ERNEUERBARE ENERGIEN IN DEN BUNDESLÄNDERN IBA Hamburg – Konzepte für die Stadt im Klimawandel Wie sich ein ganzer Stadtteil selbst mit Wärme und Strom versorgen kann U L I H E L LW E G Bauausstellungen haben in Deutschland seit 1901 eine lange und bemerkenswerte Tradition als Motoren und Erneuerer der Baukultur. Die Hamburger IBA ist die 8. Bauausstellung und die erste in Hamburg. Bauausstellungen sind mehr als eine Architektur-Show; sie packen die Probleme und Chancen eines Ortes am Schopf und zeigen modellhaft Lösungen für Probleme der Stadtentwicklung, die national und international von Bedeutung sind. Das Gebiet der IBA Hamburg sind die Hamburger Elbinseln zwischen den Armen der Norder- und der Süderelbe, Europas größte Flussinsel, auf der ca. 55.000 Menschen leben (Abb. 1 Luftbild). Das Thema der Stadt im Klimawandel ist hier aus historischen und topographischen Gründen von besonderer Bedeutung. Die gesamte Insel ist durch Deiche gegen die Fluten der Nordsee, aber auch gegen Hochwasser der Elbe geschützt. 1962 kam es während einer Sturmflut zu einem Deichbruch, bei dem mehr als 200 Menschen in den Fluten ertranken. Seitdem haben viele Bewohner die Elbinseln verlassen und neue – überwiegend ärmere und migrantische – Bevölkerungsschichten sind hierhin gezogen. Die IBA Hamburg war Ende 2006 als kommunale Gesellschaft der Freien und Hansestadt Hamburg gegründet worden. Sie hat den Auftrag, die Hamburger Elbinseln für die Stadtentwicklung zurückzugewinnen („Sprung über die Elbe“) und diesen Prozess in Form einer Internationalen Bauausstellung zu dokumentieren und zu präsentieren. Wie jede Bauausstellung befasst sich auch die IBA 60 SOLARZEITALTER 2 2013 Abb.1: Schrägluftbild Elbinseln und IBA-Projektgebiet Credits: Freie und Hansestadt Hamburg / Landesbetrieb für Geoinformation und Vermessung Hamburg daher konkret mit den Problemen und Herausforderungen, aber auch den Chancen und Qualitäten des Raumes, der ihr anvertraut ist. Zunächst standen soziale und städtebauliche Aufgaben im Vordergrund. So geht es im Leitbild „Kosmopolis“ beispielsweise schwerpunktmäßig um die Verbesserung der Bildungs- und Wohnungssituation sowie um den Ausbau der Infrastruktur für die Menschen, die hier leben. Im Leitbild „Metrozonen“ geht es um die Frage, wie vernachlässigte „innere Peripherien“ der Stadt wieder zu lebenswerten Orten werden können und wie hier Wohnungsbau und Arbeitsplätze für alle Bevölkerungsschichten entstehen können. Mit der Vorlage des 4. IPCC-Berichtes im Januar 2007 wurde schlagartig deutlich, dass das Problem des Klimawandels gerade für den norddeutschen Raum und speziell für die Hamburger Elbinseln ERNEUERBARE ENERGIEN IN DEN BUNDESLÄNDERN von gravierender Bedeutung werden würde, wenn alles so weiterläuft wie bisher. Für uns war es daher zwingend, das Thema „Stadt im Klimawandel“ – neben dem sozialen Thema „Kosmopolis“ und dem städtebaulichen Leitthema „Metrozonen“ – zu einem dritten Leitthema zu machen. Konzept für den energetischen Umbau der Stadt Die konzeptionelle Grundlage für den energetischen Stadtumbau auf den Hamburger Elbinseln ist das „Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg“, das in den Jahren 2008 bis 2010 von einem internationalen Fachgremium in Zusammenarbeit mit der IBA entworfen wurde (vgl. Internationale Bauausstellung Hamburg (Ed.): Energy Atlas – Future Concept Renewable Wilhelmsburg, jovis Verlag GmbH, Berlin) und in zentralen Teilen bis 2013 