Tor zu neuen Ufern Vom PFlegeheim zum Kunstmuseum Integrales

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01
September 2010
Magazin für Objektarchitektur und Sonnenschutztechnik
Tor zu neuen Ufern
Wesertower, Bremen
Vom PFlegeheim zum Kunstmuseum
Hermitage, Amsterdam
Integrales Bauen und die Zukunft
mit MSR
Interview mit Alfred Schelenz
Editorial
01
Impressum
erscheint zwei mal jährlich, jeweils im September
und im März
Herausgeber
Somfy GmbH
Felix-Wankel-Straße 50
72108 Rottenburg / Neckar
www.somfy com
Redaktion
Christian Pätz (viSdP), Somfy GmbH
[[email protected]]
Ulrike Sengmüller
Uta Heindl
Gestaltung
Uta Heindl
Druck
Schefenacker GmbH
Sirnauer Straße 40
73779 Deizisau
IMO-COC-029454
Mit der Verwendung von FSC-zertifiziertem Papier unterstützt Somfy eine
Forstwirtschaft, die Mensch und
Natur respektiert.
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
Soweit nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte
bei der Firma Somfy.
Liebe Leserinnen und Leser,
Sonnenschutztechnik wird ein immer festerer Bestandteil bei
Planung und Realisierung von Gebäuden – gerade in puncto
Nachhaltigkeit. Aus guten Gründen: intelligent gesteuert trägt
sie dazu bei, Raumklima und Sichtqualität zu verbessern, den
CO2-Ausstoß zu reduzieren und Energiekosten zu sparen. Mit
unserem neuen Magazin ray möchten wir Ihnen am Beispiel
aktueller Objekte aus allen Nutzungsbereichen einen Eindruck
davon vermitteln, welche Funktionsvielfalt Sonnenschutztechnik bietet und wie sie sich in die Gesamtheit des Gebäudes
einbinden lässt.
Wir wollen mit ray aber nicht nur über Sonnenschutz sprechen,
sondern auch interessante Projekte in ihrer technischen und
gestalterischen Fülle vorstellen. Deshalb ist unser Aufhänger
für die erste Ausgabe von ray der Weser Tower in Bremen. Er
ist nicht nur wegen seiner Größe und Architektur spektakulär, sondern überzeugt auch durch ein nachhaltiges Konzept.
Außerdem bringen wir in jedem Heft Interviews mit Branchenexperten, um Ihnen gegenwärtige Tendenzen und Strömungen
in Planung, Bautechnik und Architektur zu präsentieren. In
dieser Ausgabe kommt Alfred Schelenz zu Wort, Partner im
interdisziplinären Architekturbüro GATERMANN + SCHOSSIG, das
an vielbeachteten Projekten wie dem Rheinauhafen Köln oder
dem Capricorn Haus in Düsseldorf beteiligt war.
Nicht fehlen darf natürlich auch die Serviceseite. In unserer
Szene finden Sie ausgewählte Nachrichten und Termine, die
hoffentlich zu einem spannenden und entspannten Lesen
beitragen. Ob uns das gelingt, würden wir natürlich gerne
wissen. Deshalb freuen wir uns auf Ihre Meinung zu ray. Sie
können der Redaktion also jederzeit Ihre Wünsche, Kommentare und Kritik mitteilen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Bernhard Sommer
Geschäftsführer Somfy GmbH
Inhalt
4
Editorial
2
Inhalt / Impressum
3
Architektur
4
Tor zu neuen Ufern
Weser Tower, Bremen
8
Vom Pflegeheim zum Kunstmuseum
Hermitage, Amsterdam
12
8
Globale Architektur mit lokalem Charme
Unternehmenszentrale Sandoz – Hexal AG
15
Hart am Wind
Landratsamt Esslingen
Technik
18
Alle Wetter
Intelligente Steuerungen im Weser Tower
bieten erhöhten Nutzerkomfort sowie
Schutz von Behängen und Fenstern
Interview
20
Integrales Bauen und die Zukunft
mit MSR
12
Im Gespräch mit Alfred Schelenz,
GATERMANN + SCHOSSIG
Szene
26
15
01
4
Tor zu neuen Ufern
Weser Tower, Bremen
Das höchste Bürogebäude der Wesermetropole ist ein klassisches Helmut-Jahn-Objekt geworden: reduziert, einfach,
transparent – obgleich nicht ganz so gläsern, wie es der
Star-Architekt gerne gehabt hätte. Im Kontext der neuen
Überseestadt – die Konversion des alten Hafengeländes in
einen neuen Stadtteil mit kombiniertem Arbeits-, Freizeit- und
Wohnraum – bildet der Turm ein eindrucksvolles Entreé.
Daten und Fakten
Bauherr:
Architekten:
Mieter:
H. Siedentopf (GmbH & Co. KG)
Helmut Jahn, Architekturbüro Murphy / Jahn,
Chicago
EWE AG
Bauzeit:
Bruttogeschossfläche:
Höhe:
Breite:
Länge:
Geschosse:
Investitionsvolumen:
2007 bis 2009
über 18 000 m2
82 m
19 m
44 m
22
ca. 45 Mio. Euro
Steuerung für Sonnenschutz und Fenster:
Steuerungsfunkionen:
Sonnenschutzbehang:
animeo IB+ / Somfy GmbH
u.a. Wind-, Regen-, Frostschutz
s_enn /
clauss markisen Projekt GmbH
Die geplante und teils schon realisierte
Überseestadt erstreckt sich rechts der Weser
auf dem nun zugeschütteten Gebiet der
ehemaligen Bremer Hafenreviere. Wie in
vielen deutschen und europäischen Städten
mit Zugang zum Wasser haben in Bremen
wirtschaftliche und technische Strukturveränderungen dazu geführt, dass Hafenanlagen brachlagen und damit riesige Flächen
in Stadtnähe ungenutzt waren. Das Areal
der Überseestadt ist dreimal so groß wie die
Bremer Innenstadt und hält damit viel Raum
bereit für die angestrebte Mischnutzung aus
Dienstleistung, Bürogewerbe, Logistik,
Hafenwirtschaft, Freizeit, Wohnen und
Kultur. Neben dieser Vielfalt macht vor allem
das Nebeneinander von historischer Bausubstanz und moderner Gebäudegestaltung den
besonderen Reiz des Quartiers aus. Denkmalgeschützte Industriearchitektur, wie
beispielsweise der restaurierte Schuppen 2
am Europahafen, stehen Seite an Seite mit
neu gebauten Wohneinheiten (das WeserUfer etwa mit dem zwanziggeschossigen
Landmark Tower) oder Bürogiganten wie
dem Weser Tower.
Bruch mit der Flusslinie
Harmonie oder Disharmonie als gestalterisches Element – das ist heißer Diskussionsstoff, gerade wenn es um Bauwerke
von öffentlicher Relevanz geht. Beim Weser
Tower schieden sich die Geister bei der Frage
nach seiner Ausrichtung zum Flussverlauf.
Helmut Jahn und sein Planerstab wollten
den Büroturm etwas angeschrägt zur Weser
bauen, Repräsentanten der Stadt bevor-
Architektur
1
Mit 22 Etagen auf 82 Metern
ist der Weser Tower das
höchste Bürogebäude
Bremens.
5
01
6
zugten eine parallele Positionierung. Der
Architekt setzte sich durch, und nun steht
der Weser Tower um acht Grad versetzt zum
Ufer. Ein konstruktives Merkmal stellen zwei
rechtwinklig an die Fassade angelegte segelartige Stahl-Glaskonstruktionen dar, die
den sonst in sich geschlossenen Baukörper
seitlich verlängern. An zwei Fassadenteilen
gegenüberliegend, verjüngt sich eine von
oben nach unten und die andere von unten
nach oben.
Transparenz erfordert anspruchsvolle Sonnenschutztechnik
Geplant war eine Fassade, deren Oberfläche wenige Störungen aufweist, möglichst
plan und transparent ist. Das ließ sich nicht
ganz realisieren, da der Mieter der Immobilie aufgrund der beabsichtigten Nutzung
als Bürogebäude einen kleinteiligeren
Grundriss der einzelnen Etagen und damit
mehr Zwischenwände benötigte. Geschadet
hat das dem Anspruch an größtmögliche
Transparenz nicht. Im Innern verfügen die
einzelnen Räume über großflächige Verglasungselemente und der Lichteintrag ist entsprechend hoch. Um Blendung der Mitarbeiter und Überhitzung der Innenräume zu
vermeiden, wurde ein Sonnenschutzsystem
2
2
Eine segelförmige Glas-/Stahl-Konstruktion auf jeder Seite bricht die
ansonsten klaren Konturen der
Fassade.
