Basili GESUNDHEIT Chrüteregge Die Heilkraft der beliebten aromatischen Blätter geht weit über die bekannten verdauungsfördernden und blähungstreibenden Eigenschaften hinaus. Basilikum hilft bei geistiger Erschöpfung, Konzentrationsmangel, Ermüdung und Nervosität. Text: Ursel Bühring « Der Geruch des Basilikums ist gut für das Herz. Er nimmt die Traurigkeit, die von der Melancholie herrührt und macht den Menschen glücklich und froh», so trefflich beschrieb John Gerard (1545 bis 1612) das aromatische Kraut. Basilikum (Ocimum Basilicum) entkrampft auf der körperlichen Ebene und auf der seelischen schenkt es Entspannung, macht einen klaren Kopf und verleiht dem erschöpf- 42 Natürlich | 9-2004 ten Geist neue Kraft und Frische. Kurz, Basilikum ist das richtige Kraut für die heutige Zeit. Heilige Pflanze in Indien Die Duftspur von Basilikum zieht sich durch die Jahrtausende, und aus der italienischen Küche ist das würzige Kraut kaum mehr wegzudenken. Dabei ist Ocimum gar kein richtiger Italiener: seine ursprüngli- che Heimat ist das tropische Vorderindien. Über den mittleren Orient kam Basilikum ungefähr im 10. Jahrhundert an das Mittelmeer; die Griechen sollen es auf den Feldzügen Alexanders des Grossen (356 bis 323 v. Chr.) kennen gelernt und später in ihre Heimat gebracht haben. Von dort aus breitete sich die wärmeliebende Pflanze über ganz Südeuropa aus und brauchte dann eine geraume Zeit, bis sie sich auch in den kälteren Gefilden verbreiten konnte. Foto: Ursel Bühring kum weckt die Liebesgeister In ihrer Heimat Indien gilt Ocimum als heilige Pflanze. Eine der vielfältigen Arten, das Heilige Basilikum, Ocimum sanctum oder auch Tulsi oder Tulasi genannt, wird übersetzt mit unvergleichlich. Tulsi gilt als eine der heiligsten Pflanzen der Hindus und ist der Liebesgöttin Lakshmi und ihrem Gefährten Vishnu geweiht. Die glücksbringende Pflanze wird als Tempelpflanze an Altären und auch in Hausgärten angepflanzt, denn sie gehört bei vielen indischen Familien zum Zentrum häuslicher Kulte; ihr werden Opfer gebracht und Gebete gewidmet. Man sagt, wer dieser Pflanze demütig entgegentritt, wird «Glück und Gesundheit erhalten, für einen Augenblick Gott erschauen und ewigen Segen und Jugend erwerben». Tulsi verströmt ein wunderbares Duftgemisch mit Duftnoten von Nelken, Anis und Zimt. Es spielt in der ayurvedischen Medizin eine grosse Rolle, gedeiht aber auch in unseren Breiten. Man verordnet es bei fiebrigen Erkältungen und Atemwegserkrankungen, als Mittel gegen Haut- und Magen-Darm-Erkrankungen und gegen Seuchen und Epidemien, gegen Fieber, vor allem bei Malaria; dabei unterstützt man die fiebersenkende Wirkung mit Pfeffer und Ingwer. Die ayurvedische Medizin hat sich der Erforschung des Tulsikrautes angenommen und stellte immunstimulierende und blutzuckersenkende Wirkungen ebenso fest wie blutdruck- und cholesterinsenkende Eigenschaften. Anwendungen, die hierzulande leider (noch) nicht bekannt sind. Mittel gegen Zauberei Dioskurides (ca. 40 bis 90 n. Chr.) erwähnt im ersten Jahrhundert n. Chr. die Anwendung eher äusserlich zum Beispiel bei Skorpionstichen. Plinius der Ältere (23 bis 79 n.Chr.) berichtet von der Anwendung der Blätter als Riechlösung bei Ohnmachtsanfällen. Zu diesen Zeiten war ausserdem der Glaube vorherrschend, dass durch streng und stark riechende Kräuter das Böse vertrieben wurde – wenn damit krankmachende Keime gemeint waren, so war das sicher richtig. Wie andere stark aromatisch duftende Pflanzen auch, musste das Basilikum zur Abwehr von Bösem und Zauberei herhalten. Bis Anfang dieses Jahrhunderts trugen die Griechen ein Amulett mit getrockneten Basilikumblättern gegen den bösen Blick. Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) empfahl Basilikum bei Sprachstörungen, der Arzt Adam Lonitzer (1528 bis 1586) beschrieb das heilige Basilikum so: «Das Kraut reucht fast wohl und sterket den Menschen das Hirn. Basilikumblätter in Wasser gesotten oder das Kraut über die Nacht in Wein gelegt und davon getrunken, benimmt den Schwindel des Hauptes. Von den Samen getrunken ist gut für den traurigen Menschen und die mit grosser Phantasie umgehen. Basilikum ist gut für den Magen und macht verdauen grob Speis». Eine Pflanze wie Ocimum basilicum mit ihrem intensiv pfeffrig-anregenden Duft galt schon im Mittelalter als Symbol der Fruchtbarkeit und soll aphrodisische Eigenschaften besitzen. Tabernaemontanus drückt das so aus: «Das Kraut bewegt zu ehelich wercken und erquickt dank ihren guten Geruches Herz und Hirn», und über die Wirkung des BasilikumSamens sagte er: «... er dient für alle Mängel und Gebrechen des Herzens, legt das Herzzittern, wehret den schweren Gedanken und erwecket im Menschen Freud und Muth». Im Mittelalter galt ein überreichtes Sträusschen Basilikum als Aufforderung zum Liebesspiel, und noch heute ist man in Mainfranken davon überzeugt, dass Basilikum die Zuneigung des Partners erwecke und erhalte; es wird für solche Zwecke auf der Brust oder im Schuh getragen – ausprobieren schadet nicht. Wie zu alten Zeiten wird Basilikum in der Volksheilkunde heute noch eingesetzt, vor allem bei Blähungen, Völlegefühl und Übelkeit, aber auch als harntreibendes und milchbildungsförderndes Mittel und ebenso gegen nervöse Unruhe. Äusserlich wird es als Gurgelmittel gegen Rachenentzündungen angewendet; pulverisierte Blätter in die Nasenlöcher gegeben sollen hartnäckigen Schnupfen vertreiben und die Atemwege freimachen. Bekannt ist auch, ein zerquetschtes Basilikumblättchen in die obere Ohrmuschel zu stecken, das macht wach und hilft zu konzentriertem Lernen. Natürlich | 9-2004 43 Gesteigertes sexuelles Verlangen Die Naturwissenschaft hat die Erkenntnisse der Volksmedizin bestätigt. Über die blutzuckersenkende Wirkung bei Typ-II-Diabetes des Basilikums forscht vor allem die ayurvedische Medizin. Heute trinkt man Basilikum im Tee, nicht nur zur Unterstützung der Verdauung, sondern auch um die Konzentration zu fördern und die Nerven zu stärken oder taucht ein in ein Bad mit ätherischem Basilienöl, um nervöse Erschöpfung, Angst und die Melancholie abzuwehren. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden dass Basilikum Gehirnströme auslöst, die auf eine erhöhte Aufmerksamkeit schliessen lassen. Die aphrodisierende Wirkung erklären Wissenschaftler durch eine Steigerung der Blutfülle im Bauch- und Beckenbereich und in den Sexualorganen. Dadurch wird die Libido gesteigert. Anscheinend vermögen Fliegen und Mücken diesem Kraut weniger gute Gefühle entgegenzubringen, denn Basilikum gilt als Mückenschreck und wird in Griechenland vor Fenster und Hauseingang gestellt, um sie abzuwehren. Ein Verfahren, das ebenfalls zur Nachahmung empfohlen ist. Viele Namen für das selbe Kraut Basilie, Brunsiljenkraut, Borsekum oder Parasigerl sind einige der vielfältigen Bezeichnungen für diese würzige Pflanze. Hirnkraut nennt man es auch, weil es die Nerven stäkt, Bauchwehkraut, weil es das Bauchweh lindert. Pfefferkraut, weil