die explosionsbreccie bei sev aldrud zwischen randsfjord und

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DIE EXPLOSIONSBRECCIE
BEI SEV ALDRUD ZWISCHEN RANDSFJORD
UND SPERILLEN
V ON
W. C. BR0G G E R
(MIT
N
2
KARTEN UND
16
TEXTFIGUREN)
ach einer Inspektion der Wegweisertafeln an Fußpfaden und
Waldwegen am Gebirge zwischen den Seen Randsfjord und
Sperillen während des Sommers 19 29 erzählte mir lngeniör Dr.
L. ANDERSEN-AARS, daß die Hausfrau am Hofe Sevaldrud, (ca. 6 km
SSW von Sörum Kapelle und ca. 8 km W von Berven am
Randsfjord), mitten im Waldgebiete, ihm erwähnt hatte, daß am
Hofplatz bei dem Nebengebände des Hofes ein sehr eigentümliches
Gestein vorhanden sei, "welches gleichwie voll von Speckbissen
(" Fleskebiter" ) sei" . Er legte kein Gewicht auf diese Charakteristik
der Beschaffenheit des Gesteins am Hofplatz und erzählte mir nur
diese Bemerkung der Hausfrau als eine drollige Äußerung; es fiel
mir jedoch ein, daß ihre Beschreibung des Gesteins sich vielleicht
auf das Vorkommen eines Ganges von Rhombenporphyr beziehen
könnte, um so mehr weil es nicht ausgeschlossen schien, daß die
Fortsetzung des großen Ganges bei Nakkerud am Tyrifjord vielleicht
in der Gegend von Sevaldrud zu suchen sei.
Ich sandte deshalb meinen vieljährigen Assistenten bei Feld­
untersuchungen, Herrn Präparant j. P. jACOBSEN, welcher aus langer
Erfahrung die Rhombenporphyre gut kennt, sofort nach Sevaldrud
hinauf, um den mutmaßlichen Rhombenporphyrgang zu finden. Er
brachte aber von seiner Befahrung des Vorkommens bei Sevaldrud
und dessen Umgegend die überraschende Erläuterung, daß hier zwar
ganz richtig am Hofplatz von Sevaldrud Rhomberporphyr auftritt,
doch nicht als ein Gang, sondern als B r u c h s t ü c k e i n e i n em
Brecciengestein, d a s i n der Umgegend v o n Sevaldrud i n
g r o ße r M ä c h t i g k e i t v e r b r e i t e t ist. Er hatte auch eine Anzahl
Gesteinsproben mitgebracht, sowohl von großen Bruchstücken von
Rhombenporphyr (siehe Fig. 1) als auch von anderen Gesteinen,
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Geologische Kartenskizze von Tyrifjord bis Mjesa.
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEV ALDRUD
2 83
welche als Bruchstücke in der dunklen, feinkörnigen Grundmasse
der Breccie auftreten: von eigentümlichen Lavagesteinen, von sedi­
,
mentären Gesteinen (Schiefern, Sandstein und Kalkstein) samt von
Gesteinen des Grundgebirges.
Dieser bemerkenswerte Fund einer großen Breccienmasse m i tten
im G r u n d g e b i r g e auf dem Gipfelplateau zwischen Randsfjord und
Sperillen schien mir von so bedeutendem Interesse, daß ich es
notwendig fand auch selbst das Vorkommen zu besuchen, um die
Bildungsweise der Breccie und das wahrscheinliche Alter derselben
näher zu untersuchen.
Leider war die Witterung bei meiner Exkursion nach Sevaldrud
( Ende August 1929), ein anhaltender Platzregen, so ungünstig, daß
meine Untersuchung des Vorkommens nicht genügte, um völlige
Klarheit über ihr Entstehen zu schaffen. Ich sandte deshalb Präpa­
rant j. P. jACOBSEN noch einmal nach Sevaldrud hinauf um mehr
vollständiges Material von der Breccie und von den Bruchstücken
derselben zu schaffen, und um die Aufmessung des ganzen Breccien­
gebietes zu vollenden. Er brachte dann von seiner Befahrung des
ganzen Vorkommens sowohl genaue Aufgaben über die Form und
die Verbreitung des Brecciengebietes als zugleich auch ein bedeutendes
Material von Gesteinsproben von den verschiedenen Bruchstücken
und von der Grundmasse der Breccie.
Die Resultate unserer gemeinsamen Felduntersuchungen, sowie
auch meiner Untersuchung der Gesteine der Bruchstücke und der
Grundmasse der- Breccie sollen unten mitgeteilt werden.
Die Form und die Größe des Brecciengebietes.
Wie aus der beigefügten Kartenskizze hervorgeht, bildet die
Breccie eine ca. N I 5o 0 S 15oW streichende, schmale Versenkung
im Grundgebirge zwischen dem SW-Ende der nördlichsten Bucht
des Velmunden-See's in N und dem Erdfeld 0 vom Häuslerplatz
Bakken in S I 5° W (ungefähr I 00 Meter N von einer kleinen, gegen
Nord streichenden Bucht von Velmunden). Die Länge des Breccien­
feldes ist somit etwa 12 00 Meter. Die Breite ist am Nordende des­
selben nur ca. 1 00 Meter (von der Brücke beim Hofe Sevaldrudengen
in ONO-licher Richtung längs dem Ufer von Velmunden, auch eine
kleine Klippe in der Bucht einbegriffen). Etwa 200 Meter S von
Sevaldrudengen wurde die Breite des Breccienfeldes von jACOBSEN
zu 132 m gemessen; seine Ostgrense ist hier nur ca. 50 m von
284
W. C. BR0GGER
dem SW-Ende des kleinen Sees Engetjern entfernt. Beim Hofe
S. Sevaldrud ist die Breite des Breccienfeldes die größte, nämlich
2 18 m in W 0-licher Richtung. Weiter südlich nimmt die Breite
des Feldes rasch ab und ist hier nahe am Südende desselben
(ca. 120 m östlich vom Häuslerplatz Bakken) nur 16 0 m. Nur wenig
weiter südlich wurde die Breccie nicht mehr vorgefunden, und das
Breccienfeld schließt somit ab ohne die enge Bucht von Velmunden
zu erreichen, welche SSO von Bakken nach Nord einläuft. Südlich
vom Ende der Breccie fand jacobsen einen roten, massigen (nicht schie­
ferigen) Grundgebirgsgranit, welcher hier das Vorkommen der Breccie
abschneidet. jACOBSEN untersuchte in einem kleinen Boot das an­
stehende Gestein längs der Küste von Velmunden sowohl nördlich
von Sevaldrudengen als südlich von Bakken, und fand hier· überall
nur das Grundgebirge anstehend. Das Breccienfeld ist also sowohl
im Norden als im Süden unzweifelhaft begrenzt, so wie es oben an­
gegeben wurde. Das ganze von der Breccie eingenommende Areal
kann somit auf ca. 180 000 m2 ( 180 "Mäl" nach norwegischem Maß)
geschätzt werden.
Auf der ganzen Strecke zwischen der Bucht von Velmunden
nördlich von Sevaldrudengen und bis zum Südende des Breccienfeldes
OSO von Bakken bildet die Breccie eine etwas niedrigere Einsen­
kung, ca. 4 10 -420 m über dem Meere, mit scharfer Begrenzung gegen
das sowohl nach Westen als nach Osten umgebende Grundgebirge,
welches sich westlich von den Höfen N. Sevaldrud und S. Sevaldrud
bis zu einer Höhe von etwa 46 0 m ü. d. M. erhebt. Die Breccie hat
der Erosion geringeren Widerstand geleistet und hat deshalb größere
Flächen von angebautem Ackerland geschaffen, als das harte, nackte
oder mit niedriger Nadelholz-Vegetation bewachsene, höher liegende
Grundgebirge.
Die Bruchstücke der Breccie bei Sevaldrud.
Die Entdeckung der Breccie bei Sevaldrud wurde, wie oben er­
wähnt, dadurch veranlaßt, daß an der ebenen Felsenoberfläche am
Hofplatz von S. Sevaldrud ein größeres, ungefähr viereckiges Bruch­
stück von R h o m b e n p o r p hyr (1/4 m2 groß und mit abgerundeten
Ecken, mit seinen zahlreichen, der Verwitterung wegen w e i ß e n ,
rhombischen Schnitten der Einsprenglinge, in der r o t b r a u n e n,
feinkörnigen Grundmasse des Porphyrs sehr absteckend), mitten in
der dunklen Grundmasse der Breccie, in die Augen fiel (siehe Fig. 1).
2 85
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
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Kartenskizze über das Brecciengebiet von Sevaldrud.
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286
W. C. BR0GGER
Die nähere Untersuchung des Brecciengebietes zeigte bald, daß
derartige, meistens etwas abgerundete Bruchstücke von Rhomben­
porphyren in der Tat sehr häufig sind. Mehrere derselben zeigten
Dimensionen von einigen Metern im Durchmesser, die meisten sind
jedoch viel kleiner, ungefähr von Faustgröße oder auch nur wenige
Zentimeter groß. Es zeigte sich ferner, daß die eingesammelten
Bruchstücke von Rhombenporphyren m e h r e r e n v e r sc h i e d e n e n,
g u t g e t r e n n t e n T y p e n d i e s e s G e s t e i n s a n g e h ö r i g s i n d,
teils Typen mit großen Einsprenglingen mit den gewöhnlichen rhom­
bischen Schnitten, wie das Gestein am Hofplatz von Sevaldrud, teils
Typen mit zahlreichen kleineren, nicht so häufig rhombisch be­
grenzten Einsprenglingen, gänzlich verschieden von dem charakte­
ristischen typischen Gestein und auch gegenseitig verschieden. Nach
meiner vieljährigen Kentnis von den verschiedenen Gesteinen der
Rhombenporphyrreihe des Oslogebietes ist es mir unzweifelhaft, daß
jedenfalls ein wesentlicher Teil der Rhombenporphyrbruchstücke
der Sevaldrudbreccie nicht aus Gängen, sondern aus D ec k e n von
Rhombenporphyr stammen müssen.
Von anderen Gesteinen der Bruchstücke der Breccie, welche für
das Verständniß der geologischen Verhältnisse der Gegend westlich
von Randsfjord während der Zeit der Bildung der Breccie erläuternd
sind, können verschiedene s e d i m e n t ä r e G est e i n e erwähnt werden:
s c hwa r ze S c h ie f e r und schwarze Kalksteine, welche unzweifelhaft
aus der Ablagerung der k a m b r i s c h e n Al a u n s c h i e f e r stammen.
Ferner Bruchstücke von verschiedenen g r a u e n Sc h i e f e r n, sowie
von einem h e l l g r a u e n f e i n k ö r n i g e n Ka l k s t e i n, andere von
einem grauen s e h r f e i n k ö r n i g e n, s c h i e f e r i g e n Ka l k s a n d­
s t e i n, sowie auch von einem feinkörnigen, meistens rötlich gefärbten
S a n d s t e i n. Al l e d i e s e B r u c h s t ü c k e v o n v e r sc h i e d e n e n
s e d i m e n t ä r e n G e s t e i n e n m ü s s e n v o n e i n e r Pl a t t e d e r
v e r s c h i e d e n e n k a m b r i s c h e n, o r d o v i c i s c h e n, s i l u r i s c h e n
u n d w a h r sc he i n l i c h a u c h d o w n t o n i s c h e n Sc h ic h t e n s t am­
m e n, welc h e w ä h r e n d d e r Z e i t d e r B i l d u n g d e r B r ecc i e
n oc h a u c h w e s tli c h v o m R a n d s fj o r d v o r h a n d e n war,
s p ä t e r a b e r h i e r v o I Is t ä n d i g we g e r o d i r t w u r d e.
Die Bruchstücke dieser sedimentären, meistens schieferigen Ge­
steine sind fast durchgehends klein, selten faustgroß und größer,
meistens ganz klein, nur wenige cm in Durchmesser, hinab zu win­
zigen, scharfeckigen Splittern; besonders gilt dies den schwarzen Alaun-
W. C. BR0GGER
288
schiefern, welche ihrer Farbe wegen in der feinkörnigen Grundmasse
auch bei winziger Größe leicht erkannt werden (siehe unten, Fig. 13).
Längs der seitlichen Umgrenzung der Breccie, namentlich nahe
den ziemlich steilen Seitenwänden des angrenzenden G r u n d g e­
b i r g e s sind Bruchstücke seiner Gesteine ganz vorherrschend. Die
Mehrzahl dieser Bruchstücke des krystallinen Grundgebirges: Gneise,
Granite, dunkle und helle Glimmerschiefer, Amphibolite etc. sind
ungefähr von Faustgröße oder kleiner, seltener bedeutend größer,
z. T. aber auch ganz klein. Bruchstücke von Gesteinen des Grund­
gebirges kommen aber keineswegs nur längs der beiderseitigen Um­
grenzung der Breccie vor, sie sind im Gegenteil ganz allgemein auch
überall in dem mittleren Teil der Breccienmasse vorhanden. Daß
die Gesteine des Grundgebirges auch hier ein reichliches Material
zur Bildung der feinkörnigen Grundmasse der Breccie abgegeben
haben, geht aus dem ziemlich hohen Gehalt dieser an scharfeckigen
Quarzsplittern, die wahrscheinlich ganz vorherrschend von der Zer­
reibung von Grundgebirgsgesteinen herrühren.
In Betracht des oben erwähnten, ziemlich häufigen Vorkommens
von Bruchstücken verschiedener Rhombenporphyre scheint es be­
merkenswert, daß Bruchstücke von e s s e x i t i s c h e n L a v a g e­
s t e i n e n ("Augitporphyren" etc.) in der Sevaldrudbreccie bis jetzt
nicht gefunden wurden. Es braucht dies aber doch kaum die Schluß­
folgerung zu berechtigen, daß die im ganzen Oslogebiet vorhandenen
Ergüsse von essexitischen Lavabänken oben auf dem die Ablagerung
des downtonischen Sandsteins abschließenden Konglomerat westlich
vom Randsfjord gefehlt haben. Es scheint eine derartige Schluß­
folgerung um so mehr unberechtigt, weil nicht nur östlich vom Rands­
fjord die größte Reihe von essexitischen Vulkankernen des ganzen
Oslogebietes auftritt, sondern auch westlich vom Randsfjord, nur
3 km NNW von Sevaldrud, ein Durchbruch von Essexitgesteinen
(Pyroxenit und Camptonit) im Grundgebirge bei Stormyra neuerdings
entdeckt wurde.1 Und ca. 13 km NW von Sevaldrud findet sich ein Vor­
kommen von typischem Essexit, zuerst von Professor K. 0. BJ0RLYKKE
entdeckt, später von Professor j. SCHETELIG näher untersucht, eine
große, 40 bis 5 0 m mächtige Gangmasse bei Bjoneviken bei Sperillen.
Etwas weiter südlich wurde ein zweites Vorkommen von Essexit im
Grundgebirge bei Sperillen in 1904 von K. 0. BJ0RLYKKE entdeckt,
1
Das Vorkommen
von
Stormyra konnte der schon
wegen leider nicht näher untersucht werden.
gefallenen Schneedecke
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
289
4 km W vom Hofe Bergsund. Und Gänge von Camptonit sind W
vom südlichen Teil des Randsfjords an mehreren Stellen nachge­
wiesen, so z. B. von Professor BJ0RLYKKE W und 0 von Elnesseter
(I bis 1.5 km W vom Randsfjord und ca. 9 km W vom Essexit­
vorkommen in Buhammeren auf Gran), ferner von dr. ARNE BuGGE
am Westabhang von Onsberget etc.
Vorkommen von Essexiten und von der gewöhnlichen Gang­
gesellschaft derselben sind somit ziemlich verbreitet auch innerhalb
des Grundgebirges W vom Randsfjord.
Das Fehlen von Essexitlaven in dem dürftigen, eingesammelten
Material von Bruchstücken aus der Sevaldrudbreccie braucht deshalb
nicht so gedeutet werden, daß Reste von essexitischen Lavagesteinen
t a t s ä c hIi c h in der Breccie vollständig fehlen, sondern nur so, daß
sie hier nur relativ sparsamer vorkommen und deshalb bis jetzt nicht
beobachtet wurden. Ein derartiges, sparsameres Vorkommen dürfte
vielleicht dadurch erklärt werden können, daß die gesamte Mächtig­
keit etwa vorhanden gewesener Essexitlaven auf dem downtonischen
Sandstein westlich vom Randsfjord ziemlich gering gewesen ist, ver­
glichen mit derjenigen der Rhombenporphyrdecken, und deshalb auch
nur wenig Material von Bruchstücken zur Breccie abgeben konnte;
auf der ganzen nördlichen Strecke der Lavadecken, östlich von Lier
und dem Tyrifjord, ist ja auch die Mächtigkeit der Essexitlavadecken
nur gering ( 15 25 m), verglichen mit der Mächtigkeit derselben im
Moss Holmestrand-Gebiet und im Skienstal ( 1 00 17 0 m).
Der jetzige große Unterschied zwischen dem höher liegenden,
mit Nadelholzwald bewachsenen Grundgebirgsplateau westlich vom
Randsfjord und dem niedriger liegenden, völlig angebauten paläo­
zoischen Hügelland und Flachland östlich von diesem Binnensee ist
somit wesentlich auf de·n d u r c h d i e g r o ß e V e r w e r f u n g l ä n g s
d e r Ri c h t u n g d e s Ra n d f j o r d s ens t a n d e n e n Niv e a u u n t e r ­
s c h i e d zu beziehen, wegen welches auf dem höher aufragenden
Landstück westlich vom See die weicheren, wenig widerstandsfähigen
paläozoischen Sedimente mit sammt den auf dieser auflagernden Erup­
tivgesteinsdecken durch die hier nach der Verwerfung stattgefundene
stärkere Erosion vollständig entfernt wurden, während sie östlich von
der Verwerfung ihrer tieferen Lage wegen zum Teil bewahrt wurden.
Der Nachweis von zahlreichen Resten verschiedener R h o m b e n ­
p o r p h y rd e c k e n i n der Breccie westlich von Randsfjord, während
östlich vom See zahlreich'e große, mit der Richtung desselben parallel
Norsk geo\. tidsskr. XI.
19
290
W. C. BR0GGER
streichende G ä n g e von Rhombenporphyren die Landschaft aufge­
schnitten haben, stützt die Annahme, daß die großen Verwerfungen
längs dem See wahrscheinlich gleichzeitig mit und jünger, nicht aber
wesentlich älter als die Eruption der Rhombenporphyre sind (siehe
weiter unten).
