Literatur Review: Therapie der ÜAB (Überaktive Blase) Schwerpunkt

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Diplomarbeit
Literatur Review: Therapie der ÜAB (Überaktive Blase)
Schwerpunkt: Therapie mit Botox
eingereicht von
Azra Babić
Geb.Dat.: 26.02.1981
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor(in) der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinische Universität Graz
ausgeführt an der
klinische Abteilung für Gynäkologie
unter der Anleitung von
Ass.-Prof. Dr.med.univ.et scient.med Vesna Bjelić-Radišić
OA. Dr. Thomas Aigmüller
Ort, Datum ………………
(Unterschrift)
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht
verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am ……
Unterschrift
1
Danksagungen
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken die mir in der Zeit meines Studiums
zur Seite gestanden sind und während der Erstellung dieser Arbeit unterstürzt haben.Mein
besonderer Dank geht an meine Betreuerin Frau Ass.-Prof. Dr.med.univ.et scient.med
Vesna Bjelic-Radisic und meinen zweiten Betreuer OA. Dr. Thomas Aigmüller.Vielen
Dank für die nette und informative Gespräche und die aufmunterden E-Mails, die bei mir
immer wieder Motivationsschübe auslösen konnten. Ausserdem möchte ich mich bei
meiner Mutter für ihre Liebe bedanken, die mich mein Leben lang immer ganz besonders
unterstützt hat und alles daran gesetzt hat, um mir das Studium überhaupt erst ermöglichen
zu können. Ein riesengroßes Dankeschön vom tiefsten Inneren meines Herzens möchte ich
auf diesem Weg meinem liebevollen Mann widmen. Ich bin dankbar für sein Verständnis,
seine Tipps und Anregungen, sowie das Licht und die Freude, die er während meiner
ganzen Studienzeit immer auf eine undenkbar liebevolle und aufopfernde Weise gebracht
hat. Diese Arbeit möchte ich meinem gestorbenen Papa widmen. Ich weiss du wärst stolz
auf mich!
Vielen Dank!
2
Zusammenfassung
Hintergrund: Die überaktive Blase ("overactive bladder") wird laut International
Continence Society als Symptomenkomplex Pollakisurie und imperativer Harndrang mit
bzw. ohne Dranginkontinenz bezeichnet. Diese stellt mit ihren Hauptbeschwerden, dem
imperativen Harndrang mit oder ohne Inkontinenz, Pollakisurie und Nykturie ein
unangenehmes und häufiges Krankheitsbild dar. Die betroffenen Patientinnen weisen
körperlich, psychisch, aber auch sozial eine starke Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität
auf. Daraus resultieren weitere verschiedene (ökonomische) Aspekte. Diese können die
berufliche Aktivitäten vermindern, bzw. ein hohes Risiko für die verschiedene
Begleiterkrankheiten bedeuten. Die Therapieoptionen reichen von Verhaltens-, Physiound Pharmakotherapie über elektrische Neuromodulation und Magnetstuhl bis hin zu
operativen Maßnahmen. Die drei Letztgenannten finden nur bei therapierefraktärer ÜABSymptomatik Anwendung. Anticholinergika sind in der Regel der Goldstandard zur
Behandlung von Blasenüberaktivität, aber ihre unerwünschte Wirkungen und mangelnder
Wirksamkeit sind die wichtigsten Ursachen für die Suche der alternative Behandlungen.
Dieser Diplomarbeit soll einen Überblick über die neuesten Innovationen in der
medizinischen Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A (BTX-A) Injektion, als eine
alternative Behandlung zur Operation bei Patienten, welche nicht auf anticholinergen
Therapie ansprechen, zeigen.
Methoden: In diesem Review wurde die derzeit verfügbare Literatur zu Management
und Therapiemodalitäten der ÜAB zusammengefasst. Dabei war das Hauptaugenmerk auf
die vorhandenen Daten über die Therapie mit dem Botox gerichtet.
Es wurde die
medizinische Datenbank PubMed und weitere verschiedene medizinische e-journals für
den Zeitraum von 2000-2010 nach relevanten Publikationen durchsucht und die
Suchergebnisse durch Referenzen relevanter Artikel erweitert. Die verwendeten Daten
basieren auf einen Medline-Reschersche (PubMed), die mit den Stichwörtern
„Botulinumtoxin“ UND „Overactive Bladder“ oder „Urge Incontinence“ durchsucht
3
wurden. Ebenso wurden Referenzlisten von anderen übersichtsarbeiten „systematic
reviews“ und bereits identifizierten Artikeln manuell durchsucht.
Ergebnisse: Die anticholinerge Standardtherapie trägt aufgrund ihrer Nebenwirkungen
zu einer verminderten Compliance bei, woraus eine Duldung der krankheitsspezifischen
Symptome mit ihren bio-psycho-sozialen und ökonomischen Belastungen resultiert.
Zusätzlich weisen Antimuskarinika ein hohes Interaktionspotential besonders bei alten,
multimorbiden Menschen mit Polymedikation auf. BTX-A-Injektion in den Detrusor ist
eine sehr effektive Methode zur Behandlung der Harninkontinenz, der sekundären
neurogenen Detrusor-Überaktivität (NDO), sowie der Harninkontinenz, die durch eine
idiopathisch überaktive Blase (IDO) enstanden ist.
Diskussion: Die vorliegende Diplomarbeit fasst die bisherige Literatur über die
Botulinumtoxin Therapie der OAB zusammen. Es wird eine allgemeine Übersicht über die
Harninkontinenz, die aktuellen Indikationen, Diagnostik, Therapie und Ergebnisse von
vielen Wissenschaftlichen Studien verschaffen. Botulinumtoxin Typ A ist eine bewährte
und
komplikationsarme
Second-line-Therapie
bei
Formen
der
Detrusor-
und
Sphinkterüberfunktion. Die Anwendung von Botulinumtoxin in der Medizin erfolgt offlabel, die sich meistens auf Erfahrungswerte von Daten mit wenig Langzeiterfahrung
beziehen. Diese Substanz sollte deswegen
angewendet werden.
4
nur unter strenger Indikationsstellung
Abstract
Background: The symptom complex urinary frequency and urinary urgency with or
without urge incontinence is referred to the revised definition of the International
Continence Society as an overactive bladder ("overactive bladder", OAB). The imperative
need to urinate with or without incontinence, urinary frequency and nocturia are their main
complaints and common disease representation. The affected patients have physical,
psychological, social and also a severe impairment in quality of life. Outcoming from these
problems are further economic aspects, such as reduced professional activity or increased
risk of chronic disorders. The therapy options range from behavioral therapy,
physiotherapy and pharmacotherapy via electrical neuromodulation and magnetic chair to
operational measures. The latter three are only in refractory OAB symptoms application.
Anticholinergics are usually the gold standard for the treatment of overactive bladder, but
their adverse effects and lack of efficacy are the main causes for the search of alternative
treatments. This thesis should provide an overview of the latest innovations in medical
treatment with botulinum toxin type A (BTX-A) injection as an alternative treatment to
patients surgery who do not respond to anticholinergic therapy.
Methods: The currently available literature to management and treatment modalities of
the OAB has been combined in this review. The main focus was directed to the existing
data on therapy with Botox. Medical database PubMed, and other major medical e-journals
for the period of 2000-2010 have been searched for relevant publications. Search results
have been extended with references of relevant articles. The data used are based on a
Reschersche Medline (PubMed) were searched using the key words "botulinum toxin"
AND "Overactive Bladder" and "Urge Incontinence". Similarly, reference lists were
searched by other supervisory work over "systematic reviews" and already identified items
manually.
5
Results: The standard anticholinergic therapy due to side effects contributes to decreased
compliance, resulting in tolerance of disease-specific symptoms with their bio-psychosocial and economic burdens. Additionally antimuscarinics have a high potential for
interaction on especially old, multi-morbid people with polypharmacy. BTX-A injection
into the detrusor is a very effective method for treating urinary incontinence, the secondary
neurogenic detrusor overactivity (NDO), and urinary incontinence, which is generated by
idiopathic overactive bladder (IDO).
Discussion: This thesis summarizes the existing literature on botulinum toxin treatment
of OAB together. It will provide a general overview of the urinary incontinence, the
current indications, diagnosis, treatment and results of many scientific studies. Botulinum
toxin type A is a proven and low complication second-line therapy in forms of detrusor and
sphincter overactivity. The use of botulinum toxin in medicine is off-label, which mostly
relate to experience of data with little long-term experience.This substance should be
therefore used only under strict indications.
6
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ...................................................................................................................................... 12
1.1 Anatomie des weiblichen Beckenbodens und der unteren Harnwege .................................. 13
1.1.1 Anatomie des weiblichen Beckenbodens ............................................................................. 13
1.1.2 Anatomie der Harnblase........................................................................................................ 16
1.1.3 Physiologie der Harnblase ..................................................................................................... 17
1.2 Ätiologie der Harninkontinenz................................................................................................ 19
1.2.1. Gewebeveränderungen im Alter ............................................................................................ 19
1.2.2. Schwangerschaft .................................................................................................................. 20
1.2.3. Hohe körperliche Belastung ................................................................................................. 20
1.2.4. Chronische Husten ............................................................................................................... 20
1.2.5. Übergewicht ......................................................................................................................... 20
1.2.6. Verletzungen der Beckenbodenmuskulatur......................................................................... 21
1.2.7. Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) ................................................................... 21
1.3 Formen der Harninkontinenz .................................................................................................. 22
1.3.1 Stressinkontinenz oder Belastunginkontinenz ...................................................................... 22
1.3.2 Dranginkontinenz oder Urgeinkontinenz .............................................................................. 22
1.3.3 Mischinkontinenz .................................................................................................................. 23
1.3.4 Reflexinkontinenz .................................................................................................................. 23
1.3.5 Überlaufinkontinenz .............................................................................................................. 23
1.3.6 Extraurethrale Inkontinenz.................................................................................................... 23
2
Urgeinkontinenz oder Dranginkontinenz ÜAB (Überaktive Blase), OAB (overactive bladder) 24
2.1 Definition ................................................................................................................................. 24
2.2 Ätiologie und Symptomatik der ÜAB ....................................................................................... 25
2.3 Diagnostik der ÜAB .................................................................................................................. 27
2.3.1 Basisdiagnostik ...................................................................................................................... 28
2.3.2 Spezialdiagnostik ................................................................................................................... 31
2.4 Therapieoptionen bei der Überaktiven Harnblase .................................................................. 34
2.4.1 Konservative (nicht-operative) Therapie............................................................................... 34
2.4.1.1 Allgemeinmaßnahmen ....................................................................................................... 34
2.4.1.2 Verhaltenstherapie der überaktive Harnblase ................................................................... 35
2.4.1.3 Medikamentöse Therapie der überaktive Harnblase ........................................................ 36
2.4.1.4 Nebenwirkungen der anticholinergen Therapie ................................................................ 40
2.4.1.5 Östrogene (Östriol) ............................................................................................................. 42
7
2.4.1.6 Elektrische Neuromodulation (Elektrotherapie) ................................................................ 43
2.5 Operative Therapie .................................................................................................................. 44
2.5.1 Minimal invasive Verfahren und Therapieoptionen mit Forschungbedarf ........................... 44
2.5.2 Sakrale Neuromodulation .................................................................................................... 45
2.5.3 Blasenaugmentation (Enterozystoplastik) / Harnblasenersatz / Harnableitung.................. 45
2.5.4 Alternative Heilmethode ...................................................................................................... 45
3 BOTULINUMTOXIN (BoNT/ BTX) .................................................................................................. 46
3.1 Geschichtliche Aspekte und erste Anwendung des Botulinumtoxins ...................................... 46
3.2 Grundlagen der Pharmakologie von Botulinumtoxin............................................................... 47
3.3. Wirkmechanismus von Botulinumtoxin .................................................................................. 48
3.4 Allgemeine Therapeutische Indikationen, Kontraindikationen und Nebenwirkungen von
Botulinumtoxin................................................................................................................................. 50
3.5 Therapeutische Präparationen und Dosierung ........................................................................ 51
3.6 Resistenzentwicklung ,Therapieversagen ................................................................................ 53
4 Botulinumtoxin-A als Therapieoption der OAB ........................................................................... 54
4.1 Operative Technik.................................................................................................................... 54
4.2 Nebenwirkungen ...................................................................................................................... 56
4.3 Wirksamkeit von Botulinumtoxin A als Behandlungsform bei Patientinnen mit neurogener
Detrusor-Überaktivität (NDO) .......................................................................................................... 57
4.4 Wirksamkeit von Botulinumtoxin A als Behandlungsform bei Patientinnen mit idiopatischer
Detrusor-Überaktivität (IDO) ........................................................................................................... 59
5 Material und Methoden ............................................................................................................... 60
6 Ergebnisse .................................................................................................................................... 61
7 Diskussion ..................................................................................................................................... 64
8 Schlussfolgerung........................................................................................................................... 67
9 Anhang .......................................................................................................................................... 68
Literaturverzeichnis .......................................................................................................................... 71
8
Glossar und Abkürzungen
Abkürzung
Definition
ICS
International Continence Society
WHO
World Health Organization
Abb.
Abbildung
et al.
et alii (und andere)
ÜAB
Überaktive Blase
OAB
Overactive Bledder
Detrusor
Blasenmuskel
Ggf.
Gegebenfalls
Ca.
Circa
UI
Urge incontinenci
Tab.
Tabelle
mRNA
messenger RNA
Vgl.
Vergleiche
ER
extended release
IR
immediate release
TDS
Transdermal Delivery System
N-DEO
N-Desethyloxybutynin
N-Desethyl-Oxybutynin
Metabolit von Oxybutynin,
OXY
Oxybutynin
OXY-TDS
Transdermales Oxybutynin
WHI
Women's Health Initiative Studie
HERS
Heart and Estrogen / progestin Replacement Stu
ET
Östrogentherapie
HT
Hormontherapie
TENS
transcutaneous electrical nerve stimulation
SANS
stoller afferent nerve stimulation
PNE
perkutena Nervenevalution
9
RTX
Resiniferatoxin
EMDA
Electro Motive Drug Administration
GAG
Glycosaminoglycan
BoNT /BTX
Botulinumtoxin
BoNT-A
Botulinum-Neurotoxin-Typ A
kD
Kilodalton
CGRP
calcitonine gene related peptide
Hc
C-terminalen Hälfte
SV
synaptische vesicle
SNARE
soluble N-ethylmaleimide sensitive Factor atachment
protein receptor
SNAP-25
25 kd synaptosomal-assoziiertes Protein
SYB-2
Synaptobrevin-2
bzw
Beziehungsweise
E
Einheiten
MU
Mouse Units
LD
Letale Dosis
BNT
Botulinumtoxin
NDO
neurogenen Detrusor-Überaktivität
IDO
idiopatische Detrusor-Überaktivität
DO
Detrusor-Überaktivität
DSD
Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie
IDH
idiopathischer Detrusorhyperaktivität
CMG
Cystometrography
EUS
external urinary sphincter
CIC
Clean Intermittent Catheterization
HWI
Harnwegsinfektionen
QoL
Qualität-of-life
SCI
spinal cord injury
MS
multiple sclerosis
10
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beckenbodenmuskulatur [3]...................................................................................... 13
Abbildung 2: Weibliches Becken [5] Weibliches Becken im Mediansagittalschnitt von links (a) und
im Transversalschnitt von kranial (b). Die unterschiedlichen Anteile der extraperitonealen
Bindegewebsräume sind farblich abgehoben. ................................................................................. 15
Abbildung 3: Harnblase und Harnleiter. Ansicht von ventral [7] .................................................... 16
Abbildung 4: Unterschied zwischen gesunde und überaktive Blase ............................................... 24
Abbildung 5: Die Beziehung zwischen den verschiedenen Symptomen der OAB [20] ................... 27
Abbildung 6: Die Grundsäulen der OAB-Therapie [27] ................................................................... 34
Abbildung 7: Struktur des Botulinumtoxins-A. (A) 3D-kristalline Struktur von BTX-A. (B) Alternative
3D-Ansicht des Aufbaus BTX-A [67] ................................................................................................. 47
Abbildung 8: Wirkmechanismus von Botulinumtoxin an der neuromuskulären Synapse [60] ...... 49
Abbildung 9: BOTOX Injektion in die Blase [89] ............................................................................. 56
Abbildung 10: A) vor der Injektion maximale zystometrische Kapazität betrug 270 ml und
maximale Entleerung Detrusordruck 75 cm. Wasser. CMG, (Zystometrographie) EUS, (externe
Blasenschließmuskel ). ..................................................................................................................... 58
Abbildung 11: B) nach der Injektion maximale zystometrische Kapazität betrug 500 ml ohne
Entleerung.[84] ................................................................................................................................ 58
Abbildung 12: Fragebogen nach Gaudenz (1979) [17]..................................................................... 68
Abbildung 13: Miktionstagebuch (Arbeitskreis für Blasenfunktionsstörungen der Österreichischen
Gesellschaft für Urologie 2008).[27] ................................................................................................ 69
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Verteilung und Funktion der Muskarinrezeptoren im Körper[34] .................................. 37
Tabelle 2: Medikamente zur Behandlung der OAB [34]: IR: immediate release (sofortige
Wirkstofffreissetzung); ER: extended release (verzögerter Wirkstofffreisetzung) .......................... 38
Tabelle 3: Botulinum-Toxin-Präparaten.[62] ................................................................................... 52
Tabelle 4: Übersicht relevanten Publikationen ................................................................................ 71
11
1 Einleitung
„Die überaktive Blase bringt dich nicht um, aber sie nimmt
dir das Leben“ (J. Brown)
Die Harninkontinenz wird von der International Continence Society (ICS) definiert als
„The complaint of any involntary loss of urine“, sprich, ein Leiden des Betroffenen
unter jeglichem Harnverlust. [1] Seit der gemeinsamen Konferenz der International
Continence Society und WHO im Jahre 1998 wird die Harninkontinenz auch als Krankheit
anerkannt. [2] Es handelt sich um eine Krankheit, bei der es zum ungewollten Harnverlust
kommt. Dieser Verlust ist aber mit sozialen oder hygienischen Problemen verbunden. Die
Erkrankung ist weit über die verschiedenen Kulturen verbreitet und fast überall mit starker
Tabuisierung gekennzeichnet. Diese Erkrankung ist eine Erkrankung, die mit
zunehmendem Alter die Zahl der Betroffenen ansteigt. Wie häufig die Erkrankung auftritt,
ist aber nicht leicht zu sagen, da die Literaturangaben (auch Dank Tabuisierung) von
einander sehr abweichen. [2] Studien einer zentraleuropäischen Population haben gezeigt,
dass 26,6 % aller Frauen unter einer Harninkontinenz leiden, 65,7% davon sind in ihrer
Lebensqualität wesentlich beeinträchtigt. [1] Die Prozentzahl der darunter
leidenden
Patientinnen beträgt bei 20- bis 30-jährigen Frauen 10%, bei 30- bis 40- jährigen Frauen
15%, bei 40- bis 50-jährigen Frauen 25%, bei über 80- jährigen Frauen bis 40% und in
