Salbei aus dem eigenen Garten Salbei ist in jedem Garten eine absolute Bereicherung, gleich ob die heilende Salvia officinalis, die weinveredelnde Muskatellersalbei, die im Winter leuchtend rot blühende Ananas-Salbei oder eine der anderen dekorativen Salbeiarten. Der Anbau von Salbei im eigenen Garten bietet mehrere Möglichkeiten. Einmal als dekorative Pflanze in Steingärten oder Staudengruppen, zum anderen zum Zwecke der Teegewinnung oder als Küchenkraut. In jedem Fall braucht die Salbei einen sonnigen, warmen Boden, der eher steinig, durchlässig und kalkhaltig sein sollte. Neuere Züchtungen von Salbeiarten können die Blütenfarben im Steingarten und Staudengarten sehr dekorativ ergänzen. Von der Steppensalbei (Salvia nemorosa) sind es z.B. die Sorten Blauhügel (blau), Ostfriesland (tief violettblau), Schneehügel (weiß) und Tänzerin (violett). Zu einem besonderen Schmuck im Garten zählt die Ananas-Salbei (Salvia rutilans), die zu einem ansehnlichen Busch von 1,20 m Höhe heranwachsen kann. Im November zeigen sich die roten Blüten, die den ganzen Winter über erfreuen. Zur Verwendung als Heilkraut werden die Samen der Echten Salbei im März in eine Pflanzschale ausgesät, dies wird dann auf eine sonnige Fensterbank gestellt und immer etwas feucht gehalten. Bereits im Juni können dann die Jungpflanzen in das Freiland in einem Abstand von etwa 25 cm ausgepflanzt werden. Erst im zweiten Jahr ist dann eine erste begrenzte Ernte von Blüten und Blättern möglich. Schneller erfolgt der Anbau, wenn bereits im April vom Gärtner vorgezogene Pflanzen ins Freiland ausgepflanzt werden. Im Oktober sollten die Salbeipflanzen zur Düngung und gegen Auswinterungsschäden an den unteren Stängelteilen mit Kompost abgedeckt werden. Wann werden die Salbeiblätter geerntet? Haben sich im Juni die blauvioletten Blüten geöffnet, sind die Blütenstängel etwas tiefer abzuschneiden. Sehr gut schmeckt ein Tee aus den Blüten und den angrenzenden ersten Blättern. Die Pflanzen treiben jetzt wieder aus. Anfang August beginnt dann die Blatternte zur Teegewinnung, dabei werden die Triebspitzen mit etwa 6 bis 8 Blättern für die Trocknung geschnitten. Ab August hat der Hauptwirkstoff, das ätherische Öl, einen Gehalt erreicht, der für den Teegenuss im Winter das bekannte würzige Aroma bietet. Nach erneutem Nachwachsen können bis Ende September noch weiter die herrlich silbrig-grauen Triebspitzen geerntet werden. Die Blatternte sollte an warmen trockenen, aber nicht zu sonnigen Tagen erfolgen, weil dann erfahrungsgemäß die Ölanteile am höchsten sind. Für den Tee oder die Küche bestimmte Salbeiblätter können frisch auch den ganzen Sommer geerntet werden. Beim Würzen mit getrockneter Salbei muss man nur etwas vorsichtiger sein, denn ein Gericht kann sonst schnell „verbittern“. Wie werden die Salbeiblätter am besten getrocknet? Die gesammelten Blätter werden an einem luftigen und schattigen Ort auf Tabletts oder unbedrucktem Papier ausgelegt. Sie sollten nicht an der Sonne trocknen, da sonst der Ölgehalt gesenkt wird. Die Blätter dürfen nur einlagig, also nicht übereinander ausgelegt werden und sie müssen oft gewendet werden. Der ideale Ort zum Trocknen wäre z.B. ein Dachboden bei offenem Fenster. Die getrockneten Blätter werden am besten in lichtgeschützten Jutesäckchen oder Papiertüten oder in Holz- und Glasgefäßen an einem trockenen Ort aufbewahrt. Sie dürfen nicht im feuchten Keller lagern! Auch bei bester Lagerung halten sich getrocknete Salbeiblätter nur etwa eineinhalb Jahre. Wenn sie kaum noch den bekannten würzigen Duft haben, nur noch wenig Farbe zeigen und beim Anfassen leicht zerbröseln, besitzen die Blätter keinen medizinischen Wert mehr. Tee aufgegossen, kalt angesetzt, oder abgekocht Bei einem Teeaufguss wird ein Teelöffel Salbei mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen. Der Aufguss, auch Infus genannt, bleibt zugedeckt 5 bis 10 Minuten stehen und wird dann abgeseiht. Er sollte dann eine goldgelbe Färbung haben. Von Mai bis September kann der Salbeitee aus frischen Salbeitriebspitzen gekocht werden, im Juni auch mit Salbeiblüten. Salbeiblütentee ist besonders schmackhaft. Bei dieser Art der Zubereitung bleibt weniger ätherisches Öl enthalten, dafür werden, je länger der Aufguss zieht, umso mehr Gerbstoffe gelöst. Gerbstoffe wirken zusammenziehend, entzündungshemmend, schmerzstillend und antibakteriell. Dabei erstreckt sich die Anwendung des Salbeiteeaufgusses