1 Herzinsuffizienz Alveoläres Ödem Das alveoläre Lungenödem kann sich allmählich aus einem interstitiellen Lungenödem, aber auch akut entwickeln. Letzteres ist insbesondere bei jüngeren Patienten ohne Vorgeschichte einer Herzinsuffizienz, z. B. beim ersten Herzinfarkt mit kardiogenem Schock, zu beobachten. Das alveoläre Ödem ist radiologisch zu erkennen durch: " Unschärfe der anatomischen Strukturen " Entwicklung von azinären Fleckschatten " wolkige Verschattungen Die alveolären Verdichtungen des Lungenödems sind im Prinzip nicht von pneumonischen Anschoppungen zu unterscheiden. Entscheidend für die diesbezügliche Differenzialdiagnose sind Klinik und Verlauf. Die alveolären Verschattungen betreffen darüber hinaus auch nicht immer beide Lungen in gleichem Maße; insbesondere beim Patienten im Liegen ist auf eine evtl. bevorzugte Seitenlage zu achten. Neben diesen statischen Einflüssen sind vorbestehende Indurationsfelder oder emphysematische Lungenabschnitte verantwortlich für eine ungleichmäßige Verteilung des alveolären Lungenödems (s. Abb. 1.76). Insbesondere in diesen Fällen einer ungleichmäßig herdförmigen Verteilung von Ödembildungen kann eine Unterscheidung gegenüber pneumonischen Herden nur aufgrund des Verlaufs getroffen werden. Als in den Hörsälen noch Schiefertafeln standen, war es für den Referenten leichter, dieses Röntgenzeichen zu erläutern. Man konnte mit der Hand über die weiß auf schwarz gezeichnete Skizze der Lungengefäße wischen und diese dadurch undeutlich machen. Die Unschärfe ist durch einen geringeren Absorptionsunterschied zwischen sichtbaren Lungenstrukturen (im Wesentlichen Gefäße, große Bronchien) und den (normalerweise) unsichtbaren, luftgefüllten Räumen zu erklären. Bei zunehmendem Flüssigkeitsgehalt der alveolären (Luft-)Räume sind sonstige Strukturen schlechter abgrenzbar. Ein zunehmendes alveoläres Ödem führt neben der Ausbildung kleiner Fleckschatten (azinäres Muster, Abb. 1.70) zu einer Unschärfe der Begrenzungen von anatomischen Strukturen und bei Konfluenz der kleinen Fleckschatten zur Entwicklung ausgedehnter, lageabhängiger Verschattungen (Abb. 1.71). Bei weiterem Progress kommt es zu wolkigen Verschattungen in den Lungenbasen, die zu größeren Arealen konfluieren können (Abb. 1.68). Diese breiten sich gelegentlich schmetterlingsflügelartig von den Hili in die Lungenperipherie aus (im angelsächsischen Schrifttum „Bat Wing“). 38 Abb. 1.68 Schmetterlingsödem bei kardialer Dekompensation. Beidseits symmetrisch im Lungenkern gelegene flächige Verschattungen. Linksvergrößertes Herz. Apikal bullöses Emphysem. Trachealtubus. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Zunächst äußert sich die durch das Ödem vermehrte Dichte des Lungenparenchyms durch eine verwaschene Struktur der Hilusschatten sowie eine unscharfe Konturierung und Verbreiterung der zentralen Gefäße (Abb. 1.69). Linksherzinsuffizienz Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1.69 Kardiogener Schock beim ersten massiven Koronarinfarkt. 48-jähriger Patient mit akutem Koronarsyndrom. Bei nur mäßig vergrößertem Herz zeigt sich ein ausgeprägtes alveoläres Lungenödem. Verwischte Gefäßstrukturen. Kein Erguss. Exitus letalis 3 Stunden nach Anfertigung der Aufnahme. Abb. 1.71 Alveoläres Lungenödem mit beginnenden flächigen Verschattungen. Bei deutlich linksvergrößertem Herz mit massiver Stauung der Lungenvenen, Umverteilung, Bronchialmanschettenbildung und auflaufenden Pleuraergüssen zeigen sich eine zentral betonte Unschärfe der Gefäßstrukturen sowie in den Unterfeldern flächige Verdichtungen. Abb. 1.70 Azinäres Muster bei zentral betontem alveolärem Lungenödem. Auftreten multipler, teilweise konfluierender runder Fleckschatten mit einem Durchmesser von 2–5 mm. Kaum interstitielle Zeichnungsvermehrung bei Betonung der Zwischensepten. 