9.3 Knochen- und Weichteiltumoren, tumorähnliche Knochenläsionen

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9 Bewegungsapparat
7 Ja.
Frage 1381
der Ansatzstelle der Fascia plantaris an der
8 An
Sie projektionsradiologische Merkma6 Nennen
Plantarseite des Fersenbeins ist eine breitbasig
le, anhand derer Knochenläsionen in Bezug auf
ihre Wachstumsrate bzw. biologische Aktivität
(langsam, aktiv oder aggressiv wachsend) beurteilt werden können.
7 Kriterien:
Form der Läsion
●
●
●
9.3 Knochen- und
Weichteiltumoren,
tumorähnliche Knochenläsionen
9.3.1 Systematik
Frage 1380
Sie den genauen Unterschied zwi6 Nennen
schen Knochentumoren und tumorähnlichen
Läsionen des Knochens.
Wachstum einer tumorähnlichen Läsion
7 Das
kann zum Stillstand kommen, eine Metastasierung ist von den Läsionen nicht zu erwarten.
Läsionen sind relativ häufig, je8 Tumorähnliche
doch nicht immer eindeutig radiologisch einzuordnen. Sie müssen nur in einem Teil der
Fälle therapiert werden. Die klinisch bedeutsamste tumorähnliche Läsion ist die Osteomyelitis.
Die Abklärung des Verdachts auf einen primären
Knochentumor sollte weiterhin initial anhand
der Projektionsradiografie erfolgen. Die sorgfältige Analyse des Knochendestruktionsmusters
am konventionellen Röntgenbild erlaubt in den
meisten Fällen eine zuverlässige Aussage bezüglich der Aggressivität der Läsion. Auf diese Weise
können häufig gutartige tumorähnliche Läsionen, die auch als „Leave-me-alone-Lesions“ bezeichnet werden, von malignen Knochentumoren unterschieden werden. In Zweifelsfällen können zur weiteren Differenzierung zusätzlich
schnittbildtomografische Verfahren wie die
MRT angewendet werden [174].
●
●
Berandung
Kortikalisveränderungen
periostale Reaktionen
eventuell vorliegende Weichteilbeteiligung
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flaue, bürstenförmige knöcherne Apposition gelegen. Darüber hinaus ist kranial des Achillessehnenansatzes an der Rückseite des Fersenbeins eine Erosion zu erkennen. Beide Befunde
sind fast pathognomonisch für das Vorliegen
einer Erkrankung aus der Gruppe der Spondyloarthritiden.
Rand, runde Form sowie angrenzender
8 Glatter
Sklerosesaum sprechen eher für eine gutartige,
langsam wachsende Läsion. Hingegen ist eine
ungleichmäßig konturierte Läsion ohne Skleroseränder mit unscharfen Randkonturen (breite
Übergangszone) eher als aggressiv wachsend
einzustufen.
Darüber hinaus kann auch nach der Art der Knochenzerstörung differenziert werden: Ein benigner Prozess zeigt in der Regel ein geografisch
einförmiges Destruktionsgebiet. Weniger umschriebene und mottenfraßähnliche Destruktionen sind dagegen malignomsuspekt. Hochgradig
aggressive Tumoren lassen meist ein diffus
durchsetzendes, sog. permeatives Wachstumsmuster erkennen und sind in ihrer Ausbreitung
schlecht oder gar nicht abgrenzbar.
¸
Frage 1382
Sie in diesem Zusammenhang
6 Definieren
genau den Begriff „Übergangszone“.
Übergangs- oder Grenzzone ist der Über7 Die
gang zwischen pathologisch verändertem
und normalem Knochen, anhand dessen (neben anderen Kriterien) die Aggressivität
einer Knochenläsion beurteilt werden kann.
breite unscharfe Übergangszone findet sich
8 Eine
bei einem aggressiv und schnell wachsenden Tumor, eine schmale Übergangszone mit einem
sklerosierten Randsaum dagegen bei einer gutartigen Läsion.
685
Spezielle diagnostische Radiologie
Sie Ausnahmen dieser Regel. Welche
6 Nennen
gutartigen Läsionen des Knochens haben keinen Skleroserand?
7
●
●
●
Riesenzelltumor
brauner Tumor bei Hyperparathyreoidismus
osteolytische Phase beim Morbus Paget
Frage 1384
Abweichend können selten auch gutartige Knochenläsionen ein Wachstum aufweisen, das bis
in die paraossalen Weichteile reicht. Neben dem
eosinophilen Granulom ist in diesem Zusammenhang die aneurysmatische Knochenzyste
zu erwähnen. Die Läsionen können sich blasenartig über die Kontur des Knochens hervorheben,
so dass sie projektionsradiologisch nicht gegenüber den angrenzenden Weichteilen zu differenzieren sind.
Frage 1386
malignen Knochenläsionen zeigen ein
6 Welche
werden die periostalen Reaktionen unter6 Wie
multiples Auftreten?
teilt?
7 Skelettmetastasen
7 In unterbrochen und nicht unterbrochen.
Plasmozytom
Lymphom
unterbrochenes Periost spricht für ein Mali8 Ein
gnom. Wegweisende Zeichen sind
selten kommt es zu einem multifokalen Auf8 Nur
zwiebelschalenartige Abhebung des Periost,
treten bei anderen primären Knochentumoren
●
●
●
●
Spiculae („Sunburst “) im unterbrochenen
Periost,
● partielle lamellenartige Abhebung des Periost
(„Codman-Dreieck“).
Benigne Läsionen zeigen ein ununterbrochenes
Periost, welches pfeilerartig, longitudinal sowie
wellig verdickt sein darf.
●
9
Frage 1385
ist ein übergreifendes Wachstum einer
6 Wie
Knochenläsion in die Weichteile zu werten?
aggressives Wachstumsverhalten eines
7 Als
Knochentumors oder im Sinne des Vorliegens
eines primären Weichteiltumors.
übergreifende Wachstum einer Knochenlä8 Das
sion in die Weichteile wird in der Regel nur bei
malignen Knochentumoren gesehen. Einen besonders großen Weichteilanteil mit nur geringen
knöchernen Veränderungen weisen sowohl das
Ewing-Sarkom als auch das seltene parossale
Osteosarkom auf.
Darüber hinaus ist bei einer starken Weichteilraumforderung neben einem malignen Knochentumor die Differenzialdiagnose eines primären Weichteiltumors zu berücksichtigen.
686
als bei dem Plasmozytom. Multipel auftretende
benigne Läsionen sind die polyostotische fibröse
Dysplasie, Osteochondrome, Enchondrome, Histiozytome und Hämangiome.
Frage 1387
lassen sich Knochentumoren und tumor6 Wie
artige Läsionen des Knochens nach ihrem Herkunftsgewebe differenzieren?
der Knochentumoren
7 Unterteilung
ihrem Herkunftsgewebe:
●
●
●
●
●
●
nach
knochenbildende Tumoren
knorpelbildende Tumoren
faser- und fibrohistiozytäres Gewebe bildende Tumoren
vom Knochenmark ausgehende Tumoren
Gefäßtumoren
zystisch/unbekannte Tumoren
Einteilung nach dem Herkunftsgewebe ist
8 Die
wichtig für die Pathophysiologie und das Verständnis der Bildmorphologie bzw. Lokalisation
von Knochentumoren und tumorartigen Läsionen.
Knochenbildende gutartige Tumoren sind das
Osteom, das Osteoidosteom und das Osteoblas-
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Frage 1383
tom. Zu den malignen knochenbildenden Tumoren zählen das Osteosarkom und das juxtakortikale Osteosarkom.
Knorpelbildend und gutartig sind Enchondrom,
Osteochondrom, Chondroblastom und Chondromyxoidfibrom. Die maligne Variante ist das
Chondrosarkom.
Das nichtossifizierende Fibrom, der fibröse Kortikalisdefekt und die fibröse Dysplasie stellen tumorartige Läsionen dar, die faser- und fibrohistiozytäres Gewebe bilden. Faser- und fibrohistiozytäres Gewebe bildende maligne Tumoren
sind das Fibrosarkom und das maligne fibröse
Histiozytom.
Als gutartige Läsionen, die sich aus dem Knochenmark ableiten, sind der Riesenzelltumor
und das eosinophile Granulom zu erwähnen.
Maligne Varianten stellen der maligne Riesenzelltumor, das Lymphom (einschließlich Plasmozytom) und das Ewing-Sarkom dar.
Gutartige vaskuläre Tumoren sind Hämangiom
und Glomustumor, wobei der Glomustumor
zwar ein gefäßreicher Tumor ist, sich jedoch
nicht mesodermal, sondern neuroektodermal
ableitet (▶ Abb. 4.136). Maligne Gefäßtumoren
sind Angiosarkom, Hämangioendotheliom und
Hämangioperizytom (letzteres ist nicht zwingend maligne; ▶ Abb. 9.42).
Zystische Läsionen unbekannter Ätiologie sind
fast immer gutartig (einfache Knochenzyste,
aneurysmatische Knochenzyste, intraossäres
Ganglion).
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9 Bewegungsapparat
a
¸
b
Abb. 9.42 a, b Der Gefäßtumor mit Versorgung aus der
A. carotis interna (über die A. tentorii – Bernasconi Cassinari) und der A. occipitalis hat zur Arrosion von Anteilen
der Hinterhaupts- und Schläfenschuppe geführt. Histologisch handelte es sich um ein malignes Hämangioperizytom.
a CT nach KM i. v.
b Seitliches Angiogramm unter Injektion der linken
A. carotis communis.
Frage 1388
Sie charakteristische projektions6 Nennen
radiologische Merkmale eines knorpelbildenden Tumors.
punkt-, ring- oder kommaför7 Popcornartige,
mige Verkalkungen.
687
Spezielle diagnostische Radiologie
wächst meist lobuliert, so dass man den
8 Knorpel
Knorpeltumor häufig an seiner gelappten
b
Abb. 9.43 a, b Popcornartige Verkalkungen und gelappte Wachstumsform als klassische Bildmorphologie
von knorpelbildenden Tumoren.
a Osteochondrom.
b Enchondrom.
9
Frage 1389
Knochentumoren oder tumorartige
6 Welche
Läsionen können strahlentransparenten Knochenläsionen zugrunde liegen?
a
strahlentransparente Läsion kann ent7 Eine
weder durch einen knorpel- oder bindegewebsproduzierenden Tumor bzw. eine tumorartige Läsion bedingt sein.
Knorpelmatrix einer Knochenläsion kann
8 Die
sowohl Verkalkungen aufweisen als auch völlig
strahlentransparent – genauso wie fibröse Läsionen – im Röntgenbild erscheinen. Ursache
einer strahlentransparenten Läsion kann auch
ein flüssiger Inhalt sein. Dies ist bei einer Knochenzyste oder einem intraossären Ganglion der
Fall (▶ Abb. 9.44). Hier hilft zur Unterscheidung
die MRT weiter.
688
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Wachstumsform erkennen kann (▶ Abb. 9.43).
Bei einem knorpelbildenden Tumor sind die beschriebenen Verkalkungen zwar diagnoseweisend, jedoch nicht obligat.
9 Bewegungsapparat
Abb. 9.44 Glatt begrenzte, randständig mehrsklerosierte Läsion in der distalen Tibia, die differenzialdiagnostisch einer einfachen oder aneurysmatischen Knochenzyste oder einer fibrösen Dysplasie entsprechen
könnte. Der intraoperative Befund ergab die Diagnose
eines intraossären Ganglions. Die tumorähnliche Knochenläsion ist in der Regel exzentrisch in den Gelenkenden der langen Röhrenknochen gelegen und kommuniziert – im Gegensatz zu der arthrotischen Zyste –
nicht mit der Gelenkhöhle.
Frage 1391
mors.
¸
lässt sich die prädisponierte Lokali6 Inwieweit
sation eines Tumors weiter spezifizieren?
sich unterscheiden,
7 Esinlässt
welchem Knochen des Achsenskeletts
●
Frage 1390
Sie ein typisches projektionsradiologi6 Nennen
sches Merkmal eines knochenbildenden Tu-
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Abb. 9.45 Prädominierende Bildmorphologie eines knochenbildenden Tumors (Osteosarkom)
mit flaumigen, watte- oder wolkenartigen Verdichtungen
als Zeichen einer
Knochenneubildung.
