Sdilungbaum: Symptomatologie und Diagnostik des peripheren Lungenkarzinoms 781 Aus dem Strahieninstitut der Freien Universität Berlin am Städtischen Krankenhaus Westend (Direktor: Prof. Dr. H. Oeser) Symptomatologie und Diagnostik des peripheren Lungenkarzinoms Von W. Schlungbaum Etwa 800/o der Bronchuskarzinorne entstehen zentral, d. h. in den Haupt- bzw. Lappenbronchien oder in den Anfangsteilen der segmentären Verzweigungen. Sie liegen damit röntgenologisch im Bereich oder in unmittelbarer Nachbarschaft des Hilusschattens. Die klinische Symptomatologie ist gekennzeichnet durch Hustenreiz, sanguinolenten Auswurf und pulmonale Komplikationen: Durchlüftungsstörungen, sekundäre Pneumonien u. a. Die bronchologïschen Methoden (Bronchoskopie, Bronchographie) sind für die Diagnostik des zentralen Bronchuskarzinoms entscheidend. 1m Gegensatz zu den zentralen Formen verläuft das periphere Bronchuskarzinom längere Zeit symptomlos. Husten und Durchlüftungsstörungen fehlen. Eine Blutung tritt nur in Ausnahmefällen auf, wenn der peripher gelegene Tumor ein Gefäß arrodiert und Anschluß an einen Bronchus gewonnen hat. Bronchoskopie und Bronchographie müssen als diagnostische Methode versagen, weil der Prozeß außerhalb der größeren Bronthien lokalisiert ist. Wachstunisformen Das periphere Bronchuskarzinom imponiert im Röntgenbild oft als gut abgegrenzter Rundherd mit glatten und regelmäßigen Konturen. Das Wachstum erscheint hier mehr expansiv als infiltrativ. Daneben gibt es infiltrativ wachsende Formen, die dementsprechend im Röntgenbild eine unscharf begrenzte, unregelmäßig gestaltete und peripher gelegene Verschattung zeigen. Atiologie Rössle und Friedrich haben zuerst (1939, 1943) auf den sogenannten Narbenkrebs in der Lungenperipherie hingewie- sen. Nach neueren Zusammenstellungen (Lüders, Themel, Bürgel) entsteht die Mehrzahl der peripheren Bronchuskarzinome auf dem Boden tuberkulöser Narben. Gestörte Regenerationsvorgänge in dem Narbengewebe dürften als auslösende Ursache der Krebsbildung anzusehen sein. Die tuberkulöse Infektion ist sicher für die Karzinogenese nicht entscheidend. Auch in anderen Narben, z. B. Infarktnarben, kann es zu maligner Entartung kommen Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch die Krebsentwicklung in traumatisch entstandenen Narben (Schütz und Stein), der vor allem auch gutachtliche Bedeutung zukommt. Eine Unterscheidung zwischen tuberkulöser Narbe und beginnendem peripherem Lungenkarzinom ist im Röntgenbild gelegentlich unmöglich (Abb. la*). Diese Röntgenauf- nahme aus dem Jahre 1956 führte berechtigterweise zur Diagnose eines spezifisch-narbigen Herdes. Zwei Jahre spä- ter war an gleicher Stelle ein gut begrenzter rundlicher Tumor" nachweisbar (Abb. lb), der unverzüglich Anlaß zu chirurgischer Behandlung gab. Histologisch fand sich ein Plattenepithelkarzinom mit teilweise alveolären Strukturen, das relativ gut von der umgebenden Lunge abgegrenzt war. * Abbildungen 1 und 3-9 siehe Tafel Seite 799-800. