Besser Planen – Kostengünstiger Bauen

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Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Architekt Dipl.-Ing. Dieter Selk
Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft zeitgemäßes Bauen, Kiel
Bauteams können bezüglich schadensarmer handwerksgerechter Ausführung ein guter
Hebel sein und zwar sowohl bei freihändiger Vergabe der Bauleistungen als auch bei
voller Anwendung der VOB.
Planungsgrundsätze
Mit Beschluss der Bundesregierung vom 15.10.93 wurde die bis dahin gültige Wärmeschutzverordnung abgelöst und durch eine neue Wärmeschutzverordnung zum 01.01.95
ersetzt, die nun wiederum von der EnEV 2002 ersetzt wurde.
Diese EnEV war wie kaum eine andere Verordnung von allen am Bau Beteiligten – von
Planern bis zu Ausführenden – heftig umstritten, da die irrige Meinung herrschte, diese
neuen Anforderungen könnten vom konventionellen Mauerwerksbau nicht erfüllt werden. Weder traditionelle einschalige noch zweischalige Konstruktionen haben sich davon beeindrucken lassen.
Der Mauerwerksbau ist nach wie vor eine zeitgemäße Ausführungsart, die ebenso eine
einwandfreie Tragfunktion als auch Außenhaut eines Gebäudes darstellt.
Stetige Verbesserungen der Systeme, wie insbesondere die immer präziser werdende
Steinbearbeitung und dadurch besser kontrollierbare Fugenausbildung, erlauben statische, konstruktive und bauphysikalische Optimierungen und komplexe Umsetzungen
unterschiedlicher Funktionen.
Die optimierten Herstellungsverfahren, die ständig verbesserten, streng überwachten Zuschlagsstoffe und qualifizierte Lochungen der Steinquerschnitte sowie die Anforderung
insgesamt mit der Reduzierung des Fugenanteiles erlauben hoch tragfähige, wirtschaftlich erstellbare und nachhaltig wirkende Außen- und Innenwände.
Dies wird durch Ein- und Zweifamilienhäuser am Rande unserer Städte, wie auch bei
größeren Bauten für Wohnungen und Gewerbe nachdrücklich unter Beweis gestellt.
Die klein- und mittelständig geprägte Bauwirtschaft - nicht nur in Schleswig-Holstein war immer schon mit dem Mauerwerksbau stark verwachsen. Dabei sind in Norddeutschland eher zweischalige Außenwände mit Ziegelverblendung und unterschiedlichem Hintermauerwerk, im übrigen Deutschland eher einschalige Außenwände beidseitig verputzt, anzutreffen. In den letzten Jahren ist eine Entwicklung im repräsentativen
Bauen hin zum Verblendziegel auch in südlichen Regionen zu erkennen. Ausschreibungen zeigen, dass bei voller Ausschöpfung des Wettbewerbes am Markt die Wirtschaftlichkeit von Mauerwerkskonstruktionen gegenüber anderen schweren oder leichten Bauarten unerreicht bleibt. Auch gegenüber Fertigteil- oder Großtafelbau und Raumzellenbau trifft dies zu.
Bild 1: Eine mögliche Struktur eines Bauteams
Eine verzahnte – integrierte – Objektbearbeitung aller Beteiligten unter Koordinierung
des Architekten oder eines Projektsteuerers vor Baubeginn lohnt sich immer. Die Zeit,
die scheinbar verloren geht, wird leicht wieder eingeholt. Darüber hinaus werden häufige Fehler vermieden. Die Rücksichtnahme der einzelnen Gewerke untereinander wird
deutlich erhöht. Die Leistung wird gesteigert. Die Beteiligten verdienen Geld. Die Auftraggeber sind zufrieden. Folgeaufträge sind wahrscheinlich.
Die unbedingte Notwendigkeit für den Fertigteilbau, nämlich eine rationelle serielle Planung, ist für den zeitgemäßen Mauerwerksbau ebenso vorteilhaft.
Das heißt, dass bereits in der Vorplanung Konstruktionsprinzipien, die eine einfache
schadensarme Umsetzung fördern, bedacht werden müssen. Von Beginn an ist deshalb
der Tragwerksplaner als „Beratender Ingenieur“ mit einzubeziehen, um die dem Mauerwerksbau oft zu unrecht nachgesagten Nachteile von größeren Wanddicken gegenüber
anderer Bauarten zu vermeiden, Wärmebrücken-Störstellen im Gefüge zu eliminieren
und günstige Voraussetzungen für die Ausführung zu schaffen.