Die oben genannten Gesteine der Bruchstücke der Sevaldrud­
breccie: die verschiedenen Granite, Gneise, Glimmerschiefer, Amphi­
bolite etc. des Grundgebirges, die Alaunschiefer, die grauen Schiefer,
die Kalksteine, Kalksandsteine und Sandsteine der auf dem Grund­
gebirge vorhanden gewesenen sedimentären Gesteine des Oslogebietes,
und schließlich die verschiedenen Rhombenporphyre aus den Decken
sind alle Gesteintypen, die aus dem Oslogebiete bekannt sind, und
somit
wie schon oben erwähnt
d e n u n zw e i d e u t ige n B e ­
we i s d a f ü r Ii e f e r n , d a ß d i e s e d i m e n t ä r e n Fo rm a t i o n e n
u n d d i e a u f d em j ü n g s t e n G l i ed d e r s e l b e n , d em d own­
t o n i s c h e n S a n d s t e i n, a b g e s e t z t e n e ru ptiv e n D e c k e n a u c h
we s t l i c h v o n d e r Ve rwe rf u n g s g r e n z e d e s e i n g e s u n k e n e n
O s l o g ebi e t e s l ä n g s d em j e t z i g e n R a n d s fj o r d v e r b re i t e t
w a r e n , e h e s i e h i e r d u r c h s p ä t e r e E r o s i o n v o l l s t änd i g
e ntf e r n t w u r d e n .
Reste von glasreicht:n Lavagesteinen
in der Sevaldrud-Breccie.
Außer den oben genannten Gesteinen des Oslogebietes enthält
die Breccie aber auch Bruchstücke eines Gesteins, das bis jetzt nicht
aus demselben beschrieben wurde oder näher bekannt war, nämlich
von ei n em g l a s r e i c h e n v u l k a n i s c h e n L a v a g e s t e i n, das von
ganz besonderem Interesse ist, auch für das Verständnis der Umstände,
welche die Bildung der Sevaldrudbreccie begleiteten.
Dünnschliffe des Gesteins zeigen, daß es vorherrschend aus Glas
besteht; die Glasbasis ist öfters selbst in sehr dünnen Schliffen voll­
kommen schwarz undurchsichtig, oder auch dunkler oder heller grau
durchsichtig bis nur durchscheinend; teilweise ist sie aber auch tief­
braun oder heller rötlichbraun durchsichtig. Bröckchen mit schwarzer
oder brauner Glasbasis kommen öfters in demselben Dünnschliff, ja
sogar auch in Schnitten desselben Bröckchens vor.
In der Glasgrundmasse kommen immer zahlreiche Fe l d s p al­
t ä f e 1 c h e n vor, oft in Strömen mit paralleler Richtung, gewöhnlich
292
W. C. ER0GGER
Außer diesen kleinen Feldspattäfelchen führt die Glasgrundmasse
des Lavagesteins ferner kleine Körnchen von M a g n e t i t , bisweilen
ein paar Kryställchen von Z i r k on, samt einige oft recht große, z. T.
deutlich in Dünnschliff gelb gefärbte 6-seitige Prismen von A p a t i t.
In dieser Grundmasse liegen nun bald spärlich, bald reichlicher
g rö ß e r e E i n s p re n g l i n g e v o n F e l d s p a t , die fast immer von
einem dichtmaschigen Netzwerk aus dem Glas der Grundmasse durch­
zogen sind. Diese Einsprenglinge zeigen meistens Zwillingslamellen
mit Auslöschungswinkeln mit {010} von gewöhnlich 10 15°, somit auf
eine Zusammensetzung etwa Ab2 An1 (Oligoklas Andesin) deutend,
z. T. aber bedeutend saurer. Die äußere Begrenzung der Einspreng­
linge ist oft : {010}, Flächen der Zone {001}:{100}, und Flächen von
{ I I I } oder {0 I I } .
Von melanokraten Silikaten, Pyroxen, Hornblende oder Biotit
finden sich gewöhnlich keine Spur; in ein paar Fällen wurden Pseudo­
morphosen nach 0 I i vi n (?) beobachtet.
Mandeln mit gerundeten Durchschnitten, mit Füllung wesentlich
von Kalkspat und z. T. auch mit ein wenig Quarz, sind gern nicht
sehr zahlreich und in den kleinen Bröckchen sogar häufig fehlend;
in einzelnen Fällen sind sie in der Grenzzone größerer Bruchstücke
bisweilen außerordentlich zahlreich, obwohl dann z. T. sehr klein.
Dies eigentümliche Lavagestein, häufig, doch bei weitem nicht
immer, als ein Ma n d e l s t e in ausgebildet, ist we s e n t l ic h a l s
g a n z k I e i n e B röc k c h e n innerhalb der Grundmasse der Breccie
außerordentlich allgemein verbreitet. In sämtlichen (mehr als 50)
Dünnschliffen der Breccie wurden größere oder kleinere, meistens
ganz kleine Bruchstücke dieser Lava in einer Reihe verschiedener
Varietäten allgemein vorgefunden, in den meisten in einer Anzahl von
15 20, in mehreren zwischen 25 bis 50, ja in einem Dünnschliff
wurden sogar 68 winzige Bröckchen von verschiedenen Varietäten
dieser Lava gezählt. Die meisten derselben sind nur 0.2 bis 1 oder
2 mm im Durchmesser, viele sind 2 bis 4 mm, andere sind viel größer,
mehrere cm und noch mehr. D i e Qu a n t i t ä t d i e s e r a l l g e m e i n
i n d e r G r u n d m a s s e ve r b re i t e t e n L a v a b r ö c k c h e n d e r B r e c ­
c i e v o n S e v a l d r u d i s t s o g r o ß , d a ß i c h d i e s e l b e a uf v i e l ­
l e ic h t 10 P r o z e n t d er g e s amten G r u ndm a s s e g e schätzt h a b e.
Etwas größere Blöcke von dieser Lava wurden bei den kurzen
Besuchen auf Sevaldrud nicht beobachtet. Die größten eingesammel­
ten Proben davon sind zwei Klumpen: der eine, ein etwa ellip-
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
293
soidischer Klump von grauschwarzem Mandelstein, ca. 12 x8 x 6 cm
groß, der zweite, ein mehr unregelmäßiges Bruchstück von rotbraunem
Mandelstein, ca.8x6x 3.5cm groß. Von diesen beiden Klumpen wurden
die weiter unten ausgeführten Analysen von Herrn Dr. E. KLüVER
ausgeführt.
Wenn größere Bruchstücke von dieser Lava nicht an Ort und
Stelle eingesammelt und mitgebracht wurden, ist dieses Verhältnis
gewiß dadurch zu erklären, daß das Lavagestein erst bei der Unter­
suchung von Dünnschliffen des gesamten eingesammelten Materiales
als solches erkannt wurde. Es ist höchst wahrscheinlich, daß bei einer
fortgesetzten sorgfältigen Untersuchung bei günstigeren Witterungs­
verhältnissen größere Blöcke dieser Lava gefunden werden können.
Mehrere Verhältnisse zeigen, daß die Grenzzone des kleineren der
oben erwähnten beiden Lavaklumpen von der Mitte desselben erheblich
verschieden ist, wie durch die vier Figuren 2 5 näher illustriert.
Fig. 3 (P. 294) stellt eine Stelle eines Dünnschliffs des rot­
braunen Lavaklumpens dar, in 40 -facher Vergrößerung. Die Figur
zeigt in grauer Grundmasse von Glas (im Dünnschliff selbst dunkler
grau, beinahe schwarz undurchsichtig) zahlreiche kleine Feldspat­
tafeln, gewöhnlich an den Enden in feine Spitzen auslaufend. In der
Mitte der Figur ein großer Einsprengling von Orthoklas, an welcher
rechts auch zwei andere, kleinere, nur in Bruchstücken erhaltene Feld­
spateinsprenglinge angrenzen; ag= feinkörnige Aggregate von Quarz
und Feldspat, wahrscheinlich Reste von fremden Einschlüssen in der
Lava. m (schwarz)= Magnetit, nur innerhalb des großen Feldspatein­
sprengllngs deutlich erkennbar.
Der große Einsprengling von Orthoklas, welcher zufällig fast
genau senkrecht zur Vertikalzone geschnitten ist, zeigt eine deut­
lich für sich abgegrenzte schmale, ganz frische Randzone, scharf
getrennt von dem viel größeren, weniger frischen Kern, welcher
von einem Netzwerk von zahlreichen, unregelmäßig verzweigten
schwarzen Furchen durchsetzt ist. Man bekommt den Eindruck, daß
der große Kern des Einsprenglings einen Rest eines früher größeren,
teilweise im Magma durch die magmatische Lösung aufgelockerten
Einsprenglings repräsentiert, welcher dann später im Magma gewachsen
und dadurch die äußere Begrenzung durch ebene Krystallflächen
von { 11 0 } und { 0 1 0 } wieder erhalten hat.
Um eine bessere Vorstellung von der Beschaffenheit der Feld­
spattäfelchen der Grundmasse der Lava zu geben ist die kleine Partie
296
W. C. BR0GGER
lieh, daß die schließliehe Erstarrung derselben eben unmittelbar bevor
oder selbst gleichzeitig mit dem Einschließen derselben in der Detritus­
masse der Breccie stattgefunden hat, d a s h e i ß t e b e n i n V e r ­
b i n d u n g m i t d e r Explo s i on, d u r c h w e l c h e d i e S e v a l d r u d­
b r e c c i e g e b il d e t w u r d e.
Außer den etwas größeren Lavaklumpen finden sich, wie schon
Fig. 5.
Unmittelbare
Grenzzone desselben Lavaklumpens, dessen mittlerer Teil in
den Figuren 2 und 4 dargestellt ist; in 40-facher Vergrößerung.
In der Glasgrundmasse liegen zerstreut: zahlreiche Mandeln (ma) von Kalkspat (mit
ein wenig
Quarz), einige Kryställchen von einem Mineral
(o),
das wahrscheinlich
Olivin gewesen ist (jetzt in ein faseriges, grünliches Mineral, wahrscheinlich Serpentin
umgewandelt), und unzählige, winzige Tafeln von
Striche der
Figur).
Feldspat (die feinen,
schwarzen
Man bemerke die minimale Größe derselben, verglichen mit
den Feldspattafeln der Figur 2.
oben erw ähnt, in der feinkörnigen Detritusgrundmasse der Breccie
auch u n z ä h l i g e g a n z k l e i n e, g e wö h n l i c h n u r w e n i g e M i l l i­
m e t e r g ro ß e u n d n a m e n t l i c h a u c h s e h r w i n z i g e L ava ­
t ro pf e n , welche es durch ihre zackigen, of t in feine Spitzen zw ischen
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
297
den D etrituskörnchen der Grundmasse hineinsteckenden Grenzkon­
touren wahrscheinlich machen, d a ß s i e, u n m i t t e l b a r b e vo r s i e
i n d e r B r e c c i e e i n g e s c h I o s s e n w u rd e n , n o c h f I ü s s i g u n d
w e i c h w a re n . S i e s c h e i n e n d i e E r k I ä r u n g zu b e r e c h t i g e n ,
d a ß d i e L a v a b e i d e r E r u p t io n d u r c h d e n u n g e h e u r e n
G a s dru c k z . T. z u w i n z i g e n L a v a t ro p f e n z e r s t ä u b t wu r d e,
Fig. 6.
Lavatropfen aus der Sevaldrudbreccie.
Vergr. 40: I.
d i e d e s h a l b üb e r a l l i n d e r G r u n d m a s s e d e r B r e c c i e z e r­
st r e u t s i n d.
Die äußer en Formen dieser unzähligen, staubkleinen Bröckchen
der L ava sind gewöhnlich ganz unregelmäßig, wie gesagt oft in spitzige
Zacken auslauf end, seltener mehr gleichmäßig gerundet. Ein derartig er
kleiner Lavatropf en mit gerundeter Umgrenzung, etwa 2 mm im Durch­
messer, ist in Figur 6 in 40-facher Vergrößerung dargest ellt.
Die Grundmasse desselben besteht aus im Dünnschliff schwarz­
grau durscheinendem Glas, worin unzählige, meistens ganz winzig e
Feldspattafeln (mit paralleler Auslöschung, somit wohl Orthoklas ) in
29 8
W. C. BR0GGER
Strömen zerstreut sind. Oben links sieht man ein Bruchstück eines
größeren Feldspateinsprenglings, teilweise durch Kalkspat ersetzt;
kleine unregelmäßige Flecken von sekundärem Kalkspat (k) finden
sich auch in der Glasgrundmasse zerstreut.
Die gerundete Umgrenzung des kleinen Lavabruchstücks reprä­
sentiert offenbar die Erstarrungsform eines winzigen Lavatropfens,
..
•
.
.
'·
.
\
.
.
.
•
..
Fig. 7.
Figur eines Dünnschliffs von einem Bruchstück von Lava.
.
..
4 : 1.
welcher bei der Explosion, wodurch die Breccie gebildet wurde, aus­
geblasen war.
Etwas größere Lavabröckchen zeigen auch häufig besondere For­
m en, welche kaum erklärt werden können, ohne die Annahme, daß
sie noch einigermaßen plastisch formbar, mit anderen Worten, nicht
völlig erstarrt waren, als sie in der Grundmasse der Breccie einge­
schlossen wurden. Als Beispiel mag die beigefügte Figur 7 einer
Ecke eines Dünnschliffs der Lava (in 4-facher Vergrößerung ge­
zeichnet) dienen.
300
W. C. BR0GGER
derselben
Einschließen in
jedenfalls z. T. plastisch und also noch
nicht völlig erstarrt waren, wird auch durch andere, schon oben
angeführte Beobachtungen gestützt.
In der
Lavaklumpens, der in Fig.
Glasbasis des größeren
dargestellt ist,
Einsprenglinge von
sind eine Anzahl
7
Feldspat ein­
gezeichnet; sie sind alle durch die auf lösende Einwirkung der noch
flüssigen, geschmolzenen Grundmasse der Lava stark durchlöchert und
von einem
von dunkel gefärbtem Glas durchwoben, ein
Netzwerk
Verhältnis, welches in der Figur 7 der geringen Vergrößerung wegen
nicht
konnte.
werden
angedeutet
illustrieren, wurde ein einzelner
in
Figur 7) in der beigefügten
Um
dies
Einsprengling
Figur
8
in
Verhältnis
(bei
näher
zu
unten rechts
4 0 -facher Vergrößerung
dargestellt.
Die im Dünnschliff tiefgrau gefärbte Glasgrundmasse, worin die
Feldspateinsprenglinge zerstreut sind, ist außerdem voll von unzäh­
Feldspattäfelchen, welche so klein sind, daß
ligen, äußerst winzigen
sie nur bei stärkerer Vergrößerung beobachtet werden können; sie
sind nämlich in dem in Fig. 7 dargestellten Beispiel nur etwa
mm
1jzo
1;3o
lang, und bilden Ströme um die Feldspateinsprenglinge herum,
wie es in der Figur
8
Diese winzigen Feldspattäfel­
angedeutet ist.
chen der Grundmasse wurden nicht in dem Glasnetzwerk i n n e r h a I b
der Feldspateinsprenglinge beobachtet
1.
Die Glasgrundmasse in dem in Fig. 7 fein punktierten Ausläufer
unten rechts, sowie längs der rechten Seite des Bruchstücks, ist im
Dünnschliff dunkelgrau, nahezu schwarz, während diejenige im üb­
rigen größeren Teil des Bruchstücks hellgrau durchscheinend ist, was
also durch eine ausgesprochen schlierige
Struktur des
Glasgrund­
masse bedingt ist.
Die obigen Beobachtungen scheinen es wahrscheinlich zu machen,
daß die
Mandelsteinsklumpen, wie auch der feine
Lavastaub der
Detritusgrundmasse der Breccie während der Explosion, durch welche
dieselbe gebildet wurde, z. T. noch heiße, flüssige oder doch noch
weiche2 Schmelzmassen
1
waren, welche erst hier an Ort und Stelle
In anderen Dlinnschliffen
tafeln auch in
der
Lava wurden winzige, strichförmige Feldspat­
dem Glasnetzwerk innerhalb der größeren Feldspateinspreng­
linge beobachtet.
2
Wie unten näher erwähnt werden soll, kam W. WERENSK!OLD bei seiner
Untersuchung
Resultat.
über die
Explosionsbreccie
bei
Lysaker zu einem ähnlichen
3 01
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
schließlich teilweise auskrystallisierten und erstarrten, wobei auch die
von ihrer Masse entweichen den Gase, namentlich längs ihrer Grenze,
die Hohlraume bildeten, welche später mit Kalkspat un d ein wenig
Quarz gefüllt wur den.
bildeten
sich
Bei
der Abkühlung längs ihrer Grenz fläche
deshalb hier auch nur winzig
während dieselben in der
Mitte der
kleine
Feldspattafeln,
Lavaklumpen ihr
Wachstum
länger fortsetzen konnten und hier deshalb viel größer wur den.
D i e o b en e r w ä h n t e n B e o b a c h t u n g e n s c h e i n e n s o m it
e n t s c h i e d e n d af ü r zu s p r e c h e n, d a ß d i e v u l k a n i s c h e E x­
plosion,
d u r ch
welche
w u r d e , g l e i c h ze i t i g
untersuchten
die
war
S e va l d r u d b r e c c i e
mit der
L a va kIu m p e n
gebil det
E r u p t i o n, w e l c h e d i e
und
die
w i n zi g e n
L a va­
t r o p f e n d e r M a n d e l s t e i n e d e r B r e c c i e h i n t e rl a s s e n h a t.
Nach den oben angeführten Beobachtungen muß es meiner An­
sicht nach als überaus wahrscheinlich angesehen werden, daß die
Explosion, durch welche
der
die
Sevaldru dbreccie gebildet wurde, mit
Eruption gleichzeitig war, welche die
Lavastaub
der
Breccie geliefert hat.
Lavaklumpen und den
Dies Verhältnis scheint dann
von wesentlichem Interesse für die e ventuelle Entschei dung der Frage
von
der wahrscheinlichen g e oIo g i s c h e n
Ze i t
der
Eruption des
Magmas, von dem die La vablöcke der Breccie stammen.
Daß diese Eruption später als die Eruption der Rhombenporphyr e
stattgefun den haben muß, wurde schon oben erwähnt.
aber
durch
Feststellung
der Lava des
der
c hemichen
Mandelsteins der
Breccie
Es schien
Zu s a m m e n s e tzu n g
vielleicht möglich zu ent­
scheiden, welcher d er n ach der Eruption des Larvikitmagmas empor­
gepreßten Magmaserien die
Eruption
bei
Seval dru d angehörig sei.
Es schien mir deshalb er wünscht auch d i e c h e m i s c h e Zu s a m m e n­
s e t zu n g
des
eigenthümlichen
Lavagesteins
der
Se valdru dbreccie
untersuchen zu lassen.
Die
von
Man delsteins
I.
E.
von
KLüVER
ausgeführten
Sevaldru d
gaben
A n a l y s e d e s ·g r ö ß e r e n
Ma n d eIs t e i n;
nun
chemischen
des
Resultate:
K l u m p e n s, v o n g r a u e m
I I. An aI y s e d e s k 1 e i n e r e n
r o t h b r a u n e m M a n d e l s t e i n.
Analysen
die folgenden
KIum p e n s, vo n
W. C. BR0GGER
3 02
II
0.8267 ..... 49.60
0.02 0 0 ..... 1.60
0.0 0 0 7 ..... 0.0 9
0.12 16.... . 12.40
0.0 3 8 9 ..... 6.23
0.0265..... 1.9 1 8.24
0.0 0 14..... 0.10
0.0460 ..... 1.84
0.1257 ..... 7.04
Spur ......
