Bernd Braun Prof. Dr. med. Björn Hauptmann MEDIZIN TRIFFT KUNST SEGEBERGER SYMPOSION M O R B U S PA R K I N S O N 2 0 14 D O K U M E N TAT I O N Verein zur Förderung nicht-medikamentöser Therapieverfahren bei Parkinsonsyndromen D O K U M E N TAT I O N 2 0 1 4 MEDIZIN TRIFFT KUNST S E G E B E R G E R S Y M P O S I O N M O R B U S PA R K I N S O N MORBUS PARKINSON Bernd Braun · Prof. Dr. med. Björn Hauptmann 2. SEGEBERGER SYMPOSION MEDIZIN TRIFFT KUNST 3. – 5. 10. 2014 INFORMATIONEN VORTRÄGE WORKSHOPS Medizin · Musik · Gesang · Tanz · Theater Kontakt & Anmeldung Tel. 04551 802-5801 I N H A LT S V E R Z E I C H N I S Sponsoren .................................................................................................................................................... 4 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Veranstaltungsprogramm .......................................................................................................................... 6 Referentinnen und Referenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Vorträge und Workshops ........................................................................................................................... Forschungspreis der Hilde-Ulrichs-Stiftung ............................................................................................ 8 24 Eindrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Fotoauswahl „Medizin trifft Kunst“ .......................................................................................................... Wir bedanken uns sehr herzlich für die Unterstützung der Veranstaltung. IK Nord 4 32 VORWORT Bernd und Christine Braun Die Dokumentation fasst das zweite Segeberger Symposion“ Medizin trifft Kunst“ zusammen. Die künstlerisch-aktivierenden Verfahren werden mit ihrer Bedeutung für die Modifizierung der nichtmotorischen Symptome betrachtet, die häufig medikamentös schlecht zu erreichen sind. Die Zielgruppe ist breit angelegt: Betroffene, Angehörige, Freunde sowie Fachkräfte. Nach wie vor ist das Voranschreiten der neurodegenerativen Erkrankung Parkinson nicht aufzuhalten. Die Symptomlinderung der motorischen Störungen stand bis vor wenigen Jahren im Mittelpunkt des medizinischen Interesses. Das gelingt mittels der gegebenen Medikamente in den ersten 5–10 Jahren meistens sehr gut. Nicht-motorische Symptome treten dann oftmals im Verlauf der Erkrankung in den Vordergrund. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität ebenso wie die Erwerbsfähigkeit, sprechen aber schlecht auf Medikamente an. Dies führt sehr schnell zum sozialen Rückzug, zur Vereinsamung und Isolation. Die klassischen übenden Verfahren Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie sowie Sport wirken hier nur bedingt. Sie müssen mit hoher Intensität durchgeführt werden um wirksam zu sein. Die Wirksamkeit ist bei affektiven und den emotionalen Störungen eher gering. Mangels motivierender Faktoren ist die Durchführungstreue ebenfalls eher gering. Hier beginnt der wesentliche Einsatz der künstlerisch-aktivierenden Verfahren: Singen, Tanzen, Musizieren, Theaterspielen, die sich alle auch sehr gut für die Selbsthilfe eignen. Der Schwerpunkt des Symposions lag auf den affektiven und emotionalen Störungen, die meist mit der Erkrankung einhergehen. Das künstlerische Tun, insbesondere das in den aktivierenden künstlerischen Verfahren, kann hier seine ganze modifizierende Wirkung entfalten; sie haben das Potenzial sich als vierte Behandlungssäule in der Behandlung der Parkinsonerkrankung zu etablieren. Das theoretische Wissen wurde von den Professoren Björn Hauptmann, Bernd Leplow, Karsten Witt und Eckart Altenmüller am Freitagnachmittag lebendig und verständlich vermittelt. Der Workshop Tanzformen, geleitet von Birgit Damrau, sorgte dafür, dass die Aufmerksamkeit des Publikums bis zum Schluss erhalten blieb. Die Praxis mit den Workshops Singen, Improvisationstanz, Musizieren und Theaterspiel füllte den Samstag aus. Welcher Art die Erfahrungen der Teilnehmer waren, wurde in den durchwegs lachenden, strahlenden Gesichtern überdeutlich. Die Möglichkeit eines Transfers in den Alltag wurde in einem eigenen Gesprächskreis mit der Diplom-Psychologin Renate Annecke erarbeitet. Der Erfolg des Symposions wäre aber nicht möglich ohne die vielen guten Geister, die leise und zuverlässig überall wirkten. Die Veranstaltung beruht auf einer Kooperation. Das sind die deutsche Parkinson Vereinigung e. V., vertreten durch den Landesbeauftragten Jürgen Kunze, dem Verein für Jugend- und Kulturarbeit im Kreis Segeberg, vertreten durch die Geschäftsführerin Christine Braun und den Segeberger Kliniken, vertreten durch Professor Dr. med. Björn Hauptmann, Erken Schröder und Sylvia Dürkop. In allen medizinischen Fragen begleitete das Neurologische Zentrum der Segeberger Kliniken das Symposion. Getragen wurde die Veranstaltung von dem Förderverein Parkinson bewegt e. V. Das Gelingen des zweiten Symposions ist wiederum dem Team Professor Dr. med. Björn Hauptmann, Christine Braun, Sylvia Dürkop, und Erken Schröder zu verdanken. Allerdings wäre das alles nicht ohne die hohe Kunst der Referenten, der Workshopleiter sowie die Mittel, die Förderer zur Verfügung gestellt haben, denkbar. Ihnen allen herzlichen Dank. Bernd Braun dPV Regionalleiter Bad Segeberg 1. Vorsitzender des Fördervereins Parkinson bewegt e. V. 5 V E R A N S TA LT U N G S P R O G R A M M Moderation Prof. Dr. med. Björn Hauptmann Chefarzt, Parkinson und Bewegungsstörungen Neurologisches Zentrum, Parkinson-Fachklinik, SEGEBERGER KLINIKEN GMBH Grußwort Jürgen Kunze dPV-Landesbeauftragter Schleswig-Holstein Begrüßung Bernd Braun dPV-Regionalleiter Bad Segeberg, Selbsthilfegruppe Parkinson 1. Vorsitzender des Fördervereins Parkinson bewegt e.V. Vorträge Workshops 6 Prof. Dr. med. Karsten Witt Neurophysiologische Grundlagen der Affektstörungen bei Morbus Parkinson Prof. Dr. med. Bernd Leplow Psychosoziale Auswirkungen der affektiven Begleiterscheinungen Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller Einfluss der Musiktherapie auf Affekt- und Antriebsstörungen Prof. Dr. med. Björn Hauptmann Ergebnisse des Symposions Prof. Dr. med. Günther Deuschl Die neue Behandlungsleitlinie, was hat sich verändert? Magdalene Kaminski Abschluss – Das wars…? Renate Annecke Gesprächskreise Prof. Tamara McCall Tanzimprovisation (inklusives Tanzen) Birgit Damrau Bewegungsangebot Dipl.-Sänger Norbert Hermanns Dipl.-Sängerin Dorothea Stamova Singen in der Gruppe Solo-Gesang Thomas Minnerop Theaterspiel Monika Gramm Andreas Lehmann Musizieren (instrumental, rhythmusbetont) REFERENTINNEN UND REFERENTEN Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller Jürgen Kunze Direktor des Institutes für Musikphysiologie und Musiker-Medizin der Hochschule für Musik und Theater Hannover, Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften, seit 2011 Vizepräsident dieser Gesellschaft dPV Landesbeauftragter Schleswig-Holstein Dipl.-Psych. Renate Annecke Andreas Lehmann Schwerpunkt Betreuung und Beratung Parkinsonbetroffener sowie deren Angehöriger; ehem. in der Elena-Parkinsonklinik, Kassel, heute in Seminaren Seminare für heilende Klänge und Instrumenten-Bau in Europa, Japan, Süd-Korea und Hawaii Bernd Braun Prof. Dr. med. Bernd Leplow Leiter, Regionalgruppe Bad Segeberg dPV – Deutsche Parkinson Vereinigung e. V. 1. Vors. des Fördervereins Parkinson bewegt. e. V. 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Verhaltensmodifikation (DGVM) und im Direktorium des Interdisziplinären Zentrums „Medizin Ethik-Recht“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Birgit Damrau Prof. Tamara McCall ADTV Tanzlehrerin, Tanz- und Gestaltungstherapeutin, Übungsleiterin B/Rehabilitation Schwerpunkt Morbus Parkinson Professorin für Bewegungserziehung, Musik und Bewegung, Schlagwerk, Gestaltung, Tanztraining am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück Prof. Dr. med. Günther Deuschl Thomas Minnerop Direktor der Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel; Past-President der Movement Disorder Society Kulturreferent und Theaterpädagoge im Verein für Jugend- und Kulturarbeit im Kreis Segeberg e. V. Monika Gramm Dorothea Stamova Sozialtherapeutin, Musiktherapeutin, Gesangstherapeutin BVAKT. Chorleitung im SenatorNeumann-Heim, Therapeutin in der Herzschule Hamburg. Dipl.