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Nr. 16, 17. April 1959 Sthlungbaum: Symptomatologie und Diagnostik des peripheren Lungenkarzinoms Lokalisation und Histologie Die meisten peripheren Bronchus:karzinome liegen im Lungenmantel der Ober- und Spitzenfelder, d. h. also in den Oberlappen. Eine Erklärung hierfür gibt die ätiologische Bedeutung tuberkulöser Narben (s. o.). Histologisch handelt es sich meist um Plattenepithelkarzinome. Daneben gibt es auch Adenokarzinome, sowie die Sonderform der Alveolarzellkarzinome (s. u.). Ausbreitung und Metastasierung der Ausbreitung und der lymphogenen Metastasierung lassen sich drei Formen unterscheiden (Abb. 2): der Tumorbleibt isoliert. Eine lymphogene Metastasierung fehlt. Der Tumor metastasiert zum Abb. 2. Ausbreitungs- und Metastasierungsformen des peripheren Bronchuskarzinoms (s. Text) Hilus hin, d.h. also zentripetal. Der Tumor wächst in Richtung auf die Peripherie, d. h. also zentrifugal. In Sonderfällen wird die Lungen- oder sogar die Thoraxgrenze überschritten. In allen Fällen kann es schon bei kleinen Primärtumoren zur Entstehung hämatogener Fernmetastasen kommen Zu 1: Klinisch bleiben derartige Tumoren bis zu einer ge- wissen Größe völlig symptomlos. Die Diagnose kann nur durch die Röntgenuntersuchung gestellt werden: Durchleuchtung, Aufnahme in sagittalem und seitlichem Strahlengang. Jeder Rundherd muß, besonders wenn Wachstumstendenz nachweisbar ist, als karzinomverdächtig angesehen werden. Nach größeren Sammelstatistiken sind die Mehrzahl der Rundherde, besonders bei Kranken in höherem Alter, periphere Bronchuskarzinome! Folgendes Beispiel erläutert die frühe Fernmetastasierung eines noch kleinen Tumors: E. K., geb. 1881. Herbst 1956 unbestimmte abdominelle Be- schwerden und Rückenschmerzen. Die Röntgenuntersuchung im No- vember 1956 ergab, eine hochgradige Spondylosis deformans der Lendenwirbelsäule, aber keine Destruktion. Bei der orientierenden Thoraxuntersuchung wurde dann ein etwa fünfmarkstückgroßer, gut abgesetzter Rundherd im rechten Mittelfeld entdeckt und die Verdachtsdiagnose peripheres Bronchuskarzinom gestellt (Abb. 3). Pulmonale Symptome fehlten vollkommen. 1m Hinblick auf Alter und Allgemeinzustand war ein operativer Eingriff kontraindiziert. Bei zunehmenden Rückensthmerzen verstarb der Kranke am 5. 4. 1957 an den Folgen eines Herzinfarkts. Bis zum Tode waren keine Lungensymptome aufgetreten. Die Autopsie zeigte ein peripheres, subpleural gelegenes, teilweise tubulär strukturiertes, mittelzelliges, narbig eingezogenes, anthrakotisch durchsetztes Bronchuskarzinom im basalen Anteil des rechten Lungenoberlappens. Als Ursache der Rückenschmerzen wurden osteo- klastische Metastasen im zweiten und dritten Lendenwirbel gefunden. Sie waren die einzigen Metastasen (Sektionsbericht des Pathol. Instituts der Freien Universität Berlin, Direktor: Prof. Altmann). Stärkeres Wachstum der Rundherde führt häufig zu folgender Komplikation: Die gestörte Blutversorgung verursacht eine Nekrotisierung und zentrale Einschmelzung des Geschwulstgewebes. Es entsteht das klinische und röntgenologische Bild der Tumorkaverne. Zur Erläuterung sei folgendes Beispiel angeführt: P. D., geb. 1897. 1952 wurde bei einer Routineuntersuchung im Krankenhaus (stationär wegen Ulcus ventriculi) ein abszedierender Dtsch. med. Wschr., 84. Jg. Prozeß im rechten Oberlappen festgestellt. Sputumuntersuchungen auf Tuberkelbakterien waren stets negativ. Anamnestisch waren keinerlei akute fieberhafte Erkrankungen vorausgegangen. Untersuchungen mit Echinokokkusantigen waren negativ. September 1952 Einweisung zur Operation (s. Abb. 4). 7. 11. 1952 Lobektomie, rechter Oberlappen: pflaumengroße Kaverne mit teilweise verhornendem Plattenepithelkarzinom, anscheinend mit Ursprung im Bereich eines Bronchus dritter bis vierter Ordnung. Am 20. 