Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe - Beck-Shop

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Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe
Das komplette Praxiswissen in einem Band
Bearbeitet von
Jörg Baltzer, Klaus Friese, Michael A. Graf, Friedrich Wolff
1. Auflage 2004. Buch. 752 S. Hardcover
ISBN 978 3 13 129151 6
Format (B x L): 19 x 27 cm
Zu Inhaltsverzeichnis
schnell und portofrei erhältlich bei
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530 6 Gynäkologie
6.11 Tumoren der Zervix
J. Baltzer
6.11.1 Benigne Tumoren
Kondylome der Portio
Im Bereich der Portiooberfläche können sich virusbedingt typische Kondylome entwickeln. Typisch ist das
Auftreten bei sehr jungen Frauen. Postmenopausal sind
Kondylome selten.
Das allen Kondylomen gemeinsame zytologische
Merkmal und das wichtigste differenzialdiagnostische Kriterium sind ein- oder mehrkernige Koilozyten
(S. 513) in der verbreiterten Intermediärzellschicht.
Differenzialdiagnostisch müssen die flachen Portiokondylome von Low-Grade-Dysplasien abgegrenzt werden.
Beschwerden sind bei Portiokondylomen eher die
Ausnahme. Die operative Ausschälung mit histologischer Untersuchung zum Ausschluss prämaligner Veränderungen ist ratsam. Bei ausgedehnten Veränderungen, die mit bloûem Auge zum Teil nur schwer erkennbar sind, wird das Ausmaû nach Pinselung mit 3 %iger
Essigsäure (Essigprobe) gut sichtbar. In diesen Fällen
ist die Laservaporisation als Methode der Wahl anzusehen. Voraussetzung ist, dass eine vorangegangene histologische Klärung keinen Hinweis für maligne Veränderungen ergeben hatte.
Das Risiko für Neugeborene, eine herpesbedingte Larynxinfektion bei vaginaler Entbindung bzw. eine Larynxpapillomatose zu entwickeln, wird als auûerordentlich gering angesehen. Eine Sectio ist nur bei extensiver Form der Kondylomerkrankung indiziert (Löning 2001).
Polypen
Sowohl in der Schleimhaut der Zervix als auch des Corpus uteri können Polypen entstehen. Diese bestehen aus
Drüsen und fibrovaskulärem Gewebe. Das Drüsenepithel an der Oberfläche wird im Rahmen typischer Epidermisierungsvorgänge durch Plattenepithel überhäutet (Abb. 6.72).
n Klinik und Diagnostik
Zervixpolypen sind schon mit bloûem Auge als polypöse Gebilde im Bereich des äuûeren Muttermundes erkennbar. Sie verursachen verstärkten Fluor, evtl. verbunden mit Blutungen, auch Kontaktblutungen. Differenzialdiagnostisch muss ein in die Zervix hinunterwachsender Korpuspolyp bedacht werden. Auch ein
submukös entwickeltes Myom in Statu nascendi kommt
differenzialdiagnostisch infrage.
n Therapie
Zervixpolypen werden meist mit der Kornzange gefasst
und abgedreht. Bei gröûeren Polypen muss die Basis des
Polypen mit dem tastenden Finger bestimmt werden
(breitbasig oder dünn gestielt), um entscheiden zu können, ob eine Abdrehung möglich ist oder die operative
Entfernung notwendig wird. Bei dem Versuch, breitbasige Polypen ambulant zu entfernen, können stärkere
Blutungen auftreten, die dann eine Umstechung erforderlich machen. Bei breitbasigen Polypen empfiehlt
sich deshalb, die Basis über eine Overholt-Klemme abzusetzen, die durch Naht versorgt wird.
Bei der über 50-jährigen Frau ist im Anschluss an die
Entfernung des Polypen mit Zervixkürettage die zusätzliche Korpuskürettage ratsam, um metaplastische Schleimhautveränderungen mit den unterschiedlichen Graden der zervikalen intraepithelialen
Neoplasie (CIN I ± III) auszuschlieûen. Die getrennte
histologische Untersuchung von Polyp-, Zervix- und
Korpusabradat ist notwendig.
6.11.2 Präkanzerose (zervikale
intraepitheliale Neoplasie)
Während das invasive Zervixkarzinom (das zu den häufigsten malignen Tumoren des Genitale zählt) in den
letzten Jahrzehnten kontinuierlich seltener geworden
ist, hat die Zahl der Präkanzerosen, der zervikalen intraepithelialen Neoplasie (CIN) Grad I ± III, zugenommen.
Zu dieser Entwicklung hat nicht zuletzt eine verbesserte
Früherkennung beigetragen, das Verhältnis intrazervikaler Neoplasien zu invasiven Karzinomen beträgt 5 : 1.
n ¾tiologie
Risikofaktoren
Begünstigende Risikofaktoren sind:
ä niedriger sozioökonomischer Status,
ä frühzeitig aufgenommener Geschlechtsverkehr,
ä häufiger Partnerwechsel,
ä ungenügende Genitalhygiene,
ä hohe Geburtenzahl,
ä Nicotinabusus.
Bedeutung des HPV
Assoziation mit HPV. Neben diesen exogenen Faktoren
spielt die virale Genese eine entscheidende Rolle (zur
Hausen 1996, Singer u. Monaghan 2000). Die meisten
Zervixdysplasien und Karzinome sind mit HPV assoziiert, und die Persistenz spezieller HPV-Typen ist mit einem erhöhten Risiko einer Zervixdysplasie bzw. eines
Zervixkarzinoms verbunden. Neben den HPV-Typen 16
und 18 kommen mindestens 7 weitere HPV-Typen als
Hochrisikotypen für die Entstehung eines Zervixkarzinoms infrage. Als Beweis für die Infektion gilt der Nach-
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6.11 Tumoren der Zervix
a
Abb. 6.72 a, b Zervixpolypen.
a Makroskopisches Bild.
b Histologisches Bild. Markierung:
Durch Plattenepithel überhäutete
Schleimhautareale des Polypen.
b
weis von HPV-DNA mit Hybridisierungstechnik. HPV-6/
11-DNA ist häufiger in benignen Epithelveränderungen,
HPV 16, 18, 31 und 33 dagegen eher in atypischen Läsionen nachweisbar. Das Zusammentreffen von viralen
und zellulären Faktoren bei der ¾tiologie des Zervixkarzinoms ist in Abb. 6.73 dargestellt (Löning 2001).
Prävention des Zervixkarzinoms. Das Wissen über die
kausale Bedeutung von HPV für das Zervixkarzinom
kann für die Prävention dieser Erkrankung eingesetzt
werden, der HPV-Nachweis dient im Rahmen der sekundären Prävention der Erkennung von HPV-Infektionen und Präkanzerosen. Eine Impfung gegen HPV kann
sowohl im Rahmen der primären Prävention (prophylaktisch) als auch im Rahmen der sekundären Prävention (therapeutisch) eingesetzt werden (Schneider et
al. 2001). Die durch Impfung gegen HPV induzierten immunologischen Effektormechanismen sind in Abb. 6.74
zusammengefasst (Schneider et al. 2001).
Möglichkeiten der primären bzw. sekundären Prävention sind in Abb. 6.75 dargestellt (Schneider et al.
2001).
HPV-Screening. Darüber hinaus wird der HPV-Nachweis
im Rahmen der Screeninguntersuchung bzw. für die
Triage abnormer zytologischer Befunde diskutiert. Ein
aktuelles Konsensuspapier zum erweiterten HPV-Screening hält fest, dass ein primäres HPV-Screening durch
die gegenwärtige Datenlage nicht gestützt wird.
