WEITBLICK Perspektiven der Sanierung eenergetischen nergetischen S anierung 100 Jahre Gartenstadt Staaken WEITBLICK | 1 Verfasser der Vorhabenbeschreibung Dipl.-Ing. Karen Albert-Hermann, Architektin 1971-1976 Architekturstudium im Fachbereich Bauplanung und Baufertigung, TU Berlin; Kunstgeschichte, FU Berlin 1976 – 1987 Stadtplanerin und Leiterin des Entwurfs der Stadterneuerung und Denkmalpflege im Bezirk Wedding, dem größten Sanierungsgebiet Europas. Mit Prof. Engel Entwicklung eines Leitbilds und eines Handlungsrahmens der Denkmalpflege für den Wedding als Arbeiterbezirk des 19./20. Jhs.; auf dieser Grundlage Bewahrung der Industriearchitektur. 1987 – 1991 Geschäftsführende Leiterin „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“. Federführend Bearbeitung der Landesförderungsprogramme bei der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen und Entwicklung von Förderrichtlinien für das Bundesbauministerium. 1991 Übernahme des Architekturbüros von Inge-Lore Albert und als freischaffende Stadtplanerin und Architektin mit dem Schwerpunkt Denkmalpflege in Berlin, Brandenburg und MecklenburgVorpommern tätig. Ab 2002 Gründung der Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum MecklenburgVorpommern. Seit 2004 als ehrenamtlicher Stiftungsvorstand Betreuung von Gemeinden und bürgerschaftlich organisierten Initiativen bei der Rettung von Baudenkmalen von nationaler und regionaler Bedeutung vor dem Zerfall und Abriss sowie bei der Entwicklung tragfähiger Nutzungskonzepte; Mediation zur „Erhaltung von Baudenkmalen“ in öffentlichen Foren; Öffentlichkeitsarbeit für die Stiftung Kulturerbe. Tätigkeitsschwerpunkte Baugenehmigungsverfahren, Entwurfsplanung, Bauleitung, Bestandserfassung, denkmalpflegerische Zielstellungen, Entwicklung von alternativen Nutzungskonzepten für Baudenkmale, Architekturtheorie, Baugeschichte. Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker, Architekt 1965 Abschluss Lehre (Gesellenbrief) 1972 Studienabschluss an der TFH Berlin (Ing.-Grad.); anschl. Architektur und Bauingenieurwesen an der TU Berlin, nach dem Vordiplom halbtags tätig als Bautechniker im Hochbauamt Charlottenburg 1972 – 1981 Planung und Bauleitung im Architekturbüro Winnetou Kampmann 1976 Studienabschluss an der TU Berlin (Dipl.-Ing. Architektur und Städtebau) Seit 1978 Kultur/Architektur/Tauchreisen: Mittelmeerraum, Asien, Nord- und Ost-Afrika, Australien, Südsee, Karibik Seit 1994 Ausbildung zum Tauchlehrer 1982 Eintragung als Architekt beim Sen.Bau-Wohnen, Bauvorlagenberechtigung (Architektenkammer Berlin Nr. 03222) Bis 1989 Planung und Bauleitung im Büro Hähndel und Partner 1989 – 1991 Gf. Gesellschafter in einem Ingenieurbüro mit 8 Mitarbeitern Seit 1991 Selbstständig mit eigenem Architektur-/Ingenieurbüro (3 bis 5 MA) Seit 2005 Vorstand einer Wohnungs2 | WEITBLICK baugenossenschaft, die u. a. denkmalgeschützte Liegenschaften besitzt; im Zeitraum der Bestellung wurden energetische Modernisierungen durchgeführt und über zinsgünstige Darlehen der KfW finanziert, u. a. in den Bauteilen Charlottenburg und Lankwitz Planungs- und Bauleitungsprojekte unter anderem für - Sen.