11. 1952 Exitus letalis infolge einer akuten Magenblutung. Autopsie: keine Metastasen (Befunde des Patholog. Instituts der Freien Universität Berlin, Direktor: Prof. Altmann). Die zentripetale Metastasierung mit dem zum Hilus verlaufenden Lymphstrom ist am häufigsten. Wenn die Lymphknotenmetastasen klein bleiben, kann auch hier jede pulmonale Symptomatik fehlen. Nicht selten geben in diesen Fällen erst Fernmetastase'n Veranlassung zu einer Lungenuntersuchung. Sie ist unbedingt durchzuführen, wenn bei einem klinisch nachweisbaren neoplastischen Prozeß, z. B. Hirntumor, nicht eindeutig geklärt werden kann, ob es sich um einen Primärtumor oder aber eine Metastase handelt. Bei der Suche nach einem Primärtumor ist in vielen Fällen zuerst an ein Bronchuskarziriom zu denken, wie auch folgendes Beispiel zeigt: A. P., geb. 1914. März 1951 zentrale Symptome, die zur Verdachtsdiagnose Hirntumor führten. Bei Operation am 4. 5. ergab sich dann ein Plattenepithelkarzinom im Kleinhirn. Die Thoraxuntersuchung (Abb. 5) zeigte einen kleinen subpleural in der Peripherie des linken Mittelfeldes gelegenen Rundherd sowie eine leichte Verbreiterung des linken Hilusschattens. 7. 5. Exitus letalis. Autopsie: kleines Plattenepithelkarzinom im linken Oberlappen mit bronchopulmonalen und hilären Lymphknoten sowie multiplen Hirnmetastasen. Die Ursache der weniger häufigen zentrifugalen Ausbreitung dürfte in einer Verlegung der zentripetalen Lymphwege zu suchen sein. Da hierfür ursächlich in erster Linie spezifische Prozesse und Residuen in Betracht kommen, ist es verständlich, daß nicht selten auch pleurale Verkiebungen vorhanden sind. Sie stellen die Voraussetzung oder zumindest einen begünstigenden Faktor für das Uberschreiten der Lungengrenzen in die Peripherie dar. So kommt es zu den sogenannten Ausbrecherformen, die bei einer besonderen Lokalisation im Lungenspitzengebiet das Pancoast-Syndrom verursachen. Sicher handelt es sich hierbei nicht um eine besondere Tumorform, also nicht um einen ,,Pancoast'Tumor, sondern nur um ein durch eine besondere Lokalisation verursachtes Syndrom. Die relative Häufigkeit des Pan- coast-Syndroms unter den Ausbrecherformen erklärt sich einfach dadurch, daß das periphere Bronchuskarzinom beson- ders oft in den im Spitzengebiet gelegenen tuberkulösen Narben entsteht (s. o.). Daß u. U. auch andere Tumoren das Syndrom verursachen können, ist selbstverständlich. Abzu- lehnen ist andererseits die früher oft gestellte Diagnose branchiogenes Karzinom". Die Ausbreitung und Infiltration im Lungenspitzengebiet verursachen den typischen Symptomkomplex: Lungenspitzenverschattung, Knochendestruktion (Rippen oder laterale Wirbelanteile), Brachialisneuralgie durch Infiltration oder Umwachsen des Plexus und HomerSyndrom durch Affektion des Grenzstranges. Ein typisches Beispiel sei beschrieben: H. P., geb. 1906. 1950 Infiltrat im linken Oberfeld. Spezifische Therapie: Pneumothorax, Kaustik. Dezember 1954 Schmerzen in der linken Schulter. Januar 1955 Röntgenuntersuchung: Spitzenverschattung. Eine bei der nachträglichen Betrachtung deutlich nachweisbare Rippendestruktion wurde übersehen. April 1954 zunehmende Schmerzen, derbes Infiltrat im Supraklavikulargebiet. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 782 Schlungbaum: Symptomatologie und Diagnostik des peripheren Lungenkarzinoms Erneute Röntgenuntersuchung (Abb. 6): ausgedehnte Destruktion der ersten Rippe. Durch strahientherapeutisdie Behandlung konnte der Zustand vorübergehend gebessert werden, 10. 