BAUEN Neue Zürcher Zeitung · WOHNEN Freitag, 29. Juli 2005 · Nr. 175 53 Ein neues Gesicht für Geberit Gelungene Modernisierung des Hauptsitzes in Jona apr. Der Hauptsitz des Schweizer Sanitärtechnik-Konzerns Geberit in der Industriezone von Jona präsentiert sich zurückhaltend. Er besteht aus einem Schulungszentrum des Architekten Theo Hotz aus dem Jahr 2000 und einem - immer wieder erweiterten - Produktions- und Bürogebäude des Architekten Wolfgang Behles aus den sechziger Jahren. Die beiden Zürcher Innenarchitekten Jérôme Gessaga und Christof Hindermann von Designrichtung haben nun das Bürogebäude umgebaut und mit ihrer Arbeit das Gesicht des Gebäudes um vierzig Jahren verjüngt. Sie haben die Fassade saniert und das Erdgeschoss mit Eingang, Empfang, Sitzungszimmer und Besuchertoiletten neu gestaltet. Designrichtung spielt mit dem Ablauf kontrastreicher Räume und insziniert das Detail. Den Aussenraum haben Gessaga & Hindermann neu organisiert. Wo einst Parkplätze standen, ist heute ein Vorplatz mit Birken und neu auch der Eingang, der bisher wenig sichtbar auf der Seite placiert war. Das rechteckige Gebäude thront auf Säulen. Um eine klare Form im Erdgeschoss zu schaffen, haben die Innenarchitekten eine Glasfassade vor die bestehenden Stützen gesetzt. Der Vorplatz besteht aus Rasengittersteinen, die den Vorplatz begrünen und den Besucher durch den Windfang ins Innere führen. Die gleichen Steine tauchen im Gebäude geschliffen und mit einer Zementmischung gefüllt wieder auf. Sie bilden einen ornamentalen Boden und wirken edel - der grobe Rasengitterstein ist nicht wieder zuerkennen. Im Innern befindet sich ein Körper, der den Raum teilt. Er ist zur Fassade hin gedreht und an einer Ecke aufgebrochen - dadurch entstehen die Empfangstheke sowie eine Öffnung zu den Arbeitsräumen. Durch die Abdrehung vergrössert sich einerseits die optische Raumtiefe, und andererseits entsteht mehr Platz für die Wartezone. Von hier richtet sich der Blick nach draussen und auf einen Vorhang aus Kettengliedern an der gegenüberliegenden Wand. Dieser zeigt den Schriftzug von Geberit und ist zudem eine Anspielung an die schon beinahe vergessene Zeit der Spülkästen, die man mit einer Kette bediente. Die Wände des Körpers bestehen aus verschieden breiten, vertikalen Rillen, was den grossen Fläche eine Struktur und ein leichtes Schatten- spiel gibt - ähnlich einem Vorhang, nur besteht er hier aus gipsgebundenen Spanplatten. Am hinterren Ende des Körpers öffnet sich ein rot gestrichener Vorraum. Er steht im Kontrast zum hohen und hellen Empfang, den der Besucher soeben durchschritten hat. Von hier führen Türen zur Frauen- und Männertoilette. Wer eintritt, ist überrascht. Anstatt dass man wie üblich weisse Oberflächen antrifft, schmückt ein Wandmotiv mit einem paradiesischen Urwald die freie Wand bei den Frauen bzw. den Hintergrund der Pissoirs bei den Männern. Die Nasszone bei den Lavabos ist mit dunklem bakelisiertem Sperrholz verkleidet, die grosszügigen Spiegelnischen sind mit Leuchten bestückt. Die einzelnen Toiletten sind in sattem Grün gestrichen und selbstverständlich mit den besten Produkten aus dem Hause ausgestattet. Auf kleinem Raum und einem ungewohnten Ort haben die zwei Zürcher eine Welt eingerichtet, die mit den bekannten Vorstellungen des stillen Örtchens bricht und mehr an eine Bar erinnert. Sie zeigen, dass im Toilettenbereich noch viel Gestaltungsspielraum steckt, auch wenn der eine oder andere sich zuerst an die satten Farben und Oberflächen gewöhnen muss. Dezente Eleganz im Eingangsbereich, verspielte Ornamentik in den Toiletten: der kontrastreich umgestaltete Hauptsitz von Geberit in Jona. (Bild pd)