umgesetzt werden konnte. Der Grundgedanke dieses „Energieatlas“ ist es, die lokalen energetischen Ressourcen der Stadt (bzw. eines Stadtteils) für die regenerative Energieversorgung zu nutzen und gleichzeitig die Effizienz der lokalen Energieverbraucher deutlich zu erhöhen. Zu diesem Zweck wurden alle Gebäudetypologien auf den Elbinseln analysiert und hinsichtlich ihrer energetischen Qualitäten (z.B. Eignung für Solarthermie, Photovoltaik oder oberflächennahe Geothermie) und Restriktionen (z.B. Denkmalschutz, Kosten-Nutzen-Aspekte) bewertet. Das Konzept kommt zu dem Ergebnis, dass es durch eine intelligente Kombination von Effizienz steigernden Maßnahmen am und im Gebäude und an der Gebäudetechnik einerseits und durch die Versorgung mit regenerativer Energie andererseits möglich ist, die Hamburger Elbinseln bis 2025 vollständig mit selbst produziertem Strom und bis 2050 mit eigener Wärme zu versorgen. Nicht enthalten im Konzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ sind Industrie und Verkehr, die (im Hamburger Durchschnitt) etwa 60 % der CO2-Emissionen ausmachen. Ein Kernstück des Konzeptes „Erneuerbares Wilhelmsburg“ sind dezentrale Nahwärmenetze. Im Konzept wurden fünf Nahwärmenetze zur Versorgung der Gebäude vorgeschlagen. Zwei davon versorgen mittlerweile erste Bauabschnitte und werden in den nächsten Jahren weiter ausgebaut. Ein Wärmenetz ist in der Bauplanung und kann Anfang 2014 in die Realisierung gehen. Die erste Nahwärmezentrale mit einer Kapazität von 22.500 MWh/a Wärme und 3.000 MWh/a Strom ist in einem ehemaligen Flakbunker entstanden, der zum Energiebunker umgebaut wurde (Abb. 3). In dem 1943 gebauten und 1947 teilweise gesprengten Bunker wurde ein 2.000 m³ umfassender Wassertank eingebaut, der als Pufferspeicher dient und der von Solarthermie, Abwärme eines Industriebetriebes, einem Holzhackschnitzelkessel und einem Biomethan-BHKW gespeist wird. Durch den Energiebunker werden im Endausbau ca. 3.000 Haushalte mit Wärme und 1.000 Haushalte mit Strom versorgt. Dadurch können 95 % oder 6.600 t CO2 p.a. eingespart werden. Im ersten Bauabschnitt werden gegenwärtig 830 Wohneinheiten des „Weltquartiers“ an den Energiebunker angeschlossen. In einem der Flaktürme des Bunkers befindet sich heute ein Café und auf dem ganzen Gelände informiert eine Ausstellung über die Geschichte dieses Bauwerks. Das zweite Nahwärmenetz verfolgt einen bisher einmaligen Ansatz: Es ist ein Verbund, der sowohl Wärme liefert, als auch solche von den dezentralen Verbrauchern aufnimmt. Damit überträgt es die erfolgreichen Prinzipien des Erneuerbaren Energien Gesetzes aus dem Bereich der Stromversorgung auf die Wärmeversorgung. In der ersten Pilotphase ist der Energieverbund beschränkt auf die IBA-Neubauten in Wilhelmsburg Mitte, er dient damit als Laborversuch im Realmaßstab für den zukünftigen Umbau des großen Hamburger Fernwärmenetzes. Basis des Energieverbundes ist eine Energiezentrale mit einem Biomethan-Blockheizkraftwerk und Gas-Spitzenlastkesseln. Damit wird die Grundversorgung der über ein Wärmenetz angeschlossenen Gebäude mit einem Gesamtwärmebedarf von 5.000 MWh/ a gesichert. Gleichzeitig wurden drei der angeschlossenen Gebäude mit einer Hausübergabestation ausgerüstet, die nicht SOLARZEITALTER 2 2013 61 ERNEUERBARE ENERGIEN IN DEN BUNDESLÄNDERN sers erwartet werden kann. Damit kann eine Leistung von ca. 17,5 MW für die Wärmeversorgung genutzt werden. Und zusätzlich wird in Abhängigkeit