Über den Di-cyclopentadienyl-Komplex des Kobalts V o n E . O . FISCHER u n d R . JIRA Aus dem Anorganisch-Chemischen Laboratorium der Technischen Hochschule München (Z. Naturforschg. 8 b, 1—2 [1953]; eingegangen am 24. Dezember 1952) In Anlehnung an neuere Strukturvorstellungen über Fe(C.H 5 ) 2 als Durchdringungskomplex gelang die Darstellung einer entsprechenden Kobaltverbindung als äußerst stabiles [Co(C 5 H 5 ) 2 ]+Kation. Diamagnetismus, Debye-Scherrer-Aufnahmen und Lichtabsorption bestätigen die Strukturanalogie. Salze, Fällungsreaktionen und Anlagerungsverbindungen des Komplexions werden beschrieben. Das reaktive Verhalten der Ringe wird untersucht. V or kurzem konnte über eine neuartige Strukturauffassung des Di-cyclopentadienyl-eisens, Fe(C5H5)2, berichtet werden, nach welcher dieses einen Durchdringungskomplex mit zentralem F e (II) darstellt 1 . Das Metall ist zwischen den beiden Cyclopentadienylanionen eingelagert und erreicht durch den Einbau der aromatischen Ji-Elektronensextette Kryptonkonfiguration. In Anwendung dieser Überlegungen konnte sehr bald auch ein ganz ähnlicher Komplex des Kobalts erhalten werden, über dessen Darstellung, Eigenschaften, Struktur und Umsetzungen nunmehr kurz berichtet werden soll 2 . Auf Grund der an der Eisenverbindung entwickelten Vorstellungen war von vornherein anzunehmen, daß ein entsprechender Komplex des Kobalts nicht als eine in unpolaren, organischen Solvenzien lösliche Verbindung existiert, sondern es mußte in diesem Fall zur Erreichung der stabilisierenden Edelgaskonfiguration zentrales Co(III) zwischen den beiden aromatischen Cyclopentadienyl-Anionen eingelagert sein und damit ein wasserlösliches Kation [ C o ( C 5 H 5 ) 2 ] + erwartet werden. Die Darstellung seines Bromids, über die demnächst an anderer Stelle berichtet werden soll, gelang gemäß der Gleichung 2 CoBr, + 4 C 5 H 5 MgBr + Eis 2 [Co(C 6 H 5 ) 2 ]Br + + 3 MgBr2 + Mg(OH) 2 . Die Analyse der gelben, sehr hygroskopischen Verbindung ergab: [Co(C 5 H 5 ) s ]Br. Ber. Co 21,91. Br 29,70, C 44,64, H 3,75. Gef. Co 21,76, Br 29,71, C 44,40, H 3,71. E. O. F i s c h e r u. W. P f a b , Z. Naturforschg. 7 b, 377 [1952], 8 Nach Messungen von F. E n g l m a n n , Physikal. Inst, der Techn. Hochschule München. 1 Das komplexe, hellgelbe Kation zeigt eine ganz außerordentliche Beständigkeit. Die üblichen Aufschlußmittel wie konz. Salpetersäure, konz. Schwefelsäure, Königswasser oder Alkalilauge und Wasserstoffperoxyd greifen nicht an, erst Schmelzen mit Kaliumpyrosulfat führt zur Zerstörung des Komplexes. Auch eine Reduktion zu ungeladenem Co n (C 5 H 5 ) 2 ließ sich bisher nicht erreichen. Bei der Elektrolyse scheidet sich kathodisch langsam metallisches Kobalt ab. Den erwarteten Charakter als Durchdringungskomplex bestätigt der experimentell festgestellte Diamagnetismus des Bromids mit einer molaren Suszeptibilität von - 6 7 , 3 - 1 0 - 6 c m 7 M o l 3 . Die Struktur ist nach allem analog der des Fe(C 5 H 5 ) 2 . Zentrales Kobalt(III) ist