3+4
Raumhohe Verglasungen bringen
ein Maximum an natürlichem Licht
ins Innere. Die Fenster mit außenliegenden Sonnenschutzbehängen
aus Edelstahl sind seewasserbeständig verarbeitet und werden wetterabhängig gesteuert.
2
7
Architektur
installiert, das spezifische Anforderungen
erfüllt. Die außenliegenden Behänge und
deren Befestigungskomponenten bestehen
aus Edelstahl. Das ist nicht nur ein optisches
Highlight an der Fassade, sondern das Metall
verhindert auch Korrosion durch die salzhaltige Meeresluft. Außerdem sind sie äußerst
windbeständig. Über die Steuerung lassen
sich Sonnenschutz und Fenster wetterabhängig und zeitabhängig aktivieren (vgl.
Rubrik Technik Seite 18).
Zudem ist die Sonnenschutzsteuerung Teil
des Konzepts einer nachhaltigen Bautechnik.
Im Weser Tower sorgt eine Kombination aus
Erdwärmenutzung, Betonkernaktivierung
sowie dezentraler Lüftung durch Unterflurkonvektoren für ein ausgewogenes Raumklima und verringert Energieverluste. Nur in
sommerlichen
Spitzenzeiten
YNAMISCHE
wird eine Kältemaschine zuONNENSCHUTZ
geschaltet. Eine
dynamische
STEUERUNG
Sonnenschutzsteuerung trägt
in diesem Gesamtkonzept dazu bei, dass
die Innenraumtemperaturen automatisch
geregelt werden. Im Sommer veranlasst sie
die rechtzeitige Beschattung der von der
Sonne beschienenen Fassadenteile. Dadurch
heizen sich die Innenräume nicht so stark
auf. Im Winter bleiben die Behänge in nicht
genutzten Gebäudeteilen oben, so dass das
Sonnenlicht die Räume wärmt und sich die
Heizkosten reduzieren.
Seit dem Spätsommer 2010 sind das Personal
des norddeutschen Energieversorgers EWE
AG und dessen Tochterunternehmen dabei,
die Büroräume zu beziehen. Im November
soll das Gebäude dann alle 800 Mitarbeiter
aufgenommen haben. Bis dahin will der
französische Lichtdesigner Yann Kersalé auch
die Fassade des Weser Towers illuminieren.
Dem Betrachter wird dann bei Dunkelheit am
Büroturm das leuchtende Abbild der wellenschlagenden Weser geboten.
D
S
-
Fotos: Nils Kistner, Hamburg
3
4
4
8
Vom PFlegeheim
zum Kunstmuseum
Hermitage, Amsterdam
1
01
9
Architektur
Die niederländische Außenstelle der St. Petersburger Eremitage
ist 2009 in den vollständig renovierten Amstelhof eingezogen
– ein Gebäudekomplex, der seit dem Ende des 17. Jahrhunderts alten Menschen für über 300 Jahre als soziale Einrichtung
diente. Die ursprüngliche Fassade blieb erhalten, das Innere
wurde komplett entkernt. Entstanden sind helle und großzügige Räume, die Kunstausstellungen einen attraktiven Rahmen
bieten.
2
Die russische Zarin Katharina die Große
sammelte – ebenso wie ihre Nachfolger
– mit stetig steigender Begeisterung Werke
zeitgenössischer Künstler. Um eine angemessene Ausstellungsfläche am Zarensitz
in St. Petersburg zu schaffen, errichtete der
deutsche Architekt Leo von Klenze zwischen
1839 und 1852 die Neue Eremitage. Sie prägt
mit ihren erstaunlichen Ausmaßen bis heute
das Ufer der Neva.
Längste Fassade am Amstelufer
1683 – also einige Jahre, bevor Peter der
Große auf einer Amsterdamer Schiffswerft
anheuerte – errichtete die Diakonie der
evangelischen Kirche in Amsterdam eine
Heimstatt für alte und gebrechliche Frauen,
die „Diaconie Oude Vrouwen Huys“ – so die
Inschrift über dem Eingang. Deren Betreuung war bis dahin in privater Hand. Die
Kosten dafür konnten nur die wenigsten
aufbringen und es
mangelte meist an
medizinischer und
ER ONNENSENSOR STEUERT EIN ZENTRALES
pflegerischer Qualität. Die finanzielle
YSTEM
EXTERNE CREENS UND
Basis zur Beseitigung
NNENJALOUSIEN
dieses Misstands legte
der wohlhabende
Kaufmann Barent
Mehr als 1000 Säle, über 60 000 ausgestellte
Helleman. Er vermachte sein Vermögen
Kunstwerke und noch einmal drei Millionen
der Diakonie. Die Stadt stiftete zudem das
Objekte in den riesigen Archiven machen die
Bauland am Fluss und nach einem halben
St. Petersburger Eremitage zu den größten
Jahr fanden 400 Frauen Schutz hinter den
Kunstmuseen der Welt.
Gebäudemauern. Gestaltgeber war vermutEbenfalls kunstbegeistert, obgleich in gelich der Architekt Hans Jansz van Petersom.
ringeren Dimensionen, war Katharinas Mann
Mit 102 Metern gehörte dem Amstelhof nach
und Vorgänger Peter der Große. Seinem
seiner Fertigstellung die längste Fassade am
beinahe zweijährigen Aufenthalt in AmsterUfer des Flusses.
dam Ende des 17. Jahrhunderts – allerdings
Um als Bedürftige aufgenommen zu werden,
nicht als Kunstsammler, sondern inkognito
hatten die Frauen bestimmte Maßgaben zu
als Zimmermann auf einer Werft – ist es
erfüllen: Das Mindestalter lag bei 50 und die
wohl zu verdanken, dass die niederländische sie mussten mindestens seit zehn Jahren
Metropole in den Genuss einer Dependance
Kirchenmitglied sowie seit 15 Jahren Bürger
der russischen „Mutter“ kam.
der Stadt Amsterdam sein.
P S
BUS-S
I
1
Aus der „Diaconie Oude
Vrouwen Huys“, gebaut am
Ende des 17. Jahrhunderts,
wurde nun das Museum
Hermitage, ein Ableger der
St. Petersburger Eremitage.
2
Ein zentrales BUS-System
steuert die SonnenschutzScreens. Sie werden bei zu
hohem Lichteintrag aktiviert
und sorgen im Innern für
angenehme Temperatur und
optimale Sichtverhältnisse.
443
.
S
01
10
3
4
Bewahrung des Äußeren – Metamorphose im
Innern
Die Standards einer modernen medizinischen und pflegerischen Versorgung
war durch die historischen Gebäude nicht
mehr gegeben. Immerhin dienten sie über
300 Jahre bis 2007 als soziale Einrichtung.
Deshalb entschloss man sich, Personal und
Patienten – mittlerweile auch männliche
– an anderen Orten im Stadtgebiet unterzubringen. Bei der Gestaltung blieb den
federführenden Baumeistern Hans van
Heeswijk architekten wenig Spielraum.
Die alte Optik des Gebäudekomplexes mit
seiner Sichtziegelfassade, der sich um einen
großen Patio gruppiert und an drei Seiten
von Wasserarmen umschlossen wird, sollte
erhalten bleiben. Lediglich bei der Farbgebung für das äußere Mauerwerk nutzte
das Architekturbüro gewisse Freiheiten und
konnte eine hellere Anmutung durchsetzen.
Ansonsten ist das Erscheinungsbild dasselbe
wie um 1683.
Ganz anders verhält es sich mit der Innenraumgebung. Hier trafen die Gestalter
Merkx+Girod architecten auf unübersichtliche und kleinteilige Strukturen, die
der vormaligen Nutzung geschuldet und
Resultat von mehrmaligen Umbauten waren. Also wurde eine Komplettentkernung
vorgenommen. Einzig im Westflügel, wo
früher die Kapelle untergebracht war und
heute Konzerte und Vorträge stattfinden,
wurde wenig verändert. Als Gebetsraum war
dies ohnehin der Bereich mit der größten
Fläche im Gesamtkomplex – bis zum Ende
des 20. Jahrhunderts neben dem Bürgersaal
im Rathaus sogar einer der größten Räume
Amsterdams.
Neben dem Westflügel gliederten die
Architekten die vorhandene Fläche in drei
weitere Bereiche und schufen damit klare
Strukturen und eine übersichtliche Raumgebung. Sie wird durch Sichtachsen entlang
der hofseitigen Flure und Kabinette im
Nord- und Südtrakt unterstützt, wo sich
nun die Ausstellungsräume befinden. So
wird dem Besucher beim Betrachten der
11
Architektur
Daten und Fakten
Architekten:
Innenarchitekten:
Bauzeit:
Fläche:
Investitionsvolumen:
Hans van Heeswijk architecten,
Amsterdam
Merkx+Girod architecten,
Amsterdam
2007 bis 2009
9000 m2
40 Mio. Euro
Sonnenschutztechnik: Somfy GmbH,
Rottenburg / Neckar
Steuerungstyp:
animeo KNX/EIB
3
Lichte Gänge mit hohen Fensterfronten bestimmen Teile der Hermitage. Um den Besuchern gute
Sicht auf die Exponate zu bieten,
werden die Fassadenöffnungen
mit 443 externen Screens und
Innenjalousien verschattet.