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Qualitätsziel
Fehlerkostenvermeidung
30 %
8%
6%
8%
4%
56 %
4%
8%
30 %
2%
44 %
100 %
Entwurfs- und Planungsfehler
unklare Angaben
nicht ausführbar
fehlende Information
fehlende Zuständigkeit
sind dem Bereich Entwurf und
Planung zuzuordnen
fehlende Kenntnis
Materialfehler
Sorglosigkeit
Sonstiges
sind dem Bereich Ausführung zuzuordnen
= 4–12 % der Baukosten sind Fehlerkosten
= 80,00 bis 240,00 DM/m2
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Meist gehen die konstruktiven Notwendigkeiten wie vollfugiges mauern, Verbandsregeln, Ausführung von Stürzen etc. unter, mit einem entsprechend unbefriedigt optischen
Eindruck. Da Wohn- wie auch Gewerbeprojekte während des Rohbaus von den zukünftigen Nutzern besichtigt werden, achten gute Unternehmen und bauleitende Architekten
auch stets auf einwandfreie Ausführung.
Einwandfreie Ausführung hilft Verkaufen.
Konstruktionsprinzipien
Die einschalige Außenwand:
Bild 2: lt. Bauschadensbericht 1996
Bild 4:
Bild 5:
Die beidseitig verputzte Außenwand, die vorwiegend im südlichen Teil unseres Landes
zu Hause ist, hat lange Tradition und ist modern zugleich. Die weiterentwickelten Formate sowie die passgenauen Steine und Steinfertigteile erlauben eine humane und
kostengünstige Ausführung mit hohem Dämmstandard. Dazu tragen Versetzhilfen,
Leicht- und Dünnbettmörtel bei.
Bild 3: Verteilung der Schäden auf Bauteilgruppen
Nach Baubeginn sollte wöchentlich für alle Beteiligten ein gemeinsamer Baustellentermin obligatorisch sein, um aufkommende Fragen weit im Vorfeld abklären zu können,
Fehler und Fehlzeiten zu vermeiden und die Motivation zu stärken. Nur motivierte Mitarbeiter von Unternehmen können auf Dauer zufriedenstellende Arbeit leisten. Es reicht
nicht, dass der Chef einer Firma informiert ist, auch seine Mitarbeiter müssen über die
sie betreffenden Angelegenheiten informiert werden.
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und tragender Innenschale mit oder ohne Dämmung auf der Außenseite, sorgen für absoluten Wetterschutz und optimaler Übernahme der übrigen Funktionen durch die
Hintermauerschale.
Deckenabschluss
Tragende Innenwände:
Die üblichen Bauleistungen im heutigen Wohnungsbau sind mit 11,5 cm dicken Innenwänden, die kreuzweise bewehrte Decken tragen, im großen und ganzen zu erfüllen.
Die Möglichkeiten des Stumpfstoßes sollten dabei beachtet werden, um schwierige,
schadensanfällige Verzahnungen und Einbindungen zu vermeiden. Für Stürze und
Bild 6
Bild 7
Bild 8
Die zweischalige Außenwand:
Bild 11
Sonderformen stehen Fertigteile zur Verfügung.
Bild 10
Bild 9
Diese traditionelle Außenwand ist vorwiegend in Norddeutschland zu Hause, gewinnt
aber immer mehr Freunde im übrigen Bundesgebiet. Die zweifellos höheren Herstellungskosten gegenüber der einschaligen Wand tragen erheblich zur Wertstabilisierung
und nachhaltigem Werterhalt ohne großen Pflegeaufwand bei. Große Weiterentwicklung
auf dem Verblendziegel-Fertigteilsektors erlauben zeitgemäße wirtschaftlich zu erstellende Sohlbänke und Stürze aber auch die Rückbesinnung auf Architektursymbole bis
hin zur Schmuckarchitektur. Die eindeutige Trennung zwischen Außen-Wetterschale
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Bild 12
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Bei Nichtbeachtung sind verschmutzte Luftschichten, durch Wassereinflüsse begünstigte
Ausblühungen, unterschiedliche Fugenbilder, unterschiedliche Putzuntergründe und vieles andere mehr die Folge. Oft sind diese „Schönheitsfehler“ Gründe für jahrelange Prozesse zum Nachteil aller Beteiligten.