-Bau-Wohnen - FU Berlin - Deutsche Bank / Dresdner Bank - Johanniter-Unfall-Hilfe - Private Bauherren, zum Teil mit denkmalgeschützten Immobilien - Wohnungsbaugenossenschaften/ Wohnungsbaugesellschaften - IHK-Kurs mit Urkunde „Lehrgangszertifikat zur Qualifizierung von Bauschaden-Sachverständigen“ - Erstellung von Privatgutachten, u. a. für Berliner Rechtsanwälte seit 1999 - Bauherren-Preis 2012 des Bezirks Reinickendorf für die denkmalgerechte Instandsetzung und energetische Modernisierung der eigenen Immobilie (Villa Kirchner). In dem Zusammenhang sind auch Artikel im Tagesspiegel und der Morgenpost am Sonnabend erschienen. Tätigkeitsschwerpunkte Architekturbüro für Projektmanagement, Gebäudeplanung und Gebäuderealisierung in Verbindung mit Garten und Innenraumgestaltung insbesondere auch für denkmalgeschützte Liegenschaften Kontakt siehe Impressum, S. 12 Aufgabenbereich Innovationen für die Zukunft einer genossenschaftlichen Siedlung Energetische Sanierung der denkmalgeschützten Gartenstadt Staaken Der Vorstand der Gartenstadt Staaken eG hat in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat beschlossen, ein umsetzungsorientiertes Konzept zur energetischen Modernisierung der Gartenstadt Staaken vorbereiten zu lassen. Zusammen mit dem Bezirksamt Spandau sollen bei der KfW-Bank, im Programm 432, Zuschüsse für die Bearbeitung eines integrierten Quartierskonzepts und für das in der Umsetzungsphase begleitende Sanierungsmanagement beantragt werden. Mit der Erarbeitung der Unterlagen, der Definition der Ziele und der Koordination mit den zuständigen Stellen im Bezirksamt Spandau wurde die Arbeitsgemeinschaft der Architekten Dipl.-Ing. Karen Albert-Hermann und Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker beauftragt. Im Rahmen dieser Aufgabe ist auch nach der Zukunftsfähigkeit der Siedlungsstruktur der Gartenstadt Staaken zu fragen sowie nach den Chancen, die sich gerade durch das Genossenschaftsmodell eröffnen, um Innovationen gemeinsam mit den Bewohnern durchzuführen. Kann die „denkmalgeschützte Siedlung“ diesen Wandel vollziehen und den hohen Maßstäben der Energieeffizienz und den Klimaschutzzielen standhalten? Sind Anpassungsprozesse möglich, die alle am Verfahren Beteiligten finanziell, auch langfristig, tragen können? Die heutigen Stadtentwicklungen ranken sich um energetische Themen zur Erfüllung des Ziels, die CO2-Emission zu senken. Nach den Vorgaben der Bundesregierung sollen die Bundesbürger bis zum Jahr 2020 zwanzig Prozent der Hei- zungsenergie einsparen. Insbesondere der Altbaubestand soll die Energiewende mit einleiten. Das erfordert komplexe Arbeitsansätze und die Verzahnung mit neuen Denkansätzen und Ideen. Die Energiewende wird weg von den zentralen Energieversorgern und hin zu dezentralen Energieerzeugern mit neuen Technologien führen. Die Aufstellung von Konzepten für die Gartenstadt Spandau erfordert im ersten Schritt eine systematische Analyse des Gebäudebestands und die Untersuchung der einzelnen Gebäudetypen. In der 2. Phase sind für die unterschiedlichen Gebäudetypen Pilotprojekte erforderlich, um Erfahrungen mit der Bausubstanz und den Kosten der energetischen Maßnahmen zu sammeln. WEITBLICK | 3 Aufgabenbereich Nach der Auswertung der Pilotvorhaben können die standardisierten Sanierungskonzepte dann blockbezogen umgesetzt werden. Die Gartenstadt Staaken bietet die einzigartige Ausgangsposition, auf eine umfangreiche Bauforschung zur Typisierung des frühen Siedlungsbaus des Architekten Paul Schmitthenner aufbauen und somit die „Architekturvision“ zur Standardisierung und Typisierung von Bauteilen und Entwurfslösungen fortsetzen zu können. Die Fortschreibung der Siedlungsarchitektur fordert Konzepte, die auf die Gebäude bis in das Detail eingehen und die Energieeffizienz typenorientiert und denkmalgerecht differenziert erarbeiten. Wissenswert Der deutsche Architekt Paul Schmitthenner (1884 -1972) zählt zu den Hauptvertretern der „Stuttgarter Schule“. Von 1913 bis 1918 führte er städtebauliche Planungen der Gartenstädte in Staaken, Plaue und Forstfeld durch. Er machte dabei den Bau von „Volkswohnungen“ zu seinem Anliegen. Sein Konzept