0.0 162 ..... 1.681
0.0497 ..... 3.0 8
0.0516..... 4.85
0.02 3 3 ..... 0.42
0.0 3 8 3 ..... 0.69
0.0 0 35..... 0.494
0.0 957 ..... 4.21
0.0476..... 3.8 1
0.0 0 17 . . 0.06
(nur qualitativ nachgew.)
0.0 0
I
0.7 057 ..... 42.34
Si02
0.0 195..... 1.56
TiO�
0.0 0 1 0 ..... 0.12
Zr02
0.1346 . . 13.73
A1203
0.0 197 .....
Fe203
FeO .. .... 0.0582 ..... 4.19
0.18
0.0 0 25 ...
MnO
0.1040 . ... 4.16
MgO ..
CaO .. . 0.1977 ..... 1 1.07
0.0 0 05... .. 0.0 8
BaO...
0.0 0
SrO .. ..
Na20 ..... 0.0434 ..... 2.69
K20 ...... 0.05 10 ..... 4.79
0.72
1 1 0 : c 0.040 0.
1 10 c 0.1017 ..... 1.8 3
P205 .. .. 0.0 037 .... . 0.53
0.1950 .. . 8.68
C02
0.0 0
S03
CI ... .. 0.0 0 0 8 ..... 0.0 3
F (nur qualitativ nachg ewiesen)
s ... . .. 0.00 09 ..... 0.0 3
•
•
•
•
0
•
•
•
•
•
.
.
•
•
•
.
•
.
•
•
.
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.
•
.
.
.
0
1
I
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
•
.
•
•
0
•
.
.
.
.
.
•
•
•
.
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.
.
•
•
.
0
•
•
99.8 9
I 0 0.104
Die Analyse I wurde in folgender Weise berechnet:
1. Zu s am m e n s e tzu n g d e r q u a r zf ü h r e n den K a r bonat­
m a n d e l n.
C02 .. o.t460 .. 6.-B
CaO . 0.1455.. 8.15 14.66 Ca(Ba)COn
BaO . 0.0 0 05.. 0.0 8
l
.
.
��O.: �:�:��:: �:��}
l
3.9 3 MgC03
C02 . 0.0 04 3 .. 0.19
l O SO F e CO3
FeO .. 0.0 043 .. 0.3 2 f
SiO�
•
·
.
.
.
.
.
.
.
.
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.
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.
.
.
.
.
.
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.
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.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
ca. 1.3 1 Quarz
2 0.41
I
Da der gefundene Gehalt an SrO, 1.68 Ofo, mir sehr auffallend schien, wurde
von dem Analytiker eine Kontrollbestimmung gemacht;
übereinstimende Resultat 1.63
SrO.
diese
gab das nahe
3 03
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
2.
D e r Re s t d e r A n a 1 y s e b e t r ä g t d a n n:
•
•
•
.
.
•
•
.
.
41. 02
•
•
.
•
•
•
•
•
.
1. 56
•
•
.
•
•
•
•
•
•
0. 12
•
•
•
.
.
.
.
.
1 3. 73
•
.
•
.
.
.
•
•
Si02
Ti02
Zr02
Al203
Fe 2 Ü 3
FeO . . . . . . . . .
.... .
2. 2 9
.........
2. 92
CaO
.
.
.......
2. 69
........
4.7 9
....
0. 72
.. . . . .
1. 8 3
.
•
+
0. 5 3
P205
0. 0 3
.
Cl . ..
F ...........ca. ( 0. 0 55)
.
3. 8 7
0.1 8
.
.
--o-
H"O
-
3.1 6
MnO.........
MgO ..
Na20
K20
.
.
.
•
.
•
.
.
.
.
.
.
•
.
s ............
0. 0 3
7 9. 525
Dieser Rest besteht erstens aus folgenden früh auskrystallisierten
Mineralien:
0.01 95 . . . . . . 1 . 5 6
Ti02
2. 9 6 Ilmenit
. 0.0195 . . . . . . 1 . 4 0
.
FeO
0. 0197. . . . . . 3.1 5
Fe203
4. 5 7 Magnetit
FeO.. . . . . . . 0. 01 72 . . . . . . 1.2 4
•
•
.
.
•
•
•
.
.
.
•
.
•
•
.
.
}
•
MnO . . . . . . .
0.0 02 5 . . . . . .
0.1 8
P20ö . . . . . . .
CaO . . . . . . .
..
Ca . .
Cl . . . . . . . .
..
F ..
0. 0 0 3 7. . . . . .
0. 5 3
0. 01 1 1 . . . . . .
0. 62
.
.
.
.
.
.
0. 0 5
0. 0 008 . . . . . .
0.0 3
0. 0 0 16...
.
.
.
.
.
.
0. 0 01 2 . . . . . .
0. 0 0 0 5 . . . . . .
0. 0 3
s2 .........
o. o o1 o . . . . . .
o. o 3
.
Zr02
•
•
.
•
•
•
•
.
.
.
•
.
•
•
}
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
.
•
•
0. 0 7 CaO)
(
0. 0 25)
(ca.
.. . . . . . .
Fe
l
.
•
•
Apatit
2. 9 6
Schwefelkies
0.12 Zirkon
9.16
Der noch übrige Rest der Analyse sollte dann bestehen aus:
41. 02
Si02
1 3. 73
.
Al203
CaO . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . 2.2 3
Na20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. 69
K20 . . ... . .. . . . . . . . . . . . . . 4. 7 9
MgO .. . .. . . ..... .. . . 2. 2 9
FeO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. 2 3
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
.
.
H 20
•
•
•
•
•
•
.
•
.
.
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
.
.
.
. . . . . . . . .. . . . . . . .
0. 7 2
. . . . . . . . . .. . . . . . . .
1. 83
.
+
•
70. 5 3
3 04
W. C. BR0GGER
Dieser Rest muß zum großen Teil aus GI a s bestehen, außerdem
aber auch von auskristallisierten Feldspattafeln und ein wenig (in
Serpentin umgewandelten) Olivin (?). Da das Glas der Grundmasse
des Gesteins sehr dunkel, oft (sogar selbst im Dünnschliff) ganz
schwarz ist, muß dasselbe aber sicher auch einen Teil der oben als
auskristallisierte Eisenerze berechneten Fe-Verbindungen enthalten.
Wie viel des oben berechneten Restes: 7 0.53°/o auf auskrystal­
lisierte Mineralien (Feldspat und eventuell Olivin), und wie viel auf
die Glasgrundmasse zu beziehen ist, läßt sich nicht entscheiden.
Wenn der g a n z e Rest: 7 0.53°/o (abgesehen von H20) auf Feldspat
und Olivin berechnet wird, erhält man folgende Prozentzahlen:
Si02 .....
Al208 ....
K20 .....
Si02
Al203 ....
Na20 ....
Si02 .....
Al203
CaO .....
0.3 060 .....
0.051 0 .....
0.051 0 .....
0.2604.....
0.0434.....
0.0434....
0.0 8 04....
0.040 2 .....
0.0402 ....
Si02
0.0372 .....
MgO .... 0.0572 ....
FeO ..... 0.0172 .....
.
•
•
•
.
.
•
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
]
]
!:�� l
) .
1 8.36
5.2 0
4.79
15.62
4.43
4.1 0
2.25
2.2 3
2.2 9
1.2 3
......... 2 8.35 Or
22.74Ab
1 1. 1 7 An
l
1
62.26
33.9 1 Ca.Ab2An1
......... 5.75 Olivin ..... 5.75
68. 0 1
Die Zahlen sind aber entschieden viel zu hoch, da ein großer
Teil des Gesteins aus Glas besteht. Die ganze obenstehende Be­
rechnung der Analyse hatte deshalb nur die Absicht, eine Vorstellung
darüber zu geben, welche Mineralienzusammensetzung das Gestein
wahrscheinlich gehabt haben würde, falls er vollständig krystallinisch
erstarrt gewesen wäre.
Die Analyse I I habe ich versucht in folgender Weise zu be­
rechnen:
I) Zusammensetzung
mandeln:
der
quarzführenden Karbonat-Sulphat­
3 05
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
. .
co2
CaO ......
.
co2
MgO
.
.
.
.
.
.
.
•
0
•
•
0.0497..... 2.7 8
. 0.046 0 .....
0.046 0 .....
•
S03 .. .
CaO ......
.
)
f
2.03 )
1.84 f
2.5 1 )
1.76 f
0.049 7..... 2.1 8
.
.
0.0314.....
.
0.0314 . ....
0.0 1 62 ..... 1.3 0 I
S03
0.0 1 62 ..... 1.68 J
SrO
Si02 .. .................... .
•
•
•
•
•
0
•
•
•
•
•
0
4.9 6
Ca03
3.8 7
MgC03
4. 27
CaS04 (Anhydrit)
2.9 8
1 0.04
I
I
I
�
2 6.1 2
SrS04 (Cölestin)
Quarz
Diese ganze Berechnung scheint mir selbst wenig vertrauens­
wert. Weder Cölestin noch Anhydrit (oder Gips) konnten mit
Sicherheit in den Mandeln durch die Untersuchung der Dünnschliffe
erkannt werden, und der Quarzgehalt scheint mir auffallend hoch .
Auch dürfte der Gehalt an MgO wohl z. T . besser etwa als in Olivin
eingehend zu berechnen sein . Es fehlte mir aber genügendes Ma­
terial um die chemische Analyse kontrollieren zu lassen .
Der noch übrige Rest der Analyse sollte dann bestehen aus:
Si02
Ti02
Zr02
Al203
Fe203
FeO .............
•
•
•
•
•
•
•
.
•
•
•
•
•
•
3 9.5 2
•
•
.
.
•
.
•
.
.
•
.
•
•
•
1.60
•
•
.
•
.
.
•
•
•
•
.
•
•
•
0.) 2
•
.
•
.
.
.
.
•
•
.
.
•
.
1 2.40
.
.
.
.
•
.
•
.
.
•
.
.
.
6.23
.
1.9 1
MnO..............
0.10
CaO
2.5 0
... .... . . . .. .
.
Na20 . . ..........
K20 . ............
H20 ... ........
H20+ ............
P205 . . ........ ....
Cl . . ..... .........
.
3.0 8
.
4.85
.
0.42
0.69
0.494
0.0 6
73.974
Dieser Rest sollte erstens aus den folgenden, früh auskrystalli­
sierten Mineralien bestehen:
Ti02
..
FeO . ..
Fe203 ...
FeO ... . ..
MnO .. .
0.049 0 .... . 5.0 0
.
0.0 019..... 0.10
SiO.�
Ti02
CaO
.
.
0.0 1 0 2 ..... 0.61
.
.
0.0 1 02 ..... 0.82
.
.
.
.
0.0 0 9 7..... 0.78
.
.
0.0 0 9 7 ..... 0.7 0
.
.
.
.
.
.
.
..
.
0.0471 . .... 3.3 9
.. . 0.0 1 0 2 ..... 0.5 7
Norsk geol. tidsskr. XI.
l
l
I
f
1.48
Ilmenit
8.49
Magnetit
2.0 0
Titanit
20
30 6
1
1.1 94
Apatit
}
0.13
Zirkon
W. C. BR0GGER
P205•••••
Caü ... ..
Ca . . . .
Cl . . . . ..
F .. . . . ..
Si02 •••••
Zr02 •••
.
.
.
.
.
•
0.0 035..... 0.494
0.0 10 5 .. . .. 0.5 9
0.0 0 12 .. . . .
0.041
0.0 017 . . ... 0.0 6
0.0 0 0 7 .. . .. 0.0 1
0.0 0 07 ..... 0.04
0.0 0 0 7..... 0.0 9
13 .2 94
Bei dieser Berechnung ist zu bemerken, daß der große Gehalt
des Gesteins an Magnetit zu der Annahme einer bedeutend größeren
Menge von Feü, und einer entsprechend kleineren Menge von Fe2Ü3
nötigt, als in der Analyse gefunden, was ich auch bei der Berech­
nung berücksichtigt habe.
Der noch übrige Rest der Analyse sollte dann bestehen aus:
Si02 ••
Al2Ü8 •
Caü ..
Na2Ü .
K20 ..
H20 ±
3 8.91
1 2.40
1.2 8
3.0 8
4.8 5
1.11
Si02•
Al208
K20 .
Si08 •
entsprechend: Al2Ü3
Na20
1 8 .5 8
0.0 51 6
5.2 6
0.0 51 6
4.8 5
0.29 8 2
17.8 9
0.0494
5.0 7
0.0497
3 .0 8
Si02 • 0.0406
61.63
Rest der Analyse
0.3 0 9 6
1.11
Al203 0.0 2 03
Caü . 0.0 2 03
H20, 0.13 Caü.
]
]
2 8.69
Or
2 6.04
Ab
1
An
J
..
..
t:
"'
>0
r')
CD
.0
2.44
5.66
2.0 7
<C
0
1 15
;;J
.
Ol
<C 0
r-
Wie oben bei der Berechnung der Analyse ist aber auch die
Berechnung der Analyse II insofern sicher unrichtig, als dabei die
Menge von Glas des Gesteins nicht berücksichtigt wurde; diese ist
zwar bedeutend geringer als im Gestein der Analyse I, macht aber
jedenfalls die ganze Berechnung unsicher, da dieselbe ohne Rück­
sicht auf die Glasgrundmasse des Gesteins ausgeführt werden mußte.
Wenn der ganze, nicht auf die Karbonat-Quarz-Mandeln zu be­
ziehende Teil der Analysen (für die Analyse I 79.3 9 °/o, für die Ana­
lyse II 73.97 °/o) auf 1 0 0
berechnet wird, erhält man für die
Silikatgesteine beider Vorkommen die folgenden Zusammensetzungen;
zum Vergleich sind in den Kolumnen III, IV und V einige Analysen
von verschiedenen Banakiten nebenbei angeführt.
1
=
0.06 CaO.
.
•
.
.
.
.
•
•
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
3
2
1
100.00
0. 04
(ca. 0.0 6)
0.05
.
8.8 2
-
-
"
-
" -
--
99.8 2
100.00
journ. of Geol. Vol. III, p. 947; 1895.
-
-
-
-
100.31
-
-
-
0.08
(ca. 0.04)
-
0.5 2
-
3.97
6.9 5
I
-
-
100. 2 5
0.0 3
2.27
5. 44
(Ba0 0.14
3. 31
5. 5 3
1. 0 2
2.50
0.88
0. 17
trace
trace
V203 0.07
17.5 2
4 10
5.4°
51.07
0.80
4.51
5.45
0.74
2. 71
0. 81
16.75
4. 5 6
3.36
]
9. 53
Or t h o k l a s b a s a l t3
Berkeley Flow
New South Wales
5 2.3 3
0.71
18.70
4.9 5
1.8 3
8.15
(NiO 0.14)
0. 0 3
2.6 9
4.0 3
4.71
4.94
51.8 2
0.71
-
B a n akit2
Stinking Water
Yellowstone
Nat. Park
3.91
5.0 2
?)
11.1 3
I
B a n a k it I
Gang, L amar River
Yellowstone
Nat. Park
4.16
6.5 6
0.57
0.9 3
0.67
3. 38
-
0.1 3
1
I
(
5 3.4 3
2.16
0. 1 6
16.77
8.4 2
2. 58
L a v a II.
Sevaldrud
(Berechnete Zusammensetzung)
H. P. WHITE; bei G W. CARD, Rec. Geol. Surv. of New South Wales, Vol VI I I , p 267; 1907.
W. H. MELVILLE;
Analyse von L. G. EAKINS; bei I P.
F ................
S ................
•
.
.
P20o . . . . .
C02
Cl . . . .. . . . . . ... . .
I
-
.
.
+ ..........
.
.
.
.
3. 38
5.92
0.91
2.30
0 .67
.
.
.
.
.
.
•
.
Na20 . . . ......
K20 . . . . . ... . .
- .. . . . . . . ..
H,,O
.
.
.
•
.
.
.
.
•
•
.
•
•
•
.
.
.
.
.
.
.
.
•
.
•
•
.
•
•
0.22
2 88
3.88
•
.
•
•
MnO . ... . . ... ....
MgO ...... .... .
CaO . . . .. . . . . . .
•
5 2.71
1.96
0 15
17. 2 9
3.98
4.6 2
SiO � . . . . . . .. . .
Ti02
ZrO � . . . ..
Al 203
.
Fe208
FeO .............
L ava I.
S eva l d r u d
(Berechnete Zusammensetzung)
8
w
er>
tT1
<
>
r
0
::tl
c:
0
t:
tT1
�
"'C
r
0
�
0
z
er>
1;1:1
::tl
tT1
(')
(')
tT1
1;1:1
tT1
0
30 8
W.
C. BR0GGER
Die oben angeführten· berechneten chemischen Zusammenset­
zungen des Lavagesteins von Sevaldrud sind sehr auffallend, näm­
lich diejenigen eines K aIk -AIk aI i g e s t e i n s mit bei weitem
vorherrschendem Gehalt an K20 unter den Alkalien.
Derartige Gesteine sind so gut wie niemals unter den zahl­
reichen verschiedenen Gesteinsarten des Oslogebietes vorgefunden.
Unter den mehr als 300 Analysen von Eruptivgesteinen des Oslo­
gebietes findet sich nur eine einzige eines derartigen Ca0-K20-Ge­
steines, diejenige eines akeritischen Apophysenganges von dem Essexit­
vorkommen auf der Insel Vealös südlich vom Hurumlande im
Oslofjord. Dieses Ganggestein, das ich als H u r u m i t bezeichnet habe,
hat aber bei einem Gehalt von 15.88 Al203 , 6. 2 2 Fe-Mn-Oxyden,
2.15 MgO, 4.46 CaO, 2.8 3 Na20 und 6.00 K20 einen Si02-Gehalt
von 59.85 °/o, und ist somit saurer als das oben berechnete Lava­
gestein von Sevaldrud. Das genannte Gestein von Vealös repräsen­
tiert einen letzten Rest des Essexitmagmas an verschiedenen Essexit­
vorkommnissen des Oslogebietes. Das Lavagestein von der Sevaldrud­
breccie ist aber ziemlich sicher viel jünger als der Hurumit, und
hat jedenfalls nichts mit den älteren Essexiteruptionen des Oslo­
gebietes zu tun, vielleicht aber mit den jüngeren.
Auch unter den von Professor V. M. GoLDSCHMIDT beschrie­
benen Eruptivgesteinsserien des zentralen Norwegens findet sich kaum
ein einziges Gestein, welches demselben chemischen Typus als das
Lavagestein der Sevaldrudbreccie angehörig ist.
Gesteine mit einer derartigen Zusammensetzung scheinen über­
haupt ziemlich selten vorzukommen. Am meisten bekannt sind die
von I. P. lDDINGS beschriebenen B a n a k i t e aus dem Yellowstone
National Park, sowie die von G . W. CARD beschriebenen, sogenannten
0 r t h o kIa s b a s a I t e von New South Wales. Einige Analysen dieser
Gesteine wurden zum Vergleich mit den Lavagesteinen von der
Sevaldrudbreccie oben angeführt. Diese Gesteine scheinen mir des­
halb am besten mit dem von Iddings schon 189 5 eingeführten Namen
B a n a k i t bezeichnet werden zu können.