39 1 Herzinsuffizienz Computertomografie (CT) Hierbei entsprechen die Verdickungen der interlobulären Septen in den pleuranahen Randbezirken letztlich den Kerley-B‑Linien. Alveoläre Flüssigkeitseinlagerungen rufen im CT‑Schnittbild recht unterschiedliche Muster hervor, die teilweise ineinander übergehen, teilweise kombiniert auftreten können. Es sind dies: " lageabhängige milchglasartige Verschattungen in symmetrischer Verteilung " zentral betonte symmetrische Verschattungen („Schmetterlingsödem“) " feinfleckig zentrilobuläre Fleckschatten " irregulär-fleckig verteiltes Milchglasmuster " insgesamt rasche Dynamik Abb. 1.72 Das im konventionellen Röntgenbild als azinär bezeichnete Verschattungsmuster mit diffus verteilten feinen Fleckschatten zeigt sich computertomografisch als diffus verteiltes zentrilobuläres Muster (Abb. 1.74). Es ist deutlich seltener als flaue basal betonte, weil lageabhängige Verschattungen, die als milchglasartig zu beschreiben sind. Milchglasartige Verschattungen sind definiert als Transparenzminderungen, die die anatomische Grundstruktur (sekundärer Lobulus mit Zentralarterie und Randbegrenzung) noch erkennen lassen. Während auf der Thoraxübersichtsaufnahme die Verschattungen zunächst zentral und basal lokalisiert sind, erscheinen sie im CT‑Schnittbild lageabhängig. Dies bedeutet, dass die Verschattungen von ventral nach dorsal zunehmen (Abb. 1.75 a, b); typisch ist hierbei auch eine Zunahme nur bis zu den Lappenspalten mit anschließendem Neuansatz (Abb. 1.72). Bei nicht vorgeschädigter Lunge ist darüber hinaus das beidseitige symmetrische Auftreten der Flüssigkeitseinlagerungen typisch. Eine Sonderform stellt das Schmetterlingsödem dar. Das irreguläre Auftreten scharf auf sekundäre Lobuli begrenzter milchglasartiger Verschattungen, hauptsächlich in den Oberfeldern, das sich bei ungleichmäßiger Lungenperfusion z. B. beim Emphysematiker findet, stellt konventionelle Röntgendiagnostik wie CT‑Untersuchung gleichermaßen vor große diagnostische Herausforderungen (Abb. 1.76) und kann oft nur im Verlauf gewertet werden. So ist grundsätzlich allen Mustern der Flüssigkeitseinlagerung die rasche Dynamik gemeinsam. 40 Lageabhängigkeit der Milchglasmuster. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Computertomografisch ist das interstitielle Ödem bei Linksherzinsuffizienz zu erkennen durch (Abb. 1.73) " eine dorsobasal gelegene Verdickung interlobulärer Septen und " das Auftreten intralobulärer Septen. Linksherzinsuffizienz Abb. 1.74 CT bei „Überwässerung“. Diffuse, feinstfleckige und septale Zeichnungsvermehrung. Prominente V. azygos (weißer Pfeil), Randwinkelergüsse beidseits. NB: einzelne vergrößerte mediastinale Lymphknoten. Abb. 1.75 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1.73 Interstitielles Muster in der CT. Verdickung der interlobulären Septen (schwarzer Pfeil). Bei Pleuraergüssen beidseits dorsobasale Minderbelüftungen, links dorsal beginnend alveoläres Ödem. Lageabhängigkeit pulmonaler Ödeme im CT. a Von ventral nach dorsal zunehmende Verdichtungen mit milchglasartigem Muster, beidseitige Ergüsse. b Zunahme der Verdichtungen bis jeweils zu den Lappenspalten, dann „Neuansatz“. Abb. 1.76 Ungleichmäßige Verteilung der intrapulmonalen Flüssigkeitseinlagerung bei vorgeschädigter Lunge. Bei emphysematischem Lungenumbau mit größeren Bullae im Lingulabereich zeigt sich eine sehr unregelmäßige Einlagerung des alveolären Ödems. 