143 Das Konzept „Optische Qualität“ – ein neues Paradigma in der Augenheilkunde J. Bühren, T. Kohnen Zusammenfassung Bei der Bewertung von refraktiv-chirurgischen Verfahren erwies sich der Hochkontrastvisus als alleiniger Parameter häufig als unzureichend, da er den für die Patientenzufriedenheit so wichtigen subjektiven Seheindruck oft nur unzureichend widerspiegeln vermochte. So ergab sich mit dem Konzept der „Optischen Qualität“ ein neues Paradigma in der Augenheilkunde. Ein bei der Evaluation der optischen Qualität auftretendes Problem ist die Tatsache, dass sich „optische Qualität“ nicht direkt messen lässt. Es ist daher eine Definition über messbare Surrogatparameter (Operationalisierung) notwendig. Die optische Qualität wird von Faktoren auf mehreren Ebenen beeinflusst: Die Ebene „Anatomie“ stellt die Eingangsebene dar. Sie beeinflusst direkt die optischen Eigenschaften des Auges, die sich wiederum auf die Funktion des Auges auswirken. Auf der letzten Ebene steht der subjektive Seheindruck des Patienten. Jeder der einzelnen Ebenen wird durch messbare Parameter repräsentiert (Anatomie: z. B. Hornhauttopografie, Hornhautre­flexion; Optik: z. B. Wellenfrontfehler; Funktion: z. B. Visus, Kontrast- und Blendempfindlichkeit; Wahrnehmung: z. B. Fragebogenwerte für Symptomintensität und Zufriedenheit). Wir stellen nachfolgend die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ebenen und ihre Bedeutung für die refraktiv-chirurgische Praxis dar. Einleitung Erfahrungen aus der refraktiven Chirurgie haben gezeigt, dass die im klinischen Gebrauch übliche Bestimmung der Hochkontrastsehschärfe (Visus) nicht immer zur umfassenden Bewertung des Ergebnisses eines refraktiv-chirurgischen Eingriffes ausreichend ist. Diese Erkenntnis hat im klinischen Bereich zu einer näheren Aus­ einandersetzung mit den Prinzipen der Physiologischen Optik geführt. Genauso wie bei der Vorbereitung und Durchführung eines Eingriffes bedarf es auch zur Bewertung der Ergebnisse im klinischen Alltag und für wissenschaftliche Zwecke eines Instrumentariums. Nur so ist in der eigenen Praxis eine Qualitätskontrolle und im Rahmen der Entwicklung die Einführung neuer und die Verbesserung bestehender Techniken möglich. Zur Beschreibung der unterschiedlichen Teilaspekte der visuellen Funktion hat sich die Bezeichnung „Optische Qualität“ eingebürgert. Dies trägt dem im Bereich der refraktiven Chirurgie wichtigen subjektiven Aspekten Rechnung. Ein bei der Evaluation der optischen Qualität auftretendes Problem ist die Tat­ sache, dass sich optische Qualität nicht direkt messen lässt. Es ist von daher eine Operationalisierung, also die Definition über messbare Surrogatparameter, notwendig. Am Anfang stehen die anatomischen Eigenschaften des Auges, die die optischen Eigenschaften (retinale Bildqualität) bedingen (Abb. 1). Die retinale Bildqualität be- 144 Refraktive Hornhautchirurgie einflusst ihrerseits die Funktion, also zum Beispiel das Auflösungsvermögen und die Erkennung von Kontrastunterschieden. Am Ende steht die subjektive Wahrnehmung und Bewertung eines Seheindruckes. Auf jeder der einzelnen Ebenen kann man indirekt die Größe optische Qualität bestimmen [1]. Auflösung (Visus) Stimulus (Objekt) oder oder Bild Kontrastempfindlichkeit Anatomie optische Eigenschaften Funktion Wahrnehmung Abb. 1: Hypothetische Sequenz zur operationalen Definition von optischer Qualität (nach [1]) Anatomie Besondere Bedeutung kommt der Ebene „Anatomie“ als Eingangsebene zu. Die Form des Auges bestimmt in entscheidendem Maße seine Funktion. Alle Veränderungen durch chirurgische Eingriffe finden auf der anatomischen Ebene statt; daher kann eine Verbesserung der optischen