geriatrischen Abteilugen mehr als 60%. [3] Die Prävalenz des ungewollten Harnverlustes
beträgt 6% der Gesamtbevölkerung. Frauen in der Menopause leiden in mehr als 40% der
Fälle an Harninkontinenz. [4] Einer der häufigsten Funktionsstörungen des Menschen ist
die Harninkontinenz. Bedeutung dieser Funktionsstörung steht in Verbindung mit der
sozio-ökonomischen Bedeutung für das Gesundheitswesen. [1] Im Durchschnitt besteht
eine Harninkontinenz 3 bis 5 Jahre bevor die Patientinnen ihren Scham überwinden und
eine gynäkologisch-urologische Sprechstunde aufsuchen[3]. Im Folgenden wird ein
allgemeiner Überblick über die Harninkontinenz gegeben und diagnostische Möglichkeiten
und bestehende Therapieoptionen aufgelistet. Im meiner Diplomarbeit werde ich näher auf
12
das Beschwerdebild der überaktiven Blase eingehen und die aktuelle ÜABStandardtherapie sowie sämtliche Therapieoptionen erläutern unter derzeit bekannten
Daten. Der Schwerpunkt dieses Teils liegt bei der Therapie mit Botulinum-A-Toxin
(Botox). Es ist bekannt, dass zwischen 50 und 100 Millionen Menschen an einer
überaktiven Blase leiden.
1.1 Anatomie des weiblichen Beckenbodens und der unteren
Harnwege
1.1.1 Anatomie des weiblichen Beckenbodens
Abbildung 1: Beckenbodenmuskulatur [3]
Der muskuläre und bindegewebsreiche Beckenboden trägt einen großen Teil der Last der
Bauch- und Beckenorgane. Eine strukturelle Schwächung des Beckenbodens kann zu einen
13
Senkung (Deszensus) der Beckenorgane führen. Betroffen von einer solchen Senkung sind
vor allem Harnblase und Uterus. [5]
Das kleine Becken der Frau ist eine exponierte Stelle für das Auftreten von Beschwerde.
Die häufigsten Beschwerden sind mit der Harninkontinenz verbunden, da diese weitgehend
durch eine Bindegewebsschwäche im Halte-und Stützapparat des Beckenbodens bedingt
sind. Muskel, Faszien und Ligamente sind sehr wichtig, für eine Beckenbodenfunktion.
Außerdem bilden sie ein muskuloelastisches System welches für die Form und Funktion
der Beckenorgane zuständig ist. Die Harnblase hat keine eigene Form und Festigkeit, das
gilt auch für das Rektum und die Scheide. Die Funktion dieser Organe ist von einer
intakten Beckenbodenarchitektur abhängig. [6] An dessen Aufbau sind zahlreiche Muskel
beteiligt: Die innerste Schicht ist das Diaphragma Pelvis, das sich aus folgenden beiden
Muskeln zusammensetzt:
M.Levator
ani
mit
seinen 3 Teilen,
M.puborectalis
,M.pubococcygeus und M.iliococcygeus. Die von der Rückseite des Os Pubis
entspringenden Muskelanteile (der sogenannte „Levatorschenkel“) umfassen den
Levatortor-Hiatus Levatorius der bei beiden Geschlechtern dorsal vom Rektum und ventral
von der Urethra durchgezogen wird. Bei der Frau zieht zusätzlich die zwischen Urethra
und Rektum liegende Vagina durch den Hiatus levatorius.
In einer weiteren Schicht folgt das als „Damm“ bezeichnete Diaphragma urogenitale,
bestehend aus dem M. transversus perinei profundus und M.transversus perinei
superficialis und das Centrum perinei (ein Areal aus dichtem Bindegewebe in das
Beckenbodenmuskeln einstrahlen). Das Centrum perinei trennt Hiatus urogenitalis von
Hiatus analis und als eine bindegewebige Schwachstelle des Beckenbodens ist es durch
Mm.sphincter ani externus und bulbospongiosus verstärkt. Durch den vorderen vom
“Diaphragma urogenitale„ abgedeckten Hiatus urogenitalis des Levatortors treten Urethra
und Vagina hervor, und durch den Hinteren Hiatus analis der Analkanal. Die äußere
Schließmuskelschicht bilden die Mm. bulbospongiosus, sphinkter ani externus,
ischiocavernosus und transversus perinei superficialis. [5]
14
Abbildung 2: Weibliches Becken [5] Weibliches Becken im Mediansagittalschnitt von links (a) und im Transversalschnitt
von kranial (b). Die unterschiedlichen Anteile der extraperitonealen Bindegewebsräume sind farblich abgehoben.
Die Beckenbodenmuskelgruppen ziehen in verschiedene Richtungen und sorgen für einen
adäquaten Verschluss und Öffnung, sowohl an der Blase, als auch anorektal. [6]
15
1.1.2 Anatomie der Harnblase
Abbildung 3: Harnblase und Harnleiter. Ansicht von ventral [7]
Die Harnblase (Vesica Urinaria) ist ein muskulöses Hohlorgan, das den Harn sammelt und
durch die Harnröhre entleert. Die gesunde Blase speichert ca. 300-500ml Harn, bis ein
normaler Harndrang einsetzt. [8] Die Harnblase hat im leicht gefüllten Zustand eine
Birnenform, wobei der Stiel der Birne nach ventral und kranial gerichtet ist. Sie liegt im
subperitonealen Bindegewebe des kleinen Beckens, hinter der Symphyse und ruht
teilweise auf dem Schenkel des M.levator ani, wobei der Blasenhals in den Hiatus
urogenitalis (Levatorspalt) hineinragt. Zwischen Symphyse und Harnblase liegt das
bindegewebige Spatium retropubicum. Bei der Frau legt sich die Vorderwand des Uterus
von hinten und oben auf die Harnblase. Bei einer Blasenfüllung wird der Uterus
angehoben.[5] Im Bereich des Blasenhalses, der Übergangsstelle zwischen Blase und
Urethra, besteht eine enge Verflechtung des M.detrusor vesicae mit den Nachbarorganen.
Die Fasern der äußeren Longitudinalschicht des Detrusors strahlen als M.rectovesicalis in
das Rektum ein. Eine weitere Schlinge verläuft als M.puborectalis vom Os pubis und vom
Arcus tendineus des M.levator ani zum Blasenhals. Das Lig.supravaginale verbindet die
Blase mit der Cervix uteri. Die Ligg.pubourethtralia fixieren die mittlere Urethra an der
Hinterkante der Symphyse. Der Winkel zwischen Urethra und Blase wird als Blasenwinkel
bezeichnet. Die Urethra verläuft in diesem Bereich in einem Winkel von 90-100° gegen
den Blasenboden[3].
16
Die Wand der Harnblase ist dreischichtig aufgebaut:
-Tunica mucosa (Schleimhaut): Die Höhe des Urothels (Übergangsepithel) wechselt mit
der Blasenfüllung. Die unter der Tunica mucosa liegende Tela submucosa gestattet eine
Verschieblichkeit und Faltenbildung der Schleimhaut und damit eine Dehnbarkeit der
Blase. Im Bereich der Urethramündung finden sich Schleimdrüsen. [5]
-Tunica muscularis (Muskelwand): Sie besteht aus glattmuskulären Faserzügen die, außer
im Trigonum vesicae, dreischichtig angeordnet sind: der äußeren Longitudinalschicht, der
mittleren zirkulären Schicht und der inneren Longitudinalschicht. Diese Schichten sind
durch den Austausch von Muskelfasern miteinander vernetzt und bilden den Musculus
detrusor vesicae. Die Aktivierung des M.detrusor vesicae bewirkt eine Kontraktion und
damit eine Entleerung der Harnblase. Die zirkulären Züge um die blasennahe Urethra
bilden ein funktionelled Sphinktersystem der Harnblase. [5]
-Tunica serosa (äußerste Wandschicht): Das Peritoneum parietale legt sich als Tunica
serosa oberhalb und hinten auf die Harnblase und gewehrleistet damit eine gute
Verschieblichkeit gegen die Nachbarnorgane. [5]
1.1.3 Physiologie der Harnblase
Der anatomische Aufbau von Harnblase, Trigonum vesicae, Harnröhre mit Verschluss und
Öffnung ist ziemlich kompliziert. Sie bilden eine funktionelle Einheit welche für die
Grundfunktionen des unteren Harntraktes zuständig sind. [9] Die normale Kontinenz der
Harnblase der Frau wird durch folgende Faktoren gewährleistet:
Blasenfaktoren:
Dehnbare Blasenwand, der intrinsische Tonus der glatten Muskulatur als auch die
neuronale Hemmung des Detrusors
verhindern einen Druckanstieg während der
Füllungsphase. [3] Der Ruhedruck in der Blase liegt bei 5-15 cm H2O. Bei der Miktion
werden Druckwerte zwischen 30 und 50 cm H2O erreicht. [10]
Urethrafaktoren:
Der externe Urethrasphinkter befindet sich auf der Höhe der Levatorplatte. Seine quer
17
gestreiften Muskelfasern umschließen die Urethra ringförmig, damit kann über eine
längere Zeit ein konstanter Druck aufrechterhalten werden. [3]
Beckenbodenfaktoren:
Die Beckenbodenmuskulatur unterstützt den Urethraverschluss insbesondere bei
abdomineller Druckerhöhung, indem sich die Muskulatur reflektorisch kontrahiert. Dieser
Mechanismus
ist
eine
Voraussetzung
für
die
Erhaltung
der
Kontinenz
bei
intraabdominellen Druckveränderungen. [3]
ZNS-Koordination:
Die neuronale Steuerung von Blase und Urethra unterliegt hauptsächlich dem peripheren
autonomen Nervensystem. Eine Vielzahl von Reflexbögen wird durch den willkürlichen
Miktionsreflex kontrolliert. [3] Die Voraussetzung für Füllung und Entleerung der
Harnblase
ist
eine
intakte
vegetative
und
somatomotorische
Harnblase
und
Harnröhreninnervation. Die parasympatischen Nn.pelvici splanchnici stammen aus dem
2.-4. Sakralsegment und aktivieren den M.detrusor vesicae. Die sympatischen
Nn.hypogastrici entspringen im Thorakolumbalmark (Th12-L2). Ihre ß-adrenergen
Rezeptoren führen zu einer Erschlaffung des M.detrusor vesicae und damit zu einer
Hemmung der Blasenentleerung. Die α-adrenergen Rezeptoren aktivieren den Sphincter
urethrae internus, und die somatomotorischen Nn.pudendi stammen aus dem 2.-4.
Sakralsegment und innervieren den willkürlich kontrollierbaren Sphincter urethrae
externus sowie die übrige Beckenbodenmuskulatur. Die autonomen Harnblasenzentren im
Seitenhorn
des
Sakralmarkes
(Parasympathikus)
bzw.
des
Thorakolumbalmarks
(Sympathikus) steuern den Speicher und die Entleerungsfunktion der Harnblase. Diese
werden vom Hirnstamm (pontines Miktionszentrum der Formatio reticularis) koordiniert
und kontrolliert, der wiederum von übergeordneten Zentren reguliert wird, insbesondere
vom Hypothalamus, von Anteilen des medialen Frontallappens und von Basalganglien. Die
übergeordneten Zentren haben einen hemmenden Einfluss auf die Miktion und fördern
dadurch die Harnkontinenz. [10]
Emotionale Faktoren:
Die Unterdrückung von plötzlich auftretendem Harndrang oder die willentliche
Aktivierung sobald eine miktionsgerechte Situation aufgetreten ist stellt eine soziale
Funktion dar. Somit ist verständlich, dass emotionale und psychische Faktoren diesen
Vorgang beeinflussen können.
18
Die Miktionsphase kann beim Gesunden unabhängig vom Füllungszustand willkürlich
eingeleitet werden. [3] Muskeln des Beckenbodens erschlaffen zum Zweck der Entleerung
der Harnblase, der Blasenhals wird trichterförmig geöffnet, dadurch wird die Relaxation
von glatten und quergestreiften Muskelfaseranteile der Uthera einsetzen und somit wird
der intraurethrale Druck abfallen. Der M. detrusor vesicae kontrahiert sich sobald die
Hemmung durch übergeordnete Zentren auf den sakralen Reflexbogen wegfällt. Die
Detrusorkontraktion führt zu einem intravesikulären Druckanstieg, der durch die
Kontraktion der Bauchdecken gesteigert werden kann. [11] Nach Entleerung der Blase
schließt sich der Sphincter urethrae externus und die Blase kehrt in ihre Normalposition
zurück. Für den Verschluss, als auch für die Öffnung der Harnröhre sind beide
Sphinktersysteme wichtig. [10] Während der Blasenfüllung gehen von der Blasenwand
afferente Impulse zum Plexus sacralis. Dadurch wird der Muskel der Blasenwand, der
Detrusor, entspannt, die Kontraktion wird gehemmt und der Tonus des glatt-muskulären
Urethrasphinkter erhöht sich. Soll die Kapazität der Blase erreicht werden, tritt der
Harndrang auf, der durch höher gelegen Zentren gehemmt werden kann, und dieser wird
solange kontrolliert bis die äußeren Bedingungen für die Harnblasenentleerung entstanden
sind. [11]
1.2 Ätiologie der Harninkontinenz
Die normale Harnblasenfunktion ist an drei Anforderungen gebunden:
-
das Empfinden der Harnblasenfüllung (Harndrang)
-
die Fähigkeit, die Kontraktion der Harnblase hinauszuzögern
-
den willentlichen Miktionsstart mit vollständiger Harnblasenentleerung [10]
Für eine Harninkontinenz kommen viele verschiedene Ursachen in Frage und viele
Faktoren spielen zusammen, um diese wichtige soziale Fähigkeit zu gewährleisten.
Die wichtigsten ätiologischen Faktoren sind in folgenden Kapiteln abgehandelt.
1.2.1. Gewebeveränderungen im Alter
Verschiedene
Gewebsveränderungen im Alter
können dazu führen, dass die
Haltefunktion der Bänder und des Beckenbodens sich mit der Zeit verschlechtern. Es
kommt zu einem
Elastizitätsverlust des Gewebes
welches meistens durch einen
Östrogenmangel nach der Menopause verursacht wird. Dadurch senkt sich nicht nur der
19
Beckenboden selbst, auch die in ihm eigebetteten Organe rutschen nach unten ab.
Manchmal können sie sogar in äußerst komplizierten und extrem schweren Fällen, als
Folge von Senkungen, bis in den Scheideneingang abrutschen. [12]
1.2.2. Schwangerschaft
In der Schwangerschaft und nach (mehreren) Geburten kann es zu Defekten an der
Aufhängung von Blase, Harnröhre und Scheide kommen. Viele Faktoren spielen dabei
eine Rolle und als wichtiger Risikofaktor gilt eine vaginale Entbindung, da sie sehr oft mit
mechanisch bedingte Schädigung von Nerven und Muskel des Beckenbodens einhergeht.
Weitere ungünstige Faktoren die den Beckenboden schädigen können, sind Dammriss oder
Dammschnitt, Neugeborene von über 4000 Gramm, sowie Austreibungsphase über eine
Stunde. Typische für die Schwangerschaft hormonelle und morphologische Veränderungen
spielen auch eine Rolle bei der Entwicklung einer Beckenbodenschwäche. [12]
1.2.3. Hohe körperliche Belastung
Einige körperliche Tätigkeiten (z.B. Heben und Tragen von schweren Lasten) können nach
gewisser Zeit zur Schwächung der Beckenbodenmuskulatur beitragen. Gewisse Sportarten
können auch schlechte Auswirkung auf die Stabilität des Beckenbodens haben. Ebenso
können viele andere Haltungslagen (Hohlkreuz) die Schwächung und Überdehnung der
Beckenbodenmuskulatur verursachen.
1.2.4. Chronische Husten
Häufiges Husten durch langjährigen Nikotinkonsum („Raucherhusten“) sowie chronische
Lungenerkrankung tragen auf Dauer einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur bei.
[12]
1.2.5. Übergewicht
Heutzutage bekanntestes Problem der Menschheit ist die Fettleibigkeit. Sie ist auch ein
Risikofaktor für die Beckenbodenschwächung. Bei den übergewichtigen Frauen ist der
Druck im Bauch erhöht und dadurch kommt es zur einen zusätzlichen Belastung des
20
Beckenbodens. Im Rahmen der Harninkontinez-Therapie bei übergewichtigen Frauen wird
deshalb immer eine Gewichtreduktion empfohlen. [12]
1.2.6. Verletzungen der Beckenbodenmuskulatur
Verschiedene Verletzungen der Beckenbodenmuskulatur oder der Schließmuskeln können
die Ursache für eine Harninkontinenz sein. Eine unregelmäßige Wunde die durch das
Eindringen eines pfahlartigen Gegensandes in die Weichteile entsteht, kann große Schäden
am Beckenboden anrichten. [12]
1.2.7. Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie)
Eine operative Entfernung der Gebärmutter, die sogenannte Hysterektomie, kann sich auch
negativ auf den Beckenboden auswirken. Durch die Gebärmutterentfernung verliert das
Urogenitalsystem an seiner Stabilität und dadurch wird das gesamte Organsystem gestört.
Wenn zusätzlich auch der Gebermütterhals entfernt wird, wirkt sich das umso schlechter
auf den Beckenboden aus. Bei der Gebärmutterentfernung ist es sehr wichtig vorerst den
Nutzen und das Risiko abzuwiegen. Eine ausgeprägt myomatöse Gebärmutter stellt ein
Beispiel für einen Nutzen dar. Durch die Bestrahlung im Rahmen von Krebstherapien kann
es zu einer Schwächung des Beckenbodens kommen. [12]
Die Ermittlung der Ursachen der Harninkontinenz ist unverzichtbar, weil nur die ursachengerechte Behandlung über längere Zeit erfolgreich sein kann. Die Trennung der passageren
von den definitiven Ursachen gehört zu den wichtigen differential-diagnostischen
Aufgaben. [13] Dabei spielt nicht nur der untere Harntrakt eine Rolle, sondern auch andere
wichtige Faktoren wie Flüssigkeitshaushalt, Funktion des zentralen Nervensystems und
Mobilität. Dies ist besonders bei geriatrischen Patientinnen mit Einschränkung der
Mobilität,
Verwirrtheitszustände,
krankhaft
gestörter
Darmfunktion,
chronischen
Erkrankungen (Diabetes mellitus), sowie neurologischen Erkrankungen (Multiple
Sklerose, Morbus Parkinson, Bandscheibenvorfall) von Bedeutung. Die Einnahme von
einigen bestimmten Medikamenten kann zur einen Harninkontinenz führen. Das sind
einige
krampflösende
Mittel,
blutdrucksenkende
21
Medikamente,
Anti-Parkinson-
Medikamente, Antidepressiva (z .B Lithium), sowie Beruhigungsmittel welche die
Wahrnehmung der Blasenfüllung ziemlich stark herabsetzen, sodass es zu Symptomen der
Inkontinenz kommen kann. [1,12]
1.3 Formen der Harninkontinenz
Nach der Ätiologie kann man verschiede Harninkontinenzformen zusammenfassen und
dadurch voneinander unterscheiden. Es gibt erworbenen und kongenitalen Formen. Für die
erworbenen Formen ist typisch, dass es nach Regulierung der primären Kontinenz zum
Wiederauftreten von unwillkürlichem Harnverlust kommt. Zu angeborenen Formen
gehören neurogene (Spina bifida) oder anatomische (Epispadie, Ureterektopien) Störungen
welche erst nach dem Ausbleiben der primären Kontinenz klinisch manifest werden. [1]
1.3.1 Stressinkontinenz oder Belastunginkontinenz
Stressinkontinenz wird definiert als Harnverlust während der körperlichen Anstrengung,
ohne einen Harndrang zu verspüren. [9] Sie ist mit 35-45 % die häufigste Inkontinenzform
bei Frauen und ist überdurchschnittlich häufig mit einer Senkung des Urorektogenitaltrakts
kombiniert. Nach Ingelman-Sundberg (1952) kann man drei Schweregrade der
Stressinkontinenz klinisch voneinander unterscheiden:
Grad 1: Urinverlust bei schneller intraabdominaler Druckerhöhung (z.B. Lachen, Husten,
Niesen)
Grad 2: Urinverlust bei langsamer intraabdominaler Druckerhöhung (, z. B.
Heben,
Treppen steigen, Laufen)
Grad 3: Urinverlust ohne Belastung [3]
1.3.2 Dranginkontinenz oder Urgeinkontinenz
Dranginkontinenz ist durch unwillkürlichen Harnverlust gekennzeichnet, welcher von
imperativem Harndrang begleitet wird oder der ihm vorausgeht. [9] Die Urgeinkontinenz
stellt die zweithäufigste Inkontinenzform der Frau dar. [3]
22
1.3.3 Mischinkontinenz
Das Symptom der Mischinkontinenz bedeutet unwillkürlicher Harnverlust, der von
imperativem Harndrang begleitet wird und auch bei körperlicher Belastung auftritt. Es
handelt sich um eine Mischung von Symptomen welche zur Belastungsinkontinenz und
auch Dranginkontinenz gehören. [14] Bei 20–40% der Patientinnen sind Stress und
Dranginkontinenz miteinander kombiniert. [3]
1.3.4 Reflexinkontinenz
Charakteristisch für die Reflexinkontinenz ist eine vollständige Blasenentleerung, ohne
Harndrang. [3] Die Störung liegt nicht im Gehirn, sondern in der Überleitung vom Gehirn
zur Blase. Dieses Erscheinungsbild finden wir bei querschnittgelähmten Patientinnen,
Multipler Sklerose, Diabetes Mellitus oder bei angeborener Rückenmarksschädigung
(Spina Bifida). [15]
1.3.5 Überlaufinkontinenz
Bei dieser Form der Inkontinenz wird die Kapazitätsgrenze der Blase infolge einer Störung
der Blasenmotorik überschritten. Dabei fließt so viel Urin aus der Blase, bis der Druck
zwischen Blase und Urethra ausgeglichen und wiederhergestellt ist. Was verbleiben kann
sind
Restharnmengen.
Die
Überlaufinkontinenz
ist
meist
durch
periphere
Nervenschädigungen, z.B. nach ausgedehnten Krebsoperationen im kleinen Becken,
bedingt. Wenn die Urethra durch ein mechanisches Hindernis (z. B. Descensus uteri,
Myom, Tumor) komprimiert wird, tritt derselbe Effekt ein. [3]
1.3.6 Extraurethrale Inkontinenz
Unter extraurethraler Inkontinenz versteht man einen Urinabgang durch andere Öffnungen
als durch die Urethra. Die häufigste Ursache für Fistelbildungen sind der extraurethrale
Urinverlust. Sie treten auf infolge einer Bestrahlung, nach gynäkologischen Operationen
oder sind traumatisch bedingt. [3]
23
2 Urgeinkontinenz oder Dranginkontinenz ÜAB
(Überaktive Blase), OAB (overactive bladder)
Abbildung 4: Unterschied zwischen gesunde und überaktive Blase [23]
2.1 Definition
Dranginkontinenz (Urge-Inkontinenz, englisch: OAB – Overactive Bladder, frühere
Synonyme: Reizblase, Blasenschwäche, Urge-Syndrom, Urgency-Frequency-Syndrom) ist
gekennzeichnet durch starken Harndrang und unwillkürlichen Urinabgang während der
Blasenfüllungsphase. Im Gegensatz dazu tritt bei der Urgency-Symptomatik zwar ein
Harndrang auf, zu einem Urinabgang kommt es jedoch nicht.[3] Die Kennzeichnung von
ÜAB ist laut ICS (2002) Definition durch folgendes zu erkennen:“ Imperativer Drang mit
oder ohne Inkontinenz der häufig kombiniert ist mit gehäufter Mitktion tagsüber oder
nachts, ohne, dass dabei ein Harnwegsinfekt oder eine andere offensichtliche Pathologie
24
vorhanden ist“. [16] Die Urge- oder Dranginkontinenz ist mit 25–35% die zweithäufigste
Form der weiblichen Harninkontinenz und steht, bezogen auf Störungen der
Reservoirfunktion der Blase, sogar an erster Stelle. [3] OAB ist eine sehr häufige
Erkrankung besonders bei Patienten mit zunehmendem Alter .Die Lebensqualität der
Betroffenen wird sehr strak beeinfflust. [16]
Man unterscheidet hier folgende Formen:
1) Motorische Dranginkontinenz bei der autonome Detrusorkontraktionen nachweisbar
sind,
liegt eine Funktionsstörung des M. detrusor vesicae vor. Entscheidend ist der
Wegfall der zentralen Hemmung der Blase, bei normalen sensorischen Impulsen. [3] Es
handelt sich um einen unwillkürlichen Harnverlust durch das Auftreten von
unwillkürlichen Detrusorkontraktion. Die motorische Dranginkontinenz unterscheidet sich
kaum in ihre Symptomatik von der sensorischer Dranginkontinenz .Deswegen ist keine
sichere Differenzierung dieser beiden Formen möglich. Aufgrund der Häufigkeit wurde
das Auftreten von unspezifischen Harnwegsinfekten als Ursache für motorische
Drangnkontinenz in Betracht gezogen. Neurogene und myogene Faktoren gehören auch
dazu, da sie verantwortlich für die Entstehung von Detrusorinstabilität sind. Beim allen
Patienten mit verschiedenen Ursachen der Detrüsorinstabilität wurden anhand der Biopsie
Zeichen einer Denervierung gezeigt. [17] Die häufigsten Ursachen sind neurologische
Erkrankungen
wie
Morbus
Parkinson,
Hirntumoren,
Morbus
Alzheimer,
Mantelkantensyndrom, senile Demenz, Apoplex, Polyneuropathien (z.B. in Folge Diabetes
mellitus) oder Medikamenteneinnahme (z.B .Parasympathomimetika). [3]
2) Sensorische Dranginkontinenz hat folgende Merkmale:
Blasenkapazität
ist
vermindert ohne unwillkürliche Detrusorkontraktionen , dazu gehört auch der frühe
Harndrang und Hypersensitivität. [17] Die verstärkten afferenten Impulse welche aus der
Blasenwand kommen, führen bei der sensorischen Dranginkontinenz zu imperativem
Harndrang bei kleinen Urinvolumina. [3] Die häufigsten Ursachen und Erkrankungen sind:
postmenopausaler Östrogenmangel, Radiozystitis, Carcinoma in situ und insbesondere die
interstitielle Zystitis [17]
2.2 Ätiologie und Symptomatik der ÜAB
Es gibt viele verschiedene Ursache die verantwortlich sind für Entstehung einer überaktive
Harnblase:
25