4
Vom Charakter einer Herberge für
alte Frauen ist nicht mehr viel
übrig geblieben. Offene Treppenaufgänge und weite Räume
geben einen Eindruck von der
Größe der Hermitage. Sie hat eine
der längsten Gebäudefronten am
Amstelufer.
5
In der ehemaligen Kapelle des
Amstelhofs finden sich noch
Spuren der alten Einrichtung.
Ansonsten wurde das Gebäude
nahezu komplett entkernt.
5
Exponate gleichzeitig die eindrucksvolle
Dimension des langgestreckten Baus vor
Augen geführt.
Im Ostflügel als letzter großer Grundrisseinheit sind Foyer, Restaurant und Auditorium untergebracht. Viel Glas und die
Konstruktion des Eingangsbereichs über die
gesamte Gebäudehöhe verleihen diesem Teil
der Hermitage einen hellen, offenen und
großzügigen Charakter. Damit verfügt das
Museum nun über zwei große Säle und 44
Kabinette auf einer Fläche von insgesamt
rund 9 000 m2.
Offene Räume verlangen Blend- und Hitzeschutz
Die hohe Fensterzahl und der freie Zugang
des Tageslichts zu allen Seiten erfordern
eine intelligente Integration des Sonnenschutzes in das Innendesignkonzept.
Insgesamt 443 externe Screens und Innenjalousien werden über ein zentrales BUSSystem per Sonnensensor gesteuert. Dadurch
lassen sich die Behänge etwa im Sommer
rechtzeitig schließen, bevor sich die Räume
zu sehr aufheizen oder Blendungen zu einer
Verringerung der Sichtqualität führen. Über
die Steuerungszentrale der Haustechnik
wird für jede Sonnenschutzposition genau
erfasst, ob und wie viel künstliche Beleuchtung notwendig ist, um die Lichtsituation in
den Räumen für die Betrachter zu optimieren. Das hat zudem den Vorteil, dass sich die
Energiekosten reduzieren, da immer nur die
real erforderliche Menge künstlichen Lichts
durch die Steuerungszentrale aktiviert wird.
Die Ausstellung
Von September 2010 bis März 2011 ist in der
Hermitage Amsterdam die Ausstellung „Der
unsterbliche Alexander der Große – Mythos,
Realität, seine Reise, sein Vermächtnis“ zu
sehen. Gemälde, Wandteppiche und Skulpturen von der klassischen Antike bis zur
modernen Kunst illustrieren das Leben und
Schaffen Alexanders. Darüber hinaus werden
in wechselnden Ausstellungen Exponate der
St. Petersburger Eremitage gezeigt.
01
12
Globale Architektur
mit Lokalem Charme
Unternehmenszentrale Sandoz – Hexal AG
2
1
1
3
13
Architektur
Das Pharmaunternehmen Sandoz – Hexal hat 2008 seine neue
Zentrale im bayerischen Holzkirchen errichtet. Unter gestalterischen Gesichtspunkten war ein Gebäude gefordert, das die
wirtschaftliche Bedeutung des weltweit agierenden Konzerns
widerspiegelt und gleichzeitig den regionalen Bezug herstellt.
Das ist mit einer Mischung aus großflächig verglasten Fassadenelementen und weiß verputzen Außenwänden aus Stahlbeton
gelungen.
4
1
Die neue Unternehmenszentrale der Sandoz – Hexal AG im
oberbayerischen Holzkirchen
2
Effektiver Blendschutz ist
durch die Kombination von
Somfy-Motorsteuergeräten
und einer intelligenten Sensorik gewährleistet.
3
Um bei Besprechungen den
Sonnenschutz bequem manuell
bedienen zu können, wurde
in einigen Bereichen eine
Erweiterung mit Funktechnik
vorgenommen. So lässt sich
der Sonnenschutz bequem per
Handsender bedienen.
4
Der Baustil verbindet moderne
Transparenz auf Basis großflächiger Verglasungen mit
regionaler Bauweise in Form
von weiß verputzten Fassadenelementen.
Wenn Deutschlands größtes Pharmaunternehmen seine weltweite Firmenzentrale in
der oberbayerischen Provinz errichten will,
herrscht einerseits der Anspruch, ein der internationalen Bedeutung des Konzerns angemessenes repräsentatives Gebäude zu
entwickeln. Andererseits muss sich die Architektur gestalterisch auch in die unmittelbare Umgebung einpassen, um nicht wie ein
Fremdkörper zu wirken. Resultat ist eine
Fassade, die beide Forderungen intelligent
miteinander in Einklang bringt. Anlass für
den Neubau war die Neustrukturierung
des Standorts Holzkirchen. Das Unternehmen wollte einen Großteil der Mitarbeiter,
die vorher auf mehrere Gebäude im Ort
verteilt waren, in einem einzigen Komplex
unterbringen. Auf diese Weise sind auf
einem 20 000 m2 großen Grundstück insgesamt 500 Büroarbeitsplätze entstanden.
ternehmen wünscht. Schnelligkeit ist gerade
angesichts der rasanten Entwicklung in
der Generikabranche einer der wichtigsten
Wettbewerbsvorteile. Der zweite dominante Fassadenbaustein ist weiß verputzer
Stahlbeton. Er nimmt den Baustil der in Oberbayern häufig verwendeten hell verputzen
Außenwände auf. Außerdem ist die Nutzfläche nicht in einem Großgebäude unter-
Weiß-blaue Transparenz
Das erste stilbildende Element der Fassade
sind die großen Verglasungsflächen, die im
Tageslicht in Blau getaucht erscheinen. Sie
versinnbildlichen die Forderung moderner
Architektur nach Transparenz und ergänzen das offene Raumkonzept mit flexiblen
Schreibtischeinheiten und integrierten
Besprechungsinseln im Innenbereich. Das
unterstützt eine direkte Kommunikation
zum unkomplizierten Informationsaustausch
der Mitarbeiter untereinander, die das Un-
Fassadenmanagement mit intelligentem
Sonnenschutz
Wo viel Glas verbaut wird, kann die Sonne
ungehindert eindringen. Die Folgen: Überhitzte Räume im Sommer und schlechte
Licht- und Sichtverhältnisse für die Mitarbeiter. Um die Arbeitsbedingungen nicht zu
beeinträchtigen und trotzdem Transparenz
zu gewährleisten, wurden die Fassaden mit
automatischen Außen- bzw. InnenjalousieSystemen ausgestattet. In Verbindung mit
Sensoren fahren insgesamt 130 animeo-
KNX/EIB-KOMPATIBLE
SONNENSCHUTZTECHNIK
gebracht, sondern in mehrere Baukörper
gegliedert. Dadurch passt sich der gesamte
Komplex seiner Umgebung an und wirkt
nicht wie ein klassischer „Gewerbeklotz“.
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14
5+6
Automatisch gesteuerte
Außenjalousien sorgen für angenehme Licht- und Klimaverhältnisse und damit für eine
produktive Arbeitsatmosphäre.
Der Nutzerkomfort ist durch
individuelle Eingriffsmöglichkeiten gesichert.
7+8
Steigt die Innentemperatur zu
sehr an, fahren die animeoMotorsteuergeräte die Außenjalousien in eine Schattenposition.
Motorsteuergeräte von Somfy die Außenjalousien erst dann in eine Schattenposition, wenn die Innentemperatur zu sehr
ansteigt oder das Sichtvermögen durch
Blendungen, Reflexionen oder Spielgelungen der einfallenden Sonne zu stark
beeinträchtigt wird. Dabei haben die Nutzer
aber jederzeit die Möglichkeit, von ihren
lokalen Bedienstellen den Automatikmodus
zu unterbrechen, es sei denn, es handelt
sich um einen sicherheitsrelevanten Befehl.
Die Automatik schaltet sich dann zu einem
späteren Zeitpunkt wieder von selbst ein.
Weiterer Vorteil des Systems: Es lässt sich
nahtlos in die bereits vorhandene Bustechnik auf KNX / EIB-Basis einbinden. Damit
vereinfacht sich das Gebäudemanagement
für den Betreiber erheblich, denn Sonnenschutz, Beleuchtung, Klimatisierung,
Heizung, Sicherheit etc. sind vollständig
miteinander kompatibel.