Qualität auch nur über die Modifikation von Operationstechniken stattfinden. Die Hornhautkurvatur und Achslänge bestimmen den Brechwert des Auges und etwaige weitere Abbildungsfehler (Aberra­tionen höherer Ordnung). Neben der Horn­hautkrümmung können auch Tränenfilmaufrisse beim trockenen Auge und Epithel­unregelmäßigkeiten (z. B. nach PRK) zu spezifischen Abbildungsfehlern führen [2]. Die jugendliche Linse besitzt einen Astigmatismus und eine negative sphärische Aberration, die den Astigmatismus und die positive sphärische Aber­ ration der Hornhaut kompensieren. Veränderungen im Gradienten des Brechungsindex der Linse können bei sehr frühen Kataraktformen ohne klinisch signifikante Trübung zu störenden Abbildungsfehlern führen [3]. Die Pupille regelt als Aperturblende nicht nur die Lichtmenge, sondern bestimmt auch die Güte der retinalen Abbildung. Vorhandene Aberrationen wirken sich stärker bei größeren Pupillendurchmessern aus. Die Aberrationswirkung wird allerdings gemindert, da Licht, das durch die Pupillenmitte ins Auge eintritt, eine größere Reizwirksamkeit als durch die periphere Pupille eintretendes Licht besitzt (Stiles-Crawford-Effekt). Der Stiles- Bühren, Kohnen: Das Konzept „Optische Qualität“ – ein neues Paradigma in der Augenheilkunde 145 Crawford-Effekt ist allerdings nur beim Sehen mit den Zapfen wirksam. Bei sehr kleinen Pupillendurchmessern von < 2 mm gewinnt die Beugung (Lichtablenkung an Blenden) an Bedeutung. Die Lichtstreuung ist das dritte für die Abbildungsqualität des Auges bedeutsame optische Phänomen. Hierunter versteht man die Ablenkung von gerichtetem Licht an kleinen Teilchen oder Inhomogenitäten im optischen Medium. Im Auge werden Streueigenschaften durch die Transparenz der Hornhautbestandteile (Epithelzellen, Keratozyten und Proteine der extrazellulären Matrix), der Linse und des Glaskörpers bestimmt. Trübungen der Hornhaut (z. B. Epithelstippungen oder Stroma­narben) und der Linse können die physiologische, im Alter zunehmende Lichtstreuung erheblich überschreiten. Für die Einschätzung der Streueigenschaften der optischen Medien sei darauf hingewiesen, dass morphologische Untersuchungsverfahren wie Spaltlampenmikroskopie, Konfokalmikroskopie und optische Kohärenztomografie (OCT) zwar Hinweise auf Art und Ausdehnung von Medien­trübungen geben können, allerdings nur das rückwärtige Streulicht, das vom Auge weg zum Betrachter gerichtet ist, erfassen. Optische Eigenschaften Um die Auswirkungen der Anatomie (Form) auf die Funktion genau beschreiben zu können, ist es notwendig, die unmittelbaren Abbildungseigenschaften des Auges zu analysieren. Hierbei spielt die Wellenfrontanalyse eine herausragende Rolle. Sie erlaubt die objektive Vermessung der optischen Eigenschaften des Auges inklusive der Quantifizierung des „irregulären Astigmatismus“ [4]; das Auge wird quasi als optisches Instrument angesehen. Unter der Wellenfront wird die Fläche, die Lichtwellen in einem Punkt gleicher Phase verbindet, verstanden. Da sie senkrecht zum jeweiligen Lichtstrahl steht, bildet ihre Form die gesamten Brechungseigenschaften eines optischen Systems ab. Eine stark vom beugungslimitierten Ideal abweichende Optik spiegelt sich in einer stark deformierten (aberrierten) Wellenfront wider. Die Hornhautkurvatur und Achslänge bestimmen den Brechwert (Refraktion). Zur Beschreibung der Abbildungsfehler (Aberrationen) dienen meistens die von Zernike formulierten Kreispolynome. Diese Funktionen ermöglichen die Rekonstruk­ tion und Beschreibung eines Wellenfrontfehlers durch mathematische Annäherung an die gemessenen Rohdaten und die Zerlegung in einzelne (Form-)Bestandteile (Zernike-Dekomposition). Wie