Fassadenplanung
Bild 13
Leichte, nicht tragende Innenwände:
Es hat sich bewährt, die nicht tragenden Wände im Material der sonstigen Innenwände
mit hoch zuführen. Beim Hochführen der Außenwände werden die Steinpaletten an Ort
und Stelle gebracht, um sie z. B. bei Schlechtwetterperioden aufzustellen.
Die Fassade soll einerseits unsere Gebäude langfristig werthaltig erscheinen lassen, andererseits die Nutzer eines Hauses vor Witterungseinflüssen schützen.
Gerade im Wohnungsbau, der langfristig über 50 und mehr Jahre finanziert wird, ist der
„nachhaltige Ansatz“ von großem Interesse. Instandhaltungskosten und Reparaturleistungen sind während einer Laufzeit äußerst schwierig zu finanzieren. Wertverluste und
Leerstände sind oft die Folge.
Dem gegenüber sind durch Ausschöpfung aller Rationalisierungsmöglichkeiten in der
Planungsphase Mehrkosten für geringe Mehrinvestitionen in der Regel zu schaffen.
Die Möglichkeiten liegen in
쐌 einer rationellen Hausform
쐌 einfachen gut durchdachten Konstruktionen
쐌 Wanddickenoptimierung
쐌 Einhaltung der Maßordnung
쐌 wiederkehrenden Maßen (Einarbeitungseffekt)
쐌 einem Einsatz von Fertigteilen
쐌 einem Zeitplan.
Die hier auszugsweise aufgezeigten Ansätze sind in ihrer strikten Anwendung ein guter
Weg – wie in Schleswig-Holstein täglich bewiesen wird –, um Einsparungen in Größenordnungen von bis zu 50,– €/m2 Wohnfläche zu erzielen.
Lieber bei schlechtem Wetter an geschützter Stelle Leichtwände erstellen, als in
der Verblendung Schönheitsfehler zu produzieren.
Fernhalten von Witterungseinflüssen
Die kürzer werdenden Bauzeiten, die immer luftdichteren Konstruktionen, haben deutliche Konsequenzen bei der Beachtung von in Bild 14 dargestellten Grundregeln.
Bild 15: Wärmedämmverbundsystem
Bild 14
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ernde auskömmliche Mieteinnahmen bzw. auf deren Werterhalt, verbunden mit guter
Verkäuflichkeit der Immobilien, bestimmen mehr und mehr das Handeln der Hausbesitzer. Ohne die großen bisherigen Leistungen der Wohnungswirtschaft zu schmälern besteht nach wie vor großer Bedarf an energetischer Optimierung von Bauten verbunden
mit einer deutlichen Standardverbesserung zur Steigerung der Attraktivität auf Dauer.
Dazu bietet sich mehr und mehr die Erneuerung der Vorsatzschale an.
Allgemeine Betrachtungen
Bild 16: zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung
Die Unterschiedskosten beider Wände liegen bei gleichem Wärmeschutzstandard unter
40,– €/m2 Wandfläche.
Das heißt, die Mehrkosten für das zweischalige Mauerwerk liegen bei unter 40,– €/m2
Wandfläche.
Diese Mehrkosten sind nach dem ersten Anstrichintervall nach 8–10 Jahren praktisch
ausgeglichen.
Nachhaltig denkende und handelnde beratende Ingenieure empfehlen ihren Bauherren,
insbesondere in Norddeutschland, das unterhaltungsarme zweischalige Mauerwerk mit
Kerndämmung.
In südlicheren Teilen unseres Landes mag bedingt durch Tradition und Festlandklima
diese Sichtweise unzutreffend sein. Auch sind dort die Kostenunterschiede größer, so
dass die Investitionsentscheidung dort eher zwischen einschaligem und einschaligem
Mauerwerk mit Wärmedämmverbundsystem fällt.
Jeder Sanierung muss eine Schadensanalyse mit Ursachenforschung vorangestellt werden. Die Betrachtung einzelner Gebäudeteile für sich, kann nicht zu einer befriedigenden Lösung der Modernisierung führen.
Vielmehr muss das Zusammenwirken aller Gebäudeteile sowie der haustechnischen Anlagen in die Betrachtung mit einbezogen werden, um den gewünschten Erfolg zu erzielen und Folgeschäden zu vermeiden.
Vorab sollte geklärt werden, ob:
(1) eine Instandsetzungsmaßnahme im Vordergrund steht
(2) eine Verbesserung der bauphysikalischen Eigenschaften erfolgen soll
(3) eine Verbesserung der bauphysikalischen Eigenschaften und eine Instandsetzung in
Betracht kommen.