zwischen den beiden, antiprismatisch parallel einander gegenüberstehenden Cyclopentadienyl-Anionen eingelagert. Es weist unseres Erachtens durch Einbeziehung der 6 jr-Elektronenpaare der aromatisierten Ringe ein energetisch begünstigtes d' ? sp 3 -Bastarddodezett auf. Theoretisch erscheint jedoch z. B. auch ein d 5 p 3 -Dodezett noch möglich. In beiden Fällen ist die Ausbildung oktaedrisch bzw. verzerrt oktaedrisch gerichteter koordinativer Kovalenzen anzunehmen, es liegt Kryptonkonfiguration des Kobalts vor. Das Gewicht der zahlreichen, zugleich auch stabilisierend wirkenden, mesomeren Strukturmöglichkeiten wird letztlich die Elektronendichteverteilung zwischen Ringen und zentralem Metallatom bestimmen. Kritische Überlegungen, wie sie vor kurzem bereits an der Eisenverbindung durchgeführt wurden 4 , erlauben im übrigen solche Bindungsverhältnisse auszuschließen wie die eines echt homöopolar, d. h. metallorganisch an die C-Atome gebundenen 10-bindigen Co(I) oder 2 Zuerst vorgetragen auf der Südwestdeutschen Chemiedozententagung, Freiburg i. Br., 5. bis 9. Okt. 1952; vgl. Z. angew. Chem. 64, 620 [1952], 4 E. R u c h u. E. O. F i s c h e r , Z. Naturforschg. 7 b, 676 [1952]. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. auch einen bei einer prismatischen Käfigstruktur denk- lösliches, gelbes baren Durchdringungskomplex von Co(I) mit einem mit BiJ 4 — bei geeigneten Bedingungen ein Nieder- ebenen d 3 p 2 -Bastarddezett. schlag der annähernden Formel Der Durchmesser der Ringe ist mit 5,1 Ä, das Aus- [Co(C 5 H 5 ) 2 ] 2 [ H g J 4 ] - 2 H g J 2 ausfällt, [Co(C5H5)2][BiJ4]-2BiJ3. maß des Ions senkrecht dazu mit 4,0 Ä anzunehmen. Die zu erwartenden aromatischen Abstände zwischen Ähnliche Verhältnisse treten den den Fällungen mit dem [ F e n i ( C 5 H 5 ) 2 + - K a t i o n Ringkohlenstoffatomen, Fe(C5H5)2 mit die inzwischen 1,41 Ä röntgenographisch bei bestätigt Auch ein in allen Medien werden konnten 5 , dürften hier gleiche Größe auf- [Co(C5H5)2]BrBr2 weisen. Dies wird besonders durch die völlige Über- [Co(C5H5)2]N03-~lHN03 und ein einstimmung von Linienabständen und Intensitäten Diese Anlagerungsverbindungen bei den entsprechenauf. unlösliches Perbromid tiefgelbes, kristallines konnte erhalten werden. deuten unseres E r - beim Vergleich der Debye-Scherrer-Aufnahmen von achtens auf bindungsartige Wechselwirkungen [ F e " i ( C 5 H 5 ) 2 ] [Cr(SCN) 4 (NH 3 ) 2 ] und [ C 0 I « ( C 5 H 5 ) S ] die von den verzerrten aromatischen [Cr(SCN)4(NH3)2] ausgehen dürften. Weitere Versuche sollen die Ver- bestätigt, zumal in Durchdrin- gungskomplexen F e ( I I I ) und C o ( I I I ) mit 1,22 Ä genau denselben Radius aufweisen. Auch der Vergleich hin, Ringsystemen hältnisse klären. E s erschien schließlich von Interesse, inwieweit ein der Lichtabsorption von F e ( C 5 H 5 ) 2 und dem damit typisch aromatisches isosteren pentadienylreste, wie es strukturell begründet erschei- [ C o ( C 5 H 5 ) 2 ] + ergab in Äthanol zwei ent- sprechende, charakteristische