4. 1957 Exitus letalis mit den Symptomen von Hirnmetastasen. Eine Sonderform des peripheren Lungenkarzinoms stellen die sogenannten Alveolarzellkarzinome dar, die mit hochgradiger Wahrscheinlichkeit aus den Alveolarepithelien entstehen. Teilweise werden allerdings auch die terminalen Bronchien (Bronchioli terminales) als Ursprungsort angenommen (y. Albertini u. a.). Die vielfältigen und z. T. noch nicht endgültig gelösten Probleme des Alveolarzellkarzinoms sind in letzter Zeit mehrfach diskutiert worden (Eck, Kahlau, Sthlungbaum und Stein u. a.). Das Alveolarzellkarzinom kann primär solitär auftreten. Es unterscheidet sich dann im Röntgenbild nicht von anderen peripheren Bronchuskarzinomen. Ein typisches Beispiel, bei dem die zytologische Untersuchung des Sputums in vivo die richtige Diagnose stellen ließ, sei hier angeführt: F. R., geb. 1903. 1952 Husten. Röntgenaufnahme (Abb. 7): Rundherd in der Peripherie des subapikalen Unterlappensegments rechts. Zytologische Untersuchung des Sputums (Dr. Grunze): Verdacht auf Alveolarzellkarzinom. Da der Kranke jeden operativen Eingriff ablehnte, Strahlentherapie. Nach längerem Wohlbefinden im November 1956 Einflußstauung, röntgenologisch mediastinale Lymphknotenmetastasen. Hochgradige Dyspnoe. 7. 12. 1956 Exitus letalis. Autopsie: Alveolarzellkarzinom mit ausgedehnter lymphogener (zentripetaler) Metastasierung. Häufiger sind die generalisierten Formen des Alveolarzellkarzinoms, die - besonders im angelsächsischen Schrifttum - auch als Lungenadenomatose bezeichnet werden. Eine primär multiple Geschwulstbildung im Sinne der Holoblastose Schminckes ist durchaus wahrscheinlich oder zumindest möglich. Einen charakteristischen klinischen Verlauf und ein typisches Röntgenbild zeigt unser folgendes Beispiel: M. E., geb. 1898. 1957 fieberhafte Erkältung". März 1958 Husten, etwas Auswurf, intermittierende Fieberschübe. Klinische Diagnose Bronchiolitis, dann auf Grund eines Röntgeribildes: Morbus Boeck. Mai 1958 bei sonst relativ gutem Ailgemeinbefinden zunehmende Dyspnoe. Die Röntgenuntersuchung (Abb. 8) zeigt am 28. 5. 1958 eine diffuse kleinfieckige Verschattung beider Lungen. Die röntgenologische Verdachtsdiagnose ,,generalisiertes Alveolarzellkarzinom" wurde durch die zytologische Untersuchung (Dr. Grunze), die Tumorzellen vom Alveolarzelltyp erkennen ließ, bestätigt. 783 Schwierig ist in manchen Fällen die Abgrenzung eines primären peripheren Bronchuskarzinoms von einer solitären Metastase. Klinische, durch den Primärtumor verursachte Symptome, z. B. eine Hämaturie beim Hypernephrom, oder entsprechende anamnestische Angaben - Zustand nach Ope- ration eines malignen Tumors - können einen Hinweis geben. Da Lungenmetastasen meist multipel auftreten, ist eine sorgfältige Analyse des gesamten Lungenbildes, u. U. ein genauer Vergleich mehrerer Thoraxaufnahmen, unbedingt erforderlich. Wenn sich auch Metastasen meist durch eine besonders regelmäßige runde Form auszeichnen, so können doch hieraus keine zuverlässigen Schlüsse gezogen werden. Eindeutig zu differenzieren sind dagegen als Rundschatten imponierende abgekapselte Pleuraprozesse (Abb. 9) . Typisch sind hier sich in den Pleuraspalt fortsetzende Ausziehungen, sowie die Auflösung der im sagittalen Strahlengang glatt erscheinenden Konturen bei Drehung