sein Aroma feurig-pfeffrig ist und Suppenbasil, weil daraus Suppe gekocht wird. Der deutsche Name Königskraut nimmt Bezug auf die aus dem Altgriechischen stammende Namensgebung basilikós beziehungsweise lateinisch basilicus, das bedeutet königlich. Nach altertümlichen Übersetzungen soll es von basiliscus (das Fabelwesen Basilisk, das mit dem Blick töten konnte und gegen das diese Pflanze ein wirksames Gegenmittel darstellte) abgeleitet sein. Der Gattungsname Ocimum ist eine lateinisierte Ableitung des griechischen Verbs «ozein: riechen». In der Sprache der Blumen stand Basilikum, ins Kräutersträusschen eingebunden, als Symbol für die Liebe. 44 Natürlich | 9-2004 Die mehrjährige Basilikum blüht im Juli/August und ist sehr beliebt bei Bienen. Unzählige Variationen Basilikum ist in unzähligen Variationen zu finden, schon im «Hortus Eystettensis» von 1613 werden 9 Basilikumarten erwähnt. Das königliche Basilienkraut war damals schon so bedeutsam, dass der Autor dieses Werkes, der Nürnberger Apotheker Basilius Basler, auf dem Deckblatt seines Buches mit einem Basilikumzweig dargestellt ist. Basilikum gehört zur Familie der Lippenblütler, den Labiatae. Die Pflanzengattung umfasst nahezu 160 Arten mit vielfältigen Varietäten, und dennoch wird bei uns in der Hauptsache eine Sorte, nämlich die Genoveser angeboten. Dabei kennt man Basilikum als eine Pflanze mit den unterschiedlichsten Chemotypen, das heisst Basilikumpflanzen der gleichen Art, aber mit unterschiedlichem Ätherischem-Öl-Profil; da gibt es Sorten, die nach Anis, Kampfer, Nelke, Piment, Zimt oder Zitrone duften. Ausgefallenere Arten mit unterschiedlichsten Aromen sind gekrauste Vertreter, wie das so genannte Zitronenbasilikum oder auch das Rote Basilikum. Basilikum ist einjährig (blüht im Aussaatjahr), manche Sorten überwintern im Gewächshaus oder im Zimmer. Grosses Aromenspektrum Je nach Sorte wächst das Basilikum zwischen 15 und 60 Zentimeter hoch und ist im oberen Teil verästelt und buschig. An vierkantigen Stängeln sitzen die kreuz- weise gegenständigen kurzgestielten Blätter. Die Farben variieren: meist sind sie hellgrün, gewölbt und haben eine länglich-ovale Form; es gibt aber auch gekrauste Vertreter (green oder purple Ruffles), solche mit kleinen grünen Blättern (Buschbasilikum: Ocimum basilicum var. minimum oder Zitronenbasilikum: Ocimum americanum), mit rotem Laub (Rotes Basilikum: Dark Opal) oder auch grünrot gesprenkelte Sorten (krauses Thaibasilikum mit einem süsslichen Anisgeruch), die sich hübsch im Ziergarten ausmachen und sich wie die Sorten mit Zitronenduft besonders für süsse Schleckermäuler eignen. Krause, glatte, gezähnte, ungezähnte Blätter und solche mit behaarten oder unbehaarten Stängeln – alle entfalten sie einen wunderbar abgerundeten Duft. Frische Basilikumblätter haben ein starkes und charakteristisches Aroma mit blumigen oder feurigen Tönen, das sich mit keinem anderen Gewürz vergleichen lässt; meistens schwingt ein Hauch von Gewürznelken oder von Zitronen mit, wie beim melissenähnlich riechenden thailändischen Zitronenbasilikum (O. citriodorum), dem Limettenbasilikum oder der besonders wohlriechenden Art O. americanum (Zitronenbasilikum). Hybriden zwischen diesen Sorten sind eine relativ neue Entwicklung und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Es lohnt sich, mit der weitreichenden Sorten- und Aromenvielfalt zu experimentieren, für Garten, Küche und für die Nase gleichermassen. Chrüteregge GESUNDHEIT Foto: Thomas