●
●
der entsprechende Knochentumor am
häufigsten gelegen ist (z. B. Röhrenknochen, proximal oder distal, Becken, Wirbelsäule oder Schädel),
ob der Tumor vorherrschenderweise epi-,
meta- oder diaphysär lokalisiert ist und
ob der Tumor überwiegend zentral oder
exzentrisch im Knochen zu finden ist.
watte- oder wolkenartige Verdich7 Flaumige,
gibt bei der Differenzialdiagnose von Kno8 Es
tungen.
chentumoren einige Lokalisationen, die besonwatte- oder wolkenartige Verdichtun8 Flaumige,
gen weisen auf ein knochenbildendes Malignom
hin (▶ Abb. 9.45). Es muss jedoch ausdrücklich
darauf hingewiesen werden, dass reaktive Knochenneubildungen eine ähnliche Morphologie
aufweisen können.
ders typisch für eine bestimmte Tumorentität
sind. Zum Beispiel ist das Chondroblastom vorwiegend exzentrisch in der Epiphyse der langen
Röhrenknochen gelegen. Ein anderes Beispiel ist
das parossale Osteosarkom, dessen Prädilektionsstelle an der Rückfläche der distalen Tibia
lokalisiert ist. Als weiteres Beispiel lässt sich die
Diagnose eines Riesenzelltumors nicht stellen,
wenn die Knochenläsion nicht epiphysär mit Gelenkbeteiligung gelegen ist.
689
Spezielle diagnostische Radiologie
Frage 1392
Sie Beispiele von exzentrisch und zen6 Nennen
tral im Knochen gelegenen benignen Knochenläsionen.
gelegen:
7 Zentral
einfache Knochenzyste
●
●
●
Enchondrom
fibröse Dysplasie
Exzentrisch gelegen:
Riesenzelltumor
● fibröser Kortikalisdefekt
● nichtossifizierendes Fibrom
● aneurysmatische Knochenzyste
● Chondromyxoidfibrom
● Osteom
Abb. 9.46 Postmyelografie-CT einer erwachsenen Patientin mit Darstellung eines Osteochondroms an den
dorsalen Abschnitten des Wirbelbogens.
Frage 1393
Sie gutartige Knochenläsionen,
6 Nennen
häufig den Wirbelbogen befallen.
9
7
●
●
●
●
8
die
Osteoblastom
Osteoidosteom
aneurysmatische Knochenzyste
Osteochondrom
Während maligne Läsionen auch oder vorzugsweise den Wirbelkörper betreffen, sind benigne
Läsionen mit Ausnahme des Hämangioms eher
im Wirbelbogen gelegen (▶ Abb. 9.46). Hierbei
ist zu berücksichtigen, dass Metastasen jedoch
eine Lagebevorzugung der Bogenwurzeln aufweisen.
Frage 1394
sind die wichtigsten klinischen Infor6 Welches
mationen, die Sie benötigen, um eine tumorsuspekte Knochenläsion zu beurteilen?
7 Das Alter des Patienten.
gibt einige Knochenläsionen, die ein alters8 Es
spezifisches Auftreten aufweisen. Kinder und Jugendliche sind fast ausschließlich vom EwingSarkom betroffen, Osteosarkome kommen bis
zum jungen Erwachsenenalter und jenseits der
6. Lebensdekade vor (wobei das parossale und
periostale Osteosarkom eine andere Altersverteilung aufweisen), die aneurysmatische Knochenzyste betrifft Jugendliche und junge Erwachsene.
Frage 1395
Sie häufige Läsionen von Erwachsenen
6 Nennen
und älteren Erwachsenen.
7
●
●
●
●
690
Metastasen und Plasmozytome
Chondrosarkom
malignes fibröses Histiozytom (ab dem
30. Lebensjahr)
Osteosarkom
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●
9 Bewegungsapparat
Ausnahme ist das Mammakarzinom, wel8 Eine
ches auch in jüngeren Jahren Knochenmetastasen verursachen kann.
Frage 1396
6
Was ist bei einer Biopsie eines primären Knochentumors im Vergleich zu einer Metastase
zu berücksichtigen?
delbiopsie ist und von der Größe des Biopsiekanals und von Komplikationen wie Nachblutungen oder Wundheilungsstörungen abhängig
ist.
9.3.2 Zystische Läsionen
des Knochens
Frage 1398
sein kann und dass bei einer Punktion deshalb ein nicht repräsentatives Untersuchungsergebnis erzielt wird.
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ein Knochentumor in seinem Aufbau
7 Dass
(▶ Abb. 9.47) einer 19-jäh6 Röntgenaufnahme
und seiner Dignität inhomogen gestaltet
rigen Frau. Nennen Sie die wahrscheinlichste
Diagnose.
Beispiel weisen niedriggradig maligne
8 Zum
Chondrosarkome häufig eine inhomogene Binnenstruktur auf. Die Läsionen können aus
einem enchondromatösen und einem chondrosarkomatösen Anteil bestehen, wodurch sich ein
nicht repräsentatives Biopsieergebnis erzielen
lässt. Bei zum Teil nekrotischen Tumoren sollte
stets der kontrastmittelaffine Anteil punktiert
werden, da in dieser Lokalisation am ehesten
vitales Tumorgewebe zu erwarten ist.
¸
Frage 1397
Komplikation ist bei der perkutanen
6 Welche
Tumorbiopsie neben Blutungskomplikationen,
Nervenverletzungen, Wundinfektionen und
Pneumothoraces (im Falle von Biopsien in der
Nähe der Lunge) erwähnenswert?
Entstehung von Implantationsmetasta7 Die
sen entlang des Biopsiekanals.
Phänomen tritt besonders häufig bei der
8 Dieses
Biopsie von malignen Knochen- und Weichteiltumoren, jedoch auch bei Riesenzelltumoren auf.
Bezüglich der Planung des Zugangswegs ist zu
berücksichtigen, dass dieser im Rahmen der definitiven Tumorresektion mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand revidiert werden kann,
so dass das Risiko von Implantationsmetastasen
minimiert wird. Kompartimentgrenzen sollten
im Rahmen der Tumorbiopsie ebenfalls nicht
überschritten werden. Grundsätzlich ist anzunehmen, dass das Risiko eines Lokalrezidivs größer bei einer offenen Biopsie als nach einer Na-
Abb. 9.47
Zu Frage 1398.
691
Spezielle diagnostische Radiologie
(juvenile) Knochenzyste mit Frak7 Einfache
tur.
ten mit dem Altersgipfel vor dem 20. Lebensjahr
betrifft. Die Zyste ist – wie bereits erwähnt –
zentral, meta-/diaphysär, in der Mehrzahl der
Fälle im proximalen Humerus (40 %) oder im
proximalen Femur (30 %) gelegen. Man beachte
die gutartigen Bildkriterien der Läsion: umschrieben, rundlich und glatt begrenzt mit
einem Sklerosesaum in einer schmalen Übergangszone.
Frage 1399
die Fraktur charakteristisch für das Vorlie6 Ist
gen einer einfachen Knochenzyste?
7 Ja.
(juvenile) Knochenzysten sind asymp8 Einfache
tomatische Zufallsbefunde oder werden durch
9
eine Spontanfraktur symptomatisch. In dem
Bildbeispiel „schwimmt“ medial in der Zyste ein
kleines Knochenfragment, welches dem „FallenFragment-Sign“ entspricht, einem charakteristischen Befund einer einfachen Knochenzyste.
Frage 1400
vorliegende MRT-Untersuchung wurde bei
6 Die
einem 15-jährigen Patienten aufgrund einer
großen zystischen Knochenläsion in der proximalen Tibia mit einer pathologischen Fraktur
der proximalen Tibia und Fibula durchgeführt.
Nennen Sie die wahrscheinlichste Diagnose.
692
Abb. 9.48 a – d Zu Frage 1400. (Abbildungen freundlicherweise überlassen von Frau Dr. von Kalle, Olgahospital, Klinikum Stuttgart)
a Koronar T2-STIR.
b Konventionelle Röntgenaufnahme im a.-p. Strahlengang.
c Axial T2-STIR.
d PD-TSE mit spektraler FS.
wahrscheinlichste Diagnose
7 Die
aneurysmatische Knochenzyste.
ist eine
aneurysmatische Knochenzyste ist eine ex8 Die
pansiv-osteolytische Läsion, die mit anderen
Skelettläsionen assoziiert sein kann. Die genaue
Pathogenese der Läsion ist nicht bekannt. Es
wird eine primäre von einer sekundären Form
unterschieden. Die sekundäre aneurysmatische
Knochenzyste kann auf dem Boden eines gutoder bösartigen Knochentumors bzw. infolge
eines Traumas entstehen. Die aneurysmatische
Knochenzyste ist exzentrisch gelegen, weist
mehrfach gekammerte Areale auf, die jedoch
von einem meist sehr dünnen Sklerosesaum umgeben sind. In den medialen und dorsalen Abschnitten der Läsion ist eine beginnende Ausdehnung in die Weichteile zu erkennen, was – obwohl es sich um keine maligne Läsion handelt –
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Knochenzyste ist eine benigne, flüssigkeits8 Die
gefüllte Läsion, die typischerweise junge Patien-
9 Bewegungsapparat
häufig ist. Die aneurysmatische Knochenzyste
tritt in der Regel im jugendlichen Alter oder bei
jungen Erwachsenen auf. Meistens sind die
aneurysmatischen Knochenzysten in der Wirbelsäule, meta-/diaphysär an den langen Röhrenknochen sowie im Becken gelegen. Spinal
tritt die aneurysmatische Knochenzyste eher in
den Wirbelanhanggebilden als in den Wirbelkörpern lokalisiert auf.
Frage 1401
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lässt sich die Läsion anhand der vor6 Wodurch
liegenden MR-Untersuchung relativ sicher gegenüber anderen, möglicherweise malignen
Knochenläsionen abgrenzen?
sind in den zystischen Arealen Spiegel
7 Es
nachweisbar, die als diagnoseweisend für
die Läsion anzusehen sind. Darüber hinaus
sprechen die randständigen, glatt begrenzten
Mehrsklerosierungen und die scharf begrenzten Septierungen gegen das Vorliegen
eines malignen Knochentumors.
8
Dennoch wird die aneurysmatische Knochenzyste sorgfältig operativ ausgeräumt. Der
Grund ist zum einen in dem relativ schnellen
Wachstum der Läsion zu sehen, welches beim
Patienten Schmerzen hervorruft. Zum anderen
ist das kürettierte Material histologisch vollständig aufzuarbeiten, um im Falle des Vorliegens einer sekundären aneurysmatischen Knochenzyste das zugrundeliegende Osteosarkom
oder Osteoblastom zu diagnostizieren. Die aneurysmatische Knochenzyste weist nach der Resektion eine relativ hohe Rezidivrate auf.
Frage 1402
und MRT-Untersuchung
6 Röntgenaufnahmen
eines Patienten mit Schmerzen im rechten
Oberarm. Welches ist die wahrscheinlichste
Diagnose?
Abb. 9.49 a – d Zu Frage 1402.
a Konventionelle Röntgenaufnahme im a.-p. Strahlengang.
b Koronar T1-TSE nativ.
c Koronar T1-TSE nach KM i. v.
d Koronar T2-STIR.
¸
7 Die eines Riesenzelltumors.
diese Läsion ist gering exzentrisch in einem
8 Auch
langen Röhrenknochen gelegen, wirkt im konventionellen Röntgenbild zystisch und multilobuliert, zeigt keine suspekten Periostreaktionen und ist relativ glatt begrenzt. Die Begrenzungen der Läsion sind jedoch anders als in
dem letzten Beispiel der aneurysmatischen Knochenzyste nicht randständig mehrsklerosiert.