Die von Iddings beschriebenen Banakite aus dem Yellowstone
Park s i n d n a c h i h m g e n e t i s c h v e r b u n d e n m i t d e m o r t h o­
k l a s r e i c h e n E s s e x i t v o n d e r H u r i c a n e M e s a ebendaselbst.
Diese Erläuterung stimmt überein mit meiner oben mitgeteilten Beob­
achtung über die chemische Zusammensetzung des als Hurumit be­
zeichneten Apophysengesteins der E s s e x i t e v o n V e aIö s .
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEl SEVALDRUD
309
Es wäre deshalb natürlich zu schließen, daß auch die banaki­
tische Lava der Sevaldrudbreccie
wie die damit wahrscheinlich
übereinstimmende und somit wahrscheinlich gleichalterige Lava
("Mandelstein") der von Werenskiold beschriebenen Explosionsbrec­
cien von j ar und Ullern
ein Derivat eines Essexiimagmas
sein dürfte.
Bruchstücke eines eigentümlichen peridotitischen Gesteins.
Außer den beiden oben beschriebenen und analysierten Varie­
täten einer banakitischen Lava wurden auch mehrere Bruchstücke
eines von dieser sehr abweichenden, stark melanokraten und basi­
schen Gesteins in der Sevaldrudbreccie nachgewiesen, das ich zuerst
als möglicher Weise ein Glied der vulkanischen Gesteinsserie der
Sevaldrud- Explosion annahm und deshalb genauer untersuchte.
Dies Gestein schien als z. T . recht große Bruchstücke in der
Breccie ziemlich häufig vorzukommen, wurde aber bei meinem Be­
such auf dem Vorkommen zu wenig beaufmerksamt, weil es sich von
der dunklen, feinkörnigen Grundmasse der Breccie äußerlich ziem­
lich wenig unterscheidet. Das Gestein ist makroskopisch gleichmäßig
feinkörnig, ziemlich einförmig grauschwarz, doch mit kleinen, wenig
abweichenden reinschwarzen Flecken, die etwa den Eindruck machen
als z. B. die kleinen Pyroxeneinsprenglinge in den gewöhnlichen
Essexitlaven des Oslogebietes.
Die Untersuchung von Dünnschliffen u . d . M . zeigte aber sofort,
daß das betreffende Gestein von diesen ganz wesentlich verschieden
ist. Sehr in die Augen fallend sind dabei erstens zahlreiche Ein­
sprenglinge von 0Ii v i n; diese zeigen recht häufig die ordinäre
äußere Begrenzung von Olivinkrystallen mit (0 21), (110) und (010)
als vorherrschende Formen. Spaltbarkeit nach (010) oft sehr deut­
lich, namentlich bei anfangender bis durchgreifender Zersetzung in
Serpentin; die meisten Individuen sind doch recht unregelmäßig be­
grenzt. Diese Olivineinsprenglinge sind fast immer von einer oft
recht dicken Randkruste von E i s e n e r z umgeben, welcher auch auf
scharfen Spalten kreuz und quer durch die Krystalle reichlich ab­
gesetzt ist. Magnetit und Ilmenit kommen übrigens auch sonst im
Gestein reichlich vor. Die Doppelbrechung der Olivinkrystalle ist
verhältnismäßig nicht sehr stark, was wohl auf anfangende Zerset­
zung zu beziehen ist.
310
W. C. BR0GGER
Ein großes Areal der Dünnschliffe ist eingenommen von einem
schwach grünlichen, z. T. nahezu isotropen, verworren faserigen Mi­
neral, gewöhnlich in größeren, abgerundeten Flecken, die durch Körn­
chen von Magnetit umrandet sind; auch innerhalb der Randzone tritt
Magnetit als meistens kleine, schwarze Körnchen recht reichlich auf.
Bei schwacher Vergrößerung machen diese grünen Flecken öfters
nahezu den Eindruck einer isotropen Glasgrundmasse, bei stärkerer
Fig. 9.
Peridotit-artiges Gestein; Bruchstück aus der Breccie bei Sevaldrud.
Vergrößerung ist aber die sehr feinfaserige Beschaffenheit derselben
unzweideutig. Ich habe das Mineral dieser grünen Flecken als ein
(sekundäres ) C hIo r i t m i n e r aI aufgefaßt. Zusammen mit demselben
kommen sparsam auch braunrote Schuppen von B i o t i t vor, schlecht
begrenzt und gleichwie in die umgebende grüne Chloritmasse
übergehend.
Zwischen den abgerundeten, größeren Flecken von dem Chlorit
entdeckt man bei sehr starker Vergrößerung bisweilen Ströme von
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
311
Strichen, wahrscheinlich winzigen Tafeln, die ich mit Zweifel als
F e I d s p a t t a f eIn gedeutet habe, in sehr sparsamer, wahrscheinlich
chloritischer Grundmasse eingebettet. Zwichen den Täfelchen liegen
auch dünne, lange farblose Nadeln von A p a t i t .
Kleine, sekundäre Flecken von K a I k s p a t sind nur sehr spar­
sam zerstreut.
Die Fig. 9 zeigt bei 40-facher Vergrößerung -eine Stelle eines
Dünnschliffs des Gesteins. Dieselbe zeigt eine Anzahl größerer und
kleinerer Körner von Olivin, meistens in Serpentin umgewandelt und
mit der gewöhnlichen Kruste von Magnetit; ferner eine Anzahl der
gerundeten, schwach grünlich durchsichtigen, chloritischen Flecken.
Die schwarzen Körnchen sind Eisenerz, die in Gewicht wohl viel­
leicht
des Gesteins ausmachen müssen. Der ganze weiße Boden
der Figur repräsentiert ohne nähere Differenzierung die schwer zu
deutende Grundmasse des Gesteins.
Die Untersuchung der Dünnschliffe des Gesteins ergab offenbar
eine basische an Olivin, Serpentin, Chlorit und Eisenerze reiche
melanokrate Zusammensetzung desselben, am nächsten auf einen
Peridotit deutend. Da eine genauere Bestimmung derselben ohne
eine chemische Analyse kaum möglich schien, wurde eine solche
durch Frau KLüVER ausgeführt; dieselbe gab die folgende chemische
Zusammensetzung des Gesteins:
Si02
Ti02
Zr02
0. 5 253 . . . ... . . . . .
0. 0 399.. .. . .. . . . .
.
AI20S . . ..
. 0.1350 . . . . .. .....
Fe203
0. 0 576. .... . .. . ..
FeO . . . . ... .. 0.1604 . .... .. . . . .
MnO . .. ..... 0.0007. . .. . . . . . ..
MgO . . ...... 0. 3 590. . .. .. . .. . .
CaO . .. ..... 0.0096. . ... . . . ...
BaO . .... ... 0.0 1 4 6. ..... . ... .
SrO .. ....... .. . . . .. . ... .. .. . .
Na 20 . ....... 0. 00 47. . ... .. . . . .
K 20.. ....... 0. 0 257. ... .. . . . ..
•
•
.
.
.
.
.
•
•
•
•
.
.
.
.
.
•
•
•
.
•
.
•
1
.
.
•
.
•
.
.
.
.
•
•
•
•
•
.
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
3 1.5 2
3.19
0.00
13. 77
9.21
11. 55
0.0 5
1 4. 36
0. 5 4
2. 231
Spur
0.29
2. 4 2
Da der gefundene hohe Gehalt an BaO, 2.23 Ofo mir verdächtig schien, wurde
von dem Analytiker
eine
neue Bestimmung ausgeführt, wodurch ein Gehalt
von 2.20 O/o BaO gefunden wurde.
312
W.
C. BR0GGER
H20 110° C. 0.1156 ........... 2.08
H20 + ...... 0.4100........ ... 7.38
P2Ü:; ........ 0.0039. .......... 0.56
C02 ......... o.oo 84... ....... . o.37
s ........... 0.0160........... 0.51
Cl .......... 0.0011 ... ... ... .. 0.0 4
F qualitativ nachgew.............
100.07
Ü
In bereinstimmung mit den oben angeführten Beobachtungen
u. d. M. über die Mineralienzusammensetzung des Gesteins habe ich
versucht die Analyse in folgender Weise zu berechnen :
0.1 4 28 ....... 8.57
Si02
13.2 5 Or
Al20", .... 0.0 238 ....... 2.4 3
K20 ..... 0.0 2 38 ....... 2.2545
•
•
•
•
l
J
•
]l
��� : : : : g��;�: : : : : : : �:�� J ��
Si02 .. ... 0.0 282....... 1.69
Al20S .... 0.00 47 ....... 0.48
Na20 .... 0.0047 ....... 0.285
0.0 188 ....... 1.13
Si02
AI20:J .... 0.0094 ....... 0.96
BaO ..... 0.009 4 ....... 1.4 4
•
•
.
•
•
:
MgO ... .
Si02 .....
FeO .....
MgO .....
H20 .....
0.1060 .......
0.0 485.......
0.01 47 .......
0.0580 .. .....
0.0 485 .......
4.20
2.91
1.06
2.32
0.87
Si02
Ti02
Al20"' ....
Fe2Ü5
FeO .. ...
MgO .. ...
Na20 ....
KoO .....
H.O
- ... . .
F . .......
0.0 127 .......
0.00005
0.00 31 .......
0.0008 .......
0.00 4 2 .... .. .
0.006 2 .......
0.0001 .......
......
0.00 30 .......
0.0005.......
0.76
0.09 4
0.3 2
0.13
0.30
0.25
0.005
•
•
•
•
•
.
•
.
•
•
.
"
.
•
2.46 Ab
.
•
•
•
•
.
•
19 .2 4
3_ 53
Ba- Feldsp.
in
7.16
Ser­
pentin
}
i;
(!)
Ol
I
0.055
0.001 J
E ?
�
E
(!)
i:i:
..c:
� � �
oj eil
�
.:;:
0
N
ö3 -g
oo �
0
0
C\i
�
�
rn
�
�
..D
�
c
0
>
Si02
17.09
FeO .
ent­
sprechend: MgO .
H20 .
40.6 4
1 4.81
42.40
12.15
100.00
Si02 • 36.55
Ti02•
4.5 2
Al208
15.48
6.25
Fe203
FeO . 1 4.4 2
MgO . 1 2.0 2
0.2 4
Na20
K20 .
7.9 3
H20 .. 2.6 4
F ..... 0.05
•
100.00
31 3
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
SiO�
AI20H
Fe20,l ... .
FeO . . . . .
MgO . ....
H20 .. . . .
•
•
•
•
0
•
•
•
0
0.209 0 . .
0.09 39 ..
0.0 0 59 . .
0. 0 315 . .
0.1897 . .
0.3 589 . .
..
..
..
..
..
..
. .. 1 2.5 3
...
. . . 0.9 4 39.37 Chlorit,
. . . 2.27 entsprechend'
. .. 7.59
... 6. 46
Fe20a .. . . 0.0 4 69 . . .. . . . 7.5 0
FeO. . . . . . 0. 0 4 6 3 . . . . . . . 3.3 3
MnO . . . . . 0.0 0 07 . . . . . . . 0. 0 5
Ti02 .. . • 0.0 387 . . . . .. . 3.1 0
FeO. . . . .. 0.0387 . . . . .. . 2.79
•
Fe .. . . . . . 0.0 080. . . . . . .
s ... . . . . . 0. 016 0 .......
p20,, . . . . . 0.0 0 39 . . . . . . .
CaO . ... .
Ca .. . . . ..
CI .. . . . . .
F ... .. . . .
0. 0117 .. ..
0.0 0 23 . .. .
0.0 011 . . . .
0.0 0 35·. . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
C02. . . . •• o.o o8 4 . . . . . . .
CaO . .... 0.0 08 4 . ... .. .
l
}
Si02•
ALl03
Fe202
FeO
MgO.
H20 .
31.8 2
24.33
2. 39
5.76
19. 27
16.4 3
1 0 0.0 0
1 0.88 Magnetit
)
r<)
5.89 Ilmenit
0.45 (=0.6 4 Fe203) 1 0.96 FeS2
0.51
f Schwefelkies
0.56
0 . 65
0.09 ( 0.13 CaO)
0. 04
0.07
I
�
(-
I
J
1. 41 Apatit
o.3 7 I
f 0.8 4 Kalkspat
0. 47
(N B. Da die P205 0. 78 °/o CaO für Apatit erfordert und die
co2 ebenfalls 0.49 °/o CaO für Kalkspat, also 0.7 3 CaO mehr als
in der Analyse gefunden, habe ich bei der Berechnung derselben den
Gehalt an BaO mit 0.79 °/o BaO weniger berechnet, also mit 1.44
BaO anstatt 2.2 3 %) .
Die oben versuchte Berechnung der Analyse scheint mir selbst
ziemlich zweifelhalft Namendich scheint die Annahme des Vor­
handenseins von K20- Feldspat und noch mehr von BaO-Feldspat
sehr auffallend, obwohl die Gehalte von K20, BaO und Al2Ü3 in
der Analyse auch in anderer Weise sehr schwierig erklärbar scheinen.
Auch die c h emi s c h e Zusammensetzung des Gesteins ist an und
für sich sehr auffallend. Eine derartige Mischung von etwa 1/3 des
Gesteins von Si02 (und Ti02), nahezu 1/4 (Al, Fe)203, ca. 1/4 (Fe,
Mn, Mg)O, nahezu ohne CaO (aber mit 21/4 °/o BaO !) und mit
niedrigem Alkaligehalt, mit vorherrschendem K20 ist jedenfalls
sehr selten.
31 4
W. C. BR0GGER
Eine einigermaßen analoge c h e m i s c h e Zusammensetzung ist
bekannt von dem Glimmerperidotit vom Kalten Tal in dem Harz,
der zuerst von M. KocH (in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1889,
B, XLI) beschrieben wurde. Unten ist unter I die von ihm publi­
zierte Analyse von HAMPE zum Vergleich mit der oben angeführten
Analyse des Gesteins von Sevaldrud (I I) angeführt.
I
·137.71
I
II .
I . .
II
..
SiO�
Ti02
31.52
6.I2
3.19
.
.
. .
I
·I
.
1 1
1 1
Zr02
Na20
K20
0.95
0.29
4 7
2.42
.9
Al20a
10.74
13.77
1
Fe20a
7.38
9.21
I
I I
1 1 --119.14.30916
co.l I
0.56 I
o.041
FeO
MnO
14.31
1.55
1
0.05
MgO
s
1
2.08
7.38
CaO
BaO
0.54
2.23
Cl
F
0.37
I
I
SrO
Spur
100.14
100.07
Die Übereinstimmung bei der Analysen ist zwar nicht eine sehr
nahe, ist aber doch so auffallend, daß die beiden Gesteine wahr­
scheinlich als derselben Gruppe von Olivingesteinen angehörig auf­
gefaßt werden dürften. Es ist demnach wohl wahrscheinlich, daß
das grüne als
Chlorit gedeutete Mineral ein Umwandlungsprodukt
·von Biotit repräsentiert, welcher auch als kleine Reste erhalten ist.
Es ist deshalb auch wahrscheinlich, daß der Gehalt an Olivin oben
etwas zu niedrig berechnet wurde.
Eine Verwandtschaft mit den banakitischen Lavagesteinen, zu
deren Annahme ich zuerst geneigt war, dürfte nach dem Resultat der
·chemischen Analyse wohl sehr zweifelhaft sein. Es ist wohl wahr­
scheinlicher, daß das betreffende Gestein älter als die Explosion bei
Sevaldrud ist, und nichts mit dieser zu schaffen hat.
Die Form der Bruchstücke der Sevaldrudbreccie.
Was die F o r m der Bruchstücke der Breccie betrifft, so ist es
·Charakteristisch, daß die kleinen und ganz kleinen Bruchstücke, die
nur wenige cm groß sind, häufig ganz scharfeckig sind, besonders
wenn sie aus weicheren Gesteinsarten bestehen (schwarzen Alaun­
schiefern, grauen Tonschiefern etc.).
320
W. C. BR0GGER
hervorgebracht (Siehe Fig. 10). Eine größere Abrundung ist selten
bei Bruchstücken von weicheren Gesteinen.
Die Figur 13 zeigt (in halber Größe) die geschliffene Fläche
eines Blocks von gewöhnlicher Sevaldrudbreccie, mit zahlreichen
kleinen Bruchstücken verschiedener Gesteine: Granite etc. des Grund­
gebirges (in der Figur meistens weiß oder grau) in gerundeten Klöt­
zen, ferner scharfeckige Fliesen und Splitter von Alaunschiefer (schwarz),
von grauen Schiefern, von Sandstein etc. in der feinkörnigen, dunklen
Detritusgrundmasse der Breccie zerstreut.
Das größte, weiße Bruchstück, von Granit (oben links), ca. 30 mm
in wirklicher Größe, ist von einer besonderen, in der Figur nicht
sehr deutlichen, feinkörnigen, wesentlich aus Kalkspat, Magnetit und
Apatit bestehenden Schale umgeben (unten näher besprochen).
Eine Anzahl namentlich kleiner Bruchstücke zeigte sich, wie eben
erwähnt, überall in der Breccie durch eine derartige besondere,
feinkörnige Schale umgeben, wie es durch die Figur 14, S. 3 18
näher illustriert ist (siehe auch Fig. 13 oben links).
Das kleine, weiße Bruchstück ( 1) oben l!Oks auf Fig. 14 besteht aus
einem roten granitischen Gestein ( Grundgebirgsgranit); es ist fast kugel­
rund, etwa 12 mm. in Diameter, von einer besonderen, feinkörnigen
grünlich grauen dunkeln Schale (2), ca. 6 12 mm dick, umgeben,
die wieder (3) von der noch tiefer grauen bis schwarzen, feinkörnigen
Grundmasse der Breccie umgeben ist.
Die das runde Bruchstück unmittelbar umgebende Schale hat
eine sehr Charakterische Zusammensetzung; sie besteht nämlich ganz
vorherrschend aus feinkörnigem Kal k s p a t, mit schwarzen einge­
streuten Körnchen von M a g n e t i t, samt ein Paar winzigen K örn­
chen von T i t a ni t . Durch dieses feinkörnige Gemenge ziehen
S t r ö m e von zahlreichen langen, dünnen Nädelchen von Ap a t i t ,
meistens ungefähr parallel der Umgrenzung des granitischen Bruch- '
stücks im Kern innerhalb der Kalkspathülle. Querschnitte der Apatit­
nadeln sind teils deutlich 6-eckig, teils abgerundet, somit angebend,
daß sie teilweise etwas aufgelöst sind, wahrscheinlich wohl durch
dieselben Lösungen, welche auch die Kalkspathülle um die Bruch­
stücke herum abgesetzt haben.
In anderen Fällen zeigen derartige, wesentlich die kleineren Bruch­
stücke umgebenden Schalen sich weniger scharf abgegrenzt und ent­
halten dann auch kleine Körnchen der feinkörnigen herrschenden
Detritusmasse der Breccie, Splitter von Feldspat, Quarz, Täfelchen,
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
321
von Muskovit, Biotit etc. mit dem Kalkspat gemengt, sind aber den­
noch in derselben Weise von Strömen von Apatitnädelchen durchzogen.