Vogel Anbau und Ernte Zwischen Juni und September entwickeln sich die ährenartig angeordneten Blütenstände; jeweils sechs Blütchen stehen in mehreren Etagen rund um den Stängel, mit je nach Sorte cremeweissen bis tiefrosa-roten zarten Lippenblütchen, die allesamt essbar sind. Blütchen, die köstlich schmecken und auf die die Bienen fliegen. Leider auch die Schnecken, darum Basilikum erst ins Freie pflanzen wenn sie robust genug sind. Sorten wie Anisbasilikum, Tulsi oder Rote Krause werden übrigens von Schnecken eher verschmäht. Basilikum wird heute überall dort angebaut, wo die Temperaturen für die Sonnenkinder hoch genug sind; es finden sich Kulturen in Mittel- und Südeuropa, in Südasien und Nordafrika, im Süden Russlands und in Kalifornien. Im Mittelmeerraum ist die Pflanze auch verwildert anzutreffen. Bei kälteren Temperaturen empfiehlt sich für den Eigenverbrauch das Gewächshaus oder die Fensterbank. Das einjährige Basilikum muss jedes Frühjahr erneut ausgesät werden. Ist es draussen noch zu kalt dafür, so kann es gut auf dem Fensterbrett vorgezogen werden. Die Aussaat darf frühestens ab Februar, besser erst ab März und bis in den Juni hinein erfolgen, in Kisten auf einer hellen Fensterbank oder unter Glas geschützt. Die kleinen schwarzen Samen sind Lichtkeimer, deshalb werden sie nicht mit Erde bedeckt. Bei 15 bis 25 Grad keimen die Samen bei gut feuchter Wärme und unter Glas innerhalb von 14 Tagen. Anschliessend werden sie pikiert: man setzt sie zu mehreren etwa 2 Zentimeter tief in grössere Töpfe, etwas tiefer eingepflanzt als sie in den Saatschalen wuchsen, damit die Stängel gut Halt finden und sich die zarten Würzelchen gut entwickeln können. Wenn die Jungpflanzen genügend Platz bekommen haben, entwickeln sie sich zu kräftigen Pflanzen und können nach den Eisheiligen im Mai ins Freie ge- setzt werden. Die wärmeliebenden Sommerpflanzen allmählich an die raue Aussenwelt gewöhnen, also nur über Tag ans Freie setzen und die kalte Nacht noch im Haus verbringen lassen. Draussen haben sie es gerne windgeschützt. Gibt man ihnen dann einen nahrhaften, lockeren Boden (lockere Gartenerde zur Hälfte mit Kompost vermischt und pro Eimer eine Hand voll Hornspäne), gedeihen sie rasch und üppig. Um sie zu kräftigen und resistenter gegenüber Schädlingen zu machen kann man sie beim Verpflanzen in Schachtelhalmbrühe tauchen, um ihnen zum Start ein gutes Wachstum zu ermöglichen gibt man etwas Kompost in das Pflanzloch. Bei einem Abstand von 25 mal 25 Zentimeter dürfen sie im Freiland in lockeren, humosen und warmen Boden kommen. Gut giessen. In der Fruchtfolge wird Basilikum gern in zweiter Tracht nach Kartoffeln in den Boden gesetzt, in der Mischkultur macht es sich mit Tomaten gut – im Boden wie auf dem Teller. Bei zu trockenem Boden können Schädlinge auftreten wie Blattläuse, Spinnmilben oder die Weisse Fliege. Ist das Wetter über eine längere Zeit regnerisch und nass, dann muss mit Schachtelhalmsprühungen den Pilzkrankheiten vorgebeugt werden. Verregnete Sommer mit nassen Füssen mag Basilikum nicht. Die Pflanzen danken regelmässige Brennnesseljauche-Düngegaben mit reichlich Medizinische Anwendung: Basilici herba Inhaltsstoffe sind ätherische Öle, Gerbstoffe, Die dunkelrote Blattfarbe mancher Arten geht Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Magenkrämpfen Flavonoide, Kaffeesäure und reichlich Mineral- auf den Anthocyaningehalt zurück, der bis zu und Übelkeit. Kopfschmerzen, Migräne und stoffe und Spurenelemente