WEITBLICK - Hans-Heider Becker, Architekt in Berlin

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WEITBLICK
Perspektiven der
Sanierung
eenergetischen
nergetischen S
anierung
100 Jahre
Gartenstadt Staaken
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Verfasser der Vorhabenbeschreibung
Dipl.-Ing. Karen Albert-Hermann, Architektin
1971-1976 Architekturstudium im Fachbereich Bauplanung und Baufertigung,
TU Berlin; Kunstgeschichte, FU Berlin
1976 – 1987 Stadtplanerin und Leiterin
des Entwurfs der Stadterneuerung und
Denkmalpflege im Bezirk Wedding, dem
größten Sanierungsgebiet Europas. Mit
Prof. Engel Entwicklung eines Leitbilds
und eines Handlungsrahmens der Denkmalpflege für den Wedding als Arbeiterbezirk des 19./20. Jhs.; auf dieser Grundlage Bewahrung der Industriearchitektur.
1987 – 1991 Geschäftsführende Leiterin
„Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“. Federführend Bearbeitung der Landesförderungsprogramme bei der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen und Entwicklung von Förderrichtlinien für das Bundesbauministerium.
1991 Übernahme des Architekturbüros
von Inge-Lore Albert und als freischaffende Stadtplanerin und Architektin mit
dem Schwerpunkt Denkmalpflege in
Berlin, Brandenburg und MecklenburgVorpommern tätig.
Ab 2002 Gründung der Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum MecklenburgVorpommern. Seit 2004 als ehrenamtlicher Stiftungsvorstand Betreuung von
Gemeinden und bürgerschaftlich organisierten Initiativen bei der Rettung
von Baudenkmalen von nationaler und
regionaler Bedeutung vor dem Zerfall
und Abriss sowie bei der Entwicklung
tragfähiger Nutzungskonzepte; Mediation zur „Erhaltung von Baudenkmalen“ in
öffentlichen Foren; Öffentlichkeitsarbeit
für die Stiftung Kulturerbe.
Tätigkeitsschwerpunkte
Baugenehmigungsverfahren, Entwurfsplanung, Bauleitung, Bestandserfassung,
denkmalpflegerische Zielstellungen, Entwicklung von alternativen Nutzungskonzepten für Baudenkmale, Architekturtheorie, Baugeschichte.
Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker, Architekt
1965 Abschluss Lehre (Gesellenbrief)
1972 Studienabschluss an der TFH Berlin (Ing.-Grad.); anschl. Architektur und
Bauingenieurwesen an der TU Berlin,
nach dem Vordiplom halbtags tätig als
Bautechniker im Hochbauamt Charlottenburg
1972 – 1981 Planung und Bauleitung im
Architekturbüro Winnetou Kampmann
1976 Studienabschluss an der TU Berlin
(Dipl.-Ing. Architektur und Städtebau)
Seit 1978 Kultur/Architektur/Tauchreisen: Mittelmeerraum, Asien, Nord- und
Ost-Afrika, Australien, Südsee, Karibik
Seit 1994 Ausbildung zum Tauchlehrer
1982 Eintragung als Architekt beim Sen.Bau-Wohnen, Bauvorlagenberechtigung
(Architektenkammer Berlin Nr. 03222)
Bis 1989 Planung und Bauleitung im
Büro Hähndel und Partner
1989 – 1991 Gf. Gesellschafter in einem
Ingenieurbüro mit 8 Mitarbeitern
Seit 1991 Selbstständig mit eigenem
Architektur-/Ingenieurbüro (3 bis 5 MA)
Seit 2005 Vorstand einer Wohnungs2 | WEITBLICK
baugenossenschaft, die u. a. denkmalgeschützte Liegenschaften besitzt; im
Zeitraum der Bestellung wurden energetische Modernisierungen durchgeführt
und über zinsgünstige Darlehen der KfW
finanziert, u. a. in den Bauteilen Charlottenburg und Lankwitz
Planungs- und Bauleitungsprojekte
unter anderem für
- Sen.-Bau-Wohnen
- FU Berlin
- Deutsche Bank / Dresdner Bank
- Johanniter-Unfall-Hilfe
- Private Bauherren, zum Teil mit denkmalgeschützten Immobilien
- Wohnungsbaugenossenschaften/
Wohnungsbaugesellschaften
- IHK-Kurs mit Urkunde „Lehrgangszertifikat zur Qualifizierung von Bauschaden-Sachverständigen“
- Erstellung von Privatgutachten, u. a.