Symptomatisch:
Unspezifischer Harnwegsinfekt, Spezifische Zystits (TBC), Interstitielle Zystitis,
Radiozystitis,
Obstruktion
Cyclophosphamidzystitis,
(mechanisch,
funktionell),
Östrogenmangel,
anatomische
infravesikale
Anomalien
(Urethral-
divertikel), Urethralkarunkel, Urethralprolaps, Fremdkörper, Steine (intravesikal,
intravaginal, intrauterin), Tumoren (Blase, Urethra), neurologische Läsionen
(Suprasakral)

Psychogen

Idioppatisch (Reizblase, Urethralsyndrom, Frequency-Urgency-Syndrom) [18]
1) Dranginkontinenz:
Unwillkürlicher
Harnverlust
im
Zusammenhang
mit
verstärktem Harndrang
2) Imperativer Harndrang: bedeutet plötzlicher, ohne Vorwarnung einsetzender
Harndrang, der mit der Gefahr des Harnverlustes einhergeht
3) Nykturie: Unterbrechung des Schlafes zur Blasenentleerung wegen Drang
4) Pollakisurie: bedeutet >8 Miktionen/24 Stunden bei normaler Harnmenge (bis 2,8
l/24 h) [19]
Pollakisurie ohne Restharnbildung (Frequency) und imperativen Harndrang (Urgency,
Urge) deuten auf eine Störung der Speicherfunktion der Harnblase hin, die sich im
schwersten Fälle als Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz) äußern kann. Die Prävalenz bei
Frauen über 40 Jahre beträgt in Europa 17,4%, wobei Pollakisurie mit 85% am häufigsten
genannt wird, gefolgt von imperativen Harndrang (54%) und Dranginkontinenz (36%)
(Milsom et al.2001). Die Symptome der Pollakisurie, des imperativen Harndrangs und der
Dranginkontinenz wurden von der International Continence Society (ICS) zu „Overactive
Bladder“
(OAB)
zusammengefasst.
Das
ehemalige
Frequency-Urgency-Syndrom
(Pollakisurie, imperativer Harndrang) wird nun als OAB-dry und die Dranginkontinenz als
OAB-wet differenziert:
Overactive Bladder (OAB) = Symptomenkomplex
OAB-dry = Frequncy-Urgency-Syndrom, Reizblase, Urethralsyndrom
OAB-wet = Dranginkontinenz,Urgeinkontinenz [18]
26
Abbildung 5: Die Beziehung zwischen den verschiedenen Symptomen der OAB [20]
2.3 Diagnostik der ÜAB
Die Diagnostik im Rahmen der urogynäkologie hat eine wichtige und entscheidende
Bedeutung .Das heißt wenn diese korrekt durchgeführt wurde, könnte man Patienten eine
individualisierte Therapie ermöglichen. Die Basisdiagnostik ist gekennzeichnet durch die
Anamnese,
Inspektion
Funktionsuntersuchung
/Palpation,
(Husten-
oder
Harndiagnostik,
Sonographie
Vorlagenwiegetest).
und
Perinealsonographie,
urodynamische Untersuchung oder Urethrozystoskopie kommt zum Einsatz wenn der
klinische Befund und die Symptome voneinander abweichen. Es ist sehr wichtig das
Basisverfahren gründlich durchzuführen und auszuwerten, somit kann man einem großen
Teil den Patienten invasive und teure Spezialdiagnostik ersparen. [21]
27
2.3.1 Basisdiagnostik
Anamnese:
Auf die erste Stelle in der Basisdiagnostik der Inkontinenz steht eine gründliche und
zeitaufwendige Anamnese. [9] Der Grad der Beeinträchtigung ist für die Therapieplanung
von wichtiger Bedeutung. [3] Die Anamnese beginnt immer mit den aktuellen
Beschwerden. Folgende Punkte sollten bei der Anamnesebehebung abgefragt werden:

Beginn/Dauer und Schwergrad der Symptome

Urinabgang beim Husten, Niesen, Hüpfen oder schweren Heben (Verdacht auf
Belastungsinkontinenz), bei Patientinnen, die über ständigen Urinabgang klagen,
muss auch an eine Scheidenharnfistel gedacht werden

Menge des unfreiwilligen Urinabgangs (Verbrauch von Einlagen, Windeln)

Häufigkeit der Miktion (Pollakisurie, Nykturie), bei mehr als 10x pro Tag liegt der
Verdacht auf Urgeinkontinenz vor, Nykturie: Herzinsuffizienz

Schmerzhaftigkeit der Miktion-Dysurie (Verdacht auf Entzündung), Makrohämaturie, rezidivierende Harnwegsinfekte, Descenzusbeschwerden

Neurologische Erkrankungen (Multiple Sklerose, M. Parkinson, Diskusprolaps)
und Internistische Erkrankungen (Diabetes mellitus)

Art und Menge eingenommener Medikamente (Psychopharmaka)

Stuhlgewohnheiten (Opstipation, Diarrhö, Stuhlinkontinenz)