Das MRT-Bild zeigt einen soliden Tumor, der ein
relativ schwaches T2-Signal aufweist und homogen mäßiggradig Kontrastmittel anreichert. Das
Bildbeispiel weist somit die charakteristischen
Features eines Riesenzelltumors auf. Zusätzlich
können Einblutungen nachweisbar sein, wobei
Flüssigkeitsspiegel gegen die Diagnose eines Riesenzelltumors und für eine aneurysmatische
693
Knochenzyste sprächen. Bei der aneurysmatischen Knochenzyste ist darüber hinaus keine solide Kontrastmittelaufnahme, sondern eher eine
randständige KM-Anreicherung zu erwarten.
Die Differenzialdiagnose zwischen Riesenzelltumor und aneurysmatischer Knochenzyste ist
oftmals schwierig und abweichend von den letzten beiden Bildbeispielen bildgebend weniger
eindeutig zu beantworten.
Der Riesenzelltumor wird auch als Osteoklastom
bezeichnet. Er gehört jedoch nicht zu den knochenbildenden Knochentumoren, sondern leitet
sich von den Zellen des Knochenmarks ab. Der
Riesenzelltumor ist wie in dem Bildbeispiel meist
epiphysär-exzentrisch in den langen Röhrenknochen gelegen. Betroffen sind vorwiegend
männliche Patienten zwischen 20 und 40 Jahren,
also im Durchschnitt etwas ältere Personen als
die Patienten mit aneurysmatischen Knochenzysten. Der Riesenzelltumor ist ein gutartiger
Tumor, der zu etwa 5 – 10 % entartet. Der maligne und der gutartige Subtyp weisen keine charakteristischen bildmorphologischen Zeichen
auf. Trotz großzügiger Resektion und Kürettage
neigt der Tumor zu Rezidiven.
9
Frage 1403
mit bekanntem Hyperparathyreoidis6 Patient
mus (▶ Abb. 9.50). Befunden Sie die vorliegenden Projektionsradiografien.
Abb. 9.50 a – d
Zu Frage 1403.
jeweils 3 cm große Osteolysen intertro7 Etwa
chantär am proximalen Femur mit pathologischer Fraktur und epiphysär am proximalen Humerus wie bei braunen Tumoren.
die gesteigerte Produktion von Parathor8 Über
mon kommt es zu einer Vermehrung und Aktivitätssteigerung der Osteoklasten. Die hierdurch
bedingten, am häufigsten röntgenologisch zu erkennenden Skelettveränderungen sind eine Osteopenie und fokale Knochendestruktionen, die
häufig als „braune Tumoren“ bezeichnet werden.
Die Pseudotumoren stellen fibröse Narbenareale
dar, in denen sich Osteoklasten ansammeln, Blut
abgebaut wird und sich Zysten bilden. Die Blutabbauprodukte führen zur braunen Farbe des
histologischen Präparats und verleihen dem
Tumor den Namen. Die Läsionen sind charakte-
694
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Spezielle diagnostische Radiologie
9 Bewegungsapparat
Frage 1404
Sie weitere diagnoseweisende Rönt6 Nennen
genzeichen eines Hyperparathyreoidismus.
„Pfeffer-und-Salz-Schädel“,
7 Knochenresorptionssäume,
subperiostale
„Rugger-Jersey-
Spine-Sign“.
seitliche Schädelaufnahme weist typischer8 Die
weise bei Patienten mit einem Hyperparathyreoidismus insgesamt eine erhöhte Strahlentransparenz auf und zeigt disseminierte, granuläre Areale mit vermehrter Knochenresorption.
Die vermehrte Knochenresorption ist ebenfalls
subperiostal, am besten radialseitig am Mittelglied des Mittel- und Zeigefingers zu erkennen
(▶ Abb. 9.51).
Bei jüngeren Patienten mit sekundärem Hyperparathyreoidismus ist eine Mehrsklerosierung
der Wirbelkörperabschlussplatten wegweisend,
wodurch die Wirbelsäule einen quer gestreiften
Aspekt in der Röntgenübersichtsaufnahme erhält. Dieses soll an das Muster älterer Sporttrikots erinnern und wird daher auch als „RuggerJersey-Spine-Sign“ bezeichnet.
9.3.3 Faser- und fibrohistiozytäres
Gewebe bildende tumorartige
Läsion und Tumoren des Knochens
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ristischerweise nicht durch einen Sklerosesaum
umgeben und bieten daher Verwechslungsmöglichkeiten mit einem lytischen Stadium eines
Morbus Paget, einer lytischen Metastase oder
einem seltenen Riesenzelltumor.
Frage 1405
Kraniale CT-Untersuchung (▶ Abb. 9.52) eines
6 17-jährigen
Mädchens. Nennen Sie die wahrscheinlichste Diagnose.
¸
Abb. 9.51 D.-p. Aufnahme der Digiti II–V: subperiostale Resorptionssäume radialseitig am Mittelglied von
Zeige-, Mittel- und Ringfinger.
695
Spezielle diagnostische Radiologie
durch lockeres Bindegewebe ersetzt wird. Die
Röntgenmorphologie ist u. a. abhängig von dem
Grad der Ossifikation bzw. der Kalzifikation. Der
dargestellte Fall zeigt die charakteristische Manifestationsform der fibrösen Dysplasie an der
Schädelkalotte mit einer relativ scharf begrenzten, zystenartigen, bisweilen weit ausgedehnten
Läsion. Die normale Textur des Knochens ist
dabei meist aufgehoben und wird bei Manifestation an der Schädelkalotte häufig durch zystische, bei Befall der Schädelbasis oder des Gesichtsschädels eher durch milchglasartig expansive Formationen ersetzt.
An den Röhrenknochen kommt es demgegenüber
häufig durch ein konzentrisch expansives
Wachstum zu einer schalenartigen Periostreaktion. Randständig zeigt die Läsion dann
einen Sklerosesaum oder eine Kortikalisverdickung, wodurch ein „seifenblasenartiges“ Erscheinungsbild hervorgerufen werden kann
(▶ Abb. 9.53).
9
Abb. 9.53 Native Computertomografie im Knochenfenster. Relativ ausgeprägter Befund einer fibrösen Dysplasie am linken Orbitadach und im linken Sinus frontalis
mit zentralen zystischen Anteilen.
Frage 1406
ist das charakteristische Lebensalter,
6 Welches
in dem sich die fibröse Dysplasie manifestiert?
Abb. 9.52
696
Zu Frage 1405.
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7 Fibröse Dysplasie des Os parietale rechts.
fibröse Dysplasie ist eine anlagebedingte
8 Die
Veränderung, bei der normales Knochengewebe
9 Bewegungsapparat
7 Vor dem 20. Lebensjahr.
Frage 1408
Prozess der insuffizienten Faserknochenbil8 Der
ist die polyostotische Form der fibrösen
6 Was
dung kommt meist mit der Pubertät zum StillDysplasie?
Frage 1407
Lokalisationen findet sich außer in
6 Inderwelchen
Schädelkalotte häufig eine fibröse Dysplasie?
Femur, besonders am Schenkelhals,
7 Im
Tibia und Rippen (▶ Abb. 9.54).
Veränderungen
8 Die
zentral diaphysär.
in
entstehen üblicherweise
ist eine aggressivere Variante der Erkran7 Es
kung bekannt, die ein unterschiedliches Verteilungsmuster bei auffälliger Seitenbevorzugung zeigt, die auch als Jaffé-LichtensteinSyndrom bezeichnet wird.
sind häufig Becken, lange Röhrenkno8 Befallen
chen, Schädel und Rippen (▶ Abb. 9.55). Auch
diese Form der Erkrankung kommt in der Regel
mit dem Ende der Pubertät zum Stillstand (Ausnahme etwa 5 %). Als Begleitsymptome werden
endokrine Störungen und Pigmentierungsanomalien (Café-au-lait-Flecken) beobachtet. In
diesem Zusammenhang sollte auch das McCune-Albright-Syndrom Erwähnung finden, bei
dem die mono- oder polyostotische Form der fibrösen Dysplasie mit einer Pubertas praecox und
Café-au-lait-Flecken assoziiert auftritt.
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stand, so dass sich die Erkrankung vorwiegend
im Jugendalter manifestiert.
¸
Abb. 9.54 Klassisches Erscheinungsbild einer fibrösen
Dysplasie am Schenkelhals und am proximalen Femur.
Abb. 9.55 Multizentrischer Befall bei einer polyostotischen Form der fibrösen Dysplasie.
697
Spezielle diagnostische Radiologie
Sie mögliche Komplikationen der po6 Nennen
lyostotischen Form der fibrösen Dysplasie.
7
●
●
●
●
pathologische Frakturen
Knorpelhypertrophien
selten: beschleunigtes Wachstum des betroffenen Knochens
extrem selten: maligne Konversion zum
Sarkom
Rahmen der schon erwähnten pathologi8 Im
schen Frakturen kann es zu Fehlstellungen insbesondere im Schenkelhals kommen, wodurch
die sog. Hirtenstabdeformität entsteht.
7 Eosinophiles Granulom.
Histiozytosis X repräsentiert ein ganzes
8 Die
Spektrum von Erkrankungen, die nicht nur das
Skelettsystem betreffen. Die mildeste Variante
ist das eosinophile Granulom. Es handelt sich
um eine tumorähnliche Läsion aus proliferierenden Histiozyten, den Langerhans-Zellen, nach
denen die Läsion auch Langerhans-Tumor genannt wird. Die Erkrankung verläuft monostotisch und betrifft vorwiegend Kinder. Bevorzugte Lokalisationen sind Schädel, Rippen, Wirbelsäule, Beckenskelett und Femur. Das charakteristische Erscheinungsbild ist – wie in dem vorliegenden Beispiel – eine landkartenförmige,
scharf begrenzte Läsion ohne Sklerosesaum.
Frage 1411
Frage 1410
Differenzialdiagnosen ergeben sich?
6 Welche
(▶ Abb. 9.56) eines 66 Röntgenuntersuchung
Was empfehlen Sie zum weiteren Vorgehen?
jährigen Patienten. Nennen Sie die wahrscheinlichste Diagnose.
9
Ewing-Sarkom. Zur weiteren
7 Osteomyelitis,
Abklärung ist zunächst eine MRT und danach
unter Umständen eine Biopsie durchzuführen.
Osteomyelitis lässt sich im MRT sicher aus8 Eine
schließen, da bei der Osteomyelitis eine diffuse
Ödembildung im Knochen zu erwarten ist. Ein
eosinophiles Granulom ist T1-hypointens und
T2-hyperintens dargestellt, nimmt kräftig Kontrastmittel auf und ist daher nicht von einem
malignen Knochentumor zu unterscheiden. Aufgrund des meist jungen Patientenalters steht
diesbezüglich als Differenzialdiagnose das
Ewing-Sarkom im Vordergrund, so dass häufig
eine Probebiopsie durchgeführt werden muss.
Frage 1412
Sie ein mögliches Erscheinungsbild
6 Nennen
eines weit fortgeschrittenen eosinophilen Granuloms an der Wirbelsäule.
Abb. 9.56 a, b
Zu Frage 1410.
7 Die Vertebra plana.
Befall der Wirbelsäule durch das eosinophile
8 Bei
Granulom liegen häufig Osteolysen vor, die teilweise von Trabekeln durchzogen sind. Die Wir-
698
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Frage 1409
9 Bewegungsapparat
belkörper können einbrechen, so dass sich das
Bild eines Plattwirbels ergibt, der im Kindesalter
wegweisend für die Diagnose einer Histiozytosis
X ist. Differenzialdiagnostisch ist bei dem Nachweis eines Plattwirbels im Kindesalter an eine
Spondylitis tuberculosa zu denken (Morbus
Pott).
Frage 1413
eines 23-jährigen Patien6 MRT-Untersuchung
ten, die zum Ausschluss einer Meniskusläsion
Abb. 9.57 a – d Zu Frage 1413.
a Koronar T1-SE.
b Axial T2-TSE mit Fettsättigung.
c Axial T1-TSE mit Fettsättigung nativ.
d Axial T1-TSE mit Fettsättigung nach KM
i. o.
7 Nichtossifizierendes
kalisdefekt.
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angefertigt wurde (▶ Abb. 9.57). Nennen Sie
die wahrscheinlichste Diagnose.