alle Polynome bauen die einzelnen Funktionen aufeinander auf. Da es unendlich viele Zernike-Polynome gibt, kann, ähnlich wie bei der Fournier-Analyse, ein Wellenfrontfehler umso genauer angenähert bzw. beschrieben werden, je höher die Zahl der verwendeten Polynome ist. Aus den einzelnen Poly­ nomen wird eine Summenfunktion gebildet, wobei jedes Polynom in der Funktion durch einen Koeffizienten vertreten ist. Je höher dieser Koeffizient ist, umso stärker ist der Formanteil des repräsentierten Polynoms. Einige Zernike-Polynome entsprechen der Wellenfrontdeformation bekannter Abbildungsfehler wie prismatischer Fehler (Tip, Tilt), sphärische Fehlsichtigkeit (Defokus), Astigmatismus, Coma und sphärische Aberration. Andere Zernike-Polynome wie Trefoil, Tetrafoil, Pentafoil, 146 Refraktive Hornhautchirurgie m-foil leiten sich vom Astigmatismus ab und beschreiben das drei-, vier-, fünf- oder m-schenklige Äquivalent des bekannten zweischenkligen Astigmatismus. Die Aberrationen der 1. und 2. Zernike-Ordnung sind mit Brillengläsern korrigierbar und werden in der Praxis häufig als Aberrationen niederer Ordnung (lower-order aberrations, LOA) bezeichnet. Analog werden Abbildungsfehler wie Coma und sphärische Aberration, die durch Zernike-Polynome der 3. und höherer Ordnungen repräsentiert werden, Aberrationen höherer Ordnung (higher-order aberrations, HOA) genannt. Die Wellenfrontanalyse ermöglicht sowohl eine reproduzierbare Quantifikation als auch einen qualitativen Vergleich der Abbildungsqualität verschiedener Augen. Bei der Evaluation der optischen Qualität in der refraktiven Chirurgie hat die Wellenfrontanalyse einen wichtigen Platz eingenommen. In zahlreichen Studien werden der Wellenfrontfehler oder abgeleitete Kennzahlen (z. B. Strehl-Verhältnis, VSOTF [5]) als Gütekriterium herangezogen, da sich hierdurch eine objektive, auf die optischen Eigenschaften des Auges beschränkte Vergleichsmöglichkeit bietet. Insbesondere erlaubt die Wellenfrontanalyse die bislang nur schwierig greifbare Objektivierung störender subjektiver optischer Symptome wie Halos oder Geisterbilder nach refraktiver Chirurgie [6]. Funktion Zur Funktionsprüfung stehen verschiedene psychophysische Testverfahren (Prüfung von Visus, Kontrastempfindlichkeit, Streuung, Farbempfindung und Gesichtsfeld) zur Verfügung. Im Vergleich zu aberrometrischen Messungen unterliegen die Ergebnisse von Funktionsprüfungen deutlich komplexeren Einflüssen. Von pathologischen Prozessen der Netzhaut und des Sehnerven einmal abgesehen, werden die Ergebnisse von Funktionsprüfungen durch die Reizverarbeitung auf retinaler und kortikaler Ebene und durch interindividuell unterschiedliche Fähigkeiten wie Mustererkennung, intellektuelle Fähigkeiten, Konzentration, Ermüdung sowie zahlreiche andere Variablen beeinflusst. Der gebräuchlichste ophthalmologische Funktionstest ist die Visusprüfung. ­Unter Visus (Sehschärfe) wird das örtliche Auflösungsvermögen (mimum separabile), also die Fähigkeit, zwei Punkte als getrennt voneinander wahrzunehmen, verstanden. Im deutschen Sprachraum ist dies der Kehrwert des Winkels in Bogenminuten. In wissenschaftlichen Publikationen und im Rahmen internationaler Harmonisierung beginnt sich die Angabe von Visuswerten als dekadischer Logarithmus des kleinsten wahrgenommenen Winkels (logMAR, logarithm of the minimum angle of resolution) durchzusetzen. Einer der Vorteile dieser Skala ist eine logarithmische Stufung, das heißt, ein dezimaler Schritt auf der LogMAR-Skala zeigt immer gleiche Größenverhältnisse der Sehzeichen an. Dies ist bei der klinisch üblichen Dezimalskala nicht der Fall. Die Sehschärfe wird einerseits von den im vorangegangenen