-Sängerin, Opern- und Konzertgesang, festes Mitglied des Ensembles am Lübecker Theater, Gesangslehrerin (Solo) KreisMusikschule Segeberg Prof. Dr. med. Björn Hauptmann Prof. Dr. med. Karsten Witt Chefarzt, Parkinson und Bewegungsstörungen Neurologisches Zentrum, Parkinson-Fachklinik, SEGEBERGER KLINIKEN GMBH Klinik für Neurologie, UKSH Campus Kiel, Leitender Oberarzt, Neuropsychologie, Tiefe Hirnstimulation Norbert Hermanns Dipl. Sänger, Opernchor Köln; diplomierter Musiktherapeut, Singleiter und Referent beim internationalen Netzwerk „Singende Krankenhäuser“, Dipl. Religionspädagoge 7 VORTRAGSMITSCHRIFTEN Einführung in das Thema Prof. Dr. med. Björn Hauptmann Fachklinik für Parkinson und Bewegungsstörungen Neurologisches Zentrum Bad Segeberg Die Betrachtungsweise des Morbus Parkinson hat sich erst in den letzten Jahren in dem Sinne geändert, als dass nicht nur die motorischen Symptome, sondern auch die nicht-motorischen Symptome als die Lebensqualität einschränkender Faktor anerkannt werden. Diese, wie z. B. Riechstörungen, Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Verstopfungsneigung, etc., können zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung auftreten und u. U. sogar den motorischen Einschränkungen als sogenannte Frühsymptome voranschreiten. Laut entsprechender Studien werden leider bis zu 62 % der nicht-motorischen Symptome als solche nicht vom Arzt erkannt, wobei die ‚Treffsicherheit‘ durch spezielle Tests und Fragebögen erhöht werden kann. Des Weiteren sind nicht-motorische Symptome Ursache für Fehldiagnosen, verspäteten Behandlungsbeginn und Krankenhausaufenthalte. Außerdem erhöhen sie die Behandlungskosten um den Faktor 4. Thema des diesjährigen Symposions sind die Störungen von Affekt und Stimmung, nämlich Anhedonie, Apathie, Angst und Panikattacken sowie Depression als typische und häufige nicht-motorische Symptome der Parkinsonerkrankung. Wesentliche und nicht verzichtbare Säule der Behandlung des Morbus Parkinson ist die medikamentöse Therapie. Zusätzlich sollte frühzeitig mit aktivierender Sporttherapie (Kraft- und Ausdauer- 8 training) begonnen werden. Begründet wird dies u. a. mit zunehmenden wissenschaftlichen Hinweisen, dass sportliche Aktivität nicht nur zu einer Konditionierung führt, sondern auch eine positiv modulierende Wirkung auf den Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen zeigt. Die dritte Säule der Therapie sind die übenden Therapieverfahren, nämlich Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Diese zielen insbesondere auf diejenigen Symptome ab, die durch Medikamente schwer zu beeinflussen sind – in erster Linie sind dies Gangstörungen und Sprechstörungen. Das Problem in der Anwendung der übenden Verfahren liegt in der Tatsache begründet, dass diese hoch intensiv mit vielen Wiederholungen durchgeführt werden müssen, um wirksam zu sein. Dies wiederum wird konterkariert durch die bei vielen Betroffenen bestehende Antriebsstörung, Depression und Apathie, die es nur schwer möglich machen, an den Therapien mit der notwendigen Intensität und Dauer teilzunehmen. Folge sind vorzeitige Therapieabbrüche und sozialer Rückzug. Hier setzen einerseits psycho- und verhaltenstherapeutische Verfahren auf professioneller Ebene an, andererseits aber auch künstlerisch-aktivierende Verfahren auf der Ebene der Selbsthilfe. Dabei wird zunächst angenommen, dass Theater spielen, Singen, Tanzen und Musizieren emotional positiv besetzt sind und so den genannten Störungen des Affekts und der Stimmung entgegenwirken. Da diese Tätigkeiten gemeinsam und regelmäßig, z. B. in Selbsthilfegruppen durchgeführt werden können, wirken sie unmittelbar auch dem sozialen Rückzug entgegen. Dass darüber hinaus die künstlerisch-aktivierenden Verfahren eine unmittelbare Wirkung auf das Gehirn haben können, wird u.a. Gegenstand der folgenden Vorträge sein. VORTRAGSMITSCHRIFTEN Neurophysiologische Grundlagen der Affektstörungen bei Morbus Parkinson – rechtsseitige Betonung der Parkinsonsymptome Prof. Dr. med. Karsten Witt Diagnose der Depression bei Morbus Parkinson: Klinik für Neurologie UKSH Campus Kiel – ausführliche Befragung des Patienten Wie sieht die Depression bei M. Parkinson aus? – Verlust der Lebensfreude – Hoffnungslosigkeit – emotionale Leere – Verlust von Initiative – vermindertes Selbstwertgefühl – Angst – hypokinetisch-rigide Form – Selbstbeobachtungsverfahren und Fragebögen erlauben die Bestimmung des Schweregrades der Depression – BDI-II Test (Becks-Depressions-Inventar): Selbstbeurteilungsfragebogen mit 21 Fragen. Es gibt maximal 63 Punkte. 15-24 Punkte gelten als depressive Episode. Das Ergebnis des Testes ist wichtig für die Behandlung. – Panik Wie wird die Depression bei Morbus Parkinson behandelt? – gereizte Stimmung – Schwere der Depression feststellen – Traurigkeit – Optimierung der Parkinsonmedikamente – Pessimismus – danach wird über medikamentöse oder psychotherapeutische Konzepte entschieden Besonderheiten bei der Depression bei Morbus Parkinson: – tritt oftmals vor dem Beginn der motorischen Symptome auf – ist eine Depression nicht eine verständliche Reaktion auf die Diagnose? – im fortgeschrittenen Stadium der Parkinsonkrankheit findet sich oft ein enger Zusammenhang zwischen Phasen guter Beweglichkeit und gebesserter Stimmung, aber es gibt auch Phasen mit schlechter Beweglichkeit mit einer depressiven Stimmungslage. – Depression kann eine Nebenwirkung von anderen Medikamenten sein – Antidepressiva (Beeinflussung des Serotonin-/ Noradrenalin-Stoffwechsels), diese Behandlung braucht Zeit – Lichttherapie – Psychotherapie – Entspannung – kreative Therapie – Psychoedukation Die wichtigsten Gruppen der Antidepressiva: Ursache der Depression: – tri- und tetrazyklische Antidepressiva – genetische Faktoren – Dopamin als Glückshormon – SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) – Verarmung an weiteren Botenstoffen des Gehirns (Serotonin, Noradrenalin) – NARI (selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) – dual wirksame Mittel Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression bei Morbus Parkinson – junges Alter bei Erkrankungsbeginn – weibliches Geschlecht Lebensqualität und Motorik bei Morbus Parkinson: PDQ39: (Parkinson’s Disease Questionnaire) PDQ39 ist ein Fragebogen zur Lebensqualität bei Morbus Parkinson. 9 VORTRAGSMITSCHRIFTEN UPDRS III (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) ist eine Skala zur Messung der Störung der Motorik. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Lebensqualität und dem Schweregrad der motorischen Symptome bei Parkinsonpatienten bei Vergleich der Ergebnisse aus PDQ39 und UPDRS III. Lebensqualität und Depression bei M. Parkinson: 1. Unerwartete Belohnung (beim Affen): phasische Entladung dopaminerger Neurone 2. Erwartete Belohnung: tonische Entladung dopaminerger Neuronen 3. Keine Belohnung: Entladungspause dopaminerger Neuronen BDI: Becks-Depressions-Inventar. Bei Vergleich der Ergebnisse aus BDI gegenüber PDQ39 bedeutet eine Depression eine schlechtere Lebensqualität und eine gute Lebensqualität bei keiner Depression. Dopaminausschüttung im Nucleus accumbens vermittelt Belohnung. ■ Depression: Ist die Unfähigkeit, einem Impuls, Antrieb oder einer Versuchung zu widerstehen und dabei eine Handlung durchzuführen, die dem Patienten selbst oder einem anderen schadet. – Apathie – Anhedonie ■ Impulskontrollstörung: ■ Anhedonie: Dazu gehören: Die Anhedonie ist die Unfähigkeit Freude durch Erlebnisse oder Anregungen zu empfinden, die normalerweise Vergnügen bereiten. Wenn man sich im medikamentösen off-Zustand befindet, ist die Anhedonie hoch, im medikamentösen on-Zustand ist die Anhedonie geringer. – pathologisches Glücksspiel ■ Apathie: 13 % der Patienten, die mit einem Dopaminagonisten behandelt werden, entwickeln eine Impulskontrollstörung. Die Apathie ist der Verlust bzw. die Verminderung der Motivation Aktivitäten anzugehen. 1) verminderte zielgerichtete Aktivitäten 2) verminderte emotionale Beteiligung bzw. eine emotionale Abflachung Die Apathie ist ein Kernsymptom der nicht-motorischen Symptome bei Morbus Parkinson. Es gibt auch depressive Episoden sowohl ohne Apathie als auch mit Apathie. Die Apathie beschreibt einen Zustand, in dem zu wenig Dopamin im Gehirn ist (hypodopaminerge Störung). ■ Hypodopaminerge Störung: Ist gekennzeichnet durch Verlust von Motivation, psychomotorische Verlangsamung, Verminderung von Interesse und Antrieb und depressiven Zügen. ■ Hyperdopaminerge Störung: 10 Das klassische Belohnungsmodell: Durch ein zuviel an Dopamin können u. a. Impulskontrollstörungen auftreten. – Hypersexualität – compulsive shopping – compulsive eating (Aufnahme großer Nahrungsmengen über den Tag verteilt, ‚Fressattacken‘) Das Spektrum des Dopaminstoffwechsels reicht von der Apathie bis zu Impulskontrollstörungen. Die Risikofaktoren für eine Apathie sind u. a. eine Depression, genetische Faktoren sowie der Stopp einer Therapie mit Dopaminagonisten. Die Risikofaktoren für eine Impulskontrollstörung sind u. a. genetische Faktoren und eine Behandlung mit Dopaminagonisten. 