Operationen und Verletzungen

geburtshilfliche Menstruations- und Sexualanamnese [3,9,11]
Ziel der Anamnese ist es, die Beschwerden und die persönlichen Beeinträchtigungen der
Patientin so genau wie möglich herauszufinden. Ein spezieller Inkontinenz-Fragebogen
den die Patientin vor der Untersuchung ausfüllt ist dabei hilfreich. Wichtig ist vor allem in
welcher Form der Urinverlust auftritt. [3] Mit der Hilfe eines Inkontinenzfragenbogens
nach Gaudenz(1979) welche sich aus 16 Fragen zur Miktion, Inkontinenz und
Lebensqualität zusammensetzt, kann man Drang-und Belastunginkontinenz voneinander
unterscheiden. Es werden jeweils 0-26 Punkte vergeben. Nach der Punktezahl ist es dann
möglich bestimmte Symptome der Belastungs-oder Dranginkontinenz zuzuordnen. Siehe
Anhang (Fragenbogen nach Gaudenz). [17] Siehe Anhang (Fragenbogen nach Gaudenz)
28
Miktionstagebuch:
Im allen Problemfällen empfiehlt es sich über 3-4 Tage ein Miktionstagebuch anlegen zu
lassen, in dem der Zeitpunkt und die Menge der spontanen Miktionen, Zeitpunkt und
Menge
des
ungewollten
Harnabganges,
Zeitpunkt,
Menge
und
Art
der
Flüssigkeitsaufnahme einzutragen sind. Dieses Tagebuch sollte bei jeder konservativer
Behandlung weitergeführt werden, um den Erfolg oder den Misserfolg zu dokumentieren.
[11] Miktionstagebücher dienen dazu, Symptome der überaktiven Blase im klinischen
Bereich zu beurteilen und die überaktive Blase zu behandeln. [22] Siehe Anhang
(Miktionstagebuch)
Klinische Untersuchung:
Zu der körperlichen Untersuchung gehört der Allgemeinstatus, Inspektion des äußeren
Genitale und Palpation (Meatusstenose, Altesatrophie) , Überprüfung des Anal- und
Bulbokavernosusreflexes, und Suche nach Sensibilitätsausfälle (Reithosenanästhesie).Im
Rahmen der gynäkologischen Untersuchung wird besonders auf Scheidenepithels und
seine Veränderungen (pH-Metrie) geachtet. Bei Frauen in der Postmenopause wird einen
Abstrich aus Urethra gemacht mit welchen man den karyopyknotische Index (KPI)
bestimmen kann. Karyopyknotischer Index (KPI) zeigt in Prozent das Verhältnis von
Oberflächen-, Intermediär- und Basalzellen. Eine Verminderung der Oberflächenzellen
gibt somit eine Auskunft und Hinweis auf eine Atrophie der Schleimhaut und der Urethra
und könnte eine Ursache für die Entstehung von Inkontinenz sein. [9] Mit dem Spekulum
wird
die
Scheide
gespreizt
und
gleichzeitig
das
Scheidensekret
bzw.
der
Östrogenisierungsgrad der Scheidenhaut beurteilt. Langsam wird zunächst das vordere,
dann das hintere Spekulumblatt zurückgezogen. Beim Zurückziehen des hinteren
Spekulumblattes wird die Patientin zum Pressen oder Husten aufgefordert. Hierbei kann
eine mögliche Senkung der Scheidenwand beobachtet werden (Zystozele, Urethrozele,
Enterozele, Rektozele,). Ein Verstreichen des Urethrovesikalwinkels während des Pressens
kann ein Hinweis auf eine Lockerung des urethralen Halteapparates sein. Während der
Untersuchung werden zwei einfache diagnostische Tests zur Beurteilung der Kontinenz
durchgeführt die im Folgenden dargestellt werden.
29
Stresstest:
Verliert eine Patientin beim Husten oder Pressen Urin liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit
eine Stressinkontinenz vor.
Bonney-Probe:
Durch Anheben der vorderen Vaginalwand rechts und links der mittleren Urethra an die
Symphysenhinterkante wird durch erneutes Auffordern zum Husten die Effektivität eines
operativen Vorgehens geprüft. Zeigt der Test Kontinenz ist eine Operation voraussichtlich
erfolgversprechend. Ein Descensus uteri kann durch das Mitgehen des Spekulums bei den
Bewegungen der Portio uteri beim Pressen erkannt werden. Bei der Palpation des
Beckenbodens wird seine Aktivität bei reflektorischer oder willkürlicher Anspannung
geprüft. Die Muskelreaktion ist bei einer Beckenbodeninsuffizienz nur schwach oder gar
nicht zu tasten. [3]
Der Vorlagen-(Pad-)Test:
Gehört zu der einfachen Methode mit welcher das Ausmaß der Inkontinenz bestimmt
werden kann. Trocken-und Nassgewicht einer Vorlage wird vor bzw. nach der Beendigung
des Programmes gemessen. Dieses Programm besteht aus verschiedene Bewegungen die
eine Stressinkontinenz (z. B springen) oder eine Urgeinkontinenz (z. B mit fließendem
Wasser Hände waschen) hervorrufen. Manchmal kann ein Harnröhrendivertikel
Drangsymptomatik verursachen die entweder mit der transvaginalen Sonographie oder
Doppelballon nachgewiesen werden kann. [9]
Restharnbestimmung:
Diese erfolgt nach Spontanmiktion entweder mittels Einmalkatheter oder Ultraschall. Eine
Restharnmenge unter 100ml kann noch als normal angesehen werden. Restharn über
100ml bedarf einer weiteren Spezialuntersuchung. Bei einer Diskrepanz zwischen
subjektiven
Beschwerden
und
klinischen
Befund
muss
spezielle
(urodynamischen Untersuchung, Ultraschall) angeordnet werden. [23]
30
Diagnostik
Laboruntersuchungen:
Eine orientierende Harnuntersuchung bei auffälligem Befund und eine Urinkultur (Suche
nach Chlamydien und anaeroben Bakterien sowie Mykolpalsem/Ureaplasme) zu
Ausschluss von Harnwegsinfekten ist obligat. [11]
2.3.2 Spezialdiagnostik
1) Urethrozystoskopie:
Die enge anatomische und funktionelle Beziehung der weiblichen Harnröhre und
Harnblase zum inneren Genitale und dem Beckenboden verpflichtet auch Gynäkologen mit
der Durchführung der Urethrozystoskopie zum Zweck der Diagnostik vertraut zu sein.[24]
Die Urethrozystoskopie ist eine endoskopische Methode zur Beurteilung von Blase und
Urethra. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Untersuchung bei Blasenbeschwerden.
Bei der Untersuchung werden über eine durch die Urethra eingeführte Optik die Mukosa
(Entzündung, Tumor), die Ureterostien (Lage, Form, Funktion), sowie eventuelle
Fremdkörper beurteilt.
2) Urodynamische Untersuchungen:
Bei urodynamischen Untersuchungen werden die Druckverhältnisse der Blase, Urethra und
des Darmes über einen Katheter gemessen. Im Einzelnen handelt es sich bei
urodynamischen Untersuchungen um eine Urethraprofilometrie, die Zystotometrie und die
Uroflow-Messung.[3]
Manometrie
Harnblasensenitivität, Volumen und
als
urodynamische
Untersuchung
bestimmt
Stabilität des Detrusors, im Unterschied zur
Profilometrie welche Aussagen über den Sphinkterapparat gibt.[9] Alle urodynamischen
Untersuchungen werden nach International Continence Society (ICS) durchgeführt und
nach ihren Kriterien ausgewertet.Unterscheidung zwischen Formen der Inkontinenz und
Beurteilung von Blasenentleerungstörungen ist das wichtigste Ziel dieser Untersuchungen.
[25]
31
Zystometrie:
Bei der Zystometrie wird der Blaseninnendruck während der Füllung der Blase über einen
intravesikal eingelegten Katheter gemessen. [11] Hierzu wird eine doppelläufige
Messsonde in die Blase eingeführt. Zur gleichzeitigen Messung des intraabdominalen
Drucks wird eine weitere Messsonde im Darm platziert. Das normale Füllungsvolumen bei
Erwachsenen beträgt ca. 500ml. Schon bei 250ml Füllungsvolumen tritt physiologischer
weise Harndrang auf der bei weiterer Füllung wieder verschwindet und sich erst bei
Erreichen der Blasenkapazität wieder stark bemerkbar macht. Kontraktionen des
Detrusors, sog. Autonome Detrusorkontraktionen, sind pathologische Ereignisse. Sind sie
unterdrückbar, handelt es sich um eine Detrusorinstabilität, führen sie jedoch zusätzlich zu
unwillkürlichem Urinabgang, handelt es sich um eine motorische Dranginkontinenz.
Ursachen können neurologische Erkrankungen oder Diabetes mellitus sein. [3] Mit dieser
Untersuchung lässt sich die Speicherfunktion der Blase beurteilen und sensorische und
motorische Störungen erkennen. Sie objektiviert damit eine neurologische oder eine
sensorische/motorische Dranginkontinenz. [11]
Urethrozystormetrie/Urethraprofilometrie:
Es handelt sich um eine Untersuchung zur Überprüfung der Urethraverschlussfunktion.
Hierzu wird die Druckübertragung von der Blase auf die Urethra gemessen und das
Druckprofil in Ruhe und unter Belastung (Husten) aufgezeichnet.[3] Die Untersuchung
dient deshalb zum Nachweis der Belastungsinkontinenz und zur Unterscheidung einer
hyporeaktiven (schlechte Drucktransmission) von einer hypotonen (hypokotraktilen)
Urethra.[11]
Uroflowmetrie:
Sie liefert als nichtinvasive Maßnahme Informationen über die Harnmenge pro Zeit
während der Miktion (normal: 20-50 ml/s), gibt also Hinweise auf eine gestörte
Blasenentleerung und kann zur Objektivierung einer Miktionsstörung eingesetzt werden.
[11] Die Blasenentleerung erfolgt physiologischer weise zügig in einer Portion und ohne
Restharnbildung. Ein starker Anstieg des Blasendruckes in Kombination mit einem
schwachen Harnfluss weist auf ein Abflusshindernis hin, z. B. durch Einengung der
Harnröhre bei Tumoren oder Steinen. [3]
32
3) Bildgebende Diagnostik:
Sonographie:
Die Sonographie der unteren ableitenden Harnwege hat in den letzten Jahren an Bedeutung
zugenommen. Die Vorteile der sonographischen Untersuchung sind nichtinvasiv und
haben keine Strahlenbelastung. Die Nachteile einer sonographischen Untersuchung liegen
zum Beispiel vor bei einem ausgeprägten Prolaps die Ultraschallsonde die durch diesen
Prolaps weggeschoben wird. Der Abdominalschallkopf
wird verwendet und auf das
Perineum (Perinealsonographie), Vaginalschallkopf (Sektorschallkopf), oder auf dem
Introitus (Introitussonographie) platziert. Die Blasenfüllung sollte bei der Untersuchung
200-300 ml betragen. Es wurden die Position, Mobilität des Blasenhals in Relation zur
Symphyse (in Ruhe, beim Pressen und bei Kontraktion) beurteilt .Mit der sonographischen
Untersuchung
kann
man
Aussagen
über
ein
eventuelles
Vorhandensein
von
Urethradivertikeln oder Trichterbildung des Blasenhalses (beim Husten und Pressen)
bekommen. [3,25]
Laterales(seitliche) Zystourethrogramm:
Im Ruhe und unter Belastungsbedingungen lässt sich die topographische Zuordnung der
Harnröhre, des Blasenhalses und Blasenbodens zu den übrigen Beckenorganen nachweisen
und ein rotatorischer von einem vertikalen Descensus oder einer reinen Zystozele
unterscheiden. [26] Das laterale Zystourethrogramm ist eine klassische Form der
Darstellung
von
Blase
und
Urethra
im
Rahmen
der
Diagnostik
von
Blasenfunktionsstörungen. Die Blase wird retrograd mit Kontrastmittel gefüllt und die
Urethra mit Kette oder Docht markiert. Zwei Aufnahmen im lateralen Strahlengang (unter
Ruhebedingungen und beim Pressen) zeigen die Beweglichkeit des Blasenhalses im
Vergleich zu den knöchernen Strukturen des kleinen Beckens. [3]
MRT (Magnetresonanztomographie):
In der Vergangenheit war das MRT nicht die Methode der ersten Wahl zur Abklärung der
weiblichen Inkontinenz. MRT hat durch ihren ausgezeichneten Weichteilkontrast sowie
der Abwesenheit von ionisierenden Strahlen die Möglichkeiten die weibliche Urethra,
sowie deren Sphinkter und die unterstützenden Bandstrukturen darzustellen.[17]
33
2.4 Therapieoptionen bei der Überaktiven Harnblase
Bei der motorischen und sensorischen Dranginkontinenz wird die zugrundeliegende
Erkrankung behandelt. Bei der idiopathischen Dranginkontinenz steht die medikamentöse
Therapie evtl. zusammen mit einem Blasentraining oder einer supportiven Psychotherapie
im Vordergrund. [3]
Nach den Ergebnissen der Diagnostik wurde eine Stufentherapie zusammengestellt:
Abbildung 6: Die Grundsäulen der OAB-Therapie [27]
2.4.1 Konservative (nicht-operative) Therapie
2.4.1.1 Allgemeinmaßnahmen
Das Beschwerdebild kann durch die Beseitigung von zusätzlichen Triggern gebessert
werden. Diese erfordert eine exakte Anamnese und eine genaue Exploration des sozialen
34
Umfeldes und der Lebensumstände von Patientinnen. Dazu gehört die Mobilisation und
Motivation,
(Diuretika,
Inkontinenzberatung
zentral
dämpfende
und
Betreuung,
Medikamente)
Reduktion
und
von
Verbesserung
Medikamenten
der
sanitären
Gegebenheiten (Erreichbarkeit, behindertengerecht). [1]
2.4.1.2 Verhaltenstherapie der überaktive Harnblase
Unter dem Begriff der Verhaltenstherapie (cognitive behavioral therapy) zählen
Möglichkeiten wie Blasentraining, das Führen eines Miktionstagebuches, Trink- und
Ernährungsmodifikation (Steigerung der Trinkmenge fünf/sechs Gläser Wasser/Tag,
Verzicht auf Koffein und kohlensäurehaltige Getränke) und Beckenbodengymnastik. Meist
wird das physiotherapeutische Beckenbodentraining, welches mit Biofeedback noch
zusätzlich verstärkt werden kann, der Kategorie „Verhaltenstherapie“ zugeordnet.[28]
Durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten oder mithilfe der Bio-Feedback-Geräte bei
denen eine in die Vagina eingelegte Sonde die Aktivierung des M.levator ani verifiziert,
kann dieses Problem umgangen werden. Die Physiotherapie muss mindestens 3 Monate
konsequent durchgeführt werden damit ein Therapieerfolg abgeschätzt werden kann.[11]
Das physiotherapeutische Beckenbodentraining, welches mit Biofeedback noch zusätzlich
verstärkt werden kann, wird der Kategorie „Verhaltenstherapie“ zugeordnet .[28]
Beckenbodentraining:
1. Kotraktionsübungen: Das richtige Kneifen bei gleichzeitig entspannter
Bauchdecke soll unter fachmännischer Anleitung erlernt werden
2. Entspannungsübungen:
Bei
Beckenbodenverspannung
oder
bei
Verspannung des Harnröhrensphinkter. Oft durch Biofeedback unterstützt
(=optische/akustische Darstellung von Signalen )[1]
Es sollten drei Wiederholungen von 8-12 Kontraktionsübungen durchgeführt werden die
dann für 6-8 Sekunden gehalten werden und 3-4-mal pro Woche durchgeführt werden. Das
Cochrane-Review (2001) hat gezeigt, dass bei Frauen die Beckenbodentraining
durchgeführt haben die Wahrscheinlichkeit der Heilung sieben Mal höher und eine
allgemeine Verbesserung der Symptomatik 23-mal höher ist. [29]
35
Miktionstraining/Blasentraining
Ziel eines Miktionstrainings ist es, durch eine aktive Blasentherapie (Anspannen des
Beckenbodens bei Harndrang), die Blasenkapazität zu vergrößern und eine entsprechende
Blasensensibilität zu erreichen. Die Patienten sollten
versuchen den imperativen
Harndrang zu unterdrücken und sie werden auch aufgefordert die Miktionsintervalle zu
verlängern. [30]
Toilettentraining:
Passive Blasentherapie basiert auf individueller Blasenkapazität mit der Hilfe eines
Miktionsprotokolles.
Ihr
Ziel
wäre
dem
unwillkürlichen
Harnverlust
zuvorzukommen.[1,30,31]
Für die Therapie der OAB hat sich als sehr hilfreich eine Führung eines zeitgenauen
Miktionstagebuches mit aller Flüssigkeitszufuhr Toilettengänge, Entleerungsmengen, und
Inkontinenzepisoden, gezeigt. So bekommt man einen Einblick in das Miktionsverhalten in
normalem Alltag des Patienten. [30]
Burgio et al. beobachtete bei älteren Frauen mit Dranginkontinenz einen Rückgang der
