Nachrichten vom 02. September 09 - 11:00 Uhr Ramallah | Hannover | München | Berlin | Almelo OFFENSIVE AUSGEWEITET METALLER-WARNSTREIKS IN HANNOVER DORNIER IST BANKROTT ROT-GRÜN GEGEN DRUCK AUF RAU ERSTES URTEIL IM ENSCHEDE-PROZESS OFFENSIVE AUSGEWEITET Ramallah: Die israelische Armee hat heute früh ihre Groß-Offensive im Westjordanland fortgesetzt. In Ramallah beschossen Panzer und Hubschrauber das Hauptquartier des palästinensischen Sicherheits-Dienstes mit Granaten und Raketen. Israel vermutet, dass sich dort gesuchte Extremisten aufhalten. Nach den schweren Angriffen loderten Flammen aus dem Gebäude. Die Armee drang auch erneut in Bethlehem ein. Soldaten rückten von Haus zu Haus ins Zentrum vor. In der autonomen Palästinenser-Stadt ist Maschinengewehr-Feuer zu hören. EU-Diplomaten wollen heute erneut versuchen, mit Palästinenser-Präsident Arafat zu sprechen. Er ist seit fünf Tagen in seinem Amtssitz umzingelt und fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. METALLER-WARNSTREIKS IN HANNOVER Hannover: In der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie haben heute die ersten Warnstreiks begonnen. Rund 600 Mitarbeiter zweier Betriebe in Hannover legten die Arbeit nieder. In fünf Verhandlungsrunden waren sich Gewerkschaft und Arbeitgeber im Ringen um einen neuen Tarifvertrag bislang nicht näher gekommen. Der Vize-Vorsitzender der IG Metall, Peters, verteidigte im NDR die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Gewerkschaft habe sich dabei an der Inflationsrate und an der Produktivitätssteigerung in der Branche orientiert. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Gesamtmetall, Busch, hielt ebenfalls im NDR dagegen, das Arbeitsgeber-Angebot von zwei Prozent sei bereits an der Obergrenze des Möglichen. DORNIER IST BANKROTT München: Der Flugzeugbauer Fairchild Dornier ist zahlungsunfähig und hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Dieser sei notwendig geworden, nachdem Fairchild keinen neuen Partner gefunden habe, teilte das auf den Bau von Regionalflugzeugen spezialisierte Unternehmen mit. Der Antrag sei heute früh eingegangen, bestätigte eine Sprecherin des Amtsgerichts Weilheim. Fairchild Dornier führe weiter Gespräche mit potenziellen Investoren, hieß es weiter. ROT-GRÜN GEGEN DRUCK AUF RAU Berlin: Politiker von SPD und Grünen haben erneut die Union aufgefordert, im Zuwanderungsstreit keinen Druck auf Bundespräsident Rau auszuüben. SPD-Generalsekretär Müntefering sagte im NDR, Rau agiere jenseits aller politischen Parteien und wisse in eigener Souveränität, was er zu tun habe. Zugleich rief er dazu auf, wieder mehr über Inhalte und nicht über Verfahrensfragen zu diskutieren. Auch der Grünen-Innenexperte Özdemir sagte im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF, die Parteien seien gut beraten, dem Bundespräsidenten keine Vorschläge - auch keine gut gemeinten - zu machen. Rau hat nach Angaben seines Sprechers noch keine Vorentscheidung darüber getroffen, das Zuwanderungsgesetz in Kraft zu setzen. ERSTES URTEIL IM ENSCHEDE-PROZESS Almelo: Zwei Jahre nach der Brand-Katastrophe im niederländischen Enschede fällt heute das erste Gerichts-Urteil. Angeklagt sind die beiden Direktoren einer Feuerwerks- Fabrik. Sie sollen die UmweltBestimmungen verletzt und dadurch den Brand verschuldet haben. Im Mai 2000 waren 22 Menschen durch die Explosion in dem Unternehmen ums Leben gekommen. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt, ein ganzes Wohn-Viertel verwüstet. Nachrichten vom 01. September 09 - 23:00 Uhr BLUTIGE OSTERN IN ISRAEL ANNAN WARNT VOR NAHOST-KRIEG DEUTSCHE BEI ARAFAT UKRAINE-OPPOSITION SIEGT BLUTIGE OSTERN IN ISRAEL Jerusalem: Israel hat den Krieg in den autonomen Palästinenser-Gebieten erheblich ausgeweitet. Die israelische Armee rückte mit zahlreichen Panzern in die Stadt Kalkilia sowie in Tulkarem, Betlehem und El Chader ein. Nach Angaben der Militär-Führung werden zusätzlich 20.000 Soldaten mobilisiert. Damit missachtet Israel die jüngste UN-Resolution. Als Grund für die Groß-Offensive wurde die Serie blutiger palästinensischer Selbstmord-Anschläge genannt. Am Abend explodierte im Westen Jerusalems ein Fahrzeug. Dabei gab es mehrere Verletzte. Der Attentäter kam ums Leben. Seit Karfreitag wurden auf beiden Seiten mindestens 50 Menschen getötet. Palästinenser-Präsident Arafat wird in seinem Amtssitz in Ramallah weiterhin von israelischen Soldaten belagert. Im Westjordanland töteten aufständische Palästinenser nach Polizei-Angaben elf angebliche israelische Spitzel. ANNAN WARNT VOR NAHOST-KRIEG New York: UN-Generalsekretär Annan sieht nach den israelischen Militär-Offensive und der Welle der Gewalt palästinensischer Attentäter Frieden und Sicherheit der gesamten Region gefährdet. Angesichts der Lage sei er sehr besorgt über die drohenden Folgen für die gesamte Region, sagte Annan. Nur ein rücksichtsloser Optimist könne noch behaupten, das Schlimmste sei schon vorbei. In einem deutlichen Appell an Israel forderte Annan den sofortigen Rückzug der Armee aus den Palästinenser-Gebieten. Die Regierung in Jerusalem missachtet weiterhin die jüngste Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. DEUTSCHE BEI ARAFAT Tel Aviv: Im belagerten Hauptquartier von Palästinenser-Präsident Arafat in Ramallah halten sich auch zwei Deutsche auf. Wie die deutsche Botschaft am Abend in Tel Aviv mitteilte, handelt es sich um eine Bundesbürgerin und ihre Tochter. Die beiden Frauen hätten es mehrfach abgelehnt, die zum Sperrgebiet erklärte Stadt im Westjordanland zu verlassen. Der US-Nachrichtensender CNN hatte berichtet, dass mehrere Deutsche gemeinsam mit 40 bis 50 Friedensaktivisten und Journalisten ungeachtet von Warnschüssen israelischer Soldaten bis zu den Räumen vorgedrungen seien, in denen Arafat und seine engsten Mitarbeiter festsitzen. UKRAINE-OPPOSITION SIEGT Kiew: Aus der Parlamentswahl in der Ukraine ist das reformorientierte Oppositionsbündnis um ExMinisterpräsident Juschtschenko nach vorläufigen Angaben als Sieger hervorgegangen. Das Bündnis «Unsere Ukraine» werde in der neuen Obersten Rada mit 110 Abgeordneten vertreten sein, teilte die zentrale Wahlkommission in Kiew am Abend mit. Der von Staatspräsident Kutschma unterstützte Wahlblock «Für eine geeinte Ukraine» kam danach auf 105 Mandate in dem 450 Sitze zählenden Parlament. 91 Mandate gingen an unabhängige Kandidaten, die Kommunisten holten 60 Sitze.