„in vivo`` -- Das Magazin der Deutschen Krebshilfe vom 09.11.2010

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„in vivo‘‘ --- Das Magazin der Deutschen Krebshilfe vom 09.11.2010
Misteltherapie
Annika de Buhr, Moderatorin:
Viele Krebspatienten sehen in der Misteltherapie eine Behandlungsmöglichkeit auf die sie nicht
verzichten möchten, wobei es unter Experten umstritten ist, ob und wie die Mistel gegen Krebs
wirkt. Medizinische Studien zeigen aber zumindest, dass das Mistelextrakt die Nebenwirkungen
einer Chemotherapie verringern und die Lebensqualität der Krebspatienten verbessern kann.
Sprecher::
Die weißbeerige Mistel galt schon bei den keltischen Druiden als heilige und heilende Pflanze. Der
Halbparasit wächst in den Kronen von Laub- und Nadelbäumen, den sogenannten Wirtsbäumen.
1921 führte der Anthroposoph Rudolph Steiner die Mistel in die begleitende Krebstherapie ein.
Seitdem konnten 70 Wirkstoffe in der Mistel nachgewiesen werden. Professor Joseph Beuth erforscht seit 20 Jahren an der Universität Köln die Wirkung dieser Heilpflanze.
Prof. Dr. Peter Joseph Beuth, Institut für Naturheilverfahren, Universität Köln:
Wenn man eine Misteltherapie macht, dann werden bestimmte Abwehrfunktionen aktiviert. Über
ein aktiviertes Abwehrsystem kann man möglicherweise Infekte bekämpfen. Über ein aktiviertes
Abwehrsystem kann man aber auch so genannte Endorphine freisetzen. Endorphine, das sind körpereigene Opiate, die Einfluss auf die Lebensqualität, auf die Schmerzempfindung, auf die Stimmungslage und auf andere Parameter haben. Sie sehen, dass das Abwehrsystem das A und O ist,
welches dort stimuliert wird.
Sprecher:
Ein entscheidender Wirkstoff ist das Mistel-Lektin. Für die anthroposophische Therapierichtung
werden alle Wirkstoffe aus der Pflanze verarbeitet. In der Schulmedizin kommen Extrakte mit einer
definierten Menge an Mistel-Lektin zum Einsatz. Das Präparat wird möglichst nah an der Tumorstelle unter die Haut gespritzt. Rund die Hälfte aller Krebspatienten vertraut der Misteltherapie.
Annette R. von F. erkrankte 1998 an Brustkrebs. Durch eine hoch dosierte Chemo- und die anschließende Strahlentherapie war ihr Immunsystem sehr geschwächt. Deshalb suchte die damals
35-Jährige gezielt nach einer Stärkung für Ihren angegriffenen Körper.
Annette R. von F., Brustkrebs-Patienten:
Ich habe gesehen, wie die Misteln wachsen. Sie schädigen nicht den Wirt und leben in einer Art
Symbiose mit dem Baum. Da habe ich gedacht, wenn ich noch Krebszellen haben sollte, so möchte
ich, dass diese den Wirt, also mich, nicht schädigen. Ich wollte nicht, dass diese zum Tumor wer-
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den, anfangen zu wuchern und aggressiv werden. So passte die Mistel einfach unheimlich gut und
deshalb habe ich sie mir dann auch drei Jahre gespritzt.
Sprecher:
Ganz geheilt werden kann Annette R. von F. nicht mehr. Sie bekommt auch noch heute eine Antihormontherapie, doch es geht ihr 12 Jahre nach der Diagnose, entgegen allen Prognosen, gut. Sie
lebt sehr diszipliniert, macht regelmäßig Sport und ernährt sich gesund.
Annette R. von F., Brustkrebs-Patienten:
Ich denke, dass die Mistel, so wie es auch schon die anthroposophische Philosophie dieser Misteltherapie sagt, ganzheitlich gewirkt hat. Ich kann jetzt gar nicht sagen, dass sie das Symptom weggenommen hat. Ich kann nur sagen, dass ich mich gut mit dieser Therapie gefühlt habe, geborgener im Leben und die Angst einen Rückfall zu erleiden ist geringer geworden. Ich hatte das Gefühl,
dass ich mir etwas Gutes tue.
Sprecher:
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Mistelextrakt die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung mildern und das Immunsystem stärken kann. Doch Mistelpräparate sollten nur unter ärztlicher
Betreuung und bei klarer Indikation eingesetzt werden. Vor allem, wenn die Standardtherapie die
Haut angreift, wie es gerade bei neueren Chemotherapien der Fall sein kann, ist Vorsicht geboten.
Prof. Dr. Peter Joseph Beuth, Institut für Naturheilverfahren, Universität Köln
Nebenwirkungen der Mistel können zum Beispiel sein, dass die Haut sensibilisiert wird, dass man
große, rote Stellen auf der Haut bekommt und dass man dann auch möglicherweise die Standardtherapien im Nebenwirkungsspektrum an der Haut verstärken kann.
Nebenwirkungen können sein, dass man zum Beispiel sogenannte Autoimmunerkrankungen, wie
Rheuma oder Hauterkrankungen, erst dadurch richtig zum Blühen bringen kann. Das sind die beiden Gefahren, die bei einer Misteltherapie an Nebenwirkungen auftreten können.
Sprecher:
Wer sich für eine Misteltherapie interessiert, wendet sich an seinen betreuenden Facharzt. Bei einigen Krebserkrankungen, wie beispielsweise Leukämie, darf keine Misteltherapie angewendet werden.
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