vom tatsächlichen Wärmeniveau des geförderten Wassers die Produktion von Strom geprüft. Dezentral vor zentral! Abb.3: Baustellenfotografie Mai 2013 - Energiebunker Credits: IBA Hamburg GmbH / Martin Kunze nur den Wärmebezug, sondern auch die Einspeisung von Überschusswärme ermöglicht. In einem eigens erarbeiteten Regelwerk für den Energieverbund wurde festgeschrieben, dass anfangs bis zu einer Wärmemenge von 10 % des Jahresbedarfs diese dezentralen Einspeiser Vorrang haben und eine feste Vergütung für jede eingespeiste Kilowattstunde Wärme vom Betreiber des Wärmenetzes erhalten. Voraussetzung ist allerdings, dass ausschließlich erneuerbare Wärme eingespeist wird. Mit dem weiteren Ausbau des Energieverbundes wird diese Grenze bis auf 25 % angehoben. Insgesamt wird mit dem Energieverbund bei Berücksichtigung der Stromproduktion im BHKW („Stromgutschriftmethode“) für die Wärme eine negative CO2-Emission erreicht. Die CO2-Kennziffer für die Wärmelieferung liegt aktuell bei -111,6 kg CO2/MWhth. Das dritte Nahwärmenetz wird das tiefengeothermische Energiepotential der Elbinsel nutzen und gehört damit zu den Vorreitern im norddeutschen Raum. Im Rahmen der IBA wurden 2009/2010 seismische Untersuchungen zur Erkundung der Geologie durchgeführt, die sehr vielversprechende Ergebnisse brachten. In einer Tiefe von 3.500 Metern wird 130 °C heißes Wasser vermutet. Die Schichtdicke der Sandsteinschicht mit ausreichendem Porenvolumen beträgt ca. 50 m, sodass eine ergiebige Förderung (150 m³/h) des heißen Was62 SOLARZEITALTER 2 2013 Neben den Nahwärmenetzen spielen lokale regenerative Energieressourcen eine entscheidende Rolle im Klimaschutzkonzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“. Die gegenwärtig viel beschworenen Probleme und Verzögerungen bei der „Energiewende“ sind nicht nur hausgemacht, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass die neue Energiepolitik wieder in den alten Schachteln industrieller Mega-Systeme gedacht wird und die Chancen dezentraler Versorgungsstrukturen nicht (oder zu wenig) erkannt bzw. gefördert werden. Die IBA Hamburg hat ihr Konzept des energetischen Stadtumbaus konsequent auf die Nutzung der lokalen Ressourcen und Potentiale vor Ort basiert und sich so zum Prinzip „Dezentral vor zentral“ bekannt. Denn mit dem energetischen Umbau unserer Städte kann jetzt und hier begonnen werden. Während für die Offshore-Großwindanlagen oder die gigantischen Kraftwerke in der Sahara („Desertec“) noch zahlreiche politische, rechtliche und technische Lösungen zu erarbeiten sind, kann mit der Nutzung der völlig unterbewerteten lokalen urbanen Ressourcen sofort begonnen werden. So lässt sich im Übrigen auch ein politischer Konsens viel einfacher herstellen, da Arbeitsplätze und Einkommen vor Ort in den Kommunen geschaffen werden. So arbeitet die IBA Hamburg bei der Umsetzung des Konzeptes „Erneuerbares Wilhelmsburg“ sehr eng mit den örtlichen Organisationen der Wirtschaft, insbesondere der Handwerkskammer zusammen. Zur Untermauerung ihrer These hat die IBA Hamburg im Konzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ verschiedene Formen dezentraler regenerativer Energie- Selbstversorgung auf den Hamburger Elbinseln aufgezeigt. Ein wichtiges und besonders ERNEUERBARE ENERGIEN IN DEN BUNDESLÄNDERN anschauliches Projekt ist der „Energieberg“(Abb. 4). Dabei handelt es sich um eine alte Mülldeponie mit einer Größe von 45 ha, die seit den 80er Jahren wegen eines