für Berliner Rechtsanwälte seit 1999
- Bauherren-Preis 2012 des Bezirks Reinickendorf für die denkmalgerechte
Instandsetzung und energetische Modernisierung der eigenen Immobilie (Villa
Kirchner). In dem Zusammenhang sind
auch Artikel im Tagesspiegel und der
Morgenpost am Sonnabend erschienen.
Tätigkeitsschwerpunkte
Architekturbüro für Projektmanagement, Gebäudeplanung und Gebäuderealisierung in Verbindung mit Garten und
Innenraumgestaltung insbesondere auch
für denkmalgeschützte Liegenschaften
Kontakt siehe Impressum, S. 12
Aufgabenbereich
Innovationen für die Zukunft einer
genossenschaftlichen Siedlung
Energetische Sanierung der denkmalgeschützten Gartenstadt Staaken
Der Vorstand der Gartenstadt Staaken eG
hat in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat
beschlossen, ein umsetzungsorientiertes
Konzept zur energetischen Modernisierung der Gartenstadt Staaken vorbereiten zu lassen.
Zusammen mit dem Bezirksamt Spandau
sollen bei der KfW-Bank, im Programm
432, Zuschüsse für die Bearbeitung
eines integrierten Quartierskonzepts und
für das in der Umsetzungsphase begleitende Sanierungsmanagement beantragt
werden.
Mit der Erarbeitung der Unterlagen, der
Definition der Ziele und der Koordination mit den zuständigen Stellen im
Bezirksamt Spandau wurde die Arbeitsgemeinschaft der Architekten Dipl.-Ing.
Karen Albert-Hermann und Dipl.-Ing.
Hans-Heider Becker beauftragt.
Im Rahmen dieser Aufgabe ist auch nach
der Zukunftsfähigkeit der Siedlungsstruktur der Gartenstadt Staaken zu
fragen sowie nach den Chancen, die sich
gerade durch das Genossenschaftsmodell eröffnen, um Innovationen gemeinsam mit den Bewohnern durchzuführen.
Kann die „denkmalgeschützte Siedlung“
diesen Wandel vollziehen und den hohen
Maßstäben der Energieeffizienz und den
Klimaschutzzielen standhalten? Sind
Anpassungsprozesse möglich, die alle am
Verfahren Beteiligten finanziell, auch
langfristig, tragen können?
Die heutigen Stadtentwicklungen ranken sich um energetische Themen zur
Erfüllung des Ziels, die CO2-Emission zu
senken. Nach den Vorgaben der Bundesregierung sollen die Bundesbürger bis
zum Jahr 2020 zwanzig Prozent der Hei-
zungsenergie einsparen. Insbesondere
der Altbaubestand soll die Energiewende
mit einleiten.
Das erfordert komplexe Arbeitsansätze
und die Verzahnung mit neuen Denkansätzen und Ideen. Die Energiewende wird
weg von den zentralen Energieversorgern und hin zu dezentralen Energieerzeugern mit neuen Technologien führen.
Die Aufstellung von Konzepten für die
Gartenstadt Spandau erfordert im ersten
Schritt eine systematische Analyse des
Gebäudebestands und die Untersuchung
der einzelnen Gebäudetypen.
In der 2. Phase sind für die unterschiedlichen Gebäudetypen Pilotprojekte
erforderlich, um Erfahrungen mit der
Bausubstanz und den Kosten der energetischen Maßnahmen zu sammeln.