Anders ist die Frage zu bewerten, in wie weit der
HPV-Nachweis dazu dienen kann, Frauen mit zytologisch suspektem Portiobefund bezüglich ihres Risikos
für die Entwicklung einer schweren intraepithelialen
Neoplasie oder eines invasiven Zervixkarzinoms im
Rahmen einer Abklärung oder Zusatzdiagnostik zu erkennen. Aufgrund dieser Daten wird empfohlen, bei
CIN I oder CIN II zur weiteren Diagnostik zunächst eine
Kolposkopie und gezielte Gewebeentnahme durchzuführen, da eine schwergradige Läsion nur durch die
histologische Untersuchung definitiv ausgeschlossen
bzw. nachgewiesen werden kann. Als Indikation für
den High-Risk-HPV-Nachweis wird der Z. n. Konisation
wegen CIN I bis CIN III angesprochen, hier konnte gezeigt werden, dass bei dieser Konstellation der HighRisk-HPV-Nachweis der zytologischen Untersuchung
bezüglich des Auffindens eines Rezidivs überlegen ist
(Kreienberg 2001).
n Formen der CIN
Prädilektionsstelle. Prädilektionsstelle für die zervikale
intraepitheliale Neoplasie I ± III ist die Transformationszone der Zervix, da in diesem Bereich unterschiedliche
Zellreifungs- und Differenzierungsprozesse ablaufen,
so dass dieser Bezirk gegenüber kanzerogenen Einflüssen weniger widerstandsfähig ist. Diese Transformationszone ist bei jungen Frauen an der Portiooberfläche,
bei älteren Frauen endozervikal lokalisiert ± ein Aspekt,
der sowohl für die Diagnostik als auch für die Behandlung von besonderer Bedeutung ist (Abb. 6.76). Bei jungen Frauen finden sich Vor- und Frühstadien des Zervixkarzinoms dementsprechend meist an der Portiooberfläche, bei älteren Frauen endozervikal.
Typische Formen der
Epithelausreifungsstörung
ä
ä
ä
leichte Dysplasie (CIN I)
mäûige Dysplasie (CIN II)
schwere Dysplasie bzw. Carcinoma in situ (CIN III)
Charakteristische Veränderungen. Bei den unterschiedlichen Formen der Dysplasie ist noch eine angedeutete
Epithelschichtung zu erkennen. Die schwere Dysplasie
bzw. das Carcinoma in situ geht mit einem vollständigen Schichtungsverlust einher. Ptosen liegen in allen
Epithellagen vor. Bei der prognostischen Bewertung ist
zu berücksichtigen, dass aus jeder dieser CIN ein invasi-
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531
532 6 Gynäkologie
Abb. 6.73 ¾tiologie des Zervixkarzinoms, virale und zelluläre
Faktoren.
Keratinozyt
Infektion
(latent-produktiv)
intrazelluläre bzw.
virale Faktoren
externe bzw.
Wirtsfaktoren
HPV-infizierte Zelle/Koilozyt
HPV-Typ
genetische
Prädisposition
HPV-Integration
Erhöhung der
E6/E7-Expression
Transformation
(Immortalisierung, Proliferation,
klonale Expansion)
zelluläre
Immunreaktion
dysplastische Zelle
Wechselwirkung
mit Stromazellen
und deren Produkten
(Zytokine,
Proteasen u.ä,)
genetische
Instabilität
zusätzliche Onkogenaktivierung
(myc, ras, neu, u.a.)
Telomeraseaktivierung
Entartung
(maligner und invasiver Phänotyp)
Tumorzelle
Impfung:
VLP/CVLP
dendritische Zellen
rekombinante Vakziniaviren
Abb. 6.74 Durch Impfung gegen
HPV induzierte immunologische
Effektormechanismen.
Antikörper gegen
HPV-Hüllproteine
Prophylaxe
HPV-antigenspezifische T-Zelle
Therapie
spezifischer
T-Zellrezeptor
HLA mit
HPV-Antigen
HPV-Rezeptor
auf Epithelzelle
Epithelzelle
primäre Prävention
infizierte
Epithelzelle
lysierte Tumorzelle
sekundäre Prävention und Therapie
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6.11 Tumoren der Zervix 533
Virus und Wirt
HPV-Infektion
primäre
Prävention
– prophylaktische
Impfung
a
HPV-assoziierte
Präkanzerosen
sekundäre
Prävention
– HPV-Nachweis:
– Identifizierung
latenter oder
subklinischer
Infektion mit
high-risk
HPV-Typen
– therapeutische
Impfung
HPV-assoziiertes
Karzinom
Abb. 6.75 HPV-Nachweis zur
Prävention des Zervixkarzinoms.
sekundäre
Prävention
– HPV-Nachweis:
– Screening
– Triage
– Progressionseinschätzung
– Rezidiverkennung
– therapeutische Impfung
b
c
innerer
Muttermund
PlattenepithelZylinderepithelGrenze
junges Mädchen
geschlechtsreife Frau
Senium
PlattenepithelZylinderepithelGrenze endozervikal
PlattenepithelZylinderepithelGrenze an der
Portiooberfläche
PlattenepithelZylinderepithelGrenze endozervikal
Abb. 6.76 a ± c Gestaltwandel der Zervix in verschiedenen Lebensaltern.
a Junges Mädchen: Plattenepithel-Zylinderepithel-Grenze endozervikal.
b Geschlechtsreife Frau: Plattenepithel-Zylinderepithel-Grenze an der Portiooberfläche.
c Senium: Plattenepithel-Zylinderepithel-Grenze endozervikal.
ves Wachstum entstehen kann. Zytogenetische Untersuchungen zeigen sowohl bei stärkeren Graden der Dysplasie als auch beim Carcinoma in situ karzinomtypische numerische und strukturelle Abweichungen im
Karyotypus der Zellen. Untersuchungen zum natürlichen Verlauf der Zervixdysplasie (Abheilung, Persistenz,
Progression) zeigen (Tab. 6.90), dass mit Zunahme des
Dysplasiegrades die Abheilung seltener und die Progression zum Karzinom häufiger wird (Löning 2001).
n Diagnostik
Zytologie
München-II- und Bethesda-Klassifikation. Im Vordergrund steht der unter kolposkopischer Sicht entnommene Abstrich von Portiooberfläche und endozervikal.
Die Bewertung erfolgt nach dem Schema von Papanicolaou in der Münchener Nomenklatur II (Tab. 6.91, Deutsche Gesellschaft für Zytologie 1998, Nauth 2002).