5
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Daten und Fakten
Bauherr:
Planung / Bauleitung:
Sandoz – Hexal AG
Architekturbüro Michael Mair / Schaftlach
Ingenieurbüro Herbert Wagenpfeil / Hausham
Eröffnung:
Grundstücksfläche:
Investitionsvolumen:
30.6.2009
20 000 m2
35 Millionen Euro
Sonnenschutztechnik:
Steuerungstyp:
Somfy GmbH, Rottenburg / Neckar
animeo KNX/EIB
7
8
Problemlose Funkerweiterung
Der Betreiber Hexal wollte für einige Unternehmensbereiche nachträglich die Möglichkeit einrichten, Sonnenschutzelemente per
Funk zu bedienen. Das konnte problemlos
realisiert werden, da sich ergänzende Funkempfänger-Module in die bereits vorhandenen animeo-Motorsteuergeräte problemlos
ohne Verkabelungsaufwand einstecken lassen. Der Vorteil: Die Sonnenschutzelemente
sind nun komfortabel per Handsender
bedienbar. Möchten Nutzer beispielsweise
dem automatischen Fahrbefehl gegensteuern, müssen sie nicht mehr aufstehen, um
einen lokalen Bedienschalter zu betätigen.
Sie können nun vom Platz aus die Jalousien
steuern. Das gewährleistet einen reibungsloseren Ablauf der Geschäftsgespräche.
Fotos: seyerleinundseyerlein fotografie berlin münchen
15
Architektur
Hart am Wind
Landratsamt Esslingen
Eine Sonnenschutzsteuerung von Somfy
löst gemeinsam mit intelligenter Sensorik die konstruktiv bedingte Windlastproblematik beim Neubau des Landratsamts Esslingen.
1
Die Verwaltung des Landkreises an einem Ort
zu bündeln – das war der Anlass, dem alten
Amtsgebäude ein neues zur Seite zu stellen.
Das durch Public Private Partnership (PPP)
finanzierte Projekt wurde nach den Plänen
des Architekturbüros Architektenwerkgemeinschaft weinbrenner.single.arabzadeh.
ausgeführt. Der zwölfgeschossige Riegel
setzt sich optisch durch seine schlanke
Bauweise und die vertikale Lage zum Neckar
vom Bestandsgebäude ab, harmoniert in
der Formgebung aber gleichzeitig mit ihm.
Blickpunkt des Neubaus ist die gleichsam
über dem Fluss schwebende Westseite. Hier
wurden zwei Geschosse ausgespart und der
entstandene Raum mit einer Stützkonstruktion aus Stahl versehen.
Problematische Luftwirbel
Diese architektonische Besonderheit beeinflusst jedoch die Luftzirkulation um das
Gebäude herum. Ohnehin entstehen am Fuß
von hohen Gebäuden immer Luftwirbel. Das
liegt daran, dass der Aufprall des Windes
zu einem Überdruck führt, der sich an der
Fassade nach unten fortpflanzt. Am Boden
entwickeln sich dann Böen, die teilweise doppelt so hohe Windstärken haben
können wie an anderen Stellen der Stadt.
Dieses Phänomen verstärkt sich noch, wenn
das Gebäude keine komplett geschlossene
geometrische Form hat, sondern wie im
vorliegenden Fall in sich unterbrochen ist.
Dadurch besteht die Gefahr, dass die außenliegenden Sonnenschutzbehänge beschädigt
1
Neu neben alt: Die beiden
Gebäudekomplexe beherbergen
Abteilungen des Landratsamts
Esslingen. Beim Neubau fällt die
gewagte Stützkonstruktion zum
Neckar hin auf.
01
16
2
Die Aussparung der unteren
beiden Geschosse verstärkt
die Luftzirkulation in diesem
Bereich. Ein Somfy-Windsensor sorgt dafür, dass alle
Behänge bei zu hoher Windlast
nach oben gefahren werden.
Ein zweiter, auf dem Dach
montierter Sensor misst die
Windlast für die anderen Gebäudezonen.
3
Sensorik mit Sonnenstandsverfolgung richtet die Behänge
immer so aus, dass eine Blendung der Nutzer im Gebäudeinnern weitgehend vermieden
wird.
2
werden. Da beim Gebäude des Esslinger
Landratsamts zwei verschiedene Windlastbereiche identifiziert wurden, war eine
Sonnenschutzsteuerung notwendig, welche
beide Zonen individuell berücksichtigt und
im Bedarfsfall die jeweiligen betroffenen
Behänge ansteuern kann. Zum Einsatz
kamen daher animeo-Sonnenschutzsteue-
rungen von Somfy. Bestandteil dieses
Systems ist eine auf dem Gebäudedach
montierte, so genannte Outside Sensor Box.
Sie sammelt als Schnittstelle Angaben, die
unterschiedliche Sensoren wie Wind- oder
Sonnenfühler liefern und gibt sie über einen
Building Controller an die Motorsteuergeräte weiter. Auf diese Weise können die
unterschiedlichen Fassadenbereiche je nach
lokalen Wind- oder Sonnenbedingungen
einzeln angesteuert werden. Herrscht also
im unteren westlichen Teil eine höhere
Windlast als an anderen Gebäudezonen,
aktiviert sich die Windsicherheitsfunktion,
und nur die Behänge in dieser Gefahrenzone
fahren nach oben.
Sonnenschutzsteuerung mit hohem Nutzerkomfort
Neben Materialschutz dominiert der Nutzerkomfort. Da sich die Richtung der
Sonneneinstrahlung während des Tages
verändert, müssen sich die Lamellen der
Außenjalousien entsprechend anpassen. Nur
so lässt sich für die Nutzer im Gebäude ein
zuverlässiger Blendschutz gewährleisten.
Das ermöglicht die Sonnenstandsnachführung des animeo-Systems. Damit lassen
sich täglich bis zu drei unterschiedliche
Positionen pro Fassadenbereich ansteuern.
Ebenso nutzerfreundlich ist die Möglichkeit,
nicht sicherheitsrelevanten Automatikbefehlen gegenzusteuern. Will ein Mitarbeiter beispielsweise nicht, dass die Behänge
aufgrund eines automatischen Sonnenbefehls nach unten fahren, kann er per lokaler
Bedienstelle – meist ein Jalousietaster – die
Ausführung sofort stoppen. Das System
merkt sich den Eingriff und schaltet erst am
nächsten Tag oder zu frei programmierbaren
Zeiten wieder in den Automatikmodus.
3
Software ermöglicht externen Zugriff
Die gesamte Gebäudetechnik des Neubaus wird von den Stadtwerken Esslingen
gesteuert. Sie haben ihren Sitz in einem
anderen Teil der Stadt und Zugriff auf die
gesamte technische Ausstattung. Mittels der
17
Architektur
Operating Software von Somfy können auch
die Sonnenschutzbehänge vom zentralen Rechner der Stadtwerke entsprechend
gesteuert werden. Neben den Informationen zu Wind- und Sonnendaten kommen
auch Fehlermeldungen hier an und sind per
Software zu beheben, falls kein mechanisch
bedingtes Problem vorliegt.
Die Software ist anwenderfreundlich gestaltet und einfach zu bedienen. Die Einstellungen lassen sich falls nötig nachträglich
problemlos ändern oder modifizieren. Der
Vorteil der ausgelagerten Zentrale liegt auf
der Hand: Es muss kein Spezialist vor Ort
sein, der sich um die Gebäudetechnik kümmert. Nur im Bedarfsfall wird ein Mitarbeiter vor Ort geschickt. Das spart Kosten und
verringert den Platzbedarf im Landratsamt.
Zumindest in puncto Sonnenschutztechnik
wird ein Außeneinsatz selten erforderlich
sein. Das animeo-System arbeitet äußerst
zuverlässig und störungsfrei.
4
In den Büros des Landratsamts
können die Mitarbeiter den
Automatikbefehlen der Sonnenschutzanlage bei Bedarf per
Jalousietaster gegensteuern. Der
Nutzer hat also das letzte Wort.
5
Einbau der Somfy-Motorsteuergeräte für den Sonnenschutz etwa
vier Monate vor der Inbetriebnahme: Pro Gerät lassen sich bis
zu vier Antriebe für die Außenjalousien steuern.
6
Somfy Outside Sensor Box: Sie
dient als Schnittstelle zwischen
den Wettersensoren und dem
Building Controller. Sie wertet alle
Wetterdaten aus und leitet sie
weiter.