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Aufgabenbereich
Nach der Auswertung der Pilotvorhaben
können die standardisierten Sanierungskonzepte dann blockbezogen umgesetzt
werden.
Die Gartenstadt Staaken bietet die einzigartige Ausgangsposition, auf eine umfangreiche Bauforschung zur Typisierung des frühen Siedlungsbaus des Architekten Paul Schmitthenner aufbauen
und somit die „Architekturvision“ zur
Standardisierung und Typisierung von
Bauteilen und Entwurfslösungen fortsetzen zu können. Die Fortschreibung
der Siedlungsarchitektur fordert Konzepte, die auf die Gebäude bis in das
Detail eingehen und die Energieeffizienz
typenorientiert und denkmalgerecht differenziert erarbeiten.
Wissenswert
Der deutsche Architekt Paul Schmitthenner (1884 -1972) zählt zu den Hauptvertretern der „Stuttgarter Schule“. Von
1913 bis 1918 führte er städtebauliche
Planungen der Gartenstädte in Staaken,
Plaue und Forstfeld durch. Er machte dabei den Bau von „Volkswohnungen“ zu
seinem Anliegen. Sein Konzept der „Gartenstadt“ überzeugte die Fachwelt durch
besondere Qualitäten der räumlichen Anlage und der Hausformen.
Die Gartenstadt ist ein 1898 von dem
Briten Ebenezer Howard entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung
als Reaktion auf die schlechten Wohnund Lebensverhältnisse und die extremen
Bodenpreise in den stark gewachsenen
Großstädten. Umgangssprachlich werden
heute oft besonders begrünte Städte als
„Gartenstadt“ bezeichnet. Durch diese
fehlerhafte Verwendung des Fachbegriffs
entstehen meist falsche Assoziationen.
Die Gartenstadt Staaken ist einzigartig
in Bezug auf ihre Größe (über 800 Wohnungen), den Bauherrn – eine Genossenschaft und kein Unternehmer (vgl. Wildau
oder Hellerau) – und die Tatsache, dass
sie von nur einem Architekten entwickelt
und umgesetzt wurde.
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Ausgangssituation
Historisches Erbe und
gesellschaftlicher Auftrag
Ausgangssituation, Planungsbereich und künftiges Leitbild
Die Gartenstadt Staaken gehört zu
den frühen Gartenstadtsiedlungen in
Deutschland, die den gesellschaftlichen
Umbruch und technischen Aufbruch in
das 20. Jahrhundert verkörpert.
Der Kern der Gartenstadt Staaken entstand in nur fünf Jahre zwischen 1913
bis 1917 unter den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des
Ersten Weltkrieges. Trotz des kriegsbedingten Baummaterialmangels wurden
auf einer Fläche von zirka 35 Hektar
rund 800 Wohnungen erstellt. Die Bautätigkeit kam 1917 zum Erliegen, wurde
aber ab 1922 fortgesetzt.
Eine zweite Bauphase folgte erst nach
dem Zweiten Weltkrieg mit der Beseitigung der Kriegsschäden an den Häusern
und dem Wiederaufbau von Gebäuden
mit Totalschaden. Das dauerte bis in die
Mitte der Fünfzigerjahre. Danach folgte
die Instandhaltung und Pflege der Gebäude nach den Auflagen des Denkmalschutzes.
die Satzung. Daraus ergibt sich konsequenterweise ein Mitspracherecht der
Genossenschaftsmitglieder, vor allem die
Auswahl der sie vertretenden Aufsichtsratsmitglieder, die ihrerseits den Vorstand wählen. Dadurch wirken die Mitglieder der Genossenschaft direkt und
indirekt an den die Immobilien erhaltenden Maßnahmen bis zur Gestaltung
der Mieten, dem so genannten Nutzungsentgelt, mit.
Der geplante Anpassungsprozess zur Ertüchtigung des Bestandes kann sich folglich nur im Einklang mit den Mitgliedern
der Genossenschaft vollziehen. Er bietet
zugleich eine große Chance für alle Bewohnerinnen und Bewohner, konstruktive Beiträge zu leisten, die die gesamte
Siedlung positiv in die Zukunft führen.