1. Durch die Neurodegeneration sinkt der Dopaminspiegel im Verlauf der Jahre immer weiter ab. Die Apathie kann gut mit dopaminergen Substanzen behandelt werden. 2. Bei einem anderen Patienten können durch die Dopaminagonisten Impulskontrollstörungen auftreten. 3. Wenn die Apathie mit Medikamenten behandelt wird, kann es auch zu Impulskontrollstörungen kommen. VORTRAGSMITSCHRIFTEN Daher sollte der Medikamentenplan für den Patienten so gestaltet werden, dass der Dopaminspiegel in einem hypothetischen ‚mittleren‘ Bereich liegt – was letztendlich aber nicht praktikabel messbar ist. Psychosoziale Auswirkungen der affektiven Begleiterscheinungen Prof. Dr. med. Bernd Leplow Institut für Psychologie an der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg Aus dem Grad der motorischen Störungen bei Morbus Parkinson kann man nicht auf die affektiven Störungen schließen. Der Parkinsonpatient hat eine Prädisposition für Depression bedingt durch den Dopaminmangel. Im Tierexperiment wurde gezeigt, dass durch einen verminderten Dopaminhaushalt anders gelernt wird. Es kommt zu einem verstärkten Vermeidungs- und Rückzugsverhalten. Die veränderten Lernprozesse sind bedingt durch die dopaminerge Dysregulation. Nicht motorische Symptome bei M. Parkinson: 3. Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung 4. Energieverlust/Müdigkeit 5. Gefühle der Wertlosigkeit BDI: Becks-Depressions-Inventar Abhängig von der jeweiligen Studie entwickeln ~40,7% der Parkinsonpatienten eine Depression, ~33,8% sind nicht depressiv. Der Rest ist für Depressionen empfänglich. Parkinsonpatienten sind aufgrund einer medizinischen Erkrankung depressiv und nicht im psychiatrischen Sinne depressiv. Die Kennzeichen einer Depression bei Morbus Parkinson sind vor allem weniger Antrieb und Motivation. Apathie (Marin, 1991; Starkstein, 2000): mind. 4 Wochen lang täglich, fast die gesamte Zeit des Tages, weniger Motivation als sonst üblich und jeweils mindestens 1 Auffälligkeit 1. weniger zielgerichtetes Verhalten a. weniger Initiative/Anstrengung/Produktivität b. Aktivitäten auslösbar durch externe Stimuli 2. weniger zielgerichtete mentale Prozesse – Depression und Depressivität a. weniger Interesse an Neuem (Erfahrungen/ Lernen) – Angst und soziale Unsicherheit b. Desinteresse an eigenem Wohlergehen – Apathie und Anhedonie 3. weniger adäquate Begleit-Emotionen. Depression bei neurologischen Erkrankungen a. emotionale Indifferenz 1. Primäre (Major) Depression b. abgeflachter Affekt (auf pos./neg. Ereignisse) 2. Primäre (dysthyme) Depression 3. Depression “aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors” 4. Subklinische Depression 5. Anpassungsstörung 6. Apathie 7. Anhedonie 8. Unspezifische depressive Störung Symptome der Depression: Major Depression 1. Gewichtsverlust oder Appetitstörungen 2. Veränderter Schlaf Kognitive-behaviorale Folgen (Patienten): 1. Flucht in die Krankenrolle („Regression“) 2. emotional-behaviorale Probleme a. Depressivität & Dysphorie b. pass. Aggression & Irritabilität 3. kognitive-Bewältigungsstile a. Unterdrückung/Bagatellisierung b. Verleugnung/Verdrängung c. Idealisierung (Betreuenden/Ärzte/Institutionen) d. Reaktionsbildung 11 VORTRAGSMITSCHRIFTEN Kognitive-behaviorale Folgen (Angehörige): 6. Bluthochdruck (27%) 1. Gesundheitsstörungen 7. zahlreiche Gesundheitsstörungen 2. Soziale Isolation 3. Aggression(-sverschiebung) 4. kognitive Bewältigungsstile a. Überaktivierung/Überidentifikation b. Unterdrückung/Bagatellisierung c. Verleugnung/Verdrängung d. Idealisierung (der Betreuenden/Ärzte/ Institutionen) e. Reaktionsbildung Belastung vergleichbar mit Schlaganfall Psychische Folgen bei Angehörigen und Patienten: – Beziehungsstörungen – kommunikative Übungen – Lebensziele – systematisches Problemlösen – Lebensqualität f. Sublimation – Aktivitätstraining g. Intellektualisierung Hilfen: S3 Leitlinien Morbus Parkinson Sommer 2014 ■ Effektivität der Verhaltenstherapie - Zugang für Parkinsonpatienten zu einer psychotherapeutischen Behandlung h. Omnipotenz & Hilfe zurückweisendes Klagen Das Problem bei apathischen Zuständen besteht darin, dass die Lernprozesse in eine bestimmte Richtung gelenkt werden durch den dopaminergen Mangel im Gehirn, z. B. wird durch Aufregung die Symptomatik stärker. ■ Effektivität der neuropsychologischen Therapie bei der Behandlung von kognitiven Defiziten bei Morbus Parkinson? Beispiel: Alltagsbelastungen Professionelle Hilfe: Ich warte in einem Speisesaal, bis niemand hinsieht und führe dann den Löffel zum Mund. – Psychotherapie Ich schicke meine Frau zur Bank (Feinmotorik). Minus-Symptome: Wenn ich mich morgens im Bett nicht umdrehen kann, ist der ganze Tag gelaufen. – neuropsychologische Therapie – aktivierende Therapien Selbsthilfe: Nicht mehr im Mittelpunkt stehen: ich überlasse dem Juniorchef die Weihnachtsansprache. – Bewegung Mehr Depression: weniger Teilhabe Mehr Teilhabe: weniger Depression – Sonne - Luft – Licht – Gleichgewicht aus Ruhe und Anspannung – viel Geselligkeit (keine sozialer Rückzug) – gut essen und trinken Hauptprobleme: der Angehörige als Patient 66% - 88% weiblich, Hauptprobleme: 1. Schlafmangel (36%-61%) 2. Tagesmüdigkeit (31%) 3. Niedergeschlagenheit (31%) 4. Depressivität/Depression (50%) 5. Einschränkungen soz. Leben (75%) 12 – viel kuscheln (etc.) - hat einen Stress lindernden und antidepressiven Effekt Die Depression bei Morbus Parkinson ist meistens keine psychiatrische Depression. Was sich auch behindernd im Alltag auswirkt, hängt davon ab, wie ich damit umgehe. Ich muss selbst aktiv der Apathie entgegenwirken. Manchmal sind Medikamente für die Behandlung der Depression nötig. VORTRAGSMITSCHRIFTEN Einfluss der Musiktherapie auf Affekt- und Antriebsstörungen Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller Direktor des Institutes für Musikphysiologie und Musiker-Medizin der Hochschule für Musik und Theater Hannover www.immm.hmt-hannover.de f. Heilung (z.B. haben Amateursänger mehr Antikörper im Blut mit verbesserter Immunantwort beim Singen). ad 2. Mit Musik im Rhythmus: Verhaltenssynchronisation: 4. Mit Musik als Mittel gegen Demenz Musik bewegt uns, aber sie muss gelernt werden. Die Fähigkeit, eine gemeinsame Aktivität synchron zu machen, wird im Alter von 3 – 6 Jahren gelernt – z. B. im Rhythmus klatschen und schneller werden. Tiere können das nicht. Synchronisation in Gruppen oder mit einem externen Schrittmacher können vermutlich nur Menschen (3 – 4 Papageien können weltweit einen Rhythmus halten: siehe snowball/youtube). ad 1. Wirkungen von Musik: Musizieren als Vernetzungskunst: „Funktionen” von Musik und Argumente für Musiktherapie b. Gruppen-Bindung (z. B. Tanzen) Der ‚vordere‘ Stirnhirnbereich des menschlichen Gehirns dient dem Handeln, ‚hinten‘ liegt die räumliche Vorstellung und das visuelle Zentrum. Das Emotionszentrum liegt tief im Gehirn. Diese Netzwerke werden entwickelt durch die Emotionen, die beim Musikhören aktiviert werden. c. Verhaltenssynchronisation/Tanz/„Entrainment” Wie Rhythmus im Gehirn verarbeitet wird: Gliederung des Vortrages: 1. Wirkungen von Musik 2. Mit Musik im Rhythmus 3. Mit Musik zum Glück 1. Kulturelle “Funktionen” von Musik a. Mutter-Kind-Bindung (Wiegenlieder) d. Stimmungsmodulation / Mitteilung von Gefühlen / glückliche Gefühle e. Trance / Bewusstseinsveränderung f. Liebeswerbung / verborgene Qualitäten (Musikbeherrschung ist eine verborgene Qualität) g. Spiritualität – Eschatologie 2. Biologisches „Funktionen” von Musik a. Hörtraining – Spracherwerb – emotionale Kompetenz b. Aufmerksamkeitsmodulation und Spannungsreduktion (z. B. ist leise Musik, die bewegt, dem Lernen des Kindes förderlich) c. Neuronale Vernetzung und Anlage multipler Repräsentationen Von den Hörzentren gehen Reize in die Bewegungszentren (Mitbewegungen zum Rhythmus), gleichzeitig geht der Rhythmus auch in die Sprachzentren und ins Kleinhirn. Wie Emotionen im Gehirn verarbeitet werden: Im ventralen tegmentalen Kern des Gehirns entsteht ein Bedürfnis, z. B. für das Essen und Trinken. Der Reiz beim ersten Schluck Bier geht in den Nucleus accumbens und von da aus weiter an die Stirnregion. ad 3. Mit Musik zum Glück Emotionale Musik: – fröhliche Musik ist schneller und hat höhere Töne – traurige Musik ist langsam, leise und eher tief d. Gedächtnisunterstützung e. Gesundheitsförderung (Unterstützung der Atmung, Haltung, soziale Aufmerksamkeit) Unsere Körpersignale beeinflussen unsere Emotionen (z. B. positive Stimmung nach einem Lächeln). 