der „Gartenstadt“ überzeugte die Fachwelt durch besondere Qualitäten der räumlichen Anlage und der Hausformen. Die Gartenstadt ist ein 1898 von dem Briten Ebenezer Howard entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohnund Lebensverhältnisse und die extremen Bodenpreise in den stark gewachsenen Großstädten. Umgangssprachlich werden heute oft besonders begrünte Städte als „Gartenstadt“ bezeichnet. Durch diese fehlerhafte Verwendung des Fachbegriffs entstehen meist falsche Assoziationen. Die Gartenstadt Staaken ist einzigartig in Bezug auf ihre Größe (über 800 Wohnungen), den Bauherrn – eine Genossenschaft und kein Unternehmer (vgl. Wildau oder Hellerau) – und die Tatsache, dass sie von nur einem Architekten entwickelt und umgesetzt wurde. 4 | WEITBLICK Ausgangssituation Historisches Erbe und gesellschaftlicher Auftrag Ausgangssituation, Planungsbereich und künftiges Leitbild Die Gartenstadt Staaken gehört zu den frühen Gartenstadtsiedlungen in Deutschland, die den gesellschaftlichen Umbruch und technischen Aufbruch in das 20. Jahrhundert verkörpert. Der Kern der Gartenstadt Staaken entstand in nur fünf Jahre zwischen 1913 bis 1917 unter den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Ersten Weltkrieges. Trotz des kriegsbedingten Baummaterialmangels wurden auf einer Fläche von zirka 35 Hektar rund 800 Wohnungen erstellt. Die Bautätigkeit kam 1917 zum Erliegen, wurde aber ab 1922 fortgesetzt. Eine zweite Bauphase folgte erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Beseitigung der Kriegsschäden an den Häusern und dem Wiederaufbau von Gebäuden mit Totalschaden. Das dauerte bis in die Mitte der Fünfzigerjahre. Danach folgte die Instandhaltung und Pflege der Gebäude nach den Auflagen des Denkmalschutzes. die Satzung. Daraus ergibt sich konsequenterweise ein Mitspracherecht der Genossenschaftsmitglieder, vor allem die Auswahl der sie vertretenden Aufsichtsratsmitglieder, die ihrerseits den Vorstand wählen. Dadurch wirken die Mitglieder der Genossenschaft direkt und indirekt an den die Immobilien erhaltenden Maßnahmen bis zur Gestaltung der Mieten, dem so genannten Nutzungsentgelt, mit. Der geplante Anpassungsprozess zur Ertüchtigung des Bestandes kann sich folglich nur im Einklang mit den Mitgliedern der Genossenschaft vollziehen. Er bietet zugleich eine große Chance für alle Bewohnerinnen und Bewohner, konstruktive Beiträge zu leisten, die die gesamte Siedlung positiv in die Zukunft führen. Es ist daher Ziel der den Planungsprozess vorbereitenden Architekten, die Summe ihrer beruflichen Erfahrungen – auch im organisatorischen und technischen Bereich – zielfindend im Interesse der Genossenschaftsmitglieder einzubringen. Die Genossenschaft wird immer ein Spiegel der aktuellen gesellschaftlichen Struktur und des in der Struktur sich abzeichnenden Wandels sein. Daher ist es von größter Bedeutung, die genossenschaftlich organisierte Wohnform zu pflegen, baulich-räumliche Verbesserungen mit Augenmaß durchzuführen und den demografischen Wand zu berücksichtigen. Die genossenschaftliche Organisation der Siedlung und die 100-jährigen, generationsübergreifenden Erfahrungen ihrer Bewohner sind ebenso erhaltenswert wie die Gebäude der Siedlung. Das umfassende Modell einer genossenschaftlich organisierten Wohnform kann mit dem Projekt der energetischen Sanierung beispielhaft gestaltet werden. Dabei geht es nicht allein um Gebäude und Energieeffizienz, sondern auch um alle die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Siedlung prägenden Facetten des gesellschaftlichen Leben. Der Zuzug von Flüchtlingen aus dem Umland veränderte bis zum Bau der Berliner Mauer