vom Trinken über die Inhalation bis hin zum Sitz- oder Vollbad. Die schonendste Zubereitungsform in Bezug auf das ätherische Öl ist der Kaltansatz, auch Mazerat genannt. Dazu werden die Salbeiblätter 10 bis 12 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht und dann abgeseiht. Zum Trinken sollte der Tee dann nur noch höchstens erwärmt werden. Diese Methode ist auch sinnvoll, wenn die Gerb- und Bitterstoffe unerwünscht sind. Das ätherische Öl wirkt schweißregulierend, krampflösend und hustenlindernd. Werden die Pflanzenteile der Salbei kalt angesetzt, langsam erhitzt und je nach Menge etwa 30 Minuten gekocht, spricht man von Abkochung bzw. Dekokt. Dabei geht das ätherische Öl weitestgehend verloren. Dafür werden die harzartigen, kautschukähnlichen Bestandteile der Pflanze gelöst. Außerdem können Gerb- und Bitterstoffe sehr konzentriert angewendet werden. Diese Methode wird innerlich angewandt bei Gefäßverkalkung, anderen Veränderungen der Gefäßinnenschicht, Steinleiden und äußerlich bei Hautkrankheiten und Läsionen. Die Harze, Gerbstoffe und Bitterstoffe wirken zusammenziehend, desinfizierend und schmerzstillend. Salbeiabkochungen können auch äußerlich als Badezusatz bei Schuppenflechte, Windeldermatitis, Fußpilz und Säuglings-Milchschorf verwendet werden sowie als Kompressen zur Behandlung infizierter Wunden. Salbei selbst verarbeitet Neben dem wässrigen Auszug, dem Tee, bieten sich noch weitere Möglichkeiten an, die Salbei arzneilich für den Hausgebrauch zu nutzen. Dabei sei sowohl an alkoholische und essigsaure Auszüge als auch an Salben gedacht. Tinktur: Unter Tinkturen versteht man einen alkoholischen Drogenauszug, hier Salbeiblüten oder -blätter mit einem Konzentrationsverhältnis von einem Teil Droge zu 5 oder 10 Teilen Alkohol. Beispiel: 10 Gramm frische Salbeiblätter bzw. –blüten werden in 100 ml mindestens 50%igem Alkohol angesetzt und nach 14 Tagen abfiltriert. Eine Anwendungsmöglichkeit sind 15 Tropfen der Salbeitinktur in Wasser zum Spülen und Gurgeln bei Zahnfleisch- und Rachenentzündungen. Schnaps: Salbeiblüten ohne Stängel werden in ein gut verschließbares Glas gestopft und mit hochprozentigem Alkohol (z. B. Korn oder Rum) übergossen. Die Blüten werden nach 3–6 Wochen abgefiltert und der Schnaps je nach Geschmack mit Honig gesüßt. Dieser Salbeiblütenschnaps wird bei beginnender Erkältung empfohlen. Essig: Eine Hand voll frische Salbeiblüten wird in 0,5 l Spritessig eingelegt und nach etwa 14 Tagen abfiltriert. Äußerlich wird dieser Essig bei Kopfschmerzen auf Stirn und Nacken aufgetragen und zur Nervenstärkung reibt man damit einmal täglich die Wirbelsäule von oben nach unten ein. Salbeilösung: Drei Tropfen ätherisches Salbeiöl werden in 100 ml Wasser gelöst und bei Schleimhautgeschwüren angewendet. Salbe: 15 Gramm Bienenwachs werden mit 100 ml Olivenöl im Wasserbad geschmolzen und mit einer Hand voll frischer Salbeiblätter oder Blüten vermischt. Nach dem Aufkochen werden die Blätter bzw. Blüten abgeseiht und die Mischung unter Rühren abgekühlt. Diese Salbe eignet sich zur Behandlung von kleinen Wunden, Verbrennungen und Furunkeln. Sirup: 1 kg Zucker wird in einem Liter kochendem Wasser gelöst und über eine Schüssel mit frischen Salbeiblüten (lose mit Stiel und kurzem Stängel) gegossen. Dazu kommt noch der Saft von 3-4 ausgepressten Zitronen. Nach ca. 12 Stunden werden die Blüten abgefiltert. In saubere Flaschen gefüllt, hält sich dieser Sirup ungefähr ein Jahr. Aufgrund seiner leuchtend violetten Farbe ist er mit reichlich Wasser verdünnt ein ideales und gesundes Kindergetränk. NHV Theophrastus, 2004 verwendete Quellen: Deutsches Arzneibuch, 10. Ausgabe, 1991 Flora Europaea, Cambridge, 1972 Funke, Hans: Naturheilpraxis 4 / 1990 Heinz, Ulrich Jürgen: Das Handbuch der modernen Pflanzenheilkunde, Verlag Hermann Bauer KG.1984 Jürgens, Dr. Bernd: Hausrezepte der Naturheilkunde, Hallwag-Verlag Bern & Stuttgart, 1991. Kölbl, Konrad: Kölbls Kräuterfibel, Reprint-verlag Konrad Kölbl, 1986 Kraus, Prof. Dr. Ljubomir / Carstens, Dr. Jutta: Heilpflanzen: Kleine Teekunde für den Hausgebrauch. GeorgTieme-Verlag, 1993. Tegel, Christine: Morphologische und chemische Variabilität sowie Anbau und Verwendung von Salvia Sp. (Salbei), Diplomarbeit, TU München, 1984. Thomas, Barbara: Salvia officinalis – Portrait einer Heilpflanze, Manuskript, Hamburg, 1999 Zittlau, Dr. Jörg: Natürlich heilen mit Salbei, W. Ludwig-Verlag, 1999.