Giftmüllskandals geschlossen ist und ständig überbewacht werden muss. Auf der Deponie wurde eine 3,4 MW Windturbine installiert, die zusammen mit einer weiteren Windkraftanlage und einer Photovoltaikanlage von fast 1 ha Größe 12.400 kWh/a Strom liefert – ausreichend für die Versorgung von 4.000 Haushalten (= 20 % der Haushalte auf den Elbinseln). Desweiteren werden die Deponiegase für die Versorgung eines Industriebetriebes genutzt. Oberflächennahe Geothermie versorgt ein Informations- und Dokumentationszentrum, das über die Geschichte der Mülldeponie und ihre Transformation zum Energieberg informiert. Insgesamt sieht das Konzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie, Biomasse und Geothermie für die SelbstVersorgung der Hamburger Elbinseln vor. Trotz eines prognostizierten Bevölkerungswachstums von mehr als 40 % kann der Wärmebedarf (Endenergie) der privaten Haushalte sowie des Gewerbe, Handels und der Dienstleistungen (GHD) von 550 GWh Endenergie im Jahre 2007 auf 335 GWh im Jahre 2050 zurückgehen. Der Strombedarf wird hingegen von 143 GWh Endenergie (2007) auf 153 GWh im Jahre 2050 leicht ansteigen. Trotzdem kann eine hundertprozentige Selbstversorgung der privaten Haushalte und des GHD-Sektors mit Strom Ende der 20er Jahre und mit Wärme gegen Ende der 40er Jahre unseres Jahrhunderts erreicht werden. Die Hamburger Elbinseln sind dann praktisch in der Energieversorgung aller Gebäude klimaneutral. Das Konzept geht allerdings nur auf, wenn die Energieeffizienz der Gebäude, sowohl der existierenden wie der neuen, grundlegend verbessert wird. Das setzt zum einen eine Erhöhung der Erneuerungsrate der Gebäude von gegenwärtig etwa 1 % auf 3 % p.a. voraus. Zum andern muss der Gebäudebestand grundlegend energetisch saniert werden. Da es auf den Hamburger Elbin- seln viele Gebäude aus unterschiedlichen historischen Epochen gibt, darunter auch viele denkmalgeschützte oder stadtbildprägende Bauten, wurde im Klimaschutzkonzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ ein gebäudetypologisch differenzierter Standard für einzelne Stadtraumtypen definiert. So sollen denkmalwerte Altstadtgebäude mit einem Heizenergiebedarf von 200 kWh/m²a „nur“ einen Effizienzstandard von 72 kwh/m²a erreichen müssen, um sie gestalterisch nicht völlig zu ruinieren. Hochhaussiedlungen der 1970er Jahre sollen dagegen bis zu einem Heizenergiebedarf von 40 kWh/m²a saniert werden, da dies einerseits kostengünstig möglich ist; andererseits sind diese Siedlungen gestalterisch nicht so empfindlich wie die Gebäude des historischen Erbes. Im Projekt Wilhelmsburger Straße haben wir beispielhaft gezeigt, dass eine denkmalwerte Backsteinfassade der für Hamburg so typischen „Schumacherbauten“ aus den 1920er Jahren im Originalzustand erhalten werden kann und trotzdem der energetische Neubaustandard durch die Modernisierung erreicht wird. Möglich wurde dies durch die Kombination von behutsamen Maßnahmen der Effizienzsteigerung mit einer Erhöhung des Anteils an regenerativer Energie für die Wärmeversorgung. Abb. 4: Luftbilder Energieberg – September 2012 Credits: Aufwind-Luftbilder SOLARZEITALTER 2 2013 63 ERNEUERBARE ENERGIEN IN DEN BUNDESLÄNDERN Case Study Houses – Innovativer Neubau für das 21. Jahrhundert Bauausstellungen – Labore der Stadtentwicklung gerichtet, und sollen die Probleme eines Ortes paradigmatisch und beispielhaft lösen. IBA sind öffentliche Gesellschaften, die aber relativ unabhängig von der