Jeder Einzelfall ist genauestens zu prüfen. Pauschal ist jedoch zu sagen, dass, bei einer
erforderlichen Instandsetzung, die bauphysikalischen Eigenschaften gleich mit verbessert werden sollten. Frei nach dem Motto: „Wenn schon, dämm schon“.
Eine Möglichkeit zur Auswahl eines Sanierungssystems kann wie folgt aussehen:
Modernisierung
Die Umsätze im Baugeschehen sind seit drei Jahren konstant bzw. sind rückläufig. Seit
zwei Jahren sind die Umsätze in der Modernisierung höher als die im Neubau. Dieser
Trend verstärkt sich nachhaltig, da Bauten der 60er und 70er Jahre dringend der Modernisierung bedürfen, um sie nachhaltig nutzen zu können.
Dabei sollte man mit guten Konzepten vorgehen, denn nicht selten sind Kosten von
500,– €/m2 und mehr je m2 Wohnfläche an Investitionskosten dafür nötig. Die neu auf
den Besitzer solcher Wohnungen zukommenden Belastungen aus der Neuinvestition
bringen mit sich, dass über Jahre hinaus die Spielräume in der Bewirtschaftung dieser
Immobilie ausgeschöpft sind.
Deshalb geht es vor Beginn einer Modernisierungsmaßnahme vor allem darum, durch
richtige Investitionsentscheidung die Belastung tragbar zu gestalten. Dies wurde in der
Wohnungswirtschaft Norddeutschlands in den letzten Jahren, in denen weite Teile der
Außenhüllen von Gebäuden mit Wärmedämmverbundsystem modernisiert wurden, erkannt und mehr und mehr fallen Investitionsentscheidungen zu Gunsten einer neuen
wärmedämmenden Hülle mit Verblendmauerwerk aus.
Modernisierung mit Verblendmauerwerk
Nicht erst seit Inkrafttreten der EnEV rückt die energetische Optimierung von Bauten
besonders in den Vordergrund. Der Ansatz der Nachhaltigkeit im Hinblick auch auf dau-
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Insbesondere ist u. a. die Ausbildung folgender Details bei der Fassadenerneuerung zu
klären bzw. Lösungen zu finden:
쐌 Detailausbildung (Anschlüsse) im Bereich
쐌 Dachüberstand (Ortgang, Traufe)
쐌 Wandöffnungen (Fenster, Türen)
쐌 Sockelausbildung
쐌 An- und Abschlüsse
쐌 Regen- und Fallrohre.
Sind diese Änderungen notwendig, so entstehen Kosten unabhängig von der Dicke der
Konstruktion. D.h., die Tatsache das nachgebessert wird, löst die Kosten aus, die zusätzlichen Dicken sind dagegen sehr kostengünstig.
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Die Außenwände alter Häuser haben in der Regel nicht den nach heutigen Verhältnissen
gewünschten Wärmeschutz, bzw. sind nicht ausreichend wärmegedämmt.
Es handelt sich überwiegend um einschalige, massive oder um 2 × 1/2 Stein gemauerte
Wände. Oft können diese Wände die ihnen zugedachten Funktionen nicht mehr erfüllen.
Die bauphysikalischen Eigenschaften, wie
쐌 Wärmeschutz
쐌 Wetterschutz
쐌 Schallschutz
lassen sich durch eine zusätzliche Außenschale aus Vormauersteinen sinnvoll verbessern.
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Bewegungsfugen im Verblendmauerwerk
Formänderungen von Mauerwerkbaustoffen können zu Rissen führen. Durch richtige
Anordnung von Bewegungsfugen können Schäden vermieden werden (s. dazu in [2]).
Gemäß DIN 1053-1, Abschn. 6.5, ist durch konstruktive Maßnahmen (z.B. ausreichende
Wärmedämmung, geeignete Baustoffwahl, zwängungsfreie Anschlüsse, Fugen usw.) unter Beachtung von Abschn. 6.6 sicherzustellen, dass die Standsicherheit und Gebrauchsfähigkeit der baulichen Anlagen nicht unzulässig beeinträchtigt werden.
Der Tragwerksplaner kann unter Berücksichtigung der Kennwerte für Kriechen,
Schwinden, Temperaturänderung sowie Elastizitätsmoduln aus DIN 1053-1, Tab. 2,
rechnerisch Bewegungsfugenabstände ermitteln.
Die überschlägige Berechnung von Bewegungsfugenabständen ergibt Werte zwischen 6
und 14 m.