Es ist daher Ziel der den Planungsprozess
vorbereitenden Architekten, die Summe
ihrer beruflichen Erfahrungen – auch im
organisatorischen und technischen Bereich – zielfindend im Interesse der Genossenschaftsmitglieder einzubringen.
Die Genossenschaft wird immer ein
Spiegel der aktuellen gesellschaftlichen
Struktur und des in der Struktur sich
abzeichnenden Wandels sein. Daher ist
es von größter Bedeutung, die genossenschaftlich organisierte Wohnform
zu pflegen, baulich-räumliche Verbesserungen mit Augenmaß durchzuführen
und den demografischen Wand zu berücksichtigen.
Die genossenschaftliche Organisation
der Siedlung und die 100-jährigen, generationsübergreifenden Erfahrungen
ihrer Bewohner sind ebenso erhaltenswert wie die Gebäude der Siedlung.
Das umfassende Modell einer genossenschaftlich organisierten Wohnform kann
mit dem Projekt der energetischen Sanierung beispielhaft gestaltet werden.
Dabei geht es nicht allein um Gebäude
und Energieeffizienz, sondern auch um
alle die Bewohnerinnen und Bewohner
sowie die Siedlung prägenden Facetten
des gesellschaftlichen Leben.
Der Zuzug von Flüchtlingen aus dem
Umland veränderte bis zum Bau der
Berliner Mauer die Einwohnerstruktur.
Die damals zugezogenen „jungen Menschen“ sind heute Senioren mit allen
altersbedingten Einschränkungen. Ihre
Wohnungen erfüllen aber nicht die Anforderungen, die wir heute an altengerechtes, barrierefreies Wohnen stellen.
Für Familien mit Kinder ist das Wohnen
in der Gartenstadt ideal mit den Gärten,
den nahen Spielflächen, der Kita und der
Grundschule innerhalb der Siedlung.
Die genossenschaftliche Organisationsform ist geregelt durch das Gesetz und
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Lageplan: Gartenstadt Staaken
SC 1919
Sportanlage
Kirchplatz
Projekt: Gartenstadt Staaken in 13591 Berlin-Spandau
Maßnahme: Energetische Stadtsanierung für KfW-Programm 432
Bauherr: Gartenstadt Staaken eG, Am Heideberg 12, 13591 Berlin
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Verkleinerte Wiedergabe des Originalplans (A0 im Maßstab 1:1000) | Stand: 06.12.2013
Erarbeitet von: Arbeitsgemeinschaft für Architektur und Denkmalpflege,
Architektin Dipl.-Ing. Karen Albert-Hermann, Architekt Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker
Lageplan: Gartenstadt Staaken
Spielplatz
Am
kleinen
Platz
Rodelbahn
Heidelake
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Planungsbereich
Der Planungsbereich ergibt sich aus
dem historischen Bebauungsplan des
Architekten Paul Schmitthenner: Die
Gartenstadt besteht im Kernbereich
aus einer rechteckigen Fläche von zirka
35 Hektar. Um den Markt befinden sich
Wohnungsbauten, das ehemalige Kaufhaus und die Schulgebäude aus der
Gründungszeit.
Die bauliche Entwicklung vollzog sich
ausgehend vom Siedlungskern in Richtung Norden und an den Siedlungsrändern im Osten und Westen. Nach dem
Ersten Weltkrieg ergänzte der Architekt
Karl Derleder zwischen 1926 und 1929
die nordwestliche Siedlungsspitze als
„Neue Gartenstadt Staaken“.
Die Straßennamen haben sich seit der
Gründung geändert. Zur Rekonstruktion
und Zuordnung alter Pläne und Fotos ist
die Gegenüberstellung der historischen
und neuen Straßenbezeichnungen erforderlich.
Die im Folgenden genannten Grenzen
des Planungsbereichs sind nahezu identisch mit dem Denkmalschutzbereich.