5
Daten und Fakten
Bauherren:
Architekt:
4
Public Consult Landratsamt Esslingen GmbH
Fa. Gustav Epple
Stadtwerke Esslingen
Architektenwerkgemeinschaft weinbrenner.
single.arabzadeh / Nürtingen
Neubauanlass:
Zentralisierung von verschiedenen Ämtern
unter einem Dach
Bauzeit:
Bebaute Fläche:
Investitionsvolumen:
März bis November 2008
3750 m2
23 Millionen Euro
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Sonnenschutztechnik:
Steuerungstyp:
Somfy GmbH, Rottenburg / Neckar
animeo IB+
Fotos: Fotostudio Majer, Mössingen
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Alle Wetter
Schutz vor steifen Brisen
Sonnenschutzbehänge sind in einer Höhe
von rund 80 Metern extremen Belastungen
ausgesetzt. Nur eine Kombination von widerstandsfähigem Material und einer wetterabhängigen Steuerung kann die Beschattungselemente davor bewahren, beschädigt
zu werden. In puncto Material wurden
insgesamt 1 147 Screens aus Edelstahl auf
einer Gesamtfläche von 4 850 m2 eingesetzt.
Durch ihr kompaktes und mehrfach gekantetes Profil halten sie Anströmgeschwindigkeiten von bis zu 25 m/s stand, also Windgeschwindigkeiten von zirka 90 km/h. Damit
sind sie um zirka 130 % windstabiler als
herkömmliche Raffstoren. Im Vergleich zu
textilen Standard-Markisen beträgt der Unterschied sogar 210 %. Doch auch diese Werte reichen in Meernähe mit teilweise orkanartigen Stürmen bisweilen nicht aus, um die
Behänge zu schützen. Deshalb sind sie über
eine Steuerungszentrale mit einem Windsensor verbunden. Er misst die Windstärken, gibt die Werte an die Zentrale weiter,
welche die Screens bei entsprechend hohen
Windlasten nach oben fahren lässt. Wichtig
dabei ist, dass die einzelnen Fassadenteile
individuell angesteuert werden können.
Denn sonst sind beispielweise Raumnutzer
in den unteren Etagen auf der Windschattenseite ohne Sonnenschutz, obwohl ihre
Gebäudebereiche nicht von den hohen
Windlasten betroffen sind. Deshalb wurde
der Weser Tower horizontal in zwei Zonen
unterteilt, wobei für die Geschosse 1 – 9
niedrigere Windlasten berechnet wurden
als für die Etagen 10 – 21, die den Elementen
stärker ausgesetzt sind. Ein Richtungssensor sorgt dafür, dass nur die Fassadenteile
angesteuert werden, welche den Windlasten
unmittelbar ausgesetzt sind.
Intelligente Steuerungen im Weser
Tower bieten erhöhten Nutzerkomfort sowie Schutz von Behängen
Geografische Lage, Höhe und Nutzergewohnheiten sind wichtige
Faktoren, die den Einsatz von Sonnenschutz- und Fensterelementen
in Gebäuden beeinflussen. Beim Weser Tower waren daher seine
Nähe zum Meer, die 82 Meter Gesamthöhe sowie der Einsatz als
Bürokomplex in die Planung einzubeziehen.
1
Die Oberlichter des Weser Tower
schließen sich über einen Zentralbefehl automatisch nach
Feierabend.
1
19
Technik
Sicherheitsmaßnahmen gegen Frostschäden
wurden vom Fraunhofer Institut für Solare
Sicherung gegen Eisschlag sowie VereisungsEnergiesysteme (ISE) und dem Unternehmen
schutz sind zentrale Funktionen, um Mensch
Clauss Markisen entwickelt. Sie verringern
und Behang vor Schaden zu bewahren. Die
den Eintrag solarer Energie auf fünf bis
Steuerungszentrale ist so programmiert,
sieben Prozent. Gleichzeitig sind ihre Profile
dass die Parameter Regen und Temperatur
so gestaltet, dass ein Höchstmaß an Transgemeinsam in ihre Berechnungen integriert
parenz gewährleistet ist. Das Tageslicht wird
werden. Fällt die Temperatur etwa unter den blendfrei an die Raumdecke gelenkt. Die
vorher angegebenen Sollwert (in der Regel
natürliche Beleuchtung sorgt für eine gute
drei bis vier Grad Celsius) und ist in einem
Sichtqualität der Raumnutzer, der energedefinierten Zeitraum von beispielsweise drei
tische Aufwand für künstliche Beleuchtung
Stunden Regen gefallen, wird die erweisinkt – und damit die Stromkosten. An die
terte Eisfunktion aktiviert. Die
Behänge fahren nach oben in die
Sicherheitsposition. Dadurch wird
KONTROLLIERTE ICHTINTENSITÄT
verhindert, dass der Sonnenschutz
festfriert und bei Bewegung beschädigt wird. Darüber hinaus besteht keine
zentrale Bedieneinheit gekoppelte SonnenGefahr mehr, dass sich am Screen gebildetes
sensoren aktivieren zudem die Beschattung,
Eis löst, in die Tiefe stürzt und Menschen
sobald die Schwellwerte für die Lichtintensigefährdet. Nach einer Verzögerungszeit von
tät überschritten werden. Auch hier ist eine
in diesem Fall fünf Stunden wird die Anlage
fassadenabhängige Steuerung möglich, dem
wieder freigegeben, wenn in der ZwischenSonnenlicht nicht ausgesetzte Gebäudeteile
zeit kein Regen mehr gefallen ist.
werden nicht verschattet.
Da Sichtqualität eine sehr individuelle AnHohe Sonnenschutzwirkung
gelegenheit ist, haben die Nutzer immer die
Nicht zu vergessen ist die zentrale Funktion
Möglichkeit, dem zentralen Befehl entgedes Sonnenschutzes, also die Verschattung
genzuwirken und den Sonnenschutz lokal
der Räume und damit die erhöhte Sichtzu bedienen.
qualität der Nutzer sowie die Verbesserung
des Raumklimas im Sommer. Erreicht wird
Fensterautomation wurde in die Steuerung
das erneut durch eine intelligente Kombinaintegriert
tion von Behang und Steuerung. Die Screens
Gemeinsam mit dem Sonnenschutz werden
über die zentrale Steuerungseinheit auch
die Oberlichter der Gebäudefenster bedient.
Die beiden maßgeblichen Parameter sind
hierbei Zeit und Regen. Täglich um 17 Uhr
führt ein zentraler Befehl dazu, dass sich
alle Öffnungen automatisch schließen. Auch
wenn der Zentrale über einen Sensor Regen
gemeldet wird, gehen die Oberlichter zu
und sind gesperrt, bis kein Niederschlag
mehr fällt. Damit dürfte der Weser Tower
in Bremen gegen alle witterungsbedingten
Unbotmäßigkeiten gewappnet sein und die
Nutzer können unberührt von den Wetterbedingungen innerhalb einer geschützten
Gebäudehülle ihr Tagewerk vollbringen.
L
2
3
2
Die Wetterstation auf dem Dach
des Weser Tower misst unter
anderem Windstärke sowie
Windrichtung und übermittelt ihre Informationen an die
Steuerungszentrale. Diese gibt
dann beispielsweise bei zu hohen
Windstärken den Befehl zum
Hochfahren der Sonnenschutzbehänge.
3
Außensonnenschutz aus Edelstahl: Auch Verschraubungen,
Wellenlagerungen und andere
Bestandteile der Behänge sind
aus salzwasserbeständigem
Material.
Fotos: Nils Kistner, Hamburg
01
20
Integrales Bauen und die Zukunft mit MSR *
Interview mit Alfred Schelenz, GATERMANN + SCHOSSIG
Seit Jahren entstehen im Büro GATERMANN + SCHOSSIG immer wieder innovative Fassadenentwicklungen. Sie gehörten scheinbar zu den ersten, die auch
den Sonnenschutz dabei integrierten.
Interview
* Mess-, Steuer- und Regeltechnik
GATERMANN + SCHOSSIG verfolgen das Thema
integraler Fassaden schon seit zwei Jahrzehnten und in diesem Zusammenhang
auch das Thema Sonnenschutz. Zu Beginn
waren es passive natürliche VerschattungsKonzepte, abgestimmt auf die nutzungsspezifischen Anforderungen. Später setzten
wir bei der Integralfassade die Retrolamelle
ein. Sonnenschutzkonzepte waren immer
integrierter Teil des Fassadenaufbaus: Beim
KölnTriangle haben GATERMANN + SCHOSSIG
für die ersten Bauabschnitte ein BriseSoleil-Konzept entwickelt, bei dem 40 cm
tiefe Schwerter, die in horizontaler und vertikaler Achse angeordnet sind, den Sonnenschutz gewährleisten. Dieser passive Aspekt
wird zusätzlich unterstützt durch manuell
steuerbaren Blendschutz. Zehn Jahre später
wurde von Dörte Gatermann der dritte
Bauabschnitt als Hochhaus realisiert, mit
einem individuell auf die Himmelsrichtung
abgestimmten Sonnenschutzkonzept mit
Lamellen im Scheibenzwischenraum auf der
Südseite und innenliegender Sonnenschutzlamelle auf den anderen Seiten.