41 Herzinsuffizienz Rückbildung/chronische Stauung Rückbildung einer Stauung Die flauen Verschattungen können sich mit Resorption der ödematösen Veränderungen oft innerhalb kürzester Zeit zurückbilden (Abb. 1.78, Abb. 1.79); dann tauchen zunächst die netzförmigen Verdichtungen des interstitiellen Lungenödems wieder auf. Dies wird gelegentlich als zunehmendes interstitielles Ödem fehlgedeutet. Ebenso ist zu beachten, dass bei Rückbildung der Stauungszeichen (Angleichung des Lumens von Oberlappenarterie an Oberlappenbronchus, Rückbildung der interstitiellen Septen [KerleyLinien]) zunächst noch eine Zunahme der Pleuraergüsse zu beobachten sein kann (Abb. 1.77). Dies darf dann nicht als zunehmende Stauungszeichen gewertet werden, sondern ist Ausdruck des noch ablaufenden reparativen Prozesses. Im Pleuraraum sammelt sich die Flüssigkeit aus den interstitiellen Septen an, die insbesondere über die Pleura-B‑Linien zur Pleura transportiert wird. Milne bezeichnete in diesem Zusammenhang den Pleuraraum als Staubsaugerbeutel („cleaner bag“) des lymphatischen Aufräumkommandos. Ist die Wohnung schon wieder halb trocken, so sind die Beutel gut gefüllt. Äußerst schwierig und oft nur im Verlauf zu beantworten ist die Frage einer vollständigen Rekompensation beim Vorliegen chronischer Stauungszeichen (Abb. 1.80, Abb. 1.81). Als Folge einer chronischen Linksherzinsuffizienz finden sich radiologisch: " Vermehrung der interstitiellen Zeichnung " feinstnoduläre Verschattungen " Bronchialmanschettenbildungen Diszipliniert sollte eine synoptische Wertung aller Befunde inklusive der klinischen Angaben erfolgen (gehen Sie in Fällen von „die ist doch staubtrocken“ diagnostisch nicht mit dem Kopf durch die Wand). So sicher ist die Röntgendiagnostik doch nicht immer. Es müssen folgende Fragen gestellt werden: " Genügende Inspiration und Exposition? " Herz wirklich und, wenn ja, wo vergrößert? " Liegt eine Umverteilung vor? " Oder sind Zeichen einer chronischen Bronchitis mit pulmonalarterieller Hypertonie vorhanden? " Ist eine zusätzliche fibrotische Zeichnungsvermehrung als Ausdruck der chronischen Emphysembronchitis festzustellen? Abnahme Erguss interstitiell alveolär Zunahme der Stauung Chronische Stauung – Residualbefunde Abb. 1.77 Synopse von Dekompensation und Rekompensation unter Beachtung der radiologischen Stauungszeichen. Bei zunehmender Stauung zeigen sich zunächst Zeichen des interstitiellen Ödems, die mit zunehmendem alveolärem Muster schlechter abgrenzbar werden und bei Rückbildung des alveolären Ödems wieder besser abgrenzbar sind. Ergüsse können noch bei rückläufiger Stauung zunehmen. 