Die Gebietsgrenzen sind ein erster Vorschlag und sollten in der weiteren Bearbeitung eher durchlässig als eingrenzend
betrachtet werden.
Im Norden: Trasse der Fernbahn BerlinHamburg
Im Osten: Hackbuschstraße zwischen
der Fernbahntrasse im Norden und der
Eichholzbahn im Süden
Im Süden: Südliche Eichholzbahn mit
ihrer Schallschutzwand zur Siedlung
Im Westen: Finkenkruger Weg zwischen
dem Bahnhof Berlin-Staaken und der
Bahntrasse.
Die Baugenossenschaft ist Erbauer, Verwalter und nach 1999 auch Grundstückseigentümer der Gartenstadt Staaken. In
der Gründungsphase wurden Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen in
die Siedlung integriert, die sich in modifizierter Struktur bis heute erhalten
haben.
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Die Gebäudestruktur der Gartenstadt
gliedert sich in eingeschossige Einfamilienhausgruppen, zweigeschossige Mehrfamilienhausgruppen und Mehrfamilienhauszeilen. Die unterschiedlichen Baustrukturen und Gebäudetypen (Wohnhausgruppen) bilden den Ausgangspunkt für die Analyse und Erarbeitung
der objektbezogenen Maßnahmen zur
energetischen Sanierung.
Die Mietergärten liegen in den Blockinnenbereichen. Sie werden über Gartenund Haustore durch ein verzweigtes
Netz von Gartenwegen erschlossen.
Die Architektur zeichnet sich durch die
hochwertige und differenzierte Gestaltung insbesondere der Dachlandschaft
mit Giebeln und Walmdächern in Biberschwanzdeckung aus. Teilweise wurden
die Dachgeschosse in der Entstehungszeit zu Wohnungen ausgebaut. Der
Wohnraum liegt dann teilweise unter
den Dachschrägen und wird unter anderem durch Fledermausgauben und Dachflächenfenster belichtet. Die nicht ausgebauten Dachräume sind Trockenböden
für die Wäsche. Das Ausbaupotenzial der
Dachflächen zur Wohnraumerweiterung
soll in ergänzenden Untersuchungen mit
erfasst werden (vgl. Baugenehmigung
für den Dachgeschossausbau in der
Hackbuschzeile).
Grobkonzept zum Umfang der
KfW-Förderung
Die Erfassungsmerkmale werden noch
im Detail ausgearbeitet und mit der im
Bezirksamt Spandau zuständigen Bearbeiterin (Quartiersmanagerin), Frau Dr.
Nimeitz, abgestimmt. Es gibt Vorgaben
der Senatsverwaltung, die zwecks der
Vergleichbarkeit der Daten mit anderen
Untersuchungsbereichen in Berlin vereinheitlicht werden sollen.