13 VORTRAGSMITSCHRIFTEN Wie kann man Glück beim Hören messen? Wenn beim Musikhören eine Gänsehaut entsteht, wird Dopamin im Nucleus accumbens im Gehirn ausgeschüttet. Beispiel für Chill-Musik (Gänsehautmusik): Der Strukturbruch in der Mitte ist ein Kennzeichen für die Gänsehautmusik. Das Chill-Gehirn: Studenten, die Gänsehautmusik hörten, waren im MRT-Scanner. Es zeigte sich, dass im Nucleus accumbens sehr viel Dopamin freigesetzt wurde. ad 4. Musizieren als Mittel gegen Demenz Musik zur Vorbeugung von Demenz: Die Teilnahme an Freizeitaktivitäten geht mit einem geringeren Risiko einher, Alzheimer oder eine andere Demenz zu entwickeln. Es waren n=469 Studienteilnehmer, die älter als 75 Jahre waren, nach 5 Jahren haben 124 eine Demenz entwickelt. – Lachen – Weinen – Stöhnen Rhythmische motorische Aktivierung in Gruppen: – Gruppenbindung – Mutter-Kind-Beziehung – motorische Reifung Fähigkeiten zur rhythmischen und melodischen Diskriminierung und Strukturierung: – Sprechen – differenzierte Arbeitsorganisation Musiken als transformative technology of mind: Bindung – Affektmodulation – Spiritualität Von denen, die wöchentlich Musik machen, entwickelten nur 19 % eine Demenz. – Therapie (Anstieg der IgA-Antikörper) Durch Schachspielen mit einem Menschen hatten 14 % eine Demenz und bei Gruppensport und -spiele 17 % eine Demenz. – Gedächtnisbildung (Neurohormon) Literaturhinweis: Verghese J, Lipton RB, Katz MJ, Hall CB, Derby CA, Kuslansky G, Ambrose AF, Sliwinski M, Buschke H.. Leisure activities and the risk of dementia in the elderly. New England Journal of Medicine 2003; 348(25): 2508-16. Musik ist universell in Zeit und Raum: Es sind Flöten in einer Höhle gefunden worden, die ca. 50.000 v. Chr. gemacht wurden. Sie haben einen A-Moll-Dreiklang. Mafa-Flöten: 14 Emotionale akustische Signale in sozialen Kontexten: Werden in Nordkamerun gespielt. Jede Flöte hat nur einen Ton. Die Menschen haben verschiedene Flöten mit je nur einem Ton und spielen abends zusammen. – Hörtraining Morbus Parkinson: Neue Therapieerkenntnisse und neue Aspekte der Leitlinien Prof. Dr. med. Günther Deuschl Direktor der Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel Aktuelle Parkinsonmittel: – L-Dopa: Standard, retardiert, duodenale Infusion – COMT-Hemmer: Entacapon, Tolcapon – MAO-B-Hemmer: Selegilin, Rasagilin – NMDA-Rezeptor-Blocker: Amantadin, Budipin – Dopaminagonisten: – Non-ergot Dopaminagonisten – Ergot Dopaminagonisten VORTRAGSMITSCHRIFTEN Die Dopaminagonisten würden weniger Überbewegungen und weniger Fluktuationen als L-Dopa hervorrufen. Die Beweglichkeit sei mit Dopaminagonisten etwas schlechter als mit L-Dopa. Gruppe, die mit Dopaminagonisten behandelt wurde und den MAO-B-Hemmern behandelten. Die Aussagekraft der Studie sei höchst begrenzt. Hauptaussagen von PDmed: Nebenwirkungen L-Dopa: – Überbewegung – Fluktuationen Leichte Verbesserung der Mobilität in der mit LDopa behandelten Gruppe im Vergleich zu der mit Dopaminagonisten oder MAO-B-Hemmern behandelten Gruppe. Nebenwirkungen Dopaminagonisten: – Ödeme – Somnolenz – Impulskontrollstörungen – Halluzinationen – Übelkeit – Fibrose Literaturhinweis: Antonini A1, Tolosa E, Mizuno Y, Yamamoto M, Poewe WH. A reassessment of risks and benefits of dopamine agonists in Parkinson‘s disease. Lancet Neurology 2009; 8(10): 929-37. Neue Erkenntnis: Amantadin sei zur Dauertherapie bei Überbewegungen sinnvoll. Es ist in der Behandlung von Dyskinesien etabliert. Dieser Effekt sei dauerhaft und halte nicht nur einige Monate an. PD-med Vergleichsstudie: 1620 Parkinsonpatienten wurden in drei Gruppen eingeteilt, wovon als Initialtherapie 528 Patienten L-Dopa erhielten, 632 Dopaminagonisten und 460 MAO-B-Hemmer. Ergebnis: Dyskinesien seien bei den mit L-Dopa behandelten Patienten sehr viel häufiger als bei nicht mit L-Dopa behandelten Patienten aufgetreten. Die L-Dopa Patienten hätten in den 7 Jahren selten die Therapie gewechselt (7%). Bei den mit Dopaminagonisten behandelten Patienten seien es 50% und bei den mit MAO-B-Hemmern behandelten 70% gewesen. Die Mobilität gemessen mit Lebensqualitätsbögen ergab keinen wirklichen Unterschied zwischen der Invasive Behandlungen: – Duodopa – Tiefenhirnstimulation Duodopa-Pumpe: In einer amerikanischen Studie erwies sich bei dem untersuchten Klientel die Behandlung mit der Duodopa-Pumpe besser als eine ‚Tablettenbehandlung‘. Die Patienten mit der Pumpe hätten eine deutliche Verlängerung ihrer guten Beweglichkeitsphasen unter Duodopa. Es gab jedoch Therapiekomplikationen bei der Pumpe. Die meisten Komplikationen traten in den ersten zwei Wochen auf. Die Duodopa-Pumpe sei ein großer Fortschritt für die am schwersten betroffenen Patienten. Literaturhinweis: Olanow CW, Kieburtz K, Odin P et al.. Continuous intrajejunal infusion of levodopa-carbidopa intestinal gel for patients with advanced Parkinson‘s disease: a randomised, controlled, double-blind, doubledummy study. Lancet Neurology 2014;13(2):141-9 Tiefenhirnstimulation (THS): Die THS bringe den schlechtesten motorischen Zustand des Patienten auf ein deutlich besseres Niveau. Die Überbewegungen würden verschwinden. Die Dyskinesien würden relativ konstant verbessert werden. Unter der THS könne L-Dopa reduziert werden. Die Wirkung der THS halte sogar bis zu einem Jahrzehnt an. Einige Bereiche, z. B. die Sprache könnten u.U. schlechter werden. Die THS solle zukünftig sogar eingesetzt werden bei jüngeren Patienten (early-stim-Studie). Fast alle Aspekte der Lebensqualität seien signifikant verbessert worden. Literaturhinweis: Schuepbach WM, Rau J, Knudsen K, Volkmann J, Deuschl G et al.; EARLYSTIM Study Group. Neu- 15 VORTRAGSMITSCHRIFTEN rostimulation for Parkinson‘s disease with early motor complications. N Engl J Med. 2013 Feb 14;368(7):610-22 Die Gesamtbehinderung sei auch besser geworden durch die THS sowie die Motorik, die Aktivitäten des täglichen Lebens und Überbewegungen. Die psychosoziale Funktion der Patienten sei besser geworden, ebenso wie die Depression. Sicherheit bei der EARLYSTIM Study Group: – 10% der Patienten hätten operationsbedingte Nebenwirkungen entwickelt, die nach 2 Jahren nicht mehr nachweisbar waren – es hätte anfangs mehr Suizide in dieser Studie als in der allgemeinen Parkinsonpopulation gegeben – am Wichtigsten sei die richtige Auswahl geeigneter Patienten vor der Operation Die Bedeutung von Zusatztherapien für die Motorik: – Krankengymnastik – Logopädie – Ergotherapie – Tanztherapie – psychologische Betreuung – Zugang zu spezialisierter Pflege Krankengymnastik: – Ganggeschwindigkeit wird signifikant beschleunigt – funktionelle Bewegungsparameter (z. B: funktionelle Armbeugung) signifikant besser – Sturzhäufigkeit reduziert (aber nicht signifikant) – UPDRS-Skala, Verbesserung um 5 Punkte, signifikant – PDQ-39: kein Unterschied Neue Erkenntnisse zu Zusatztherapien zu Medikamenten: Krafttraining zweimal pro Woche unter dopaminerger Therapie. Im Verlauf von den 2 Jahren der Studie ist das Krafttraining gut. Die Patienten aus 16 der Gleichgewichtstrainingsgruppe zeigten nicht so gute Effekte wie die Patienten aus der Krafttraininggruppe. Wissenschaftlich nachgewiesener Effekt. Krafttherapie sollte ein Element aller Bewegungstherapien sein Körperliche Aktivität: – Standard-Krankengymnastik – BIG-Therapie – Krafttraining versus Gleichgewichtstraining – Tai Chi / Tango Empfehlung: Parkinsonpatienten sollten Zugang zur Krankengymnastik haben. Empfehlung Logotherapie: Parkinsonpatienten mit Sprachstörungen sollten Logopädie erhalten. Ergotherapie: Studienlage noch nicht überzeugend Zusammenfassung: In der neuen Leitlinie wird – wie bisher den Medikamenten die Hauptrolle bei der Behandlung zuordnen. – die THS wird aufgewertet – Zusatztherapien für nicht-motorische Symptome aufgewertet – Krankengymnastik/Bewegungstherapie Logopädie aufgewertet. und Ergotherapie und psychologische Therapie hat mangels entsprechender Studien eine etwas geringere Bedeutung. Bei den Ausführungen zu den Beiträgen 2-5 handelt es sich um Vortragsmitschriften von Frau Ines Niehaus. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und medizinische Exaktheit erhoben. Aus den Ausführungen können keine Behandlungsempfehlungen ohne ärztliche Rücksprache abgeleitet werden. Renate Annecke Erfahrungsaustausch zur Nachhaltigkeit und Alltagstauglichkeit. Was kann ich mit nach Hause nehmen und lange davon profitieren? In den Gruppen waren 15 bis 20 Betroffenen und Angehörige anwesend, 2/3 von ihnen hatten auch vor 2 Jahren teilgenommen und hatten so ihre Erfahrungen in der Zwischenzeit gemacht. Auch bei diesem Treffen wurden die erlebten Workshops als sehr positiv eingeschätzt. Anhand der folgenden Fragen wurden Stimmung und Erwartungen diskutiert: – Wie war die Stimmung während des und nach dem Agieren heute (singen, tanzen musizieren, schauspielern)? – Haben Sie in den 2 Jahren Aktivitäten wiederholen können, wie war die Stimmung? GESPRÄCHSKREISE bringt meist nicht die erhoffte Wirkung – suchen Sie sich einen Singleiter mit Erfahrung). – In der dPV-Gruppe das rhythmische Sprechen üben: Eine(r) liest vor – die anderen freuen sich über einen erheiternden Text. – Anregungen zum Auskosten von Lachen und Humor in der Gruppe, mit Freunden, in der Familie ausprobieren: Erinnern/erzählen: der erste Kuss, das erste Auto, der erste Urlaub… Eine Lachbibliothek anlegen mit Witzen, Filmen, Comics (Loriot, Heinz Erhardt u.a.) und bewusst als Aufhellung einsetzen. So oft wie möglich mit den Enkelkindern spielen. – Haben Sie ganz andere Erfahrungen mit dem Schaffen positiver Stimmung gemacht? Sind die auf andere Menschen übertragbar? – Haben Sie versucht, durch bewusstes Herbeiführen von kreativen Aktivitäten bei sich eine positive Stimmung herbeizuführen? – Sehen Sie den Zusammenhang, der von mir durch den Vortrag zum bio-psycho-sozialen Modell vor 2 Jahren aufgezeigt worden ist? Erwartungsgemäß waren die Erfahrungen mit den Workshops ähnlichen Aktivitäten gering. Als konkrete Erwartungen an die kommende Zeit wurden einige (als machbar eingeschätzte) Vorhaben gesammelt: – Das Vorhaben, öfter solche Angebote anzunehmen. – Die aktive Suche nach Gruppenangeboten zu Tanz und Gesang bei Institutionen wie VHS, Kirche oder Seniorenkreisen. – Sich an die eigenen Lieblingsmelodien der Jugend zu erinnern und oft hören – …. und auch in der Küche dazu tanzen. – Bei schöner Musik im Radio mitsingen, mittanzen oder auf dem Kochtopf trommeln. – In der dPV-Gruppe Singnachmittage anregen (Vorsicht, gemeinsam Volkslieder absingen Wir bedanken uns bei Ines Niehaus für die Mitschriften der Vortragsinhalte. 17 GESANG „Musik ist die Sprache unserer Gefühle und die Stimme das Instrument, welches uns am meisten berührt. tänzerisch in rhythmisch-beschwingter Weise, was unser Gangbild stabilisiert, Zunge und Lippen mobilisiert und unsere Stimme kräftigt. Über das spielerische und humorvolle Erkunden der eigenen Stimme können wir im geschützten Raum unsere Ausdrucksmöglichkeiten erweitern und die belebende, rhythmische Kraft des Singens in Bewegung erfahren, unsere Gefühle wahrnehmen und zum Ausdruck bringen. Hierbei bestimmt jeder Teilnehmer seine Grenzen und die Intensität des Musizierens. Das beseelte Singen in Bewegung bietet ein enormes Potential, wenn es bewusst und kompetent eingesetzt wird. Wir bekommen ein besseres Gespür für unsere Atmung und Körperspannung und lernen, diese über den beseelten Ausdruck positiv zu beeinflussen - uns zu beruhigen oder auch anzuregen. Zunächst weiten und lösen wir u.a. die Kiefermuskulatur mit einem staunenden Ausdruck und mobilisieren gezielt die Zunge über Vokale und Konsonanten. Das rhythmisch-beschwingte Singen strukturiert unseren Gang, hierzu ein Beispiel: Das afrikanische Lied „Bele Mama“ singend, bewegen wir uns 18 Norbert Hermanns Es eröffnet Räume, uns lebendig zu erfahren - in Kontakt mit uns selbst und den Mitgliedern der Gruppe.“ Monika Gramm Dieser Workshop gab allen TeilnehmerInnen die Gelegenheit, zu erfahren, was es heißt, verschiedene Instrumente zu spielen (der Gesang wurde als ureigenes Instrument dazu genommen) und mit Freude in ein gemeinsames Musizieren zu kommen. Die erste Hürde wurde genommen, indem sich klatschend und stampfend bewegt wurde zu einem Lied, das ganz aus dem Hören heraus gesungen wurde und spätestens beim Einsatz vom Kanon auch aufeinander und die im Raum erklingenden Harmonien gehört wurde. Aktives Musizieren braucht ein Sich-einlassen. Dieses wurde durch ganz unbekannte Klänge beim Steinespiel auf spaßvolle Art und Weise heraus gefordert und es wurden ganz unterschiedliche musikalische Dialoge hörbar. Das Miteinander Tönen und Klingen wurde anschließend mit den für jeden einzelnen zu spielenden Ebersoldklangstäben und dem nun bekannten Liedsingen unmittelbar ergriffen und klingende Harmonien erweiterten den inneren und äußeren Raum. MUSIZIEREN Den Abschluß dieser Einheit bildete ein freudig-geruhsames Singen von dem bekannten Nigun, auch im Kanon von der Leier begleitet. Musikalische Aktion, die jeden in seinem Körper und seiner Seele bewegt, einmündend in eine gestalterische klingende Interaktion war erlebbar in unterschiedlichen Nuancierungen. Impulse und Entdeckerfreude wurden wach und es erklangen Aussprüche wie: – „solche Steine suche ich auch”, – „ich kann ja doch singen“, – „plötzlich ging‘s“, – „na, das war ja was”. Gemeisames Tun, gemeinsames Klingen, gemeinsames Singen hat erlösenden Charakter. Damit war ein schöner klingender Boden bereitet auf dem die Tao-Leiern, Glockenspiele, Kantele und Zimbeln erklingen konnten. Es erklangen drei sehr unterschiedliche Sätze, bei denen jeder ein anderes Instrument spielte und im gemeinsamen Spiel ganz unterschiedliche musikalische Welten erlebt wurden. 19 T H E AT E R A R B E I T Auch beim 2. Segeberger Symposium hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit in die Theaterarbeit hineinzuschnuppern. Der Focus in den Workshops lag auf Bewegung, Mimik, Gestik und Stimme. Es war interessant zu beobachten, dass die Symposiumbesucher in diesem Jahr aufgrund ihrer Erfahrung des letzten Symposiums mit viel Freude und Begeisterung an den Theaterworkshops teilnahmen. Theaterarbeit ist die Arbeit am Lebendigen. Sie läuft vor allem auf eine Sensibilisierung der eigenen Ausdrucks – und Wahrnehmungsfähigkeit hinaus. Kreativität und Intuition werden gefördert und sollten im Idealfall frei fließen können. Die Anwendung von theaterpädagogischen Methoden stellen einen Zugang zum ganzheitlichen Bewusstsein her. Hierbei spielen die Wahrnehmung der eigenen Physis, Sensibilität und Emotionalität eine große Rolle. 20 Thomas Minnerop Dabei geht die Theaterarbeit vom jeweiligen Erfahrungshorizont, der Biografie, sowie den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen der Teilnehmenden aus und hat eine direkte, psychische Rückwirkung. Das Ausprobieren verschiedener Rollen, das Lesen und Rezitieren von Texten, das bewusste Einsetzen des Körpers als Ausdrucksmittel im theatralen Kontext (z. B. Gesten und Gänge), das Erarbeiten von Bewegungsabläufen (Choreografien) und den damit verbundenen Bewegungsqualitäten ermöglichen eine neue Sicht auf die eigene Persönlichkeit. Somit birgt Theaterarbeit auch einen quasi-therapeutischen Aspekt in sich. Grundvorraussetzung für die Theaterarbeit mit Parkinsonpatienten und deren Angehörigen bzw. Lebenspartnern sollten die gemeinsame Spielfreude, die Lust an der (Selbst)-Darstellung, Lust an Interaktion, Kennenlernen und spielerisches Überschreiten der eigenen Grenzen und Lust zur Kreativität sein. Dorothea Stamova Jeder Mensch, der sprechen kann, kann auch Singen! Der Körper ist das Instrument und der Körper will lernen, dieses Instrument zu benutzen. Die Verwandlung in ein Instrument braucht jedoch etwas Zeit, aber der erste Schritt kann zu jeder Zeit und in jedem Alter geschehen. Stellen Sie sich vor, wie viel Zeit benötigt ein Klavier- oder Geigenbauer, bis das Instrument fertig ist? Beim Gesang dauert es manchmal etwas länger. Vorrangig soll das Singen Spaß bringen – und beim Ausprobieren erfuhren die Teilnehmenden, welche Klänge in ihrem Körper vorhanden sind. Viele Interessierte fanden den Mut, ihre eigene Stimme zu erkunden – und die meisten Teilnehmenden hatten keine Ahnung, welch schöne Stimme in ihrem Körper lebt! Schon nach 30 Minuten Birgit Damrau Tänzerische Begrüßung und Einstimmung Dieses Tanzangebot lud alle ein, die sich bereits am ersten Tag des Symposions mit Bewegung in das Thema einstimmen wollten. Nach zwei interessanten Vorträgen galt es nun in Bewegung und sozusagen von der Theorie in die Praxis zu kommen. Die erste Lockerungsübungen auf dem Stuhl lösten nicht nur die Muskeln sondern auch die anfängliche Anspannung. Und so konnten anschließend viele tänzerische Begegnungen stattfinden: sich treffen und wieder trennen, paarweise und in Kleingruppen miteinander tanzen und schließlich spielerische und losgelöste Improvisation. S O LO G E S A N G Singen stellten sie erstaunt fest, dass sie singen können, waren von ihren Fähigkeiten und der Qualität ihrer Stimme überrascht und stellten fest, dass diese ungewohnten Klänge neue Wege und Zugänge zu den eigenen Emotionen ermöglichen. Frisch gestärkt, voller Selbstvertrauen und Selbstsicherheit verließen die Teilnehmenden den Probenraum – es war eine Neulandentdeckung, die Freude bereitete und Lust auf mehr machte. B E W E G U N G S A N G E B OT Bei dieser Tanzform gibt es keine vorgegebene Choreographie, so dass jeder mit seinen Fähigkeiten und Bewegungsmöglichkeiten willkommen ist und teilnehmen kann. Es war ganz berührend zu beobachten, wie sich die Herzen öffneten und die Bewegungen mutiger wurden. Gemeinsames Tanzen als ganzheitliches Erleben im Hier und Jetzt. Ich danke euch für euren Mut und eure Neugier und behalte euer Strahlen in den Augen in meiner Erinnerung. 