Diese besonderen feinkörnigen, Apatit und Magnetit führenden,
wesentlich aus Kalkspat bestehenden Schalen, die namentlich viele
der kleineren Bruchstücke der Breccie umgeben, zeigen wie oben
Fig. 15.
Besondere schalenförmige Umrandung eines kleinen, etwa kugelförmigen
Bruchstücks von Granit (siehe Fig. 14).
Die große Hauptmasse der Körnchen be­
stehen aus K aI k s p a t (k) mit einwenig Chlorit.
Diese Grundmasse von Kalkspat­
körnchen scheint wie durchströmt von einer Anzahl (in der Figur im Ganzen 34)
Nädelchen von Apatit (a).
Die schwarzen Körnchen sind Magnetit (m).
Die beiden
kleinen, punktierten Körnchen sind Titanit (t). Vergrößerung 40 1.
erwähnt, meistens eine deutlich g r ü nI i c h graue Farbe; diese rührt
von einem untergeordneten Gehait von Chlorit her. Die ordinäre
Detritusgrundmasse der Breccie unterscheidet sich gern deutlich durch
eine mehr schwarzgrüne Farbe, und zeigt sich im Allgemeinen auch
etwas mehr grobsplitterig, mit deutlichem Brecciencharakter, mit
scharfeckigen Quarzsplittern etc.
Norsk geol. tidsskr.
XI.
21
W. C. BR0GGER
322
Die größeren Bruchstücke �cheinen weniger häufig von einer
derartigen besonderen Apatit- Kalkspat-Magnetit-Schale umgeben. jeden­
falls wird, wenn sie aus ihrer Matrix leicht losgeschlagen werden,
eine derartige Schale nicht am Bruchstück anhaftend, sondern bleibt
mit der angrenzenden feinkörnigen Detritusgrundmasse fest verbunden.
}71Fig. 16.
Besondere schalenförmige Umrandung eines größeren Bruchstücks von
schwarzem Schiefer.
ausgeführt in der
Der weiße Boden der Figur ist feinkörniger Kalkspat (nicht
ln dieser ist eingezeichnet ein Strom von Apatitnadeln (a),
in der Figur im Ganzen ca. 55.
Die schwarzen Körnchen sind Magnetit (m).
Ein
Paar Körnchen (Tafeln) von Muskovit (mu) und eine Anzahl Tafeln von Feldspat (f)
sind wahrscheinlich Reste von Körnchen der Brecciengrundmasse, die von dem
neugebildeten Kalkspat eingeschlossen sind.
Vergrößerung ca. 40 1.
Sehr häufig kann auch bei den kleinen Bruchstücken jedenfalls
makroskopisch keine derartige distinkte, dieselben unmittelbar an­
grenzende besondere Hülle der oben genannten Zusammensetzung
von der gewöhnlichen Detritusgrundmasse der Breccie unterschieden
werden. Es m u ß a b e r e r i n n e r t w e r d e n, d a ß a u c h d i e s e
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
323
s e l b s t a n s e k u n d ä r e n, i n V e r b i n d u n g m it d e r B i l d u n g d e r
B r e c c i e a b g e s e t zt e n M i n e r a l i e n: K a l k s p at, Ch l o r it u n d
z. T. a u c h a n A p a t it r e i c h i st. Es ist selbstverständlich eben
die infolge der Explosionen verursachte kolossale Zersplitterung des
durch dieselben durchschossenen Grundgebirges und der diesem auf­
liegenden Decke von Sedimenten und Lavagesteinen ( Rhombenpor­
phyren etc. ), welche die Bruchstücke und das feinkörnige Material
der Grundmasse der Breccie geliefert hat, die dann später durch
nachvulkanische Exhalationen von Kohlensäure und Wasserdampf
etc., und noch später durch Absätze aus heißen Lösungen z u e i n e m
fest e n G e s t ei n v e r k i t t e t w u r d e. Durch diese spätvulkanische
und nachvulkanische Arbeit von Exhalationen und Lösungen wurden
dann auch der Apatit und der Kalkspat gebildet.
Der A p a t it, welcher in der an die Bruchstücke grenzenden Zone
so reichlich abgesetzt ist, muß offenbar wesentlich auskrystallisiert
sein, ehe der Kalkspat abgesetzt wurde; denn seine Nadeln bilden
Ströme, welche der Grenzfläche der Bruchstücke zum großen Teil
parallel angeordnet sind, und sind z. T. deutlich nach ihrer Bildung
zerbrochen. Dieser neugebildete Gehalt an Apatit ist z. T. so groß,
daß die Menge von P205 in der den Bruchstücken am nächsten
liegenden Zone der Grundmasse der Breccie wahrscheinlich mehrere
Prozent ausmachen muß.
E s i s t f e r n e r a u c h n i c h t u n w a h r s c h e i nI i c h, d a ß d i e­
s e l b e n A u f l ö s u n g e n, w e l c h e d e n A p a t it u n d d e n K a l k­
s p a t d e r D e t r i t u s g r u n d m a s s e n a m e n t l i ch i n d e r n ä c h sten
Umgrenzu ng d e r Bruc h st ücke d er Breccie a bgesetzt
h a b e n , gI e i c h z e i t i g a u c h d i e 0 b e r fI ä c h e d i e s e r a n g e­
g r i f f e n u n d v i eII e i c h t d a d u r c h w e s e n tI i c h d a z u b e i g e­
t r a g e n h a b e n, d a ß s i e i h r e e i n ige r m a ß e n g latt e B e s cha ffe n­
he i t e r h a l t en h a t , w odu r c h d i e B r u c h s t ü c k e g ew öh n l i c h
e i n i g e r m a ß e n l e i c h t v o n d e r G r u n d m a s s e lo s g e m a c h t
w e r d e n k ö n n e n.
Dagegen muß es als gänzlich ausgeschlossen angesehen werden,
daß die Einwirkung zirkulierender Lösungen irgend welche nennens­
werte Bedeutung für das Entstehen der schließliehen ä u ß e r e n
F o r m e n der Bruchstücke gehabt hat, entweder zur Abrundung ihrer
Kanten oder, noch weniger, bei der Herstellung der ausnahmsweise
angenähert ellipsoidischen oder kugeligen Formen, welche eine An­
zahl der Klötze zeigen.
324
W. C. BR0GGER
Die Form der sehr großen, mehrere Meter großen Blöcke von
Rhombenporphyr konnte nicht genauer festgestellt werden, ist aber
sicher ganz unregelmäßig; auch bei diesen sind aber die Kanten etwas
abgerundet und ihre Oberfläche ist z. T. so viel abgeglattet, daß die
anhaftende Brecciengrundmasse bei Anklopfen von derselben los
gemacht wird.
Ich werde im Folgenden die Frage behandeln, wie die Kanten­
rundung und die annäherungsweise ellipsoidischen bis kugeligen For­
men der Bruchstücke der Breccie mutmaaßlich entstanden sind.
Diese Frage kann zweckmäßig in Verbindung mit dem Vergleich der
Entstehungsweise der Sevaldrudbreccie mit derjenigen einiger anderen,
früher beschriebenen Vorkommnisse von Explosionsbreccien behan­
delt werden.
Das Vorkommen der Breccie bei Sevaldrud ein Explosionskrater.
Vergleich mit anderen Vorkommen von Explosionsbreccien.
Die oben mitgeteilten Erläuterungen über die Beschaffenheit der
Breccie bei Sevaldrud ergeben ohne nähere Beweisführung, daß das
Vorkommen derselben unzweifelhaft als e i n e Exp l osio n s k r a t e r­
f ü l l u n g und die Breccie selbst als eine E xp l o s i o nsb r e c c i e auf­
gefaßt werden müssen.
Auffallend und recht ungewöhnlich ist dabei die Fo r m d e s
Exp l o s i o n s k r a t e r s . Die Durchschnitte derartiger durch gewal­
tige Explosionen gesprengter Röhre pflegen gewöhnlich angenähert
kreisförmige Durchschnitte zu zeigen. Der gewaltige Unterschied des
horizontalen Schnittes der Sevaldrudbreccie von der Kreisform, mit
seiner Länge in der Richtung N 15c0 S 15° W etwa 1200 Meter und
seiner größten Breite in W 0-licher Richtung etwa 220 Meter
(Verhältnis der Länge zur Breite somit etwa 5·5/1) ist sicher g a n z
e x z e p t i o n e II. Diese exzeptionelle Form des ausgesprengten, die
Breccie umhüllenden Raumes ist offenbar durch den strukturellen
Bau des durchschossenen Grundgebirges veranlaßt; d i e R i c ht u n g
d e s B r e c c i e.n g e b i e t e s f o Ig t n ä m Ii c h u n g e f ä h r d e r R i c h­
t u n g d e s S c h i e fer i g k e i t s p Ia n e s d e s u m g e b e n d e n G r u n d­
g e b i r g e s s o w o h l n a ch d e m S t r e i c h e n , a l s n a ch d e m
F a IIe n . Die Ebenen der Schieferigkeit sind Schwachheitsflächen
gewesen, Iä n g s welchen der geringste Widerstand gegen den ge­
waltigen Druck der heißen Gasmassen der Tiefe geleistet wurde.
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
325
Die Explosionsröhre bei Lysaker.
Im Jahre 1918 beschrieb W. WERENSKIOLD ein Vorkommen von
Explosionsröhren beiderseits des Lysakerflusses, ca. 2 km westlich
von der Stadt Oslo 1.
Er beschrieb 2 getrennte Vorkommnisse; das eine vom Hofe J a r,
westlich vom Lysakerfluß, das andere am Hofe U I I e r n, östlich von
demselben. Er charakterisierte beide als "rundliche Bergkuppen mit
bratten Seiten".
Das Vorkommen beijahr "deckt ungefähr 24000 m2". Es "hebt
sich über die Umgebungen im 0 ungefähr 20 m, im N ungefähr
10 m; im W geht sein Terrain ungefähr flach über in das umge­
bende Silurland". Nach der Angabe Werenskiolds über das Flächen­
areal des Vorkommes bei jar sollte der Querschnitt denselben un­
gefähr 180 m messen.
Das Vorkommen am Hofe Ullern umfaßt nach Werenskiold
zwei getrennte Explosionskrater (" Klumpen"); das westliche derselben
mit einem Areal von ca. 7000 m2 (entsprechend einem Querschnitt
von ca. 100 m), das östliche mit einem Areal von ca. 10000 m2
(Querschnitt somit ca. 115 m).
Alle drei Explosionsröhre durchsetzen ordovicische Schichten
der Etage 4. Die Bruchstücke der Breccie bestehen aus "Gesteinen
des G r u n d g e b i r g e s (Glimmerschiefer), aus S a n d s t e i n , T o n­
s c h i e f e r , einzelnen Stücken von K aI k s t e i n , Fetzen von M ä n a i t,
und vielen Klumpen von R h o m b e npo rphy r und M a n d e l s t e i n.
Einzelne dieser letzteren sind von Metergröße". Die "Grundmasse
dieser Breccie besteht, soviel gesehen werden kann, nur aus den­
selben Bestandteilen als in den großen Klumpen, aber fein zermalmt.
Irgend welches Ganggestein als Matrix war es auch bei Untersuchung
mit dem Mikroskop unmöglich zu entdecken".
" Einige
Bruchstücke von Mandelstein sind so unregelmäßig und so zerlumpt
in den Kanten, daß er beinahe so aussieht, als ob sie weich gewesen
wären, als sie in der Masse eingeschlossen wurden, die sie jetzt
umgibt."
t
W. WERENSKIOLD: " Explosionsmr ved Lysaker". N o rsk geol. Tidsskrift. B. V,
p. 99-104.
326
W. C. BR0GGER
Das westliche der beiden Explosionsröhre bei Ullern ist nach
Werenskiold von einem Gang von H e d r u m i t, das östliche derselben
von einem Gang von Q u a r z p o r p h y r durchsetzt.
Das Alter der Explosionsröhre bei Lysaker sollte demnach wie
oben erwähnt wahrscheinlich zwischen der Eruption der
und derjenigen des
Werenskiold
N ordmarkite
Larvikite
liegen.
hat keine nähere Beschreibung der
Bruchstücke in den Explosionsbreccien bei
F o r m der
Lysaker mitgeteilt;
es
läßt sich deshalb aus seiner Beschreibung nicht entscheiden ob die­
selben alle scharfeckig sind, oder ob sie z .
.
T.
auch mehr oder wenig
abgerundet sind.
Meine Untersuchung einer Anzahl von Dünnschliffen der Breccie
von jar gab das interessante Resultat, daß d i e
D e t rit u s g r u n d­
m a s s e d e r s e 1 b e n z a h 1 r e i c h e B r ö c k c h e n v o n e i n e r g 1 a s­
r e i c h e n L a v a e n t h ä 1 t, oft als scharfeckige Splitter mit Strömen
von zahlreichen dünnen, Feldspattäfelchen, mit kleinen Kalkspatman­
deln etc., m i t e n t s p r e c h e n d e n
der
m e n d.
Die Glasgrundmasse dieser Lavabröckchen der jar-Breccie
ist
auch, wie
Breccie
von
L a v a s p l i t t e r n d e r G r u n d­
masse
diejenigen
sehr oft schwarz
S e v a l drud
nahe
ü b e r e i nst im­
der Sevaldrud-Breccie, in
oder grau,
Dünnschliffen
selten deutlich durchscheinend oder
völlig durchsichtig.
Die Übereinstimmung der Lavabröckchen der Grundmasse der
Breccie von Lysaker mit denjenigen der Sevaldrud-Breccie scheint
überhaupt sehr vollständig.
Blöcke der Lava von den Breccien bei
Lysaker, genügend für eine chemische Analyse derselben, habe ich
der späten Jahreszeit wegen nicht schaffen können.
Falls die von
Werenskiold erwähnten, metergroßen Klumpen von Mandelstein aus
derselben L ava bestanden, als die winzigen von mir in der Breccien­
grundmasse beobachteten Lavasplitter, was wahrscheinlich ist, dürfen
solche wohl später geschafft werden können.
Es ist möglich, daß die glasreichen Lavabröckchen der Breccie
von Jar nicht ganz so häufig und zahlreich sind, als in der Breccie
von Sevaldrud; dieser
Unterschied ist aber kaum wesentlich.
Es
s c h e i n t m i r d e s h a l b vorl ä u f i g re c h t wa h r s c h e i n l i c h, d a ß
d e r E x p l o s i o n s k r a t e r v o n S eva l d r u d m it den v o n We r e n­
ski o l d z u e r s t e n t dec k t e n u n d b e s c h r i e b e n e n E x p l o s i o n s ­
kr a t e r n v o n Ly s a k e r g l e i c h z e i t i g i s t .
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
327
Die Explosionsröhre Schwabens.
Die größte bekannte sowie auch die am vollständigsten beschrie­
bene Sammlung von Explosionsröhren sind wohl die ca. 150 ,,Vulkan­
ern bryonen" Schwabens und deren tufferfüllte Ausbruchsröhre "das
größte Gebiet ehemaliger Maare auf der Erde", wie sie
charakterisierte 1•
BRANCA
Indem ich hiermit auf seine ausführliche Mono­
graphie über dieselben hinweise, sollen hier nur einige seiner Be­
merkungen
über
die
Form
und
G röße
der
B ru c h s t ü c k e
dieser Tuffröhre zitiert werden.
Er charakterisiert dieselben
in
folgender
Zusammenfassung2:
" Entweder sind sie ganz scharfeckig und kantig und das findet bei
der so erdrückenden Mehrzahl aller statt. daß man sagen kann, es
sei die Regel. Oder aber, und das kommt nur bei gewissen derselben
vor, sie sind mehr abgerundet, aber doch nur insoweit, als das bei
mehr- und vielfachen Ausgeworfenwerden und Zurückfallen in den
Schlund und der dadurch bedingten Reibung eintreten kann.
Nie
sind diese Stücke der Fremdgesteine so rund gerollt wie die Fluß­
gerölle".
" Es fällt auf, daß die den jüngeren Schichten ange­
hörigen Gesteinsstücke
eckig und kantig sind.
Die geologisch
älteren wie die Granite mehr gerundet." Er zitiert dann weiter nach
Deffner:
" Das Vorkommen
des
Granits
findet
stets in einzelnen
Stücken statt, meist in der Größe einer Faust, seltener bis zu Kopf­
größe.
Der umfangreichste
Klotz
wiegt
7
Centner.
Die Stücke sind selten scharfkantig, sondern abgerundet und zwar
oft nur wie im
Rohen vorgearbeitet, oft aber vollständig
Bachgerölle. " Er setzt
glatt wie
dann weiter auseinander, wie diese Granit­
bruchstücke "durch die vulkanische Tätigkeit in der Tiefe losgebrochen
und mit den übrigen Eruptionsprodukten ans Licht gefördert wurden.
Bei dem tausendfaltigen Spiel des Emporschleuderns und Zurückfallens
oder des langsamen Emporgepreßtwerdens in der Umhüllung einer
Tuffausfüllung des Kraterkanals werden sich die harten Gesteine ab­
gerollt und zu jenen geschiebeähnlichen Formen abgeglättet haben."
Branca faßt dann seine Charakteristisk der Granitbruchstücke, zum
Unterschied von den übrigen, weicheren Bruchstücken der Explosions­
röhre dahin zusammen, daß er dieselben speziell als "der Regel nach
t Prof. dr. W. Branca,
p. 1 -81 6.
2
L. c. p. 504 ff.
"Schwabens
125 Vulcanembryonen" etc., Stuttgart 1894,
W. C. BR0GGER
328
gerundet-eckig oder rundlich" charakterisiert.
Und er erklärt diese
speziell für die harten Granitbruchstücke charakteristische Abrundung
in seiner schließliehen Zusammenfassung so: "T r o t z i h r e r H ä r t e
sind die Granite a m meisten ab gerundet,
weil sie
w e i t e s t e n W e g z u r ü c k z u l e g e n h a t t e n" (I. c.
507).
den
In der Hauptsache läßt sich diese von Branca (und Deffner) ge­
leistete Erklärung der Kantenrundung und der z. T. mehr vollständigen
Abrundung der Bruchstücke, speziell der h ä r t e r e n , g r a n i t i s c h e n
Gesteine der Schwaben-Breccien gewissermaßen auch auf die mehr
oder wenig abgerundeten Bruchstücke der
Rhombenporphyre der
Sevaldrudbreccie anwenden. Auch diese haben im Vergleich mit den
Bruchstücken anderer Gesteine dieser Explosionsbreccie gewiß "d e n
l ä n g s t e n W e g'' zurückgelegt und sind deshalb bei dem wieder­
holten Hinauf- und Herabschleudern im Explosionsrohr dem größten
Abnutzen ausgesetzt gewesen.
Es muß dabei aber bemerkt werden, daß die H a u p t r ich t u n g
d e s T r a n s p o rt s i n b e i d e n v e r gI i c h e n e n
F äI I e n v e r s c h i e­
d e n u n d e n t g e g en g e s e t z t g e we s e n i s t .
In den Explosions­
röhren der Schwaben-Vulkane haben die vulkanischen Explosionen
die Granitbruchstücke von der größten Tiefe n a c h o b e n durch die
überlagernden sedimentären Formationen h i n a u f geschleudert.