1
1+2
KölnTriangle: Die drei Glasfassaden des
Hochhauses sind der klimatischen und
funktionalen Beanspruchung entsprechend
entwickelt. So ist die Südfassade, die Wind
und Sonne am intensivsten ausgesetzt ist,
als hinterlüftete Doppelfassade ausgebildet.
Die übrigen Fassaden sind Monofassaden mit
innenliegendem Retrosonnenschutz.
21
Interview
GATERMANN + SCHOSSIG
Alfred Schelenz
Das Architekturbüro wurde 1984 von Dörte Gatermann und Elmar Schossig in Köln gegründet. Seine Projekte umfassen die gesamte Bandbreite
der Architekturthemen. Die aktive Wettbewerbstätigkeit des Büros
führte bislang zu einer großen Anzahl von Prämierungen und Projektausführungen wie auch zu einer Vielzahl von Architekturpreisen für die
realisierten Bauten. Ein durchgehend ganzheitlicher Entwurfsansatz
prägt die Arbeit. Dabei spielt Innovation eine besondere Rolle. Die
Methode aller Entwürfe und Konzepte ist der interdisziplinäre Planungsprozess. Resultierend daraus bilden integrale und multifunktionale Konzepte die Basis für ökologische und ökonomische Effizienz.
*1959
1988
in Waldfurt
Diplom an der Universität Kaiserslautern
seit 1998 GATERMANN + SCHOSSIG:
seit 2006 als Geschäftsführer
seit 2008 als Partner
2010
Redaktionsbeirat DBZ,
Arbeitskreis „Zukunftsorientierte Bauweisen“;
Energiesparnetzwerk,
ITL Darmstadt
Welche Rolle spielt in Ihren Projekten
der zentral gesteuerte intelligente
Sonnenschutz?
Sonnenschutzlamelle,
zentral gesteuert
Verglasung, punktgehalten
Für uns bedeutet „intelligent“ zunächst
immer der Sonnenschutz, der sich für
Gebäude, Standort, Bedienbarkeit und die
Nutzungsanforderung am besten eignet.
Sehr früh haben wir erkannt, dass der
Sonnenschutz, der auch an Wochenenden
und in arbeitsfreien Zeiten geregelt wird,
den Energiehaushalt eines Gebäudes nachhaltig verbessert. Daraufhin befassten sich
GATERMANN + SCHOSSIG mit dem elektronisch und elektromechanisch gesteuerten
Sonnenschutz weiter – zunächst in Verbindung mit Konzepten der natürlichen
Nachtauskühlung. Damals haben erste
Hersteller eine neue Software entwickelt,
die zonenbezogen und abhängig von Himmelsrichtung, Wetter und Umfeldeinflüssen
das Gebäude optimal einstellten. Diese
Regelungsstrategien integrierten wir dann
in unsere intelligenten Sonnenschutzsteuerungen.
Blendschutz (Textil)
Doppelfassade, begehbar,
geschossweise geschottet
und belüftet
Quellluftinduktionsgerät
Flachdecke mit Betonkernaktivierung
Drehflügel, elektromotorisch
nach außen öffnend
Elementfassade auf Basis
eines Pfosten-Riegel-Systems
3,35 m
(2,85 m i.L.)
Vertikalschnitt Doppelfassade (Südseite)
Welche Zukunftsperspektiven sehen Sie
hier?
Horizontalschnitt Mono-Doppelfassade
2
Auf dem Gebiet dieser Art Software gibt es
bis heute Verbesserungsbedarf. Natürlich
gibt es MSR-Konzepte. Aber mein Wunsch
sind Konzepte, die auf intelligente Weise
Klimadaten, Nutzeranforderungen und arbeitszeitspezifische Anforderungen so verarbeiten, dass der Sonnenschutz immer optimal
gesteuert ist. Ich denke, in den nächsten
Jahren wird es eine sehr starke Entwicklung
in diese Richtung geben: Expertensysteme,
die wirklich lernfähig sind, die lokale
Klimaeinflüsse so berücksichtigen, dass der
Sonnenschutz immer energetisch optimal
eingestellt ist. Ein Sonnenschutz, der die
Verschattung durch Nachbargebäude und
den passiven Sonnenschutz – durch Bepflanzung z. B. und noch weitere relevante
Faktoren – berücksichtigt und die Regelung
von Jalousien und Sonnenschutz entsprechend einstellt. Eine Steuerung, die den
tatsächlichen Bedarf in Bezug auf Wärmeeintrag und das Tagesklima berücksichtigt.
Besteht ein Gegensatz zwischen zentraler Steuerung und dem Nutzerkomfort
der individuellen Regelung?
Es ist kein wirklicher Gegensatz. Zu normalen
Büroarbeitszeiten ist es zwingend erforderlich, dass jeder Mitarbeiter seinen Son-
01
22
3
3
Capricorn Engineering, Mönchengladbach: In der Cell-Glazing
Fassade mit nach außen öffnenden Lüftungskslappen sind
Retrolamellen für den Sonnenschutz integriert.
4+5
Die Retrolamellen führen das Licht
blendfrei in die Tiefe des Raumes.
Im unteren Bereich wird das Licht
durch die horizontal gestellten
Lamellen an die Decke gelenkt,
im oberen Lamellenbereich erfolgt eine horizontale Lichteinstrahlung. Die steil einfallenden
Strahlen der Sommersonne
werden zurückreflektiert. Die Geometrie der Lamellen sorgt dafür,
dass auch bei aktivem Sonnenschutz die Durchsicht möglich ist.
4
nenschutz individuell regeln kann, ebenso
das übrige Klima. Außerhalb der normalen
Arbeitszeit, beispielsweise am Wochenende
oder in den frühen Morgenstunden, bedarf
es zentraler Steuerung, um das Gebäude intelligent zu regeln und unnötige Aufheizung
zu verhindern.
Also eine Kombination von beidem. Dies
kann die moderne MSR-Technik auch
gewährleisten: die zentrale Steuerung für
arbeitsfreie Wochentage und Tageszeiten
sowie individuelle Steuerung abhängig von
der Präsenz am Arbeitsplatz.
Die Arbeitszeit im Bürogebäude beträgt im
Jahr rund 2250 Stunden. Außerhalb dieser
Zeit muss es eine intelligente Regelung geben, um den Energiehaushalt zu optimieren.
Die individuelle Klimaregelung läuft zwar
energetischer Effizienz oft entgegen, sie ist
aber Teil der Arbeitsplatzqualität. Dies hat
uns aber schon immer bewegt: Optimale
Arbeitsplätze mit guter Tageslichtsqualität,
Außensichtkontakt, individuelle Klimaregelung. Das alles sind Faktoren, die heute
in die DGNB-Zertifizierungskriterien aufgenommen wurden.
Lichtlenkjalousie
5
Man kann sagen, sie waren Vorreiter der
DGNB-Richtlinien?
Ja, kann man so sagen. Seit gut 20 Jahren
bestimmen diese Themen die Arbeit von
Dörte Gatermann und Elmar Schossig. Und
seitdem wir integrale Fassadenkonzepte
entwickeln, planen wir verstärkt nach
diesen Grundsätzen. Genauso haben andere
Themen wie integrales Planen, Nutzung
regenerativer Energien, Geothermie, Lebenszyklusbetrachtung etc. die Konzepte von
GATERMANN + SCHOSSIG aus eigener Erkenntnis und Zielsetzung schon immer geprägt.
Das zahlt sich jetzt insofern aus, als dass für
unsere leitenden Mitarbeiter die 63 Kriterien des DGNB zum Standardrepertoire der
Planung zählen.
Bei innovativen Konzepten muss aber
auch der Bauherr mitspielen?
23
Interview
6
i-modulFassade, Capricornhaus:
Die Fassadenelemente beherbergen miteinander vernetzt Heizung, Lüftung, Sonnenschutz und
Beleuchtung. Dadurch entfällt
ein Großteil des Volumens für Installationen, die Flächennutzung
wird effizienter und ermöglicht
die Realisierung aller Büroformen
Isolierverglasung
Vacutherm-Paneel, mit rückseitiger
Glasscheibe (rot emailliert)
Klima-/Lüftungsgerät, mit Technik,
dezentral
7
Abluft
Die vorgefertigten Fassadenelemente wurden just-in-time angeliefert und per Kran montiert.
Zuluft
Flachdecke mit Betonkernaktivierung
7
Drehfenster (Isolierverglasung)
Elementfassade auf Basis eines
Pfosten-Riegel-Systems
3,35 m (2,90 m i.L.)