42 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1 Abb. 1.78 Verlaufsbeobachtung der Rückbildung eines alveolären Ödems bei Linksdekompensation. Bei linksvergrößertem Herz zeigt sich eine deutliche Dekompensation mit gestauten Venen, Umverteilung und flächig-alveolären Verdichtungen in teils umschriebener Lokalisation bei Altersemphysem. Abb. 1.79 Verlaufskontrolle nach 4 Tagen Diurese. Vollständige Rückbildung des Lungenödems; jetzt linksvergrößertes Herz ohne Dekompensationszeichen. Abb. 1.80 Verlauf eines interstitiellen Ödems mit verbleibender Stauungsbronchitis. Linksseitig vergrößertes Herz. Umverteilung der Lungenperfusion in die Oberfelder, interstitielle Zeichnungsvermehrung mit Kerley-B‑Linien (rechter Randwinkel), betontes Zwischenseptum rechts. Diffuse feinnoduläre Zeichnungsvermehrung. Abb. 1.81 Restbefunde nach Rückbildung (Kontrolle des Patienten aus Abb. 1.80). Nach 6 Tagen Therapie zeigt sich bei noch linksvergrößertem Herz eine Rückbildung der Umverteilung (= akute Stauungskomponente). Es verbleiben die diffuse feinnoduläre Zeichnung sowie die Kerley-B‑Linien und die Nachzeichnung des Zwischenseptums rechts als Ausdruck der chronischen Stauungsbronchitis. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Linksherzinsuffizienz 43 1 Herzinsuffizienz Rechtsherzinsuffizienz Am gewöhnlichsten ist hierbei die Rechtsinsuffizienz als Folge der chronischen Linksinsuffizienz („durchgestautes“ Herz). Das Rückwärtsversagen des rechten Herzens äußert sich in einer Aufweitung der zentralen Venen (V. cava, V. azygos, Abb. 1.85, Abb. 1.86) bei Prallfüllung der peripheren Venen mit Ödembildung an abhängigen Körperregionen, Leberstauung und Anasarka inklusive Aszitesbildung. Als radiologische Zeichen der Rechtsinsuffizienz zeigen sich somit: " " " " Vergrößerung des rechten Vorhofs Aufweitung der oberen Hohlvene Aufweitung der V. azygos ggf. verminderte Lungendurchblutung Vergrößerung des rechten Vorhofs Eine Vergrößerung des rechten Vorhofs liegt vor, wenn die Distanz zwischen rechtem Herzrand und Mediansagittallinie mehr als ⅓ des rechten Hemithorax beträgt (s. Abb. 1.19). Verbreiterung des Gefäßbands Da zwischen großen Hohlvenen und rechtem Vorhof aufgrund des Fehlens von Klappen ein vollständiger Druckausgleich herrscht, kann eine mit der Rechtsinsuffizienz einhergehende Druckerhöhung im rechten Herz an einer Aufweitung des mediastinalen Gefäßbands erkannt werden. Die enge Korrelation von Druckgradienten und Breite des Gefäßbands wurde von Milne nachgewiesen (Abb. 1.82). Aufweitung der Vena azygos Die im Winkel zwischen rechtem Hauptbronchus und Trachea gelegene V. azygos ist im Mündungsbereich in die V. cava superior ebenso wie diese klappenlos und daher ein gutes Maß für eine Erhöhung des zentralvenösen Drucks (Abb. 1.83). Die V. azygos erscheint im konventionellen Bild spindelförmig; in der CT‑Untersuchung (Abb. 1.84) ist zu erkennen, dass sie rund ist und der spindelförmige Aspekt durch begleitendes Bindegewebe hervorgerufen wird. < 5 cm 44 Abb. 1.82 Mediastinales Gefäßband nach Milne. Abb. 1.83 Schematische Darstellung der V. azygos. Abb. 1.84 Lage der V. azygos. CT‑Rekonstruktion der V. azygos (weißer Pfeil) in frontaler Projektion. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Ursachen für ein Rechtsherzversagen sind: " präexistierende Linksherzinsuffizienz " pulmonal-arterielle Hypertonie (COPD, idiopathisch, Eisenmenger-Komplex) " Vitien (Pulmonal-, Trikuspidalklappe) Rechtsherzinsuffizienz Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1.85 Rückwärtsversagen des rechten Herzens bei Linksinsuffizienz. Global vergrößertes Herz mit Umverteilung und interstitiellem Lungenödem. Aufgeweitete V. azygos (schwarze Pfeile) bei verbreitertem mediastinalen Gefäßband. Abb. 1.86 Verlaufskontrolle nach Rekompensation. Die 3 Tage später angefertigte Aufnahme zeigt ein noch deutlich vergrößertes Herz ohne Dekompensationszeichen. Deutlich geringeres Lumen der V. azygos. 