Im angloamerikanischen Bereich ist die BethesdaKlassifikation verbreitet, es erfolgt eine Einteilung nach
Plattenepithel bzw. Drüsenepithelveränderungen unklarer biologischer Bedeutung (ASCUS, AGUS) und squa-
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534 6 Gynäkologie
Tabelle 6.90 Natürlicher Verlauf der Zervixdysplasie (Risikokalkulation auf der Basis ¹historischerª Verlaufsuntersuchungen;
nach Löning 2001)
Low-Grade-Dysplasie
High-Grade-Dysplasie
(mäûige Dysplasie)
High-Grade-Dysplasie
(schwere Dysplasie, Cis)
Abheilung
50 ± 70 % (57 %)
20 ± 60 % (42 %)
10 ± 70 % (32%)
Persistenz
20 ± 40 % (32 %)
30 ± 60 % (35 %)
20 ± 70 %
Progression
10 ± 30 % (11 %) (zu Cis)
(zum invasiven Ca 1 %)
15 ± 60 % (22 %) (zu Cis)
(zum invasiven Ca 5 %)
< 5 ± 40 % (> 12%) (zum invasiven Ca)
Tabelle 6.91 Münchner Nomenklatur II (Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Zytologie 1997, Nauth 2002)
A. Qualität des Abstrichs:
Ausreichend ± bedingt ausreichend ± nicht ausreichend. Bei Abstrichen mit bedingt ausreichender oder nicht ausreichender Qualität ist die Ursache hierfür anzugeben. Beispiele für mögliche Ursachen einer bedingt ausreichenden oder
nicht ausreichenden Qualität des Abstrichs: zu wenig Zellmaterial, unzureichende Fixierung, schwere degenerative
Zellveränderungen, starke Entzündung, stark blutiger Abstrich, starke Zellüberlagerungen, keine endozervikalen Zellen
B. Proliferationsgrad (Angabe nach A. Schmitt)
C. Mikroorganismen:
Döderlein-Flora mit oder ohne Zytolyse, bakterielle Mischflora, Kokkenflora/Gardnerella, Pilze, Trichomonaden,
sonstige
D. Klassifikation zytologischer Befunde:
I
Normales Zellbild, dem Alter entsprechend, einschlieûlich leichter entzündlicher und degenerativer
Veränderungen sowie bakterieller Zytolyse
II
Deutlich entzündliche Veränderungen an Zellen des Platten- und zervikalen Zylinderepithels. Zellen aus
Regenerationsepithel, unreife metaplastische Zellen, stärkere degenerative Zellveränderungen, Para- und
Hyperkeratosezellen. Normale Endometriumzellen, auch nach der Menopause. Ferner spezielle Zellbilder wie
Zervizitis, Zellveränderungen bei IUP, Zeichen einer HPV-Infektion ohne wesentliche Kernveränderungen,
Zeichen einer Herpes- oder Zytomegalievirusinfektion.
Empfehlung: Gegebenenfalls zytologische Kontrolle (II W oder II K), Zeitabstand je nach klinischem Befund ±
evtl. nach vorheriger Entzündungsbehandlung oder Aufhellung durch Hormongaben
III
Unklarer Befund: schwere entzündliche, degenerative oder iatrogene Zellveränderungen, die eine sichere Beurteilung zwischen gut- und bösartig nicht zulassen. Auffällige Zellen eines Drüsenepithels, deren Herkunft aus einem
Karzinom nicht sicher auszuschlieûen ist, möglichst mit Hinweis, ob die Zellen endometrialen, endozervikalen
oder extrauterinen Ursprungs sind.
Empfehlung: Je nach klinischem und kolposkopischem Befund kurzfristige zytologische Kontrollen oder sofortige
histologische Klärung
III D Zellen einer Dysplasie leichten bis mäûigen Grades (Zeichen einer HPV-Infektion sollten besonders erwähnt
werden).
Empfehlung: Kolposkopisch-zytologische Kontrolle in 3 Monaten
IVa Zellen einer schweren Dysplasie oder eines Carcinoma in situ (Zeichen einer HPV-Infektion sollten besonders
erwähnt werden)
Empfehlung: Kolposkopisch-zytologische Kontrolle und histologische Klärung
IV b Zellen einer schweren Dysplasie oder eines Carcinoma in situ, Zellen eines invasiven Karzinoms nicht
auszuschlieûen.
Empfehlung: histologische Klärung
V
Zellen eines malignen Tumors:
ä Zellen eines Plattenepithelkarzinoms;
ä Zellen eines Adenokarzinoms, möglichst mit Hinweis, ob endometrialen, endozervikalen oder extrauterinen
Ursprungs;
ä Zellen sonstiger maligner Geschwülste
Empfehlung: histologische Klärung
mösen intraepithelialen Läsionen (SIL) low grade bzw.
high grade (Wright et al. 2002). In Abb. 6.77 ist der Vergleich beider Systeme dargestellt (Löning 2001).
kommen unterschiedliche Faktoren in Betracht. In
Tab. 6.92 sind die Ursachen wie die Verbesserungsmöglichkeiten dargestellt.
Unzureichende Übereinstimmung von Zytologie und
Histologie. Für eine unzureichende Übereinstimmung
von zytologischem Befund und histologischer Diagnose
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6.11 Tumoren der Zervix 535
zytologischer
Befund
(in Anlehnung
an München
II)
normales
altersentsprechendes Zellbild
entzündliche
reaktive,
regenerative,
degenerative, metaplastische Veränderung
I
Zeichen
der HPVInfektion
II
Zellen
einer
leichten
Dysplasie
II
Zellen
einer
mäßigen
Dysplasie
Zellen einer
schweren
Dysplasie/
eines Carcinoma in
situ (Cis)
Zellen einer
schweren
Dysplasie/
Cis, Zellen
eines invasiven Karzinoms nicht
auszuschließen
Zellen
eines
malignen
Tumors
IIID
unklarer
Befund
(schwere
entzündliche, degenerative oder
iatrogene
Veränderungen, die eine
sichere Beurteilung nicht
zulassen)
III
München
II
IIW
negativ
IIID
IVa
IVb
V
negativ
Bethesda
ASCUS
AGUS
low-grade
SIL
high-grade
SIL
Karzinom
Abb. 6.77 Stratifikation der zytologischen Ausstrichbefunde nach München II und Bethesda mit graurasterunterlegtem klinischem Algorithmus.
Dunkelblau = keine Maûnahmen, Mittelblau = zytologische Kontrolle, Hellblau = histologische Abklärung.
Tabelle 6.92 Ursachen für fehlende Übereinstimmung von zytologischem Befund und histologischer Diagnose und Verbesserungsmöglichkeiten
Ursachen für fehlende Übereinstimmung
Verbesserungsmöglichkeiten
ä
mangelhafte Abstrichtechnik
Kontaktabstrich endozervikal, evtl. Bürstchen
ä
Verunreinigung mit Mikroorganismen
Wiederholung des Abstrichs nach lokaler antibiotischer
Behandlung (z. B. Mysteclin, Fluomycin)
ä
atrophische Abstriche alter Frauen/
in der Postmenopause
Zellaufbau mit lokaler Östrogenbehandlung (z. B. Ovestin
Ovula, Orthogynest Creme)
ä
zu starke Blutbeimengung
Abstrichwiederholung wenn Blutung gestillt ist bzw. nach
Ende der Menstruation
ä
autolytischer Zerfall von Tumorzellen
meist klinisch erkennbare Karzinome, Zytologie am falschen
Ort, zum Beispiel kein endozervikaler Abstrich bzw. Abstrich
aus nekrotischem Tumoranteil ohne vitale Zellen
ä
seltene Tumoren mit geringer Abschilferungstendenz
oder mit primär stromawärts gerichtetem Wachstum,
so dass die epithelbedeckende Oberfläche wenig
verändert wird
echte Versager der Zytodiagnostik
ä
Gewebeentnahme für die histologische Untersuchung
zu spärlich
ausreichend groûe Gewebebiopsie
ä
Gewebeentnahme ungezielt, Lokalisation des Maximums
der Veränderung in der Biopsie nicht enthalten
gezielte Gewebebiopsie nach Lokalisation der Veränderung
(Portio: unter kolposkopischer Sicht Biopsie, Endozervix:
scharfe Kürettage)
Kolposkopie
Die Vorgehensweise bei der Kolposkopie ist auf S. 6 beschrieben. Abnorme Befunde werden entsprechend der
internationalen kolposkopischen Nomenklatur beschrieben (Hochuli 1996).