Abschnitt genannten Faktoren Aberrationen, Streuung und Beugung beeinflusst, unterliegt aber auch den Mechanismen der neuralen Bildverarbeitung. Die theoretisch maximal mögliche Sehschärfe ist durch die Abstände des Fotorezeptorenmosaiks limitiert und liegt zwi- Bühren, Kohnen: Das Konzept „Optische Qualität“ – ein neues Paradigma in der Augenheilkunde 147 schen 2,0 und 2,5. Im klinischen Gebrauch wird unter Visus meistens der unter photo­ pischen Bedingungen mit in der Ferne dargebotenen Sehzeichen hohen Kontrastes ermittelte Schwellenwert verstanden. Der so ermittelte Schwellenwert repräsentiert allerdings nur einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtheit der Sehaufgaben. Im Alltag herrschen oft andere Bedingungen wie niedrigere Leuchtdichte, niedriger Kontrast, Gegenlicht oder eine andere Objektentfernung. Es nimmt daher nicht wunder, wenn der Visuswert nicht als alleiniger Parameter zur Bewertung der visuellen Funktion oder der optischen Qualität geeignet ist. Für spezielle Fragestellungen sind daher Visusprüfungen mit Optotypen niedrigen Kontrastes (z. B. mit 25 % oder 10 %) oder mit variabler Leuchtdichte zur Prüfung unter mesopischen Bedingungen notwendig. Eine eigene Gruppe stellen die Nahvisustests dar. Da im Alltag das Lesen die häufigste Nahtätigkeit ist, sind viele dieser Tests als Lesetafeln ausgeführt. Dies hat zur Folge, dass die durch diese Tests gestellte Aufgabe eine komplexere ist als die bei Fernvisustests übliche einfache Zeichenerkennung. In Abhängigkeit von der verwendeten Prüftafel variiert auch die gemessene Größe. Diese kann zum Beispiel als Sehschärfe, als Lesegeschwindigkeit und als kritische Schriftgröße angegeben werden [7]. Neben dem Visus als örtliches Auflösungsvermögen des visuellen Systems spielt die Kontrastempfindlichkeit für die Sehfunktion eine wichtige Rolle. Die Kontrastempfindlichkeit ist die Fähigkeit des visuellen Systems, Leuchtdichteunterschiede wahrzunehmen [8]. Während bei der Visusprüfung Sehzeichen unterschiedlicher Größe, aber desselben Kontrastes zum Einsatz kommen, werden bei der Ermittlung der Kontrastempfindlichkeit Sehzeichen gleicher Größe, aber unterschiedlichen Kontrastes verwendet. Der Kontrast wird für kleine Objekte vor einfarbigem Hintergrund im Allgemeinen nach der Weber-Formel (1) definiert, wobei Li die Leuchtdichte des Optotypen und Lu die Umgebungsleuchtdichte bezeichnet. (1) Die Kontrastempfindlichkeit wird als Kehrwert des gerade noch wahrgenommenen Kontrastes (Kontrastschwelle) angegeben. Wird ein Kontrast von 1 % noch erkannt, beträgt die Kontrastempfindlichkeit 100 oder in logarithmierter Form 2 logCS (entsprechend 10²). Trägt man die Kontrastempfindlichkeit als Funktion der Objekt­größe auf, erhält man eine glockenförmige Kurve, die Kontrastempfindlichkeitsfunktion (conrast sensitivity function, CSF; Abb. 2). Der Punkt, an dem die Kontrastempfindlichkeitsfunktion die Abszisse schneidet, entspricht dem Visus (kleinstes noch erkanntes Objekt bei maximalem Kontrast). Der individuelle Verlauf der Kontrastempfindlichkeitsfunktion ist eine Resultierende aus der Modulationsübertragungsfunktion (optische Komponente) und der neuralen Kontrastempfindlichkeitsfunktion (nCSF). Letztere gibt die Kontrastempfindlichkeit des neuralen bildverarbeitenden Systems an [9]. Neben den individuellen optischen Eigenschaften des Auges und der individuellen nCSF ist die Kontrastempfindlichkeit von der retinalen Beleuch- 148 Refraktive Hornhautchirurgie Kontrastempfindlichkeit (logCS) 3.0 2.4 3 1.8 1.2 2 0.6 1 0 0.1 1 10 100 Ortsfrequenz (Perioden/°) Abb. 2: Zusammenhang zwischen Kontrastempfindlichkeitsfunktion (CSF) und verschiedenen