und bei Aufnahmen im seitlichen Strahlengang. Ein Stützung findet die Diagnose in der Anamnese: klinische Symptome einer Pleuritis. niiche Schwierigkeiten bei den Rundherden ergeben sich bei der Differentialdiagnose der Tumorkaverne. Neben einer spezifischen Kaverne sind hier der postpneumonische Abszeß und Lungenzysten, besonders die Echinokokkuszyste, auszuschließen. Zweifellos spricht die Unregelmäßigkeit der inneren und äußeren Konturen bei relativ dickw-andigen Kavernen eher für ein Neoplasma, ohne daß derartige Befunde aber als pathognomonisch angesehen werden könnten. Die Diagnose kann an Sicherheit gewinnen durch den Ausschluß der anderen pathogenetischen Möglichkeiten: bei einer tuberkulösen Kaverne ist im allgemeinen ein positiver Sputumbefund zu erwarten; negativer Untersuchungsbefund spricht also eher für ein Neoplasma. Gegen einen unspezifisch-entzündlichen Prozeß spricht die Symptomlosigkeit, die bei der Tumorkaverne oft beobachtet werden kann. Fieber und andere akute Symptome einer pneumonischen Erkran- kung können fehlen, doch können auch Symptome einer sekundären Pneumonie das Bild der Tumorkaverne ver- Differentialdiagnose schleiern und die Fehldiägnose ,,postpneumonisther Abszeß" verständlich erscheinen lassen. Eine gewisse Sicherung der Diagnose: Abszeß ist ex juvantibus durch den Erfolg einer gezielten antibiotischen Therapie möglich, wie andererseits abgesehen von den relativ Bei den Rundherden ist seltenen gutartigen Tumoren -- vor allem der tuberkulöse Rundherd, das Tuberkulom, differentialdiagnostisch abzu- davor, bei nur unvollkommenen Rückbildungen ohne weitere grenzen. Große Schwierigkeiten ergeben sich hierbei dadurch, daß die Mehrzahl der peripheren Bronchuskarzinome in tuberkulösen Narben entsteht (s. o.). Residuen einer spezifischen Erkrankung neben dem Rundherd dürfen folglich keinesfalls zum Ausschluß eines Karzinoms verwertet werden. Auch die Form der Rundherde ist nicht pathognomonisch, so daß daraus keine zwingenden differentialdiagnostischen Schlüsse gezogen werden können. Karzinome können völlig glatt begrenzt und rund sein, andererseits gibt es auch tuberkulöse Rundherde mit mehr oder weniger unregelmäßigen und ausgefransten Konturen. Die Schichtuntersudiung, die genauere Auskunft über Form und Konturierung der Rund- schatten gibt, kann diesbezüglich also allenfalls den Karzinoinverdadit bestärken, niemals aber eine bösartige Geschwulst ausschließen. Erfolglosigkeit einer antiinfektiösen Behandlung die Verdachtsdiagnose Tumorkaverne sichert, Man hüte sich aber diagnostische Maßnahmen den Tumorverdacht fallen zu lassen! Die Diagnose Echinokokkuszyste läßt sich u. U. durch den positiven Ausfall spezifischer Antigenreaktionen bestätigen. Bei jedem Verdacht auf ein peripheres Bronchuskarzinom sollten zytologische Untersuchungen durchgeführt werden. Wenn einfache Sputumuntersuchungen nicht ausreichen, ist abgesaugtes Bronthialsekret auf Tumorzellen zu untersuchen. Nicht selten - besonders aber bei geschlossenen Rundherden - wird auch diese Methode versagen. Als ultima ratio bleibt dann nur die Probethorakotomie. Im Hinblick auf die primär, d. h. also bei möglichst frühzeitig gestellter Diagnose, hohe Operabilität und die relativ gute Prognose des peripheren Bronchuskarzinoms (Brunner) ist jedenfalls die Klärung der Diagnose mit allen Mitteln herbeizuführen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Nr. 