¸
Fibrom/fibröser Korti-
besten ist im axialen Schnittbild zu erken8 Am
nen, dass die Läsion randständig mehrsklerosiert ist, also in allen Sequenzen signalarm abgebildet wird und nur gering KM aufnimmt. Bei
dem nichtossifizierenden Fibrom handelt es sich
um eine, bei Kindern und Jugendlichen häufig
auftretende, exzentrisch meist kortikal gelegene
Läsion, die in der Regel keine Symptome verursacht und ebenso wie in dem vorliegenden
Beispiel als Zufallsbefund diagnostiziert wird.
Sie ist zu 90 % in der Metaphyse der langen Röhrenknochen der unteren Extremitäten gelegen.
Die Längsachse der meist ovalären Läsion verläuft parallel zur Kortikalis des Knochens, das
Periost ist, wie in der MRT-Untersuchung erkennbar, intakt.
699
Spezielle diagnostische Radiologie
Frage 1414
Frage 1415
(▶ Abb. 9.59) eines 59-jäh6 Wie ist die Prognose der Läsion?
6 Röntgenaufnahme
rigen Patienten. Beschreiben Sie möglichst
kurz den Bildbefund.
7 Sie verschwindet in der Regel von alleine.
handelt sich bei dem nichtossifizierenden Fi8 Es
Abb. 9.59
brom/fibrösen Kortikalisdefekt um eine EntZu Frage 1415.
Abb. 9.58 a, b Abgeheiltes, fast vollständig sklerosiertes, nichtossifizierendes Fibrom am
Mittelfuß eines jungen Erwachsenen.
9
Fraktur bei Osteolysen mit an7 Pathologische
grenzender weichteildichter Raumforderung
des proximalen rechten Femur.
Fallbeispiel handelt es sich
8 Inumdemeinvorliegenden
malignes fibröses Histiozytom. Der
Tumor gehört zu den faser- und fibrohistiozytäres Gewebe bildenden Tumoren. Es sind daher
keine Osteoidanteile oder Verkalkungen im
Röntgenbild zu erkennen, wie sie bei einem knochen- oder knorpelbildenden Tumor zu erwarten
wären. Dagegen prädominiert der lytische Charakter des Tumors mit breiten Übergangszonen
und einer ausgeprägten Weichteilraumforderung, die weit über die Kontur des Knochens hinausgeht. Das maligne fibröse Histiozytom
gleicht histologisch dem Fibrosarkom und betrifft normalerweise ältere Patienten. Der
Tumor ist meist in den metaphysären Röhrenknochen lokalisiert und kann aus einem
Knocheninfarkt entstehen.
Differenzialdiagnostisch ist in dem vorliegenden
Fallbeispiel selbstverständlich an die statistisch
wesentlich häufiger auftretende osteolytische
Metastase zu denken.
700
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wicklungsstörung, die keiner weiteren Therapie
bedarf. Spontanfrakturen sind sehr selten. Die
meisten Läsionen unterliegen einer spontanen
Rückbildung. Es verbleibt in der Regel, wie in
dem unten abgebildeten Beispiel (▶ Abb. 9.58),
lediglich ein Sklerosefleck, der sich, fast vollständig sklerosiert, von der Kortikalis ausgehend in
den Markraum ausdehnt.
9 Bewegungsapparat
Frage 1416
Röntgenaufnahmen (▶ Abb. 9.60) eines 306 jährigen
Patienten mit Schmerzen am lateralen
proximalen Unterschenkel. Unten ist eine vergrößerte Zielaufnahme der proximalen Fibula
im lateralen Strahlengang abgebildet. Nennen
Sie die wahrscheinlichste Diagnose.
der unteren Extremitäten gelegen. In dem vorliegenden Beispiel sind die dorsalen Abschnitte
der Kortikalis der proximalen Fibula spindelförmig aufgetrieben. In der Zielaufnahme ist zentral
in der Läsion eine zarte Aufhellung zu erkennen,
die dem Nidus des Osteoidosteoms entspricht. Im
Nidus ist histopathologisch zellreiches, vaskularisiertes Gewebe gelegen, welches Osteoid und
unreifen Knochen produziert. Das von dem
Tumor abgelegte Osteoid kann ossifizieren, so
dass der Nidus mehrsklerosiert und röntgenologisch als charakteristische zentrale Aufhellung
nicht mehr zu erkennen ist.
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9.3.4 Knochensubstanz
produzierende tumorähnliche
Läsionen und Tumoren des
Knochens
Frage 1417
Abb. 9.60 a, b
Zu Frage 1416.
Sie die klassische klinische Sympto6 Schildern
matik eines Osteoidosteoms.
Schmerzen, die sich nach der Me7 Nächtliche
dikation mit Salizylaten prompt bessern.
sind gewöhnlich junge Patienten an
8 Betroffen
den langen Röhrenknochen der unteren Extremität und an der Wirbelsäule. Seltene Komplikationen sind ein beschleunigtes Knochenwachstum, insbesondere wenn die Läsion nahe der
Epiphysenfuge lokalisiert ist.
¸
Frage 1418
Problematik ergibt sich bei der MR6 Welche
tomografischen Darstellung des Osteoidosteoms?
Die Läsion wirkt wesentlich „aggressiver“, als
7 es
ihrem natürlichen Charakter entspricht.
Osteoidosteom wird häufig aufgrund des im
8 Das
MRT ausgeprägt erscheinenden perifokalen
7 Klassisches Bild eines Osteoidosteoms.
einem Osteoidosteom handelt es sich um
8 Bei
einen gutartigen, Knochensubstanz produzie-
Ödems in der Dignität überschätzt, so dass in
der Literatur über Verwechslungen mit einem
Ewing-Sarkom und einer Osteomyelitis berichtet
wird [270, 86, 7].
renden, sehr kleinen Tumor. Er ist fast immer
exzentrisch, meistens kortikal lokalisiert und
am häufigsten in den langen Röhrenknochen
701
Spezielle diagnostische Radiologie
und CT-Untersuchung (▶ Abb. 9.61)
6 Röntgeneiner 24-jährigen Patientin, die seit 6 Jahren
insbesondere abends sowie nachts über zunehmende Schmerzen in der linken Hüfte
klagt. Nennen Sie die wahrscheinlichste Diagnose.
Abb. 9.61 a – c
Zu Frage 1419.
dar. In der CT ist ersichtlich, dass der Nidus in der
medialen Zirkumferenz von einem strahlentransparenten Haloring aus Osteoid umgeben
ist. In diesem Saum fehlt nahezu vollständig
eine reaktive Sklerose.
Frage 1420
Sie außer einer intrakortikalen und
6 Kennen
medullären Lage in Röhrenknochen weitere
häufige Lokalisationen des Osteoidosteoms?
Osteoidosteom findet sich häufig auch
7 Das
spinal sowie intraartikulär lokalisiert.
Lage des Osteoidosteoms der Wirbel8 Bevorzugte
säule ist der Wirbelbogen, wobei in dieser Lokalisation meist der Nidus nicht von der Sklerosezone zu differenzieren ist.
Im Falle einer intraartikulären Lokalisation ist
der Nidus in der Regel subchondral als diskrete
Aufhellung mit möglicher Vorwölbung in den
Gelenkspalt zu erkennen. Betroffen ist bevorzugt
das Hüftgelenk.
9
Frage 1421
Sie den Unterschied zwischen einem
6 Nennen
Osteoidosteom und einem Osteoblastom.
sind die Größe der Läsio7 Hauptunterschiede
nen und die klinische Symptomatik, die von
den Veränderungen ausgeht.
Osteoblastom gilt als der „große Bruder“ des
8 Das
Osteoidosteoms. Ab dem Durchmesser von
wahrscheinlichste Diagnose ist ein me7 Die
dulläres Osteoidosteom.
handelt sich bei dem vorliegenden Beispiel um
8 Es
die medulläre Variante eines Osteoidosteoms.
Klassischerweise stellt sich hierbei im Gegensatz
zu dem kortikalen Typ der Nidus mehrsklerosiert
702
1,5 – 2 cm spricht man von einem Osteoblastom.
Histologisch ist die Unterscheidung schwierig
oder nicht möglich. Beide Tumoren produzieren
Osteoid, so dass manche Autoren die Meinung
vertreten, es handele sich pathologisch um dieselbe Krankheitsentität. Auch die Altersverteilung ähnelt dem Osteoidosteom, 75 % der Patienten sind jünger als 30 Jahre. Klinisch ist im Unterschied zum Osteoidosteom die Schmerzsymptomatik geringer ausgeprägt. Während das Osteoidosteom häufig Spontanremissionen aufweist, sind beim Osteoblastom eher eine Progression und manchmal eine Entartung zum Osteosarkom zu erwarten.
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Frage 1419
9 Bewegungsapparat
Frage 1422
Sie charakteristische bildmorphologi6 Nennen
sche Kriterien des Osteoblastoms.
7
●
●
●
●
scharf berandete Osteolyse mit häufigen
intraläsionalen Verkalkungen
seltener Umgebungssklerose als beim Osteoidosteom
möglicher Kortikalisdefekt
häufige Auftreibung des betroffenen Knochenabschnitts
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Subtyp des Osteoblastoms ist der „Blow8 Ein
out“-Typ, der ein expansives Wachstum mit kleinen Aufhellungen im Zentrum aufweist und
daher einer aneurysmatischen Knochenzyste
ähnelt. Das Osteoblastom ist zu 40 % in der Wirbelsäule, zu 30 % in langen Röhrenknochen und
gelegentlich an Händen und Füßen sowie am
(Gesichts-)Schädel gelegen.
Frage 1423
Abb. 9.62
Zu Frage 1423 und 1424.
Patient mit Schmerzen an der
6 18-jähriger
rechten Ferse. Mit Kontakt zur Apophysenfuge
ist ein zentral strahlentransparentes Areal von
etwa 1,5 cm Größe mit intraläsionalen Verkalkungen ersichtlich, das eine randständige diffuse Mehrsklerosierung aufweist (▶ Abb. 9.62).
Wie ist die Läsion differenzialdiagnostisch einzustufen?
¸
Differenzialdiagnosen sind
7 Wahrscheinliche
der „Brodie-Abszess“ oder das Vorliegen
eines Osteoblastoms.
das Vorliegen eines Osteoblastoms spricht
8 Gegen
anhand der vorliegenden Röntgenaufnahme,
dass die Läsion die Apophysenfuge zu durchqueren scheint. Ein Überschreiten der Wachstumsfuge ist dagegen beim Osteoblastom fast nie
nachweisbar.
Frage 1424
weiteren Abklärung wurde eine MRT-Un6 Zur
tersuchung angefertigt. Abgebildet sind axial
T2-STIR, T1-SE nativ und T1-SE mit spektraler
Fettsättigung nach KM i. v. (▶ Abb. 9.63). Welches ist die richtige Diagnose?
703
Spezielle diagnostische Radiologie
Bild und dunkel im T1-Kontrast. Randständig
zeigt die Läsion eine KM-Aufnahme, wodurch
alle Kriterien eines Abszesses erfüllt wären. Der
Kalkaneus weist insgesamt eine Ödembildung
mit einer geringen KM-Anreicherung auf, welche
im Sinne einer diffusen entzündlichen Begleitreaktion zu werten ist. Die entzündliche Umgebungsreaktion wäre untypisch für das differenzialdiagnostische Vorliegen eines gutartigen
Knochentumors. Außerdem wären zentrale
weichteilisointense Areale zu erwarten.
Der Brodie-Abszess ist eine primäre, chronischpyogene Entzündung, die charakteristischerweise eine 1 – 4 cm große Abszesshöhle aufweist, die
nicht zu einer chronischen Fistelung führt. Die
Beschwerden sind in der Regel relativ gering ausgeprägt, so dass die Patienten oft erst spät den
Arzt aufsuchen. Die Läsion stellt sich im Röntgenbild – wie in dem oben abgebildeten Beispiel
– rundlich bis ovalär geformt dar und ist von
einem Sklerosesaum umgeben. Der Brodie-Abszess ist meistens metaphysär gelegen und kann
bis zur Wachstumsfuge (hier Apophysenfuge)
reichen. Die subakute Osteomyelitisform wurde
1832 das erste Mal von Brodie beschrieben [33].
9
Abb. 9.63 a – c
704
Zu Frage 1424.
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7 Es handelt sich um einen Abszess.
Läsion ist in den zentralen Anteilen flüssig8 Die
keitsisointens abgebildet, sie ist also hell im T2-
9 Bewegungsapparat
Sie den genauen Unterschied zwi6 Nennen
schen einem Osteoblastom und einem Osteosarkom.
7 Der Unterschied ist fließend.
bereits erwähnt wurde, ist bei einem Osteo8 Wie
blastom die Entartung zum Osteosarkom möglich. Insbesondere der aggressive Subtyp des Osteoblastoms weist unscharfe bildmorphologische Unterscheidungsmöglichkeiten zum Osteosarkom auf. Beide Entitäten können in Einzelfällen einen identischen Röntgenbefund zeigen.
Frage 1426
des distalen linken Femurs
6 Röntgenaufnahme
(▶ Abb. 9.64) einer 17-jährigen Patientin. Welcher Knochentumor ist am der distalen Femur
am wahrscheinlichsten?
7 Ein Osteosarkom.
Tumor erfüllt fast alle Kriterien eines mali8 Der
gnen knochenbildenden Tumors. Periossal sind
als diagnoseweisende Zeichen eines knochenbildenden Tumors watte- oder wolkenartige Verdichtungen zu erkennen. Die zentrale Osteolyse
ist unscharf berandet, weist eine breite Übergangszone auf und zeigt keine randständige
Sklerosierung.
Auf einen malignen, vom Knochen ausgehenden
Prozess deuten ferner die ausgeprägten Periostreaktionen. In dem vorliegenden Bildbeispiel
ist medialseitig das Periost deutlich erkennbar
zwiebelschalenartig abgehoben, so dass sich in
den proximalen Abschnitten ein sog. Codman
Dreieck bildet. Weiter distal kommt es zu Periostunterbrechungen mit angrenzenden Spiculae, die auch als „Sunburst“ bezeichnet werden.
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Frage 1425
Frage 1427
derselben Patientin wurden zur weiteren
6 Bei
Abklärung des Befunds die im Folgenden abgebildete MRT- und CT-Untersuchung des linken
Kniegelenks ergänzt (▶ Abb. 9.65). Können Sie
die in der letzten Frage beschriebenen sklelettradiologischen Zeichen schnittbilddiagnostisch wiedererkennen und nachvollziehen?
¸
Abb. 9.64 Konventionelle Röntgenaufnahme im a.-p.
Strahlengang. (Abbildung freundlicherweise überlassen
von Frau Dr. von Kalle, Olgahospital, Klinikum Stuttgart)
705
Spezielle diagnostische Radiologie
zentrale Osteolyse ist besonders deutlich
7 Die
im fettsupprimierten T2-Bild (▶ Abb. 9.65 a)
zu erkennen, die extraossäre Tumorkomponente im koronaren fettgesättigten
kontrastmittelgestützten
T1-Kontrast
(▶ Abb. 9.65 b), das abgehobene Periost im
axialen
fettgesättigten
kontrastmittelgestützten T1-Kontrast (▶ Abb. 9.65 c) und
der „Sunburst“ im axialen CT (▶ Abb. 9.65 d).
hyperintens abgebildet. Sie ist von der Übergangszone umgeben, die weniger ödematös,
dafür mehrsklerosiert T1- und T2-hypointens
abgebildet wird. Das Periost kann in der axialen
Bildgebung um etwa 1 cm von der Kortikalis abgehoben in Form einer feinen schwarzen Linie
erkannt werden, die in der medialen Zirkumferenz unterbrochen ist. Zwischen Periost und Kortikalis sind spikulaartige radiäre Sklerosierungen erkennbar, die dem sog. skelettradiografischen Sunburst entsprechen.
9
Frage 1428
Altersgruppe ist am häufigsten durch
6 Welche
ein Osteosarkom betroffen?
gibt 2 Altersgipfel, der 1. liegt zwischen 10
7 Es
und 25 Jahren, der 2. zwischen 60 und 80 Jahren.
Osteosarkom ist der häufigste maligne pri8 Das
märe Knochentumor. Insgesamt tritt er gehäuft
Abb. 9.65 a – d Zu Frage 1427. (Abbildungen freundlicherweise überlassen von Frau Dr. von Kalle, Olgahospital, Klinikum Stuttgart)
a Koronar T2-STIR.
b Koronar T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
c Axial T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
d Axiale Computertomografie im Knochenfenster.
706
im Jugend- und Kindesalter auf, kann jedoch
prinzipiell Patienten in allen Altersgruppen betreffen. Das „klassische“ Osteosarkom zeigt wie
in dem oben abgebildeten Beispiel eine Mischung
aus Knochendestruktion und neu produzierten,
mineralisierenden Osteoiden. Darüber hinaus
findet man selten osteolytische Osteosarkome,
bei denen eine mottenfraßartige Knochendestruktion prädominiert, und osteosklerotische
Typen, die elfenbeinartig und mehrsklerosiert
imponieren.
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zentrale Osteolyse zeigt eine unscharf beran8 Die
dete Knochenödembildung und wird daher T2-
9 Bewegungsapparat
vorliegenden Untersuchungen wurden bei
6 Die
einem 11-jährigen Jungen durchgeführt
(▶ Abb. 9.66). Auch in diesem Fallbeispiel ist
eine Periostreaktion zu erkennen. Welches ist
die wahrscheinlichste Differenzialdiagnose?
Lage und ohne Sklerose eher untypisch, muss
jedoch differenzialdiagnostisch auch in Erwägung gezogen werden. Als Hauptdifferenzialdiagnosen sind in diesem Bildbeispiel neben der
Osteomyelitis noch das Ewing-Sarkom und eosinophiles Granulom zu erwähnen. Diese 3 Entitäten sind radiografisch und manchmal auch im
MRT ohne Kenntnis der Klinik nicht sicher voneinander zu unterscheiden, auch wenn der fehlende Weichteiltumor in diesem Bildbeispiel
gegen ein Ewing-Sarkom spricht.
Grundsätzlich kann eine Osteomyelitis nahezu
das gesamte Spektrum der radiografischen Zeichen eines malignen Knochentumors aufweisen
(mit Knochendestruktionen und Periostreaktionen sowie im Stadium der reparativen Phase mit
enostalen und periostalen Knochenneubildungen). Hilfreich ist – wie auch in dem vorliegenden Bildbeispiel – häufig die Kernspintomografie, in der bei der Osteomyelitis im Gegensatz
zum Malignom keine umschriebene Weichteilraumforderung nachweisbar ist.
9.3.5 Knorpelbildende
tumorähnliche Läsionen und
Tumoren des Knochens
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Frage 1429
¸
Frage 1430
Abb. 9.66 a – d Zu Frage 1429. (Abbildungen freundlicherweise überlassen von Frau Dr. von Kalle, Olgahospital, Klinikum Stuttgart)
a Konventionelle Röntgenaufnahme im a.-p. Strahlengang.
b Koronar T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
c Axial T2-STIR.
d Axial T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v..
7 Die einer Osteomyelitis.
in diesem Fallbeispiel kann eine Periostab8 Auch
hebung sowohl skelettradiografisch als auch
kernspintomografisch diagnostiziert werden.
Der angrenzende Markraum des Femurschafts
zeigt eine deutliche Ödembildung mit einer entsprechenden Kontrastmittelanreicherung, die
glücklicherweise das Korrelat einer Osteomeyelitis und nicht das eines Osteosarkoms darstellte.
Ein Osteosarkom wäre in dieser diaphysären
Sie den Unterschied zwischen einem
6 Nennen
Osteochondrom und einer kartilaginären Exostose.
7 Es handelt sich um Synonyme.
Osteochondrom ist eine sehr häufige, gut8 Das
artige Läsion, die sich exostotisch aus dem Knochen entwickelt. Betroffen sind meist jüngere
Patienten (1.– 3. Lebensdekade), bei denen das
Osteochondrom meist einen Zufallsbefund darstellt. Selten werden die Läsionen infolge einer
Kompression angrenzender Strukturen symptomatisch. Das Wachstum des Osteochondroms limitiert sich in der Regel selbst, weshalb die Veränderung zu den tumorähnlichen Läsionen gezählt wird.
707
Spezielle diagnostische Radiologie
Frage 1431
Frage 1432
(▶ Abb. 9.67) eines 13-jäh(▶ Abb. 9.68) eines 16-jäh6 Röntgenaufnahme
6 Röntgenaufnahme
rigen Patienten. Welches ist die wahrscheinrigen Patienten mit Beschwerden beim Leistungssport. Welches ist die wahrscheinlichste
Diagnose?
9
Abb. 9.68 a, b
Abb. 9.67
Zu Frage 1432.
Zu Frage 1431.
wahrscheinlichste Diagnose ist eine mul7 Die
tiple Osteochondromatose.
7 Die eines Osteochondroms.
multiple Osteochondromatose ist eine auto8 Die
Osteochondrom sitzt typischerweise stiel8 Das
somal
vererbte Erkrankung, bei der es besonders
artig der Kortikalis der metaphysären Abschnitte eines Röhrenknochens auf. Als Sonderform
kann das Osteochondrom auch breitbasig mit
dem Knochen verschmolzen sein, so dass die Kortikalis nicht mehr sicher abzugrenzen ist. In dem
Osteochondrom sind die charakteristischen
strähnigen oder wolkig ausgeprägten Verkalkungen eines knorpelproduzierenden Knochentumors nachzuweisen. Das Osteochondrom zeigt
eine scharfe, möglicherweise auch irreguläre Begrenzung gegenüber den umgebenden Weichteilen. Der Übergang des Osteochondroms zum angrenzenden Knochen lässt in der Regel keine begrenzenden Sklerosesäume erkennen.
708
häufig zum Auftreten breitbasiger Osteochondrome kommt, wie sie in dem vorliegenden Beispiel besonders an der Rückfläche des distalen
Femur oder am Fibulaköpfchen zu erkennen
sind.
Frage 1433
(▶ Abb. 9.69) einer 386 Röntgenaufnahmen
jährigen Patientin. Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose?
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lichste Diagnose?
9 Bewegungsapparat
drom ist der zweithäufigste gutartige Knochentumor, der in der Regel zentral und meta-/diaphysär in den langen Röhrenknochen gefunden
wird. Die häufigste Lokalisation des Enchondroms sind – wie in dem vorliegenden Beispiel
– die Phalangen und die platten Knochen des
Hand- und Fußskeletts. Das Enchondrom tritt
meist vor dem 40. Lebensjahr auf und verursacht
keine Beschwerden.
Frage 1434
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bei dem Enchondrom auch die Mög6 Besteht
lichkeit der Entartung?
7 Ja.
im Rahmen eines hereditären mul8 Insbesondere
tiplen Auftretens (Enchondromatose, Morbus
Ollier) besteht das Risiko der malignen Entartung der Läsion zum Chondrosarkom.
Frage 1435
6
Nennen Sie bildmorphologische Kriterien, die
auf Entartung eines Enchondroms hinweisen.
¸
auf eine Malignisierung:
7 Hinweise
zunehmende Unschärfe und Inhomogeni●
●
●
●
tät der Läsion
Kortikalisreaktionen
Periostreaktionen
intrakortikale Leistenbildungen
röntgenologischen Zeichen entsprechen
8 Die
denen maligner Knochentumoren, die bereits
Abb. 9.69 a, b
Vorfuß in 2 Ebenen.
wahrscheinlichste Diagnose ist die eines
7 Die
Enchondroms im Grundphalanx Digitus II
mit Fraktur plantarseitig.
weiter oben ausführlich behandelt wurden. Klinisch sollte nach einer Schmerzhaftigkeit der Läsion gefragt werden, da das blande Enchondrom
in der Regel keine Beschwerden verursacht. Eine
Zunahme der Aktivitätsbelegung in der Szintigrafie spricht ebenfalls für eine maligne Konversion.
bei dem Enchondrom (syn. Chondrom) ste8 Auch
hen die charakteristischen bildmorphologischen
Aspekte eines knorpelbildenden Knochentumors
mit girlandenförmigen oder läppchenförmigen
Verkalkungen im Vordergrund. Das Enchon-
709
Spezielle diagnostische Radiologie
Frage 1436
Frage 1437
Bildmorphologie erwarten Sie im MRT
bei dem Enchondrom auch die Mög6 Welche
6 Besteht
bei einem normalen Enchondrom?
lichkeit der Entartung?
typische Läppchenkonfiguration der
7 Eine
7 Ja.
Knorpelmatrix der Läsion sowie ein geringes
Kontrastmittel-Enhancement (▶ Abb. 9.70)
im Rahmen eines hereditären mul8 Insbesondere
[6].
tiplen Auftretens (Enchondromatose, Morbus
Frage 1438
Sie bildmorphologische Kriterien, die
6 Nennen
auf eine Entartung eines Enchondroms hinweisen.