die Einwohnerstruktur. Die damals zugezogenen „jungen Menschen“ sind heute Senioren mit allen altersbedingten Einschränkungen. Ihre Wohnungen erfüllen aber nicht die Anforderungen, die wir heute an altengerechtes, barrierefreies Wohnen stellen. Für Familien mit Kinder ist das Wohnen in der Gartenstadt ideal mit den Gärten, den nahen Spielflächen, der Kita und der Grundschule innerhalb der Siedlung. Die genossenschaftliche Organisationsform ist geregelt durch das Gesetz und WEITBLICK | 5 Lageplan: Gartenstadt Staaken SC 1919 Sportanlage Kirchplatz Projekt: Gartenstadt Staaken in 13591 Berlin-Spandau Maßnahme: Energetische Stadtsanierung für KfW-Programm 432 Bauherr: Gartenstadt Staaken eG, Am Heideberg 12, 13591 Berlin 6 | WEITBLICK Verkleinerte Wiedergabe des Originalplans (A0 im Maßstab 1:1000) | Stand: 06.12.2013 Erarbeitet von: Arbeitsgemeinschaft für Architektur und Denkmalpflege, Architektin Dipl.-Ing. Karen Albert-Hermann, Architekt Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker Lageplan: Gartenstadt Staaken Spielplatz Am kleinen Platz Rodelbahn Heidelake WEITBLICK | 7 Planungsbereich Der Planungsbereich ergibt sich aus dem historischen Bebauungsplan des Architekten Paul Schmitthenner: Die Gartenstadt besteht im Kernbereich aus einer rechteckigen Fläche von zirka 35 Hektar. Um den Markt befinden sich Wohnungsbauten, das ehemalige Kaufhaus und die Schulgebäude aus der Gründungszeit. Die bauliche Entwicklung vollzog sich ausgehend vom Siedlungskern in Richtung Norden und an den Siedlungsrändern im Osten und Westen. Nach dem Ersten Weltkrieg ergänzte der Architekt Karl Derleder zwischen 1926 und 1929 die nordwestliche Siedlungsspitze als „Neue Gartenstadt Staaken“. Die Straßennamen haben sich seit der Gründung geändert. Zur Rekonstruktion und Zuordnung alter Pläne und Fotos ist die Gegenüberstellung der historischen und neuen Straßenbezeichnungen erforderlich. Die im Folgenden genannten Grenzen des Planungsbereichs sind nahezu identisch mit dem Denkmalschutzbereich. Die Gebietsgrenzen sind ein erster Vorschlag und sollten in der weiteren Bearbeitung eher durchlässig als eingrenzend betrachtet werden. Im Norden: Trasse der Fernbahn BerlinHamburg Im Osten: Hackbuschstraße zwischen der Fernbahntrasse im Norden und der Eichholzbahn im Süden Im Süden: Südliche Eichholzbahn mit ihrer Schallschutzwand zur Siedlung Im Westen: Finkenkruger Weg zwischen dem Bahnhof Berlin-Staaken und der Bahntrasse. Die Baugenossenschaft ist Erbauer, Verwalter und nach 1999 auch Grundstückseigentümer der Gartenstadt Staaken. In der Gründungsphase wurden Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen in die Siedlung integriert, die sich in modifizierter Struktur bis heute erhalten haben. 8 | WEITBLICK Die Gebäudestruktur der Gartenstadt gliedert sich in eingeschossige Einfamilienhausgruppen, zweigeschossige Mehrfamilienhausgruppen und Mehrfamilienhauszeilen. Die unterschiedlichen Baustrukturen und Gebäudetypen (Wohnhausgruppen) bilden den Ausgangspunkt für die Analyse und Erarbeitung der objektbezogenen Maßnahmen zur energetischen Sanierung. Die Mietergärten liegen in den Blockinnenbereichen. Sie werden über Gartenund Haustore durch ein verzweigtes Netz von Gartenwegen erschlossen. Die Architektur zeichnet sich durch die hochwertige und differenzierte Gestaltung insbesondere der Dachlandschaft mit Giebeln und Walmdächern in Biberschwanzdeckung aus. Teilweise wurden die Dachgeschosse in der Entstehungszeit zu Wohnungen ausgebaut. Der Wohnraum liegt dann teilweise unter den Dachschrägen und wird unter anderem durch Fledermausgauben und Dachflächenfenster belichtet. Die nicht ausgebauten