Funktionsprüfungen. (1) Hochkontrastvisus, (2) Niedrigkontrastvisus, (3) Kontrastempfindlichkeitsprüfung tungsstärke abhängig. Unter photopischen Bedingungen bewirken sowohl eine enge Pupille als auch eine hohe neurale Kontrastempfindlichkeit ein Maximum an optischer Qualität. Bei mittleren Beleuchtungsstärken kommt besonders der Einfluss von Aberrationen zum Tragen, während unter niedrig-mesopischen Bedingungen die neurale Kontrastempfindlichkeit den limitierenden Faktor darstellt [10]. Es sei an dieser Stelle auch angemerkt, dass Aberrationen höherer Ordnung vorwiegend den Niedrigkontrastvisus beeinträchtigen [11, 12]. Hieraus ergibt sich für die Praxis die Notwendigkeit einer Testung sowohl im Hoch- als auch im Niedrigkontrastbereich. Das psychophysische Korrelat der intraokularen Lichtstreuung ist die Blendempfindlichkeit. Hierunter versteht man die Verminderung der Kontrastempfindlichkeit in Gegenwart einer Blendlichtquelle. Eine weitere – grundlegendere – Methode zur psychophysischen Bestimmung des intraokularen Streulichtes stellt die Kompensationsmethode nach van den Berg dar [13]. Die Maßzahl hierzu wird als Streulicht­ parameter (s) bezeichnet. Subjektive Wahrnehmung Ein wesentliches Kriterium für den Erfolg refraktiv-chirurgischen Eingriffe ist die Zufriedenheit der Patienten. Diese ist von multiplen Faktoren wie der Erwartungshaltung, der Lebensweise und den individuellen Sehanforderungen des Patienten, der Funktion, dem Auftreten von Symptomen, kurz von der individuellen Wahrnehmung abhängig. Das Objektbild auf der Netzhaut wird auf vielfältige Art und Weise gefiltert und verarbeitet. Dies führt bei derselben Optik bei unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Wahrnehmungen. In einem eindrucksvollen Experiment konnten Bühren, Kohnen: Das Konzept „Optische Qualität“ – ein neues Paradigma in der Augenheilkunde 149 Artal und Mitarbeiter zeigen, dass das menschliche visuelle System einer Adaptation an vorhandene Aberrationen unterliegt [14]. Mittels eines Adaptive-Optik-Simulators wurde ein Seheindruck simuliert, bei dem die aktuellen Wellenfrontaberrationen des Probanden rotiert wurden. Obwohl bei Rotation die retinale Bildqualität unverändert war, gaben die Probanden einen verschwommeneren Seheindruck im Vergleich zur gewohnten Wellenfront an. In der Praxis ist die Adaptation an leichte residuale Myopie nach refraktiver Chirurgie beschrieben [15]. Diese Adaptation findet über einen Zeitraum von mehreren Monaten statt. Daher sollte eine endgültige Aussage über die subjektive optische Qualität erst nach diesem Zeitraum getroffen werden. In den letzten Jahren richtet sich das Augenmerk weiterer Untersuchungen auf die Bedeutung von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Patientenzufriedenheit nach refraktiv-chirurgischen Eingriffen. So konnte eine depressive Stimmungslage mit einer geringeren Zufriedenheit in Verbindung gebracht werden [16]. In Zukunft werden weitere Studien notwendig sein, um Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ebenen herzustellen und auf diese Weise die Effizienz neuer OP-Verfahren bewerten zu können. Literatur 1. Kohnen T, Bühren J, Kasper T, Terzi E: Quality of vision after refractive surgery. In: Kohnen T, Koch DD (eds.): Cataract and Refractive Surgery. Berlin: Springer 2004 2. Montes-Mico R: Role of the tear film in the optical quality of the human eye. J Cataract Refract Surg 2007;33:1631–1635 3. Fujikado T, Kuroda T, Maeda N et al.: Light scattering and optical aberrations as objective parameters to predict visual deterioration in eyes with cataracts. J Cataract Refract Surg 2004;­30:1198–1208 4. 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