Untersuchungsebenen der
energetischen Bestandserfassung
für integrierte Objekte
• Zeppelin-Grundschule
• Kindertagesstätte der Kirchengemeinde
• Ev. Kirchengemeinde mit Kirchengebäude/Gemeindehaus
• Feuerwehr (?), Neubau
• Sportplatz/Sporthalle/Umkleidegebäude/Vereinshaus des SC 1919
• Wasseraufbereitungsanlagen, zentral/
dezentral: Pumpen, Verteilung
• Regenwasser, Oberflächenwasser,
Gartenwasser: Pumpen, Hebeanlagen
• Grünanlagen/Spielflächen,
Erschließung: Beleuchtung
• Straßenbeleuchtung
• Energieversorgung des Marktplatzes
(für Wochenmarkt)
Untersuchungsebenen der
energetischen Bestandserfassung
für Objekte der Genossenschaft
1. Ebene: Bestandserfassung Wohnungsbau
• Gliederung der Objekte nach Haustypen bzw. Wohnhausgruppen
• Gruppenweise Zusammenfassung der
Daten
• Gesamtergebnisbilanz der Siedlung/
des Quartiers
2. Ebene: Einzelobjektbetrachtung zu
jedem Haustyp
• Vertiefende Detailbetrachtung an
einem Pilotprojekt
• Erfassung der Effizienzpotenziale
• Aussagen zu Kosten und Machbarkeit
3. Ebene: Erweiterungsflächen/
Erweiterungspotenziale im Bestand
• Flächenpotenziale für zusätzliche
Bebauung
• Umnutzungspotenziale im Gebäudebestand
• Erfassung der Effizienzpotenziale
• Aussagen zu Kosten und Machbarkeit
4. Ebene: Außenanlagen, Gärten
• Straßen-, Wege- und Hauseingangsbeleuchtung und Binnenerschließung
der Dung-, Rad- und Fußwege
• Mietergärten
• Gesamtergebnisbilanz der
Verbrauchswerte
• Erfassung der Effizienzpotentiale
• Aussagen zu Kosten und Machbarkeit
Leitbild
Künftiges Leitbild
Die Bewohner der Gartenstadt Staaken haben folgende Interessen:
• Dichte Fenster, Türen und Dächer
• Anpassung der Wohnungsausstattung in Bädern und Küchen
• Keine steigenden Energiekosten und Mieten
• Erhaltung der sozialen Stabilität im Quartier
• Im Alter Verbleib in der Wohnung oder in der Nachbarschaft
Die Fortschreibung und Erhaltung des
visionären Architekturansatzes wäre
unsere Ergänzung zu den oben genannten pragmatischen Wünschen.
Die erhoffte Empathie und das Mitwirken der Bewohner an den hochgesteckten gesellschaftspolitischen Zielen zur
CO2-Senkung erfordern einen längerfristigen und begleitenden Prozess, in
dem zu vermitteln ist, dass sich die Sanierung auch für die Bewohner lohnt.
Leichter lässt sich die technisch-innovative Anpassung in Handlungsmuster
fassen. Ausgehend von den Anforderungen zur Energieeinsparung und in Anwendung der Energieeinsparverordnung
EnEV 2013/14 werden die messbaren
Ziele der erforderlichen Anpassung sowie die Veränderungsspielräume für
Baudenkmale festgesetzt. Die aktuellen
Verbrauchswerte sind die Basis für die
Entwicklung von Effizienzmodellen.
Die Überlegungen sollten von der flächendeckenden, integrierten Siedlungsbetrachtung bis in die Einzelobjekte und
Details reichen.
visualisieren und die Planungsschritte
mit den Bewohnern zu beraten, Informationsveranstaltungen durchzuführen
und Gäste und Besucher über das Projekt
zu informieren. Das Büro sollte barrierefrei, optisch offen und einladend sein
sowie Anlaufstelle für das Sanierungsmanagement und Arbeitsplatz des „Sanierungsmanagers“ werden.
Das energetische Sanierungskonzept
und die Zielfindung müssen auf zwei
Ebenen erarbeitet werden.
Parallel zur energetischen und technischen Bestandserfassung ist eine Erfassung der aktuellen Wohnwerte durch
die Bewohnerinnen und Bewohner bzw.
Nutzer durchzuführen. Darin sind für die
Gesamtbilanz auch weiche Faktoren wie
Gemeinschaft, Nachbarschaftsbindung,
Freundschaften, Freizeitwerte, Qualität
des genossenschaftlichen Wohnens etc.
zu erfassen.
Die erforderlichen finanziellen Mittel
und die fachliche Begleitung für das
Mentoring sind in die Kalkulation für die
Förderung aus dem KfW-Programm
432 aufzunehmen. Die Förderung des
Sanierungsmanagers für den maximalen
Förderungszeitraum von 3 Jahren ist mit
zu beantragen.
Es wird empfohlen, die Position des Sanierungsmanagers mit einer Person aus
der Vertretergruppe der weichen Faktoren zu besetzen, die die genossenschaftlichen Werte und Bewohnerinteressen
im energetischen Sanierungsprozess
vertritt.