Der kombinierte Einsatz von Kolposkopie und Zytologie erhöht die Treffsicherheit der Frühdiagnostik, so
dass mit der Kombination beider Methoden eine prätherapeutische Diagnose in über 95% der kolposkopisch
einsehbaren Veränderungen sichergestellt werden kann
(Hochuli 1996). In Tab. 6.93 ist das diagnostische Vorgehen in Abhängigkeit vom zytologisch-kolposkopischen
Befund zusammengefasst.
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536 6 Gynäkologie
Tabelle 6.93 Internationale kolposkopische Nomenklatur
für die abnormen Befunde (modifiziert nach Seidl 1979,
Hochuli 1996)
Nicht verdächtig,
Biopsie unnötig
Verdächtig,
Biopsie nötig
Mosaik
regulär
zart ± im Niveau
Essigreaktion +
irregulär
Niveaudifferenz
Essigreaktion ++
Vulnerabilität
Punktierung
regulär
Essigreaktion +
irregulär
Essigreaktion ++
Vulnerabilität
Leukoplakie
zart, leicht erhaben
schollig, papillär
Niveaudifferenz
essigweiûes
Epithel
zart ± fast im Niveau
Essigreaktion +
Niveaudifferenz
Essigreaktion ++
Vulnerabilität
atypische
Gefäûe
keine (±)
vorhanden (+)
interkapilläre
Distanz
normal
verbreitert
Erosion
Ulkus-Exophyt
Histologie
Indikation. Eine histologische Klärung suspekter zytologischer und/oder kolposkopischer Befunde, evtl. in
Kombination mit Hochrisiko-HPV-Status, ist in den folgenden Fällen indiziert:
ä Gruppe IIId persistierend mehr als 2 Jahre,
ä Übergang von Gruppe IIId zu Gruppe IVa,
ä Primär Gruppe IVa, Gruppe IVb, Gruppe V,
ä Gruppe III persistierend trotz vorausgegangener antientzündlicher Lokalbehandlung (z. B. Fluomycin N
Tabelle 6.94
Vaginaltabletten) bzw. aufhellender Lokalbehandlung (z. B. Ovestin Vaginalovula).
Besondere Beachtung verdient der häufig missinterpretierte Befund ¹Gruppe IIIª; Ursachen für diesen zytologischen Befund können einerseits atrophische Veränderungen und andererseits entzündlich bedingte Läsionen
sein. Andererseits können schwerergradige Karzinomrisikoveränderungen bzw. auch ein Karzinom zugrunde
liegen. Die weitere umgehende differenzierte Diagnostik und Behandlung ist deshalb unerlässlich.
Biopsieverfahren. Zur histopathologischen Klärung stehen unterschiedlich bioptische Verfahren zur Verfügung
(S. 13). Knipsbiopsie unter kolposkopischer Sicht, Portioabschabung oder endozervikale Kürettage dienen
nur zur diagnostischen Klärung. Im Gegensatz hierzu
kann die Konisation als gröûter diagnostischer Eingriff
zugleich auch als therapeutische Maûnahme angesehen
werden. Der Konus wird in Abhängigkeit vom Lebensalter der Patientin, der zu erwartenden Lokalisation der
Präneoplasie, der Form und Gröûe der Zervix sowie der
Ausdehnung des iodnegativen Bezirks entsprechend geschnitten (S. 15).
ä Vorteil der Messerkonisation ist eine exakte histologische Bewertung der Konusränder, von Nachteil ist
die erhöhte Komplikationsrate, im Vordergrund stehen Blutungen, Infektionen und zervikale Stenosen,
wobei sekundäre Blutungen bis zu 10 % möglich
sind (Griffith et al. 1997). Die Rezidivrate liegt bei
3 ± 6% (Shingleton u. Urr 1995).
ä Bei der Laserkonisation ist von Vorteil, dass die
Schnittränder blutungsfrei sind ± die histologische
Beurteilung der Schnittränder kann allerdings durch
Nekrosen beeinträchtigt werden (Winter et al.
2001). Die Rezidivrate ist mit den Ergebnissen der
Messerkonisation vergleichbar.
ä Bei Schlingenexzision und Schlingenkonisation
(Leetz: ¹large loop excision of transformation zoneª,
Diagnostisches Vorgehen in Abhängigkeit vom zytologisch/kolposkopischen Befund
Zytologie
Kolposkopie
Diagnostisches Vorgehen
Gruppe III
unauffällig
antientzündliche Behandlung bzw. lokale zytologische Kontrolle 4 ± 6 Tage nach
Abschluss der Behandlung
Gruppe III
auffällig
kolposkopisch gezielte Biopsie bzw. Portioabschabung/Zervixkürettage
Gruppe III D
unauffällig
zytologische Kontrolle nach 3 Monaten
Gruppe III D
wiederholt
unauffällig
Portioabschabung bzw. Zervixkürettage; falls vom histologischen Befund erforderlich
zur weiteren histologischen Klärung bzw. Therapie, sekundäre Konisation
Gruppe IVa/
Gruppe IV
kein Karzinomverdacht
ä
ä
Gruppe IVa/
Gruppe IV
fraglicher
Befund
ä
ä
Gruppe V
junge Frau: Portioabschabung/Zervixkürettage, falls vom histologischen Befund erforderlich zur weiteren histologischen Klärung bzw. Therapie, sekundäre Konisation
alte Frau: Portioabschabung bzw. Zervixkürettage, falls vom histologischen Befund
erforderlich zur weiteren histologischen Klärung bzw. Therapie, sekundäre Hysterektomie
junge Frau: kolposkopisch gezielte Biopsie, evtl. mit Zervixkürettage, in Abhängigkeit vom histologischen Befund zur weiteren histologischen Klärung bzw. Therapie,
sekundäre Konisation
alte Frau: kolposkopisch gezielte Biopsie, mit Zervixkürettage, in Abhängigkeit vom histologischen Befund zur weiteren histologischen Klärung bzw. Therapie,
evtl. sekundäre Hysterektomie
Bröckelentnahme bzw. zusätzliche fraktionierte Kürettage
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6.11 Tumoren der Zervix
Leep: ¹loop electric excision procedureª) wird die
Gröûe der Schlinge entsprechend der Ausdehnung
der Veränderung gewählt, und die Schneidetechnik
mit Koagulation kombiniert. Eine histologische Bewertung der Schnittränder ist bei Anwendung der
richtigen Technik gut möglich (Winter et al. 2001).
Die Rezidivrate ist mit der anderer Verfahren vergleichbar.
Im Gegensatz zu den genannten Verfahren stellen Elektrokoagulation, Kryokoagulation und Laservaporisation
destruierende Maûnahmen dar, die zur Voraussetzung
haben, dass eine exakte histologische prätherapeutische Klärung erfolgt war, da das zerstörte Gewebe im
Nachhinein nicht mehr für eine histopathologische Untersuchung zur Verfügung steht. Bei Bewertung der Behandlungsergebnisse wird deutlich, dass sowohl mit
Kryotherapie als auch mit Laservaporisation ähnliche
Behandlungsergebnisse zu erzielen waren, von Vorteil
ist bei der Laservaporisation allerdings, dass das Verfahren unter kolposkopischer Sicht deutlich präziser ist.
n Therapie
Frühe Stromainvasion. Die Diagnose von früher Stromainvasion und Mikrokarzinom ist nur am sorgfältig untersuchten Konisationspräparat möglich. Wurde eine
frühe Stromainvasion im Gesunden entfernt und lagen
keine histologisch erkennbaren Risikofaktoren (Gefäûbeteiligung) vor, stellt die diagnostische Konisation zugleich die Behandlung dar. Weitere Maûnahmen sind
dann nicht erforderlich, eine regelmäûige kolposkopisch-zytologische Kontrolle sollte aber durchgeführt
werden.