7 Hinweise auf eine Malignisierung:
●
●
9
●
●
zunehmende Unschärfe und Inhomogenität der Läsion
Kortikalisreaktionen
Periostreaktionen
intrakortikale Leistenbildungen
röntgenologischen Zeichen entsprechen
8 Die
denen maligner Knochentumoren, die bereits
weiter oben ausführlich behandelt wurden. Klinisch sollte nach einer Schmerzhaftigkeit der Läsion gefragt werden, da das blande Enchondrom
in der Regel keine Beschwerden verursacht. Eine
Zunahme der Aktivitätsbelegung in der Szintigrafie spricht ebenfalls für eine maligne Konversion.
Frage 1439
(▶ Abb. 9.71) eines 456 MRT-Untersuchung
jährigen Patienten, die zum Ausschluss einer
Abb. 9.70 a – c Die MRT wurde von dem Vorfuß der
Patientin aus Frage 1433 angefertigt. Die Matrix des Enchondroms im Digitus II zeigt nur eine geringe Flüssigkeitshaltigkeit und ein mäßiggradiges, homogenes Kontrastmittelanreicherungsmuster. Das geringe Enhancement in der Umgebung der Läsion ist in der pathologischen Fraktur begründet und als eher nicht typisch für
das Enchondrom anzusehen.
a Koronar T2-STIR.
b Koronar T1-TSE nativ.
c T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
710
Außenmeniskusläsion angefertigt wurde: koronar T2-TSE mit Fettsättigung, koronar T1-SE
nativ und axial T2*-MEDIC. Nennen Sie die
wahrscheinlichste Diagnose.
Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt.
Ollier) besteht das Risiko der malignen Entartung der Läsion zum Chondrosarkom.
9 Bewegungsapparat
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gewebe (hell im T2-Bild und dunkel im T1-Bild).
Wegweisend für die Diagnose eines Infarkts ist
dabei der MR-tomografische Nachweis von
fettisointensen Arealen, die ebenfalls in dem Beispiel ▶ Abb. 9.71 zentral in der Läsion zu erkennen sind.
Die zahlreichen prädisponierenden Faktoren
eines Knocheninfarkts entsprechen den Risikofaktoren einer Hüftkopfnekrose (s. Frage 1358).
Bei fulminanten Verlaufsformen des Knocheninfarkts kann die enostale Gewebereaktion zu
einer Auftreibung des Knochenquerschnitts
sowie zu einer kräftigen periostalen Reaktion
führen. Hierdurch sind besonders das Os sacrum
und das Darmbein, in seltenen Fällen jedoch
ebenfalls Röhrenknochen betroffen. In diesen
Fällen können sich auch differenzialdiagnostische Schwierigkeiten in der Unterscheidung gegenüber malignen Knochenveränderungen ergeben.
Frage 1440
Abb. 9.71 a – d
Zu Frage 1439 und 1357.
Untersuchung weist die diagnoseweisen7 Die
de MR-Morphologie eines Knocheninfarkts
auf.
8
Der Knocheninfarkt wird an dieser Stelle behandelt, da die Röntgenmorphologie des Infarkts
häufig tumorähnlichen Läsionen ähnelt. Die Infarkte sind wie die Enchondrome meist zentral
meta- und diaphysär gelegen und zeigen im
Spätstadium landkartenartige Verkalkungen,
deren Röntgenbefund mit den popcornartigen
Verkalkungen des Enchondroms oder den polyzyklischen Verkalkungen eines fibrösen Kortikalisdefekts verwechselt werden können. Während
im Frühstadium eines Infarkts meist nur ein
Ödem im Knochen nachweisbar ist, entwickelt
sich im weiteren Verlauf die charakteristische,
ebenfalls sich in dem vorliegenden Beispiel darstellende, landkartenartige Morphologie. Die erkennbaren Doppellinien (Double-Line-Sign) der
Läsion entsprechen einem saumförmigen Nebeneinander von Sklerose (dunkel in beiden
Wichtungen) und Nekrose bzw. Granulations-
6 Was ist das Chondroblastom?
seltener epiphysärer knorpelbildender
7 Ein
Tumor, der bei Jugendlichen mit noch nicht
¸
abgeschlossener Skelettreife auftritt.
Chondroblastom wird auch Codman-Tumor
8 Das
genannt. Der meist epiphysär in den langen Röhrenknochen gelegene, gutartige Tumor manifestiert sich häufig durch leichte oder zunehmende
Schmerzen sowie durch eine mögliche Gelenkergussbildung. Röntgenologisch ist exzentrisch gelegen eine rundliche singuläre Aufhellung mit
scharfer Begrenzung und Sklerosesaum wegweisend. Da es sich um einen knorpelproduzierenden Tumor handelt, sind zu 50 % Verkalkungen
nachweisbar. In einem großen Teil der Fälle ist
eine Periostreaktion zu erkennen, wobei es besonders in den platten Knochen zu einer Expansion der Knochenkontur kommen kann.
711
Spezielle diagnostische Radiologie
Frage 1441
Patientin, die über anhaltende
6 74-jährige
Schmerzen über der Symphyse links-parame-
Abb. 9.72 a – e Zu Frage 1441.
a Axiale CT im Knochenfenster.
b Axial T2-TSE.
c Koronar T1-TSE.
d Axial T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
e Koronar T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
9
die Symphyse angrenzend ist im Os pubis
7 An
links ein randständig kontrastmittelanreichernder Tumor ersichtlich, der sich in die
angrenzenden Weichteile der Muskelloge
der Adduktoren ausdehnt. Er weist Verkalkungen auf und ist aufgrund der Lage am
Körperstamm und des Alters der Patientin
am ehesten im Sinne eines Chondrosarkoms
einzustufen.
für einen knorpelproduzieren8 Diagnoseweisend
den malignen Knochentumor sind die computertomografisch nachweisbaren Osteolysen (im Os
pubis links) mit den angrenzenden flauen Verkalkungen (▶ Abb. 9.72 a). Die zusätzlich erkennbare umgebende Weichteilraumforderung
dehnt sich bis in den Ansatz der Adduktorenmuskulatur aus (▶ Abb. 9.72 c). Die Raumforderung
reichert, mehrfach lobuliert, kräftig Kontrastmittel an (▶ Abb. 9.72 d, e), während die zentra-
712
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dian klagt. In den Röntgenübersichtsaufnahmen wurde eine Osteolyse mit angrenzenden
flauen Verkalkungsstrukturen beschrieben.
Zur weiteren Abklärung wurden die abgebildete CT- und MRT-Untersuchung angefertigt
(▶ Abb. 9.72). Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose?
len Anteile des Tumors stark T2-hyperintens sind
(▶ Abb. 9.72 b).
Das Chondrosarkom ist der dritthäufigste maligne Knochentumor, der bevorzugt ältere Erwachsene betrifft. Der Tumor verursacht charakteristischerweise einen dumpfen, diskreten
Schmerz. Prinzipiell können alle Knochen und
knorpeligen Gewebe durch den Tumor betroffen
sein, am häufigsten ist er jedoch metaphysär in
den großen Röhrenknochen, den Rippen und im
Becken lokalisiert. Bezüglich der Lokalisation
von knorpelbildenden Tumoren gilt grundsätzlich, dass je zentraler, also je näher am Rumpf
der Tumor gelegen ist, desto wahrscheinlicher
die Diagnose eines Chondrosarkoms anzunehmen ist. Anders herum ist ein weit distal, also
z. B. an der Hand gelegener knorpelproduzierender Tumor fast nie bösartig.
In dem vorliegenden Fall wurde die Diagnose
eines entdifferenzierten Chondrosarkoms histologisch gesichert. Charakteristisch für diesen
Subtyp sind das erwähnte Nebeneinander von
lytischen Anteilen und knorpeliger Tumormasse
(▶ Abb. 9.72). Das entdifferenzierte Chondrosarkom weist eine besonders schlechte Prognose
auf.
Der häufigste Subtyp ist das medulläre (zentrale) Chondrosarkom (▶ Abb. 9.73), das sich im
Markraum des Knochens permeativ ausbreitet,
jedoch ebenfalls häufig zu einer expansiven
Weichteilraumforderung führt.
Abb. 9.73 Medulläres (zentrales) Chondrosarkom des distalen rechten Femur. Zu erkennen ist neben der Expansion des
Markraums der distalen Diaphyse eine verdünnte Kortikalis, die
medial zu einer pathologischen
Fraktur und lateral zur zwiebelschalenartigen Abhebung des
Periost führt. Die umgebende
Weichteilraumforderung ist als
diffuse Transparenzminderung
besonders über der lateralen
Kortikalis erkennbar.
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9 Bewegungsapparat
¸
Als weiterer Untertyp ist das exophytische, periphere Chondrosarkom erwähnenswert, das sich
aus der Knorpelkappe eines vormals benignen
Osteochondroms ableitet und daher auch als
sekundäres Chondrosarkom bezeichnet wird
(▶ Abb. 9.74).
713
Es ist wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass im
Röntgenbild nur der knöcherne bzw. der verkalkte Anteil eines knorpelbildenden Knochentumors zu erkennen ist. Die Knorpelkappe, die
dem knöchernen Anteil des Tumors aufliegt,
kann lediglich im MRT sicher diagnostiziert werden. Beträgt die Dicke der Knorpelkappe eines
Osteochondroms mehr als 1 – 2 cm, besteht der
Verdacht auf eine sarkomatöse Entartung.
Die Patienten, die an einem sekundären Chondrosarkom erkranken, sind mit 20 – 40 Jahren
jünger als Patienten, die ein primäres Chondrosarkom aufweisen. Das sekundäre Chondrosarkom ist ein niedrigmaligner Tumor und hat
daher eine bessere Prognose als der primäre
Subtyp.
a
9.3.6 Vom Knochenmark
ausgehende Tumoren
Frage 1442
vorliegende Röntgenuntersuchung wurde
6 Die
im Rahmen einer Skolioseabklärung bei einem
9
17-Jährigen durchgeführt (▶ Abb. 9.75). Welche Pathologie fällt Ihnen neben der Skoliose
auf, welche weitere Untersuchung veranlassen
Sie?
b
Abb. 9.74 a, b Das seitliche Röntgenbild (a) und die
sagittale T2*-MEDIC mit spektraler Fettsättigung (b)
zeigen ein Osteochondrom mit Malignisierungstendenz
zum Sarkom. Die Knorpelkappe ist in der GradientenEcho-Technik sehr signalreich gegenüber dem fettsupprimierten knöchernen Markraum abzugrenzen. Die
deutliche Verdickung an der kranialen Zirkumferenz
deutet auf eine mögliche sarkomatöse Entartung.
Abb. 9.75 Konventionelle Röntgenaufnahme im a.-p.
Strahlengang. (Abbildung freundlicherweise überlassen
von Frau Dr. von Kalle, Olgahospital, Klinikum Stuttgart)
714
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Spezielle diagnostische Radiologie
9 Bewegungsapparat
stellt sich eine Osteolyse am linken Be7 Es
ckenkamm dar, zur weiteren Abklärung
wird eine Abdomensonografie veranlasst.
Frage 1443
Anschluss wurden die folgenden Unter6 Im
suchungen bei demselben Patienten zur wei-
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teren Abklärung durchgeführt. Nennen Sie
eine wahrscheinliche Diagnose.