In
der Sevaldrudbreccie dagegen repräsentieren die Rhombenporphyr­
bruchstücke wahrscheinlich umgekehrt eben die jüngsten Gesteine der
gesamten auf der Oberfläche des Grundgebirges während der Ex­
plosionen ruhenden durchschossenen, vielleicht
dicken
Decke.
somit die
1500
bis 2 000 Meter
Von dem obersten Teil dieser dicken Decke sind
Fragmente der durch die
Rhombenporphyrdecken
durch
das
Explosionen durchschossenen
Explosionsrohr
ca.
1500
bis
2 000 Meter tief h i n e i n g e f a II e n , schließlich herab bis zur Ober­
fläche des Grundgebirges, und sind dabei während des wiederholten
abwechselnden Hineinfallens und Hinaufschleuderns im Rohr mehr
oder weniger abgenutzt und haben dadurch schließlich ihre mehr oder
weniger gerundeten Formen gekriegt.
Derartige mit Tuff breccien
gefüllte
Explosionsröhre
vielen Vorkommnissen rings herum in der Welt bekannt.
sind aus
Es hat für
unsere kurze Darstellung kein Interesse alle diese vielen verschiedenen
ausländischen Vorkommen näher zu erwähnen.
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
329
Die Tuff-necks in Fife shire etc. in Schottland.
Berühmt sind durch die Beschreibungen von ARCHIBALD GEIKIE
die "Tuff-necks" von Fife shire etc.
in Schottland. Er hat eine
Anzahl verschiedenartiger Vorkommen derselben in seinem großen
Werk l: "Ancient Volcanos of The British Isles" näher erwähnt und
auch in einer ausführlichen Beschreibung die verschiedenen Eigen­
tümlichkeiten derselben näher auseinandergesetzt. Was die äußeren
Formen der Bruchstücke der Explosionskrater und die Erklärung
des Entstehens derselben betrifft, bemerkt er (Part I, p. 59): "The
stones of an agglomerate may be angular or sub-angular, but are
more usually somewhat rounded. Many of them are obviously pieces
that have been broken from already solid rock and have their edges
rounded by attrition, probably by knocking against each other and
the walls of the chimney as they were hurled up and fell back again."
Er erwähnt auch, daß in einigen Explosionsröhren die Bruch­
stücke der durch die Explosion durchsprengten Gesteine oft stark
metamorphosiert sind, während dies an anderen Vorkommen nicht
der Fall ist, und gibt darüber folgende Erklärung: "When we meet
with a neck full of Fragments of unaltered stratifled rocks, we may
suppose it to have been that of a shortlived volcano. When on the
other hand the Fragments are few and much altered, they may mark
the site of a vent which continued Ionger active."
Explosionsröhre von Arkansas.
Eine Reihe verschiedener Vorkommen sind auch beschrieben aus
N. Amerika (von Beemerville, New Jersey, von St. Genevieve County,
Missouri etc.).
Hier soll nur ein neues Vorkommen derartiger mit Tuff breccien
gefüllter Explosionsröhre aus Arkansas2 erwähnt werden, das mit den
von Branca aus Schwaben beschriebenen vollkommen analog ist. Es
wurden hier von den Verfassern CAREY CRONEIS und MARKLAND
BILLINGS 2 derartige Explosionsröhre nachgewiesen:
"The Oppelo
t
A. Geikie, Ancient Volcanos of th e
British
lsles. Part I & 1!, London 1897.
2
CAREY CRONE!S and MARKLAND BILL!NGS,
Areas of Alcaline Jgneous
Rocks in Central
p. 542-561; Sept. 1929.
The Journal of Geology.
Vol. XXXVII
no. 6,
330
W.
C.
BR0GGER
breccia" , 300 500 Fuß (ca. 100 14 0 Meter) in Diameter, und "The
Brasil branch breccia" ungefähr von gleicher Größe. Die nähere Be­
schreibung der beiden Vorkommen zeigt, daß die Füllung der Explo­
sionsröhre aus Bruchstücken besteht, teils von den durch die Explosion
durchsetzten sedimentären Schiefern und Kalksteinen, teils von durch­
schossenen Alkaligesteinen, Syeniten, Graniten und Porphyren. Für die
Oppelo-Breccie erwähnen die Verfasser betreffend der Form der
Bruchstücke, daß: "Some of the fragments are very angular; others,
especially those of ouachitite, are strikingly spherical, a condition that
apparently has resulted from the friction developed in the churning
within the volcanic neck. The fragments vary in size from microscopic
grains to pieces 4 inches in diameter.
The groundmass itself,
which is partly altered to calcite and kaolin is clouded and not generally
resolvable under the microscope
; many of the rock fragments
are distinctly rounded as though by friction, and in no case they show
embayments such as result from magmatic corrosion. It is concluded
therefore, that the nonresolvable groundmass of the breccia is pulverized rock."
•
Es ergibt sich somit auch aus der Beschreibung der genannten
Arkansas-Breccien, wie aus derjenigen der Schwabenbreccien etc.,
daß überall wo die Bruchstücke derartiger Tuff breccien der Explo­
sionsröhre entweder nur an ihren Kanten oder mehr vollkommen ab­
gerundet sind, ist es allgemein angenommen, daß eine derartige Abrun­
dung der Bruchstücke nicht als durch Auflösung oder Schmelzung er­
zeugt, sondern durch die bei den gewaltigen Gasexplosionen verursachte
gegenseitige Friktion und mechanische Abnutzung erklärt werden muß.
Dieselbe Erklärung scheint mir unzweifelhaft auch für die Ab­
rundung der Bruchstücke der Sevaldrudbreccie die einzige wahr­
scheinliche zu sein.
Das geologische Alter der Lavaexplosion bei Sevaldrud.
Wie oben nachgewiesen scheint die banakitische Expositionslava
der Sevaldrudbreccie vielleicht genetisch verwandt mit Essexitgesteinen.
Es fragt sich dann, ob eine derartige Annahme mit dem vorliegenden
Material zur Bestimmung des geologischen Alters dieser banakitischen
Lava von Sevaldrud (und von der Lysakergegend) vereinbar ist.
Dies Material ist leider noch ziemlich ungenügend für eine sichere
Entscheidung der Frage.
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
331
Die einzigen Beobachtungen, welche für die Bestimmung des
geologischen Alters der Explosionsbreccien von Sevaldrud und von
der Lysakergegend vorliegen, sind: erstens die Feststellung, daß sie
gewöhnlich Bruchstücke von verschiedenen aus Decken stammenden
R h o m b e n p o r p h y r e n enthalten, zweitens, daß sicher jüngere
syenitische Gesteine aus den Breccien nicht bekannt sind, drittens,
daß das westliche der beiden Explosionsröhre bei Ullern nach
Werenskiold von einem " H e d r u m i t g a n g" durchsetzt ist. Dieser
" Hedrumitgang" ist ziemlich sicher eine Fortsetzung des großen
ca. 7 m dicken Ganges No. 12, No. 52, No. 119, No. 136 auf Weren­
skiolds Karte über " Fornbolandet und Snarö" (hier teils als Nord­
markitporphyr, teils als Lindöit bezeichnet); meine Untersuchung
von Dünnschliffen des Gesteins aus dem Vorkommen desselben in
der Breccie westlich von Ullern zeigt, daß dieser Gang ganz sicher
den älteren Gesteinstypen der nordmarkitischen Ganggefolgschaft
angehörig ist.
Unter der einigermaßen wahrscheinlichen Voraussetzung, daß
die Explosionsröhre bei Lysaker mit der Explosionsbreccie bei Se­
valdrud von gleichem Alter sind, entscheiden diese Beobachtungen
somit das Alter der Explosionsbreccien als jünger als die Bildung
wenigstens der älteren Rhombenporphyrdecken und als älter als die
nordmarkitisehen Eruptionen.
Diese Tatsachen schließen aber dennoch nicht die
M ö g l i c h k e i t a u s, daß d i e b a n a k i t i s c h e n Ex p l o s i o n s l a v e n
(b e i Ly s a k e r u n d) b e i S e v a l d r u d m i t e i n e m e s s exi t i s c h e n
Magm a g e n e t i s c h v e r b u n d e n g e w e s e n s ind.
Die vorliegenden Tatsachen beweisen, wie oben gesagt, nämlich
nur, daß die Explosionen jünger als die ä 1 t e r e n Rhombenporphyr­
decken sein müssen, nicht aber, daß sie jünger als a II e Rhomben­
porphyrdecken sind. Wie die von Professor j. ScHETELIG und mir
schon publizierten geologischen Karten über das Oslogebiet zeigen,
ist die Rhombenporphyrlava No. 9 (RP9, die Sörumsäterlava) im
Krogskogen-Gebiet (z. B. am See Holmevann) von Essexitlava und
Essexittuff ( E2) überlagert, welche wiederum von den Rhomben­
porphyrdecken RP10, R P11 und RP12 (die Rhombenporphyre vom
Niskintypus, vom Gaupastypus und vom Rognlitypus) überlagert sind.
Die letztere dieser Decken, d i e Rognlila va, ist nun
w i e d e r u m v o n m ä c h t i g e n D e c k e n v o n E s s e x i t l a v e n ( E3)
b e d e c k t , worauf schließlich die dicken Ströme der verschiedenen
W. C. BR0GGER
332
Rektangelporphyre (RP13) und zuletzt die Rhombenporphyre vom
Agärdslitypus (RPH) und endlich der genaltige Strom der Lava vom
Storflätentypus (RP15) ausgebreitet sind.
Diese Beobachtungen beweisen, daß die banakitischen Explosions­
laven von S evaldrud (und von der Lysakergegend?) trotz ihrer zahl­
reichen Bruchstücke von verschiedenen Rhombenporphyrdecken den­
noch s e h r w o h l e i n D i ff e r e n t i a t i o n s p r o d u k t e i n e s e s s ex i t­
i s c h e n Ma g m a s r e p r ä s e n t i e r e n k ö n n e n . Da sie (wie der
durchsetzende Hedrumitgang in dem westlichen Explosionsrohr bei
Ullern beweist) jedenfalls älter als die Eruptionen der Nordmarkit­
reihe sind, scheint ihre sehr bemerkenswerte banakitische Zusammen­
setzung es sogar wahrscheinlich zu machen, daß sie vielleicht ungefähr
vom Alter der oben genannten Essexitlavaströme E2 oder E8 sein
können.
Im folgenden Abschnitt werde ich schließlich versuchen zu zeigen,
daß die Explosion bei Sevaldrud sich recht natürlich in der all­
gemeinen geologischen Geschichte der Gegend von Randsfjord ein­
reihen läßt.
Kurze Ü bersicht über die Hauptzüge der Geologischen Geschichte
der Umgegend von Randsfjord bevor dem Durchbruck
der vulkanischen Explosion bei Sevaldrud.
Wie schon längst bekannt, ist es durch die geologischen
Untersuchungen sowohl im südöstlichen Norwegen als im südwest­
lichen Schweden bewiesen, daß d i e 0 b e r fl ä c h e d e s G r u n d­
g e b i r g e s h i e r b e v o r d e r A b l a g e r u n g d e r ä l t e s t e n k a m­
b r i sch e n S c h i c h t e n z u e i n e m P e n e p l a i n a b r a d ie r t w a r.
Die Peneplainoberfläche des Grundgebirges ist auch beiderseits
des Randsfjords stellenweise sehr charakteristisch ausgebildet, nament­
lich an der Ostseite desselben 1.
2. Auf derselben wurde dann im ganzen jetzigen Oslogebiet
zuerst eine wenig mächtige Ablagerung von kambrischem Sandstein
und Quarzknollen-Konglomerat (mit Torellella lavigata etc.) abgesetzt,
auf welchen dann die kambrischen Alaunschiefer und die ganze
mächtige ordovicische und silurische Schichtreiche konkordant ab1.
t
Sie z. B. 0. Holtedahl
& j. Schetelig,
bladet Gran", P. 16 (1923).
Norges
geol. Unders. No. 97
"Kart­
DEI EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
333
gelagert wurden. Auf den obersten silurischen Schichten wurde
schließlich der mächtige downtonische Sandstein abgelagert.
3. Die gesamte Reihe der kambrischen, ordovicischen, silu­
rischen und d owntonischen Sedimente ist wie bekannt nachher
g e f a l t e t u n d d a b e i s t a r k z u s a m m e ng e p r e ß t .
Es ist sehr bemerkenswert, daß diese Faltung der kambrischen,
ordovicischen, silurischen und downtonischen Schiehreiben n u r i m
n ö r d l i c h e n T e i l d e s O s l o g e b i e t e s a u f t r i t t , auf der Strecke
vom Mjösen bis zum inneren Teil des Oslofjords und von hier bis
südlich von der Umgegend von Drammen1• D e r D r u c k , d u r c h
w e I c h e n d i e S c h i c h t r e i h e n i m n ö r d I i c h e n Te i I d e s 0 s I o­
gebietes gefaltet w urden, m u ß deshalb v o m Norden
g e k o m m e n s e i n.
4. D i e v o r l i e g e n d e n B e o b a c h t u n g e n z e i g e n a b e r n u n ,
d a ß die u n t e n lie g e n d e P e n e p l a i n o b e r f l ä c h e v o n d e r
F a l t u n g d e r a u f d e r s e l b e n abg e s e t z t e n Sc h i c h t r e i h e n
g a n z u n b e r ü h r t e r s c h e i n t ; die Faltung hat somit a u f der
Peneplainfläche des Grundgebirges stattgefunden, wobei die weichen
Alaunschiefer der Etagen 1 und 2 wahrscheinlich sozusagen ge­
wissermaßen als eine S c h m i e r e gedient haben, welche die Faltung
und Zusammenpressung der ordovicischen und silurischen Schicht­
reihen erleichtert · hat. D a s G r u n d g e b i r g e s e l b s t z e i gt a b e r
k e i n e Z u s a m m e n p r e s s u n g, w e l c h e m i t d e r j e n i g e n d e r
auf der
P e n e p l a i n f l ä c h e· l i e g e n d e n p a l ä o z o i s c h e n
Sc h i c h t r e i h e g l e i c h z e i t i g s e i n k a n n . Das Streichen der
Schieferung der Gneise und Granite des Grundgebirges ist nämlich
z. B. beiderseits des südlichen Teils vom Randsfjord meistens ungefähr
S ca.l5°W N ca.l5°Ü, mit steilem Fallen nach 0 ca. l5° 30°S,
während die Richtung der Faltungsachsen der paläozoischen For­
mationen hier ungef ähr W 0 bis WSW -ONO verläuft. Und die
teilweise von den flachliegenden, untersten kambrischen Schichten
bedeckte Peneplainfläche des Grundgebirges ONO von einer Linie
von Bleiken in N NW bis zum Südende von dem seichten See jahren
in SSO zeigt mit ihrer schwachen Neigung nach WSW keine An­
deutung einer infolge einer Zusammenpressung flachwelligen Obert
Spuren von Faltung finden sich zwar auch weiter südlich (z. B. auf jelö und
Bevö), sind hier aber nur lokale Erscheinungen, die nicht
nördlichen Teil des Oslogebietes zu tun haben.
m it der Faltung
im
334
·
W. C. BR0GGER
fläche, entsprechend der gewaltigen Zusammenpressung der aufliegen­
den Kalkbänke der Etage 3, sowie derjenigen der mächtigen Satteln,
und Mulden der höheren Etagen weiter SW.
Der g a n z e Faltungsproc e ß d e r p a l ä o z o i s c h e n Schi c h t­
r e i h e m u ß d esh alb ob erh a l b d e r P e n e p l a i nfläche des
Grundgebi rges s tattgefunden ha ben, u n d e i n e Kom p re s s i o n
d e r g a n z e n Erd k r uste h a t h ie r überha u p t n i c h t s t a t tg efun d e n,
sondern n u r e i n e K o m p r e s s ion d e r p aläozoisc h en F o r­
m a t ionen.
5. Die Tatsache, daß das Grundgebirge selbst offenbar während
der Faltung dieser nicht zusammengepreßt wurde, macht es wahr­
scheinlich, daß die Faltung der paläozoischen Formationen im nörd­
lichen Teil des Oslogebietes dadurch zu erklären ist, d a ß d i e
P e n e p l a i n o b e rf l ä c h e d e s G r u n d g e b i r g e s mit samt der
auf derselben abgesetzten Formationsreihe im zentralen Norwegen
zwischen dem mittleren Teil von M jösen und Telemarken i n d i e
H ö h e g e h o b e n w u r d e und somit im nordöstlichen Teil zuerst
eine Neigung nach S, und weiter in SW eine Neigung nach SSO
bis SO erhielt. Die aufliegenden weicheren, paläozoischen Schichtreihen
haben
infolge dieser Hebung ihrer Unterlage
nach S (und
weiter westlich bis südwestlich nach SSO und SO) gleiten müssen
und infolge der Schwere der vom Norden herab g leitenden Massen
dabei g e f a 1 t e t w e r d e n .
Vielleicht hat· nicht nur eine Hebung (ein A u fp r e s s e n) der
Peneplainoberfläche des Grundgebirges im mittleren Teil des Landes,
sondern auch eine E i n s i n k u n g derselben weiter südlich (bis süd­
östlich) stattgefunden. Die Hauptsache ist, daß die Faltung in der
nördlichem Hälfte des Oslogebietes, bei dieser Auffassung n i c h t
d u r c h d i e An n a h m e e i n e r K o m p r e s s i o n d e s G r u n d­
g e b i rge s (d. h. der Erdkruste) erklärt werden kann, s o n d e r n auf
ei n e G l e i t u n g de r p a l ä o z o i s c h e n F o r m a t i o n e n a u f d e r
g e n e i g t e n O b e r fl ä c h e d e s G r u n d g e b i r g e s i n f o l g e i h r e r
S c h w e r e z u b e z i e h e n i s t . D i e B e w e g u n g e n d e r E r d­
k r u s t e s el b s t (des Grundgebirges) h a b e n d e s h a l b n a c h d i e s e r
A u ff a s s u n g n i c h t i n a n n ä h e r u n g s wei s e h o r i z o n t a l e r
R i c h t u n g , s o n d e r n u m g e k e h rt i n v e r t i k aI e r R i c h t u n g
hinauf und h inab stattg efunden.
Diese Auffassung stimmt überein mit der Deutung der her­
sehenden Krustenbewegungen im Westen Nordamerikas, welche
335
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
neuerdings in einer außerordentlich wichtigen Abhandlung von Pro­
fessor ALBRECHT PENCK publiziert wurde 1• Nach seiner Deutung
lassen sich die Krustenbewegungen im westlichen Nordamerika nur
durch primäre V e r t i k aIb e w e g u n g e n von Erdkrustenteilen erklären,
die vielleicht auf Wellenbewegungen in dem der Erdkruste unter­
liegenden G e o pI a s m a zu beziehen sind.