Mikrokarzinom. Bei Mikrokarzinom ist die ± wenn auch
seltene ± Möglichkeit einer metastatischen Absiedlung
in Lymphknoten zu bedenken.
ä Dieses Risiko ist bei einer Invasionstiefe bis zu 3 mm
und fehlender Lymphangiosis carcinomatosa äuûerst gering, auf eine Lymphknotenentfernung kann
verzichtet werden, es sei denn, im Histologiebefund
wird eine Gefäûbeteiligung beschrieben.
ä Bei einer Invasionstiefe von 3 ± 5 mm nimmt das Risiko metastatischer Absiedlung in die Lymphknoten
zu, d. h. in Verbindung mit der Hysterektomie ist die
Lymphonodektomie indiziert, die auch laparoskopisch durchgeführt werden kann (Schneider et al.
1999).
Bei jungen Frauen mit Kinderwunsch und im Gesunden
entfernten Mikrokarzinom stellt die Konisation in Verbindung mit der pelvinen Lymphonodektomie eine Therapiemöglichkeit dar. Voraussetzung für dieses organerhaltende Vorgehen ist die sorgfältige kolposkopisch-zytologische Kontrolle. Eine Möglichkeit der Erhaltung der
Fertilität bei frühem Zervixkarzinom stellt auch die Trachelektomie mit laparoskopischer Lymphonodektomie
dar (Schneider et al. 1996).
In Tab. 6.95 sind die Therapieoptionen in Abhängigkeit von der Invasionstiefe dargestellt.
Tabelle 6.95 Therapeutisches Vorgehen in Abhängigkeit
von der Invasionstiefe in den FIGO-Stadien Ia1 und Ia2
FIGO-Stadium
Invasionstiefe
Therapie
I a1
0 ± 1 mm (FSI*)
Konisation
I a1
1 ± 3 mm
(ohne GI**)
Konisation,
Hysterektomie
I a1
1 ± 3 mm
(mit GI**)
Konisation,
Hysterektomie
(evtl. pelvine
Lymphadenektomie)
I a2
3 ± 5 mm (mit/
ohne GI**)
Hysterektomie
und pelvine Lymphadenektomie
bei Wunsch
zur Fertilitätserhaltung
Konisation und
pelvine Lymphadenektomie
* FSI = frühe Stromainvasion; ** GI = Gefäûinvasion
Da mit der Zunahme der Invasionstiefe sowohl die
Rezidivrate als auch die Anzahl verstorbener Patientinnen ansteigt, ist eine exakte morphologische Untersuchung des Konuspräparats bzw. eine sorgfältige
zytologisch-kolposkopische Nachkontrolle wichtig!
6.11.3 Zervixkarzinom
In 95% der Fälle handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom, in 4% um ein Adenokarzinom, in den restlichen Fällen liegen Mischformen bzw. nicht eindeutig
zuzuordnende Karzinome vor. Es wird zwischen reifen,
mittel- und unreifen Plattenepithelkarzinomen unterschieden.
n Stadieneinteilung und Metastasierung
Metastasierung. Bereits bei einem Tumordurchmesser
von 1 ± 2 cm ist mit einer lymphogenen Absiedlung in
die pelvinen Lymphknoten zu rechnen (Abb. 6.78,
Tab. 6.96). Mit Zunahme der Tumorgröûe bzw. Tumorvolumen (Trattner et al. 2001) und fortschreitendem
Tumorwachstum steigt die Häufigkeit von Lymphknotenmetastasen an.
Am häufigsten werden die Lymphknoten in der Obturatorgrube (76,4%) befallen, eine metastatische Absiedlung in den Bereich der A. iliaca externa liegt bei
62,9 %, in den der A. iliaca communis bei 25,0 %. Metastasen im präsakralen Bereich sind selten (4,3%; Winter
et al. 1988).
Von Bedeutung ist, dass eine metastatische Absiedlung in die paraaortalen Lymphknoten bei metastasenfreien pelvinen Lymphknoten zu den Ausnahmen
zählt.
Die Frequenz einer metastatischen Absiedlung in die
Ovarien liegt bei unter 1%. Typisch ist der metastatische
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537
538 6 Gynäkologie
Lymphknoten
paraaortal
Lymphknoten
iliakal
Lymphknoten
parametran
Lymphknoten
Obturatorgrube
Abb. 6.78
Lymphdrainage der Cervix uteri.
Tabelle 6.96 Metastasierung in die pelvinen Lymphknoten
in Abhängigkeit von der kontinuierlichen Tumorausdehnung
(nach Kindermann u. Maaûen 1988)
Kontinuierliche
Tumorausdehnung
auf Zervix beschränkt
Zervix und Vagina
Zervix und seitliche
Grenzzone
Zervix, Grenzzone
und Vagina
Zervix, Grenzzone
und Paragewebe
gesamt
Anzahl der
Patientinnen
Befall pelviner
Lymphknoten
533 (49,2 %)
79 (14,3%)
80 (7,1 %)
35 (43,7%)
265 (23,6 %)
82 (30,9%)
79
(7 %)
33 (41,8%)
147 (13,1 %)
86 (58%)
1124 (100%)
315 (28 %)
Abb. 6.79
Zervixkarzinom ± Hydronephrose.
mie bzw. Laparoskopie zunehmende Bedeutung (Köhler
et al. 2001).
n Klinik
Befall der Ovarien bei Tumorbefall des Corpus uteri, hier
entspricht die Absiedlung in die Ovarien der metastatischen Ausbreitung des Endometriumkarzinoms
(S. 550).
Stadieneinteilung. Die präoperative Stadieneinteilung
erfolgt nach den Kriterien der FIGO (Tab. 6.97) bzw.
TNM (2003). Auf die Diskrepanz zwischen klinisch vermuteter und histologischer Tumorausbreitung ist wiederholt aufmerksam gemacht worden ± nur in 60 % der
Fälle lag Übereinstimmung vor. Zur Verbesserung der
präoperativen Stadieneinteilung kann möglicherweise
die MRT beitragen, weil damit Aussagen zur Tumorausbreitung bzw. zum Befall von Nachbarorganen möglich
sind. Die CT-Untersuchung des Beckens ist wenig aussagekräftig, einen gröûeren Aussagewert hat sie allerdings, wenn es um die Frage des paraaortalen Lymphknotenbefalls geht.
In unklaren Situationen bzw. zur Frage der lokalen
Operabilität des Karzinoms hat die Staging-Laparoto-
Lokalisation. Zwischen Lebensalter und Tumorreife des
Karzinoms bestehen keine statistisch belegbaren Beziehungen, dagegen ist die Lokalisation des Karzinoms
vom Alter der Patientin abhängig, d. h. wie bei der alterstypischen Lokalisation der zervikalen intraepithelialen Neoplasie entsteht ein Karzinom bei jungen Frauen meist an der Oberfläche, während es bei älteren
Frauen meist endozervikal wächst.
Tumorwachstum. Das Karzinom bleibt in seinem
Wachstum zunächst auf die Zervix beschränkt. Später
kommt es zum parametranen Befall bzw. zu Lymphknotenmetastasen im Bereich der Beckenwand mit Ummauerung der Ureteren; es resultiert eine einseitige
oder beidseitige Harnstauungsniere. Das Karzinom
wächst im weiteren Verlauf in Richtung Blase und
Darm (bullöses Ödem der Blasenschleimhaut), es entsteht eine sekundäre Blasen-Scheiden-Fistel bzw. Rektum-Scheiden-Fistel mit Ausbildung einer Kloake
(Abb. 6.79 und Abb. 6.80).