Horizontale Bewegungsfugen sind unter Aufstandkonsolen – bei abgefangenem Verblendmauerwerk – erforderlich. Trennfugen im Baukörper müssen auch durch die Verblendschale geführt werden.
Fuge
Nordwand
Fuge
Ostwand
Hinterlüftete Vorsatzschalen
Nicht nur für das norddeutsche Küstengebiet bietet sich hier z.B. die bewährte wärmedämmende Zweischaligkeit der Außenwand an. Sehr gute Erfahrungen sind mit dem
kerngedämmten Mauerwerk gemacht worden, so dass im Schleswig-Holsteinischen
Wohnungsbau kaum noch Luftschichtmauerwerk durchgeführt wird, weil klar erkannt
wurde, dass der zur Verfügung stehende Schalenabstand hinsichtlich einer optimalen
Wärmedämmung sehr günstig ist.
Zu beachten ist vor allem:
쐌 Das Errichten von Vormauerschalen vor bestehenden Außenwänden muss nach den
Grundsätzen der Norm
쐌 DIN 1053: Mauerwerk, Berechnung und Ausführung, Teil 1 [1] vorgenommen werden.
쐌 Zur Aufnahme und Ableitung der Eigenlasten der Vormauerschale sind Aufstandskonstruktionen notwendig, die unverschieblich mit dem Tragwerk oder den Gründungselementen des Gebäudes verbunden sein müssen.
Westwand
Weiter ist die Klärung folgender Punkte nötig:
쐌 Werden die geforderten Abstandsflächen unterschritten?
쐌 Ist die geplante Maßnahme genehmigungsfrei oder muss ein Bauantrag eingereicht
werden?
쐌 Das Beachten städtebaulicher und gestalterischer Vorgaben, wie z.B. städtebaulicher
Rahmenplan, Denkmalschutz usw.
쐌 Können erforderliche Abfangungen oder Anker im vorhandenen Hintermauerwerk
bzw. in der Deckenkonstruktion fachgerecht befestigt werden und die auftretenden
Kräfte aufnehmen bzw. übertragen?
쐌 Wird durch die Sanierungsmaßnahme die Bodenpressung der vorhandenen Fundamente überschritten?
쐌 Ist die vorhandene Verblendung ordnungsgemäß dauerhaft verankert?
쐌 Welche statischen Nachweise sind zu führen?
쐌 Das Beachten von bauaufsichtlichen Brauchbarkeitsnachweisen im Sinne des § 3,
Absatz 1, Satz 1 LBO (siehe auch § 21ff).
쐌 Die Systemverträglichkeit von Nachbehandlungsmaßnahmen ist festzulegen.
쐌 Auswirkungen auf die Haustechnik?
Für die nachträgliche Fassadensanierung durch eine Verblendschale muss in jedem Fall
ein Bauantrag eingereicht werden.
Die nachträgliche Fassadendämmung eines Gebäudes hat Auswirkungen auf die Größe,
die Leistung und die Wirtschaftlichkeit der Heizungsanlage:
쐌 Der Wärmebedarf des Gebäudes wird geringer.
쐌 Die Umweltbelastung wird reduziert.
Die Leistung der Heizungsanlage muss den neuen Gegebenheiten angepasst werden,
wie z.B.:
쐌 Installation eines „kleineren“ Heizkessels
쐌 Anpassung der Heizungsregelung
쐌 Einbau von Thermostatventilen und entsprechender Regeltechnik
쐌 Neuer hydrostatischer Abgleich
Das Optimum kann nur erreicht werden, wenn optimale Gebäudehülle und optimale Anlagentechnik zusammen entwickelt und umgesetzt wird. Deshalb sollte schon bei der
Planung der Maßnahme der beratende Ingenieur für Heizung und Lüftung Alternativen
aufzeigen.
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Gebäude
Fuge
Südwand
Fuge
Bild 17: Ausbildung von Bewegungsfugen
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Vertikale Bewegungsfugen in Verblendschalen sind im Bereich der Gebäudeecken und
bei langen Schalen in Abständen von 6 bis 14 m notwendig.
Bild 18: Ausbildung einer Bewegungsfuge
Bild 19: Zierverbände
Ausführung der Maurerarbeiten
Besondere Bedeutung für die zu erreichende Schutzwirkung gegen Schlagregen kommt
der handwerklichen Ausführung der Maurerarbeiten zu:
쐌 Mauersteine mit hohem Wasseraufsaugvermögen sind vor dem Vermauern ausreichend vorzunässen.
