Treffpunkt in Mellau - Forum

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Treffpunkt in Mellau
Früher stand hier in Mellau eine Imbissbude, später wurde daraus ein Szenelokal für die
Jugend. Beim Hochwasser 2006 wurde ein Teilbereich des Lokales beschädigt und ein neuer
Pächter, ein Gastronom aus dem Bregenzerwald, ermöglichte einen Neubau eines Cafés mit
Bar mit dem Namen Metzgerstüble an gleicher Stelle.
Der Fluss zerstörte das frühere Gebäude. Der Neubau öffnet sich zum Dorfkern hin.
Geplant hat Architekt Bernardo Bader, der ausführende Betrieb war die Zimmerei Michael
Kaufmann im benachbarten Reuthe und bereits 2009 hat dieses Gastrogebäude den
Vorarlberger Holzbaupreis gewonnen.
Ungewöhnlich für Planung wie Ausführung war die Tatsache, dass direkt neben dem früheren
Gebäude eine Trafostation der Vorarlberger Kraftwerke stand, die durch das Hochwasser
ebenfalls beschädigt worden war. Um 1,50 m Platz für den Neubau zu gewinnen, entschied
sich Bader, die Trafostation in den Holzbau zu integrieren. Letztendlich befindet sich die
Technik innerhalb von 30 cm starken Stahlbetonwänden, die mit einer Holzfassade verkleidet
wurden. „Die Vorarlberger Kraftwerke sind ein innovativer Bauherr und haben ein offenes Ohr
für Architektur. Die Situation an der Baustelle war anspruchsvoll, überall mussten wir den
Mindestabstand einhalten“, erläutert Bader, der bei den beengten Platzverhältnissen froh um
jeden gewonnenen Meter war.
Entstanden ist ein Holzbau im Niedrigenergiestandard, dessen zentrales Element im Innern ein
Sitzfenster zum Flussraum hin darstellt. Drei Dreischeibenverglasungen von je 3,30 m x 1,50
m mit Ganzglasstößen geben den Besuchern auf 10 m Länge den Blick auf den Fluss und die
gegenüber liegende Bebauung frei; Rollos dienen hier der Verschattung. Die
Fenstereinfassungen bestehen aus Kupfer, sind auskragend ausgeführt und verblecht. Hier
zeigt sich der Respekt Baders vor handwerklicher Arbeit und Tradition. „Nichts an diesem
Objekt ist von der Stange. Der regionale Aspekt ist mir sehr wichtig. Mir ist es lieber, wenn
etwas regional ausgerichtet und maßgeschneidert ist. Wir haben den Innenausbau, die Möbel
und die Lampen für das Metzgerstüble selbst entworfen“, sagt er und weist auf die Fassade
und die Innenverkleidung hin:
„Die Fassade besteht aus stehenden Latten, die Unterkonstruktion ist waagerecht. Die Latten
sind nicht sichtbar montiert, das ist ein ordentlicher Mehraufwand. Die Latten sind bewusst in
der Tiefe unterschiedlich. Es gibt drei unterschiedliche Maße, dadurch entsteht eine leichte
Schuppung in der Fassade, die mir ganz wichtig war. Diese Anmutung setzt sich im Innenraum
fort: eine einfache Profilierung, sowohl an der Decke als auch an der Wand. Das sind einzelne
Stäbe, die im Innenraum gebürstet wurden, damit sie haptisch schöner sind und eine
verbesserte Raumakustik ergeben - vergleichbar mit einem Nadelstreifenanzug. Bei diesem
eher kleinen Innenraum sollte die Verkleidung wie fein gewoben wirken.“
Die Ausrichtung des Gebäudes zum nahen Dorfplatz hin ist geprägt von dem überdeckten
Eingangsbereich an der Schmalseite im Nord-Osten, der die ganze Fassadenfläche einnimmt.
Dort lassen die beweglichen Glaselemente eine Öffnung zur Terrasse zu. Im rückwärtigen
Buffet der Bar lässt ein Fenster mit satinierter Glasscheibe die Glasflaschen der Bar von außen
dezent wahrnehmen. „Die Öffnung zum Dorfplatz ist eine Stammtischsituation, an die sich die
Bar mit einer zweiten Sitzmöglichkeit anschließt, es folgen die lange Bank am Fenster und die
Stehtische. Man spürt ganz stark die Stimmung des Tages und der Jahreszeiten und natürlich
den Fluss“, erklärt Bader.
Hinter dieser Fassade befindet sich die Trafostation
Holzbau
Das Gebäude ist ein normaler Holzelementbau von 24,80 x 5,75 m, der durch konsequente
Vorfertigung eine Bauzeit von vier Monaten inklusive Kellererweiterung ermöglichte, für die
Statik kam ein Brettschichtträger zum Einsatz. Es wurde ausschließlich heimische Weißtanne
verwendet. Die Fassade weist keinen Holzschutz auf. Der Keller ist Bestand und befindet sich
unter der Bar, von den Bierfässern führen gerade Leitungen nach oben.
Haustechnik
Das Metzgerstüble ist an die Fernwärmeversorgung von Mellau angeschlossen, die mit Biomasse gespeist wird. Es gibt ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung und die
Wärmeübertragung geschieht mittels Fußbodenheizung.
Jörg Pfäffinger
Fotos: Norman A. Müller und Jörg Pfäffinger
Architekt:
DI Bernardo Bader, Dornbirn
Holzbau: Zimmerei Kaufmann, Michael Kaufmann, Reuthe
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