45 Herzinsuffizienz Verringerte Lungenstauung CT‑Untersuchung Auffälligerweise können bei einer Kombination von Rechts- und Linksinsuffizienz die Zeichen der Lungenstauung geringer ausgeprägt sein. Obwohl häufig eine Linksherzinsuffizienz der Rechtsinsuffizienz vorangeht, sind bei dieser die Lungen weniger auffällig gestaut, da sich das Rechtsherzversagen auch in einem Vorwärtsversagen (Forward Failure) mit geringerer Lungendurchblutung und Verringerung des Volumens der linken Herzkammern manifestiert (Abb. 1.87). Während in der Abklärung einer Linksvergrößerung die CT‑Untersuchung nur auf der Übersichtsaufnahme bereits zu erkennende Befunde zu bestätigen vermag, bietet überhaupt erst das überlagerungsfreie Schnittbild die Möglichkeit, den rechten Vorhof und Ventrikel präzise abzugrenzen oder einen Vergleich mit den Anteilen des linken Herzes anzustellen. CT‑Zeichen der Rechtsbelastung sind: " Missverhältnis zwischen Anteilen des rechten und linken Herzens " nachweisbare Wand des rechten Ventrikels CT‑Zeichen der Rechtsinsuffizienz sind: " Rückstau von Kontrastmittel in Hals- und Brustwandvenen (Abb. 1.88) " aufgeweitete V. azygos (Abb. 1.89) " aufgeweitete Lebervenen (Abb. 1.90) " periphere Ödembildung (Anasarka, Aszites, Lymphödem) Abb. 1.87 Globalinsuffizienz mit geringem Linksstau infolge „Forward Failure“. Bei global vergrößertem Herz, Zeichen der pulmonal-arteriellen Hypertonie und obstruktivem Fassthorax zeigt sich eine Verbreiterung des Mediastinums mit Aufweitung der V. azygos. Kein Stau der Lungenvenen, keine Umverteilung oder interstitielle Zeichnungsvermehrung. 46 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1 Rechtsherzinsuffizienz Abb. 1.88 Halsvenenstau bei Pericarditis constrictiva. Neben einem Aufstau des am linken Arm gespritzten Kontrastmittels in der linken Schulterregion zeigt sich eine Erweiterung der rechten V. jugularis (schwarzer Pfeil) sowie zahlreicher kleinerer Halsvenen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1.89 V. azygos, gestaut. Deutliche Erweiterung der V. azygos (weißer Pfeil) bei Überwässerung. Abb. 1.90 Aufgeweitete Lebervenen bei Rechtsherzinsuffizienz. Neben einer deutlichen Aufweitung der V. cava superior zeigt die sagittale Rekonstruktion einen deutlichen Aufstau der Lebervenen. 47 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Übungsfälle Übungsfall 1 Übungsfall 1 71-jährige Patientin, Vorstellung zur Kontrolle eines neu angelegten Schrittmachers. Klinisch unauffällig. Frage 1 Beurteilen Sie den kardialen Status nach Schrittmacheranlage: Finden sich Zeichen der kardialen Dekompensation? Frage 2 Die Patientin wurde früher operiert; erkennen Sie warum? Welche Herzteile erscheinen pathologisch verändert? Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1.91 Schrittmacherkontrolle, Zustand nach Herzoperation vor Jahren. 49 1 Herzinsuffizienz Lösung Beurteilung: Zustand nach erfolgreich operativ versorgtem Mitralvitium ohne Stauungszeichen. Zeichen der Rechtsbelastung ohne Dekompensation. Abb. 1.92 Zustand nach Mitralklappenersatz mit auf Ebene des linken Vorhofs und des rechten Ventrikels vergrößertem Herz ohne Dekompensationszeichen. 