wie Calcium, Eisen, 200 ppm betragen kann. Stresssymptome, nervöse Unruhe, geistige Kalium, Magnesium, Phosphor und Zink. Der Wirkungen: Wissenschaftlich nachgewiesen Erschöpfung, Konzentrationsmangel und Gehalt an ätherischen Ölen schwankt je nach sind verdauungsfördernde und blähungs- Schlaflosigkeit. Äusserliche Anwendung: Standort der Pflanze beträchtlich, zwischen treibende Eigenschaften durch eine Anregung Entzündungen des Rachenraums, schlecht 0,04 bis 1,0 Prozent. Es enthält an Haupt- des Magensaftes. Basilikum löst Krämpfe, heilende Wunden und Insektenstiche. komponenten aromatisch-lakritzartiges Lina- beruhigt ohne müde zu machen, aktiviert bei Darreichungsformen: Tee, Gewürz. lool, süssliches anis-fenchelähnliches Estragol geistiger und nervöser Erschöpfung und fördert Nebenwirkungen/Gegenanzeigen: bei der (Methylchavicol), nelkenartiges Eugenol, die Konzentration. Zudem wirkt es aphrodi- Droge nicht bekannt. Monoterpene, Sesquiterpene und je nach Sorte sierend, geburtseinleitend, milchbildungs- Estragol (Methylchavicol), ein Bestandteil des Thymol. Das Heilige Basilikum (Ocimum sanc- fördernd, insektenvertreibend und anti- ätherischen Öls, wirkt in höheren Dosen muta- tum) verdankt seinen schärferen Geruch dem mykotisch. Basilikum viride wirkt nachweislich gen, deshalb wird ein therapeutischer Einsatz Sesquiterpen 웁-Caryophyllen, dem warm- gegen Herpes labialis. von reinem ätherischem Basilikumöl in der würzigen Phenylpropanoid Methyleugenol und Indikationen, Innerliche Anwendung: Ver- Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kleinkindern Methylchavicol. dauungsstörungen mit Blähungen, Koliken, nicht empfohlen. Natürlich | 9-2004 45 GESUNDHEIT Chrüteregge ätherischen Ölen. Je mehr Sonne, desto höher der Gehalt an duftenden ätherischen Ölen, denn die Sonne lockt die Aromenbildung – und damit die Heilkräfte. Je mehr man erntet, je mehr wächst er Die Ernte kann so üppig wie das Wachsen ausfallen, denn je mehr geerntet wird, desto schneller bemüht sich die Pflanze um Nachschub – wohltuend für das Gärtnerherz. Geerntet werden die ganzen Blatttriebe, nicht die einzelnen Blätter, dann treibt das Basilienkraut aus den Blattachseln der unteren, stehen gebliebenen Pflanzentrieben tüchtig nach; das Auskneifen der mittleren Triebspitze fördert die Verzeigung und buschiges Wachstum. Die Triebe werden bei der ersten Ernte bis auf das zweite Blattpaar zurückgeschnitten. Entgegen der gängigen Meinung enthält die Pflanze bei Blühbeginn am meisten ätherische Öle. Kurz bevor der Haupttrieb zu blühen beginnt wird deshalb an einem späten sonnigen Vormittag geerntet, entweder die gerade aufblühenden Triebe oder das ganze Kraut eine Handbreit über dem Boden abschneiden – dann ist in der Regel noch ein zweiter Schnitt möglich. Die dekorativen Blüten- quirle sind äusserst aromatisch, und es ist viel zu wenig bekannt, dass sie selbstverständlich mitgegessen werden können. Auch wenn unleugbar frisches Basilikum am besten ist, so eignet es sich doch zum Trocknen. Allerdings sollte man dann Blätter und Blüten sogleich nach dem Ernten von den Stängeln streifen (denn die Wirkstoffe ziehen sich während des Trocknungsvorgangs in den Stängel zurück) und unzerkleinert, damit das Aroma erhalten bleibt, im Schatten nicht über 35 Grad trocknen. Die Blätter auf alle Fälle als Ganzblattware aufheben, damit die wertvollen ätherischen Öle nicht aus den Bruchstellen entweichen – so haben Sie wirkstoffoptimierte