16, 17. April 1959 Mehnert, Mehnert, Pfeffer: Zur bakteriologischen Diagnostik von Harnwegsinfektionen Längeres Abwarten erhöht die Gefahr der Metastasierung und verschlechtert damit die Prognose wesentlich. Geringer sind die differentialdiagnostischen Schwierigkei- ten bei den Aiisbrecherformen, zumindest bei voller Ausprägung der klinischen Symptomatologie, wie beim Pancoast- Syndrom, und beim Nachweis einer Destruktion benachbarter Knochen. Hier ergibt sich manchmal das Problem des Ausschlusses eines metastatischen Prozesses: Rippenmetastasen, z. B. eines Hypernephroms, können sich in den Thorax- raum vorwölben und einen primären Lungenprozeß vortäuschen. Meist werden derartige Metastasen nicht solitär bleiben. Bei multipler Metastasierung, sei es nun eines pulmonalen oder aber eines extrapulmonalen Tumors, ist allerdings eine Operation ausgeschlossen, damit entfällt die vitale Bedeutung einer exakten Diagnose des Primärtumors. Bei der Differentialdiagnose der Alveolarzellkarzinome ist, wie auch unsere Beispiele zeigen, zu beachten, daß sie im Gegensatz zu den meisten peripheren Bronchuskarzinomen pulmonale Symptome aufweisen (Husten, Auswurf), Dtsch. med. Wschr., 84. Jg. wenn auch die vielfach als pathognomonisch bezeichneten großen Auswurfmengen wäßrig-schleimiger Konsistenz nach unseren Erfahrungen nur relativ selten beobachtet werden können. Gegen die bei generalisierten Formen häufigste Fehldiagnose eines Morbus Boeck sprechen die Form der Herde, Fehlen einer Hilus- bzw. Lymphknotenbeteiligung und der klinische Verlauf. Schriltlum y. Albertini, A.: Histologische Geschwulstdiagnostik. (Stuttgart 1955.) - Bürgel, E., K. G. Themel: Oncologia Il (1958), 254. Eck, F.: Das sogenannte Alveolarzellkarzinom. (Leipzig 1957.) Kahlau, G.: Ergebn. allg. Path. 37 (1954), 297. - Lüders, C-J., K. G. Themel: Virchows Arch. path. Anat. 325 (1954), 499. Schlungbaum, W., F. Stein: Arztl. Wschr. 13 (1958), 565. - Schütz, W.: Langenbecks Arch, kim. Chir. 284 (1956), 197. - Schütz, W., F. Stein: Thoraxchirurgie 3 (1956), 429. (Anschr.: Dr. W. Schlungbaum, Struhleninstitut im Städt. Krankenhaus Westend, Freie Universität, Berlin-Charlottenburg, Spandauer Damm 130) Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 784 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 799 Zur Arbeit W. Schlungbaum (Seite 781-784): Symptomatologie und Diagnostik des peripheren Lungenkarzinoms Abb. 1. a. Als spezifischer Indurationsherd im rechten Oberfeld gedeutet (22. 11. 1956); b. Auf- nahme vom 29. 7. 1958: eindeutig peripheres Bronchuskarzinom Abb. 3. Rundherd im rechten Mittelfeld: peripheres Bronchuskarzinom im basalen Anteil des rechten Oberlappens Abb. 4. Tumorkaverne im rechten Oberlappen Abb. 5. Rundherd im linken Mittelfeld und leichte Hilusverbreiterung peripheres Bronchuskarzinom mit hilären Lymphknotenmetastasen 800 Zur Arbeit W. Schlungbaum (Seite 781-784): Symptomatologie und Diagnostik des peripheren Lungenkarzinoms a b Abb. 7. Rundherd im rechten Unterlappen; Alveolarzellkarzinom, a. im sagittalen, b. im seitlichen Strahlengang Abb. 8. Kleinfieckige Verschattung beider Lungen: generalisierte Form des Alveolarzellkarzinoms Abb. 9. Rundherd im rechten Mittelfeld: abgekapselter Pleuraprozeß (Zustand nach Pleuritis) Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 6. Peripheres Bronchuskarzinom mit Spitzenverschattung links und Destruktion der ersten Rippe