6. D a s g e o l o g i s c h e A l t e r d e r F a l t u n g im Oslogebiet
wurde schon von TH. KJERULF bestimmt2. Auf dem downtonischen
Sandstein ruht in großer Ausdeckung im ganzen Oslogebiet, von
Ringerike in NO bis zum Skiental in SW, ein wenig mächtiges
Konglomerat mit zahlreichen, meistens nur wenige Zentimeter großen,
bisweilen doch beträchtlich größeren, gerundeten Quarzknollen (im
Skienstal ausnahmsweise auch Kalksteinknollen). Diese Konglo­
meratplatte ist m e i s t e n s v ö l l i g k o n f o r m , ohne sichtbare Dis­
kordanz auf dem downtonischen Sandstein abgelagert und, wie gesagt,
gewöhnlich wenig mächtig, 5 bis 15 Meter, bisweilen weniger als 2
bis 3 Meter. Diese völlig konkordante Ablagerung des Quarzknollen­
konglomerats auf dem Sandstein ist vorherrschend im nördlichen
Teil seiner Verbreitung östlich vom Tyrifjord, ferner in der Holme­
strand-Gegend und im südwestlichsten Teil des Oslogebietes, im
Skienstal.
Im Profil von Näs bei Sönsterud am Holsfjord, sowie im
Liertal (in der Umgegend von Kroftkollen etc. und in Bärum ü b e r­
gr e i f t d i e K o n g l o m e r a t p l a t t e a b e r d i s k o r d ant d i e S c h i c h t­
k ö pfe des d o w n tonisc he n S a nd s t e i n s . KIERULF schloß deshalb
schon 1857, d a ß d a s Q u a r z k n o l l e n kon g l o m e rat j ü n g e r a l s
d i e Fa l t u n g s e i n m u ß t e . In seiner letzten großen Arbeit "Über
die Geologie des südlichen Norwegens" (von 1879) betonte er aus­
drücklich, daß daß Quarzknollenkonglomerat jünger als die Faltung
sein muß, und machte die Andeutung, daß "falls der Sandstein
aus der Devonzeit stammt, dürfte das Quarzknollenkonglomsrat vielI
Albrecht
Penck
amerikas".
"Geomorphologische
Probleme
im
Fernen
Westen
Nord.
Sitzungsberichte d. preuß. Akad. d. Wissenschften 1929, p. 187-
218.
2
TH. KJERULF.
Das Christiania Silurbecken (1855), P. 58; P. 66 etc.
Über die Geologie d. südl. Norwegens. Nyt Mag. f. Nat. 9 (1857),
P. 282 und Tab. 1!1.
"
"
Veiviscr ctc.
P. 36.
Udsigt over det sydlige Norges Geologi (1879), P. 51 etc.
336
W. C. BR0GGER
leicht der Kohlenformation angehörig sein" . Kjerulf bezog die Faltung
auf Einwirkung der großen Massive von Syeniten und Graniten des
Oslogebietes und s c h l o ß d e s h a l b d a v o n, d a ß d i e a u f d e m
Q u a r z k n o l l enk o n g l o m e r a t k o n f o r m r u h e n d e n D ec k e n
v o n " A u g i t p o r p h y r e n" (meinen Essexitporphyriten) j ü nge r
a l s d i e G r a n i t e s e in m ü ß t e n.
Als ich in 1890 meine erste kurze Übersicht über die Geologie
ies Oslogebietes publizierte 1, konnte ich nachweisen, daß die Reihen­
folge der Eruptivgesteine desselben umgekehrt mit den an meisten
b a s i s c h e n Gesteinen (ich nannte die Essexite etc. damals "Gabbro­
diabase" etc. , und die entsprechenden deckenförmigen Essexitpor­
phyrite: "Augitporphyrite, Melaphyre" etc.) angefangen hatte, und
daß d i e G r a n i t e d i e j ü n g s t e n M a s s e n g e s t e i n e d e r g a n z e n
Er u p t i o n s r e i h e s i n d . Da ferner meine Untersuchung des alten
Profils Kjerulfs von Sönsterud bis Näs am Halsfjord ergeben
hatte, daß hier e i n e V e r w e r f u n g auftritt, welche die gefaltete
Westseite von der ungefalteten, östlich von der Verwerfung ein­
gesunkenen Konglomeratplatte mit den darauf konform ruhenden
Eruptivdecken unterscheidet, nahm ich ferner an, daß die weiter
nördlich normale, konkordante Überlagerung des downtonischen Sand­
steins durch das Quarzknollenkonglomerat und die Porphyrdecken
in dem südlicheren Profil auf dem Strecke Näs Sönsterud nur der
Verwerfung wegen nicht erkannt werden konnte, und daß die alte
Auffassung Kjerulfs, nach welcher das Quarzknollenkonglomerat und
die darauf ruhenden Porphyrdecken jünger wären als die Faltung,
somit nicht berechtigt wäre. Zu dieser Auffassung mitwirkend war
es auch, daß ich einerseits nachgewiesen hatte, daß die Granite des
Oslogebietes nicht, wie Kjerulf meinte, die ältesten, sondern die
jüngsten Glieder der größeren Eruptionen der ganzen Eruptionsserie
derselben sind, indem ich damals noch die Faltung hauptsächlich auf
Einwirkung der Graniteruptionen bezog, eine unrichtige Auffassung,
die ich bei näherer Untersuchung des Oslogebietes schon in den
90-er Jahren aufgegeben hatte.
Durch spätere Untersuchungen (in 19 12 bis 19 2 1) auf der ganzen
Umrandting des Porphyrgebietes,
namentlich von Bö in Lier über
Kraft bis Sönsterud und Näs
hatte ich dann auch gefunden, daß
m e i n e D e u t u n g d e s A l t e rsv e r h ä l t n i s s e s d e r F a l t u n g z u
I
Zeitschr. d. Krystallogr. und Min. B. 3 1, P. 80-99.
337
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEV ALDRUD
d e m Ko n g l o m e r a t i n m e i n e r A r b e i t v o n 188 9 u n r i c h t i g
s e i n m u ß t e, u n d d a ß d i e A uf f a s s u n g Kje r u l f s d e n n o c h
i n s o f e r n r i c h t i g w a r, d a ß d i e F a l t u n g e n t s c h i e d e n ä l ter
a l s die A b l a g e r u n g d e s t a t s ä c h l i c h ü b e r g r e i f e n d e n
Q u a r z k n oII e n k o n gI o m e r a t s g e w e s e n i s t . Ganz überzeugend
war in dieser Beziehung namentlich ein von mir am 1/7 1912 ent­
de cktes, ausgezeichnetes Profil von der kleinen Bachkluft ONO von
Damhagen bei Kroft in Lier 1•
7. Daß die Faltung älter als die äI t e s t e (essexiiisehe) Erup­
tion des Oslogebietes ist und somit nichts mit den jüngsten Eruptionen
derselben, derjenigen der großen Syenit- und Granitmassive zu schaffen
hat, hatte ich übrigens schon längst auch durch Beobachtungen von
Gran in den 90er-jahren nachgewiesen.
Die essexitischen Vulkankerne auf Gran, wie auch im übrigen
Oslogebiet, sind meistens von einer außerordentlich großen Anzahl
von i n t r u s i v e n L a g e r gä n g e n begleitet, namentlich dann von
d i a s c h i s t e n Intrusionen von komplementären Mänaiten und Camp­
toniten meistens nahe der Peneplainfläche des Grundgebirges, also
in den Alaunschiefern, aber auch in höheren Schichten, obwohl auch
intrusive Platten von a s c h i s t e n "Oiivindiabasen" und Essexit­
porphyriten keinewegs fehlen, selbst so hoch hinauf als im down­
tonischen Sandstein (z. B. im Skienstal) 2. V e r t i k aI e S p aI t e n'
Nachdem das Manuskript der vorliegenden Abhandlung schon längst (Februar
1930) druckfertig war, erhielt ich (im November
1930)
von Herrn KARL RODE
eine kleine von ihm (im Centratblatt für Min. etc., Abt. B, No. 10,
S.
publizierte Abhandlung,
die über
eine
von ihm in 1925 aus­
geführte ausführliche Untersuchung über das alte Profil Kjerulfs längs dem
Holsfjord und dem Tyrifjord berichtet.
Diese sorgfältige
Untersuchung be­
stätigt vollständig die Berechtigung der alten Auffassung Kierulfs über das
Alter der Faltung und die diskordante Übergreifung des jüngeren Quarzknollen­
konglomerates
über
die
älteren,
gefalteten
silurischen
und
downtonischen
Schichten.
2
T. DAHLL. "Geol. d. südlichen Norwegens", (1. c. B. 9, p. 323). Dahll
erwähnt
hier aus einem Profil am Fuß der Höhe Skredhelle im Skiental (siehe auch
seine Profiltafel IV I. c. ) fünf verschiedene als Decken ("Lavaströme") aufgefaßte
Bänke von "Augitporphyr", die älteste unmittelbar auf
dem obersten siluri­
schen Kalkstein, die vier höheren in verschiedenen Nivauen im downtonischen
die Deutung derselben als "Injektionen" ausdrücklich ab­
1929) das alte Prot1! wiede r durch den G eologe n 0. A.
BROCH untersuchen. Seine Beobachtungen sowie die von ihm mitgebrachten
Gesteinsproben m ache n die alte Deutung Dahlls wenig wahrscheinlich.
Sandstein.
weist,
Da er
ließ ich (in
Norsk geol. tidsskr. XI.
22
338
W. C. BR0GGER
g ä n g e v o n E s s e x i t e n s i n d v i e l s p a r s a m e r; sie fehlen doch
nicht u n d d e r a r t i g e Gä n g e s e t z e n a u f G r a n i n u n gef ä h r
N S-Ii c h e r R i c h t u n g d u r c h d i e za h l r e i c h e n F a l t e n d e r
ordovicischen und silurischen Schichten.
Schon d i e s e Beobachtungen hatten somit schon
l ä n g s t b e w i e s e n , d a ß d i e F a l t u n g w e s e n t l ich ä l t e r a l s
d i e ä l t e s ten E r u p t i o n e n d e r O s l o g e b i e i e s s e i n m u ß t e.
Ausgezeichnete Beispiele derartiger, die Falten der paläozoischen
Schichtreihe durchsetzende, essexitische Gänge auf Gran ( Brandbu)
sind namentlich: der große Gang von Bleiken bis östlich von Näst­
Egge, und dann der noch größere Gang von Rauhaugen (vielleicht
eine Fortsetzung des Ganges bei Näst Egge). Die chemischen
Analysen der Gesteine beider Gänge (durch E. KLüVER) zeigen
typische Essexitzusammensetzungen, ziemlich nahe übereinstimmend
mit denjenigen des Essexits von Brandbukampen.
Das relativ sparsame Vorkommen von vertikalen Spaltengängen
der Essexitreihe, verglichen mit der Anzahl von plattenförmigen
liegenden Intrusivgängen dieser ältesten Eruptivreihe des Oslogebietes
beweist, daß die Ausbildung vertikaler Spaltensysteme während der
äIt e r e n Zeit der Eruptionen desselben noch wenig entwickelt war,
verglichen mit dem Verhältnis während der jüngeren Eruptionen,
z. B. der Eruptionen der Rhombenporphyre, und noch mehr während
der Eruptionen der saureren, syenitischen und granitischen Magmen,
welche ganz vorherrschend durchsetzende, vertikale Spaltengänge hin­
terlassen haben.
8. Es fragt sich dann ferner: w a n n s i n d d i e e rst e n e s s e x i t­
i s c h e n E r u p t i o n e n a n ge fa n g e n, ob unmittelbar _n a c h der
Absetzung der obersten Schichten des Quarzknollenkonglomerats oder
vielleicht wesentlch gleichzeitig damit?
Darüber giebt ein neuerdings bloßgelegtes Profil von Asker eine
entscheidende Aufklärung. Dieses Profil wurde 1929 geöffnet durch
eine neue Landstraße von Billingstad Bahnhof, ungefähr in WNW­
licher Richtung bis zum alten Weg von Tanum Kirche. Die ein­
gesunkene Konglomerat-Sandsteinplatte zeigt hier in ihrem obersten
Teil zuerst einzelne dünne Schichten von Schiefer und vo n einem
K o n g l o m e rat m i t g a n z k l e i n e n Q u a r z g e r ö l l e n. Darüber
folgt eine kaum 2 Meter dicke Platte von einem dunklen, feinkör­
nigen Gestein der Essexitreihe, und oberhalb dieser eine etwa 3/4
Meter dicke Bank eines dünnschieferigen, völlig mürben, stark de-
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
339
komponierten, essexitischen Gesteins, d i e s eI b s t w i e d e r v o n e i n e r
d ü n n e n S c h i c h t v o n S a n d s t e i n m i t kI e i n e n Q u a r z­
g e r ö l l e n ü b e r l a g e r t wi r d . Obenau f derselben folgt eine mehrere
Meter dicke Bimk eines dünnschieferigen, rotbraunen bis dunkel
violetten Gesteins 1, vielleicht der Essexitreihe angehörig, und auf
dieser eine 2 Meter dicke Platte von dunkler, feinkörniger Essexit­
Iava und schließlich, teilweise überdeckt, die ganze Mächtigkeit der­
selben dicken Platte von Essexitlaven, die in Tanumas und im Skou­
gumäs entblößt sind.
D i e s e s P r o f i l bew e i s t s o m i t e n d g ü lt i g , daß d i e
E s s e x i t e r u p t i o n e n s c h o n u n m i t t e i b a r b e v o r d e r A b­
l a g e r u n g d e r o b e r s t e n S c h i c hte n d e s h i e r v o n S a n d s t e i n
(u n d Tu ffe n) b e g l e i t e t e n Q u a r z k n o l l e n k o n g l o m e r a t s
a ng e fa n g e n h a b e n.
9. Kehren wir nach dieser Digression jetzt zu der Gegend bei­
derseits des südlichen Teils von Randsfjord zurück. Es ist dann
zuerst bemerkenswert, d a ß e s d u r c h d i e B r u c h s t ü c k e d e r
S e v a l d r u d b r e c c i e b e w i e s e n i s t, d a ß d i e k a m b r i s e h e n,
o r d o v i c i s c h e n un d s i l u r i s c h e n S c h i c h t e n a u c h i n d e r
G e g e n d a u f d e r l i n k e n S e i t e d e s j e t z i g e n R a n d s fj o r d s
v o r h a n d e n g e w e s e n s i n d; die Falten derselben auf der Ostseite
des Sees müssen dann auch über die ganze Gegend westlich vom
See mit demselben westlichen Streichen bis zur Gegend der jetzigen
Sevaldrudbreccie (und, wie die Profile von Tonsäsen zeigen, noch
viel weiter) in westlicher Richtung fortgesetzt haben.
Daß auch die dicke Platte des downtonischen Sandsteins hier
wie weiter südlich die kambro-silurischen Schichtreihen bedeckt hat,
ist sehr wahrscheinlich, da auch Bruchstücke eines roten, feinkör­
nigen Sandsteins, welcher einzelnen Varietäten des downtonischen
Sandsteins ähnlich ist, in der Sevaldrudbreccie vorgefunden wurden.
Ehe die essexitischen Eruptionen längs der Ostseite des jetzigen
Randsfjords anfingen, muß die Landschaft beiderseits desselben wahr­
scheinlich eine kontinuierliche flache, vielleicht noch schwach nach S
geneigte Oberfläche gezeigt haben, die in südlicher Richtung über
das ganze jetzige Oslogebiet, und wahrscheinlich in bedeutender Aus­
dehnung auch beiderseits desselben, fortsetzte.
1
Diese schieferigen Gesteine erinnern an die schon 1857 von T. DAHLL er­
wähnten "Tuffe" im Profll von Löberg im Skienstal (Geol. d. südl Norwegens,
Nyt Mag. f. Nat. Bd. IX, P. 321).
34 0
W. C.
BR0GGER
Bei der Absetzung des jüngsten Quarzknollen- Konglomerats
fanden dann auf der Linie Henungbygden bis Grasbergsäterkollen
in jevnaker d i e e r s t e n , e s s e x i i i seh e n E r upt i o n e n statt,
welche hier die hübsche Reihe von Vulkankernen in Brandbu, auf
Grav und in jevnaker hinterlassen haben. Die essexitischen Vulkane
haben sicher auch in dieser Gegend, wie weiter südlich, eine Reihe
von Lavaströmen als eine Decke oben auf der Sandstein- Konglome­
ratplatte abgesetzt.
Vielleicht mag auch schon während der Eruptionen des Essexit­
magmas d i e E n t s t e h u n g e i n e r S c h w a c h h e i t s r i c h t u n g d e r
E r d k r u s t e pa r a l l e l d e r Ha upt r i c h t u n g d e r V u l k a n k e r n e
i n j e v n a k e r , G r a n u n d B r a n d b u, a l s o i n d e r R i c h t u n g
e t w a N NW S S O , d a s h e i ß t pa r a l l e l o d e r l ä n g s d e m
s ü d 1 i c h e n T e i 1 d e s R a n d s f j o r d s , a n g e f a n g e n s e i n ; es
muß doch bemerkt werden, daß wie oben erwähnt größere essexit­
ische Gang-Spaltenfüllungen in d i e s e r Richtung, abgesehen von der
Vulkanreihe selbst, aus der Umgegend von Randsfjord nicht sehr
häufig sind. Der große Essexitgang, welcher 0 von Brandbukampen,
etwa von Bleiken bis 0 von Näst Egge streicht, ebenso wie der
Gang Rauhougens, haben eher eine N S-liche bis NNO SSW-liche
Richtung als die Richtung NNW SSO. Der große 30 bis 50 Meter
dicke Gang bei Bjoneviken am Sperillen hat aber am nächsten eine
N S-liche bis N N 0 SSW -liehe Richtung und dasselbe gilt auch für den
mächtigen Essexitgang Tonsäsens. Dr. ÄRNE B u GGE hat mehrere un­
gefähr N S-streichende Gänge von Ca mpt o n i t beobachtet westlich
vom Südende Randsfjords (am Westabhang von Onsberget etc.).
Der ausgeprägte Parallelismus zwischen 1. der Richtung der langen
Vulkankernreihe: Bilden Sölvsberget Buhammeren und Kjeks­
hushougen Ballangrudkollen und 2. der großen NNW SSO strei­
chenden Verwerfung längs dem südlichen Teil des Randsfjords (weiter
fortsetzend in der Richtung etwa NW SO bei zur Syenitgrenze
ungefähr längs der Landstraße vom Bahnhof] evnaker bis zum See Tver­
sjö) legt demnach die Schlußfolgerung nahe, daß die große Einsenkung
der Landplatte östlich vom südlichen Teil des Randsfjords schon in
Verbindung mit den Essexiieruptionen wenigstens a n g e fa n g e n hat.
10. D i e Ha upt r i c ht u n g Rand s fj o r d s i st a b e r a u f d e r
S t r e c k e v o n V i k e n b i s z u M ä n a e i n e a n d e r e, n ä m l i c h
u n g e fä h r S 15° W N 15° 0 . D i e s e R i c h t u n g i st n u n a u c h
d i e Ha upt r i c h t u n g e i n e r S c h a r v o n g r o ß e n G ä n g e n v o n
34 1
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
R h o m b e n p o r p h y r,
f ä h r W 12" S
sil u r isc hen
w eI
c h e 0 v o m R a n d s f j o r d d i e u n g e­
0 12° N s t r e i c h e n d e n F a l t e n d e r k a m b r o­
Schich ten
und
das
diese n
u nt erli e g e n d e
G r u n d g e b i r g e d urch s e t z e n.