Vertikalschnitt
Horizontalschnitt i-modulFassade
6
Mit dem Bauherrn hatten wir da weniger ein
Problem. Die Kompetenz und Überzeugungskraft ist im Büro da – die Grenze ist dann oft
das Budget. Im Rahmen dessen das Mögliche
herauszuholen, das ist sehr weitgehend möglich. Die meisten unserer Bauherren können
wir von einer ganzheitlichen Betrachtung
eines Gebäudes überzeugen. Das impliziert
immer auch einen Grad an Innovation. Im
Rahmen der Sensibilisierung durch die Zertifizierungssysteme werden ganzheitliche Lösungen zum Maßstab für den Wert einer Immobilie. Natürlich ist es deutlich einfacher, wenn
der Bauherr die Begeisterung für Innovation
und Perfektion mitbringt. Das erleichtert die
Arbeit auch im Sinne von integralem Planen.
Weil keine Gedankenbarrieren vorhanden
sind, die sich an Konventionen orientieren,
sondern man wirklich offen ist für Neues.
Mit welchen wirtschaftlichen Argumenten überzeugen Sie ihre Bauherrn
von Ihren Ideen?
Ein wichtiger Faktor ist die Flächen- und
Volumeneffizienz. Bezogen auf den Sonnenschutz kann z. B. über den Einsatz dezentraler Systeme der Blendschutz entfallen,
weil der Sonnenschutz, geschickt in einem
Scheibenzwischenraum eingesetzt, hier witterungsunabhängig ist und dann gleichzeitig
als Blendschutz verwendet werden kann.
Verschiedene Hersteller, die semitransparente Behänge oder Stoffe entwickeln, haben uns darauf angesprochen, ihre Produkte
gleichzeitig als Sonnen- und Blendschutz
einzusetzen, bei gleichzeitiger Gewährleistung der Durchsicht nach außen. Letzteres
ist ein wichtiger Aspekt, weil die Standardlamelle im geschlossenen Zustand keinen
Blickkontakt nach außen erlaubt. Weshalb
wir bei der Integralfassade die Retrolamelle
einsetzen, die bei voller Funktionalität die
Durchsicht ermöglicht.
Ein maßgeblicher Entscheidungsfaktor für
die Bauherren bei einer gewerblichen Immobilie ist der Flächenverbrauch pro Arbeitsplatz. Als Architekten müssen wir darauf
achten, dass trotz maximaler Effizienz, die
wir planen, die Arbeitsplatzqualität als
01
24
8
8
gleichwertiger Aspekt ebenfalls maximal
berücksichtigt wird.
Capricornhaus, Düsseldorf
Wo sehen Sie die Zukunft des nachhaltigen Bauens?
Ich bin der Ansicht, dass wir viel stärker
mit vorgefertigten Komponenten denken
müssen, mit viel höherem Präzisions- und
Effizienzgrad. Im Rahmen unserer Gebäude
entwickeln wir immer neue Lösungen:
Der Grad der Innovation, den GATERMANN +
SCHOSSIG realisieren, dient dazu, einen
funktionalen oder gestalterischen Aspekt
mit aktuellen technischen Möglichkeiten
effizienter umzusetzen. Fassaden sind
hier ein sehr gutes Beispiel. Bauprozesse
müssen in Zukunft weiter gedacht werden:
ganzheitlich für das gesamte Gebäude bis
hin zur Logistik der Baustelle. Hier ist die
CO2-Bilanz eine entscheidende Größe: Der
Energieverbrauch von der Gewinnung der
Rohstoffe, Produktion der Baustoffe bis zur
Fertigung auf der Baustelle, den Betrieb und
das Recycling. Die Effizienzstrategien der
Natur können da Vorbild sein. Hier sehe ich
eine Analogie, auch Gebäude leistungsfähiger und wettbewerbsfähiger zu gestalten.
Das ist die Faszination, die die Architektur in
den nächsten Jahren bestimmen wird.
Philips und Somfy entwickeln gerade
gemeinsam Steuerungstechnologien,
mit denen sich künstliche Beleuchtung
und Sonnenschutz besser aufeinander
abstimmen lassen.
Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige
Richtung, wenn sich zwei Hersteller zusammentun. Aber noch besser wäre, wenn alle
Systeme optimal aufeinander abgestimmt
sind, also auch Heizung, Kühlung und Lüftung mit eingebunden sind. Hier ist die große Plattform für die Gebäudeautomation,
die, am besten IP-Protokoll-basierend, maximal flexibel und von überall aus zugreifbar
ist. Unser Ziel ist das optimale Zusammenspiel aller Komponenten, die ganzheitliche
Lösung. Hier ist eine Software nötig, die
interaktiv lernt und vergleicht. In der Medizin
oder Automobilindustrie arbeitet man seit
vielen Jahren an solchen Expertensystemen.
Denken Sie dabei auch an nutzerorientierte Optimierung?
Für den Arbeitsplatz wäre das perfekt. Jeder
Nutzer verhält sich anders, hat individuelle
Komfortwerte. Die Software könnte genau
25
Interview
die Arbeitsumgebung auf den jeweiligen
Arbeitnehmer abstimmen. Wir stellen fest,
dass es hier eine kontinuierliche Weiterentwicklung gibt. Ein wichtiges Thema der
Zukunft ist das Null- oder Plusenergiehaus.
Es gibt jetzt schon einen Wettstreit der
Hersteller auf dem Markt, ihre Produkte auf
diese Anforderungen hin zu entwickeln.
der Fassade verschiebt – als geplante Lösung
für alle Wohnungen. So kann mit einfachen
Mitteln in der Fassade eine individuelle,
spannungsreiche Lebendigkeit generiert
werden. Wenn wir aber an ein Bürogebäude
denken, sehe ich den Sonnen-, Blend- und
Sichtschutz eher in die Fassade integriert.
9
Mittlerweile gibt es ein Bürogebäude,
das rundum mit LED ausgerüstet ist.
Wie sehen Sie die Potenziale?
Das wird unsere Zukunft bestimmen. Innerhalb von zwei Jahren haben die meisten
Produkthersteller auf LED umgeschwenkt.
Der geringe Energieverbrauch und die
niedrigen Wartungskosten sind die Argumente dafür. Ein größeres Potenzial haben
möglicherweise organische LEDs, wenn sie
als Lichtfläche, Bildschirm und Informationsquelle Serienreife erlangen.
Empfinden Architekten Sonnenschutzbehänge als störend für die Gesamtoptik
eines Gebäudes und befassen sich lieber
gar nicht oder nur am Rande mit diesem
Thema?
Sonnenschutzbehänge regeln den Energiehaushalt von Gebäuden und dienen dem
Arbeitsschutz. Jeder ernsthafte Planer muss
sich des Themas annehmen. Natürlich gibt
es subtile Nuancen der formalen Lösung.
Schwieriger sehen Architekten sicher den Aspekt, Vorhänge zu verwenden. Wenn erforderlich, muss die Gestaltung auf die Fassaden- und Innenraumkonzeption abgestimmt
werden. Derzeit planen wir ein Wohngebäude und denken intensiv über ein systematisches Sichtschutzkonzept aus geometrisch
klar definierten Paneelen nach, die man in
Sichtschutz ist aber im Wohnbereich ein
Argumentationsfaktor?
Das ist die unbedingte Berechtigung solcher
Systeme, die auch auf der Innenseite durch
Farbgebung ein bestimmtes Ambiente schaffen können. Durch Verlagerung kann ich geschützte Bereiche und Ausblicke individuell
verändern. Diese könnten auch mit anderen
Funktionalitäten bestückt werden. Wenn sie
beispielsweise leuchten können und mehr
sind als nur Blickschutz. Die Integration
solcher Vorhangsysteme in die Wände oder
opake Fassadenteile wäre gut, weil sie im
Prinzip nur gebraucht werden, wenn sie ihre
Funktion erfüllen. Wenn sie nicht benötigt
werden, verschwinden sie aus dem Blickfeld.
10
9 + 10
Arbeiten Sie an neuen Entwicklungen im
Bereich Sonnenschutz?
i-modulFassade: Eigens dafür
entwickelte Leuchten werfen
indirektes Licht in den Raum.
Für die optimale Arbeitsplatzbeleuchtung werden Stehleuchten individuell zugeschaltet.
Der beste Sonnenschutz ist der, der wie eine
moderne Sonnenbrille funktioniert. Der sich
abdunkelt je nach Intensität der Sonne. Dies
ist sicher ein Forschungsfeld für Glashersteller, aber auch für die Hersteller innovativer
Sonnenschutzprodukte. Damit entfallen
Wartungskosten, die Durchsicht ist immer
noch gegeben und der Sonnenschutz ist
gut integrierbar in die Fassade. Ich glaube,
zukünftige Konzepte müssen sich an den
Strategien der Natur orientieren. Vielleicht
muss Sonnenschutz in diesem Sinne völlig
neu gedacht werden.
