist. Tatsächlich wurde nach dem Ereignis festgestellt, dass das durchströmte Rohr durchkorrodiert und teilweise völlig aufgelöst war. Die nun durchgeführte Werkstoffprüfung zeigte, dass das Rohr des Massendurchflussmessers aus Titan statt aus V4A bestand. Dies bestätigten auch die Geräteunterlagen. Offensichtlich war die Gerätebeschriftung falsch. Wie es dazu kam, ist nicht geklärt. Laborversuche zeigten, dass Titan mit dem Säurechlorid bereits unterhalb von 0°C stark exotherm reagiert und dabei aufgelöst wird. Erkenntnisse / Lehren Die Werkstoffwahl bei Messgeräten und Rohrleitungen einschließlich Dichtungen erfordert die gleiche Sorgfalt wie bei Apparaten (Behälter, Wärmetauscher etc.). Die Verwaltung aller Objekte erfordert ein funktionierendes Qualitätsmanagement. Namentlich in Vielstoffbetrieben mit häufigen Umverrohrungen und Uminstallationen ist dies besonders wichtig. Titan ist kein universell einsetzbarer Werkstoff. Es wird von vielen korrosiven Medien stark angegriffen. Die DECHEMA Eregnis-Datenbank Die DECHEMA Ereignis-Datenbank www.dechema.de/EreignisDB ist öffentlich zuganglich und steht in Deutsch und Englisch zur Verfügung. Mit Ihrer Online-Anmeldung erhalten Sie per E-Mail eine Benachrichtigung (Newsletter) über neu aufgenommene Eregnisse. Zugang, Recherche und Newsletter sind kostenlos. Tragen auch Sie zur industriellen Sicherheit bei! Bitte senden Sie Ereignisbeschreibungen aus Ihrem Unternehmen formlos an: [email protected]. Die eingegangenen Unterlagen werden von der DECHEMA-Geschäftsstelle anonymisiert. Sofern ein hoher didaktischer Wert erkennbar ist, wird die Ereignisbeschreibung durch den Arbeitsausschuss "Ereignisse" in eine standarisierte Form überarbeitet und mit der Datenbank der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Eine Initiative mit Unterstützung durch den Verband der Chemischen Industrie e.V. © DECHEMA - Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt am Main Die Inhalte der Datenbank dürfen unter Angabe der Quelle (DECHEMA Ereignisdatenbank, Ereignis Nr. XX/20XX) unentgeltlich genutzt werden. Das Nutzungsrecht kann jederzeit widerrufen werden. Die DECHEMA haftet nicht für die Richtigkeit der Angaben. Seite 1 von 1