쐌 Gute Erfahrungen sind mit Werk-Trockenmörteln gemacht worden. Sie können
durch ausgewählte Sieblinien und ein gezielt eingestelltes Wasserrückhalte-vermögen auf alle Steinsorten – von stark saugend bis nicht saugend – angepasst werden.
쐌 Die Lage, vor allem aber auch die Stoßfugen, sind sorgfältig und vollständig zu vermörteln.
Ganz besonders muss dies bei Steinen ab 113 mm Höhe beachtet werden, da bei diesen
Formaten beim Vermauern eine voll vermörtelte Stossfuge nie allein durch Andrücken
des mit Mörtel belegten Mauersteins an den Vorläufer erreicht werden kann.
쐌 Die Verfugung sollte vorzugsweise durch einen oberflächig bündigen Fugenglattstrich des Mauermörtels vorgenommen werden.
쐌 Das Eindringen von Regenwasser ist durch geeignetes Abdecken während notwendiger Arbeitspausen zu verhindern (siehe auch Bild 14).
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Abdichtungsmaßnahmen
Allgemeines
Im Bereich aller Aufstandflächen der Vormauerschalen ist für ein schadloses Abführen
von ggf. eingedrungenen, auf der Rückseite der Vormauerung ablaufenden Wassers zu
sorgen.
Im Sockelbereich wird dies bei Verblendschalen durch ein Offenlassen der unteren Stoßfugen erreicht. Auch sind im Aufstandbereich „Fußpunktabdichtungen“ anzuordnen.
Diese können aus Dichtungsbahnenstreifen (z.B. aus Bitumen, Kunststoff oder Metallbändern) bestehen, die auf der Aufstandsfläche mit Gefälle (ca. 2,0 cm) nach außen aufgelegt werden und an der inneren Schale mind. 0,25 m hoch zuführen und dort mechanisch zu befestigen sind.
Im Sockelbereich muss die notwendige Flächenabdichtung z.B. aus einer Dichtungsbahn z-förmig am Hintermauerwerk befestigt und durch die Vormauerschale geschützt
werden.
Aus Erfahrung sollte hier die gleiche Dicke der Sperrschicht (s.o.) gewählt Verwendung
finden, da sie herunterfallenden Steinstücken den erforderlichen Widerstand leistet (sie
ist baustellengerecht).
Liegt die Fußpunktabdichtung unterhalb der Spritzwassergrenze (weniger als ca. 30 bis
50 cm über angrenzendem Gelände), dann ist es erforderlich, oberhalb der Spritzwasserzone eine zusätzliche Querschnittsabdichtung einzubauen, die das kapillare Ausbreiten
der Spritzwasserdurchfeuchtung und deren Folgeerscheinungen (z.B. Ausblühungen) begrenzt.
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Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Waagerechte Abdichtungen in oder unter Wänden müssen nach DIN
18195-4; 2000-08 Abs. 7.2 bestehen aus:
(1) Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage nach DIN 52128
Die DIN 52128 nennt keine Dicken dafür Flächengewichte:
– R 500 mit einem Nennflächengewicht der Rohfilzpappe von 0,500 kg/m2.
– R 333 mit einem Nennflächengewicht der Rohfilzpappe von 0,333 kg/m2.
Der Bruchwiderstand muss 300 N bei der R 500 in Bahnlängsrichtung und 200 N in
Bahnquerrichtung, bei der R 333 in Längsrichtung 250 N und in Querrichtung 150 N
betragen.
Die Prüfung dieser Anforderungen erfolgt nach DIN 52123 1. Die Einhaltung der
Produkteigenschaften ist durch werkseigene Produktionskontrolle nach DIN 52144
nachzuweisen.
(2) Bitumen-Dachdichtungsbahnen nach DIN 52130
Die DIN 52130 nennt keine Dicken, dafür aber folgende in Tabelle 1 beschriebene
Anforderungen:
Tabelle 1: Anforderungen an Bitumen-Dachabdichtungsbahnen nach DIN 52130
Bahn mit
Trägereinlage
J 300
G 200
PV 200
J 300
G 200
PV 200
Art der Bestreuung
Gehalt an löslichen Bestandteilen
Mittelwert
g/m2
kleinster Einzelwert
g/m2
besandet
≥ 1600
≥ 1520
beschiefert
≥ 2000
≥ 1900
Detaillierte Angaben für Höchstzugkraft und Dehnhöchstzugkraft sind in Tab. 2 angegeben.