21 MUSIZIEREN Das Wort „Musizieren“ erinnert an das Aus- bzw. Vorführen von Musik (in der Regel von klassischer Musik), die mit eben solchen bekannten (klassischen) Instrumenten erklingt - . Frage: Dort wo die Musik aufhört beginnt die Klangwelt – oder – dort wo die Klangwelt in die kompositorische Handhabung einmündet entsteht Musik? Da jede Schwingung der Welt als Ton definiert und in den hörbaren Bereich gebracht (oktaviert) werden kann, folgt daraus, dass (physikalisch gesehen) alles schwingt und schon immer und auf ewig geschwungen hat. „Im Urbeginne war der Klang…“ so müsste es im Grunde heißen! Daraus folgt aber auch: „Die Welt ist Klang“! Zum Glück hören wir nicht all diese Klänge, sondern nur jene, welche im hörbaren Bereich liegen! Einfachste Holzinstrumente, die ohne gliedernden Rhythmus einen Holz-Klang-Raum entstehen ließen – und plötzlich in die Stille führten – ließen eine Frage in unser Gemüt eintreten: Welcher Baum bin ich? Eine Antwort könnte sein: Ich Holz bin heiterer Baum und arbeite lachend… Einfachste Metall-Instrumente, die weit tragend einen völlig anderen Zeit-Raum erfüllten, ließen eine Frage in unseren Gemütern entstehen: Woher kommst Du? Eine Antwort könnte sein: …Ich Metall klinge aus der Tiefe der Erde, eher Ernst aber stetig schaue ich in die Welt… Wenn „Ernst“ und „Tiefe“ vereint in einem Instrument erklingen so entsteht die Tao-Leier. Über die Körper-Resonanz 22 Miyuki und Andreas Lehmann dringen die Schwingungen aus dem Holz ungebremst in das „Körperwasser“ ein - . Die Tao-Leier kann jeder Mensch ohne langes tägliches Üben sofort spielen! Die Kalibrierung auf 432 Hz erlaubt das Mitschwingen aller Körperzellen auf hohem Niveau. Eine unmittelbare Entschlackung, Lösung von Verspannungen usw. beginnt. Wenn solche Klänge etwa 20 min. in einem Menschen erklingen, so kann diese Schwingung bis zu weiteren 12 Stunden in manchen Arealen des Körpers nachgewiesen werden! Die umfassenden Wirkungen sind noch längst nicht erforscht, aber die praktische Erfahrung von Hunderten von Menschen geht etwa in ein und dieselbe Richtung: tiefe Entspannung, Lösung von traumatischen Erinnerungen, schmerzlindernd, Beruhigung der Gedanken und Emotionen. Die Wirkung ist bei manchen Menschen sehr stark – vor allem, wenn so ein Mensch bereits kurz vor einer (inneren)Veränderung stand! Auf jeden Fall erinnert der Tao-Klang an keine Klassik, keinen Song noch an eine andere „Musik“. So findet unser „Herr Alleswisser“ keinen Anhaltspunkt für logische (bekannte) Gedanken-Klänge… Er fühlt sich an wie eine Botschaft aus der RaumZeit, wo unser Verstand keinen Zugang hat! Unser Körper kann also ehrlich mitschwingen und alle Anteile unseres Seins, welche diesen Klang suchen, mit auf die „Reise“ nehmen! Im Symposion:“ Medizin trifft Kunst“ Anfang Oktober 2014 konnten wir in unserer „Musizier-Gruppe“ die entspannende Wirkung der Tao-Leier-Klänge beobachten und in Einzelgesprächen vertiefen. PROF. TAMARA McCALL Kreative Prozesse fordern eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Anderen. Das ist ein Weg, der nicht an der Oberfläche bleibt, sondern einlädt, tief einzutauchen und sich mit all seinen mehr oder weniger lieb gewordenen Eigenheiten zu konfrontieren und auseinanderzusetzen. Wie geht es mir oder meinem Partner jetzt? Was ist daran besonders und einzigartig? Wie kann ich in künstlerisch-gestalterische Prozesse finden? In nonverbaler Kommunikation können wir sehr schnell Beziehung zu Anderen aufbauen und gemeinsam etwas teilen, was keiner Worte bedarf. Nicht selten gibt es bewegte Momente, da können auch mal Tränen fließen... aber wie meine Assistentin, Frau Nowak, so schön zu sagen pflegte: „Gefühle müssen nun mal raus!“ Es war schön, in Bad Segeberg mit Menschen mit viel Lebenserfahrung zu tanzen. Getragen durch einen gemeinsamen Puls und Rhythmus bewegte sich die ganze Gruppe im Raum – jeder Teilnehmende so, wie es für ihn gerade gut war. Dadurch konnte ein Gemeinschaftsgefühl hergestellt werden. In einer Sequenz, in der es um Haltungsarbeit ging, sangen wir das Lied „Mother I feel you under my feet“. Wenn Bewegung nicht isoliert von Puls, Rhythmus und Gesang eingesetzt wird, können elementare Zusammenhänge und Kräfte wirken, die jedem von uns inne wohnen. In dem Moment, in dem sich alle Teilnehmenden gut in ihren Körper eingefühlt und in eine Balance oder Verankerung zwischen Unten und Oben gefunden hatten, konnte Kontakt zu anderen Menschen aufgenommen werden. Der Paartanz, TA N Z I M P R O V I S AT I O N bei dem 2 TänzerInnen durch ein kleines Stäbchen zwischen den Handflächen miteinander verbunden waren, war sehr schön anzuschauen. Es gelang den Paaren, sich einfühlsam und gemeinsam zur Musik zu bewegen, mal langsam und fließend, mal schneller und akzentuiert. In der Abschlussgestaltung, in der die eine Hälfte der Gruppe für die andere getanzt hat, genoss ich die individuellen Tanzbewegungen, ebenso die Konzentration auf sich selbst und zum Abschluss den Paartanz ohne Stäbchen, bei dem sich die Paare trotzdem so bewegten, als ob sie durch das Stäbchen miteinander verbunden wären. Es entstanden sehr schöne Bilder einer kostbaren Verbindung, jedes Paar bewegte seinen eigenen „Schatz“ im Raum. Es hat sich wieder bestätigt, dass künstlerische Angebote Menschen zusammen bringen. Zudem geht es darum, ein Gemeinschaftsgefühl herzustellen und trotzdem jeden einzelnen in seiner Individualität zu stärken. Im improvisatorischen Feld des Tanzes und der Bewegung kann dies gelingen. Hier sind alle Menschen willkommen! 23 FORSCHUNGSPREIS DER HILDEULRICHSSTIFTUNG forschen munter drauflos; die Ärzte, gut versorgt, zucken angesichts ihrer Hilflosigkeit bedauernd mit den Achseln; die Pharmaindustrie reibt sich die Hände, verdient sie doch an Tabletten schluckenden chronisch Kranken am meisten; und schließlich die Patienten sitzen geduldig im Wartezimmer und warten bis sie aufgerufen werden und lassen sich behandeln. Jeder scheint seine Rolle zu kennen und sie fleißig zu spielen. Dr. Jürgen Weber, stellv. Vorsitzender der Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung Hand aufs Herz: wer von den an Parkinson Erkrankten sehnt sich nicht danach, es möge jemand eine Wunderpille erfinden, die diese so vielfältige wie unangenehme Krankheit heilen kann oder wenigstens das Leben mit dieser Krankheit erträglich machen kann. Selbst die nüchternen und realistisch Urteilenden unter uns, die genau wissen, dass es diese Pille auf lange Zeit nicht geben wird, sind nicht gefeit vor diesem Gedanken. Und wie das so ist in einer Marktwirtschaft, in der sich die Angebote an der Nachfrage orientieren, greifen der Medizinbetrieb und die Medien diesen Wunsch der Patienten dankbar auf und bedienen ihn eifrig. Mindestens einmal im Jahr nimmt man eine aufsehenerregende Beobachtung im Gehirn von afrikanischen Wüstenmäusen oder ein geglücktes chemisches Experiment an Fadenwürmern in der Petrischale zum Anlass, den Durchbruch in der Parkinsonforschung zu verkünden: Bald ist Parkinson heilbar! Ist dann in den einschlägigen Zeitschriften zu lesen. Das wars dann aber auch schon. Nur selten hört man später noch einmal von dem so erfolgversprechenden Projekt. Das geht Jahr für Jahr so, ja man kann auch sagen Jahrzehnt für Jahrzehnt. Man gewinnt den Eindruck, es handelt sich dabei um ein Spiel und das ganze Spiel diene nur dem Sammeln von weiteren Geldern für die eigene Forschung. Und alle scheinen mitzuspielen, und jeder scheint glücklich zu sein in seiner Rolle: die Forscher, ausgestattet mit Steuergeldern und Spendengeldern, 24 Nein, alle spielen sie nicht mit. Immer wieder gibt es Menschen, die diese wohl geordnete Parkinson-Welt durcheinanderbringen und sich nicht mit der ihnen zugedachten Rolle abfinden. Patienten oder Ärzte, am besten Patienten und Ärzte. Wenn auch der Impuls meist von den Betroffenen selbst ausgeht, ist eine Änderung dieser Verhältnisse nur möglich, wenn Patienten und Ärzte sich als Partner verstehen und partnerschaftlich neue Akzente setzen. Zum Beispiel Therapieansätze entwickeln, die ohne die lästigen Nebenwirkungen der Medikamente auskommen und die von den Betroffenen selbstständig angewandt werden können. Die Ärzte verdienen dabei eine besondere Anerkennung, handeln sie doch eigentlich gegen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen. Genau solche Menschen, die Alternativen zur herkömmlichen Tabletten- oder OP-Therapie entwickeln helfen, möchte die Hilde-UlrichsStiftung für Parkinsonforschung mit ihrem Forschungspreis unterstützen. Diese Stiftung hat sich zur Aufgabe gemacht, diejenigen zu unterstützen und zu