Verwaltung mit einem eigenen Budget (in Hamburg 100 Mio. € für 8 Jahre) handeln. Gleichwohl müssen alle Bauausstellungen sich der politischen Unterstützung der lokalen Politik, vor allem aber der Bevölkerung im Stadtteil versichern. Gerade letztere hat nicht selten Angst, dass eine IBA als „Gentrifizierungsmaschine“ über ihren Stadtteil hinwegfegt und die einheimische Bevölkerung nach der IBA die Mieten und Grundstückspreise nicht mehr zahlen kann. Alle Projekte der IBA Hamburg werden daher sehr intensiv mit der Bewohnervertretung und den betroffenen Bürgern diskutiert und abgestimmt. Gegen den mehrheitlichen Willen des Bürgerbeteiligungsgremiums werden keine Projekte von der IBA Hamburg realisiert. Oft ist viel Überzeugungsarbeit notwendig, um die Menschen vor Ort von der Wichtigkeit und Bedeutung eines Projektes zu überzeugen. Dies gilt insbesondere für den energetischen Stadtumbau; denn dieser ist ohne aktive Mitwirkung der Hauseigentümer und Mieter nicht zu schaffen – nicht einmal allein mit Geld. Vielmehr müssen die Menschen emotional für eine grüne Zukunft gewonnen werden. Auch hierin liegt eine paradigmatische Wirkung des Formates IBA. Die IBA Hamburg wurde am 23. März 2013 vom Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt feierlich eröffnet. Sie läuft bis zum 3. November. Gezeigt werden mehr als 60 bauliche Projekte in den drei Leitthemen der IBA Hamburg: „Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im Klimawandel“. Natürlich sind dies zunächst „Case-Study-Houses“, die einen hoch innovativen und experimentellen Charakter haben und noch nicht unbedingt alle massenproduktionstauglich sind. Aber IBA sind immer auch Laboratorien der Architektur und der Stadtentwicklung – und man erinnere sich, wie „exotisch“ PV-Dächer noch vor wenigen Jahrzehnten waren. Internationale Bauausstellungen sind die Forschungs- und Entwicklungslabore der Stadtentwicklung. IBA werden für einen bestimmten Zeitraum, i.d.R. zwischen 8 und 10 Jahren, ein- Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA Hamburg GmbH, die mit dem Europäischen Solarpreis 2012 ausgezeichnet worden ist. Kontakt:[email protected] Auch wenn der Umbau des Bestandes die wichtigste Aufgabe des energetischen Stadtumbaus ist, so hat der Neubau doch gerade im Rahmen einer Bauausstellung eine exemplarische Vorreiterrolle. Mit einer Reihe von „Case-Study-Houses“ in Wilhelmsburg Mitte zeigt die IBA Hamburg, wie das energetische Bauen der Zukunft aussehen kann. Hier entstanden 17 Modellhäuser, die z.T. völlig neue Lösungen hocheffizienter Gebäude zeigen. Kennedy & Violich Architecture (Boston) zeigen mit ihren „Soft Houses“, wie mit flexiblen photovoltaischen Dachmembranen hocheffzient Hausstrom erzeugt werden kann und wie Holz als nachhaltiger CO2-neutraler Baustoff in hochwertiger Architektur eingesetzt werden kann. Ein mehrgeschossiges Wohngebäude, das nicht nur im Energieverbrauch klimaneutral ist, sondern im gesamten Lebenszyklus, wird mit dem Woodcube gezeigt, der auch alte leim- und schadstofffreie Holzbautechniken wieder ins Leben ruft. Das Architektenteam „Splitterwerk“ (Graz) hat zusammen mit der Hamburger Forschergruppe SSC ein spektakuläres Projekt realisiert, bei dem in Fassadenelementen Algen als Biomasse gezüchtet werden. Ziller + Architekten (München) haben ein Passivhaus gebaut, das seine Restwärme aus einem PCM-Speicher bezieht – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. 64 SOLARZEITALTER 2 2013