50 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die Elektroden projizieren sich auf den vergrößerten rechten Vorhof und Ventrikel, wobei eine zusätzliche Ventrikelsonde verblieben ist (Ende knapp unterhalb der Klavikula). Die Vorwölbung des Herzohrs sowie die Aufspreizung der Trachealbifurkation weisen auf eine Vergrößerung des linken Vorhofs hin. Der in Abb. 1.92 gut erkennbare Mitralklappenersatz ist in der etwas unterexponierten posterioren-anterioren Projektion kaum abzugrenzen. Die Vergrößerung des rechten Ventrikels zeigt sich an einer vermehrten retrosternalen Anlagefläche. Es liegen weder eine Umverteilung noch interstitielle Stauungszeichen vor. Kein Erguss. Obstruktiver Fassthorax. Schlankes oberes Mediastinum. Übungsfälle Übungsfall 2 Frage 2 Frage 1 Was deutet auf die Art des Herzfehlers und die erfolgte Behandlung hin? Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Wie bewerten Sie die Herzgröße; liegen Dekompensationszeichen oder sonstige Pathologien vor? Übungsfall 2 46-jährige Patientin, Vorstellung zur Kontrolle nach Korrektur eines angeborenen Herzfehlers; die Patientin ist klinisch beschwerdefrei. Abb. 1.93 Zustand nach Korrektur eines angeborenen Herzfehlers. 51 1 Herzinsuffizienz Lösung Abb. 1.95 zeigt einen Vorhofseptumdefekt im Spätstadium ohne rechtzeitige Korrektur. Man sieht hier ein deutlich global vergrößertes Herz (aufgespreizte Trachealbifurkation → linker Vorhof, Verbreiterung der Herzsilhouette nach links → rechter Ventrikel). Massive Verdickung der Hili bei pumonaler Hypervolämie. Abb. 1.95 Spätstadium Vorhofseptumdefekt ohne Korrektur: Kardiomegalie, pulmonal-arterielle Hypertonie. Abb. 1.94 Regelrechter Herz-Lungen-Befund nach interventionellem Verschluss eines Vorhofseptumdefekts. 52 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Regelrechte Herzkonfiguration bei Zustand nach interventionellem Verschluss eines Vorhofseptumdefekts; das angiografisch eingebrachte Verschlussschirmchen projiziert sich in beiden Ebenen auf das atriale Septum. Regelrechte Größe des rechten Vorhofs (Distanz rechter Herzrand – Mediosagittallinie deutlich kleiner als ⅓ des rechten Hemithorax) und linken Vorhofs; derzeit keine pulmonale Hypervolämie bei einer Weite der A. intermedia von 15 mm. Übungsfälle Übungsfall 3 Frage 2 Frage 1 Welche Aussage können Sie bezüglich der kardialen Funktion treffen? Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Wie beurteilen Sie die Herzgröße, insbesondere in Bezug auf die Frage, ob eine Vergrößerung eher des rechten oder linken Herzens vorliegt? Übungsfall 3 46-jähriger Patient, stationäre Aufnahme mit Orthopnoe bei ausgeprägtem Husten und Auswurf. Laborchemisch keine Infektzeichen. Anamnestisch dilatative Kardiomyopathie. Abb. 1.96 Erneute Episode einer ausgeprägten Orthopnoe bei bekanntem Herzleiden. 53 1 Herzinsuffizienz 54 Die Herzlängsachse ist deutlich größer als der linke Hemithorax. Aufgespreizte Trachealbifurkation, angedeutetes linkes Herzohr. Die Umverteilung der Lungenperfusion ist schlecht zu beurteilen, da kein Pärchen von Pulmonalarterie und Segmentbronchus orthograd getroffen ist; allerdings zeigen einige Oberfeldgefäße ein kräftigeres Kaliber als vergleichbare Gefäße in den Unterfeldern (weißer Pfeil). Basal erkennbare Kerley-B‑Linien (weiße Pfeilspitze). Auflaufende Randwinkelergüsse beidseits, beginnende Unschärfe der Gefäßzeichnung basal und zentral. Beurteilung: Deutlich auf Ebene des linken Ventrikels, weniger auf Vorhofebene vergrößertes Herz mit interstitiellem basal beginnendem alveolärem Ödem. Der schicksalshafte Verlauf der Kardiomyopathie bei dem immerhin noch relativ jungen Patienten wird durch den Vergleich mit einer Voraufnahme 2½ Jahre vor der jetzigen Vorstellung (Abb. 1.98) dokumentiert: altersentsprechender Herzbefund, Zeichen der chronischen Bronchitis. Abb. 1.97 Dekompensierte Kardiomyopathie mit interstitiellem, basal beginnendem alveolären Lungenödem und auflaufenden Pleuraergüssen beidseits. Abb. 1.98 Voraufnahme des Patienten (−2,5 Jahre). Bei Zeichen der chronischen Bronchitis mit obstruktivem Fassthorax regelrechte Herzgröße ohne Dekompensationszeichen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Lösung Übungsfälle Übungsfall 4 Übungsfall 4 77-jähriger Patient, Vorstellung in Notaufnahme. Hypertensive Entgleisung. Frage 1 Beschreiben Sie die Herzkonfiguration! Frage 2 Abb. 1.99 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Liegen Dekompensationszeichen oder sonstige Pathologien vor? Hypertensive Entgleisung. Abb. 1.100 Seitaufnahme von Abb. 1.99. 55 1 Herzinsuffizienz Lösung Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Auf Ebene des linken Ventrikels vergrößertes Herz (Längsachse → Hemithorax links, Vorwölbung hinten unten). Elongierte, rechts randbildende Aorta (schwarzer Pfeil) im Sinne der Hypertoniekonfiguration. Fehlen einer Umverteilung, keine Kerley-Linien, keine Ergüsse, daher kein Anhalt für kardiale Dekompensation. Feinstnoduläre Zeichnungsvermehrung als Ausdruck der chronischen Raucherbronchitis, hierzu passend obstruktiver Fassthorax (vergrößerter Retrosternalraum). Nebenbefundlich deutlich degenerativ veränderte Brustwirbelsäule. Abb. 1.101 Links vergrößertes Herz, Aortenelongation, keine Dekompensationszeichen. Die Herzlängsachse (a) ist größer als der linke Hemithorax (b). Abb. 1.102 Positives Hoffman-Rigler-Zeichen, beginnend verkleinerter Holzknecht-Raum. Vergrößerter Retrosternalraum als Hinweis auf eine obstruktive Lungenerkrankung. 56 Übungsfälle Übungsfall 5 Frage 1 Wie bewerten Sie die Größe und Leistung des Herzes? Frage 2 Übungsfall 5 75-jähriger Patient, langjährige COPD und Herzinsuffizienz auf dem Boden einer ischämischen Kardiomyopathie. Zustand nach Herzschrittmacherimplantation. Aktuell Aufnahme mit Ruhedyspnoe und Fieber bis 39 °C. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Liegt Ihrer Meinung nach ein pulmonales Infiltrat vor? Abb. 1.103 Aufnahme mit Ruhedyspnoe und Fieber bei bekannter COPD und Herzschrittmacherimplantation. 57 1 Herzinsuffizienz Lösung Bei global, insbesondere aber linksvergrößertem Herz zeigt sich eine deutliche Linksdekompensation mit Kerley-Linien (schwarze Pfeile), kleinem, teils interlobär einstrahlendem Erguss rechts und basal beginnender Unschärfe der Gefäßzeichnung. Als Zeichen der zusätzlich bestehenden Rechtsinsuffizienz aufgeweitete, im Lobus v. azygos erkennbare V. azygos (schwarze Pfeilspitze). Diagnose: Durchgestaute Links- und Rechtsinsuffizienz mit interstitiellem, basal beginnend alveolärem Lungenödem. Beurteilung: Nur im Verlauf zu beurteilen ist die Frage, ob zusätzlich ein Infiltrat vorliegt. Hier ist die Verlaufskontrolle nach 3 Tagen (Abb. 1.105) aufschlussreich. Abb. 1.105 Vollständige Rückbildung der kardialen Dekompensationszeichen. Normalisierung der V. azygos (schwarze Pfeilspitze). Bei Zeichen der COPD mit Fassthorax kein Nachweis flächiger Infiltrate. 58 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1.104 Kardiale Dekompensation mit interstitiellem und alveolärem Lungenödem, Zeichen der Rechtsinsuffizienz.