Der einzuleitende Sanierungsprozess
darf nicht nur die technische Erneuerung erfassen.
Der Bestand ist über das Hier und Jetzt
der Bewohnerbelange hinaus zu betrachten. Weiterblickend ist die Siedlung
für künftige Generationen zu gestalten.
Der Denkmalschutz erlaubt keine Standardlösungen, sondern es sind individuelle Konzepte zu entwickeln, die mit
den Bewohnern gemeinsam umzusetzen
sind. Der Fehler, der im Verfahren der
Unter-Denkmalschutz-Stellung gemacht
wurde – seinerzeit wurde der Vermittlungsprozess vor Ort nicht ausreichend
geführt –, darf nicht wiederholt werden.
Empfohlen wird ein Informationsbüro
am Heideberg in einem der leer stehenden Läden. Es gilt dort die Planung zu
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Pilotprojekt
Pilotprojekt Hackbuschstraße
Wohnraum unter dem Dach – Dachausbau
Die energetische Sanierung der Hackbuschstraße könnte 23 Häuser umfassen. Beispielhaft für die gesamte Hackbuschzeile ließe sich hier als Pilotprojekt
die energetische Modernisierung der
Dachgeschosse in Verbindung mit einer
Wohnraumerweiterung (MaisonetteWohnung) realisieren. Die dafür erteilte
Baugenehmigung und die Denkmalrechtliche Genehmigung liegen vor.
Auch kann den Bewohnern über ein Pilotvorhaben anschaulich gezeigt werden,
wie sich die Wohnungsgrundrisse verändern lassen, und abgestimmt werden,
wie sie in Zukunft leben wollen.
Die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit würde das heutige Erscheinungsbild der gesamten Hauszeile
wandeln. Der Anstrich war vermutlich
hell/weiß, die Flächen der Treppenhäuser farbig abgesetzt, wie es heute noch
erkennbar ist. Alte Fotos belegen, dass
ein Farbspiel die lange Hauszeile gliederte. Restauratorische Untersuchungen
und Materialbefunde können das heute
bis ins Detail belegen.
Unser Anliegen geht dahin, mit dem Objekt eine Brücke in die uns entfremdete
Gestaltungsvielfalt des modernen Wohnungsbaus der frühen 1920er-Jahre herzustellen. Das Projekt kann aufzeigen,
welche Chance die denkmalgerechte Sanierung darstellt, und das Kleinod auch
in der Gestaltung aufwerten.
Die Grundrisse zeigen die Erweiterung
einer Wohnung vom 1. Obergeschoss
in das zu dämmende Dachgeschoss, die
über eine Wendeltreppe innerhalb der
Wohnung verbunden werden. Mit dem
so zusätzlich geschaffenen Wohnraum
kann aus einer bisherigen Ein-ZimmerWohnung eine familiengerechte Wohnung auf zwei Ebenen entwickelt werden. Beispielhaft wird gezeigt, wie das
Wohnzimmer künftig unter dem Dach
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– mit Dachschrägen und durch Atelierfenster belichtet – liegen könnte oder
wie unter dem Dach ein Kinderzimmer
entsteht.
Der Denkmalschutz erlaubt keine Umbauten im Treppenhaus und an den Fassaden. Da die Straßenseite der Dächer in
ihrer Ansicht erhalten bleiben soll, werden alle zusätzlichen Fenster zur Hofseite gelegt.
Im Zusammenhang mit der energetischen Sanierung der Dächer und Fenster
ist auch die Instandsetzung des Fassadenputzes erforderlich.
Entwicklungsbereich
Entwicklungsbereich Eschenwinkel
Altengerechter und barrierefreier Wohnraum
Ausgangslage
Im Mehrfamilienhausbestand ist ein
Umbau zu altengerechten und barrierefreien Wohnungen aus denkmalpfelgerischer Sicht nicht möglich. Als Entwicklungsbereich für das „altengerechte
Wohnen“ wird das Quartier um den
Eschenwinkel mit den Gebäuden des
Wiederaufbaus aus den 1950er-Jahren
empfohlen, weil dort bauliche Anpassungen ohne Konflikte mit dem Denkmalschutz realisiert werden könnte.