Inkontinenzepisoden um bis zu 88,5% bei Kombination der Oxybutynin-Einnahme mit
Verhaltenstherapie. Im Vergleich dazu kam es bei reiner Pharmakotherapie zu einer
Reduktion der Inkontinenzhäufigkeit von 72,2%. Diese Studie zeigt, dass die Kombination
von Medikamenten und Verhaltenstherapie in einem abgestuften Programm bei
Patientinnen mit Dranginkontinenz vom zusätzlichen Nutzen sein kann. [32]
2.4.1.3 Medikamentöse Therapie der überaktive Harnblase
Eine Vielzahl von Medikamenten werden in einer pharmakologischen Therapie der ÜAB
eingesetzt. Die meisten dieser Medikamente haben eine antimuscarinische Wirkung, aber
auch Antidepressiva, Vasopressin-Analoga, Alpha-Adrenozeptor Antagonisten und betaAdrenozeptor-Agonisten werden auch in der Therapie benutzt.[33]
36
Muskarin-Rezeptorantagonisten (Anticholinergika/Antimuskarinika):
Anticholinergika sind die am häufigsten verwendeten Wirkstoffe und Mittel der 1. Wahl in
der medikamentösen Therapie der ÜAB. Sie reduzieren den intravesikalen Druck, steigen
die Compliance, führen zur Erhöhung des Blasenkontingents und reduzieren ungehemmt
die Detrusorkontraktionen.[33]
Muskarinrezeptoren können in verschiedenen Organen nachgewiesen werden. Fünf
Subtypen sind bekannt (vgl. Tabelle 1).[34] Muskarinrezeptoren haben einen
entscheidenden Einfluss auf die neuromuskuläre Signaltransmission, so auch auf die
Detrusorfunktion. Durch ihre Funktion, wird die Bindung des Acetylcholins an die
cholinergen Rezeptoren blockiert, die wiederum in den Muskelzellen des Detrusors als
auch in der Blasenwand platziert sind. Die Vermittlung der kontraktionshemmende
Wirkung an der Harnblase wird über M3-Rezeptoren und möglicherweise auch über M2Rezeptoren stattfinden. [30]
Muskarinrezeptor –
Subtyp
Vorkommen
Funktion
Mögliche Nebenwirkungen
M1
Hindrinde,Hippocampus,
Speicheldrüse,
sympatische Ganglien
M2
Glatte Muskulatur,
Stammhirn, Herzmuskel
Kognitive Funktion
Reaktionsfähigkeit
Errinerungsvermögen
Stürze, Unfälle,Delirium
Tachykardie, Palpitationen,
Angst
M3
Glatte Muskulatur,
Speicheldrüse, Auge
Gedächtis und
kognitive Funktion,
Speichel- und
Magesäuresekretion
Herzfrequenz,
Magensphinktertonus
Blasenkontraktion,
Darmmotilität,
Speichel- und
Tränensekretion,
Akommodation des
Auges
M4
M5
Basales Vorderhirn,
Striatum,
Speicheldrüsen
Substantia nigra, Auge
(Ziliarmuskel)
Sicht (verschwommen) als Folge
evt. Stürtze, Unfälle
Mundtrockenheit
Unbekannt
Unbekannt
Unbekannt
Unbekannt
Tabelle 1: Verteilung und Funktion der Muskarinrezeptoren im Körper[34]
Blase: Nachgewiesen wurden die Muskarinrezeptoren im Detrusor vesicae (M3 und
M2),Urothel auf mRNA-Ebene (M1–5) als auch präjunktional an den Nervenendigungen
(M1, M2, M4). In der menschlichen Blase überwiegen die Muskarinrezeptoren vom M2(80%) und vom M3-Subtyp (20%). M3 Rezeptoren sind hauptsächlich für die
Kontraktionssteuerung verantwortlich. Eine mögliche Rolle des M2-Rezeptors im Detrusor
37
ist die Hemmung der durch die sympathischen Nerven ausgelösten Entspannung, wodurch
die Kontraktion verstärkt und die Effizienz der Blasenentleerung gesteigert wird.
Medikamentengruppe
Wirkstoff
Dosierung
Anticholinergika
Tolterodin IR
Tolterodin ER
Oxybutynin IR
Oxybutynin ER
Trospiumchlorid
Darifenacin
Solifenacian
Fesoterodine
Spasmolytikum
Neurotoxin
Flavoxat
Botulinumneurotoxin
Typ A
Seltener verwendete Medikamente (keine Anticholinergika)
Noradrenalin-ReuptakeImipramin
Inhibitoren
Serotonin-ReuptakeHemmer
Duloxetine
1 x 4 mg/Tag abends
2 x 2 mg/Tag
3 x 5 mg/Tag
1 x 5 mg/Tag
1 x 10 mg/Tag
1 x 15 mg/Tag
Hauptflaster:2x/Woche
2 x 20 mg/Tag
Hauptflaster:2x/Woche
1 x 7,5 mg/Tag
1 x 15 mg/Tag
1 x 5 mg/Tag
1 x 10 mg/Tag
1 x 4 mg/Tag
1 x 8 mg/Tag
3 x 200 mg/Tag
100 Einheiten
3 x 10-25 mg/Tag
2 x 40 mg/Tag
Tabelle 2: Medikamente zur Behandlung der OAB [34]: IR: immediate release (sofortige Wirkstofffreissetzung); ER:
extended release (verzögerter Wirkstofffreisetzung)
Neuere Arbeiten zeigen, dass bei einer kranken Blase M2-Rezeptoren möglicherweise eine
größere Rolle spielen. [35] Andersson hat gezeigt, dass diese M2-Rezeptoren auch im
Urothel gefunden werden und möglicherweise die Blasen-afferenten Reize modulieren.
Neben der Hauptrolle des Acetylcholin als Effektor der parasympathisch gesteuerten
Detrusorkontraktion
könnte
eine
basale
Freisetzung
von
Acetylcholin
in
der
Speicherungsphase zur Entstehung einer OAB beitragen. [35,36] Anticholinergika
bewirken gegen Placebo eine signifikant höhere Heilungs- und Verbesserungsrate der
OAB, eine Verminderung der Inkontinenzepisoden sowie der Miktionsfrequenz und eine
mäßige Verbesserung der Lebensqualität. [34]Es existieren mehrere verschiedene
38
Substanzen mit antimuskarinerger Wirkung, von denen die wichtigsten erwähnt werden
sollten (vgl. Tab. 2):
Tolterodin:
Tolterodin ist die best untersuchte Substanz zur Behandlung der ÜAB. Es handelt sich um
einen kompetitiven Muskarin-Rezeptorantagonisten und hat keine ausgeprägte Selektivität
für Subtypen der muskarinergen Rezeptoren. [37] Es handelt sich um ein tertiäres Amin
und ist das weltweit am häufigsten verordnete Medikament zur Therapie ÜAB.[34]
Tolterodin ist ein Muscarin-Antagonist der in kurzwirksamen (zweimal täglich) und
langwirksamen (einmal täglich) Formen gegeben werden kann. Beide Formen haben
statistisch und klinisch signifikante Effekte auf die Symptome der überaktiven Blase in
mehreren randomisierten, kontrollierten klinischen Studien gezeigt. [38]
Oxybutinin:
Oxybutynin
ist
das
„klassische“
Anticholinergikum
mit
antimuskarinischer,
lokalanästhetischer und muskelrelaxierender Wirkung. Patienten haben jedoch im
Vergleich mit Tolterodin vermehrt Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit angegeben.
Trospiumchlorid:
Bei Trospiumchlorid handelt es sich um ein quartäres Amin, im Gegensatz zu den tertiären
Aminen der anderen beschriebenen Substanzen. Es zeigte in placebokontrollierten Studien
eine signifikant bessere Wirkung gegenüber Placebo. Außerdem hat es, genauso wie
Tolterodin, eine ähnliche Wirksamkeit wie Oxybutinin bei geringeren Nebenwirkungen.
Aufgrund der limitierten Kapazität, die Blut-Hirn-Schranke zu überqueren, wird bei
Trospiumchlorid über weniger zentralnervöse Störungen berichtet.
Darifenacin:
Darifenacin ist ein starker selektiver Muskarin-M3-Rezeptorantagonist. Ein Vorteil dieses
Medikaments ist die Möglichkeit bei ungenügendem Ansprechen die Dosis von 7,5 mg auf
15mg zu erhöhen. Falls erforderlich, sollte die Erhöhung nach zwei Wochen erfolgen.
Darifenacin werden, im Unterschied zu Trospiumchlorid, wegen der relativen M3Selektivität geringe Raten an kognitiven Störungen zugeschrieben. Dies ist gerade bei
39
Patienten mit kognitiven Störungen und altersbedingten Gedächtnisproblemen relevant.
[37] Unter Darifenacin tritt eine Opstipation trotz oder gerade wegen der M3-Selektovität
häufiger auf als unter der buschigen Anticholinergika, da die verantwortlivh M3Rezeptoren auch im Bereich des Darmes lokalisiert sind. [34]
Solifenacin:
Hierbei handelt es sich um ein tertiäres Amin, das ebenfalls zu den M3-selektiven
Anticholinergika zählt. Solifenacin hat eine Vorteil gegenüber anderen Anticholinergika
in seinen Einmalgaben vorgesehenen
individuellen Dosistitration von 5- und 10-mg.So
zeigte es im Vergleich mit Tolterodin als Einmalgabe eine ziemlich hohe Effektivität
und eine geringe Nebenwirkungsrate .In eine Head-to-Head-Studie (STAR Study) wurde
Tolterodin 4mg retard mit
5mg Solifenacin direkt verglichen und es wurde eine
vergleichbare Effektivität bewiesen. Bei der Dosissteigerung auf 10mg konnte ein weiterer
Therapiegewinn erzielt werden. Durch die Möglichkeit der Dosiseskalation auf 10mg
konnte in der Solifenacin-Gruppe ein zusätzlicher
Therapiegewinn erreicht werden.
Allerdings zeigte sich im Vergleich mit Tolterodin auch, dass die Mundtrockenheit als
Nebenwirkung besonders bei 10mg Dosierungen erhöht war. Nach dem Gebrauch von
Solifenacin kommt es oft zur einer zusätzlichen Nebenwirkung, nämlich Obstipation. [39]
Flavoxat:
Flavoxat ist ein tertiäres Amin welche ist muskelrelaxierend, lokalanästhetisch, und hat
noch dazu kalziumantagonistische Wirkung. Seine anticholinergische Wirkung konnte
nicht bewiesen werden. [34] Einige frühere klinische Studien haben positive Wirkung von
Flavoxate bei Patienten mit OAB gezeigt, aber nachfolgende durchgeführte randomisiertkontrollierte Studien zeigten jedoch, dass die Flavoxate keine Wirksamkeit in der Therapie
der überaktive Blase haben. [40]
2.4.1.4 Nebenwirkungen der anticholinergen Therapie
Die Häufigkeit der therapieassoziierten Nebenwirkungen verhält sich je nach Wirkstoff,
Dosis und Applikationsform unterschiedlich. Chapple et al. sind nach einer durchgeführten
Metaanalyse zum Ergebnis gekommen, dass sich die Anticholinergika durch ihre
Verträglichkeit und Sicherheit unterscheiden.Hinsichtlich der klinischen Wirkung
unterscheiden sich die Anticholinergika nur marginal, doch im Bezug auf die
40
Verträglichkeit besteht ein wesentlicher Unterschied. Die häufigsten Nebenwirkungen sind
Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen und Obstipation. Vor allem bei älteren
Patienten kommt es auch zu zerebralen Nebenwirkungen mit Beeinträchtigung des
Gedächtnisses. Muskarinische Rezeptoren kommen nicht nur in der Harnblase, sondern
überall im menschlichen Körper vor, weshalb man
die
Nebenwirkungen dieser
Medikamente auch nachvollziehen kann:
•
Gastrointestinaltrakt (Obstipation)
•
Herzen (Tachykardie)
•
Augen (Akkomodationsstörungen)
•
Speicheldrüsen (Mundtrockenheit)
Kontraindikationen: Tachyarrhythmie. Harnretention, Megakolon, Myasthenia gravis,
Colitis ulcerosa, Megakolon, Engwinkelglaukom. Einige Antimuskarinika können durch
die Blut-Hirn-Schranke passieren und zentralnervösen Nebenwirkungen auslösen. Viele
geriatrische Patienten werden wegen einer beginnenden bzw. manifesten Demenz mit
Cholinesterasehemmern behandelt. Durch die Anticholinergikagabe würde die Therapie
wesentlich beeinflusst werden. Anticholinergika können
auch den Nutzeffekt
der
Cholinesterasehemmer senken und zu den zentralnervösen Nebenwirkungen führen. Die
Liquorgängigkeit ist sehr unterschiedlich. Das Oxybutynin diffundiert sehr stark in den
Liquor im Vergleich zu
Tolterodin, weil er
weniger lipophil ist. Wegen dieser
Nebenwirkungen sollte Oxybutynin nicht bei älteren Patienten eingesetzt werden. [34, 40,
41,42]
Oxybutynin „ER“ („extended release“) bildet die Retardform des Oxybutynin. Aus einer
patentierten Kapsel erfolgt die Freisetzung des Wirkstoffs kontinuierlich, sodass ein
regelmäßiger Serumspiegel erreicht werden kann. Eine der Wichtigen Kriterien für das
Auftreten von Nebenwirkungen ist der Resorptionsweg und die Geschwindigkeit der
Resorption. Wird die Substanz aus dem Gastrointestinaltrakt rascher resorbiert, ist der
initiale Serumspiegel der Substanz (initialer Spike) umso ausgeprägter. Dies hat zu Folge,
dass ein initial erhöhter Spike auffälligere antimuskarinergen Nebenwirkungen verursacht.
Die Spitzenwerte im Serumwirkspiegel die für Nebenwirkungen am wahrscheinlichsten zu
verantworten sind, können durch eine langsame Freigabe des Wirkstoffs gemindert
werden.
41
Eine randomisierte Studie mit Oxybutynin ER 10mg mit Tolterodin 2×2mg hat eine
Verbesserung für beide Substanzen gezeigt und auch die Nebenwirkung bezüglich der
Mundtrockenheit war vergleichbar. [43] Im Gegensatz zu den Immediate-Release(IR)Formulierungen sind die Extended-Release- (ER)-Formulierungen (auch Slow-ReleaseFormulierungen
oder
Retard-Formulierungen
genannt
dieser Substanzen) besser
verträglich. Die Slow-Release-Formulierungen gibt es in oraler Form, aber seit einigen
Jahren auch als Pflaster. Orale Anticholinergika werden primär in Leber verstoffwechselt.
Dort entstehen vorerst jene Metaboliten, die häufig für Nebenwirkungen verantwortlich
sind. Wird das Medikament aber intravesikal oder transdermal verabreicht, so wird der
First-Pass-Metabolismus in der Leber umgangen, das Medikament kommt in den großen
Kreislauf und die erwähnten schädlichen Metaboliten entstehen später und in geringerem
Ausmaß. Diese Umgehung des First-Pass-Effekts der Leber durch das Oxybutynins ist
durch die Einführung des Oxybutyninpflasters, dem „Transdermal Delivery System“
(TDS) gelungen. Hierbei wird die Synthese von N-Desethyl-Oxybutynin, welches für das
Auftreten anticholinerger Nebenwirkungen verantwortlich gemacht wird, gemieden. Das
Oxybutyninpflaster wird 2-mal wöchentlich gewechselt und auf die Haut entweder am
Bauch, Hüfte oder Oberschenkel geklebt. 3,9mg Oxybutynin wird dadurch pro Tag
freigesetzt. Oxybutynin als Pflaster hat sich wegen den weniger vorkommenden
Nebenwirkungen deutlich bewährt. Vor allem die Mundtrockenheit liegt bei transdermaler
Anwendung im Placebo-Niveau. [34,43,44]
Das Problem bei Antimuskarinika ist eine schlechte Langzeitcompliance. Patientinnen
erwarten eine Reduktion von Drangintensität und Häufigkeit der Miktion sofort oder
zumindest innerhalb der ersten Therapiewoche und beenden die Medikation zu rasch. Der
tatsächliche Erfolg ist aber erst nach acht bis zwölf Wochen Therapiedauer endgültig zu
beurteilen. Um die Compliance der Patienten zu verbessern, werden derzeit Lösungen
gesucht, die bei gleichbleibend hoher Wirksamkeit besser verträglich sind. [34]
2.4.1.5 Östrogene (Östriol)
Einige ältere Studien haben bewiesen, dass Östrogensubstitution Symptomatik eine
Harninkontinenz verbessern bzw. heilen können. Frauen welche vaginal Östrogene gegen
Inkontinenz erhalten haben wurde eine deutliche Verbesserung der Symptome festgestellt,
im Vergleich zu Placebo. [45] Bei Patienten mit OAB liegt die Verbesserungsrate um ein
Viertel höher als bei Patienten mit Belastunginkontinenz. Neuere systematische Reviews
42
kamen zu dem Ergebnis, deass das orale HA
das Risiko für das Auftreten einer
Harninkontinez erhöht, weshalb im Rahmen der Therapie keine orale HA verwendet
werden sollten. [46]
2.4.1.6 Elektrische Neuromodulation (Elektrotherapie)
Die Behandlung von unterschiedlichen Blasenentleerunsstörungen wird immer häufiger
mit der Hilfe der elektrische Neuromodulation therapiert. Das stellt eine Alternative zur
konventionellen operativen Therapien dar. Elektrische Neuromodulation kann aktivierende
oder hemmende Einflüsse auf den Miktionsreflex haben. Ist eine Kombinationstherapie aus
Verhaltens- und Pharmakotherapie nicht ausreichend effektiv im Bezug auf die
Beschwerden der ÜAB und die Nebenwirkungen werden nicht toleriert, wird die
elektrische Neuromodulation in Betracht gezogen.
Die nicht-invasiven Therapiemöglichkeiten, Neurostimulation peripherer Nerven:

TENS (transcutaneous electrical nerve stimulation) Elektrostimulation der
N.pudendus. Die Indikation für solche Art der Elektrostimulation ist
die
Hyperaktivität des Detrusors. Die afferente Bahnen d es N.pudendus (TENS-P)
führen eine Inhibition auf den Miktionsreflex aus. Die elektrische Stimulation kann
über den Beckenboden(vaginal/anal) oder an der Klitoris nervennah erfolgen.[47]

SANS (Stoller afferent nerve stimulation) ist eine Elektrostimulation des N.tibialis
posterior nach Stoller. Sie stellt eine nicht-invasive, mit wenigen Nebenwirkungen
verbundene, elektrische Stimulation der Blase und der Beckenboden versorgenden
Nerven dar. [47] Unter dem
„Sp-6-Punkt“ ist in der Akupunktur die
Stimulationsstelle der SANS bekannt. Mit Hilfe von perkutanen Nadeln oder mit
implantierbaren Elektroden wird ein Zugang verschaffen. Der Therapieerfolg wird
mittels Miktionsprotokoll unmittelbar nach der letzten Stimulation und auch 3
Monate später eruiert. [48]
43
2.5 Operative Therapie
Wenn die konservativen Maßnahmen nach einer Therapie und angemessener
Therapiedauer nicht zum Erfolg führen, wird die operative Therapie in Betracht gezogen.
2.5.1 Minimal invasive Verfahren und Therapieoptionen mit
Forschungbedarf
Minimal
invasive
Maßnahmen
wie
Botulinum-A-Toxin-Injektionen
in
die
Blasenmuskulatur oder Capsaicin-Installationen.
Die Neurotoxine Capsaicin und Resiniferatoxin (RTX) gehören zur Gruppe der Vanilloide
und bewirken eine Desensibilisierung der schmerzleitenden sensorisch-afferenten C-Fasern
der Blasenwand durch Erschöpfung/Überreizung und Drangunterdrückung. In den letzten
Jahren wurden Vanilloid-Stoffe und Botulinum-Toxin A ausgiebig als neue Therapien für
überaktive Blasen untersucht, das RTX ist allerdings in Österreich nicht zugelassen,
ausserdem gibt es wenige Langzeitdaten. [34,49]
EMDA-Therapie (Electro Motive Drug Administration) ist eine weitere Option zur
Behandlung der OAB. Die EMDA-Therapie ist eine Instillationstherapie, die auf dem
Prinzip der Iontophorese und der Elektrophorese basiert. Hierbei wird mithilfe von
elektrischem Strom ein Medikamentengemisch (wie lokale Lokalanästhetika), Adrenalin,
Kortison, und Oxybutinin in hoher Konzentrazion in das Blasengewebe injiziert. EMDA
moduliert die urodynamischen Parameter
bei Urgesymptomatik/-inkontinenz. Studien
konnten eine signifikante Reduktion der Miktionsfrequenz, des Vorlagenverbrauchs, sowie
eine Verbesserung der Lebensqualität zeigen. [34,50 ,51]
Glycosaminoglycan (GAG)-Schicht Wiederaufbau wird in der Therapie der interstitiellen
Zystitis benützt. In den letzten Jahren hat sich der intravesikale GAG-SchichtWiederaufbau als eine wirksame Behandlung der überaktiven Blase (OAB) gezeigt. [52]
Für die Wiederherstellung der Glykosaminoglykan-Schicht wird die Hyaluronsäure,
Heparin, Chondroitinsulfat, Pentosanpolysulfat benützt. Allerdings sind nur Hyalonsäure
und Chondroitinsulfat nebenwirkungsfrei. [53]
44
2.5.2 Sakrale Neuromodulation
Die sakrale Neuromodulation wird durch adaptierbare und reversible Beeinflussung der
sakralen Nervenwurzeln und durch elektrischen Strom der implantierbaren Elektroden und
Stimulatoren durchgeführt. Sie wird mehr als eine Alternative nach dem Versagen der
Therapie betrachtet. [34] Elektrische Stimulation der Sakralwurzeln S3/S4
bei
Dranginkontinenz bewirkt eine Hemmung des Detrusors ( Parasympathikus ) und eine
Tonussteigerung des Blasenhalses ( Sympathikus) . [54] ] Die Sakrale Neuromodulation
ist in der Lage die Drang- und Inkontinenzepisoden zu reduzieren und die Blasenkapazität
zu erhöhen.
[55] Vor eine Implantation des Neuromodulator im Körper muss
eine
Teststimulation, eine perkutene Nervenevalution-PNE durchgeführt werden. So kann man
geeignete Patienten für dauerhafte Implantation eines Neurostimulators auswählen und die
Wirkung der sakralen Neuromodulation testen. [34]
2.5.3 Blasenaugmentation (Enterozystoplastik) /
Harnblasenersatz / Harnableitung
Die Blasenaugmentation wird als letztes Mittel nach Versagen von konservativen und
minimalinvasiven Therapien, Compliance und kleinem Blasenvolumen in Betracht
bezogen. Wegen der vielen Nachteile (Invasivität, Nephrolithiasis, Divertikelbildung,
gehäufte Auftreten von Harnwegsinfekten) sollte dieses Verfahren und die Zystektomie
mit Harnableitung die letzte Möglichkeit sein. [56]
2.5.4 Alternative Heilmethode
Zu den
alternativen Heilmethoden gehören verschiedene Entspannungstechniken,
Homöopathie, und Phytotherapie .Diese Behandlungsmethoden sind sehr beliebt bei der
Patienten, weil sie diese jederzeit anwenden können .Die Effektivität ist aber nur wenig
erwiesen, sodass Alternative Heilmethode nur als Begleitung
zur gängigen Therapie
verwendet wird. Eine randomisierte kontrollierte Studie mit Akupunktur über 4 Wochen
(20min./Woche) von Emmons zeigte eine signifikante Abnahme der Zahl der
inkontinenten Episoden auf 59%. Bei der 74 Frauen wurde die Blasenkapazität um 13%
gestiegen. Die Frauen welche 4 Wochen diese besondere Akupunkturbehandlung erhielten,
45
zeigten eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität im Vergleich mit den Frauen die
ein Placebo Akupunkturbehandlung erhalten. [34,57].
3 BOTULINUMTOXIN (BoNT/ BTX)
3.1 Geschichtliche Aspekte und erste Anwendung des
Botulinumtoxins
Die erste Beschreibung von Botulismus wurde von den alten Griechen und Ägyptern als
Botulismus-ähnliche Erkrankung beschrieben.[58] Der schwäbische Arzt und Dichter
Justinus Kerner hat im Jahr 1817 als erster das Krankheitsbild (Botulismus - lateinischen
Wort Botulus „Wurst“) nach einer Wurstvergiftung beschrieben. Erst 1896 gelang Van
Ermengem, einem belgischen Mikrobiologen, den Erreger aus einem vergifteten Schinken
zu isolieren .Dieser Erreger wurde von ihm als Bazillus botulinus benannt, das heute unter
dem Namen „Clostridium botulinum“ bekannt ist.[59] Im Jahre 1946 gelang es Edward J.
Schantz, BoNT-A (Botulinum-Neurotoxin-Typ A) in kristalliner Form zu extrahieren.[58]
Zur Zeit der Weltkriege bestand in den USA ein erhöhtes Interesse an Botulinumtoxin im
Hinblick auf die Entwicklung von biologischen Kampfstoffen, sodass die Forschung auf
diesem Gebiet weiter vorangetrieben wurde. [60] Der Ophthalmologe A. Scott hat einige
Versuche an den Augenmuskeln von Kaninchen durchführt was für eine therapeutischen
Einsatz von Botox führten. [59] Im Jahr 1973 wurden Tierversuche publiziert und es
erfolgte 1977 die erste therapeutische Anwendung von Botox
am Menschen zur
Behandlung des Strabismus. Nach dem publizieren von gesammelte Erfahrungen wurde
Botox in der Ophthalmologie eingeführt. Die Augenärztin und Mitarbeiterin von A.Scott,
Jean Carruthers und ihr Mann, der Dermatologe Alistair Carruthers haben Jahrelang einer
Möglichkeit einer Faltenkorrektur mit Botulinumtoxin erforscht und erst im Jahr 1990
wurde die erste Publikation auf dieses Thema bekanntgegeben. [61] Inzwischen umfassen
die
Anwendungsgebiete
zahlreiche
medizinische
Disziplinen
wie
Neurologie,
Ophthalmologie, Pädiatrie, Urologie, Dermatologie, Gastroenterologie und Chirurgie. [62]
46
3.2 Grundlagen der Pharmakologie von Botulinumtoxin
Das Botulinumneurotoxin ist das potenteste bekannte Gift. [63] Es handelt sich um ein
Exotoxin des sporenbildenden Anaerobiers Clostridium botulinum. Die Sporen des
Clostridium botulinum sind ubiquitär verbreitet. Das Bakteriumwachstum und die
Toxinproduktion finden nur unter anaeroben, salzarmen, wenig sauren Bedingungen statt.
[64] Bislang wurden sieben unterschiedliche antigene Botulinumtoxine (BTX-A, B, C, D,
E, F und G) durch verschiedene Stämme von erzeugten Clostridium botulinum
beschrieben. Das menschliche Nervensystem ist anfällig für 5-Toxin Serotypen (BTX-A,
B, E, F, G) und unbeeinflusst von 2 (BTX-C, D). [65] Derzeit sind Serotypen A und B für
die klinische Verwendung verfügbar. [66] Die Typen unterscheiden sich in ihrer
Wirkdauer, Potenz und ihrer enzymatischen Wirkung auf intrazelluläre Proteine, wobei
Typ A am stärksten und längsten wirkt.[64] Alle Toxin-Typen bestehen aus einem
zweikettigen, etwa 150 kD großen Polypeptid mit einer leichten (L-Kette, ca. 50 kD) und
einer schweren Kette (H-Kette, ca.100 kD) die über eine Disulfidbrücke miteinander
verbunden
sind
und
durch
Proteolyse
(„nicking“)
aus
einem
einsträngigen
Vorläufermolekül gebildet werden. Die Aminosäurensequenzen der Toxine sind
entschlüsselt und zeigen untereinander eine Größe Homologie.[64,65]
Abbildung 7: Struktur des Botulinumtoxins-A. (A) 3D-kristalline Struktur von BTX-A. (B) Alternative 3D-Ansicht des
Aufbaus BTX-A [67]
Die leichte Kette ist in blau dargestellt. Der Rest des Moleküls bildet eine schwere Kette,
dessen C-Terminus in Orange und der N-Terminus in Grün dargestellt werden. [67]
47
Therapeutische BT-Präparationen bestehen aus BT und pharmazeutischen Hilfsstoffen. Die
Botulinumtoxin-Präparate sind zusammengesetzt aus Botulinumtoxin (und nichttoxischen
Proteinen,
hämagglutinierend/nichthämagglutinierend)
und
pharmakologischen
Hilfsstoffen( humanes Serumalbumin, Puffersysteme zur pH-Wert-Einstellung) [62]
3.3. Wirkmechanismus von Botulinumtoxin
Die Wirkung von BoNT beruht auf einer vollständig reversiblen Hemmung der
Azetylcholinfreisetzung aus cholinergen Nervenenden. Seine Wirkung entfaltet das
Botulinumtoxin an der neuromuskularen Endplatte und an anderen cholinergen Synapsen.
Das Toxin hemmt nicht nur die Sekretion von Substanz P, Glutamat , CGRP ( calcitonine
gene related peptide).
Sie läuft in mehreren Schritten ab:
1. Bindung des Toxins an zellständige Rezeptoren
2. Internalisierung durch rezeptorvermittelte Endozytose
3. Navigation in späte Endosomen, in deren sauren Inhalt eine Transformationsänderung
des Moleküls erfolgt
4. Translokation der disulphidbrückenhaltigen Sequenz ins Zytosol
5. Reduktion der Disulphidbrücke durch zelluläre Redoxsysteme
6. Translokation der leichten Kette aus dem Endosom ins Zytosol
7. Spaltung des Substrates und nachfolgende Hemmung der Azetylcholinfreisetzung
48
Abbildung 8: Wirkmechanismus von Botulinumtoxin an der neuromuskulären Synapse [60]
Nach Injektion oder oraler Aufnahme bindet das Toxin mithilfe der C-terminalen Hälfte
(Hc) der schweren Kette rasch an zwei voneinander unabhängige präsynaptische
Rezeptoren der cholinergen Nervenendigungen die für Bindung miteinander kooperieren
müssen. Die SV(synaptische vesicle ) 2- Rezeptorgruppe bindet für die Typen A,C,D und
F, für Typ B bindet Synaptotagmin. Die Internalisierung des BoNT erfolgt über eine
rezeptorvermittelte Energie und temperaturabhängige Endocytose. [64,68] Hierbei erkennt
die schwere Kette über den C-terminalen Teil neuronenspezifische Ganglioside. Über diese
wird das Toxin auf der Zelloberfläche angereichert. [69] Der eigentliche Toxinrezeptor
befindet sich im Lumen transmitterhaltiger Vesikel. Für BoNT/B und G ist es der Nterminale Teil von Synaptotagmin ein Ca2+-Sensor, der die Fusion der Vesikelmembran
mit der Plasmamembran reguliert. Das an den Gangliosiden konzentriertes Toxin bindet
sehr effektiv am Synaptotagmin, welches für nur wenige Sekunden im synaptischen Spalt
49
erscheint. Die Vesikelmembran schnürt sich wieder ein, wird endocytiert und mit ihr das
Toxin, welches sich nun innerhalb des Vesikels befindet. Das aufgenommene toxinhaltige
Vesikel gelangt in das endosomale Kompartiment, in welchem es physiologischerweise zur
erneuten Verwendung aufgearbeitet wird. Während der Reifung wird das Innere des
Vesikels durch einen ATP-abhängigen Protonentransporter angesäuert. [68] Die
Ansäureung des intravesikalen Lumens ändert die Struktur des Toxins, sodass die leichte
Kette unter Vermittlung der N-terminalen Seite der H-Kette durch
die endosomale
Membran in das Zytoplasma geschleust wird. Anschließend wird die Disulfidbrücke des
Botulinum toxins so gespalten, dass nun die leichte Kette als zinkabhängige Endopeptidase
ihre proteolytische Aktivität entfalten kann und je nach serologischem Typ
unterschiedliche Proteine des SNARE-Komplexes (soluble N-ethylmaleimide sensitive
Factor atachment protein receptor) spaltet. Botulinum Toxin Typ A, C, E greifen das
SNAP-25 (25 kd synaptosomal-assoziiertes Protein) an verschiedenen Stellen an. Die
Typen B, D, F und G spalten das VAMP (Vesikel-assoziiertes Membran-Protein) und das
SYB-2 (Synaptobrevin-2), Typ C teilt Syntaxin. Alle diese Proteine wirken zusammen in
der Bindung der Acetylcholinvesikel an der Synaptischen Zellmembran und der
anschließenden Exozytose. Wenn sie fehlen, kann Acetylcholin nicht mehr ausgeschüttet
werden. Entsprechend ist die Synapse blockiert. Diese chemische Denervierung führt zu
einer schlaffen Parese der quergestreiften Muskulatur, einer Atonie glatter Muskulatur oder
zu einer Anhidrose von Schweiß- und Speicheldrusen. [64]
3.4 Allgemeine Therapeutische Indikationen, Kontraindikationen
und Nebenwirkungen von Botulinumtoxin
Botulinum-Toxin wurde erstmals vor 60 Jahren synthetisch hergestellt und wird seit ca. 25
Jahren gezielt in der Medizin eingesetzt: Zunächst der offizielle therapeutische Einsatz von
BoNT beim Menschen begann 1978 mit der Zulassung durch die FDA bei Strabismus in
der Ophthalmologie und Blepharospasmus und in der Neurologie zur Behandlung von
lokalen Spasmen und der axillären Hyperhidrosis, danach auch in der Schönheitschirurgie
zur Faltenbeseitigung. Seit 2000 findet das Botulinum-Toxin zunehmend in der Urologie
Verwendung, in erster Linie zur Behandlung der neurogenen Detrusorüberaktivität, aber
auch vermehrt zur Therapie der nicht neurogenen Überaktivität des Blasenmuskels. [70] In
der Neurologie wurde therapeutisch Botulinumtoxin bei Dystonie, Hemifazialen Spasmus,
50
Tremor, Spastik eingesetzt. In den klinischen Studien gab es eine positive Reaktion auf
BTX-A in 65-90% der Patienten mit zervikaler Dystonie, 60-70% der Patienten mit
Spastik
und 80% mit axillären Hyperhidrose. [71] Die intradermale Injektion von
Botulinumtoxin führt zu einer hervorragenden Besserung fokaler Hyperhidrose oder
Hypersalivation. [64] Nach Evers et al. 2002 wurde eine Studie gemacht welche keine
endgültigen Beweise gegen die Wirksamkeit von Botulinumtoxin in der prophylaktischen
Behandlung von Migräne gezeigt hat. Die Studie hat keine endgültige Beweise und die
Ergebnisse und Wirkungsmechanismus des Botulinumtoxins gegen Schmerz ist noch nicht
geklärt. [72] Botulinumtoxin Typ A lässt an eine Anwendung überall dort denken, wo die
lokale Überaktivität von cholinergen Neuronen vorübergehend gedämpft werden soll.
Damit sind alle quer gestreiften und glatten Muskeln ebenso wie Schweißdrüsen
potentielle
Zielgruppe
einer
Botulinumtoxin
Therapie.[64]
Die
Therapie
mit
Botulinumtoxin ist kontraindiziert in: Schwangerschaft, Stillzeit, interstitieller Zystitis,
Blasenkarzinomen, Radiozystitis (Schrumpfblase), Harnwegsinfekte (floride Stadium),und
Niereninsuffizienz.[73] Zu den
Botulinumtoxin gehören
Überempfindlichkeit
absoluten Kontraindikationen für die Injektion von
Myasthenia gravis oder Lambert-Eaton-Syndrom und eine
gegen
Botulinum
Toxin.[74]
Und
zu
den
relativen
Kontraindikationen zählen schwere Dysphagie oder die gleichzeitige Benutzung von
Botulinumtoxin
Nebenwirkungen
und
Aminoglykosiden
(Sehstörungen,
.[75]
Die
Schluckstörungen,
möglichen,
systemischen
Sprachstörungen
und
Muskelschwäche) können auch auftreten. [76] In einer Studie wurden einige hundert
Patienten mit Botulinumtoxin behandelt und es wurden nur bei 2 Patienten systemische
Nebenwirkungen beschrieben. [77] Wie die erwünschten sind auch die unerwünschten
Wirkungen von BoNT voll reversibel. [68]
3.5 Therapeutische Präparationen und Dosierung
Obwohl diese Toxine unterschiedliche intrazelluläre Targets haben, ist ihre biologische
Aktivität an der neuromuskulären Synapse ähnlich. Von allen diesen Serotypen, sind nur A
und B derzeit als kommerzielle Präparate zur Verfügung. Typ C und F wurden auch beim
Menschen verwendet, aber nur auf experimenteller Basis. Die erste kommerzielle
Herstellung von Botulinum-Neurotoxin die klinisch verwendet werden wurde ist der A
51
Serotyp (Botox) und dieses Produkt weiterhin in vielen Ländern auf der ganzen Welt
verwendet werden. Ein weiteres Präparat welche sich auf der A Serotyp basiert ist
(Dysport) wurde später in mehreren Ländern eingeführt und in den Vereinigten Staaten. Im
Jahr 2000 wurde ein Produkt die auf den Serotyp B basiert (Myobloc-USA /äquivalenten
europäischen Neurobloc) im Handel erhältlich. Alle diese Formulierungen hemmen die
Freisetzung von Acetylcholin, aber verschiedenen Dosierungen. [78] Obwohl das Molekül
das Botulinumtoxin Typ A identisch ist, unterscheiden sich die Präparate in der Art der
Herstellung und damit in ihrer biologischen Wirksamkeit. [75] Zur Anwendung kommen
drei Präparate der A Serotyp (Dysport-Firma Ipsen, Botox-Firma Allergan und XeominFirma Merz), deren Dosierungsgrößen unterschiedlich sind. Oculinum (damalige
Handelsnamen für Botox), wurde im Jahr 1989 als erstes Medikament für therapeutische
Botulinmtoxin Anwendung zugelassen, danach folgte Dysport(1991), Myobloc (2000)
und Xeomin(2005).
Parameter
Hersteller
Darreichungsform
Lagerungsbedingung
Haltbarkeit
Botulinum-Toxin-Typ
Clostridium-botulinumZuchtstamm
SNARE-Angriffspunkt
Reinigung
Botox
Dysport
NeuroBloc
Ipsen Ltd.
Slough,Berks
UK
Pulver
Merz Pharmaceuticals
Frankfurt/M
Deutschland
Pulver
Elan Plc.
Dublin
Irland
Gebrauchsfertige Lösung
bis 8 °C
24 Monate
A
Hall A
bis 8 °C
15 Monate
A
Ipsen strain
bis 25 °C
36 Monate
A
Hall A
8 °C
24 Monate
B
Bean B
SNAP25
Fällung und
Chromotographie
7,4
SNAP25
Fällung und
Chromotographie
7,4
VAMP
Fällung und Chromotographie
Gefriertrocknung
(Lyophilisat)
Humanes Serumalbumin
125 ug/vial
Lactose 2500 ug/vial
500 MU-I/vial
Vakuumtrocknung
pH-Reduktion