Dachräume sind Trockenböden für die Wäsche. Das Ausbaupotenzial der Dachflächen zur Wohnraumerweiterung soll in ergänzenden Untersuchungen mit erfasst werden (vgl. Baugenehmigung für den Dachgeschossausbau in der Hackbuschzeile). Grobkonzept zum Umfang der KfW-Förderung Die Erfassungsmerkmale werden noch im Detail ausgearbeitet und mit der im Bezirksamt Spandau zuständigen Bearbeiterin (Quartiersmanagerin), Frau Dr. Nimeitz, abgestimmt. Es gibt Vorgaben der Senatsverwaltung, die zwecks der Vergleichbarkeit der Daten mit anderen Untersuchungsbereichen in Berlin vereinheitlicht werden sollen. Untersuchungsebenen der energetischen Bestandserfassung für integrierte Objekte • Zeppelin-Grundschule • Kindertagesstätte der Kirchengemeinde • Ev. Kirchengemeinde mit Kirchengebäude/Gemeindehaus • Feuerwehr (?), Neubau • Sportplatz/Sporthalle/Umkleidegebäude/Vereinshaus des SC 1919 • Wasseraufbereitungsanlagen, zentral/ dezentral: Pumpen, Verteilung • Regenwasser, Oberflächenwasser, Gartenwasser: Pumpen, Hebeanlagen • Grünanlagen/Spielflächen, Erschließung: Beleuchtung • Straßenbeleuchtung • Energieversorgung des Marktplatzes (für Wochenmarkt) Untersuchungsebenen der energetischen Bestandserfassung für Objekte der Genossenschaft 1. Ebene: Bestandserfassung Wohnungsbau • Gliederung der Objekte nach Haustypen bzw. Wohnhausgruppen • Gruppenweise Zusammenfassung der Daten • Gesamtergebnisbilanz der Siedlung/ des Quartiers 2. Ebene: Einzelobjektbetrachtung zu jedem Haustyp • Vertiefende Detailbetrachtung an einem Pilotprojekt • Erfassung der Effizienzpotenziale • Aussagen zu Kosten und Machbarkeit 3. Ebene: Erweiterungsflächen/ Erweiterungspotenziale im Bestand • Flächenpotenziale für zusätzliche Bebauung • Umnutzungspotenziale im Gebäudebestand • Erfassung der Effizienzpotenziale • Aussagen zu Kosten und Machbarkeit 4. Ebene: Außenanlagen, Gärten • Straßen-, Wege- und Hauseingangsbeleuchtung und Binnenerschließung der Dung-, Rad- und Fußwege • Mietergärten • Gesamtergebnisbilanz der Verbrauchswerte • Erfassung der Effizienzpotentiale • Aussagen zu Kosten und Machbarkeit Leitbild Künftiges Leitbild Die Bewohner der Gartenstadt Staaken haben folgende Interessen: • Dichte Fenster, Türen und Dächer • Anpassung der Wohnungsausstattung in Bädern und Küchen • Keine steigenden Energiekosten und Mieten • Erhaltung der sozialen Stabilität im Quartier • Im Alter Verbleib in der Wohnung oder in der Nachbarschaft Die Fortschreibung und Erhaltung des visionären Architekturansatzes wäre unsere Ergänzung zu den oben genannten pragmatischen Wünschen. Die erhoffte Empathie und das Mitwirken der Bewohner an den hochgesteckten gesellschaftspolitischen Zielen zur CO2-Senkung erfordern einen längerfristigen und begleitenden Prozess, in dem zu vermitteln ist, dass sich die Sanierung auch für die Bewohner lohnt. Leichter lässt sich die technisch-innovative Anpassung in Handlungsmuster fassen. Ausgehend von den Anforderungen zur Energieeinsparung und in Anwendung der Energieeinsparverordnung EnEV 2013/14 werden die messbaren Ziele der erforderlichen Anpassung sowie die Veränderungsspielräume für Baudenkmale festgesetzt. Die aktuellen Verbrauchswerte sind die Basis für die Entwicklung von Effizienzmodellen. Die Überlegungen sollten von der flächendeckenden, integrierten Siedlungsbetrachtung bis in die Einzelobjekte und Details reichen. visualisieren und die Planungsschritte mit den Bewohnern zu beraten, Informationsveranstaltungen durchzuführen und Gäste und Besucher über das Projekt zu informieren. Das Büro sollte barrierefrei, optisch offen und einladend sein sowie Anlaufstelle für das Sanierungsmanagement und