(3) Kunststoffdichtungsbahnen nach 18195-2; 2000-08, Tabelle 5
Die DIN gibt folgende Mindestdicken an:
– für ECB-Bahnen (Ethylencopolymerisat-Bitumen)
Mindestnenndicke
1,5 mm
Kleinster Einzelwert 1,3 mm
– für EVA-Bahnen (Ethylen-Vinyl-Acetat-Terpolymer)
Dicke
≥ 1,2 mm
– für Elastomer-Dichtungsbahnen mit Selbstklebeschicht
Dicke
≥ 1,2 mm
Die Einhaltung vorgenannter Anforderungen ist dringend zu empfehlen, weil Unterschreitungen der Mindestdicke im Baustellenbetrieb sehr oft zu Schäden geführt haben.
Möglichkeiten der Modernisierung mit Verblendung
Die Möglichkeiten sollten in jedem Einzelfall untersucht und kostenmäßig sowie gestalterisch gewertet werden.
Nicht unterkellerte Gebäude
In aller Regel ist hier ein Vorsetzen des neuen Fundamentes vor das alte die günstigste
Lösung. Dabei ist es oft, insbesondere bei Schalenfugenmauerwerk, günstiger die alte
Verblendschale abzutragen. Häufig wird dies schon nötig, weil die alte Verankerung
nicht mehr den Erfordernissen der Standsicherheit entspricht. Eine Nachverankerung ist
in aller Regel teurer und durch die große Dicke inakzeptabel.
Wandaufbau alt
11,5 cm VMZ
2,0 cm Schalenfuge
17,5 cm KSL
1,5 cm Putz
U (k) = 1,90 W/m2K
Wandaufbau neu
11,5 cm VMZ
15,0 cm mineralische Dämmung
2,0 cm Schalenfuge
17,5 cm KSL
1,5 cm Putz
U (k) = 0,20 W/m2K
Der Wärmedurchgang wurde auf 11 % verringert. Die Kosten betragen 160,– €/m2 oder
125,– €/m2 Wfl.
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Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
vorher
Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Die Sturzabfangungen haben den großen Vorteil, dass sie weniger Anpassarbeiten mit
sich bringen.
nachher
Bild 21: Abfangungen
Bild 20*): Beispiel einer Instandsetzung durch neue Verblendschale mit
Kerndämmung
Vor Ansetzen der Wärmedämmung muss der Untergrund geglättet werden. Grundsätzlich wird das Anbringen einer zugelassenen Fassadendämmplatte, hydrophobiert mit
WLG 0,035 empfohlen, die zwar im Materialpreis geringfügig höher liegt als die mit
WLG 0,04 aber, wegen des größeren Effektes, auch besser und kostengünstiger zu verlegen ist. Außerdem ist sie maßhaltiger und trotzt besser den Widrigkeiten auf der Baustelle.
Mauerwerks-Abfangungen
Bei allen unterkellerten Gebäuden sind in der Regel die typengeprüften Abfangungen
von z.B. CAMINO, HALFEN und RÖBEN wirtschaftlich (Bild 20). Die Mauerwerksabfangung kosten eingebaut ca. 130 €/lfm. und damit bei einem 2-geschossigen Gebäude rd. 25 €/m2 Wandfläche; bei einem 4-geschossigen Gebäude rd. 12 €/m2 Wandfläche. Diese Kosten sollten mit Systematisierung und Einarbeitungseffekten noch deutlich
zu senken sein.
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Bild 22: Abfangungen
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Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Entsprechende Anpassarbeiten werden grundsätzlich auch am Dachanschluss (Ortgang,
Traufe, Regenfallrohr) notwendig.
Es ist zu prüfen, ob es nicht wirtschaftlicher ist, die alte Verblendschale abzutragen und
durch eine neue Verblendschale zu ersetzen, um zusätzliches Gewicht und AbfangeKonstruktionen zu vermeiden. Das gilt besonders für den Fall, dass die Verankerung der
alten Verblenderschale nicht mehr funktionstüchtig ist. In diesem Zusammenhang wird
auf die Erlasse der oberen Bauaufsichtsämter verwiesen, die Besitzer der Bauten von 2und mehrgeschossigen Häusern auffordern, den Bestand der Anker laufend zu prüfen.
Da eine Nachverankerung in etwa so teuer ist, wie Abriss und die Entsorgung der alten
Verblendschale, setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, die Verblendschale mit
einer neuen optimal gedämmten Schale zu ersetzen.
Gleichzeitig werden übergroße Leibungstiefen vermieden, Lichteinfall nicht beschränkt
und die Gestaltung verbessert.