Die größeren Gänge dieser Scharung von Rhombenporphyr­
gängen verteilen sich auf drei Ganggefolgen, je mit 2, mit 2 und
mit 3
Gängen.
Der westliche dieser 7 großen Gänge beginnt am
Randsfjord 0 von Gulla in jevnaker und ist gefolgt bis 0 von Kjos
(NNW von
Brandbukampen).
Der westlichste Gang des zweiten
Gefolges streicht von der N-Seite der Sees Mylla wahrscheinlich bis
nahe hei Teterud (unweit vom S-Ende des Sees Einavann), hier in
Grundgebirge.
Der östlichste Gang des dritten Gefolges streicht vom
Bahnhof Roa bis nahe der Syenitgrenze S von Hvalebykampen.
Diese 7 großen Gänge von Rhombenporphyr, jeder derselben mit
einer Dicke von 7 bis
Dicke bis zu 30
15
Meter),
Meter (ausnahmsweise lokal mit einer
welche innerhalb eines etwa
10 Kilo­
meter breiten Feldes alle ziemlich genau parallel einander mit der
Hauptrichtung N 12c
bis
15° 0 bis S 12c bis 15° W das Grund­
gebirge und die auf dem Penep1ain desselben zusammengepreßten
gefalteten paläozoischen Schichtreichen durchsetzen, s i n d a II e a u f­
f a l l e n d p a ra l le l m i t
d e r B e gre n z u n g s l i n i e d e s R a n d s ­
f j o r ds z w i s c h e n Vi k e n
und
S j ö v i k, eine Richtung, welche
weiter nördlich längs der Verwerfung vom NW-Ende des Sees Eina­
vann längs dem Hunsfluß bis zu Mjösen, N von Gj0vik fortsetzt.
Dieser Richtung der Rhombenporphyrgänge etwa N 12o bis 15° 0
bis S
12° bis 15° W
entspricht
nicht
nur
die
Hauptrichtung
des
Randsfjords zwischen Viken in S und der Bucht bei Sjövik in N
auf der Ostseite des Sees und zwischen Björkäs (Malisäter) in S
und Slätte in N auf der Westseite desselben.
Begrenzung der
Dieselbe Richtung der
Fjords findet sich auch weiter nördlich zwischen
Horn und Sand, ferner auch für eine Reihe von Bachtälern zwischen
dieser
Uferrichtung des
Bleiken bis
Eina.
Randsfjords und der
Eisenbahnlinie von
Ebenfalls findet sich dieselbe Richtung weiter
westlich sehr ausgeprägt auch in der Begrenzung des Sees Sperillen:
zwischen Hagen und Netop (fortgesetzt im Bachtal von Netop über
Aborkjern bis zum See W. Bjonevann) samt weiter nördlich zwi­
schen Engerodden und Bjoneviken).
Dieselbe Richtung ist ferner sehr ausgeprägt in einer Reihe von
Bachtälern und Längsrücken in dem hochliegenden Grundgebirgs-
342
W. C. BR0GGER
terrain zwischen Randsfjord und Sperillen:. z. B. in dem engen Torf­
moortal zwischen Vestersäterhögda und dem Hovsäteräs, ferner in
dem engen Vestlandsfjord (dem westlichsten Teil des Sees Velmunden),
im Tal des Sytterbachs quer über dem See 0 Bjonevann, fortgesetzt
im Bachtal des Sandtjerns.
U n d d i e s e l b e R i ch t u n g i s t , w i e s c h o n o b e n e r w ä h n t ,
a u c h d i e H a u p t r i c h t u n g d e r e n g e n S e n k u n g d e r S e v a l d­
r u d b r e c c i e.
Auch SW vom Südende des Randfjords findet sich innerhalb der
paläozoischen Formationen auf jevnaker und auf Ringerike (in den
Kirchspielen Haug, Norderhov und Hole) eine Reihe von Rhomben­
porhyrgängen, die namentlich von j. KrJER und j. ScHETELIG beob­
(wie der
achtet sind; sie verlaufen teils in der Richtung
südlichste Teil des Randsfjords), teils in ung. N
S-licher Richtung.
Noch etwas weiter südlich findet sich im Grundgebirge von
Madam eine Anzahl z. T. sehr großer Gänge von Rhombenporphyren,
von welchen einige hier kurz erwähnt werden sollen.
So wurde an Tyristrannen, nahe der Bahnstation Nakkerud am
Tyrifjord (ca. 30 Km SW von dem Anfang des westlichsten der vielen
Rhombenporphyrgänge auf Gran, östlich von Gulla in jevnaker) in
1874 von T. LASSEN ein gewaltiger Gang von Rhombenporphyr be­
obachtet, welcher in der Richtung S 5o bis 8o W
fortsetzt.
N 5o bis 8? 0
Dieser 30 bis 40 Meter dicke Gang ist später zwar nur
noch etwa 8 km weiter in nördlicher Richtung gefolgt, setzt aber
unzweifelhaft noch viele km weiter in ungefähr derselben Richtung
fort, und dürfte vielleicht noch etwa 4 bis 5 km östlich vom S-Ende
des Sees Sperillen gesucht werden können.
Weit e r we s t l i c h ä n dert s i c h die Rich t u ng der großen
R h o m b e n p o rp h y rg ä n g e i m G r u n d g e b i rg e n o c h m e h r.
So
ist eine Reihe von großen Rhombenporphyrgängen von Modum be­
kannt, mit Streichrichtung ung. S
N, bis öfters etwa S
Der größte dieser Gänge, der Gjellum
Kaggefoss
0
N I Oe W.
Vidalen
Begna­
tal-Gang beginnt am Hof Gjellum in A mot und streicht von hier bis
W von Gjeithus, dann bis Kaggefoss (unterhalb Modum Bad) am
Snarum Fluß, dann weiter über das Gebirge zwischen Modum und
Bägna über Vidalen bis Bägnadal. Dieser große Gang, dessen Dicke
öfters zwischen 30 und 40 Meter ist, ist nahezu kontinuierlich gefolgt
in einer Länge von ca. 87 km, und setzt vielleicht auch noch nörd­
lich von Begna weiter fort.
Gleich wie die großen Rhombenporphyr-
343
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
gänge auf Gran ist auch der große Gjellum
Begnatal-Gang von
mehreren mit demselben parallelen begleitenden Gängen gefolgt; so
ist ein ausgezeichneter, typischer Rhombenporphyrgang, ca. 30 Meter
dick, gut entblößt nahe bei Kattfoss (bei Gjeithus) auf der Ostseite
des Snarum- Flusses, während der Gjellum
Begnatal-Gang hier auf
der Westseite des Flusses ansteht.
In Zusammenfassung der obenstehen.den kurzen Übersicht über
die wichtigsten Rhombenporphyrgänge von Gran und der Gegend
zwischen Randsfjord
s ich,
daß
Fächers
Tyrifjord in 0 und Kroderen in W e r g i b t
di e s e l b e n
als
die
a n g e o r d n e t s i n d,
v o n e t wa 2 0°
e i n zel n e n
mit
einem
Splitter eines
Öf f n u n g s w i n k e l
2 5°. (Auf der Karte P. 282 sind die Rhorubinporphyr­
gänge nur nach der geologischen Rektangelkarte Gran (von 1923)
und deshalb leider nur unvollständig abgesetzt).
E s s c h e i n t e i n l euc h t e n d , daß di e s e z a h l r e i c h e n f ä c h er­
f ö r m i g a n g e o r d n e t e n, g r o ß e n G ä n g e v o n
phyr
R h o mbe n p o r­
welche offenbar auch in naher Beziehung zu den Haupt­
richtungen der Täler und Seen innerhalb dieses Teils des Landes
stehen
ein e Aus d e h n u n g d e r O b e r f l ä c h e d e s
g e b i r g s - Pe n e p l a i n s i n
W
G run d ­
0 -l i c h e r R i c h t u n g b e d e ut e n
m ü ß e n, e t w a d e r G e s a m t d i c k e s ä m t l i c h e r R h o m b e n p o r p h y r­
gän g e i n n e r h a l b
d e s F ä c h e r s e nts p r e c h e n d,
m i t w e n i g s t e n s 150
das h e ißt
175 M e t e r .
Im Verhältnis zur Gesamtbreite des fächerförmigen Feldes in
W -0 -licher Richtung (ca. 35
40 Kilometer im südlichen und bis
50-55 Kilometer im nördlichen Teil) scheint diese verlängerte Aus­
dehnung der Oberfläch e nicht so groß, bezeichnet aber doch bei
näherer Erwägung eine ganz beträchtliche Aufspaltung der dicken,
festen Grundgebirgsplatte mit den auf derselben liegenden sedimen­
tären Formationen (und eventuell auch älteren essexiiisehen und
larvikitischen Lavadecken).
Es scheint einleuchend, daß diese Ausdehnung der Oberfläche
und die damit in Verbindung stehende fächerförmige Auf s p a l t ung
der Grundgebirgsplatte mit auf liegenden Formationen durch eine
schwache A u f w ölbung erklärt werden muß, in Verbindung mit einer
vertikalen Hebung infolge des Druckes des in der Tiefe vorhandenen
larvikitischen Magmas.
Dieses
hat
dann
g l e i c h z e i tig a u c h
d i e d ur c h d i e A uf w ö l b u n g g e b i l d et e n z a h l r e i ch e n S p a l­
t e n g e f ü I I t u n d s o m i t d i e R h o m b e n p o r p h y r g ä n g e h i n t e r-
344
W. C.
BR0GGER
l a s s e n; u n d d a s d u r c h d i e f äc h e r f ö r m i g e n S p a l t e n g e f ör­
der t e
Magma
ha t
sch ließli c h
B ru c h st ü c k e n
der
S e valdrudbreccie
auch
wie
aus
bewiesen
den
is t
o b e n a u f d e r O b e rf l äc h e d e r g e h o b e n e n G e b i r g s p l a t t e
e i n e R e i h e v e r s ch i e de n e r D e c k e n v o n R h o m b e n p o r p h y r
abgesetz t .
Die fächerförmige Anordnung der vertikalen Gangspalten der
Rhombenporphyrgänge zwischen einer Linie Tyrifjord Gran Eina­
vann in 0 und Amot Modum Begnadal in W i s t w ah rs c h e i n­
l i c h z u b e z i eh e n a u f d i e g r ö ß e r e A u f w ö l b u n g u n d H e ­
b u n g d e s P e n e p l a i n s d e s G ru n d g e b i r g e s i m n ö r d l i c h e n
a l s i m s ü d l i c h e n T e i l d e s G e b i e t e s.
In Verbindung mi t der Hebung und Aufwölbung der Grund­
II.
gebirgsplatte mit den darauf liegenden paläozoischen Schichtreihen
und
Eruptivdecken
müssen
dann schließlich nicht nur die durch
die Rhombenporphyrgänge bewiesenen Bers tungen verursacht sein,
sondern auch v e r t i k a l e o d e r s t e i l e V e r s c h i e b u n g e n ( He­
bungen oder Senkungen oder beide
diese Arten
von
vertikalen
Bewegungen) d e r v e rt i k a l e n T e i l s t üc k e d e r G e s t e i n s p l a t t e
z w i s c h e n d en G än g e n .
D urch
eine
d e rart i g e
V e r t i k a l v e rs c h i e b u n g
is t
s c h l i e ß l i c h d a nn a u c h d i e g r o ß e V e r w e r f u n g l än g s d e r
Sp a lt e d e s j e t z i g e n R a n d s f j o r d s e n t s t a n d e n , welche mit der
Richtung des Sees zwischen Viken und Sjövik und weiter nördlich
in der Spa lte des Einavanns und des Hunsflusses fortsetzt u n d a u f
d i e s e r g a n z e n S t r e c k e a u c h d i e j e t z i g e W N W- G r e n z e
d e s O s lo g e b i e t e s b e z e i c h n e t .
Ob hier die Ostseite gesunken,
oder die Westseite gehoben ist, oder ob vielleicht beide Arten von
Bewegungen längs der Verwerfungsebene stattgefunden haben, läßt
sich kaum sicher entscheiden.
12.
dung
Es sch e i n t s c h l i e ß l i c h b e r e c h t i g t a u c h d i e B i l ­
der
Exp l o s i o n s b re c c i e
bei
S e v a l drud
mit
der
g r o ß e n V e r t i k a l v e rsch i e b u n g ( " V e r w erf u n g" ) l än g s d e m
R a n d s f j o r d i n V e rb i n d u n g zu b r i n g e n .
tung
des
B re cc i e n f e l d e s i s t j e m i t
R a n d s fjords
R ich tung
p arallel, u n d
der
D i e L än g s r i c h­
der R i ch t un g d e s
b e i d e f o lg e n, w i e a u c h d i e
R h o m b e n p o r p h y rg än g e
a uf
G r a n,
der
h e rrs c h e n d e n äl t e re n S c h i e f r i g k e i t d e s G r u n d g e b i r g e s.
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
345
Jüngere Eruptivgesteine von Typen der Eruptionserie des Oslo­
gebietes als die Reste verschiedener Rhombenborphyrdecken wurden
in der Sevaldrudbreccie bis jetzt nicht nachgewiesen.
Das jüngste Gestein der Breccie ist ganz unzweifelhaft durch
die Reste der bemerkenswerten b a n a k i t i s c h e n L a v a repräsen­
tiert, welche eben in Verbindung mit der Explosion, wodurch die
Breccie selbst gebildet wurde, aufgepreßt wurde.
E s l i e g t d a n n n ahe z u s c h l i e ß e n , d a ß d e r g e w a l t i g e
D r u c k d e r Explo s i o n, d u r c h w e lc h e d i e B r e c c i e g e b i l d e t
w u r d e, a u c h m i t d e r g r o ß e n V e r w e r f u n g l än g s d e r R i c h­
t u n g d e s j e t z i g e n Ra n d s f j o r d s i n k a u s a l e r V e r b i n d u n g
ges t a n d e n h a t u n d m i t d i e s e r gleichzeitig w a r .
Die große Verwerfung längs dem Randsfjord ist aber vielleicht
nicht ausschließlich auf die einzige gewaltige Vertikalbewegung in
Verbindung mit der Explosion bei Sevaldrud zu beziehen, sondern
ihre
Bildung hat vielleicht (wie ich schon längst durch die Unter­
suchung der von einer dicken Reibungsbreccie begleiteten großen
Verwerfung bei Bäkkelaget S von Oslo nachgeweisen konnte 1 mit
mehreren Unterbrechungen durch längere Zeiträume fortgesetzt. Eine
nähere Beweisführung über die Geschichte der Randsfjordsverwerfung
läßt sich nicht durchführen, weil die ganze Verwerfungszone infolge der
späteren Erosion, welche das vertiefte Bett des jetzigen Sees gebildet
hat, für jede nähere Untersuchung vollständig unzugänglich ist2.
Wie schon von Schetelig und Holtedahl erwähnt (I. c. p. 32) ist die
relative Einsinkung der Peneplainoberfläche des Grundgebirges 0 vom
S. Ende des Randsfjords wahrscheinlich nahezu 1 000 Meter, während
dieselbe nördlich bei Rökenviken, wo sie ungefähr im Niveau des
Randsfjords liegt, viel geringer ist.
Auch diese
Neigung des Grundgebirgspeneplains nach S ist
wahrscheinlich nicht auf eine Z u s a m m e n p r e s s u n g in Verbindung
mit einer allgemeinen Bergkettenbildung des zentralen südlichen Nor­
wegens, sondern eher auf Bewegungen in einem in der Tiefe vorhan­
denen "Geoplasma" (Magma?), welches auch die anderen Vertikal­
bewegungen der Gegend von Randsfjord verursacht hat, zu beziehen.
1
W. C. Brögger.
"
Ü ber
die
Bildungsgeschichte
des
Kristianiafjords".
Nyt
Magazin for N a turvidenskaberne, B. XXX; Kristi ania 1886.
2
In de r Fortsetzung der Randsfjordverwerfung längs dem en gen Nordende von
Einavann
ist die Verwerfungswand, wie bei Bäkkelaget, von einer typischen.
s cho n in den 80-er Jahren von mir beobachteten Reibungsbre c c ie bed e ckt .
346
W. C. BR0GGER:
DIE EXPLOSIONSBRECCIE BEI SEVALDRUD
Daß die große Verwerfung längs dem Randsfjord, wodurch die
völlige Umgestaltung des Oberflächenreliefs dieser Gegend eingeleitet
wurde, vielleicht zum wesentlichen Teil gleichzeitig gewesen ist mit der
gewaltigen Explosion, wodurch die Sevaldrudbreccie gebildet wurde,
dürfte meiner Auffassung nach
wahrscheinlich sein.
Denn diese
Explosion muß wahrhaftig eine enorme Leistung der vulkanischen
Kräfte repräsentiert haben.
Es wurde ja doch in einer Länge von
mehr als I 200 Meter und in einer Breite von mehr als 200 Meter eine
Grundgebirgsplatte von unbekannter, aber sicher bedeutender Dicke
mit einer Decke von paläozoischen Schichten und darauf ruhenden
Lavaströmen, also eine wenigstens einige Tausend Meter dicke Ge­
steinsplatte in die Luft zersprengt und zu Millionen von Bruchstücken
und zu einem feinkörnigen Detritus zerplittert.
Eine derartige ex­
plosive Tätigkeit muß eine so enorme Kraftäußerung repräsentiert
haben, daß sie wohl der Aurberstung und Vertikalverschiebung längs der
Randsfjordspalte ebenbürtig gewesen sein dürfte.
Man ist sogar ver­
sucht dazu, den V o I u m v e r I u s t der durch die Sevaldrudexplosion
aus der Tiefe in die Luft ausgeschleuderten Lavamasse als durch die
Einsinkung der Gesteinsplatte östlich von der Randsfjordverwerfung
teilweise ersetzt anzunehmen.
Die parallele Richtung der Explosions­
breccie und der Verwerfung,
zugleich parallel der Schieferung der
krystallinen Gesteine des Grundgebirges,
macht es naheliegend
nicht nur eine nahe Beziehung, sondern vielleicht auch eine Gleich­
zeitigkeit beider Naturrevolutionen: der Explosion und der Haupt­
verwerfung anzunehmen.
Die Entdeckung der Sevaldrudbreccie hat deshalb einen recht
wichtigen Beitrag geliefert zur Rekonstruktion der Landschaft der
Randsfjordgegend bevor der Explosion, wodurch sie gebildet wurde.
Die Bruchstücke der Breccie haben auch einen Beitrag gegeben zur
Beurteilung der enormen Erosion, welche nach derselben die Land­
schaft denudiert hat.
Die schließliehe Ausgrabung des Bettes des Randsfjords längs
der alten Verwerfungslinie,
welche
das
jetzige
Relief
geliefert
hat, ist im Vergleich mit der ungeheuren älteren Denudation nament­
lich der Landschaft westlich vom Fjord,
hier bis zur Oberfläche
des Peneplains des Grundgebirges und sogar durch diese,
zum großen Teil von relativ ganz jungem Alter.
Gedruckt 26. Februar 1931.
wohl
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