Arbeitsplatz des „Sanierungsmanagers“ werden. Das energetische Sanierungskonzept und die Zielfindung müssen auf zwei Ebenen erarbeitet werden. Parallel zur energetischen und technischen Bestandserfassung ist eine Erfassung der aktuellen Wohnwerte durch die Bewohnerinnen und Bewohner bzw. Nutzer durchzuführen. Darin sind für die Gesamtbilanz auch weiche Faktoren wie Gemeinschaft, Nachbarschaftsbindung, Freundschaften, Freizeitwerte, Qualität des genossenschaftlichen Wohnens etc. zu erfassen. Die erforderlichen finanziellen Mittel und die fachliche Begleitung für das Mentoring sind in die Kalkulation für die Förderung aus dem KfW-Programm 432 aufzunehmen. Die Förderung des Sanierungsmanagers für den maximalen Förderungszeitraum von 3 Jahren ist mit zu beantragen. Es wird empfohlen, die Position des Sanierungsmanagers mit einer Person aus der Vertretergruppe der weichen Faktoren zu besetzen, die die genossenschaftlichen Werte und Bewohnerinteressen im energetischen Sanierungsprozess vertritt. Der einzuleitende Sanierungsprozess darf nicht nur die technische Erneuerung erfassen. Der Bestand ist über das Hier und Jetzt der Bewohnerbelange hinaus zu betrachten. Weiterblickend ist die Siedlung für künftige Generationen zu gestalten. Der Denkmalschutz erlaubt keine Standardlösungen, sondern es sind individuelle Konzepte zu entwickeln, die mit den Bewohnern gemeinsam umzusetzen sind. Der Fehler, der im Verfahren der Unter-Denkmalschutz-Stellung gemacht wurde – seinerzeit wurde der Vermittlungsprozess vor Ort nicht ausreichend geführt –, darf nicht wiederholt werden. Empfohlen wird ein Informationsbüro am Heideberg in einem der leer stehenden Läden. Es gilt dort die Planung zu WEITBLICK | 9 Pilotprojekt Pilotprojekt Hackbuschstraße Wohnraum unter dem Dach – Dachausbau Die energetische Sanierung der Hackbuschstraße könnte 23 Häuser umfassen. Beispielhaft für die gesamte Hackbuschzeile ließe sich hier als Pilotprojekt die energetische Modernisierung der Dachgeschosse in Verbindung mit einer Wohnraumerweiterung (MaisonetteWohnung) realisieren. Die dafür erteilte Baugenehmigung und die Denkmalrechtliche Genehmigung liegen vor. Auch kann den Bewohnern über ein Pilotvorhaben anschaulich gezeigt werden, wie sich die Wohnungsgrundrisse verändern lassen, und abgestimmt werden, wie sie in Zukunft leben wollen. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit würde das heutige Erscheinungsbild der gesamten Hauszeile wandeln. Der Anstrich war vermutlich hell/weiß, die Flächen der Treppenhäuser farbig abgesetzt, wie es heute noch erkennbar ist. Alte Fotos belegen, dass ein Farbspiel die lange Hauszeile gliederte. Restauratorische Untersuchungen und Materialbefunde können das heute bis ins Detail belegen. Unser Anliegen geht dahin, mit dem Objekt eine Brücke in die uns entfremdete Gestaltungsvielfalt des modernen Wohnungsbaus der frühen 1920er-Jahre herzustellen. Das Projekt kann aufzeigen, welche Chance die denkmalgerechte Sanierung darstellt, und das Kleinod auch in der Gestaltung aufwerten. Die Grundrisse zeigen die Erweiterung einer Wohnung vom 1. Obergeschoss in das zu dämmende Dachgeschoss, die über eine Wendeltreppe innerhalb der Wohnung verbunden werden. Mit dem so zusätzlich geschaffenen Wohnraum kann aus einer bisherigen Ein-ZimmerWohnung eine familiengerechte Wohnung auf zwei Ebenen entwickelt werden. Beispielhaft wird gezeigt, wie das Wohnzimmer künftig unter dem Dach 10 | WEITBLICK – mit Dachschrägen und durch Atelierfenster belichtet – liegen könnte oder wie unter dem Dach ein Kinderzimmer entsteht. Der Denkmalschutz erlaubt keine Umbauten im Treppenhaus und an den Fassaden. Da die