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6.11 Tumoren der Zervix 539
Tabelle 6.97 Stadieneinteilung des Zervixkarzinoms nach den Kriterien der FIGO 2003
Stadium
Beschreibung
Stadium 0
Präinvasives Karzinom (CIN III, HGSIL)
Stadium I
Das Karzinom ist streng auf die Cervix uteri begrenzt. (Die Ausdehnung auf das Corpus uteri bleibt
unberücksichtigt)
Invasives Karzinom, das lediglich mikroskopisch identifiziert wird. Alle makroskopisch erkennbaren
Läsionen ± sogar mit oberflächlicher Invasion ± werden den Stadium-I b-Karzinomen zugerechnet.
Die Invasion ist begrenzt auf eine gemessene Stromainvasion mit einer maximalen Tiefe von 5 mm
und
einer Oberflächenausdehnung von £ 7 mm
Gemessene Stromainvasion von £ 3 mm in der Tiefe und einer Oberflächenausdehnung von £ 7 mm
Gemessene Stromainvasionstiefe von ³ 3 mm und £ 5 mm bei einer Oberflächenausdehnung von
£ 7 mm. Die Tiefe der Invasion sollte £ 5 mm, bezogen auf die Epithelbasis der Ausgangsgewebeoberfläche, oder drüsig sein. Der Befall von Gefäûlumina ± venös oder lymphatisch ± sollte die Stadienzuordnung nicht ändern
Klinisch erkennbare Läsionen, begrenzt auf die Cervix uteri, oder subklinische Läsionen mit gröûeren
Maûen als Stadium I a
Klinisch erkennbare Läsionen £ 4 cm
Klinisch erkennbare Läsionen ³ 4 cm
ä
Stadium I a
ä
ä
Stadium I a1
Stadium I a2
ä
Stadium I b
ä
Stadium I b1
Stadium I b2
ä
Stadium II
ä
ä
Stadium II a
Stadium II b
Stadium III
ä
ä
Stadium III a
Stadium III b
Stadium IV
Stadium IVa
Stadium IV b
Zervixkarzinom infiltriert jenseits des Uterus, aber nicht bis zur Beckenwand und bis zum oberen
Drittel der Vagina
Ohne Infiltration des Parametriums
Mit Infiltration des Parametriums
Zervixkarzinom breitet sich bis zur Beckenwand aus und/oder befällt das untere Drittel der Vagina
und/oder verursacht Hydronephrose oder stumme Niere
Tumor befällt unteres Drittel der Vagina, keine Ausbreitung zur Beckenwand
Tumor breitet sich bis zur Beckenwand aus und/oder verursacht Hydronephrose oder stumme Niere
Tumor infiltriert Schleimhaut von Blase oder Rektum und/oder überschreitet die Grenzen des kleinen
Beckens
Fernmetastasen
Abb. 6.80 Zervixkarzinom ±
Kloakenbildung.
Symptome. Typisch für das klinische Karzinom sind
Blutungen beim Verkehr (Kontaktblutungen), Schmerzen und im späteren Stadium bei zerfallendem Tumor
fötider Ausfluss. Im Gegensatz zum klinischen Karzi-
nom liegen bei Mirkrokarzinom bzw. Carcinoma in situ
keine typischen Beschwerden vor.
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540 6 Gynäkologie
n Diagnostik
a
Zwischen dem nur histologisch zu diagnostizierenden
¹Mikrokarzinomª und dem schon mit bloûem Auge erkennbaren ¹Makrokarzinomª finden sich alle Übergänge (S. 537). Bei einem Makrokarzinom reicht die Bröckelentnahme aus.
Eine Konisation bei makroskopischem Karzinomverdacht sollte im Hinblick auf Blutungsrisiko, Infektion
und mögliche Tumorverschleppung unterbleiben.
Diagnostikprogramm bei Verdacht
auf klinisches Zervixkarzinom
ä
ä
ä
ä
ä
ä
ä
ä
ä
ä
gynäkologische Untersuchung,
gezielte Gewebeentnahme,
Ultraschall,
intravenöses Pyelogramm,
Zystoskopie,
Rektoskopie,
Röntgenaufnahme des Thorax,
evtl. CT,
evtl. MRT,
evtl. Staging-Laparoskopie bzw. Laparotomie.
b
n Therapie
Im Vordergrund der Behandlung des Zervixkarzinoms
steht die Operation allein oder in Kombination mit einer
Strahlentherapie. Dabei wird das therapeutische Vorgehen vom klinischen Stadium abhängig gemacht
(Abb. 6.81).
Operative Behandlung des Zervixkarzinoms
Abdominale Operation. Die Operation des Zervixkarzinoms umfasst (Abb. 6.82):
ä abdominale Operation nach Wertheim-Meigs, Entfernung von Uterus mit Scheidenmanschette, parametranem Gewebe (Radikalität der Entfernung von
parametranem Gewebe und Parakolpium richtet
sich nach der Gröûe des Karzinoms und dem hierbei
zu erwartenden Tumorbefall) und pelvinen Lymphknoten, keine obligatorische Entfernung der Ovarien
bei jungen Frauen,
ä in Abhängigkeit vom pelvinen Lymphknotenstatus
zusätzliche paraaortale Lymphonodektomie.
Trotz der Ausdehnung des Eingriffs ist die Anzahl der
intra- und postoperativen Komplikationen wegen verbesserter Anästhesie- und Operationsbedingungen nur
gering (Letalität bei über 1000 operierten Patientinnen
1%).
Komplikationen. Mit einem irreversiblen Lymphödem
der unteren Extremitäten ist bei etwa 5% der operierten
Patientinnen infolge der Lymphonodektomie zu rechnen. Die Häufigkeit einer postoperativ zu beobachtenden Lymphozele liegt bei über 10 %, die Häufigkeit beider Komplikationen kann durch die Entfernung des Sentinel-(Wächter-)Lymphknotens reduziert werden.
Abb. 6.81 a, b Prinzip der erweiterten abdominalen Hysterektomie.
a Operationssitus.
b Operationspräparat.
Konzept des Sentinel-Lymphknotens. Mit Entfernung
des Sentinel-Lymphknotens kann evtl. die Anzahl der
zu entfernenden Lymphknoten reduziert und die Empfindlichkeit des Tumorzellnachweises verbessert werden. Erste Ergebnisse einer Multicenterstudie zur Evaluierung des Sentinel-Lymphknotenkonzepts ergeben
eine Detektionsrate bei Verwendung von Patentblau
von 76%, bei der Verwendung von radioaktiv markiertem Albumin von 89%, bei Kombination beider Marker
von 92% (Köhler et al. 2001).
Aufgrund der Komplexität der Lymphabflussgebiete
sowie der problematischen Zugänglichkeit des Primärtumors für die Tracer-Applikation ist es bisher unklar, ob das Sentinel-Node-Mapping für das Zervixkarzinom valide und praktikabel ist (Kühn et al.
2001). SLN konnten in der AGO-Multicenterstudie
bei der Mehrzahl von Patientinnen detektiert werden. HPV-RNA kann in histologisch tumorfreien
Lymphknoten nachgewiesen werden und könnte als
prognostischer Faktor dienen (Altgassen et al. 2003).
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6.11 Tumoren der Zervix
Abb. 6.82 a, b Therapeutisches
Vorgehen im FIGO-Stadium Ib1
bis IIa (a) bzw. im Stadium IIb
(b; nach Heilmann u. Kreienberg
2001).
abdominale Operation, Entfernung von Uterus mit
Scheidenmanschette, parametranem Gewebe und Parakolpium
pelvine Lymphonodektomie
nodal positiv
nodal negativ
paraaortale Lymphonodektomie
radikale Hysterektomie
Piver Klasse II – III
nodal positiv
a
palliative Therapie
– OP?