Fotos:
Markus Milde (3), Köster + Köster (4, 5),
Markus Böker (9), H. G. Esch (10)
Sonstige Abbildungen:
GATERMANN + SCHOSSIG
01
26
Leuchtbeton
LiTraCon – Light Transmitting Concrete – verbindet die Massivität von
Beton mit der optischen
Leichtigkeit von Glas.
Tausende von Lichtkanälen aus parallel
verlaufenden optischen
Glasfasern durchziehen den Beton. Durch
diesen „Trick“ wirkt das
Material ungewohnt
fragil, ohne seine Massivität und seinen Ober flächencharakter
zu verlieren. Besonders beeindrucken die scherenschnittartigen Schatten, die sich auf der dunkleren Seite der Betonwand
„abzeichnen“. Áron Losonczi wurde für seine faszinierende
Erfindung u. a. mit dem „red dot design award 2005: best of
the best“ und dem „iF material award 2008“ ausgezeichnet.
Erhältlich ist das Material in einer Dicke von 2,5 bis 50 cm als
Paneele oder als vorgefertigter Block (max. 120 x 40 cm).
www.litracon.hu
Kreativer Sicht- und Blendschutz
Wenn bauliche Vorgaben keinen Außenoder Innensonnenschutz erlauben, bietet
das selbsthaftende Textil Gecko von Creation
Baumann eine Alternative für Sicht- und
Blendschutz. Es kann direkt auf Glasflächen
angebracht und ohne Verlust der Haftbarkeit
rückstandsfrei entfernt werden. Dabei ist es
UV-beständig und leicht zu reinigen. Der auf
Lasertechnik basierende Produktionsprozess
macht auch individuelle Designs denkbar.
Szene
www.creationbaumann.com
Energiesparendes Lichtkonzept aus Tageslicht und LED
Das Unilever Haus in der Hafencity Hamburgs – 2009 zum besten Bürogebäude der Welt gekürt – ist bislang das weltweit größte Gebäude, das ausschließlich mit LED betrieben wird und darüber bis zu 70% der Stromkosten
für Beleuchtung senken kann. Die wesentlichen Faktoren sind dabei präzise
Lichtlenkung, Thermomanagement, Direkt- und Indirektlicht und insbesondere die Koppelung an Präsenzmeldung und an die Tageslichtsteuerung.
Über großzügige Verglasungsflächen in Fassade und Dachkonstruktion des
Atriums gelangt viel Tageslicht ins Innere des Gebäudes. Der Sonnenschutz
ist durch eine Folienfassade geschützt und tageslichtoptimiert. Für die
Grundbeleuchtung des Hauses und für die Beleuchtung der Arbeitsplätze
kommt ein neu entwickeltes SMD-LED-System zum Einsatz, das ebenfalls an
Tageslichtsensoren gekoppelt ist und zudem Präsenzmelder integriert hat.
www.updatebau.de/html/module/baucolleg/sym_zus.php?symposium_id=17
27
Szene
Vereintes Know-how
Somfy wird künftig gemeinsam mit
Philips, einem der weltweit führenden
Anbieter in den Bereichen Healthcare und Consumer Lifestyle, intelligente Lösungen entwickeln, die eine
energieeffizientere Arbeitsumgebung
schaffen und höheren Nutzerkomfort
bieten.
„Nachhaltigkeit quo vadis?“
Unter diesem Motto stand die diesjährige Consense. Nachhaltiges
Bauen ist zum bedeutenden Innovationsmotor der Bau- und
Immobilienbranche geworden. Insgesamt kamen knapp 1900
Besucher zum diesjährigen Branchentreff. Nationale und internationale Experten aus der Bau- und Immobilienbranche diskutierten über Ressourcenschonung, Nutzerkomfort und Ästhetik
sowie ökonomische und ökologische Aspekte unserer gebauten
Umwelt. Parallel fand die Fachmesse zum nachhaltigen Bauen
statt – mit doppelt so vielen Ausstellern wie im Vorjahr und einer
entsprechend vergrößerten Ausstellerfläche. Dazu kamen die
Sonderschauen „Nachhaltige Stadtquartiere“ und „ConsenseMaterial“ sowie ein Themenpark zum Sonnenschutz. Nachhaltigkeit
spielt eine bedeutende Rolle als Innovationstreiber und wird
Motor einer neuen Baukultur, so die Veranstalter. Auch die Somfy
GmbH leistete einen Beitrag zum Kongress: Dipl.-Wirtsch.-Ing.
Oliver Rilling hielt einen viel beachteten Vortrag zum Thema
„Sinnvolle Integration von Sonnenschutz in Gebäudesteuerungen“.
www.messe-stuttgart.de
Internationale Immobilienmesse
Vom 4. bis zum 6. Oktober 2010 findet n
der Neuen Messe München die 13. EXPO
REAL statt. Die Gewerbeimmobilienmesse
setzt sich unter dem Motto „RE“ in über
100 Podiumsdiskussionen mit neuen
Strategien auseinander – von REalism
über REnaissande, REpair, REquests,
REpay bis hin zu REset. Gemeinsam
mit Experten können Interessenten
über zukunftsfähige Geschäftsmodelle,
Marktsegmente und Trends wie Green Buildings und Investitionen in Wohnimmobilien
diskutieren.
www.exporeal.net
Im Rahmen ihrer Kooperation planen
die beiden Firmen im Objektgeschäft
innovative Lösungen, mit denen
Gebäudebetreiber ein angenehmes
Arbeitsumfeld zur Verfügung stellen
und das Leistungsvermögen der Nutzer fördern können. Wissenschaftliche
Erkenntnisse zeigen, dass Produktivität und Konzentration durch eine
kombinierte Regelung von natürlichem Tageslicht und künstlicher Beleuchtung deutlich gesteigert werden
können. Die Zusammenarbeit maximiert die Stärken beider Unternehmen
– die langjährige Erfahrung von Somfy
im Bereich dynamisch gesteuerter
Sonnenschutzsysteme auf der einen
und die global führende Stellung von
Philips in Beleuchtungs- und Lichtregelsystemen auf der anderen Seite.
Ein erheblicher Anteil am Energieverbrauch von Bürogebäuden entfällt
auf die Beleuchtung. Deshalb wollen
Somfy und Philips durch eine dynamische Steuerung der Bürobeleuchtung Gebäudebetreibern zu reduzierten Energiekosten verhelfen. Hier
ist bereits ein Einsparpotenzial von
bis zu 50 Prozent möglich. Durch die
gemeinsame Entwicklung von intelligenten und integrierten Lösungen
zur Regelung von künstlichem Licht in
Kombination mit Tageslicht erwarten
Philips und Somfy eine Verbesserung der Energieeffizienz um weitere
20 Prozent. Das erste Ergebnis der
Zusammenarbeit wird eine Lösung
sein, welche die Steuerungstechnik
animeo von Somfy für automatisierten
Sonnenschutz und Fenstersysteme mit
der Benutzerschnittstelle ToBeTouched
von Philips und das Anwesenheitserkennungssystem OccuSwitch Dali
verbindet.
somfy.de
Unendlich viele Sonnenschutz-Lösungen
für mehr Energieeinsparung und Komfort
animeo von Somfy
Das Somfy Automatisierungsprogramm für effektives Fassadenmanagement und intelligenten Sonnenschutz steuert natürliche
Belüftung, Tageslicht und dynamische Isolierung von Gebäuden.
Die Vorteile:
O Erhöhter visueller und thermischer Komfort für die Raumnutzer.
O Verbesserte Energiebilanz durch Einsparung von Heizkosten und
Stromkosten für Klimaanlagen.
O Für jeden Einsatz die richtige Lösung – unabhängig von Gebäudegröße, Architektur, Fassadentyp, Art des Sonnenschutzbehanges
und Anzahl der zu steuernden Fassadenfronten.
O Verlängerte Lebensdauer des Sonnenschutzes.
Ihre Somfy Service-Line für animeo: 0 74 72 / 9 30 - 330.
O Auch verwendbar für offene BUS-Technik-Systeme wie
KNX / EIB und LON.
O Erweiterbar mit Funkmodul animeo RTS zur komfortablen
Bedienung per Funk.
O Sehr einfache und trotzdem LonMark-konforme Inbetriebnahme mit der neuen animeo design Suite Software.
O Motor Controller animeo KNX / EIB 4 DC 2 zur Steuerung von
Innenjalousien, Rollos und Vorhängen.
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