¸
Abb. 9.76 a – c Zu Frage 1443. (Abbildungen freundlicherweise überlassen von Frau Dr. von Kalle, Olgahospital, Klinikum Stuttgart)
a B-Mode-Sonografie in sagittaler Schnittführung.
b Axial PD-TSE mit spektraler Fettsättigung.
c Koronare Rekonstruktion T1-MP-Rage nach KM i. v.
715
Spezielle diagnostische Radiologie
Diagnose ist die des
der linken Beckenschaufel ist eine große,
8 An
mehrfach lobulierte, weichteilisointense Raumforderung zu erkennen, die randständig betont
Kontrastmittel anreichert. Zu beachten ist ein
zweiter, kleinerer Befund am linken Pfannendach, der ähnliche Signaleigenschaften aufwies.
Die Biopsie des Tumors bestätigte die Verdachtsdiagnose eines Ewing-Sarkoms.
Das Ewing-Sarkom ist ein hochmalignes Sarkom, bestehend aus Rundzellen neuroektodermalen Ursprungs. Nach neueren Erkenntnissen
ist das Ewing-Sarkom identisch mit dem primitiv-neuroektodermalen Tumor (PNET). Im Gegensatz zu den übrigen Knochentumoren sind
bei dem Ewing-Sarkom Allgemeinsymptome
wie Fieber, Anämie, Leukozytose, erhöhte laborchemische Entzündungsparameter relativ häufig. Zu ungefähr 90 % sind Patienten im Alter zwischen 5 und 30 Jahren durch den Tumor betroffen. Der Tumor kann in allen Knochenabschnitten vorkommen; besonders häufig sind Femur,
Ilium und Humerus, in anderen Lokalisationen
deutlich seltener. An den langen Röhrenknochen
ist das Ewing-Sarkom diaphysär gelegen. Klinisch führt das Ewing-Sarkom an den Extremitäten zu deutlich sichtbaren Rötungen und
Schwellungen.
9
durch Tumornekrosen sowie durch enostale
und periostale Reaktionen. Im MRT ist der
große Weichteilanteil des Tumors zu erkennen,
der stets eine kräftige Kontrastmittelaufnahme
zeigt.
Frage 1445
dem abgebildeten Fallbeispiel eines 2-jäh6 Inrigen
Kindes mit einer langwöchig anhaltenden schmerzhaften Schwellung der rechten
Wange wurden die folgenden Untersuchungen
mit dem Verdacht auf einen Knochentumor
durchgeführt (▶ Abb. 9.77). Welche Diagnosen
halten Sie für wahrscheinlich?
Frage 1444
anderen Krankheitsbild ähneln Kli6 Welchem
nik und Bildmorphologie des Ewing-Sarkoms?
7 Dem einer Osteomyelitis.
die Klinik als auch die morphologische
8 Sowohl
Ähnlichkeit mit der Osteomyelitis reflektieren
die Pathogenese der Erkrankung, die sich aus
dem retikuloendothelialen System des Knochenmarks ableitet. Der Tumor produziert keine Knochenmatrix. Es stehen daher, ähnlich wie in dem
oben abgebildeten Beispiel, osteolytische Aspekte im Vordergrund. Mottenfraßartige Destruktionen mit breiten Übergangszonen und ausgeprägten „malignen“ Periostreaktionen sind
diagnoseweisend. In platten Knochen sind hingegen jedoch sklerotische Ewing-Sarkome keine
Seltenheit. Die sklerotischen Areale entstehen
716
Abb. 9.77 a – c Zu Frage 1445.
a Axial T2-TSE.
b Axial T1-TSE mit spektraler FS nach KM i. v.
Fortsetzung ▶
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wahrscheinliche
7 Eine
Ewing-Sarkoms.
9 Bewegungsapparat
Frage 1446
einer 85-jährigen Patien6 MRT-Untersuchung
tin mit bekanntem B-Zell-Lymphom: axial T2-
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TSE, T1-FLASH mit spektraler Fettsättigung
nach KM i. v. (▶ Abb. 9.78). Welches ist die
wahrscheinlichste Diagnose?
Abb. 9.77 a – c Fortsetzung zu Frage 1445.
c CT in der Ausspielung im Knochenfenster.
können ein vom Knochen ausgehender
7 Es
Tumor oder eine Osteomyelitis vorliegen.
Computertomografie (▶ Abb. 9.77 c) ist
8 Ineinederdeutliche
Periostabhebung und -verdickung
am rechten Corpus mandibulae zu erkennen,
die kernspintomografisch durch eine entsprechende Ödembildung in der T2-TSE-Messung
(▶ Abb. 9.77 a) und eine Hypervaskularisation
in der kontrastmittelgestützten fettgesättigten
T1-TSE-Messung (▶ Abb. 9.77 b) begleitet wurde. Zum Ausschluss eines malignen, vom Knochen ausgehenden Tumors wurde daher eine
Knochenbiopsie veranlasst, bei der glücklicherweise die chronische Form einer Osteomyelitis
nachgewiesen werden konnte. Das Beispiel
zeigt nochmal die Schwierigkeiten, die sich bei
der Differenzialdiagnose eines malignen Knochentumors und einer Osteomyelitis ergeben
können. Rückblickend ist als diagnoseweisend
für eine entzündliche Knochenerkrankung – gerade im Gegensatz zu dem vorangegangenen
Bildbeispiel des Ewing-Sarkoms – die im MRT
stets eindeutig nachzuweisende, nicht vorhandene Weichteilraumforderung zu sehen.
¸
Abb. 9.78 a – c
Zu Frage 1446.
Fortsetzung ▶
717
Spezielle diagnostische Radiologie
ossären Manifestation, die bei etwa 30 % aller
malignen Lymphome auftreten kann und auch
in dem vorliegenden Beispiel zugrunde lag. Prädilektionsstellen des ossären Lymphombefalls
sind die distale Femur- und proximale Tibiadiaphyse sowie die übrigen Knochen, die zur Hämatopoese beitragen (Humerus, Becken, Skapula,
Rippen und Wirbelkörper). Bilddiagnostisch diagnoseweisend ist wie in dem vorliegenden Fall
der späte Nachweis einer kortikalen Destruktion
bei bestehender ausgedehnter Weichteilraumforderung (▶ Abb. 9.79).
9
Abb. 9.78 a – c
Fortsetzung zu Frage 1446.
a
eines Lymphombefalls des distalen
7 Die
Femur und der angrenzenden Weichteile.
b
718
Abb. 9.79 a, b
Lymphombefall der
Schädelkalotte mit
Destruktion der Tabula externa und interna und angrenzender subkutaner
Weichteilraumforderung.
a Axial T2-TSE.
b Axial T1-SE mit
spektraler Fettsättigung nach
KM i. v.
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wird der seltene primäre Lym8 Unterschieden
phombefall des Knochens von der sekundären
9 Bewegungsapparat
Frage 1447
Frage 1448
Sie die Bilddiagnose der vorliegenden
Patientengruppe ist meist durch ein
6 Nennen
6 Welche
Röntgenuntersuchung (▶ Abb. 9.80).
Plasmozytom betroffen? Wie häufig ist das
Plasmozytom?
sind klassischerweise ältere Män7 Betroffen
ner. Das Plasmozytom ist der häufigste maligne primäre Knochentumor.
Plasmozytom ist ein monoklonaler B-Lym8 Das
phozytentumor, dessen Ursprung das rote Kno-
Frage 1449
welchen laborchemischen bzw. klinischen
6 Zu
Veränderungen kommt es und welche Aus-
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chenmark darstellt. Er führt zu Knochendestruktionen und produziert Paraproteine (Immunglobuline). Die dominierenden Skelettmanifestationsmuster sind eine diffuse Osteopenie sowie
solitäre und multiple Osteolysen. Betroffen sind
ebenso wie beim Morbus Paget ältere Patienten,
Männer häufiger als Frauen. Seltene Varianten
sind monostotische und primär-extraossäre
Manifestationen.
¸
sagekraft hat die Skelettszintigrafie?
7
●
●
●
Abb. 9.80 a, b
Zu Frage 1447.
scharf berandete, reaktionslose Os7 Multiple,
teolysen der Schädelkalotte, die den diagnoseweisenden Befund eines „Schrotschussschädels“ bei einem Plasmozytombefall darstellen.
glatt begrenzte Läsionen von einigerma8 Relativ
ßen einheitlicher Größe sind sehr charakteristisch für den Befall eines Plasmozytoms.
Im Urin ist das Bence-Jones-Protein nachweisbar.
In der Elektrophorese sind monoklonale
Gammaglobuline nachweisbar.
Klinisch sind neben Knochenschmerzen
eine B-Symptomatik und eine Hepatomegalie charakteristisch.
kommt es außer bei pathologi8 Szintigrafisch
schen Frakturen zu keinen Mehranreicherungen. Bei einem Befall finden sich Cold Spots, so
dass die Szintigrafie deshalb zur Primärdiagnostik und zum Staging des Plasmozytoms ungeeignet ist.
Die Diagnose wird in der Regel durch den histologischen Nachweis von Lagen atypischer
Plasmazellen im Markraum erhärtet. Die häufige Minderbelegung in der Skelettszintigrafie
lässt sich in Verbindung mit einer MRT nutzen,
in der die Plasmozytom-Läsionen regelmäßig
nachweisbar sind. Auf diese Weise können differenzialdiagnostisch disseminierte Skelettmetastasen ausgeschlossen werden.
719
Spezielle diagnostische Radiologie
9.3.7 Weichteiltumoren
Frage 1451
Patientin mit diffus entzündlich6 90-jährige
exulzerierendem Tumor an der rechten Schul-
Frage 1450
Tumor stellt bei erwachsenen Patien6 Welcher
ten den häufigsten malignen Weichteiltumor
ter (▶ Abb. 9.82). Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose?
dar?
7 Das maligne fibröse Histiozytom.
maligne fibröse Histiozytom ist ein Tumor,
8 Das
der sowohl im Weichteilgewebe als auch im Kno-
9
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chen vorkommen kann. Wie bereits erwähnt, betrifft der Tumor in der Regel ältere erwachsene
Patienten. Es sind zahlreiche Subtypen des Tumors bekannt. Im MRT prädominiert ein hyperintenses T2-Signal, welches jedoch bei ausgedehnten fibromatösen Komponenten auch signalarm ausfallen kann. Charakteristisch ist darüber hinaus eine inhomogene kräftige KMAnreicherung. Kontrastmittelaussparungen im
Tumorgewebe können durch Nekroseareale
bedingt sein. Nach einer Resektion entstehen
häufig Rezidive (▶ Abb. 9.81).
b
a
c
Abb. 9.81 a – c Rezidiv eines malignen fibrösen Histiozytoms im M. flexor carpi radialis.
a Koronar T1-SE nativ.
b Axial T2-TSE.
c Axial T1-SE mit spektraler Fettsättigung nach KM i. v.
720
Abb. 9.82 a, b Zu Frage 1451.
a Schräg-koronar T2-STIR.
b Schräg-koronar T1-SE mit spektraler Fettsättigung
nach KM i. v.
9 Bewegungsapparat
wahrscheinlichste Diagnose ist die eines
7 Die
Liposarkoms.
des Humeruskopfs, sich nach medial
8 Kranial
ausweitend, stellen sich inhomogene weichteil-
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isointense Tumormassen dar, die zu einer fast
vollständigen Arrosion der Klavikula und der Cavitas glenoidale geführt haben und den M. deltoideus und M. supraspinatus infiltrieren. Bemerkenswert ist, dass sich der Tumor in der
STIR-Messung nicht vollständig hyperintens
darstellt, sondern dunkle Areale aufweist, die
zum Teil auch in den Bildern mit spektraler Fettsättigung hypointens abgebildet werden. Es ist
daher davon auszugehen, dass der Tumor einen
großen Fettgewebeanteil aufweist.
Das Liposarkom stellt bei älteren Erwachsenen
einen häufigen malignen Weichteiltumor dar. Er
kann retroperitoneal oder an den Extremitäten
lokalisiert sein. Es werden 4 Subtypen unterschieden, wobei sich der Malignitätsgrad umgekehrt proportional zum Fettgewebeanteil des
Tumors verhält. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass – abweichend von dem oben abgebildeten Beispiel – MR-tomografisch bei stark
entdifferenzierten Tumoren kein Fettgewebe gefunden wird.