– Radiatio
– experimentelle
Therapien
nodal negativ
Risikofaktoren
positiv
Risikofaktoren
negativ
adjuvante Radio-/
Chemotherapie
Ø
radikale Hysterektomie
Piver Klasse II – III
adjuvante Radio-/
Chemotherapie
abdominale Operation nach Wertheim-Meigs, Entfernung von Uterus mit
Scheidenmanschette, parametranem Gewebe und Parakolpium
pelvine Lymphonodektomie
nodal positiv
nodal negativ
paraaortale Lymphonodektomie
radikale Hysterektomie
Piver Klasse II – III
nodal positiv
b
palliative Therapie
– OP?
– Radiatio
– experimentelle
Therapien
nodal negativ
radikale Hysterektomie Piver Klasse
II – III
adjuvante Radio-/
Chemotherapie
Vaginale Operation. Bei Patientinnen mit operablem
Zervixkarzinom wird die Möglichkeit einer erweiterten
vaginalen Operation in Kombination mit einer laparoskopischen Lymphonodektomie diskutiert. Als Vorteil
wird das intraoperative Lymphknoten-Staging und der
Erhalt von motorischer Blasenfunktion bei hoher Radikalität angesehen. Endgültige Behandlungsergebnisse
stehen noch aus (Köhler et al. 2001, Schneider et al.
2001, Köhler et al. 2002).
Eviszeration, Exenteration. Bei fortgeschrittenem, aber
noch operablem Stadium des Karzinoms kommt die
Eviszeration oder Exenteration infrage, sofern zwischen
Beckenbindegewebe und Beckenwand eine Operationsebene besteht und nicht durch das Karzinom hindurch
operiert wird. Bei der vorderen Eviszeration wird zusätzlich zum inneren Genitale die Blase entfernt, bei
der hinteren Eviszeration die befallenen Anteile des
Rektosigmoids. Gelingt es nicht, einen Rektumstumpf
für eine Anastomosierung der Darmkontinuität zu erhalten, ist die Anlage eines Anus praeter naturalis erforderlich. Bei Befall von Blase und Darm, aber vorhandener Operationsebene kommt die totale Exenteration
adjuvante Radio-/
Chemotherapie
infrage. In den letzten Jahren konnten erhebliche Fortschritte im Rahmen der Rekonstruktion bei Harnableitung, Versorgung des Beckenbodens und evtl. Anlage
einer Neovagina erzielt werden.
Strahlen- bzw. Chemotherapie
Indikation. Die Indikation für eine postoperative Bestrahlung mit oder ohne Chemotherapie wird nicht einheitlich gestellt, sie folgt unter der Vorstellung der lokalen Sanierung.
Bei Patientinnen mit im Gesunden entferntem Karzinom und fehlenden Risikofaktoren (Lymphknotenmetastasen) kann auf eine Bestrahlungsbehandlung
verzichtet werden.
Die Indikation zur Nachbestrahlung wird dann gestellt,
wenn Lymphknotenmetastasen nachweisbar waren
oder ein High-Risk-Tumor mit erhöhtem lokalen Rezidivrisiko vorliegt (Wulf u. Flentje 1999). Zur Frage der
adjuvanten Chemotherapie ergibt sich aus bisher vorliegenden Daten, dass ein Benefit in bestimmten Hochrisi-
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541
542 6 Gynäkologie
Abb. 6.83 Behandlungsschema
für die simultane Radiochemotherapie als definitive Behandlung
des Zervixkarzinoms.
externe RT
1,80 Gy/Tag
HDR-Brachytherapie 7 Gy
Cisplatin
40 mg/m2
1
5
10
15
20
[Tage]
25
30
35
kosituationen in den Stadien Ib und IIa weder auszuschlieûen noch zu beweisen ist (Möbus et al. 2001).
schluss einer bei diesen Patientinnen typischen Metastasierung notwendig.
Konzept. Eine primäre kombinierte Strahlentherapie ist
bei Patientinnen mit fortgeschrittenem, nicht operablem Zervixkarzinom indiziert. Die Gesamtdosis der externen Bestrahlung muss mindestens 45 ± 50 Gy betragen, so dass in Kombination mit der Brachytherapie
eine Dosis von 50 Gy an der Beckenwand erreicht wird.
Der Zervixtumor sollte zusätzlich mit Brachytherapie
zur Dosisaufsättigung behandelt werden, kleinräumige
Pulsbestrahlungen mit externer Therapie kommen bei
regionären Lymphknotenmetastasen oder im Stadium
IVa in Betracht (Dunst u. Hänsgen 2001). Zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse kommt eine zusätzliche Chemotherapie infrage: Medikament der Wahl ist
Cisplatin, das einmal pro Woche (in einer Dosis von
40 mg/m2) über insgesamt 6 Wochen gegeben wird
(Dunst u. Hänsgen 2001).
Rezidivbehandlung. Zur Behandlung des Rezidivs besteht bei operierten Patientinnen die Möglichkeit einer
Strahlentherapie, bei primär bestrahlten Patientinnen
gehen Strahlendosis und zeitlicher Abstand zur Primärbehandlung in die Kalkulation einer möglichen Rezidivbestrahlung ein. Mit dieser Rezidivbestrahlung ist ein
Palliativerfolg, selten eine Dauerheilung zu erzielen.
Eine chemotherapeutische Behandlung des Rezidivs
bzw. der Fernmetastasierung ist von begrenztem Wert.
Cisplatin ist auch in der palliativen Situation die wichtigste Substanz, die Ansprechrate liegt im Durchschnitt
bei 20 %, das progressionsfreie Intervall beträgt 4 ± 6
Monate (Park u. Thigpen 1993).
Vorgehen. Nach CT-Planung wird perkutan bestrahlt,
die Gesamtdosis beträgt 45 ± 50 Gy und wird auf 5 Wochen verteilt, wobei die Einzeldosis 1,8 ± 2 Gy beträgt.
Die Gesamtbehandlungszeit sollte maximal 7 Wochen
betragen. Die Brachytherapie als intrakavitäre Kontaktbehandlung (Afterloading, Iridium) wird auf 5 Fraktionen à 7 Gy im wöchentlichen Abstand verteilt. Gegebenenfalls wird Cisplatin simultan in einer Dosis von
40 mg/m2 (einmal pro Woche über 6 Wochen) gegeben
(Abb. 6.83, Dunst u. Hänsgen 2001).
Nachsorge und Rezidive
Nachsorge. Aufgabe der Nachsorge ist die frühzeitige
Erkennung eines Rezidivs bzw. von Metastasen und behandlungsbedingten Folgeveränderungen. Das risikoadaptierte Nachsorgeprogramm umfasst 3-monatliche
Untersuchungsintervalle im 1. und 2. Jahr, während ab
dem 5. Beobachtungsjahr jährliche Kontrollintervalle
ausreichend sind, da nach 5 Jahren nur noch selten mit
einem Karzinomrezidiv zu rechnen ist. Apparativ wird
die gynäkologische Untersuchung durch Vaginalultraschall bzw. eine abdominale Sonographie ergänzt. Eine
CT- bzw. MRT-Untersuchung kommt nur bei spezieller
Fragestellung infrage. Bei einer Haemangiosis carcinomatosa mit Gefahr der hämatogenen Streung ist eine regelmäûige Röntgenuntersuchung der Lunge zum Aus-
Gravidität und Zervixkarzinom
Das diagnostisch-therapeutische Vorgehen bei zytologisch-kolposkopisch verdächtigem Portiobefund in der
Gravidität ist in Abb. 6.84 dargestellt.