fördern, die andere Wege gehen, die die Eigenverantwortung der ParkinsonPatienten fördern und die ein Arzt-PatientenVerhältnis auf Augenhöhe akzeptieren und aufbauen. Die Hilde-Ulrichs-Stiftung will ihr Geld nicht in Vorhaben geben, die ohnehin im Interesse der Pharmaindustrie oder der medizinischen Wissenschaft liegen, sondern dort helfen, wo Phantasie und Eigeninitiative ausgebremst werden durch Geldmangel. Um diese Unterstützung zu ermöglichen, führt die Hilde-Ulrichs-Stiftung immer wieder öffentlichkeitswirksame Projekte durch zum Sammeln von Spenden, arbeitet mit anderen Institutionen P R E I S T R Ä G E R : P R O F. D R . M E D H AU P T M A N N zusammen bzw. wird von ihnen unterstützt. Ein nächstes besonders herausragendes Projekt, das die Stiftung unterstützt, ist eine Benefiz-Radtour von Hannover bis nach Istanbul, unternommen von einem Parkinsonkranken mit seinem Bruder. Der Erlös der Aktion kommt der Stiftung zugute. Dass in diesem Jahr der Preis nach Bad Segeberg geht, ist äußerst sinnfällig. Denn die bundesweit agierende Hilde-Ulrichs-Stiftung, welche diesen Preis vergibt, ist benannt nach einer bemerkenswerten, vielseitigen und engagierten Frau, die 1997 an den Folgen einer besonders schwer verlaufenden Parkinsonerkrankung starb. Geboren wurde Hilde Ulrichs – und dies mag vielleicht die Aufmerksamkeit auf diese Frau erhöhen – in Westerrade im Kreis Segeberg. Mit ihrem Mädchenname hieß die Bauerstochter Hildegard Behrens. schungsvorhaben ausgegeben werden konnten. Darauf können Hermann Terweiden und die Stiftung stolz sein. Der erwähnte Bezug der Namengeberin unserer Stiftung zu Bad Segeberg und Umgebung ist sicher zufällig, kein Zufall ist, dass der Forschungspreis der Hilde-Ulrichs-Stiftung in diesem Jahr nach Bad Segeberg geht. Denn bei der Thematik künstlerische Betätigung als Therapie bei MP sind mittlerweile bundesweit die Augen nach Bad Segeberg gerichtet. Hier tut sich etwas bislang Unerhörtes und Ungesehenes. Und diese Initiative will die Hilde-Ulrichs-Stiftung unterstützen. Preisträger des Forschungspreises der HildeUlrichs-Stiftung 2014 ist Prof. Dr. Björn Hauptmann. Er erhält den Preis aus folgenden Gründen: Kurz vor ihrem Tod hat ihr Lebenspartner Hermann Terweiden die Hilde-Ulrichs-Stiftung gegründet und sein gesamtes Privatvermögen genommen und damit den Grundstock gelegt für die Arbeit dieser Stiftung. 1. Dr. Hauptmann ist ein weit über Bad Segeberg hinaus bekannter, einfühlsamer Experte bezüglich der Parkinsonschen Krankheit und hat sich während seiner Tätigkeit in der Neurologischen Klinik bundesweit einen Namen gemacht. Durch Spenden im Zusammenhang mit zahlreichen Aktionen ist das Stiftungsvermögen soweit angewachsen, dass insgesamt 110.000 € zur Unterstützung von besonderen Initiativen und For- 2. Dr. Hauptmann ist in besonderem Maße an nicht-medikamentösen Parkinson-Therapieformen interessiert, unterstützt diesbezügliche Impulse der Parkinson-Selbsthilfe und trägt den 25 FORSCHUNGSPREIS DER HILDEULRICHSSTIFTUNG FORSCHUNGSPREIS DER HILDEULRICHSSTIFTUNG Gedanken einer positiven Therapie mit künstlerischen Mitteln in die medizinische Fachwelt. 3. Prof. Hauptmann ist Mitbegründer des Vereins „Parkinson bewegt“ und unterstützt dessen Ziel, Parkinsonpatienten Tipps und Hilfestellung zu geben, wie diese durch Bewegung und künstlerische Betätigung ihr Leben mit der Krankheit verbessern können, ohne ihre Medikation zu erhöhen. Der Preis ist mit 10.000 € dotiert und dient der Weiterführung der erwähnten Arbeit in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe-Initiative. Der von der Hilde-Ulrichs-Stiftung verliehene Preis ist ein Forschungspreis, auch aus diesem formalen Grund bekommt Prof. Hauptmann ihn verliehen. Doch möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass mit diesem Preis auch die Patienteninitiative aus der Selbsthilfearbeit gewürdigt wird. Gut gemeinte Aktionen von Patienten laufen ohne die Unterstützung durch die Mediziner häufig ins Leere. Umgekehrt bedarf es aber auch meist eines Impulses aus dem Kreis der Betroffenen heraus, um ein Thema in die Fachwelt transportieren zu können. Und das Thema Kunst, Singen, Tanzen, Theaterspiel, Musizieren als Parkinson-Therapie hat sich im Wesentlichen ein Mann auf die Fah- 26 nen geschrieben: Bernd Braun. Ohne sein stetiges Drängen, ohne seinen großartigen Einsatz und seine schon fast penetrante Verfolgung seines Vorhabens hätte es die mittlerweile zwei Symposien nicht gegeben, und ohne ihn wäre möglicherweise auch Prof. Hauptmann nicht zum Motor dieser so wichtigen Bewegung zur Entwicklung alternativer therapeutischer Verfahren gegen Parkinson geworden. Im Grunde ist der gedankliche Ansatz ganz einfach: Die ärztliche Erfahrung, aber auch der gesunde Menschenverstand lehrt, dass es kranken Menschen besser geht, wenn sie einigermaßen zufrieden sind, wenn sie Dinge tun, die ihnen Spaß machen. Das kann Bewegung sein, ob Tanzen, Kegeln oder Radfahren, das kann künstlerische Aktivität sein, Malen, Singen, Musikmachen, oder es kann ein Ausleben der eigenen Kreativität sein wie etwa Theaterspielen. Man kann es sicher nicht beziffern, aber derartige Betätigungen ersparen Tonnen an Medikamenten. Und so ist es eigentlich ganz einfach: Kunst und Kreativität und Bewegung sind wichtige Elemente bei dem therapeutischen Mix für Parkinson-Patienten. Doch das Einfache ist häufig gar nicht so leicht umzusetzen. Der Einsatz für solche alternativen Stephanie Heinze und Dr. Jürgen Weber, überreichen den Preis an Prof. Dr. med. Björn Hauptmann und Bernd Braun P R E I S T R Ä G E R : P R O F. D R . M E D H AU P T M A N N therapeutischen Verfahren ist kein gerader und einfacher Weg, sondern einer, auf dem zahlreiche Stolpersteine liegen. So mancher Neurologe ist skeptisch, überträgt er doch einen Teil der Verantwortlichkeit in der Therapie auf den Patienten und verliert so Einfluss; die Ärzte generell müssen sich damit abfinden, dass Patienten ein Verhältnis auf Augenhöhe einfordern; Vertreter der Pillen-Industrie fürchten, dass ein ganzer Markt wegbricht; aber auch für die Betroffenen ist es nicht einfach: sie müssen mehr Eigenverantwortung übernehmen und können therapeutische Misserfolge nicht dem Neurologen oder unwirksamen Tabletten in die Schuhe schieben. Allen Skeptikern, die die Bedeutung der selbstbestimmten künstlerischen Therapie bei MP bestreiten oder daran zweifeln, sei der mittlerweile berühmt gewordene Satz Hermann Hesses ins Stammbuch geschrieben: „Damit das Mögliche entstehe, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“ Die beiden Geehrten haben in der Tat das Unmögliche versucht, und etwas realisiert, was man kaum für möglich gehalten hat. So überreichen wir denn den Forschungspreis der Hilde-Ulrichs-Stiftung in Höhe von 10.000 € an Prof. Dr. Björn Hauptmann und an Bernd Braun als Anerkennung für ihre so wichtige Arbeit und zur Unterstützung weiterer Initiativen auf diesem Weg. Prof. Dr. med. Björn Hauptmann wurde in Deggendorf/Bayern geboren, wuchs in Wien auf und machte am Friedrich Schiller Gymnasium in Ludwigsburg sein Abitur. Nach dem Wehrdienst und einem Studium generale an der Università di Firenze studierte er Humanmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar und an der FU Berlin. Von 1993 bis 1997 arbeitete er als Assistenzarzt an der Klinik Berlin, Abteilung für Neurologische Rehabilitation der FU Berlin. Während dieser Zeit absolvierte er auch eine einjährige Ausbildung in der Psychiatrie des Wenckebach Krankenhauses in Berlin-Tempelhof und begann eine Weiterbildung in Sozialmedizin. 1997 promovierte er zum Thema „Motorisch evozierte Potentiale in zentral paretischen Handmuskeln. Ein Vergleich verschiedener krankengymnastischer Fazilitationsverfahren“ ebenfalls an der FU Berlin. Im gleichen Jahr wechselte er an die Klinik für Neurologie der Charité, von wo er 1998 als Feinberg Stipendiat an das Department of Neurobiology am Weizmann Institute of Science in Israel ging. Im Februar 2000 setzte er als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter seine Facharztausbildung Neurologie an der Charité fort und schloss Weiterbildungen in Neurologischer Intensivmedizin, Klinischer Geriatrie und Sozialmedizin ab. Seit 2005 ist er als Leitender Oberarzt am Neurologischen Zentrum der Segeberger Kliniken tätig, und verantwortet u.a. den Aufbau einer Fachklinik für Parkinson & Bewegungsstörungen, deren Ärztlicher Leiter er auch ist. Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung Entenfang 7 • 61197 Florstadt-Staden Tel. 06035 970306 • Fax 06035 970307 www.parkinsonweb.com 27 EINDRÜCKE… Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Segeberger Symposions „Medizin trifft Kunst“. Die Aussagen beziehen sich auf Informationen, die uns z. B. per Mail erreichten… „Alles bestens! Vorträge, Aufenthalt, Kontakte zu anderen Betroffenen und ihren Erfahrungen. Wichtig sind medizinische Vorträge. Weiterhin auch Theater, Tanz und Musik helfen den Angehörigen sehr.