Humanes Serumalbumin
1 mg/vial
Sucrose 5 mg/vial
100 MU-M/vial
?
SNAP25
Fällung und
Chromotographie
pH-Wert der rekonstit. 7,4
Präparation
Stabilisation
Vakuumtrocknung
Pharmazeutische
Hilfsstoffe
Xeomin
Allergan,Inc
Irvine,CA
USA
Pulver
Humanes Serumalbumin
500ug/vial
NaCl 900 ug/vial
1000 MU-A/vial
5,6
Biologische
1,0/2,5/10,0 kMU-E/vial
Aktivität
Biologische Aktivität
1
1/3
1
1/40
In Relation zu Botox
Größe der Botulinum
900 kD
900 kD
150 kD
600 kD
Toxin-Komponente
Spezifische biologische 20 MU-A/ng NC-B
100 MU-I/ng NC-D
167 MU-M/ng BNT
100 MU-E/ng NC-N
Aktivität
Korrigierte* spezifische 60 MU-EV/ng BNT
100 MU-EV/ng BNT 167 MU-EV/ng BNT
5 MU-EV/ng BNT
Biologische Aktivität
BNT Botulinum- Neurotoxin, MU-A Mauseinheit im Allergan-Mausletalitätsassay, MU-E Mauseinheit im Elan- Mausletalitätsassay,
MU-I Mauseinheit im Ipsen- Mausletalitätsassay, MU-M Mauseinheit im Merz- Mausletalitätsassay,MU-EV Äquivalenz-Mauseinheit, 1
MU-EV=1 MU-A=1 MU-M=3 MU-I=40 MU-E.
*Korrigiert für verschiedene Herstellerangaben der biologischen Aktivität und für verschiedene Zusammensetzungen der Botulinum –
Toxin-Komponenten
Tabelle 3: Botulinum-Toxin-Präparaten.[62]
52
Die Eigenschaften der therapeutischen BT-Präparationen sind in Tab. 3 zusammengefasst.
Präparate werden unter bestimmten Umweltbedingungen (Luftabschluss) aus einem
Zuchtstamm auf biologischem Wege hergestellt. [62]. Einen ungleich hohen Anteil an
Albumin sowie eine Beimengung von entweder Natrium-chlorid (Botox), Laktose
(Dysport) oder Saccharose (Xeomin) enthalten alle Präparate. Außerdem enthalten sie
einen unterschiedlichen Gehalt an Toxin. [79].
Die Dosisangaben der Präparate beziehen sich auf ihre biologische Potenz und lauten in
Einheiten(E) bzw.in MU (Mouse Units, 1E=1MU).Eine E entspricht der Menge an Toxin,
die 50 % einer Gruppe von bestimmten Mäusern von 18-20 g Körpergewicht tötet (LD
50). [64] Die MU ist international definiert, wird aber aufgrund der unterschiedlichen
Hersteller auf verschiedenen Weisen durchgeführt. Deshalb sind die BotulinumtoxinPräparate nicht vergleichbar und können nicht in einander umgerechnet werden. Zum
Beispiel, 1 MU Botox entspricht etwa 3 MU Dysport. [62]
3.6 Resistenzentwicklung ,Therapieversagen
Alle Botulinumtoxine enthalten biologisch aktive, aber auch biologisch inaktive ToxinMoleküle .Beide können als Antigen wirken und das Immunsystem des Empfänger
aktivieren. [64] Botulinumtoxin ist ein
körperfremdes Protein, so können gegen ihn
Antikörper gebildet werden, welche die Wirkung blockieren. [62] Es ist bekannt, dass
die Anwendung von Botulinumtoxin Typ A
in der quergestreiften Muskulatur eine
primäre Resistenz in etwa 9% der Fälle auslösen kann. [80] Nach der Injektion in der
Detrusor von 300 Einheiten Botox wurde bei 9 von 200 Patienten keine Wirkung erzielt,
das heißt, dass bei diesen Patienten eine primäre Resistenz oder Applikationsfehlern in
Betracht gezogen werden könnten .[81] Bei der primären Resistenz wirkt das Toxin bei
seiner ersten Anwendung nicht. [68]
Sekundäre Resistenz kann nach wiederholten
Injektionen von Botulinumtoxin in etwa 7% der Fälle auftreten, bei der die Wirkung
geschwächt wird und am Ende ausbleibt.
[80] Die häufigste Ursache sind eine falsche
Injektionstechnik, Veränderungen der Muskeln, oder Bildung von Antikörpern gegen
Botox. [68] Die Resistenz kann man mit der Hilfe von Extensor-digitorum-brevis-Test
53
beweisen. [76,82] Der wichtigste Risikofaktor für Entwicklung der Antikörper ist ein
kurzer Abstand zwischen den einzelnen Infektionen und höhere Dosierung. [64]
4 Botulinumtoxin-A als Therapieoption der OAB
Wie unter 3.3. beschrieben, hemmt das Botulinumtoxin die Erregungsübertragung vom
Nerven auf das Zielorgan. Dadurch kommt es zu einer Chemodenervation des Zielorgans,
welche
Wochen bis Monate anhalten kann. Ursächlich ist dabei neben der
muskelrelaxierenden Wirkung wohl der antinozizeptive Effekt auf das exzitierte afferente
Nervensystem [76] Botulinumtoxin ist heutzutage in Urologie
bei erhöhter
Sphinkterkontraktion und bei überaktiver Harnblase indiziert. [83] Im Jahr 2000 wurde
Botulinumtoxin in der Therapie der neurogene
Detrusor-Überaktivität (NDO)bei
rückenmarkverletzten Patienten und ein Jahr später (2001) für idiopathische DetrusorÜberaktivität (IDO) publiziert. [84] Nach seiner Erfolg in dieser Indikation, BTX-A zur
Behandlung von neurogenen Detrusor-Überaktivität (NDO) , und in jüngerer Zeit im Jahr
2001 für idiopathische Detrusor-Überaktivität (IDO).[71] Damals ein Durchbruch für
Patienten mit Resistenz oder Unverträglichkeit gegenüber oralen anticholinergen
Medikamenten, wird die Therapie mittlerweile in vielen Zentren in Europa angewendet.
[63] Nach diesem großen Durchbruch wird das Botulinumtoxin in vielen medizinischen
Zentren benutzt. Dykstra et al. haben als erste die Injektion von Botulinumtoxin in die
äußeren urethralen Sphinkter
bei Patienten mit Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie
beschrieben. Das Anwendungsgebiet von Botox in der Urologie verbreitet sich
schrittweise und es wurden immer neue Indikationen erschlossen. [76]
4.1 Operative Technik
Die Therapie mit Botulinum A-Toxin gehört zum minimal invasiven Verfahren. [85]
Botox ist das weltweit bekannteste und am häufigsten genützte Präparat, aber auch alle
anderen bereits erwähnten Substanzen können angewendet werden. [86] Vor dem
54
operativen Eingriff sollte der Patient über die experimentelle Natur der Anwendung von
Botox aufgeklärt werden. Beim Auflösen der Ampulle sollte ein Schütteln vermieden,
weil so das Toxin mechanolabil und inaktiviert werden kann. Der operative Eingriff wird
in einer Lokalalanästhesie intravesikal (50 ml Xylocain 2% für 20 min) durchgeführt.
Ohne Anästhesie wird der Eingriff zystoskopisch bei Patienten mit kompletten
Rückenmarksverletzung vorgenommen. [76] Das Botulinumtoxin wird bei Temperatur
von –5/–20 °C gelagert und in einer Kühlbox in den OP gebracht. Botulinum-A-Toxin
(Botox 100–300 U, Allergan, CH; Dysport 500–1000 U, Ipsen, F) werden in die
Blasenwand (20-40 Arealen) unter Aussparung von Ostien injiziert. Die Aussparung des
Trigonums wird nicht mehr empfohlen. Neuere Studien haben bewiesen, dass die
Aussparung des Trigonum unnötig ist. [75] Die Injektion in den Detrusor kann ambulant,
tagesklinisch oder stationär erfolgen. [74] Zystoskopisch, mit Hilfe einer flexiblen Nadel,
wird das Botox in Detrusor injiziert, wobei Trigonum ausgespart bleibt und 30 Injektionen
über die Blase verteilt werden. Die injizierende Dosis von 300 Einheiten Botox wird erst
mit 30 ml mit Kochsalzlösung verdünnt. Es ist zu erwähnen, dass eine Injektion von 300
IU Botox im glattmuskulären Detrusor viel
länger hält, als die Injektion in dem
quergestreiften Urethralsphinkter .[76] Bei einer Botulinumtoxin-Therapie wird die
Substanz mit 10, 20, 30 oder 40 Injektionen in den M. detrusor vesicae verabreicht, wobei
über die Effektivität der unterschiedlichen Injektionsanzahlen diskutiert wird.[71] Über
medizinisch angebrachte Injektionsmenge, sowie die daraus resultierende maximale
Effektivität bei einer möglichst gering gehaltenen Nebenwirkungsrate ist bereits vielfach
diskutiert worden. 100 bis 300 Einheiten Botulinumtoxin werden üblicherweise injiziert.]
Ein klinischer Wirkungseintritt wird nach 7 bis 10 Tagen erwartet. Danach können noch
eingenommene Antimuskarinika schrittweise reduziert oder abgesetzt werden. Viele
Studien haben eine Steigerung der Blasenkapazität und wirkungsvolle
Detrusordrucks
Senkung des
gezeigt. [74,87] Eine Injektion von 300 Einheiten Botox hemmt
neuromuskulären Übergang für 6–12 Monate und die Entleerung der Harnblase erfolgt mit
der Hilfe des intermittierenden Katheterismus .Die Patienten berichten über wesentliche
Verbesserung der Kontinenz und
er urodynamischen Parameter
[76] Die Patienten
müssen über den Wirkungseintritt, die Wirkdauer, das Risiko einer vorübergehenden
Harnretention, selbst wenn keine vollständige Blasenrelaxation beabsichtigt ist, oder
mögliche Komplikationen und den «Off-Label»-Charakter informiert werden. Die
Wirkung einer einmaligen BoNT-A-Applikationen in den Detrusor kann bis zu einem Jahr
anhalten. Die Lebensqualität wird erheblich gesteigert. [88] Die Behandlung kann
55
wiederholt werden, wenn die Patienten über ein Nachlassen der Wirkung berichten und
dies dokumentiert werden kann. Ein Behandlungsintervall von drei Monaten sollte nicht
unterschritten werden. [74]
Abbildung 9: BOTOX Injektion in die Blase [89]
4.2 Nebenwirkungen
Nur in Einzelfällen konnten systemische Nebenwirkungen festgestellt werden, nach dem
BoNT-A-Injektionen verwendet worden sind [74] Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass
die systemischen Nebenwirkungen in glatten / quergestreiften Muskel auftreten können,
meistens einige Tage danach. Diese verschwinden aber rasch. Inzwischen konnten die
systemischen Nebenwirkungen bei zwei Patienten festgestellt werden. Mehrere hundert
Patienten wurden sind schon mit Botulinumtoxin behandelt [76] Gelegentlich können auch
Blasenentleerungsstörungen
intermittierenden
welche
man
mit
der
Notwendigkeit
des
Einmalkatheterismus behandeln kann [85] ] Es ist bekannt, dass
Blasenschleimhautpunktion
Allergien meistens
auftreten,
eine Makrohämaturie hervorrufen kann und dass die
durch die Trägerproteine ausgelöst werden können .[75] Zu den
vorübergehende Nebenwirkungen gehören eine Restharnerhöhung oder katheterpflichtige
Harnverhalt..[73] Eine randomisierte kontrollierte Studie mit 200 Einheiten Botox und
Placebo musste gestoppt werden, weil die Patienten wegen Restharnbildung(200ml in 62
Tagen) ihre Harnblase katheterisieren mussten.[90] Aufgrund der bisherigen Erfahrung
akzeptieren die Patientinnen mit idiopathischer OAB nur schwer solche Behandlung. Die
56
Verwendung von 100 E Botox bei der idiopathischen OAB, wird mit gerademal 4 %
katheterpflichtigem Harnverhalt gerechnet. [91]
4.3 Wirksamkeit von Botulinumtoxin A als Behandlungsform bei
Patientinnen mit neurogener Detrusor-Überaktivität (NDO)
Das Botulinumtoxin Typ A (BoNT-A) hat einen definitiven Platz in den therapeutischen
Algorithmen neurogener Funktionsstörungen des unteren Harntrakts gefunden. Schurch et
al. beschrieben als erste die Detrusorinjektion bei Antimuskarinika-resistenter neurogener
Detrusorüberaktivität (NDO). [74,84] Die neurogene Detrusorüberaktivität tritt, abhängig
von der Lokalisation und der Ausdehnung der neurologischen Läsion, entweder isoliert
oder in Kombination mit anderen Funktionsstörungen auf. Bei
suprasakralen
Rückenmarkläsionen ist die Detrusorüberaktivität im Allgemeinen mit einer DetrusorSphinkter-Dyssynergie (DSD) kombiniert. Bei anderen, wie etwa zerebralen Erkrankungen
findet sich eine Detrusorüberaktivität ohne DSD. Die Therapieziele sind eine
Normalisierung des Detrusordrucks, Blasencompliance und natürlich das Erreichen von
Harninkontinenz. Es ist nachweisbar, daas 1-2 Wochen nach dem Eingriff erste
urodynamische und klinische Wirkungen zu sehen sind. Ausserdem ist eine bemerkbare
Erniedrigung des Detrusordrucks, Steigerung der Blasenkapazität und Reflexivvolumen
welche bis zu einem Jahr dauern kann, zu sehen. [92] Das Erreichen von Kontinenz spielt
eine wichtige und Entscheidende Rolle für die Lebensqualität der Patientinnen. [93] In
Vielen Studien welche Botulinumtoxin A (Botox) verwendet
haben, konnte eine
Verbesserung der Kontinenz der nachweisen werden. Anwendungen von Botulinumtoxin
B (Myobloc) bei neurogener Detrusorüberaktivität wurden vor kurzem publiziert und
bestätigen seine relativ kurze Wirkungsdauer (3 Monate).[87] In der letzten Jahren wurde
eine placebokontrollierte als auch doppelblinde Studie gemacht, die die Efektivität als auch
die Sicherheit der BoNT Behandlung bestätigen soll (hier wurden die Injektion von
Kochsalz mit 200 bzw. 300 Einheiten Botox verglichen).
Es wurden 59 Patienten (mit neurogener Inkontinenz nach Rückenmarkverletzung) in die
Studie involviert. Es ist eindeutig nachgewiesen, dass es eine Verbesserung im Vergleich
zur Placebogruppe gibt. [94,95] Die minimalinvasive Injektion von BoNT-stellt sich als
effektive/nebenwirkungsarme Behandlungsoption dar. Therapieversagen wird bei korrekter
Indikationsstellung sehr selten vorkommen. [74]
57
A
Abbildung 10: A) vor der Injektion maximale zystometrische Kapazität betrug 270 ml und maximale Entleerung
Detrusordruck 75 cm. Wasser. CMG, (Zystometrographie) EUS, (externe Blasenschließmuskel ).
B
Abbildung 11: B) nach der Injektion maximale zystometrische Kapazität betrug 500 ml ohne Entleerung.[84]
58
4.4 Wirksamkeit von Botulinumtoxin A als Behandlungsform bei
Patientinnen mit idiopatischer Detrusor-Überaktivität (IDO)
Die
idiopathische
Detrusorhyperaktivität
(IDH)
ist
gekennzeichnet
durch
das
Vorhandensein von urodynamischen Detrusorkontraktionen, ohne neurologische Ursache.
[96] Entwicklung in diesem Bereich der Forschung sind etwas jünger als bei den
neurogenen Blasenentleerungsstörungen. Sie gleichen sowohl hinsichtlich der Methodik
als auch der Wirkung den bereits erwähnten neurogenen Blasenentleerungsstörungen. Die
antimuskarinische
Therapie
ist
die
erste
Wahl
bei
einer
idiopatischen
Detrusorüberaktivität. . [95] In letzter Zeit steht die überaktive Blase idiopathischer (ohne
neurogene) Ursache im Mittelpunkt des Interesses. Eine Studie von Loch et al. berichtet,
dass 30 IDH Patienten mit einer Injektion von 200 Einheiten Botox behandelt wurden,
wovon 20 Patienten eine deutliche Verbesserung der Dranginkontinenz bemerkten und die
welche 8 Monate lang dauerte [63] In einer anderen Studie wurde bei 12 Patienten mit
idiopathischer Detrusorüberaktivität 300 Einheiten Dysport injiziert. Sie kommen zu dem
Ergebnis, dass die Symptomatik der Dranginkontinenz sich erheblich verbesserte.
Schmid et al. haben 50 Patienten mit idiopatischen Detrusorhyperaktivität in eine Studie
eingeschlossen. Patienten wurde 100–200 Einheiten Botox injiziert. Signifikante
Verbesserung wurden von 40 behandelte Patienten berichtet. Eine deutliche Senkung der
mittleren Miktionsfrequenz über den Tag (11,5 auf 4,5)und in der Nacht (von 4,5 auf 1)
wurde beobachtet, außerdem kam zum Anstieg der Blasenkapazität (von 262 ml auf 426
ml) mit einer Wirkungsdauer von 7 Monaten. Botox-Injektion stellt eine interessante
Alternative bei Patienten mit idiopatischen Detrüsorüberaktivitet dar, besonders beim
Patienten welche nicht auf orale antimuskarinische Therape ansprechen. Diese Art der
Behandlung stellt für die Zukunft eine vielversprechende Therapieoption dar. [76] Bei der
nicht-neurogenen Detrusorüberaktivität zeigt sich mitunter, dass zwar die überaktiven
Wellen durch die BTX-Injektion beseitigt werden, aber die Kontraktion als solche bestehen
bleibt und die Patienten ihre Blase weiterhin spontan entleeren können.[96]
59
5 Material und Methoden
Ziel dieses Literatur Reviews ist es, über alle vorhandenen Daten zur Therapie der ÜAB zu
recherchieren. Die derzeit bestmögliche Therapie der ÜAB
basiert auf bereits
vorhandenen Daten und soll einen Überblick über die zurzeit bestmögliche Therapie der
ÜAB und Botoxtherapie geben. Die benötigten Daten werden im Rahmen einer
Literaturrecherche, die den Zeitraum von 2000-2010 abdeckt, erhoben. Rechersche der
relevanten Artikel im Internet über die medizinische Datenbank Medline (via PubMed)
und weitere verschiedene medizinische e-journals wurden durchsucht. Speziell gewählte
Schlagwörter kamen zur Verwendung, um gezielt nach Therapieleitlinien, randomisierten
klinischen Studien, Meta-Analysen, Fallberichten und Reviews zu suchen. Gesucht wurde
nach englischen Worten und es wurden die booleanischen Verknüpfungen „OR“ und
„AND“ benutzt (overactive bladder OR incontinence), Overactive bladder, Urinary
bladder, Overactive, Urinary incontinence, urge incontinenci, urgency-frequency-syndrom,
treatment outcome, therapy“. Die so erlangten Suchergebnisse führten zu einer großen
Zahl an Artikeln und Publikationen. Daher wurden die Suchergebnisse durch Referenzen
relevanter Artikel ergänzt. Im Anschluss wurden die Stichwörter „Botulinum toxin,
Botulinum toxin type A, Botox,neurogenic detrusor overactivity, Detrusor overactivity,
Neurogenic urinary incontinence, Idiopathic detrusor overactivity, detrusor hyperreflexia“
verwendet,
um
Publikationen
zu
identifizieren,
die
die
systemischen
Therapiemöglichkeiten bei ÜAB darlegen. Alle primären Aufsätze und Rezensionen über
die Verwendung von BTX-A (Botox) bei Patienten mit NDO und/oder IDO wurden
ausgewählt.
Unter Verwendung von „MS Office Word“ wurden Tabellen erstellt, die die erhobene
Literatur zu systemischen Therapie des OAB zusammenfassen.
Insgesamt wurden über 100 relevante Artikel und Abstracts zu verschiedenen Aspekten
von OAB und Botulinum toxin gefunden und genau durchgearbeitet. Es wurden nur
Artikel und Abstracts ausgewertet, die auf Englisch oder Deutsch veröffentlicht wurden.
Darunter befanden sich 9 prospektive und 3 retrospektiven Studien, 7 randominisierte
klinische Studien, 4 Fallserien, 52 Reviews und 2 klinische Leitlinien. Einige Papers
wurden ausgeschlossen, da sie nur Fallberichte darstellten oder über eine gemischte
Patientenpopulation (also sowohl NDO und IDO) berichteten, die nicht eindeutig definiert
war.Siehe Anhang (Übersicht Relevante Publikationen)
60
6 Ergebnisse
Wichtige Kriterien auf welche man achten muss bei der Interpretation der Studienresultate
zur Wirksamkeit von Botox sind: verschiedene Kollektive von Patientinnen ( neurogener/
idiopathische OAB, unterschiedliche Präparate Dosierungen von(100, 200 oder 300 E
Botox), Injektionsorte (M. detrusor vesicae, suburothelial, mit oder ohne Aussparung des
Trigonums), die Verdünnungsmenge (auf 1–50 ml), Injektionsorte Anzahl (10–50) und