Maxima, die im Falle der Cyclo- Reaktionsvermögen nen könnte, durch die Ausbildung der koordinativen des ersteren bei 4 4 0 0 Ä und 3 2 5 0 Ä liegen, während Kovalenzen sie bei [ C o ( C 5 H 5 ) 2 ] C 1 0 4 entsprechend der stärkeren Diesbezügliche Versuche zur Nitrierung und Sulfurie- zum zentralen Metall verändert wird. geladene rung lassen sich bei F e ( C 5 H 3 ) 2 nicht durchführen, da Zentralion unter Verschiebung nach kürzeren Wellen- es dabei rasch oxydiert und schließlich zerstört wird. längen bei 4 0 5 0 Ä und 3 0 0 0 Ä auftreten. Bei dem sehr stabilen [Co(C 5 H 5 ) 2 ] +-Kation, das solchen Bindung der Liganden durch das höher Die Salze F~~, C 0 3 ~2, mit den üblichen Anionen wie auch mit P04 —3, CN— sind ausnahmslos sehr gut löslich in Wasser. Das Nitrat, das Sulfat sowie ein in langen, schönen Nadeln kristallisierendes, nicht mehr hygroskopisches Perchlorat [Co(C5H5)2]C104, N03, S 0 4 / 2 wurden dargestellt. Die Base [ C o ( C 5 H 5 ) 2 ] O H , welche sich aus dem Bromid mit AgoO in wäßriger Lösung freisetzen läßt, entspricht an Stärke etwa den Alkalilaugen und zieht C 0 2 an. Nur mit wenigen, ausgesprochen komplexen Anionen fallen schwerlösliche Verbindungen wie [Co(C 5 H 5 ) 2 ] [Cr(SCN) 4 (NH 3 ) 2 ] Insbesondere fällt Tetraphenyloborat quantitativ hellgelbes [Co(C 5 H 3 ) 2 ] [B(C 6 H 5 ) 4 ], Komplexion einfacher Weise SO daß damit gravimetrisch das be- werden kann. Die Carbonylate des Kobalts stimmt und in Eisens schläge vom ergeben Typ schwerlösliche, rote [Co(C 5 H 5 ) 2 ] [(Co(CO) 4 ] Niederbzw. [Co(C 5 H 5 ) 2 ] [ H F e ( C O ) 4 ] , Auffällig erscheint, daß mit H g J 4 ~ 2 stets schwere r . F. E i l a n d u. R. P e p i n s k y, J. Amer. ehem. Soc. 74, 4971 [1952], 6 R. B. W o o d w a r d , M. R o s e n b l u m , M. C. W h i t i n g , J. Amer. diem. Soc. 74, 3458 [1952], Reaktionen zugänglich sein sollte, weisen die bisherigen Ergebnisse bereits darauf hin, daß diese typisch aromatischen Reaktionen unter den üblichen Bedingungen nicht eintreten. Daraus ist zu folgern, daß in den F e - und Co-Komplexen zwar aromatische Abstände vorliegen, infolge der Einbeziehung der nElektronen in die Elektronenhülle des zentralen Metallions ist jedoch der für den Ablauf Substitutionen wesentliche effektive charakter naturgemäß nicht mehr aromatischer Doppelbindungs- vorhanden. Die kürzlich an F e ( C 5 H 5 ) 2 durchgeführten Acetylierungen mittels der F r i e d e l - C r a f t s sehen Reaktion 6 er- scheinen uns hierbei als kein stichhaltiger Beweis für eine gegenteilige Auffassung, da solche sich nach neueren Untersuchungen auch an Cycloparaffinen durchführen lassen 7 . W i r bisherigen Befunden glauben vielmehr nach für Substitutionsversuche allen ein Reaktionsvermögen der Wasserstoffatome ähnlich wie in Cycloparaffinen erwarten zu müssen. U b e r weitere Versuche insbesondere auch mit Mn, Cr und Ni soll demnächst berichtet werden. 7 D. Z e l i n s k y u. M. T a r a s s o w a , Chem. 508, 115 [1934], Liebigs Ann.