Städtebauliches Konzept
• Wiederherstellung der städtebaulichen
Konzeption von 1917
• Neugestaltung des Platzes unter Würdigung der Leitmotive
• Wiederherstellung der stadträumlichen Funktionen mit den Verbindungswegen durch die Blöcke
Häuser Eschenwinkel 16/18/20/22/24,
erbaut 1958/59:
• Die zurückgesetzte nördliche Bebauung des Platzes am Standort des ehemaligen kleinen Kaufhauses ist mit
der Erarbeitung der energetischen
Sanierungsmaßnahmen auch auf ihre
Umbaufähigkeit zu barrierefreien,
altengerechten Wohnungen zu untersuchen.
• Integration der Garagen in einen Neubau mit Seniorenwohnungen.
Hausgruppe Eschenwinkel 17/19/21,
erbaut 1958/59:
• Die Gebäude wurden nicht entsprechend der ursprünglichen städtebaulichen Konzeption wiedererrichtet.
Der Denkmalwert der Gebäude ist zu
überprüfen.
„Platz“ Eschenwinkel
• Die historische Platzbebauung hatte in
der südlichen Hauszeile eine Baulücke
in der Breite von 2 Einfamilienhäusern
(vgl. Karl Kiem (1997), 31; www.
karl-kiem.net/Gartenstadt_Staaken_
Prototyp/index.html).
Empfehlung:
Denkmalpflegerischer Rückbau.
• Neugestaltung des Platzes zur besseren Nutzung der Fläche als Stadtraum
zum Verweilen.
Flächenpotenzial für
Ergänzungsbebauungen
Die Siedlung hat keine Flächen für Erweiterungs- und Entwicklungspotenziale. Der südliche Siedlungsbereich ist
infolge der Kriegszerstörung und des
Wiederaufbaus nach den Leitmotiven
des Städtebaus der 1950er-Jahre nicht
mehr homogen.
Empfehlung zur Bebauung:
• Ergänzung der offenen und filigranen
Bestandsbebauung durch ein zeitgemäßes barrierefreies, altengerechtes
Wohngebäude mit Gemeinschaftsbereichen und Serviceräumen.
Wohnumfeldmassnahmen
• Barrierefreie Anpassung der Fußwege
im Zusammenhang mit der Entwicklung des Quartiers Eschenwinkel zu
einem Schwerpunktbereich Altenwohnen
• Nutzerorientierte
Platzgestaltung:
barrierefreier Ausbau, Anlegen von
Sitzgruppen, Trennung der Rad- und
Fußwege vom Erschließungsverkehr
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Entwicklungsbereich
Flächenpotenzial „Eschenwinkel“
Baufenster: 14/15 m x 40 m, zirka 600 qm. Die Erschließung ist über die beiden seitlichen Zufahrten gesichert.
Planungsbeispiel:
Platzgestaltung:
Städtebaulicher Rückbau
••••
•••
• • •
Altengerechter Neubau
Energetische Sanierung
IMPRESSUM
„WeitBlick“ wird herausgegeben von:
Arbeitsgemeinschaft für Architektur und
Denkmalpflege Albert-Hermann / Becker
Kontakt: Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker,
Karolinenstr. 3 B, 13507 Berlin, T (030)
826 71 37, [email protected]
Im Auftrag von Gartenstadt Staaken eG,
Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen,
Am Heideberg 12, 13591 Berlin,
T (030) 36 70 62 0, F (030) 36 70 62 29,
[email protected]
Redaktion: Nicola von Amsberg
Gestaltung: News & Media, Berlin
Titelbild: News & Media (Bildmontage),
Google Satellitenbild, ZEPPELIN GmbH
Fotos: Karen Albert-Hermann
Pläne: Hans-Heider Becker
© ARGE A+D, Januar 2014 (1. Auflage)
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