Parameter wie (, Miktion Frequenz , urodynamische Parameter, Lebensqualität).[73]
Die hervorragende Wirkung von BoNT-A bei neurogener Detrusorüberaktivität wurde in
einer europäischen Multicenter-Studie mit 200 Patienten mit Rückenmarksverletzungen
bewiesen. Diese wurden mit 300 Einheiten Botox (Allergan Inc.) behandelt. Zystoskopisch
wurde in den Detrusor an 30 verschiedenen Standorten, unter Schonung der Trigonum,
Botox injiziert, unter gleichzeitigem Gebrauch von Medikamenten. Die Zufriedenheit von
Patienten und die wichtigsten urodynamischen Parameter wurden analysiert. Es wurde
bestätigt, dass es sich die anfänglichen urodynamsichen Parameter deutlich verbessert
haben und Patienten mit der Behandlung zufrieden waren.[81] Ein ähnlich gutes Ergebnis
erzielte eine randomisierte placebokontrollierte Studie von Schurch.et al bei 59 Patienten
mit neurogene Detrusorhyperaktivität mit einer Einzeldosis in den Detrusor der BTX-A
(200 U oder 300 U) oder Placebo. Die Ziele der BoNT-A-Therapie eine Wiederherstellung
einer Niederdrucksituation in der Harnblase und die Kontinenz zwischen den
Katheterisierungen konnten in hohem Maß während einer 24-wöchigen Studiendauer
erreicht werden. [87] In einem erst jüngst erschienenen Review wird erneut die Effektivität
und die gute Verträglichkeit von Botulinumtoxin A (Botox) bestätigt. Es wurden insgesamt
18 Artikel zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit von Botox bei Patienten mit
neurogener Detrusorhyperaktivität/neurogene überaktiver Blase mit oder ohne saubere
intermittierende Selbst-Katheterisierung (CIC) ausgewählt. Es wurden 300 Einheiten von
Botox in den Detrusor injiziert. Die angegebenen Untersuchungen zeigten eine deutliche
Verbesserung der klinischen (40-80% der Patienten wurden völlig trocken zwiechen den
Katheterisierungen CIC), sowie der urodynamischen (in den meisten Studien mittlere
maximale Detrusordruck war reduziert 40 cm H2O) Variablen.[88] Eine jüngst vorgestellte
Studie weist auf eine deutliche Reduktion der Häufigkeit von Harnwegsinfekten und ein
deutlich reduziertes Auftreten von Harnwegsinfektionen (HWI) unter BoNT hin. Die
61
Studie wurde auch durchgeführt und gut dokumentiert, enthilet aber nur 30 Patienten. Die
Daten in der vorliegenden Studie waren nicht ausreichend, um eine neue
klinische
Indikation für eine BoNT- A Injektion bereitzustellen. [96] Grosse.et al untersuchten die
Wirksamkeit und Erfolg wiederholter Detrusor Injektionen von BotulinumA Toxin bei
Patienten mit schwerer Neurogene Detrusorhyperaktivität und Inkontinenz mit
Botulinumtoxin Typ A. Es wurde bestätigt, dass wiederholte Behandlungen den Effekt
nicht erhöhen.Die Ursache für die wiederkehrende Behandlung war der Rückfall von
Symptomen einer überaktiven Blase. Es wurde kein Hinweis für eine erhöhte Resistenz
gefunden. [97]
Karsenty.et al untersuchten auch die Persistenz der therapeutischen Wirkung nach
wiederholter Injektionen von Botulinumtoxin Typ A bei neurogene Detrusorhyperaktivität.
Nach wiederholten Injektionen blieben der Effekt der Therapie bezüglich der klinischen
und urodynamischen Parameter konstant und es kam zu keiner Veringreung der
Blasencompliance. [98]
Die meisten Berichte in der Literatur über die Botulinumtoxin A (BoNT)-Therapie der
neurogenen Detrusorhyperaktivität (NDO) basieren auf den Ergebnissen der einzelnen
Injektion. Da die meisten Patienten eine Nachbehandlung benötigen, um die Wirksamkeit
und Sicherheit von mehreren BoNT-Injektionen intradetrusorial zu untersuchen, wurde
einer Gruppe von 17 verletzten Rückenmarks-Patienten mit Detrusor Überaktivität (DO)
bis zu 6 Jahre in eine prospektive Studie miteingeschlossen. Alle Patienten erhielten
wiederholte intradetrusoriale Injektionen von BoNT 300 Einheiten (Botox). Die vorläufige
Beurteilung enthielt Miktionstagebuch, Urodynamik, Niere- und Blasenultraschall,
Zystourethrographie und auch standardisierte Qualität-of-life (QoL) Fragebögen. Für
Patienten mit refraktärer NDO, oder solchen die nicht teilnehmen wollten oder ungeeignet
waren für die invasive rekonstruktive Chirurgie, stellte die BoNTA intravesikale
Behandlung eine wertvolle Alternative dar, um NDO und Harninkontinenz zu
kontrollieren. [99]
Mehrere Studien haben gezeigt, dass intradetrusor Injektionen von Botulinum-Neurotoxin
Typ A (BoNT/A) effektiv zur Behandlung neurogenen Detrusor-Überaktivität (NDO) dazu
beitragen kann, es existieren jedoch wenige Berichte über die Verwendung von BoNT / A
bei Patienten mit idiopathischer Detrusorhyperaktivität (IDO). Die Patienten mit
neurogener Detrusor-Überaktivität (NDO) erhielten 300 Einheiten, und die mit dem
62
idiopathischer Detrusorhyperaktivität (IDO) 200 Einheiten von Botox, injiziert. In dieser
prospektiven, offenen Studie wurde untersucht, ob eine vergleichbare Wirksamkeit
zwischen Patienten mit IDO und denen mit NDO gezeigt werden konnte. Es wurde
bewiessn, dass Patienten mit einer hartnäckigen IDO auf BoNT/A intradetrusor mit ebenso
signifikanten Verbesserungen in urodynamischen Parameter reagieren, wie die mit spinaler
NDO, trotz der niedrigeren Dosis des Toxins.[100] Kessler.et al untersuchte in einer
prospektiven Studie 11 Patienten mit idiopathischer und 11 Patienten mit neurogenen
Detrusorüberaktivität. Beide Gruppen zeigten keine Verbesserung nach anticholinergen
Behandlungen und wurden danach mit 300 U von BTX-A behandelt. Klinische und
urodynamische Parameter wurden vor und nach der BTX-A-Injektionen beurteilt. Mehr als
80% der Patienten waren zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Effekt von BTX-AInjektionen.
Eine
nicht
vollständig
wiederhergestellte
Harnkontinenz
und
die
Notwendigkeit intermittierenden Selbst-Katheterisierung waren die Ursachen für
Unentschlossenheit oder Unzufriedenheit der übrigen Patienten. [95] In einer anderen
prospektiven Studie war das Ziel die Wirksamkeit der ein- und mehrmaligen BTX AInjektion in den Detrusor vesicae bei idiopathischen und neurogenen Detrusorüberaktivität,
die resistent gegenüber die Behandlung mit Anticholinergika sind, zu beurteilen.
Ausserdem wurde die Zufriedenheit der Patienten evaluirt. 16 Patienten mit IDO und 14
mit NDO wurden 500 U Dysport1 in den Detrusor injiziert. Patienten mit hartnäckigen
IDO reagiereten auf BTX-A mit einer signifikanten und vergleichbaren, aber zeitlich
begrenzten Wirkung der urodynamischen Parameter, als diejenigen mit NDO. Wiederholte
Behandlungen erscheinen so effektiv wie anfängliche Behandlungen, es sind jedoch
weitere Forschungen in diesem Bereich erforderlich. [101]
In einer multizentrischen Studie wurden Frauen mit idiopathischer Dranginkontinenz mit
200 U intradetrusor Botulinumtoxin A und vs Placebo behandelt. Lokale Injektion von 200
U Botulinumtoxin A war eine effektive und dauerhafte Behandlung für die überaktive
Blase. Allerdings wurden bei 43% der Patientinnen ein vorübergehender Restharnanstieg
und ein symptomatischer Harnverhalt beobachtet. Botulinum Toxin A bei der
idiopathische überaktiven Blase ist noch in Untersuchung. [102]
Es
gibt
insgesamt
wenige
Studien
die
sich
mit
Botulinumtoxin
B
beim
Detrüsorüberaktivität beschäftigen. In einer Studie wurden insgesamt 20 Patienten, im
Alter von 18 bis 80 Jahren mit Detrusorhyperaktivität untersucht. Es wurde entweder
Placebo (20 ml physiologische Kochsalzlösung) oder Botulinumtoxin B (5000 IE bis 20 ml
63
verdünnt) intravesikal injiziert. Diese doppelblinde, Placebokontrollierte, Crossover-Studie
bietet Hinweise auf die Wirksamkeit von Botulinumtoxin B bei der Behandlung einer
überaktiven Blase, ebenso auf Nebenwirkungen und die kurze Dauer der Wirkung. [93]
Obwohl viele der Studien umfangreich kleiner waren, überwiegen die manifesten
Ergebnisse über die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit der Botulinum-Toxine,
insbesondere von Serotyp A, für die Verwaltung dieser Bedingungen. BTX-Behandlung ist
ein minimalinvasives, ambulantes Verfahren, das in den ersten Versuchen eine
bemerkenswerte Wirksamkeit mit Effekten einer Dauer von bis zu einem Jahr nach einer
einzigen Behandlung zeigt und wenige Nebenwirkungen aufweist.
Da die meisten Studien kleinere Zahlen von Patienten und kürzere Dauer umfassen ist eine
weiterführende Arbeit bzüglich der klinischen, als auch der Grundlagenforschung von
imenser Bedeutung. Es stehen noch viele Fragen zu dieser Behandlungsform offen, die
zweifellos eine große Behandlungsoption für die Zukunft darstellt. Derzeit sind alle BTX
Verwendungen für urologische Bedingungen off-label und nicht lizenziert. Daher ist
Vorsicht geboten bis die Ergebnisse ausgewertet und von großen randomisierten Studien
berichtet werden. [103]
7 Diskussion
In dieser systematischen Literaturrecherche wird über die Wirksamkeit und Sicherheit von
Botulinumtoxin Typ A (Botox), intradetrusor Injektionen bei Erwachsenen mit neurogener
Detrusorhyperaktivität (NDO), Patientinnen mit idiopatischer Detrusor-Überaktivität
(IDO) und Harninkontinenz diskutiert. Zur optimalen Behandlung des OAB ist eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Disziplinen (Urologie, Neurourologie
und Urogynäkologie, Gynäkologie, Chirurgie,) erforderlich. Die Therapie sollte weitest
möglich
mit
den
standardisierten
Behandlungsprotokollen
übereinstimmen.
Botulinumtoxin A ist für die urologischen Indikationen nicht registriert. Wird nun ein
zugelassenes Arzneimittel wie z. B.Botox außerhalb der im Zulassungsverfahren geprüften
und zugelassenen Anwendungen eingesetzt, ist dies ein „Off-Label-Use“. Es liegt in der
64
Verantwortung des behandelnden Arztes und nur bei ihm, welchem Arzneimittel er im
speziellen Fall den Vorzug gibt. Im Rahmen der Aufklärung hat der Arzt, sofern nicht
Gründe des therapeutischen Privilegs dagegen sprechen,
den Patienten ausführlich
aufzuklären und mit ihm die Wahl des Arzneimittels festzulegen. Die Lebensqualität wird
sich erheblich steigern. Durch die Einsparung von Ressourcen, wie keine oder deutlich
weniger Antimuskarinika, weniger Antibiotika, deutlich weniger Inkontinenzhilfsmittel, ist
eine Kosteneffektivität gewährleistet. Bei noch fehlender Zulassung zur Injektion in den
Detrusor erfüllt die BoNT-A-Therapie die Kriterien des „gerechtfertigten“ Off-Label-Use.
[104]
In einem Literatur Rewiev der sich mit unerwünschten Nebenwirkungen nach botulinum
A Toxin-Injektion für die neurogene Blasenentleerung Störungen beschäftigt, wurde
angedeutet, dass trotz ausgezeichneten kurzfristigen Ergebnissen, die mit lokaler BTX-A
Injektionen erzielt wurden, Botox
systemische Nebenwirkungen verursachen kann.
Obwohl diese Nebenwirkungen nicht lebensbedrohlich sind, können sie sehr unangenehm
für einige Patienten, insbesondere Patienten mit Rückenmarksverletzungen, sein. Um diese
Komplikationen zu vermeiden, sollten die optimale Dosis, Injektionsvolumen und
Einspritzungstechniken weiter untersucht werden. [105]
Es gibt jetzt eine angemessene Menge an veröffentlichten Angaben über die Verwendung
von BTX-A (hauptsächlich Botox) bei der Behandlung von NDO und IDO.
Zulassungsstudien sind nun im Gange, obwohl Hinweise für die Wirksamkeit von BTX-A
in
vielen
Fallserien
aus
der
ganzen
Welt
bestehen.
Die
Ergebnisse
dieser
Literaturreschersche zeigen, dass es derzeit bei Patienten mit IDO weniger veröffentlichte
Studien gibt als bei jenen mit NDO. Die klinischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein
hoher Anteil an Patienten von der BTX-A-Therapie profitiert, durch verbesserte
Kontinenz, verringereten Harndrang und verbesserte Lebensqualität. Dazu kommen noch
die signifikanten Verbesserungen urodynamischer Variablen und der verminderte Bedarf
an Anticholinergika. [71]
Es wurden jedoch zwei Fälle von schwerer generalisierter Muskelschwäche nach der
Injektion von BTX in der Detrusor beschrieben. Bei diesen Fällen handelte es sich um eine
57-jährige Frau mit Paraplegie T9, und einem 24-jährigen Mann mit Tetraplegie C8-T1.
Die klinische Behandlung neurogener Blase durch endoskopische Injektion von
65
Botulinumtoxin in den Detrusormuskel von Patienten mit einer Rückenmarksläsion wurde
erst durch Schurch et al beschrieben.
Das Clostridium botulinum produziert Toxinsekrete von mehreren Serotypen, die
wiederum alle eine schwere und eine leichte Kette haben und durch eine Disulfidbrücke
miteinander verbunden sind. Mit der schweren Kette bindet das Toxin an die Muskelzelle.
Es ist anzunehmen, dass die erwartete feste Bindung des Toxins, welches einen Durchgang
im Kreislaufsystem und systemische Nebenwirkungen verhindern würde, bei diesen zwei
vorhin erwähnten Fallbeispielen nicht funktioniert. Für diese Art der Behandlung gibt es
einen definitiven Bedarf für genauere Beobachtungen von allgemeinen Effekten und für
Studien über eine optimale Dosis und die optimale Injektionstechnik. Inzwischen sollten
die Patienten davor gewarnt werden, dass als Nebenwirkung temporäre allgemeine
Muskelschwäche auftreten kann. [106] Randomisierte und kontrollierte Studien werden
seit Jahren für die Behandlung der neurogenen Sphinkterüberaktivität, zur Therapie der
neurogenen Detrusorüberaktivität und seit kurzem auch bei der idiopathischen
Detrusorüberaktivität eingesetzt. M. Stöhrer und B. Schurch haben 1999 erstmals darüber
berichtet. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von Botulinumtoxin A bei der
überaktiven Blase.[107] Bei der chronischer Harnretention, chronischem Beckenschmerz,
überaktiver Blase nichtneurogener Genese sowie bei Kindern mit neurogener
Blasenstörung wurden in den letzten Jahren gute Ergebnisse erzielt. [76]
66
8 Schlussfolgerung
Eine überaktive Blase ist eine sehr häufige Erkrankung und betrifft schätzungsweise 50 bis
100 Millionen Menschen weltweit. Mehr als 90% der Frauen mit einer überaktiven Blase
haben keine erkennbare Pathologie. [108] Als Second-Line-Medikament zur Therapie der
Detrusorüberaktivitäthat sich zunehmend das Botulinumtoxin A bewährt. Durch die
Verwendung von Botulinumtoxin öffnet sich eine Menge neuer therapeutischen Optionen
für die urologischer-urogynäkologischer Krankheitsbilder. Allerding muss die Effektivität
und Sicherheit in weiteren Studien bestätigt werden. Grundsätzlich sind mehrere weitere
Studien notwendig um die Dilution, Dosis und Anzahl der Injektionsorte besser zu
erforschen. [76] Obwohl die Erfolge bezüglich Dosis, sowie Technik der Applikation
eindeutig sind, sind noch immer einige Fragen geöffnet wie z.B Anzahl der Injektionsorte,
Topographie, die Verdünnung sowie die die verwendeten Dosierungen. Antworten auf
diese Fragen müssen noch bestätigt werden.
„Wo liegt die Anwendung von Botox heutzutage?“ Antwort auf diese Frage wäre: Als
minimalinvasive Therapieoption liegt er zwischen orale wirksame/und nicht wirksame
antimuskarinische Therapie auf der einen und invasive Therapieoptionen (sakraler
Neuromodulation, Blasenaugmentation) auf der anderen Seite zu sehen. [107] Diese junge
Behandlungsform basiert sich auf
aktuellen Datenlage und wissenschaftlichen
Untersuchungen und sollte in Medizinischen Zentren mit entsprechender Begutachtung
durchgeführt werden. [73]
67
9 Anhang
Abbildung 12: Fragebogen nach Gaudenz (1979) [17]
68
Abbildung 13: Miktionstagebuch (Arbeitskreis für Blasenfunktionsstörungen der Österreichischen Gesellschaft für
Urologie 2008).[27]
69
Übersicht relevanten Publikationen
Referenz
Anzahl
der
Patiente
n
Patient
en Typ
Schurch et
al.2005 [94]
59
SCI: n = 53
MS: n = 6
Karsenty et
al.2006 [99]
17
Brubaker et
al.2008[90]
17
SCI: n = 16
MS:n= 1
43
IDO:n=43
Kessler et
al.2005 [96]
11
Giannantoni
et
al.2009[100]
Evers et
al.2004[72]
17
SCI: n = 2
MS: n =
3Andere:
n=6
SCI
60
Migräne
Schurch et
al.2000[84]
Ghei et
al.2005[93]
21
SCI
20
IDO:n=17,
NDO:n=3
Grosse et al.
2005 [98]
66
SCI: n = 54
MS: n = 8
Andere: n
=8
Reitz et
al.2004 [81]
200
Faust et
al.2007[95]
26
SCI: n =
167 MS: n
= 11
Andere: n
= 22
IDO
Gamé et
al.2008[97]
30
Popat et
44
SCI:n=14,
MS:n= 15
,M:n=1
44 MS: n =
29 SCI: n =
Studiendes
ign
Level of
evidenc
e
Nummer
von CIC vor
Behandlun
g
BoNT-ADosis
Einheite
n
Follow
-Up
Wo.
Dauer
der
Wirkun
g
Doppelblind,
randomisierten
Placebokontrollierte
Studie Dosis
Vergleich
Offene Studie
1b
200
300
24
Mind. 24
3
13
300
208
39
multizentrische
Doppelblind,
randomisierten
Placebokontrollierte
Studie
Offene
prospektive
Studie
1
NA
200
6 Mo.
1 Jahr
3
NA
300
1
22
Offene
prospektive
Studie
NA
NA
300
6 Jahre
NA
Doppelblind,
randomisierten
Placebokontrollierte
Studien
Offene Studie
NA
NA
100
3 Mo
NA
3
21
200-300
6 und
36
Mind. 36
Doppelblinde,
randomisierte,
Placebo
kontrollierte,
crossover
Studie
Retrospektive
Studie
NA
NA
5000
BoNT-B
6
NA
NA
NA
NA
9-12 Mo
Retrospektive
Internationale
Studie
3
188
Botox
(300 UI)
or
Dysport
(750 UI)
300
12 und
36
Mind. 36
prospektive,
nichtrandomisierte
Studie
Offene Studie
NA
NA
100
NA
3 Mo
NA
NA
300
NA
6 Mo
Offene Studie
3
31
300
16
Mind. 16
70
a
b
al.2005[101]
5,Andere:
n = 10,
IDO:n=
100
100
Prospektive
NA
NA
100
9
9 Mo
Schmid et
Studie
al. 2006 [91]
25
IDO:n=12,
Offene Studie
NA
NA
200
NA
1 Jahr
SchulteNDO:n=13
Baukloh et
al.2008[ 86]
30
IDO:n=16,
Prospektive
NA
NA
500
NA
9Mo
Ghalayini et
NDO:n=14
Studie
al.2007[102]
CIC =Clean Intermittent Catheterization(intermittierende Katheterismus); SCI = Verletzung des Rückenmarks,
MS = Multiple Sklerose,M= myelitis; NDO=neurogenen Detrusor-Überaktivität;IDO=idiopatische DetrusorÜberaktivität; n = Anzahl;NA: nicht angegeben;Mo: Monate;Wo: Wochen
a Neunzehn Patienten erhielten 200 U oder 300 U Botox, erhielten 21 Patienten Placebo
b Zwölf Patienten sind vor der Studie mit Dauerkatheter behandelt worden
Tabelle 4: Übersicht relevanten Publikationen
Literaturverzeichnis
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