¸
Frage 1452
einer 35-jährigen Patien6 MRT-Untersuchung
tin (▶ Abb. 9.83). Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose der ovalären Raumforderung
in der autochthonen Rückenmuskulatur
rechts?
Abb. 9.83 a – c Zu Frage 1452.
a Axial T2-TSE.
b Koronar T1-SE.
c T1-SE mit spektraler Fettsättigung nach KM i. v.
721
Spezielle diagnostische Radiologie
7 Die eines Neurofibroms.
Neurofibrome treten bei Erwachsenen
8 Solitäre
zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr in der
Frage 1453
einer Patientin mit be6 MRT-Untersuchung
kannter Neurofibromatose (▶ Abb. 9.84). Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose?
Abb. 9.84 a, b Zu Frage 1453.
a Koronar T1-SE nativ.
b Koronar T1-SE mit spektraler Fettsättigung nach KM
i. v.
9
plexiforme Neurofibrome im Ver7 Multiple
lauf des Plexus lumbosacralis und des N. ischiadicus, rechts ausgeprägter als links.
Neurofibrome sind multifokale my8 Plexiforme
xoide Läsionen, die charakteristischerweise –
genau wie es in dem vorliegenden Beispiel zu
erkennen ist – wurmförmig konfiguriert sind
(„bag of worms“). Plexiforme Neurofibrome treten immer im Rahmen einer Neurofibromatose
(NF 1) auf. Die Neurofibrome können zu peripheren Denervierungen sowie zu Atrophien der abhängigen Muskeln führen.
Neben dem gutartigen Neurofibrom existiert
eine maligne Form, welche primär oder sekundär durch die Entartung eines benignen Neurofibroms auftreten kann und gehäuft bei Patienten mit einer Neurofibromatose (NF 1) zu beobachten ist.
Malignitätskriterien:
● ausgedehnte Größe oder schnelles Wachstum
● Randunschärfe
● Infiltration in die Umgebung
● starke Signalinhomogenitäten des Tumors
722
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Regel im Verlauf der peripheren Nerven auf.
Das charakteristische Signalverhalten des Neurofibroms entspricht dem oben abgebildeten Beispiel. Das ungleichmäßig helle Signal im T2-Bild
und die gering inhomogene Darstellung nach
Kontrastmittelgabe kann Ausdruck von regressiven Veränderungen oder Septierungen sein.
10 % der Patienten mit Neurofibromen leiden
unter der Neurofibrose (NF-1).
9 Bewegungsapparat
6 65-jährige
Schwellung
Patientin mit schmerzhafter
des Kniegelenks und rezidivierend
auftretenden
Gelenkblockierungen
(▶ Abb. 9.85). Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose bezüglich der erkennbaren Raumforderung in der Kniekehle?
einer pigmentierten villonodulären Sy7 Die
novialitis mit Knochenbeteiligung.
pigmentierte villonoduläre Synovialitis ist
8 Die
eine gutartige proliferative Erkrankung der Synovialis. Sie tritt ebenfalls an den Sehnenscheiden und in den Gelenkbursen auf. An den Sehnenscheiden wird die Erkrankung auch als Riesenzelltumor bezeichnet. Die pigmentierte villonoduläre Synovialitis ist eine zottenbildende,
zum Teil knochendestruierende Proliferation
der Synovialis, die stark hämosiderinhaltig ist.
Das Hämosiderin ist genauso wie in dem vorliegenden Beispiel in Form von Suszeptibilitätsartefakten besonders deutlich in der GRE-Technik (MEDIC) nachzuweisen (schwarze Punkte).
Die erkennbare Kontrastmittelaufnahme der
Weichteilraumforderung ist charakteristisch. In
nur 30 – 40 % kann es – wie man es in dem Bildbeispiel am dorsalen Tibiaplateau erkennen
kann – zu einer Knochenbeteiligung kommen,
wobei sich charakteristischerweise scharf begrenzte gelenknahe Läsionen mit Sklerosesaum
darstellen.
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Frage 1454
¸
Abb. 9.85 a – c Zu Frage 1454.
a Koronar T2*-MEDIC.
b Sagittal T1-SE nativ.
c Sagittal T1-SE nach KM i. v.
723
Spezielle diagnostische Radiologie
Weichteilverkalkungen des intraartiku7 Die
lären Tumors sind nicht charakteristisch für
zu der oben abgebildeten MRT-Un6 Ergänzend
tersuchung wurden folgende Röntgenübersichtsaufnahmen angefertigt (▶ Abb. 9.86).
Was fällt radiologisch auf und ist nicht typisch
für eine pigmentierte villonoduläre Synovialitis? An welche Differenzialdiagnose denken
Sie?
eine pigmentierte villonoduläre Synovialitis,
so dass differenzialdiagnostisch an das Vorliegen eines synovialen Sarkoms zu denken
ist.
Synovialissarkom ist ein maligner Weich8 Das
teiltumor (▶ Abb. 9.87), der genauso wie die pigmentierte villonoduläre Synovialitis von der Synovia der Gelenke, Bursen und Sehnenscheiden
den Ausgangspunkt nimmt und sekundär den
Knochen befallen kann. Er weist in einem Drittel
der Fälle amorphe Verkalkungen auf und lässt
sich dadurch röntgenologisch von einer pigmentierten villonodulären Synovialitis unterscheiden. Nach der vorliegenden Literatur weist die
pigmentierte villonoduläre Synovialitis extrem
selten Verkalkungen auf, so dass in dem vorliegenden Beispiel differenzialdiagnostisch das
Vorliegen eines Sarkoms nicht auszuschließen
9
Abb. 9.86 a, b
724
Zu Frage 1455.
Abb. 9.87 a – c Die erkennbare stark kontrastmittelanreichernde Weichteilraumforderung entsprach histologisch einem Synovialissarkom, das seinen Ausgangspunkt von den Sehnenscheiden der Zehenbeuger
nahm und zu einer Destruktion der angrenzenden Knochenstrukturen geführt hat. Das Synovialissarkom ist am
häufigsten am Knie und am zweithäufigsten an den
Sehnenscheiden des Fußes gelegen. Das Bildbeispiel
zeigt den charakteristischen Bildbefund eines inhomogenen T2-Signals und eines ungleichmäßigen, starken
Kontrastmittel-Enhancements, welches Hämorrhagien,
Nekrosen und Kalzifikationen im Tumorgewebe reflektiert.
a Koronar T2-STIR.
Fortsetzung ▶
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Frage 1455
9 Bewegungsapparat
war [245, 242]. Röntgenologisch fällt darüber
hinaus eine unscharfe Osteolyse am dorsolateralen Tibiaplateau auf, die ebenfalls aufgrund der
fehlenden Sklerosierung als nicht typisch für den
Befund einer pigmentierten villonodulären Synovialitis zu werten ist und den Verdacht auf ein
Malignom lenkt. Der intraoperative und histologische Befund bestätigte im Widerspruch zur
projektionsradiologischen Bildmorphologie die
Diagnose einer pigmentierten villonodulären
Synovialitis.
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9.3.8 Anhang: Morbus Paget
Frage 1456
(axial T2-TSE, T1-SE, T2-FLAIR) und CT6 MRTUntersuchung (▶ Abb. 9.88) eines älteren Patienten. Nennen Sie die beiden Hauptdiagnosen der Untersuchungen.
¸
Abb. 9.87 a – c Fortsetzung
b Koronar T1-TSE nativ.
c Sagittal T1-SE mit spektraler Fettsättigung nach KM
i. v.
725
Spezielle diagnostische Radiologie
7
●
●
Morbus Paget
basiläre Impression
tretende Knochenerkrankung, deren charakteristisches Erscheinungsbild ein verdickter und
strähnig verdichteter Knochen ist. Der Befund
des Bildbeispiels entspricht dem nach der projektionsradiologischen Morphologie benannten
Bild des „Baumwoll- oder Wolkenschädels“.
Durch eine „Erweichung“ und Remodellierung
der betroffenen knöchernen Strukturen kann
es, wie es in dem vorliegenden Beispiel ersichtlich ist, zu einer sog. basilären Impression kommen.
Der Schädelknochen wirkt strähnig, teils körnig
mit vielen Fettmarkanteilen durchsetzt. Eine
Kontrastmittelaufnahme der knöchernen Läsionen ist möglich und dann Ausdruck von einsprossendem fibrovaskulären Gewebe.
Frage 1457
9
Sie Prädilektionsstellen des Morbus
6 Nennen
Paget.
Wirbelsäule, Becken und lange Röh7 Schädel,
renknochen der unteren Extremitäten.
Pathogenese der Erkrankung ist nicht voll8 Die
ständig geklärt. Sie ist möglicherweise viral ausgelöst. Die von Viren befallenen Osteoklasten bewirken eine vermehrte Resorption von Knochen.
Im Gegenzug folgt eine Aktivierung von Osteoblasten und Fibroblasten, die kompensatorisch
eine vermehrte Produktion von „minderwertigem“ primitiven Geflechtknochen bewirken.
Frage 1458
Abb. 9.88 a – d
Stadien eines Morbus Paget sind zu un6 Welche
terscheiden?
Zu Frage 1456.
unterscheidet ein lytisches, ein gemisch7 Man
tes und ein sklerotisches Stadium.
rein lytische oder rein sklerotische Stadium
8 Das
ist selten zu beobachten. Meist liegt ein Nebeneinander von lytischen und sklerotischen Ver-
726
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Morbus Paget oder Ostitis deformans ist eine
8 Der
im höheren Alter und häufiger bei Männern auf-
9 Bewegungsapparat
änderungen vor, also ein gemischtes Stadium.
Hierbei kommt es zu der diagnoseweisenden
Morphologie des Morbus Paget mit strähnigen
Sklerosierungen, Knochenexpansionen und Verformungen sowie zum Teil aufgefasert wirkender Kortikalis (▶ Abb. 9.89).
Frage 1459
lytische Stadium eines Morbus Paget birgt
6 Das
differenzialdiagnostische Probleme. Erklären
Sie, warum.
der Morbus Paget im lytischen Stadium
7 Da
sowohl im MRT als auch in der Skelettszintigrafie anreichert und insofern nicht sicher
von einer osteolytischen Metastasierung zu
unterscheiden ist.
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osteolytische Phase wird auch als „heiße
8 Die
Phase“ oder Osteoporosis circumscripta bezeichnet. Die Knochenresorption kann als strahlentransparenter Keil oder als längs zum Knochenschaft verlaufendes Aufhellungsareal in der Kortikalis und in der Spongiosa in Erscheinung treten.
Frage 1460
Sie die Hauptkomplikationen des Mor6 Nennen
bus Paget.
7
●
●
¸
pathologische Frakturen
sarkomatöse Entartung
pathologische Frakturen sind meist lange
8 Durch
Röhrenknochen betroffen, die häufig konvexsei-
Abb. 9.89 a – g Befall des Os sacrum und des thorakolumbalen Übergangs durch einen Morbus Paget bei einer
57-jährigen Patientin. Es finden sich neben strähnigen
Mehrsklerosierungen lytische Areale, die zum Teil mit
einer Verformung des Knochens einhergehen und im
Sinne eines gemischten Stadiums der Erkrankung zu interpretieren sind.
tig als inkomplette Ermüdungsbrüche oder als
vollständige, quer verlaufende Frakturen auftreten, die auch als „Bananenbruchtyp“ bezeichnet
werden.
Der Verdacht auf eine sarkomatöse Entartung ist
dann gegeben, wenn innerhalb eines Areals, welches bereits hypersklerosiert ist, neue lytische
Areale entstehen und eine starke paraossäre
Ausbreitung zu erkennen ist (▶ Abb. 9.90).
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Abb. 9.90 a – p Komplikationsloser Verlauf bei Morbus-Paget-Befall eines Wirbelkörpers der mittleren BWS.
Der BWK 8 zeigt über den Zeitraum von 14 Jahren eine
zunehmende Hypersklerosierung, die sich in der jüngsten Kontrolle computertomografisch wabig-mehrsklerosiert ohne Hinweis auf osteolytische Areale darstellt.
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Spezielle diagnostische Radiologie
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