In der Regel werden die notwendigen Aufstandsflächen für die nachträglich herzustellenden Vormauerschalen nicht vorhanden sein, dann muss eine Abfangkonstruktion hergestellt werden.
Bild 23: Anwendung von Riemchen
Die Möglichkeit der Verwendung von Riemchen kann in besonderen Fällen wie z.B. begrenzte Lastaufnahme des Untergrundes oder Lage der Fenster geboten sein (Bild 21).
Die Kosten liegen nur unwesentlich unter denen von vollen Verblendungen.
Fertigteile entflechten die Bauarbeiten indem sie lohnaufwendige Arbeiten in die Fabrik
verlegen. Sie tragen dadurch zweifellos zur Qualitätssteigerung bei. Den Unternehmer
entbinden sie von Gewährleistungsverpflichtungen.
Abstandsflächen nach LBO
Da die energetische Gebäudeoptimierung nicht nur in Verordnungen gefordert wird sondern allgemeiner politischer Anspruch ist, unterstützen die einzelnen Bundesländer diese
auch in ihren Landesbauordnungen.
Bild 25: Abstandsflächen
Bild 24: Fertigteile
Die Vorfertigung ist nur scheinbar teurer als herkömmliche Erstellung, denn durch Vorteile in Qualität und weitgehende Schadensfreiheit ist sie am Ende günstiger.
Der Anschluss der Vormauerschalen an die Öffnungen (Fenster, Türen) bedarf besonderer planerischer Überlegungen. Wegen der erheblichen Dicke der Vormauerschalen wird
nur in seltenen Fällen eine entsprechende Verengung der Öffnungen hinnehmbar sein.
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In Schleswig-Holstein ist die Einschränkung des Mindestabstandes von bis zu 20,0 cm
in der LBO verankert. Darüber hinaus empfiehlt sich die rechtzeitige Einschaltung des
Nachbarn und der Bauaufsicht. Dies ist beim Bauen an der Grenze unumgänglich und
trägt zum Erhalt des Friedens bei.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Je nach Ausgangsbasis sind Investitionen in die Gebäudeoptimierung grundsätzlich wirtschaftlich, tragen sie doch zur Wertsteigerung und zur nachhaltigen Vermietung der Gebäude bzw. der Räume bei. Auf jeden Fall schaffen sie durch die Energieeinsparung
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Besser Planen – Kostengünstiger Bauen
Spielräume in der Kaltmiete. Ganz nebenbei erwirken die Maßnahmen erhebliche Einsparungen an Umweltbeeinträchtigungen und verbessern deshalb die Umwelt.
Günstige Finanzierungsmöglichkeiten bieten derzeit alle Bundesländer an.
Besonders interessant sind auch die Mittel aus dem CO2-Minderungsprogramm der
KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (www.kfw.de).
Die vorbeschriebenen Optimierungen des Wärmeschutzes mit Verblendmauerwerk bringen Einsparungen an Heizenergie:
쐌 bei einem üblichen Einfamilienhaus von rd. 1.980 l Öl oder m3 Gas im Jahr oder rd.
20 l/m2 Wfl.
쐌 bei einem 6-Familienhaus von rd. 5.100 l Öl oder m3 Gas im Jahr oder rd. 14 l/m2
Wfl.
Die Kosten für vorbeschriebene Optimierung betragen 125,– bis 175,– €/m2 Fassadenfläche. Die große Spanne kommt dadurch zustande, dass Abfangungen und Dacherweiterungen bei Gebäuden mit geringer Geschossanzahl relativ mehr zu Buche schlagen
als bei größerer Geschossanzahl.
Die Kosten liegen damit um ca. 25,– bis 40,– € über denen von üblichen Wärmedämmverbundsystemen. Diese müssen im allgemeinen alle 6–10 Jahre mit einem Anstrich auf ihr ursprüngliches Erscheinungsbild gebracht werden. Ein Anstrich kostet nahezu so viel wie die Unterschiedskosten in der investiven Phase.
In aller Regel sind im Zuge der Investitionen die Kosten leichter aufzubringen als später
in der Instandhaltungsphase. Diese Problematik ist offensichtlich nicht allgemein bekannt und sollte im Zuge der Nachhaltigkeit vor der Investitions-entscheidung immer
erörtert werden.
*) Fotos Wohnungsbau GmbH, Beethovenstr. 71, 24534 Neumünster
[1] + [2] DIN 1053 Mauerwerk, Beratung und Ausführung
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