Mikrokarzinom und invasives Karzinom erfordern
eine stadiengerechte Behandlung. Die Überlebensraten
von schwangeren Frauen mit Zervixkarzinom im Stadium Ib und II korrelieren mit dem Stadium der Erkrankung und nicht mit dem Alter der Gravidität. Der Entbindungsmodus hat keinen Einfluss auf die Überlebensrate, bei vaginaler Entbindung ist die seltene Komplikation einer metastatischen Absiedlung in die Episiotomie
zu berücksichtigen.
Bei der Seltenheit des Zusammentreffens von Zervixkarzinom und Gravidität sind allgemein gültige
Richtlinien nur schwer festzulegen:
ä Bei Frauen mit operablem Zervixkarzinom im 1. und
frühen 2. Trimenon ist die erweiterte abdominale
Hysterektomie mit Lymphonodektomie und Belassung des nicht lebensfähigen Fetus in utero indiziert.
ä Im 3. Trimenon wird bei lebensfähigem Kind die umgehende Sectio mit anschlieûend erweiterter abdominaler Hysterektomie und Lymphonodektomie
durchgeführt. Operationsrisiko und Morbidität des
Eingriffs unterscheiden sich nicht von Operationen
bei nicht schwangeren Frauen.
ä Problematisch bleibt das Vorgehen im späten 2. Trimenon bei noch nicht lebensfähigem Kind, hier ist
nur individuell zu entscheiden, ob die Lebensfähig-
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6.11 Tumoren der Zervix 543
Abb. 6.84 Vorgehen bei
zytologisch-kolposkopisch
verdächtigem Portiobefund
in der Gravidität.
verdächtiger zytologischer-kolposkopischer Abstrich
(HPV „low risk“ „high risk“)
Biopsie unter kolposkopischer Sicht
keine Invasion
fragliche Invasion
wiederholter zytologischer
Abstrich im Abstand
von 6 – 8 Wochen
Konisation
Mikroinvasion
keine Progression
Progression
invasives Karzinom
Mikrokarzinom
Zuwarten, postpartale
Abklärung
Tabelle 6.98 5-Jahres-Überlebensrate nach operativer Therapie des Zervixkarzinoms in den FIGO-Stadien I b bis II b
5-Jahres-Überlebensrate*
% (minimal ± maximal)
FIGO-Stadien (jeweils N0+N+)
Ib
II a
II b
87 (70,1 ± 93,5)
71 (37,7 ± 94,6)
69 (59 ± 78,3)
FIGO-Stadien (nur N+)
Ib
II b
56 (28 ± 73)
17,4
* ausgewertet sind die Überlebensraten für das jeweilige FIGO-Stadium, unabhängig vom pelvinen Lymphknotenbefall
keit des Kindes bzw. Induktion der Lungenreife nach
Cortisongabe (2 ” 12 mg Celestan i. v.) abgewartet
werden darf oder ob die umgehende Sectio mit anschlieûender erweiterter abdominaler Hysterektomie und Lymphonodektomie erforderlich ist. Postpartal wird umgehend die erweiterte abdominale
Hysterektomie mit Lymphonodektomie vorgenommen.
ä Bei Frauen mit fortgeschrittenem nicht operablem
Zervixkarzinom ist nach Entleerung des Uterus die
primäre kombinierte Strahlentherapie indiziert.
n Prognose
Ergebnisse. Die 5-Jahres-Überlebensrate nach operativer Therapie des Zervixkarzinoms der Stadien Ib ± IIIb
in Abhängigkeit von den FIGO-Stadien sind in Tab. 6.98
zusammengestellt (Heilmann u. Kreienberg 2001).
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6.12 Tumoren des Corpus uteri
J. Baltzer
6.12.1 Benigne Tumoren von
Corpus uteri und Tuben
Korpuspolypen
Endometriumpolypen sind im Kindesalter und bei Frauen unter 35 Jahren extrem selten. Typisch ist das Auftreten in der Perimenopause in Verbindung mit der hormonellen Umstellung.
n Lokalisation und Histologie
Typischerweise sind Polypen im Fundus des Cavum uteri lokalisiert und häufig multipel. Stromaeinblutungen
und partielle Nekrosen als Folge ungenügender Gefäûversorgung sind typisch. Endometriumpolypen gelten
nicht als Präkanzerose. Mit einer malignen Entartung
ist mit einer Häufigkeit von unter 1% zu rechnen, in der
Postmenopause kommt jedoch nicht selten ein Endo-
metriumkarzinom gleichzeitig vor. Eine eindeutige histologische Klärung ist deshalb gerade bei diesen Patientinnen notwendig.
n Klinik
Führendes Symptom sind Schmierblutungen bzw. Blutungen in der Postmenopause. Bei groûen gestielten Polypen können auch wehenartige Schmerzen eintreten.
Besonders in der Postmenopause weisen Korpuspolypen typisch zystisch erweiterte Drüsen auf (Matronenadenom).
n Diagnostik und Therapie
Vaginalsonographisch bietet sich ein typisches Bild
(s. S. 10). Die differenzialdiagnostische Abgrenzung
vom Endometriumkarzinom ist nur durch die Kürettage
möglich. Blutende breitbasige Korpuspolypen können
unter hysteroskopischer Sicht entfernt werden. Die
fraktionierte Kürettage ermöglicht einerseits die Diagnose und stellt andererseits die Behandlung dar. Rezidive sind häufig.
Während der Gravidität sind ein Drittel der Polypen
funktionell aktiv und bilden drüsenarme ¹Stromatosenª
bzw. ¹Deziduosenª mit typischer schwangerschaftsbedingter dezidualer Umwandlung des Stromas. Eine Behandlung erübrigt sich.
Myome
Das Uterusmyom ist der weitaus häufigste Tumor des
weiblichen Genitale. Ab dem 30. Lebensjahr sind etwa
ein Fünftel, ab dem 50. Lebensjahr mehr als ein Drittel
aller Frauen betroffen. Ganz überwiegend treten Myome im Corpus uteri auf, das Verhältnis von Korpus zu
Zervix beträgt 10 : 1. Entstehung und Wachstum erfolgt
unter Östrogeneinfluss.
n Histologie
Charakteristika. Histologisch handelt es sich um eine
benigne Neubildung glatter Muskulatur mit begleitendem Bindegewebe (Leiomyom). Je nachdem, welche
Gewebskomponente überwiegt, werden Myome, Myofibrome oder Fibrome unterschieden. Die so genannte
¹Myomkapselª kommt durch Druckatrophie der äuûeren Schichten des Myoms und der umgebenden Wandmuskulatur zustande. Es handelt sich nicht um eine
echte Kapselbildung. Bedingt durch das Wachstum in
rundlichen Ballen und die beschriebene ¹Myomkapselª
lassen sich Myome operativ gut ausschälen. Die Rate
maligner Entartung von Myomen (Leiomyosarkom)
liegt unter 0,5 %.
Komplikationen. Bei Gröûenzunahme von Myomen
kommt es als Folge unzureichender Gefäûversorgung
zu Durchblutungsstörungen mit unterschiedlich ausgeprägten regressiven Veränderungen. Im Vordergrund
steht die Myomerweichung mit Ausbildung von zystischen Hohlräumen bzw. hyaliner oder fettiger Degene-
Baltzer/Friese/Graf/Wolff, Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe (ISBN 3131291516),
2004 Georg Thieme Verlag KG
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