Straßenseite der Dächer in ihrer Ansicht erhalten bleiben soll, werden alle zusätzlichen Fenster zur Hofseite gelegt. Im Zusammenhang mit der energetischen Sanierung der Dächer und Fenster ist auch die Instandsetzung des Fassadenputzes erforderlich. Entwicklungsbereich Entwicklungsbereich Eschenwinkel Altengerechter und barrierefreier Wohnraum Ausgangslage Im Mehrfamilienhausbestand ist ein Umbau zu altengerechten und barrierefreien Wohnungen aus denkmalpfelgerischer Sicht nicht möglich. Als Entwicklungsbereich für das „altengerechte Wohnen“ wird das Quartier um den Eschenwinkel mit den Gebäuden des Wiederaufbaus aus den 1950er-Jahren empfohlen, weil dort bauliche Anpassungen ohne Konflikte mit dem Denkmalschutz realisiert werden könnte. Städtebauliches Konzept • Wiederherstellung der städtebaulichen Konzeption von 1917 • Neugestaltung des Platzes unter Würdigung der Leitmotive • Wiederherstellung der stadträumlichen Funktionen mit den Verbindungswegen durch die Blöcke Häuser Eschenwinkel 16/18/20/22/24, erbaut 1958/59: • Die zurückgesetzte nördliche Bebauung des Platzes am Standort des ehemaligen kleinen Kaufhauses ist mit der Erarbeitung der energetischen Sanierungsmaßnahmen auch auf ihre Umbaufähigkeit zu barrierefreien, altengerechten Wohnungen zu untersuchen. • Integration der Garagen in einen Neubau mit Seniorenwohnungen. Hausgruppe Eschenwinkel 17/19/21, erbaut 1958/59: • Die Gebäude wurden nicht entsprechend der ursprünglichen städtebaulichen Konzeption wiedererrichtet. Der Denkmalwert der Gebäude ist zu überprüfen. „Platz“ Eschenwinkel • Die historische Platzbebauung hatte in der südlichen Hauszeile eine Baulücke in der Breite von 2 Einfamilienhäusern (vgl. Karl Kiem (1997), 31; www. karl-kiem.net/Gartenstadt_Staaken_ Prototyp/index.html). Empfehlung: Denkmalpflegerischer Rückbau. • Neugestaltung des Platzes zur besseren Nutzung der Fläche als Stadtraum zum Verweilen. Flächenpotenzial für Ergänzungsbebauungen Die Siedlung hat keine Flächen für Erweiterungs- und Entwicklungspotenziale. Der südliche Siedlungsbereich ist infolge der Kriegszerstörung und des Wiederaufbaus nach den Leitmotiven des Städtebaus der 1950er-Jahre nicht mehr homogen. Empfehlung zur Bebauung: • Ergänzung der offenen und filigranen Bestandsbebauung durch ein zeitgemäßes barrierefreies, altengerechtes Wohngebäude mit Gemeinschaftsbereichen und Serviceräumen. Wohnumfeldmassnahmen • Barrierefreie Anpassung der Fußwege im Zusammenhang mit der Entwicklung des Quartiers Eschenwinkel zu einem Schwerpunktbereich Altenwohnen • Nutzerorientierte Platzgestaltung: barrierefreier Ausbau, Anlegen von Sitzgruppen, Trennung der Rad- und Fußwege vom Erschließungsverkehr WEITBLICK | 11 Entwicklungsbereich Flächenpotenzial „Eschenwinkel“ Baufenster: 14/15 m x 40 m, zirka 600 qm. Die Erschließung ist über die beiden seitlichen Zufahrten gesichert. Planungsbeispiel: Platzgestaltung: Städtebaulicher Rückbau •••• ••• • • • Altengerechter Neubau Energetische Sanierung IMPRESSUM „WeitBlick“ wird herausgegeben von: Arbeitsgemeinschaft für Architektur und Denkmalpflege Albert-Hermann / Becker Kontakt: Dipl.-Ing. Hans-Heider Becker, Karolinenstr. 3 B, 13507 Berlin, T (030) 826 71 37, [email protected] Im Auftrag von Gartenstadt Staaken eG, Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen, Am Heideberg 12, 13591 Berlin, T (030) 36 70 62 0, F (030) 36 70 62 29, [email protected] Redaktion: Nicola von Amsberg Gestaltung: News & Media, Berlin Titelbild: News & Media (Bildmontage), Google Satellitenbild, ZEPPELIN GmbH Fotos: Karen Albert-Hermann Pläne: Hans-Heider Becker © ARGE A+D, Januar 2014 (1. Auflage) 12 | WEITBLICK