Basilikumblätter. Basilikum in der Aromatherapie Das aus den Blättern und Blüten gewonnene ätherische Öl gilt als Balsam für gestresste Nerven: es löst Verkrampfungen, beruhigt die Nerven und lindert Stress, geistige Erschöpfung und Migräne, beugt Schlaflosigkeit und hartnäckigem Schnupfen vor, hebt die Stimmung, hilft bei Verdauungsstörungen, Menstruationsbeschwerden und lindert bei Insektenstichen. Das rassige ätherische Öl ist auch Bestandteil von Herrenparfümen und edlen geistigen Wässerchen wie dem Chartreuse. Hinweis: Schwangere und Epileptiker dürfen das ätherische Öl nicht anwenden. Heilrezepte Teezubereitung 2 Teelöffel frische Basilikumblätter klein schneiden, mit 150 Milliliter heissem, nicht mehr kochendem Wasser übergiessen und 7 Minuten ziehen lassen. 2- bis 3-mal täglich eine Tasse zwischen den Mahlzeiten trinken bei Verdauungsstörungen, Migräne oder Stresssymptomen. In Kombination mit Lavendel wird der Tee bei Gallestörungen und zur Nervenstärkung eingesetzt; kombiniert mit Rosmarin fördert er die Konzentration. Äusserlich kann der Tee auch als Wundauflage dienen oder zum Gurgeln als Mundwasser gegen Mundgeruch. Basilikum als Laktagogum Dass Basilikum die Milchbildung fördert hört man immer wieder, auch wenn es (noch) keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt. Es genügt schon wenn die Wöchnerin die Speisen mit laktagogen Gewürzen aromatisiert: 20 Gramm Basili- Foto: René Berner Aufgekocht als Tee hilft Basilikum bei Verdauungsstörungen, Migräne oder Stresssymptomen. 19575-09 Chrüteregge GESUNDHEIT Vitalisierendes Bad 5 Esslöffel getrocknetes oder 10 Esslöffel frisches Basilikum-Rosmarin-Gemisch mit 1 Liter heissem, aber nicht mehr kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen und dann, zusammen mit 100 Milliliter Rahm, dem eingelaufenen Badewasser zugeben. Basilikumöl in der Aromalampe 3 Tropfen ätherisches Basilikumöl, 1 Tropfen Rosmarinöl und 2 Tropfen Grapefruitöl in die Duftlampe geben. Diese Mischung ist gut geeignet für geistig Arbeitende und Leseratten, die die Nächte durchlesen wollen. Basilikumöl beruhigt und lindert Stress, wirkt belebend bei geistiger Erschöpfung und hebt die Stimmung. Basilikum-Liebes-Trank 3 ⁄ 4 Liter Rotwein mit 3 Esslöffeln getrocknetem Basilikum oder 6 Esslöffeln frischem Basilikum bei geschlossenem Deckel erwärmen, aber nicht kochen, damit die kostbaren Wirkstoffe nicht verfliegen. 15 bis 20 Minuten ziehen lassen, abkühlen auf lauwarme Temperatur, 3 Esslöffel Akazienblütenhonig einrühren, nach Belieben mit etwas Zimt und, falls es noch etwas feuriger sein darf mit 1 Scheibe frischem Ingwer abschmecken und sofort servieren, wenn man eine heisse Liebesnacht geniessen will. Kräuterpflaster Bei Insektenstichen lindert der Saft aus frischen, zerriebenen Basilikumblättchen den Juckreiz und das Brennen. ■ Foto: Thomas Vogel kum mit je 10 Gramm Anis, Fenchel und Majoran gut zerkleinert mischen und als Gewürz verwenden. Eine milchbildungsfördernde Teemischung: Je 20 Gramm Basilikum- und Brennnesselkraut mit je 10 Gramm Anis, Fenchel und Majoran mischen. Je 1 Teelöffel der Mischung mit 1 Tasse heissem Wasser überbrühen, bei geschlossenem Deckel 10 Minuten ziehen lassen, abgiessen und auf Wunsch mit Honig gesüsst trinken. Diese Gewürz- und Teemischungen wirken gut, schmecken hervorragend und haben ausserdem den Vorteil, dass gleichzeitig die Säuglinge weniger unter Blähungen leiden. Der einzelne Zweig einer mehrjährigen Basilikum-Pflanze Natürlich | 9-2004 47