“ „Theater! Man vergisst sich. Geht aus sich heraus, und geht sehr auf andere Menschen zu Musik! Eine tolle Wirkung auf den Körper“ „Ich fand es toll, dass man alle vier Workshops ausprobieren konnte. Ich hätte den Wunsch, dass man sich am Folgetag für einen Workshop entscheidet und zu diesem dann intensiver etwas erarbeitet. Oder, dass man an einem Folgewochenende eine Sache näher ausprobieren kann.“ „Beeindruckt haben mich Tanzimprovisation und Musizieren.“ „Das Singen, das rhythmische, mit Norbert Hermanns, nach den Vorträgen ging mir unter die Haut. Es war der Wechsel vom konzentrierten Hören zur Aktivität. Das Singen hat mich bewegt – berührt und Spaß gemacht.“ „Der Vortrag von Professor Altenmüller war einfach umwerfend!“ „Der Tanz mit den Stäbchen, vielen Dank dafür.“ „Training für Feinmotorik, zum Beispiel Stricken oder Häkeln, Ziel: alle Teilnehmer erzeugen kleine Topflappen, die am Ende zu einem großen Teppich zusammengefügt werden.“ „Tanz mit einer unbekannten Person, erst mit Stäbchen, dann ohne.“ „Mehr Zeit für einzelne Workshops! Mehr Zeit für Gespräche. Mehr singen – war klasse!“ „Emotionale Reaktion auf das Tanzen, setzte Verletzungen frei. War sehr bewegend.“ „Ich kann mir keine Änderung vorstellen, die die Veranstaltung noch mehr verbessern könnte.“ „Die hohe Kompetenz aller und die perfekten Rahmenbedingungen.“ „Alles war gut, so wie es war.“ „Alles hat mir sehr gut gefallen. Zuhause muss ich wohl noch darüber nachdenken.“ „Hier bin ich Mensch, hier darf ich es sein.“ „Unter gleichen wird vieles erträglicher.“ „Besonders das Tanzen und gemeinsame Singen stimmte mich fröhlich und lassen alle Beschwerden und negativen Auswirkungen der Krankheit vergessen.“ „Ich fühlte mich glücklich!“ „Nicht der Körper ist das wichtigste für das Wohlbefinden und für Glücksgefühle und Freude, sondern die Seele. Dafür muss man sich aufraffen und sich Freude bringende Erlebnisse wie singen, musizieren oder tanzen (zum Beispiel) und das möglichst in einer Gemeinschaft schaffen.“ „Ich war lange nicht mehr so glücklich und optimistisch und unbeschwert!“ 28 EINDRÜCKE… 29 U R S E L H E L L R OT H E R Langsam wird‘s ernst, seit Wochen, ja Monaten schon ängstigt mich das Schwinden meiner Motivation. Wer hat eine Lösung, eine Idee, ich grüble und frage herum, such einen Weg aus dieser bedrohlichen Situation. Wie, wo, was kann ich dagegen tun? Vielleicht in Bad Segeberg - hörte ich sagen. Was geschieht dort? Darf ich fragen? Es heißt, dort verfolgt man eigene Ideen. Sucht neue Wege und will sie gemeinsam mit Interessierten gehen. Das Angebot: ein Workshop für Betroffene und Angehörige offen, die neues versuchen und wagen, nicht nur passiv warten und hoffen. Die Themen: Darstellung, Schönes hören und sehen, offenen Sinnes mit Musik, Licht, Sprache umgehen. Mittels Tanz, Bewegung, Worten, den Augenblick leben, zu öffnen sich trauen, Empfindungen wiedergeben. Melodien erspüren, Gefühlen folgen, sie auszudrücken probieren. Man lädt Profis ein, die uns lehren und uns dahin führen. Es ist nicht leicht, sich vollständig dem Moment hinzugeben, die Bodenhaftung zu riskieren, nur zu fühlen und schweben. Wenn es mir schließlich nach üben doch ein wenig gelingt, fühle ich mich wohl, heiter, gelöst, einfach beschwingt. Denn wie ein Sonnenstrahl alles Leben wärmt und erhellt, bereichern uns bewusst gelebte Empfindungen, und farbig wird durch sie unsere Welt. Ans Ziel bringt mich, liegt es auch weit: Gefühle zulassen, sie leben, gegenseitige Hilfe, Unterstützung, also Kraft durch Gemeinsamkeit! 30 WORTE IM NACHKLANG… Ulrike Fechtner: Ich habe sehr viel für mich selbst von diesem Wochenende mitgenommen. Das Wochenende wirkt auch noch – trotzdem ich bereits wieder mitten im Alltagsgeschäft stecke – sehr nach. Sie haben da mit Ihrem Team etwas ganz großes auf die Beine gestellt und zu Recht auch den Ehrenpreis der Stiftung erhalten. Ich war beeindruckt mit welcher Professionalität die Veranstaltung organisiert und durchgeführt würde. Wirklich ganz toll. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Stephanie Heinze: (Hilde-Ulrichs-Stiftung): Die Tage in Bad Segeberg waren zwar anstrengend aber der positive Flow dieser Veranstaltung ist noch immer spürbar. War ich Anfangs eher skeptisch, was sich hinter den Workshops „Singen, Musizieren, Theater spielen, Tanzen und Gesprächskreis“ verbirgt, so kann ich nach der Teilnahme aller Workshops sagen, ich war einfach nur „begeistert“ und oftmals auch „emotional“ besonders beim Tanz, sehr ergriffen. Ich habe viel lernen können, u. a. wie wichtig es ist zu „singen“, wie viel Freude das macht – wann hab ich das letzte Mal wirklich so viel gesungen... Auch das von Bernd Braun und der Parkinsongruppe am Samstag Abend gezeigte Theaterspiel hat mich tief bewegt. Das von einem Regisseur inszenierte Stück zeigte auf eindrucksvolle Weise wie wichtig es ist seine Gefühle & Emotionen zu erleben! Aber auch das Musizieren mit einzigartigen Musikinstrumenten, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt, noch wie sie heissen, war ein einzigartiges Klangerlebnis. Magdalene Kaminski (1. Voristzende der dPV): Solch eine Veranstaltung habe ich vorher noch nie erlebt, bin restlos begeistert, fasziniert. Die Workshops haben mich angestrengt, sie haben mir Freude gemacht, sie haben mir Anregungen für mein Alltagsleben gegeben. Das Musizieren und das Singen haben mich an meine Lehrerinnenzeit erinnert und sehr schöne Gefühle in mir wachgerufen. Und selbst, wenn ich Ihnen jetzt hier schreibe, werde ich von Gefühlsinkontinenz übermannt. Birgit: Es waren richtig tolle und interessante Tage in Bad Segeberg. Ich habe es sehr genossen, dabei gewesen zu sein. Es hat einfach alles gestimmt. Nochmal vielen Dank dafür. I Karin Glause: ich möchte mich auf diesem Weg ganz herzlich besonders bei Euch beiden für das wunderbare Wochenende bedanken.Es war einfach toll. Die Organisation funktionierte perfekt und so lautlos, dass niemals irgendeine Stresssituation zu bemerken war. Norbert Hermanns: ganz herzlichen Dank für die Einladung zu Eurem Symposium und die perfekte, hervorragende Organisation! Ihr habt Euch wieder selbst übertroffen – bezüglich Auswahl der Referenten, Zeitplan, Ablauf, Unterhaltung, Versorgung… Ich bin überzeugt davon, das auch dieses Symposium sehr positive Resonanzen zum Klingen bringt. Ich fühle mich in vielerlei Hinsicht durch Euer Symposium beschenkt und gestärkt: Durch das entgegengebrachte Vertrauen und Engagement der Teilnehmer / das gemeinsame Singen, die sehr informativen Vorträge – allen voran von Prof. Altenmüller, für die vielen, schönen, angeregten Gespräche mit Eurer Familie, mit Erken und Sylvia, mit Frau Kaminski, Renate (Annecke), Prof. Hauptmann ... Es ergaben sich sehr schöne, wertvolle Möglichkeiten zur Vernetzung. Tamara: Es war sehr schön für mich zu erleben, wie Menschen mit und ohne Parkinsonerkrankung miteinander umgehen. Das hat mich sehr beeindruckt. 31 F OTO AU S WA H L „ M E D I Z I N T R I F F T K U N S T “ 32 F OTO AU S WA H L „ M E D I Z I N T R I F F T K U N S T “ 33 …UNSERE FLEISSIGEN HELFER… AK SEGEBERGER KLINIKEN GMBH Fachbereich Bildung · Kurs 13/16 · Andreas Wolff, Lehrer 34 AK SEGEBERGER KLINIKEN GMBH Fachbereich Bildung · Kurs 13/16 Andreas Wolff, Lehrer Statements unserer Helfer „Die musikalischen & tänzerischen Workshops gemeinsam zu erleben war sehr schön.“ „Die Parkinson-Tage sind ein tolles Projekt.“ „Es war schön zu erleben, wie alle Menschen, sich miteinander wohl fühlten.“ D enn das ist der Kunst Bestreben, Jeden aus sich selbst zu heben, Ihn dem Boden zu entführen; Link und Recht muss er verlieren Ohne zauderndes Entsagen; Aufwärts fühlt er sich getragen! Und in diesen höher‘n Sphären Kann das Ohr viel feiner hören, Kann das Auge weiter tragen, „Freude, Glück, Zufriedenheit, aber auch viel Mitgefühl.“ Können Herzen freier schlagen. „Viele Gesichter haben mich emotional sehr berührt.“ Johann Wolfgang von Goethe „Prolog zur Eröffnung des Berliner Theaters“ im Mai 1821 „Die Teilnahme war eine große Freude.“ „Sehr lehrreich, weil wir verschiedene Therapiemöglichkeiten erleben konnten.“ „Das Miteinander Reden & Verstehen war ein großes Highlight.“ „Die Atmosphäre war atemberaubend schön.“ Kontakt DPV Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. Regionalgruppe Bad Segeberg Bernd Braun Habichtshorst 5e · 23795 Bad Segeberg Tel. (AB) 0 45 51 / 8 23 54 + 88 22 481 Fax 0 45 51 / 8 25 79 Mobil 0173 6 91 42 64 [email protected] www.parkinson-bad-segeberg.de 35